WÜKTTEMBERGISCHE
VIIETILJAIESHEFT
LAIDESGESMICIITE.
IN VRHBINDUN« MIT
BEI VKREU FfcE IIIIST II» HTKITUI I! »LI 1» 0BEBÜCIW1BKI, BEI WÜITTKIB. HTKRU'lSVKtKII II
SIIim.411. BEI H1ST01ISCIIKI VEKEII F(lR BiS WIVTTEIB. ntHKEI IIB BEI StLCHÖil ttt ILTERTUflSV FR KJ S
K. STATI8TI8CHEN LANDESAMT.
AHF(GANG VIII.
1885.
STliTTtiART.
\V. KOHLHAMMER.
1886.
FÜR
11 K R A U 8 G K G E B E N
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25D
Druok von W. Kohlhammer in Stuttgart.
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Inhalt.
Salle
Chronik de« Jahrs V
Nekrolog des Jahrs 1685 VI
Aus Johanne* Fallati' s Tagebuchern und Briefen. Ein Beitrag zur Gefchichte des Jahres
1848, von K. Klfipfel 1
Mitteilungen der Anfialten für vaterl&idifchc Gefchichte und Altertumskunde.
Vom K. ftatiltifch-topographifchcn Burean.
Württerobcrgifchc Üefchichts-Litteratur vom Jahr 1884. Von Prof. Dr. Hart mann 164
Aus dum Protokoll der llcbentcn Beratung des Redaktions-AusfchulFes .... 170
Verein für Kauft und Altertum in Ilm and Qberlthwabpii.
Runen unter den .Steinmeteseichen. Von Dr. Friedrich Lofch. (Mit 4 Tafeln) .... 37
Runen, Steinmetzzeichen und Hausmarken. Von Diakonus A. Klemm in Geislingen 5t)
Beiträge zur Gefehiclde von Geislingen und Umgegend. Von Demfelben.
VII. Die Burg Helfcnftein und ihre Gefchichte 53
Ordnung der Schmidzunft zu Ulm vom Jahr 15o5. Hitgeteilt von Pfarrer Seuffer in
Erfingen (Schluß) 59
Heraldifchc Forfchungen. Von Diakouus A. Klemm 64
Ein alter Bauriß zum Turmhelm am Straßburger Münfter. Von Demfelben 66
Ulmifche Miszellen. Von C. A. Kornbeck in Ulm.
I. Zur Baugefchichte Ulms 66
II. Ulmifche Beilltzcr 71
III. Altulmifche Statiftik 73
IV. Dreiköuigskapello 79
V. Geiftliche Pfleghöfe 79
VI. Zur Gefchichte der Sammiungsfchweftern 171
Die Familie G/emp r. Freudenflein in ihrer älteften Entwicklung. Von Diakonus Klemm
in Geislingen 174
Ein Grüberfund bei Allmendingen. Hitgeteilt von Dr. Lcube in Ulm 180
Carmen fponfalicium von 1G04. Von Prof. Dr. H. Knapp in Ulm 181
Eicheltceife. Von Pfarrer Aichcle in Bernftadt 183
Reifefludien, befonders im Batfrifchen und Fränkifchen. Vortrag im Ulmer Altertumsvercin
von Diakonus Klemm in Geislingen 185
I. Drei Hallenkirchen aus dem 2. Viertel des 15. Jahrhunderts und Nikiaus Efeler
als Hauptbaumeifter an denfelbcn 185
II. Heifter- und Bildbauerzeichen und -Namen.
1. Eine neue Fainiliengruppe von Meifterzeichcn 192
2. Das Lilienwappen und Ansbach 194. 241
3. Sonftigc Hcifter und Bildhauer 242
III. Erzgießer , 244
IV. Längsrillen und Rundmavkcn 245
V. Befondere Beobachtungen an deu Grabdenkmälern im Germanifchen Mufeum . . 247
VI. Cl.riftus als Fifch 249
Die I'alatialkapelte zum heil. Kreuz und zum Hofherrn in Ulm. Von Stadtpfarrcr Krieg -
ftöttcr in Mundeikingen 250
Mitteilungen aus Munderkingen. Von Stadtpfarrer Krieg ftöttcr.
Abbildung der hintern Burg auf dem Bullen 253
Bestrafung gefallener Brautleute 253
Befcitigung der Leichname von Selbftmordern 254
Die Ehinger in Ulm. Vortrag von A. Schul tes, Pfarrer a. D 255
Fifchc ziehen von Ungarn nach Ulm. Von Stadtpfarrer Kricgftütter 263
Süzungsberichte 80. 194. 264
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IV
Inhalt.
HifUrlltfw V«r»li für das WürtUuibcnrifthe Frtikfi. 8eHe
A'ohi^ Heinrich VII. und die Herren von Hohenlohe im Jahr 1234. Von Pfarrer G. BoJ'fort
in Bechlingen 81
Bericht der württembergifchen Regierung an König Ferdinand über da« Treffen bei Lauffen.
Mitgeteilt von Archivfekretär Dr. Schneider 89
Am J. K. Holderbufchs Chronik. Von Pfarrer Cafpart in Dußlingen 91
Zur Gefchichte des Sogenannten Straußenkriege. Von Pfarrer G. Boflert 96
Künzelsau und das Ganerbiat. Von Profeflbr Bon Ii Offer in Kllnzolsau IUI
Urkunden zur Gefchichte des Streites ztei/chen Herrfchaft und Stadt Reinsberg. Aus dem
fürftlich Hoheolohifchcn gcmeinfcbaltlichen Hausarchiv mitgeteilt von t Dekan Fi fcher
in Öhringen 108. 210. 270
Beitrüge zu den Oberamtsbefchreibungen von Hall und Gaildorf. Von Diakonus Kle mm . 195
1. Hall. Michaelskirche 195. Katharinenkirchc 196. Johanntskirche. Unterlim-
purg. Haller Bildhauer 197. Holzfchnitzer. Maler. SchlotTcr 199. II. Gaildorf 199.
Lebensbilder au* Franken. Von Pfarrer G. B o ffert in Bechlingen. 3. Hiob Gart von Kilnzelsau 200
Urkunden und Notizen zur Gefchic/Ue des Haufes Hohenlohe. Von U. Boflert .... 265
llericht über das Vereinsjahr Iub4tl5. Von dein VercinBVorftand Haßler 279
Herren ton Heimberg OA. Weinsberg. Von Dr. E. Schneider 281
Wärtlomtorpirtlier AlUrUumvewil.
Lehenbuch Grof Eberhard des Greiners ron Wirtemberg. Herausgegeben von Archivfekretär
Dr. Schneider 118
Zur Gefchichte des Bodenfees 164
Zufammenkünfle der Mitglieder und Freunde des Württ. Altertumsvereins, fowie der Anthro-
pologifchen Gefellfchaft 164
Aktenftücke zur Gefchichte der Herrfchaß des Schwäbifchen Bunden in Württemberg und
zur Jugendyefchichte Herzog Chrißophs. Mitgeteilt von Arnold Huf Ion in Innsbruck 214
Vom der Karlsfchule. Mitgeteilt von f A. v. Brcitfchwcrt, Landgerichtsfekrctär a. D.,
und Stadtpfarrcr Abel in Gmünd '221
Hechinger Latein. Von Prof. Dr. Hermann Fi fcher 229
Miszellen zur württembergifchen Gefchichte während Ulrichs Vertreibung. Von Archivfekretär
Dr. Schneider 236
Die neueflen Forfchungen am rätißhen Limes. Von Finanzrat Dr. K. Paulus 289
Die Kirchenheiligen Württembergs bis /iW. Von Guftav Boflert 282
Chronikalifche Aufzeichnungen des Franziskaner-Konrentualen Johanne* Schmidt von Kirnen-
dingen bei Pfortheim (134U-1462) Mitgeteilt von Dr. H. Haupt, Bibliothekar der
Univerfitat Gießen 290
Auffindung eines Grabßeins aus dein J. 1318 in der Stadtkirche zu Hcitnsheim OA. Leonberg.
Mitgeteilt von Paulus 291
Solebgautr HUrtismerdi.
ltie ülteße Gefchichte des erlauchten Gefamthuufes der Königlichen und Fürßlichen Hohen-
zollern von Prof. Dr. L. S c Ii m i il. Angezeigt von B. in H 213
Der Hohenberger Obervogt C. Mor im Bauernkrieg. Von Guftav Boflert 292
Begifier 298
Jahrgang VII 1884, S. VIII ift als Ehrenmitglied de« Wilrtt, Altertutnsvercins einzureihen:
Freiherr v. Hügel, Forftrat a. I).
Zu Jahrg. VIII 1885 Seite 199. Statt Schmenzer lies: Schwenzer; C. M. ift der
ausführende Werkmeifter Carl Müller, am Taufftein ift II. D., das Monogramm des Bauroeifters
Heinrich Dolmetfch, angebracht.
Zu dein Regifter Uber das I.elicnbuch Oraf Eberhards d. Gr. Afpach ift Oberasbach
bayr. BA. Fürth. Nach gütiger Mitteilung des Herrn Pfarrers Kcrnlcr in Steinhofen ift Bolt ein
abg. Ort bei Sigmaringen, jetzt Paulterhof; Brcnzkufer zehent ift auf Brcnzkofcn bei Sig-
maringen zu beziehen ; Hufen (bl. 86; ift Haufen bei Bcuron. Ferner ift zu berichtigen: Ka ftel,
Caftell fchweiz: Kant. Thurgau.
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CHRONIK DES JÄHES 1885.
Januar 12. In Zchdcnick an der Havel ftirbt Prinz Auguft von Württemberg. Seine
Leiche wurde am 18. Januar in der K. Familiengruft zu Ludwigsburg beigefetzt. (Geboren
24. Januar 1813 als Solin des Prinzen Paul, Bruders des Königs Wilhelm, (Und der Ver-
ftorbene feit 1830 in preußtfehen Militlrdicnften, feit vielen Jahren einer der vertrauteren
Freunde Kaifer Wilhelms.)
Januar 19. In Großgartach, ÜA. Heilbronn, zerftürt eine Fcnersbrunft 13 Haupt- und zahlreiche
Nebengebäude.
Februar 28. Der Staalsminifter des Kirchen- und Schul wefens (feit 1870) Dr. v. Gcßler tritt
in den Kuheftaud und erhalt den wirklichen Staatsrat Dr. v. Sarwey zum Nachfolger.
Der Dcpartcmentsrhef des Kriegswefens , Generalmajor v. Steinheil, wird zutn Staats-
roiniftvr des Kriegswefena ernannt.
April I. Der fiebzigfte Geburtstag des Reichskanzlers Fiirftcn v. Bismarck wird auch in
Württemberg allerorten feftlich gefeiert
Mai 9. In Cleverfulzbach wird ein Gedenkltein über dem Doppelgrab der Mütter Schillers
und Mörikcs eingeweiht
Mai 21. Seine Majeftät der König trifft nach l'echsnionatlichcm Aufenthalt im Süden wieder in
Stuttgart ein, nachdem Ihre Majeftät die Königin, welche Nizza am 211. April verlaJTen
und noch in Paris Sich aufgehalten hatte, bereits am 16. Mai wieder angekommen war.
Mai 28. ff. Die Deutfche Gcfcllfchaft zur Kettung Schiffbrüchiger tagt in Stuttgart.
An der Land esun i verfität befinden fich 1422 Studierende, worunter 556 N ich t-
württemberger, der höchfte bis jetzt erreichte Beluch der Hochfchule.
Juni 17.— 20. In Stuttgart wird ein großes Mufik feft, würdig eingeleitet mit Handels (geb. 1685)
Samfou, gefeiert.
Juni 20. Seine Majeftät der Kon ig begiebt Sich zum Sommeraufenthalt nach Friedrichshafen.
Ihre Majeftät die Königin reift am 1. Juli dahin.
Juni 25. In Freudtyi ftadt wird zutn Landtagsabgcordnctun Stadtfchultheiß Hartranft gewählt
Juli 5. In Bad Tüffer bei Graz ftirbt Herzog Alexander von Württemberg, K.K. General
der Kavallerie (geb. "J. Dezember 1804 als Sohn des Herzogs _ Ludwig, Bruders des Königs
Friedrich).
Aufluit 6.-8. Der Deutfche G eo m eterve rei u tagt in Stuttgart.
September 13. 14. Der Deutfche Ärzte tag wird in Stuttgart gehalteu.
September 15. Ihre Majcftäten der König und die K ö n i g i n treffen aus Anlaü des bevorfteheuden
Be luchs Sr. Majeftät des Deutfchen Kaifers in Stuttgart ein.
September 18. Seine Majeftät der Deutfche K ai fcr_trifft mit dem Kronprinzen, den^Prinzcn
Wilhelm von Preußen und Albreclit von Preußen, dem Prinzen Arnulf von Baiern, General -
feldmarfchall Graf von Moltkc, zahlreichen fremdherrlichen Offizieren und. weiterem großen
Gefolge in Stuttgart ein. Abends nimmt der Kaifer den von der Einwohnerfchaft Stutt-
garts Ihm dargebrachten großartigen Fackelzug entgegen.
September 19. Kaiferparade bei Pflugfelden, an welcher auch etwa 11 000 Mann der wltrttem-
bergifchen Kricgervercine mit 295 Fahnen fich beteiligen.
September 20. flottesdienft, Fahrt durch die Stadt, in deren Straßen fämtlichc Vereine, die ganze
Schuljugend etc. fich aufgeteilt, zu dem von den bürgerlichen Kollegien veranftalteten
Feft im Stadtgarten.
September 21. 22. Fcldmanövcr zwifcheu Glems und Strudelbach.
September 23. Korpsmanöver bei Münchingen und Abreite des Kaifers nach Baden-Baden.
Wie die vom bellten Wetter begünftigten Kaifertage, welche viele Taufende aus dem
ganzen Land nach Stuttgart und den Parade- und Manöverorten geführt, einen allfeitig
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VI
Chronik des Jahrs 1885.
bochbcfriedigcnden Verlauf genommen haben, erhellt aus nachgehenden A llcrböchftcn
Handfchroiben :
Stuttgart, deu 23. September 1885.
Mein lieber Oberbürgermeister Dr. v. Hack!
Die Art und Weife, wie die Vertreter und die Einwohncrfchaft der Stadt Stuttgart
bei dem Befuchc Seiner Majcftät des Dcutfcbcn Kaifers an Meinem Hoflagcr Mir zur Seite
geftandon find, um Meinem erhabenen und ehrwürdigen Gaftc einen fcftlicben Empfang zu
bereiten und die Verehrung und herzliche Zuneigung Unteres Volkes dem Kaifer gegenüber
zu bethatigen, fowie die Bewell'e treuer Anhänglichkeit und Ergebenheit, welche hiebei
Meiner Gemahlin der Königin und Mir zu teil geworden find , haben Mir zur vollen Be-
friedigung gereicht und Mein Herz mit aufrichtiger, wohlthuender Freude erfüllt.
Diefen Gefühlen Ausdruck zu verleiben, ift Mir ein Bedürfnis, welchem ich genügen
möchte, indem Ich Ihnen und den Mitgliedern der bürgerlichen Kollegien und des Feft-
komites, ebenfo wie den Einwohnern der hiefigen Stadt, Meinen gnädigften und wiirmficn
Dank dafür ausfpreche, daß alle voll Hingebung und Eifer in loyalem und würdigem Ver-
halten zufammengewirkt haben, um diefe Tage zu einer Jchönen erhebenden Erinnerung
für Mich und Mein Volk zu geftalten.
Ich beauftrage Sie, diefen Dank zur Öffentlichen Kenntnis zu bringen, und verbleibe,
Mein lieber Überbürgetraeifter Dr. v Hack, mit der Vcrficherung Meines Wohlwollens Un-
gnädiger König Karl.
Durchlauchtiglter (troßmächtigfter Fflrft
freundlich lieber Vetter und Bruder!
Euer Majeftät freut es Mich fehr aufrichtig, unter Beifügung einer Abfehrift Meiner
heute an den General der Infanterie v. Schachtmeyer erlaflenen Ordre davon benach-
richtigen zu können, daC Ich das 13. (Königlich Württembergifclte) Armeekorps bei den
diesjährigen Herbftflhiingcn in einem fehr befriedigenden, durchaus kriegstüchtigcii Zuftando
gefunden und daß Ich gern Veranlagung genommen habe, dem ganzen Armeekorps Meine
wärmfte und vollfte Anerkennung auszufprechen. Euer Majeftät wollen Meinen herzlicbften
Glückwunfcb zu diefem günftigen Refultate entgegen nehmen, welches erfreuliches Zeugnis
dafür ablegt, daß die Verbände des nach dem über ein ftitutnenden Willen feiner Fürften
und den Wünfchcn feiner Volksftämme neu geeinigten Deut leiten Reichs fich immer mehr
fertigen und erftarken und daß innerhalb des Deut fetten Heeres die Hatiptbedingung jedes
günftigen Gedeihens — das ernfte und unablaiTig fleißige Streben nach weiterer Vervoll-
kommnung — erkannt und erfüllt wird. Gott wolle feiner leine gnädige und fchützende
Hand Uber unterem teuren Vaterlandc halten! Mit diefem aus der Tiefe Meines Herzens
kommenden Wunfchc fcheide Ich heute aus Euer Majcftät tarnte und ebenfo auch mit
warmem und bewegtem Dank für die Aufnahme, die Mir hier von Euer Majcftät, von der
Stadt Stuttgart, von den zur Parade fo zahlreich erschienenen Kriegctvercinen und von
dem ganzen Lande zu teil geworden ift. Es hat alles das Meinem Herzen wahrhaft wohl-
gethan und Ich würde Euer Majeftät ganz befonders dankbar fein, wenn Allerhöchft-
dicfelben auch Ihrem Lande Kenntnis von Meiuem Danke zu geben geneigt fein möchten.
Mit der Verfichei ung der vollkommen/Yen Hochachtung und wahren Frcundfchaft verbleibe Ich
Euer Majeftät
freundwilliger Vetter und Bruder
(gez.» Wilhelm.
Stuttgart, den 23. September I88f>.
An des- Königs von Württemberg Majeftät.
Es gereicht Mir zur aufrichtigen und herzlichen Freude, Ihnen bei Beendigung der
diesjährigen großen Herbftübungen den Ausdiuck Meiner vollen Zufriedenheit mit den
Leiftungen aller Truppenteile des 13. (Königlieh Württcmbergifchcn) Armeekorps wieder-
holen zu können, die Ich Ihnen fclion bei der Parade und an den einzelnen Manövertageu
zu erkennen gegeben habe. — Das Armeekorps befindet (ich in jeder Beziehung in einem
durchaus kriegstüchtigen, zu jeder Verwendung vorbereiteten Zul'tandc und vollkommen
geeignet, in dem Heere unfercs deutfehen Vaterlandes die Stelle einzunehmen, welche fielt
für die Söhne diefes fchünen Landes mit feiner blutreichen Vergangenheit gebührt. — Ich
erfuche Sie, dem Armeekorps Kenntnis von dem Lethe zu geben, welches Ich feinen
Leiftungen gern und aus vollfter Überzeugung zu teil werden lälfe und hierbei fämtlichen
Generalen, Regimentskommandeuren und Offizieren Meine volle Anerkennung für die fehr
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Chronik und Nekrolog des Jahrs 1885. VII
fichtbaren Rcfnltate ihrer dienftliehcn Thätigkeit ausziifprechcn. — Möge allen das Bewußt-
fein der erfüllten Pflicht und des erlangten Erfolges fowohl eine Belohnung für ihre An-
ftrengungen , wie eine itete Anregung zu weiterem Streben fein; denn in dem Sinne des
Soldaten giebt es keinen Stillftand und der Ruf „Vorwärts" gilt wie im Kriege fo auch
im Frieden. — Ihnen felbft aber, deffen erfolgreiche Thätigkeit und einflchtsvolles Wirken
Mir überall fichtbar geworden ift, fpreche Ich gern und ans warmem Herzen aus, daß Sie
dem Vertrauen, welches Sie in diefe Stelle berief, voll und ganz entfprochen nnd daß Sie
Sich hier für den Dienft Seiner Majeftät des Königs von Württemberg and des gefamten
dentfehen Vaterlandes ein hohes Verdieuft erworben haben! — Ich wünfehe meine lebhafte
Anerkennung für Sic noch befonders dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß Ich Sie hier-
durch zum Chef des Pommerfchen Fülilier-Reginients Nr. 84 ernenne.
Stuttgart, den 23. September 1885. (gez.) Wilhelm.
An den General der Infanterie v. Schachtuicyer, kommandierenden General des 18. (Königlich
Württembergifchcn) Armeekorps.
September 24. Ihre Majeftäten der König und die Königin reifen wieder nach Friedrichs-
hafen ab und verbleiben dafelbft noch bis zum 13. Oktober.
September 30. In der Mol'eri'traßc zu Stuttgart wird ein in einer Hüfte beftehendes Denkmal
des dahier 1701 geborenen, 30. September 1785 geftorbenen Patrioten Johann Jakob
Mofer enthüllt.
Oktober 3. Der Schwäbifehe Merkur feiert lein hundertjähriges Beftehen durch ein fcbOnes
Feft, reiche Stiftung zu einer Altersverforgungskafle der Arbeiter etc.
Oktober 15. In Stuttgart wird das vom Staat und der Stadt gemeinfam durch f Adolf Wolff
erbaute Karlsgymuafium feierlich eingeweiht.
November 10. Ihre Majeftiitcn der König und die Königin reifen zum Winteraufenthalt nach
Nizza.
An der Landesuni verfität Tübingen befinden fleh 1250 Studierende, worunter 323
Nichtwürttemberger, der höchftc bis jetzt in einem Winterhalbjahr erreichte Befuch der
Hochfchule.
Dezember I. Die V o 1 k sz a h 1 u n g ergiebt eino Bevölkerung des Königreichs von 1 994 849 gegen
1971 118 am 1. Dezember 1880, alfo einen Zuwachs von 1,20 Prozent Für die SUldte von
mehr als 10 000 Einwohnern ergab fich:
Ortsanwefende Uevrtlkenmg- Zunahme geKeil 1480
In in Pro«.
Stuttgart 125 GÜ7 7,13
Ulm 33 630 2,61
Ileilbronn 27 751 13,52
Eßlingen 20 839 0,39
Cannftatt 18 021 11,21
Reutlingen 17 228 3,78
Ludwigsburg 10 474 2,32
Gmünd 15 302 11,09
Tübingen 12 545 6,87
Göppingen 12142 11,90
Ravensburg 11475 8,77.
NEKROLOG DES JAHRS 1885,
Januar 22. Stuttgart. Dr. Gufrav v. Biuder, vorin. Präfident der Kultminifterial-Abteilung
für Gelehrten- und Realfchulon.
„ 22. Hofiat Dr. Wilhelm Hernien, Vorftand der Handbibliothek Seiner Majeftat des
Königs.
25. Köln. Karl Weegmann aus Grunbach, Geh. Hofrat und vorm. württ. Konful.
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Nekrolog de» Jahr» 1885.
Februar 1. Maffenbach. Georg Freiherr v. M äffen Lach
. 12. Ktirtingen. Seminar-Oberlehrer G uth.
„ 19. Stuttgart. Emil Hochdanz, Verlagsbuchhändler.
Marz 1. Manchen. Karl Ebert aus Stuttgart, Landfchaftemaler.
„ 4. Stuttgart. Heinrich Kern, Gymnafialprofeffor a. D.
21. Königsberg. Profeffor Dr. Karl Zöppritz au» Mergelftetten.
27. Stuttgart. Freiherr Adolf Hofer v. Loben fto i n , vieljälir. Landtagaabgeurdneter.
29. Stuttgart. Adolf Wolf f, Stadtbaurat.
April 6. Schwabing. Dr. Ernft Triunpp aus llsfeld, Profeffor an der l'niverfität München.
10. Neckarweihingen. Hermann Zell er, Pfarrer, Schriftfteller.
19. Stuttgart. Staatsrat Dr. Friedrich v. Bitter, Präfidcnt des Kvangelifcben Kon-
fiAoriums, Landtagsabgeordneter.
-Mai I. Kochertürn. Pfarrer Dr. Allgay er, ehemaliger Gyranafialrcktor in Ehingen,
Lexikograph.
„ 12. Schloß Zeil. Fürftin Maria v. Waldburg-Zeil-Trauchburg, Gemahlin des
Fürften Wilhelm, Präfidenten der Kammer der Standesherren.
„ 14. Geislingen. Profeffor Karl Kleofattel, Zeichenlehrer.
„ 27. Rottenburg. Domkapitular Dr. v. Welte.
28. Stuttgart. Karl v. Gottfchalk, Oberft z. D.
. 30. Stuttgart. Dr. v. Heimerdinger, Generalarzt a. D.
Juni 5. London. Julias Benedict aus Stuttgart, Mufiker.
„ 6. Stuttgart. Julius Schnorr, Zeichner.
19. Tübingen. Dr. Wildcruiuth, vorm. Gymu.-Profeffor.
. 24. Innthal. Pfarrer Richter, Bienenzüchter.
Juli 1. Stuttgart. Direktor Dr. v. Fehling, vorm. Profeffor der Chemie am Polytechniknm.
1. Ellwangen. Dr. Fr. Jof. Schwan, Stadtpfarrcr, päpftlicher Hausprälat, Vorftand
des kirchlichen Kunl'tvereins der DiOcefe Kottenburg.
, 30. Lndwigsburg. Vizedirektor v. Scholl.
Auguft 7. Reutlingen. Adolf Hornberger, vorm. Vorftand eines Privat Schullehicr-Seuiinars.
30. Wildbad. Gcnerallicutcnant Wilhelm v. Faber du Faur, Köuigl. Württ. Militär-
bevollmächtlgter in Berlin und Bevollmächtigter zum Bundesrat.
Septbr. 5. Mergentheim. Hofrat Dr. Krauß, vorm. Oboramtsarzt.
14. Stuttgart Karl Aug. Fetzer, Rechtsanwalt, ehem. Parlaments- und Landtags-
Abgeordneter, Schriftfteller.
16. Stuttgart. Wilhelm v. Hochftettcr, Direktor der K. Katafterkommiffion.
. 21. Stuttgart. Karl v. Neidhart, Landgerichtadi rektor a. D.
21. EHwangen. Dr. th. Albert Werfer, Dekan a. D., Schriftfteller.
„ 24. Ziegelbach. Profeffor Kirchenrat Dr. th. v. Mack, Pfarrer.
Oktober 1. Ludwigsburg. Frhr. Karl v. Malchus, Generalmajor a. D.
• 9. Stuttgart. Dr. Adolf v. Rueff, vorm. Direktor der Ticrarzneifchule.
„ 15. Stuttgart. Freiherr Karl v. Roitzcnftein, Gcneiallicutenant a. D., Führer der
I. Württ. Brigade vor Paris in den Schlachten vom 30. Novbr. und 2. Dezbr. 1870.
„ 16. Stuttgart. Dr. Ludwig Mezg er, vorm. Ephorus am Seminar Schönthal, Schriftfteller.
Novbr. 14. Reutlingen. Konrad Gminder, Fabrikant.
„ 15. Stuttgart. Eduard v. Gärttner, Geheimerat, vorm. Chef des K. Kabinetts.
, 27. Biberach. Eberhard Emminger, Landfchaftazcichner und Lithograph.
Dezbr. 8. Jerufalem. Chriftoph Hoffmann, Vorftcher der Tempelgemeinde.
• 14. Ludwigsburg. Freiherr Kuno v. Wiederhold, Gonerallieutenant und Staats
minifter a. D.
„ 20. Stuttgart Max Seifriz, Mufikdirektor am K. Hoftheater.
25. Stuttgart. Heinrich Läpple, Bildnismaler.
27. Donzdorf. Graf Albert v. Rechberg und Rothenlöwen.
27. Stuttgart. Ludwig Hoff manu, Wail'enhaus-Oberinfpektor a. D.
„ 28. Ravensburg. Wilhelm Karl Stempflc, Stadtpfarrer und Dekan.
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Aus Johannes Fallati's Tagebuchern und Briefen.
Ein Beitrag zur Gefchichte des Jahros 1848, von K. Klüpfel.
'^on den Mitgliedern jener denkwürdigen Verfammlnng , welche (Ich vor
37 Jahren vergeblich abmühte, Deutichland zu einer einheitlichen politifchen Geftaltung
zu verhelfen, haben im ganzen nur Wenige Aufzeichnungen über ihre Erlebnifle und
Erwartungen hinterlaflen , und auch ein kleiner Beitrag aus der Erinnerung eines
mithandelnden Zeitgenoffen dürfte willkommen fein. Jch erlaube mir daher, ans den
Tagebüchern und Briefen meines 1855 verflorbenen Freundes Fallati (Profcflbrs
der Gefchichte und Statiftik an der Uuiverfität Tübingen 1838 — 1855) einiges mit-
zuteilen. Zur Einleitung fchicke ich kurze biographifche Notizen voraus. Fallati
entflammte einer italienifchen Familie und wurde am 15. März 1809 in Hamburg
geboren. Nach dem frühzeitigen Tode feines Vaters zog feine Muttor, eine geborene
Gall aus Weil der Stadt (eine Verwandte des bekannten Schädellehrers) nach Stutt-
gart. Auf dem dortigen Gymnafium erhielt Johannes feine wiflenfcbaftliche Vorbildung.
Im Ilerbft 1823 bezog er die Univerfität Tübingen, fpäter Heidelberg, um die Rechts-
wifienfehaft zu ftudieren. Neben feinem Fachftndium war er fehr bemüht, mit ver-
fehiedenen Gebieten des allgemeinen Willens fich vertraut zu machen , er trieb
Philofopbie, Gefchichte, befonders die der Litteratur und Kuuft, und neuere Sprachen.
Die damals in Tübingen herrfchende hegelifche Philofophie zog ihn an und hatte
wefentlichen Einfluß auf feine Weltanfcbauung. Herbft 1832 beendigte er feine
Univerfitätsftudicn und erftand die herkömmlichen juriftifchen Prüfungen mit Aus-
zeichnung, erwarb fich auch den juriftifchen Doktorgrad und ging zu feiner weiteren
Ausbildung auf Keifen. Nach Haufe zurückgekehrt, machte er bei dem Stadtgericht
zu Stuttgart als proviforifcher Gerichtsaktuar den Anfang in der juriftifchen Praxis.
Nach einigen Jahren aber betrat er die akademifebe Laufbahn, zunächft veranlaßt
durch eine vom Minifter Schlayer ausgegangene Anfrage, ob er nicht geneigt wäre }
den in Tübingen neu errichteten Lchrftuhl der neueren Gefchichte und Statiftik
vorläufig als befoldeter Privatdozent zu übernehmen. Er trat fein Lehramt Herbft 1837
an, und wurde 1838 zum außerordentlichen, 1842 zum ordentlichen Profeflor ernannt.
Eine 1839 unternommene Reife nach Frankreich, England, Schottland und
Irland, mit längerem Aufenthalt in Paris und London, förderte feine weitere Ent-
wicklung fehr. Er richtete feine Aufmerkfamkeit befonders auf die fozialiltifchen
Bedrohungen und Vereine und brachte reiche Materialien für eine Gefchichte
des Sozialismus mit, die er zunächft für Vorlefungcn benutzte, welche großen
Reifall fanden. Er war für den Beruf eines akademifchen Lehrers in hohem Grad
WOrUotnb. VioiU-ljulir.hefto 1SS5. 1
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■2
Klüpfel
begabt ; er verfügte nicht nur über ein reiches Wiffen, fondern war auch durch eine
feine formelle Bildung befähigt feinen Vorrat gefchickt zu verwerten, er fprach
logifch geordnet mit elegantem Ausdruck und wohlklingender kräftiger Stimme.
Überhaupt machte feine äußere Erfcheinung einen angenehmen gewinnenden Ein-
druck. Einen eigentümlichen Reiz übte die Mifchung deutfeher Bildung mit an-
ererbtem rüdlichem Feuer. Bei all diefer glänzenden Begabung ift es ihm doch
nicht gelungen, durch feine Lehrtätigkeit die Erfolge zu erringen, welche alle die
ihn kaunten von ihm erwarteten. Vielleicht war es die vornehme Haltung, was
die fchwäbifchen Zuhörer eher entfremdete als anzog, vielleicht mochte man ihm
auch anfühlen, daß fein IntereQ'c mehr auf die allgemeine Bildung und das öffent-
liche Leben, als auf die Wiflenfchaft gerichtet war und daß fein ganzes Herz doch
nicht an der Lehrthätigkeit hänge und diefe ihm auch nicht volle Befriedigung gewähre.
Die in den damaligen akademifchen Kreifen Tübingen«; vorhergehende
Strömung war nicht auf die Politik gerichtet. Litteratur, Philofophie und die darauf
fich ftützende theologifche Kritik waren die vorwiegenden IntcrclTen der jüngeren
ftrebenden Geifter. Soweit man fich vor dem Jahr 1848 mit Politik befchäftigte,
war die weitere Ausbildung des konfiitutionellen Lebens, eine ausgedehntere Be-
teiligung der Gebildeten an den öffentlichen Angelegenheiten das Ziel, das man
erftrebte; der konftitutionelle Liberalismus, wie er fich damals in der Minorität der
württembergifchen Kammer durch Römer, Duvernoy und andere kundgab, war die
maßgebende Richtung. Fallati hatte fich mit eigentlicher Politik bisher nicht be-
faßt, er bekannte fich daher auch nicht zu einer beftimmteu politifchen Richtuug
oder Partei. Erft die Bewegung des Jahres 1848, die ihn mächtig ergriff, klärte
feine politifchen Anflehten und gab ihm heftimmte Ziele. Eifrig beteiligte er fich
gleich anfangs an den Befprechungen, zu welchen fich feine akademifchen Kollegen
zufammenfandeu, er verkehrte auch mit Bürgern, befuchte öffentliche Verfammlungen
und trat als Redner auf, und zwar mit folchem Erfolg, daß er bald nächft Uhland
der populärfte Mann in Tübingen wurde. Um ein Bild von feiner Thätigkcit und
den damaligen Zuftänden in Tübingen zu geben, lallen wir ein Stück von Fallati's
Tagebuch folgen.
„Montag, 28. Februar 1848. — Allgemeine Aufregung. Als ich um feebs Uhr in den
Hörfaal trete, bringen mir die Studenten, che ich auf den Katheder ftieg, ein neu angekommenes
Extrablatt des Schwäbifchen Merkurs mit der nun fiebern Nachricht der zwcifellol'cn Konftituier-
nng der Republik und ihrer günftigen Aufnahme in Straßburg. Ich brachte dann diefe Nach-
richt zu Uhland» mit, wo ich den Abend zum Thee war.
Dienstag, 29. Februar. — Man fängt an ernftlicher an die möglichen Folgen für
Dcutfchland zu denken, d. h. zunächft an Krieg, von Frankreich ausgehend, Faft allgemein dio
Stimmung: man will fich fcblagen, aber zugleich fich zu Haufe fichern, daß man es nicht bloß
für das Interefle der Flirrten tlme.
Mittwoch, 1. März. Der Merkur bringt die Nachricht von der Mannheimer Volks-
verfammlung vom 27ften, in welcher zuerl't die vier Kardinalfoiderungcn aufgeteilt find : Volks-
bewaffnung, Preßfreiheit, Schwurgerichte, deutfehes Parlament. Wenn ich nicht irre, hatto die
deutiche Zeitung fchon früher dasfelbe gebracht. Ais ich von Moriz Rapp herein um halb
zwölf Uhr vormittags bei Uhland» Haus vorbeigehe, werde ich vom Fenfter aus hinaufgerufen.
Hei Uhland lind ichon Reyfchcr und Volz. Wir machen fogleich aus, daß am folgenden Tag in
einer Verfammlung eine Adreffe an den ftandifchen Auslchuß vorgelegt werden Toll , mit jenen
vier Forderungen, außerdem Revifion der Verfaflung, Aulhebung der Bel'cln anklingen von Ver-
einen und Verfammlungen. Schwurgerichte nicht genannt, aber als Konfequenz freigelaufen.
Nachmittags bringt Hoffmann noch den Antrag auf Forderung der Selbftändigkcit der Gemeinden.
Um die polizeiliche Erlaubniscinholung nicht nötig zu haben, wird befchloffen , keine Anfchläge
zu machen, fondern nur unter Studenten und Bürgern zu verbreiten, daß am folgenden Tag um
zwei Uhr Verfammlung im Mufeumsfaal fein werde, den ich als Direktor anbot, und deffen
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Aus Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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Privateigcnlchaft als Lokal, das einer Gefellfchaft gehöre, ich geltend zu machen verfuchen
wollte, falls die Stadtdirektion einfehreiten möchte. Die Anordnungen winden Übrigens fo
getroffen, wie aus dem Obigen hervorgeht, daß fio die Sache ignorieren konnte, wenn fie wollte;
denn es war fehr wttnfchenswert , jeden Zufammenftoß mit der Polizei in diefer Zeit der Er-
regung zu vermeiden. Autcnrieth als Stadtrat trieb die Bürger zufammen, auch ich fprach
mit einigen BUrgern; die Studenten wareu unter Heb felbft tbätig: war doch von ihnen am
Morgen des Tages der Anftoß zu der Adreffe eigentlich ausgegangen. Einige hatten erft ver-
flicht, felbft eine folche zu machen, dann aber wandten fie fich an eine Anzahl Profefforcn, dar-
unter auch mich (während ich eben bei Uhland war) und waren fehr zufrieden, als fie hörten,
daß Uhland die Adreffe zu verfallen übernommen habe.
Donnerftag, 2. März. Morgens acht Uhr Redaktionsfitzung für die Adreffe bei
Uhland: Beyfcher, Volz, Bang, Boffmann, ich. Zwei Störungen. Erft drängt fich Fichte ein,
und zieht Schräder herbei; fie machen den Vorfchlag einer Adreffe an den König ftatt an den
ftündifchen Ausfchuß, d. h. Fichte thut es und ftellt die Sache fo dar, als ob dies viele Bürger
und Studenten wollten; Schräder fchlofl fich ihm an. Darauf einzugehen war aber, obwohl wir
faft alle an und für fich nichts dagegen gehabt hätten (wohl aber in der von Fichte gewünfehteu
Form), deswegen unmöglich, weil der Erfolg des ganzen Schrittes aufs inuigfto mit Unlands
Namen und Wort zufammenhing, und er inBbefondere mit Rückficht auf die Sprache feiner
fchon entworfenen Adreffe und nach feiner politifchen Stellung Uberhaupt, fich weigerte, die-
felbe an den König zu richten, fo wie fie war, oder fie fo zu ändern, daß fie an den König
ebenfalls gefchickt werden könnte, ohne die Schicklichkeit zu verletzen. Ein Vorfchlag, die
Adreffe mit geringen Abänderungen an den König und den ftändifchen Ausfchuß zngleich zu
fchicken, drang bei Uhland nicht durch. Glücklicborweifc verftand fich nun Fichte dazu, von
Geltendmachang feiner Meinung in der Versammlung abzuftoben, und Schräder ergriff den Aus-
weg, nicht zu kommen: worauf fich dann auch von keiner Seite eine Einwendung in der Ver-
fammlung felbft dagegen erhob, daß die Adreffe an den ftändifchen Ausfchuß gehe. Vor der
Verfammlnng übrigens hatten wir zufällig eine Senatsfitzung , die nichts damit zu thun hatte;
fie nahm den übrigen Vormittag ein. Als dann nach Tifche die Verhandlung im Mufenm anfangen
follte, zeigte fich foglcich, daß der Saal ganz unzureichend für die Maffe der Teilnehmer fei. Der
Rektor (Gehringer) ließ daher das Reithaus Offnen. Dies konnte, ohne Unannehmlichkeiten mit der
Polizei zu vernrfachen, gefchehen, weil die Stadtdirektion inzwifchen die Verfatnmlung förmlich
erlaubt hatte. Die zweite Störung in der Morgenfitzung bei Uhland war nämlich gewefen, daß
Frau Uhland erfchien und meldete, der Stadtdirektor fei bei ihr und wQnfche mich oder Uhland
zu fprechen. Wir gingen beide hinauf. Es ergab fich nun, daß der Redakteur der Tübinger
Chronik eine Aufforderung zu der Verfammlung in fein Blatt aufgenommen hatte — ohne unier
Zuthun — , und dadurch fah fich, da dasfelbe dem Stadtdirektor zur Zenfur vorgelegt wurde,
diefer förmlich in Kenntnis von der Verfammlung gefetzt, fo daß er fie nicht mehr ignorieren zu
können meinte. Er war übrigens fehr artig: wir fagten ihm, daß diefe Aufforderung nicht von
uns herrühre, und er gab foglcich die Erlaubnis zur Verfammlung und forderte nur eine An-
zeige, die ich ihm alsbald fchriftlich zuftellte. Die Verfammlung felbft und die Unterfchrift fiel
ganz nach Wunfeh aus. Uhland wurde durch Akklamation zum Präfidenten gewählt, und gab
dann , als er feine Adreffe Vortrag, das Präfidium an Ueyfcher. Da jedoch niemand ein Amen-
dement machte — fo ging man gleich zur Unterfchrift Uber. Abends fieben Uhr war das Akten-
ftück auf der Polt, mit 1012 Namen bedeckt; die Verfammlung mochte 1000 Perfonen fiark
gewefen fein. Ein Nachlpiel lähmender Art waren die Verfucbe der Studenten und des Lieder-
kranzes, abends noch mehreren von uns Ständchen zu bringen. Vcrfuche, fage ich, da Vifcher,
Volz und ich nicht zn Haufe waren ; Uhland war bei Heyfcher, wo dann diele beiden zulammen
ihr Ständchen wirklich bekameu. Ich war gerade auf dem Wege nach Haufe , als ich in der
Ferne rufen hörte: zum Fallati! Da ich nun keine Luft hatte, die betrunken fpektakulierende
Menge zn haranguieren , fo bog ich um, und ging wieder aufs Mufeum. Meiue Mutter wußte
erft gar nicht, was die Sache bedeuten follte, als fich fo vieles Volk rufend vor dein Haufe
aufftellte; endlich kamen einige herauf und hörten, daß ich nicht zu Haufe fei. Darauf ver-
liefen fie fich ohne eigentliche Exceffe. Denn einige Rufe einzelner, die an diefem und an an-
dern Abenden vorkamen: „vive la republique, & bas le roi, Pereat Rectori" waren eben Rufe
einzelner.
An dem nämlichen Tage traf ein Refcript des Miniftoriums an die Stadtdirektion ein,
mit der Weifung, öffentliche Vcrfammlungen nicht zu verhindern; nachmittags wurde auch die
Aufhebung der Zenfur bekannt. Die fogleich gedruckte Adreffe Unlands wurde am Abend des-
felben Tages, an welchem morgens noch die Chronik zenfiert worden war, als erftes Produkt
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Klüpfel
der freien Prcffe in Tübingen susgegeben. Während das Regierungsblatt fchon die Preßfreiheit
verkfindete, zeigte der Beobachter vom 2. März noch einmal eine Jecre weiße Rückfeite.
Freitag, den 3. März. Der Beobachter eröffnet fein Blatt mit einem Artikel voll
Jubel und fängt mit Nummer 1 an, weil er eigentlich bisher gar nicht er felbft gewefen fei. Im
Merkur ftebt die Verordnung, welche das Preßgefetz von 1817 wieder in Wirkfamkeit fetzt;
die ganz ähnliche badifche Verordnung, die Adreffc de« ftändifchen Ausfchuffcs (Bundesreform,
Ablösungen, Wehrhaftmachung , Recht der Verfammlungen) nnd die von Römer verfaßte merk-
würdige Eingabe der Stuttgarter BUrgcrverfammlung. Kin nichtsfagendes Manifeft des Königs :
Ermahnung zu Treue, Ruhe, Ordnung und bloß die Zufüge enthaltend, daß, wenn dem Vater-
lande Gefahr drohe, er fleh an die Spitze ftellen werde, trifft in vielen Abfchriften ein. Eine
folche finde ich am Mufeumseingange angefchlagcn — fic ift durehfehnitten und unten darauf
gefchrieben: „„O du guter Alter!" und dann „„Mach dich fertig auf den Marfch!** Deswegen
reiße ich fie ab angefichts der Studenten, die fie Iafcn. Am nämlichen Abend noch wurde aus-
gefchellt, daß am andern Morgen lieben Uhr die Einwohner auf den Markt kommen folltcn, eine
Proklamation des Königs zu hören. Denn der König, der fie felbft verfaßt haben foll, hatte
verordnet, daß diefelbe als eine vertrauensvolle Anfprache an fein Volk den Gemeindebehörden
und durch diefe, fowie durch Verkündigung in den Kirchen überall fchleunig bekannt gemacht
werden folle. Die Leute waren nun der thörichten Meinung, es komme fchon von Stuttgart die
Antwort auf die Begehren vom Donnerstag {auf die, als an den ftändifchen Ausfchuß gerichtet,
gar keine Antwort vom König zu erwarten war). Nun wurde ihnen diefes Kcfcript, in gänz-
licher Unkenntnis der Öffentlichen Stimmung verfaßt, noch dazu ohne alle Einleitung rein kanzlei-
mäßig von der Kanzel des Rathhau fos aus abgelefcn —
Sonnabend, den 4. März morgens, — mau nahm es mit Hohn und Pfeifen auf. An
derofelben Morgen fand ich die Proklamation des Bundestags am Mnfeum, mit Karikaturen auf
die gekrönten Häupter verfehen, angefchlagen. Ich riß fic ebenfalls herunter, offen in Gegen-
wart von Studenten. AIb ich eine Stunde fpäter, um elf Uhr, wieder vorbeiging, war an ihre
Stelle ein anderer Anfchlag getreten: „Profeffor Fallati hat die illtiftrierte Proklamation des
Bundestags abgeriffen; es wird aber fchon eine andere Auflage beforgt." So ungefähr. Ich
ließ diefe Denunziation bei der öffentlichen Meinung am Brette ftchen, aber daneben einen an-
dern Anfchlag machen, worin ich einfach im Intereffe der Mufeumsgefellfchaft die Mitglieder
erfuchte, folche Anschläge oder Bemerkungen auf Anfchlägen zu unterlauen, welche die Stadt-
direktion veranlagen möchten, dem Mufeum eine befier entbehrte bcfondeic Aufmorkfatnkcit
zu widmen. Diefer Anfchlag war, wie ich hörte, nachmittags drei Uhr noch unverfehrt am
Brette, fpäter abends war er abgeriffen, vielleicht auch vorher mit Gloffen verfehen.
An diefem Tage war große Aufregung in der Stadt. Eine Aufforderung zu einer
öffentlichen Verfammlung um Mittag — von deren Veranlaffcrn und Zweck wir Profefforen
nichts wußten, war Uberall angefchlagen. Der Amtmann wandte lieh an mich: ob denn nicht
ein Profeffor von Einfluß in diefe Verfammlung gehen füllte, von Thorheiten abzumahnen. Ich
ging zu Vifcher, und diefer verfuchte um zwölf Uhr eine vor dem Mufeum flehende Maffe von
Studenten zu verantaffen, daß fie doch Uhland zu der Verfammlung einladen follten. Dies
gefchah denn wohl auch, aber nur mehr beiläufig, und Uhland hatte keine Luft, daran teilzu-
nehmen. Aus guten Gründen, eine pofitive Pflicht hatte er nicht, weder als Bürger noch als
Profeffor — da er beides hier nicht ift — , fich abwehrend zu beteiligen, und er wollte nicht
in die Gefahr kommen, fpäter vielleicht Zeugnis gegen unbefomrene Redner ablegen zu müffen.
Vifcher ging auf den Schloßhof, wo die Verfammlung war, fand es aber unpaffend fich cinzu-
mifchen, da gleich anfangs ausdrücklich ausgefprochen wurde : man folle die Profefforen nicht bei-
ziehen, fie würden als Staatsdiener nicht hinpaffen. Nach einigen, zum Teil ziemlich heftigen Reden
wurde übrigens in äußerlicher Ordnung befchloflen , ein Koinite aus Bürgern nnd Studenten zu
wählen. Abends waren die Bürger zahlreich bei Kommcrcll verfammelt und hier wurde ein
Konute gewählt — es waren keine Profefforen , auch Uhland nicht da, und die Bewegung fing
an in die Hände von folchen Perfonen zu geraten, auch bei den Bürgern, daß eine Garantie
verftändiger Leitung nicht mehr da war.
Vorher fchon hatte fich uns begreiflicherweife die Notwendigkeit aufgedrängt, wachfam
zu fein. Schon Freitag Morgen war ich zum Rektor gegangen und hatte ihm zwei Vorfchläge.
gemacht, um auf die Studenten einzuwirken und auch fpäter fich die Einwirkung zu fiebern :
eine akadeinifche Verfammlung in der Aula zu halten und durch eindringliche Reden ihnen den
Weg zu weifen, und forner die Autorifation der Studentenverbindungen möglich ft fchnell zu
bewirken, um durch die Vorftände Einfluß zu üben auf eine loyale und fortgesetzte Weife.
Freitag Abend fünf Uhr war daher eine vertrauliche Befprechung der Difziplinar-Kommiffion
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Au» Johanne» Fullati's Tagcbüchorn und Briefen.
gehalten worden, in welcher ich felbft von meiner Idee einer akademifchen Verfammlung ab-
ging, als einem flir den Anfang zu draftifchen, noch durch keine Exceffe der im ganzen fleh
äußerlich ruhig haltenden Studenten gerechtfertigten Mittel. Es wurde befchloflcn , den Rektor
und Amtmann zu ermächtigen, wenn Mo es für nötig halten, einflußreiche Studierende kommen
zu lallen und zu ermahnen — im ganzen aber voreiliges Einmifchen der akademifchen Behörde
zu unterlagen. Mein Vorfchlag hinflehtlich der Verbindungen fand Anklang; und ich erhielt
den Auftrag, bis Montag einen Berieht an den Senat darüber zu entwerfen.
Je weniger übrigens der gute, aber nicht energifche und durch das Pereat Rectori
cingcfchUchterte Hektor und der Amtmann die Zuverficht einflößen konnten, daß fie Abirrungen
der Studenten wirklich verhüten werden und können, defto notwendiger fehlen es mehreren
von uns anderen, auf der Hut zu lein. Am Sonnabend Abend kamen daher Unland, Volz, Hoff-
mann, Wandeilich und ich bei Reyfcher znfammen. Alles erwogen hielten wir es für beffer, noch
znznfehcn, obwohl uns die Abänderung der Studenten von uns bedenklich machte.
Sonntag Vormittag, den 5. März, kamen Vifcher, Griefinger und Kreufer zu mir aufs
Zimmer, in der Abficht, daß nach dem, was fie Aber die Verfammlung von geftern Abend gehört
haben, etwas gefchehen müfle, um Studenten und Bürger nicht allein weiter geben zu laßen.
Es fei ein revolutionäres Koniitc gebildet worden, das fich mit Karlsruhe und andern Städten in
Verbindung fetzen folle u. f. w. Ich verfprach, die andern Kollegen, mit welchen ich geftern
zufauimengcwefen , hievon in Kenntnis zu fetzen und zu einer neuen Zufammenkuuft auf den
Abend einzuladen. Unterdeflen folltc man fich umhören.
Nachmittags hielten die Studenten wieder eine Verfammlung auf dem Schloßhof, wo
nun fie (wie geftern Abend die Bürger) ihre Mitglieder des Koinite» wählten, und abends war
abermals Verfammlung, namentlich von Bürgern, bei Koromerell. Vorftellungen von Vifcher
namentlich, privatim gemacht, daß die Studenten doch nicht fo für fich allein handeln follten,
hatten keinen Erfolg gehabt.
Dennoch konnten wir abends ziemlich beruhigt uns trennen, nachdem wir (diesmal
außer Unland, Reyfcher, Volz, Hoffmann, Wunderlich und mir auch Vifcher, Griefinger und
Kreufer) auf dem Mufeum uns befprochen hatten. Es war befondors nach den Nachrichten, die
Kreufer (Affiftcnzarzt) von Kommerell herüberbrachte, höchft wahrfcheinlich, daß die Bürger und
Studenten anfingen, fich ratlos zu fühlen, und ftatt durch ihre gehäuften Verfammlungen zu
einer fefteren Einigung und bedenklich heftigem Auftreten vielmehr zur Spaltung und Unent-
fehloffenheit zu gelangen. Namentlich wies darauf der Umftand hin, daß die Bürger ihre geftrige
Wahl umfließen und Wahlmänner, darunter Profeffor Autenrieth (als Stadtrat) wählten, welche
dann erft die Mitglieder des Komites bezeichnen follten.
Montag, den 6. März, bewahrheitete fich die Richtigkeit diefer Anficht; es fchien
eher Erfchlaffung als Aufregung vorhanden zu fein.
In der Disziplinar-Kommifllon brachte ich meinen Antrag auf bald möglichfte Geftattung
der Studentenverbindungen durch.
Nachmittags vier Uhr war Revue der Stadtgardo zu Pferd und zu Fuß, der Pompiers
und der feit den Maiunruhen durch Autenrieth organifierten jungen Weingärtner auf dem Markte.
Vollkommene Ruhe.
Dienstag, 7. März. Nene aufregende Nachrichten im Merkur. Abends kommen wir
wieder — in der Krone zufammen, nämlich die am Sonntag verfammelt Gewcfcnen, um dar-
über zu beraten, ob nicht am Donnerstag wieder eine allgemeine Verfammlung gehalten werden
folle, teils um die polittlcbc Agitation nicht einfchlafen zu laffen, da erft fo wenig gewährt
worden, — teils um die abgeänderte Bewegung der Studenten und Bürger in das Bett gemein-
famen Handelns zurückzuleiten.
Die von mir entworfene Adrcffe wird faft unverändert angenommen, — nur ein Partus
über die Allianz von Preußen, Ocftreich und Rußland gegen Italien wird geftrichen.
Um zehn Uhr gehe ich noch — auch Griefinger und Kreufer thun es — auf das Kafino;
es war ja Faftnacht Dienstag. Der Emft der Zeit hatte verhindert, daß mehr als 10 — 11 Studenten
fich maskiert hatten ; Damen und Koftüme waren gar nicht da, überhaupt das Ganze kühl. Ich
ging vor zwölf Uhr wieder nach Hanfe. Meinem Gefühl war es schon früher zuwider gewefen,
daß man in l'olchen Tagen Mummenfehanz treibe, aber die Sache war vor der neuen Wendung
der Dinge fchon eingeleitet und fpätcr mochte ich nicht ohne Not ändern: in unruhigen Zeiten
muß man, wie ich glaube, möglichft vermeiden, die Unruhe durch außerordentliche Unterbrechung
des gewöhnlichen Laufes der Gefchäfte oder Vergnügungen unnötig zu fteigem.
Ich fehiebe hier noch ein, ehe ich weiter gehe: am 4. März war im Merkur die Antwort
des Königs an den Auslchuß erfchienen, vertröftend, vorfiohtig, bedingt, nicht geeignet, der
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Klüpfel
hcrrlchenden Stimmung zu genügen. An demfelben Tage trafen lehr beunruhigende, übertriebene
Nachrichten aus Karlsruhe über Brandftiftung und Aufruhr, Zuzug ans Frankreich ein, welche
hier fehr aufregten. Am fünften enthielt der Herknr außer dem fchon erwähnten königlichen
Manifeft nur einen Minifterial-Erlaß an die Stadtdirektion , worin bloß von einem Gefetzentwurf
über Bürgerwachen die Rede war, und die Erlaubnis gegeben wurde, einftweilen wieder Sicher-
heitswachen wie im Mai v. J. zu errichten. Am 6. ftand der ßundcshufchluC vom 3. über die
Preffe in der Zeitung. Am nämlichen Tage wurde in Stuttgart der Verfuch mit dem fogenannten
Zwciftunden-Miniftcrium : Linden, Bczzcnberger, Varnbfller, Hcfele gemacht, infolge denen
dort faft eine Erneute losbrach; die am 7. hier eintreffende Nachricht regte von nenem auf. Am
7. im Merkur ein neuer Ministerialerlaß, worin Gefchworenengerichte und das Kecht der Ver-
sammlungen zu Gefetzesentwürfen verfprochen werden, zugleich Einberufung der Stände auf
den 13. Pfizer, welcher Uhland zu befuchen hieher gekommen, empfängt mittags eine Staffelte.
Immer neue Nachrichten über rafchere und weitergehende Gewährungen in Baden, Heffen, Bayern,
Naffau erregen große Ungeduld während aller diefer Tage.
Mittwoch, den 8. März. Man erfährt, daß das Minifterium Linden aufgegeben ift. —
Hoffnungen auf ein volkstümliches Minifterium. Die Verfammlung auf den 9. wird vorbereitet;
der Stadtdirektor giebt fogleich die Erlaubnis, es ift ihm offenbar lieb, daß die Profefloren und
Uhland wieder an die Spitze der Tübinger Bewegung treten. Der Stadtrat läßt fich nach dem
Zweck und Inhalt der Adreffe erkundigen, den ich im allgemeinsten angebe, worauf er abends
felbft in der Stadt die Verfammlung ausfchellcn läßt. Erlte Nachriebt vom Bauernkrieg im Hohen-
lohifchen. Um 5 Uhr abends ift Senat: der Antrag auf Geftattung der Studentenverbindungen
geht (ref. Reyfcher) durch.
Donnerstag, den 9. Der Merkur bringt das Gerücht von einem neuen Minifterium:
Pfizer, Duvernoy, Degenfcld, Bangold, Goppelt als noch unverbürgt
Dies giebt Anlaß zu einer neuen Beratung, die gegen zehn Uhr bei Uhland ftattfindet
(Volz, Reyfcher, Hoffmann, Vifcher, Griesinger, Kreufcr, Wunderlich, ich): ob die Verfammlung
und Adreffe jetzt aufgegeben werden foll und wenn nicht, wie letztere etwa zu ändern. Es wird
befchloflen, die Verfammlung und Adreffe nicht aufzugeben, denn die Minifterkombination könne
noch fcheitern, auf das deutfehe Parlament fei die Regierung noch gar nicht eingegangen, und
felbft wenn das erwähnte Minifterium zu ftande komme, könne ihm die Verfammlung und Adreffe
im Augenblick der Amtscinnahmc nur nützen, als eine Stütze. Unverändert aber konnte die
Adreffe nicht bleiben, das in Auslicht ftehende Minifterium mußte erwähnt werden; außerdem
iindertc ich noch einiges andre. Erft mittags wurde die Adreffe abgefchrieben, nm 1 Uhr war
Verfammlung. Mir war bange Hin den Erfolg — glücklicherweise ohne Grund. Uhland präfidierte;
nach einigen Worten von ihm fprach ich länger über den Standpunkt der Adreffe. Ich ging aus
von den Worten der Heidelberger Verfammlung: Mannhaftes, begonnene?, treues Zusammenwirken
muffen uns Einheit, Freiheit und Ordnung erringen und erhalten. Die Aufnahme der Rede und
Adreffe war über alle Erwartung gut bei allen Bcftandteilen der Verfammlung, ich meine
Profefloren, Bürger und Studierende. Ich wurde fehr häufig durch Beifall unterbrochen, nachher
heglückwünfeht und man fchicktc zu mir, den Druck der Einleitungsrede zu veranftalten. Dies
konnte ich nicht gewähren, fie war vorher nur zu Faden gefchlagen, nicht aufgefchrieben, die
Form erhielt fie erft beim Vortrage felbft, ich war fehr ernft und bewegt, dies traf die Herzen;
die Rede war den Druck nicht wert und doch beffer als fie gedruckt ausgefehen hätte. Die
Adreffe wurde angenommen, wie fie war, ein gestelltes Amendement fand keine UnterftQtzung,
ein anderes wurde zurückgenommen, abends wurde fie mit 932 Unterfchriften nach Stuttgart
gefchickf. Das Wetter war den Nachmittag über fehr fchlecht. Die Verfammlung war ftärker
befuchl als die erfte, die Zahl der Unterfchriften der Adreffe um 80 geringer. Uhland brachte
dem deutfehen Bunde der Zukunft ein Hock
Freitag, den 10. Die Nachricht von dem Minifterium Römer, Duvernoy, Pfizer, Goppelt
trifft ein — allgemeine Zufriedenheit. Volz kommt zu mir wegen eines angeblichen Zwiefpaltes,
den es hervorrufe, daß Vifcher der Sicherheitswache — er fagte den Bürgern — fchwarzrot-
goldne Kokarden aufdringen wolle. Die Sache klärt fich auf: Vifcher hatte im Ausfchuß der
Sicherheitswache ein Zeichen für diefelbe beantragt, welches andeute, daß fie, obwohl Ordnung
anfrecntzubalten beftimmt, doch dies nicht im Sinne der Reaktion thun wolle, fondern daß fie
felbft in der Bewegung ftche. Auf der andern Seite lief offenbar das Mißverftändnis — wie an
andern Orten — mitunter, daß die Leute nicht wußten, daß Schwarz-Rot-Gold alte Reichs- und
fogar Württemberg! fche Farbe ift und meinten, es fei ein republikanisches Zeichen. —
Sonnabend, den 11. Rechtskonsulent Erath von Rottenburg (den ich nicht kenne)
kommt zu mir, um mir zu fagen, daß infolge meiner Adreffe man in Rottenburg mich zum
Aus Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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Abgeordneten in die bald neu (nach Auflegung der alten) zn bildende Kammer wählen möchte.
Kr meinte, ich werde die Mehrheit der Stimmen erhalten. Mitbewerber würden fein: Regierungs-
rat Pfeifer und Doktor Ritter. Dem erften traue nmn nicht; — (der letzte, höre ich, wäre
nicht zu fürchten) was für mich insbefondere noch fpreche, fei, daß ich Katholik fei. Ich ver-
fprach: in acht Tagen Antwort zu geben. Der Antrag war gleich nicht nach meinem Gefchmack :
als Katholik kann ich mich nicht wählen laffen, es hieße die Wähler täufchen, da ich auch in
kirchlicher Beziehung nicht der katholifchen Partei in der Kammer beitreten konnte. Ganz ab-
gesehen davon, daß der Erfolg gegenüber von Pfeifer fehr unlieber wäre, und Pfeifer folbft der
Kammer wohl anftchen wird.
Abends eine von Oberhelfer Hauber veranstaltete Beratung auf dem Mufeum (Uoff-
mann, Dr. M. Baur, Oberrcallehrer Kicß, Griefinger, Reyfcher, Ilanbcr, ich). Hauber Schlägt vor
als einen freiwilligen Schritt zu gerechterer Verteilung der Abgaben: hiefige Einwohner, welche
weder Häufer befitzen, noch fonft an den Gcmeindelaften beitragen, follen freiwillige ZufchiüTc
zum Stadtfehaden machen. Nur H., Kieß und ich find für den Vorfchlag — die übrigen halten
für paffender, darauf hinzuwirken, daß die Gefetzgebung bald etwas ähnliches einführe.
Sonntag, den 12. Ein wohlthnend ruhiger Tag — um doch wieder ein wenig zu arbeiten.
Krcnfcr, Leibnlz, Griefinger, Schwegler haben eine Zufammenkunft mit Ködinger, Tafel
u. a. in Echterdingen. Der Plan zu einer neuen politifchen Zeitung auf Aktien, in Stuttgart von
Schwegler zu redigieren, wird entworfen, die Aktie 60 Gulden.
Die Uiefigen fchlagen mich zum Abgeordneten vor, — die Stuttgarter haben einige
Bedenken: ich fei für die Oppofition (jetzt regierende Partei) ein homo noviSfimus, habe bei
ihnen für einen Konfervativen gegolten, fei ein Mann von ariftokratifchen Gewohnheiten u. dgl.
Die Hiefigen halten aus genauerer Kenntnis meine Stellung unter den Parteien der Univerfität
entgegen; fie feheinen fleh tapfer meiner angenommen und gewiflermaßen für mich verbürgt zu
haben. Sie übernahmen zugleich, mit mir über diefe Unterredung zu konferieren. Der Merkur
bringt das Programm des Minifteriums.
In diefen Tagen find auch die Tübinger Frauen zufammengetreten, um fleh bloß in
vaterländisches Fabrikat zu kleiden. Frau H.. fagt man, wolle, daß die Damen Zeugleskleider
tragen follen! — Rcgiernngsrat Horn, aus Sigmaringen geflüchtet, ift hier.
Dienstag, den H. Ich werde eingeladen, abends an einer Sitzung des hiefigen Gc-
werbsausfchuires teilzunehmen, denen Mitglied ich nicht bin. Anwefend waren: O.-R.-L. Kieß,
Schreiner Scheuing, Mcchanikus Dollinger, Gürtler Seeger, Schloffer Genkinger, Buchbinder Metz,
Goldarbeiter Kommereil und ein mir Unbekannter. Beratung Ober die Notwendigkeit der Er-
richtung einer Zentralstelle für Handel und Gewerbe.
Auf dem Nachhaufewege beflätigt mir O.-R.-L. Kieß, was ich Schon feit einigen Tagen
gehört hatte, daß ein Teil der Bürger der Stadt er n St lieh daran denke, mich Statt Schweickhardt
in die Kammer zu wählen. Ich erkläre ihm, daß davon nicht die Rede Sein könne; Schweickhardt
habe Sich als Abgeordneter gut gehalten; was man hier gegen ihn hat, find Privatbefch werden
und Feindfchaften gegen den Knnftmüller aus der Zeit der Teurung und gegen die Familie
Schweickhardt; auch würde es mich in eine falfche Stellung bringen, wenn ich als Anhänger des
Programms der jetzigen Regierungspartei gegen einen Abgeordneten auftreten wollte, den Sic
unterstützen muß und wird.
Gegen Kreufer, welcher wiSTen will, was er als Erklärung von mir nach Stuttgart
fchreiben könne, erkläre ich, daß ich keine befondere Verpflichtungen eingehe, jedoch dem
Programm des Ministeriums bcütimme und der neuen Richtung, wie fie in diefem ausgedrückt
ift, entschieden beitrete.*
Wir Schalten hier einen Brief Fallati's an feinen Bruder ein :
Tübingen, den 17. März 1848.
Lieber Bruder!
— Ucbcr Stimmungen zu fchreiben ift jetzt wenig Zeit, doch muß ich's thun, damit du
liehSt, wie ich meine Stellung in dielen Dingen auffalle. Ich Sehe mit Beforgnis auf meine Zu-
kunft. Die große Wendung, welche die deutfehen Verhältniffe genommen, zur Einheit und Frei-
heit, reißt mich hin; längft ErSehntes fich verwirklichen zu Sehen, darf man endlich hoffen. Ich
fühle mich getrieben, wie ich kann dazu mitzuwirken — es läßt mir keine Ruhe. Die Schwierig-
keiten, die zu überwinden, find fo groß, der Augenblick von fo fcltener Gunft, daß ich einSehe,
es iSt nötig, daß alle zusammenwirken, die möglicherweise nützen können, und daß fie fchnell
fich zufammenfeharen. Beforgnis vor Mißdeutung, ängstliches Sorgen für die Zukunft muß hier
wegfallen, — fo bin ich rafch und thätig, wie es meine hiefige Stellung geftattete, in die Bewe-
gung hin eingetreten.
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Ich habe es von Anfang an mir nicht verhehlt, daß, wer fn folchen Zeiten in die Oeffent-
lichkeit tritt, darauf verzichtet, feine Wege felbft zu lenken. Dan Allgemeine erfaßt den Einzel-
nen, aus dem, was man thut, entfpringt die Pflicht, den Erwartungen zu entfprechen, die man
erregt Wann ich wieder zu den ruhigen Arbeiten zurQckkehren werde, in deren Mitte ich unter-
brochen worden , weiß ich fchon nicht mehr. So fleht man fleh wie in ein unbegrenztes Meer
hinausgeriflen. Und auf der andern Seite fteht eine ebenfalls febr ernl'te Ausficht. Wer im
Beginn einer Revolution — und in der ftchen wir in Dentfcbland — auf den Schauplatz tritt,
muß fich darauf gefaßt machen, daß die Dinge Uber alle Schranken hinausfloten, die er felbft
nicht angreifen will; eben noch felbft angreifend und populär, kann er in kQrzefter Zeit der An-
gegriffene werden und zu reagieren fich verpflichtet fühlen. Und felbft dann, wenn dies nicht
eintritt, ift noch Grund genug zur Beforgnis vorhanden. Wenn nun die allgemeine Erregung
verraufcht, wenn Reaktion eintritt — vor der wir wohl fchwerlich gefiehert find, — dann kann
es Pflicht fein, was jetzt in der Zeit der Aufregung aus innerem Antrieb gefchieht, fortzufetxcn,
und trotz getäufebter Hoffnung nnd vielleicht ohne Hoffnung eine neue Frucht davon felbft noch
zu fehen, den politifchen Kampfplatz nicht mehr zu verladen.
Von den Mißdeutungen, welchen jeder öffentliche Charakter ausgefetzt ift, will ich nicht
viel Aufhebens machen. Zu den Annehmlichkeiten des Lebens gehören fie nicht. Ich weiß recht
wohl, daß, was ich jezt thue, mir von vielen als aus Eitelkeit und Ehrgeiz hervorgegangen
ausgelegt wird. Ich weiß recht wohl, daß man mir Hafchcn nach Popularität vorwirft, während
ich innerlich betrObt die Zeichen davon hingenommen habe — nach Eulenfpicgels Art mehr den
Augenblick des Vcrfchwindens fo fluchtiger Gunft mir vor die Seele führend als den Eiudruck
der Gegenwart Ich weiß recht wohl, daß man aus meinen Lebensgewohnheitcn den Schluß zieht,
daß ich im Herzen doch nicht eins, oder wenn im Moment der Aufregung auch wirklich eins
fei mit den Männern, welche volksmäßigcrc Sitten haben, es doch auf die Dauer nicht bleiben
werde. Was diefen letzten Punkt angeht, fo ift er ernfterer Art als die übrigen. Ich felbft
verberge mir nicht, daß es mich Sclbftiiberwindung koften wird, in manche äußere Berührung
zu treten, die mir perfönlieh zuwider ift; es gehört zu den Dingen, auf die man gefaßt fein muß.
Noch eines ift unangenehm , aber nicht zn umgehen. Die populäre Richtung ift fo fchnell an's
Ruder gelangt — was an fich ganz erfreulich ift, — daß wer die Beweguug unterftützt, jetzt
bei den Wahlen als minifterieller Kandidat auftreten muß. Wenn dies nach unfern bisherigen
politifchen Verhältniflcn leicht den Eindruck einer Bewerbung um äußerer Vorteile willen machte,
fo erfcheint es jetzt wenigftens als eine wohlfeile Frei finnigkeit bei jemanden, der zum erften-
mal auftritt — Für alle diefe Unannehmlichkeiten muß man fich entfehädigen durch die Hoff-
nung, daß in der zukünftigen Laufbahn die Widerlegung falfchcr Vorausfctzungen von felbft
liegen werde, durch die Anerkennung andrer, welche den Mißtranifchen gegenüber ftchen, und
durch das Bewußtfein, daß man neben den Fehlern, welche die Leute — vielleicht richtiger als
wir felbft — erkennen, doch auch Tugenden hat die fie nicht fehen.
Soll ich endlich die Litanei der Befürchtungen voll machen, fo muß ich noch die Sorge
nennen, daß meiner Gefundheit eine politlfch bewegte Laufbabn nicht förderlich fein wird.
Aus alle dem fiehft Du, lieber Karl, daß ich weiß, was ich thue, obwohl ich nicht
weiß, was daraus werden wird. Dein Johannes.
Sonntag, den 19. morgens 7 Uhr mit dem Eilwagen nach Stuttgart, zunächft um einer
Verfammlnng der Gefcllfchatt für Beförderung der Gewerbe anzuwohnen, fodann um in Stuttgart
felbft die neuen Verhältniflc mir anzufehen. — Die Ycrfammtung im Mufeum befchließt die Auf-
löfung der Gefellfchaft für den Fall der Bildung einer Zentralftclle auf volkstümlicher Grund-
lage. — Mitlageflcn mit Dr. Ammermüller und Karl Deffner im Adler. Danu aufs Bürgcrmnfeum,
wo ich unter andern Tafel treffe. Mit ihm und Ködinger auf der Eifenbahn nach Obertürkheim.
Abends auf dem Mufeum in Stuttgart, wo die bisherige Oppofitionspartei — auch der neue
Minlfter Römer — znfammenkommen. Allarm in Stuttgart wegen der Offenburger Verfammlung.
Dienstag, den 21. März 1848. Großer Fackelzug für Uhland '): ich gehe fackeltragend
mit Wildermuth teilt mir mit, daß man ihm gefagt, man wünfehe mich in Tübingen zu wählen,
und will mir zureden es anzunehmen, aber ich erörtere ihm, warum es nicht geht
Mittwoch, 22. Schluß der Vorlefung über Völkerrecht.
Donnerstag, 23. Senatsfitzung. An diefem Tage war ich fehr befchäftigt. Am 22.
hatte ich nämlich von Dr. Hils in Schrambcrg (einem einflußreichen Liberalen) oine Anfrage be-
kommen, ob ich im Amte Oberndorf mich wohl wählen zu laflen Luft hätte. Es fagte mir
') Uhland ging am folgenden Tag nach Frankfurt ab, wohin er von der württemb.
Regierung als Vertrauensmann zum Bundestag gefandt wurde.
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Aus Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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dies wohl zu, befonders da es ein Amt mit vieler Indnftrie ift Ich fchrieb dem Doktor daher
am heutigen Tag einen ausfilhrlichen Brief als politifches Glaubensbekenntnis. In den folgenden
Tagen fandte ich noch einige nachträgliche Bemerkungen über meine Verhältniffe und mehrere
Schriften nach.
Freitag, 24. Mittags Zufammcnkunft mit hicfigen Bürgern und mit Bauern vom Amt,
um eine Deputation zu der anf Sonntag den 26. nach «Appingen ausgcfchriebcnen Volksverfamm-
lung zu wählen. Ich und Dr. Kreufer werden von hier außer ungefähr 12—14 Bürgern in die
Deputation gewählt. — Gegen Abend kam die ganze Stadt in Aufregung wegen der durch Staf-
fetten angelangten Nachrichten vom Anrücken fangender und brennender Taufende von Fran-
rofen; 20—40000 fagen die Leute! Anf dem Markte werden alle fchon beftehonden Korps:
Bürgergardc, Sicherheitswehr, Pompiers, Weingärtncrfchar gemuftert; vor dem neuen Univer-
fitätsgebäude organifiert Volz ') (der zum Kommandanten ernannt wird) beim Scheine von Pech-
pfannen die Studenten. Die Nacht Uber werden Senfen gefchmiedet; mitten in der Nacht bricht
Volz felbft mit 200 Studenten nach Rottenburg auf, weil eine neue Nachricht den Feind fchon
bei Horb fein ließ; fic werden in Rottenburg mit Jubel empfangen. Hier ftcllt man die Kanone
vom Schloß auf die Neckarbrücke und fertigt Kartätfchen. Ich aber legte mich beruhigt nach
zehn Uhr in's Bett (auch Mutter war fehr ruhig), nachdem wir Freunde uns im Gefpräche es
klar gemacht hatten, daß dies ein unfinniger Schrecken vor unmöglicher Gefahr fei. Und als
folchcr erwies es fich fpäter.
Sonnabend, den 25. Heute follte Volksverfammlung hier fein. Am Sonntag vorher
hatten Reutlinger (Schnitzer u. f. w.) und Tübinger (Vifcher etc.) in Jettenburg verabredet, eine
gemeinfehaftliche Yerfammlung an Maria" Verkündigung hier zu halten. Man hatte mich (neben
L. Baur, Vifcher und Kreufer von hier) in's Komite gewählt, während ich felbft in Stuttgart
war. Infolge hievon waren wir fchon einmal zufammengetreten , und erwarteten nun morgens
bei Vifcher die Reutlinger Komitemitglieder. Eine Adreffe von Vifcher an die Wiener, eine Er-
klärung von Kreufer Über notwendige Freiheiten wurden beraten. Aber die Reutlinger kamen
nicht: fie ftanden an diefem Vormittag bewaffnet zu Haufe, und follen fogar Barrikaden errichtet
haben gegen das Gefpenft, daa uns den Tag vorher allarmiert hatte. Auch hier wirkte der Schreck
von geltem wenigftens fo weit nach, daß, als ich abends reifefertig darauf wartete, daß mich
die Bürger zur Nachtfahrt nach Göppingen abholen follten, ftatt deflen Werkmeifter Haller und
Schreiner Scheuing erfchienen, um mir zu erklären, daß die meiften übrigen fich nicht getrauten,
Weib und Haus zu verlaflen, und daß fic felbft ohne die andern fich als zu wenige vorkommen.
So blieb denn auch ich hier.
Sonntag, den 26. Große Volksverfammlung in Göppingen, von hier aus nicht befucht,
Befchluß: ein Syftem vaterländifcher Vereine für gesetzlich felbftthätige Mitwirkung des Volks
in vaterländifchen Angelegenheiten zu gründen, namentlich zunächft für die Wahlen.
Montag, den 27. Morgens kommt ein Mann von hier zu mir, fich zu erkundigen, im
Namen vieler Bürger, die geftern bei ihm gewefen (oder wenigftens infolge diefer Zusammen-
kunft): ob nicht der Franzofenallarm eine gefliffentliche Veranftaltung fei, um die Tübinger und
Goppinger Volksverfammlung zu hintertreiben ? — Schluß der Vorlefung über politifche Gefchichte.
Mittwoch, den 29. Morgens vier Uhr Abreife nach Karlsruhe. In Stuttgart kommen
von Ulm her Jordan (von Deidesheim), Paur aus Augsburg, v. Clofcn, Riedel, Würth aus
Sigmaringen auf den Eilwagen. Abend» mit Jordan in Karlsruhe, im Parifer Hof. Buhl ift
fchon abgereift.
Donnerstag, den 30. Morgens nach Frankfurt zum Vorparlament. Auf dcmfelben
Eifenb&hnzug finden fich Moriz Mohl, Pfizer, Rüdinger, Chrift, von Darmftadt aus Jaup u. f. w.
In Darmftadt ilt der Bahnhof von Linie und Rürgennilitär befetzt, weil man den Zuzug be-
waffneter Haufen nach Frankfurt fürchtete. Einzug in das gefchmücktc Sachfenbaufen und
Frankfurt. Abgeftiegen im Saalhof. Nach Tifche mit Mad. Bernus etwas durch die Stadt ge-
fahren; mir war es unangenehm, mit kaum eingefahrenen Pferden und in einer fo hochmütig
ausfeilenden Equipage an diefem Tag durch die menfchengcfflllten Straßen, den Gaffern ein un-
paffendes und möglicherweife für die Ruhe der Stadt gefährliches Schaufpiel zu bieten. Wenn
z. B. die Pferde von dem Schießen mitten in der Straße wild wurden und im Menfchengedränge
ein Kind traten? Man konnte an diefem Tage wohl für die nächften beforgt fein, — in diefem
Gedanken: wer weiß was die nächften Tage bringen, fah ich wehmütig und wie auf eine ver-
meffene Voreiligkeit auf den reichen Schmuck der Flaggen und Blumen in allen Straßen. Gottlob,
daß es vergebliche Sorgen waren! Nachher zu Unland, dann in den Wcidenbufch, wo bis acht
») Prof. Volz war früher badifcher Offizier gewefen.
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Uhr Reden gehalten werden für und gegen Republik; je mehr Norddeutfche allmählich ankamen,
defto mehr Hegte die Monarchie. Später finde ich Dahlmann, Grimm, Gorviuus u. a. Bekannte.
Freitag, den 31. Eröffnung der Ycrfammlung in der Paulskirche. Ich bin nur
Zuhörer; denn außer Moriz Mohl ift kein Württemberger von Römer eingeführt, alle in der Ver-
fammlung Anwefenden find als Sländemitglieder da; Reylchcr ift in der Verfammlung mit einer
Karte, welche ihm Rheinländer verfchafft haben. Morgens der Sturm gegen Vogt, nachmittags
der Sturm wegen der Nachricht eines blutigen Zufammenftoßes. Abends Fackelzag für Mitter-
maier. Herrliches Wetter.
Sonnabend, den 1. April. Zweiter Tag der Verfammlung. Abends prächtige Be-
leuchtung der Stadt: die wunderbare Ordnung und Ruhe in dem dichten Wogen der Menfchen-
menge durch die Straßen. Ganz Sommer.
Sonntag, den 2. Dritter Tag der Verfammlung. Der Austritt der Bergpartei. Nachts
bis V*2 Uhr bei den Verhandlungen des Jakobinerklubs im Wolfseck; Aufrufe zu offener Gewalt
Gcfpräche mit den Republikanern.
Montag, den 3. Vierter Tag der Verfammlung. Die Rückkehr der Ausgetretenen.
Komifcher Schluß durch die irrige Einladung Rob> Blums zu einem Mittagsmahl im Freien auf
dem Roßmarkt, womit die Verfammlung ilberrafcht werden foilte. Auf dem Roflmarkt war keine
Spur davon — ein Irrtum oder ein fchlechter Spaß eines Dritten? R. Blum nannte feinen Anctor
aus den Fenftern des Hotel d'Angleterrc , man verlief fich. Ich treffe jetzt erft Wippcrmann.
Zu Mittag im Schwan, zufällig mit Pfizer, nachher mit Römer, Becher u. a. auf der Mainau und
in einem Kaffeehaus, endlich noch wieder mit Unland, Pfizer n. 1*. w. im Landsberg. Erft an
dielem Tage kam ich eigentlich mehr mit den Württembergern zufammen, — ich hatte fie bis
dahin nicht gefucht, um nicht zu dem Glauben Anlaß zu geben, als wolle ich mich zudrüngen,
damit ich noch eine Aufforderung, in die Verfammlung zu treten, erhielte.
Dienstag, den 4. Morgens entwarf ich einen Brief an Dr. Hils, weil mir ein ehe-
maliger Zuhörer, Aktuar Waldbaur in Oberndorf, gefchrieben hatte, es ftehen meiner dortigen
Erwählung Gerüchte entgegen, daß ich erft mit dem Minifterwechfel liberal geworden fei, die
er mit denen, welche mich kennen, zwar bekämpft habe, aber nicht als befeitigt betrachten könne.
Ich fchrieb aber den Brief an Hils nicht in's Reine — os widerftrebte zu fchr meinem Gefühl,
ohne Not auf folebo Gerüchte zu antworten. —
Mittwoch, den 5. Morgens 9 Uhr von Frankfurt weg auf der Main-Neckarbahn, mit
beiden Wurth (von Konftanz und Sigmaringen) im Waggon. Nachmittags in Heidelberg - mit
Mohls und Pauline.
Donnerstag, den 6. Mit Moriz Mohl nach Karlsruhe. Wir befehen die neue Akademie
von Uüblch gebaut, mit Fresken von Schwind. Antiken und andere Gipsfiguren, Gemälde.
Nachmittags mit dem Eilwagen nach Stuttgart.
Freitag, den 7. Vormittags in Stuttgart. Gefpräch mit Heinrich Müller, woraus ich
erfcho, daß er fich für die Annahme der in Oberndorf ihm angebotenen Wahl in die Kammer
erklärt und dort alle Wahrfcbeinlichkeit dea Erfolgs für fich hat. Dies bcl'timmt mich, zurück-
zutreten: ich £agc ihm das; fpätcr höre ich bei Rödinger die Beftätigung des von Heinrich Müller
mir Geragten. Nachmittags zurück nach Tübingen. Zu Haufe finde ich eine Anfrage von Kauf-
mann Adorno in Tettnang im Namen des Komites, ob ich dort eine Wahl in die Kammer an-
nehmen würde; ich antworte, daß ich wahrfcheinlich es werde thnn können.
Sonnabend, den 8. Ruhig in Tübingen.
Sonntag, den 9. Am 31. März war während meiner Abwefenhcit im KommereH'fchcn
Saale die Bildung eines vaterländifchen Bezirksvereins für Stadt und Amt vorbereitet und ein
proviforilchcr Ausfcbuß von fünfzehn Tübingern gewählt worden, darunter ich mit den meiften
Stimmen. Diefer Ausfchuß hatte auf den 9. eine Verfammlung von Deputierten der Landgemeinden
berufen zu Gründung des Bezirksvereins. Vertreter von fünfzehn Gemeinden fanden fich ein.
Ich hielt eine Rede über Nutzen und Zweck der vaterländifchen Vereine, und wurde zum Vor-
ftand gewählt, Krcufer zum Sekretär, L. Baur zum Rechner. Die von Krcufer verfaßten pro-
viforifchen Statuten wurden mit wenigen Abänderungen angenommen.
Montag, den 10. Die Volksverl'ammlung im Schloßhof am 2. April war, während ich
in Frankfurt war, die Veranlagung zu Zwiftigkeiten geworden. Gegner der in der Verfammlung
angenommenen Adreffen hatten fich vereinigt, gegen einzelne Punkte zu proteftieren. An Männer
von liberaler Gefinnung Jchloßen lieh hiebei fchnell reaktionäre Elemente. Mißvcrftändniffe, durch
Zwifchenträger zum Teil verfchuldet, brachten Streit zwifchen diefem fogenannten Sonderbund und
dem vorbereitenden Komite für den vaterländifchen Verein, mit welchem jener fich in's Vernehmen
fetzen wollte, hervor und führten zu einer dem Intelligcnzblatt am Sonntag Nachmittag bei-
Aus Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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gelegten Erklärung der Sonderbündler (die Namen geben L. Schmidt, Stadtpfleger Fifcher, Volz,
Student Stockmayer, AffcfTor Stein und Oberrcallehrer Kicß) gegen die Volksverfammlung und
das Komite, fowie zu einem Aufruf: fleh am zwölften zu Bildung eines konftitutionellen Vereins
bei Kommerell einzufinden. — Seit meiner Rückkehr war ich hefchäftigt, diefen böfen Bruch
auszugleichen, der noch weiter führen konnte: denn fchon fing eine dritte Partei, welche an-
rüchige Lärminacher in fich febloß, an, felbft das vorbereitende Komit als reaktionär zu ver-
fchroien und fich in der Lcnzei zu vcrfammcln. Am Abend nun diefes Montags hielt ich Sitzung
des Komites, in welcher befchloffen wurde: die Gründung des vaterländifeben Vereins gleich
am 11. vorzunehmen; den Streit über die Volksverfammlung vom 2. mit dem Sonderbund nicht
auf die Tagesordnung zu fetzen, fondern befonderer Vereinbarung vorzubehalten; endlich eine
am 8. im Stuttgarter Bürgerhaufe angenommene Erklärung von Murfchel zu Gunlten der kon-
ftitutionellen Monarchie der vereingründenden Verfaminlung vorzulegen. Ich erhielt Erlaubnis,
den Sonderbündlern hievon Mitteilung zu machen.
Dienstag, den 11. Verfammlung bei Kommerell zu Gründung des Vaterländifchen Orts-
vereins Tübingen. Die Mitglieder des Sonderbunds finden fich ein. Rede von mir über Zweck
und Nutzen der vaterländifchen Vereine. Gründung des VereinB. Annahme des Sinnes der
Murfchel'fchen Erklärung. Auf Reyfcher's Antrag: Ausbrechen des Wunfehes, daß doch die
Volksbewaffnung fchnell organifiert werde. — Nach dem Schluß der Verfammlung fand eine von
mir veranlaßte Befprechung zwifchen Komitemitgliedcm und von fonderbündlcrifclier Seite Haug,
Hoffmann und Afleffor Stein ftatt, um eine Verföhnnng anzubahnen, die dann am folgenden
Tage ausgeführt werden follte.
Mittwoch, den 12. Wurm kommt hier an ; er kommt zu Kaffee in die Neckartyrannei.
Abends ift er bei Klüpfel , wohin ich auch noch ein wenig gehe. Das Hauptanliegen des Tag«
aber war, daß abends in der urfprünglich zu Gründung eines „konftitutionellen" Vereins be-
rufenen Zufammcnkunft (flehe oben 10.) bei Kommerell diefer aufgegeben und die Ausgleichung
des Streits zwifchen dem vorbereitenden Komite und dem Sonderbund zuftandegebracht werde.
Dies ward auch glücklich erreicht, — ich hatte dabei fo gut als nichts mehr zu thun, nachdem
alles, wie erwähnt, vorbereitet worden.
Sonntag, den 16. Abonds Sitzung des vorbereitenden vaterländifchen OrUvereins-
ausfehuffes. Bcfcbluß: Uhland vorzufchlagen •).
Montag, den 17. Ich fahre mit Bierbrauer Kommerell, Buchbinder Metz und Gold-
arbeiter Kommerell nach Kottenburg, weil diefes Oberamt mit Tübingen für die Wahl vereinigt
worden, um mit den Rottenburgern Rückfpracho zu nehmen. Sie erklären fogleich: in ihrem
Bezirke niemand zu wiffen und fich den Tübingern anlchließen zu wollen, vorläufig fei von mir
die Rede gewefen. Ich fchlug Uhland vor, womit fic fich einverftanden erklärten, dann aber
mich als Erfatzmann beantragten.
Dienstag, den 18. Ürtsvereinsverfammlung im KommcrcH'fchcn Saale über die Wahlen
zur Nationalverfammlung. Sehr zahlreich befucht Ich halte eine Rede über die Bedeutung der
Nationalverfamrolnng und diefer Wahl, und fchlage im Namen des hiefigen und Rottenburgcr
Komites Uhland vor. Angenommen durch Zuruf. Darauf übergebe ich die Leitung an L. Baur.
Denn in oiner vor der Verfammlung gehaltenen Ausfchußfitzung war man übereingekommen,
mich als Erfatzmann vorzufchlagen, was jetzt auch angenommen ward, nachdem Profeflbr Mayer
vergeblich den Verfuch gemacht hatte, den Oberjuftizrat Karl Mayer als Freund und Alter Ego
Uhlands zu empfehlen. Es ward dann bcfchloffen (worauf ich in einem anonymen Artikel der
Chronik von diefem Tage als zweckmäßig hingewiefen hatte), bei der Verfammlung von Deputierten
der Bezirksvereine in Stuttgart (am 19.) außer mir auch Karl Mayer, Reyfcher, Robert Mohl,
Hepp und Schweickbardt zur Wahl nach Frankfurt im allgemeinen zu empfehlen. — Brief an
Uhland, worin ich ihm die Lage der Wahlfache darftelle.
Mittwoch, den 19. Nachmittags 2 Uhr Bczirksausfchußverfammlung auf dem Rat-
haus. 17 Gemeinden aus dem Bcrhkfind vertreten, trotz der Feldgefchäfte, außerdem die zwei
Gemeinden aus dem flerrenberger Oberarot, welche zum National-Wahlbezirk TUbingcn-Rottcnburg
gehören. Belehrende Rede von mir über den Zweck der Nationalverfammlung und Austeilung
einer Beilage des heutigen Intclligcnzblattcs von ähnlichem Inhalt. Vorfchlag Uhlands ange-
nommen. Ebcnfo ich als Erfatzmann, nachdem ich mich entfernt hatte. — Abends kommt ein
Bauer zu mir und fragt mich: ob er einen Kinfteher in's Militär für feinen Sohn bezahlen könne,
ohne zu rifkieren, daß man den Sohn doch noch einreihe, wenn es Krieg gebe? Ich frage ihn
wie er dazu komme, mich darum zu fragen. Antwort: weil ich ja jetzt die Sachen da unter
«) Zur Wahl für das Frankfurter Parlament.
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12 Klüpfel
mir habe, To u. f. w. — Die häufigen Aufrufe an die Landgemeinden in Vereins- und Wahlfachen
von mir als Vcrcinsvorftand unterzeichnet und die Vorftandfchaft in den BrzirksauafchuuVer-
ramtnlungen laffen mich, wie es fcheint, in den Augen des Landvolks als eine Art von neuen
Beamten erfcheioen.
Karfreitag, den 21. Morgens Techs Uhr über Metzingen nach Reutlingen. Es bo-
ftätigt fich, daß Vifcher im Diftrikt Reutlingen-Urach aufgetreten ift; namentlich aber zeigt fich,
daß er mehr Erfolg hat, als ich bei unfern Landvolk für irgend möglich gehalten hatte. Intereflante
Verhandlungen mit Ammermtiller, Hcrdegcn, Kapff, Schnitzer über eine etwaige Möglichkeit mich
in Reutlingen in die Wahl zu bringen."
Wir brechen hier die ausführlichen Mitteilungen aus dem Tagebuch ab,
und berichten vollends in Kürze die Erfolge und Niederlagen der Wahlbewerbung.
Der Verfuch in Reutlingen wurde aufgegeben, da Vifcber dort Aasficht hatte und
Fallati nicht mit ihm in Konkurrenz treten wollte. Dagen lehnte Vifcher eine von
dem Bezirk Weinsberg- Backnang ihm zugekommene Aufforderung ab, und Fallali
befchloß nun auf den ßat feiner Freunde, fogleich nach Weiusberg aufzubrechen,
wohin er denn auch am 22. in Begleitung von Dr. Leibniz abreifte. Dort aber zeigte
es fich bald, daß nichts mehr zu machen fei, da ein großer Teil der Wähler fchon
für den populären Schloflcrmcifter Nägele gewonnen war. Fallati eilte nach Tübingen
zurück, wo ihn feine Freunde alsbald beftimmten, im Bezirk Herrenberg, Horb, Nagold
eine Werbung zu verfuchen. In Horb am 25. April vormittags angekommen, fand
er das Terrain ungünftig, da die Wahlhandlung fchon begonnen hatte, und die Wähler
ihre Stimmen für den Rechtsanwalt Rödinger, der bereits im Bezirk Oebringen zu-
gefagt hatte, abzugeben im Begriff waren. Doch ließ fich der Oberamtmann be-
ftimmen, die Wahlhandlung zu fiftieren, nnd Fallati noch das Wort zu geben. Diefcr
hielt an die auf dem Rathaus zn Horb verfammelten Wälller eiue warme Anfprache,
welche von folchem Erfolg war, daß die bereits auf Rodiuger gefchriebenen Wahl-
zettel auf Fallati umgefcli rieben werden mußten. Doch half dies nichts, denn an
anderen Orten war die Wahl fchon vorüber und Rödinger mit großer Stimmenmehr-
heit gewählt. Da aber diefer auch in Oebringen gewählt worden war und bereits
dort angenommen hatte, ib mußte eine Nachwahl ftattfinden, für welche Faliati
gtinftige AuBfichten hatte. Er unterzog fich der Mühe einer nochmaligen Bewerbungs-
reife und wagte es fogar, in einer feiner Wahlreden das unpopuläre Thema von der
Notwendigkeit der preußifchen Hegemonie zu behandeln. Sein Mitbewerber war
diesmal Guftav Pfizer, der aber nicht perfönlich erfchien. Am 19. Mai wurde die
Wahl vorgenommen, und fiel mit 259G Stimmen auf Fallati, Ptizcr erhielt 1 181 Stimmen.
An demfelben Tag wurde Fallati im Oberamt MUufingcn, wo er fich um
die Abgeordnetenftelle für die zweite Karomer in Württemberg beworben hatte, mit
faft einflimmiger Majorität gewählt.
Am 22. Mai reifte er nach Frankfurt ab, wo feine württembergifchen Kollegen
bereits alle verfammelt waren.
Die Vertretung Württembergs auf der Nationalverfammlung in Frankfurt
hatte fich folgendermaßen geftaltct:
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Neckarkreis:
Wahlbezirke: Gewählt: Wahlbezirke: Gewählt:
1. Stuttgart. . . Paul Pfizer. 5. Heilbronn . . Hcntgcs, Bierbrauer.
Erfatzm. Fr.Fedcrcr,Bank. 6. Leonberg
2. Befigheim . . Schoder, Regierungsrat.
S. Böblingen . . Albert Schott, Juftizprok.
4. Eßlingen . . . Chril't. Fried. Wurm Prof.
Maulbroun . . Fctzer, Rechtsanwalt.
7. Ludwigsbtirg . ChriftophHofrmann,I.ohrer,
jetzt Vorl't. der Tcropler-
a. ak. Gymn. i. Hamburg. , gomeiude in PalaTtina.
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Aus Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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Schwarzwaldkreis:
Wahlbezirke: Gewählt:
8. Balingen . . . Rechtsanwalt Murfchcl.
9. Calw-Xeuenburg Karl Mathy.
10. Horb-Nagold-
Herrenbcrg . Fallati.
11. Kirchh.Nurting. Rümelin, Rcctor in Nilrting.
Wahlbezirke:
12. Obdf.Freudenft.
13. Reutlingen
14. Tuttlingen
15. Ellwangen
16. Hall . .
17. Ileidenheim-
Aalen . .
21. Biberach
22. Ehingen .
23. Göppingen-
!
Kauzer, Kaplan.
Wilh. Zimmermann, Lehrer
an der polytechnifehen
Schule in Stuttgart
Moriz Mohl, Ob.-Steucrrat
a. D.
Jagftkreis:
18. Mergenth.
19. Ochringen
20. Welzheim
Donaukreis:
Ffirft Waldbnrg-Zeil. 24. Ulm
Aug. Gfrörer, Profeffor der 25. Ravensburg
Gefchichte in Freiburg.
Geislingen . . Fr. Römer, Minifter.
26. Saulgau
Gewählt:
Frifch, Prof. a. der Real-
fchulc in Stuttgart.
Vifcher Fr. Th., Prof. in
Tübingen.
Rheinwald, Profeflbr der
Rechte in Bern.
Robert v. Mohl, Profeffor
des Staatsrechts in Hei-
delberg.
Rödinger, Rechtsanwalt.
Tafel, Rechtsanwalt.
Haßler, Gymnafialprof.
Pfahler, Kaplan.
Wieft, Oberjuftizrat.
Der Verkehr mit den Kollegen war hauptsächlich bediugt durch die Klub-
geuoffenfehaft. Fallati trat gleich anfangs mit mehreren anderen Württemhergern
in den Klub des Württembcrgifchen Hofes ein, welcher das linke Zentrum oder die
gemäßigte Liuke repräfentierte und gegen 80 Mitglieder zählte, aber bei den Abftim-
mnngen fich häufig fpaltete, und überhaupt in eine recke und liuke Seite zerfiel.
Der Rechten gehörten von den Württembergern Wurm, Robert Mohl, Rümelin und
Fallati, der Linken Schoder, Schutt und Fr. Vifcher an Diefe Fraktion legte großes
Gewicht auf die Souveränität der Nationalversammlung, lehnte das Prinzip der Ver-
einbarung mit den Regierungen ab, und wollte die Entfcheidung über die Zentral-
gewalt und die Verfafluug allein der Verfammlung vorbehalten wiffen, hielt aber
das Prinzip der konstitutionellen Monarchie feft Fallati war mehr durch persönliche
Beziehungen zu württembergifchen Kollegen und durch die Rücklicht auf die in
Württemberg herrschende Stimmung in diefen Klub geführt, als durch eigene politifche
Neigung und Anficht. Diefe harmonierte mehr mit dem zahlreichen, gegen 150 Mann
Starken rechten Zentrum, welches fich nach dem Verfammlnngsort auf dem „Hirfch-
graben" und fpäter Kafino nannte, und wo Waiz, Dahlmann, Beckerath, Mathy,
Meviffcn, Georg Befeler und Duucker au der Spitze Standen. Mit diefen verkehrte er
auch gefellig am meiften.
Fallati unterhielt von Frankfurt aus einen Stetigen Briefwechfel mit Seiner
Mutter. Einige Tage nach Seiner Ankunft, am 24. Mai, fchrieb er, nachdem er von
feiner Wohnung und einigen Bekannten, die er aufgefucht, berichtet hatte, über feine
gefchäftlichc Thätigkeit folgendes:
„Bis jetzt hatte ich nichts zu thuu, als täglich den Sitzungen anzuwohnen,
Wahlen vorzunehmen, und da und dort mit andern Mitgliedern zusammenzukommen,
damit man Sich kenneu lerne und die Gleichgesinnten Sich zusammenfinden. Gedern
Sind uuu aber die beiden großen Hauptkommiffioncn gewählt worden: die eine für
die Reicbsverfaffung, die andere für die volkswirtfchaftlichen und Arbeiterverhält-
niffe, jede 30 Mitglieder ftark. Ich wäre lieber in der erften geweSen, allein die
Wahl hat mich in die zweite gebracht, welche Sehr viel Arbeit bringen wird. Dies
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KUpfel
letzte ift es übrigens nicht, warum ich weniger gern in derfelben bin — fondern weil
ich glaube, weniger von dem, was hier vorkommen wird, zn verftehen. Das wird
dann aber, für mich felbft wenigftens, den Vorteil haben, daß ich um fo mehr dar-
in lernen kann. Jedenfalls ift es ein glücklicher Zufall für jemanden , der gerne,
foviel er kann, mitwirken will, in einen diefer beiden Ausfchüfle gekommen zu fein,
denn es konnte doch nur immer den zehnten Mann treffen.
Den 6. Juni 1848. Hier ift der Tag immer fo Vollsitzungen und Befprech-
ungen, daß felbft zum Arbeiten zu Haufe kaum Zeit bleibt, zum Brieffchreiben fo
gut wie keine. Morgens 9 Uhr geht es in der Regel in die öffentliche Sitzung,
die bis gegen 2 Uhr dauert, dann zu Tifche, dann in Ausfcbußfitzung en , abends
zu Befprechungen und Debatten in den Klubs, nachts zwifeben 10 und 12 Uhr
nach Hanfe, wo ich nachmittags nur zwifchendurch einzelne Stunden zu fein pflege.
Das Gute ift, daß ich Appetit und guten Schlaf habe — denn an Ermüdung
und Bewegung fehlt es nicht. Es ift ein Leben fo verfehieden von meinem fonft
gewohnten, vor diefen Tagen des Umfchwungs, daß man Heb nichts verschiedeneres
denken kann. An die Stelle des Studierens in Büchern, des Arbeitens mit der Feder
ift das Lernen im Umgang mit andern, das Wirken durch Rede und Befchluß ge-
treten. So ungewohnt es ift, fo ermüdend oft und keineswegs immer befriedigend
— fo ift doch die Befriedigung im ganzen bei mir das bei weitem überwiegende
Gefühl; man lernt außerordentlich, man fühlt, daß man lebt, man ficht warum.
In den öffentlichen Sitzungen fchweige ich und ftimmc ab, — wie natürlich
die meiften, und bis jetzt im ganzen auch die bedeutendften Mitglieder thun. Es
ift in der Regel das Berte, was man thun kann. Nur einmal bin ich auf der Tribüne
gewefen, um ein paar kurze Bemerkungen zu machen, und auch das hätte ich befler
bleiben laßen. Anfänglich «rar viel unnützes Gerede und es kommt auch jetzt noch
vor, aber darüber fich unmäßig ereifern kann nur derjenige, der die Menfchen ganz
anders vorausfetzt, als fie find. Manche haben auch fehr darüber geklagt, daß man
fo viel bei Formen ftehen geblieben; das ift wieder großenteils unrichtig: es ift
notwendig, im Anfang die Formen zu ordnen, und dies kann bei einer fo großen
Verfammlung fo neuer Art nicht iu gedräugter Kürze gefchehen. Zudem find denn
doch wirklich mehrere fehr wichtige Befchlüffe gefaßt worden. Daß es fcbneller
gehen möchte, wünfehen wir heimlich alle, befonders um des Eindruks auf das harrende
Volk willen, — aber fehr oft ift die Erwartung ungerecht, daß es fchneller gehen
muffe. Was am meiften dazu dient, die Debatten abzukürzen, find die Klubsbe-
ratungen, denen ich faft alle Abende da oder dort anwohne. In diefen habe ich
denn auch fchon öfter gefprochen. Man erwägt die Fragen, welche in der großen
Verfammlung vorkommen follen, hier oft fehr gut. Noch ift diefes Klubwcfen nur
bei der Linken recht organifiert, aber diefe beflere Ordnung wird auch bei den an-
deren Parteien, wie fie fich an den großen Fragen hauptfächlich mehr und mehr
fcheiden müffen, nicht ausbleiben. Wie viel Intelligenz hier ift, das ficht man bei
den Beratungen in Klubs und in der Verfammlung doch fehr deutlich darin, daß,
wenn man fchweigend eine Zeit lang der Debatte zuhört, immer ein Gedanke nach
dem andern einem von den Rednern weggenommen wird. Dies ift notabene nicht
bloß meine Bemerkung, fondern es ift der Grund, warum lo Viele fchweigen, die
wohl etwas Gutes fagen könnten: wenn es ein anderer fagt, fo thut es ja den näm-
lichen Dienft.
Am 18. Juni febreibt er: „Morgen beginnt die Verhandlung über die Zentral-
gewalt, weshalb ich heute mit meinen Gefinnnngsgcnoffen noch einiges zu be-
fprechen habe."
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Aus Job an u es Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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Da er felbft fich nicht über feine Anficht und feine Erwartungen von dem
mutmaßlichen Ergebnis der Verhandlungen ausfpriebt, fo fchalten wir den Bericht
eines württembergifchen Kollegen und Gefinnungsgenoffcn, auf deflen Berichte Fallati
die Seinen wiederholt verweift, des Rektors Rümelin von Nürtingen, ein, welcher an
demfelben Tag an den Schwäbifchen Merkur unter dem Zeichen ^ Folgendes fchreibt:
18. Juni 1848. „Endlich haben wir in der Nationalversammlung anf morgen die ver-
hängnisvolle Beratung Uber die Zentralgewalt auf der Tagesordnung. Tag und Nacht find
Sitzungen und Vcrcinigungsverfuchc in den Klubs; im Gefühle, daß diefe Entfcheidung, mag Sie
ausfallen wie fie will, einen großen Wendepunkt in der GeSchichtc unferer Revolution bilden,
daß fie jedenfalls in einem oder dem andern Teile Deutschlands den größten Anftoß, vielleicht
Spaltung und Bürgerkrieg erregen wird, find alle von der gewaltigften Spannung und Auf-
regung ergriffen. Der Hauptkampf am erlten Tag wird fein: Triumvirat oder Präsidium V Jenes
halten fehr viele für das Notwendige und einzig Ausführbare, obgleich nur fchr wenige eine
Freude daran haben , und etwas Befriedigendes darin feiten. Und das kann man auch nicht.
Wer kann leugnen, daß bei diefem Triumvirat die Spaltung und das Sonderintereffe der großen
Staaten eigentlich unsterblich gemacht wird, daß es im Wefen nicht viel anders ift, als der
alte Bundestag, daß wir auch To noch einen Staatenbund behalten Statt eines Bundesstaats, daß
die ganze Einrichtung den Keim der Auflofung in fich SelbSt tragen muß, wahrend dagegen
bei einem Präsidium wenigstens die Hauptfache, um deren willen wir da Sind, die das Volk
will, nämlich die Einheit, feSt hingestellt, Somit aller Spaltung, allen Sondergelliften zum voraus
ein Ziel gefetzt wird. DieSe handgreiflichen und unleugbaren Wahrheiten wirken fo ftark, daß
viele, die früher nur wegen der t'nausführbarkeit an kein Präsidium Glauben hatten, den Zweifel
an diefer Möglichkeit aufgeben und SelbSt das Unwahrscheinliche dem Unbefriedigenden vor-
ziehen. Wenn man Sieht, wie das Einzige, was Sich an die beftchenden Verhältniflb anfchließt,
die Dreiheit, etwas Verzwicktes, Kompliziertes, dem einfachen gefunden Sinn des Volks, vollends
in einer So aufgeregten Zeit, als ein unnatürlicher Gelchrtcnrat Erscheinendes iSt, So muß man
Schließen, nun So taugten eben gerade dieSe bestehenden Verhältnisse, wenn Sic durchaus keine
Einheit möglich machen und die Nation doch eine will, Selber nichts, und man muß fich ebenSo
weit in einen KampS mit ihnen einladen , als es Sür die Einheit unumgänglich nötig wird." —
In den folgenden Tagen berichtet derfelbc Korrespondent weiter: ein mit großer Hehrheit zu
falTcnder Befchluß werde Deutschland einen Präsidenten geben, entweder den Erzherzog Johann
oder Heinrich von Gagern, von den Regierungen vorgeschlagen, von der Versammlung ernannt.
Fallati, welcher fchon während der Wahlagitation die preußifche Hegemonie
als das allein richtige Mittel zur politischen Einheit Deutschlands angefehen hatte,
war erfchrocken, als bei diefen Vorbefprechuugen der Name des Erzherzogs auf-
tauchte, doch wollte er nicht ernftlich dagegen auftreten, um nicht das vielleicht
einzig Mögliche zu hindern. Denn daß der König von Preußen oder ein preußifcher
Prinz damals uumöglich war, fah er recht wohl ein. So entfehloß er fich denn, wenn
auch mit fchwerem Herzen, für Erzherzog Johann zu ftimmen. Er nahm die erfolgte
Wahl als vollendete Thatfache mit dem Vorfatz auf, ihr eine möglichft gute Seite
abzugewinnen, und Suchte die Kritik, die fich ihm aufdrängte, zum Schweigen zu bringen.
Den 2. Juli 1848. — „Zwei fehr bewegte Wochen find zu Ende, — beüer
zu Ende, als es im Anfang der letzten den Anfeuern hatte, freilich nicht fo gut,
als es zu wünfehen wäre. Wir alle find abgefpannt von der Arbeit und Gemüts-
bewegung, welche diefc Verhandlungen über die Zentralgewalt mit fich brachten;
das konnte man recht deutlieh in der geftrigen Sitzung merken. — Ich bin jetzt
aber begierig zu hören, welchen Eindruck die Befchlülle der Verfammlung in der
Zeutralgewaltfache zu Haufe gemacht haben, uud was man über die Abstimmungen
fagt. Wenn du Bekannte von mir fiehft, fo bitte fie doch zu fehreiben; aus dem
Beobachter hört man in der Kegel nur das Echo der äußerften oder nächftäußerften
Linken. —
Geftern find die Wahlen der Vorftchcr der fünfzehn Abteilungen vor-
genommen worden, in welche alle Mitglieder der Verfammlung je nach vier Wochen
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Klflpfel
verlost werden. Die neunte Abteilung hat mich zu ihrem Vorfitzenden gewählt;
der Gegenkandidat war Itzftein. Dies ift eine Stelle, die fehr wenig zu thun giebt:
man hat die Sitzungen der Abteilung zu leiten, welche nur dazu gehalten werden,
um die Ausfchüfle zu wählen (jede der fünfzehn Abteilungen wählt aus fich ein
oder zwei Mitglieder in jeden Ausfcbuß, je nachdem er fünfzehn oder dreißig Mit-
glieder ftark ift) und ift zugleich Mitglied des Legitimations-Ausfchuffes, der aus
den Vorftehern aller Abteilungen befteht, aber natürlich jetzt, nachdem die Ver-
sammlung ihrer Vollzahl fo nahe ift, faft nichts mehr zu tbun hat.
Den 22. Juli 1848. Diesmal, liebe Mutter, haft du fehr lange auf einen
Brief warten mtiffen; ich hoffe, du haft dich nicht geäugftigt. Zuerft wartete ich
auf deinen Brief, um ihn gleich mitzubeantworten ; als er am letzten Sonntag kam,
begann eine Woche fo anftrengender Sitzungen, daß zum Schreiben zu Haufe nicht
Kraft noch Zeit blieb. Alle Tage hatten wir lange öffentliche Sitzungen und faft
alle Tage abends noch Ausfchußfitzungcn. Ich kann dir dies Leben nicht befler
fchildern, als mit den Verfen, die mein Kollege Kaufmann Draege aus Bremen auf
einen Tifch des volkswirtfchaftlichen Ausfchufles gefchrieben hat Er hat fie über-
fchrieben:
„Der müde Abgeordnete/
*
und fie lauten:
„Von Sieben bis Nenn ans fchon zn plagen,
Und damit bis Drei mit leerem Hagen
Endlole Reden abzufitzen
Und in Sankt Paul für's Volk zu fchwitzen,
Dann matt und mUd zum Mittageflen,
Und gleich nach Tifch nochmals gefeflen,
Bis in die Nacht fortdifpnticren,
Egalif-, vifier-, nivellieren ;
So Sonn- und Fefttag alle Tage —
Das, Volk! ift Dcputiertcnplage! !"
Zu Haufe: Stimmung und Stellung haben (ich, leitdem ich von Tübingen
abreifte, bei mir fehr geändert. Es verftebt fich von felbft, daß die Aufregung
der Zeit der Wahl jetzt auch bei mir vorbei ift. Aber auch meine Stellung ift eine
andere, als ich mir gedacht. Ich glaubte, als ich ankam, daß ich öfter auf der
Rednerbühne erfcheinen und dort mehr Erfolg haben würde, als es der Fall
gewefen. Das Befte wäre gewefen, wenn ich gar nicht hinaufgegangen wäre; ich
glaube mich zwar nicht blamiert zu haben, aber, einen Fall ausgenommen, ift, was
ich gefagt, ohne Wirkung gewefen, fo daß ich alfo beller auf meinem Platz geblieben
wäre. Du weißt aber, wie ich bin, der Eifer trieb mich, und diefen Eifer lernt
man erft allmählich mäßigen. Es ift hier eine gar gute Schule der Bcfcheidenheit :
man muß einfehen, wie viel trefflichere Männer da find, als man felbft ift Man
lieht zugleich, wie mancher Ruf auf der Rednerbühne fcheitert, — das febreckt
auch zurück."
Obgleich Fallati in der Nationalverfammlung nur feiten das Wort nahm,
fo machte er fich doch bald als ein Mann von Intelligenz und Rednergabe bemerk-
lich, denn in dem Klub fprach er öfters und wurde gerne gehört Als es fich um
Befetzung der Miniftcrien handelte, wurde er von verfchiedenen Seiten als eine zur
Repräfentation geeignete Perfönlichkeit genannt. Befonders wurde er dem Handels-
tninifter Duckwitz für die Stelle eines Unterftaatsfekretärs empfohlen. Daß er
Mitglied einer ftaalswirtfcbaftlichen Fakultät war , diente wohl auch zu feiner
Empfehlung. Duckwitz, der ihn noch nicht perfönlich kannte, ließ ihn am 27. Juli
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Aus Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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zu fich rufen, und fand bald die gute Meinung, die er von ihm Latte, fo beftätigt,
daß er nicht zögerte, ihm die Unterfinatsfekretärftelle anzubieten. Fallati erklärte
fich bereit, erbat fich aber Bedenkzeit und die nötige Frift, um fich mit feinen
politifchen Freunden befprechen zu können. Das Ergebnis feiner Unterredung war
die Bedingung, daß noch andere Mitglieder des linken Zentrums in das Minifterium
gezogen würden. Darauf ging man ein. Ein andrer Württemberger, Robert von
Mohl, wurde zunäehft für die Unterftaatsfekretärftelle im Minifterium des Auswärtigen
in Ausficht genommen und dann für das Juftizminiftcrinm beftimmt, und der rhei-
nische Advokat Widenmann, ebenfalls ein Mitglied des Württemberger Hofes, ihm
als Unterftaatsfekretär beigegeben. Am 10. Auguft wurden Mohl, Fallati und
Widenmann ernannt
Fallati berichtet in feinem Tagebuch die Gefchichte der Bildung des Mini-
fteiiums ausführlich. Wir erfehen daraus, daß die Verteilung der Kepräfentation
an die verfchiedenen Fraktionen ein Hauptgefichtspunkt war. Auch hebt Fallati
hervor, daß der Erzherzog Keichsverwefcr eine fehr paffive Rolle bei der Perfonal-
frage fpielte. Man legte dem Reichsverwefer die bereits abgemachte Sache vor,
nnd er hatte nur die formelle Ernennung zu vollziehen. —
Die erfte Gelegenheit zum öffentlichen Auftreten des Minifteriams war die
Reife zum Kölner Dombaufcft. Diefes Feft, fchou früher zur Feier des großartig
vorgefehritteneu Baues projektiert, gewann jetzt erhöhte Bedeutung. Nicht nur
wurden die Mitglieder der Nationalverfammlung vom Kölner Dombauverein dazu
eingeladen, fondern auch der König von Preußen ließ an den Reichsverwefer, au
den Präfidenten und an 25 Abgeordnete noch eine befondere Einladung zum Feft-
mabl ergehen. Sonntag den 13. Auguft wurde die Reife augetreten und wir laffen
fie Fallati mit feinen eigenen Worten erzählen: „Die Einrichtung für die Abreife
der Nationalverfammlung und des Erzherzogs war einer Kommiffion anvertraut
worden, welche zugleich die Deputation bildete, beftehend aus dem Bureau und
15 Mitgliedern. Schlecht genug fiel die Einrichtung aus. Um V*7 Uhr fchon
fuhren die Deputation und die Mitglieder der Nationalverfammlung in Frankfurt
weg — um 9 Uhr erft der Reichsverwefer und die Minifter. Die erften warteten
fo lange in Bieberich, und obwohl nun die Schiffe miteinander abfuhren, welche
für beide Abteilungen beftimmt waren, blieben fie doch nicht beieinander, weil
die Mafcbine des einen es nicht fo fchnell zu fördern vermochte, wie das andere.
Unzufriedenheit herrfchte nun auf dem langfamern Schiffe, welches die Mitglieder
der Nationalverfammlung führte, die nicht zur Deputation gehörten. Diefe, der
Erzherzog, die Minifter und folche Mitglieder der Deputation und Verfammlung,
welche ihre Frauen bei fich hatten, fuhren auf dem fchnelleren Boote. Hier war
Heiterkeit, nur etwas zu viel. — Der Erzherzog im einfachften Koftüme, grauen
Paletot und febwarzen breitrandigen Hute, aß an der allgemeinen Tafel. Unfcr
beflaggtes Schiff wurde den ganzen Rhein hinunter mit dem größten Jubel der
Bevölkerung aufgenommen; wo ein Haus, eine Hütte am Ufer ftand, auf allen
Infein , hinter Büfcheu und auf Sandbänken waren zurufende, Tücher fchwenkende
Menfcben, ganze Schulen von Kindern, die Pfarrer in der Stola, die Bürgerwehr
unter den Waffen mit Gewehrfalven falntierend — eine fortdauernde große Hoff-
nnngsfeier des einigen Deutfchlands, auch auf dem preußifchen Gebiete. Gefchmückte
Boote fuhren vielfach heran, einmal um eine Deputation von Coblenz zu bringen,
meift nur um zu grüßen mit Ruf und Freudenfchuß. Das Wetter warm und hell,
fo daß wir auf dem Deck den ganzen Tag verweilten und auch zu Mittag aßen.
Nur ein paarmal gegen Abend fpritzte ein wenig Rcgeu nieder. In Coblenz allein
WOrttemb. Vierteljahnbcfte l»5. 2
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Klüpfel
ward angehalten, um ein wenig ans Land 7.11 gehen längs den Reihen der Bürger-
wehr hinunter, die 3000 Mann ftark am Ufer aufgestellt war. Als wir vorbei-
gingen, riefen alle Hoch! Aber mehre Colonnen riefen: Die Linke hoch! Das
Militär war überall zu fehen, befonders auf den Werken von Ehrenbreitstein — aber
ohne Waffen, was Mißftimmung erregte, wie auch das fehl echte Salutieren der Feftung,
mit ein paar armfeligen Schaffen. In Cöln kamen wir gegen 8 Uhr abends an,
auch hier von jubelndem Volk empfangen ; an Bord kam der Feftungskommandant,
der Bürgermeifter und der Kommandaut der Bürgerwehr. Reden. Darauf begab
fich der Erzherzog zu Fuß in feine Wohnung bei dem Chef-Präfidenten der Regier-
ung und der Bürgerwehr, von Wittgenftein.
Montag, den 14. Auguft. Das Programm des Tages war fehr einfach;
der König von Preußen noeh nicht in Cöln. Der Reichsverwefcr fchickte ihm Fürft
Lichnowsky entgegen, womit wir Miniftcr unzufrieden waren, allein der Erzherzog
hatte es fchon angeordnet, ehe wir es erfuhren und ohne Eclat ließ es fich nicht
mehr ändern. Um fo unpaffender war es, als L. auch dem König von Preußen
nicht angenehm fein foll. Wir Miniftcr begaben uns zum Reichsverwefer, um zu
befprechen, wie er und wir uns verhalten werden. Er teilte uns mit, daß er
abends den König fo zu empfangen gedenke, daß er ihm halbwegs bis zum Lan-
dungsplatz entgegengehe. Dies billigten wir, wünfehten aber, daß er es im Frack
und nicht in der preußifehen Uniform des 16. Regiments , deffen Chef er ift, thun
möchte. Er gab nach — allein nun erfchien der preußifche General Rauch, der
ihm von Coblenz aus mitgegeben war, und ("teilte vor, daß nicht bloß der König
im Staate erfcheinen werde, fondern daß ihm auch fchon mitgeteilt fei, der Erz-
herzog werde in Uniform kommen; gefchähe es nun nicht, fo würde die Verftim-
mung groß fein. Dies konnte dem gehofften Erfolg der Zufammenkunft fchaden
und fo gaben wir nach: die Uniform wurde abends angezogen. Vorher wohnten
wir mit dem Reichsverwefer einem fehr fchönen Konzert des Cölner Mnnnergefang-
vereins bei, und fahen dann mit ihm in einem Eekhaufe den Zug in den Dom
vorbeiziehen, der fehr fehlecht ging — der einzige bemerkenswerte und in Ord-
nung gehende Teil war die große Anzahl von Mitgliedern der hohen Klcrifei,
welche mitging. Gegen 6 Uhr kam der König an. Der Reichsverwefer mit den
Miniftern ging ihm entgegen — ftürmifche Umarmuug von Seiten des Königs,
herzlich aber in übertriebener Weife ; der König , umgeben von glänzenden
Uniformen, geht mit zur Wohnung des Reichs verwefers, wo zuerft wir Miniftcr
ihm vom Reichsverwefer felbft vorgeftellt wurden. Der Reichsverwefer gab eine
halbe Stunde nachher den Befueh zurück, indem er zum König ins Regierungs-
gebäude fich begab — wir hielten es für paffeud, daß bei diefer perfönlichen
Courtoifie nicht zum zweitenmal das ganze Minifterium ihn begleite, nur der Con-
feilspräfident (Fürft von Leiningen) ging mit. Im Regierungsgebäude fand dann
die Vorftellung der Mitglieder der Nationalversammlung durch Gagern ftatt. Von
dort aus fuhr der Reichsverwefer mit dem König und Leiningen, Lichnowsky nicht
gerechnet, nach Brühl. Den Fackelzug abends verfäumte ich.
Dienstag, den 15. Auguft Am 14. hatten wir den Reichsverwefer
veranlaßt, die Truppen zur Parade auf den 15. morgens ausrücken zu laffen; es war
daher eine folche auf fein Verlangen angeordnet worden, jedoch offenbar preußifcher
Seits nur in ganz der nämlichen Weife wie dies jedem fremden fürftlichen Gafte
geftattet wird. Es war ausgemacht, daß Wittgenftein an Schmerling als Minifter
des Innern die Zeit der Parade durch einen Ordonnanzoffizier der Bürgerwehr an-
zeigen laffen und ihm ein Pferd fehicken follte, damit er die Parade mit dem Erz-
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Au» Johannes Fallati'» Tagebüchern und Briefen.
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herzog abnehmen könne. Alleiu an Sehmerline' wurde gar nichts gemeldet; wir
kamen alle (Meviflen, Beckerath, Schmerling und ich) auf den Neumarkt, als die
Parade zu Ende war. Drauf als wir zum Rcichsverwefer fahren, war diefer nicht
da — und niemand wußte wie wir mit ihm zur Kirchenfeierlichkeit in den Dom
kommen follten. Ich verlangte entfehieden von H. v. Wittgenftein, daß er uns da-
zu verhelfe, er ging nun (übrigens fleh verwahrend, daß er keine Schuld an dem
Verfehen wegen der Parade trage) felbfl mit. Allein die Eingänge des Doms, in
welchem die Einweihung vor ficli ging, waren noch verfehloflen — , er wollte uns
alfo weiter führen, fo gingen wir dem Regiernngsgcbäude zu, wo er den König
vermutete — als auf einmal ein Gerafl'el fich hören ließ und Reichsverwefer und
König und alle die Uniformen an uns vorbeifuhren. So ftand nun das Reichs-
rainifterium auf der Straße und konnte fpazieren gehen. Denn nachzulaufen und
uns durchzudrängen, ohne äußere Auszeichnung wie wir waren, den Verfuch
zu machen, dennoch zu dem Platze in der unmittelbaren Nähe des Rcichsverwefcrs
zu dringen, der uns gebührte, feinen uns ganz unpaflend. Wir gingen alfo zu Me-
viflen und berieten dort, was zu thun fei. Zunäcbft lag uns praktifch an dem
einen Umftand, des Reichsverwefcrs noch vor dem Frühftück auf dem Gürzenich
(das auf 1 Uhr angefagt war) habhaft zu werden, um ihn zum Frack zu bewegen.
Wir fchrieben dies an Leiningen und fcliickten Wurth mit dem Brief in die Kirche.
Um 12 fuhren wir zum Rcichsverwefer und fanden ihn zu Hanfe zurückgekehrt.
Aber mit dem Frack war es nichts. Er hatte die Uniform an und fagte, er habe
gar kein Kleid von Brühl mit hereingenommen, er müßte nur im Hemd hingeben,
in feiner freundlichen populären Weife: „Aufs Kleid kommt es ja nicht an, habe
ich doch auf meine öfterreichifehe Uniform verzichtet, fo kann ich jetzt wohl die
preußifche ein paar Stunden lang tragen. Wir werden fchon zeigen, daß das nichts
zu bedeuten hat! u Was wollten wir machen? So ging es alfo in Uniform in den
Gürzenich, d. b. der Reichsverwefer; wir fuhren nach. Dies war ein fehr fchönes
Feft — über 1000 Gäfte der Stadt; 220 auf der Eftrade, 800 unten. Toafte vom
König, Rcichsverwefer, Gagern, Soiron etc. ausgebracht. Gefang und Mufik. Un-
gefähr um Vj3 Uhr brachen wir Minifter mit dem Reichsverwefer, König u. f. w.
noch vor Ende des Frühftücks auf und fuhren mit einem Extrazug nach Brühl.
Hier hielten wir bis gegen 6 Uhr Konferenz mit den preußifchen Miniftern v. Auers-
wald und Kühlwetter, an der auch Camphaufen Teil nahm. Von Vi 7 Uhr an
füllten fich die Zimmer des Königs, die Deputation der N. V. und andere Gäfte
kamen an , im ganzen waren es wohl 300. Die Plätze für das Reicbsminifterinm
und die Präfidenten der N. V. waren gebührend gewählt in der Nähe des Reichs-
verwefers und Königs. Ich fand dort auch Boiflerce. Abends nach 9 Uhr fuhren
wir wieder nach Köln zurück — erft um 12 Uhr kam ich, nachdem die Damen im
Haufe (nämlich bei Herrn Damian Leiden, wo er wohnte) von der Befichtigung der
Illumination zurückgekehrt waren, ins Bett. Nach vielem Aerger in der erften Hälfte
des Tages war die zweite befriedigender; die beiden Feftmahle gingen ohne Störung
vorüber, das auf dem Gürzenich in lebhafter Eintracht Allein der Zwicfpalt zwifeben
Preußen und Deutfchland, zwilchen der Revolution und der Reaktion lag doch für
das febende Auge nur fchwach verhüllt , ja es brach eigentlich das Uebergewicht,
welches Preußen und leider im Sinne der Reaktion hier in Anfpruch nahm, obwohl
es im Gürzenich wenigftens ihm nicht gezollt wurde, deutlichft hervor. Und die
Konferenz war wenig erfreulich.
Mittwoch den 16. Auguft Nun fitze ich hier nach diefen denkwürdigen
Tagen auf dem Dampfboot und führe das Vergangene, das immer wieder während
20
Klfipfcl
ich es erlebe, traumhaft mir erscheint, mir nochmals zu fpäterer Erinnerung vor.
Es ift gut, auch dies durchlebt zu haben — allein viel folcher Tage der Repräfen-
tation wünfche ich uicht zu durchleben. Perfönlicb widerftand mir dies Herumfteben
und Warton, mehr noch daß ich fehen mußte, wie das alte Hof- und Militärwcfen
noch fcftgehaltcn wird und wie an den Früchten der Revolution fchon der Wurm nagt.
Wie wird es nun weiter gehen in Deutfchland? Gleich nötig find Klug-
heit und Entfchicdcnheit, und viel wird davon abhängen, ob es dem Minifterium
gelingt, für fich felbft und in der Verfamralung jedesmal die richtige Wahl zwifchen
Nachgeben und Beharren, zwifchen Anpaffen an die Umftände und Fefthalten am
Grundfatze zu finden!"
Die nächften Tage und Wochen waren fehr ausgefüllt von Gefchäften; das
Gefamtminifterium hielt Sitzungen in Sachen der italienifchen und fcbleswig-bolftein-
fchen Frage. Dazu kamen jetzt auch viele Befuche aus der Heimat Am 2. Sep-
tember wurden die Akten über den Malmöer Waffenftillftand dem Reicbsminifterium
mitgeteilt, und fchon am 3. waren die Hauptartikel gedruckt in Händen der ein-
zelnen Mitglieder des Minifteriums. Vormittags wurde Ministerrat gehalten, in wel-
chem Heckfcher den Waffenftillftand analyfierte und kritifierte. „Alle find darüber
einverftanden, daß Prenßen fowohl formell als materiell ungehörig gehandelt habe,
felbft Beckerath hat am Ende kein Wort mehr zu Gunften Preußens zu fagen. Es
wird bcfehloffen, am folgenden Tag den ganzen Inhalt der Verhandlungen der National-
verfammlung vorzulegen und ihr die Befugnis zuzugeftehen, den Waffenftillftand an-
zunehmen oder zu verwerfen". Am 4. September teilte Heckfcher der Verfammlung
die ßeftimmungen des Waffenftillftandes mit, und zwar in einer Weife, welche an-
nehmen ließ, das Minifterium fei zu Verwerfung des Vertrags geneigt. Dies war
aber nicht der Fall, vielmehr fprach fich in dem Minifterrat, der an derofelben Tage
mittags 12 Ubr gehalten wurde, die Mehrheit für Annahme des Waffenftillftandes
aus. Nur Mohl, Fallati und Widenmann waren anderer Anficht, und Fallati über-
nahm es, die Gegengründe iu der Sitzung ausführlich zu entwickeln. Aber auch er
ließ fich überzeugen, daß die Annahme nicht zu umgehen oder vielmehr die Ver-
werfung nicht durchführbar fei. Entfcheidenden Eindruck machte auf ihn und feine
diflentiereuden Kollegen die Frage Schmerlings, mit welchen Mitteln fie den Krieg
fortfetzen und überhaupt in Deutfchland regieren würden, wenn die Entfcbeidung
der Majorität des Minifteriums zum Fall dcsfclben führen und dann nach parlamen-
tarischem Gebrauch die Minorität das neue Minifterium zu bilden haben würde?
Einen fehweren Stand hatten die drei genannten Mitglieder des Minifteriums in ihrem
Parteiklub, dem Württernberger Hof, der die allgemeine Erhitzung teilte und mit
wenigen Ausnahmen für Siftierung oder Verwerfung des Waffenftillftandes war. Sie
erfchienen dort fpät abends, und Mohl berichtete kurz über ihre urfprünglicbe, der
auch im Klub herrfchenden konforme Anficht, wie fie aber mit widerftrebendem Ge-
fühl darin fchwankend geworden feien. Fallati legte ausführlicher die Gründe dar,
welche die Verwerfung des Waffenftillftandes höcbft gefährlich für das Einheitswerk
erfcheinen ließen. Man hörte mit Teilnahme zu , aber auf den Befchluß war die
Rede ohne Einfluß, und die Verwerfung wurde zur Parteipflicht gemacht. Dadurch
war Fallati mit feinen minifteriellen Kollegen zum Austritt genötigt. In einem
neuen Minifterrat am 5. September erklärten fie ihre Zuftiromung zur Anficht ihrer
Kollegen. Der an denselben Tage gefaßte Befchluß der Nationalvcrfammlung für
Siftierung ift bekannt. Damit war für das Minifterium die Notwendigkeit entfehieden,
feine Entlüftung zu nehmen. FUrft Leiningen begab fich zum Reichsverwefer , um
ihm dies anzukündigen. Derfelbe nahm die Sache nicht fchwer, und als Leiningen
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Aas Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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ihn darauf aufmerkfam machte, daß nach parlamentarischem Gehrauch nun Dahlmann,
der Hauptvertreter der Verwerfung, zur Bildung des neuen Minifteriums berufen
werden müffe, erwiderte er: er wiffc das und habe bereits nach Dahlmann gefchickt.
Fallati meint, der Erzherzog fei eigentlich froh gewefen, das Miniftcrium los zu fein,
da fich dasfelbe nur wenig um ihn gekümmert hatte. Uber feine und feiner Kollegen
Stimmung und Lage am 6. September fchreibt er: „Der großen Laft, die unfer Ge-
müt in den letzten Tagen bedrückt hatte, perfönlich entladen, vergaßen wir alle
eine Zeitlang das Schwere des Augenblicks. Im Gefühl der Freiheit und der er-
füllten Pflicht waren wir heiter geworden. Andere Mitglieder der Veriammlung
waren nun gefchäftig, beladen — viele fehienen nun auszurufen: „o weh! wir
babens gewonnen!" Die politifchen Freunde des WUrttemberger Hofes fuhren fort,
uns als zu (Ich gehörend zu betrachten und luden uns zu ihren Verhandlungen aus-
drücklich ein. Wir hielten es zwar für paffend , dies während der Krife nicht zu
thun, wiefen jedoch keineswegs die Aufforderung zum Wiedereintritt zurück. Gewiß
war es wohltbuend zu fehen, wie Männer, welche entfehieden gegen unfere Anficbtcn
gewefen waren, unferem politifchen Charakter die vollfte Gerechtigkeit widerfahren
ließen. Und in der Heimat!" Ja, in der fehwäbifeben Heimat fah es freilich fchlimm
aus. Hier hatte, befonders in den ftädtifchen Bevölkerungen, eine /ehr radikale
Richtung überhand genommen. Viele fehienen zu bedauern, daß die Bewegung vor
den Thronen der Ftirften Halt gemacht hatte, und meinten, man müffe wo möglich
das Verfäumte nachholen. Wenn man lieh auch die Monarchie formell noch gefal-
len laffen wollte, fo verlangte man völlig demokratifche und republikanifchc Ein-
richtungen, und nur der wurde als ein echter Volksmann angefehen, der möglichft weit
links gehen wollte. Neben der altliberalen Partei, deren Führer durch die Miirz-
ereigniffe ans Ruder gekommen waren, kam eine weitergehende Partei auf, die den
Märzminiftern noch viel heftiger Oppofition machte, als diefe einft gegen die vor-
märzliche Regierung gethan hatten. Auch alte Genoffen der Märzminifter (teilten
fich nun auf Seite der Oppofition. Daher war man mit den Reichstagsabgeordneten,
welche bloß bei dem linken Zentrum waren und eigentlich nicht zur Linken hielten, gar
nicht zufrieden. Daß Mohl, Fallati und Mathy in das Minifterium getreten waren,
wollte ihren Wählern fchon gar nicht gefallen. In den ftädtifchen Volksvereincn
machte fich die radikale Richtung mit vieler Keckheit und Unvernunft breit; Fabri-
kanten und Handwerker, deren Gefchäfte in der bewegten Zeit brach lagen, unzu-
friedene Schullehrer und Schreiber trieben und hetzten in diefer Richtung. Zur Ver-
breitung diefes Treibens trug auch das bei, daß die Märzminifter fich fcheuten, ge-
gen ihre alten Genoffen einzufchreiten, um lieh nicht noch mehr unpopulär zu machen
und ihren Einfluß vollends zu verlieren. Dadurch kam es, daß manche jnuge Be-
amte und Lehrer, die berufen gewefen wären, dem radikalen Treiben Einhalt zu
thun, fich entweder von der allgemeinen Strömung mit fortreißen ließen, oder, un-
ficher ob fie nicht von den Behörden im Stiche gelaffen würden, es unterließen da-
gegen aufzutreten und ftreng ihre Pflicht zu thun. Andere, die den neuen Ideen
überhaupt nicht zugethan waren, ließen aus Schadenfreude gefchehen, was zu hindern
fie den Mut nicht hatten.
Die Ereignifle freilich trugen auch dazu bei, die Gemüter in Aufregung
zu verfetzen. In Frankfurt war es indeffen zu förmlichen Rcvolutionsfcencn gekom-
men, von denen Fallati am 19. Sept. in Kürze folgendes fchreibt: „Die Zeit wird
immer ernfter. Am Abend nach der Annahme oder vielmehr NichtVerwerfung des
Waffcnftillltands von Malmö kamen abends fchon Unordnungen hier vor, befonders
am englifchen Hof und in Weftendhall. Sonntag war große Volksverfammlung auf
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Klupfel
der Pfingftweide, wo die Deputierten der Linken Zitz, Scblöffel, Wefcndonck u. a.
hetzten. Für geftern Morgen war ein Sturm auf die Paulskirche zu erwarten, da
man die herbeigezogenen Haufen nachts in der Stadt behielt. Der Senat hält fich
nicht mehr für ftark genug, die Verfammlung zu fchützen und bat nachts 12 Uhr
um Übernahme diefer Pflicht durch das Reichsminifterium. Vorläufig hatten die an-
wefenden Mitglieder des alten Minifteriums nebft Gagern Heb fchon Sonntag Abend
zur Berataug verfanimelt und befchloflen dann geftern Morgen definitiv, bis zur
Bildung eines andern Minifteriums, die Zcntralgcwalt interimiftifcb wieder mit voller
Verantwortlichkeit zu führen, was wir jetzt thun konnten, nachdem unfere Anficht
wegen des VVaffenftillftands in der Paulskirche gefiegt hatte, und zu thun für Pflicht
hielten , weil dem Vaterland Gefahr drohte. Heckfchcr war in Wiesbaden — um
fich dem fchon Sonnabend nach ihm fliehenden Gedudel zu entziehen — , an feiner
Stelle übernahm Schmerling auch das Außere. Der Schutz der Verfammlung wurde
vom Rcicbsminiftcrium übernommen. Der Bürgermcifter hatte nur 2 Bataillone von
Mainz kommen lallen; Peucker forgte aber für größere Truppenmaffen und Artillerie.
Einige Anträge der Linken in Bezug auf die Tagesereigniffe wurden in der Ver-
fammlung nicht für dringend erkaunt und man beriet bis V*2 Uhr Uber die Schule
— Art. IV der Grundrechte. L'nterdeffeu pochte es einmal ftark an einer Thüre
der Kirche von andrängender Volksmenge (vielleicht bloß, weil fie die Thüre zur
Galleric verfehlte) — in den umliegenden Straßen wurden Barrikaden gebaut, aber
zum Teil fogleicb vom Militär genommen. Ich ging nach der Verfammlung nach
Haufe, weil ich etwas zu fchreiben und auch weil ich Kopfweh hatte. Als ich gegen
5 Uhr wieder in die Stadt ging, erfuhr ich erft, daß der Kampf an den Barrikaden
fchon begonnen hatte und daß eine kurze Waffenruhe gewährt worden war, weil
die Linke zu vermitteln fliehte. Allein die wahufinuigeu Aufrührcr forderten Zurück-
ziehung des Militärs und Amneftie — ftatt fich unbedingt zu unterwerfen oder weuig-
fteus die Barrikaden augenblicklich wegzuräumen. Nun galt es den vollften Eruft.
Die Truppenzahl war unterdeffen von Mainz und Darmftadt aus mit Infanterie,
Kavallerie und Gefchütz vermehrt worden; man griff die Barrikaden mit Kartätfchen
und ftürmender Hand an. Dabei fielen ziemlich viele der Angreifer, namentlich
Offiziere vom 38. pr. Regiment. Ein Jammervolles gefebah — General Auerswald
und Fürft Lichnowsky, wahrfcheinlich um den erwarteten weiteren Truppen entgegen-
zugehen, ritten vor die Stadt, und wurden von einer Bande überfallen und ermor-
det. In der Stadt war bis 9 Lhr das Militär überall Sieger. Der Reichsminifter
des Inneren erklärte Frankfurt in Belagerungsftand."
Nachdem die Aufregung fich wieder etwas gelegt hatte, fehreibt der oben
erwähnte Korrcfpondent am 23. Sept.: „Mau ilt febr gefpannt auf Nachrichten
aus Baden und Württemberg; belbnders unfer engeres Vaterland gilt als das balt-
ungslofefte, unterwühltefte Land in ganz Dcntfchland. Jedermann fragt, was man
denn eigentlich bei uns wolle, welche Stellung die Regierung einnehme, was für
Männer an der Spitze der Bewegung ftchen. u — „Die National verfammlung, 11 fährt
er fort, „ift in einer fchweren Krifis begriffen; es läßt fich nicht leugnen, fie hat
durch ihre zwilchen Nord- und Süddeutfchland vermittelnde Haltung, durch ihren
univerfal-deutfchen Charakter, die partikular -deutfehen Richtungen im Süden und
Norden zurückgeftoßen , uud im Süden vollends durch den letzten Befchluß (die
Aufhebung des Sifticrungsbefchluffes) einen großen Teil des Vertrauens eingebüßt,
während fie im Norden und in Ofterreich dicles Vertrauen eigentlich nie recht be-
faß. Ihre Lage war nie fchwieriger und hoffnuugslofer , und doch wird fie diefe
Krifis überftehen und das Werk, das ihr die Nation anvertraut hat, vollenden.
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Aua Johannes Fallati's Togobüchern und Briefen.
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Traurig genug ift es, daß in Süddentfchland die Zcntralgcwalt und die Mehrheit
der Nationalverfammlung ihre Autorität jetzt darauf begründen muß, daß He dem
tollen Treiben ein Ende macht und den unverftändigen Parteien die Köpfe zurecht-
fetzt. Die Nationalverfammlung wird, nachdem man die von ihr gebotene Freiheit
ungenügend gefunden, in Süddeutfchland als Befchützerin der Ordnung und Ketterin
von der Anarchie ihre Bedeutung gewinnen. Das wird zuverläßig einft die unpar-
teiliche Gefchichte lagen, daß die Schwierigkeiten ein einiges Deutfchland herzu-
ftellen gerade fo gut von dem Unvcrftand und Sondergeift der Süddeutfchen , von
ihrem blinden Preußenhafle, von ibrer völligen Unkenntnis der Vcrhältnifle in an-
deren Teilen des Vaterlandes ausgegangen lind, als von der unredlichen Politik
Preußens, von der indolenten und völlig paffiven Stellung Öfterreichs."
In Tübingen, wo Fallati fo große Popularität erlangt hatte, daß man ihn
faft lieber als Uhland zum Vertreter nach Frankfurt gefchickt bätte, fand man feine
dortige Haltung viel zu konfervativ. Nicht nur im demokratifchen Volksverein berrfchte
diefe Anficht, auch bis in die Profefforenkreife hatte fich einiges Mißtrauen gegen
ihn fefrgefetzt, und die Vergleichung mit dem allgemein verehrten Ubland, der, wenn
auch nicht in allem mit der Linken cinverftanden. doch meiftens und in den wiebtig-
ften Fragen mit ihr ftimrote, gereichte ihm auch zum Nachteil. Als nun vollends
feine Zuftimmuug zu dem Malmöer Waffenftillftand bekannt wurde, war das ab-
fprechende Urteil über ihn fertig. Man faßte die gegen feine urfprünglicbe An-
ficht erfolgte Umftimmang fo auf, als ob er gegen feine Überzeugung, ans Mangel
an Solbftändigkeit, fremder Autorität fich gefügt hätte, man fchalt ihn einen Ver-
räter, der nicht mehr würdig fei feine ganz anders gefinnten Wähler zu vertreten.
In dem Organ der Volkspartei, dem Beobachter, wurde eine Reihe von Mißtrauens-
erklärungen veröffentlicht, die ihn anklagten, er habe das in den Wahlreden gegebene
Vcrfprcehcn, für Deutschlands Macht und Ehre unter allen Umftänden einftehen zu
wollen, fchmählich gebrochen, und ihm zumuteten, er folle das Wahlmandat zurück-
geben. Selbft im Schwäbifcheu Merkur wurde eiue in gemäßigterem Tone gefaßte
und an ihu gefandte Adrefle aus Herrenberg veröffentlicht, worin erklärt wurde,
man finde in feinem Verhalten eine Abweichung von dem Standpunkt, welchen bei
dielen Fragen die im guten Kampfe längit bewährten Abgeordneten Württembergs
eingenommen haben, man vermiüe an ihm die gewiß nicht unbillige Rückficht auf
das Rechtsgefühl und die politifche Gefinnuug des Heimatlandes, das er vertrete.
Es blieb nicht bloß bei fchriftlichen Erklärungen, es wurden in Tübingen die ge-
häfllgften Demonftrationen gegen ihn gemacht. In einer der frequenteften Straßen,
der Wilbelmsftraßc, wurde ein in feiner Weife bekleideter Strohmann, dem fogar fein
Name beigefchrieben war, an einem Laternenpfahl aufgehängt, und feiner in Tübingen
wohnenden Mutter wurde eine Katzenmufik gebracht. Er ließ fich übrigens
durch derartige Kundgebungen in dem fieberen Bewußtfein feine Pflicht gethan zu
haben uicht irre machen. Dies fprach er auch in einer öffentlichen Erklärung im
Schwäbifchen Merkur vom 22. Sept aus. Er fagt darin: als er das Mandat über-
nommen, fei er auf alles gefaßt gewefen, was daraus für ihn folgen könnte, auch
auf Verläfterung und Schmähung für gewiflenhaft erfüllte Pflicht. Er könne auch
nicht einem Teil feiner Wähler das Recht einräumen, ihm fein Mandat abzufordern,
das unbedingt erteilt worden fei. Gegenüber der Hcrrenbergcr Erklärung ließ er
fich auf Erörterung feiner Giünde für die Abftimmur,g in der Waffenftillftandsfragc
ein und fuchtc zu zeigen, daß durch Verwerfuug des Waffenftillftandes und Bruch
mit Preußen die Macht und Einheit Deutfchlands nicht gefördert, fondern in hohem
Grade gefährdet worden wäre. Charakteriftifch für die Beurteilungsweife feiner
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KlQpfel
Gegner ift, daß in einer mit Namen unterzeichneten Erwiderung im Beobachter ge-
fagt wurde: Es komme nicht darauf an, ob Fallati mit oder gegen feine Überzeug-
ung dem Waffcnftillftand zugeftimmt habe, That fache fei es, daß er damit bei der
Volkspartei in Wfirtemberg den Kredit verloren habe. Alfo nicht feine Überzeu-
gung und das GewifTeu, fondern die Kückficht auf Popularität folle der Maßftab des
Handelns fein! Das Mandat fiir die Stuttgarter Abgeordnetenverfammlung legte er
allerdings nieder, weil er, durch feine Pflicht für die Nationalverfammlung und das
Keicbsminifterium in Frankfurt auf vorausfichtlich längere Zeit feftgehalten , keine
Ausficht habe, in die auf den Oktober einberufene württembergilche Kammer ein-
treten zu können.
Nachdem das abgetretene Keichsminifterium bis auf einige Mitglieder, die
andere Gefcbäfte übernahmen, wieder cingefetzt war und die Dinge fich wieder in
dem früheren Gclcife fortbewegten, widmete er fich eifrig den Verhandlungen in
der Paulskirche und den Gefchäften im Handelsminifterium. Er fchrieb am 24. Sept.
feiner Mutter, die auf einen Befuch in der Heimat oder ein Zufammenfcin an einem
dritten Orte gehofft hatte: „Ich kann jetzt hier nicht fort — der Moment ift zu
wichtig, denn von allen Seiten regt fich die rote Republik, und es gilt, von feiten
der Zentralgewalt mit aller Kraft entgegenzutreten. Zugleich find jetzt die Gefcbäfte
auf dem Handelsminifterium ernftlich in die Hand zu nehmen , denn das Zuftandc-
bringen der Zolleinhcit und der Ordnung der materiellen Verhältniffo Dcutfchlands
ift eines der notwendigften Bindemittel unferes fo fehr gefpaltenen Vaterlandes."
Von feinen amtlichen Verhältniflen fchreibt er fehr befriedigt und ift voll Hoffnung,
daß die Tbätigkeit des Parlaments noch zu einem Zielo komme.
Frankfurt, 15. Oktober 1848.
Liebe Mutter!
Mit Duckwitz hier auf dem Handelsminifterium (wo ich dir auch beute,
am Sonntag Nachmittag, fehreibe, denn ich bin jetzt heimifeh und eingewohnt in
dem Lokal) komme ich vortrefflich aus. Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten;
er ift fehr praktifch und im Umgänge fehr frcundfcbaftlicb. Wären überhaupt die
Verhältniffe Dcutfchlands nicht fo febwankend, fo könnte man mit der Zuverficht,
etwas recht Erfprießlichcs zu leiften, hier im Handelsminifterium arbeiten. Jetzt
muß man fich mit der Hoffnung begnügen. Die habe ich aber auch, jetzt mehr
als vor einigen Wochen und Monaten, trotz aller bedenklichen Stimmung und Un-
ruhe in vielen Teilen Deutfchlands. Wenn es gelingt, die Anarchie niederzuhalten,
fo wird in viel kürzerer Zeit, als man noch vor vier Wochen denken konnte, die
Zcntralgewalt definitiv gegründet und die Verfaffung vollendet fein. Alles weift
darauf hin, zu eilen; die Majorität der Verfammlung ficht die Notwendigkeit täglich
mehr ein, Dcutfchlands Gcftaltung rafch zu vollenden; vorzüglich aber gewinnt die
Anficht immer mehr Boden, daß man Öfterrcich nicht in den Bundcsftant werde
aufnehmen können, fondern nur zum innigen Anfchluß mit ihm gelangen werde.
Dann ift Preußen unftreitig zu der Herrfchaft, oder wenn diefer Ausdruck zu ftark
fein follte, zu der Vorfteherfchaft in Deutfchland beftimmt. Alle Schwierigkeiten find
auch dann keineswegs befeitigt, einerfeits bleibt die Schwierigkeit, den preußifchen
vereinigten Landtag zu befeitigen, der neben der Rcicbsvcrfammlung nicht beftehen
bleiben darf, andererfeits bleibt die Abneigung Bayerns und der füddeutfehen Katho-
liken zu überwinden. Aber das ift das mindere Übel, das minder Schwierige.
Daß fich nur jetzt nicht von Wien aus ein europäifcher Brand entzündet; wird dies
vermieden, fo fchreckt mich der Skandal, der leider jetzt in der Nationalverfamm-
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Aub Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen. 25
lang fich häufiger wiederholt, nicht, und auch nicht die gegenwärtige Impopularität
der Mehrheit in einem großen Teile Deutschlands.
Mit dem Württemberger Hofe, dem ich bisher angehörte, ift eine Verän-
derung notwendig geworden. Er hielt innerlich nicht mehr znfammen, ein großer
Teil feiner Mitglieder verkannte die Notwendigkeit, daß unter den gegenwärtigen
Umftänden die Zentren feft zufammenhalten müfleu, um die Zentralgewalt in ihren
Beftrcbungen für das Anfeben der GeSetze und die Ordnung zu ftützen, man fürchtete
fich, nicht für links gehalten zu werden, wie bisher, oder ftand wirklich viel mehr
auf der linken Seite als die übrigen. Schon vor ein paar Wochen erwarteten wir
den Bruch; er erfolgte nicht, weil die Linken fich fügten. Aber bald zeigte fich,
daß der Schaden nur verdeckt war; bei der letzten Präsidentenwahl entfehied fich
der zufällig fchwach in feiner rechten Seite beSetztc Klub für die Wahl Hermanns
aus München zum erften Vizepräfidenten. Nun i(t Hermann feit längerer Zeit fchon
der entfehiedenfte Gegner des Minifteriums, offen und im Geheimen gegen dasfelbe
wirkend. Diefer Befchluß des Klubs, mit deffen Willen und Bat wir (Mohl, Widcn-
mann und ich) ins Minifterium getreten waren, nötigte uns zum Austritt Es war
wohl von vielen nicht gegen uns gemeint, aber eben daß diele nicht daran gedacht
hatten, was die Folge fein müßte, war ein neuer Beweis, nur anderer Art, daß mit
ihnen zu gehen nicht mehr ratfam war. Uns folgten in den nächften Tagen unge-
fähr 25 Mitglieder, mit wenigen Ausnahmen die eigentliche politifche Intelligenz
des Württemberger Hofs: RiefSer, Biedermann, Wernher von Nicrftein, Wurm, eine
bedeutende Anzahl Bayern, und fchon haben fich uns neue Mitglieder angefchloffen.
Wir kommen jetzt im Augsburger Hof zufammen, und ftehen in Verbindung mit
den beiden andern Fraktionen des Zentrums: dem Landsberg (oder Mainluft) und
dem Kafino (früher Hirfchgraben).
In einem Brief an feinen Bruder vom 5. Novbr. fchreibt er:
„Mein Gcfchäft ift vom höchften IntcrefTe — nur mangelt es an Zeit, felbd
fo daran zu gehen, wie ich möchte. Die Art des Arbeitens ift natürlich gar ver-
schieden von der des Gelehrten zu Haufe. Konferenzen halten, Befuche annehmen,
mündlich mit dem Miniftcr und den Räten die allgemeinen Punkte feftfetzen, die
Hilfsmittel angeben und dann andre Leute die eigentliche Arbeit thun lallen, was
wir fonft Arbeit zu nennen und felbft zu thun gewohnt find, das ift jetzt die meifte
Befcbaftigung. Wir haben jetzt auf dem Handelsministerium Schon Räte aus Preußen,
SachSen, Baden, Bremen kommen laflen, darunter höchSt tüchtige Leute, mit denen
es eine Freude ift zu thun zu haben. Wie der Geschäftsgang iSt, fiehft du aus
der beiliegenden Geschäftsordnung, die ich kürzlich mit Duckwitz entworfen
habe. Du entnimmst daraus, daß, obwohl der Minifter natürlich für alles verant-
wortlich ift und alles unterfchreibt, wobei wirkliche Verantwortlichkeit ift, wir doch
die Gcfchäfte im übrigen unter uns geteilt haben ; er hat namentlich das ganze
Zollwefcn und die Marine (letztere bis jetzt), um welche Dinge ich mich weniger
bekümmere, obwohl ich den Überblick darüber auch immer behalten muß ; ich habe
für mich das KonSulatweSen , die Flußichiffahrt, die Verträge. Zwei Räte arbeiten
zunächst Sür Duckwitz, zwei für mich. Doch ift das alles nicht So fcharf gefchieden.
Duckwitz' Zimmer und das meinige find nebeneinander, und das Verhältnis zwifchen
uns durchaus ohne beengende Formen und kollegialifch l ).
Im Koufeil ift meine Stellung eine ganz ähnliche — allerdings fehr ab-
norme — die man aber wohl am heften kurz fo bezeichnen kann, daß man
•) Vgl. auch: Denkwürdigkeiten aus meinem öffentl. Leben 1811-1866. Von A. Duck-
witz. Bremen 1877.
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Klüpfol
die Iteicbsuntcrftantsfekretäre Nebenminiftcr nennt. Wir haben im Ministerrat keine
entfeheidende Stimme, weil wir keine Verantwortlichkeit haben; allein da faft nie
abgeftimmt wird (es ift, glaube ich, feit ich darin bin, zweimal vorgekommen), da
nie ohne uns Miuifterrat gehalten wird, da wir ganz auf gleichem Fuße mit den
Miniftern verhandeln, und die Anficht der Unterftaatsfckrctärc für die Entfcheidung
ohne Abstimmung das volle Gewicht ihres Inhalts hat, das ihr, wenn fio gut ift,
auch für die Abftimmung der andern nicht entgeht, fo ift es in der That, wie
Gagern mir Tagte, als ich Auftand nahm, ohne entfeheidende Stimme einzutreten,
faft ohne fachliches Gewicht, ob wir fie haben, formell aber ift es ganz richtig,
daß wir fie nicht haben. Außerdem ftehen wir formell zurück hiufichtlich des Ver-
kehrs mit dem Keichsverwefer: wir nehmen an den je zweimal in der Woche bei ihm
ftattfindenden Konferenzen der Miuifter keinen Anteil. Wir haben hierein gewilligt,
nachdem feftgefetzt worden war, daß in diefen Konferenzen nie ein Befehl uß gefaßt
werdeu folle, der nicht vorher im Minifterrato in unferem Beifein verhandelt und
vorbehaltlich der Genehmigung des Reichsverwefcrs gefaßt worden. Die ganze Stell-
ung, in der wir fouft find, und die Perfonlichkeit der Miniftcr giebt uns die Ga-
rantie, daß dies auch wirklich lo gehalten wird. Dies ift das Verhältnis der Unter-
ftaatsfekretäre und meiues insbesondere, das du zu kennen verlangt haft.
Willft du wiflen, was ich von den hiefigen Verhältniflen überhaupt und
namentlich von den Verhandlungen in der Paulskirche denke, fo wirft du es am
beften aus den Ä-Korrefpondenzcn de» Schwäbifchen Merkurs feben, mit denen ich
in der Kegel einverftanden bin, und fie daher natürlich zu dem Beften rechne, was
überhaupt iu Zeitungen von hier aus berichtet wird." Diefer Anweifung folgend
linden wir in einem Artikel vom 11. Novbr. einen fehr intcreflanten Überblick der
Parteien und Klubs der Nationalverfammlung. Rümelin meint, daß die acht ver-
fchiedenen Klubs, von denen die drei des Zentrums die entfeheidende Majorität
bilden, eigentlich in drei Gruppen zufammenfallcn, deren Charakter fich durch ihr
Verhältnis zur Revolution beftimme. „Die eine," fagt er, „will den Schlund der
Revolution fchließcn, ihren Strom in ein gefetzliches friedliches Bett hinüberleiteu
und die Errungenfchaften des Frühjahrs in einer geordneten, dauerhaften Verfaflung
feftftellen. Sie will die volle konftitutionelle Monarchie im Gefamt- und Einzelftaat,
ungefähr nach dem Mufter des belgifchen Staates; fie will weder den Zentralftaat
noch den Staatenbund, fondern die Einheit in allem Notwendigen, im übrigen die
Selbftftändigkeit der Einzelftaaten. Diefe Partei bildet eine ftarke gefchloflene
Mehrheit, die unbekümmert um alle Verdächtigungen, und ficher, daß fie den Willen
der großen Mehrheit des deutfeheu Volkes vertritt, »las ihr aufgetragene Werk im
Laufe diefes Winters, allen Ilemmniflen und Angriffen zum Trotz, durchfuhren kann.
Sie gebietet über nahezu zwei Dritteile ' aller Stimmen, hat ihren Schwerpunkt in
den drei Fraktionen des Zentrums und übt durch das aus ihr genommene Reichs-
minifterium die vollziehende Gewalt in Deutschland aus. Ihr fteht feindlich die
Partei derjenigen gegenüber, die in den Errungenfchaften des März nur einen unge-
nügenden Anfang der Freiheit feben und eine Reihe von weiteren Revolutionen
für notwendig halten, um ihr Ideal von Freiheit, die demokratifch-foziale Föderativ-
republik, herbeizuführen. An einer Mehrheit in der Nationalverfammlung nach fo
vielen vergeblichen Vcrfuchcu verzweifelnd, ficht fio nur außerhalb derfelben ihr
Heil und kann nur von weiteren Erfchüttcrungen der gefetzlichen Gewalten in den
Einzelftaaten, befonders in Wien und Berlin, eine Verwirklichung ihrer Beftrebungen
hoffen, weswegen fie den Verteidiger des 18. Septembers, des Wiener Aufftandes,
der Berliner Excelle, des fächfifchen Partikularismus macht. In Verfnil'ungsfragen
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Au« Johannes Falhiti's Tagebüchern und Briefen.
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will fie eine republikauifehc Spitze und vollftiiudigc Zentralifation. Sie befleht ans
den zwei Fraktionen der Liuken und gebietet über nicht ganz hundert Stimmen.
In der Mitte zwifchen diefen fehroff gefchiedenen Parteien ftcht nun eine dritte,
welche in keiner der zwei genannten Richtungen entfehieden ift, die Revolution
weder fortfetzen noch fchließcn will, wenigftens weder im eineu noch im anderen
Sinn unzweideutige Schritte thut. Sie tadelt zwar die Aufftände und Gewalttätig-
keiten, aber auch die Mittel, durch die ihnen allein begegnet werden kann; fie
verabfeheut den 18. September, den Struve'lehen Aufftand u. f. w.. bekämpft aber
das Minifterium in allen Maßregeln, die zur Aufreehthnltung der Ordnung nötig
find ; fie mißbilligt die Exccfle der Linken, ftellt fich aber dem Zentrum viel fchroffer
und feindlicher entgegen, fie ficht in dem Balken in des linken Bruder« Auge einen
Splitter, in dem Splitter in des rechten Bruders Auge einen Balken. Sie hält lieh
dicht au der Grenze der Revolution, ohne fie zu überfebreiten und ohne fich von
ihr zu entfernen. Es ift die deutfclie Gironde, nur weit geringer an Zahl, Talent
und Ausfiehten ; es find die Ariftokratcn der Linken, die idealen Republikaner, die
das Alte bekämpfen und doch das Neue nicht herbeiführen, weil fie vor den Mitteln
eine Seheu haben, durch die es allein herbeigeführt werden kann. Würde es dabin
kommen, daß wir auch in Dcutfchland den Taumelkclch der politifchen Tborheiten
austrinken und die Tragödie von 1792 nachäffen follten, fo wäre diefe Gironde die
erfte, welche von der „Frakturfchrift der Freiheit" gezeichnet, von dem Strom der
Volksgewalt bei Seite gefchlcudert würde. tt
Die frohe Hoffnung, die Fallati in feineu letzten Briefen au&gcfprochen
hatte, wurde bald wieder getrübt durch die Nachrichten aus Berlin, wo der Konflikt
zwifchen Regierung und Volksvertretung fich bis zur Steuerverweigerung gefteigert
hatte. Er fchreibt am 22. November: „Wir haben hier fchwere Tage feit dem Be-
ginn des Berliner Konfliktes, der aufs neue alles in Frage ftellt, was für die ruhige
Entwicklung zur Einheit und zur gefetzlichen Freiheit Deutfchlands gewonneu feinen,
feit die Waffenftillftandskrife beftanden war!" Einerfeits wurde König Friedrich
Wilhelm IV. durch das, was er im eigenen Lande erleben muOte, immer mehr
verftimmt gegen die Volksfordcrungeu, und hörte auch in dem, was die Majorität
der Frankfurter N. V. wollte, nur die Stimme der Revolution, und andererfeits
wurde er bei der Nationalverfammlnng immer unbeliebter, und die Geneigtheit, ihn
zum Oberhaupt des Deutfchen Reiches zu wählen, immer zweifelhafter. Was Fallati
von Haufe hörte, war nicht geeignet, ihti zu tröften. In Württemberg ftimmte die
im Herbft einberufene I>andesvertretung in den Ton der Frankfurter Liuken ein,
während das Miniftcrium fich immer noch nicht entfchließen konnte, kräftig cinzu-
fchreiten und mit feineu ehemaligen ParteigcnofTen zu brechen. In einem Briefe
vom 3. Dezember heißt es: „Ich könnte von der Politik der letzten Wochen noch
gar manches fchreibcn u , (es fehwebten damals die Verhandlungen über und mit
Öfterreich infolge des Kremfiercr Programms) „aber ich will heute von diefen fchweren
Dingen fchweigen und von den Tagen, wo alle Kraft des guten Mutes und der
Hoffnung für die Erreichung uuferes Zieles, der Einheit Deutfchlands, in mir zum
erftenmale recht gründlich erlahmte. Ich will umfomehr davon fchweigen, als ich
fchon wieder mutiger bin, und aufs neue hoffe. Ich halte feft an meinem alten
Grundlatz, die Sache nicht aufzugeben und dafür thiitig zu fein, fo lange fich auf
eine Weife dafür wirken läßt, die mit meinem Gewiffcn verträglich ift und nichts
Schlimmeres an die Stelle des Schlimmen fetzt." Rümelin fchreibt am 9. Dezbr.:
„Unter den vielen Schwierigkeiten, die fich aufs neue von allen Seiten auftürmen,
und die um fo ernftlicher find, je mehr fie nicht wie fünft von der tollen Leideu-
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Klüpfcl
fcbaft verblendeter Volkshaufen, fondern von der berechneten Haltung der effektiven
Gewalten droben, fleht die öfterreichifebe Angelegenheit dämm obenan, weil fie das
Verfaffangswerk am an mittel barften bedroht. Durch das offiziell mitgeteilte Programm
der öfterreiebifchen Regierang ift die Antwort auf §. 2 und 3 ') als gegeben zu
betrachten. Daraus folgt für die, welche willen, was fie wollen und was Deutfeh-
land not thut, daß nicht §. 2 and 3, fondern §. 1 abgeändert wird, der den Umfang
des Bundesftaats beftimmt. Es muß klar ausgefprochen werden, daß in den engeren
Buudesftaat, der für Deutfehland notwendig ift, Ofterreich nicht eintreten kann and
demnach das Verhältnis Ofterreichs zu Deutfchland durch eine befonderc Bundesakte
im Wege der Verhandlung geregelt werden muß. So lange das nicht gefchieht,
kommen wir aus der unwahren and anerträglichen Stellung nicht heraus, in welcher
wir von der Vorausfetzung ans, daß Öfterreich zum Bundesftaat gehöre, der Zentral-
gewalt die Ausführung von ßefchlüffen übertragen, die kein Minifterium der Welt
ausführen kann, fo lange dort die ganze Grundlage des Verhältniffes geleugnet wird.
Entweder muß man, wie die Linke konfequenterweife will, Öfterreich mit Gewalt
erobern und dem Bundesftaat einverleiben, oder muß man auf das Gebiet der Ver-
handlung übertreten mit einem Staat, der den Charakter einer einheitlichen europäi-
fchen Großmacht nicht aufgeben kann und will." Dasfelbe Thema fetzt der Ver-
faßer in einem Artikel vom 16. Dezbr. fort: „Es muß fich zeigen, ob im deutfehen
Volk und in der hiefigen Verlammlung politifchcr Takt und Sinn genug ift, um
aus all diefer Halbheit und Verworrenheit herauszutreten, einen kühnen Entfchluß
zu faffen und auszuführen. Das halten wir für den Anfang der Erkenntnis in
diefer Sache, daß man alle Gedanken an ein periodifehes Wahloberhaupt, an einen
Turnus, an ein Bundesdirektorium, an einen gewählten Präfidenten aufgiebt und
nur die zwei einzigen günftigften Möglichkeiten gegen einander abwägt, mit Öfter-
reich die Trias, oder ohne Öfterreich die preußifche Hegemonie." Nachdem der
Vorfaffer die Untauglichkeit des erften diefer beiden Wege zur Einheit dargetban,
erklärt er fich entfehieden für den zweiten, und fchlicßt: „In Betreff der Verfamm-
lung ift fovicl gewiß : wenn fie in der Oberhauptsfrage das Richtige trifft, fo wird
ihr Name groß fein uud fie wird einen Glanzpunkt bilden in Deutfcblands Gefchichte,
wenn ihr aber dies nicht gelingt, fo ift alles, was fie fonft gethan, gleich Null,
und fie wird verfunken und vergeffen fein im Buch der Gefchichte, mit allen ihren
Grundrechten, Interpellationen, guten und fcblechten Reden."
Mit folcher Klarheit war alfo damals fchon von hellen Köpfen das
Ziel erkannt, das 22 Jahre fpätcr erreicht worden ift und als ein glänzender Sieg
der Idee fich erprobt hat. Die Nationalvcrfammlung hat fchließlich durch ihre
Kaiferwahl des preußifchen Königs das Richtige getroffen, und wenn fie es auch
vorläufig nur mit theoretifebem Erfolg feftgeftellt bat, fo bat fie doch dadurch fchon
unvergängliches Verdienft erworben.
In diefe Zeit fällt ein Ereignis, welches Fallati lebhaft in Anfpruch nahm,
das Ausfcheideu Schmerlings aus dem Minifterium. Schmerling fclbft hatte Gagern
vorgcftellt, es werde beffer fein, wenn die Verhandlungen mit Öfterreich von einem
diefem Staat nicht angehörigen Minifter geleitet werden, und ihm angeboten, zu
diefem Behuf feinen Eintritt in das Minifterium als deffen Präfident zu vermitteln.
Darauf wurde eingegangen, aber in den Klubs der Zentren machte fich nun dio
') Kein Teil des deutfeheo Reiches darf mit nichtdeutfehen LSudcrn zu einem Staat
vereinigt fein. Hat ein deutfehes Land mit einem nichtdeutfehen dasfelbe Staatsoberhaupt, fo
ift das Verhältnis zwifchen beiden Ländern nach den Grundfätzen der reinen Pcrfonalunion
zu ordnen.
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Aus Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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Anficht geltend, es fei nicht paffend, daß Gngern als Kollege Schmerlings eintrete,
gegen welchen ein entfehiedenes Mißtrauen (ich kundgab, und daß Schmerling vor-
her austreten mäße. Dagegen fprach Failati in feinem Klub, einmal weil er glaubte,
man thue Schmerling Unrecht, er verdiene diefcs Mißtrauen nicht, und dann weil
er feine Verdrängung für unpolitifch hielt und fürchtete, Schmerling werde, dadurch
gekränkt, um fo mehr feindfclig gegen die Nationalversammlung und gegen die
deutfehe Sache wirken. Und mit diefer Befürchtung behielt er leider recht, denn
Schmerling intrigierte von nnn an offen und geheim gegen Deutfchland. Die
letzten Wochen des Jahres 1848 und die erfte des folgenden gingen in unent-
fchiedenem Schwanken dahin, und die Briefe Fallati's zeigen eine ziemlich refig-
nierte Stimmung. Endlich am 13. Januar wurde nach dreitägiger fehr erregter
und an gewichtigen Erörterungen reicher Debatte ein Sieg für das Gagern'fcbe
Programm errungen, welches einen engeren deutschen Bnndesftaat und weiteren
Bund mit Ofterreich forderte, indem die vom Keichsminifterium erbetene Ermächtig-
ung zu Verhandlungen mit Ofterreich mit einer Mehrheit von 37 Stimmen gewährt
wurde. Fallati fchreibt darüber am 15. Januar: „Die Entfcheidung ift einer der
bedeutendften parlamentarifchen Siege, welche fich denken laffen. Gagerns Per-
fönlichkeit ift es, welche es allein möglich gemacht hat, daß das Programm, das
vor 4 Wochen fo ungünftig von der Verfammlung aufgenommen wurde , jetzt die
Majorität erlangen konnte." In Erwiderung auf die in Briefen aus der Heimat
ihm ausgesprochenen Befürchtungen, daß eben doch fchließlich alles beim Alten
bleiben werde, fchreibt er: „Die Kückfchläge, die da und dort erfolgt find, dürfen
nicht irre machen; es wird nicht gelingen, das Alte wiederherzustellen. In Württem-
berg freilich ift der politische Gesichtspunkt leider vielfach ein ganz febiefer; weil
die unerfüllbarsten WünScbe nicht Wirklichkeit geworden Sind, überfieht man nicht
nur die wirklich errungene Freiheit, Sondern man bat allen Blick verloren für das
auch hinficbtlich der Einheit Deutschlands, trotz allen Schwierigkeiten, die zu über-
winden bleiben, gewonnene Fundament; für die Gewalt, welche die Idee der Ein-
heit täglich felbft bei den widerwilligen Fürftcn übt; für die echte patriotifche
Gefinnung und politifchc Weisheit, die unfere Frankfurter Verfammlung, trotz aller
ihrer Mängel und aller Fehler, die fie gemacht hat, als einen wahren Hort Deutfch-
lands, als eine vernünftige Oafe inmitten einer wahren Wfifte von politifcher Thor-
heit, die fich in den Ständeverfammlungen und Volksvereinen fo vielfach in Deutfch-
land jetzt breit macht, erfcheinen läßt So wirft du freilich in Tübingen feiten
fprechen hören. Aber laß dich nicht irre machen durch das Gefchrei über eine
Teilung Deutschlands und AusStoßung Österreichs; wenn wir wirklich Stark und
einig werden wollen, muffen wir Preußen an die Spitze Stellen, das ganz deutfeh
ift und wirklich in Deutschland aufgehen kann, während Öfterreich, ohne fich Seibit
zu Sprengen , was jetzt auch für uns nicht gut wäre, nicht anders als auf eine für
Deutfchland höchft gefährliche, unferen Bundesstaat innerlich Schwächende, ja un-
möglich machende WeiSc fich enger als durch eine Union mit uns verbinden kann.
Nicht von Preußen droht uns Gefahr — Sie droht von Österreich in und außer der
Versammlung. Denn ÖSteireich will eine Großmacht bleiben, und zugleich über
Deutschland herrschen, indem es Deutschland nicht Selbständig und ftark werden
laffen will. So fteht die Sache - .
Auch der ^Korrespondent vertritt in einem Artikel vom 16. Januar diefe
Anficht :
„Was find das doch für lächerliche und armfelige Gründe, mit denen
man das Volk bei uns gegen ein erbliches monarchifches Oberhaupt an der
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Klüpfcl
Spitze Deutschlands einzunehmen fuclit! Nun machen fie, heißt es, zu den 34
noch einen 35. Oberkönig, als ob an jenen nicht Schon übrig genug wäre! Man
kann es kaum glauben, daß diejenigen, welche einer preußischen Erbvorftandfchaft
eine noch weitere Zersplitterung Deutfchlands, eine Vermehrung der Monarchien
entgegenhalten, wirklich thüricht genug find, ernftlich an eine folche Gefahr zu
denken, und doch muß man dies von ihnen vorausfetzen, wenn man nicht noch
einen fchlimmcren Vorwurf gegen fie erheben will. Dicfc Gefahr liegt vielmehr
fo ferne, daß weun jemand den entgegengefetzten Einwand erheben und fagen
wollte, eine folche Erbmonarchie fei für. das Fortbeftehen der Einzelftaaten zu
gefährlich und werde konfequent im Laufe der Zeit zu einer einheitlichen Monarchie
führen müflen , eine ganz befriedigende Antwort hierauf weit fchwerer fein würde.
Wer in der Tbat das VerSeh winden von Kleinftaatcn, denen alle Bedingungen ftaat-
lichcr Ex i Stenz fehlen, wer jene großartige Mediatifierung, von der zur unrechten
Zeit fo viel die Rede war, herbeiführen will, der foll nicht auf die Seite der roten
Demokraten ftcheu, nicht einen Strohmann von republikanischem Präfidcnten an
die Spitze ftellcn (denn eine gegen das monarchische Prinzip an fich gerichtete
Bewegung wird nicht den Kleinften unter den Kleinen von feinem Fürften- und
Landgrafenthron herunterreißen), Sondern er foll an die Spitze Deutfchlands eine
Gewalt berufen, die in fich felbft alle Bedingungen einer Gewalt vereinigt. Oder
wer kann nach den vorliegenden Erfahrungen noch ferner daran denken, daß irgend
ein „unbefeholtener" Deutfchcr, den die Wahl der Verfammlung oder des Volks
auf einige Jahre als Bundespräsident nach Frankfurt berufen würde, daß Herr
Johann Adam v. Itzftcin , daß felbft Deutfchlands beftcr Mann im ftande wäre,
gegenüber von den Staatsgewalten in Wien und Berlin aus einer papiernen Zentral-
gewalt eine wirkliche zu machen? Aber es giebt freilich Leute, für die es keine
Gefchichte und keine Erfahrungen giebt. — Ein anderer Grund gegen die Ver-
bindung mit Preußen, der häufig vom Standpunkt der füdweftlichen Länder aus
geltend gemacht wird und auch viel Scheinbares hat, ift unfere Lage zwifchen
Frankreich und Öfterreich, durch welche Österreich unfer natürlicher Befchützer
und wir genötigt feieu, mit diefer Macht und nicht mit Preußen in dem innigften
Buude zu fteheu. Allerdings ift Öfterreich unfer Befchützer und kann — feine
Stellung zum Bunde mag werden, welche fie will — nie zugeben, daß ein neuer
Rheinbund unter franzöfifchem Protektorat an feiner Weftgrenzc entftehe; aber eben
in diefer ilolierten Lage zwifchen Öfterreich und Frankreich lag auch bisher unfere
ganze Schwäche, das Gefährliche unlVrer Stellung; eben das machte uns zum Kriegs-
fchauplatz zwifchen beiden Staaten: eben darum bebandelte uns Öfierreich als ein
Vorwerk feines Reiches, das man dem vorrückenden Feind im Notfall überläßt.
Und welcher Art dieler Schutz Öfterreichs war, ficht man am deutlichften daran, daß
von deutfehem Geld nicht eine deutfehe, foudern eine öfterreichifche Fcftung an der
Oftgrenze unfercs Staates gebaut wird. Allein gerade dann, wenn wir ein Glied
eines ftarken norddeutfehen Reiches würden, müßte ja diefe ifolierte preisgegebene
Stellung ein Ende nehmen. Der Schutz von Öfterreich wäre uns in zweiter Linie
durch die Natur der Dinge immer gefiebert, und dazu käme in erfter Linie ein
Schutz vom nördlichen Deutschland, das gegen Frankreich eine cbeufo ftarke AngrifTs-
pofition hat, wie diefcs gegen das lüdwcftliehe Deutfchland. Ein Krieg zwifchen
Frankreich und Öfterreich müßte demnach entweder bloß in Italien geführt werden,
oder wäre dcrfclbe zugleich ein Krieg gegen Norddcutfchland und ebendadurch
Frankreich genötigt, feine Hauptarmee und den flauptfchauplatz des Kriegs an den
Mittclrhein zu verlegen und dort feine eigenen Schwachen Seiten zu fchützen. Der
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Aus Johannes Fallali's Tagebüchern und Briefen.
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Krieg am Obcrrhein wäre eine Ncbeupartie des Ganzen, und die (üddeutfeben Staaten
fogar allein, ohne Hilfe Österreichs, die ja für den Notfall immer vorauszusetzen ift,
im ftande, ihre Grenzen zu decken. Führt ferner Frankreich bloß Krieg gegen
Deutfchland und nicht gegen Öfterrcich, fo ift es dcrfelbe Fall; denn dies Deutsch-
land, wie wir es uns denken, könute immer nur im Norden und nicht im Süden
bezwungen werden, und das Gros einer franzöfifeben Armee müßte immer die Gren-
zen von Lothringen und Champagne decken. Aus denfelben GrUnden wird ferner
gerade Öfterreich ftärker dadurch, wenn die zwifehen ihm und Frankreich gelegenen
Länder nicht von ihm gefchützt zu werden brauchen, fondern Glieder eines ftarken,
befreundeten, einheitlichen Deutfchlands find. Seine Weffgrenze ift dadurch ohne
fein Zuthun gefchützt und es kann um fo leichter mit feiner Macht nach der Rich-
tung wirken, von der es feinen Namen hat und in der feine gefehichtliche Aufgabe
liegt. Die Kriegsjahre von 1793 bis 1809 find ein fchlagender Beweis für die
obigen Behauptungen, denn nur die Neutralität oder die Unterwerfung Xorddeutfch-
lands war es, was jedesmal den franzöfifchen Heeren den Weg durch Süddeutfch-
land nach den öfterreichifchen Erbländeru möglich machte. Wenn diefe Gründe richtig
find — und fie feheinen mir fo natürlich, daß es auch dem Laien geftattet fein
muß, fie geltend zu machen — fo liegt darin ein fchr wichtiges Motiv für die
Regierungen der fudweftdetitfchen Staaten im Intcreffe der Sicherheit ihrer Länder
für künftige Kriegsfälle, die hier beabfiebtigte Geftaltung der deutfehen VerfafTung
zu fördern. — Gegen die obige Auseinandersetzung liegt eine Einwendung febr
nahe, als fei da immer nur von Österreich, Preußen, Württemberg, Baden u. f. w.
aber nicht von einem einigen Deutfchland die Rede, bei welchem alle jene Voraus-
fetzungen und Möglichkeiten von lelbft wegfielen. Das ift aber allerdings unferc
Anficht, daß wenn wir nicht neben Ofterreich ein ftarkes Deutfchland unter preußi-
fcher Führung, fondern mit Öfterrcich einen lockern Staatenbund machen — und ein
anderer ifl nicht möglich — für den Kriegsfall das Band auseiuanderreißen , die
natürliche Macht der Intercffen in den Einzelltaaten überwiegen und gegen die
Wiederkehr ähnlicher Vorgänge wie in der früheren Gefchichte Deutfchlands keine
Bürgschaft vorliegen wird. Auch das maß ich noch hinzufügen, daß Norddeutfch-
laud durch die Verbindung mit den füdweftlichen Staaten an Stärke wenig gewinnt,
fondern der Vorteil mehr auf der Seite der letztern ift, daß ein Norddeutfchland
bis an die Mainlinic gegen Frankreich eine kleinere Grenze und eine ftärkere An-
griffsftellung bat. Die Dinge ftehen aber in Wahrheit fo, daß, wenn die Idee der
zwei u nierten Bundesstaaten Deutfchland und Öfterreich nicht verwirklicht werden
könnte, zwar ein deutfeher Bund im alten Sinne des Worts möglich bliebe, in der
That aber Deutfchland in drei Teile gefpaltcn würde, iu ein norddeutfehes Reich
mit etwa 25 Millionen unter preußifclier Hegemonie, in einen öfterreichifchen Gcfamt-
ftaat und in die füdweftlichen Staaten Bayern, Württemberg und Baden, deren
politifchc Stellung notwendig eine fehwankende, unfiehcre und haltlofe würde und
für deren Bewohner der Treis unferer Revolution, das ßewußtfein, einem großen
nationalen Ganzen anzugehören, mehr verloren ginge, als für irgend ein anderes
deutfehes I^and. In ganz Nord- und Mitteldeutschland ift die Sache bereits fertig,
es fehlt nur noch an uns."
Diefe Artikel Rümelins wurden mit großer Aufmerkfamkeit in Tübingen
gelefen, und trugen durch ihre Darfteilung der Frankfurter Vcrhältuifl'e dazu bei,
die Anflehten der Gemäßigten auf beftiromterc Ziele zu lenken. Die durch die
demokratischen Wühlereien zurückgedrängte Idee der prcuüifchcn Hegemonie lebte
wieder auf, und der Gedanke des Erbknifertutns, den die Demokraten als Vater-
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Klüpfel
landsverrat brandmarkten, wurde von einer Anzahl hefonnencr Männer mit Zuver-
ficht als der richtige ausgefp rochen. Eine von dem damaligen Studenten Julius
Weizfäcker (jetzt Profeflbr der Gefchichte in Berlin) verfaßte und von vielen Stu-
denten und bürgern, auch den meiften Profefloren und Mitgliedern des Gerichts-
hofs unterzeichnete Adrefle an die Nationalverfammlung fprach die Überzeugung
aus, daß die erbliche Übertragung der deutfeben Kaiferkrone an Preußen der ein-
zige Weg fei, auf welchem Deutschland einig und ftark werden könne. In der
Nationalverfammlung aber konnte diefe Anficht nicht die Majorität erlangen , und
bei der wichtigen Abftimmung, welche am 23. Januar 1849 über das Reicbsober-
baupt ftattfand, wurde die Erblichkeit mit 263 Stimmen gegen 211 verworfen. Von
den württembergifchen Abgeordneten finden wir nur fechs unter der bejahenden
Minorität, nämlich: Fallati, Mathy, Robert und Moriz Mobl, Rümelin und Wurm.
Rümelin vertrat ihren Standpunkt in einer längeren Rede, welche auch in feiner
Sammlung von Reden und Aufputzen Rd. I. S. 177 und ff. abgedruckt ift,
Fallati war durch diefes Ergebnis fchr nicdcrgefchlagcn und fchrieb mehrere
Wochen nicht nach Haufe. Doch am 12. März fchrieb er an den Berichterftatter:
„Endlich einmal wieder ein Lichtftrabl für Deutfchland! Heute Morgen ftellte in
der Verfammlung Welcker, bis jetzt die Seele der deutfeh öfterreichifchen Partei,
den Antrag, dem König von Prenßcn die erbliche Kaiferwürde zu übertragen. Die
Verfammlung, ergriffen von der Wichtigkeit des Momentes, war aus ihrer Schlaffheit
und Zerfplitterung wie aufgerifien, es war nicht möglich, etwas anderes ernft-
lieh zu behandeln." Die Sache ging aber nicht fo rafch, und erft am 30. März,
nachdem die Kaiferwahl mit geringer Majorität vollzogen war, fchrieb er wieder
ausführlicher über die politifche Lage: „Es waren harte drei Wochen, voll Arbeit
und Erregung, Gottlob doch nicht ganz ohne Ergebnis. Wenigftens find wir dahin
gelangt, daß die Nationalverfammlung eine Verfaflung vollendet hat, deren Grund-
beftimmungen den Verbältniflen Deutfchlands angemeffen find, und die, wenn fie
verwirklicht würde, zu feiner Größe und Macht führen könnte; wenigftens hat die-
jenige Idee in der Verfammlung gefiegt, die allein zu diefem Ziele führt, die der
Erbmonarchie mit Preußen an der Spitze. Die Ehre der Verfammlung ift noch
gerettet worden, Deutfchland ift noch vor der Schmach bewahrt geblieben, daß es
als ganz unfähig fich erwiefen hätte, auf parlamentarifchcm Wege zu irgend einer
verftändigen und kräftigen Entfcbließung über feine Gefamtangclegcnheiten zu kommen.
Großes Unheil ift abgeweudet, das ein entgegengefetztes Ergebnis, der Zerfalt der
Verfammlung in Haß und Uneinigkeit oder eine Verfaflung, welche die alten lockeren
Verhältnifle fanktioniert hätte, für Deutfchland zur unausbleiblichen Folge gehabt
haben würde. Auch etwas Pofitives ift gewonnen: ein norddentfeher Bundesftaat
bis in den Südweften Deutfchlands fich erftreckend, wird höcbft wahrfcheinlich
unter Preußens Leitung zu ftande kommen, und kann ein Kern eines neuen deutfehen
Großftaates werden. Die Verfaflung, wie fie ift, tritt febwerlich ins Leben. Die
Kaiferwürde über ganz Deutfchland auf Grund diefer Verfaflung wird der König
von Preußen nicht annehmen. — Wir find wieder an einem großen Wendepunkt
angekommen für Deutfchlands Gefchiek; die Kaiferwahl, fagte letzthin jemand, ift
das Ende des Anfangs, mehr nicht. — Daß wir 7 Stunden täglich in der letzten
Zeit in der Paulskirche faßen und abftimmten, weißt Du; dazu kamen aber noch
öfter zwei Parteiverfammlungen im Weidenbufch und eine Minifterratsfitzung —
genug für je einen Tag." Bemerkenswert ift, was er am Schluß feines Briefes
fugt: a Das Minifterium ift in der fonderbarften Lage. Der Erzherzog ift von einer
Kamarilla umgeben, die ihn abzutreten treibt, damit nur ja nichts zuftande komme
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Aua Johannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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and neue Verwirrung entftehe, in welcher fic im Trüben fifchen könne." Der
Reichsverwefer war freilich weit entfernt, zum Behuf der Realifierung eines preußi-
fchen Erbkaifertums auf dem Platze bleiben zu wollen. Er hatte nie gewollt, daß
es zu diefem Ziele komme, die Aufgabe, die er fich gefetzt hatte, war, ein Hüter
der habsburgifchen Intereffen zu fein und zu verhindern, daß Dentfchland von
Üfterreich fich emanzipiere. Fallati berichtet nichts von der Zeit der Spannung
während der Reife der Kaiferdcputation, von dem Bcfcheid, dun fie erhielt, und
von der Ernüchterung und der Verlegenheit nach ihrer Rückkehr. Auch der
/^-Korrefpondent ift unmittelbar nach der Kaifcrwalil fchweigfam ; er felbft war
ein Mitglied der Deputation nach Berlin, die Friedrich Wilhelm IV. die Krone
Uberbringen follte. Nach feiner Rückkehr aber berichtet er unumwunden und ift
nicht im Zweifel, wie er den Sinn der königlichen Erklärung zu deuten habe. Er
(ebreibt am 9. April: „Die Deputation ift von Berlin zurückgekehrt mit einer Ant-
wort, die unter allen überhaupt möglichen Autworten weitaus die fchlimmfte ift.
Der König will die Kroue nicht aus der Hand einer Verfammlung, die einer Revo-
lution ihren Urfprung dankt, deren Anfprüche nur auf einem Akt der Revolution
beruhen, er will fic von den gekrönten Häuptern, nicht von der Nation empfangen.
Was er felbft noch von feiner Perfönlichkeit zu den offiziellen Worten hinzufügte,
durch den Ton, mit dem er das Aktenftück las, durch die Äußerung gegen einzelne
Abgeordnete, zeigte er feinerfeits die Abficht, es fühlen zu laflen, daß es eine An-
maßung fei, wenn eine Verfammlung von Abgeordneten eine Krone fchaffen und
geben wolle. Durch die fcbroßflte Aufteilung des Vcrcinbarungsprinzips in einer
Weife, wie es bisher noch von keiuer Seite, namentlich von der preußifchen Re-
gieruug nicht aufgefaßt worden war, würde die ganze Verfaflung zu einer Vorarbeit,
zu einem Entwurf für einen Kongreß der Regierungen herabfinken."
Über die Aubficbtcn für die nächftc Zukunft belehrt uns ein Brief Fallati's
vom 18. April. Seine Mutter ging damit um, ihn in Frankfurt zu befuchen,
zweifelte aber, ob dies fich verlohnen werde, da die Verfammlung nun bald werde
nach Haufe gehen können. Darauf erwidert er: „So fchnell wie Du denkft wird
die Verfammlung nicht gefchloflen werden können. Dies könnte nur durch eine
gewaltfnme Anflöfung derfelben gefchehen, welche, wie die Sachen jetzt ftehen, dann
zu befürchten wäre, wenn die Linke fo die Oberhand bekäme, daß die Verfammlung
von ihrer ruhigfeften Haltung, welche fie feit Vollendung der Verfaflung angenommen,
zu Befchlüffcn fich hinreißen ließe, welche fie zum Konvent machen, das heißt, die
ausübende Gewalt, welche man eben jetzt nach einjährigem Revolurionszuftandc
durch die VerfalTung in die Hand einer definitiven Reichsregicrung zu bringen glaubte,
wiederum proviforifch der Nationalverfammlung in die Hand geben würden, fo daß
diefe, felbft mehr als vor der Zeit der Gründung der Zcntralgcwalt, allein in Deutsch-
land herrfchte, weil in jener ihrer erften Zeit der Bundestag der Füllten, obwohl
ohnmächtig, noch neben ihr exiftierte. Dies hieße die Revolution wieder von vorn
anfangen und würde, da man dies im größten Teile Dentfehlands gewiß nicht will,
nur der Reaktion und Militärherrfchaft zum Siege für jetzt verhelfen, wobei Preußen
und Bayern vorangehen würden, indem fie zunächft ihre Abgeordneten aus der
Paulskirchc abriefen. Die Rückkehr des alten Bundestags, einfeitige Verfuchc
Preußens fich zu vergrößern, Verwirrung in Mittel- und Süddeutfchland würden die
unfelige Folge (olcher Überftürzungen der Nationalverfammlung fein welche die
Anflöfung der Verfammlung in der angedeuteten Weife nach fich zögen. Eine zweite
Revolution würde zwar nicht ausbleiben — aber die dann kommen würde, an der
will die gemäßigte Partei keine Schuld haben, und ihr will fie die Zukunft Deutfch-
WOrttomb. VlorlolJ«hriih«no IBM. 3
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KlUpfel
lands nicht auheimgehen, fo lange He nicht muß. Gottlob ift auch Hoffnung vor-
handen, daß die Verfammlung befonnen bleiben wird. Der AusSchuß der 30 hat
einen gemäßigten Antrag angenommen, welcher den noch fehlenden Regierungen
Zeit läßt, fich zu befinnen und die Verfaffung anzunehmen, fowie dem deutfehen
Volke Zeit gewährt, fich auf die Seite feiner Vertreter zu ftellen. — Ich habe alfo
Hoffnung, daß man die große Flut des Volkswillens, der fich überall für die Ver-
faffung ausfpricht, ruhig wird aufcbwellen laßen, bis das Waffer den verblendeten
Fürften, die noch übrig find, und am Ende auch dem von Superklugheit wirr und
irr gewordenen, ratlofen Berlin an den Hals geht, und fie nötigt, nach dem Rettungs-
tau der Verfaffung zu greifen. Wie lange das dauern kann, weiß kein Menfch.
Ich will aber einmal annehmen, heute über 14 Tage, Ende April fei die Anerkennung
der Verfaffung und die Annahme der Kaiferwürde entfehiedeu. Dann waren die
neuen Wahlen auszuschreiben u. f. w., fo daß Heb mit Beftimmthcit berechnen läßt,
daß vor dem 1. Juli der neue Reichstag nicht zufammcu treten kann. Bis dahin
aber muffen wir hier bleiben. — Ehe hier ein Abfchluß erzielt ift, habe ich nicht im
Sinn zu kommen ; ich habe keine Luft, mich zu Haufe um des Kaifers Bart herum-
zuftreiten. Überdies kann ich nicht wohl weg, fo lange die Sachen ftehen wie jetzt,
— als Abgeordneter und als Mitglied de* Ministeriums ift hier jetzt mein Platz."
Die Hoffnungen Fallati's erfüllten fich bekanntlich nicht; infolge der widerfpruchs-
vollen Politik und der Ablehnung Fridrich Wilhelms IV. trat die Überftürzung der
Nationalverfammlung und die daraus folgende Verwirrung zwar ein, aber zu dem
Greifen nach dem Anker der ReicbBverfaffung, auf das er hoffte, entfehloßen fich
weder der König von Preußen noch die Könige der Mittel Staaten. So kam es zu
den Aufftänden in Baden, der Pfalz und Sachfen.
Drei Wochen Später, nachdem bereits viele Mitglieder der Nationalversamm-
lung, an der Verwirklichung der bcSchloffenen Reichsverfaffung verzweifelnd, das
linkende Schiff verlaffen hatten, und dadurch die Linke mehr und mehr die Ober-
hand gewann, Schreibt Fallati am 7. Mai: „Wir Stehen in einem entscheidenden
Momente, in einem Sehr bedenklichen für die ganze Sache der Einheit und Freiheit
in Deutichland, für die gemäßigte Partei überhaupt, für die Zentralgewalt ganz be-
Sondcrs. Es iSt der Augenblick gekommen, wie er im Fortgang von Revolutionen
zu kommen pßegt, wo die Mittelpartei zwiSchen den Extremen, die um die HerrSchaft
kämpfen, fich nicht mehr halten kann, wo ihre Aufgabe ift, ihren Standpunkt fo
lange als möglich- zu bewahren, und, wenn die Ereigniffe dies unmöglich machen,
entweder in die Opposition gegen das Hegende Element zu treten, oder aus dem
Kampfe Sich zurückzuziehen. Wir in der Zentralgewalt haben noch beSonders die
Pflicht, So lange es geht auf dem Pölten zu bleiben, da die Zentralgewalt das ein-
zige allgemein anerkannte, wenn auch in Seiner Wirksamkeit bloß auf moralifche
Mittel angewiefene Band von ganz Deutschland ilt. Hier in der Zcntralgcwalt iSt
aber die Schwierigkeit fich zu halten noch größer als für die gemäßigte Partei in
der Nationalversammlung, weil das Ministerium nur beSteht, So lange der Erzherzog
RcichsverweScr bleibt, und dieSer mit dem Ministerium nicht So weit gehen will, als
das Ministerium ohne den ReichsverweSer SonSt, geStützt auS die gemäßigte Partei,
gehen könnte. Wir Stehen mitten zwiSchen einer großen Aufregnug, welche durch
SüddeutSchland geht, und der lauen Ruhe von Preußen. Es wird nicht möglich
fein , den Süden zu zügeln , um den Norden nachkommen zu laffen, und dies wird
in kurzer Zeit, kann jeden Tag die gemäßigte Partei der Nationalverfammlung in
die Minderheit werfen, das Ministerium und die Zentralgewalt Kürzen." Diefcr
Augenblick trat wenige Tage nachher ein. Ein von dem Minifterium dem Reichs-
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Aua Jobannes Fallati's Tagebüchern und Briefen.
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verwefer vorgelegtes Programm wurde abgelehnt, und am 10. Mai erhielt das Mini-
fterium die erbetene Entlnflüng. Die ganze preußifch gefinnte Partei trat bald dar»
auf ans der Nationalversammlung aus; am 24. Mai zeigte auch Fallati feinen Aus-
tritt an, nachdem er am 21. noch einen Vcrfuch gemacht hatte, die Verfammluug
zur Vertagung zu beftimmeu, die aber ftatt deffen befchloß, die befeblußfähige
Stimmenzahl auf 100 herabzufetzen. Er fchreibt darüber an demfelben Tage: „Seit
dem Malmöer Waffenftillftand hat mir keine Frage innerlich fo zu fchaffen gemacht
wie die Austrittsfragc; mit fehr vielen habe ich das Scbickfal geteilt, lange zu
fehwanken zwifchen Bleiben und Geben; zu Letzterem konnte ich mich auch da
noch nicht cntfchließeu, als Gagern, Dahlmann und fo viele andere treffliche Männer
am letzten Sonntag diefen Schritt thaten. Ich habe noch einmal am Montag alles
gethan, was ich konnte, um das Bleiben noch möglich zu machen, nachdem ich
lange vorher mich bemüht hatte, der im Lager eingeriffenen Demorai ifation entgegen
zu arbeiten. Aber endlich habe ich doch auch der Mehrzahl meiner Freunde nach-
gegeben, da ich mir nicht verhehlen konnte, daß in der Verfammlung, wie fie jetzt
ift, nicht nur nichts von mir zu wirken fein werde, fondern felbft von diefer Ver-
fammlung nur Nachteiliges für die deutfehe Sache zu erwarten ift. Vou württera-
bergifchen Abgeordneten find Kümelin und Wurm mitgegangen, Mathy fchon mit
Gager u und Dahlmann. Übrigens verzweifle ich weder für Deutfehland, noch für
mich und meine Freunde. Es wird eiue Zeit kommen, wo wir anch in SUddeutfch-
land wieder anerkannt fein werden; in Norddeutfchland verargt man umgekehrt
den Deputierten vielfach das allzu lange Verbleiben in einer Verfammlung, die dort
als jakobinifch fchon feit einiger Zeit betrachtet wird. Freilich muß bis zu jenem
Umfchwung des Sinnes im Süden wohl einige Zeit vergehen. Es wird eine Zeit
kommen, wo die jetzt zertretene Saat aufgeht, die wir geftreut haben, aber foviel
ift allerdings gewiß, daß diefer neue Morgen nicht aus Süddeutfchlands bodenlos
zerrütteteu Verhältniffen und unfiiglich korrumpierter politifchcr Gefinnung, fondern
vom Norden Deutfchlands ausgehen wird. Daß ich bei den vorliegenden Verhält-
niffen keine Luft habe nach TUbingeu zurückzukehren, kannft du dir denken. u
Als Ausdruck von Fallati's Stimmung fchalten wir ein Gedicht ein, das er
am 22. Mai einer befreundeten Dame in ihr Album fchrieb:
.Jetzt ein Jahr ift'8, als umjubclt, unter Fahnen, Blumenbogen,
Unter Ideal im Herzen, wir in diefe Mauern zogen,
Aus dem kernigcdeln Marmor nnfres Volks in allen Gauen
Eines froigeeinten Deutfchlauds herrliche Gefallt zu hauen.
Aber kaum, nach langen Monden, ift des Werks Modell vollendet,
Und fchon wird vor uulern Augen es zertrümmert und gefchändet,
Von dem Sockel fehn wir's werfen kronetragende Baibaren
Und durch Koth und Blut es fchleifen llnubetliörte Meutericharen.
Aus der Werk ftatt fortgezogen find die Meifter, von den Schuhen
Haben fie den Staub gefchüttelt; bald wird jede Hand dort ruhen.
Aber in dos Volkes Sehnlucht wird es unvergeflen leben,
Jenes Bild des freien Deutfchlands, das wir ihm zu fchau'n gegeben;
Andre mag ans Werk man rufen, Arm und Bein dann anders wenden,
Aber fertig wird's erflehen aus des deutfehen Volkes Händen.-
Nach dem vollzogenen Anstritt reilte Fallati den Rhein hinab, da und dort
verweilend und Bekannte befuchend, nach Bremen, wo er feinen früheren Chef
Duckwitz auffuchte. Mitte Juni war er wieder in Frankfurt, um vom 15. — 24.
an den Vorberatungeu für die Verfammlung in Gotha teilzunehmen, die er mit vielen
Frankfurter Parteigenoffen und Freunden mitmachte, während foeben am 18. Juni
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36 K 1 ü p f el , Aua Johannes FalUti's Tagebüchern und Briefen.
in Stuttgart die Auflöfung des Rumpfparlaments vor fich gegangen war. Fallati
war ganz einverftanden mit diefer Rettuogsthat der württembergifchen Regierung.
Er hatte ja vorausgefehen, daß die mafJenhaften Austritte der Zentrumsmitglieder
eine Majorität der Linken zur Folge haben und die fchließliche Auflöfung der Ver-
fammlung notwendig machen würden. Und eine politifche Notwendigkeit war diefer
Akt. Römer, der fo lange Nachficht mit den revolutionären Tendenzen der demo-
kratifchen Partei gehabt hatte, machte jetzt das Verfäumte gut, er fah ein, daß
durch kräftiges Eiufchreiten die ftaatliche Autorität wiederhergeftellt und dem Spielen
mit revolutionären Verfuchen ein Ende gemacht werden müfle. Von Gotha aus be-
gab fich Fallati nach Weimar, wohin er von der Familie Froviep eingeladen war,
bei welcher er einige ruhige Wochen zubrachte und fich erholte. Hierauf ging er
nach Hamburg und in das Seebad nach Helgoland. Erft im Herbft kehrte er nach
Tübingen zurück und begann nach den Ferien feiue Vorlefungen wieder. Seine
alten Tübinger Freunde konnten wohl bemerken, wie fehr der Schmerz getäufchter
Hoffnung ihn im Innerften ergriffen und feinen Lebensmut gebrochen hatte. Er
war mit der ganzen Kraft feines Geiftes und feines Tätlichen Pflichtgefühls auf die
nationalen Beftrebungcn eingegangen, und es war ihm daher ein tiefer Schmerz,
alle diefe Hoffnungen unerfüllt und ihre Erfüllung auf unbeftimmte Zeit vertagt zu
fehen. Auch perfönlich war ihm die politifche Thätigkeit mehr zufagend und feiner
Begabung entfprechender, als die lehrende und gelehrte ßcfchäftiguug. Er fand
übrigens bald auch in Tübingen eine befriedigende Wirkfamkeit, indem ihm im
Sommer 1850 die damals erledigte Stelle eiues Vorftands der Univcrfitätsbibliothek
neben feiner Profeffur übertragen wurde. Diefem Beruf, für welchen er eine aus-
gezeichnete Befähigung befaß, widmete er fich mit großem Eifer und Gefchick.
Aber fchon nach fünf Jahren ftarb er auf einer Ferieureifo im Haag den 5. Ok-
tober 1855.
Für feine Freunde bleibt es ein fchmerzlicher Gedanke, daß Fallati nur
noch die traurigften Jahre der Reaktion erlebte, in die auch kein Schimmer der
Hoffnung fiel, daß im folgenden Jahrzehnt die nationalen Beftrebungcn wieder auf-
genommen und durch einen großen Staatsmann, im Bunde mit einem thatkräftigen
König, endlich verwirklicht werden konnten. Dennoch hat ihn feine Hoffnung nicht
betrogen. Die vielen Verhandlungen der Nationalvcrfammlung über die Beding-
ungen der Zcntralgewalt und ihr Verhältnis zu den Einzelflaaten , über die Not-
wendigkeit der Ausfcheidung Öfterreichs aus Deutfchland uud über die Gründe, war-
um nur Preußen die Grundlage des nationalen denlfchen Staates bilden könue,
find nicht vergeblich gewefen. Alles was damals mit unermüdetem Fleiß und
deutfeher Gründlichkeit theoretifeh feftgeftellt worden, fand bei dem Aufbau des
neuen Reiches feino Verwendung. Nicht daß man die Protokolle naehgefch lagen
und auf 8 neue die Fragen von damals durchftudiert hätte, fondern die Ergebniffe
waren dem deutfehen Volk in feinen hervorragenden Gliedern in Fleifch und Blut
übergegangen. Hätte Fallati das erlebt, fo würde er fich von Herzen gefreut haben,
wenn auch manches anders gekommen ift, als man damals erwarten konnte.
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37
Verein
Kunft und Alterthum in Ulm und Oberfchwaben.
Ronen unter den Steinnietzzeichen.
Von Dr. Friedrich Lolch.
In der Abhandlung des Herrn Diakonus Klemm über württ. Baunieifler und
Bildhauer im V. Jahrgang der Württ. Vierteljahrsheftc ift pag. 19/20 betrefl's der
Steinmetz/eichen folgende Vermutung ausgefprochen : „Noch größer würde die Zahl
der Bnchftabenzeichen , wenn fich die Annahme bewährte, es feien in manchen der
Zeichen . . . Runenbuchftaben zu erkennen. Es läßt fich in der That nicht leugnen,
daß die Runenalphabete, wie fie z. B. in Hildebrand, Das heidnifche Zeitalter etc.
verzeichnet find, und die in der Form zum Teil davon abweichenden Runenfchriften,
wie fie Engelhardt, Guide illuftre" etc. aus dem 11.— 13. Jahrhundert bietet, in
einzelnen Buchftaben vollftändig mit unfern Steinmetzzeichen fich decken (z. B. das
Zeichen für D). Man wird freilich nicht leicht beweifen können, daß man auch bei
uns in jener Zeit noch Kenntnis von der eigentlichen Bedeutung diefer Runen hatte.
Doch konnten ja möglicherweife die Steinmetzen diefer durch die Stabform zum Ein-
hauen fo gefchickten Zeichen auch ohne jede Kenntnis fich bedienen, nachdem frühere
Gefchlechter Tie mit Bewußtfein etwa zu ähnlichen Zwecken (als Marken) verwendet
hatten. Es wird eben auch hier gelten, noch erft mehr zu forfchen."
Das Folgende zwar erhebt nur den Anfpruch, durch einige Gefichtspunkte
der Frage IntereflTe zuzuwenden. Schon ehe ich auf die zitierte Vermutung des Herrn
Diak. Klemm in den Vierteljahrsheften geftoßen war, hatten mich bei Betrachtung
der von ihm im 2. Hefte der Ulmer Münfterblätter zufainmengeftellten Steinmetz-
zeichen manche Formen derfelben lebhaft an Runen erinnert. Schließlich wurde ich
zu der Überzeugung gebracht, daß es fich nicht bloß um zufällige Übereinftimmung,
fondern um wirklichen Zufammenhang handle. Nicht in technifchem, fondern in rein
germaniltifchem Intereflc wird im folgenden das Augenmerk auf die Stcinmetzzcichen
gelenkt. Wir nennen unter den letzteren diejenigen Runen, welche fich nach Geftalt
und Form mit Runenzeichen decken, im felben Sinne, wie man in manchen Stein-
metzzeichen auch gewöhnliche Buchftaben und beftiminte Figuren (Hammer, Pfeil,
Kreuz etc. oder fpeziell geometrifche : Dreieck, Quadrat, Pentagramm etc.) erblickt. Dies
mit Beziehung auf die rein technifche Auffaflung der Zeichen in der Abhandlung des
Prof. Rziha, Mitteilungen der k. k. Zcntralkommiffion , Wien, 1881 und 1883. Letzterer
fagt, Jahrg. 1881 p. 27/28: „uns intereJTiert hier nur die figurale Form der Zeichen, alfo
die Geometrie ihrer Konl'truktion , und die Thatfache des hohen Alters derfelben."
Analog verfolgen wir den Zweck, die runifche Form vieler Zeichen zu beachten
und vermöge der „Thatfache ihres hohen Alters" einen wirklichen Zufammenhang mit
den Runen anzufetzen.
I. Schon das Material, welches die Zeichen trägt, giebt Anlaß zu folgender
Erwägung. Die eigentümliche Geftalt der Runen hängt mit dem Gebrauche, daß fie
geritzt wurden, organifch zufammen ; denn fie beliehen aus geraden Linien oder Ein-
schnitten, gothifch vrits, altbochd. Glofle rizzin = characteribus litterarum, Wilh. Grimm
über deutfehe Runen p. 73.
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38
Lofch
Kirchhoff, „Das gothifche Runenalphabet", fagt im Vorwort: „Die Eigentümlich-
keiten des Runenalphabets find augenfcheinlich bedingt eincrfeits durch die Befcbaffen-
heit des Materials, auf dem gefchrieben wurde (Stein, Metall, Holz), anderfeits durch
die mangelnde Technik. Man denke fich ein fprödes Material, auf das mit unvoll-
kommenen Werkzeugen gewirkt werden follte und zu dem der Arbeiter wegen der
Schwierigkeit, die umfängliche Maffe nach dem jedesmaligen Bedürfnis in eine für die
Bearbeitung handliche Lage zu bringen, eine Pich ftets gleichbleibende Stellung ein-
zunehmen gezwungen war, und man wird in jenen Eigentümlichkeiten nicht Willkür
und Zufall, fondern die notwendigen Folgen der Bedingungen erkennen, unter
denen die Darfteilung der Zeichen fich vollzog. Es ift klar, daß die berührten Um-
ftände auf die Umgestaltung überlieferter Zeichen einen notwendigen Einfluß üben
mußten und ich habe daher nur nachzuweifen , daß die Zeichen des Runenalphabets
nichts weiter find, als die entfprechendeu lateinifchen Buch Haben in denjenigen Modi-
fikationen, welche durch die oben berührten Uraftände mit Notwendigkeit erfordert
waren, ferner daß die Übereinftimmung Schlechterdings nicht ander« erklärt werden
kann, als durch die Annahme, daß die Runenbuchftaben den lateinifchen nach-
gebildet feien."
Daß Kirchhoff die eckigen Runenformen von den lateinifchen runden ableitet,
fehen wir aus feiner Erklärung des Zeichens für S: „Wer den Verfuch machen will,
die Aufgabe zu löfen, die Schlangenwindung des lateinifchen S durch die Verbindung
von möglichft wenig fenkrechten und fchrägen Strichen darzuftellen, wird finden, daß
er mit Notwendigkeit auf das Runenzeichen geführt wird."
Richtig ift der Hinweis auf die nähere Verwandtfchaft des Runenalphabets
mit dem italifchen. Aber daß die gertnanifchen eckigen Formen aus den runden
römifchen umgemodelt feien, widerlegt ein Bück auf die alten italifchen Typen, wie
fie bei Wimraer, Runeskriftens oprindelse etc. 1874 Tab. II. zufammengcftellt
find; hieraus erweift fich gerade die Urfprünglichkeit und frühere Allgemeinheit der
eckigen Formen. Doch hat Kirchhoff infofern Recht, wenn er letztere mit dem Ma-
terial in Zufammenhang bringt; nur jetzt unter anderer Vorausfetzung, nämlich: die
Formen blieben aus diefem Grunde fo wie fie waren. Die Rundung dagegen fteht
der Hauptfache nach im Gefolge des fich entwickelnden Schreibgebrauchs. Wir
haben ja auch, befonders in den handlchriftlieh überlieferten Ruuenalpha beten, viel-
fach gerundete Typen. Doch vermochte diefer Anfatz nicht mehr, aus den Runen
ein Schreibalphabet in unferem heutigen Sinne zu entwickeln. Dazu fehlte eine
zusammenhängende längere und gleichmäßige Entwicklung, wie die griechifche und
lateinifche Schrift fie hatten; man vergleiche nur den Ausweg, welchen die Goten
in ihrem Alphabet einfchlagen mußten. Als unfere Vorfahren anfingen, mehr und
allgemeiner der Schrift fich zu bedienen, übernahmen fie auch die fchon handlichen
lateinifchen Kurfivformen. So klar es nun ift, daß der eigentümliche Charakter des
Runenalphabets zum Schreiben auf Pergament mit Tinte und Feder oder calamus,
(Otfrid scriban vom lat. scribere) nicht mehr taugte, alfo nach Einführung des letzteren
die Runen wenigftens bei uns aufhörten, zu eigentlicher Schrift verwendet zu werden — ,
fo wenig ift ausgefchloffen , daß fie zur Bezeichnung von Steinen doch noch als für
diefes Material äußerft gefchickte Zeichen fich irgendwie erhalten konnten. Ja viel-
mehr, es darf gerade dies Material, der Stein, als eine den Gebrauch des Runen-
zeichens erhaltende Inftanz betrachtet werden. Diefer Gebrauch aber wäre dann bei
niemand anderem zu fuchen, als bei den Bearbeitern von Stein und Holz, bei den
Bauleuten, Steinmetzen, Bildhauern etc. Diefe haben gewiß nicht ohne weiteres
eine einmal gegebene, bequeme Art für ihre auf Stein (und Holz?) anzubringenden
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Runen unter den Stcinmetzzoicben.
39
Zeichen in Abgang kommen laffen. Natürlich handelt es fich nicht darum, die Stein-
metzzeichen überhaupt von den Runen herzuleiten, fondern nur, den thatlachlichen
Runenformen darunter Anerkennung als wirklicher zu Steinmetzzeichen verwendeter
Runen zu verfchaffen; d. h. zu zeigen, daß der Brauch und die Überlieferung der
Steinmetzen eine der wenigen Gelegenheiten bot, durch die uns (deutfehe) Runen
erhalten wurden. Hier verdient unfer Ausdruck „Riß" beachtet zu werden. Denn
hauptfächlich im Bauwefen fpricht man von einem „Riß", „Grundriß", „Bauriß".
Ein foleber hat mit der Rune das gemeinfam, daß er auf urfprünglich gleichartige
Weife zu ftand kommt: eine Zeichnung oder Plan wird auf Bretter geriflen; vgl. die
Ausdrücke: Reißbrett, Reißfchiene, Reißzeug, Reißfeder. Wir haben fomit eine
Parallele innerhalb desfelben Faches. Auf der einen Seite finden wir im Bauwefen
nach Ausdruck und Verfahren das „Reißen" üblich für Pläne oder Zeichnungen; auf
der andern Seite treffen wir unter den tiberlieferten Zeichen Formen an, welche mit
den einft fpezififch „geriffenen" Zeichen, den Runen, auffallend tibereinftimmen. Un-
willkürlich muß ich hier des in der Abhandlung des Prof. Rziha, Mitteilungen der
k. k. Zentralkommiffion 1881 pag. 10D abgebildeten Planes mit Steinmetzzeichen ge-
denken. Auf diefera „Riß" befinden fich unter 25 Zeichen wenige, welche nicht an
Runen erinnerten.
II. Vor allem ift es notwendig, einiges auszuführen über das, was unter dem
Ausdruck „Rune" zu begreifen fei. Wir verweifen hier auf die zwei Abhandlungen
zur Runenlehre von Liliencron und Müllenhoff im XVI. Bericht der Schleswig- Holftein-
Laucnburgifchen Gefellfchafl etc. 1852. Liliencron fagt hier p. 17: „Alle Runen-
fchriftfteller feit dem Mittelalter find darüber einig, daß es eine eigene Klaffe der
Runen gab, welche zum Schreiben, d. h. zum buchftabierenden Zu lammen fetzen der
Worte aus ihren Lautbeftandteilen gebraucht werden. Man pflegt fie Malrunen zu
nennen. — — Wenn alfo fie zum Schieiben dienten, fo ward mithin mit anderen
Runen, welchen fie entgegengefetzt find, nicht gefchrieben. Diefe Folgerung ift fo
befcheiden, daß Niemand widerfprechen wird; und dennoch ift fie nirgends gehörig
feftgehalten. Jene eine Art bildet ein Runenalphabet in unferem heutigen Sinn, die
andere eine Reihe von — fagen wir getroft myftifchen Zeichen."
Diefe Unterscheidung zwif< hen Schreibrunen und Runenzeichen leitet aufs
Richtige. Wenn wir Liljegren, Run-Lacra 1832 die Einleitung, Bemärkelfen af ordet
Runor anfehen, fo finden wir fchon in der Malfe der dort aufgezählten verfchiedenen
Runenarten und -namen den Beweis, daß die Malrunen nur eine Unterabteilung in
dem Gebiet mannigfaltiger und verfchiedenartiger Anwendung der Runen bilden.
Rune ift alfo ein viel weiterer Begriff, als Schreibalphabet. Ja auch nach
Ausfchluß der fog. Malrunen würde der Begriff der Rune immer noch felbftändige Be-
deutung und Beftand haben. So werden wir zu der fehr allgemeinen Definition geführt :
Rune heißt jedes Zeichen, dem irgend eine Bedeutung beigelegt ift und das
hinwiederum zur entfprechenden Deutung auffordern foll. Gegenüber von der Schrift,
welche den Gedanken gewilfennaßen mit photographifcher Genauigkeit wiedergiebt,
ift die Rune nur ein feinen geiftigen Gehalt andeutendes Zeichen; vgl. Willi. Grimm,
Über deutfehe Runen p. 22. 23. Innerhalb beftimmter traditionell oder konventionell
beftimmter Regeln wird ein Gedanke oder eine Gedankenreihe durch das Zeichen
fixiert und diefes fordert wieder den mit jenen Regeln vertrauten zur entfprechen-
den Deutung auf. So würden unfere Alten auch die Steinmetzzeichen ficherlich nicht
anders, als Steinmetzrunen genannt haben, gleichviel, welche äußere Form fie haben
mochten.
40
Lofcb
Hieher gehört, was Liliencron und Mülleuhoff Ober das LoSen, die divinatio,
den Stabreim etc. ausführen. Möllenhoff Tagt: „Das Etymon des Worts (Rune),
das Grimm (Myth. 1174) zuerSt aus dem altnord. raun, experimentum, reyna, temp-
tare richtig erkannte, hatte aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Bedeutung scru-
tari, experiri, temptare. Demnach ift rün, rüna das geheimnisvolle, der interpretatio
bedürftige Zeichen." Er beweilt an vielen Beifpiclen. daß die altdeutfche Loiting
wirklich mit Runenzeichen gefchah. Unter Runen versteht er die Formen des Runen-
alphabets. So auch Liliencron, welcher, anfchließend an die älteSten Nachrichten
über Rur.en, altdeutfche Lofung, divinatio etc. und auf die Runennamen fpeziell
eingehend, folgendes aufftellt:
„Die Rune und der Stabreim hängen aufs engfte zuSammen, fo daß der
Kundige aus jenein (dem Runftab) diefen bilden konnte. Der Runftab warJ gefprochen
oder gelungen zum Versftab. Eben darum kann das Einritzen von Runen gar nicht
ohne den dazugehörigen Spruch gedacht werden. Die Runen als myftifchc Zeichen
ftellten in ihrer Reihe nicht die Buchftaben in unferem Sinn, fondern die Zahl der
Anlaute dar, auf deren Gleichklang die altgermanifche Poefie gebaut war." Beide
alfo, Liliencron und Möllenhoff, haben diejenigen Runen im Auge, welche uns in den
überlieferten Runen alphabeten vorliegen. Hat erfterer auf die notwendige Unter-
fcheidung von Runen und Malrunen (im Gebrauch derfelben Zeichen) hingewiefen,
fo machen wir jetzt einen andern, noch weitergreifenden Unterschied, indem wir
zwifchen Rune und Alphabet überhaupt trennen; dies ift aber einftweilen nur als
eine logifche, begriffliche Trennung anzufehen. Wir fagen: das Runen aiphabet reprä-
fentiert etwas aus zwei Begriffen Verfchmolzenes und zwar nach dem Wort, eine
Verschmelzung von Rune und Alphabet
Da einerfeits (f. o.) eine auffallende Verwandtschaft des Runenalphabets be-
sonders mit den altlatiniSchen Typen befteht und doch andererseits darin ganz Selb-
ständig ausgeprägte Eigentümlichkeiten zu Tag treten, So darf keiner diefer Gesichts-
punkte auf Koften des andern bevorzugt werden; denn aus jedem ergeben Sich be-
rechtigte Folgerungen. Eine Zusammenstellung der älteren auf Brakteaten vorkom-
menden Runentypen mit denen altlatini Scher InSchriften (nach Wimmer Tab. II) er-
weift den Anteil des Runenalphabets an der Alphabettradition aufs klarfte; dabei
bleibt für unfern Zweck das wie und wann gleichgiltig.
Außerdem aber zeigt das Runenalphabet Selbständige Eigentümlichkeiten,
welche aus einer andern Quelle gefloffen find, nämlich 1. in der Gestaltung der Zeichen;
2. in der abweichenden Alphabetordnung (dem Sog. Futhork oder Futhark); 3. in den
deutschen Namen der Buchstaben; 4. in ihrer außergewöhnlichen Funktion (S. Lilien-
cron und Müllenhoff). Alles nun, was das Runenalphabet mit fremden Alphabeten
Verwandtes hat, fließt aus einer diesbezüglichen Tradition; alles aber, was es Eigen-
artiges aufweift, kommt vom Einfluß der Rune. Sie eben bewirkte, daß aus dem
Überlieferten Alphabet ein Runenalphabet wurde. Wie Stellen wir uns nun eine Runen-
tradition ohne Alpbabetformen vor? Im An Schluß an Tacitus Germania 10 verftthen
wir darunter notae zum discernere oder significare bei Gelegenheit der auspicia, sortes,
divinatio und irgend Sonstiger ähnlicher Anläffe, wozu man jene surculos notis
quibusdam discretos brauchte 1 ). Liliencron wirft die (von ihm bejahte) Frage auf,
„ob es wirklich eine Zeit gab, wo bei den germanifch - nordifchen Stämmen die
') Die zweite, nicht weniger alte Gattung, find eben die Pcrfonalzcichcn , die Runen
beftironiter Perfonen, deren Schon im Begriff liegende unbegrenzte Mannigfaltigkeit nicht im engen
Kähmen von 24 Alphabetzeichen begrenzt fein konnte.
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Runen unter den Steinmetzzeicben.
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myftifchen Runenzeichen im allgemeinen Gebrauch waren, ohne daß man mit
ihnen den Gedanken eines eigentlichen Alphabets und den des Schreibens verband?"
Weil Liliencron hier unter den myftifchen Runenzeichen doch fchon jene von uns
als Verfchmelzung vcn Rune und Alphabet bezeichnete Typenreihe meint, fo ift
die Frage falfch geftcllt Die Rune an fich hatte freilich urfprünglich mit dem
Schreiben nichts zu fchaffen; erft als auch das Alphabet in den Kreis ihrer eigen-
tümlichen Tradition und Verwendung aufgenommen war, gab es Mal- oder Schreib-
runen. Dies ift wenigftens unfer prinzipieller Standpunkt dem gegenüber, was Lilien-
cron am Schluffe feiner Abhandlung bemerkt: „Die vielfach ventilierte Frage nach
dem Zufammenhang der Runenzeichen mit andern Alphabeten muffe anders gefaßt
werden, als feither gcfchehen ift. Daß die Runen nicht auf gleiche Art aus dem
phönizifcheu Alphabet entlehnt fein können, wie die eigentlichen Tochteralphabete des-
felben, ift durch ihre abweichende Ordnung, ihre Namen und ihre ältefte Bedeutung
nicht als Schrift-, fondern als myftifche Zeichen genugfam bewiefen. Der Umftand
aber, daß einzelne Runen mit den entfprechenden Zeichen der phönizifchen Alphabete
mehr oder weniger übereiuftimmen , fordert allerdings zu neuer Unterfuchung der
Frage auf, welcher Zufammenhang hier dennoch etwa unter Vermittlung von Zwifchen-
gliedern ftattfindet. 14
Daß für ein Bedürfnis und den Gebrauch von Zeichen überhaupt nichts will-
kommener ift, als ein Alphabet, welches eine Sammlung von möglich ft einfachen und
doch charakteriftifch verfchiedenen Zeichen darfteilt, ift ohne weiteres klar. So kam
das Alphabet bei den Germanen faft ausfchließlich in den Dienft der Rune; die Buch-
staben werden hier nicht fowohl als Lautzeichen, wie einfach als notae zum signi-
ficare aliquid benützt. (Wir haben, wie wir unten fehen werden, ein bezeichnendes
Analogon, wie die Buchftaben in den Dienft des Steinmetzzeichens treten.)
Es ift noch in kurzem zu betrachten, Wiedas den Germanen überlieferte Alphabet
durch Umgeftaltung zum Runenalphabet eigentümliche Prägung erhielt. Welche Be-
wandtnis hat es vor allem mit dem ,.Stab"? Derfelbe wird für die äußere Geftalt des
Runenalphabets als charakteriftifch angefehen. Doch zeigt fieh das Stabprinzip rein nur
im nordifchen Runenalphabet durchgeführt. Nicht fo durchgängig eignet diefer Typus
dem deutfehen, mit dem angelfächfifchen eng verwandten, in den Abweichungen vom
nordifchen — wie die Brakteaten beweifen — nicht weniger altertümlichen Alphabet.
Schon nach dem oben ausgeführten, auch nach Analogie der hebräifchen Quadrat-
fchrift und des rechten Winkels in der Sanskritfchrift ift anzunehmen, daß das Stab-
prinzip eben auf der fpätereu Entwicklung beruht. Der Stab bedeutet nämlich nicht
einen mit mehreren Runenzeichen verfehenen Stab, fondern das einzelne Runenzeichen,
beziehuogsweife den fenkrechten Hauptftrich desfelben und kann fehr wohl von jenen
surculi notis quibusdam discreti bei Tacitus hergeleitet werden. Die Runenbuch-
ftabenzeichen trügen demnach in ihrem fenkrechten Strich, dem Stab, das Abbild des
surculus, dem die notae (Känneftrek, Liljegren Run-Lära p. 28 f.) fchräg eingekerbt
wurden 1 ); z. B. ift im Zeichen für F der fenk rechte Strich nach oben verlängert und
die beiden feitlichen fchräg angefügt ; im Zeichen für D der fenkrechte Strich nach
oben und unten zum „Stab" verlängert; bei k, c ift aus dem einen oder andern
Strich von <, lat. < u. C ein aufgerichteter „Stab" gemacht u. f. f.
') Durch die Abhandlung Möllenhoffs veranlaßt, machte ich Verluche, folche stirculos
notis quibusdam discretos mit den Typen des Runenalphabets herzuftellen. Jeder VerAich aber
war als mißlungen zu betrachten. Erft als ich die snre. fpaltctc, gelang es flberrafchend : das
Hark bildet von felber den Stab und die Ich ragen Striche find leicht einzukerben. Außerdem
muffen folcbe halbierte surculi beim lofen entweder auf die eine oder andere Seite fallen.
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Lofch
Aufler dem Stab fallt ferner die Anordnung der Zeichen auf, das fog. Fut-
hork oder Futhark. Die Zeichen find in 3 Abteilungen von je 8 geordnet:
f u tli o|a| r k (c) g w
h n , i j [g] ',(?] p x s
t b e m 1 ng d 6
Schon diefera Futhork fcheint eine gewiffe heilbringende Kraft beigelegt wor-
den zu fein ; denn ohne ähnlichen Grund fände es fich nicht wohl auf Brakteaten und
Spangen angebracht. Über eine eigentümliche Auwendung dieler Anordnung f. u.
Eine weitere Eigentümlichkeit bilden die deutlichen Namen der Zeichen
Feh Ur Thorn Os Reit K6n Gibu Uun
Hagel Not Is Ger (Jär) 1h Perc (Perd) Elux (Halah) Sigel.
Ti(u) Birith (Berg) Eh Man Lagu Ing Dag Odil.
Einen künftlichen und wenig einleuchtenden Verfuch zur Erklärung diefer
Namen durch Anwendung auf die 24 Tagesftunden hat Lauth gemacht (Das gerroa-
nifche Bunenfudark etc. München 1857); natürlicher und überzeugender ift von
Liliencron die Beziehung auf den Stabreim nachgewiefen.
Schließlich fei nochmals auf die hauptfächliche Verwendung des Futhorks
außerhalb des Schreibgebrauchs (f. o) aufmerkfam gemacht, zu wirklicher Schrift
wurde es von den Germanen äußerft wenig, höchftens zu kurzen Infchriften auf
Schmuckfachcn, Amuletten etc. benützt.
III. Nunmehr handelt es fich für unfern Zweck darum, wie lange in
Deutschland Spuren von Kenntnis und Gebrauch der Runen fich er-
halten haben.
1. Im 9. Jahrhundert kannte man noch den Gebrauch der Runen f ehr ift ')•
Dafür folgende Belege:
a) Radlof, Schrcibungslehre der teutfehen Sprache 1820 p. 32:
Der Bekehrungsbote Ansgarius brachte um das Jahr 82G einen vom Könige
Biomo in Schweden eigenhändig mit Runen gefchriebenen Brief an Ludwig
den Frommen, an welches letzteren Hofe doch alio die Runen noch ver-
lländlich fein mußten. Rembertus erzählt in Vita Ansgarii cap XI: „Servi
Dei cum certo legationis experimento, et cum litteris Regia manu raore
ipforum deformatis, ad ferenilTimum reverfi funt Auguftum." Vergl. Wilh.
Grimm über deutfehe Runen p. 3G Anm.; er faßt diefe Stelle als „aus-
drückliches Zeugnis" auf, „daß der Gebrauch der Runenfchrift viel weiter
hinauffteige" , als es bei den nordifchen Runenfteinen der Fall ift.
b) Die handfehriftliche Überlieferung deutfeher Runenalphabete wird, f. Wilh.
Grimm p. 79 ff, dem Hrabanus Maurus (f 856) zugefchrieben. Des letzteren
Traktat de inventione linguarum enthält u. a. ein deutfehes Runenalphabet. „Die
Worte, welche Hrabanus den Alphabeten beifügt und die in den Handfchriften
völlig übereinftimmend lauten, find folgende: litteras quippe quas (fic)
utuntur Marcomanni, quos nos Nordmannos vocamus, infra feripta habemus:
a quibus (Nordmannis) originem, qui theodiscain loquuntur linguam, trahunt.
Cum quibus (litteris) carmina fua incantationesque ac divinationes fignificare
•) Als bloße Zeichen find die Runen Älter, tiefer in die Tradition eingewurzelt, daher
auch länger erhalten; Jbmit repräfentiert die Runenfchrift nur eine fpäterc, auch rafch wieder
verfchwindende Epoche.
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Runen unter den Steinmetzzoichcn.
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procurant, qui adhuc paganis ritibus involvuntur". Diefe Stelle bezeugt
den Gebrauch der Runen nicht bloß als litterae, fondern in dem Sinne
wie Liliencron und Müllenhoff ausführen, für's 9. Jahrhundert. Grimm be-
merkt weiter: „Es drängt fich die Frage auf, ob diefes Runenalphabet
auch wirklich von Hrabanus Maurus herrühre? Es läßt fich gar wohl
denken, daß ein fpäterer jenen von ihm aufgeftellten Schriftzeichen noch
andere vermißte zugefügt habe". — „Hiezu kommt da3 fehlerhafte ganz
barbarifche Lotein der voranftehenden Bemerkung, wie es Hrabanus in
diefem Grade nicht gefchrieben hat. Indeflen ift auf der andern Seite
nicht zu überfehen, daß in wenigstens fünf und dazu unabhängigen Handfchriften
von den Werken des Hrabanus diefes Alphabet bereits gefunden ift und
offenbar als von ihm herrührend betrachtet wird." — „Mithin, wenn auch
nicht zur Zeit des Hrabanus, der bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts
lebt«, doch bald nachher — u .
c) Wilh. Grimm erwähnt p. 73, daß uns bei Otfrid, dem Schüler des Hrabanus,
noch zweimal das alte rizan für Schreiben begegne. Als Datum diefes
Sprachgebrauchs dürfen wir ca. 865, die Zeit der Vollendung feines Evan-
gelienbuchs, annehmen; es gilt noch für die Kenntnis und Verwendung der
Runenfchrift , denn fonft konnte rizan weder für Otfrid noch für feine
Lefer eine mit feriban analoge Vorftellung bezeichnen. Es ift das bei
Otfrid eine Übertragung des heimifchen Ausdrucks auf das Verfahren des
feribere.
d) Lauth, Das germanifche Runen- Fudark führt p. 9 eine Runenfchrift an:
„Auf der innern Seite des Hinterdeckels der Werke des hl. Chryfoftomus
aus dem 9. Jahrhundert, Cod. lat. Monac. Nr. 6291 fleht mit ziemlich
ftark verfchnörkelten Runen gefchrieben : omnis labor finera habet, pretnium
eius non habet fineni. madalfrid scripsit wtam partem. D° gratias quod ego
perfeci opus tneum. Das Eigentümliche diefer, wie man fieht, aus bloßer
Spielerei gewählten Runenfchrift mit angelfächfifchen Charakteren befteht
in der vertikalen Ausdehnung der Zeichen etc.; die Züge verraten
keine befondere Übung in diefer Schriftgattung."
e) Lauth erwähnt an gleicher Stelle weiter: „Cod. 6250 (Ifidori Hifpalenfis
Origg. faec. IX.) fol. 280 ftcht in ähnlicher Weife mit Runen von gleichem
Charakter, nachdem der Spruch: facto fine jam quiesco, quia laflatus huc
veni" vorausgefchickt ift, die fein füllende Unterfchrift: Cundpato ex parte
feripfit in primis 41
2. Im 10. und 11. Jahrhundert wurden Runenalphabete noch handschriftlich
aufgezeichnet.
Zu den beiden Wiener Handfchriften, die folche enthalten, Cod. 64 und Cod.
818 merkt Wilh. Grimm p. 80 an:
„Den Codex 64 beschreibt Denis I Fol. 141, den Codex 828 aber I Fol. 2977,
jenen fetzt er ins Ute, dielen ins lOte Jahrhundert".
3. Aus dem 11./12. Jahrhundert erwähnt Lauth eine Münchener Handfchrift
Cod. lat. 13067 de pfalmis saec. XI/XII. Hier ift Fol. 19 b eine Kreuzabnahme
gemalt, über welcher (bei Lauth abgebildet) mit griechifchen Buchftaben, durch G
bezeichnet, Iesus Nazarenus. rex ludeoruin, mit lateinischen, durch L bezeichnet,
lhesus nazaren 1 . rex Iudaeorum, und mit Runen, durch B = barbarice bezeichnet,
Iebs' Nazaren' rex Iudaeorum gefchrieben ift. Das merkwürdige an der runi-
fchen Infchrift ift, wie Lauth näher ausführt, daß eine konfequente Verwechslung der
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44
Lofch
Runenzeichen ftattfindet, indem den fich wiederholenden gleichen Zeichen jedesmal
die nämliche, aber falfche Geltung beigelegt ift. Lauth Tagt p. 13: „Was fchließen
wir daraus? Wohl nichts anderes, als daß der Schreiber, mechanifch verfahrend, fie
verwechfelt habe. Da er aber in feinem Irrtume 1b folgerichtig verfährt, daß er dem-
felben Zeichen jedesmal die nämliche Geltung zuteilt, fo kann er nur aus einer Quelle
gefchöpft haben, welche lateinifche, griechifchc und runifche Buchftaben neben ein-
ander geordnet enthielt. Und daß es folche gegeben habe, lehrt uns der fo oft be-
fprochene Cod. Vindob. 140 Fol. 20."
Für uns ift dabei das intereffant, daß man aus handfchriftl. Quellen damals
noch die Runen als „eine den Deutfchen eigentümliche Schritt" (Lauth p. 11) kannte,
aber ohne ein lebendiges Verftändnis derfelben als Schriftzeichen mehr zu haben.
Wir find jetzt in die Zeit heruntergerückt, da die elften Steinmetzzeichen
in unferem Lande (Alpirsbacher Klofterkirche 1095—1009 erbaut) auftreten, Klemm
Vierteljahrshefte V. p. 17.
So erhebt fich alfo für die Annahme eines Zufaramcnhangs zwifchen Runen
und Steinmetzzeichen keine chronologifche Schwierigkeit. Doch wollen wir, ehe wir
auf die nähere Begründung eingehen,
4. noch einiges über die letzten Ausläufer der Runentradition
erwähnen.
a) Radlof behauptet, daß r den Kloaergeiftlichen zu St. Gallen noch in den
mittleren Jahrhunderten die Gebrauchung der Runen bekannt" gewefen fei
und verweift auf die Gefchichten des Kantons St. Gallen durch Ildefons
v. Arx 1810 1. Band p 183 1., aber ich habe am zitierten Ort nichts der-
artiges entdecken können. Dagegen führt Liliencron p. 25 den englifchen
Forfcher Kemble als Gewährsmann an, „daß man im frühften Mittelalter
nicht feiten Bekannt fchaft der Runen und einen fpielenden Gebrauch der-
felben gerade in den Klöftern antrifft"
b) -Im älteren Oberdeutfchen findet fich fehr häufig fcripmefTer, Schreibmeflcr,
ft-alpeHum" (Radlof).
c) Aus der fog. maneffifchen Liederfammlung führt W. Grimm p 79 die Stelle
an: swaz dir ieman lolics rizze (= aufzeichne, fchreibe; vgl. oben rizan
= feribere bei OtfridJ. Allerdings ift anzunehmen, daß hier nur noch der
Ausdruck, nicht mehr das Gedächtnis des Verfahrens auftaucht.
d) Die Tradition der Runen als felbftändigcr Zeichen friftete jedenfalls länger
das Leben, als die Kenntnis ihrer Verwendung zu eigentlicher Schrift. Jede
Rune führte ihren deutfchen Namen, den ihr Zeichen an fich fchon dar-
ftellen konnte. Damit hängt ihre Bedeutung als zauberkräftiges, Heil oder
Unheil bedeutendes Zeichen zulammen; näheres f. bei W. Grimm p. 314 ft;
und bei Liliencron und Müllenhofl. Ein Beifpiel eigentümlicher Übertragung
auf die gewöhnlichen Buchftaben in diefem Sinn führt W. Grimm p. 316 f.
in einer Anmerkung auf: „noch teile ich eine Auslegung unferes Alphabets
aus dem Mittelalter, die fich in einer Wiener Handichrift des 12. Jahrh.
findet, mit, weil fich darin alte Überlieferung, wenn auch nur teilweife,
könnte erhalten haben: A bezeichnet gewalt oder Up, B gewalt oderurliuge,
C unde D trübfal unt töt, E unde F edelen bluot, G mannes val oder
wibes val oder reinen muot. I guoten lip, K wipliche freude, L ere,
M michel fere, N du gefiches, daz dir liep ift, 0 gewalt oder dinen lip,
P allen . . . , Q gewahrheit (Gefängnis?) dines libes, R geleideten oder
Runen unter den Steinmetzzeichen.
45
gewundeten man, S trog . . lines inuotes, T tot oder verluft, V töt, X . . .
von dinen friunden, Y daz dir Hep ift, Z daz koinct dir. u
In diefer Auslegung des Alphabetes lebt offenbar noch die Erinnerung
an jene eigentümliche Äuv«y.i; der Runenbuchftaben, welche in der alten Zeit
die incantamenta bei der divinatio u. f. w. vermittelte.
e) In Königs Litteraturgefchicbte 4. Aufl. p. 5 findet ficb die Abbildung eines
Teiles von einem Bauernkalender aus dem Jahre 1398, der im Nürnberger
Germanifchen Mufeum aufbewahrt wird. Die „runenartigen" Zeichen desfelben
(Katalog Nr. 1145) find nun freilich keine eigentlichen Runen, beziehen
fich auch nicht auf „ Witte rungsverhältnifle" oder „Heiligenlegcnden", wie
König erklärt. Sie i l i beftchen aus mannigfaltigen Kombinationen
der drei Elemente: T D | Bei näherer Betrachtung fand ich, daß diefe
der Reihe nach die ! i Zahlen X, V und I bedeuten und in der Reihe
der Kombinationen im Kalender die goldene Zahl darftellen. Sollte darum der
Nimbus des Runenartigen fchwinden ? Wenn wir die Zeichen anfehen, fällt fo-
gleich der Stabtypus in die Augen, und das ift das „Runen artige" ihres Ein-
drucks. Auch ftimmt der ganze fonftige Charakter diefes Bauernkalenders
genau überein mit wirklichen (nordifchen) Runenkalendern, deren einer bei
Liljegren, Run-Urkunder p. 270—281 dargeftellt ift. Dazu kommt aber noch
eine weitere Analogie der Zeichen des Bauernkalenders mit Runenartigem.
Wilhelm Grimm p. 110 — 113 und Lauth p. 65 f. führen aus der St. Galler
Handfchrift 270 die Beschreibung einer Art von Geheimfchrift an, welche
auf die beiden dafelbft überlieferten Runenalphabete folgt. Sie belteht darin,
daß die Buchftaben nach ihrer Stelle in der Futhorkordnung (3. 8) durch
entfprechend viele Striche oder Runenzeichen mannigfaltig beftimmt werden
können. So heißt es u. a. : „ Hahalruna dicuntur istae, qua in sinistra parte
quotus versus ostenditur et in dextera, quota littera ipsius versus sit etc."
Zu beachten ift, daß auch diefe Zeichen ohne weiteres „ Runen" genannt
werden. Wimmer (Runeskriftens etc. 1874) führt Entfprechendes p. 194 f.
an. — Übereinftimmend mit dem Nürnberger Kalender ift das charakteriftifch,
daß ein Zufaminenzählen der an den Stab gefügten Striche oder Zeichen
zur Deutung führt.
f) über die Kerbhölzer zitieren wir aus Radlof p. 33: „Nach Hüllmann waren
im Mittelalter die Kerbftöcke die einzige Art der Abrechnung und Empfangs-
befcheinigung über gemeine und einzelne Leiftungen, z. B. über Zinfen, Herren-
dienfte u. f. f. Kerbe lat. eifa, ineifura, feiffio, daher Accife. tt Man vergl.
damit, was Klemm Vierteljahrshefte p. 14 unten Uber Steinmetzzeichen fagt.
g) Radlof p. 33: „In den älteren Ausgaben des Wörterbuches von Dasvpodius
v. J. 1536 und 1537 fteht fowohl im deutfehen Teile, als im lateinifchen
unter Pinaces u. Pugillar: „Schreibtafel, Rontafel; in einer folgenden
das verunftaltete Rundtafel etc." W. Grimm p. 73 Anm.: „Noch fragt fich,
ob Rontafel, nach Frifch beim üasypodius. für Schrcibtafel durchaus von
rone, Baumftamm abzuleiten fei und bloß Holztafel bedeute;" (d. h. Grimm
hält die Erklärung = Rune für möglich.)
IV. Zu folchen Ausläufern der Runentradition treten nun nach unferer An-
ficht auch die Runenform aufweifenden Steinmetzzeichen.
Es ift nur nötig, aus dem, was iu diefcui Gebiet Uberliefert und bekannt ift,
das für unfern Zweck Paffende mit Analogein bei den Runen zufammeuznftellen.
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Lofch
1. Den Begriff des Steinmetzzeicbens im engeren Sinn definiert Klemm
Viertel). H. V. p. 12—16 als den von „Urhebermarken (Homeycr), welche irgend eine
Beziehung zu der Perfon deflen, der fie einbaut oder bilden läßt, in ficb fallen, fei's
nun, daß ausfchließlich diefes perfönliche Moment hervortritt, oder daß fich noch ein
fachliches, gefchäftliches zugleich daran anknüpfte" (p. 12). „Jedes folcbe Zeichen
drückt nach irgend einer Seite hin die Beziehung der Perfon, die es einhaut oder
einhauen läßt, zu dem Werk, an dem es angebracht wird, aus". „Der Träger diefes
Zeichens hat eiue Leiftung vollbracht" — und zwar eine „taugliche", der „Ehre'' und
des „Lohnes" würdige (p. 14).
In der oben angeführten, mit Runen gefchriebenen Bemerkung auf dem Deckel
des Cod. lat. Monac. 6291 „omnis labor finem habet, premium eius non habet finem.
madalfrid scripfit istam partem. D° gratias quod ego perfeci opus meum, u — fagt
der Schreiber des Werks etwa das aus, was nach Klemm der Steinmetz mit feinem
Zeichen auf den von ihm gefertigten Stein zeichnet. Daß jener Schreiber feine Be-
merkung in Runen macht, i£t nicht fo nebenfächlich und keine bloße Spielerei, wie
es auf den erften Anblick fcheint. Der Inhalt feiner Bemerkung ift charakteriftifch,
wenn wir die von Liljegren, Runurkunder gefammelten Infchriften auf Runenfteincn
(über 2000) vergleichen. Sie enthalten durchgängig einen oder mehrere Kamen mit
dem ftereotypen Zufatz: „ließ(en) errichten — ritzen diefeu Stein; — ritzen diefe
Runen"; oft auch „errichtete(n), ritzte(n)" etc. Das zu den älteftcn Runendenkmälern
gehörige, leider verlorene oder vielmehr gcftohlene goldene Horn von Tondern trug
die Infchrift : „ek Hleva gastim holtingam horna tavido", ego Hleva hospitibus silvicolis
cornua feci (Münch).
Es verlieht fich von felber, daß der Steinmetz dem von ihm gefertigten
Werk keine Infchrift geben konnte; beachten wir aber, was er (nach Klemm) mit
feinem Zeichen ausdrücken wollte, fo fällt die Analogie mit obigem klar ins Auge.
Nach Hickes (Thefaurus) unterzeichneten die Könige in älteren Zeiten mit ihrem
Monogramm. Mit der Hausmarke wurden die Befitzftücke gezeichnet ; lauter Perfonal-
zeichen. Hervorzuheben ift noch die altherkömmliche Sitte, ftatt der Unterfchriften
ein Kreuz zu machen. Hickes (Thes. Diflert. epiftolaris) beschreibt eine angelfächf.
Urkunde, welche er zwar — was hier nichts zur Sache tbut — für Fälfchung erklärt;
in dem bei ihm abgebildeten Schluß derfelben befinden fich 12 meiftens kreuzförmige
als Unterfchrift geltende Zeichen neben den betreffenden Namen. Darunter find
einige Formen auch als Steinmetzzeichen belegt Doch - kehren wir zu den Runen
zurück: Schon nach dem, was wir über den Begriff der Runen im allgemeinen aus-
geführt, wäre es geradezu auffallend, wenn alte deutfehe Steinmetzen, die ficher mit
den Runen bekannt waren, diefelben nicht auch zu Steinmetzzeichen verwendet hätten.
Gab es etwas Paffenderes und Angeraeffeueres ? Warum aber tollten thatfächlich vorlie-
gende Runenformen unter ihren Zeichen keine Runen fein?
2. Klemm p. 16: „Eine nicht zur Sache felbft gehörige, fondern nur im
Interefie des befferen Zufammenbaltens der Zunft- oder Htittenbrüderfchaft und der
Kontrolle über fie liegende Beigabe fcheint mir die zu fein, daß der Gefelle nicht
fchon mit dem Zeichen für fich, fondern erft damit fich auswies, daß er es „lefcn"
konnte (Torgauer Ordnung 1462). Ich glaube nicht, daß hiebei an befondere, nur
den Eingeweihten, den „Wiflenden" bekannte Bezeichnungen für gewiffe Formen des
Zeichens: Schräge, Biege, aufrecht Ricbtfcheit und dgl. zu denken ift (Janner),
fondern daß diejenigen (Walderdorff) Recht haben, welche das Geheimnis des Lefens
in den bei der Vorführung des Zeichens vor der verfammelten Hüttenbrüderfchaft zu
fpreebenden Formeln finden." Wir erinnern hier einfach an das, was wir obeu aus
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Runen unter den Steinmetzzeichon.
47
Liliencron zitiert haben ; wie bei den Runen Runftab und Stabreim zufammengehören,
To bei den Steinmetzen Zeichen und (irgend ein) Spruch.
3. Nach Klemm, Vierteljahrshefte p. 19 find die älteftcn Steinmetzzeichen
größtenteils Buchftahen. Üiefe Thatfache führt ihn darauf, auch au Runenbuchftaben
zu denken. Über die gewöhnlichen Buchftaben ift er der Anficht, daß es die An-
fangsbuchftaben vom Namen der betreffenden Steinmetzen feien. Dies ift nach dem
kurz vorher gelagten fehr wahrfcheinlich. Für die Runen muffen wir aber noch die
Annahme beiziehen, nach der fich die Form des Zeichens traditionell erhielt. Denn
ohne zwingende Gründe ift nicht wohl zu behaupten, daß fpäter noch, etwa zur Be-
zeichnung des Namensanfangs, ein lebendiges Verftändnis ihrer Buchftabenbedeutung
vorhanden war. Doch raüffen wir an der Analogie der gewöhnlichen und der Runen-
Buchftaben fefthalten. Daraus ergiebt fich uns folgende Hypothefe: In den alten
Zeiten berührte fich die Anwendung von Steinmetzzeichen noch mit dem Verftändnis
der Runen. Aus diefer Zeit erhielten fich unter den Steinmetzen die uns vorliegenden
Runenformen ihrer Zeichen durch Tradition der Steinmetzen. Das Verftändnis der
Runen als Buchftaben kann wohl mit der Zeit, da das andere Alphabet Eingang fand,
bald erlofchen fein. Die Wahl gewöhnlicher Buchftaben mag mit früher gleich-
artiger Anwendung von Runen zufammengeftellt werden; am einleuchtendsten in
dem Sinne, daß neben oder anftatt der bald nicht mehr verstandenen Runenform
die andere deutliche Buchftabenform zur Geltung kam. Eine ähnliche Übertragung
eines Runengebrauchs auf das A-B-C (nach der zauberkrättigen Bedeutung der Zeichen)
haben wir oben kennen gelernt.
Wenn wir von einer Tradition unter den Steinmetzen hinfichtlich ihrer Zeichen
gefprochen haben, fo berufen wir uns in diefem Punkte auf das, was Klemm Viertel-
jahrshefte V p. 26 über das Verhältnis ...leiblicher und geiftiger Verwandtfchaft' aus-
führt, welche hier maßgebend war. Der Nachweis einer folchen geregelten Tradition
giebt für runifche Stein metzzeichen in fpäterer Zeit einen wichtigen Fingerzeig rück-
wärts auf den anzunehmenden gefchichtlichen Zufammenhang mit den Runen.
4. In dem zu Anfang erwähnten Plan mit Steinmetzzeichen bei Rziha find
die Zeichen mit „Rotftift" eingezeichnet. Die Runen wurden häufig mit Rötel
gezeichnet; vgl. W. Grimm p. 284 Gudrunar quida II Str. 23: stafir rothnir.
5. Unter den (z. B. im 2. Hefte der Ulmer Münfterblätter abgebildeten)
Steinmetzzeichen lallen fich mit vielen ihre „Spiegelbilder" (Klemm, Ulm. Münfterbl. II
zu No. 183 und 209) zufammenftellen ; auch kommen manche in der Urokehrung von
oben nach unten, ferner fchräg gerichtete und liegende vor. Bei den Runen findet fich
ganz Entsprechendes. Es giebt runae inversae (Grimm p. 179) in verfchiedenem Sinn.
Teils finden fich einzelne Zeichen inmitten anderer auf den Kopf, auf die Seite (und
fchräg f. u) geftellt, teils findet fich die fog. poucrpo^Sov - Schrift (rechts-links : links-
rechts) häufig. Am meiften aber find die Runeninfchriften einer in vielfach verwickelten
Windungen gezeichneten Schlange folgend dargeftellt; Liljegren Run-Lara Tab. III;
W. Grimm Tab. V. Dadurch erhalten die Zeichen jedmögliche Richtung und Wendung,
(Wände-Runor ; Stup-Runor; Stupade Wände-Runor, Liljegren Run-Iiära p. 30 f.)
6. Es kommt bei Runeninfchriften fehr häufig vor, daß die Zeichenreihen
auf Linien flehen, wie es bei Wimmer p. 184. 185. 187. 204. 205. 226. 227. 232.
233. 244. 245. 256; bei W. Grimm Tab. VI; bei Hickes Thes. Diss. epistol. pag.
125 — 146 zu fehen ift. Von den Steinmetzzeichen flehen manche (z. B. Ulmer
Münfterbl. II Nr. 66 und 103, welche ficher als Runen gelten dürfen), auf einer
wagrechten Linie. Letztere, nicht zur Rune im engeren Sinn gehörig, ift in das
Steinmetzzeichen mit aufgenommen.
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48
Lofob
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aus k die Zeichen |\| [\| für & u 6: aus v , kxa ; aus i/kj
Bei N Cod.Vindob \ s, 64 u. 828 find N ' 1 1 die v y
Zei I chen für H durch fenkrechte Haar- ' '
7. Die fpäteren deutfchen und angelfilchfifchen Runenalphabete haben eine
vom Nordifchen abweichende Art der Weiterbildung und Differenzierung vorhandener
Zeichen. Während im Norden aus den Runen für k i t b durch Punktierung die
fog. Stugna Runor g e d p gebildet wurden, brachte man bei uns durch angefügte
Striche einen Unterfchied und eine Vermehrung der Zeichen zu 1'tatid. So entftunden
aus
Bei
Zei
ftriche aus X (G) differenziert, während das Zeichen für G felber einen wagrechten Quer-
ftrich durch die Mitte erhielt; die Zeichen für K find aus der Rune % analog denen für H
geftaltct: Eine eigenartige Stellung nimmt das gewöhnliche Zeichen für P ein. Daß
es aus demjenigen für B abzuleiten fei, zeigt der Vadstena-Brakteat und der Name
perc und perd (vgl. berg und birith). Es erfcheinen hier die beiden Winkel auf der
rechten Seite des Stabes anders geftellt, nämlich anftatt mit beiden nur mit einem
Schenkel anschließend ; das Zeichen in den Alphab. Cod. Sang. 270 erklärt fich dann
vielleicht ebenfalls fo. Daß bei den Steinmetzzeichen auf ganz ähnliche Weife durch
Sekundärftriche und durch Verfchiebung von Strichen oder Teilen weitere Zeichen
entstehen, erteilen wir aus den von Klemm in den Ulmer Münfterblättern und Vier-
teljahrshefte V p. 27 zufammengeftellten Zeichen. Vgl. z. B. in den erftcren Nr. 39
mit 40 und 41; 81 mit 84 und 83; 109 mit 114; ferner 32 mit 33; 37 mit 70
und betenden» die einzelnen Zeichen Vierteljahrshefte V p. 27. Von den oben er-
wähnten Runenformen, welche durch Sekundärftriche als Weiterbildungen einfacherer
Zeichen entftanden, werden mehrere auch unter den Steinmetzzeichen angetroffen;
temit kann auch hierin auf eine Analogie zwifchen beiden Gebieten, nämlich die
Anwendung von Sekundärftrichen und Vertetzung einzelner Zeichenteile hingewieten
werden.
8. Wilhelm Grimm befchreibt p. 165 ff. eine in England zu Bevercaftle unweit
Nottingham entdeckte, bei ihm Tab. V abgebildete Runeninfchrift , welche er Rices
Dryhtnes (des Reiches Herrfchaft) lieft. Er fagt: „Merkwürdig ift, daß das E, welche
Bedeutung doch ohne Zweifel der vierte und zwölfte Buchftab bat, nicht die gewöhn-
liche, dem lateinifchen M in der Geltalt fehr ähnliche angelfächfifche Rune ift, ten-
dern der nordifchen Osrune gleicht. Die achte fcheint diefelbe, nur mehr ge-
legte Rune zu fein ; Grimm lieft fie als Y. Nun bedeutet das Zeichen urfprünglich
a, dann auch (im deutfchen mit Secundärftrichen : im Nordifchen einfach) o; hier
kommt es als e und y vor. So hat es den Anichein, daß "es im allgemeinen als
Vokalzeichen (außer für i und u) gegolten hat. In der oben erwähnten Infchrift wird
der Vokalunterfchied durch veränderte Stellung dietes Zeichens angedeutet, was un-
mittelbar an die Steinmetzzeichen Ulmer Münfterbl. Nro. 87 und 101 erinnert.
9. Sehr intereffant ift für uns das fogenannte Alphabet des hl. Beda. Es
ift abgebildet bei Grimm Tab. I nach Trithemius; bei Radlof nach einer Münchener
Handfchrift und nach Olaus Worm; bei llickes ebenfalls nach Trithemius im Thes.
Gramm. Franco-Theodisca. Trithemius führt es mit folgenden Worten an: „Praeter
illud quod in prineipio hujus libri sexti posuimus alphabetum Nortmannorum , etiam
quod sequitur apud Bedam exaratum inuenimus, quod literis commendamus". Radlof
bemerkt zu feinem aus einer Münchener Handfchrift genommenen Alphabet: „Die
Münchner H. S. in 4„ handelt von Magie, anfangend: Agrippae Salomonis et Moises
exorcismus et benedictio." Liliencron fagt p. 12: „Alph. 20 und 21 das fog. Alpha-
betum Nortmannorum Bedauum, — beide find fo fchlecht und unzuverläffig, daß
fie nur da von Interefle find, wo fie mit den vorhergenanten (d. h. gewöhnlichen
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Runen unter den Sieiumetzzeichen.
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Runen) ftimracn. Ihre Abweichungen dagegen in Betracht zu ziehen verlohnt fich
der Mühe nicht." Wir urteilen anders: gerade die von den gewöhnlichen Runen
abweichenden Formen diefes Alphabets find vielfach in den Steinmetzzeichen ver-
treten. Welcher fpezielle Zusammenhang hier ftattfindet, ift mir noch nicht klar.
Wir geben fchlicfilich V. eine vergleichende Zu fammenftellung der
runenförmigen Steinmetzzeichen und zwar nach der Ordnung des Futhork;
anhangsweise die abweichenden Typen des Beda und einiges Weitere. Ein befonderer
Dank fei an diefer Stelle Hrn. Diakonus Klemm ausgefprochen für die Freundlichkeit, mit
welcher er feine reichhaltige Zeichenfammlung zur Verfügung ftellte. K. M. bedeutet
die Klemm'fche Zu fammenftellung in den Münfterblättern , K. V. die von ihm im
V. Jahrgang der württemb. Vierteljahrshefte p. 217 ff. veröffentlichte, K. die von
demfelben freundlichst zur Verfügung geftellte Sammlung, R. diejenige des Profeflor
Rziha in den Wiener Mitteilungen der k. k. Zentralkommifllon Jahrg. 1881 u. 1883.
Hickes, Thes. Gramm. Anglo-Saxonica führt aus Cod. Bodl. Oxon. NE D II 19
ein Runenalphabet an, das manche eigenartige Formen zeigt; was mit Steinmetz-
zeichen zufammenzuftellen ift, fiehe Tab. IV a. Zum letzten Zeichen vgl. W. Grimm
p. 80 Anm.: „Hickes hat nach den 15 Runen des Lazius noch ein ae, das Zeichen
wäre etwa das runifche T, nur die beiden Seitenftriche bis unten verlängert. Wie
ift das dazu gekommen? Höchft wahrfcheinlich durch einen Irrtum," — doch
nicht, wenn wir das Zeichen (in dem eben zitierten Alphabete) noch einmal an-
treffen und ihm ein Steinmetzzeichen zur Seite ftellen können.
Aus der Zufammenftellung aller Runenformen bei Hickes (Litterarum Runica-
rum varietas univerfa collecta) find die auf Tab. IV b. verzeichneten Formen als Stein-
metzzeichen belegt.
Aus der Abhandlung von Dietrich über die Goldbrakteaten, Haupt Zeitfchr. etc.
1867, ia das auf Tab. IV c. Erfichtliche hervorzuheben und zu vergleichen.
Dazu Anm. ') „altnordifche Chiffre, welch© durch auk (und) aufzulösen ift," (?), p. 27;
*) mit kleinen Köpfen verfetten, mögen fie nun altertümlich fein oder kalligraphifche Zu-
thaten", p. 43/44. ') „Die crux ansata wird bekanntlich von nordifchen Gelehrten als das
Zeichen dea Gottes Thörr und feiner Verehrung betrachtot" — .Der Gebrauch diefea Ilaeken-
kreuzea, welches auch, crux gotica genannt wir<* , geht in viel Altere Zeit zurück" etc. p. 4. 5.
*) vgl. ein ähnl. Zeichen bei Liljegren, Run-Lära Tab. I; ebenfo mit einem weiteren dort auf-
geführten Runenzoichen Tab. IV d.
Befondere Erwähnung verdienten die Zeichen Tab. IV e. Dürfte das erftere
Steinmetzzeichen mit dem G Zeichen des Cod. Vindob. 64 zufammengeftellt werden?
Über das andere f. W. Grimm p. 311/3121 Die vereinigten Runen von Triftan und
Ifolde (Yfalde) nenne Eilhart von Hobergen „ein kriuze von fünf orten 14 (— fünf
Ecken), nämlich ftatt des I ein Y, womit Yfalde gefchrieben wird. „Die Figur
desfelben mag doch ursprünglich eine fymbolifche Bedeutung gehabt haben".
Eine größere Anzahl von Steinmetzzeichen wäre noch anzuführen, welche die
Vereinigungsformen mehrerer Runen darftellen; außer den aus unferer Zufammen-
ftellung erfichtlichen befchränken wir uns auf Tab. IV. f. Man vgl. den Gebrauch
von Monogrammen und Binderunen.
Zeichen endlich, wie Anker, Bogen und Pfeil, Widerhacken, Reißfchienen etc.
ftellen fich unmittelbar zu den ihrer Form entsprechenden Runen- und Buchftaben-
formen. Sind fie der einen oder andern Gattung zuzuzählen? Ich meine, hier gelte
kein entweder — oder, londern es liege in der Art und Natur der Sache, im Wefen
des Zeichens, auch wohl in der Abficht und den Gedanken des Urhebers der Zeichen,
beides in eins zu vereinigen.
WDrttwnb..VlerteU«hr»h«rl© 1865. 4
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50
Klemm
Schlußbemerkung: Es wird keineswegs beanfprucht, daß jedes der
aufgeführten Zeichen eine Rune fein oder eine folche enthalten müffe; vielmehr
fei alles einzelne dem unbefangenen Urteil eines jeden, der fich für den Gegenftand
intereffiert, anheimgeftellt. Duch glaube ich, wenigftens im allgemeinen das einleuchtend
gemacht zu haben, daß Runentradition in den Steinmetzzeichen fortlebt.
Zu diefem, vor einem Jahr verfaßten Auffatz habe ich folgende, durch feit-
herige Studien gewonnene Anficht beizufügen:
Die Steinmetzzeichen find eine fpäter eigenartig ausgebildete Gattung in dem
umfangreichen Gebiet germanischer Perfonal- und Befitzzeichen. Letztere waren fchon
in den älteften Zeiten vorhanden und galten als Runen. Des Näheren kann folgende
Hypothefe gemacht werden: I Älteftc Zeit vor Kenntnis des Alphabets: Runen als a.
myftifche, b. Perfonalzeichen. II Einverleibung des Alphabets in beide Gebiete; Ronen-
buchl'taben als myftifche und Perfonalzeichen; daneben Runenfcbrift oder Malrunen.
III Das Verständnis der Runenbuch ftaben fchwindet; einerseits werden gewöhnliche
Buchflaben fowohl als myftifche, wie als Perfonalzeichen gebraucht; andererfeits die
jetzt an fich bedeutungslofen Zeichen zu Perfonalzeichen weiter verwendet und be-
fonders von den Steinmetzen eigentümlich ausgebildet Neben letzteren haben fich
noch die Haus- Hof- Markungs- Wappen- Handels- Buchdrucker- Bergmanns- etc.-
Zeichen erhalten.
Die Zufamraenftellung folcher Zeichen mit Runen erhält einen neuen, wesent-
lichen Beleg durch die von mir entdeckten Berner Runenalphabete. Darunter hat
eines ganz eigenartige, nirgends fonft, als unter den Steinmetzzeichen vertretene Typen ;
ein anderes, aus dem XV. Jahrhundert flammend, liefert den fprcchendften Beweis,
daß von einer zeitlichen Differenz zwifchen Runen- und Steinmetzzeichen-Tradition
keine Rede fein kann.
Runen, Steinmetzzeichen und Hausmarken.
Oer Herr Verfafler der vorftehenden Abhandlung „ Runen unter den Steinroetzzeichen' 1
hatte die Freundlichkeit, feine ebenfo fchwierige und umfallende Spczialkcnntniffe fordernde als
intereflante Arbeit vor der Publikation mir zur Kenntnis zu geben, mit dem Wunfche, ich möchte
mich über dicfelbe auch hier irgendwie äußern. Ks find der Gedanken zu viele, die dadurch
bei mir angeregt wurden, als daß ich fie in ein bloßes Vor- oder Nachwort fallen könnte. Ich
will verfuchen, die wefentlichJten hier möglicbft gedrängt zufammenzuftellen.
I.
1. Erwiefen ift durch die Ausführungen von Hrn. Dr. Lofch, daß das Ende des Ge-
brauchs und der Kenntnis der Runen mit dem Anfang des Gebrauchs der Steinmetzzeichen in
Deutfchland zeitlich zusammenfällt. Hieraus folgt für eine Yergleichung beider, daß man auf der
Seite der Runen alle irgend erweisbare Formen, folche der alphabetifchen wie folche allgemeiner
Art, zur Yergleichung unbefchränkt beiziehon darf. Dagegen bei dem großen Gebiet der Steinmetz-
zeichen find Einfcliränkungen nötig. Diefe haben von jenem Anfang aus eine felbftändige Ent-
wicklung genominen mit 2 Hauptperioden: in der erften mehr freie, willkürliche Wahl und An-
nahme irgend eines Zeichens, in der zweiten (feit 1459) reine Herrfchaft eines, in der erften
Periode erft angeftrebten , beitimmten Zeichenfyl'tem?. Für diefes letztere Syftem kann höch-
ftens das als Erinnerung an die Runen (oder Hausmarken f. II) betrachtet werden, daß der
Stab die Grundform wurde, was aber eben zugleich aus der Natur der Sache, daß es fich um
,Reißzeichen" handelte, fchon felbft (Ich erklärt. Bei diefer Grundform ergab lieh dann von
felbft, daß unter ihren lOOOcrlei Varianten auch viele fich finden, die den alten Runenformen
ganz oder faft gleich find. Ich möchte aber eben darum fie alle ganz aus der Yergleichung
lallen. Wir mOffen vielmehr uns möglichft ausfchließlich an die alten und älteften Steinmetz-
zeichen aus der erften Periode halten, d. h an die, welche an Bauten des romanifchen und des
Ucbergangsftils teilweife an denen des 14. Jahrhundert« fich finden. Auch unter ihnen laffen
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Runen, Steinmetzzeichen and Hausmarken.
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wir lieber alle beifeite, welche auch ana dem römifchen Alphabet, der Unzial- oder der gothifrhen
Majuekelfchrift entnommen fein können; ebenfo alle die, welche eine gewöhnliche geoinetrifche
Figur oder ein Handwerkageräte darftellon können (z. B. das T oder j.) und alfo in diefer
Ideenaffociation niöglicherweife gewählt find.
Sehe ich denn unter diefon Kautelen mich um unter den Steinmetzzeichen, fo mögen
als lieber den Runen entnommen folgende Steinmetzzeichen gelten:
Straßburg (Qucrfchiflh; Mariazell OA.
Oberndorf ;
Burg Magenhcim und Langhans (bei
Beilftcin);
Burg Langhaus;
Lauffen a/N.;
Straßburg (1290).
Eine allfeitigere Sammlung würde aber llcher noch viel mehr Berührungspunkte bieten.
2. Daß diefv und andere Runen nicht in ihrer alphabetifchen Bedeutung, fondern eben
als vorhandene „Zeichen" von den Steinmetzen aufgenommen fein werden, ift auch meino
Meinung dabei. In einzelnen Fällen aber könnte felbft erfteres zutreffen.
3. Sehr wahrfcheinlich fcheint mir, daß das „Lefcn" der Steinmetzzeichen durch Bei-
gabe von Sprüchen eine Fortwirkung der alten Verbindung von Rune und Stabreim war.
4. Daa von Hrn. Dr. L o f c h beobachtete Verfetzen der Elemente einer Rune in einer andern
Kombination ( IV, 7) habe ich in meiner allgemeinen Ausführung Uber die Steinmetzzeichen noch
nicht erwähnt, wohl aber zu Fig. 48 auf S. 99, welche die gleichen Elemente, wie das Zeichen des
Hans Böblinger Fig. 38, aber in anderer Zufamraenreihung bietet. Ich habe feither noch mehr-
mals Anlaß gehabt anzunehmen, daß die Gefellen das Zeichen ihres Meiftcrs auf diefe Art
variierten.
Daß der Sohn vom Vater fleh etwa durch Beigabe eines Hakens unterfcheidet, kommt
nicht nur bei den Steinmetzzeichen vor, fondern fchon bei den „Eigentumazeichen der Natur-
völker» f. Richard Andrec im Globus 1881, Nr. 20, S. 310-11. Dies führt uns aber mit auf
einen anderen Punkt.
II.
Hr. Dr. Lofch weift darauf hin, daß ea nicht bloß alphabe ti (che Runen gab, fondern
auch Runen andrer, allgemeinerer Art und Bedeutung. Damit kommen wir notwendig auf die
Frage der fogenannten .Hausmarken", bezüglich welcher die inftruktivfte Schrift noch heute die
(freilich fchwer zu erlangende, durch die Güte von nrn. Apotheker R. Matthias in Schmalkalden
mir zugänglich gemachte) germaniftifche Abhandlung von Dr. A. L. J. Michclfcn. Jona bei
Friedr. Frommann 1853: „Die Hausmarke" fein dürfte. Wie (teilen fleh diefe zu Runen und
Steinmetzzeichen ?
Die Definition, die Hr. Dr. Lofch von Rune giebt, paßt ganz ebenfo auf jene Haus-
und Hofmarken, wie auf die Steinmetzzeichen. Die notac auf den Stäbchen, welche znm Lofen
dienten, konnten von Michelfen mit gleichem Recht auf die Hausmarken, wie von andern auf
die Runen gedeutet werden. Hatte jeder Lofende feine Hausmarke, nicht nur irgend ein Zauber-
zeichen auf einem der Stäbe, fo konnte das Fallen der Stäbchen um fo mehr entfeheiden. Um
es gleich allgemein auszudrücken, mir fcheint entfehieden daa Verwenden von Eigentums-
zeichen die erfte und ältefte Form, in welcher derartlgo Zeichen bei den Völkern in Gebrauch
kamen. Sie gehören urfprflnglich, wie Michelfen fagt, einem analpbetifchen Gcfchlecht an, ent-
fprechen der anfänglichen wenig entwickelten Kulturftufe, und ca ift äuüerft intcreffant , wie
Richard Andree a. a. 0. das Vorkommen derfelbcn bei Naturvölkern wie Tfchcrkeffen, Lappen,
Eskimos u. dgl. nachweift. Bewegliches Eigentum, wie Schafe (z. B. auf Island) durch ein ins
in Vaihingen a. E., Bcbenhaulen (Som-
inerrefektorium).Straßburg(r.l290).
K/| (Soll übrigens wie a a fchon
l/\J in Pompeji als *- NA Stein-
metzzeichen vorkommen) ;
^|~^ am Reutlinger Thorturm ; Zeichen des
Hermanns in Maulbronn;
VJV
Nikolauakirche (1358) in Reutlingen;
X Regensburg. Straßburg (1290). Gmünd,
Heiligkreuz- u. Franziskanerkirche;
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Klemm, Runen, Steinmetzzoichen und Hausmarken.
Ohr oder fonft eingeritztes Zeichen dem Eigentümer möglichft zu fichern, das war ficher der
erftc Anlaß zum Gebrauch foleher Zeichen und dazu, daß diefnr Gebrauch dann, wie in Island,
unter rechtliche Normen und Kegeln gebracht ward. An ihn knüpfte lieh fofort die Haus- und
Hofmarke, daß dableibe Zeichen etwa dem Haus, wie allem dazu gehörigen Inventar gegeben
ward. Vorerbte fich das Hans, «1er Hof oder wurden fie verkauft, fo mußte notwendig das
Zeichen, die Haus- und Hofmarke, mit vorerbt odor dem Käufer überantwortet werden. Es ift
daher bei Verkäufen von Grundl'tücken auch von Ucbcrgabe eines Markftabes und eines Meffers
(zum Einkerben der Markzeichen) die Rede. Aus diefem mehr noch fachlichen Gebrauch der
Marke entwickelte fich notwendig der mehr perfönliche. Die Haus- und Hofmarke als Befitz-
zeichen wurde mehr und mehr die Vertreterin ihres Befitzers, daher Tie jetzt variiert wird bei
einem Wechfel in der Perfon des Befitzers.
Znerft mag fie den BefiUer vertreten haben beim Lofon mit den Stilbchen, weiterhin
und fpäterhin bei Unterfchriften als eine Art Monogramm, wie Hr. Dr. Lofch ausführt, fpäter
auf den Siegeln, wie denn bürgerliche und bäuerliche Siegel vom 14. Jahrhundert an maffenhaft
lolche Hausmarken ähnliche Zeichen bieten, und dann wieder davon aus als Wappen des Er-
bauers auf Schilden an den Bürger- und Bauer nhäu fern, wie auf Grabfteinen u. dgl., wie das
vom 15. und 16. Jahrhundert und fpäter faft überall auch bei uns noch in Beifpielen zu fehen
ist. Daß das einft fachliche Zeichen jetzt ein perfönliches geworden, wird dabei dann insbeson-
dere durch die Beigabe des Namcnsmonogramins, meift in den Zug des Zeichens Verfehlungen,
ausgedrückt. Aus dem Vorrat diefer uralten Haus- und Hofmarkzeichen, die notwendig fchon
die zum „Beißen" geeignete Form zeigten, mögen nun recht wohl im Lauf der Zeit einzelne
Formen herausgegriffen worden fein, um als alphabctifche Zeichen, als Schreibrunen zu dienen,
vielleicht hicroglyphenartig ztierft ganze Worte bedeutend, was in dem Futhork nachwirken
könnte, dann fpäter als einzelne Buchftaben; und ihrer Geftalt wurden auch die von anderswo-
her Übernommenen Buchftabenformen angepaßt, um ihre Verwendung zu ermöglichen. Daß in
der chriftlichen Zeit diefe aus der heidnifchen herftamuicude Schrift etwas Zauberhaftes an
fich bekam, ift um fo natürlicher, wenn fchon in heidnifcher beim Lofen u. dgl. zauberähnliche
Sprüche damit fich verbunden halteu. Aus dcmfolben Vorrat uralter Zeichen aber, die als
Hans- oder Siegelmarken damals noch im lebendigen Gebrauch waren, wie zugleich aus dem
Vorrat der Schreibrunen, wozu auch manche jener Zeichen ausgewählt worden waren, konnten
nun die Steinmetzen fchöpfen und wählen, als fie ums 12. Jahrhundert begannen, fich nach
Zeichen umzufchen, die fie als ihre Marken mochten in die Steine einbauen. Griffen fie zu diefem
Zweck bis zur Sonne und zum Mond hinauf, warum follten fie nicht in die Menge jener Zeichen
hinciu einen tüchtigen Griff thun, zumal diefe gerade zum Einbauen ebenfo gefchickt waren,
wie etwa vorher zum Einritzen und Einfehneiden?
Daß man dabei jezt hintendrein oft nicht mehr entfeheiden kann, ob ein Steinmetz-
zeichen aus den Schreibrunen oder aus jenen allgemeinen Marken entnommen ift, ift bogreiflich,
kommen doch eben manche Zeichen, wie das nebenftehende, auf diefen beiden Ge-
bieten nachweislich gleichermaßen vor (vgl. die Sammlung bei Michelfen). Aber
was thuts auch, wenn doch ebeu jenes allgemeine Markenfyftem auch die Haupt-
heimat der Runen ift!
So glaube ich mir alfo nunmehr den Gang der Sache denken zu dürfen. Daß diefe
Anficht den Ausführungen von Hm. Prof. Rziha in Wien in den Mitteilungen der k. k. Zentral-
kommiffion 1881 — 83, welcher die Steinmetzzeichen als toto coelfo ebenso von Hausmarken wie
von Buchftaben verfebieden und g^fchieden auffaßt, in keiner Weife entfpricht, weiß ich wohl.
Aber ich glaube auch, daß fie um eben fo viel richtiger ist, als fie die uns fremd anmutenden
Steinmetzzeichen mit den Runen iu die Reihe der Tradition der alt- und wohlbekannten Haus-
markzeichen einreiht, während die feinige einen ganz exklufiven in der Gefchichte nicht nach-
weisbaren ununterbrochen bewahrten Geheimbund der Steinmetzen der Welt bis auf Salomo und
Iiiram hinauf zur Vorausfetzung hat. L'nfere Anfchanung bietet zugleich den natürlichen An-
knüpfungspunkt dazu, wie auch andere Handwerke, Holzfehuitzer u. dgl. und Kaufioute auf
den Gebrauch ähnlicher Marken und Zeichen in ähnlicher Weife kommen mochten. Dabei ent-
wickelte fich aber dann jedes Gebiet wieder nach leinen befonderen Zwecken und der befonderen
Art des Stoffes, an dem das Zeichen anzubringen war, in eigentümlicher Weife.
Geislingen. Diak. Klemm.
Yt
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Beitrage zur Gefchichte Ton Geislingen und Umgegend.
Von Diak. Klomm in Geislingen.
VII. Die Burg Hettenhain und ihre Gefchichte.
(Vortrag in der Mufeumsgcfcllfchaft Geislingen 12. Februar 1885.)
Mit einer gewiflen Vorliebe pflegt man die Geislinger „Helfenfteiner" zu nennen. Und
wer, der länger in Geislingen weilt, wäre nicht fchon ungezählte male mit den eingefeflenen Be-
wohnern und deren Jugend zumal emporgeftiegen zu der Höhe des Helfen fttins, die mit ihrem
Tannenwäldchen und Pavillon, wie mit der zackigen Felfenrcihe fo einladend in« Thal hernnter-
winkt? Und vor wenigen Jahren — in unfrer fchnelllebenden Zeit ii*t es freilich bereits fo gut
als vergeflen — war es noch Brauch bei den echten Geislingcrn, alljährlich an einem fehönen
Soramcrtage ihr Waldfeft auf dem Helfcnftein zu feiern, zuerft auf dem untern und dann auf
dem obern Wiefeie fich lagernd und labend im Schatten der Tannen, die beide Flächen fchmücken.
Gleichwohl wenn man uns Geislinger fragt, wie denn eigentlich die Burg auf dem fo viel ge-
nannten und befungenen Helfcnftein näher ausgefehen habe, da entfteht wohl ein bedenkliches
Schütteln des Kopfes; und das befte, was man thun kann, ift noch das, daß man den läftigcn
Fragcr in die Sonne fchickt, wo das alte Bild vom Helfcnftein in der Wirtsftube hänge, oder
zur Keftauiatlon von Schwinghammer weift, wo ein Nachbild desfclbcn über dem Eingang prange.
La (Ten Sie mich heute das kühne Wagnis unternehmen, den Schleier etwas mehr zu heben, und
verfuchen, ob wir nicht Anhaltspunkte haben, die uns für künftig eine eingehendere und richtigere
Beantwortung obiger Frage ermöglichen. Latten Sic mich dazu einmal geradezu die einzige un-
zweifelhaft zutreffende Befchreibung der alten Vefte, aus einem Manufkript vom Jahre 1552.53
durch den verstorbenen Profeflor Ed. Hauch in Ulm, einen geborenen Geislinger, im Jahr 1872
zuerft ans Licht gezogen und in den Verhandlungen des Vereins für Kunft uud Altert, in Ulm
u. Oberfchw. (Neue Reihe, 5. Heft, 1873, S. 17 f.) veröffentlicht, in ihrem Wortlaut Ihnen vorlegen.
(Die Lefer feien auf das genannte Heft verwiefen und hier Folgendes angefügt
Herr Pfarrer Boflert in Bächlingen war fo glücklich, im Dinkelsbühler Stadtarchiv
in einem Band „Religion^aktcn 1563 — 1643" auf Bl. 258 — 262 eine zweite Wiedergabe des
gleichen Inhalts zu entdecken ; die Vergleichung ergab, daß von den beiden Wiedergaben keine
das Original felbft darftollt; vielmehr hat bald diefer, bald jener Abfchreiher da« Original ge-
treuer erhalten. Ob etwa die Handfchrift der Öffentl. Bibliothek in Stuttgart: Befchreibung der
Schickfale Helfenlteins im Jahr 1552 (Stälin 4, 61H Anra.l diefes Original wäre, kann ich nicht
fagen. Ich ftellc hier diejenigen Lesarten der Dinkelsbühler Abfchrift, welche zu einem befferen
Verftändnis des von Manch publizierten Textes dienen (nach Bollert) zul'ammcn:
S. 17 (a, a. 0.), Z. 14 v. o., verwaclit (ftatt: verwaltet).
Z. 21 f. v. o. lies: aber bei kurzen Jahren hat man den Unkoften gemindert und nur
8 Wächter gehabt; und da man zalt 1546, hat man die Wacht wieder gemindert und nur
4 Wächter gehabt
Z. 23 ein „ weiter" Hof.
Z. 24 eine Pfiftcrei (ftatt: Ziftcrne).
Z. 25: hinter (ftatt: hinten).
Z. 26 fetze bei: und im Hof ein Brunnen, der ift an dem Kirchlcin geftanden.
S. 18, Z. 4 v. o., 11 halbe Schlangen (ftatt: 4).
Z. 7 lies: das Maucrhaua (das Manufkript ergab hier wie vorher irrig: das neue Haus. Diefer
Ausdruck kommt erft unten Z. 10, und zwar für das r andcr Schloß gegen dem Burgwicslin,' vor)
Z. 8 lies: es feie dann einer oben im Hans geweft.
Z. 9: Schmiede „und andere Gefchäfft*
Z. 16: 3 Büchfcnfchuß (ftatt: 2).
Z. 21: Türnlin = Türmlein (ftatt: Turmlöcher).
Z. 24 fetze am Schluß bei: verfehen.)
Sie werden wohl mit mir den Eindruck teilen, daß diefe Befchreibung, fo dankenswert
fie ift, doch wieder felbft eine ganze Menge von Rätfein in fich birgt, ja ich muß geftehen, dafi
ich, obgleich ich im letzten Sommer wohl zehnmal mit derfelbcn im Kopf die Lokalitäten genau
befichtigte und fo viel möglich mir zeichnete, doch noch heute nicht alles für ganz mir klar ge-
worden ausgeben möchfe. Jedenfalls aber ift fo viel fonncnklar: alle Bilder, die wir von der
alten Burg haben, find gründlich falfch; kein Wunder auch, wenn felbft das vermutlich ältefte,
das Mauch feiner Publikation der Befchreibung mitgegeben hat, nicht über das Jahr 1681 zurück-
geht, alfo über 100 Jahre fpäter fällt, als das Ende der Burg. Die Abbildungen alle haben den
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Klemm
Grandfehler, uns vor der Burg gegen Weiler hin drei bis vier kahle Pelfen und vier bis fünf
Schncllbrückcn hinzumalcn, welche fie verbunden haben follcn und welche den Weg zu dem um-
mauerten Teil der Burg vorftcllen. Dem Anfchein nach ftimmt daa zu den jetzt für uns ficht-
baron kahlen Keifen trefflich, während laut der Befchreibung und nach wenigen erhaltenen Mauer-
reften diefe Felfen größtenteils bereits innerhalb der Burg l'clbft lagen, diefelbe alfo eine viel
größere Ausdehnung hatte, als ihr hier gegeben werden wollte. Vielleicht ift es jetzt das belle,
ich mache felbft noch einmal den Führer, führe Sie auf demfelben Wege, wie vorher der un-
genannte Befchreiber durch die Räume, Ihnen dabei alles fo entwickelnd, wie ich es nach den
vermiedenen Studien für das wahrfcheinlichfte halten darf; ich hofTe wenigftens in Hanptlachen
nicht mehr zu irren.
Wir nähern unB alfo der Feftnng von Weiler her; das breite Albplateau, von dem wir
herkommen, zieht fich bald, fich zugleich fenkend, zur fchmalen Landzunge zufammen, indem
links die Schlucht der Weilerer Klinge, rechts die des Rinderbachthals, wie es damals hieß, fich
neben uns öffnet. Da auf einmal heißt es: Halt! Ein gewaltiger Abgrund gähnt vor unfern
Füßen, dio erfte großartige Durchgrabung der Felfenftirnc, auf der Burg Helfenftein thront, ein
damals zwei Klafter tiefer, noch heute fchr beträchtlicher Graben. Die erfte „aufziehende Brücke"
läßt fich herab. Wir kommen Uber fie eben hinüber auf einen längeren felfigen Rücken, der
das erfte Thor trägt, deffen Eingang, wie es fcheint, hinter einem fpitz vorfpringenden Mauer-
pfeilcr verdeckt liegt. Sind wir durch, fo erblicken wir vor uns auf einem zweiten FelfenftUck,
das die zweite Durchgrabung noch von uns trennt, die erfte Mauer der Feftung, jedenfalls be-
wehrt mit Türmlein, wie denn noch heute an diefem Teil die meiften Mauerrofte, insbofondere
Spuren von zwei eckigen Türmen, fich zeigen. Die Mauer ift in der Höhe des FelBgrundes, auf
dem fie ruht, von einem Thor, dem zweiten, durchbrochen. Die zweite aufziehende Brücke führt
uns zu demfelben hinüber. Nachdem wir durch das Thor die Mauer paffiert, führt der Weg
etwas gegen rechts abwärts in eine dritte Durchgrabung, den fogenannten Vorhof. Unmittelbar
vor uns ragt jetzt das ftärkfte Bollwerk der Feftung in die Höhe, der Mantel, links einen ge-
waltigen Felfen, den erften großen, deffen die Befchreibung gedenkt, in feine 15 Schuh dicke
Mauermaffe, die in gerader Flucht von der einen Schlucht bis zur andern herüberreicht, in fich
faffend. Was diefer Mantel alles hinter lieh birgt, das können wir aus dem tiefen Standpunkt,
den wir jetzt im Graben einnehmen, gar nicht mehr erblicken. Wir fehen nur Fels und hohes
Mauerwerk: der Weg fcheint durchaus abgefperrt. Doch fiehe da, recht« bietet fich doch eine
Hoffnung einzudringen in den Mauerring des Mantels. Ein fchwer mit Eifen befchlageneB Thor,
das dritte, thnt fich auf und führt uns nach 60—70 Schritten, auf denen wir ftets links Mauer-
werk, aut Felfcnhöhe hinaufgebaut, über uns fehen, ohne doch auch hier es recht befchaucn zu
können, bis an die vierte Durchgrabung. Wir find damit jetzt an dem Punkt, wo in unfern
Tagen Backl'tcinftufen haben hergcftellt werden muffen, um in dielen vierten tiefen Graben hin-
unterzukommen. Eine neue quer herüber abfchlicßendc Mauerfläche bietet fich jetzt vor uns unferm
Blick, an der Ecke rechts und wohl auch links flankiert von einem Turm. Wenn wir unter der-
felben durch das vierte gleichfalls eifenbefchlagenc Thor paffiert haben, fo finden wir, daß diefe
Mauer nur eine Art Vormauer ift, es folgt hinter ihr ein fchmälcrer freier Raum, dann geht es
über eine Schnellbrücke Uber die fünfte Durchgrabung hinüber, wir paffieren durch einen zweiten
Abfchnitt des vierten Thores hindurch, um uns jetzt endlich, wenn wir aus demfelben wieder
ans Tageslicht treten, an dem einen Ziel unfrer Wanderung, in dem freien «rechten Hof," zu
fehen, den wir damit, wie heutzutage, dicht neben dem Felfen, der das obere Wiefeie abfchließt,
betreten. So groß aber, wie jetzt das obere Wiefeie, ift diefer freie Hofraum nicht Er trifft
nur mit der Mitte desfelben zufammen, denn die Randteile find ja in der alten Zeit mit Gebäuden
befetzt, und um den ganzen Rand außen herum zieht fich noch, ein längliches Viereck abfchließend,
die Ringmauer her, deren öftliche Seite wir eben paffierten. Mehr fchon am Abfturz des Berges
hin läuft ihr auf allen Seiten parallel die äußere Zwingermaucr. Sehen wir uns näher um in
dem rechten Hof. Zur rechten Hand nördlich, auf der Seite zum Rinderbachlbal, jetzt zur Klee-
meifterei hinab, finden wir die Burgkapelle, bei ihr einen Brunnen, fodann eine Wächterftube,
eine Bäckerei mit Backofen. Zur linken Hand, gegen die Steige hin, füdlich, ift die ganze Länge
von einem Wagen- oder Zeughaus, das oben eine Reihe von Kammern enthält, eingenommen. Gerado
aus vor uns aber, gegen Weftcn, haben wir jetzt den einen Hauptbau der Burg, das „neue Haus,"
eine hübfehe Behaufung mit viel Stuben und Kammern, „wohl nit gar feit, aber luftig;" ja gewiß
das, fchaut doch das Haus mit der ganzen Breit feite ins lachende Thal hinab und bietet die
reizendfte Ausficht in dasfclbe dar. Der „recht Burgvogt", d. h. der vornehmere, den Ulmer
Gefchlechtern entnommen, hat deshalb auch diefes Haus zu feiner Herberge erkoren, und nur
fein Adjutant, der Blafer oder Trompeter, hat oben im Dachtürmlein noch ein Stüblein und eine
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Burg Helfenftein.
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Kammer eingeräumt bekommen, zugleich um der freien Ausficht wegen, daß er bei Feuersgcfahr
gleich Feuerlärm nach Vorfchrift machen kann. Aber wenn nun diefer Teil der Burg doch ficht-
lich nicht fehr feft ift, es auch nicht fo nötig hat bei dem fchruffen Abfturz vorn am Berg nach
allen Seiten, wo fteckt denn dann die eigentliche Feftung? Ja, an der find wir, ohne es zu
wiffen, bereits vorbeimarfchiert. Drehen wir uns alfo einmal gerade herum, wieder gegen Ölten,
fieh, da liegt, thronend auf Felfen, jetzt ein andrer ausnehmend fefter Sitz vor uns. Aber
wie hinauf kommen zu feiner Hohe? Eine Treppe mitten im Hof freiftehend füllt uns in die
Angen, angelehnt oben wohl ohne Zweifel an den Felfen, der am Ausgang aus dem oberen
Wiefelc gegen Weiler hin fteht. Wir eilen hinauf, gehen, wie ich denke, oben noch eine Weile
vorwärts mit Hilfe einer Brücke Uber die fünfte Durchgrabung der Felfen hinüber, wenn nicht
etwa die Treppe felbft erft zwifchen der vierten und fünften Durchgrabung anfing, und ftchen
nun auf einem weitern Felfen vor der vierten Durchgrabung, an welcher die Ringmauer beginnt.
Immer noch höher als nnfer jetziger Standpunkt liegt über dem Graben drüben, einen neuen
großen Fels in fich faltend, die Mauer des obern Schloffes uns gegenüber. Eine Schnollbrücke
laßt fich von dort herab und gewährt uns den Eingang in das Haus durch ein Portal. Gehen
wir fofort auf der andern Seite des Gebäudes, zu dem die Hauer gehört, heraus, To find wir in
einem zweiten Hof, von dem man bisher nichts hat fchen können. Derfelbe ift im Viereck herum
von Gebäuden mit dicken Mauern eingefchloffcn, die eben zufammen das ganz auf Felfen gebaute
Mauerhaus, die eigentliche Feftung, bilden. Die zwei großen Felfen, welche jetzt über dem Stein-
bruch ins Thal herabfehen, bezeichnen die Grenzen diefea MauerhauTes nach Oft und Weft. In
des Hofes Mitte ift ein kalter Brunnen; umgeben ift er zunftchft von allerhand Gewölben, darin
eine Schmiede und andres derart eingerichtet ift. Über diofen Gewölben find in den Hausräumen
zwei weitere Stöcke mit Stuben und Kammern, darunter, wie es Icheint, auf der Wcftfcite des
Hofes die Behaufung des zweiten, ans den Zünften entnommenen Burgvogts. Und nun erft fallen
wir ins Auge, daß im Hof frei, aber hart an der Seite gegen Often, welche nichts andres als
der anfangs von außen gefehene Mantel ift, ein gewaltig dicker runder Turm fteht. Es ift der
fogenannte Darliß 1 ), ein Wort, Uber deffen Dentung ich vergebens Auffchluß zu bekommen fachte:
es kann aber nach allem nichts andres gemeint fein, als der fonft Berchfried genannte Turm, der
feftefte Teil der Hurgen. Ein Eingang zu ihm vom Hof aus beitcht nicht. Wir muffen vielmehr
im Gebäude des Mauerhaufes die zwei Treppen hinauf, mflflen dann auf einem Umgang im zweiten
Stock vor zu dem Mantel, wo wir nach innen in denfelben hineingebaut eine Wächterl'tube und
an geeigneten Orten verteilt drei halbe Schlangen nach außen ihre drohenden Mündungen kehren
fehen, um dann erft von hier durch eine Seitenpforte in das Innere des Darliß hineinzukommen
und durch eine Wendeltreppe auf die Höhe dcsfelben zu gelangen, wo nun Uber den Mantel und
das ganze Mauerhaus hinüber aus einer Reihe von Kanonenfchießfcharten mit den 14 halben
Schlangen und einer ganzen Schlange, die da zur Verfügung ftchen, gel'cboffen werden kann.
Und noch einen Stock höher gehts im Turm hinauf bis unter das Dach : da ftchen wiederum
eine Anzahl Donnerbüchfen , und jetzt erft haben wir die eigentliche Kriegswehr der Vcfte
kennen gelernt.
Suchen wir jetzt, nachdem wir uns für unfere Zwecke genügend umgefehen haben auf
unferem Helfenftein, ohne alle die einzelnen Türme, die noch auf der Ringmauer, der Zwinger-
mauer und fonft ftchen, aufzufuchen, wieder ins Thal hinabzukommen, mit dem Recht des Dichters
dazu einen Pfad am Berg hinunter, wie er in unferer Zeit erft verwirklicht ift, vorausfe'zend.
Wir fteigen alfo miibfam den fchroffen Abfturz hinter dem neuen Haus, etwas rechts gegen den
jetzigen Bahnhof hin, hinunter, muffen auch hier noch 2 tiefe Gräben mit Wällen, die einem von
hier den Angriff verfuchenden Feind ziemlich zu Ichaffen machen müßten, erft pafficren, bis wieder
ein mehr planes Terrain, das untere Wicfele, damals, wie die Sage geht, als Burggartcii an-
gelegt, uns ein Ausruhen verftattet. Erft wenn wir am Außenrand deafelbcn gegen den Bahn-
hof einen neuen Graben und Wall Uberfchritten haben, find wir ganz aus dem Bereich der
Feftungswerke auf diefer Seite und können uns einen fchönen Platz wo wir die Veite vor uiib
haben ausfuchen, um in Muße auch die Gefchichte der Burg vor unfern Augen vorüber-
gehen zu I äffen
Weder der Name deffen, der die Burg Helfenftein zuerft gebaut hat, noch die Zeit der
Gründung ift uns Uberliefert. Vielleicht ift übrigens der Name des Erbauers uns erhalten in
dem Namen Helfenftein. Denn die wahrfcheinlichfte Erklärung diefes viel umftrittenen Namens
ift immer noch die (Korrefp.-Bl. f. Ulm. Oberfchw. 1876, 66. 1877, 7), daß er von dem alemannilchen
•) Ob etwa = Verließ, weil ein foiches im untern Teil diefer Türme fich zu befinden
pflegt«? Oder = Dürniz?
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K 1 omm
Perfonennamen Holfo oder Helfant abgeleitet ift und alfo Stein, Fels des Helfo oder Helfant
bedeutet. Mit dem Elefanten hat er jedenfalls nichts zu fchaffen, wenn auch die Herren von Spitzen-
berg und Helfenftein fpäter, als die Wappen in Mode kamen, ausgehend davon, daß helfant da-
mals auch der Elefant hieß, fleh einen auf Bergfpitzcn (dem .Stein") fchreitenden Elefanten zum
Wappen erkoren haben. Notwendig ift freilich, auch wenn unfere Ableitung des Namens zu-
trifft, noch nicht, daß jener Helfo die Burg müßte gebaut haben. Der Name des Berges kann
fchon älter fein als die Burg. Mehr Sicherheit werden wir daher binfichtlich der Zeitbeftimmung
dafür in Anfpruch nehmen können, daß die Burg rieht lange vor 1100 entftanden fein wird.
Die fturmbewegte Zelt der fächfifchen Kaifer fcheint manchem Großen es nahe gelegt zu haben,
fleh auf unzugänglichen Höhen feften Rückhalt für alle Fälle zu fchaffen. So haben fich um
1030 die 2 gräflichen Brüder Egino und Rudolf vom Thal bei Dettingen unter Urach auf die
Höhe der Achalm hinaufgemacht, und wohl bald darauf auch Hohenurach gebaut. Um 1083
haben fleh die Herren von Bcutclsbach aus dem Remsthal auf den Rotheuberg, die neu erbaute
Burg Württemberg, zurückgezogen. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts hat Friedrich
von Büren das bekannte, faft im Thal liegende Wäfcherfchlößchcn vertäuen und fleh auf dem
Hohenftaufen niedergelaflcn. Um diefe Zeit müflen denn auch die Grafen des I'leonungethals,
die früher in der Gegend von Altenftadt gehaust zu haben fcheinen, fich nach fefteren Stütz-
punkten ihrer Macht umgefchaut haben und, wie ich annehme, weil gerade in zwei Äfte geteilt
wie die Grafen von Achalm und Urach, fich fo ziemlich gleichzeitig den Spitzenberg bei Kuchen
und unfern Helfenftein erkoren haben. Um 1083 werden denn zum crftenmal Herren v. Spitzen-
berg genannt, um 1113erftmals ein Eberhardus de Helfenftein. Diefer wäre alfo der erfte fieber
bekannte Bewohner unferer Burg. Ihm folgt um 1140 ein gleichuamigcr Sohn. Nach diefem
fcheint der von der Spitzenberger Linie ausgegangene Ludwig auf den Helfenftein herüber-
gekommen zu fein, um nun als erfter ausdrücklich fo genannter Graf v. Helfenftein von 1171 — 1200
hier zu fchalten. Erft unter deflen Sohn Graf Ulrich I. wird endlich ausdrücklich auch unfer
caflrum Helfinftain genannt als der Ort, an dem am 2. Februar 1241 derfelbe mit feinem gleich-
namigen Sohn über eine Schenkung an Klofter Salem verhandelt. Auch 1268 hat Graf Ulrich II.
feinen Sitz auf Burg Helfenftein, da er dem Abt von Kaisersheim Befreiung des Klofters vom
Weinzoll in feinem ganzen territorium seu dominium verleiht. Inzwifchen aber war unter dem
Schutz der Burg unfere Stadt Geislingen hcrangewachfen , 1281 als Stadt zuerft ficher genannt.
Jedenfalls hatten nun die Grafen hier ein Schloß gleich anfangs auch fich gebaut, und wir werden
annehmen dürfen, daß fie jetzt öfters auch im Schloß in der Stadt fich aufhielten, im jetzigen
Kameralamtsgcbäude. Nähere Einficht hierein würde erlt eine Veröffentlichung der einfeblägigen
Originalurkunden gewähren. Bis jetzt kann ich nur folgendes anführen : Die Befreiung des
Klofters Bebenhaufen vom Wcinzoll 1238 ift zu Geislingen erteilt, wie eine andere Vergünftigung
an Bebenhaufen 1292. Das Ritterbündnis des Wilhelmsbundes wurde 1380 im Schloß in der
Stadt unterzeichnet. Das find Spuren von einem Aufenthalt der Grafen in der Stadt Dagegen wird,
wenn 1372 der Vogt Wernher von Ehingen Vogt zu Helfenftein heißt, dies nicht notwendig machen
anzunehmen, es könne nicht auch die gräfliche Familie auf dem Helfenftein gewohnt haben;
wir haben ja die doppelte Behaufnng dort kennen gelernt, welche dem Burgvogt neben ihr
allen Raum gewährte. Und die Erwähnung Walthers von Urfpring als gewefenen Hofmeifters
zu Helfenftein 1369 und 1380 läßt uns die Grafenfamilie fortan auf der Burg wohnend annehmen,
auch wenn wir in diefem Hofmeifter mehr einen Aufi'eher über das Äußere der Hofhaltung zu
erkennen haben, als was wir uns darunter zu denken gewohnt find. Auch hat noch 1372 die
verwitwete Gräfin Maria von Bosnien eine Urkunde auf dem Helfenftein unterzeichnet. Wir
werden hienach annehmen dürfen: Bis zum Jahr 1382 war unfere Burg der Mittelpunkt der
gräflichen Hofhaltung. Und mauches frohe Feft, manch glänzendes Gelage mag fie mit angefehen
haben in jener Zeit, da im 14. Jahrhundert im Strahle kaiferlicher Gunft der Stern des gräflichen
Haufes bell zu leuchten begonnen hatte. Vollends damals wird es an Entfaltung von Glanz und
Frohfinn in ihren Räumen nicht gefehlt haben, als Graf Ulrich, Landvogt in Oberfchwaben, vom
kaiferlichen Hof hinweg die Maria, Tochter des Herzogs Stefan von Bosnien, eine Verwandte
des Kaifers, um 1854 als Gattin in feine väterliche Burg eingeführt hatte. Jetzt fehlen auch
zur Vervollständigung des Hofftaals die Aufteilung eines eigenen Burgkaplans auf Helfenftein
zu gehören. Die Kapelle felbft beftand fchon länger. Ihr Kirchenfatz ift vermutlich gemeint
unter dem „Kirchenfatz ze dem Berge", den Graf Ulrich III. 1295, als er Helfenftein die Burg
und feinen ganzen Befitz an den Kaifer Adolf v. NafTau verkaufte, ausdrücklich vom Verkaufe
ausnahm (Kerler, Urk. S. 8). Die Kapelle hatte, wie anläßlich der Stiftung einer Jahrszeit für
den 1331 ermordeten Grafen Johann zu Tag kommt, einen Altar des h. Michael, war im übrigen
der Jungfrau Maria geweiht. Ein regelmäßiger Gottesdienft war aber bisher nicht in ihr ge-
Burg Helfenftein.
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halten worden, fondern der Pfarrer von Altenftadt batte je die befondern gottesdienftlichen Ver-
richtungen in ihr als einem Filial feiner Kirche beforgt. Nun aber 1355 dotirten die beiden
Grafen Ulrich den Altar der Jungfrau Maria fo Teichlich mit Einkünften in Geld aus dem obern
und untern Bad und fonftigen Häufern in Geislingen und in Frucht aus ihrem Hof in Weiler,
daß ein ftändiger Borgkaplan fortan für die Vikarei gehalten werden konnte 1 ).
War denn die Zeit von 1350- 70 etwa die glänzeudfte wohl in der Gefchichte unfrer
Burg gewefen: welch rafcher Wechfcl muß auch für fie eingetreten fein, als zuerft 1372 der
Gemahl der Maria in feindlicher Gefangenfchaft in noch nicht genügend aufgeklärter Weife er-
mordet worden war, und als vollends feine Söhne fich genötigt fahen, zur Tilgung ihrer Schulden
zuorft 1S82 ihre ganze Herrfchaft an die Stadt Ulm zu verpfänden und dann 1396 den zum
Helfenftein gehörigen Teil derfelben an die Ulmer zu verkaufen. Der Wohnfitz der Grafen-
familie war und blieb damit feit 1382 auf die von der Verpfändung einzig ausgenommene Vefte
Ililtenburg bei Ditzenbach, wo gleichfalls 1363 eine Kapelle eingeweiht worden war, verlegt.
An die Herrfchaft der Grafen erinnerte jetzt auf Burg Helfenftein nur nach das Dafein des von
ihnen in Pflichten genommenen Vogtes (Konrad v. Weißenftein 1382—86, Hans v. Wcfterftetten
1387- 96). Bereits aber faß neben ihm ein ulmifcher dafelbft, der dann natürlich 1396 ganz
an feine Stelle trat Die gewöhnliche Befatzung beftand damals (1382) aus 2 Burgfaflen und
7 Wächtern und ThorhUtern.
Mit der ulmifchen Zeit tritt nun vollends eine dunkle Periode in der Gefchichte unfrer
Burg ein. Den Ulmern war die Erwerbung fo befonders wichtig gewefen, weil der Belitz der
Feftung Helfenftein ihnen eine fächere Verbindungsftraße zu den befreundeten Reichsftädten im
Unterland gewährte (Vierteljahrsh. 1883, 136 f.) Aber wir wiffen nicht, ob die Burg in den
Städtekriegen dann auch thatfächlich eine Rolle fpieite. Wir wiffen nicht einmal gewiß, wie
lange noch der Vogt hier leinen Sitz behielt. Aus dem ganzen 15. Jahrhundert habe ich außer
den Namen der Burgkaplanc, die mehrfach Gcislinger Btirgerskindcr find, nur die wenigen
Notizen gefunden, dal! der 1472—92 genannte Pfleger Andreas Wcckherlin, alfo nicht der Vogt
auch als Burgvogt auf Helfenftein vorkommt, daß um 1460 — 70 Mang. Rot, deffen Frau Urfel
Karg 1471 ftarb, als Burgfefle oder Burgvogt genannt wird und 1478 ein Walter Ungelter.
Bei dem Titel Untervogt, den 1491 ein Heinrich Ehinger, genannt Kinnilin, von Ulm und fpäter
ein Jerg Schefferlin führt, wäre ich geneigt, an den zweiten Burgvogt, den wir aus der Be-
fchreibnng der Burg kennen lernten, an den aus den Ulmcr Zünften genommenen, zu denken.
Diefen fpärlichcn Notizen reiht fich aus dem 16. Jahrhundert noch die an, daß 1528
Ulrich Neithart, früher Priefter gewefen, aber 1526 in den Eheftand getreten, Burgvogt auf
Helfenftein wurde und diefen Poften bis 1548 inne hatte, wo er vom Blitz getroffen nnd am
Geficht befchädigt und deshalb nach einer vergeblichen Kur in Wildbad 1549 feines Dienftes
entlaflen wurde, unter Zurück weif ung feines Vorfchlags, er wolle znm Auf- und Zufchließen des
Thors jedesmal feine Hausfrau oder ältefte Tochter verordnen.
Dagegen finden wir jetzt endlich in diefem Jahrhundert auch Zcugniffe von der krieger-
ischen Bedeutung, die der Vefte Helfenftein zukam, nachdem wir bisher uns vergeblich nach
einer Spur davon nmgefchaut haben, fo mancher Anlaß dazu vorbanden gewefen fein füllte.
Es ift z. B. fehr auffallend, daß wir den Kaifer Rudolf von Habsburg von Stuttgart her, wo
er 7 Burgen gebrochen batte, am 15. Auguft 12*7 in der Stadt Geislingen einziehen fehen
auf einem Kriegszuge gegen den Grafen von Helfenftein, dem dann im Oktober nach 14 tilgiger
Belagerung feine Vefte Herwartftein bei Königsbronn genommen und zerftört wird , ohne daß
mit einer Silbe erwähnt wäre, wie fich denn unfere Burg und deren Mannen zu jenem Einzug
verhalten hätten. Indes, wie gefagt, jetzt wird nachgeholt, was bisher veriaumt ift.
Jetzt erfahren wir einmal, daß im Jahr 1514, als im Zufammcnbang mit dem Treiben
des Armen Koni ad im Württembergifchen auch die Geislinger gegen die ulmifche Herrfchaft
auffällig zu werden drohten, Schloß Helfenftein am 26. Juli mit der anfehnlichen Befatzung von
460 Mano belegt, mit Pulver, neuem GefchOtz und allen Bedilrfniffen verfchen wurde, und daß
diefe rechtzeitige Vorkehrung in der That ermöglichte, den dann doch ausgebrochenen Aufruhr
fofort niederzufchlagen. Es kam für die Gcislinger abgefeben davon, daß Vogt und Pfleger ihre
Stellen quittierten, nichts heraus als daß der Haupträdclsführcr, ein Bäcker Licnhard Schötlin,
enthauptet, 9 andere zeitlebens aus dem Land verbannt wurden, die Stadt aber 1400 Gulden,
„fo zur Wiederbringung des Gchorfams aufgelaufen," an Ulm bezahlen mußte.
Wenn wir aber alfo auch bei diefer Gelegenheit nichts zu verfpüren bekommen haben
') Urkunde bei Kerler nach Veefenmeyer, Verfuch einer Gefchichte des Schloffes
Helfenftein (Ulm 1796. Gymnaf.-Progr.).
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Klemm, Burg Helfenftein.
von dem Pulverdampf, in den wir doch eine Feftung wenigftens je nnd je einmal eingehüllt
fehen möchten, fo fie anders unfre Phantafie begeiftern foll: e« fehlt zum Schluß auch nicht
daran ; ja es ift als ob es hier die Gefchiehtc fo recht eigens nach dem Spruch hätte einrichten
wollen: Zuletzt kommt das Belte. Hören wir alfo diefes Letzte und Beftc, das Ende der Burg
Uelfenftein, berichtet von derfelben Quelle, der wir die Befchreibung verdanken (a. a. 0. 8. 17
bis 18) nachdem wir noch als einzige Notiz zur Baugefchichte der Burg das angeführt haben,
daß der Ulmer Munfterbaumeifter Burkhart Engelberg 15U3 extra von Angsburg herberufen
werden mußte, um eine Reparatur auf Helfenftein auszuführen.
Auch hier find aus dem Dinkelsbuhler Manufkript folgende Verbefferungcn zu notieren :
S. 15., Z. 17. Statt Oftcr-Karfreitag 1. Ofteraftermontag (- 5. Apr.).
Z. 23 und 24 begehrete: da käm ein reifiger Zeug, der wolt ohn Schaden fflrü herziehen,
das fie ihn aus Helfenftein nicht febädigen wolten. Das Tagten etc.
Z. 25: der Uonawer (ftatt Hochwäher).
Z. 26: 14 Schützen (ftatt: 24).
Z. 38: legten fich (ftatt: fie).
Z. 37: 14 Fähnlein (ftatt 4).
Z. 39. Lauffen (ftatt : Laufchen).
Z. 44. Von denen (ftatt: Da), und begehrte demnach das Schloß aufzugeben.
Z. 45 nach: Burgvögten fetze bei: bewilligte er.
Z. 47: hatte (ftatt: hat).
S. 16. Z. 4 v. o. fetze bei: Da aber die von Goißlingen hatten erlegt zu ihrem Teil
22000 Gulden Brand f teuer und hatten Schaden empfangen, daß ein jeglicher Bürger bei feinem
Eid beteuert hatte, bis in 7300 Gulden, zog der Markgraf hinweg.
Z. 5: 19 Rotten (ftatt: 29), uf 8 Pferd (ftatt: über die Reiterei).
Z. 7: bedürftig war (ftatt dörfte).
Z. 9. Nach: lauben füge bei: und fleucht in die Stuben, ftoßt den Riegel für. Die
Rott Schützen, die der Uornung bei ihm hat, fchuflend alle auf ihn ab, und der Hornnng fchrie,
wie er fiel: fehießend alle. Aber es traf ihn keiner; fie fchoffend durch die Stube und zu dem
Kuchenledlin hinein und nahmen ihn letztlich gefangen. Nach deinlelbcn kam Wilhelm v. Kellen-
bach (ftatt: Kaltenbach. Diefes bietet aber auch Veefenmayer. Dagegen in der Oberamte-
befchrelbung Geislingen S. 116 heißt er: v. Callenbach.)
Z. 11 lies: die auf dem Muftcrplatz warteten.
Z. 13 lies: 9 Schützen.
Z. 19: zu unterft (ftatt: zu vorderft).
Z. 20 zweimal: war (ftatt: ward).
Z. 23 und 24 lies: fcharmützeln uf das Weiler zu. Dafclbft lag ein Fendlin Knecht
Das Scharmützeln währet denfelbigen Tag bis an den Abend.
Z. 25: Darliß (ftatt: Darlieh). Karren-Büchfe (ftatt: Karthaun-Büchfc).
Z. 31: das ein Lot (ftatt: die Ladung).
Z. 33 ftreiche: zu Geißlingcn.
Z. 36 lies : und beneben viel Volks geblieben und befchädigt worden.
Z. 37 lies: haben ihnen nach 3 Tagen die hohe Wehr abgefchoffen, daß fie haben etc.
Z. 42: Vormittag (ftatt: vor Mitternacht).
Z. 4G: „derfelben* etlich.
S. 17, Z. 3 v. o.: .ihr- Schaarwacht.
Z. 6 u. 7 lies: doch das das Haus Helfenftein ungeplündert bleibe und gab ihnen Gleit
bis dem Ulmer Land ein End.
Z. 8 iu 9 lies: und gefchlaift Anno 1553.)
Ich möchte nur wenige Worte noch der Tragödie, die fich vor unfern Augen abgefpielt
hat, beifügen. Einmal, daß alfo jetzt die Krone uns als das ältefte Wirtshaus der Stadt entgegen-
tritt; es ftimmt das zu ihrer Lage gleich neben dem Zollhaus und gegenüber dem Rathaus, bei
diefen älteften Gebäuden der Stadt. Sodann ift uns wohl von Intcreflc zu hören, daß am
20. Aptil der Herzog Chriftof von Württemberg mit dem Markgrafen Albrecht von Culmbach in
unfrer Stadt zufammengekommen war, um fich Uber feine Stellung zu der Sache der drei Fürften
zu bereden und um Schonung der Herrfchaft Helfenftein zu bitten (Stalin 4, 519). Weiter
bemerke ich, daß von den zwei Schanzen, welche die Ulmer machten, mir noch Spuren erhalten
zn fein fcheinen ; die eine in zwei runden Vertiefungen, die nicht fern von dem letzten Haus von
Weiler her gegen den Helfenftein zu auf der Höhe fich bemerklich machen, die andre in dem
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Seuffor, Ordnung dor Schmidzunft zu Ulm vom Jahr 1505.
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hügelartigen Aufwurf etwa 80 Schritte vom öden Turm. Zum Kampf fclbft bemerke ich, daß
dorfelbe am Donnerltag den 4. Auguft begonnen und am Mittwoch, 10. Augult, am Tag Lanrentii
mit der Kapitulation geendet hat
Die Befehlshaber des vom Kaifer und der Stadt Lim abgefandten Belagerungskorps
waren nach andern Quellen (Kerler) der K. K. General Konrad v. Rcuimelbcrg , den der Kaifer
anfangs Juli zur Uilfe nach Ulm mit .Soldaten gefandt hatte, und der alte BOrgermcifter Sebai'tian
Bcffercr. Das allermerk würdigte wäre, wenn bei der Belagerung, welche die Markgräflichen
über 100, die Uhner aber Ober 300 Mann koAete, als Kommandant der Artillerie auch Qraf Ul-
rich von Helfenftein thatig gewefen wäre, wie man mehrfach liest, fo daß die Helfenfteiner fclbft,
wie 1311 die Burg Spitzenberg, fo 1552 auch ihr andres Stamrafchloß hätten zerfrören helfen.
Kerler hat indes genOgend nachgewiefen , daß derfelbe vielmehr als kail'erlicher Lieutenant zu
Ulm in jenen Tagen die Stelle feines Schwagers Konrsd v. Beromelberg zu vertreten gehabt hat
Der Abbruch der Burg wurde nach andern genaueren Quellen fchon am 19. Sept. 1552
begonnen. Es hätte die Wiederherftcllung viel gckoflet, und man hatte fleh überzeugt, daß das
Schloß gegenüber den neuen Kriegsmitteln doch nicht lange haltbar fei. Daher wollte die Stadt
Ulm lieber auf diefe Fcftung ganz verzichten. Ein Teil der noch brauchbaren Steine wurde
nach Ulm gebracht und zur Anlegung eines Kanals von dem Blaufluß bei der Bürglensmühle
durch einen Teil der Stadt verwendet. Auch die letzten Rcfte wurden im fechften Jahrzehnt
des 18. Jahrhunderts vollends gefprengt, und jetzt find, wie wir willen, nur noch ein paar Mäuer-
lein da, die niemand hindern, im tiefften Frieden alle die natürlichen Reize unferes Helfenfteins
zu genießen, wenn er auch kein Wort wüßte von der Gefchichte dor Burg, die einft hier ftand.
Item es foll kain maurer kain zuggebennzukaineniwerckh, weder k a I c Ii,
Kannd, noch ftain. Wol mag er es zu ainem verdingen vtnb ainen taglohn oder
vmb ain furaa gelte. Welcher das vberfur der wirt geben 10 S. Illr. als dick das befchicht Es,
möcht ouch ain werck als groß fein dz es fton fol an dem Zunfftmaifter vnnd an den zwollf-
maiftern wie fy In furo darumb flrauflent vnnd befferent.
Item ef fol ouch kain murer tner Haben, denn zway verdingette werck h,
weder in der ftatt, Noch vff dem land, wol mag er vmb den taglohn wurcken, doch') mit deß
willen, dem er von feinem werckh gieng, Welcher das vberfur der fol ain pfund Häller gebnn
alf dick dz befchäch vnd fol dennocht dz dritt werckh meyden.
Item es mag auch ain yeder murer oder ftainmotz gehöwen werck wol
hingeben wem er will.
Item es fol ouch ain yegelicher murer, ainem yegelichen muren es fey umb B1.LXVIII1.
taglon oder an ainem verdingten werck, das dz werckh nutzlichen fey, Wär aber
das, dz werckh gebrelthafft wurd, gefarlichen, darvmb fo band In der Zunffmaifter, vnnd die
zwülfTmaiAcr zu belfern nach Iro erkantnuß.
Item es fol auch kain murer kainen Ion knecht lenger furdern, denne acht
tag, Ift er dann ains gefellen wertt, fo mag er In furo wol dingen, doch das er ainen zwölff-
maifter dabey haben fol.
Item es foll auch kain maifter kainen Icrnknecht, nit kurtzer noch minder
dingen, denn zwonfu romer*), vnnd dabey fol er auch zum minften ainen z wfi Iffmaifter haben.
Item welcher ouch der obgefchriben l'tuckh ains überfflre, der fol darumb geftraufft,
vnnd gebelfert werden nach deß Zunfftmaifiera vnnd der zwOllTmaiftcr erkantnuß vnnd welcher
das von dem andern Innen wurd, der follichs vberfure, der fol dz furbringen ono Zorn vnnd
engcltnuße aller mengklichs.
Item eß lind all murer gemainlich kuinen für ain Zunftmciftcr vnnd die Zwßlflmaiftcr, ß|. LXX.
vnd band') fy gebetten, das man fy darzu halt, das kain murer, kain knecht halt noch
'} In der nücn ornüng ach.
• •) In der ntten ordnüng ach.
») a fchelnt wie au auszufprechen zu fein.
Ordnung der Schmidzunft zu Ulm vom Jahr 1505.
Mitgeteilt von Pfarrer Seuffer in Erlingen.
(Schluß.)
Der Maurer Ordnung.
60
Seaffer
furderinderln, In Irzunfftgryfftmittdingkwerck, oder mit taglon oderTöcken
oder wie er genant ift, kainer vßgenoinen, wer das UberfBrt, der fol geftraufft werden nach der
maifter orkantnnß.
Actum Im 1450.
Item vnud vff föllich* fo find all murer bie zu vlro komcn für ain zunfftmaifter vn
zwölffmaifter, vnd fy ernftlich angcriefft, vnnd gcbcttcnn daa man fy halt vnnd handhabe by
der alte Ordnung vnnd gefatzt wie es dann Irölttordcrergcfatztvnnd gehand-
hapt haben.
Eine fpKtere Hand: Ist aün nat zu lcffcn.
Item wyttcr 3 To hannd all murer angeriefft ain zunfftmaifter, und die zwölffmaifter
Als — von der Zieglcr vnnd Zimmerlevt vnnd annder die In fchaden tond mit
Bl. LXXI. beya vnnd mit mur werk das dann ain ycgclichcr murer Töcker oder fteinmetz, derfclben foll
iniiflig gaun, vnnd Ina kaincr, weder Ratten noch Helffen zu föllichen, Beya oder inur-
werckh, weder Ire wyb kind noch knecht noch niemant von Irn wegen, vnnd welcher murer oder
Döcker, oder fteinmetzel In Kiett oder hulff zu föllichen beya oder dingkwerckh, der fclb fol —
dry guldin Bynifch zu pen gebn, als dickh dz befchichr, £a mocht auch als dickh befebehen,
oder der Baw als groß fin, So foll die ftraff an dem zunftmaifter vnnd an den zwölffmaiftern
ftan doch nit minder dann dry guldin Rynifch.
Item Ob aber föllich bew oder tingkwerckh, wurden beftanden von den Zieglern,
Zimmerlcuttenn oder anndern, So foll Inen kein murer, Döcker, Steinmötzel werken dann vmb
das taglon, vnnd welcher Inen anderft wirkt denn um das taglon der foll vnnd muß auch dry
guldin zu pen geben on alles ablon als offt vnnd dick das befchicht.
Bl. LXXII. Item Es fol auch kain murer noch kain Döcker, noch kain fteinmetz, kain friimden
murer me furdern, denn an fin aigen werkh vnnd welcher das vberftlr, der felb foll geftraufft
werden, von dem Zunfftmaifter vnnd den Zwölffmaiftern nach Iro erkantnuß.
Actum vff Sant pauls bekörung Tag anno 1479.
1505. Item vff afftermontag nach Letare ze Halber vaften Im ftlnfftzchenn Hundert
vnnd fünften Jare Haben Zunftmaifter, Rfitt vnnd die zwölff, mit gunft vnnd willen gemainen
maiftern der murer vnnd Döcker Hantwerck, Ernftlich zu hallten filrgenomen vnnd gefetzt,
alfo das Hinfuro kain maifter, weder der innrer noch Döcker keinen lernknecht 1 )
dingen noch annehmen foll Es fey dann zum minften ain Zwölffmaifter darby,
vnd nicht minder noch kurtzer, dann, zwei) fumer lern*), vnnd Im dcß tags fo er
arbait In der ftatt 9 Pf., Suppen vnd anbentbrott, vnnd vff dem land feyr vnnd wercktag zu
effen, vnd zwen creutzer alle wercktag zu Ion geben fol, vnd welcher lernknecht alfo folichc fein
Bl. LXX1I1. Beftumpte zcytt finem maifter nicht vßdiente. vnnd one redlich vnnd erber, vrfachen von Im
käme, der fol von kainem maifter, weder murern vnnd döckern angenomen noch gefurdert werden.
Item Es foll auch Hinfuro kain gefüll oder knecht, von kainem maifter ange-
ftöllt noch gefurdert werden, Er habe dann, fine Lern Jar, vorhin vßgedient,
vnnd ob auch ain knecht ainem maifter zu arbeitten, zugefagt, vnnd one redlich, vnnd erber
vrfachen, von Im lieff oder käme, So fol den fclbigen, kain maifter anftellen noch furdern,
one deß maifters, von dem er käme, gunft willen vnnd wiflen.
Item wa fölicha (iberfarn vnnd nicht gehalten wurd von ainem oder mer, den oder die
felbcn wurd ain Zunfftmaifter Rätt, vnnd — die zwölff ftrauffen, wie fich eins yeden verfchulden
nach gepurt, vnnd fy die fach erfunden.
Item als auch biliher, die fteinmetzel Ettlich Bew angenommen verdingt, vnd vnznnfftig
zu föllichen Bewen gefurdert, Haben wir auch gefetzt vnd gemacht, dz Hinfuro kain fta in-
nre tzel kainc Bew annemen, noch kain vnzunfft igen zu föllichen Bewen furdern
fol Er feye dann felbs porfonlich, ob föllichen Bewen, vnd furfche die, wie fich
dann ainem yeden maifter gezimpt.
Bi.LXXVH. Der Salwurcken Ordnung.
Wir der Zunfftmaifter, vnnd die zwölffmaifter gemainlich, der fehmid Zunfft Hie zu
vlmc Bekennen, das die maifter gemainlich der Salwurcken Hantwercks Hie zc vlmc,
vnnfer lieb zunfftgefellen, vff Heut difen tag Datum difer gfebrifft, für vnns komcn find, vnnd
band vns furbracht, vnnd erzclt, von Ircr knecht wegen Alfo: P Wenne das fey dz ain
') Eine fpätcre Hand: er fy den orlich.
*) In der nüen ornüng ach.
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Ordnung der Schmidzunft zu Ulm todj Jahr 1505.
61
främdcr knecht, Irs Handlwercks herkäme, das fy dann all vff ftanden mit
dem zum win gangen, vnnd Im fcliencken, deß gelychen, Wenn Ir knecht ainer
oder mer, von Inen vff ftandenn vnnd Hin weg wollen ziehen vnd wandern,
das fy denn aber vffftanden mit den zum wyn gangen vnnd die vß gelaltten,
dz fy nicht gerne haben, wann Ir vil iyen vnd Inen valt fchädlich fey.
0 ueb w i c c t tl i ch fo 1 1 i c h k nec h te fyeu, die getnain fra wen mitln€n füren,
vnnd Ir aigen vnd lieb frowen In den häufern Haben das doch inaiftern vnnd
knechten vnnd dem Handtwerck vnerlich fy, vnnd h and vnns gebetten, Inen dar
Inne ze ftatten komen, das folichs furo gewent vnnd furkoraen werde wann fy das vor mal f oach
furkamen vnnd ettwauil zeyts gehalten haben etc.
Alfo feyen wir mit den Felben vnfern Zunfftgefellenn vnnd, maiftern deß obgenantu Bl.LXXVIII.
Hantwcrgks, vnnd fy mit vnns ains worden, vnnd Wüllen, wenn das fy dz nun furo ain fremder
knecht ainer oder mer Irs Hautwcrcka herkäme, lft denne das er In ain werckftat fchickt nach
ains gefeilen der mag wol zu Im gaun, vnnd Im ainen maifter wyfen ob er mag, Sanft
tuainen vnnd wöllcn wir das kain knecht vß kainer wcrgkftatt mer vff ftande
dem oder denfelben gefellen se fchencken, noch Inen fünft, ze dienfte muffig ze gan,
damit den maiftern Ir werckftat nitt niderlige vnnd gefaumpt werden, Wennd fy aber follichen
gefellen, ere thun vnnd fchenken, daf mugen fy wol thun vff ainen feyertag, vnnd nicht
annders, deß gelychen, Maine vnnd wöllcn wir, Wenne ain knecht oder mer, von den
maiftern vffftünden vnnd hinweg wollte ziehen, das denne aber kain ander
knecht, vß kainer anderer werckftatt vffftanden mit Inen zum win gangen, noch
fy vßgclaittcn. Es fy denne, das ain knecht vß der werckftatt dar Inen fy gefeffenn
wärn, oder ob ainer fuß ainen anndern befondern gutten gefellen Hab mit Inen
gangen und In vßfolgenn, vnnd das auch mit namen nu hinfuro kain maifter der falwurcken
Hantwercks kaiue knecht mer halten noch fetzn fol der aiu offen vnnd lieb
frowen furc oder in dem frowen Haufe habe, Welche knecht aber der ob gefchribnen
ftuckh ains vber fürnn oder welche maifter follich knecht Hielten oder fetzten, vnnd Inen follichs
vertrugen Es wäre irämdcn gefellen zu fchenoken, Oder die vß zu belaitten Oder ledig frowen
ze Haben, alf vorftät Oder ob ain maifter deß von andern maiftern, oder knechten Inne wurde
das fy löllich ftuckh vnnd artigkel nitt hielten, vnnd das von Ine nitt furbrächten, die wollen
wi darvmb ftrauffen nach vnfer vnnd deß Hantwercks erkanntnufT. vnnd ditz ift befchehen
vff den nächften raentag, voi fannt Symon vnnd Judas tag Anno dorn. MCCCC°, vnnd Im xxIIII
Aus fpäterer Zeit :
Martini Stiftung 1 ) Item des erften, fo wird man der fchmid Zunfltmaifter Rätten vnd
Zwölffmaiftcrn geben, vnd cinhendig machen funff guldin alle Jar ewigs Afftor Zinß, vnnd
ob man den Zinß mit Hundert' guldin ablöfte, So foll man vmbß gelt wieder funff, gewiß guldin
kauften Ewigs gelts, vnd von den funff guldin foll man, alle Jar vff Sant Martins tag, den
filndenkinden Im filndenHflß all hie zc Vlm ainem yeden kind, in fonnder gebe Ir feyen,
vil oder Kitzel ain Nues kubelin wie man es Im Spitel gipt, vnnd darein ain Halb maß
met, vnnd ain weyffen weeken brötz, vnnd darzu ainem yeden kUnd vmb ain Bl. LXXX.
pfening, trüben, biern oder was man zu der Zeit gehaben mag für ain pfening, nach
gut Bedüncke ains Zunfft, vnnd Buchfenmaifters, der Zeit foll in geben werden, vnnd umb das
uberig gelt, foll man fchraaltz kauffen, vnd das Armen lewten gebe wie fy denn, mit
dem andern fchmaltz So auch In Zunfft geftifft ift, vmb gen foll , es auch alfo gehalten vnd
außgeben werden, vnnd allwogen vff Sant Martinstag So foll der Recht Zunfft, vnnd die
zwen rechten Buchfen maifter. Ir yetlicher ain behinifch haben darumb das fy
all weg, darob, vnd daran feyen, das es ordentlich verricht werde, vnd dem Zunfft knecht
vnnd dem funden vattcr aüch yetlichem ain behmifch das werden funff behmifch,
vnnd das auch der funden, vatter, vnd ain yeder fo daher kumet, fundenvatter ift, darob, vnd
daran feyen, Als bald fy es empfauchen, nider knüen, vnd die ermannen. Das Ir yet-
licha ain patter nofter, aue maria, vnd ain glailben betten. fUr die lieben
feilen, fy feyen lebent oder tod, das es inen zuhilff, vnnd tröft kum, von
denen, es Herkumot, diß almufen,
Frey'lche Stiftung 1544 Anno löii hat des von ob gomelt herr Jacob frief-
fen docher Annef frey ain guldin Reinifch jcrlich Zeinf darumb Micr ain befie-
») Nach dem Verzeichnis der Goldfchmide ift der Goldfchmid „Jacob Frieff, der 1480
die Zunft annahm und 1505 unter den zwülff gefchworn maiftern der Zunfft ift, Stieffter der
Martini Stiefftung im fundtclhaus.*
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Seuffer
gelt brieff haben Anfang Ich Enderis mörfch der fchahmachcr vnnd am End der geben
ll't an der mitwoehcn In der ofterwoehen nach Grift geburtt vier zechen hundert Jar vnd
darnach Im dem achzehenden Jar vnnd Sollig der geftalt das Aller Jerlich vff Sant roicheltag
die bickenmaifter (Bfk-hfenuiaifter) der Schmid zanfft vmb ain guldin gen ff kafften die
Selben den fundclkinden zu ftcllen das fy die weyll bieff vff Sant marttin tag faiflT
machen vnnd wan Iar lieben vattcr geftifft Alleiomuffen den fundelkinden vffgcdailt werde
das Solliger gülden werd gcitff ach gebratten werd vnnd den fundenkinden mit Sampt Ander
dar goraicht werd darvon Soll die fundelmutter die feder haben fier Ier roie vnd Arbaitt etc.
Bl. I.XXXII. Haans langwalther'fche Stiftung Item es ift zu wiffen als der Erber Hann» lang-
waither feiiger goldfchmid nach finem tod vnnd abgang ettlich zinß vnd gelt fo dann
vfl den nach beftimpton ftucken vnnd glitten gehöpt vnnd die nach finem abfterben, ainem
znnfftmail'ter vnd Kütten der Schmid Znnfft befolchen, vnnd armen Leute fchmalz darumb
zn kauffen vnd vmb gotzwillen zu geben, verordnet haut, wie denne das an Im felbs davon
wyttcr zu melden nit nott ift, dann fo vil dz die Zinß uß den nachgenden ftucken vnnd gutten
gangen, Nilnilich dcß erften vß der pfulerin garten vor dem Herprugkthor zwifchen Hannfen
kugelins garten vnnd Hannffen Scbafytins garten gelegen xxx gantz Behmifch der vormals III
guldin Zinß gegeben Haut
Ein Späterer: all Sant Johans tag I. fl. Zeins
Item vß Balthus kanthcngielTers Hauß In des kantners gäfilin zwifchen der Reytter
Capplan vnnd des frOchten Ledergerbers Hewfern gelegen gatt vlll (chilling Häller
Horn uß Sebolt Korers Hauß an der Herprugkgaffen zwifchen der Kyferin Wittwe
vnnd petter gruffen des fchuhmachers Heuffern gelegen So dann Claus waeh vormals In gehöpt
Haut ain pfund IUI fchilling vnnd vlll Hlr
Item uß Hannfen bäcklins fchuchmachers Uawß an der Uerprugkgaffen zwifchen der
öttin wittwe vnnd des fchmaltzigous Haußern gelegen II Pfd. Hlr
Item vfler Barthlome Hainrichs Schuchmacher» Hauß an der Hcrprngkgaffcn zwifchen
Ludwigen wagners genant, Nachpawr vnnd deß fchmaltzigous Heufern gelegen II pfund Hallr
Item vß deß heppen des wagners acker an fant Michels berg oberhalb der ftaingrub,
vnd vnndcrhalb fant Michelskircben vnd zwifchen vlrichen wilhalmen vnnd Conraten burgers
B) # äckern gelegen, vlll fchilling Hlr
LXXX1IIL Item vß der Jägerin wittwe Hwß vnnder den vifchern zwifchenn Claufcn fchwartzen
vnd Martin Molfenters Hewfern gelegen II pfond nir IUI wyhenachige Hflnr
Item uff Maiften Gilgen Ledergerbers Hwß zwifchen der Lohmülin vnd der wilhol-
mins wäfch Ueußlin gelegen II wyhenaclitige Hünr
Item vß Conrat Zieglcrf Hauß By dem Newen thör deß Hafners zwifchen petter
mayers vnnd petter Sparen der weber Henßern gelegen ain guldin vnnd ain ort ains (ort = quart,
15 Kreuzer) guldins
Vnd die obgeftimpten Zinß all fol der Zunfftmaiftcr dem knecht bcnelh gebenn, cinze-
bringen vnnd dann rechnung vom Im zc nemen vnnd dann furo der zunfftmaiftcr den zwölften
Rechnung geben vmb follieh — enpfangen zinß, vnd fo die gefallen, vnnd einpracht worden
find fchmaltz dar vmb kaffe vnnd Irn Zunfftigen fo deß notturfftig find fiir
Bl.LXXXV. anndern armen, Lcwten geben
Vnnd von den yetzgemelten zinße So fol dem zunfftknecht geraichtt vnnd geben wer-
den für fin mU vnnd arbait fo dann er darumb Hat vlll fchilling Hlr
Vnnd ift der ob angezaigton zinft an ainer fumm, vil, guldin — , xvl, fchilling
vnnd xl Hlr
Lienhart Rotttchmids ZinB Zu wyffen vnnd kunth fy das die erfamen vnnd wyfen Hanns
k rafft, vnnd Jöß taulh'nger Beid burger vnnd deß Rats zu vlme AIb teftament HcrrnnDeß erbern
Lienhart Rottfchmids feligß verlanffen Hab vnnd giitter dem Erfamen vnnd wyfen, Vlrichen
kngclin goldfchmid zunfftmaiftcr der fchmid Zunfft, Mit fampt den Ratten vnnd zwölffmaiftern
vberantwurt vnnd angenomenn Hand, vif dato deß tags zwen bermentin vnuerfert angcfchrifll
vnnd Infigeln zinßbrieff, der erft brieff am anfang, Ich Erafimus Haf von taulfingen etc. Gibtt
.lürlich ftinff guldin Rinifch Nämlich Halb vff Sant Johannes Baptilten tag, vnnd den anndern
Halbtail, vff Sant Johanns Ewangeliften tag, vnnd am datumb vff Montag vor Sant Anthonis
tag der mindern Jarzal Crifti Im vierten Jarc, vnnd der aunder, Ich Grcgori hart burger zu vline
Hl. I. XXXVI. Gibt Järlich zwen gülden Rynifch, Nämlich den Halbtail vff Sant Johanns Baptiften tag, vnnd
den anndern nalbtail vff Sant Johanns Ewangeliften tag, vnnd am datumb — vff vnnfer lieben
frowen tag — lichtmeß aubint, der mindern Jarzal Crifti Im vierdten Jare vnnd wie fy dann
wyttcr zu erkennen geben, welche zinß — Nemlich die funff guldin Rynifch durch dcß
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Ordnung der Schmidzunft zu Ulm Tom Jahr 1505. 63
obgenanten Lienharte Rottfchmids faiigcn lötftenn willen in fincm teftament Armen Lefltten
durch gotzwillen vmb fchmaltz wau die waren In der zunfft die es notturftig warn
vnnd durch gotzwillenn nemen Wüllen, voruß zu geben vngefarlich geordnet, gemacht vnnd
gefchafft Hat, vff yeden fant Julianns tag vCzutailen vnnd auch alfo ainem zunfftknecht
vor vß vier pfund fchmaltz zu geben darmit er follich zwen zinß ainfamle vtrad erfuche,
Wau arm Lewt vnnder vnnfer zunfft wärn , die foUichs durch gotzwillen alf obftät nemenn m.
wölteu, vnnd die anndern zwe guldin Rynifch, armen Leutte Im fpital In den LXXXVJI.
ftockh zu antwurten, Nämlich alle quottember ain Halben guldin vnnd fo mans dar ein
legen will fol man allwegen ain Hofmaifter oder gegenfehryber darzu erfordern, die daa fehend
In den ftockh legen, vnnd fol alfo follicber zinß vmb fchmaltz, vnnd armen Leutten In das
Spital In ftockh Järlich vff yede zyt wie ob ftat, vund in ewig zyt In kain annder wyß noch
weg verenndert noch vflgeben werden on allenn abgang ain yeder zonfftmaifter vßrichten foll
ouch on allerroengclicbs einred , vnnd verhündrung vnnd ob follicher zinß vber kurtz oder lang
zyt abgelöflt wurde, Sollen alf dann von ftunden an ain zunfftmaifter Rätt vnnd die zwölff der
febmid zunfft follich gelt widerumb nach notturfft vnd nutze armer Lewt anlegen, damit follichs
wie obftät alles gctrewlich vnnd vngefarlich gehandtbaptt vnnd gehalten werden Geben vnd
befchehen vff frytag nach dem fonntag Letare halb vallen anno etc. Im Vierden Jar der min-
dern Zale
Ordnung der yffen kouff LXXXVIIl.
Eirenkauf-Ordnung Item wie Hynofur die yffen köff gehalten feilen werden wann Hyn-
fOr ain yffen kouff anfl geben foll werden fo Sonnd (Sonnd = follen) allwegen die yffen
köuffer ain zunfftmaifter darumb erfuchen wie von allter Herr ift komen Wyttcr wann
man ain yffen kouff vmb foll fagen das Soll gefchehen nach der Ordnüng der zytt wie
von allter Herr ift komen vnnd allwegen ain zQnfltmalfter darumb erfucht werden vnnd wann
es den tag der zallung erlangt So foll ain yegclicher bezallen vnnd die yffen kouffer
enntrichten wölcher aber das uberfure der foll alltag ain fchylling verfallen fein fo lang Er
nicht bezallt bis das es den anndern fonntag erlangt vnnd er auff den felbigen tag auch nit
bezallt fo Soll er die yffen kouff vervallen fein vnnd nymer zu gelaufen werden dann vor
ainem snnfftmaift. vnnd es fey denn, daß er von den zwölften durch gebett vnnd gnad zu
gelanffen werd
Wytter fond die yffenköuffer kainem zwifchen den kouffen kain yffen mer
geben es wir dann fach das fich ainer durch gefchafft verfompte vnnd Redliche vrfacb da
wäre fo mugen die yffenköuffer dem felbigen woll yffen geben aüff den felbigen auß gebnen
kouff wa er den birgen mit im bringt vnnd auff kain kunffligC kouff foll kainsm kain yffer
geben werden
Wytter fond auch die yffenköuffer kain birgen fchryben er fy dann felben
gegenwurtig da vnnd zaig fych felber an
Es fonnd auch die yffenköuffer fobald vnnd fy die zalunng empfangen
hond fond fy das gelt von ftund an den yffen Herrn Raichen vnnd bezallen on
allen verzug
Es fond oder foll auch kainer wyter yffen nemen dann er in feiner werck-
ftatt wöll verarbaiten es war dann fach das ainem ftächin („ftächin" foll wohl ftählin
heißen) oder Rott brecht 1 ) yffen wurd das im nicht taugenlich zu verarbaiten wir mag er
woll verkouffen wä aber ainer wyttcr yffen näm vnnd das felbig verkonffte on fölliche vrfach
wie vorgefchryben Statt der foll geftraufft vnnd angefehen werden Nach ains Zunfftmaifter vnnd
der zwölff erkanntnuß
Wytter foll auch allwegen den yffenkouffern ain zedel der artickel geben werden vnnd
wölche die wären die der köuff verfulle die fonnd die yffenköuffer allwegen
auff fchryben vnnd ainem Zunfftmaifter Uberantwurten vnnd fySelbs auch
Inn gefchryfft behalten darmit wyffen wem fy yffen geben föllen
Wytter foll auch ain yegclicher yffenkoffer der yffen nemen wyll So woll ain birgen
Han als ain annderer wie vor allter herr ift komen
') Das lothbrflchige Eifen ift in kaltem Zultand zähe und dehnbar, in erhitztem aber
mürbe und fpröde, während umgekehrt das kaltbruchige in kaltem Zultand leicht bricht, erhitzt
aber gefchmeidig ift.
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Klomm
Bl. Andre Eifeukauf -Ordnung vom J. 1529.
T \ XXX na 01
04. welche etwas nähere Beftimmungen enthält, ala die vorhergehende (p. 117 — 121).
Ordnung wie es hinfuro mit dem EißenkaUff lel gehalten werden«. Nachdem es ain Zeit-
lang mit dem eilTenkauff vnnd ausgebung des Kiffen«, vnordlich gehalten worden, hatt den
zaünfftmaifter Rath, die zwelff der erb am Schmid zünfit hie zO vlm für nutzlich gut vnd frucht-
bar angefehen, ain ander Ordnung ze machen vnnd aufzurichten vnnd fich nachuulgender Ordnung
einhelliglich entfchloffen vnd berattfchlagt
Anfenglich das mann hinfuro nit mehr dann ain kauf f fchuldig fein fol I,
vnnd wan man nach der zeit denn andern k auff ausgibt, fo foll man am neg-
ftcn fontag darnach vmbl'agen, vnnd den negften Sontag, nach dem vmbfagen
foll ain ieder onn widerred den erften kaflff bczallcn, welcher das vberfarenn
vnnd nit tbün wurd , foll mit jm gehandelt werden , wie vom alter herkomen ift, Nämlich alfo,
fouil tag ainer nach obbeftimpten Zill nicht bezallen wiird, fo uill fchilling foll er zü geben
verfallen fein, doch wirdet ainem nicht lenger als acht tag zu folcher bezallung frift gegeben
wo als dan ainer nach verfcheinfing follchcr Zeit nicht bezalt hatte, fonnder daran fewemig
were, foll er des anndern kauffs beranpt, vnnd man jme den kauff folgen zu laffenn
nit mer fchuldig fein. Es follenn auch die verwircker vnnd vberfarer allwegenn
durch die Ei ffenmaifter auffgefchribenn vnnd ainem zunfftmaifter vberantwurt werden
vnnd fie felbs auch folche Innfchrifft behalten, darmit fie ain wiffenn haben,
wenn fie eiffen geben follen vnnd fo ver der bürg vnnd felbfchuldner, vmb denn
erften kauff fich für jnn zll bezallen fperen würde, fo mtlgcn jm die ei ffenmaifter pfand
austragen, doch mit aines zunfftmaifters wiffen vnd haiffen
Es follen auch die eiffen m ai fter fobald fie die bezallung empfangen haben, von-
ftnnd an one allen verzug, follichs denn eiffenherrn raichen vnnd geben
Ferer das binfüro kainem kain Eiffenn geben werden foll, Er verarbatt
es dan felbcr jnn feiner fchmidten. Desgleichen das auch kainer kain eiffen ver-
kauf fen fol, welcher das vberfaren wflrd, fo offt da* befchehe, foll er vmb ain gttldenn geftrafft
werden, es mocht fich aüch ainer fo geuarlich bierin halten, er würd dflrch ain zünfftmaifter
Rath vnnd die zwelfi weither nach irem gcfallenn geftrafft, wo es fich aber begebenn vnnd zu-
tragen würd, das ainem rottbrecht eiffenn oder ain herts 1 ) gegebenn wurd das ainer
felbs, zu feinem brauch nitt verarbaitten kind, fo foll er, das den eiffenmaiftern, fo
zu ieder Zeit fend anzaigenn, Befindcnn dann die felbenn, nach BefJchtigung des eiffenns,
das dem alfo wer, mugen fie, vnnd fonnft nit, ainem erlauben, follich eiffen ainem andernn, dem
es tauglich vnd füglich Ift, zu verkauffen.
Item welcher jnn der Zunfft eiffen nimpt mns ain bürgen haben, vnnd der-
felb bürg foll folche Burgfchafft vnnder augenn der Eiffenmaifter bekennen.
Item die Eiffenmaifter follen kain eiffen vor der Zeit, ehe man den kaUff
ausgibt, raichen noch geben, wo aber ziir felbcn Zeit ain maifter nitanhaimifch wer oder
fein mocht, mag man jm fein eiffen obberiertter maffon, nach inhalt difer Ordnung vngeuarlich,
acht oder vierzehen tag den negftenn darnach raichen vnd geben.
Es foll auch allwegenn denn Ei ffenmaifter nn, fo zu ieder Zeitt feind, ain ab-
fchrifft difer Ordnung vnnd artickel gegebenn werden, welche Ordnung, auch zn
ieder Zeit, wann man das eiffenn ausgebenn will zuvor denn maifter verleffen wer-
denn foll.
Actum den Neunzebenden Apprillis Anno 1529.
Heraldifehe ForTehnngen.
(f. Vierteljahrshefte 1884 , 8eite 108 und früher.)
Von Diak. Klemm in Geislingen.
8. Eine korrigierte Ahnenprobe.
Als Dr. Holzherr zum erftenmale Ober die Herren v. Ehingen im Staatsanz.
bcf. Beilage 1879, Nr. 13 u. 14 nähere Mitteilungen veröffentlichte, ergab fich mir,
') herts feheint hior fo viel als kaltbrflcbigcs Eifcn zu fein.
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Horaldifche Forfchungen.
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daß bezüglich der fonftigen Denkmäler diefes Gefchlechts in der Dorfkirche zu Kilch-
berg fich die Wappen an denfelben beftens erklärten; nur die Ahnenwappen an einem
Denkmal, an dem gemeinfchaftlichen für Rudolf IL, f 1538, und feine Gattin Sofia
v. Neuneck, f 1529, blieben rätfelhaft. Es erfcheinen nämlich hier außer den in
der Mitte angebrachten Wappen der beiden Gatten in den 4 Ecken des Denkmals
rechts oben v. Ehingen, unten v. Neuneck; links unten v. Ow, oben ein gekrönter
Löwe im quer geteilten Schild mit der Andeutung verwechfelter Farben in beiden
Teilen. Das letztere Wappen ftimmt zu der Wiedergabe des Wappens der fchwäbi-
fchen Herren v. Richtenberg im alten Siebmacher (Löwe oben gold in blau, unten
blau in gold). Dagegen wollten nun die Zeitangaben über die 2 fache Heirat vom Vater
diefes Rudolf und über die Geburt diefes Sohnes gar nicht zu diefem Wappen ftimmen,
da hienach Rudolf ohne Zweifel Sohn der erften Gattin Georgs, einer Tochter des
Bürgermeifters Konrad Schultheiß von Reutlingen, fein mußte, und nicht von der
zweiten Gattin, Anna v. Richtenberg, abftammen konnte. Durch die ausführlichen
Nachrichten Holzherr's in feiner Gefchichte der Reichsfreiherrn v. Ehingen (Stuttgart,
Kohlhammer 1884) ift jetzt das Rätfei gelöft. Wir haben hienach, um es fo auszu-
drücken, nicht die natürliche, fondern die korrigierte Ahnenprobe Rudolfs vor uns.
Nämlich feine oben erwähnte Mutter war nicht von adeligem Blut gewefen, wurde
daher auch feither in den Ehinger Genealogien und Chroniken förmlich totgefchwiegen.
Diefe unadelige Mutter wurde insbefondere dem Sohne Rudolf fpäter öfters vorge-
worfen. Wie konnte da geholfen werden? Ich denke, hier gehört die Notiz bei Holz-
herr (S. 41) herein, der Vater Jörg habe fich durch Kaifer Friedrich III. das alte
Wappen der Familie Richtenberg, die am Ausfterben war und 1509 ausftarb mit
einem Abt v. Herrenalb, „erneuern laffen." Mit andern Worten, der Vater hat
fich das richtenberg'fche Wappen beilegen laffen, damit auch der Sohn erfter Ehe
dasfelbe führen und fo des mütterlichen entbehren konnte. Und fo kommt es alfo,
daß im Denkmal Rudolf das richtenberg'fche Wappen an der Stelle führt, wo man
das der Schultheiß (wenn fie eines führten?) erwarten tollte.
Zu bemerken ift noch dabei die Eigenheit, daß alfo an diefem Denkmal das
Wappen der Gattin rechts unten ftatt links oben angebracht ift. Das v. ow'fche
Wappen muß fich wohl auf die Mutter der Sofia v. Neuneck beziehen. Ferner habe
ich mir von dem Wandgemälde in der Schloßkapelle zu Kilchberg, das Georg als
Gründer derfelben (1490—1501) Riftete, das Wappen der Gattin ohne Bemerkung
der Schildteilung notiert, fo daß es der Angabe Holzherr's, das richtenberg'fche
Wappen fei ein gelber Löwe im fchwarzen Feld, näher kommt.
9. Allianzwappen in verkehrter Stellung.
Die Dorfkirche zu Kilchberg enthält zugleich ein Beifpiel von verkehrter
Stellung der Allianzwappen an dem Grabaein der Dorothea v. Ehingen, Tochter des
in 8. erwähnten Georg und Schwefter Rudolfs, f 1527. Sie war verheiratet an Wolf-
gang v. Ahelfingen, Obervogt zu Horb. Es follte alfo deffen Wappen rechts, das
des Vaters links flehen. Auf dem Denkmal aber ift es umgekehrt.
Ein Beifpiel gleicher Art bieten 4 glasgemalte Wappen, die in dem einen
Fenfter des feitherigen Archivs am Nordturm des Ulmer Münfters, über der Neit-
hart'fchen Kapelle angebracht, eigentlich, weil 2mal fich wiederholend, wohl auf die
2 Fenfter dort verteilt fein füllten. Auch hier ift beidemal der weibliche Schild,
der einer Strölerin (Ströhn), mit der ausdrücklichen Beifchrift: die nmter, rechts
(mit bekannter Drehung gegen links) angebracht, der des Heinrich Neithart mit dem
Beifatz: der vater, links.
WUrHemt». VierteU«l>r«hette 5
G6 Klemm, Ein alter Bauriß zum Turmhelm am Straßburger Münfter.
Als Nachtrag zu früher fchon Gefundenem, wie manchmal nur derManns-
ftamm bei den Ahnenwappen berückfichtigt ift, fei hier gelegentlich noch erwähnt,
daß auf dem Denkmal des unverheiratet geftorbenen Burkhard v. Ehingen zu Kilch-
berg (f 1596) 4 Wappen erfcheinen, die fich auf den Vater, die Mutter (v. Gem-
mingen), die Großmutter (Stauffer von Sinkingen) und die Urgroßmutter (v. Neuneck)
in gerade auffteigender Linie beziehen.
Ein nltcr Bauriß zum Turmhelm am Straßburger Mfinfter.
Unter diefem Titel hat die Bernifche Künftlergefellfchaft 1883 eine kleine,
lür unfer Land auch fehr intereflante Schrift veröffentlicht. Sie bietet eine photo-
lithographifche Abbildung des im Befitz des Berner Stadtbauamts befindlichen Riffes,
von Fehlbaum in Bern auf Grund einer genauen Durchzeichnung des Ingenieurs R.
Schinid gefertigt, dazu den Text von Prof. Dr. Trächfel. Der Riß ftellt auf Pergament
einen Aufriß des Nordturmes vom Münfter in Straßburg in ungefährem Maßftabe von
1 : 30 dar und bietet , wenn auch andere Teile mit hereinziehend , im wefentlichen
eine Studie über die künftige Gestaltung des Turmhelros.
Trächfel fehreibt den Riß dem Ulrich v. Enfingen zu, dem Amtsvorgänger
des Johann Ilültz von Köln, auf den der wirklich ausgeführte Helm zurückgeht. Da-
gegen hat Adler im Zentralblatt der Bauverwaltung (Berlin 23. Febr. 1884) in einer
eingehenden Studie nachzuweifen verfucht, der Sohn Ulrichs, Matthäus, habe bald nach
des Vaters Tod zwilchen 1419 und 1420 den Riß entworfen und ihn bei feiner Be-
rufung nach Bern 1420 dorthin mitgebracht. Da ich mit Kraus glaube, daß Johann
Ilültz fchon Ende Juni 1419 eingetreten ift als Meifter, Matthäus aber in keiner Weife
als Meifter in Straßburg in jener Zeit bezeugt ift, fondern eben als Ballier nach des
Vaters Tod bis zum Eintritt des neuen Meifters die Stelle diefes einige Zeit zu ver-
leben gehabt haben wird, möchte ich mich um fo eher für Ulrich felbft entfeheiden,
als in Ulm, wie Münfterbau meifter Beyer näher nachgewiefen hat, fich ein alter Riß
zum Ulmer Münfter findet, der dem Straßburger Helm merkwürdig ähnlich ift, und
diefer wohl mit Recht fchon von Haßler auf Ulrich von Enfingen zurückgeführt wird.
War bei der Konferenz der Werkmeifter am Johannistag 1419 der Plan des am 10.
Febr. 1419 verftorbenen Ulrich verworfen worden, fo wurde er Privateigentum und
konnte von Matthäus nach Bern mitgenommen werden 1 ).
Geislingen. Diak. Klemm.
') Vergl. auch Lilbke, Allg. Zeitung 1884, 337 B.
l'lmifche MiszeUen.
Von C. A. Kornbeck.
I. Zur Baugefcbichte Ulms.
Eine der fpäteren öffentlichen hiefigen Bauten ift der Neue Bau. Nach den
reberliefcrungen fteht diefes Gebäude auf den Grundmauern des Strölinhofs oder
der Pfalz, was aber nur in bedingtem Maße zutrifft, da die Stadt zu dem im 16. Jahr-
hundert erworbenen Strölinbof noch weitere fünf Häufer ankaufte, welche ganz
oder teilweifc zu dem Neuen Bau gezogen wurden. Diefe Häufer lagen in ihrer Mehr-
heit „nach den Barfüßern hin w , „nach dem Lautenberg", daher der nach Fabris
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Kornbeck, Zur Baugefohiohte Ulms .
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Befchreibung an der Ecke des Lautenbergs über der Blau gelegene Strölinbof fich
mehr naclt dem Weinhofberg crftreekt haben mag und, was feine Grandform betrifft,
von dem Neuen Bau zu unterfcheiden fein wird. Insbefondere darf der Hof des erft
um das Jabr 1590 vollendeten Neuen Baues nicht mit dem in den Chroniken häutig
genannten Königs- oder Kaiferhof verwechfelt werden, in welchem nach überein-
ftimmenden Nachrichten die Huldigung der Bürgerfchaft eingenommen wurde bis zum
Jahr 1473, wo dicfelbe zum crftenmal auf dem Marktplatz stattfand. Vielmehr ift
unter dem Kaiferhof im eugern Sinn der freie Platz füdlich vom Neuen Bau zu ver-
geben, der an die Synagoge angrenzt und innerhalb der Häuferreihe Lit. A 125 — 129
am Weinhof berg gelegen ift und der noch im 17. Jahrhundert offiziell der Reinigs-
hof heißt. Denkt man fich diefe Häuferreihe, sowie das in der Mitte des Hofs ge-
legene und gleichfalls einer fpätern Zeit angehörige Haus Lit A 113. als nicht vor-
banden, fo erhält man das Bild eines öffentlichen Platzes, gegen welchen der Hof
des Neuen Baues in Bezug auf Räumlichkeit und regelmäßige Form entfehieden zurück-
gehen muß. Letzterer Hof mag vor dem Umbau des Strölinbof» wenigftens teilweife
durch jene Häufer überbaut gewefen fein, welche die Stadt auf den Abbruch an-
kaufte und zu dem Neuen Bau verwendete.
Es wird anzunehmen fein, daß mit dem Aufhören der Pfalz als Wohnfitz
des Reicbsobcrhaupts der hauptfäcblichfte Teil des Areals in den Befitz der Stadt
überging, welche nach Maßgabe des Bedürfuifles einzelne Teile als Bauplätze wieder
veräußerte. Nach den alten Steuerbüchern fcheint die erwähnte Häuferreihe
A 125 — 129, welche heute die Nordfeite des Weinhof bergs einnimmt, um das Jahr
1427 noch nicht beftanden zu haben, und dürfte fomit die Jahrzahl 1467, welche
an dem der Synagoge zunächft gelegenen Haus angebracht ift, das Jahr feiner Ent-
ftebung anzeigen. Erinnert man fich dabei der faft gleichzeitigen Verlegung der
Huldigung im Jahre 1473 vom Kaiferhof nach dem Marktplatz, fo liegt die Ver-
mutung nahe , daß diefe Veränderung keine zufällige war und mit der Befiimmung
des Kaiferbofs zu baulichen Zwecken in Vorbindung ftand.
Das vormals Fromm'fche Haus (Synagoge) wird dagegen laut den noch
vorhandenen Hausbriefen febon im Jahr 1398 erwähnt als gelegen „auf dem Hof
bei dem Brunnen an Meiftcr Jacobs Haus". Der Brunnen ftand früher, wie man
fich erinnert, vor dem golducn Adler und wurde erft in der Neuzeit nach der Mitte
des Weinhofs verlegt Meifter Jacobs Haus ift fehr wahrfcheinlich der weltliche
Teil des vormals Fromm'fchen Anwefens, welches urfprünglich zwei für fich be-
ftehende Häufer bildete, die im Jahre 1512 unter dem Befitzer der Wefthälfte,
Daniel Schleicher, zu einem Ganzen vereinigt wurden. Im Jahre 1515 verkaufte
der Bürgermeifter Bernhard BefTerer v. Rohr, Befitzer des heutigen goldenen Adlers,
von deflen Vorfahren Hans Beffercr die Köpfingcrgafle längere Zeit den Namen
Hans BeOcrersgafle trug, fein an den Königshof angrenzendes Hinterhaus, wegen
delfen er mit feinem Nachbar Daniel Schleicher im Streit gelegen, an die Stadt,
welche febon im Jahre 1506 den Strölinbof erworben hatte (Weyermanu II, 33. 538).
Hierzu erkaufte letztere iu den Jahren 1583 — 85 weitere zwei Häufer von Hans
Jakob Krafft, Amtmann zu Nau, in der Gegend des K. Hauptzollamts, ferner ein
Haus von Frau Margret Beflerer, Hans Leonhard Hüners Witwe „alibier bei
den Barfüßern ins Gäßle hinein", und das Haus des Samuel Leipheimer „am Wein-
markt hinten", auf deren Hofraiten der Neue Bau erftand (Urk. v. Vert B. 1208).
Über die Pfalz in Ulm enthält Stalin 2, 665 folgende Stelle:
„Befondcrc vom König aufgestellte Burggrafen, wie in Augsburg, Nürn-
berg, Regensburg, kommen in Ulm und in den jetzt wirtembergifchen Städten
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Kornbeck
überhaupt Dicht vor, vielleicht weil in Ulm, wie z. B. in Frankfurt, der Palaft
unbefeftigt war und keine Burg darfteilte."
Was die Schilderung der Pfalz als eines unbefeftigten Palafts betrifft, so
wird man fich mit diefer Darftellung vielleicht nicht allfeitig zu befreunden ver-
mögen in Rücklicht auf die dominierende Lage der Pfalz an der Südweftecke der
Stadt, welcher zufolge fie fogar einen fehr wefentlichen Teil der alten Stadtbcfcftigung
ausmachte. Andererfeits könnte aber die Periode, wo die Pfalz ein für sich ab-
gefchloflenes Ganzes bildete, nur in die frühere Zeit des Mittelalters zurückverlegt
werden, da ein befeftigter Abfcbluß oder eine genauere Grenzlinio überhaupt, nach
der Stadtfeite nicht nachweisbar ift, während wir z. B. den Lauf des alten Stadt-
grabens auf das genauefte zu beftimmen wiflen.
Im übrigen befchränkt fich unfere Kentnis bezüglich der baulichen Anlage
der Pfalz auf ihre äußeren Umrifle; auch die Palatialkapellc zum hl. Kreuz, eines
der Ietzteu an jene Zeit erinnernden Gebäude, wurde im Jahr 1532 abgebrochen.
Ebcnfowenig ift bekannt, ob die Weinhofbergftraße im Mittelalter eine
öffentliche Verkehrsftraße war, oder ob fie bloß die Verbindung der Pfalz mit der
Fifchervorftadt und dem Stadelhof vermittelte. Manch vermutet das erftere und
nimmt als felbftvcrftändlich ein Thor am Fuß des Weinhofbergs an, welcher Anficht
man um fo unbedenklicher beitreten wird, als eine zweite direkte Verbindung der
Stadt mit der Gegend unter den Fifchern nicht befteht, und ein Thor zugleich die
durch die Weinhofbergftraße in zwei Teile abgefchiedene Pfalz zu einem zufammen-
hängenden Ganzen vereinigte.
Über die Frage, bis zu welcher Zeit die Pfalz ihrer Beftimmung als kaifer-
licher Wohnfitz erhalten blieb, fehleu fiebere Anhaltspunkte. Bekanntlich findet
man die Familie Strölin vom Beginn des 14. Jahrhunderts an im Befitz des Wohn-
gebäudes der Pfalz und in Rückficht auf diefe Zeit, wo der Übergang Ulms als
einer königlichen Stadt in eine Stadt des Reichs fo unmittelbar hervortritt, könnte
man auf einen Fortbeftand bis in eine fpätcre Zeit fchlicßcn.
Infolge eines Umbaus heißt der Strölinhof im Jahre 1356 „das Nybus".
Auch über die Frage, ob die Pfalz bei der ZerAörung Ulms im Jahre 1134
das Schickfal der Stadt teilte oder ob fie diefe Periode überdauerte, geben die
Gefchicbtequellen keinen Auffchluß, diefelben befchränken fich vielmehr auf die Er-
wähnung, daß die Stadt, mit Ausnahme der Kirchen, niedergebrannt worden fei
(Stalin, 2, 64). Angeficbts folch fpärlicher urkundlicher Nachrichten wird die An-
gabe der Chroniken, am 6. Mai 1140, alfo fechs Jahre nach ihrer Zerftörung, fei
mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen worden, mit Vorficht aufzunehmen fein.
Einmal ift der Grund einer lolchen Verzögerung nicht abzufehen , fodann könnte
man zu fragen verfucht fein, auf welche Weife fich denn Felix Fabri, der Vater
unferer Baugefchichte , derartige Detailnachrichten Überhaupt verfchaffte. Schon in
meinem Auffatz über den Umfang Ulms nach feiner Wiederaufbauung im 12. Jahr-
hundert (Verhandl. 1875 S. 15) nahm ich Veranlaffung , auf gewiffe Widerfprüche
in den Angaben diefes Chrouiften aufmerkfam zu machen, und die Erfahrungen,
welche fich uns in der neueften Zeit bei dem MUnfterbau über feinen Mangel
an Zuverläffigkeit aufdrängten, find nicht geeignet, jene Zweifel zu heben. Unfere
Baugefchichte entbehrt, wie wir wiflen, der urkundlichen Begründung und
feheint das nahezu unbegrenzte Vertrauen nicht zu verdienen, das ihr bisher
zu teil wurde. Schon der Eingang, daß bei dem Wiederaufbau der zerftörten
Stadt mit einem vor einen Pflug gefpannten Joch Ochfen eine Furche ge-
zogen und damit, nach einem klaQlfchen Vorgang, die Grenzlinie der erweiterten
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Zur Baugefchichto Ulms.
09
Stadt bezeichnet worden fei, beweift, daß es dem Verfaßter unferer Baagefchichte
mehr nm die Ausfchmückung derfelben als am Thatfächlichcs zu than war. In
meinem erwähnten Auflatz fuchte ich nachzuweifen , daß die Angaben von einer
doppelten Vergrößerung der Stadt bei ihrer Wiedererbauung, wodurch fie den Um-
fang der heutigen Altftadt (nach der Oberamtsbefcbreibuug 12500 Fuß) erhalten
habe, unwahrscheinlich feien und fich widerfprechen , daß ihre Neugründung in
keinem vergrößerten Umfang, fondern innerhalb der durch den alten Stadtgraben
vorgezeichneten Grenzen erfolgte, und daß die Entftehung der beutigen Umfaflungs-
mauern und Gräben in die Zeit des 14. Jahrhunderts verlegt werden mliffe.
Es find mir inzwifchen zwei Urkunden zugänglich geworden von 1336 an
St. Gallentag und 1336 an St. Jakobsabend, welche für die vorliegende Frage vou
Wichtigkeit find und eine endgiltige Beurteilung derfelben ermöglichen dürften.
In diefen faß gleichlautenden Urkunden geben der Ammann, die Richter und Rat-
geben der Gemeinde zu Ulm dem Prior und Konvent der Prediger und dem Gardian
und Konvent der Minderen Brüder zu Ulm zu kaufen den Flecken, die Länge und
die Weite des Grabens, der vor dem Klofter der Prediger und hinter der Hofraite
der Minderen Brüder gelegen war und wie fie ihn mit Mauern und Zaun begriffen,
umfangen und umgangen hatten, mit der Bcfcheidenbeit, daß erftere Käufer, die
Prediger, Gewalt haben follten, den Jahreszins innerhalb des neuen Grabens
zu widerlegen (Einkommen der Prediger Stadtbibl. 9712). Diefe letztere Beftiromnng
erfcheint nun für die vorliegende Frage von erheblicher Bedeutung, weil die Art
der Anführung diefes neuen Grabens, des heutigen Stadtgrabens, die Vermutung
nahe legt, daß er überhaupt die Veranlaflnng zum Verkauf des alten Grabens ge-
wefen, daß er nämlich erft nm die gedachte Zeit entftanden, im Jahr 1336 aber fo
weit vorgefchritten war, um Teile des alten Grabens entbehrlich zu machen. Wäre
feine Hcrftellung, wie Fabri behauptet, fchon um das Jahr 1140 erfolgt, fo hätte
die Stadt weder Veranlaflnng gehabt, den alten Graben noch zwei Jahrhunderte
fortbefteben zu laflen, noch ift anzunehmen, daß der heutige Stadtgraben dann im
Jahr 1336 noch als der neue figuriert hätte. Letzterer wurde vielmehr ohne Zweifel
erft dann angelegt, nachdem die fich bildenden Vorftädte, die Löwen- nnd Franenthor-
vorftadt und die Griesgegend, eine einheitliche ßefeftigung erforderlich gemacht hatten.
Daß die Nachrichten der Cbroniften von einem außerordentlichen Andrang
Niederlaffungsluftiger, welcher bei der Neugründung der Stadt fich bemerklich ge-
macht habe, auf Übertreibung beruhen, gebt unter anderem daraus hervor, daß die
Stadt den Minderen Brüdern und den Schwertern von Büren ein Jahrhundert fpäter
noch Bauplätze und Gruudftücke überladen konnte, welche einen fo Uberaus an-
fehnlichen Teil der innern Stadt einnahmen. Noch im 14. Jahrhundert war die
Stadt keineswegs dicht bevölkert, fonft hätte von einem Münfterbnu keine Rede fein
können, ebenfowenig von einer Verlegung des Wengenklofters in die Stadt und
von der Aufnahme der Bewohner der abgebrochenen Vorftadt Schweighofen im Gries.
Ich geftatte mir hierbei anf die Oberamtsbefchreibung zu verweifen, welche,
unbeirrt durch die Ulmer Chroniken, den Beginn der Anlegung des heutigen Stadt-
grabens in das Jabr 1300 und der Ringmauer in das Jahr 1331 verlegt, von welch
letzterem Jahr die erfte Umgeldsverleihung zum Zwecke der Stadtbefcftigung datiert.
Mit dem im Jahr 1336 erwähnten neuen Graben war aber die Befeftigung der er-
weiterten Stadt noch nicht zu Ende geführt. Insbefonderc mag die vollftändige
Herftcllung der Gräben in ihrer heutigen Breite und doppelten Ausmauerung, als
ein Werk von beträchtlichem Umfang, nur allmählich vor fich gegangen fein, um fo
mehr, als dasfelbe, wie alle damaligen Bauten, nur aus den laufenden Mitteln mit
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70
Kornbeck
Zuhilfenahme von Umgelds- und Steuererhebungen, Strafen an Mauerfteinen u. f. w.
hergeftellt werden konnte. Daher noch ira Jahr 1300 eine kaiferliche Urogeldsver-
leihung auf 8 Jahre darum: „daß die Stadt mit Mauern, Gräben und an-
deren Sachen gebaut und dem Reich zu Nutz und Frommen ge-
beffert werde".
Im übrigen beltand der alte Stadtgraben trotz der Verkäufe im J. 1336
noch längere Zeit als Graben fort. Dies erhellt unwiderleglich aus der Beftiramung
des Kaufbriefs der Minderen Brüder: „daß der Fleck (Graben) hinter ihrer
Kirche, da ihre Hofraitin erwindet, bis an den Turn, da die Glocke
ufhanget, nimmer einbaut foll werden und allzeit da foll fein offen
und unerbuwen".
Wie diefes Offenhalten des alten Grabens zu der Angabe Fabris ftinime,
daß das ansgehobene Material des neuen Grabens zur Ausfüllung des alten ver-
wendet worden fei, möchte fchwierig zu erklären fein.
Der alte Stadtgraben erfcheint noch im Jahre 1356 unter der Bezeichnung:
„vor der Brüder Thor am Graben", 1380: „am alten Graben", 1383: „bei der
Hafengaß am Graben gen der Ringmauer" u. f. w.
Angefichts diefer Nachweife von dem Fortbeftand des alten Stadtgrabens
kann es kaum befremden, wenn im Jahr 1369 ein dem Anfchein nach in der Mitte
der Stadt gelegenes Thor erwähnt wird, das in der betreffenden Urkunde „Unfcr
Frauen Thor" genannt ift. Ich beziehe mich wegen diefes Thors auf das bereits in
meinem frühem AufTatz Erwähnte, bei welchem Anlaß ich die naheliegende Ver-
mutung ausfprach, daß dasfelbc nur in der Nähe der Sammlung, alfo da gefacht
werden könne, wo die Frauenftraße den alten Stadtgraben überschritt. Da aber im
Jahre 1369 das Thor am heutigen Stadtgraben, welches uns unter dem Namen
des „Frauenthors" erinnerlich ift, und welches erft in der Neuzeit dem Öffentlichen
Verkehr weichen mußte, fchon beftanden haben dürfte und nicht anznuehmen ift,
daß zu jener Zeit gleichzeitig zwei „Frauenthore" hier emittierten, fo möge die Ver-
mutung geftattet fein , daß das äußere Thor bis zur Beseitigung des inneren einen
andern Namen führte. Man erinnert fich der bei mehreren Gefchichtsfcbreibern be-
gegnenden Nachricht, daß das Frauenthor mit Beziehung auf eine außerhalb desfelben
gelegene St. Leonhardskapelle auch Leonhardsthor genannt wurde. Unter (amtlichen
Befchreibungen Ulms finde ich nur in der Oberamtsbefchreibung S. 115 das alte
Frauenthor bei der Sammlung erwähnt, aber entgegen meiner eben verfuchten Er-
klärung unter dem Namen „Leonhards- nachher Frauenthor".
Das alte Frauenthor fcheint in Urkunden von 1368 und 1369 auch unter
dem Namen „Krafftsthurm" vorzukommen, und verdankt diefe Bezeichnung ohne
Zweifel der zu jener Zeit hier fehr ausgebreiteten Familie von Krafft. Von deren
Bedeutung zeugt, abgefehen von ihrer auswärtigen Begüterung, ihr Häuferbcfitz,
welcher fich im Jahr 1360 allein in der Gegend des alten Frauenthors auf das
ganze Quadrat von der Sammlang bis zur Dreikönigskapelle erstreckte. Sie mag
als angrenzender Befitznachbar dem alten Frauenthor den Namen „Krafftsthurm" ver-
fchafft haben, gleich den Minderen Brüdern, vou welchen das benachbarte Löwenthor
die Bezeichnung „Brüderthor" oder „Barfüßertburra" erhielt.
In Verbindung mit meiner frühern Besprechung glaube ich in vorftehendem
meine Anficht Uber den Umfang Ulms bei feiner Wiedererbauung im 12. Jahr-
hundert, fowie über die Zeit feiner Erweiterung in der Ausdehnung der heutigen
Altftadt näher begründet zu haben. Abgefehen von den angeführten Belegen und
der befchränkteren Leistungsfähigkeit der damaligen Baugewerke dürfte aber auch
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Ulmifcho Boifitzor.
71
vom Standpunkt der Erfahrung die Annahme einer allmählichen Entwicklung der
Stadt fich mehr etnpfehleu, als die Angabe der Chroniken, dnß eine von Grund ans
ruinierte Gemeinde die ganz unberechenbare räumliche Befriedigung der näehft-
folgenden 7 Jahrhunderte, alfo von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Jahr 1864,
wo der erftc Durchbrueh der Stadtmauer erfolgte, zu ihrer Aufgabe gemacht habe.
II. Ulmifche Beifitzer.
ßeifitzer nennt Haid (S. 152) diejenigen Ortsanwefcnden, welche den Schutz
der Stadt genoffen, fünft aber in fremdem oder in gar keinem Bürgerrecht lebten. Er
unterfebeidet reiche und arme Beifitzer. Sic bezahlten ein nach Maßgabe ihres Ver-
mögens ieftgefetztes Schutzgeld, konnten auch Eigentum erwerben, aber nur auf
den Namen eines Bürgers oder fog. Trägers, der wegeu der ihnen aus dem erwor-
benen Eigentum erwaebfenden Pflichten für fie Bürgfchaft leiftere. Uber die Zeit
des dreißigjährigen Kriegs war die Stadt mit ihren feften Mauern und tiefen Gräben
ein gefuchter Aufenthalt des benachbarten und fremden Adels und fonftiger Familien,
unter welchen fich, wie aus nachftehendem Verzeichnis erfichtlich, verfchiedenc
fteierifche Exulanten befanden.
1514.
1529.
1524.
1534.
1542.
1545.
1556.
1556.
1559.
1564.
1565.
1579.
1532.
Wolf von Bühl.
Hans Konrad Reitling von Eßlingen.
Servatius Rchm.
Eitel Sigmund von Berg.
Ludwig und Georg Ludwig von Freybürg
zu Oepfingen und Juftingcn.
Hans Roth von Augsburg, hier geboren.
Sigmund von Baldinger.
Erasmus Ehekirch, Pfarrer.
Jörg Roth.
Hans Kafpar Roth von Schrecken ftein,
Wilhelm Roth von Schrcckenftein.
Wilhelm Neithart von Böfingen.
Onophria Funk von Memmingen.
Sebald Laupin von Meramingen.
David von Paumgarten zu Hohcnfchwan-
gau nud Erbach.
Dr. 8ebaftian Reichart.
Dr. Wolfgang von Herder.
Lic. Pankrazius Strölau.
Hans von Stotzingen zu Dellmcnilngen.
Karl Rehlinger.
Dr. Johann Feurer.
Dr. Veit Wiek.
Dr. Joh. Georg Edcnheiiffcr.
Eitel Sigmund von Berg.
Dr. Jodoku» Schad.
Dr. Lukas Berlin.
Dr. J«»h. Rudolph Ehinger.
Andreas Theen von Salzburg.
Eitol Eberhard Beffcrer von und zu
Schnirpflingen.
Heinrich von Stain zu Niederlützingen,
Obrifter, hat anfänglich Kraft feines
kaiferlichen Privileg» ein Haus zu kaufen
begehrt, ift ihm aber abgefchlagen
Bellitier (nach den Archivakten).
worden, auch der Beifitzpakt zurück-
gegangen.
15*8.
1595.
1597.
100;,.
Urfula von Wefterftcttcn.
Hans Friedrich Weifer zu Hohenraunau.
Nikolaus Klihlberger von Linz und
Sebaftian Bifchoff, fein Tochtcrinann.
Daniel Weiß von Augsburg.
Simon Engel von Wagram in Ooftcrrcich.
Wolf Straffer zu Gleiß in Steyer.
Zacharias Gcizkofler.
Ferdinand Gcizkofler.
Andreas Böhm von Nürnberg.
1G25. Kafpar Bernhard Graf von Reohberg.
Mars Gienger von Wien.
1630. David Freiherr von Stain.
1631. Wolf Chriftoph von Pappenheim.
Chriftoph«Martiu von Degcnfeld.
Michael von Freyberg zu Oepfingen.
Ludwig von Freyberg zu Juftingen.
Sebaftian und Alexander v. Wöllwart
NB. ift ihnen abgefchlagen worden
wegen Forltdifterenzien.
1632. Ludwig Eberhard Graf zu Dettingen.
Joachim Gottfried Freiherr zu Limburg-
Gaildorf.
Stephan Schönberger vou und zu Stcin-
fcld, der verwitweten Herzogin von
Württemberg Hofmeifter.
Hans Heinrich Schertlin von Burtenbach.
Burkard von Bernhaufen zu Klingen-
ftein.
1633. Andreas von Bernardin (ift fein Beifitz-
gcld von 80 fl. Gold auf 10 fl. moderiert
worden).
Frau BcfTerin von Schnirpflingen.
Karl Freiherr von Windifchgiaz.
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72
Kornbeck
1634. PrinzefTin Anna von Wittenberg. (Hierzu
füge ich die Notiz Marchthalers :
„Im l'chwedifehen Krieg Tüchten und 1
erhielten hier den Beifitz:
Herzog Friedr. Julii zu Wflrtemberg Frau
Witib und junge Prinzen;
Frau Markgräfin von Jaegcrndorf, Her-
zogin zu WUrtemberg, Witib."
Nach Weyermann ftarb 1633 am 2.
Juni hier eine württembergifche Prin-
zeffin, V« Jahre alt).
Melchior Link, Wtlrtt. Ob.LieutenanL
1636. Capitaine Menges.
1637. Michael v. Brünn.
Luitfried v. Gall.
Hans Jakob Bun, Würt. Obervogt zu
Kirchheim u. T.
Hans Ernft Fugger (hat nur einen Auf-
enthalt für feine Früchte nachgefucht).
Herr Abt von Blaubeuren.
Konrad Knoll, Untervogt zu Blaubeuren.
M. Georg Erhardt, geweßter Pfarrer in
Augsburg.
Frau Schloßbergerin von Eßlingen.
Herr Sigmund Wilhelm Freiherr von
Stotzingen, Obervogt zu Blaubeuren.
1638. Hans Chriftoph Vöhlin, Freiherr zu lller-
tiffen.
Hans Dietrich von Freyberg zu Kaunau.
Albrecht Eglof von Kiedheim.
Abt von Königsbrnnn.
Frau Eleonore Gräfin vou Helfenftein.
Burgauifche Herren Räthe, auch Aufent-
halt für die Unterthanen in Holzheim.
Herr Prior zu Buxheim für die Unter-
thanen zu Finningen.
Maria Barbara und Maria Juditha Faber
von Randeck.
Georg Revelio, Bürgermeilter zu Blau-
beuren. a
Herrn Doctor Stürtzels Frau Mutter und
Schweiler.
Marx Lauphcim, Fugger'l'cher Pfleger zu
WeilTenhorn.
Hans Chiiftoph Schenk von StaulTenberg.
Kafpar von Freyberg zu Eifenberg.
Ludwig Ernft von Weiden.
Frau Maria Elifabetha Heringen geb.
Stephan von Cronftetten.
Frau Anna Barbara von Münchingen.
Herr Karl Fröhlich.
Junker Adam Abraham Katzbeck (ift ihm .
verwilligt, ein Gemach zu beliehen zur
Verwahrung feiner Sachen auf Vi Jahr I
gegen 8 fl. Gold).
Eitel Friedrich von Degernau, gegen 20 fl.
Gold auf 1 Jahr.
Jakob Eberz von Isni gegen 40 fl. Gold
auf V« Jahr.
i. Abraham Furtenbach, 6 fl. Gold auf 1
Jahr.
Georg Andreas Gall von Gallenftein gegen
10 fl. Gold.
Frau Zacharias Geizkoflerin 8 fl. Gold
pr. Jahr.
Zwei Gutmännerin von Augsburg 8 fl.
Gold pr. Jahr.
Mofes Violetti, 10 fl. pr. Jahr.
Nikolaus, Andreas und Anton Violetti,
10 fl. pr. 10 Monate.
Joh. Lehlin, gowefener Rat von Nörd-
lingen.
Frau Salome Gundelfingerin von Nörd-
lingen.
Von der Grien, Oberftlieutenant, 16 fl.
pr. Jahr.
Frau Ferdinand Geizkoflerin 20 fl. pr.
V» Jahr.
Elifabetha von Herberftein 6 fl. pr. Jahr.
Uan» Benedikt Katzbeck 8 fl. pr. Jahr.
Johanna Maria Schloßbergerin 2 fl. pr.
l /4 Jahr.
Johann Masqui, Capitaine, 16 fl. pr. Jahr.
Frau Amalie Anna von Freyberg, geb.
Wild- und Rheingräfin, 16 fl. Gold.
Johanna Elifabetha von Offenburg 10 fl.
Gold.
Chriftian Friedrich vou Spangftein 10 fl.
Gold.
David von Stain 4 fl. pr. V« Jahr.
Herr Ortolf Freiherr von Teuffenbach
10 fl. pr. V» Jahr.
Chriftoph von Welz 20 fl. pr. Jahr.
Ferdinand von Welz 20 fl. pr. Jahr.
Frau Rofina von Welz 12 fl. pr. Jahr.
Frau Regina von Welz 8 fl. pr. Jahr.
Sigmund Friedrich Zäch aus Oefterreich
4 fl.
Hainzel, Stadtamman von Meinmingen, 10 fl.
Hans Bernhard von Monzingen 20 fl.
Friedrich Fugger von Weißenhorn (ift
allemal abgefchlagen worden, aber 1648
der Begehr verwilligt ).
Adam Secnuß von und zu Scegg und
Freudonberg, hat eine Ehingerin ge-
heiratet.
Franz Freiherr von Welz.
Bartholome Kindsvattcr.
Joh. Adam Dapp, gewefener Württ. Se-
cretarius.
Jakob Böttinger von Hohenneuflen.
Johann v. Kapf, Württ.Vogtzu Schorndorf.
Michael Pfauner, hat Elifabeth Ehingerin
geheiratet.
Frau Veronika, Hans Chriftoph Voehlerin.
1. Jobann Jakob Erbtruchfeß Graf zu Zeil
(hat Aufenthalt begehrt, ift ihme aber
abgefchlagen worden).
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Altulmifche Statiftik.
73
1642. Hans Gregor Amann von Amannsegg. 1648. Fugger'fche Untertbanen begehren Auf-
Frau Anna Amalia von Freyberg. enthalt, wird abgefehlagen.
1643. Johann Kafpar Opfer, der Erzherzogin Frau Urfula Dorothea von Dettlingen.
Claudie Obervogt der Herrfchaft Blau- Graf Heinr. Raym. Fuggers Frau Mutter,
beuren. Raymund Murer Kaftner zu Kirchberg.
Oberft von Guin 12 fl. pr. «/i Jahr. Sigmund Friedrich ZÄch von Bobing.
1646. Herr Raymund Fuggcr zu Kirchberg. 1652. Frau Anna Elifabctha von Welz.
1647. Franz Fugger zu Habenhaufen. 1653. Johann Felix Freiherr von Welz.
1648. Andreas Faber Obervogt zu Dietenheim 1699. Ferdinand Freiherr von Welz.
(abgefehlagen). 1789. Mathias Heinrich von Katzbeck.
III. Altulmifcbe Statiftik.
Die Bevölkerungszahl Ulms im Mittelalter zu beftiramen, ift febon auf Grund
der Bürgerbücher und anderer Hilfsmittel verfucht worden, während die Anhalts-
punkte, welche das ältefte Ulmer Steuerbuch von 1427 bietet, meines Willens noch
nicht zu diefem Zweck verwertet wurden, obgleich eine folche Verwendung nahe
zu liegen fcheint. Die Bezeichnung: im Mittelalter, womit zugleich die Blütezeit
der Stadt angedeutet werden foll, könnte fraglich erfcheinen laßen, ob das Jahr
1427 hier als maßgebend betrachtet werden darf; ich glaube aber diefe Frage in
Rückficht auf die vorliegenden Anzeichen für einen Fortbeftand des im 14. Jahr-
hundert eingetretenen gefchäftlicben Auffchwungs bejahen zu dürfen, welcher in der
erften Hälfte des 15. Jahrhunderts mehrfache öffentliche Bauten und die Herftellnng
neuer Straßen notwendig machte. Namentlich mußte der kurz zuvor von der Stadt
erworbene beträchtliche Territorialbefitz zur Belebung des öffentlichen Verkehrs,
insbefondere des hier vorzugsweife in Betracht kommenden Leinwand- und Barchent-
Handels, beitragen, welcher erft infolge diefer Gebietserweiterung feinen Höhepunkt
erreichte, weil durch die Beftimmung, daß auch die Landweber ihre fertigen Erzengnifle
in Ulm zur Schau und zum Verkauf zu bringen hatten, diefer Handelszweig mono-
polifiert and für eine geraume Zeit zu einer Quelle vielbeneideten Wohlftandes
geftaltet wurde. Für eine febwungbafte Unterhaltung der auswärtigen Handelsbe-
ziehungen bürgen ferner die Namen der Ulmer Großhändler aus den Familien der
Ebinger, Befferer, Stöbenhaber, Renz, Ott, Rottengatter, Schleicher, Lang, Gienger, Greck
u. n. Ich glaube daher, daß das Steuerbuch von 1427 diejenige Zeit in (ich begreift,
welche bei Beantwortung der angeregten Frage in Betracht zu ziehen ift, und werde mir
demzufolge eine eingehendere Benützung diefes urkundlichen Materials geftatten dürfen.
Die Gefamtzahl der Steuerpflichtigen der Stadt und Vorftadt (Donauinfel)
betrug im Jahr 1427 ohne die Geiftlichkeit 3029, die Gefamtfumme der gefebworenen
Steuer 4459 Pfd. 5 Sch. 4 Heller. Die fog. Pfaffenfteuer belief fich auf 5 Gulden
1 Ort, alter Währung und 2G Pfd. 17 Sch. 8 Heller, die gefetzte Steuer (Ausleute,
Ausbürger) auf 618 Gulden alter Währung und 34 Pfd. Heller, welch letztere
Steuer aber hier nicht in Betracht kommt, da die Ausbürger hier nicht wohnhaft
waren oder in diefem Fall fchon bei der gefchworenen Steuer aufgeführt find. Die jüdi-
fche Bevölkerung, aus 13 Familien beftehend, Heuerte 26 Gulden. Rechnet man nun,
wie üblich, auf einen Steuerzahler oder eine Familie fünf Pcrfonen, und fugt der
fich ergebenden Zahl in Rückficht auf die nicht bürgerliche Einwohnerfchaft: die
Hilfsarbeiter, Gefellen, Taglöhner, Dienftboten u. f. w. ein weiteres Viertel hinzu,
fo erhält man, die Bevölkerung zu 3100 Familien gerechnet, für das Jahr 1427 eine
Anzahl von ca. 20000 Einwohnern, was der Bevölkerung der heutigen Altftadt
nahezu gleichkommen dürfte. Die letzte Volkszählung ergab 32 754 Einwohner
eiufcbließlich des Militärs, wovon alfo nach meiner Aufteilung ca. 12 000 auf die
Neuftadt entfallen würden, eine Berechnung, die etwas zu hoch gegriffen erfcheinen
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74
Kornbeck
könnte ohne Rückficht darauf, daß der bei weitem größere Teil des Militärs außer-
halb der Altftadt feine Unterkunft hat und deshalb der Neuftadt zuzurechnen ift.
Haßlers Berechnung, welcher, geftützt auf eine Aufzählung der jährlich im Münftcr
getauften Kinder, in feiner Kunftgefchichtc Ulms im Mittelalter eine Bevölkerung
von 60—70000 Seelen zur Blütezeit der Stadt annimmt, ift bereits durch Friedrich
Preüel (Verhandl. 1871 S. 37 ff.) als den zeitlichen und örtlichen Verhättniflen
widerfprechend nachgewiefen.
Noch ift zu erwähnen, daß in dem Steuerbuch von 1427 verfchiedene Namen
figurieren, welchen, fei es wegen Abwefenbeit ihrer Träger, oder ans einem
fonftigen Grund, kein Stcucrbetrag wie bei den übrigen Steuerpflichtigen beigefügt
ift. Diefe Namen find bei obiger Aufteilung nicht mitgezählt, lie find aber auch
nicht fo häufig, daß meine, auf die Anzahl der Steuerpflichtigen bafierte Berech-
nung dadurch wefentlich beeinflußt werden könnte.
Bemerkenswert ift, daß, während die Bevölkerungezahl Ulms i. J. 1499,
alfo 72 Jahre fpäter, fich gleich geblieben war, der Steuerertrag laut dem Steuer-
buch von 1499 eine wefentliche Steigerung erfahren hatte. Es deutet diefes Er-
gebnis alfo entweder auf eine Vermehrung des allgemeinen Wohlftandes oder auf
eine ftärkere Anwendung der Steuerfchranbe. Nach Felix Fabri, welcher die Zu-
nahme in Handel und Gewerbe zu feiner Zeit nachdrücklich hervorhebt, wäre erftere
Deutung die richtige, wenn auch feine fonftigen Angaben einer ftarken Modifizierung
bedürfen. Unfere Veröffentlichungen vom Jahr 1855 enthalten im 9./10. Bericht
S. 30 eine fragmentarifebe Abhandlung über den vormaligen Zuftand des HandelR
und der Gewerbe Ulms aus dem litterarilcben Nachlaß des f Prälaten von Schmid,
worin nach einem Überblick über die ungewöhnlichen Leitungen der Stadt im letzten
Viertel des 14. Jahrhunderts die Zeit Felix Fabri's einer Erörterung unterzogen und
darüber folgendes angeführt ift:
„Felix Faber, dem man zwar große Verwunderung über alles geräusch-
volle Treiben außerhalb der ftillen Kloftermancrn Schuld geben möchte, bei dem
man aber nicht vergelten darf, daß er in Zürich und Bafel gelebt, die Städte Ita-
liens, befonders Venedig, gefehen und zweimal die Reife nach Paläftina gemacht
hatte, folglich von dem gemeinen Erftauncn des eingefchloflencn Menfchcn hinlänglich
geheilt war, fchildert im J. 1489 das Menfchengewiihl und die Gewerbsthätigkeit in Ulm
fehr lebhaft. Zu feiner Zeit noch lebten Mcnfchen, die fich wohl erinnerten, daß die
Stadt kaum ein Drittel fo viel Einwohner hatte, als damals, und daß die Zahl der
Bäcker, Goldfcbmiede, Wirte, Arzte, Tuchfcherer, Bartfcherer um das Fünffache,
wohl um das Zehnfache, ja um das Zwanzigfachc zugenommen habe."
Eine mißlichere Kritik als in diefen Angaben hat Fabri wohl Schwerlich
erfahren. Demnach alfo hätte die Bevölkerungszahl Ulms 70 Jahre früher kaum
den dritten Teil der Bevölkerung von 1489 betragen, eine Angabe, welche in direktem
Widerlpruch ficht mit den Zahlen der noch vorhandenen Steuerbücher und den
fonftigen vorliegenden Anzeichen, die das Mißvcrftändliche der Statiftik Fabri's
fofort erkennen laßen. Nach dem Steuerbuch von 1427 betrug die Zahl der Steuer-
pflichtigen in diefem Jahr wie erwähnt 3029, diejenige im Jahr 1499 belief fich
auf 3011, folglich war fie fich vollftäodig gleich geblieben und die überfchweng-
lichen Angaben Fabri's belchränken fich in Wirklichkeit auf eine Zunahme der
Steuererträgniffe, durch welche die Bevölkerungszahl in keiner Weife berührt wird.
Meine obige Schätzung erhält einige Bcftätigung durch das Verzeichnis der
Inwohner der Langengafle nach dem Steuerbuch von 1427, welches ich mit dem
Bemerken hier folgen laße, daß mir die genauere Beftimmung der Häufer und ihrer
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Altulmifche Statiftik.
75
Inwohner teils infolge zufälliger Hilfsmittel, teils dadurch möglich wurdo, daß, wie
fchon bei einem andern Anlaß erwähnt, im Jahr 1427 die Steuerpflichtigen bereits
in derfelben Reihenfolge aufgeführt find, in welcher noch heute unfere Häufer im
Adreßbuch vorgemerkt erfcheinen und auf welche ihre Numerierung im Jahr 1796
bafiert ift. Die Nordfeite der Langengafle läuft im Jahr 1427 unter der Steuerbe-
zeichnung: „von Jos Michel gon Peter Krafft", und begreift die Häuferreihe Lit A 251
(Apotheker Dr. Wacker) bis Lit. A 257 (Kaufmann Wieft). über Jos Michel, den
Befitzer der Löwenapotheke, enthält das ältefte Bnrgerbuch folgende Stelle:
„anno 1426 in der Vaften erlauben wir Jofcn Michel von Oftcrn nächft-
künftig drei Jahre anderswo mit Wefcu zu fein, doch alfo, daß er uns jährlich auf
Martini dazwilcben feine Steuer raiche und gebe, als er fie bisher gegeben hat»
und alfo, daß er fich innerhalb der obgenannten drei Jahre wieder haushäblich her-
fetze und ziehe; tbat er aber dies nicht und blieb nach den genannten drei Jahren
aus, fo ift er uns darum zu rechter Penne zu geben fchuldig und verfallen zwei
Hundert Gulden rheinifch."
Die Steuer von Jos Michel ift, wahrfcheinlich infolge feiner Abwefenheit,
nicht angegeben, dagegen fteuerten im Jahr 1427 folgende Inwohner von Lit. A
251 bis 257 die beigefetzten Beträge, welche zugleich auf den Vermögensftand der
größeren Steuerzahler fchließen lallen:
Lit. A 251 (Dr. Wacker) Chunrat Niggel 1 Pfd. 15 Sch. 1 Heller, feine
Gefch wiftergit 6 Sch., Diepold Spengler 1 Pfd. 14 Sch., Hans Rueter, Seiler, 7 Seh.
zufatnmen 4 Steuerzahler gegen 1 Familie nach der letzten Volkszählung im Jahr 1880.
Lit. A 252 (Kaufmann Kornbeck) Wilhelm Goggel 4 Fardel, 1 Steuerzahler
gegen 3 Familien im Jahr 1880.
Lit. A 253 (Kaufmann Gauger) Jos Sträler und feine Mutter 13 Pfd. 7 Sch.,
Greneggs Kind 2 Pfd. 6 Scb., alt Pflum, 1 Pfd. 6 Sch., Flechenmacher 5 Sch., Jos
Pflum 1 Pfd. 10 Sch., Rottfchmid gefchenkt, zufammen ohne Greneggs Kind 5 Steuer-
pflichtige gegen 2 Familien im Jahr 1880.
Lit. A 254 (Kaufmann Lebrecht) Hans Ehinger, Hartmanns Sohn, 14 Pfd.
Heller, 1 Steuerpflichtiger gegen 2 Familien im Jahr 1880.
Lit. A 255 (Buchhändler Frey) Gilg Krafft 20 Pfd. 6 Sch., Lutz KralTt
15 Pfd. 2 Sch., 2 Steuerpflichtige gegen 2 Familien im Jahr 1880.
Lit A 256 (Kaufmann Spann) Claus Goldfchmied 2 Pfd. 10 Sch., Oßwald
Goldfchmied 1 Pfd. 15 Sch., Anna Slrölerin 1 Pfd. 2 Sch., zufammen 3 Steuer-
pflichtige gegen 4 Familien im Jahr 1880.
Lit. A 257 (Kaufmann Wieft) Peter Kraffls Witwe ') 21 Pfd. 2 Sch. 6 Heller,
1 Steuerpflichtiger gegen 2 Familien im Jahr 1880.
Die gegenübergelegene Straßenfcite bildete die Steuergruppe : „Gaß ab gen
Wilbalm Roten" von Lit. A 259 (Kaufmann Vifcher) bis Lit. A 263 (Kaufmann
Veit Kuhn).
Lit. A 259 (Kaufmann Vifcher) Chriftopb Stocker, Goldfchmied, 5 Pfd. 15 Sch.,
ein Steuerzahler gegen 3 Familien im Jahr 1880.
Lit. A 260 (Kaufmann Beckert) alt Wielandin 8 Pfd. 14 Sch., ein Steuer-
pflichtiger gegen 2 Familien im Jahr 1880.
Lit. A 261 (Metzger Hötfch) alt Hartmann Ehinger 44 Pfd. 7 Sch., Hart-
mann Onforg 7 Pfd. Heller, 2 Steuerpflichtige gegen 2 Familien im Jahr 1880.
«) Von (liefern Poter Krafft hatte die Scblegelgafle au jener Zeit und fpäter den Namen
Peter Krafft sgaffe.
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Kornbeck
Lit. A 262 (Kaufmann Röder) Peter Leo von Giengen 44 Pfd. 2 Sch., ein
Steuerpflichtiger gegen 3 Familien im Jahr 1880.
Lit. A 263 (Kanfmann Veit Kuhn) Wilhalm and Hans die Roten 17 Pfd.
8 Sch. 8 Heller; Hans Hermann Roth 12 Pfd. 6 Sch. 2 Heller, feine Magd Engelin
4 Sch., Conrad Bechten Kinder 5 Pfd. 14 Sch., Ulrich Stammler 4 Pfd. Heller,
zufammen ohne die Magd Engelin 5 Stenerpflicbtige gegen 7 Partien im Jahr 1880.
Beide Straßenfeiten zufnmmengcrecbnet ergeben 28 Steuerpflichtige im Jahr
1427 gegen 33 Familien im Jahr 1880, es kommt aber dabei in Betracht, daß von
diefen 12 Hänfern im Jahr 1427 fechs dem Patriziat angehörten, von welchen fünf
verhältnismäßig fchwach bevölkert waren. Eine Vergleicbung mit einer Nebenftraße
würde möglicberweife ein Refultat ergeben, das der heutigen Bevölkerungszahl näher
oder gleichkommt.
Dicfe Steuergruppen von 1427 beftehen zum Teil noch heute als Teile einer
Straßenbezeichnung fort. So figuriert die Gruppe „Gaß ab gen Wilhalm Roten" in
dem Adreßbuch als Teil der Langcngafle von Lit. A. 259 bis 263, während das
an 263 angrenzende Haus von Kaufmann Wanner, als einer anderen vormaligen
Steuergrnppc (gen Conrad von Afch) angehörend, die Nummer 315 trägt und der
obern Donauftraße eingereiht ift. Andererfeits findet man die Gruppe „von Jos
Michel gen Peter Krafft" im Adreßbuch um das Haus Lit. A 250 (Kaufmann Er-
langer, vormals U. Lang) vermehrt, welches im Jahr 1427 der alten Judengafle
zugeteilt war.
Die Einträge des Steuerbuchs beginnen mit 37 Steuerpflichtigen der Vorftadt
Donauinfel, nach damaliger Bezeichnung „zwifchen den Brüggen", welche Häufer-
reihe bekanntlich im fchmalkaldifchen Krieg abgebrochen wurde. Sofort folgt die
Hänfergruppe vom Donautbor nach dem grünen Hof (Lit. A 1—11), und erklärt
(Ich aus der damaligen Exiftenz einer Infelvorftadt auch die alte Steuerbezeichnung
„Stadt ein auf den grünen Hof". Im übrigen ftimmt die Reihenfolge der Steuer-
pflichtigen von 1427 mit dem Adreßbuch, einige Ausnahmen abgerechnet, ziemlich
genau übereiu.
Über die Art der Führung der alten Ulmifcheu Steuerbücher bleibt wenig
zu fugen: fie ift möglichft einfach und befchränkt (ich auf den Eintrag der Steuer-
pflichtigen und auf die Gewohnheit, ihre Namen und den beigefetzten Stcuerbetrag
nach erfolgtem Abtrag zu durebftreichen. Steurer waren im Jahr 1427 Konrad Kraflt,
Peter Stöbcnhabcr und Hans Renz der jüngere. Mit dem Umfchrciben der Steuer
wurde begonnen Mittwoch vor Simonis und Judä, verfallen war fie auf Martini und
wurde der Gulden gerechnet gleich 1 Pfd. 9 Schill. Heller. Au« der „Pfaflenfteuer"
ift erfiebtlich, daß die Stadt eine Häuferftcuer, eine Grund- und eine Kapitalfteuer
erhob, auch deutet die Bezeichnung „gefchwornc Steuer" auf eine allgemeine Ver-
mögensfteucr. Weitern Auffchluß über Ulmifcbe Steuerverhältniüe giebt Jäger.
An Gehalt bezogen die Steuerbearoten : die drei Steurer zufammen 20 Pfd.
Heller, der Steuermeifter 10 Gulden, die Stcuerraeifterin 5 Pfd. Heller, Haus Neit-
hart 5 Pfd. Heller, Hänslin Gebuttelin 5 Pfd. Heller, des Steuermeifters Gefind und
feine Kinder 1 Pfd. 8 Sch. 3 Heller.
Sonftige auf den Steuereinzug bezügliche Koften: 19 Pfd. 13 Sch. Heller,
welche fieb wie folgt verteilen: in die Kücbin 1 Pfd. Heller, für Umfchraien der
Steuer 3 Pfd. 14 Sch. 6 Heller, 4 Knechte Badgelds 4 Sch., ferner Hänfen Neit-
hart, Peter Tifchinger, Nüßlin, Murren und Henslin Gcbüttelin von der Steuer umb-
zugan 2 Pfd. Heller, umb Saffran, Wurtz und Figen 1 Pfd. 18 Sch., umb Flaifch
und Hühner in die Küche der Stcuerhcrren 2 Pfd. 10 Sch., umb Holtfchuch 12 Sch.
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Altulmifohe Statiftik.
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6 Heller, den drei Sleureru, Hänfen Neitbart und dem Steuern) citter jeglichem
10 Sch. für Hantfchach, thut 2 Pfd. 10 Seh., umb 2 Paar Schribhantfchuch 8 Sch.,
Tifchinger und Nüßlin für Hentfchucb 16 Sch. und von der rechten Steuer gefchenkt
je 10 Scb. Heller u. f. w.
Ab) nachträgliche Steuereinnahme ift aufgeführt : Pcnnc aus dem Rappen
gezahlt (aus dem Frauenhaus) Zinstag vor Nikolai 16 Pfd. Heller, item aus dem
Rappen gezahlt in vigilia Nicolai 15 Pfd. Heller, aus dem Kappen gezahlt Zinstag
vor Thome 6 Pfd. Heller, aus dem Rappen gezahlt Mittwoch nach Letarc 12 Gulden.
Unter den Gulden alter Währung, in welcher Münze im 14. uud 15. Jahr-
hundert hier einige Steuern erhoben wurden, fcheinen ungarifche oder die gleich-
wertigen böhmifchen verftanden zu fein , von welchen nach der Münzordnung von
1385 ein Gulden genommen werden folltc für ein Pfund guter Heller, oder ein
Pfund Heller für einen ungarifchen Gulden ; die Heller- oder Silbermünze hatte da-
her im Jahr 1427, wo auf einen Gulden 29 Schillinge gerechnet wurden, eine Wert-
verringerung von 45% erfahren, während der unferem Dukaten an Gewicht und Fein-
gehalt gleichkommende ungarifche Goldgulden keine wefcntliche Abminderung er-
litten hatte.
Ich gebe fchließlich einen Auszug der größern Steuerpflichtigen von 1427
nach Maßgabe ihrer Steuenjuote, und damit zugleich eine Überficbt der damaligen
bedeutenderen hiefigen Familien überhaupt.
Geichwerne Steuer. Peter Stöbenhaber und Hans Stöbenhabers Witwe, erfterer Stcurer,
Lit. A. 150, 102 Pfd. Heller. Hans von Gtlnzbnrg, Salz-Schelcrgaflc 62 Pfd. 7 Sch., Claas Un-
gelter, Bürgcrmeiftcr, bei der Grcd 46 Pfd. G Sch., Hans Renz, der Alt auf dem grünen Hof
40 Pfd. 12 Sch., Peter Ungeltcr Frauenftr. 40 Pfd. 12 Sch., Haus Renz, Mailand-Hirfchg. 89 Pfd.
6 Sch., Jof. Summier Jofeng. 87 Pfd. 19 Sch., Hans Haids Kinder auf dem Hof A. 120, 35 Pfd.
19 Sch. 8 Hlr., Lutz Krafft A. 16. 34 Pfd. 10 Sch., Conrad Karg D. 108, 33 Pfd. 3 Scb., ü. von
Haßberg A. 282, 31 Pfd. 18 Sch., Chuntz Kraftt, Steurcr, Jofeng. 29 Pfd. 9 Sch., J«rg Beflerer,
bei der Gred 29 Pfd. 7 8ch., Jof. Bitterlin, Salz- Schelerg. |29 Pfd., Frauen in der Sammlung
29 Pfd:, Chanrad Schleicher 27 Pfd. 11 Scb., Peter Ehingers Witwe auf dem Markt 27 Pfd. 9 Sch.,
IUI von Wcrdnow, Salz-Schclerg. 26 Pfd. 16 Sch. 6 Hlr., Peter Weiß „der Fürftenherberg zur
Crone Wirt und Gaftgeber*, 26 Pfd. 5 Sch., Lutz Gäßler A. 191, 24 Pfd. 8 Sch., Claus von Afche
Kinder, Donauftraße 23 Pfd. 18 Scb., Wilbalm Ehinger, Salz-Schelcrg. 23 Pfd. 14 Scb., Hans
Stammhau fer, Frauenftr. D. 188, 23 Pfd. 7 Scb., Hans Ehinger gen. Öftreicher, Amtsgericht
23 Pfd. 5 Sch., Heinrich Kraftt, Jofeng. 23 Pfd. 4 Sch , Peter Ungelter, bei der Gred 22 Pfd.
6 Sch., Hans Wielands Kinder 21 Pfd. 15 Sch., Hans Ehinger Salz-Schelerg. 21 Pfd. 15 Sch.,
Ulrich Ungclter D. 104, 21 Pfd. 6 Sch. 8 Hlr., Ulrich IUI und Urfula Löw auf dem grünen Hof
20 Pfd. 17 Sch., Bartholome Gregg jung Lit A. 109 (abgebrochen) 20 Pfd. 15 Sch., Bartholome
Grcgg alt (Synagoge) 19 Pfd. 15 Sch.', Hans Hätz, nafeng. 19 Pfd. 11 Sch., Hans Beflerer
18 Pfd. 17 Sch., Bälzinger 18 Pfd. 17 Sch., Hans Strölins Witwe 18 Pfd. 14 Sch. 4 Hlr., U. Lang
A. 250, 18 Pfd. 12 8ch., Hans Ungelter D. 404, 18 Pfd. 9 Sch., Ravcnfteinin Kroneng., 18 Pfd.
3 Sch., Chunrat Beflerer Mailand-Hirlchg. 18 Pfd. 2 Sch. 6 Hlr., Hans Falb auf dem Hof 18 Pfd.,
Conrad Bitterlin bei der Breite 17 Pfd. 8 Sch., IUI Löwen Witwe 17 Pfd. 5 Sch., Conrad von
Rietheim 17 Pfd. 5 Sch. 5 Hlr., Alt Spalt in der Spalteng. 17 Pfd. 5 Sch., Leo von Giengen,
Frauenftr., 19 Pfd. 8 Scb., Rumclin-Ehingcr auf dem Markt 16 Pfd. G Sch. 6 Hlr., Hans Ritter
auf dem Hof 16 Pfd. 1 Sch., Peter Karg, Herdbruckg., IG Pfd. 10 Sch., Hans Otten Kinder,
Herdbruckg., 15 Pfd. 14 Sch., Marg Rot 15 Pfd., Hamann Beflerer bei der Gred 14 Pfd., Kraft
Leo 14 Pfd., Hans Strölin auf dem Hof 14 Pfd. 2 Sch., Alt SUdtlchrciborin, Kroneng., 13 Pfd.
6 Sch., Ulrich Beflerer A. 147, 13 Pfd. 1 Sch., Wilhelm Tnttenheimer, Donauftraße 14 Pfd.
1 Sch., Heinrich Spiegel, Hafeng., 12 Pfd. 6 Sch., Otto Kraftt hinter der Sammlung
12 Pfd. 6 Sch., Hans Hng 12 Pfd. 19 Sch., Ulrich Wäckerlin, alte Judengaflc 12 Pfd.
2 Sch., Brnnwart Spengler 12 Pfd. 10 Sch., Peter und Gilg Xaer. 12 Pfd. 19 Scb.,
Cbriftian Knopf alt 12 Pfd. 12 Sch., Jakob Karg, Herdbruckg. 11 Pfd. 15 Sch. 6 Hlr., Wil-
halin Rot, Donauftr., 11 Pfd. 2 Sch., Jörg Rot, Hahneng., 11 Pfd. 15 Sch. 2 Hlr., Chunrat Bier-
mann auf dem Hof 11 Pfd. 16 Sch., Hainrich Haid A. 120, 11 Pfd. 7 Sch., Peter Langen-
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Kornbeck
mantel auf dem Hof 11 Pfd. 4 Sch , Hermann Onforg 11 Pfd. 19 Sch., Ulrich Bollers Witwe
11 Pfd. 16 Sch., Heinrich Dieter auf dem Harkt 11 Pfd. 14 Sch., Trautwein 11 Pfd., Hartmann
Ehioger jung Spaltcng. 11 Pfd. 13 Sch., Heinrich BC/Tingcr 11 Pfd. 12 Sch., Abelin Falb 10 Pfd.
5 Sch., Hans Kraffta Witwe Schclcrg. 10 Pfd. 3 Sch., Hans Gerung 10 Pfd. 17 Sch., Peter Goßold
10 Pfd. 17 Sch. , Aulbrccht Ehinger Hafeng. 10 Pfd. 17 Sch. , G Hlr. Hans Eggenthal Fraucnftr.
10 Pfd. 14 Sch , Walter Ehinger auf dem Markt 10 Pfd. 5 Sch. 6 Hlr. Ulrich Ooflbld bei der Krone
9 Pfd. 1 Sch. 3 Hlr., Burkardt Wäckerlin 9 Pfd. 8 Sch., Hans Ritter jung auf dem Hof 9 Pfd.
13 Sch., Chunrat Hug 9 Pfd. 16 Sch. 6 Hlr., Rudolph Cröwel (Kröll) alte Jadeng. 9 Pfd. 5 Sch.,
Hans Beck von Ehingen 9 Pfd., die von Rietheim 9 Pfd. 1 Sch., Sigmund Raifer 9 Pfd. 4 Sch.,
Hans Renz auf dem grünen Hof 8 Pfd. 9 Sch., Chanrat Ott Herdbruckg. 8 Pfd. 14 Sch., die von
Wefterftettcn bei der Krone 8 Pfd. 14 Sch-, Heinrich Befferer 8 Pfd. 11 Sch., Ott Hayd 8 Pfd.
3 Sch. 8 Hlr., Hans Gäßler 8 Pfd. 3 Sch., Peter Ströhns Witwe 8 Pfd 15 Sch., Peter Ruß 8 Pfd.
11 Sch., Heinrich Kobolt 8 Pfd. 17 Sch., H. von Buchau 8 Pfd. 14 Sch., Vilenbächin 8 Pfd.
9 Sch. 2 Hlr., Jofen Gäßlers Witwe 8 Pfd. 19 Scb. 5 Hlr., Ott Rot 8 Pfd. 18 Sch., Hans Wirtem-
berg 8 Pfd. 7 Sch., Ital Krafft Herdbruckg. 7 Pfd. 11 Sch., Schwärzin 7 Pfd. 9 Sch. 9 Hlr.,
Ulrich Rot von Uittisheim 7 Pfd. 11 Sch., Jörg Lieb, Kaltfchmied 7 Pfd. 1 Sch. 8 Hlr., Eberhard
Ströhn 7 Pfd. 10 Sch., Otten Roten Kind 7 Pfd. 8 Sch., H. Koch von Hunftetten 7 Pfd. Wllhalm
von Empte auf dem grünen Hof 6 Pfd. 2 Sch., Schubanachin bei der Krone 6 Pfd. 15 Sch., Hans
Dieter auf dem Hof 6 Pfd. Ulrich Karl 6 Pfd. 10 Sch., Chünlin Goldfchmied 6 Pfd. 4 Sch. 6 Hlr.
Rudolph Ungclter Franenftr. 6 Pfd. 10 Sch. 10 Hlr., Hans Geßler hinter der Sammlung 6 Pfd.
13 Sch. 1 Hlr., Krafft von Gamcrfchwang G Pfd. 10 Sch. 10 Hlr., Chunrat von Afche 6 Pfd. 16 Sch.
7 Hlr., Hans Spengler 6 Pfd., Ulrich Fager Marner 6 Pfd. 15 Sch., Stephan Rot 6 Pfd., Hans
von Lichtenfteln 6 Pfd. 18 Sch. 8 Hlr., C. Schilherr Kürsner 6 Pfd. 11 Sch. 2 Hlr., Peter Fuchs
6 Pfd. 15 Sch. 4 Hlr., Jakob Müller 6 Pfd. 10 Sch., Martin Bentz 5 Pfd. 8 Sch. 9 Hlr., Ulrich
Pfefferkorn 5 Pfd. 10 Scb., Schwarz, Färber 5 Pfd. 1 Sch., Hans Nagelin 5 Pfd. 6 Sch., Hans
Binder 5 Pfd. 8 Sch., Ulrich Fainagg Jofeng. 5 Pfd. 5 Sch. , C. Dienftmaun 5 Pfd. 7 Sch., Hans
Befferer alt auf dem Hof 5 Pfd. 10 Sch., nans Biermann 5 Pfd. 16 Sch., Fritz Jakob 5 Pfd.
5 Sch., Hans Nacr Sattler alte Judcng. 5 Pfd. 1 Sch., Hans Käßbohrer 5 Pfd. 16 Sch., Walter
Salzmann 5 Pfd. 3 Sch., Michael Rot 5 Sch., Alt Füfingerin 5 Pfd. 4 Sch., 6 Hlr., Munggin-Rötin
(Roth gen. Münk) 5 Pfd. 11 Sch., Leowin Witwe, der Vorgenanten Tochter, 5 Pfd, 8 Sch.
9 Hlr. u. f. w.
Pfaffeniteuer. Herr Hans Lochner 2 Gulden alt, Herr Jakob Kun 1 Pfd. Heller, Bar-
füßer 4 Pfd. Heller, Prediger 4 Pfd. Heller, Her Ulrich App 15 Sch. Halbfteuer, Herr Hans Fry
10 Sch. Halbfteuer, Pfaff Bofch 5 Sch. von feinem Haus, Pfaff Lefchcnbrand 5 Sch. Herr Jakob
Kälbliog 1 Pfd 6 Sch. von feinem Haus, Herr C. Fnger 5 Sch. von feinem Haus, Herr Hans
Glöbfcher 2 Pfd. von feinem naus und Zinfen, Herr Nicolaus Dicpold 4 Pfd. von feinen Gütern,
Herr Jakob Bifchoff 8 Pfd. 10 Sch., Pfaff Rüd 2 Pfd. 18 Sch. 4 Hlr. von feinem Haus, Zinfen,
Äckern und Wicfen, Herr Stephan Zymerlin 1 Pfd. 13 Sch. 4 Hlr. von Krantgärtcn und 4 Tag-
werk Mads, Pfaff Stotzinger 10 Sch. von feinem Haus, Langw altbcrs Meßhaus 1 Ort eines Gulden,
Propfts Haus von Wettenhaufen 2 Gulden, Herr Hans Uler 1 Gulden.
Geletzte Steuer. (Ausleute, Ausbürger). Der Abt von Elchingen 5 Gulden alt, Frauen
von Urfpring 2 Gulden und 10 Heller von ihren Zinfen, Frauen von Gutenzell 2 Gulden, die von
Salmansweil 5 Gulden und aber 6 Pfd. 13 Sch. 4 Hlr., Hans Mayer von Straß 3 Pfd. 8 Sch. 4 Hlr.,
Probft von Roggenburg 6 Pfd. 8 Sch. 8 Hlr. und von feinem Haus 1 Pfd. Hlr., Abt von Oclfen-
haufen G Pfd. 13 Sch. 4 Hlr., Probft von Wertenhaufen 4 Gulden, Herr Werner Brunwart 3 Gulden,
Jörg Krickinger 4 Gulden, Eüdrcs Frickingcr 4 Gulden, Abt von Ursberg 15 Gulden, Abt von
Wiblingen 6 Pfd. 13 Sch. 4 Hlr., Frauen von Söflingen 10 Pfd., die von Rinderbach 5 Gulden,
Abt von Kempten 100 Gulden, Abt von Kaishelm 15 Gulden, C. Schwingrift 5 Gulden, Yopp
von Halle 15 Gulden, Heinrich von Eggenthal 2 Gulden, Rüdinger und Hans die Mübler 2 Gulden,
Hans Buchler 4 Gulden, Herr Friedrich von Freiberg 35 Gulden , die von Ellerbach 5 Gulden,
C. von Wefternachs Kind 10 Gulden , Egelin von Auslabingen 4 Gulden , Herr Bnrkhardt von
Freibergs Witwe 4 Gulden, Dietmar Rothen Witwe 10 Gulden, Gräfin von Kirchberg 6 Gulden,
Hans von Herbishofen 5 Gulden, Marquart von Opfingen 5 Gulden, Georg von Lichtenow 5 Gulden,
Hans Vetzers Kind 2 Gulden, Chunrat von Hafperg 10 Gulden, Sophie von Wcfternach 4 Gulden,
IUI von Erolzbeim 4 Gulden, Kaibin 8 Gulden, Urfula von Waßerburg 5 Gulden, Heinrich Buchler
3 Gulden, Hans Gwcrlich 15 Gulden, II. von Sunthcim 5 Gulden, Ital von Wefterftettcn 10 Gulden,
Bartholome Rilin (Kchm) 10 Gulden, Bnrkhardt von Werdnow 8 Gulden, Wilhalm Buchlcr S Gulden,
Laban von Emerkingen 5 Gulden u. f. w.
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Droikönigakapelle. Geiftücbo Pfleghöfe.
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Judenlteuer. Lemlin 5 Gulden, foin Sohn 2 Gulden, Vifflin von Biberach 2 Gulden,
Liebeiniann von Weißenhorn 1 Gulden, Yohel 2 Gulden, Yfelin 2 Gulden, Yofepp Schulrufor von
München 1 Gulden, Licbcnnann von Blaubeuren 1 Gulden, Salmon von Ravensburg 3 Gulden,
Lee von Ravensburg 1 Gulden, Schopp, Jacklins Sohn von Eßlingen 2 Gulden, Maralin von
Möllingen 3 Gulden, Mode, Hailmanns Sohn, 1 Gulden.
IV. Dreikönigskapelle (Lit D Nr. I08 b ).
Stifterin der 1355 14. Februar von Reichenau betätigten Dreikönigskapelle
ift die Familie K rafft, welche nach Weyermaun II, 24 diefelbe als Leben von
Reichenau zurUckempfangen mußte, ein Vorgang, der (ich bei dem Ankauf des Samm-
lungsgebäudes durch die Schwertern von Büren im Jahr 1385 zu wiederholen fcheint.
In der Bcftätigungsurkunde von genanntem Jahre tritt Bifchof Maugold von Konftanz,
Abt von Reichenau, als Lebensherr des letztern Gebäudes auf, das 1360 noch freies
Eigentum der Familie von Krafft war, woraus entnommen werden könnte, daß
Reichenau zum Zweck der Erweiterung feines Befitzes den Konfens derartiger
Stiftungen und Ankäufe von der Einräumung der Lehensherrlichkcit abhängig machte.
Die Kapelle wurde im Jahr 1805 an einen Ulmer Bürger ( Maure rmeifter
Kramer) uuter folgenden Bedingungen verkauft:
1. der Käufer tritt zwar gleich mit der Ratifikation in das Eigentum der
Kapelle ein, muß aber fo lange dem Drang der Umftände weichen, bis
das zu einein Magazin requirierte Gebäude von dem Depot geräumt ift-,
2. (amtliche Familicngrabfteine werden herausgenommen und zurückbehalten;
3. Kaufpreis: fl. 1005.
Wegen der Rechtsverbältniffe der Kapelle beziehe ich mich auf Korrefpondenz-
blatt 1876 S. 95.
Von den in der Kapelle vorhanden gewefenen Grabfteinen find zu erwähnen :
Ein Stein, 7' hoch, 3' breit, mit der Infcbrift:
anno Dni 1328 in die Purificationis beate Virginis Marie obiit Her-
manus Crafft.
Der Genannte war laut von Krafftfchen Familiennotizen auf dem Kirchhof
zu Allerheiligen begraben und wurde fein Grabftein erft fpäter in die Kapelle überfetzt.
Ein zweiter Grabftein bezog fleh auf einen Benedikt von Krafft-Dellmenfingen,
1504 Adminiftrator der Kapelle.
Ein Ratsprotokoll von 1598 ermächtigt die Familie, die von Krafftfchen
Grabfteine, welche auf dem Boden, da das gemeine Volk fitzt (alfo wabrfcheinlich
in der Pfarrkirche) liegen, ausheben und in ihrer Kapelle zu den hl. Drei Königen
aufftellen zu laffen.
Daß aber die Dreikönigskapelle nicht zur Begräbnisftätte der von Krafftfchen
Familie diente, welche zu diefem Zweck die St. Johanneskapelle bei den Predigern
und einen Platz „unter der Linde" bei Allerheiligen beftimmt hatte, ift aus urkund-
lichen Nachrichten erfichtlich.
Bei Befprechung des Wandgemäldes in dem Spitzbogenfeld über der Haupt-
thüre der Dreikönigskapelle (Ulm-Obcrfchwaben 1846 S. 36) ist erwähnt, daß zu
Ende des 16. Jahrhunderts ein Umbau der Kapelle ftattfand.
V. Geiftliche Pfleghöfe.
I. Kailersheimer Hof (Lit. D. 189, Oberarat).
1370. Abt und Konvent zu Kayfsheim verfchreiben fich gegen Stadt Ulm
uud verfprechen von ihrem Haus und Ilofraite allhier in der Weberftraße, das fie
von Peter Huntfuß und Margaretha, feiner ehelichen Wirtin, und Heinrich dem Roten
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Sitzungsberichte.
von Scbreckenftein und Anna, feiner ehelichen Wirtin, ei kauft, jährlich 5 Pfd. Heller
zur Steuer zu richten, doch alfo, daß jeder, der von ihretwegen in diefem Haufe
wohne, er fei weltlich oder geiftlich, Mann oder Weib, alles Gut wie andere Bürger
zu verfteuern habe, und daß auch E. E. Rat zu folchem Haufe, wann es aus des
Gotteshaufes Hand und Gewalt käme, alle Rechte haben folle mit Steuer und Dienften
als zu andern Häufern allhier.
2. Guteazeller Hof (Lit C. 191).
1637 Juli. Frau Maria Barbara, Priorio und Konvent des Gottcshaufes
Gutenzell verkaufen unter ihrer auch zweier Herren Oberrichtcr Beficglung und mit
Vorwiffcn ihres Herrn Superioris an Hans Ludwig Künlin, Bürger und Goldarbeiter
allhier, ihr Haus und Hofraite im Platzgäßlin zu Ulm, zwifchen feinem andern und
Johann Faulhabers Haus gelegen, für recht frei eigen.
3. Ochfenhaufer Hof (Lit A. 9, Hintergebäude).
1642 Auguft 17. Wunibald von Gottes Gnaden Abt, auch Prior und Kon-
vent des Gotteshaufes Ochfenhaufeu, Benediktiner Ordens, Coftenzer Bistums, ver-
kaufen mit Zulaflung des hoebwürdigen FürAen und Herrn, Herrn Johanfen, Bifchof
zu Coftenz etc., ihren Hof in der Stadt Ulm auf dem Grünen Hof gelegen mit Ob-
und Untererd, Zu- und Eingehör, Recht und Gerechtigkeiten und dem Baumgärtlen,
das dazu gehört und fünf Tagwerk Wiefen vor dem Herdbrnckthor an einen Er-
famen Rat der Stadt Ulm pr. fl. 7200 in Münz.
4. Wlblinger Hof (Lit C. 276— B. 191).
1636 Mai 4. Benedikt aus Gottes Verhängnis Abt, auch Prior und Konvent
des Gotteshaufes Wiblingen, übergeben in Taufch und Wechfels Weife den ältern
Herren Bürgermeiftern und Rat der Stadt Ulm ibren Hof bei dem Boners Kaften
(Lit C. 276, Herrenkeller), zwifchen Hans Wolf Hartpronner und Ambrofi Manz
gelegen, gegen die der Stadt Ulm gehörige Bebaufung unfern dem Neuen Thor,
zwifchen dem Wernauer Hof und Jakob Wiblingsbaufer (B. 191 , kathol. Schule),
für ledig und unverkümmert und gegen fl. 300 Aufgeld, welche E. E. Rat zu des
Gotteshaufes Notdurft erftatten folle. (Schluß folgt)
Sitzungsberichte.
Sitzung vom 2. Januar 1885. Als ordentliches Mitglied wird aufgenommen
Regierungsbaumeiiter Unfeld in Ulm. Als Gefchenk wird vorgezeigt das Modell eines früheren
Ulmer Güterwagens Ubergeben von Guftav Wieland zum Bernerhof in Bern. Profcflbr Dr.
Neftle hält einen Vortrag Ober die Gebrilder Grimm. Die Verfammlung befchließt, zu dem
Denkmal der Gebrüder Grimm einen Beitrag von 50 <A aus der Vereiuskaffe zu verwilligen.
Sitzung vom 6. Februar 18ä5. Als ordentliches Mitglied wird aufgenommen Prä-
zeptor Magirus in Ulm. Als Gefchcnke werden vorgelegt von Pfarrer ltichter in Lonthal ein
Steinbeil und eine größere Anzahl Knochen aus dem Hohlenftein, ältere Hufeifen von Uohen-
memmingen, ein Gewehrfchloß und ein rätfelbaftes Stück Eifen von Giengen a. B. Der Kaffier
Dr. Leube legt die Jahresrechnnng vor und wird mit Dank entlaftot. Diakonus Klemm von
Geislingen hält einen Vortrag: Reil'eftudicn, als Fortl'etzung des früher Vorgetragenen.
Sitzung vom 13. März 1865. Als ordentliche Mitglieder werden aufgenommen Pro-
feflbr Nägele, Vorftand des Pädsgogiums in Geislingen, und Freiherr von Bühler, K. Kammerherr
und Regierungsaffcuor in Ulm. Regierungsrat Grözinger übergibt als Gefchenk die Schrift Rueff,
Uufbefchlagkunde. Profeflor Dr. Sixt hält einen Vortrag über die Bedeutung der Sprachwiflen-
febaft für die Urgel'chichte, und Dr. Leube macht Mitteilungen über Grabfunde in Allmendingen.
Sitzung vom 10. April 1885. Als ordentliches Mitglied wird aufgenommen Drechfler-
meilter Martin Probft in Ulm. Premierlentnant Miller hält einen Vortrag: ein Bild aus der Gc-
fchichte Dcutfehlanda und des Schwäbifchen Kreil'es.
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Hiftorifcher Verein für das Württembergilche Franken.
König Heinrich TU. nnd die Herren von Hohenlohe im Jahr 1231.
In der Abhandlung Jof. Rohdens über den Sturz Heinrichs VII. (Forfchungen
zur deutschen Gefchichte B. 22, 343- 414) kommt das Verhältnis diefes unglücklichen
Königs zu den treueften Dienern feines Vaters, Gottfried und Konrad von Hohenlohe,
und der Kampf von Langenburg 1234 zur Befprechung. So fehr auch der Fleiß und
die umfallende Benützung der Quellen bei diefer Arbeit anzuerkennen ift, fo fcheint
mir doch Rohdens Darfteilung in Hinficht auf die oben bemerkten Punkte einer ein-
gehenden Prüfung zu bedürfen. Macht fchon die ganze Darftellung des Königs und
feiner Handlungsweife, zufammengehalten mit der kurzen vortrefflichen Charakteriftik
des Königs bei P. Stalin, Gefchichte Württembergs I. 1. 294, den Eindruck, als ob
Heinrich in einem zu günftigcn Licht erfcheine, fo beweift die Behandlung des Punktes,
mit dem wir es im folgenden zu thun haben, daß Rohden mit der Lokalgefchichte
nicht vertraut genug war, um feine Aufftellungsn zu abfchließenden machen zu können,
was ganz natürlich ift, da ihm die Gefchichte unferes Franken zu entlegen ift. Es
will fcheinen, als habe Rohden die eigentliche Urfache des Streits mit den Herren
von Hohenlohe nicht genügend erkannt. In Betreff I^angenburgs hat er zu wenig be-
achtet, daß dasfelbe einem Waifen durch den Reichstag von Frankfurt zugefprochen war
(2. Februar 1234). Im einzelnen find kleine Unrichtigkeiten zu beseitigen. Der
Wunfeh, daß man in einer Zeitfchrift von der wiffenfehaftlichen Höhe der Forfchungen
z. d. G. jene halbfranzöllfchen Mißformen, welche Rohden von Nitzfeh aeeeptiert, die
Limburgs, die Schüpfs, die Virnsbergs meiden möchte, wird auch einem Lokalhiftoriker
geftattet sein. Warum denn nicht deutfeh die Limburger, Schüpfer und Virnsberger?
Befremdlich ift, daß Rohden die „Hauptfeiude der Hohenlohe" die „Limburgs" mit
den Herzögen von Limburg identificiert. Es find nun bald 4 Decennien, daß H. Bauer,
unterftützt von Chr. Fr. v. Stälin , den alten Mythus der Limpurger Chroniften
und Hofhiftoriographen vom Zufammenhang der Schenken von Limpurg (wie die all-
gemein reeipierte Schreib weife will) mit den Herzögen von Limburg unbarmherzig,
aber endgiltig zerftört hat. Bauers Aufftellung über den Zufammenhang der Schenken
von Limpurg mit denen von Schüpf-Klingenberg ift bis jetzt nicht widerlegt und
wird wohl nie mehr widerlegt werden können. Und wie klar hat die neuere Forfchung
den Abftand der Reichshofminifterialen, zu denen (liefe Schenken gehörten, vom Fürften-
ftand erkennen gelehrt! Aber auch die Datierung des Streites, welchen Rohden in die
Zeit vom 2. Februar bis zum 2. September ausdehnt, ift keine glückliche zu nennen.
Er hat offenbar überfehen, daß Gottfried von Hohenlohe, der zunächft den Streit
mit den Waffen führen mußte, weil fein Bruder Konrad ohne Zweifel in Italien weilte,
am 26. Mai und am 18. Auguft als Zeuge in Urkunden Heinrichs Vn. auftritt. Das
fetzt jedenfalls voraus , daß damals der Streit mit den Waffen ruhte und wenigftens
vorläufig vertragen war. Der ganze Handel zwifchen Heinrich VII. und den Herren
von Hohenlohe ift von P. Stälin S. 295 bei aller Kürze ins rechte Licht geftellt.
Es wird lieh aber verlohnen, die Sache nochmals einer eingehenderen Unterfuchung
zu unterziehen.
Wir befprechen 1 . die Feinde der Herren von Hohenlohe, 2. die Urfache des
Streits, 3. die Zeit, in welche er fällt.
WOrtteinb. Vlerteljabmliefto IS*. 6
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Boffort
1. Die Feinde der Herren von Hohenlohe.
Rohden fagt: „Nach Nitzich (Sybels hift. Zeitfchrift 3, 394) waren die Haupt-
feinde der Herren von Hohenlohe die Limburgs. Urkundlich lernen wir als folche
kennen die Neifen, Juftingen, Urach. Huillard-Breholles 4, 733/34. Schadenersatz
bekommen fie von den Limburgs, Schüpfs, Virnbergs u . Wenn hier von „Limburgs"
die Rede ift, lb kann nur der damals allein in den Urkunden genannte Schenke
Walter von Limpurg gemeint fein, denen gleichnamiger Sohn erft 25 Jahre fpäter
in den Urkunden auftritt. Walter allein ift es, der fich mit Gottfried von Hohenlohe
1235/37 verträgt. Es kann alfo von einer Mehrzahl von Limpurgern als Hauptfeinden
der Herren von Hohenlohe nicht die Rede fein. Wohl gehört Ludwig von Schöpf,
der wiederum der einzige Schüpfer ilt, den wir im Kampf mit den Hohenlohe fehen,
derfelben Familie der Kolbofchenken an, wie Walter von Limpurg, aber das giebt nicht
das Recht, von Limpurgern zu reden und hinterdrein die Schüpfer noch bcfouders
aufzuführen. Ebenfo kenneu wir einen Herrn von Virnsberg, der mit den Hohenlohe
in Konflikt geraden war, Ludwig von Virnsberg. Er und Ludwig von Schüpf waren
wohl Vettern, Enkel eines Großvaters Ludwig, vielleicht Ludwigs von Uffenheira (Uffenh.
Nebenftd. 202) und gehörten beide wie Walter dem Reichsminifterialenftande an.
Wir fehen fpäter Walter von Limpurg in unbefangenem Verkehr am Hof Konrads IV.,
wo ihn der maßgebende Einfluß Gottfrieds von Hohenlohe, des Erziehers des Königs,
ficher fern zu halten gewußt hätte, wenn Walter wirklich der Hauptfeind der Hohen-
lohe 1234 gewefen wäre. Walter war offenbar nur durch Heinrich VII. in den Gegen-
fatz zu Gottfried von Hohenlohe gekommen. Das wird fich im zweiten Abfchnitt
noch klarer nachweifen lallen. Ludwig von Schüpf war wohl als Vetter Walters mit
in den Konflikt hineingezogen worden und hatte dann feinerfeits wieder Ludwig von
Virnsberg auf Walters Seite gebracht.
Als Hauptfeinde der Hohenlohe dürften vielmehr Heinrich von Neifen und
fein Schwager Graf Egino von Urach zu betrachten fein.
Beachten wir, daß Heinrich VU. beinahe gleichzeitig wie mit den Herren von
Hohenlohe mit dem Markgrafen von Baden zufammen geriet, dem Heinrich feinen
Sohn als Geifel abverlangte und Abzüge an Schuldforderungen machte. Daß diefer
letztere Streit Heinrichs von Egino von Urach und Heinrich von Neifen angezettelt
und genährt wurde, läßt fich lehr wahrfcheinlich machen. Markgraf Hermann von
Baden hatte 1231 einen neuen Stützpunkt für feine Herrfchaft an der Murr in Reichen-
berg gefchaffen W. U. 3, 27G. Hatte doch Markgraf Hermann in der Murrgegend bald
darauf heftige Kämpfe, deren Zufammenhang und Verlauf noch unbekannt ift, zu
beliehen, aber es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß damit die Verwüftung der
Kirche von Backnang, deren Schirmherr der Markgraf war, 1235 in Verbindung fteht,
W. U. 4, 419, 420. Nun war Heinrich von Neifen, der Erbe Gottfrieds von Winnen-
den, eben an der Murr der unmittelbare Gebietsnachbar des Markgrafen. Mit Egino
von Urach aber hatte der Markgraf Streit wegen der Silberbergwerke und Wildbänne
im Breisgau, die ihm Heinrich VII. am 15. Februar 1234 abnahm und Egino zufprach.
Zeitfchrift für den Oberrhein 19, 74. Die beiden an Macht und Einfluß bei Heinrich VII.
dem Schenken Walter weit überlegenen Herren werden viel mehr denn Walter als die
Elemente zu betrachten fein, welche den Konflikt Heinrichs VII. auch mit den Hohen-
lohern herbeiführten und fchärften. Beauftragt doch Heinrich VII. nicht den Schenken,
fondern Heinrich von Neifen mit der Kriegführung gegen die Herren von Hohenlohe,
welch letzterer Umftand beweilt, daß bei jenem Konflikt Heinrich von Neifen viel
mehr im Vordergruud ftand als Walter von Limpurg. Denn hier wird das fränkifche
Sprichwort zutreffen : Wer fe der Gas (Ziege) angnumma hat, muas fe a hüato, d. h.
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Heinrich VII. und die Ilerren von Hohenlohe 1234.
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die Ausfflhning des Dans wird dem Urheber übertragen. Was Heinrich von Neifen
zu feinem Verhalten gegen die Herren von Hohenlohe beftimmte, wird einerfeits der
letzteren hervorragende Stellung bei Friedrich IL, andererfeits das Langenburger
Erbe gewefen fein, wovon unten.
Man wird wohl fügen dürfen: Was Heinrich VII. im Jahr 1234 mit feinem
Vater entzweite, war neben der Angelegenheit des Herzogs von Baiern der unheil-
volle Einfluß Heinrichs von Neifen und Eginos von Urach, wie er fich in dem Ver-
fahren Heinrichs gegen den Markgrafen Hermann von Baden und die Herren von
Hohenlohe kund gab. Allerdings haben wir keine Kunde über eine Sühne Heinrichs
• von Neifen und Eginos von Urach mit den Herren von Hohenlohe, wie wir fie über
die Entschädigung der letzteren durch den Schenken Walter und Ludwig von Schüpf
und Virnsberg befitzen, aber das Urkundenmaterial des Haufes Hohenlohe ift für
jene Zeit ungewöhnlich dürftig.
Weiter ift unter den Feinden der Herren von Hohenlohe Anfelm von Juftingen
zu nennen, den ebenfo die alte Raufluft des in den Waffen groß gewordenen Hau-
degens, wie fein nahes Verhältnis zu Heinrich VII. und zu Heinrich von Neifen in
den Kampf getrieben habeu möchte. Endlich aber dürfte auch Konrad von Winter-
ftetten an dem Kampf gegen die Brüder von Hohenlohe beteiligt gewefen fein. Im
Jahr 1243 belehnt Gottfried von Hohenlohe Konrad von Schwabeneck mit dem weit
entlegenen Ingoidingen OA. Waldfee Stälin 2, G37. Wie kommt Gottfried zu Lehens-
herrlichkeit in dem fernen Oberfchwaben ? Die einfachfte Antwort fcheint die zu fein:
Konrad von Winterftetten hatte Ingoldingcn an Gottfried von Hohenlohe abtreten
müflen, wie die Limpurger, Schüpfer, Virnsberger Teile ihres Befitzes.
Möglicherweife hat es mit dem Lehensbefitz der Herren von Hohenlohe in
Schnetzenhaufen 1243 diefelbe Bewandtnis. Stälin 2. 548, 563. Dali fich Konrad
von Winterftetten bei feinem nahen Verhältnis zu Heinrich VII. nicht wohl aus-
fchließeu konnte, als Heinrichs Zorn die Herren von Hohenlohe verfolgte, ift einleuchtend.
2. Die Urfache des Streits.
Kohden ift auf der einen Seite geneigt, die Wurzel der Feindfchaft Heinrichs VII.
gegen die Gebrüder von Hohenlohe in deren Verhältnis zu Friedrich II. zu fliehen.
Rohden fagt S. 362: An Heinrichs Hof erfcheinen die Brüder von Hohenlohe feit
1231 fehr feiten; vielleicht opferte fie der König nur deshalb ihren zahlreichen
Feinden, die ihm ergebener waren. Rohden ift alfo geneigt, Heinrich als das Werk-
zeug der Feinde der Herren von Hohenlohe anzufchen, wie wir ihn oben betrachtet.
Andererfeits hält Rohden die Behauptung Heinrichs VII. in feinem Manifeft vom
2. September 1234 (an den Bifchof von Hildesheim) W. U. 3, 347 nicht für unwahr-
fcheinlich, dal) nämlich von den Burgen der Hohenlohe Raub geübt worden fei. Das
fei feit Heinrichs des VI. Tod faft von allen Ritterburgen im Lande aus gefchehen.
Nur folange Engelbert von Köln die Leitung der Gefchäfte gehabt, feien fichere
Zeiten gewefen. Fürs dritte erfcheinen Rohden Heinrichs VII. Ausführungen hin-
fichtlich des caftrum Langcuburg, quod cuidam pupillo in folempni curia Frankenfort
juftitia nos cogente per fententiam fuerat reftitutum, fehr glaubwürdig. Heinrich
würde die Sache nicht fo offen und eingehend befprochen haben , wäre fein GewifTen
nicht rein gewefen.
Prüfen wir diefe 3 Punkte näher, fo fcheinen fich fchon vor 1231 greifbare
Spuren der Spannung Heinrichs VII. und der Gebrüder von Hohenlohe zu finden.
Die Verletzung des Rcichsfchenken Walter aus der Taubergegend in die
wichtige Stellung auf der Limpurg bei Hall gefchah lieber in der Abficht, für Heinrichs
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Boffort
Politik dort einen Stützpunkt zu Schaffen und gegenüber den treuen Anhängern feines
Vaters, den Hohenlohern, ein ergebenes Werkzeug dauernd an feine Partei zu feffeln.
Walter erfcheint 1230 zum erften mal als Schenke von Limpurg als ein
Mann in jüngeren Jahren, der ohne Zweifel kurz vorher auf die neuerbaute Fefte
Limpurg gefetzt worden war, welche die von Heinrich öfters befuchte Stadt Hall mit
ihrer wichtigen Saline beherrichte. Offenbar hatte Heinrich damit einen Schachzug
beabfichtigt , welcher geeignet war, die Herren von Hohenlohe von zwei Seiten im
Schach zu halten. Jm Norden an der Tauber berührte fich das Gebiet der Kolben-
Schenken von Schüpf, Röttingen und Klingenberg vielfach mit dem hohenlohifchen
Gebiet um Weikersheim und Mergentheim, von Waldmannshofen bis Hollenbach und,
Niedermulfingen, wo das Kallenholz und der Kallenberg (alt Kolbenholz) an die alten
Kolbonen erinnert. Jetzt follte einer diefes Gcfchlechtes auch im Süden auf einem
feften und wichtigen Burgfitz fich den Hohenlohern zum Trotz anfiedeln. Das mußte
den Herren von Hohenlohe um fo unbequemer werden, je näher (he Ausficht auf Be-
erbung der Herren von Langenberg ihrer Verwirklichung entgegenrückte. Beachten
wir 1. daß Gottfried von Hohenlohe fchon t22ß unter den künftigen Erben Walters
von I>angenberg erfcheint W. U. 3, 189, 100; 2. daß letzterer ficher um Hall noch
mehr befaß als nur die 2 l A patellae Salz, welche er am 11. Mai 1232 dem Klofter
Denkendorf überließ W. U. 3, 308 — einen in der unmittelbaren Nähe Halls nur
wenig begüterten Herrn hätte das Klofter Denkendorf nicht um Gewährleistung des
königlichen Gefcbenks an Salzrecht angegangen; 3. die Gefchichte Waldenburgs und
leine Ankunft an die Herren von Hohenlohe als regensburgifches Lehen ift überaus
dunkel, aber es will fcheinen, als ob der BiTitz der Herren von Langenberg fich
bis in die Gegend von Waldenburg erstreckte; ich glaube das daraus Schließen zu
dürfen, daß die Pienftmanncn der Herren von Langenberg, die von Thierberg, den
Stretelnhof bei Neuenftein belaßen cf. OA. Belehr. Künzelsau S. 845. Ift. diele Ver-
mutung annehmbar, fo zeigt fich auf den eilten Blick, wie unbequem die Burg
Limpurg mit ihren Zubehörden in der Hand Walters von Limpurg, eines Werkzeugs
Heinrichs VII., den Hohenlohern bei der Auslieht auf das Lingenberger Erbe werden
mußte. Wie ein Keil fchob fich der Limpurger Befitz in Braunsbach und das Kocher-
thal aufwärts zwifchen den LangenbergilVhen Befitz von Langenburg bis Waldenburg.
Liegt doch Braunsbach, nur durcli den Ichmalen Höhenrücken zwifchen Kocher und
Jagft getrennt, kaum 6 km von Langenburg. Wir werden nicht irre gehen, wenn
wir unter diefen Umftänden im Auftauchen des Schenken Walters auf der Limpurg
einen Akt der Feindseligkeit Heinrichs VII. gegen die Brüder von Hohenlohe und
damit gegen feinen Vater Sehen. Walter SelbSt führt ausdrücklich leinen Zusammen-
stoß mit Gottfried von Hohenlohe auf die politischen Verhältnisse zurück und leugnet,
die Priorität persönlicher Mißstimmungen und Angriffe, die nur die Folge der könig-
lichen Politik waren, wenn er im Sühnevertrag vom Mai 1237 Sagt : discordia inter me
et Gottefridum de Hohenloch occal'ione difSenfionis orte inter dominum
Friedricum imperatorem et regem Henrirum filium luum W. U. 3, 390.
Wenn Nitzfeh Sybels hilt. Zeitschrift 3, 394 Walter von Limpurg als Hauptgegner
der Gebrüder von Hohenlohe bezeichnet, So hat das nur Soweit Seine Richtigkeit, als
Walter zuerSt von Heinrich VII. gegen die Hohenlohe gebraucht wurde wie ein weit
vorgeschobener Polten.
Rohden weiSt darauf hin, daß die Gebrüder von Hohenlohe Selten in der Um-
gebung Heinrichs VII. erscheinen. Das wird Seinen Grund darin haben, daß Sie fich
absichtlich von Seinem Hofe ferne hielten, weil fie länglt durchfehaut hatten, daß
Heinrich gegen Seinen Vater nicht aufrichtig gefilmt war und feine Stellung und
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Heinrich VII. und die Herren von Hohenlohe 1234.
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Th&tigkeit im Reich immer zweideutiger wurde. Das mußte Männern wie Gottfried
von Hohenlohe, den wir als einen durchaus ehrenhaften, in den fchwierigften Lagen
tteubewährten Anhänger des Kaiferhaules kennen W. V. J. 1882 S. 292, widerftehen.
Die eigentliche Quelie des Konflikts ilt offenbar die Kaifertreue der Brüder, der Kon-
flikt reicht aber in feinen erften Wurzeln über das Jahr 1234 zurück in die Zeiten
der erften Anfange von Heinrichs Gclüften nach Selbftändigkeit.
Die Veranlagung, daß die Stellung Heinrichs VII. zu den Hohenlohe eine
akute Wendung nahm, fucht Kohden in den Räubereien, welche von den Burgen der
Hohenloher verübt worden feien, wie das Heinrich in feinem Manifeft vom 2. Sept.
ausfpricht. Rohden hat dabei zu wenig die Parteileidenfchaft in Anfchlag gebracht,
welche allezeit den Gegner als Räuber und Banditen bezeichnet, auch wo er fich in
gerechter Notwehr verteidigt und den Widerfacher in offener Fehde bekämpfen muh.
Schon das eine Factum, daß die Burg Juftingen ebenfo wie Langenburg als Raubburg
fallen muffte, als Friedrich II. Anfelm von Juftingen wenige Jahre darauf züchtigte,
f. Rohden 1. c. 363 Not. 2, hätte Rohden ftutzig machen follen. Ift doch hier klar^
wie der politifche Gegenfatz keinen kurzen, fchlagenderen Ausdruck für die rechtliche
Begründung feines Vorgehens und die Verurteilung des Gegners findet als in der
Anklage auf Raub. Am meiften aber hätte Rohden eine Berückfichtiguiig der Perfön-
lichkeit Gottfrieds von Hohenlohe abhalten follen, den Anklagen Heinrichs VII. ein Ge-
wicht beizulegen. Denu daß wir es hier vorwiegend mit Gottfried zu thun haben,
ergiebt fich daraus, daß Heinrich VII. ihn ausdrücklich nennt, während Konrad datnals
fchon ohne Zweifel in Italien beim Kaifer weilte, wie jedenfalls im September in
Montehascone Stäl. 2, 558. Gottfried, der ältere der beiden Brüder, hatte offenbar
die Aufgabe übernommen, den Hausbcfitz zu fchirmen. Aber ein Mann, dem Papft
Innocenz IV. 1251 als einem Gebannten das Zeugnis nicht verfageu kann: in amore
et timore divini nominis delectaris refpuendo vitia et amplectendo virtutes Stäl. 2,
564, ein Mann, der lieber den fchwerften Verluft in der Schlacht bei Frankfurt am
5. Auguft 124G ertrug, als dal» er, dem Beifpiel anderer füddeutfeher Herren folgend,
der kaiferlichen Sache untreu geworden wäre und fich durch das Gold des Gegen-
königs Wilhelm hätte beftechen lallen, wie fein Verwandter Kraft von Boxberg und
fein Nachbar Konrad von Sclimidelfeld cf. W. V. J. 1882, 292 f., fieht denn doch
nicht gerade aus, als ob ihn ein König vom Charakter Heinrichs VII. zum Raubritter
vom Schlage eines Hans Thomas von Absberg oder Hans Jörg von Afchhaufen ftem-
peln könnte. Offenbar waren dem Rechtstage in Frankfurt blutige Fehden der Ge-
brüder von Hohenlohe mit den Anhängern Heinrichs VII. vorausgegangen. An Anlaß
dazu mochte es nicht fehlen, das Schalten Walters auf der Limpurg mochte Gottfried
recht unbequem fein, aber den Hauptanlafl zu diefen Reibungen gab wohl das Langen-
berger Erbe, wovon fofort die Rede fein wird. Gottfried war es offenbar gelungen,
die Gegner zu Paaren zu treiben und ihr Gebiet zu verheeren. Jetzt erhoben diefe
gegen Gottfried die Klage auf Raub. Diefe Klage wurde natürlich in Frankfurt,
wo Gottfrieds Gegner allein das Wort hatten, als gerechtfertigt uud begründet an-
erkannt und Heinrich von Neifen mit der Exekution beauftragt.
Nicht Räubereien waren es, was Heinrich VII. zum Vorgehen gegen die Brüder
von Hohenlohe zunächft Recht und Anlaß gab. Die nächfte Handhabe bot der Streit
um das Langenberger Erbe, den wir genauer ins Auge fallen müffeu. Über die
Herren von Laugenberg f. Stftlin 2, 571.
Walter von Langenberg war zwifchen dem 11. Mai 1232 und dem 2. Febr.
1234 geftorben. Sein älterer Sohn Albert weilte als Deutfehordensritter im fernen
Preußen und konnte das väterliche Erbe nicht antreten oder war bereits tot. Der
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Boffert
jüngere Sifrid war ficher tot. Denn fonft hätte der Rechtstag in Frankfurt die Burg
nicht einem Waifen vorbehalten können. Sifrid kann diefer Waife nicht fein, da er
bereits 1226 (nach dem 25. Febr.) mit feinem Vater urkundet. Mon. boic. 37, 220.
Hätte Sifrid, wenn auch jungft verftorben, Kinder hinterlaffen , fo hätte um
das Langenberger Erbe kein Streit entstehen können. Ja er muß im Mai 1226 fchon
tot gewefen fein, da fonft Gottfried von Hohenlohe kein Recht auf feines Vaters
Befitz in Mergentheim hätte geltend machen können. \V. U. 3, 194. Ebenfo wenig
konnte Streit um das Langenberger Erbe entftehen, wenn Heinrich von Langenberg
und feine Söhne, deren die Urkunde W. U. 3, 172 gedenkt, noch lebten. Von Hein-
richs Söhnen, die 1225 fchon Schenkungen mit ihrem Vater vollziehen, konnte 1234
keiner mehr als pupillus gedacht werden. Heinrich von Langenberg aber, der 1253
als Zeuge ericheint Stalin 2, 571, gehört ficher zu den Minifterialen und ift Caftrenfis
in Langenburg. Waren keine direkten männlichen Erben der Herren von Langenberg
vorhanden, fo doch Erben von weiblicher Seite.
"Wie oben bemerkt, erfcheint Gottfried von Hohenlohe unter den künftigen
Erben Walters von Langenberg, wie eine Vergleichung der Urkunde Gottfrieds vom
Mai 1226 W. U. 3, 194 mit der Walters 1226 (de confenfu omnium heredum meo-
rum) W. U. 3, 189, 190 zeigt. Daß Gottfried diefes Erbrecht von feiner Mutter Adel-
heid her hatte, ift lehr wahrfcheinlich. Hat doch die Vermutung H. Bauers, daß die
Mutter der Brüder von Hohenlohe aus dem Haufe der Herren von Langenberg ftammte
W. F. 1848, 14, vieles für fich. Läßt fich auch der Grad der Verwandtfeh aft Adel-
heids mit Walter nicht näher beltimmen, fo entbehrten doch die Erbanfprüche der
Herren von Hohenlohe einer fichern Grundlage nicht, wie fich fchon 1226 zeigte.
Aber waren fie allein erbberechtigt? Das ift wenig wahrfcheinlich, da 1. Gott-
fried von Hohenlohe nur als einer unter mehreren Erben erfcheint, 2. derfelbe aus-
drücklich bekennt, er habe ein Recht nur an einen Teil der Güter Walters W. U. 3, 194.
Daß er bei den andern Teilen an feine Brüder dachte, ilt möglich, aber nicht wahr-
fcheinlich, da er doch wohl zugleich mit und für feine Brüder Verzicht geleiltet hätte.
Wenn H. Bauer bei dem pupillus, dem Heinrich VII. langenburg übergeben
wollte, an einen Sohn Adelheids aus ihrer zweiten Ehe mit Konrad von Lobenhaufen-
Werdeck denkt W. F. 8, 9, fo fcheint die Urkunde von 1220 W. U. 3, 100 den
Gedanken an eine aus diefer Ehe kommende Descendenz völlig auszufließen. Beide
Ehegatten erfcheinen hier als fchon in vorgefchrittenem Alter ftehend. weshalb auch
eine Anknüpfung der Grafen von Flügelau an Konrad von Werdeck unthunlich ift.
Viel wahrfcheinlicher ift, daß weitere Erben der Langenberger bei dem Haufe
zu fuchen find, deffen Herrfchaftsgebiet unmittelbar an das der Herren von Langen-
berg angrenzte. Das find die Herren von Jagesberg (Jagftberg) Daß diele mit
den Herren von Langenberg verwandt waren, dafür fpricht : 1. die Wappenähnlichkeit.
Jene haben im gefpaltenen Schild neben dem Löwen das gefchachte Feld, diele neben
dem Leoparden im geteilten Schild das gefchachte Feld, W. F. 1848, 49. Diefe
Ähnlichkeit war fchon dem; Deutfchordenskanzler Spieß 1549 aufgefallen, Hanfelmann
1, 542. Allerdings fcheint den Angaben von Spieß das W. ürkundenbuch zu wider-
fprechen, da es W. U. 3, 243 nachweift , daß Konrad Reiz von Breuberg 1229 das
von Spieß als jagftbergifches befchriebene Siegel führte, während das Bildfiegel Sibotos
von Jagftberg ein völlig anderes ilt W. U. 3, 242. Aber das Siegel, das Konrad
von Breuberg führte, ift nicht das der Herren von Breuberg, das zwei Querbalken
zeigt, wie fie auch die durch die Breuberger wohl nach Langenturg und Bächlingen
gekommenen Reizen oder Rczzen von Bächlingen führen. Konrad Reiz von Breuberg
hatte offenbar das Siegel feiner Gattin angenommen.
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Heinrich VII. und die Herren von Hohenlohe 1234.
Aber freilich noch nach einer andern Seite wird es fraglich, ob der gefpaltene
Schild mit Löwen und Schachbrett das urfprüngliche Wappen der Herren von Jagft-
berg ift. Siboto von Jagesberg heißt nämlich auf (einem Siegel Siboto von Ebersberg
W. U. 3, 242. Sein Sohn Burkhard nennt lieh fortwährend B. de Ebersberc OA.B.
Künzelsau 590. Daß hiebei an Ebersberg OA. Backnang zu denken ift, beweift W. U.
im Regifter fub Ebersberg. Dafür fpricht auch, daß Burkhard und Sigeboto von
Ebersberg von Crufius 1, 508 als Zeugen in der Urkunde Pfalzgraf Rudolfs von Tü-
bingen vom 30. Juli 1191 aufgeführt werden. Allerdings nennt das W. Urkunden-
buch diefe Zeugen nicht. Der Gedanke, daß Befold, welcher die Urkunde zuerft ver-
öffentlichte, diele Zeugen ausgeladen, ift ausgefchlofl'en , da fich die OA.B. Backnang
S. 172 Anm. 1 auf das Original im Staatsarchiv berufen kann. Allein Crufius hat
diefe beiden Namen , welche in die Stammreihe der Ebersberg-Jagftberg wohl paflen,
nicht erfunden. Es ift in keiner Weife undenkbar, daß von diefer Urkunde eine
zweite Ausfertigung mit einer vermehrten Zeugenreihe exiftierte, welche Crufius vor-
gelegen 1 ). Die Identität aber der Herren von Jagftberg und Ebersberg ift über allen
Zweifel erhaben, da Albert von Ebersberg 1275 Nov. die Burg Jagftberg an Bifchof
Bertold von Würzburg zu Lehen giebt Mon. boic. 37, 460. Aber nun führen nach
der OA.B. Backnang 1. c. die Herren von Ebersberg den Eberkopf mit Hauern im
Siegel, aber feit wann? Ob etwa crlt, nachdem fie ihren Sitz wieder in Ebersberg
genommen ? Vielleicht findet fich noch ein Siegel des Würzburger Domherrn Burkhard
von Ebersberg, des Sohnes Sibotos von Jagftberg-Ebersberg, das die Frage entscheidet.
Einftweilen nehmen wir an, daß das gefebaebte Feld dem Langenberger und Jagft-
berger Wappen gemeinfam war; der Jagftberger Löwe wird auf anderweitige Ver-
wandtfehaft weifen, wie der Langenberger Leoparde auf den Zufammenhang mit den
Hohenlohem.
2. Ein weiteres Moment, das auf Verwandtfcbaft der Herren von Jagftberg mit
denen von Langenberg und Hohenlohe hinweift, ift der gemeinfekaftliche Belitz in
Mergentheim und Hollenbach W. U. 3, 189, 242: 95, 97, 136, 141; 243. Es ift
ziemlich naheliegend anzunehmen, daß diefer Befiz aus einer Hand ftammte, alfo die
Herren von Jagesberg einen gemeinfamen Ahnen mit denen von Langenberg hatten.
3. Beachte man, daß beide Herren, die von Jagftberg und Langenberg, regel-
mäßig für einander zeugen, Albert von Langenberg 1229 für Siboto von Jagftberg
W. U. 3, 242, Siboto aber für Walter von Langenberg Mon. boic. 37, 227. Siboto
hatte zwei Söhne Friedrich und Burkhard. Während letzterer, Canonici:s in Würz-
burg, bis 1263 urkundet, erfcheint Friedrich nach 1229 nicht mehr. Daß er 1230 tot
war, läßt fich aus der Urkunde von 1230 OA.B. Backnang 172 fcbließcn, wo nur
Siboto von Ebersberg und fein Sohn Burkhard als Zeugen für Graf Berthold von
Bei Ift ein auftreten. Dagegen findet lieh 1. Juli 1251 ein Sohn nobilis viri Friedend
de Ebersberg als Bürg«? für Graf Ulrich von Wirtcmbcrg W. U. 4, 271. An der Iden-
tität diefes Friedrich von Ebersberg mit dem Sohne Sibotos wird kaum zu zweifeln
fein. Sein ungenannter Sohn muß nunmehr erwach fen fein, daß er Bürgl'chaft leiften
kann, aber doch noch fo jugendlich, daß er nur nach feinem Vater genannt wird, ohm-
daß fein Perfonname genannt ift. Er wird kein anderer feiu, als jener Albert von
Ebersberg, der in einer Urkunde vom 25. April 1269 erfcheint, und der 1275 Jagft-
*) Es ift fchwer zu beklagen, daß wir noch keine kritifche Ausgabe von Crufius, ja
nicht einmal eine kritifche Unterfnchung über den Wert und die Quellen feiner Annales fuevici
befitien. Daß letaleres ein lohnendes Thema fllr eine akademifche I'reisaufgabe oder eine Arbeit
im hiftorifchen Seminar wäre, wird niemand beftreiten.
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88
Boffort
berg lehenbar macht. Sein Alter fcheint völlig dafür zu fprechen , daß er jener
pupillus ifl, dem König Heinrich die Burg Langenberg zufprach. Dafür fpricht end-
lich noch
4. daß Bauer einen Befitz Konrads von Breuberg, des Schwiegerfohns Sibotos
von Jagesberg und Schwagers Friedrichs in Langenburg, wahrscheinlich gemacht hat
Er macht dafür geltend, a) daß die Späteren Caftrenles von Langenburg und Dienft-
mannen der Herren von Hohenlohe, die Reizen oder Rezzen von Bächlingen, denfelbeii
Beinamen und daflelbe Wappen wie die Herren von Breuberg führten, alfo durch fie
in die Gegend gekommen fein dürften; b) daß die Grafen von Wertheim Lehen in
Ozenrode (Azenrod), einer Zubehör der Herrfchaft Langenburg, cf. Mon. boic. 37, 221,
W. U. 4, 400, befaßen, welche durch eine Breuberger Erbtochter an fie gekommen
fein dürfte. Eine ähnliche Bewandtnis wird es mit dem Umftand haben, daß Graf
Arnold von Rieneck 1290 in Langenburg urkundet.
Alles zufammen genommen, ift nun wahrscheinlich, daß die Erben Sibotos von
Jagesberg das Erbrecht Gottfrieds von Hohenlohe auf Langenburg bestritten und diefer
fich den Belitz der Burg gegen ihre Anfprüche zu fichern Suchte, indem er fie raSch
befetzte, während er damals Schon oder Später ihre AnSprüche durch Abtretung ein-
zelner Stücke des Erbes abzufinden Suchte.
War der WaiSe, um den es fich in Frankfurt handelte, Albert von Ebersberg-
Jagftberg, dann wird es auch begreiflich, warum bei diefer Aktion gegen die Herren
von Hohenlohe Heinrich von Ncifen iu den Vordergrund trat. Als Herr von Winnen-
den war er einer der nächsten Nachbarn der Ebersbergcr und Sein Schwiegervater
Gottfried von Winnenden gehörte wahrscheinlich zu den Verwandten der Herren von
Ebersberg.
Indem ich mich auf die Abhandlung über BiSchof Siegfried von Speier und
die Zusammenhänge der Heffonen von Backnang und Sülchen mit den Herren von
Wolffeiten und den Markgrafen von Baden beziehe Württ. Vierteljh. 1883, 253 ff.,
verfuchc ich hier auch die Herren Ebersberg anzugliedern. Dafür Spricht mir l. der
Befitz von Schwaikheim, das urfprünglich den Herren von Wolffelden gehörte, 1. c,
und das Albert von Ebersberg 1293 dem DeutSchordenshaus in Heilbronn gab OA.B.
Backnang S. 173. 2. Markgraf Hermann von Baden, der Nachkomme einer Wolffelder
Erbin, hat 1231 Befitz in Lendfiedel, 4 Stunden oberhalb Jngftberg, welcher Be-
sitz aus derSelben Hand Stammen dürfte, wie der der Ebersbergcr in Jagftberg.
3. Möglicherweise ift Wolffelden wenige Kilometer wertlich von Jagftberg eine Gründung
der Ebersberger, der an die alte Stammburg erinnerte.
Haben wir oben wahrscheinlich zu machen gefacht, daß an dem Vorgehen
Heinrichs VII. gegen Markgraf Hermann von Baden Sein Gebietsnachbar Heinrich von
Neifen eine Hauptschuld trug, So wird uns ebenSo wahrscheinlich, daß Heinrich von
Ncifen gerne die Gelegenheit benützte, als Anwalt des verwaisten Albert von Ebers-
berg feiner Eiferfucht gegen Gottfried von Hohenlohe die Befriedigung eines Triumphes
zu verfchaffen, den Urteilsfpruch gegen Gottfried von Hohenlohe herbeiführte und
dem zufolge auch den Auftrag, die Exekution gegen ihn zu leiten, in Frankfurt bekam.
3. Die Zeit der Belagerung Langenburgs.
Endlich ift noch die Zeit zu untersuchen, in welche die Zerstörung der hohen-
lohifchen Burgen, zumal die Belagerung und Eroberung Langenburgs, zu fetzen ia.
Es ift oben Schon angedeutet, daß die von Rohden angenommene Zeit vom 2. Februar,
dem Reichstag zu Frankfurt, bis zum 2. September, an welchem Heinrich VII. fein
Manifest erließ, einen viel zu weiten Rahmen giebt.
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Heinrich VII. und die Herren von Hohenlohe 1234.
89
Der terminus ad quem paßt nicht Denn am 2. September hatte Gottfried
von Hohenlohe bereits jene 2000 Mark zum Wiederaufbau von Langenburg als Schaden-
erratz von Heinrich VII. erhalten. Das fetzt voraus, daß feine Klage längft vor den
Kaifer gebracht und von diefem zu Gottfrieds Gunften erledigt worden war, worüber
gewiß 2 Monate vergangen waren. Die Entfchädigungsfumme hatte aber Heinrich VII.
ficher nicht erft am Tage des Manifefts bezahlt. Gottfried wird fich nicht zwecklos am
18. Auguft 1234 am Hofe Heinrichs zu Nürnberg eingeftellt haben. Wenn er aber
nicht bloß an diefem Tag, fondern bereits am 26. Mai in Wimpfen, zufammen mit
feinen Gegnern Heinrich v. Neifen, Egino v. Urach, Walter von Limpurg, bei Hein-
rich VII. weilt, fo fetzt das zum mindeften voraus, daß er wenigftens vorläufig am
26. Mai mit ihnen vertragen, alfo Langenburg genommen, der Kampf mit den Waffen
beendet war cf. St&lin 2, 469, 558, 583, 604, wenn auch der Kaifer feinen Spruch
wegen der Entfchädigung an Gottfried noch nicht gethan haben füllte. Sodann ift wenig
wahrfcheinlich, daß Heinrich VII. nach dem Frankfurter Tag noch lange gezögert haben
follte, Gottfried angreifen zu laffen. Er mußte das thun, ehe es Gottfried gelang, ein
Veto des kaiferlichen Vaters aus Italien zu erwirken. Militärifch wäre es wenig klug
gewefen, nach einem fo klar gefaßten Bei'chluß einem umfichtigen Gegner wie Gottfried
Zeit zur Verftärkung und Gewinnung von Bundesgenoflen zu laffen. Der Spruch vom
2. Febr. fetzte rafches Handeln voraus, fobald es die Witterung erlaubte. Beachten wir,
daß Heinrich von Neifen und Egino von Urach am 15. Februar noch bei Heinrich VII.
in Frankfurt weilten, am 10. Mai aber wieder bei ihm in Wimpfen erfcheinen Stälin 2,
489, 582, fo läßt lieh die Zeit für den Handel mit Gottfried von Hohenlohe näher
beftiinmen. Er muß zwifchen den 15. Februar und 10. Mai fallen. Weiter aber
wird wahrfcheinlich, daß Heinrich VII. dem Schauplatz der Ereigniffe. wo feine Ver-
trauteften feinen kaiferlichen Vater in einem feiner ergebenften Anhänger demütigten,
nicht ferne geblieben und perfönlich bei der Verhandlung feiner Rathgeber mit dem
überwundenen Gottfried nach der Belagerung Ungenburgs anwefend gewefen fein
wird. Nun zeigt die Urkunde Heinrichs VII. vom 26. Mai 1234 W. U. 3, 345, daß
er kurz vorher zu Hall geweilt hatte, wo er ficher nicht nur in Sachen des Grafen
von Löwcnftein Gericht gehalten (judicio in civitate Hallis habito). Am 10. Mai aber
war er bereits mit H. v. Neifen, Egino v. Urach und Walter von Limpurg in Wimpfen.
Zwifchen dem 10. und 26. Mai wird Heinrich VII. kaum von Wimpfen nach Hall und
von Hall wieder nach Wimpfen gegangen fein.
Aus dem Vorftehendcn ergibt fich, daß der Streit Heinrichs VII. mit Gott-
fried von Hohenlohe, fowie die Belagerung und Zerftörung Langenburgs in die Zeit
von Ende Februar bis Anfang Mai zu fetzen ift.
Bächlingcn bei Langenburg. G. Boffert.
Bericht der württembergifehen Regierung an König Ferdinand über das
Treffen bei Lauffen.
Mitgetheilt von Arcliivfckretflr Dr. Schneider.
Allerdurchleuchtigifter u. f. w.
Ew. Kün. Mt. geben wir hiemit veruers unnderthenigift zu verfteen, wiewol ich
der Stathalter enntlichs Willens geweft bin onangefehen hegegento Schadens mich in
ainer Senfftin füren zu laffen und mit dem Hauffen Kriegsvolkh zu ziehen, haben
wir anndern von der Regierung in gemainer Verfamblung doch nit unpillichen er-
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90 Schneider, Bericht Ober das Troffen boi Lauffen.
wegen, was an feiner Fürftl. Gn. Perfon gelegen, auch der emphangen Schad der-
maßen gcftalt, das lolcher das Veldt nit wol leiden mögen, fonnder gentzlicb von
notten, das fein Fürftl. Gn. wol gcphlegen werd, darumb wir dann fein Fürftl. Gn.
wiewol wider deren Willen etwas mit fonnderm Ernft mneffen bereden, fich in peffer
Rue und Sieherhait zu begehen und hicher auf den Asperg zu verfliegen, wie dann
auch nacbvolgender Urfachen halb warlich von hohen Xotten gewefen. Dann alß
die Veindt hewt Mitwochen außer irem Leger gezogen , fein fy den neglten auff
Lauffen zu unnferm Leger getrugkht, darauf fich alspald die unnfern zu Roß und
Fueß in Verfamblung und Ordnung gebraebt und gefchikbt und anfangs mit dem
Gefchütz etwas ernnftlichs gegen ainannder gehanndelt. Diewcil aber der Widertaü
mit den GerailTigen gar zuvil ftargkh gewefen, ift darauß etwas ernnftliche Hand-
lung gefolgt, darunder ungeferlich auf unnfer Seiten biß in die drewhundert Per-
fonen, doch nit fonders namhafft, Schaden empbanngen und dardnreb der ain Hauff
der Fuefknecht abgewichen und zerloffen. Aber die erlicben Grafen, Herrn und
vom Adl unnfrer GerailTigen und der annder Hauff Fuefvolkhs haben ain ehrlichen
Abzug genomen; auch fy von GerailTigen warlich gern das peßt gethan. Aber
under dem Fuel'volkb ift ain folche Clainmüetigkeit und Scbreckhen gewefen und
erwaebfen, das wir, auch all der Obriften , dergleichen Kriegsrät und Hauptleut
gcacht, daß fy deffelbcn halb, auch die weil ir Anzall, fo noch verbanden, gegen der
Widcrwertigen Macbt ganntz oneerfebieflich gewefen. Zudem wir auch bedenkhen
mögen, folten fy lennger behalten fein, das wir mangels halb Gelts, dann die fünff-
zigkb taufend Gulden nit vorbanden gewefen, auch Prophanndt, dieweil die Wider-
taü mit ire GerailTigen inen folhe verhindert beten, die nit zu erhalten willen,
haben wir au Oer hohgetrenngter Not, wiewol mit befwertem Hertzen, fy niueffen
hinziehen lallen, wie E. K. M. von deren Reten und unnfern Mitregenten, Hern Rue-
dolfen von Ebingen, Dietrich Spat und Hern Hainrich Trofcben, all drey Rittern,
die zuverfichtlichen onverlengt zu E. K. M. felbs kommen, gnedigft und nahlenugs
vernemen werden. Diewcil nn die Sachen laider dermaßen gcftalt und alfo ergangen,
wie wir bievor E. K. M, lanngem Verzug halb beforgt und doeb E. K. M. darvor
vilfeltig uunderthenigift angezaigt und gewarnnt, auch geliehen t und gebeten, babeu
ich der Stathalter fambt unns anndern, nemlich mein des Stathalters Hofmeifter
Conradt von Rcchbcrg, Jacob von Bernbaufen, Doctor Johann Voit und Jofeph Min-
finger8 Canntzlers bedacht und fürgenommen, unns alfo hie auf dem Asperg zu er-
halten. Doch bitten wir unnderthenigift, E. K. M. welle unns gnedigift nochmals
unverlaffcn haben, fonnder zum eylendiftcn retten; dann wir alle Stund der Veindt
Fürzngs und Belegerung nu mer gewarten unnd nit fo värlaffig, wie über unnfer
uberfluffig Warnung, Anmanung und Flehen gefebeben ift, darzuetbun, auch unns
und diß Haufi nit allain, fonnder was fonnft weiter E. K. M. gewifli«.-hen für noch
bobers Unrats darauß erfolgen mag, gnedigift und unverzüglichen bedennckhen , als
zu E. K. M. wir uns unnderthenigift getroßten und verdienen wellen.
Datum Aspcrg den XIII. Tag May anno XXXIV.
E. K. M. williger Fürft
Philips von Gottes Gnaden Phaltzgraf bei Rein u. f. w.
Auch unnderthenigiften und gehorfameu X. ander der Regierung, fovil deren
noch beiainannder.
An die Romifch Kün. Mt.
(Statthaltereiarchiv Innsbruck; Arobrafer Akten 1534, Kopie der königl. Kanzlei. —
Vgl. das Schreiben des Pfalzgrafen d. c. d. Vierteljh. 1880, 174.)
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91
Aus J. K. HolderbuTchs Ch
ronik.
(Vgl. Württ. Viorteljh. 1880, S. 234.)
Von Pfarrer Cafpart in Kuftcrdingcn.
Die wichtigeren Ereignifle des dreißigjährigen Krieges lind von 1618 bis min Ende des
Jahres 1639 genau cbronologifch aufgeführt, dazwifchen find mehr oder weniger wichtige Vorkomm-
niffe im Kaller Lande und feiner Nachbarfchaft erzählt.
Die erhaltenen Stückchen der beiden erften Blätter berichten vom erl'ten Durchzug des
Grafen Thum, und wie die fremden Volker jedesmal von bewaffneten Bürgern und Bauern durch
die Stadt Hall und ihr Gebiet begleitet wurden. Dann ift erwähnt, wie Pfalzgraf Friederich in
Prag in Beifein vieler Fttrften, mit großen Solennitüten von 7 evangelifchen Prieftern zu einem
König gefalbet und gekrönet worden. Auf den 6 Seiten 13—18 finden fieh Parodien von Pfalmen
in derber Landskncchtsfprachc: des 2. zum Ruhme des Prinzen Moriz von Oranien, des 6. zum
Hohne Spinolas, des 114. gegen den Erzherzog Leopold und Spiuola. Die folgenden 3 Seiten
geben ein Verzeichnis vom Steigen des Goldwertes im Jahre 1621 von Monat zu Monat. Hierauf
folgen die KiiegscreignilTe des Jahres und dann ift mit der Genauigkeit eines Augenzeugen die
am II. Juni 1C21 begonnene .Execution zu Prag" mit Angabc aller Namen nnd Einzelheiten
auf 31 Seiten berichtet. Als zur Landesverwcifuug, Gefängnis, Körperftrafe verurteilt find 16
Perfonen genannt, als zum Tode verurteilt 10 Adelige nnd 30 Bürgerliche. Genau ift auch die
Belagerung und Einnahme der „Refidenzftadt" Heidelberg durch Tilly — 21. Juni bis 10. Septbr.
alten Stils, 1G22 — berichtet.
.1623 den 10. Jan. findt die Baycrifche vnd Kayferifche Völker ins Land gelegt
worden, die Fucß Vclker oben nauß, die Beitcr aber im Rofcngarten. n»t der (bairifche)
Überfte Schönberger fein Quatier zu Michelfeld genommen. Das Regiment ift taufend Kihifllcr
gewefen , Hat 26 Wochen gedauert". Mit diefen Worten wird zum erftenmale einer Be-
fetzung des Haller Landes gedacht. Am 28. März 1623 ift auch ein wurttember gif eher
Kapitän Hammer genannt, der mit feinen Soldaten in Hall lag. Seines Abzuges ift am
28. Auguft gedacht. Es folgen die Tliaten Bethlcn Gahora, Graf Mansfelds und des Königs Chrlftian
von Dänemark. 1625 am Oftermontag kamen 1000 (kaiferl. ) Reiter .in hällifche Landt und
haben ihr Quartier zu W ol per tes ha u fen , Hohenberg, Haßfeldcn, Hirlebach, Altorf,
und lltzhofen genommen". Erft im Mai zogen fic ab. Den 18. Mai mußte der Rat auf kaifer-
lichcn Befehl dem General Tilly 3 neue Wägen, 12 Pferde und 7 Knechte nach Heidelberg
fehicken. .Den 27. Mai find vf die 80 Cornet Heiter, bayrifchc Kofackcn, ins Land kommen
nach Sultzdorf. Es find gar viel Dörfer vollgelegt worden. Haben fich gar Übel gehalten".
Namentlich wird Aber ihre GelderprelTungen geklagt. Den 29. Mai zogen diefe Reiter durch
Steinbach. Der Oberfto Truchfcß nahm fein Quartier zu Michelfeld im Wirtshaus. Seine
Reiter legte er von Welt he im an bis Münkheiin, Uebrigshausen, Brachbach, Leibiis-
weilcr (Leipoldsweiler) , einen Theil auf den Wald ,grgen dem Würtembergifchen ". Bei
ihrem Aufbruch behielten fic von dem Hainichen Vorfpann gegen 100 paar Ochlen und erpreßten
viel Geld. Dem Oberften mußte der Hat 15Ü0 Keic-hsthaler geben. Eine von Rotenburg nach-
rückende Abteilung von -1 Cornet Heitern wandte der Rat durch Bezahlung von 1000 Reichs-
thalern vom Lande ab. Dadurch wurde auch der über das Bühl er- Amt gefetzte Balthas Mofer,
den fie gefangen genommen, wieder gelöft, — Den 16. Auguft kamen wieder 7 Cornet Reiter
in das Land, wahrfcheinlich vou den Truppen des kaiferl. Generals Franz Albrecht von
Sa c h f en- Lauenbu rg, von dem Holderbufch berichtet: „Sonntags den 21. Auguft ift der
ObcrA Saffa-Lauenburg uacher lltzhofen kommen, hat fein Quartier kurzumb in der Stadt
haben wöllen, hat eines ehrf. Hals Abgefandten keine Audienz geben. Die Dörfer wurden hart
ranzionirt". So mußte Wackershofcn 100 R.thaler geben, Kröffelbach 120 R. thaler u. f. f.
Aus diefer Zeit erzählt Holderbufch folgenden Vorgang: .Es hat fich damals vor dem
neueu Wirtshaus von dem Cornet Lorch und 10 Reitern zugetragen, daß fic einen Schuß in
den andern gethan. Ht aber ihnen Solches von dem Martin Wagner, Leitenant und Kronen-
wirth, verwehrt worden. Weil fie aber haben Nichts darauf geben wöllen, hat er die Trommel
gerührt und die Kette filrgezogen und find die Salz fieder mit Haken und Beilen zugcloffen,
daß die Reiter endlich von einem ehrf. Rath Schutz begehrt. Man hat den Siedern mehr zu
wehren gehabt als den Heitern, lie find mit Spieß und Stangen bis an das Thtlrlein bei Stein-
bach, darbei ich mit meinem Gewehr auch felbften gewefen. Es hat fich der Cornet bei dem
Thürlein vf feinem Pferd berumb gewendt und fich bedankt des Geleites. Hierüber die Burger
gefproeben: er folle vorlicb nehmen, wenn er uf folche Weis wieder komme, fo wollen fies beffer
92
Cafpa r t
machen". Als am 2. Sept. der „Oberft" feine 1600 Reiter auf der Weckrieder Heide gcmuftert
hatte, wurde ihm in r Herm Mo fers Lolament" eine köftlichc Gattung zugerichtet, zu welcher
er mit vielen Offizieren, 80 Heitern und Trompetern in die Stadt kam, doch ritt er andern Tags
zurück nach Ilshofen.
Zwei Tage nach dem oben in Holderbufchs Leben erzählten Vorfalle kam wieder ein
Zufammenftofl vor. Es wird erzählt: Den 7. September ift wieder zu Unterlimpurg ein Heiter
hinausgeritten und die Wach beim Kirchhof geichündet und gefchmaht Da haben He ihn wollen
in Arreft nehmen, er aber hat Feuer gebeu. Darauf hat ihn des Ipfers Lönlis jüngfter Sohn
an die Seite geftochen, daC er gleich goftorben und zu Unterlimpurg begraben worden, wor-
über die zu Untcrlimpurg in höchfter Gefuhr geftanden, haben auch alle ihre »Sachen in die Stadt
gefendt, ift aber gar glüklich abgegangen, hat kein Gefahr gehabt. Der Grund des glücklichen
Ausgangs diefer gefährlichen Sache war der, daß am 8. September die Trupj>en abmarfchierten.
Den 16. Oktober 1025 ordnete der Rath „einen Bettag" an, oder vielmehr tägliche Bet-
ftunden, Morgens 7 Uhr, zu denen fich Alt und Jung in die Kirche begeben Jbll. Am erften
Bettag nahm der Prediger Johann Jakob Parfiinonitts einen Text aus dem Propheten Jona.
Mittags follte jeder Bürger feine llausgcnoflen im Haus behalten und mit ihnen ein Gebet ver-
richten, wer um 12 Uhr vom Läuten der Betgloke auf der Straße überrafcht werde, fotlte ftehen
bleiben, den Hut abnehmen und beten.
Noch ii't in diefem Jahre der heldenmütige Kampf der evangelifchen Bauern in Oelber-
reich mit fichtlicher Tcilname berichtet. Zuletzt noch Mansfelds Sieg Uber Tilly bei Deflau
und die Krönung Ferdinands III. zum König von Ungarn. 1626 ift neben den großen Kricgsercig-
niflen bemerkt, daß den 8. April der (württemb.) Obcrftlicntcnaut Groll mit 300 Fußgängern
und 100 Reitern nach lionhardt gekommen fei, und viel Geld begehrt und das Scblößlein ein-
genommen habe. Als der Rat fich bei dem Herzog von Württemberg befchwerte , fchickte diefer
einen Oberftlieutenant, der mit Junker Adler und dem Forftmeifter (von Hall) zu Gröll hinaus ritt;
diefer aber gehorchte nicht, fondern gab den Abgefandten noch böfe Worte. Erft den 24. April
zog er wieder fort.
Den 8. Mai hielt der Rat eine Mnfterung der Bürger auf dem Unterwehrd und den
24. Mai eine Mufterung der Bauern, die mit Kraut und Lot verfchen wurden. Die vom Bühler-
Amt lagen 300 Mann ftark über Nacht auf der Mic belli ei de und zogen dann gegen Lach-
weiler an den Stock bei Mainhard, wo fie fich mit den dort liegenden 400 Bürgern ver-
einigten, fo daß nun 1000 Mann beifammen waren. Die 7 Deputierten des Rats nahmen ihr Quar-
tier in dem Stock, nämlich die IUI. Hans Müller, Wolfgang Sandolt, Johann Eilen inenger,
Ezechiel Löchner, Melchior Romig, Oeorg Gentner und Daniel Aftfalk. Der Rath ließ 150
Laibe Brot und 11 Eimer Wein hinausführen. Den andern Tag, am Pfiugftfcft, wurden wieder 120
I-aibo Brot und i Faß Wein ausgeteilt, .hat doch nicht klegt". „Sind die Burger theils beim
8tock, theils zu Mainhard, theils im neuen Wirthshaus und theils beim Fuxfchwanz gefeflen,
zecht und fich ergözt und haben die Weiber ihren Männern von der Stadt aus tapfer zu eflen
und trinken gebracht. Ift die Poft kommen, daß die Reiter, fo in dem Weinfpcrgcr Thal
gelegen, wöllen herauf kommen, und wenn die Burger und Bauern lauter Teufel dahoben wären.
Ift aber ihnen durch Aufteilungen zukommen, wir lügen an der Heg bei 3 oder 4000 ftark ; derer
Reiter waren über 5 oder 600 nicht. Auch das ift den Herrn Dcputirtcn zugefchrieben worden,
daß diefe Reiter wieder zurückgezogen in ihr alt Quartier. Ift am Pfingftiuontag, da wir ohne
das Nichts zu effeu hatten, H. Stützet-, Canzalift, kommen und eine Ordre gebracht, daß wir
folten wieder nacher Haus hiehcr. Es find in dem Zollhaus zu Bubenorb e i ß 10 würtembergi-
fche Mufquetieror gelegen, die das Zollhaus verwacht haben. Die ungehorfame Burgerföhne,
deren uf die 150 gewefen, ift ein jeder um 2 fl. geftraft worden und ihnen angekündt worden, wel-
cher Burger fich ius Künftig würde ohngehorfam erzeigen, dem folle das Bürgerrecht ufgckiindt
und mit Weib und Kinder zur Stadt hinaus gefchaift werden."
Da die oben genannten feindlichen Reiter fich noch um Heilbronn her aufhielten, fo
wurden den 2. Juni die Bauern und Bürger wieder bis zum Stock hinausgeführt. „Es ritten
zwei hohe Offizier von den Reitern herauf und redten mit den Herrn Dcputirtcn , begehrtcu in
die Stadt und fordetten gleich 1000 Reichsthaler: welches ihnen rund ift abgelchlagcn worden.
Blieben ein Nacht im Traubenwirthshaus. Hat EE. Rath befohlen ihnen nicht mehr als 5 RUcht
ufzufetzen. Untcrdeffen ift der WUrtcnbergifchc Ausfchuß kommen und fie mit Gwalt fort ge-
trieben. — Den 5. Juni mußten Bürger und Bauern wieder für die Heg zicchen". — Gegen Tag
mußten fie eilig nach Braunsbach , Orlach, an das Hag gegen Ncffclbach und Zottis-
hoven und ein Teil zum Landthurm, nach Hirlebach. Die Herren der Stadt hatten ihr
Hauptquartier zu Geislingen. Die Grafen v. Neuenftein und Waldenburg lagen damals
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Au» J. K. Holderbufcha Chronik.
93
mit ihren Landestruppen beim Zoll und begehrten zwei bis dreihundert Mann zu Hilfe, was ihnen
jedoch abgeSchlagen wtirde.
Den ö. Juni wurden Bürger und Bauern wiedor heimgeführt. Am felben Tage kam
ein kaiferl. Trompeter mit dem Schriftlichen Befehle, dem kaiferl. Fcldherrn (Franz Albrecht von)
Sachfen-Lauenbu rg einen Mutterplatz zu halten. Am 24. Juni kam diefer von Heilbronn
her und nahm lein Quartier zu Brachbach und Ueb r i gha uf en, leine Truppen lagen im
nächsten Walde. Nach 4 Tagen zog er nach IlBhofen. Seine Truppen plünderten zu Brach-
bach, Uebrighattfen, Kupfer und Geisdorf uud trieben argen Unfug, befonders auch
zu Geislingen und Scheffach. Die Bauern wurden fehr hart gedruckt und man mußte in
der Stadt an He, wie an die Soldaten Koinmisbrot austheilen. — r Den 19. Jnli il't diefes Flirrten
von Anhalt Volk alles ufgebrochen. E.E, Bat hat ihnen weder Geld noch Vorfpann geben,
weil fie noch von den Heilbronne in „uf die fechzig Pfcrdo zum Vorfpann bei fich hatten".
Abends kam der „Für St von Anhalt" felbft in die Stadt, da er krank war, und als er ab-
zog, verfprach er die Stadt dem Kaifer zu empfehlen.
Den 31. Auguft wollten hohenlohifche Reiter in das Land eindringen, wurden aber an
dem Hag bei Übrighan fen von den hinaus gefchickten Bürgern und Bauern abgowiefen.
Am folgenden Tage, 1. September, wurden jedoch Neuenl'teinifche und Waldcnbnrgifche
Truppen von jenem Landturm aus durch das Land geleitet, ebenfo den 24. September, da 100
Reiter bis an den Wolpertshaufer Landturm geleitet wurden, die dann ihr Quartier zu All-
merfpan nahmen. Am 8. Oktober kamen gegen 600 Fußgänger, die zu Heffenthal, Thüng-
cnthal und Otterbach ihr Qnartior nahmen und „übel haus gehalten haben". Bald nachher
brachen bei 100 Fußgänger und 200 Reiter mit Gewalt durch das Landhag und nahmen ihr Quar-
tier in Münk heim. Da He nicht bezahlen wollten, wie fie verfprochen hatten, bot der Rath
400 Bürger und Bauern auf, die fie „durchs Land begleiteten", ebenfo wurden am 21. Oktober
100 Reiter von Uebrigshaufen her durchbegleitet-
Man Hebt, daß lieh die Landheeg mit ihren die Hauptstraßen beherrfchenden Türmen
gewöhnlich als ein guter Schutz des Landes erwies und daß die Haller cnergifch ihre Unabhängig-
keit den durchziehenden Truppen gegenüber zu wahren fuchten.
Im Jahr 1627 als der Schwäbische Kreis von kaiferl. Truppen befetzt wurde, kam 1627.
zuerft den 8. Februar eine Abteilung unter dem Oberften Kronberger, der in Michelfeld
fein Quartier nahm. Von ihm ift berichtet: „Er hat alle Wochen 700 Reichsdaler ufgehebt".
Vorstellungen des Rats beim Bayerfürften und General Tilly fruchteten nichts, bis endlich ein
kaiferl. Komraiffar ankam, der Kronberger abforderte. Hall folltc Mufterplatz für diefe Truppen
werden. Da heißt es: „Dem KomiSari wohl verehrt; haben die Rotenburger den Mufterplatz
halten tnüffen". Endlich zogen die Schlimmen Gä'fte nach faft 4 Monaten wieder ab. Es wird
berichtet: deu 21. Mai find fie wieder hinwegzogen, haben follcn vor 6 Wochen marfchiren,
haben aber uf kein Ordre nichts geben.
„Den 10. Juli 1 ) ift der Oberfto Kratz in das Land kommen und hat den 12. diefl
fein Quartier zu Michelfeld genommen. Haben aus dem Weinlpergerthal vf die 70 Wägen
und Kärch mit fich gebracht, alles beladen mit allerhand eßiger Waar". Er forderte von Hall
30 000 Thalcr. Als an diclcm Tage zu Bibcrsfeld das Wetter einfchlng, „haben die Soldaten
heftig helfen löfchen". Den 15. Juli legten fich diefe Reiter oben naus und zogen durch die
Stadt Die Herren mußten dem Rittmeilter wöchentlich 600 Reichsthaler und 50 Scheffel Haber
liefern *).
1631 im Mai wird von einer Aushebung unter den Haller Bauern berichtet, im Juli 1631.
von dem würtenbergifehen Kirfchenkrieg. Den 10. .luli wird ein Bettag angeordnet, am Mon-
tag, Mittwoch und Freitag Morgens 7 Uhr. Am 20. und 21. Juli ziehen kaiferl. Truppen durch,
die ihr Quartier „in der Schenkifchen Herrfchnft" (im Limpurgifchen) bekommen.
21. Juli kam ein kaiferl. Kapitän mit dem Auftrage, 5 Fahnen Fußvolk, je zn 300 Mann,
zu werben, die ihren Mufterplatz im hallifchen Lande haben follen. Goncralkommiffär Offa
machte aber das Schriftliche Anerbieten, wenn 11000 fl. in wenigen Tagen geliefert werden, die
"> Kompagnien in eine andere nerrfchaft zu legen, wo nicht, fo werde er noch 5 Kompagnien
fchicken. Die ernftliche Aufforderung des Rates zu einer freiwilligen Beifteuer hatte den Erfolg,
') Hicnach wäre die Angabe in K. v. Martens Kriegsgeschichte von Württemberg zu be-
richtigen, daß Kratz am 7. Januar mit 6 000 Mann zu Fuß in das Gebiet der Stadt Hall kam, oder
kam er 2 mal V
5 ) Zwifehen 15. Juli 1627 bis 31. Mai 1631 fehlt nun eine ganze Lage von Blättern
der Handfchrift, etwa 60 Seiten, und zwar fehlten (liefe 4 Jahre Schon im Jahr 1857, wie aus
der damaligen Veröffentlichung in der Zeitschrift für württb. Franken Sich erglebt.
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Cafpart
daß der Rat „noch niemals fo viel Silber von allerhaud fchönera Gefchirr und Beclier bekommen
als eben damals."
Den 5. Angul't wurde Herr Hans Georg Seyfferheld mit 2 Boten , fo Geld und Silber
getragen 3000 fl. werth, nach Schorndorf zum Herr Komniiflari Offa gelchickt. Er, Offa aber
hat das Geld genommen aber das Silber wieder zurückgefchickt — „Zu l'fbringung der Gelder
uf dem Land hat EE. Kath 30 Bürger neben den Einfpenningcrn und Grabenreitern nf ein jedes
Ampt gefchikt und nicht zu weichen (befohlen), bis die Bauern ihre Schätzung völlig erlegt
haben. Es haben die Burger doppelte Becth und noch darzu Geld herleyen müfien."
Den 2. September hat der Kommiflari Offa der Stadt 2 Kompagni Preßreiter gefchickt:
haben mlißen in die Stadt eingeladen werden.
Nun wurde das übrige Geld in Eile zusammengebracht. Schon am 5. Sept. marfchierten die
ü geworbenen Kompagnien zu Fuß unter ihren Kapitänen Fingerling, Heiini tädter, Stecken-
reiter, Wießmayer und Küchardt nach Rotenburg ab, wo gegen 30000 „Kayferifche
Völker* zufammenkamen. Nach Erwähnung der Schlacht bei Leipzig am 7. Sept., des Treffens
bei Halle am 8. und der Eroberung von Leipzig am 12., der Einnahme von Erfurt am 18.
und von Königshofen, il't berichtet, daß vom 19. auf 20. etliche Kompagnien (Kaiferlicher)
zu Hagen, Münkheim, Enslingen und Geislingen gelegen und am 20. Sept. die 2 Kom-
pagnien Preßreiter von Hall abgezogen find. — „Haben ihren Feind gefchmackt* fetzt
Holderbufch bei. Daun ift die Übergabe der Stadt WUrzburg am 2. Oktober und die Er-
ftürmung des Schlöffe* am 8. durch den König (Guftav Adolf) berichtet Mit der Randbe-
merkung: „Weinauszipflcn* heißt es weiter: D. 14. Oktbr. hat EE. Rath geordnet, daß nit racr
alß 8 Burger in der Stadt und in einer Vorftadt 2 follen Wein fchenken.
Und nun erfcheinen die Schweden.
„Den 21. Oktbr. il't eine Schwödifche Compagnie Reiter nach Cornberg kommen, weil
man aber nit hatte wollen ufmachen, haben fie angefangen daß Dorf Stein bach zu plündern,
find in die Stadt kommen und haben den Commenthur Stophel allhier in feinem Hof wehr-
los gemacht, hat aber zuvor fagen mtHTen, wo fein Schatz fei: ift an des Michel lilancken Haus
gewefen, viel tbaler Gold und güldene und filberne Gefchirr, 5 fchöne Pferdt, haben ihn aber vf
eine alte Mören gefezt nnd fordt geffirdt und 3 Tag bei lieh behalten, bis uf Gebfatel.
E.E. Rat hat ihm Schutz angeboten, hata aber nicht begert. Der Commenthur ift durch H. Joß
Romigen und den Procurator Fcierabendt wegen der Juden gegen etlich 100 Daler wieder
los worden. Es lind auch etliche PfalTcn von Schöntal hieher geflohen gewefen, haben zur
Rantzion 40 Reichsdaler geben mflßen vnd haben ihnen 2 fchöne Pferd mitgenommen."
Den 30. Oktober forderte Offa in einem Schreiben die Lieferung von 2000 Paar ftarker
Mannsfchuhe nach Rotenburg. Die Schuftcr mußten in Eile etliche 100 Paar machen, die
aber nicht abgeholt noch weggeführt wurden.
Den 8. November wurde viel bei Rotenburg und Crailsheim geftohlenes Vieh von
Soldaten nach Hall getrieben. Zum 11. November il't die Eroberung von Prag und Finnahmo
Böhmens „fammt der Stadt Kger" angemerkt, zum 17. November der Durchzug des Königs
von Schweden durch Frankfurt a. M. uud die Einnahme von Höchft.
Den 20. November rückten 2 Regimenter Lothringer in Hall ein, die vorher
Rotenburg rein ausgeplündert hatten. Dem Obcrften mußte der Rat die Schlüflel der Stadt
übergeben. Am St. Andreastag, den 30. November, erhielten fie eilenden Marfchbefehl und zogen
in der Frühe des 1. Dezembers ab, ohne zu plündern. Die Teurung und Seuche in Folge diefer
Einquartierung ift nmft.fndlich befchrieben und zum 13. Dezember die Einnahme von Mainz
und Oppenheim durch Guftav Adolf und zum 20. Dezember der Anfang der Wiedererbauung
Magdeburgs durch Banner angemerkt.
1632. Den 1. Januar kamen 4 fchwedifche Kompagnien Reiter unter dem Oberften Sper-
reuter nach Steinbach und den 21. nahinen als fchwedifche Kapitäne 2 Haller,
Friederich Mofer und Johann Ulrich Ußweiler, der frühere Stadtkapitün, in Komburg ihr
Quartier. Den 17. Februar kam auch eine ftarke Kompagnie Reiter (Hohenlohifche?J und die
neu geworbene Waiden burgi fche Kompagnie zu Fuß in das Haller Land und machten am
folgenden Tage mit den 2 im Komburg liegenden Kompagnien einen Angriff auf Tannen bürg
(bei Bühlerthann). Sie kamen jedoch am folgenden Tage mit Verhift eines Todten und einiger
Verwundeten, fowic einer Kanone zurück.
Den 25. Februar kamen „4 Kompagnien Kroaten und 3 Kompagnien zu Fuß- von
Ellwangen her und plünderten Oberfontheim, wurden aber von Vcllberg her von den
Schweden unter Sperreuter «herfallen und gefchlagcn. Auf beiden Seiten blieben „uf die 30",
viele wurden verwundet und von den „Kayferifchcn 120 zu Fuß gefangen nacher Vellberg ge-
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Aus J. K. Holderbufchs Chronik.
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führt und ift der Sontheimer Kaub ihnen wieder abgenommen worden*. Den 27. lind 300 Ge-
fangene in die Stadt geführt und im Salzhaus auf Stroh gelegt worden. „An diefem Tag
find bei 600 Kayferilcho Reiter vor V eil her g kommen, bis an die Wehren. Sind aber von
der Hauer mit Doppelhaken empfangen worden, daß 3 Reiter von den Pferden gefallen - .
Sporreuter fürchtete nun einen ornftlichen Angriff auf Hall und verlangte zu wiffen, ob fleh die
Bürger mit ihm wehren wollen, was diefe ihm zufagten. Es erfolgte jedoch kein Angriff.
Den 1. März wurde die Hälfte der Gefangenen nach Mergenthal geführt, 4 Tage
fpäter auch die übrigen. 8 Kompagnien (Schweden), die bisher in llshofen gelegen, wurden nun
„in das Kocheneck einlogirt*. Den 6 März zog Kapitän Mofer von Homburg ab, den 7. zog
Leutenant Horn, ein Haller Bürgersfohn, mit feiner Kompagnie, die zu Vellberg gelegen,
auch durch die Stadt. Den 12. zogen die Spe r reute rfchen Soldaten aus der Stadt, aber
nur bis Kunzelsa u. Als fie anderen Tages wieder vor das Thor der Stadt kamen, wurden fic
nicht eingeladen, weil der Graf von Neuenftein den Kommiffär Pflaumer (Peter v. Pflummern
vgl. Zeitfchr. des hift. Vcr. f. württemb. Franken 8 , 387.) mit einem Schreiben des Königs von
Schweden gefandt hatte, das diefem Hall zum Quartier anwies. Am 17. kam Pflaumer,
Obcrftwachtmeiftcr des Grafen Kraft (von Hohcnlohc-Ncuenftcin) , mit einer Kompagnie in
die Stadt. Den 19. zog eine Kompagnie Reiter unter dem Grafen (Ludwig Eberhard) von Hohenlohe-
Pfedelbach durch die Stadt.
Am Oftennontag, 2. April, zog Kapitän Ußwcilcr zu Komburg aus und ein
andrer ein und den 5. April zogen die in der Stadt und in Vellberg gelegenen Truppen gegen
Heilbronn ab. - Den 24. April kam Hans Georg Seyfferhcld, fchwedifcher Kapitän, der feine
Stelle als Ratsherr niedergelegt und eine Kompagnie zu Füll unter dem Grafen Kraft v. Neuenftein
kommandierte. 30 Mann dcrfelbcn wurden in die Stadt, die andern nach Vellberg gelegt.
Am Pfingftmontag zog er mit dem N ene n ftc i n il'ch en Ausfchuß gegen Ell-
wangen, das fich nebft Taunonburg feither gehalten hatte. (Nach einer fpäteren Angabe,
im Jahr 1634, wurde Scyfferheld auf diefem Zuge Kommandant von El Iwangen.)
Den 11. Juni zog der hohenlohifche Ausfchuß wiejler durch Hall heim, dagegen eine
Kompagnie geworbener Soldaten hinauf, den 8. Juni eine Kompagnie Reiter, die über Naeht
in Bibersfeld gelegen war. Den 14. und 15. Juni fliehen viele Leute aus dem „Markgräflichen
Land", fonderlich aus Feuchtwangen und Crailsheini.nachHall, weil die Kaiferlichen dort
plünderten und brannten. Den 18. kam die Nachricht, daß diefelben Schillings f Urft ausge-
plündert und das Schloß größtenteils verbrannt haben.
Den 22. Juli ftreiften Kaifcrl. Reiter ins Hallifche Land, plünderten llshofen und
haben die „Edelfrawen mit hinweg geführt*. Am Sonntag nach der Vefpcr hat man „die Bürger
und Bauern aufgemahnt und hinaus an die Schme racher Heeg gelegt". Sie durften am
30. Juli wieder heimziehen , da 7 Kompagnien Reiter und „ziemlich Fußvolk Schwcdifche" nach
llshofen kamen und etliche Tage dort blieben.
Den 2. Anguft brachten die Schwedinnen Reiter viel Vieh vor das Lan gen fehle r-
thor, welches fie bei Ellwangen gcftohlcn, fie verkauften einen Ocbfen um 12, eine Kuh um
2 Thalcr. Der Rat verbot dergleichen Vieh vor 14 Tagen zu leblachten oder zu verkaufen. Den
4. Augul't kam Rittmeifter „Gemminger-, fo fein Sitz zu Niedcrfteinich hat (OA. Gerabronn),
unter dem Grafen Kraft nach Heflenthal und wurde „uf die Comburgil'chen Bauern ausge-
feilt-, den b. September eine Kompagnie Reiter, bei 150 Mann unter dem Oberl'ten Hundt nach
Michelfeld, wo fie 2 Tage lagen, den 23. 6 Fahnen Fußvolk, dem Grafen Kraft zugehörend,
nach llshofen, „hat manches Dorf von 3 bis 400 fl. geben müßen*. Den 25. kam Rittmeifter
Gemminger mit feiner Compagnie nach Michelfeld, lie nahmen den Bauern, was ihnen gefiel,
den 29. kamen wieder 6 Kompagnien Reiter nach llshofen. Den 18. Oktober kam nach Hall
der Fürft von Darin i tatt fauit feinem Stab, welcher für 2 Kompagnien gerechnet wurde.
Außerdem follten 4 Kompagnien ihr Winterquartier im Hällifchen haben.
Am SchlufTe diefes Jahres find die wichtigeren Ercigniffe in demfelbcn vom 19. Januar,
Eroberung von Wismar durch die Schweden, bis zum 29. Dezember, Tod des Königs Fried-
rich von Böhmen in Mainz, zufammcngcl'tcllt.
Hierauf giebt Holderbufch den Titel eines Tractätlcins an, das ein Unbekannter in die-
fem Jahre 1632 habe ausgehen lauen und das er bei Händen habe: „Wcltd vnd Hummel Kefig
darinnen das jetziger Zeit gegenwertiges Tiranißiren, Kauberifche, WeldtgcUimmel , Wielen vnd
Toben, Irren, Verwirren, Synccriren, Liegen, Tricgen vnd Kriegen, gleich alß in einen klaren
Spiegel vor Augen geftcllt vnd erwießen wQrdt. hat den Verftandt, daß in ganz Tcutfehlandt
kein heftend ige r Fried zu hoffen, ehe vnd zuvor die Ketzer alle gut Catholifch fein. Dem hoch-
bedrengten Vatterlandt Teutfcher Nation zur hoihnothwendigen Warnung*.
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Boffert
1633. Im Jahre 1638, den 8. Januar entftand zu Hall ein Streit mit Waldenburgifchen
Beamten, welche mit etlichen Reitern den Kommentburhof (der Johanniter) befeUt hatten nnd
die Komenthurifchen Unterthanen aufforderten ihrer Herrfchaft zu hnldigen. Der Rat ordnete
eine Deputation dahin ab, welche Holderbnfch mit feiner 20 Mann ftarken Korporal fchaft zu
begleiten hatte. Die Haller fperrten den Hof ab, ließen die Bücher durch Musketiere aufs Rat-
haus tragen und zwangen deflen Unterthanen aufs neue dem Kommenthur zu huldigen.
11. Februar zog der Flirft von Darmftadt, der feither in Velberg gelegen, wie-
der ab durch die Stadt Den 10. Februar mußte der Rat dem Herzog von Württemberg
2 Leibpferde fchicken.
Den 15. April kamen die Deputierten des Rats vom Reichstag in Heilbronn zu-
rück (welchen der fchwedifche Reichskanzler Oxenftirn den 18. März dort eröffnet hatte). Die
Bürgerfchaft wurde fogleich auf die Trinkftube erfordert und ihr eine neue Kontribution ange-
kündigt Den 20. fing man in der Stadt und auf dem Lande an zu werben. Je 12 Iläufer
mußton einen Mann werben. Die Herren gaben keinem mehr als 4, 6 bis 8 R.thaler und der
Geworbene mußte fich felbft ausriiften; die Bauern aber gaben einem 10, 20 bis auf 80 R.-
thaler und mußten den Geworbenen noch dazu Kleider, BUchfen und Wehr anfehaffen. Die Ge-
worbenen wurden in die Wirtshftufer gelegt und erhielt jeder wöchentlich 2 fl. zu verzehren.
Den 19. Auguft ließ der Rat einen Mann von Hohen berg, einem Filial von Reinsberg,
wegen eines Verbrechens wider die Sittlichkeit mit dem Schwert richten und verbrennen Der Pfarrer
von Reinsberg aber, der das Vergehen, das ihm in der Beicht anvertraut worden war, ausgefagt
hatte, wurde bald darauf erfchoflen, der Oberft Kronberger hatte nämlich leinen Rottcnmeiftern
verfprochen, wer den Pfarrer von Reinsberg erfchieße, foll Offizier werden. Am felben Tag
mußte der Rat in das fchwedifche Lager nach Lichtenau 1000 Laibe Brot fchicken, jeden
zu 6 Pfd. und 450 Laibe zu 5 Pfd. und den 6. Oktober 800 Laibe Brot zu 4 Pfd. den Schweden
nach Gunzcnhaufen; ferner wurden in diefem Monat allen Dörfern Fruchtlicfernngen aufer-
legt, Michelfeld z. B. mußte 25 Sch. Dinkel und 15 Sch. Haber liefern, die an den „Reichs-
kanzler Oxenftirn'' abgeliefert wurden.
Den 25. Oktober kam der Oberfte Witz leben nnd nahm fein Quartier beim Tranben.
Sein Volk wurde auf das Land gelegt
„Den ö. Dez. hat man allhier in allen Predigten des Königs in Schwöden, feiig, ge-
dacht, weil es eben ein Jahr, da er ift umbkommen, vnd vns zu Güeth ins Röm. Raich gezogen.
— Den 6. Dezember kamen bei 40 fchwedifche Reiter nach Steinbach, die Quartier im Rofen-
garten begehrten. Da fie aber keine Patente hatten, wurden fic abgewiefen und durchs Land
begleitet. Den 18. kam eine Kompagnie Reiter nach Uttcnhofen, den 19. eine weitere nach
Heffenthal, den 20.2 Kompagnien Fußvolk nach Bibersfeld, täglich zogen Truppen durch
die Stadt oder das Land. Den 29. kam der Fürft von Birken fei d, ein fchwedifcher Ober-
fter, in die Stadt nnd nahm fein Quartier bei dem Trauben.
Hier fchließt der erfte Teil des Tagbuchs mit den Worten: Vnd in dießem notirdt
von Anfang des Krieges 1618, bis vf den Einfall 1634.
Zur Gefell ich te des fogenannten Strnußenkriegs.
Von G. Boffert
Der fogenannte Straußenkrieg ift für die Zeit unmittelbar vor der Reforma-
tion überaus charakteriftifch. Das ganze Elend des deutfehen Reiches, wie es Maxi-
milian hinterlaflen, tritt mit einem mal zu Tage. Ein armer Salzfuhrmaon wagt es,
einer Reichsftadt förmlich den Krieg anzukündigen. Mit einer Handvoll Leute hält er
drei Jahre lang die Stadt Hall in Atem, obwohl fie einen Preis auf feinen Kopf fetzt.
Sein Verfahren gegen die Städter, welche in feine Hände fallen, zeugt von einer
furchtbaren Erbitterung gegen die Haller, welche doch in der von den Ohroniften an-
gegebenen Urfache von Strauß' Kriegserklärung nicht genügend gegründet erfcheint.
Einige Nachrichten aus den Kirchberger Akten des Kreisarchivs Nürnberg, jener un-
gemein reichen Quelle für die Gefchichte Frankens von KM*8 — 1562, werfen ein grelles
Licht auch auf den Straußenkrieg. Was jene Kirchberger Akten geben, ift ein zu-
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Zar Gefchiohto des fogenannten Straußenkriegs.
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verläffiges Material, denn es beliebt aus den Berichten der Vögte von Kircbberg an
die drei Städte Dinkelsbühl, Hall und Rotbenburg, welche von 1398— 1562 Stadt und
Amt Kirchberg von den Grafen von Hohenlohe als Pfand inne hatten, und den Be-
fcheiden der drei Stadtbehörden, die abwechslungsweife je ein Jahr die Leitung der
Gefchäfte, die fog. Mahnung, hatten. Bei der Reichhaltigkeit und Zuverläffigkeit des
in 12 ftattlichen Foliobänden enthaltenen Materials verdiente diefe Quelle eine Aus-
beutung im weitelten Umfang. Finden doch auch EreignüTe, die nicht unmittelbar
Kircbberg und die drei Städte berühren, eine Beleuchtung. Kirchberg, nahezu in der
Mitte zwifchen den drei Städten, in unmittelbarer Nähe des hohenlohifchen und mark-
gräflichen Gebietes, umgeben von einer zahlreichen und unruhigen Ritterfchaft , war
befondere feit Anfang des 16. Jahrhunderts wie eine Hochwacht, von der aus alle
irgendwie bedeutenderen Ereigniffe der Zeit beobachtet und vom Vogt alsbald an die
Mahnungsftadt berichtet werden, To der Zug der fränkifchen Ritter gegen Herzog
Ulrich nach dem Tode Hänfen von Hutten und wieder die glückliche Eroberung des
Landes durch Herzog Ulrich und Landgraf Philipp von Hellen 1534. Kaum find
irgendwo ein Dutzend Bewaffnete beifammen, alsbald geht ein Bericht nach Rothen-
burg, Hall oder Dinkelsbühl. Ja als 1536 Hans Fuchs zu Neidenfels mit der Tochter
des letzten Bebenburgers Hochzeit hielt und viele Gälte nach Neidenfels und Burles-
wagen kamen, hält es der Vogt auch für Pflicht, Anzeige davon zu machen. Es
mögen hier noch einige Bcifpiele flehen.
1507 Sonntag nach Mariae Conceptio den 12. Dezember in der zweiten Stunde
der Nacht berichtet der Untervogt, daß Herr Konrad Schott mit einer merklichen
Summe zu Roß und Fuß „auf fei", ohne daß man wifle, wohin er wolle. Am Diens-
tag darauf (Dienstag nach St Lucia 14. Dez.) fchreibt der Obervogt, es fei eine „Ent-
pörung" gewefen, man habe zu Langenburg und an andern Orten fchießen hören.
1508 am Sonntag nach Sebaldi den 20. Aug. berichtet der Obervogt Hans
von Morftein, es fei eine große Verfammlung in Boxberg bei einander; am Montag den
28. (Mont. nach Barthol.) Und bei 80 Pferde nach Crailsheim gekommen, darunter
Conz Schott mit 9 Pferden und viele Reifige und darauf wieder heraus gezogen. Am
19. Sept. Dienstag nach Exaltatio Crucis bekam der Obervogt Weifung, fich zu er-
kundigen, ob nicht an der Jagft eine „Entpörung" fei. Er konnte aber nichts Be-
fonderes erfahren, doch berichtet er am 21., Wilhelm von Vellberg habe feine Bauern
gemuftert und den „Harnafch* befehen. Im folgenden Frühjahr war wieder große
Verfammlung in Boxberg. Am Sonntag Judica 25. März Nachts 8 Uhr fendet Hans
von Morftein einen Boten mit der Nachricht ab, daß 200 Mann zu Roß und Fuß
heute über den Neckar nach Boxberg gezogen und weitere kommen nach. Am Diens-
tag nach Quafimodogcniti 17. April gibt er bekannt, daß Conz Schott Leute zu einem
kleinen Zug werbe. Am 2. Mai ift große Verfammlung in Boxberg. Am 13. April
1511 kommt Botfchaft, daß über 600 Mann vom Rhein herauf gegen den Odenwald
ziehen, auch Graf Albrecht von Hohenlohe fei in allen feinen Aemtern „wägig ". Ganz
befonders das Jahr 1536 ift voll beunruhigender Nachrichten. Zu Anfang des Jahres
berichtet der Vogt von Kirchberg, Markgraf Georg habe die Pfaffen zu „Amarishagen"
und Schmalfelden, welche dem Evangelium zuwider feien, gefänglich angenommen.
Am 7. März wurden mehrere Bauern von Lorenzenzimmern, welche das Geld ftatt
des Zehnten nach Hall tragen wollten, beim Riegel nahe beim Ort von 7 Reitern
„überilen", einer erfchoffen, die andern entliefen. Diefelben 7 Reiter, die fich dann
nach Dörmenz zu entweder gen Leofels oder Morftein wenden, hatten auch Bauern
zu Helmishofen (Hellmannshofen, OA. Crailsheim) Überfallen. Am 13. März will der
Vogt erfahren haben, daß eines der Pferde bei jenem Überfall Götz von Rein, dem
WQrltamb. ViertBljahrsbefte 1*15. 7
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Boffert
Amtmann von Jagftberg (begraben in der Kirche zu Künzelsau), gehört habe. Allent-
halben kommen Botschaften von Rüstungen. Zu Füffen und Waldkappel Tollen Knechte
liegen, der Graf von Leuchtenberg flehe gerüftet zu Gronsfeld. Am 15. Juni (Mittw.
nach Corporis Chrifti) wird berichtet, Wolf v. Vcllberg, Amtmann zu Crailsheim, fei
bei acht Wochen nicht einheimifch gewefen und jetzt nach' Haufe gekommen. Er
werbe viel Kriegsvolk und habe fleh vernehmen lallen, er wolle einer Stadt einen
Raycta (Hauch) unter die Nafe machen. Ein Häuflein Kriegsvolk zieht auch in diefer
Zeit durch die Gegend dem Kaifer zu, auch lagen 30 Pferde zu Leofels, darunter
Daniel Trautwein. Am 28. Juni wird berichtet, Hans Konrad von Rofenberg (zu
WaldmannBhofen) bei Aub rufte Kriegsvolk zu Fuß und Roß, doch wiffe man nicht,
ob er fie dem Kaifer oder Hans Thomas von Rofenberg zufchicken wolle. Am 8. Ok-
tober geht das Gerücht, Markgraf Georg rufte viel Kriegsvolk und Reiswagen und
werde nächfter Zeit aufbrechen, aber niemand wiffe wohin. Doch wird die kritifche
Bemerkung gemacht: „Es ift wohl ein Bottengefchrei ohne gewiflen Grund/'
Man fleht, wie ängftüch die Städte auf alle Bewegungen der Umgegend acht-
geben ließen, aber auch, wie unruhig es in jener Zeit in Franken zuging. Indem ich
die oben charakterisierten Akten zu weiterer eingehender Forfchung empfehlen möchte,
gehe ich zu dem eigentlichen Gegen ftand, der durch diefe Quelle neu beleuchtet wer-
den foll, über. Bisher war die Hauptquelle die Chronik von Herolt, in der Ausgabe
von Schönhuth S. 75—77. Sie berichtet:
Am 24. Mai 1514 am Abend vor Himmelfahrt war Hans Strauß, ein armer
Salzfuhrroann von Neuenftein, der mit Pferd und Karren einen Salzhandel in der
Gegend trieb, wie heute die Matzenbacher mit Selterfer Waller und Krügen, mit einem
Haller Sieder in heftigen Streit gerathen ; der Sieder wollte ihm das Salz nicht borgen.
Strauß ritt zum Eichthor hinaus, als wollte er feine Pferde in die Wette treiben, ließ
aber den Karren mit Salz flehen. In der Nacht klebte er einen Fehdebrief ans
Weilerthor und brannte gleich darauf ein Haus und eine Scheune in dem nahen Heim-
bach nieder. Fortan that er den Hallern Schaden, wo er konnte. In kurzem wurde
er ein Schrecken in ihrem ganzen Gebiet, wie vor 90 Jahren Hannikel. Er tauchte
bald da bald dort auf, fengend und brennend, raubend und blutvergießend. Die
Haller Schickten Kundfehafter nach ihm aus und ließen Reiter auf ihn ftreifen. Sie
fetzten auch einen Preis von 200 fl. aus, wenn man ihn gefangen, und 100 fi., wenn
man ihn todt nach Hall brächte. Viele zogen auf eigene Fauft heimlich aus, um
Strauß zu überrafchen, aber wenn fie ihn auch irgend wo trafen, wagte es doch
keiner, Hand an ihn zu legen. Ein kecker, trotziger Menfch, hatte Strauß fleh mit
einem geheimnisvollen Schrecken zu umgeben gewußt. Ins Jahr 1514 werden wohl
noch die von Herolt zuerft erzählten Tbaten gehören, wie er Ziegelbronn und Orlach
niederbrannte, einem Sporersjungen , der Arbeit ins Schloß nach Waldenburg tragen
follte, die eine Hand abhieb , fie ihm um den Hals hing und ihn wieder nach Hall
Schickte, die Weinfuhrleute, welche den Hallern Wein führten, überrafchte, den Fäffern
den Boden ausfehlug und den Wein auf die Erde laufen ließ. Am 24. Februar 1515
überfiel er Abends den Weiler Buch, OA. Crailsheim, mit einer Schaar von 12 Pferden
und reifigen Helfershelfern und verbrannte eine Scheune. Auch ein Wohnhaus hatte
er dort angezündet, das aber noch gerettet werden konnte, da er dem Bauern, welcher
(ich auL Pferd geworfen, um nach Kircbberg zu eilen und Hilfe zu holen, nacheilte.
Er holte ihn ein und verwundete ihn. Bald darauf fiel er mit feinem Genoflen Bech-
jenla in Dünzbach ein und raubte Pferde, welche er nach Mittelbach führte. Im
Juli 1515 war der Schultheiß von Kirchberg auf die Kunde, daß ein Spießgelelle von
Strauß bei SachSenflur gefangen worden, nach SachSenflur geritten und hatte das
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Zar Gefchichte des Cngcnannten Straußen krieg*.
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peinliche Recht über ihn angerufen. Der Schultheiß zu Sachfenflur wagte nicht, für
(Ich felbft zu handeln, fondern ritt mit etlichen Bauern zu feinen Edelleuten, zu den
Herren von Rofenberg, nach Schüpf und Boxberg und dann nach Königshofen und
Bifchofsheim, um Raths zu pflegen. Man verfprach dem Schultheiß von Kirchberg,
den Gefangenen zu richten, aber er follte von Sachfenflur nach Schüpf und dann nach
Königshofen auf der Heide, d. h. wohl Gaukönigshofen Bez. Ochfenfurt geführt werden.
Der Schultheiß mußte mit diefem Kanzleitroft abziehen. Denn Thomas von Rofenberg
ließ den Spiefigefellen von Strauß, Hans von Bieringen, (ohne Zweifel jenen unter dem
Namen Ottenwälder fpater berüchtigten Raubgefellen des Hans Thomas von Absberg,
f. OA.Befchr. Künzelsau S. 417) am 28. Juli wieder los. Aber kaum war der Schult-
heiß wieder nach Kirchberg heimgekehrt, fo wurde eine neue Unthat bekannt. Strauß
hatte am 28. Juli Frech Enderli, der vom Markt zu Ellwangen heimritt, bei Hummels-
weiler ein Pferd und Geld abgenommen. Der Schultheiß von Honhardt fchickte ihm
4 Mann zu Roß nach, aber Strauß zog fich in den „rauhen" Wald und entkam. Jetzt
wendete er fich nach Weften ins Hohenloher Gebiet Am 10. Oktober war er in
einem Wirtbshaus in Oehringen, wo er Fleifch, Brot und Wein mitnahm. Zu einem
Mann von Geislingen Namens MeUer, den er dort traf, fagte er: Wie kannft du doch
mit mir effen, da ich dein Feind bin ? Er rühmte fich, im hohen loh ifchen Land fürchte
er fich nicht, wie denn auch die Haller die Grafen von Hohenlohe im Verdacht hatten,
fie geben Strauß Unterfchleif. Auf einen neuen Anfchlag bereitete er fich vor, indem er
zu Metzer fagte, er wifl'e eine gebratene Gans. Am Freitag Morgen, als Metzer mit
feinen Genoffen nach Neuenftein fuhr, kam Strauß plötzlich mit gefpannter Büchfe
aas dem Gebüfch. Einem Knecht von Lendfiedel nahm er ein Pferd. Von feinem
Treiben im Jahr 1516 ift noch nichts bekannt.
Wahrfcheinlich in den Sommer diefes Jahres gehört jene von Herolt mit vor-
trefflichem Humor gefchilderte Szene, wie Strauß bei Schmerach in einem Heufchocken
behaglich auf dem Heu lag. Da wurde es dem Vogt in Kirchberg angezeigt, der
feine Söldner hinausfchickte, um ihn gefangen zu nehmen. Als nun einer der Söldner
auf das Heu hinauffteigen wollte, fuhr Strauß ihm mit der Büchfe unter die Nafe.
Der Söldner, ohne zu ahnen, daß Strauß kein Feuer hatte, erfchrack, fiel hinter fich
und fchrie mordio. Während die andern herzuliefen, fchlüpfte Strauß hinten am Dach
hinab und entlief ihnen in den Wald. Der Vogt war fchwer erzürnt und legte den
„freidigen" (mutigen) Mann in den Turm.
Strauß hatte jedenfalls Unterftützung beim Adel. Als Knecht hatte er einen
alten Diener Wilhelms von Crailsheim, des Alten. Im Sommer 1517 war er mit zwei
Pferden bei dem Grafen von Ifenburg zu Lindheim (c. 17 km von Hanau). Seine Gefangenen
brachte er in die Schlöffer des Adels bis nach Geinhaufen. Besonders ftand ihm das
Schloß Ruck offen. Es ift das ein Schloß der Herren von Steinau-Steinrück , wo er
bei Bernhard von Steinruck, damals Amtmann zu Adelsheim, Zuflacht fand. Auf die
Burg Schondra, welche diefem Herrn gehörte, führte auch die Absberger Bande ihre
Gefangenen, OA.Befchr. Künzls. S. 237. Bei manchen feiner Raubzüge kam die Reute
in die Schlöffer des Adels, fo als man den Hallern Pelz wegnahm, in das Schloß der
Rofenberg nach Boxberg. Bei einem andern Überfall, als man den Hallem eine
Sendung Tuch unterwegs raubte, waren Melchior und Thomas von Rofenberg und
David Truchfeß dabei. Noch klarer wird fich die Unterftützung, die Strauß beim
Adel fand, aus zwei andern Ereigniffen ergeben. Am Mittwoch vor Burkhardi
7. Oktober fiel Strauß mit neun Genoflen in Dünzbach, das er fchon einmal heim-
geiucht hatte, ein, nahm Hagellein drei Pferde weg und führte feinen Sohn gefangen
fort. Von Dünzbach zogen fie noch Mulfingen, von dort auf der Höhe durch die
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Boffert, Zur Gofchichte des fogonannten Straußenkrieg*.
Wälder nach Edelfingen, wo He den Gefangenen in einem Holz an den Weinbergen
liegen ließen, bis es finfter war. Nun kam Strauß wieder und führte ihn nach Bai-
bach, wo er in einem Haus bis Mitternacht gebunden lag Jetzt nahmen ihn Strauß,
Hänslin von Boxberg, Barthelmes, der Knecht Oswald Fechingers, der fog. Kraycholt
und ein nichtgenannter Edelmann, alle zu Roß, und zogen nach Oswald Fechingers')
Schloß, wo er in den Stock gefchlagen wurde. Aber als er nun erkrankte und des-
halb aus dem Stock kam, gelang es ihm zu entrinnen. Bald darauf muß Strauß
wieder in die Nähe von Hall zurückgekehrt fein, wo man ihm von allen Seiten nach-
fpürte, fo daß ihm das Gelingen feiner Streiche fehr erfchwert wurde und es fleh
vorausfehen ließ, wie er enden würde.
Als er Brachbach auf dem Ornwald, OA. Hall, plündern wollte, bekamen die
Haller Kundfchaft davon. Sie zogen alsbald mit einem Fähnlein Reiter und ihrem
Feldgefchüz bei Nacht aus, legten fich bei Brachbach in den Hinterhalt und erwar-
teten Strauß, der aber bereits durch feine Kundfehafter Nachricht bekommen hatte.
Seine Spießgefellen hatten heimlich den Schlüffel zum Riegel an der Landheeg bei
Kupfer weggenommen. So drang Strauß ungehindert in die Landheeg, plündert«
Kupfer und zündete es an. Als nun die von Übrigshaufen erfchreckt Sturm läuteten,
eilten die Haller von Brachbach herbei. Strauß, der die Feinde kommen fah, floh
erft, man fchoß ihm nach, bald aber drang er auf die wenigen Reifigen ein und
nahm Volk von Roßdorf, einen Haller Patrizier, gefangen, doch wurde er ihm
wieder abgenommen. Als nun auch Haller Fußvolk anrückte, mußte Strauß den
Raub dahinten laffen. Wiederum erhielten die Haller Kundfchaft, Strauß hege in
Orendelfall, einem Klofter Schönthalifchen Ort OA. Oehringen. Man überfiel ihn, aber
er entrann noch einmal, doch diesmal mußte er Pferd und Harnifch dahinten laffen, man
brachte fie im Triumph nach Hall. Hatte man doch einmal eine Trophäe von dem
gefürchteten Feind, dem armen Salzfuhrmann. Gelang es auch zuletzt, Strauß aus
dem Weg zu fchaffen, den Hallern gönnte er nicht den Triumph, ihm auf der Köpf-
ftatt das Haupt abzufchlagen , fondern ein württembergifcher Nachrichter that ihm
den Dienft. Strauß hatte einem gut hohenlohifchen Wirt zu Wefternach zur Strafe
dafür, daß er den Hallern Güter geführt, eine Brandfchatzung auferlegt, welche er
in Brettach bei Neuenftadt im Wirtshaufe bezahlen follte. Das war den Hallern
verraten worden. Als eben der Wirt Strauß fein Geld auf den Tifch zählte, fah
er zum Fenfter hinaus und rief: Die Haller kommen! Strauß griff eilends („ile") zu
feinem Schwert und wollte entfliehen, wurde aber gefangen und nach Neuenftadt ge-
führt, wo ihm Württemberg den Prozeß machte. Am 23. Dezember wurde er ent-
hauptet, aber unter den Galgen begraben, weil er vor feinem Tode fich weigerte, zu
beichten und das Sakrament zu empfangen. Die Haller wären wohl mit Strauß anders
verfahren, denn zwei feiner Spießgefellen, bei denen man die Schlüffel zum Riegel
bei Kupfer fand, und die Kupfer verbrannt hatten, wurden gevierteilt, einem Dritten
der Kopf abgefchlagen. Aber es mußte einen tiefen Eindruck auf die Bevölkerung
machen, als wenige Stunden nach der Hinrichtung des Unglücklichen, der zuvor noch
fein Schuldbekenntnis widerrufen hatte, der Blitz Mittags 12 Uhr in den St Michaels-
turm fchlug und durch das Gewölbe drang, fo daß das Geftein an einem Pfeiler
ganz zerfplittert wurde.
Freuten fich die Haller, Strauß und feine GenofTen befeitigt zu fehen, fo war
der Eindruck davon ein ganz anderer bei der Kitterichaft. Die Nachricht von Strauß'
') Wo? Ich kenne das Gefchlecht der Fechinger nicht. Ift vielleicht ein Fcchenbach
gemeint.
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Bonhöf fer, Kanzelsau und das Ganerbiat.
101
Gefangennahme war nach Dörzbach gekommen , als Wolf und Hans von Berlichingen
im Wirtshaufe waren. Da fprach Wolf von Berlichingen : Botz Marter, da wird nichts
Gutes draus, indem er wohl mit Recht befürchtete, die Unterfuchung möchte manches
zu Tage bringen, was vielen unangenehm werden könnte. Doch waren die Haller
klug genug, „alle die außer Sorgen zu lallen u , die Strauß Beiftand gethan und behilf-
lich gewefen waren.
Fragen wir, was Strauß dazu getrieben, die Haller mit folcher Wut zu be-
fehden, fo mag wohl urfprünglich das Salz, das er borgen wollte, den Anlaß gegeben
haben. Es mag fein, daß er erft die Haller zu einem Vertrag zwingen wollte, wor-
nach er lein Salz zur Handelfchaft auf Borg bekommen follte Aber offenbar wäre
es Strauß nicht möglich gewefeu, fo vorzugehen und l'ich 1b lange zu halten, wenn
er nicht in einflußreichen, weitverzweigten Kreifen Unterftützung gefunden hätte. Strauß
wurde das Werkzeug des mißvergnügten Adels, der feit 1512 der Stadt Hall noch
befonders auflatzig war, als die Adelsmacht in der Stadt völlig gebrochen wurde und
ein guter Teil des Adels erbittert aus der Stadt zog. Ift uns auch unter den obigen
Schützern des Strauß kein direkt aus Hall flammender Edelmann begegnet, fo war
doch das Standesinterefle dasfelbe beim ganzen fränkifchen Adel.
Die Epilbde des Straußenkriegs ift aber nur ein Vorfpiel deflen, was Hans
Thomas von Abfperg und Hans Jörg von Afchhaufen zum Handwerk machten.
Künzelsau und das Ganerbiat.
Von Profoflbr BonhOffor in Künzelsau.
Das Städtehen Künzelsau bietet mit feiner Gefchichte ein ganz befonders
fpreebendes Beifpiel von der ehemaligen Zerfahrenheit des Befitzes und der daraus
entfpringenden Herrfchaftsrechte. Mehrere Jahrhunderte lang waren es nie Weniger
als 4 Herren, die Künzelsau gleichzeitig als feine Obrigkeiten anzuerkennen hatte.
Am 12. April 1493 einigten fich die damaligen Teilhaber des Dorfes, bald darauf
Marktfleckens, Künzelsau, nämlich Erzbifchof Bertold von Mainz, Graf Kraft VI von
Hohenlohe, die Stadt Hall und die Herren von Stetten, zu Amorbach im Odenwald,
in einem Burgfrieden, zur gemeinfamen Regierung Künzelsaus. Derfelbe — heutzutage
noch in mehrfacher Abfchrift auf Pergament und auf Papier in den Regiftraturkäften
des hiefigen Rathaufes als in einem wohlverdienten Ausding ein ehrwürdiges Greifen-
alter feiernd — bildete mehr als 3 Jahrhundertc lang die wichtigfte Urkunde Künzelsaus,
die Grundlage feiner Verfaflüng und Verwaltung. — 1499 trat infolge von Erwerbungen
in Künzelsau auch der Bifchof von Würzburg zu diefem Verband der gemeinfamen
Herren, der „Gemeiner" oder , Ganerben " des Fleckens, hinzu. — So waren es 5 Herren,
ja da eine Zeit lang auch Berlichingen Ganerbe war, kurze Zeit über fogar 6 bis 1598,
wo Hall feinen Belitz an Hohenlohe verkaufte und aus dem Ganerbiat austrat. Von
nun an war bis zum Jahre 1802 die Obrigkeit Künzelsaus eine vierfache. Denn als
1717 Stetten leinen hiefigen Befitz an das Ritterftift Koraburg verkaufte, trat diefes
an feine Stelle und übte mit einer ganz kurzen Unterbrechung die ganherrfchaftlichen
Rechte aus. —
Man kann fich nun denken, in welch füßer Eintracht diefe 4—6 Obrigkeiten
mit einander regierten, zu welch fubtilen Auseinanderfetzungen die Abgrenzung der
Kompetenzen führte, welch bunte Verworrenheit das für viele VerhältnilTe mit fich
brachte, mit welch gravitätifcher Schwerfälligkeit und rückfichtsvollcr Umftändlichkeit
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102
Bonhöffer
Verwaltung und Juftiz gehandhabt und überhaupt über das Wohl und Wehe Künzels-
aus verhandelt wurde. Denn da vertrat für die mainzifchen Unterthanen der Amts-
keller zu Nagelsberg, in den letzten Jahrzehnten des Ganerbiats der Oberaintmann
zu Krautheim die hohe kurfürftliche Staatsgewalt, für die würzburgifchen bis 1663
der fürftbifchöfliebe Schultheiß zu Künzelsau, von da an der Amtskeller zu Jagftberg,
fpäter zu Muliingen, hier freilich fchon in recht ehrerbietiger Abgelegenheit von den
getreuen Schutzbefohlenen. Der hohenlohifche Beamte, anfangs Schultheiß, fpäter
Amtskeller genannt, refidierte immer hier in Künzelsau, bei der Nähe feiner Herrfchaft,
deren Gebiet feit 1489 die Markung Künzelsau faft rings umfehloß, jedenfalls die
gefürchtetfte Perfönlichkeit im Ort; der ftettenTche Schultheiß, wenn feine Gefchäfte
nicht der Amtsvogt von Kocherftetten verfah, faß im Gottlob Bauerfchen Haufe da-
hier, der koniburgifche Schultheiß im Karl Lindnerfchen , der komburgifche geiftliche
Verwalter im Munderfchen Haufe. Auch Hall hatte, fo lange es Ganerbe war, einen
Schultheißen, der hinten im hällifchen Schlößchen, öftlich von der Burg Bartenau,
häufte. Alfo Regierung im Überfluß!
Laden Sie mich verfuchen, auf Grund der hiefigen Stadtakten dieZuftände
unter dem Ganerbiat etwas näher zu beleuchten, indem ich einiges mitteile über
die Zwiftigkeiten der Ganerben unter einander, über den Druck, den das gefpaltene
Regiment auf die Gemeinde und ihre Organe ausübte, fodann aber auch über den
kräftigen Gegendruck der Gemeinde und die Vorteile, welche diefelbe fchließlich aus
jenen anfebeinend ungünftigen Verhältniffen gezogen hat.
Ganz nach dem Mufter der deutfehen Reichstage und der diplomatifchen
Konferenzen jener Zeit (tritt man lieh auch in Künzelsau auf dem Rathaufe zunächft
um das Wichtigfte, nämlich die Sitzordnung. Auf den Ganerbentagen, d. h. den
Zufaramenkünften der Ganerben, bezw. der Vertreter derfelben, fowie auf den viertel-
jährlichen und den außerordentlichen Konventen der herrfchaftlichen Beamten hatte
Mainz mit kurfürftlicher Würde ftets unbeftritten den Vorfitz als primus inter pares
und lotete die Verhandlungen. Dem Range nach wäre nun Würzburg gekommen als
Reichsfürft. Allein Hohenlohe, das weitaus am meiden begütert war, wollte fich das
nicht gefallen lauen , da Würzburg nur durch Kauf von Stetten , alfo nur mit dem
Rang eines Edelmanns, Ganerbe fei. Ja, Hohenlohe verlangte fogar für fich eine doppelte
Stimme, nachdem es den hällifchen Anteil angekauft hatte. Jahrzehnte lang dauerte
diefer Streit. Auf dem Ganerbentag von 1602 war denn in der That ein zweiter
gräflich hohenlohifcher Keller von Ingelfingen anwefend und fetzte fich auf den hälli-
fchen Stuhl. Der erfte hohenlohifche Abgeordnete Ludwig Kafimir Senft fetzte fich
gleich nach Mainz. Da proteftierte Würzburg, übergab feine Vertretung dem mainz-
fchen Abgeordneten und trat ab. In der Folgezeit verzichtete Hohenlohe auf den
zweiten Rang und die doppelte Stimme. Die Reihenfolge in den Zirkularen ift durch-
gängig diefe: Mainz, Würzburg, Hohenlohe, Stetten oder Kotnburg. Doch noch im
Jahre 1657 giebt der hohenlohifche Beamte bei einer Gemeinderatswahl ein fünftes
Votum, das hällifche, ab.
Das Jahr darauf 1603 kam man fich wegen Ausübung des Geleites in die
Haare. Hohenlohe beanfpruchte diefelbe für fich allein. Ein Mann — fo meldet un-
bef timrot genug die Chronik — welcher fich gegen den Bifchof von Würzburg auf-
gelehnt hatte, wurde am 30. Dezember 1G03 gefangen durch Künzelsau geführt, wo-
bei der gemeinfehaftliche Schultheiß mit 50 Mannen das Geleit ausübte. Da über-
zog am Neujahrstage 1604 Graf Philipp von Hohenlohe den Flecken mit einer Kriegs-
fchar von 2000 — wird wohl heißen müden 200 — Mann, vermeinend, den gemeinen
Schultheiß gefänglich anzunehmen. Die Sache war jedoch verraten worden, und es
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Küiizelsau und das Ganerbiat.
103
ging deshalb nicht bloß der gemeine Schultheiß Hans Hecht aas dem Flecken, fondern
es wurde auch die Kirche eingestellt. Graf Philipp aber ließ fowohl dem gemeinen
als auch dem würzburgiSchen Schultheiß je einen Schwarzen Regimentstecken verehren,
je mit dem Bedeuten, „wenn fie vorhanden wären, hätte er ihnen die Stecken zu ver-
liehen geben wollen". Das hieß gewiß mit dem Holzfchlegel winken! Und als 4 Jahre
darauf Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach deu Ort paffierte, übte Hohen-
lohe — allerdings unter Widerfpruch der Mitherrfchaften — das Geleite allein.
Einen weiteren Strittigen Punkt zwifchen der Graffchaft einenteils und dem
Ganerbenverband andernteils bildete über 100 Jahre lang die Ausübung der Gerichts-
barkeit auf der Küuzelsauer Markung. Innerhalb der Burgfriedensfteine war die-
felbe ohne Zweifel Sache der Ganerben; aber zwifchen den Burgfriedensfteinen und
den Grenzsteinen der Markung (Soweit diele hohenlohiSches Gebiet war), nahm Sie
Hohenlohe in AnSpruch. Die Frage wurde brennend im Jahre 1609 bei der Wieder-
aufrichtung des vom Wind eingeworfenen Galgens. Obwohl derfelbe auf hohenlohiSchem
Grund und Boden Stand, führten Mainz, Würzburg und Stetten feine Wiederaufrichtung
im Namen des Ganerbiata herbei. Offenbar hatte fich der hohenlohifche Beamte
düpieren oder majorifieren lauen. Da erfolgte von NeuenStein aus ein geharnischter
ProteSt des Grafen Kraft von Hohenlohe. Die Aufrichtung des Hochgerichts auf
hohenlohiSchem Gebiet Sei vor alters von hohenlohe nur nachparSchaft- und gutwilligen
Nachfehens zugclaflen worden, ein Recht der Ganerben gründe fich darauf keineswegs.
Im übrigen wolle man es vor diesmal bei der Wiederaufrichtung am alten Platz be-
wenden laßen, da gerade eine MannsperSon, So Sich Bernhard Müller nennet, in Künzels-
au in Verhaft liegend, in gütlicher und peinlicher AusSag unterschiedliche Dieberei
bekannt habe und wahrscheinlich zum Galgen verurteilt werde. Die Mitganerben ließen
gegen dieSen ProteSt vom kaiserlichen Notar Enßlin eino feierliche Reproteftation auf-
fetzen. Darin wird auf einen beim Reichskammergericbt Schwebenden Prozeß zwiSehen
ihnen und Hohenlohe hingewiesen, der endlich nach gewiß reiflicher Prüfung anno
1 723 dahin entschieden wurde, daß zwiSehen den Burgfriedensfteinen und Marksteinen
eben zugreifen Solle, wer zuerSt komme, der gemeine Schultheiß oder der hohenlohiSche
Beamte. Inzwischen war das neu aufgerichtete Hochgericht wieder baufällig und 1680
ein neues Steinernes erbaut worden, wobei fich alle Ganerben gleichmäßig beteiligten.
Obfchon Sämtliche Handwerker, nämlich 10 Maurer, 6 Schmiede, 5 Zimmerleute,
2 SchloSSer und ein Spengler um fünft daran arbeiten mußten, koStete dasSelbe doch
300 fl., welche weitaus zum größten Teil, nämlich 224 fl. 36 kr.', der Glockenwirt
Michael Petzold einkaflierte für Zehrung der Herrn ganerblichen Beamten und ihrer
Pferde, des Schultheißen, des Gerichtsfchreibers, der Richter d. h. Gemeinderäte und
der Handwerker. Feierlichst wurde das teure KunStwerk — das übrigens im Jahr
1810 abgebrochen wurde, ohne daß je eine Hinrichtung darauf erfolgt wäre — am
13. Mai 1680 eingeweiht. Die gefamte Bürgerfchaft, Soweit Sie nicht die Thorwacht
leisten mußte, zog in 3 Kompagnien geteilt, worunter eine ledige, mit Gewehren,
fliegenden Fahnen und Trommeln zum Feftplatz hinauf. Voran ritten die Herren
Beamten, fodann folgte, ebenfalls zu Roß, der Schultheiß mit Degen und Stab, dann
der Gerichtsfchreiber und die 12 Richter, Sämtlich in Mänteln. Auf der „WahlStatt"
angelangt Schloß die Bürgerschaft einen Kreis um das Hochgericht. Den Müllern und
Webern war es auferlegt, den „Pfülben", d. h. den Block zuerSt anzugreifen und mit
3 Ketten anzufeilen. Sodann verlas der Schultheis eine Rede, deren Konzept ihm
von den Herrfchaften zugestellt war und worin er beSonders das betonte, daß die von
den Handwerkern am Hochgericht gethane Arbeit keinem an Seine Ehre rühren und
gegen jeden, der fie deshalb antaSten würde, gerichtlich eingeschritten werden Solle.
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104
Bonhöffer
Nach vollendetem actis ward eine Gewehrfalve abgegeben. Ein gemeinsamer Trunk,
wobei jeder Bürger eine Maß "Wein und für einen Kreuzer Brot erhielt, befcbloß den
festlichen Tag.
Die konfeffionelle Gefchiedenheit der Ganerben führte in kirchlichen
Angelegenheiten zu mancherlei Hader und Oewal Unat, bis im Jahr 1723 das Patronat
über die evangelifche Kirche dem evangebfchen Hohenlohe vom Reicliskammergericht
förmlich zugefprochen wurde.
Der dreißigjährige Krieg brachte für das Ganerbiat keine dauernde
Änderung. Die Okkupation Nagelsbergs und wahrscheinlich auch des hiefigen mainzifch-
würzburgifchen Befitzes durch Georg Friedrich von Hohenlohe -Weikersheim im Jahr
1633 wurde durch die Folgen der Nördlinger Schlacht fofort wieder hinfällig.
Indeß wurde der Einfluß Hohenlohes, namentlich durch fortwährende Käufe,
immer mehr übermächtig, befonders als im Jahr 1679 Graf Johann Ludwig feine
Refidenz in das neuaufgebaute hiefige Schloß verlegte. Nun figurierte eine ganz be-
trächtliche hohenlobifche Beamten- und Dienerfchar allbier. Da war gräflicher Stall-
meifter der Freiherr Philipp Heinrich von Teffin, waren Kanzleiräte Salomo Simprecbt
Textor und Jakob Münz, Licentiat der Rechte, Kammerräte und Amtskeller Johann
Georg Burkhard und Georg Engelhard Steinheil, Burgvogt und Forftverwalter Chriftof
Albrecht Horland, Kafller Michael Vogel, Kammerrenovator Felix Heinrich Maurer,
Hausverwalter Kern, Küchenfchreiber Hermann. Die Damenfchaft Künzelsaus hatte
außer der Gräfin in der Hofdame Veronika Elifabet von Berg und in dem Kammer-
fräulein Marie von Teffin die Vorbilder der eleganten Welt von dazumal vor Augen.
— Das mochten immerhin die andern Ganerben bedenklich finden, und kaum hatte
daher am 15. Auguft 1689 der kinderlofe Graf die Augen gefchloffen, als Würzburg
von Jagftberg herüber eine Schar Ausfchüffer fandte, um arraata manu das Schloß
als heimgefallenes Lehen in Belitz zu nehmen. Die Sache ging indes unblutig ab.
Als verlautete, daß dem Bruder des Verftorbenen, dem berühmten öftreichifcben Feld-
marfchall Wolfgang Julius von Hohenlohe, die Künzelsauer Herrfchaft zugefallen, da
zog Würzburg feine Mannfchaft fchleunigft zurück. Als dann Später dem Grafen Karl
Ludwig von Weikersheim, der auch öfters in Künzelsau refidierte, der hiefige Belitz
zufiel, wurde 1738 ohne Schwierigkeit das hohenlohifche Landrecht in Künzelsau
eingeführt.
Dennoch fchleppte fich das vierteilige Regiment noch bis zum Reichsdeputations-
Hauptfchluß fort und übte auf das Leben und die Verwaltung der Gemeinde vielfachen
Druck aus.
Gar nicht unbedeutend waren fchon die Koften der vierfachen Regierung.
Zu den Amtstagen erhielt z. B. jeder Beamte 2'/a fl. Taggeld. Und was fie wohl
fonft noch für Anfprüche erhoben, die nicht auf dem Papier flehen! Ferner die Aus-
gaben für Botenlohn. Mußte doch wegen jeder Kleinigkeit nach Nagelsberg und Jagft-
berg gefchickt und die Meinung des dortigen Amtes eingeholt werden!
Die Strafen, welche oft von der einen Seite dafür diktiert wurden, daß man
im Sinne der andern gehandelt, alfo gleich Scylla und Charybdis unentrinnbar waren,
beliefen fich fehr hoch, wurden jedoch dank der Fürfprache der begünftigten Herr-
schaft wahrscheinlich feiten bezahlt, So die 100 Rheinthaler, die Mainz- Würzburg 1678
dem Gericht diktierte für eigenmächtige Abfetzung des Gerichtsfeh reibere, Neunhöfter,
und die ebenfo hohe Straffumme, mit der Mainz 1693 die Künzelsauer bedrohte, falls
fie fernerhin die Predigten des augsburgifchen Vikars Schmid befuchen würden. Sehr
empfindlich war gewiß auch die Viktualienfperre, die 1586 Hohenlohe gegen Künzelsau
anordnete deshalb, weil es die Grafschaft bei den übrigen Ganerben verklagt hatte,
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Künzelsau und das Ganerbiut.
105
umfo empfindlicher, als bei der damaligen weit größeren Ausdehnung des hieflgen Wein-
baus der Flecken mit feinen landwirtfchaftlichen Bezügen faft ganz auf die umliegen-
den hohenlohifchen Höfe und Dörfer angewiesen war. Außerdem gestattete Hohenlohe
feinen Bauern damals, ihr Vieh in die Künzelsauer Waldung zu treiben, und ließ
felbft im Kronhofer Wald, welcher der Gemeinde gehörte, Stämme fchlagen.
Wie kitzlich und fogar gefährlich das Amt des gemeinen ganerblichen Schult-
heißen war, haben wir fchon gefehcn. Es gehörte in der That ein ganz befonderer
diplomatischer Schick dazu, den hohen Befehlen der verfchiedenen „hochedelgeftrengen
und hochgeehrteren Herrn Beamten" gebührend nachzukommen — oder auszuweichen,
die Intereflen „der hochwürdigften, hochwürdigen, gnädigften und gnädigen, auch groß-
günftigen Herrfchaften" gleichmäßig zu vertreten — oder zu hintertreiben. Kein Wunder
Schreibt der Schultheiß Johann Fault 1679 ins Dorfbuch, das den Blicken der Beamten
offenbar nicht zugänglich war: „Auch Sollen alle gewarnet fein, So viel möglich, wenn
ein gemeiner Ganerbentag will gehalten werden, zu verhindern, daß Sie nit zusammen-
kommen, dann fie uns ja gar nichts Gutes bringen." 1706 wurde dem Schultheiß
Georg Heinrich Fauft wegen vorgeblichen Eingriffs in die hohenlohifche Gerichtsbar-
keit von Hohenlohe aus die Abfetzung angekündigt, 1752 ließ der raainzifche Obcr-
amtmann von Krautheim, der Sich zufällig in Nagelsberg aufhielt, den Schultheiß Glock,
welcher den dortigen Amtskeller in Seiner Krankheit beSucht hatte, beim Austritt aus
dem Dorf durch den Nagelsberger Schultheiß und 6 Bauern feftnehmen, weil er Sich
geweigert hatte, auf Befehl des Oberamtmanns zwei Eicher von Künzelsau nach Nagels-
berg zu fchicken. Nur gegen das Verfprechen. daß er Sich am andern Vormittag
wieder Stellen wolle, ließ ihn der Nagelsberger Schultheiß nach Künzelsau zurück,
woSelbSt er als Postbeamter die ReichspoSt zu expedieren hatte. Er Stellte Sich aber
nimmer, denn die übrigen Beamten und SelbSt der mainziSche Keller gaben ihm Recht
darin, daß er vom Oberamt Krautheim keine Befehle anzunehmen habe. Auch für
den Spott des einen und andern Beamten hatte man nicht zu Sorgen. So war es
gewiß eine mehr als witzige Sprache, wenn 1744 der hohenlohiSche Amtmann Müller
in einem Antwortschreiben Schultheiß und Gericht beSchuldigt, aus Furcht zu handeln,
und daher den Rat erteilt: „Ein jedes Mitglied des Gerichts wird wohl thun, wenn
es Sich beständig mit einem guten LebensbalSam oder ungarischen Wafler verliehet
und öfters daran riechet, damit es nicht gar in eine Ohnmacht falle."
Aber abgefehen davon und von den Nafen, die man von rechts oder links
aufgefetzt bekam, welchen Plackereien und unnötigen Schreibereien waren
die Vertreter der Bürgerfchaft unterworfen! Die Rechnungen z. B. mußten alle in
Sechs Exemplaren vorgelegt werden. Die Rechenkunst der Gemeindepfleger oder
., Baumeister" wurde auf eine böfe Probe geftellt bei der Verteilung der Strafgelder
an die 4 Herrfchaften. Denn da durfte nicht einfach mit 4 dividiert werden ; fondern
es bekam (z. B. anno 1700) Mainz Vu, Würzburg "ai + Vw, Hohenlohe "/t + "/to,
Stetten ,9 /to + Vn.
Überaus lähmend wirkte endlich das Ganerbiat auf die Handhabung der
Juftiz. Namentlich Solang der Schon erwähnte Prozeß dauerte, hatte der gemeine
Schultheiß als Vorsitzender des Gerichts oft einen Sehr unklaren Stand.
So ward am 9. Mai 1721 dem Schultheiß Thomas Leicht Abends 7 Uhr an-
gesagt, daß Sich auf dem Ballenwafen ein toter Zigeuner befinde. Noch um 9 Uhr
berichtet er an die Beamten von Nagelsberg und JagStberg und an den komburgifchen
in Künzelsau folgendermaßen: „Gleichwie ich mich nun erinnert, daß gefambte hohe
Ganherrfchaften auf bieSiger ganzen Gemarkung ein- und außerhalb Burgfriedens die
hohe Jurisdiction gemeinfam zu behaupten gedenken, hiebevor auch in Solchen Fällen
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Bonhöffer
meine Herren Antecessores im Nahmen gefambter hohen Herren Ganerben aufgefallen
und die toten Körper womöglich anher gebracht, alfo habe auch meines Orts in
Beobachtung delTen alß ein gemeinfam verpflichteter Diener, umb aller beforglichen
fchwehren Verantwortung mich zu entladen, mich in möglichlter Stille mit fovielen,
jedoch allerfeits unbewchrten Burgern auf den quaeftionierten Ballenwafen begeben,
allwo ich aber befunden, daß der tote Körper bereits von denen Kemmether Bauren
auf diesfeitigem Territorio abgeholt und hinüber in das hochgräflich hohenlohifche
Gebiet transportiert gehabt, da nun mich in allem fo vorgefehen, daß die hohenlohifche
alleinige Gemarkung ganz unbetrettcn geblieben, gleichwohlen aber billig tentieret, daß
die vorhandenen Zigeunerweiber den Körper den Bauren felbft wieder in Güte zu ent-
nehmen und an feinen vorigen Ort bringen möchten, So habe auch damit ohne einig
adhibierende Gewalt oder Betretung des hochgrafl. alleinigen Gebiets reüßirt geftalt,
daß fie denfelben zu unß herübergebracht." Er habe den Leichnam nun aufs Rathaus
fchaffen laflen; da fei fofort der gräfliche Amtskeller Dommer erfchienen und habe fich
in einer „weitläufigen und betrohlichen proteftation* gegen diefes Vorgehen verwahrt.
Was er nun thun folle? Ob die Herren fich nicht morgen nach Künzelsau bemühen
möchten? Er „als Anfänger" wiffe fich nicht zu helfen. Der Nagelsberger Keller
antwortet dann noch nachts 11 Uhr, daß der Schultheiß wohl und recht gethan, er
wulle morgen früh felbft kommen. Der Keller von Jagftberg antwortet in der Frühe
des 10. Mai ebenfo. Sollte er jedoch nicht erfcheinen, fo erfuche er den Herrn Keller
von Nagelsberg, die hochfürftlich würzburgifchen jura zu beachten. Auch der kom-
burgifche Schultheiß proteftiert gegen das Vorgehen Hohenlohes und verfpricht, auf
dem Rathaus zu erfcheinen. Nun kam aber noch am gleichen Tag, alfo am 10. Mai,
ein fcharfes Schreiben aus der Ingelfinger Kanzlei, welches ohne Zweifel den Schultheißen
wie die 3 Beamten zur Nachgiebigkeit gegen Hohenlohe vcranlaßte: der betreffende
Zigeuner fei von Ingelfinger Musketieren, die im Herrenberger Wald auf einen Zigeuner-
trupp gertreift, erlegt worden, alfo auf bohenlohifcher Wildfuhr, und hier habe Hohenlohe
die alleinige Jurisdiction. Es werde hiemit gegen das unbefügte factum solennissime
und aufs kräftigfte proteftiert und fich die Beftrafung der Verletzer des hohenlohifchen
Gebiets vorbehalten. Der tote Zigeuner fei alsbald wieder an den Ort zu fchaffen,
wo er gefunden worden. Damit endigen leider die Akten, foweit fie hier befindlich
find. —
So machten fchon die Toten Schwierigkeiten, wie viel mehr die Lebendigen!
Ein gewiffer „Nafenmann" im hiefigen Armenhaus, „als der feiner natürlichen Nafen
priviert und fich einer hölzernen bedient. u war am 16. Marz 1685 eines fchweren Ver-
brechens halber flüchtig geworden und hatte fich in die Steinbacher Klinge verborgen.
Der hohenlohifche Kammerrat fendet auf Anfuchen des Schultheißen fofort Leute aus,
um ihn aufzufpüren. „Da aber ungewiß ift, ob Delinquent auf hohenlohifchem, mainzi-
fchem oder würzburgifchem Territorio angetroffen wird," fo läßt der Schultheiß Johann
Fauft langatmige, verbindliche Schreiben, zu denen er forgfältigft Koncepte gemacht
hat, nach Nagelsberg, Jagftberg und Kocherftetten gehen, worin er um Streifung auf
gemeinfame ganherrfchaftliche Koften und um weitere Inftruktionen bittet. Er erhält
von (amtlichen Beamten die Weifung, fich auch an die benachbarten Ämter in Langen-
bürg, Kupferzell, Ingclfingen, Niedemhall zu wenden, dafelbft um Fahndung zu bitten
und das Rcfultat derfelben fofort per expressum an die ganerblichen Beamten zu
vermelden. Die Streife kommt denn nun in Gang. Am 25. März berichtet der Keller
von Nagelsberg, er habe feinen Waldförfter „mit Hunden und beigegebenen Bürgern"
im Mainzer Wald fuchen laffen, den Delinquenten aber nicht finden können. Am 26.
meldet der Jagftbeigifche Beamte, er habe dortigen Centgrafen mit dem Centgericht
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Künzelsau und das Oanerbiat.
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und etlichen Musketieren „gegen der Steinbacher Klingen und felbigs Revier, foweit
hiefiger Centboden fich ex tendiert, zu recognoscieren ausgefchickt. Es könnte nicht
fchaden, wenn auch „an mehre benachbarte Herrfchaften gleichen Inhalts erfuchlich
ausgefchrieben werde." — Damit find auch die Nafenmanns- Akten zu Ende. Bis die
Boten von einem Amtshaus zum andern gepilgert waren, hatte fich derfelbe natürlich
längft über dio Grenzen fämtlicher in Frage ftehenden Territorien davon gemacht.
Wie fchleppend mag erft der Gang der gerichtlichen Verhandlungen gewefen
fein, wenn man bedenkt, daß dazu in allen wichtigeren Fällen nicht bloß die vota der
Beamten, fondern auch die Refolutionen der herrfchaftlichcn Kanzleien nötig waren!
Dies zeigt ein Fall vom Jahre 1751 , wo ein hiefiger Ochfenwirt wegen verruchten
Bündniffes mit dem Teufel inquiriert wurde. Da laufen der Reihe nach die Gutachten
von Mainz, Würzburg, Wcikersheim , Ellwangcn ein. Auf Grund diefes vierfachen
Gutachtens hatte fodann die Weisheit der Richter zu erkennen.
Allein alle diefe Nachteile und Plackereien werden reichlich aufgewogen durch
den Gewinn, den das Ganerbiat Künzelsau brachte, indem es eine felbftändigere
Entwicklung ermögüchte. Die 4 Herren waren der Freiheit der Bürgerfchaft weit
weniger gefährlich als ein einziger, und fo entwickelte fich allmählich, indem ein Gan-
erbe das Übergewicht des andern zu verhindern ftrebte, eine Summe von Rechten
und ein freiheitlicher Sinn, wie fie faft nur in Reichsftädten zu treffen waren. Die
Knechtfeligkeit der Unterthanen gegenüber der Herrfchaft und deren Beamten, welche
bekanntlich im vorigen und vorvorigen Jahrhundert in Deutfchland in höchfter Blüte
ftand, fand in Künzelsau, wo 4— öerlei Vorgefetzte um die Bcweife der Devotion
eiferfüchtelten , einen ftörrigen Boden. Daher find auch Klagen über die Unbot-
mäßigkeit der Künzelsauer nicht feiten. 1607 fand eine Unterfuchung ftatt über
die Äußerung eines Künzelsauers, daß das Rathaus nicht den Ganerben, fondern den
Bürgern gehöre, und 1611 wurde Peter und Hans Heygold geftraft, weil fie bei Ver-
lefung der Gemeindeordnuug „dawider geredet." — Oft berichtet Künzelsaus Chronik
von eigenmächtigem Vorgehen der Gemeindeorgane wie der Bürgerfchaft. Diefe
fetzt z. B. 1583 ihren Schultheißen ohne Willen und Willen der Herrfchaften ab. —
Dem Befehl fämtlicher Ganerben, die Juden aus dem Flecken zu fchaffen, kam um
diefelbe Zeit der Schultheiß einfach nicht nach. — Befonders verftand man es, zum
Vorteil Künzelsaus eine Her rfchaft durch die andere im Schach zu halten,
beziehungsweife diefe gegen jene auszunützen. Nachdem im dreißigjährigen Krieg
von der Gemeinde an Hohenlohe anftatt der zu entrichtenden Kontribution W r aldung
und Wielen abgetreten worden waren, nahm man nach dem Krieg, anno 1651, den
Beiftand der übrigen Ganerben in Anfpruch, um diefe Abtretung möglicbft rückgängig
zu machen. Es fcheint in diefer Frage wirklich zu einem für Künzelsau günftigen
Vergleich mit Hohenlohe gekommen zu fein. Denn 1675 lefen wir, daß feiner Exccllenz
dem Grafen Wolfgang Julius ein filbernes Salzkäftlein, das 72 fl, gekoft, überreicht
worden fei. Der Kanzleirat zu Neuenftein bekam 9 fl. , der hohenlohifche Keller in
Künzelsau 18 Rheinthaler „Verehrung aus gewiflen Urfachen" und im nächften Jahr
ebenderfelbe ein Gefchenk, wie es nun ausdrücklich heißt, „wegen Bemühung in Ab-
teilung des Waldes." Auch fonft ilt um diefe Zeit die Gemeinde der Grafichaft will-
fährig, indem der letzteren ohne Rückficht auf die Ganerben der Bauplatz zu dem
1679 erbauten Kanzleigebäude überladen wurde, obwohl derfelbe ein ganherrfchaftliches
Lehen war. Es focht die Künzelsauer wenig an, daß Mainz dies einen „betrogenen,
henkermäßigen Handel" nannte. Noch 1783 fucht Künzelsau — nun eine Stadt —
gegen Hohenlohe Hilfe bei den Mitherrfchaften wegen des empfindlichen Wildfehadens.
Diefe fordern von der Grafschaft Erfatz. FreiÜch beitritt Hohenlohe das Übermaß
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Fi f eher
des Wildes, obwohl die Felder allernächft der Stadtmauer verwüftet und im Winter
82/83 keine 100 Schritt von KOnzelsau ein A entlehnender in einem Garten erlegt worden.
Mittelbar kam das Ganerbiat der Gemeinde im dreißigjährigen Krieg,
l'o hart auch Künzelsau mitgenommen wurde, oftmals zu gut. Als im Jahr 1627 die
Proteflanten den Siegern fchutzlos preisgegeben waren, richtete Künzelsau flehentliche
Bitten an Mainz und Würzburg, um die Vorteile der Sieger für fleh auszubeuten, und
in der That verfchonte deshalb der in Mergentheim flehende General Ofla Künzelsau
mit Kontribution. Als jedoch das Jahr 1631 eine To plötzliche Änderung brachte und
der alte Tilly vor dem heranbraufenden fchwedifchen Kriegslturm durch unfer Franken-
land an die Donau flüchtete, da nahmen wieder das proteftantifche, fchwedenfreundliche
Hohenlohe und Stetten den gemeinen Ganerbenflecken unter ihre fchützenden Fittiche.
So war eigentlich Künzelsau während des ganzen Krieges, wie auch dell'en Würfel
fielen , immer unbefiegt. — Ebenfo erschwerten die Herrfchaften einander gegenfeitig
die Werbungen in Künzelsau in diefem und in den folgenden Kriegen, worüber eine
reiche Auswahl von Urkunden vorliegt.
In erfter Linie aber war die freiere Bewegung, die der Gemeinde infolge
des Ganerbiats gegönnt war, von vorteilhafteftem Einfluß auf die Entwicklung der
Induftrie, durch die ja Künzelsau groß geworden ift. Marktprivilegien, Zoll-
befreiungen, eine Schuhmacherzunft mit weitgehenden Rechten und Freiheiten, Metzger-,
Bäcker-, Gerber- und Seilerordnungen wußte man fleh frühzeitig fchon zu erringen. Das
Gewerbe von Künzelsau beherrfchte bald einen beträchtlichen Teil des Frankenlandes.
Auf einer 1648 erfchienenen Karte des fränkifchen Kreifes prangen die
Namen von Ingelfingen, Sindringen, Mulfingen, Amrichshaufen , Kröffelbach, Michel-
bach etc. rings um unfer Kochertal herum — von Künzelsau noch keine Spur! Einem
Bericht von 1764 zufolge jedoch find in Künzelsau bereits 72 Schumacher, 64 Metz-
ger, 22 Bäcker, 18 Gafthäufer, 4 Bader, eine Tabaksfabrik.
Da ift der kleine Kunz denn doch recht rafch hcrangewachfen — und gewiß
weniger trotz des Ganerbiats als durch dasfelbe
Urkunden zar Gerchichte des Streites zwifchen Herrfchaft und Stadt Weinsberg.
Aus dem fitrl'tl. liohenlohil'chen gemeinfchafllichen Hausarcliiv mitgeteilt
von f Dekan Fi f eher in Oehringcn.
(Fortfctzung.)
17. Riohtunf Zwilchen Konrad und den vereinigten Stidten wegen der That zu Binsheim.
29. November 1428. Heidelberg.
Von gotes gnaden wir Cnnrat des heiligen ftuls zti Mentze erzbifchoff, de« heiligen
Romifchen richs in deutfehen landen erczkanzler vnd wir Ludwig pfalzgraue by Kine des heiligen
Roraifcben rieha crcztruchl'eß vnd herzöge in Beiern, beide des heiligen Koraifehcn richs kur-
fürften, bekennen vnd tun kunt offenbar mit dießem brieiie allen den, die in fehen oder horent
lefen, als fc kürzlich gefponne, mißchclle. zweitracht vnd vnwille zufchen dem edlen Oonrat
herren zu Winfperg vnl'rcm lieben neuen vnd getruwen, finen helfleren, mitrytern den finen vnd
der, die der fachen zn tunde vnd zu l'rhaffeu hant vnd darunter verdacht fint, an cynem vnd
den erfamen burgermaiftern reten und bargern gemeinlichen der ftete Coftcnz, Augspurg, Vlme
Efllingen, Rutlingen, Vberlingen, Lyndaw, Nordlingen, Rotenburg vff der Thuber, Schaffhußen,
Memmyngen, Rauenfpurg, Rotwile, (Jemunde, Hatlprunnen, Dinekelfpuhel , Wimpfen, Winddieim,
WyfTenburg, Wylc, Pfullendorff, Kauffburcn, Kempten, Wangen, Ylny, I-cytkireh, Giengeu, Aulun,
Bopfingen, Buchorn, Ratolffazclle vnd Dießenhofen vnd ander fwebifchen ftedte, die mit ine in
rynung fint, vnd der fachen mit ine zu fchaffen hant vngeuerlich, an dem andern teylc, vfferftanden
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Weinsbcrger Urkunden.
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fint, fleh gemachet vnd vcrlanffen haut , von folichs Zugriffes, name, gefengniße vnd nyd erläge
wegen, als dann der obgenannt von Winfperg vnd fin helffer, helffershelffern, mitryter vnd die
finen vnd die daby gewefen fint vnd de» zu tunde hant, an etlichen der obgefchriben richsftete
bürgern vnd kauffluttcn nechfte zu Siinßheim begangen vnd getan hant, das wir darvrab mit
bywefen des erwirdigen in got vaters hern Otten Erzbifcboffs zu Triere vnd des hochgebornen
flirrten hern Friderichs Marekgrauen zu Brandenburg unfern üben neuen vnd oheiraen trefflichen
trtiode vnd rete die lle vff die zyt by vns zu den teidingen geschicket gehabt hant mit den ob-
genannten beiden parthien als von der vorgenant fache vnd gefchicht wegen gutlich vnd fruntlich
zu fehen ine geredt geteidinget fio yetwedder fyte gein einander als von der vorgenanten ver-
handlunge fache vnd gefchichte wegen für fleh vnd alle ir bygeftender, helffer, helffershelffer vnd
die iren vnd nemlichen alle die die der fache zu Ichaffen gehabt hant vnd darunder verdacht
fint, an welchen weg das dann were oder gefin mochte gutlich fruntlich vnd genzlich mit einander
ubertragen, entfeheiden, vereynet vnd gefilnet haben vbertragen, entfebeiden, vereynen, verfunen fie
gutlich fruntlich vnd genzlich mit dießem brieue, in der maße, forme vnd wyfe als hernach gefchriben
fteet. Zum erften follent alle vnd igllche gefangen, die der vorgenant von Winfperg den vorgenanten
fchwebifchen richftctdeu nydergewurffen vnd abegefangen hat, folicher irer gef&ngniße ledig vnd
lois fin vnd der auch von dem vorgonanten von Winfperg vnuerzogelichen genzlich ledig vnd lois
gefaget worden vff ein alt gewonlich orfede; vnd ob derfelben gefangen eyner oder mer dem vor-
genanten von Winfperg oder finen mitrydern, helffern, helffershelffern eyn eicherley gelte zu geben vnd
zu entwurten verfprochen hetten das noch vßeftünde vnd nit betzalet were, das fol auch abe fin
vnd furbaß nit gegeben werden. Auch fol der vorgenant von Winfperg folich gut, kauffmannfehafft
gefchirre vnd habe er, fine nntrydor, helffer vnd helffershelffern den burgern vnd kauffluten der vor-
genanten richftedte genomen vnd hinder vns herzog Ludwig geftalt hat vnd wir hinder vns han,
den obgenanten ftetden iren burgern vnd kauffluten ledig vnd lois fagen vnd ine das alles lediglich
wider werden vnd folgen laßen one allen offflag, kofte oder zerunge one geuerde. Auch als der vor-
genant von Winfperg vnd fin mitryder, helffer vnd helffershelffere vnd die der fache mit im zu
tunde gehabt hant vnd darunter verdacht fint, ettwie vil gutcre, kauffmanfehafft, gefchirre vnd habe
inne vnd nach der gefchichte folicher nyderlage vnder fich gebutet vnd geteilet hant, die dann
in vil vnd manicherley hande gekomen vnd nit wider zu bringen fint, haben wir beteidinget, das
die obgenanten richftetde ire burger kaufflute vnd die iren vnd wer das von iren oder der
irent wegen zu schaffen hat, vff foliche genomen vnb gebutte verteilte gut habe vnd kanfhnan-
fchafft, was des in oder den iren zugehoret hat, eynen ganzen Interen verzig getan hant vnd das
auch fie oder yemand anders von iren wegen des hinfur in zukünftigen zyten nicht anden,
heifchen oder fordern follcn an den obgenanten von Winfperg oder an fin zulegern, mitryder
helffer, helffershelffer, oder an die, die daby vnd mitgeweft oder darunder verdacht fint ane alle
geuerde. Auch Tollen die obgenanten richftetde dem vorgenanten Conraten herren zu Winfperg
oder finen erben vnd nachkomen, ob er von Todes wegen abgeen wurde, dryffigtafend gneraer
rinfeher gülden nemlich czehentufend gülden uff vnßrer üben fraawen tag liechtmcffo fchiereft
körnende, die anderen czehentufend gülden vff i'ant Johannestag fonnenwenden darnechft folgende,
vnd die leiten czehentufend gülden vff farot Michels tag darnechft fchieref körnende zu Mcrgent-
heim, Gundelßbeim oder Bretheim in der drier ftete eyne, welche fie wollen, ane alles Vorziehen
intrag vnd hinderniße geben antwurten vnd betzalen, vnd die vorgenant richftete follent auch
dem vorgenanten Conrat herren zu Winfperg vnd finen erben vnd nachkomen im beflgelten briene
vnd ficherheit darvber geben vnd thun, damide fie wol verforget fin vnd anch byllich ein gnugen
haben mögen one alle geuerde. Vnd darnmb vnd auch vmb folichen der obgenanten richtete
verzig, als fie vff ire irer burgern vnd kaufflute habe, gut vnd kauffmanfehaft verzigen hant als
vorgefchriben fteit, fo fol der obgenant Conrat herre zu Winfperg vnd fine erben die ftat Winf-
perg furbaß zn ewigen zyten als eine des heiligen Komifchen richsftad by dem leiben heiligen
Romifchen riche verüben laßen vnd davuff gontzlicben vertzihen vnd fich vßern, für fich vnd fine
erben aller anfprache, forderunge vnd recht, fo er an diefelben ftat Winfperg erworben oder erobert
hat von vnßerem gnedigen herren dem Komifchen konige Sigmund vnd auch von vns vnd anderen
vnferen mitkurfilrftcn, eß fy von gnaden fryheiden, erbfehafften oder lehenfehafften der vorgenanten
ftat Wynfperg oder die er oder fine erben hernachmalca erwerben möchten, darvmb an die vorgenant
ftat Winfperg fürbaß zu ewigen zyten cheinerlei anfprache oder forderunge nllmer zu haben oder zn
tunde geiftlich oder werntlich, heimlich oder offenlich durch fich felbs oder yemands anders in heine-
wyfe alle geuerde vnd arge Ufte genzlichen vßgefcheiden. Vnd er fal ine des auch für fich, fine
erben vnd nachkomen finen offen beflgelten verezigfbriffe geben, in der beften forme, als fleh dann
heifchet, darinne vnd darroide das heilige riche die vorgenanten richftedte vnd auch funderlich
die ftat Winfperg wol verforget vnd verwaret fin, vnd damide fie auch billieh ein gnugen haben
110
Flfeher
Tollen one alle geuerde; doch mit bcheltniße, das der ohgeoant Conrat berre zu Winfperg vnd
fin erben vnd nachkomen by allen llnen rechten, czollen, geleiden, geriehten, fturen, renten, nutzen,
feilen, gutern vnd herkomen, als er die dann innegehabt vnd herbracht bat biß uff dießen hutigen
tag, dat dießs brieffs fürbaß zu ewigen zyten verüben laßen Tollen one allen intrag, hinderniße
And geuerde. Vnd das auch neinlichen der fnne vnd richtungsbrieff, der vor zyten zufchen dem
edlen Engelhart herren zu Winfperg, de» vorgenanten Conrata herren zn Winfperg vaters feiigen
vnd den vorgenanten richfteten als von der vorgenanten ftat Winfperg wegeD gemachet, ver-
fehrieben vnd verfiegelt ift wurden, viid dcsfelben data steet vnd alfo ludet: diß befchach vnd
der brieff wart gegeben des nechften fampfltags nach fant Lucas tag des evangeliften, da man
zalte nach Crifti geborte drüzehenhundert iare vnd darnach in dem nnnden vnd siebenczigfteni
iare, fürbaß in finen crefften verüben vnd von beiden vorgenanten partien zn ewigen zyten one
allen intrag vnd hinderniße getrulichen gehalten werden folle one alle geuerde. Auch fol der
obgenante Conrat herre zu Winfperg alle vnd igliche briefe, die er von dem obgenanten vnßerm
gnedigen herren dem Romifchen konige, Sigmund, finem hoffgerichte oder yemand anders vber die
obgenanten ftat Winfperg fprechende erworben hat, es fy von lehenfehafft oder erbfehafft wegen
den burgern der ftat Winfperg vbergeben vnd entwurten vnd fich der auch für lieh vnd alle
fine erben vnd nachkomen gcnczlichen verzihen; vnd ob derfelben brieue von imo oder finen
erben hernach in kunfftlgen zyten raer fanden wurden, die follent alle fürbaß zu ewigen zyten
genzücben tod crafftlois vnd vnmechtig fin, vnd der obgenant Conrat herre zu Winfperg vnd fine
erben vnd nachkomen follent fich der auch fürbaß zu ewigen zyten wider die obgenanten ftat
Winfperg numer gebrochen, die vorzihen oder der gebrochen in dheine wyfe one alle geuerde
Vorterraoe, als dann der obgenant von Winfperg die ftat Winfperg egenant folicher finer forder-
unge vnd anfprache halb, fo er dane an die von Winfperg furgenomen hatte, in des allerdurch-
lucbtigeften furften vnd beeren here Sigmunds Romifchen konigs zn allen zyten roerer des richs
vnd zu Vngern zu Behmen etc. kunigs unß's gnedigen vnd liben hecren vnd auch des lantgerichts
dea herezogentums zu Franken achte vnd vberahte gebracht vnd ahts vnd vberahts vnd andere
brieue widerefie von demfelben vnßerm gnedigen herren dem kunige, finem hofegerichte vnd auch
dem lantgerichte zu Francken erobert, gewunnen vnd erworbet hat, da fol der von Winfperg
egenant foliche des obgenanten vnfers gnedigen herren des Romifchen kunigs vnd flnes hoff-
gerichtes vnd auch des lantrichters zu Francken achte vnd vberachte brieue vnd auch andere
brieue die er davon wider die obgenauten von Winfperg in vorgerurter maße erworben vnd erkobert
hat, derfelben ftat Winfperg geben vnd zu iren banden antwurten vnuertzoglich. Vnd er fol
auch dem obgenanten vnßerm gnedigen herren dem Romifchen kunige vnd auch dem lantrichtere
des herzogtums zu Francken fehriben vnd fine botfehafft thnn otmudiclichen (!) zu bitten, daz
vnfer gnediger herre vnd der vorgenante lantrichter die vorgenante ftat Winfeprg vß foliche
finen vnd des rychs vnd des lantgerichts achte vnd vberachte gnedicllchen thnn wollen, dann
die ftat Winfperg mit im gütlich gefatzt vnd gefunet fie vnd da« auch er finen gnten willen
genzlich darsu gebe in der beften formen one alles geuerde. Auch als dann der obgenant Conrat
herre zu Winfperg von folicher finer forderunge vnd anfprache wegen, fo vorgerurt ift vnd er
wider die obgenanten ftad Winfperg mit geiftlichem gerichte in dem hoffe zu Rome furgenomen
vnd fie ansprachich gemachet bat, da dann zu beiden fyten orteile vnd fentencien gangen fin,
foliche« alles fol zu beiden fyten auch genczlioh abe fin vnd fol das auch von beiden teylen ein
ganz verzig fin vnd bliben zu ewigen zyten alle arge lift vnd geuerde in allen dießen (Hucken
vnd puncken genczlich vßgefchieden. Vnd uff das dieße vnfer entfeheidunge, riehtunge vnd fnne
von den obgenanten parthien genczlich wäre ftete vnd vnuerbroeben ewiglich gehalten werde,
fo hon wir obgenanter erezbifchoff Conrad vnd herzog Ludwig vnfer iglicher fin eigen ingefigel
an dießen brieff tun hencken, vnd wir Conrat herre zu Winfperg für vns vnd vnßer erben vnd
nachkomen vnd unßer helffcr, hclffershelffer vnd mitryter vnd alle, die die der fachen von vnfere
wegen zu fchaffen gehabt hant vnd darunder verdacht fint, vnd wir die obgenanten riebftete
mit naraen Coftenz, Augspnrg, Vlmc, Eßlingen, Rutlingen, Vberlingen, Lindaw, Nordlingen,
Roteinburg vff der Thuber, Schaffhilfen, Mcmmyngen, Raucnspurg, Rotwylc, Gemnnde, Hall-
prunnen, Bibrach, Dlnckelfpuhe), Wimpffen, Windfheim, Wyßenburg, Wyle, Pfullendorf, Kouff-
buren, Kempten, Wangen, Yfny, Ixjwtkirch, Giengen, Anlun, Bopfingen, Bnchorn, Ratolffszelle
vnd Dießenhofen für vns alle vnfere mitburgere vnd die vnfere, die der fache zu tunde gehabt
hant vnd darvnder verdacht fint, bekennen auch vnd tun kunt offenbar mit dießem brieue, das
dießer vbertrag, fune vnd riehtunge in aller der maße, als von worte zu worte hieuor gefchriben
fteet, als die obgenanten vnfer gnediger herren begryffen vnd gemachet hant, mit vnferem wiffen
vnd willen gefchehen ift, vnd wir verfprechen , gereden vnd globen auch mit guten truwen vnd
reehter Wahrheit, das alles alfo ftete, vefte vnd vnuerbrochlich zu halten, zu vollenfuren vnd
Weinsberger Urkunden.
111
zu thunde vnd auch darwider nit zu dienen oder zu thunde heimlich oder öffentlich durch vns
felbs oder yeraand anders in deheinc wyfe, alle geuerde vnd arge lifte genczlich vßgefcheiden
Vnd das alles zu orkundc vnd vettern gezugniße fo haben wir Conrat herre zu Winfperg vnfer
eigen ingefigel ftlr vns, alle unfer erben vnd nachkommen vnd wir die burgermeiftore, rete vnd
bürgere der ftete Cofltenz, Angspurg, Vline vnd Eßlingen vnfere ftctde ingefigel fiir vns vnd die
andern obgenanten richftetdc an dießen brieff by der obgenanten vnfer gnedigen herren ingefigele
gehangen, der geben ift zu Heidelberg an fant Andres des heiligen apofteln abend nach Crifti
geburt vierzehenhundert vnd darnach in dem acht vnd zwenzigften iare.
Wir die burgermeifter, rate vnd bnrgerc des heiligen Romifchen rychs ftete mit namen
Angspurg, Coftenz, Vlme, Eßlingen, Rnttlingen, Vberllngen, Lindaw, Nordlingen, Rotenburg vff
der thuber, Schauffhufen, Memmyngcn, Kanenspnrg, Rotwyle, Gemunde, Heilprnnen, Bybrach,
Dinckelßpnhel, Windßhin, Wumphin, Wießenb'g, Wyle, PJullendorf, Kawffbüren, Kempten, Wangen,
Yfni, Lutkyrcb, Gycngen, Auln, Bopffingen, Buchborn, Batolfszelle vnd Dießenhofen verichen
offenlich mit diefem brieff vnd thttn kunt allen den, die diefen brieff anfehent, lefent oder horent
lefen, das wir vnd alle vnfere nachkoroen gemeinlich vnd vnnerfeheydenlich recht vnd redlich
fchuldig fin vnd gelten follen dem edelen heren Conrat heren zu Winfperg, des heiligen Romifchen
rychs erbcammerer etc. vnd allen finen erben driffigtufent guldin alles guter vnd gnemer Rinifcher
guldin, die denn zu Bretheim, zu Gundelßheim oder zu Mergentheim in der dryer ftete eyner da
felbs gut genge vnd gneme fint vngeuerlich, die wir im von richtung wegen, fo dann die hoch-
wirdigon vnd hochgebornen fUrften vnd heren her Conrat erezbifchoff zu Mencze etc. vnd her
Ludwig pfalzgraff by Rine etc. vnfere gnedigen liebn heren zulchen vnfer getan haben, fchuldig
worden fin, vnd füllen auch wir vnd alle vnfer nachkomen gemeinlich vnd vnuerfchoydenlich
dem egenanten hern Conratten von Winfperg oder finen erben an der vorgefchribn fcbulde der
drylTigtufend guldin guter Rinifcher guldin vff vnfer liebe frauwen tag licehtmeße, der allerfchierft
koinpt, zohen tufend guldin vff fant Johanns lag fonnewenden nechftkompt vnd die andern vnd
vbrigen zehentufent guldin vff fant Michels des erzcngcls tag ine nechftkiinfftig tngentlich weren
vnd bezalcn zu Bretheim, zu Gundelßheim oder zu Mergentbeim in der dryher ftete eyner, wo
wir dann wollen, alfo das wire ime vor yeglichem ziele achtage die nehften in fin huße gein
Gntemberg vngeuerlichen verkünden vnd zu wiffen tun follen vnd wollen, an wellichem ende
wir folliche bczaltingn roeynen zu vollbringen vnd denn dafelbs follichc bezalunge thun zu iren
hannden vnd in iren fichern gewalte fur alle irrung, für alles verhefften verhielten vnd bekum-
raemiß allermeniglichs vnd auch für alle achte, krieg vnd bennc vnd gemeinlich für alle andere
infalle vnd gebreften aller geiftlichcr vnd werntlicher löte vnd gcrichte, die ine daran zu febaden
komen mochten, onc verzog vnd one wider rede vnd gar vnd genczlicher one allen iren fehaden.
Wo wir das nit tetten oder zii welchem vorgenanten zile wir das vberfuren, fo bant der egenant
her Cnnrat von Winfperg vnd alle fin erben alle wegen noch yeglichen vorgefchriebn zile vollen
gewalte vnd gut recht, diefelben vßlicgendeu ir guldin zu nemen vnd zu gewinnen an redlichem
ligondem fehaden, fo fie nechfte mogent, vngeuerlich wie oder wo He mögen an inden, an Crifteo,
an wechßcln oder an konffen, fi legen zu fehaden, fie nemen des zu fehaden, als man nemen es
uff fie z(l fehaden, vnd was auch alfo fchadens daruff wuchße oder gienge, wie lange das vn-
uergolten vßftQnde oder were es ob fie des fuß yndert in dheine wyfe zii fehaden kernen von
pfanndung, von zerung, von nachreyfen, von brieucn, von bottenlonc, von gerichten, von fOmnuß
oder von anderen redlichen faehn one geuerde, den fehaden allen follen wir inen mit fampt dem
hewptgut auch gutlichen vßrichten, gelten vnd bczalen one furezog one Widerrede vnd gar genzc-
lichen one allen iren fehaden. Vnd wenne auch der obgenant herc Connrat hcre zu Winfperg
oder fin erben der vorgefchribn irer fchnldc hewptgntes vnd alles fchadens noch yeglichem
egefchribn zile nicht lenger geratten vnd embern woltn, fie hetten an fehaden genommen oder
nicht, fo hant fie vnd alle ire helffere follen gcwolt vnd gut recht onc gerichte vnd one clage,
als ob fie wollen mit geiftlichem oder wcrnthlichom gcriechte vnd mit clage vns vnd vnfer
nachkomen an allen vnfern luten vnd guten ligenden vnd farenden gemeinlich oder befunder
allenthalben vnd vnuerfchcidcnlich darumb anzu gryffen, zu notten vnd zu pfennden in ftette,
dorffern oder vff dem lande, wie vnd wo fie können oder mügen, als wo fie die finden vnd ine
aller befte füget alz vil vnd alz gnilg vnz fie damit ye ir vßliegende fchulde, die wir ine dennc
zumaln folten gerichtet vnd bezalet haben hewptguts vnd alles fchadens volkomenlich gewert
vnd bezalet werdent an den fteten vnd in alle der wyfe, fo vorgefchribe ftet vnd auch gar vnd
genczlich ane allen Iren febaden, damit auch fie noch ire helffere nichtzit freuein, verfchulden
18. Sohuldverfchreibung der vereinigten Städte gegen Konrad.
29. November 1428.
112
Fifoher, Weinaberger Urkunden.
noch tun follen noch mögen wider vns alle vnd yeglich als vnfer ftete gemein oder Hinderlich
fryhelt noch gnade noch gen dem lantfride noch wider dheiner fryheite, puntuiiß noch gefetzten
weder der bepfte, Romifcher keyfer oder konnige, furftcn oder herren, der ftette noch dea landes
noch befunder, wider dhein gerichten weder geiftlichen noch werntliche, die yetzo fint oder noch
furo vferftunden, noch wider yeman in dheinen wege, darzu fol auch vns noch vnfer nachkomen
als vnfer lUte oder gut dauor noch dawider nichtzit fchirmen fryden fryen noch bedecken dheiner-
ley fryheit, gelait, geböte, gerichte noch rech weder geiftliehs noch wernthlichs noch fuft vberall,
das vornan erdenken oder genennen mochte in dheine wyfe, denne das wir vnd vnfer nachkamen
das ewiglich one zoren vnd on alle ronch follen lan. Wer auch diefen brieff mit des vorgenanten
hern Conrats von Winfperg oder finer erben, ob er enwere, gunften vnd gutem willen vnd auch
mit irem verfigelten willbrieff vnder iren vnd zweyer biderwe manne zu gezugnfiße infigeln ver-
llgelt innehat, dem oder denfelben follen wir vnd vnfer nachkumen vnuerfcheidenlich vmb hewpt-
gut vnd allen fchaden der vorgefchriebn fchulde aller der recht hafft vnd gebunden fin zu richten
zu entwurten vnd zu gebn glycherwyfe vnd in allem dem rechten als in felb, denoeb dire brieff
geben vnd getchribo ift one alle geuerde. Vnd das alles zu warem vnd offenem vrkunde vnd
ganezer ftetikeyt geben wir vorgenant burgermeiftere, rate vnd bürgere der ftette Augspurg
Coftenz, Vlme vnd Eßlinggen für vns vnd vnfere nachkomen dem obgenanten hern Conrate von
Winfperg vnd allen finen erben oder werc dieffer brieff mit ireui gute wille vnd gunft inne hat
als vorgefchribe ftet, difen brieff befigelten mit vnfer der vorgenanten vier stette anhangenden
infigeln, der wir andere ftette alle vnd yeglich dizmal mit ine gebruchc vnd vns darunder verg-
lichen verbunden, der auch crefftig vnd gut bliben heißen vnd fin fol in allewege, all die wile
dirre infigel eines oder mere daran gancz ift Gebe vnd gefchchen vff fant Andres des heiligen
apofteln abend des iares, da man zalte nach Crifti vnffers hern geburte vierzehenhundert vnd
darnach in den acht vnd zwenzigften iaren.
20. Anzeige Konrads an König Sigmund von leiner gutlichen Vergleichung mit der Stadt
Weinsberg')- 29. November 1428.
Dem allerdurchluchtlgften fflrften vnd herren, hern Sigmund, Römifchen kunige, zu allen
zyten merer des rychs vnd zu Vngarn, Beheim, Dalmacien, Kroacien etc. kunige, meinem aller-
gnädigften herren, embieten ich, uwr königliche gnaden kamerer, Cnnrat herre zu Winfperg, min
undertanige, fchuldige, willige dinfte mit gantzen truwen allezyt bettor. AllergnXdigfter herre.
Als ich die erfamen wyfen burgermeifter, rate vnd bürgere der ftat zu Winfperg für fine k unig-
liche gnaden vnd des heiligen romifeben rychs hoffgerichte erfolget vnd erlanget, vnd fi in achte
vnd aberauchte bracht han, laßen ich uwer königliche gnade wißen, das ich desfelben uwer vnd
des heiligen Romifchn rychs hofegerichtes achte vnd aberachte genoßen vnd die vorgenanten
burgermeifter, rate vnd bürgere der ftat zu Winfperg damit darzu bracht han, das fi fleh von
miner anfprach wegen, die ich zu ine hatte, mit mir gutlich vnd frwntlich verfflnet vnd veraynet
han. Vnd hiervmbe, allergnedigfter herre, fo bitten ich uwer kHnigliche gnade vnderteniklichen,
demutlichen vnd flißlichn, das ir die vorgenant burgermeifter, rate vnd burger der ftat zu Win-
fperg uffer achte vnd aberachte, darinne ich fi bracht vnd getan han, tun vnd verkinden laßeD
vnd fi wider als uwer vnd des rychs vnder tän ige vnd gehorfamo vndertanc in uwer vnd des
heilign Römifchen rychs gnade, febirme vnd troftuuge enpfahen, anemen vnd haben wollent
Das will ich mit minen willigen dienften mit fampt den obgenanten burgermeiftern, rad vnd
burgern der ftat zu Winfperg getruwlichn vnd flißlieben verdienen vmb uwer künigeliche perfon,
die der almächtige got eu erhohunge des rychs nutze vnd fryden der gemaynen lande und criften-
heit lange zyt gefund vnd ftarke bewaren wölle, mir als uwein vnd des heiligen rychs getru-
wen undertanen allezyt gebietende. Vnd des zu vrkunde vnd veften gezugnuß fo han ich min
aygen ynfiegel an difen brief gehangen, der geben ift vf fant Andres des heiligen zwolffbotten
Aubent anno dni. XXI1X.. (Fortfetzung folgt)
•) Dea Raumes wegen ift Urkunde 20 vor 19 abgedruckt.
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Württembergifcher Altertumsverein in Stuttgart.
Lehenbuch Graf Eberhard des Greiners von Wirtemberg.
Herausgegeben von Archivfekretär Dr. Schneider.
Das Lchenbuch Graf Eberhard des Greiners von Wirtemberg äft ein Kodex
von 50 befchriebeuen und einigen unbefchriebenen l'ergamentblättern von etwa
26 X 17 cm; beigebunden find 2 Folioblätter, welche urfprünglich den Umfchlag
gebildet haben und von denen das eine mit dem Anfang des Kodex (Bl. 1—2 oben)
ziemlich gleichlautend, das andere auf Bl. 18—19 enthalten ift. Sein Inhalt um-
faßt die- ganze Kegierungszeit Graf Eberhards (1344—1392); feine Entftebung fällt,
wie fich aus der ganzeu Zufammeufetzung ergiebt, in die Zeit nach der Übernahme
der Alleinherrfchaft durch diefen Grafen (1362).
Das erfte Heft des Buches (Bl. 1 — 17) enthält auf Bl. 1 — 14 die in einem
Zuge gefchriebene Zu fam inen fiel lung der Lehen von 1344 (Bl. 1—2), fowie Einträge
bis zum Jahr 1363; cbenfo ift Bl. 18-23 ein nach vorliegenden Notizen gemachter
Eintrag von einer Hand (der des Schreibers Eberhard Fraus, vergl. Bl. 21), welcher
neben Spuren von der Zeit der gemeinfamen Regierung der Grafen Eberhard und
Ulrich (Bl. 18. 19) in der zweiten Hälfte die Daten 1363 und 1364 aufweift. Auf
den urfprünglich leergelaufenen Bl. 15—17 ftehen Nachträge von 1367 — 1385. Von
Bl. 24 an ift der Reibenfolge der Belehnungen nach die chronologische Ordnung
der von verfchiedener Hand flammenden Einträge im allgemeinen eingehalten; nur
wird fie, namentlich von Bl. 40 an, vielfach dadurch geftört, daß die Blätter zuerft
nicht ganz befebrieben und die leeren Stellen zu fpiiteren Einträgen benützt wurden.
Das erfte Folioblatt ift wie das zweite gleichzeitig mit den notierten ßelehu-
ungen entftanden und ift fo der alterte Beleg einer Aufzeichnung der wirtembergifcb.cn
Lehenskanzlei. Erft um das Jahr 1363 ergab fich das Bedürfnis, bei der gerade
in der Mitte des 14. Jahrhunderts bedeutend ausgedehnten wirtembergifchen Lehens-
herrlichkeit, ein förmliches Lehen buch anzulegen. Dies gefchab in der Weife, daß
noch vorhandene Einzelaufzeichnungen durch verfchiedene Schreiber in 2 Hefte zu-
fammengetragen (Bl. 1 ff. 18 ff.) und diefc dann vereinigt wurden. Zur Fortfetzung
wurden außer den fortlaufenden Seiten des Buches die leeren Blätter des erften
Heftes verwendet.
Für die Anlegung etwa im Jahre 1363 fpricht auch der Umftnnd, daß der
Anfang des Lehenbuchs abweichend von dem genaueren Ausdrucke des einen Folio-
bJatts als Lebeusherru im Jahre 1344 Graf Eberhard allein nennt, fowie daß von
der Hand, welche die erften Blätter in einem Zuge fchrieb, der noch vorhandene
Lehensbrief für Heinrich Rorbegk wegen Endersbach (Bl. 8) von 1362, fowie der
Bl. 9 b erwähnte Randeckifche Revers von 1363 ftammt. Um das Jahr 1363 be-
ginnt demnach die lange Reibe der gleichzeitigen Aufzeichnungen der wirtember-
gifchen LehcnbUchcr, als deren älteftes fchon im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahr-
hunderts der vorliegende Kodex bezeichnet wird.
WOrttcml». Vlerteljalirshcfte 1885. ö
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Schneider
Ans der Zeit vor 1344 find nor ganz wenige Lebensurkunden im Original
erhalten und auch aus der erften Zeit Graf Eberhard des Greiners ift das Leben-
buch faft die einzige Quelle für das Lehenwefen. In unfercr Ausgabe ift durchweg,
wo noch die Originalurkunden vorhanden, das Datum in [j ergänzt. Die Vergleicbung
der Urkunden mit den Einträgen des Lebenbuchs ergiebt, daß die Schreiber der-
selben vielfach dicfelben waren.
Die Einträge bilden ein fortlaufendes, wenn auch nicht ganz vollftändiges
Protokoll über den Akt der Belehnungen; ihre Daten beziehen fich wie die der
betreffenden Urkunden nicht auf die Ausftellung der letzteren, die freilich meift zu-
gleich mit der Belehnung gefchah, fondern auf die Belebnung felbft. So trägt der
Bl. 45 b von Hans von Gertingen erft verlangte Revers das Datum des Belebnungs-
eintrags. Der Lehensbrief für den jungen Ruf von 1362 (Bl. 17) kennzeichnet fich
felbft als Ausnahme, da die Ausftellung der Urkunde, wie es fcheint, lange ver-
gellen war; aber auch hier wird ausdrücklich auf die perfönliche Belehnung felbft
Bezug genommen. Statt des bloßen Eintrags haben die Lehenfchreiber oft den ganzen
Wortlaut der Urkunden in ibr Itegifter aufgenommen (wobei übrigens das lateinifche
Datum der Urkunden meift verdeutfeht ift) oder find von der Notiz zur Kopie Uber-
gegangen; ja Bl. 44 lefen wir fogar den einzigartigen Auftagebrief des feitberigen
Lehensträgers.
Daß das Lehenbuch lange in praktifchem Gebrauche war, beweift die That-
ache, daß ihm ein Regifter von des Hofregiftratore Sebaftian Ebingers Hand (feit
1550) beigebnnden ift.
Gedruckt ift der Anfang des Buchs bei Sattler 1* Beil. 104, ein Auszug
desfelben IV Beil. 61, welche aber beide weder unter fich noch mit dem vorliegen-
den Originale ganz übereinftimmen. Die Notiz über die Laudauifchen Leben (Bl. 7 b)
ift abgedruckt bei Sattler I, 24 (vergl. Württ. Jahrbücher 1826 S. 379).
Was noch die Grundfätze bei der vorliegenden Ausgabe betrifft, fo ift nur
zu bemerken, daß fie fich, auch in der oft willkürlichen Bezeichnung der Diphthonge
und Umlaute möglicbft an das Original hält; nur ftatt des von Bl. 40 an überwiegend
gefchriebenen a mit übergefetztem v ift reines a beibehalten.
(Bl. la.) Anno domini milleaimo CCG XL quarto feria quarta poft Margarete nah
mins herren graue Ulrich von Wirtenberg fcllgen tode fint difiv nahgeschriben gute zc lehen
enpfangen von minem herren graue Eberhart von Wirtenberg, deB vorgenannten herren fSoe:
Des erften hat Haintz Orefcher ze lehen enpfangen ein hofe ze Sigmaringen dem dorf,
den her Cünrat von Hornftein vor het; giltet VII tnalter der drierkorn, X feh. coftentxer, I vier-
teil ob, I vierteil aiger vnd zwai hüner.
Item Burchart der Melchinger Meldungen die bürg vnd die vogty finen teil vnd das
dorf vnd gcriht finen teil vnd ze Riogingen driv gute, die buwent helbiv die zwen Schiurer,
vnd den andern teil buwent Renhart vnd fin veter.
Item der Straiffe hat enpfangen dos von Stüffelmgen feiigen kinden, der trager er fin
fol, die vogty ze Althein bi Ehingen Iber der manch gute ze Ysnin.
Item Volknant von Oswile hat ze lehen Offenhein das dorf, Ifit vnd gut.
Item Rud Liupolt von Geppingen vnd Johan Haubach, finer fwefter Arne, hant ze
lehen Dieggerspcrg das gute.
Item Berhtold von Maffenbacb hat enpfangen Altenfpach das dorf mit allen rchten.'
Item Swiggcr von Gemmingen hat ze lehen einen hof ze Altenfpach, der des V»ber-
beins was.
Item Renhart von Niperg hat ze lehen die vogty ze Swaigern, die des vom Hirshorn was.
Item Hainrieh der Durner hat zc lehen einen hof ze Elrbach bei Swaikein.
Item Sifrit von Veningen hat ze lehen zc Altispach in dem dorf bi Sünshein ein hof
vnd nainswie vil hufer vnd hofftat.
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Lehenbuch Graf Eberhard des G reiner» von Wirtemberg.
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(Bl. I b.) Item Vngeriht von Sultze hat ze lehen einen teil an dem zehend ze Sultze
vnd zwei matter kern, II malt er roggen, VI fch. d., VII hfiner von einem gut, lit in dem möl-
bach, das buwet der klosner von Bcrkuelt, vnd ouch vier fcheffel habern.
Item Haiorich Susman hat ze lehen Vogingeu, den kyrchenfatz mit allen rehten, die
darzo gehörnt.
Item her Brnn von Hertenftein hat ze lehen drie morgen wingarten in dem V«lbaoh
vnd künde ir nit genemmen.
Item Sichliogs fwefter von Oswile zwen morgen wingarten ze Altenburg, ligent in dem
Hafeupfüle vnd tret fi ir her Hans Nothaft.
Item Johan von Ahelflngen hat ze lehen das geriht ze Yebenhufen vnd zv zwnien
pflogen akers vnd was er da hat.
Item Albreht von Blankenftein hat ze lehen den kyrchenfatz ze Eningen vnd ein hof
se Lonsingen.
Item her Johan vnd Strube die Nothaften hant ze lehen Bihingen das dorf halbes,
einen hof ze Mutifpach vnd das darin gehört vnd ein wifen ze Mfitifpach.
Item her Bernolt von Vrbach von Mundolfshein hat ze leben einen hof ze llfuelt, heift
des Hempen hof.
Item Eberhart von Metzingen hat ze lehen ze Metzingen hofer, eker, wifen vnd holtz
vnd was er da hat.
Item her Johan von Rechberg von Betringen hat ze lehen die frien gut, die in die
Weibelhftbe gehörnt, vnd die lüt, die da heizzent die Frien löte.
Item Johan Taler von Gemünde zw. hübe ze Kürnegge vnd das darin gehört.
Item Rud ein bnrger von Gemünde hat ze lehen einen zehend vnd drle morgen win-
garten ze Grunbach.
(Bl. 2«.) Item Voitze des Rahen toebterman, CSnrat vnd Walther die Ruhen hant ze
lehen febs morgen wingarten, di fi kouften vmb die von Eberfperg vnd die von Liehtenftein,
ligent ze Gerliartfteten, vnd III Vn >b heller geltes, die in gant vz zwaien wingarten, die Swengers
von Liehtenftein, der einen buwet Haintz Wortwin vnd lit ob dem bangarten, vnd den andern
buwet Berbtolt Fetzer, lit ob dem burchgraben.
Item Cnnrat Ruhe der vorgenant hat befunder ze lehen einen halben bof ze Knrnegge,
den buwet Eberlin vnd der Bunne.
Item Gernolt vnd Hainrlch von Grüningen hant ze lehen in dem V'lbach am Zweren-
berg fünf morgen wingarten an drien ftuken vnd ze Vndern üürnkein ein morgen , lit an dem
Munchberg vnd driv vierteil am hage, vnd ein wifen darvnder vnd ein holtz vf Slihtnn, ift
gelegen zwifchen Baltmanswiler vnd Hohengeren.
Item Fritz Amelrich hat ze lehen in dem V -Ibach I morgen wingarten, heift der alt,
II gens, vier haner, vier famrer, III feh. heller geltes vnd einen vierdung die zwei teil.
Item Eberlin Schüblin hat ze lehen driv vierteil eins morgen wingarten, ligent ze
Hedelfingen am Kochenberg.
Item Albrebt Kratzer vnd flner tohter man hant ze lehen drie morgen wingarten,
ligent am fort zwifchen dem V*lbach vnd Durnkein.
Item Cunrat Vngeltcr hat ze lehen vier morgen wingarten ze Hedelfingen an der rfiti,
zwen morgen an der klingen vnd des Bayers I morgen vnd I vierteil.
Item Cunrat der Vogler ze Vrach hat ze lehen in Zützelstal die lantgarb von allen
rütinan beid enthalb der berg vnd in Niwcnftaig vnd in Horgcnftaig.
Item Cunrat von Rechberg von Ramfperg hat ze lehen Kelmüntz bürg vnd ftat vnd
fwas darzö gebort, ane den zole; item fo hat er onch den zehend ze Northofen vnd den layen-
zehend ze Dürnkein, was er da hat.
(Bl. 2b.) Item her Albrecht von Friberg hat ze lehen Stuffeiingen die barg vnd was
darzfi gehört.
Item Johan Eninger hat ze lehen drie morgen wingarten ane I vierteil, ligent am furt
zwifchen Obern Durnkein vnd dem V'lbach.
Item Kraft von Sperbersegge hat ze lehen Sperbersegge die bürg halb, ein hübe ze
Beringen vnd die löt durch Henger Dik.
Item Huge von Hainiberg hat ze lehen einen walt, lit in dem Bernbach, einen walt
In der Markartsklingen vnd ein walt, lit zer Flaifchfchramm.
Item Cunrat Gewin von Heilprnnnen hat ze lehen ein halben hofe ze Beggingen vnd
fwas darzfi gebort, vnd die wifen am Neker zwifchen den zwaien varen.
Item Lud Bcgervon Waiblingen hatze lehen zeKoftenfol den zehontvz dem hof, win vnd körn.
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Schnoider
Item Renhart von Hohenfcheid hat ze lchen Erkmarhufen das dorf halbe« vnd tret ea
Walthers kJnd von Snnthein.
Item Wolf der Mayfer hat ze Ramfpach des Hemrolings lehcn, das ift das fchsteil
des zehend wines vnd korns vnd ein hoflin da fclben.
Item Cunrat von Stamhein hat ze leben SUmhein bürg vnd dorf halbes vnd trelt ein
vierteil finem bruder Renhart; item ein hof ze Hegnach, zwen morgen wingarten ze Velbach
vnd ein halben armer wingeltes ze Wirtenberg.
Item Banbaft von Hohenhein hat ze leben alles, das er hat ze Hohenhein vnd in dem
zehend ze Blieningen; item ein wingarten ze Dürnkein, heift der Stek, vnd XXX huner geltes; item
die vogty ze Obern Ezzelingen halbe vnd die gute ze Dagmanshart, ekker, wifen vnd was er da hat
(Bl. 3a.) Item Claus von Rinderbach hat ze lehen den hofe ze Stamhein, dar vf fitzeot
zwen bruder, heizzent die Mayer, vnd den der Linegger vor het.
Item Johan von Oswilc hat ze lohen onpfangen anderhalb Ezzelingcr aymer wingeltea
ze Buonikein, heizzet der erbwin, vnd hat fi kouft vmb Walgger von Bernhaien.
Item her Rfid von Wefterfteten hat ze lehen Lintoltzhufen das dorf vf der Albe.
Item Run der Münch hat ze lehen enpfangen die vifchentxen ze Pfawenhufen. finen
teil, der im worden ift von finer muter.
Item Haintz Schultheiß, Beutzen des Schultheißen feiigen ffine von Sigmaringen hat ze
lehen enpfangen das gute, das man nemt Hargarten.
Item her Bernolt von Vrbach der Sydin hat ze lehen enpfangen den halbentail des
layenzehenden ze Hebfagge.
Item Hanman Schirrer von Swenhein hat den Zehenden ze Maggenhein in dem banne
uf dem bnweacker, des LX morgen ift, ze lehen enphangen.
Item H. der Schone von Rotwile hat ze lehen enpfangen zw* iuehert ackers, gelegen
ze Rotwile vor dem Owentor, ltozzent an den Herweg, heizzent ze den widen.
Item Jakob der Wirt von Rotwile hat ze lehen enphangen finen tail des grosaen korn-
zehenden ze Tegwingen.
Item Sifrit von Wirdenhein hat ze lehen enphangen die vifchentzen an der Brfifcbe ze
Arnoltzheln in Elfazze, die ierlich giltet III Ib. VII fch. Strazzburger.
Item her Schotte hat derfelben vifchentzen gelihtergit, er hat fie aber niht enpfangen.
Item min herre hat gelihen V°lrich dem Ilergefcllen alle die gut, die Wernher von
Bunburg gelazzen hat vnd lehen fin von der herfchaft von Wirtenberg.
Item H. Ellende von der Schere hat ze lehen enpfangen ein wifen ze Hnnderfingen, die
man nemet des Brenners wifen.
(BL 3b.) Item frowe Hiltrut von Bunburg hat ze lehen enphangen dife nahgeferfben
gfitlin ze Hunderfingen, die ir vater vnd ir vordem voü vnfern vordem an fie braht hant ; item
ein weldelin genant der Furban, IV iuehart ackers, ein wifelin in den Staingruben, ein wifelin
im Swaighofe vnd die halden hinder dem Swaicbofc ze Hunderfingen.
Item Johan vnd Cuntz Singer von Ezzelingen hant ze lehen enpfangen die wingarten
ze Hedelfingen gelegen vnder dem holwcge der vier morgen, heizzent die rutin, I morge der
Heiligbrunne, II morgen die dingen vnd III vierteil wingarten, heizzent des Langen.
Item Agnes, Cunrat des Roten wirtin von Vlmo hat enphangen ir leptage ze irer hant
allein ze lehen ein dritail der mülin in dem Loche ze Vlme, dar uf fie cc lb. heller irer balo-
ftivr bewifet ift, vnd uf die hüfer, die vor derfelben raulin gelegen fint, vnd vz Uerman des
Byderben hufe; vnd hat darüber ze trager genomen Heinrich den Roten, iren bruder, vnd Cun-
rat den Beflerer, iren fwefterman.
Nota, min herre graue Eberhart hat gelihen Johan, Vtrich und Cunrat des Endingers
fünen von Ezelingen IV'/ii morgen wingarten an dem Zwerhenberge im V'lbach vnd Ill'/n mor-
gen wingarten, geheizzen der Furt zwifchant Obern Durnkein vnd dem V°lbach.
Item Reinhart von Hefingen, des Bartes feiigen fune, der iunge hat ze lehen enpfangen
Horkein die bürg halbe vnd wol uf LXXX morgen ackers in allen zeigen, vnd die lehen rurent
von Liebtcnbcrg.
Item magifter Hcinricus de Rotwile, baculareus in medicina, hat ze lehen enpfangen
finen tail des zehenden ze Degwingen.
Item der Amppeller von Vrach hat ze leben enpfangen I morgen wingarten ze Metz-
zingen vnd XIII fch. heller geltes vs einer badftuben vnd vz einem garten ze Metzingen.
Item Adelhait von Lynegge, Hcintzelmans leligeo von Gemünde elichiv wirtin hat ze
lehen enpfangen II hofe ze Stamhein, die geltend iorlichcn XXX mod. der drierkurn gelich vnd
II Ib. heller; vnd des ift treger Johan von Lynegge der elter.
Lohonbuch Graf Eberhard des O reinere von Wirtomberg.
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Item min herre hat gelihen Anfhelm von Goroeringen den layenzehend ze Kyrchein
dem dorf vnder Howenftein, den man nerot den gemeinen layenzchenden, vnd alle die teil an der
bürg ze Howenftein, die Wolf von Howenftein feiig da het
(Bl. 4a.) Item Erkenger von Merklingen hat vnfern henen ze leben gcraachet ewicliehen
vnd iren erben dife nahgefchriben gut, die ze Mulhufen an der Wirme gelegen fint, das ift zwelf •
morgen ackers, ligent ob dein gründe ze Holden hntdc, III morgen ackers an Rapen ryfach,
III morgen in dem gründe vnder dem Silberberge, III morgen an Rudern, IV morgen uf dorn
roelm, II morgen ob dem Pforzheimer wege, aber III morgen an Rudern, daz werdent alfo XXX
morgen ackers; item vnd VI morgen wifen, ligent uf dem roelm, II morgen wifen, waren
Dietbert von Hingen, ligent ob der ftrazze, II morgen, ligent hinder dem berge vnd die
landaht halbe ze Mülüufen; die vorgeuanten gut alliv hat er in ze leben gemachet für die
XXIV morgen ackers vnd III morgen wifen ze Herklingen, die er vor von in ze lehen het
vnd die lie den herren von Albe geaigent hant, die fie ouch mit irem willen gekouft hant.
Vnd fol ich vnd alle min erben vnd nahkomen die vorgenanten ecker, wifen und landaht von
den vorgenanten herron von Wirtenberg vnd allen iren erben vnd nahkomen ewiclich ze lehen
enpfahen, als lehens reht ift; darvmb ich in einen befigelten brief geben habe, der mit minem
infigul befigelt ift, datum in die beati Mathie apoftoli L nono.
Nota, min herre hat Burkart von Rifchach gelihen das gütlin ze Stetten zu dem kalten-
markt vnd das gütlin, das man nemt das Grosholtz, lit ob Stollenberg.
Item min herre hat gelihen Johan vnd Günthern, zwaien knaben, Johan Spenlins feiigen
fnnen die drie teil des dorfes ze Symuntzhein, vnd des ift ir trager Trutwin von Wile, Albreht
Kyrcherren föne.
Item Trutwin Virich feiigen föne von Krowelsowo hat ze lehen enpfangen das vierteil
des dorfes ze Symuntzhein.
(Bl. 4 b.) Item her Heinrich von Rotenftein hat ze lehen enpfangen Babenhufen die ftat,
das rurt von Tuwingen.
Item min herre hat gelihen Herman Sitzen, des ammans feiigen ffine von Eriftein, die
hofraitin vnd garten ze Eriftein vnd anderhalbe iüchart akkers, die fincs vaters waren.
Item Albreht von Sunthcin hat ze lehen enpfangen Erkmershufen das dorf vnd das
geriht halbes im vnd allen finen gefwiftergiten.
Item Johan Nipperg von Heilprunnen, Johann Füerers genant Nippergs feiigen fune
hat ze lehen enpfangen den forft halben ze Talhein vnd die vifchentzen ze Horkeim, die fines
vater feiigen waren vnd lehen fint von Lichtenberg der herfchaft.
Nota, Cöntz Til'chingcr von Vliue hat ze lehen enpfangen vs der mnlin das gelt bi der
fteinin brugge ze Ulme, des Beirere[r]8 mfilin, des ierlich X pft heller ift.
Item Johan Gut von Sultze hat ze lehen enpfangen ein gütlin, gilt VI matter kern, I Ib.
heller, II bfiner vnd den laigenzehenden ze Verfügen dem dorf, als es fin vater an in braht hat.
Item her Berhtolt der Aldinger hat ze lehen enpfangen die zwelf malter roggen geltes
vnd Iii pft beller geltz, die er hat ze Hobdorf vnd ze Hohenfcheide vz allen guten vnd bofen,
die er da hat; die felben leben rürent von Vaihingen her.
Item Cfintz Grecke von Kochendorf hat ze lehen enpfangen daz halbetail des clainen
vnd des grozzen zehenden ze Hainshein vnd ift trager fin vnd finer briider.
Item Walther von Eberspcrg hat ze lehen enpfangen Uepfikein bürg vnd dorf, das rurt
von Vcihingen; fo hat er enpfangen Gerhartfteten das vierteil des dorfes.
Item Johan von Niuneg hat ze lehen den layenzehend ze Sultze.
(Bl. 5a.) Item Johan von Obernhein hat ze lehen enpfangen Gebrafchwiler den hof, lit
bi Brunsperg.
Item Albreht von Hohenfcheide, Renhart feiigen June hat ze lehen enpfangen Hohen-
fcheide dio bnreh vnd was fin vater im vnd finen gefwiftergiten ze Uohdorf gelazzen bat,
was fi da hant; die lehen riirent von Vcihingen.
Item Renbült von Clingenberg hat ze lehen enpfangen ze Ofthein in dem dorf bi Bil-
ftein den komzehenden halben, groffen vnd deinen, vnd den wiuzehcndcn das abtendtail; die
lehen(t) rürent von Vaihingen.
Item Johan Taler von Gemünde hat ze lehen enpfangen den halben hof ze Kürenegge,
den er kouft hat vmb Walther Kflrtzen, fo hat er das halbtail vor enpfangen.
Item Berhtolt Güter von Rafenspurg hat ze lehen enpfangen finen teil an der bürg
ze Hawenftein vnd was er da hat, ekker, wingarten vnd wifen; rürent von Vcihingen.
Item Albreht des Mesners fune hat ze lehen enpfangen finen teil des dorfes ze Zaber-
feit, kyrehenfatz, lüt vnd gute vnd was er da hat; rurt ouch von Velhingen.
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Schneider
Item Wilhelm von Wuneftein hat ze lehen enpfangen den zehend ze Ofthein das vierteil
vod ze Helfenherg win vnd korn vnd den deinen zehend halben da felbcn ; rurt ouch von Veihingen.
Item Fridrich von Lnftenowe vnd Hainrich fin föne hant ze lehen den layenzehend
ze Mellingen.
• (Bl. 5 b.) Item Endris von Yfoltzhufen hat ze lehen enpfangen einen hof ze Weterfpach
mit finen zugehorden; rurt ouch von Vaihingen.
Item Heinrich Kien hat ze lehen enpfangen Spilberg das wiler bi Bronbfirch; rurt von
Veihingen her.
Item Wolf vnd Brennmul von Oswile hant zn lehen enpfangen Scheggingen das bfirch-
ftal halbes vnd das dorf halbes, rnrt onch von Veihingen.
Item Wernlin des Vogtes föne so Rofenuelt hat zc lehen enpfangen die X malt er korn-
geltes, die vz dem kyrehenzehenden [zo Lidringen. Montag vor S. Georientag 1360].
Item Heinrich Truhfetz von Hefingen der innge hat lehen enpfangen, rurent von Vei-
hingen vnd fint zebenden ze Rendingen, ze Hainertingen vnd ze Hochdorf iren teil vnd finen
teil des zehend ze Yllingen; die fint alle layenzchenden.
Item Cunrat Trnhfetz von Waldeggc hat ze lehen enpfangen Altpär das dorf gantz
vnd ze Weltiswank was hie dilfit dem bach lit; raren von Veihingen.
Item Trutwin von Malmshein hat ze lehen enpfangen ein vierteil des gerihtz vnd der
vogty ze Malmshein, als er es von den von Veihingen feligon het.
Item Trutwin, eis burger ze Wile hat te lehen enpfangen den layenzehend ze Symuntz-
hein mit allen zugehörden; rurt ouch von Veihingen.
(Bl. 6 a.) Item Gerlach von Dürruentz hat ze lehen enpfangen vnd ift trager finer
husfrowen Adelheit von Waldcgge, wan er ir ir beinftiure darvf bewifet hat, die gut ze Durmentz,
des erften des Rollers gut, Bumans gut, der Gerlachin gut, vf die halben vifchentzen vnd die
halben mulin dafelbcn vnd das niuve hufe vnd die ninwe fehuren, die da ftant in finem hof ze
Durmentz; vnd die ichen riirent von Vaihingen her.
Item Johan von Wünenftein hat ze leben enpfangen zc Lienbrunncn dem dorf alles
was er da hat, vnd rurt von Vaihingen her.
Item Bernger von Kirchhufen hat ze lehen enpfangen Kyrchhul'en die halb bfirch vnd
finen teil an dem dorf vnd was da ift, wingarten, ekker vnd wtfen, holtz, velde, wazzer vnd weide
vnd wie es gonant ift; rurt von Vaihingen.
Itcin Gerhart, Eberharten feiigen föne von Kirchhöfen hat das ander halb tail an der
biirg Kyrchhufen vnd was er an dem dorf hat gefachet vnd vngefuchet vnd das drittail an der
bürg zc Howenftein vnd das geriht halbes vnder der bürg, was von alter lehen ift, vnd ein
ahteil an dem winzehenden ze LounTen; rurt von Vaihingen.
Item Wilhelm von Kyrchhufen hat ze lehen enpfangen die vogty ze Steten vber der
munche gut von Uirfowe; rurt ouch von Vaihingen.
Item Albreht von Entzberg der alt von Strichenberg gab vf roinen Herren die lehen
Ohlenberg, die bfirch vnd die ftat halbe, vnd die hat min herre gclihen Wolfen von Vrbach;
rurt von Vaihingen.
Item Kraft Gregge von Kochendorf vnd Goltftein fin bruder bant ze lehen enpfangen
die zwei teil des zehenden ze Heinshein vnder Erenberg an wine vnd an korn vnd was man
verzehenden fol in der mark; Hirt von Vaihingen.
Item Renhart von Waldegge, Albreht feiigen Arne, hat enpfangen XXVI morgen akers,
minner oder mer, in alle zeig vnd dri wifenbletz, ligent ze Malmshein; rurent von Vaihingen.
(Bl. 6 b.) Item Cuntz von Helmftat hat ze lehen enpfangen Rapenawc die burch halb
vnd das funfteil an dem dorf, an geriht, an vogty vnd was darzf gehört, ekker vnd wifen, holtz,
velde, waffer vnd waidc, gefuchet vnd vngefuchet; vnd rurt von Vaihingen her.
Nota, min herre bat brief geben Adclhait von Entzberg, Wolfes von Vrbach wirtin,
das fin gut wille ift, das Albreht von Entzberg ir vater fi ires zugeltes bewifet hat vf die nah-
gefchriben gute, die lehen fint vnd von Veihingen rurent, das ift ze Michelbach, vier matter
roggen, XX malter habern vnd dri aymer wingeltcs vnd VII Ib. heller geltes vnd zc Zaberfeit
XXVII aymer wingelt vnd ze Ramfpach XVI malter roggen vnd III Ib. heller geltes; vnd fint
ir träger her Johan von Vrbach vnd Hcrman von Sahfenhein.
Item Hohslitz von l'fawenhufen, der ze Grüningen fitzet, hat enpfangen das zwclfteil
des zehend zc Nufringen an dem deinen vnd grozzen zehend; rurent von Veihingen; item er
hat enpfangen den zehend teil des zehend ze Hutingshein, dein vnd groz; das rurt von Lichtenberg.
Item Herman vnd Cuntz Boten von Küngfpach hant zc lehen enpfangen des zwei teil
des fronhofes ze Kftngfpach mit aller irer zagehorde.
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Lebonbuch Oraf Eberhard des Greinen von Wirtemberg.
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Item To hat Gerbart von Talhein genant von K&ngfpacb ouch enpfangeo ein dritteil
des felben hofes ze Küngfpach, ouch mit finer zagehorde.
Item Hainrich der Solr von O'ndingen hant ze iehen den hof ze Hemmingen, den er
kouft vmb Dietern von ilemmingen vnd einen bangarten vnd ein wifen.
(Bl. 7 a.) Item . . die von Klingenberg hant ze leben das halbe teil wines vnd korn-
zchenden ze der ftat Lonffen hie dishalbe Nekkers.
Item Wilhelm von Klingenberg hat ze lehen ein viertail an dem zehenden ze Louffen.
Item Cunrat der O'tlinger hat ze lehen zehen pht geltes vz fehs mannemat wifen ze
Gerhartfteten, der funfiv ftozzent an den fronakker, vnd zwen bletz wifen, ligent bi der hofftat,
vnd einen morgen wingarten, lit hinder der bürge.
Item Helwig von Ezzendorf hat ze lehen swas min herren lutto hant lenfit der Tunawe
vnd ienfit der Albe, als lang min herre wil; alfo hat er ouch einen brief von minem alten herren
graue Eberhart von Wirtenberg, der enpfalhe fi im als lang er wolte.
Item Heinrich von Ezzendorf bat zn lehen vier pht. geltes ze Mentzenwilcr.
Item Lud, Sifrit fune von Venningen folt finiv lehen in einem manode gefchriben
gi'hen han.
Item Cunrat der iunge Muiler von Gemunde hat ze lehen drie morgen wingarten ze
Grunbach, zwen ligent an dem Gundoltzberg, fo lit der ein hindan an dem Gundoltzberg, vnd
drie hofftet dafelben, des Stökers, der Latzin vnd der Bntain.
Item her Cunrat Sefler hat ze leben swas er hat ze W'rglingen, ekkern, wifen vnd holtz
vnd ze Detingen einen hofe vnd zw" hüben vnd ze Marchbrunnen zw 0 hüben.
Item Vilich der Swelher hat ze lehen enpfangen den teil an dum winzehenden vnd
kornzehenden ze Mcnboltzhein, als in fin vater her Berhtolt Swelher her braht hat.
Item Hezze von IlTuelt hat ze lehen das lehen ze Kyrchberg, das da heizzet des
Volmars lehen.
Item die von Pfalhein, hern Fridrich von Nippenburg feiigen elichiv wirtin bat ze leben
den hofe ze Weiblingen, den . . der Hetzler vnd Honakker buwent, vnd hat ir min herre graue
Eberhart ze trager geben, wan eB manlehen ift, iren fune Fridrich von Nyppenbnrg, Iren fune
Riid von Pfalhein vnd Wernhern von Münchingen.
(Bl. 7 b.) Man fol onch wizzen, do die . . von Landowe vnder fich wibe namen vnd
an dem gute ze vaft abgi engen, do beten fi niht nahwendiger friunde von dem vater danne min
herren . . von Wirtenberg vnd käme graue Eberhart von Landowe zu minem herren graue Virich
von Wirtenberg, der miner herren graue Eberhart vnd graue Virich von Wirtenberg vater was,
vnd gab im vnd allen finen erben elliv div reht, die fin vordem an in braht beten, vnd die er
het, zu allen lehen, die er oder fin erben üben folten, das er vnd alle fin erben die ewiclich
lihen folten vnd elliv div reht darzn han, die er oder fin erben darzu heten oder han folten.
Item Heinrich Rot von Vlme hat ze lehen fin ftainhufe vnd fin gefetzze halbes ze Vlme.
Item Marquart der Amman von Memmingen vnd Cunrat Knetftufle hant ze lehen den
kyrehenfatz ze Kyrcbsdorfe.
Item Johan von Gundeluingen ritter von Efteten, hat ze leben zwen hofe ze Efteten.
Item der burger von Rotwile Heinrich Graue hat ze lehen vier malter korns, zwen
fchilling haller, vier huner ze V'rslingen.
Item Bentz Rofenuelt hat ze lehen ein wifen vf dem Holnftain ze Rotwile.
Item Ilerman Tillekhouer hat zc lehen zw» iuehart akkers, ligent vf dem Holnftain.
Item Dietter Bletze bat ze leben das viertail des zehenden zc Sultze, inwendig vnd
vzwendig der Itat.
Item Eberhart vnd Cunrat die Bokke hant ze lehen vier malter korns vnd vier iuehart
akkers ze V'rslingen.
Item Berhtolt Boller hat ze lehen ein wifen, lit ze Rotwile.
Item Bnrchart ze Brüggen hat ze lehen abtcndhalbe malter korns vnd V fchilling haller
ze V'rslingen.
Item Johan von Eppfendorf hat ze leben vier malter vnd nun fchilling hallor zc Balghein.
(Bl. 8 a.) Man fol wiflen, das Hainrich Rorbegk von minen herren ze lehen hat die
inulin vnd das mulftat vnd das wafter darzu bis zu der Münchbrngk vor dem obern tor ze Schorn-
dorf; er bat ouch ze leben miner herren [den] brwel hinder der vudern keltern vnd den wingarten
an dem Grauenberg, den da ietzzo bwet V'tzz der Wcfcher vnd V'lrich Erwin; er baut ouch
ze lehen von minen herren den hof ze Endrifpach in allen rehten, als in Switzz von WaybUngen
feiig het [1362 Oculi].
Wir graue Eberhart von Wirtenberg verleben etc., das wir den veften rittern, vnfern
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120
Schneider
lieben dienern Gebhart, Albreh t vnd Cnnrat von Rechberg gebrudern vnd iren erben gelihen
haben den kirebenfatzze vnd don zehenden ze Obern Eßlingen mit allen rehten vnd zugeborden,
wan fi von vns lehen fint, vnd haben in die gelihen mit worten vnd mit handen, als fit gewon-
lich lehen fint zclihen, vnd was wir in billich daran rollen Hhen, fi fuln vns davon tun vnd ge-
bunden fin ala lehensman irem lehenherren billich tun luln, ze vrkund etc.; datum feri» fexta
poft pentechoftes anno domini MCCCLX primo.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen etc., das wir dem veften manne Joban
von Metzze vnd finen erben gelihen haben die vogty ze Hoden vnder der bürg ze Rietburg vud
bi dem clofler ze Heylsprfigge, die von uns lehen ift, vnd haben im dio gelihen mit allen rebten,
fo darzu gehört, gerächt vnd vngcföeht, mit worten vnd mit handen, als fit vnd gewonlich ift,
lehen ze lihen, vnd was wir im billich dar an üben füllen, er Toi vns ouch da von tun vnd ge-
bfinden fin als lehensman finem lehenherren von finem lehen billich tun Toi; datum Grüningen
dominica ante Michabelis anno LX Jecundo.
(Bl. 8 b.) Nota, Hainrich der Boiler von Rotwile hat enpfangen liendelbrnnnen, ekker
vnd wifen mit finer zugehord ;
item Eberhart Keger VI /cheffei korngeltes ze V'rslingen ;
item Eberhart Bok II maltet" korngeltes vnd VIII fch. h. ouch ze V'rslingen;
item Burchart Schapper ein dritteil des gerihtes ze Laggendorf mit finer zngehorde
vnd ze Oftdorf VI malter kern vnd II malter habcrngeltes zem dritteil mit den wifen, die
darzu gehörnt.
Nota, her Brun von Hertenftein hat vfgeben her Hainrich von Wefterfteten drithalben
morgen wingarten in dem V'lbach, die hat der vorgenannt von Wefterfteten von minem herren
ze lehen enpfangen.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen an difem brief, daz für vns konien Uerman vnd
Conrat die Boten von Küngspach gebrüder vnd gaben vns vf den kyrehenfatz ze Küngfpach, der von
vns lehen ift vnd den fy bisher von vns ze lehen gehebt hant, vnd wanne fy den felben kyrehenfatz ver-
kouft vnd ze kouffen geben heten den geiftlichen frouwen, der abteffin vnd dem conuent des clofters
ze Albe, daz wir in darvber einen träger geben; alfo haben wir den vorgenanten kyrehenfatz
von den vorgenanten Boten von Küngfpach vf genomen vnd haben den egenanten geiftlichen
frouwen durch ir fiizzic bet willen vnd von vnfern befandern gnaden vber den egenanten kyrehen-
fatz vnd lehen ze träger gegeben den erbern man Conrat den Zünden ein edeln kneht, alfo
daz er ir getrewer trager dar vber fin fol vnd vns dauon tun vnd gebunden fin fol, als lehens-
man finem lehenherren von finen lehen billich tun fol one alle geuerde • dez er vns ouch ietzent
gefworn hat. ez füllen ouch ewiclich die abteffin vnd der conuent ze Fronwen Albe vns vnd
vnfern erben, wenne der trager nit werc, einen andern erbern man zu einem trager geben, als
dike ez zu fchulden kurobt, die vns ouch (Bl. 9 a.) geloben vnd fweren lullent, dauon ze tun als
lehensreht ift ane alle geferde. vnd dez zu vrkönde etc.; datum Stugarten feria quarta ante Geory
anno domini MCCCLX tercio.
Item Cfinrat vnd Berhtolt die Härder gebrüder von Gertringen hant zu lehen enpfangen
dez Bartz fcligen gut von Malmshein, waz er da het vnd fi angeerbet ift von ir hösfrowen;
vnd riirent dio leben gen Vayhingen.
Anno LX tercio feria secunda ante nativitatem beate virginis hat ze lehen enpfangen
Henslin von Stain , Lud von Stain feiigen ffinc Branburg die bürg mit aller zngehorde, als es
fin vater het, ane das her Johan fin veter da hat vnd vor ouch enpfangen hat.
Item anno LX tercio in vigilia nativitatis beate Marie virginis do enpfieng Fritz Holder-
man von Efflingen von minem herren zu lehen I morgen vnd ein vierteyl wingarten, gelegen bi
dem Heylgenbrunne.
Item Merklin Rotter von Ezzelingen hat kouft vmb Cuntzcn den Zadel von Smidhein
driv vierteil eins morgen wingarten ze Obern Durnkefn, die ietzent buwet der iunge V'te vnd
lehen fint von der herfchaft: nv hat derfelb Merklin vor ouch zc lehen an denfelben ftuk driv
vierteil, vnd ift im alfo gelihen die iungftcn driv vierteil in allen rehten als die erAen; vnd
were, ob er das lehen zu dem aigen gewnne, fo fol er doch ewiclich der herfchaft halben bet-
win vnd ander gewonlich ftiure da von geben als ander Ezzelinger gute.
(BL9b.) Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen an diefem brief, daz wir vu-
ferm lieben diener Eberhart von Randcgk ritter verlihen haben zu einem rehten burgleben gen
Tegkk vnfer gefezze ze Kirchen vor der ftat, daz man nemt Renbotz von Hebchiaawe gefozze, vnd
haben im daz gelihen mit allem dem, das von alter zu demfelben gefetzz vnd burglehen gehört,
gefuht vnd ungefüllt, vngeuerlich, es fien cgker, wifen, garten oder bongarten oder waz denno
von alter darzfi gebort mit folchem gedlng, das er vns davon ton vnd warten fol als dez burg-
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LehoDbuch Graf Eberhard des Greiners von Wirtemberg. 121
lobens reht ift vnd als ein mane ßnem lebenherren von finem leben vnd mit namen von bürg-
lehens wegen billich tun Toi ane alle gouerde. Vnd dez alles zv vrkfinde etc.; datnm StSgrteo
in die beati Galli anno domini M CCC LX tercio, vnd desfelben hat er alfo einen gagenbrief
wider geben.
Nota , her Johan der Vetzzer hat ze lehen enpfangen , das vor nit lehen gewefen ift
vnd eweklich er vnd fin erben von der herfchaft ze Wirtenberg ze lehen füllen han, die mulin
an dem Berg an dem waffer, heizzet Hwrbi, vnd fol 1t die herfchaft finen Innen vnd tohtern lihen.
Nota, Wernher Schonman von V'rslingen hat ze lehen enpfangen ze V'rslingen ein
mulin vnd das gut, das man nemet Duttenegk, mit ekkern, wifen, holtz vnd aller zftgehorde.
Nota, Virich der alt Swelher hat ze lehen enpfangen finen teil des layenzehenden ze
Menboltzhein, der im von finem vater vnd muter feiig ze erbe worden ift.
Item Virich der alt Sorge von Schorndorf bat ze lehen ein zchenden ze Huprehtz-
brunnen vnd am Simchen winea vnd korns.
(Bl. 10a.) Item Hointz Wanner vnd Cfintz von Mellingen hant ze leben ein wifen ze
Rotwile, ftozzet in den ban ze dem gieffen.
Item Heinrich der Wchlnger hat ze lohen finen teile des layenzehenden ze Beringen.
Item Cuntz Gut Eberhart hat ze lehen vier iuehart ze Rotwile ze den widen.
Item Albrebt Hagge vnd Johann Beffe hant ze lehen fehs maller korns ze V'rslingen
vnd einen akker, lit bi dem frowenclofter ze Rotwile.
Item Heinrich vnd Heinrich die Schappel hant ze lehen ir teile ze Laggendorf, ze
Sülze vnd ze Beringen an den zehenden.
Item Cfinrat, Johan vnd Claus Schappel bant ze lehen iren teil an dem dorfe vnd
geriht ze Laggendorfe, ze Beringen vnd ze Sultze an den zchenden.
Item Anne von Grüningen, Renfrit von Tigershein eliebiv wirtin, hat ze lehen Hermans
gfite von Bach ze Warntal vnder Habspnrch, wol vf fehzig iuebart akkers, des weft fi niht,
ob ir minner oder mer were, vnd vf fünf roanuemat wifen, vnd ze Uabspurch vmb den zehen-
den vf zwei hundert iuehart akkers, vnd fprach, es were frowen vnd manlehen.
Itom her 8 Wigger von Gundeluingen von Erenuelfe bat ze lehen den zehenden ze
Hebfak halben, wines vnd korns.
Item Dieter Grunbach hat ze lehen Aichibach das dorfe halbes.
Item Cfinrat von Riethein hat ze leben von graue Eberbart von Werdenberg Ramingen
die burob vnd fwas darzu gehört.
Item Otte von Mengen hat ze lehen einen hofe ze Ablach, buwet der Tolre.
(Bl. 10b.) Item Johan der Veter hat ze lehen IV iuehart akkers ze Sitingen vnd ein
wifen, das Aicherners vor von minem herren ze leben het
Item her Heinrich vnd her Rfid von Fridingen hant ze leben die vogtyen der zwaier
dorfer ze Jugendorf vnd ze Dietelhouen vnd die vogty vber den maygorhofe ze Jugendorf,
den man heizzet den Dinkhof, darin der kyrehenfatz gehört, vnd den wiger ze Jugendorf vnd
die vogty vber alle die 15t vnd guto, die zv den dorfern gehörnt, mit allen rehten, nützen vnd
gewonheiten, als fi herkomen /int; gant die ffine ab, fo fol man fi den tohtern lihen als
den knaben.
Item Cunrat Tifchinger ze Vlroe hat ze lehen V lb. geltes vz der mulin bi der ftainin
brugge ze Vlme.
Item Sifrit von Eriitain hat ze lehen ein hufe, ein febiure, ein hofreitin vnd einen
bangarten ze Erlftain.
Item Dietrich Vogt von Wahfenhein hat ze lehen XXX vierteil roggen vf der Brnfcho
in Arnoltzhein ban vnd VII '/n akker reben.
Item Wernher von Virdenbein hat ze leheu 11 «Zu pht. Strazburger an vifchen vf der
Brhfche ze Arnoltzhein.
Item Fritz Vinkc von Sitingen hat ze lehen Ernlten des Mönches hofe ze Sitingen,
des Jungen gütlin, fin hufe vnd fin hofreitin, dar inne er fitzet, vnd hat min herren gebeten,
das fi Fritzen dem Vogt von Hattingen, den man nennet den Rendinger, vnd Fritzen dem Vogt
von Hattingen, Cfinrat des Vogtes feiigen tfinc, verlihen hant diefelben lehen, ob er ane libes
erben abgat, vnd fwas er ze Sitingen hat; dasfelb hant ouch min herren getan vnd in des ir
brief geben.
Item Albrebt von Tachenhufen hat ze leben einen bofe ze Bilftein, heizzet der Criechin-
hofe, vnd ift finer fwefter trager.
Item Virich der Hergfelle hat ze lehen das gut ze Andeluingen, das Burchartcn feiigen
von Andeluingen was.
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V22
Schneider
Item Burebart der Groz hat ze lehen einen akker in Rotwiler efche.
Item Heinz von Snlmingen hat ze leben Bnrcharten hofe von Andeluingun, der ze
Atnieluiogen iit, vnd fol träger fin finer fwefter tohter Agnefon, die vor het Burchart von
Andelningen.
(Bi. IIa.) Nota, Weraher von Gertringen hat ze lehen enpfangen vier akker ze Malms-
hein vnd zwei manmat wifen, heizzeft der von Gertringen brugel ; rurt gen Veihingen ; die ekker
fint einer gelegen in dem tale, der Weglender, am Staffel, am Cemlin.
Wir graue Eberhart von Wirtenbercb bekennen offenlich an difom brief, das der er-
wirdig ffirfte, vnfer lieber berre byfchof Liupold von Babenbnrch die ftat Dornfteten, die gelegen
ift vor dem Swartzwaldo mit allem dem, das von roht daran gehört, hat vns vnd vnfern erben
ze rebtem lehen gelihen, als verre er von reht folt vnd moht darüber zu einem vrkunde,
das wir diefelben lehenfehaft von im enpfangen haben, geben wir im vnd llnem gotzhufe difen
brief, verfigelt mit vnferm infigel, das daran gehangen ift; das ift gefcheheu ze Nurnberch
anno domini M CCC LX feria tercia post diem beati Andree. — Item so hat mim herren [!)
einen brief von dem byfchof, das er im diefelben lehen gelihen hat
Item .Toban vnd Burchart gebrnder von Kaftel hant ze lehen enpfangen das fchenken-
ampt des byfebofs von Coftentz, da in ierlichen I fnder wines von vellet vnd zu des byfchofs
erften melfc ein guldln köpfe, der belle, der im geopferet wirt, vnd fint min herren obroften
fchenken des byfchof von Coftentze.
Item Heintz Ruhe hat ze lehen enpfangen die vogty ze Althein bi Ehingen, die Rudolf
von Steißlingen feiigen flinc Johan vnd Cuntz vor gehebt hant, vmb die er diefelbe vogti
gekouft hat.
Item Heintz, Berhtolt des Roten fün von Vlme, hat ze lehen enpfangen fines vaters
fteinhufe vnd gefezze vor Otten dem Guldin Roten vber, vnd Iit ze Vlme in der ftat
Item Burchart, Fruge vnd Tamme von Ramftcin hant ze lehen den hof ze Sigmars-
wangen, den der Berner vor het
(BI. IIb.) Item Johan von Giengen hat vf geben von fines brfider Petent kinde wegen
das gütlin ze Dietingen vf der Albe, da der Kathriner etwenn vffazze, vnd das hat enpfangen
Teter Strolin, Johan Strolin feiigen fun.
Item CSntz der alt Goldlin hat vfgeben fin ekker vnd wifen ze E gelegen Bentzen
Kaiben von Tfintzlingen, der fi vmb in kouft hat, vnd dem hat fi min herre gelihen in allen
rehten als fi Goldlin het; item derfelb Bentz Kaibe hat onch enpfangen fin wingarten ze Hetzingen,
die im fin vater da liez.
Item Renhart Maifcr hat ze Ichcn enpfangen die drw teil der vordem bürge ze Halms-
hein vnd die drw teil des dorfes dafelben ; riirent von Veyhingen.
Item min herre graue Eberbart hat gelihen Henslin Benin von Ezzelingen den win-
garten am Ymmenrode, das drw viertail ift miner oder mer, der fines vater Johan Beny was,
vnd hat im darüber zu einem trager geben finen oheime Johan Hertzkorn, wan der knabe zv
finen tagen noch niht koraen ift.
Item man fol wiffen, das dis nahgefchriben lütc miner herren aigen waren, Vn* vnd
Waltz vnd Hans Waithufer, Hans der Nyffer, der Nyffe vnd fin fwefter Metz, Bentz der Liebe
vnd fin fwefter, der Spule von Blionhofen, der Bayger von Kyrchein, Gralok von Gamelswank,
Hefclins wibe von Kyrchein vnd iriv kint, vnd ir brfider Gerung von Emeringcn, die Stehelerin
von Hnndingen vnd iriv kinde von Tathtifen, des Baygers bruder, Sifrit der Schütz von Harbtel,
der Brunor von Dietershufen, der Swabe von Harhteln, Herman Sengen wibe vnd iriv kinde
von Tathafen, des Baygers bruder, (BI. 12 a.) Sifrit des Schützen fchweher vnd zwen finer bruder
vnd die bant min herren gelihen her Johan vom Stain von Marhte) vnd finen erben; vnd zv
einem rehten lehen fuln fi fi von der herfchaft han.
Nota, Herman von Sahfenbein hat vfgeben finen teil an der bürg Howenftein vnd was
er da het; das hat her Bernolt von Vrbach, der Sidin, vmb in kouft, dem hat es min herre ge-
lihen vnd finen erben in allen rehten als es Herman gehebt hat.
Nota, Albreht von Entzberg von Strichenberg der alt hat ze lehen enpfangen Ohfen-
berg bürg vnd ftat halbe, vnd was er hat ze Zaberfclt. vnd Michelbach vnd Ramfpaeh die zwei
dorfer halbiv, vnd was er ze Lcnbrunnen hat vnd was z£ den guten allen gehört, vnd gab do
die vorgenanten gute vnd lehen elliv vf in mins herren graue Eberharten handc vor finen mannen
vnd bat in, das er fi lihe Wolfen von Vrbach finer tohter man; vnd alfo hat fi min herre Wolfen
gelihen'mit allen rehten vnd zugehorden, vnd hat des miner herren beider brief vnd mit fins
vorgenanten fwehers vnd her Johan vnd Herman von Sahfenhein vnd Heinrich Kien infigeln.
Item Haintz Speit von Frikenhufen hat ze lehen enpfangen finen hof ze Zatzelhufen mit
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Lebenbuch Graf Eberhard des Oreiners von Wirtemberg.
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holtz vnd veldo, To darz? göh&rt, vnd einen morgen wingarten ze Frikenhnfen vnd die vier
pht geltes, die er vz dem lantag ze Rotlingen hat.
(Bl. 12b.) Item Albreh t von Lieben ftein, her Chunrat von Liebenftein feligen fun, hat ze
lehen enpfangen Otmarshein da« dorf vnd finen teil des zehenden ze Lonffen.
Item Johans von Liebenftein hat ze lehen enpfangen finen teil des zebenden ze Louffen.
Nota, es kam Heinrich Iberg zv minem herren von der fehs morgen wingarten ze Lint-
balden bi Steten, die er ze lehen het als vor an difem buch geschriben hat [!], vnd fpracb, er
het den brief verlorn, vnd bat in vmb einen andern briof, der ift im geben vnd anders nit, denne
zv einem maoleben fin lebtag.
Item Sifrit von Veningen hat ze lehen enpfangen finen teil an der bürg vnd dem zehen-
den ze Bfitikein, das ift ein vierteil an der barg vnd ein fehsteil am zehenden; rurt von Veihingen.
Item Cuntz von Nippenburg hat ze leben enpfangen das dritteil der vogty ze Hirslanden.
Item Cuntz von Hefingen, Bartes feligen fune hat ouch tio driteil derfelben vogty en-
pfangen; die leben rürent von Veihingen.
Item min herre hat gelihen Johann Fetzer, Johann Boklin von Gemünde vnd Cunrat
Roten von Vlme elliv die gute, die Hans Fetzer hat ze Kürnegge vnd ze Altdorf vnd ze Heggc-
bach ein zehendlin; vnd die gute falnt fi tragen Johan des Fetzers kinden.
(Bl. 13 1.) Item Johan von Riet hat ze lehen enpfangen fünf morgen wingarten ze Riet
vnd finen teil des zehenden dafelben; die lürent von Vey hingen her.
Man fol willen, das Fridrich Strunfeder vns hat vfgeben Gyffingen die bnreh vnd das
dorf, das von vns leben ift von Wlrtenberch her, vnd das hat kouft Cnntz von Stamheln vnd
bat vns, das wir im diefelben burch, dorf vnd gut lihen, das haben wir getan mit allen rebten
als fl der egenant Fridrich Strunfeder bisher gehebet bat. An demfelben koufif fol Cuntz von
Stamhein egenant dem vorgenanten Fridrich vier hundert pfunt haller, die er im in difen nehften
drien iaren richten fol; vnd die fol er dar nah in iaresfrift vugeuerlich anlegen an eigen gut,
vnd diefelben gut fol er vnd flu erben von der herfchaft zv Wirtenberch eweclich zv lehen en-
pf ahen vnd hon für die vorgenanten lehen; des hat er der herfchaft einen brief geben; datum
anno domini millesimo CCCLX primo foria quarta ante nativitatis domini. — Item er fol oueh
der herfchaft man fin in der frift, die wile die pfunt niht angeleit fint
Man fol wizzen, daz min herre graue Eberhart hat gunnet Herman von Sachfenheln,
das er fin husfrowen Eli labet die Roderin ir morgen gäbe, der zwei hundert pfunt heller ift, hat
bewifet vf des Lefchers hof zv Grozzen Sachfenhein, der von der berrfchaft zv Wirtenberg lehen
ift, vnd hat ir darvber ze trager gegeben Heinrich den Roder iren bruder; datum Vrach dio
beati Stephani anno domini millesimo CCCLX primo.
Item min herre graue Eberhart hat gelihen Itel Laidolf fin lebtag allein den wingarten,
der da lit an dem Eninger Berg, vnd ein halbe, ftozzet an Walgger Golggen wingarten vnd
anderhalb an Volgger Humbogcn wingarten, vnd nah finem tode ledig und los vallen fol an die
kyrehen zv Eningen vnd an die herfchaft zv Wirtenberg; datum Vrach die beati Stephani anno
domini millesimo CCCLX primo.
Item Dietrich von Liehtenftein hat ze lehen alles, das er kouft vmb Bürklin von Me-
grichingen, ekker, wifen vnd den brüel ze Megriehingen vnd ein hof ze Stainhölwi, den er kouft
vmb Gerlachen.
(Bl. 13 b.) Man fol willen, das Albrecht vnd Johan von Nnfplingen, burger ze Coftentz,
vfgaben den layenzchend ze Sigmaringen, den man nemt Brentzkouer zebend, den Eber von
Oberfteten vmb fi kouft; den hat min herre Eberhart von Oberfteten gelihen, im vnd finen elichen
funen vnd finen tohtern, ob er elich süne niht lat.
Item Cunrat der Riefter hat ze lehen enpfangen finen teil an der bürg ze Howenftein
vnd das darzv gebort wan nfi der felb Cunrat Riefter tode ift, fo haben wir die felben lehen
mit ir zugehord Annen finer tohter vnd hat man ir dar vber ze trager geben Eberhart von Kirch-
ufen, der ouch gefworn hat
Nota, Hainrich der Rot, des alten Otten Roten fune, het ze lehen etlich teil finea ge-
fetzze ze Vlme, das hat im min herre graue Eberbart geaigent; dawider hat er fin aigen gute
ze Riedern, das der Ehinger buwet, ze lehen enpfangen, vnd fol er vnd fin erben daa ewiclich
von der herfchaft ze leben hau. 1362.
Item Run von Wrmlingen hat enpfangen die zwei teil des zehend ze Rodbach, win vnd
körn, vnd aht hofftat in demfelben dorflln.
Item min herre hat gelihen Rufen von Rems das halb teil des zehend von wingarten,
ekkern vnd guten, die in den hof gehörnt, der da lit zwifchen Weiblingen vnd Hegnach, heift
Goltenfol, den het vor Switze.
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Schneider
(Bl. 14a.) Item Hans Senger von Rotwile hat ze lehen enpfangen drio iuchart akers,
Ugcnt ze Rotwile ob den nralftanncn an dem Nekcr.
Item Johan Singer von Ezzelingen hat vfgeben zwen morgen wingarten ze Redelfingen
gelegen vnder dem hol weg, die man nemt die rüti, vnd die hat min herre gelihen C&nrat Vn-
geltcr ze Ezzelingen, wan er fi konft vmb den Singer.
Rem V»tz von Ogoltzhul'en, Hilgen feligcn funo hat ze lehen enpfangen das viertal des
korn zehendes ze Frikenhufen, vnd ift ein laygeuzehende, das hat min herre vmb in kouft vnd
geaigent an die meffe ze Vraeh pfaf Rufen»).
Man fol ouch wiffen, das min herro günnet hat vnd ouch brief geben, das Fritz von
Robenhein finiv gut ze Hohenhein, das halb teil, vnd dio wingarten ze Durnkein, das halbteil, vnd
die vogty ze Obern Ezzelingen, ouch halbe, verkouft hat vf einen widerkonf hern Johann von
Hohenhein, ciifter ze Ayftetcn, vnd Albreht finem bruder, vnd hat in den vorgenanten Fritzen
von Hohenhein darvber zv einem träger geben: vnd wenne der abgat, fo hat in min herre die
gnade getan, das er in einen andern trager geben fol, fo fie es an in vordernt
Nota, daflTelb hat die von Stamhcin, Ernften von Giltlingen wibe kouft vmb driv hun-
dert phunt heller zv einer widerlofung, vnd ift nv ir man Ernft darvber ir träger').
Nota mein herre hat gelihen Bernolt, Syboten des vom Stain kelern, die lehen, die
Uennan von Bollingen vorhet, das ift daz gutlin ze Eriftcin, daz ift ein halbes hns vnd ein
ftedelin, daby Iii ein gcrtlin vnd vzzerhalb zwey bette eius garten, darzu gehört wol ein vierteil
iuehartz akkers.
(Bl. 14b.) Nota, der alt Albreht von Entzberg hat Adelheit fin tohter, Wolfes von
Vrbach wlrtin, bewift ires Zvgcltes vf elliv die gut ze Ramfpacb, XVI malter roggen vnd III lb.
haller gelte«, item ze Michelspach XX malter habern, vier malter roggen vnd VII pfnnt haller,
item ze Zaberfeit XXX aymer wins; das ilt lehen vnd ift ir trager her Johann von Vrbach
vnd Herman von Sahfcnhein; datum Stugartcn feria sexta ante Johannis baptiste anno LX.
Item Kuno der Mager, her Johan Magern feiigen ffln, haut zv lehen enpfangen den
laigenzehendcn zv Merftetcn, ein gutlin ze Ouwingen, ein gut zv Merfteten, waz des Brüfchen.
Wir Graf Eberhart von Wirtenberg tun kund vnd verichen Öffcnlich an diefem brief
für vns vnd alle vnfer erben vnd nachkomen gen allen den, die in anfehend, hörend lofon oder
lofend, daz wir angefehen haben fiilchc mergklich dinl't vnd liebe, die der erber Hans von Abel-
flngen vns vnd der herfchaft von Wirtonberg vormals bisher getan hat vnd noch kunfticlichen
tun magk, vnd haben im vnd finer tohter Beten mit gutem rate vnd fnrbedehticlich mit rehter
wizzen die genade getan vnd tun in ouch die an difem brief von befundern lieb vnd zuuerfiht,
die wir ie bisher zu dem egenanten Hänfen gehabt haben, vnd wollen, wer fache daz der egenant
Hans abginge vnd flürbe an ander libes manneserben, fo fol vnd mag die egenant Beta, dez
vorgenanten Hänfen tohter, lulche lehen, die wir vnd die herfchaft von Wirtenberg haben vnd
liheo an dem dorne Ybcnhufen vnd als vil als dez von vns zu lehen ruret, nach finem tode
niezzen vnd inne haben (fol) mit allen nützen vnd refaten, als fy der egenant Hans vormals
vntzher in lehenswife genozzen hat vnd befezzen: vnd haben ourb dy verlihen zu tragern der
egenanten Betan vnd an ire stat den erbern rittern Johan Nothaft, vuferm hofmeifter, vnd
Sefriden von ZUInhart, alfo daz dy vns vnd der herfchalt von Wirtenberg dauon tun füllen vnd
gebunden fin, als lehen man durch reht oder gewonheit von lehen der herfchaft von Wirten-
berg pflichtig ze tun fin vnd fcbultlig vngeuerlich; datum an fant Virichs tag anno domini
MCCCLX tercio.
(Bl. 15a.) Man fol wiffen, das min herre graf Kberhart hat gelihen Ottcn dem Roten,
burger ze Vlme, vnd mit im finen funen vnd tohtern fin gefetz ze Vlmc, daz gelegen ift bi Peters
Roten, fincs bruders, hus, vnd hat ea ouch im gelihen Cuntzen dem Roten, linom bruder, vnd
Walthorn von Rinderbach finen kinden ze trewen trägem ; datum Stfigarteu dominica poft diem
beati Nicolay anno domini MCCCLX septimo ').
Nota, Ytel Rot, Peter vnd Kyrchcrrc Rot gebrüder, Hainrich dez Roten feligcn ffine, hant
ze lehen enphangen den hof ze Riedern gelegen ob Klrbach, als in ir vatcr feiig ouch ze lehen het
Nota, Hans der Tyfchinger ze Vlme hat mynem herren vfgeben die muli ze Vlme an
der Blawe oberhalb der stainbrugg, die dez alten Brctzlcis waz, vnd die hat vmb in gekonft fin
bruder Cuntz Tyfchinger vnd dem hat sy min herre geliben.
') Der letzte Satz von anderer Hand.
*) Diefer Abfatz ift unten auf der Seite nachgetragen uud durch ein Zeichen hiehcr
verwiefen.
*) Eine hier folgende Belehnung der Töchter des Eberhard von Oborftetten ift ausge-
ftrichen und dafür der Eintrag auf Bl. 35 b gemacht.
Lehenbuch Graf Eberhard des Greinen von Wirtemberg.
125
(Bl. 15 b.) Nota, Hainrich Vngeriht von Sultz hat vfgeben minem herren eyn zehend
teyl dez layenzehenden ze Verlogen in dem Mulbach, vnd daz hat min herre gelihcn Aberlin
dem Vifcher. eynem burger zo Sultz.
Item To hat der selb Hainrich Vngeriht ze lohen enpbangen eyn achtzehend teyl dez
layensehenden ze Sultz der ftat
Nota, myn her hat gclihon Hainrich dem Ampellcr, bnrger zc Vrach, Hägen Bngken
gut, gelegen ze Metzingen, vnd eyn ahteteil eins wingarten, heift des Scheibe, daz er gekouft hat
vmb Renhart von Wurmlingen.
Nota, min herre bat gelihen Kun von Burladingen zo Megrichingen dem dorff ekker
vnd wifen, waz Burklin feiig von Megrichingen da liet, vnd andere gut, die ouch da Ilgen, die
Dietheren seligen von Liehtenftcin waren, vnd eyn gutlin ze Stainhälben, daz ouch dez egenanten
Dietheren von Liehtenftcin was.
Nota, Arnolt Pfaw von Talhein hat ze lchen enpfangen hundert morgen ackers ane
drie morgen vnd zehen morgen wisen vnd zehen gensgeltes vnd zehen hunrgeltes vnd III 1 /k Pfd.
haller geltes vnd ein hofreit, hns vnd fchwr ze Horkein in der mark gelegen.
Wir graf Eberhart von Wirtenberg vergehen an difem brief etc., alz vnfer man Johan
von Scharpfenegk ze lehen von vns hat die vogty vber das dorf Rode, gelegen vnder Rietburg,
das wir dem «genannten Johan von Scharpfenegk gunnet vnd erlavbet haben, das er sin elich
husfrawen Kriftinen von Ytelburn gewidembt vnd gewifet hat nach widemsreht ir lebtag vf die
egenant vogty vnd geriht halbes, w«iz darzu gebort gefuht vnd vngeftiht; vnd alfo widern
wir fie vf die egenanten gut mit disem brief nach widemsreht von bet wegen des egenanten
Johan von Scharpfenegk alfo, wenne l'y nit enift, fo lullen die vorgenanten lehen vnd gut wider
vallen alz vor ; datum Stugarten feria tercia ante nativitatem domini anno domini MCCGLX feptimo.
(Bl. 16 a.) Wir granc Eberhart von Wirtenberg veriehen offenlich an difem brief, daz
für vns kam der ei bern man Cfinrat von Kechberg von Hüddingen vnd von vns zu lehen enphieng
finen teil dez winzehenden zu Stugarten befucht vnd vnbefucht, alz er in von finem vater feiigen
Heinrich von Rechberg geerbt hat vnd leben von vns ift, vnd alfo haben wir im denfelben zehenden
gelihen mit Worten vnd mit banden, alz fit vnd gewonlich lehen fint ze üben, darnach bat er vns,
daz wir im gunden frowen V'ten von Satinshein sin clicho wirtin vf denfelben zebenden ze wyfen
sehs hundert guldin guter vnd gebor tfir ire reht morgengabc, alz die brief sagent, die sy vor von
vns darüber hat, vnd ir vnfern lieben getrewen Gebharten von Rechberg darvber zu eynem ge-
trewen träger geben; daz haben wir ouch getan vnd tuen ez mit difem brief vns vnd vnfern
erben vnd vnfer herlchaft ane fchaden vnd ane alle geuerde, vnd dez ze vrknnde etc.
Wir granc Eberbart von Wirtenberg veriehen an difem brief, daz wir vnfer m Heben
getrewen Cunrat Glaheromer vnferin schriber vnd Johanfcn Schopen von Schorndorf sinem oheime
gelihen haben vnd verlihen mit difem brief in ein reht gemeinfehaft den layeuzehenden ze Schorn-
bach, den man nemt der Galen zehend, der lehen von vns ist, vnd denfelben zehend halben an
win vnd an körn, an how vnd an andern zogehorungen der egenant Hans Schope vnd sin vor-
dem, die Schopen, bisher von vns vnd vnfern vordem zu leben gebebt hant. ouch haben wir
in gelihen in ein gemeinfebaft den wingarten ze Gerhartfteten , der ouch lehen von vns ift vnd
den vnfer lieber getrewer Friderich Schriber feiig kouft vmb Rufen den inngen; vnd haben alfo
dem vorgenanten Cfinrat Glabemer vnd Johan Schopen den egenanten zehenden mit allen retiten
nnd zugehörungen, alz in die Schopen herbraht hant, vud ouch den vorgenannten wingarten ze
Gerhartfteten gelihen in ciu reht gemeinfehaft mit Worten vnd mit hande, alz'sit vnd go won-
lich lehen fint ze lihen vnd waz wir in biilich daran lihen fuln; vnd allb wer ob der egenant
Hans Schope ftnrbo vnd abginge ane elich ffine vnd lehenserben vor dem egenanten Cunrat
Glabemmer vnferm fchriber, fo fol derfelb Cunrat Glahemmer den vorgenanten zehenden mit
allen zugehornden vnd ouch den wingarten ze Gerhartfteten han und niezzen vnd von vns se
leben ban. si fuln vns ouch tun vnd gebunden fin (Bl. 16b) von dem vorgenanten lehen alz
lehensman von iren lehen irem Ichenherrcn biilich tun ffdnt ane allez geuerde; vnd dez allez
ze vrknnde vnd ainem geziugnüst fo geben wir in difen brief befigelt mit vnferm hangenden in-
sigel; datnm Schorndorf feria fecunda ante diem bcate Lucie anno domini MCCCLX octavo.
Nota, min herre bat gelihen Haintzcn Ry sehen ein gutlin, lit ze Zelle vnder Aychelberg,
vnd waz Haintz Kifche fin vater da het; vnd derfelb knab ftarb darnach in aht tagen.
Nota, Hug Mayfer hat minem herren vfgeben den hof ze Gartach vnd ze Niderhofen
vnd bat minen herren, daz er sy übe Cuntzen von Stainsuelt; vnd daz hat min herre getan vnd
hat ouch ein brief darvmb.
Man fol willen, daz Cünrat der VOgingcr ze Stugarten den hof ze Bylftein, den man
nembt der Kriechenhof vnd lehen ift von der berfchaft, minem herren vfgab an dem vffert abent
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126
Schneider
in anno LX nono vnd bat minen herren graf Eberhart, das er in übe Cfinrat dem Glahemer
finum fcbriber mit allen rehten vnd zugehornden, alz in der alt Voginger (In vatter konft vmb
die von Tachenhufen. Vnd alfo hat (in) min herre dem vorgenanten Cfinrat Glahamer fioem
fcbriber difen vorgenanten hof gelihen mit allen rehten vnd zugehornden.
Nota, her Wilhelm von Rechberg von Groningen hat ze lehen enpfangen die Waibel-
hübe ob Gemünde vnd das gerillt ze RSprehtzhouen vnd das geriht halbes ze Lindacb, als es fin
vater feiig her Virich von Recbberg an in braht hat.
(BJ. 17 a.) Wir graue Eberbart von Wirtenberg veriehen an difem brief, das vns wol
gedenket vnd kunt ift, das Ruf der innge zv vns kam, do fin vater feiig ftarb vnd von uns die
gfite ze lehen enpfieng, die fin vater feiig vnd ander fin vordem ze lehen gehebt beten vnd
ouch lehen von vns fint, das ift das hufe, fohiur vnd hofraitin ze Schorndorf gelegen, vnd die
gute, die da llegent zwifchen den zwaien Schornbach vnd heizzent die gute in der Srrfit, ekker
vnd wifen, vnd den wingarten gelegen an dem Simchen. die vorgenanten gfite elliv lihen wir
im des males vnd haben si im gelihen mit allen rehten vnd zugehorden als fi herkomen waren
vnd fin vordem an in braht heten, vnd als fit vnd gewooiich lehen fint ze lihen; vnd die fol
er onch han vnd niezzen als fi fin vater vnd fin vordem bis an in braht vnd gehebt hant. des
ze vrkunil ift voier infigcl gchenket an diien brief vnd geben ae Stögarten an dem mentag nah
fant Walpurg tag do man aalt von Chriftes gebart driuzehenhundert iar vnd in dem swai vnd
lehuigeftem iare. — Herrenberg.
Nota Bentx Schultheiß von Wil, Dietrich Schultheißen fun, hat ze lehen enpfangen die
tafern halben ze Gartringen vnd die landaht ze Harthen, zwo mansmat wifen, fumpff genant, vnd
zwen morgen akers daby vnd zwen morgen akera, die geheilTen fint der Letten; die lehen rfirent
von Herrenberg her. des hat Bentz Schultheiß ainn brief von minem herren; fo hat min herre
ainn brief herwidernmb. diz befchah an donerftag vor dem wiffen funtag anno LXXX tercio.
(Bl. 17b.) Nota, Henslin Vogt, ze Wentel ftain by Nuremberg gefezzen, dem hat min
herre gelihen den hofe zn Afpach mit aller zfigehorde, den Hainrich Vogt, fin vatter, vor ze
leben gehebt hat. datum Nuremberg in ebdomate proxima ante feftnm Galli anno domini
HCCCLXXX tercio.
Nota, min herre hat gelihen Walthern vom Stain von Richenftain, her Cfinrat fun vom
Stain, die muH vnd inulftat vnder dem borg an dem waffer, daz haizzet die Hurbin, die Hans
der Vetzer, ritter, vormals ze lehen von im gehebt hat.
Nota Albreht Uarfch, burger ze Wimpfen, hat daz ahteil dez zehenden zfi Bockingen
vns vffgeben vnd hat vns gebetten, daz wir daz lihen Hänfen Sletzen von Halle; daz haben wir
ouch getan. [Lebensbrief von 1383 famftag vor Simonis und Jude].
Nota, man foll wiffen, daz min herre graff Eberhart von Wirtenberg gelihen hat Beutzen
dem Sch&rer von Horwe daz dryttail an dem layenzehenden ze Wyttemdorff; vnd ilt lehen von
der pfaltze ze Tuwingen. daz gefebach an dem frytag nach fant Bartholomeus tag anno domini
MCCCLXXX quinto.
(Bl. 18a.) Item Albreht Ruhe vnd Johan, fin fune, hant ze lehen drie morgen win-
garten ze Grunbach, heizzent Schienlins wingarten, zehen fchilling haller geltes vnd fehs hfiner.
Item Walther der Kurtz, oueh von Gemunde, hat ze lehen einen hof ae Kfiraegge, den
Ueintz Mufche da buwet
Item Hainrich der Metzinger von Bagnangk hat ze lehen alle diw gut, die er hat ze
Motzingen, die fin vater an in braht
Item Cunrat von Furnuelt hat ze lehen Bellingen daz dorf vnd die zway tail dez
zehenden dafelben.
Item Heinrich von Louffen hat ze lohen finen teil an der vogty ze Swaigera.
Item Johans Muller von Gemunde hat ze lehen drie morgen wingarten ze Grunbach
vnd drie hofftet, vf ainer fitzet Brfinlin, vf der andern ain frowe, heizzet Lutzin, vf der dritten
Cfinrat Stökker, der vnd ouch fin brfider buwent ouch die wingarten.
Item Ott von Horningen hat ze lehen ein ta), heizzet der Vnder Scham, lit bi Eriftein.
Item Heinrich von Illingen hat ze lehen diw gfite, die er hat ze Menbotzhein, die er
kouft vmb Cfintzen Bochfeler, daz ift daz fibenteil dez winzehenden vnd daz aht teil dez korn-
zchenden vnd des cleinzehenden , onch dazfelb teil mit allen rehten, die darzu gehSrent vnd
die er da bet
Item Wcrnher von Bunburg hat ze lehen vier vnd drizzig iuehart akkers ze Uunderfingen
an der Tunow vnd den zehenden, aht manmat wifen vnd dry hofftet in dem dorffe vnd am
Soppen ain holtze.
Item her Cunrat der Sefelcr hat Angnefen, fin dich wirtin, bewifet irer heimftiur vnd
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Lehenbuch Graf Eberhard de« Q roiners von Wirtemberg. 127
morgengabe der driv hundert pfunt, vnd zehen pfunt haller ift vf difiw gute ze Marbtbrnnnen,
ze Dietingen vnd vf daz gftte ze W«rglingen ane den hofe ze Dietingen, da inaiger Roffe, tnaiger
Uermana fiine, vf fitzet; vnd ift daz gefcbehen mit der edeln herren graue Eberhart vnd graue
Virich von Wirtenberg willen, die ir dez ire brief geben hant vnd ze trager Otten vnd Berhtolt
von Horningen vnd Krallen, Lntzcn Kräfte» feligcn fune, einen burger ze Vlme, wanne fi von
den vorgenanten herren ze lehen gant.
Item Dyeme von Kungfpach bat ze lehen daz vierteil dez layenzehenden ze Kungfpach
vnd wol driw hundert morgen ekker vnd wifen, funffthalb morgen wingarten vnd finiw reht an
dem kyrehenfatz.
(Bl. 18 b.) Item Walther der Wais von Ffortzhain hat ze lehen die zwei teil dez
zehenden ze Brande, grozzen vnd clein, inwendig vnd vzwendig.
Item Heintz von Bernhufen hat ze lehen daz drittail an der bürge ze KofTwag, als ez
die banzün begriffen hant, zwei manmat wilen, die mülftat vnder der bürg, die kelterftat vor
der bürge, drie morgen wingarten an Mülhufcr ftaig vnd die vifchentzen ze Roffewag dem dorn*
vf dem furt
Item Albreht von Blankenftein hat ze lehen ze Vifenhufen vnd ze Zatzenhufen drithalb
pfnnt geltes, die vogty ze Vifenhufen vnd die vogty vber einen hof ze Zatzenhufen.
Item Bentz Kaybe hat ze lehen dio wingarten, die er kouft vmb hern Virich von Metzingen.
Item Heintz, Johan vnd Rufe die Gulen von Gemnnde hant ze lehen den zehenden ze
Schornbach halben, dez Johan Schopo von Schorndorf daz ander halbteil hat, vnd dri morgen
wingarten ze Grunbach an dem Bilriet.
Item Cuntz Muller von Gemünde hat ze lehen drie morgen wingarten vnd drie hofftet
ze Grfinbach.
Item Johans Müller von Gemünde hat ze lehen drie morgen wingarten, die Stokker
büwet, vnd zwä hofftet
Item Trutwin von Giengen hat ze lehen ein halbe hueb ze Titziaowe vnd giltet XII fimeri
dinkel, XII fimeri roggen vnd X fch. haller vz ainer wifen vnd X aiger; vnd hat Johaas Ower
daz ander halbteil.
Item Rüdger von Scboubegge hat ze lehen Schoubegge die burch vnd den boungarten
dauor, vnd fwaz er buwet mit finem eigen pflüge, vnd die wifen, die dar zu gehorent, vnd ein
keltern vnd ein uiüliu darvnder, ain vifchentzen ze Murre vnd ein wingarten, heizzet der Solre.
Item Burebart Klebzagel hat ze lehen einen hof ze Heidibfihel.
Item Rüger von Bartenftein hat ze lehen einen leyenzehenden ze Trobteluingen.
Item Fritz Vinke von Sytingen bat ze lehen einen hof ze Sitingen, heizzet der Münch*
hoff, vnd ein gfit, büwet er felb, giltet wol X matter.
Item Eberhart von Sperbersegk hat ze lehen flnen teil vnd fwaz tüte kümbt durch
Henger Dlkke vnd vber UarrafTc.
Item Bentz Cüntz, Jobans vnd ouch Johans die Haggen von Uarthufen hant ze lehen
Harthufen die burch vnd fwaz darzu gehörte.
(Bl. 19 a.) Item Virich der Wirt von Rotwile hat ze lehen aht matter herren geltes
ze Hufen vnder Kalchein vz dem hof, den Hegglin büwet.
Item Otte Rote von Vlme hat ze lehen zwu hüben ze Jungingen vnd gelten V Pfd-
gclte» ierlichen.
Item V°t2 Rot von Vltno hat ze lehen fin gefezze ze Vlme, da er inne ift ietzent.
Item Berhtolt Rot hat ze lehen fin gefezze ze Vlme, da er inne ift ietzent.
Item Heinrich Rot bat ze lehen ein teil fines gefezzes, da er ietzent inne ift
Item CÜntz Rot hat ze lehen, die er noch lagen fol.
Item Cüntz vom Staln hat ze lehen, die er noch fagen fol.
Item Jobans Wolfran von Louffen hat ze lehen daz aht teil dez zehenden wins vnd
korns vber allen markt ze Louffen vnd ienfit dem dorffe ze Louffen daz zehenteil an dem
korn zehenden.
Item her Cfinrat von Liebenftein hat ze lehen ein vierteil an dem zehenden ze Louffen
in der ftat, wins vnd korns;
item fo hat er enphangen fins brüder kinden ouch ein vierteil von dem sehenden ze
Louffen der ftat, wins vnd korns.
Item Gerhart von V'bftat hat ze lehen ein vierteil von dem zehenden ze Louffen, wins
vnd korns, daz er noch niht enphangen bat.
Item Cüurat von Butikcin hat ze lehen daz aht teil dez komzehenden ze Louffen dem
dorffe, daz er niht enphangen hat.
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Sehneider
Item Heinrich von Iberg vnd Adeln von Wernishufen, finer elichen wirtin, haut min
herren gelihen felis morgen wingarten, ligent ze Linthalden by Steten, die Cflnrat von Wernis-
hufen fei igen waren, ir fi minner oder mer, vnd fint manlehen, die hant fi in zwain gelihen;
alfo ift, daz fi zway ane elich ffine veruarent, fo füllen die wingarten minen herren vnd iren
erben geuallen fin.
Item min herren hant gelihen Oswalde« von Staige feligon elichen wirtin vnd Annen,
Irer tohter, zwen morgen wingarten , ligent im Vlbach vnd heizzet der alt wingart, vnd ift dez
her Cflnrat der Rüflc ir trager.
(Bl. 19 b.) Item zwen Syfrid von Sperbersegge hant diefelben burch Sperbersegge ze
lehen enphangen halbe vnd die lfite durch Henger Dikke vnd vber Harraffe herüber.
Item Heinrich von Groningen hat ze lehen füuftbalben morgen wingarten im Vlbach
am Zwerhenberg vnd der von Grüningen holtz vf Slihtun.
Item Rfigger Polan von Ezzelingen hat drie morgen wingarten am Furt im Vlbach
am Schepperer vnd an Heinrich dem Amman.
Item die zwen Renbot Boten von Kungfpach hant den fronhof zo Küngfpach halben
vnd den kyrchenfatze vnd fwaz dar zu gehört.
Item der Janer hat VI morgen akkers, ein phunt geltes vnd II hüner ze Kyrchberg,
daz in ein hfib holtees gehöret, vnd wart gokouft vmb Syfrid Fürderer von Bagnank.
Item Virich von Kidlingen hat enphangen den layenzehenden ze Notzingen.
Item her Swigger von Gundelfingen von Ernaelfe hat ein müli, lit ze Sundeluingen.
Item daz ciain zehendlin ze Stainbfilw vnd naiswiel vil lüte fant einer minen herren
gefchriben, er fchraib aber niht, wer er wer.
Item Eberhart von Kyrchufen hat ze lehen ein aht teil dez winzehendon zu dem dorfTc
zo Louffen, daz er noch niht enphangen hat
Item Peter von Riet hat ze lehen den kyrehenfatz ze Tüntzlingen.
Item her Johans, Cfintz vnd Virich die Magern hant ze leben den zehenden zo Owingen.
Item Albreht, Wernhers dez von Blochingen feiigen ffine, hat ze lehen zwen morgen
wingarten in dem Vlbach, heizzent der Remler wiogarten.
Item Götz von Menshein hat ze lehen den niündenteil dez zehenden ze Menboltzhein.
Item meifter Heinrich der Raifer, ein arzat ze Vlme, hat ze lehen ein hofftat ze Vlme,
die gelegen ift an Beten im Kelre hofftat, die wilent waz dez Bartensniders hofftat.
Item Cfintz der inng Füfinger von Vlme hat ze lehen daz gefezze, daz meifter Hoinrich
feiig Blinfpaeh gelazen hat ze Vlme.
Item Mante von Hornftein hat ze lehen Betzewilre daz dorff.
Item her Gumpolt von Güttingen hat ze lehen die zwei teil dez kyrehenfatz ze Vogingen,
daz vogt Susman het.
Item Erkenger von Merklingen hat ze lehen zehen pfunt herrengeltes ze Gerhartfteten.
(Bl. 20 a.) Item Heintz, Cfintz vnd V»te von Banburg hant ze lehen zu zwain pflügen
akkers ze Hunderfingen, wifen vnd ekker.
Item min herre hat gelihen der prioün vnd dem conuent ze Hedingen dez alten Frien
gAt ze Hedingen, daz fi kouft hant vmb hern Heinrich von Hornftein; vnd fint dez ir trager
Egge von Ryfchach vnd Hertniet von Bartenftein.
Item min herre hat gelihen Vtzen von Vfferdingen die reht, die fin vater feiig in dem
Schainbuch het, daz ift holte ze howen ze brennen vnd ze zimmern.
Item Cflnrat Goldlins füne hat ze lehen ein wifen, die man nennet die owe, lit ze E vnd
ander wifen vnd fünf iuehart akkers, daz Cünrat dez Vogtes von E waz.
Item Wilhelm vnd Wolf von Magenbuch hant ze lehen die vifchentzen vnder Landowe
vnd daz vifchlehen vnder Walthufen vnd den ahtoden teil dez zehenden ze Pflumern vnd ein
gütlin ze Pflumern, daz Johans des Schultheißen von Rudiingen waz.
Item min herre hat gelihen pfaff Berhtolt dem kyrehherren ze Vnlengen vnt her
Johanfen, finem brüder, zwei gütliv ze Sygmaringen dem dorffe, der eins bowet der Hafener
vnd daz ander Goffolt, vnd dez fint ir trager Bentz Schultheiß, Cünrat dez Schultheißen ffine,
den man nant den Vifcher vnd Rudolf Wellin vnd Bentz Rente.
Item Albrecht von Obernhein vnd fin brflder hant ze lehen Gebrehtswilre die
zwen hofe.
Item Cünrat der Jeger von Tütlingen hat ze lehen einen hof ze Sytingen , den man
nenet Hiltlins hof.
Item Hug der Maifer hat ze Lehen einen zehenden ze Rainfpach vnd einen hof ze
Batenhein, alB ez fin vater Wolf feiig hete.
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Lehenbuch Graf Eberhard des Greiners Ton Wirtemberg.
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Item Reinbot von Klingenberg hat lehen von minen herreo, daz halbteil dez zehenden
ze der (tat ze Lanffen; item an dez Hofwarten gut ain ahtodetail dez zehenden, daz der mar-
grauen waz, win vnd korns.
Item Kfin von Warmlingen hat ze lehen Rodbach diu zwaitail von minen hcrren.
Item her Raben vun Helmftat hat minen hcrren vfgeben die leben, die er von minen
herren het, vnd hat fi enphangen Wilhelm /in Jiine, den halben hofe ze Offenhein, den (Ins vettern
tohter ber Wilhelm gemein mit im hat, vnd fehs feldcn dafelben.
(Bl. 20 b.) Item Einhart von Louffen hat ze lehen ein aht teil dez korn vnd winzehen-
den ze Louffen der ftat
Item Woltpolt von Geboltzhul'en hat ze lehen fehs morgen wingarten minner oder mer
ze Linthalden bi Steten, hnfer vnd hofftet, ekker vnd wifen vnd waz im fln vater da
gelazzen het
Item Symon von Kyrchain hat ze lehen die vogty ze Heginloch vf der Shlihtün.
Item Eberhart von Tumnowe hat ze lehen fiben morgen wingarten gelich halbe mit
minen herren, ligent an der Hart ob Rems.
Item Peter von Ried kom für minen herren vnd gab im vf den kyrehenfatz ze Tuntz-
lingen vnd bat in, daz er in lihe Beutzen Tottinger, kyreherren ze Metzingen; daz tet min herre
vnd hat ouch dez brief.
Item die Voten von Wildenowe hant ze lehen Wildenowe daz dorf her gen der bürg als
der Ricbenbach gat biz in den Neker vnd den Rübgarten als der Gnilderbach gat, ouch biz in
den Neker.
Item Johans Tarn hat ze lehen enphangen daz gut, daz da haizzet dez Bakken gut
vnd ift gelegen ze Gerhufen ; wanne wir im durch bete willen einen hof geeigent haben, dartinb
hat er vns den vorgenanten hof lehen gemachet, wanne ez vor eigen waz.
Item Otte Rot, Virich dez alten Roten ffino, hat zc lehen enphangen das gefezze, da
Ueintz der Schriber winne waz, vnd der hof zwifchen dem vorgonanteu gefezze vnd dem grozzen
fteinhufe vnd die mfilin in dem Loche daz vierteil, die doch gar lehen fint von minem herren,
vnd die zinfe, die darzu gehörent
Item Johans Fürder vz dem Riefle hat ze lehen enphangen ze Harkbrunnen XV iuehart
akkers vnd anderhalb tagwerk wifmates.
Item min herre graue Eberhart hat gelihen Mcrklin dem Rotter, einem burger ze
Ezzelingen, zwon morgen wingarten im Vlbach, die Krawenel bäwet, die gelegen fint an dem
fantwege vnd Eberlin dez Heiners, fins fwagers, vor waren.
Item daz fpital ze Ezzelingen hat ze leben enphangen dri morgen wingarten, die gelegen
fint ze Bfitelfpach, die Stenglins waren, dauon fi vns ierlich geben füllen zwölf ymy wines; wer
aber daz fi ez nit getragen mohten, fo füllen Ii vns von dem nehften rihten, daz fi dennc habent.
(Bl. 21a.) Item min herre graue Eberhart hat erloubt vnd finen brief geben Cunrat
dem Vngelter, burger ze Ezzelingen, daz er Annen der Kürtzin, finer elichen wirtin, verfetzet
hat vier morgen wingarten ze Hedeluingen vnd haiflent die rüten, die leben fint, fuib hundert
vnd fehtzig pfunt haller an ir beimftiür, vnd dar vber hat fi ietzent Eberhart den Burger-
meifter von Ezzelingen zu einem träger genomen; wenne der abgat, fo fol fi darnach alle weg
ein andern neiuen vnd ir erben, biz daz die vorgenanten wingarten vmb fi erlediget vnd er-
lofet werdent Tinb hundert vnd fehtzig pfnnt haller.
Item min herre graue Eberhart hat gelihen Heinrich dem iungen Liehtenftein die drit-
halb morgen wingarten ze Gerbartfteten , die fin vater feiig gelazzen hat vnd waz er im billich
ihen fol daran.
Item min herre graue Eberhart hat gelihen Cnntzen dem Melchinger, ze Hetlngen
gefezzen, vnd finen libes erben, Innen und tohtern, Loubhüfen das gut hi Veithufen die zwei
teil, die hofe, die getcilet fint, daz ift eins, da der bränno inne lit, waz Gerlachen dez Stein-
hulwi, holtz, ekker vnd wifen vnd waz darzu gehört
Item diz fint die lehen, die von minen herren von Wirtenberg lehen fint, Wiht daz
dorff vnd daz ich da han, daz han ich Eberhart der Frans von im ze leben enphangen .
Item her Virich von Rechberg von Sindeluingen hat ze lehen die Waibclbube, die
vf dem walde ob Lorche gelegen ift vnd waz darin gebort, vnd diw zwei teil dos zehenden
ze Stugarten.
Item her Heinrich von Rechberg von Hüddingen hat ze lohen daz dritteil des zehen-
den ze Stugarten vnd den kyrehenfatz vnd den laicnzchenden ze Obern Ezzelingen.
Item min herre graue Eberhart hat gelihen Heintzen dem Grafen, burger zc Rotwil,
ein mansinat wifen, gelegen vf Bernerveldo.
WOrttamb. Vieneljahjhefte 18W. f
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130 Schneider
Anno domini M CCCLX tcrcio feria qaarta ante diuisionem apostolorum :
item ez kom für minen herrcn her Heinrich von Roten ftein vnd gab im vf Baben-
hufen mit finer zugehordc, daz lehen ift von minem herrcn, vnd vertzebe fich aller rehte, die
er darzn bete oder (in erben ; vnd die felben gfit vnd lehen hat min herre gelihcn her Otten
Truhfetzen von Walpurg, hern Vlrich von Schellenberg, hern Heinrich von Fribcrg dem iangen
vnd hern Swiggern von Mindelberg vnd lullen dauon mins herren vnd der herfchaft man fin;
(BL 21. b) vnd haut alle gefworn ane her Otten, minem herren von dem lehen ze tfin als lehens-
man von finem lehen von rebt vnd gewonheit tän fol. nu fol her Otte zu minem herren kumen
vnd ouch fwern ; tete er dez nicht, fo hat cz min berrc den drien gelihen als vor gefchriben ift
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen olfenlich vnd tun kfint allermenglich mit
di fem brief, daz der erber man Cfinrat der Rot, vnfer getrewer wirt ze Vlme, fin elieh wirtin
frowo Annen, Hänfen des Langcnmantels von Ougspurg tohter, vier hunder vnd zeben pfunt
guter haller, ire heimfliuer vnd morgengabe, bewifet hat vff die miili ze Vlme, die man nenet
die Lochmüli mit allen iren zugehornden vber all gelich halbe vnd vf daz mfillerreht derfelben
mülin gar, vnd vf die zinfe vzzer den hufern vor derfelben mülin, vnd ouch vf die zinfo vzzer
Hermans dez Biderben hufe, daz allez von vns lehen ift; vnd hat daz getan mit vnfer gfinft
vnd gfitem willen, darvmb haben wir ietzo derfelben frowen Annen vnd iren tragern Otten
dem Roten vnd Hänfen dem Roten, iren oheimen, die wir ietzo ze getrewen tragern geben
haben, in trager wife vnd ze derfelben frowen Annen hande die vorgel'chriben muH halbe vnd
daz mullerreht gar vnd die vorgenanten zinfe ze rehtem lehen gelihen vnd verlihen in ouch
mit vrkund diu briefs, daran wir vnfer infigel gehenket haben, alfo daz vns die vorgenanten
trager dauon tun vnd gebunden fin füllen, als lehenman finem leben herrcn von fines lehen»
wegen billich tun fol an alle geuerde. daz gefchach ze Vlme an fant Matbies abent dez heiligen
zweifboten, da waren von gotes gebürt driutzehenhundert iare vnd darnach in dem vier vnd
fehtzigiftem iare.
Item her Johan« Nothaft hat kouft vmb hern Wilhelm von Rechberg, hern Vlrich
ffine von Rechberg von Betringen ze Stugarten ein fehsteil an dem winzchenden, den man nenet
der von Rechborg zehenden, vnd hat im daz min herre gelihen mit allen rchten vnd zugehorn-
den, als ez her komen ift.
Nota anno LX quarto kam Burchart Sturmueder, wanne fin vater feiig der alt her
Burchart tod waz, vnd enpfinge im vnd finen brudern Sturmucdern vnd Ffriderichen (!) Oppcn-
wiler daz bürglin vnd waz darzu gebort, lute vnd gute, wol vf hundert pfunt geltes.
(Bl. 22 a.) Item der iunge Ofterbrunne hat enphangen Merchingen, die vogtye vnd daz
korngelt vnd waz fin vatcr feiig, der alte Ofterbrunne da het vnd lehen ift von der herfchaft.
Item her Cnnrat von Bunburg hat ze leben enphangen zu andern finen lehen, die er
hat, ze Hunderfingen an der Tfinowe, waz er vmb finen veitern, den alten Cfinrat von Buwcn-
burg, vnd tmb finen broder kouft hat, daz ift vf dem bnrgftal ze Hunderfingen drie hofftet, zwen
boungarten, wol fibentzehen morgen akkers vnd als vil holtzes, ouch wol fibentzehen morgen,
daz ouch lit bi andern finen lehen.
Nota, her Johan Nothaft hat aber kouft vmb Johan von Rechberg von Betringen,
hern Vlrich von Rechberg ffine, ze Stugarten das fchsteil an dem winzchenden, den man nennet
der von Rechberg zehenden, vnd hat im daz min herre gelihen mit allen rehten vnd zugehorn-
den als ez her komen ift.
Nota, her Rudolf von Fridingen hat ze lehen die vogty vber die zwei dorffer Jngen-
dorf vnd Dietenhofen vnd hat darvf bewifet Steslin, hern Heinrichen tohter von Hornftein,
Rudolfs von Fridingen fines fünea elichiw wirtin, vmb vier hundert gülden für ir hainftinr, biz
er oder fin erben daz tmb fi erledigen! vnd ertol'ent, vnd hat daz getan mit mins herren willen
vnd hat in darüber ze tragern geben her Mantzen von Hornftein, der ze Hondorf gefezzen ift,
Johana von Hornftein ffine, der ze Göffingen gefezzen ift, vnd Ciintzen von Hornftein, der »o
Butelschiezz gefezzen ift.
Nota, her Johans, Cfinrat vnd Bemold von Sachfenhein gebrfider hant ze lehen en-
phangen Sahfcnhein die bürg an der Entze vnd waz fi hant ze Grozzen Sachfenhein vnd
Clein Sachfenhein vnd ze Zimmern; vnd hat ir ieglichcr im felber finen teil enphangen mit
allen rehten; vnd rürent die lehen von Vayhingen. [18<H Georientag].
(Bl. 22b.) Nota, her Jobans von Sachfenhein hat ouch ze lehen enphangen den kyr-
chenfatz ze Hepfikein, den kyrehenfatze ze Büdingen vnd ze Remmekein, alfo ob er ane erben
verlart, fo follen fi wider vallen an Cfinrat vnd Bcrnolden fin brfider vnd an ire erben.
Item her Johans von Sachfenhein hat ouch enphangon fins vettern, pfaff Hermans, korherren
ze Stugarten, lute vnd gfite vnd waz er het ze Grozzen Sachfenhein, ze Remmekein vnd ze Zimmern.
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Lehenbuch Graf Eberhard des Greiner« von Wirteraberg.
131
Item Banbaft von Hohenhein hat cnphangen allez daz er hat ze Hohenhein vnd in dem
zehenden ze Blienlngen mit allen finen zugehornden, als cz (In vater feiig Banbaft het vnd den
wingarten ze Diirnkein , heift der Stck , vnd drizzig hnncr gelte« dafelben vnd die vogty ze
Obern Ezzelingen halbe vnd die gflt ze Dagmanshart, ekker vnd wifcn, vzgenomcn der ege-
ichriben gfite daz vierteil, ftant der von Stamhein, Ernften von Dittlingen wirtin, dri-Sr hundert
pfant von finem brfider feiig, Fritzen von Hohenhein, daran er die lofnng hat.
Nota, daz fint die gfit, die hicnaeh gefchriben ftand, die Hug der Maifer an ein mefle
ze Brakcnhein hat geben: ze Ramfpach daz fohft teil dez zehenden, wins vnd korns, item IX
malter korngeltes der drierkorn vzzer einem hof, daz waz lehen von der herfchaft von Wirten-
berg, vnd hat im ez min herre gnnnet vnd gefriet an die meffe. [1864 Bamftag naeh S. Jacobstag.)
Dawider hat der vorgenant Hug Mayfcr der herfchaft von Wirtenberg ze lehen ge-
machet den hof ze Gartach, der Berngers von O'wenshcin waz, wisen vnd ekker vnd wingarten
vnd waz er da het vnd darin gehört gefucht vnd ungefucht, vnd den hoff ze Niderhofen, der
dez Renners waz, wisen vnd ekker vnd hofftat vnd waz er da het vnd darin gehört.
Nota, Johans von Wiler hat zu lehen cnphangen einen hof ze Horkein mit aller zu-
gehorde, fo in denfelben hof gehört gefucht vnd vngefucht.
Nota, Vinke von Sitingen hat ze lehen gehebt Ernften hof ze Sitingen mit allem dem,
daz darzu gehört, vnd daz gütlin, daz man nempt dez Jungen gfttlin, daz ietze buwet Glapf,
vnd waz mer da ift, daz derfelh Vinke da ze lehen het vnd lehen ift von der herfchaft von
Wirtenberg. (Bl. 23 a.) daz hat nü min herre graue Eberhart gelitten Dyemen von Velfenberg,
wann der egenant Vinke tod ift. datum die affumpeionis beate Virginia anno LX quarto.
Nota, Johans, Virich vnd Cfinrat, burger ze Ezzelingen, Johans dez Endingers seligen
sfine, hant ze lehen enphangen drie morgen wingarten vnd X roten, gelegen an dem Zweren-
berg in dem Vlhach, vnd UP In morgen wingarten, geheizzen der Furt, gelegen zwifchen Obern-
Dnrnkein vnd dem Vlbach.
Item fo hat Rüger der Hentcler ze lehen enphangen anderhalben morgen wingarten
minner X ruten, gelegen an dem Zwerhenbcrg in dem Vlbach.
Nota, Hainrich Harfch von Hoylprünne, Albreht Brüden feiigen ffin, hat ze lehen en-
phangen ein abteil dez zehenden ze Bögkingen, wins vnd kornz, vnd darzu ein halb fuder win-
geltes, hat er von dem andern teil des zehenden, gat vzzer Hainrich Wikmers vnd Lutwins teil.
Nota, Bernolt von Vrbach von Mundolfshein , hern Bernoltz feiigen fün, hat ze lehen
enphangen KayferBpach vnd Happenbach diu gftt vnd den hof ze Ylfuelt vnd daz gfitlin ze Hor-
kein, als ez fin vater fclige Bernolt von Vrbach an in braht hat.
Nota, her Swigger von Gundelfingen der edel hat verfetzet vmb vier hundert pfunt
haller Hänfen von Nippenburg vnd Katherinen der Rorbekin finer elichen wirtin den layen-
zchenden ze Hebfak halben mit aller zugehörde, vnd hat daz getan mit mins herren graf Eber-
hartz willen, wanne er lehen von im ift, vnd alfo hat ouch min herre von Wirtenberg dem vor-
genanten von Nippenburg don egenanten zehenden alfo gelihcn, daz er den im vnd sincr vor-
genannten wirtin tragen fo) biz in der vorgenant von Gundelfingen oder fin erben vmb fi oder
ire erben erledigen vmb die vorgenante ffim geltes.
(Bl. 23 b.) Nota, Röggcr von Talhein hat ze lehen enphangen von mlnem herren zu
rehtem manlehen dez erften diu bürg zo 8ahfenhein, daz vicrtail, in den banzftnen gentzlichen
vnd einen hof ze Großen Sahfcnheitn gelegen in der mark vnd ouch ein vierteil in demfelben
dorffe mit allen zugehornden, anc ein vierteil, daz ift von demfelben vierteil geteilt, vnd ouch
ein nuntail an dem kornzehenden vnd an dem winzehenden zu Großen Sahfenhein, waz ich daran;
item Remmekein mit allen zugehornden ane den k yrchenfatz ; item den zehenden, diw zwcitail ze
Remmenkein klein vnd groz; item den zehenden ze Bnffingen, ein nuntail klain vnd groz; item
vnd aht malter dinkelgcltes vz einem hof ze Bfiffingen; item zu Zimmern an dem dorffe ein
vierfeil vnd an vogtay mit allen zugehornden.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen etc., das für vns kam vnfer lieb diener
Burchart von Friberg ritter, her Eglofs feiigen föne vnd liez vns fehen folich brief alz ffn vordem
hant gehebt von vnfern vordem vber die bflrch Stuffelingen, die lehen von vns fint vnd die wir
Hhen lullen fänen vnd töhtern, vnd bat vns der vorgenant Burchart von Friberg, das wir im
lihen fin burch, das Niwen Stuffelingen, mit allen rehten vnd zägehörend, als fy fin vordem vnd
der vorgenant fin vatter feiig an in braht het; vnd alfo haben wir dem vorgenanten Burchart
von Friberg die vorgenanten burchen gelihen vnd lihen im mit difem brief mit allem rehten vnd
zfigehörend, alz fi fin vordem vnd fin vater feiig von vnfern vordem vnd von vns bisher ge-
hebt vnd gebraht hant, vnd haben im die alfo gelihen mit Worten vnd mit handen, alz fit vnd
gewonlich lehen fint ze lihen vnd was wir im billich daran Hhen follen, er fol vn« ouch davon
132
Schneider
Hin vnd gebimdeo fin alz Iehensroan finem lehenherrcn von finem leben billich tön Pol ane alle
geuerde vnd dez ze vrkünde etc. datmu Vrach feria quarta poft pasca anno domini MCCCLX
feptimo.
Alfo hat her Burchart von Friberg, bor Albreht fcligen ffine, ouch einen brief vmb das
Alt Stüffolingen.
(Bl. 24 a.) Nota, Johan Spenlin, Johan Spenlins feiigen fön, Güten der Rappenherrin
tohter fön, hat ze lehen enpfangen die drwtcil des dorfea zc Simotzhein mit allen rehten vnd
zßgebörden vnd eil* endrw gfit vnd nutz, die er da hat.
Nota, Crafft Herbrandes fön von Befenkcin hat zc lehen enpfangen daz dritteil dez
zehenden ze Zimmern dem dorf an win, an korn, vnd ift layenzehend vnd ruret von Vayhingen
her. fo bat er denn enpfangen ze Hütingshein dem dorf daz fehsteil dez zehenden vnd ruret
gen Lichtenberg her.
Nota, Wolf von Altenfteig hat ze lehen enpfangen zo rehtem manlehcn Biswangen daz
bürglin vnd wiler an der Vils, geriht vnd gewaltfame, holtz vud veld, lut vnd güt mit aller
zvgeborden, fo vil er da hat vnd alz es bisher an in komen ift; vnd rürent die lehen von
Aychelberg her.
Nota, Johan vnd Haintz Muller gebröder, börger ze Gemiinde, hant vfgeben drie morgen
wingarten, gelegen ze Grünbach, zwo hofftat, II fch. geltes, IV hünr; die vorgenanten wingarten
vnd gelt hat min herre gelihcn Eainlzcn dem Röhen, bürger ze Gemünde;
derfelb Haintz Röhe vnd Tin brüder hant ouch enpfangen ze lehen drie morgen win-
garten , X fch. geltes, VI hönr, gelegen ze Grunbach; daz ift im von finem vater feiigen
anerftorbon.
Nota, min herre hat günnet vnd erloubt Simon von Rott, daz er fin elich wib, Elfen
von Gemmingen gewifet hat irer hainftivr vnd morgengab, der CCC Pfd. haller ift, vf disv nach-
genanten lehen, die von vns lehen fint, vnd haben ir fi ouch gelühen alz fittlich vnd gewonlich
lehen fint ze lihen vnd waz wir billich daran lihen füllen, vnd haben ir vber die lehen zö einem
trager geben Cöntzen von Stainsfelt dis fint die lehen vnd rürent gen Lichtenberg: item ain
gantz hofraitin, ift gelegen in der börg ze Horkein, item LXXVIII morgen aekor», III morgen
wifen vnd II hünr vnd VII fch. haller geltes.
(Bl. 24b.) Nota, Bernolt von VTbach von MÖndolfzhein hat ze lehen enpfangen das
wiler Keyfcrfpach, das er kouft vrab den Langen Wilhelm von W'nneftein vnd fin fweftcr;
item das wiler Hetenbach, daz er kouft vmb den Kriechen; die lohen rürent von
Lichtenberg, vnd wol XV malter korn geltes vs eckern ze Horkein.
Nota Goltftein vnd Gotzz die Gregken von Kochendorf hant ze lehen enpfangnn die
zwaitail dez zehenden an win vnd an korn in dem dorf ze Hainshein vnder Erenberg vnd ouch
dez zehenden bi der börg ze Erenberg.
Nota, Sitz von Erlnchshufen hat ze lehen enpfangen den hof, der gelegen ift ze Alpers-
hofen, der etwenno was Volkartz von Morflein, vnd gilt ierlich vier pfönt haller vnd I fch. wis-
hait vnd ein vasnaht hfln; vnd gehört daz lehen gen Lewcnfels an die börg.
Nota, Huge von Linfteten hat ze lehen enpfangen Mannenhof ze Emmingen, gilt aht
malter roggen, ift ein bnrklehen gen Nagelt
Nota, Hans Hagg vou Harthölen, Hänfen Haggen feiigen föne, hat ze lehen enpfangen
drie teil an der bürg ze Harthöfen vnd an der vogty dez dorfes ze Harthöfen mit eckern, wifen,
holtz vnd velde, daz in drie teil gebort, mit der mülin im Sülnbach, ouch mit irer zügehorde.
Item Cüntz von Rifchach, her Eggen feiigen föne, hat ze lehen enpfangen Bolt das
dorf vnd das wingelt ze Rorakcr, als es fin vater feiig hat.
(Bl. 25a.) Wir graf Eberhart von Wirtenberg veriehen an difem brief, daz wir vnferm
lieben diener Otten von Horningen ritter die genade getan haben von der güt wegen bi Eriftein,
daz man heizzet den Vndern Schamme, daz lehen von vns ift, alfo daz wir fi finer tohter Clauren
von Horningen dicfelbcn leben mit allen rehten vnd zügehörden gelihen haben vnd verüben mit
difem brief; ift daz der egenant Ott ftirbet vnd abgat vnd fi in vbcrlcbt, fo fol die egenant Clar
fin tohter diefelben göt vnd lehen erben vnd von vns ze lehen han, vnd haben ir ietzent dar
vber getrewen trager geben Berhtolt von Horningen, V-Irich von Sönthein vnd Hainrich von
Hörningen von Rotenbach, die vns ouch davon tön vnd warten füllen, alz lehensman finem lehen-
herren von finem lehen billich tön fol ane alle geuerde.
Man fol wizzen, daz min herre graf Eberhart hat gelihen Johan Uerter, gefezzen »e
Riet, die fünf morgen wingarten, gelegen ze Linthalden bi Steten in dem Ramftal, die fin oheim
Hcrhtolt von Wcrnishöfen feiig ze lehen het vnd ouch von der herfchaft ze Wirtenberg lehen
fint geben ze Vrach an dem nehlten dinftag vor vasnaht anno domini MCCCLX fexto. — nota
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Lehenbuch Oraf Eberhard des O reiner» Tun Wirtemborg.
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der felb Berhtolt von Wernlshnfen fellger hat einen töne getan, helft Bemhart, der was ze
Lanipaiten; vnd do er es hört, do kam er vnd enpfieng die vorgenanten lehen.
Nota, Brcnmäl von Ofwile hat ze lehen enpfaogen Scheckingen das bftrgftal halbs vnd die
vogty dez dorfes halb ze Sche(n)ckingcn vnd ze Erkmarshufen die vogty, daz vierteil an dem dorf.
(Bl. 25 b.) Item min herre hat gelihen Cfintzen vnd Johan von Wile gebrfidern Krawcla-
awe die burg vnd felis roannemat wifen, die darzfi gehörnt, als es ir vater het, das ift, das fi
mit der bürg der herfchaft wider allermenglich beholfen fin fulnt vnd ouch ir offen hufe fin
fol; wa fi das vberrnren, fo fol die burg vnd die wifen verfallen fin der herfchaft; vnd des hant
Ii gefworn vnd ein brief geben.
Item min herre hat gelihen Hainrich Boller von Rot wile, Berhtolt dez Bollers feiigen
Ion, den zehenden ze Lakendorf bi Rotwile, der wilend was V"lrichen an der Waltftrazz.
Man fol willen, daz min herre graf Eberhart hat gelihen Renhart, Fridrich vnd Cfinrat
von Entzbcrg gebrüder genant die Rumler, finen teil an der börg vnd ftat ze Entzberg, als in
her Johan von Vrbach inne gehebt hat; darzv hant fi iren teil an der börg vnd ftat ze Entzbcrg
ouch von minem herren enpfangen, vnd alfo hat in min herro beidiv teil gelihen in allem rehten
vnd nach der brief fag, die fi minem herren geben hant
Item Cflntz vom Stain von Niperg hat ze lehen enpfangen das vierteil der vogty ze
Swaigern dem dorf in dem graben.
Item Hans Hagge pon Harthufen, Herman Haggen feiigen f8ne, hat ze lehen enpfangen
finen teil an der bfirg, das ift das vierteil an der bfirg ze Harthufen vnd was zv dem vierteil
gehört *).
i Bl. 26 a.) Item Mahtolf von D&rmentz hat ze lehen enpfangen finen teil an dem zehend
ze Sarwenshein, das ift der funfzehend teil.
Wir graf Eberhart von Wirtenberg vergehen an dlfem brief, daz wir vnferm lieben ge-
trewen Johan dem Nothaften ritter, vnferm boftnayfter geben haben vnd verüben mit difem brief
ze rehtem lehen die layenzehenden ze Stögarten, wines, koms vnd hawes, die er kauft hat vmb
her V'lrich von Rechberg vnd fin föne, die lehen von vns vnd vnfer herfchaft flnt, vnd haben
im die gelihen mit allen rehten vnd zvgehorden vnd waz wir in billich daran üben füllen mit
worten vnd mit handen, alz fit vnd gewonlich lehen fint ze lihen, vnd fol er vns onch davon
tön vnd gebunden fin alz lehensman finem lehenherren von finem leben billich tun fol ane alle
geuerdc. darzv haben wir im die genade getan, wan er nit föne hat, wer ob er ane elioh fune
abgieng, fo wollen wir finen eliehen tohtern, die er ietzo hat oder noch vberkome der vorgenanten
zehenden gunnen ze han, vnd haben in ietzent darvber geben zv einem träger Ströhen den Not-
haften finen brüder, der der lehen ir getrewer trager in trewes handen fin fol vnd vns vnd vnfer
herfchaft ouch davon tun vnd gebunden fin fol, als lehensman billich fol ane alle geuerde. wer
ouch ob Ströhe der ietzo genant abgieng nach dez egenanten .lohan dez Nothaften tode, fo füllen
dez egenanten Johan dez Nothaften fohter, vf die denne die vorgenanten zehenden vielen, vns
aber darvber einen trsger geben, der der lehen genozz ift, vnd den an vns vordem, alz dick
es ze fchulden kumbt, vnd dem füllen wir denne onch lihen die vorgenanten zehenden in trewes
handen vnd der fol denne ir getrewer trager darvber fin ane geuerde vnd der fol ouch vns
vnd vnfer herfchaft denne ouch tun vnd gebunden fin alz lehensman billich fol an alle geuerde.
datum feria fexta poft aflenfionem domini anno domini MCCCLX fexto.
(Bl. 26b.) Nota, Wilhelm von Kirchhöfen, Beringers von Kirchöfen feiigen föne, hat
ze lehen enpfangen finen teil an der börg ze Kirchhöfen vnd waz er da hat an dem dorf, an
holtz vnd an velde; vnd rürent die lehen von Vayhingen.
Nota, Gerhart Strub von Talhein hat ze lehen enpfangen Ströhen fines brfider feiigen
kinden die gut ze Kirchufcn an dem dorf, an ockem, an wifen, an holtz vnd an velde vnd waz
fi da hant; vnd rurent die lehen von Vayhingen. daz bat ietz enpfangen Wilhalro von Talhein,
Wernher» feligcn fun von Howenftein vnd gefchach in anno LXXX octavo.
Anno LX fexto an dem fnntag vor vnfer frawen tag liehtmeflT do enpfieng Hainrich
Tröhfez von Hefingen ritter ze lehen von minem herren graue Eberhart die Smitwifen ze Illingen
mit allen rehten vnd den layenzehenden, der Johan Kiirdrers waz, dein vnd grozz, mit allen
rehten alz in Johan Fürdrer het.
Wir graf Eberhart von Wirtenberg veriehen an difem brief, daz für vns kam vnfer
diener vnd man Cönrat Schenk von nohenegke vnd gab vns vf lediklich vnd redlich den widen-
hof ze Illingen vnd den kirchenfatz dafelben, der in den widenhof gehört, daz lehen von vns
•) Am Schluß der Seite ift ein Eintrag betr. Heinrich Truchfeß von Höfingen angefangen
und wieder ausgetrieben.
134
Schneider
ift vnd ze leben von vns gehebt hat, vnd bat vns, daz wir die leben lihon Hainrich dem Trfih-
fezzen von Holingen ritter, vnd verzeh fleh aller reht, die er darzv bisher gehebt het. vnd alfo
haben wir dem vorgenanten Hainrich dem Trubfezzen den vorgenanten widenhof vud kirchen-
fatx mit allen rehten vnd zvgehorden gelihen. vnd riirent die lehen von Lichtenberg her.
Nota, her Johan von Veningen hat ze leben enpfangen das vierteil an der vogty ze
Erkmarhufen.
(Bl. 27 a.) Nota, Johan von Schletftat vnd Hainrich fin Ion hant ze lehen enpfangen
die zwei teil dez kornzehenden ze Vchingen vnd die vogty dafelben mit allen rehten vnd zv-
gehorden, alz in Ebcrlin Welling der alt feiig het vnd von dem Nven von Gruningen herkomen
ift, vnd ift dez zweiteil dez zehenden ein teil Eberlin Wellings des vorgenanten Johan tohterman;
vnd fol Johan von Schletftat deffelben finea tohtermans getrewer trager An bis er zv finen tagen
küropt [1366 famftag vor dem wiften fontag].
Item min herre hat gelihen dem Boptzinger von Titzingen Snödc das gute, vnd der
hat oach davon gelworn ze tön als ein lehensman von reht tfin fol
Item fo hat Kraft Nahtigal . . . Nahtigals feiigen föne enpfangeu finen teil an der bürg
Sperbersegge vnd was darzv gehört, das lehen ift, als es fin vater het.
Item min herre hat geliben Hänfen von Kungfpach, Diemen feligen füne, die dric gebraigtan
vnd ein brwel ze Knngfpacb, daz leben ift
Item Johan« Zitwan von Lauften hat ze leben enpfangen daz dritteil an dem zehenden
ze Botenhein an dem Winterkorn, vnd ift layenzehend. dez felben lehens fol er getrewer trager
fin Adelheiten finer hfisfrawen. er hat ouch ze lehen enpfangen ze Lauften der ftat an dem layen-
zehend an dem winzehend daz fchtzehend teil vnd an dem kornzehend ein ahtendteil.
(Bl. 27 b.) Item Haintz Spet, Her maus dez Jegcrs ffine, bat ze lohen enpfangen von
minem herren ein hof ze Sitingen, heizzet dez Hubers hof.
Nota, her Hofwart ritter hat ze lehen enpfangen Ohfenbern bürg vnd ftat halb vnd
Zaberfeit daz dorf halb finem tohterman Albreht von Entzbcrg einem knaben; vnd fol An trager
An bis er ze Anen tagen kumbt.
Item Ergk Inger Hofwart hat ze lehen enpfangen den zehenden ze Lauften der ftat vnd
dorf an win vnd korn, alz er kauft bat vmb Qerhart von V'bltat.
Nota, Bentz Spiegel, Borhtolt Spiegels ffin von Hetlingen bat ze lehen enpfangen im
vnd Anen brndern III Pfd. I Ich. haller geltes vfter dem lantag ze Bütlingen vnd ein hofftat
vnd II hfinr geltes.
Nota, Walther Elrwin vnd Ytel Elrwin von Hailprunen gebrfider hant ze lehen enpfangen
ein ahteil des kornzehend se Boggingen wines vnd korns, cleins vnd groz. die lehen nirent
von Magenhein.
Item Hainrich Zutelman, her Albreht feligen füne, hat von Anen vnd fines bruder
Zütelmans feligen fflnes wegen ze kouften geben kern Johan dem Nothaften den layenzebenden,
den A ze Vclbacb heten; vnd den hat min herre graue Eberhart alfo geliben dem Nothaften.
(Bl. 28a.) Nota, Fritz von Rot, Götzen von Rot feligen fiin, bat ze lehen enpfangen
Wanhartz wiler , gelegen icnAt der Rot, vnd Kayenberg den hof vnd einen walde, heizzet der
Vorfcbft, vnd einen walde, heizzet die Mülhalde.
Nota, min herre graf Eberhart hat gelihen Hainrich von Niperg, gnant von Louften,
daz zwaiteil dez zehenden ze Haimshain, daz er dez zu trewes hant trager fin fol finer tohtcr
kinden; vnd diefelben lehen bat im vfgeben Goltftain Grek.
Nota, Diether von Wiler hat ze lehen enphangen im vnd finen vettern in ein gemein-
febaft alles, daz A hant zo Stainfuelt dem wiler, vnd Ant die felben gut vnd lehen von alter
her alfo kumen von der berfchaft von Wirtenberg, daz fi der elteft von Wiler enphahen vnd
tragen fol.
Nota, min herre hat geliben Diethern von Wiler den bof ze Horkein mit allen rehten
vnd zugehörnden, der fines vettern Johan von Wiler feligen waz; der ift im alfo gelihen, daz
er dez egenanten Johan von Wiler füne getrewer trager lin fol derfeiben güt vnd lehen.
Nota, min herre hat geliben Albreht von Güglingen, des Grawen bruder, den teil an
der bürg Branburg, als er in gekouft hat vmb Hänfen von Stain, Ludwigen feligen ffine, mit
allen rehten vnd zügehorden.
Nota, min herre hat geliben Cüntzen dem Pfifter von Veringen, einem burger, drye
iuehart akers in der Kein gelegen, in Veringer banne zu der ftat.
Nota, Hans vnd Peter O'wcr von Ezzclingen hant ze lehen ekker vnd wifen ze Titzifawe,
als ir vater feiig, Hans der 0*wer die an fi braht hat. vnd wan die vorgenanten knaben zv
iren tagen nit komen Ant, fo hat in min herre zv einem trager geben Haintzen Kerfer iren oheime.
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Lehenbuch Graf Eberhard des Greinen von Wirtemberg.
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(Bl. 28 b.) Nota, Cflntz Hegin er. von Talhein hat zu Ichen enphan von minem herreu
den hoff ze Horkein, den er felb buwet, vnd waz mit allen fachen darzu vnd darin gehöret.
Item fo hat Diether von Talhcin denfelben hof ze Uorkein ouch von vns ze lehen
enphangen vnd waz darzu vnd darin gebort, wanne er ir gemaine ift vnd vngeteilet haben.
Man fol wizzen, daz der kyrehfatz ze Botenhuren ouch lehen ift von der herfchaft
ze Wirtenborg.
Item Herman von Sahfenhein, gefezzen ze Ingershein hat ze lehen enpfangen finen teil
an der bürg ze Hawenftein vnd was er da hat ze Hawenftein.
Item min herre hat gelihen Ortwin von Wiler dem langen XVI malter korngeltea ze
Blidoltzhein, XXIV fch. haller geltes, etwe vil hunr vnd etwe vil klein zehenden vfler hoffteten.
vnd rürent die lehen vou Lichtenberg.
Item Kün von Burladingen hat ze lehen enpfangen in dem dorf ze Megrichingcn eck er
vnd wifen, waz Bürklin von Hegrichingen feiig da het vnd endriu gut, die ouch da ligent, die
Dietern von Liehteftein feiigen waren, vnd ein gutliu ze Stainhwlwen, daz ouch des egenanten
Dietern von Liehteftein was.
Nota, min herre hat gelihen Syfriden Hegbecher ze Ezzelingen die vier mansmat wifen
zwil'ohen E vnd dem Niüwenhufe, die man nerabt die Strazwis.
Nota, min herro hat gelihen Peter von Tettingen den hof ze Nagelt in der /tat, den
Bentz Hageman buwet, vnd davon fol er riten gen Nagelt vf die bnrg, wenne die herfchaft not
angat, vnd fol da Im gewaffent vf fin felbes koft, alle die wile der krieg weret.
(Bl. 29a.) Nota, min herre hat gunnet Bambaften von Hohenhein, daz er fin elichiw
wirtin Annen von Uefingen gewifet bat vf llncn halben hof ze Hohenhein vnd waz darzu gehört
viub fünf hundert pfunt hallcr ires zugeltz vnd irc morgengabe, vnd ift er ir zu einem trager
geben, ginge er aber ab vor ir vnd er ez nit erloft bete, fo fol fy einen andern trager nemen,
der fin genoz fy.
Man fol willen, daz Berhtolt von Hohneg gekouft hat vmb Eberhart des Frauzz feiigen
kinde Wiht daz dorf vnd waz er da het vnd dazu gehört, daz lehen von der herfchaft ift; vnd
daz hat im min herre gelihen vnd die genad darzu getan, wer ob er anc eliche fune abgieng,
daz er ez finen tohtern lihen fol vnd die fuln denne trager darüber nemen.
Man fol wiflen, das min herre graf Eberhart hat gelihen her Hainrich von Friberg von
Schonegk das Alt StüQlingen die bürg mit allen rehten vnd zvgehorden von bet wegen Burchart
von Friberg von dem Alten Stüfflingcn, wan der diefelben Ichen vfgab.
Man fol willen, das min herre graf Eberhard hat gelihen in ein reht gemaind Haintzen
dem Kühen, gefezzen zu Althein vnd finem vettern Ortolf dem Rühen die vogty ze Althcin frber
dez egenanten Haintzen den [!J Kühen gut, die er von vns ze leben hat.
Nota, Steftan der Rot ze V'lmc, Virich des Roten feiigen fune, den man nambt Loterlin
hat ze lehen enpfangen das bus vnd gefezz ze V»lme, daa den vorgenanten Uns vaters was vnd
ouch darinne fazz.
(Bl. 29b.) Nota, Gerwig von Sülmatingen bat ze lehen enpfangen den halben hof ze
Nidern-Sülmatingen, den man nembt den Schollenhof.
Nota, min herre graf Eberhart hat gelihen Albreht von Blankenftein, gefezzen ze Mul-
hufen, einen morgen wingarten, gelegen an dem Heilgenbrunne ze Hedelfingen, vnd fol er der-
felben lehen getrewer träger fin Fritzen Holdermans feiigen füuen CAnrat vnd Hänfen, finer
fwefter fünc, bis daz fi zv iren tagen koment
Nota, min herre hat gelihen Wernhern von Nidlingen von befundern genaden vnd von
fins dienftes wegen, den er der berfchafft von Wirtenberg getan hat vnd noch tun fol vnd mag,
die nachgenanten gut ze Zelle vnder Aychelberg, die von vns ze lehen fint vnd die vns von
Haintzen Rüchen feiigen ledig w'rden vnd angefallen fint, des erften Haintzen Rifchen hofraitin
vnd dennoch vier hüfer vnd vier garten, in diw güt ellw gehört driffig mannmat wifen vnd
gilt tbcr al hvfcr, garten vnd wifen an hallern, an hürn [!], an aygern, an kefen XX l'fd. XX fcb.
haller ifirlichen; es gehört ouch in die gut XVI morgen holtz, heifet Vfyfenholtz, vnd hundert
iüchart ackers, die geltent ein acker dem andern ze hilf daz funfteil. da» vertret ierlichs geltes
ein iar dem andern ze hilf, l'o geinainiv iare fint, wol XXIV fchoffel korns. vnd hat im min
herre graf Eberhart dezfelben einen brief geben, datum Stügarten feria quinta poft Letare anno
domini MCCCLX nono.
Man fol wiffen, daz Wcrnher von Nidlingen einen brief geben bat, wenne min herre
graf Eberhart oder fin erben die vorgenanten göt vnd leben an in vordrent vnd afagent, fo fol
er davon dretten vnd ftan vnd die güt ledig vnd los fagen (fol) ane alle anfprach vnd irrnng
vnd fol fürbazz nütz damit ze Ichaffen han.
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136
Schneider
(Bl. 30 f.) Nota, Kfin der Mager gab tninem herren vfVfcboffel korngeltes TflTer dem
layenzehenden ze Merfleten, duz leben ift; daz hat min herre gelihen Cönteen dem Grozzcn
von Münfingen.
Nota, Wernher von Kirchhöfen hat ze lehen enpfangen was er vnd fin br&der Gerbart
hant ze Kirchhöfen, das ift was ir vatter feiig Eberhart von Kirchhöfen da het ze Kirchhöfen.
Nota, Hans von Obernhein hat zu lehen enphangen fin gefezz ze Fnlgenftat vnd waz
darza gehört mit allen Sachen.
Nota, in der pfingftwchcn in anno LX nono hat min herre grane Eberhart von Wirten-
berg gelihen hern Johann von Seldneg den teil vnd alle die reht, die Jacob von Vrbach hat an
dem dorf ze Gcrhartftcten vnd an dem hof ze Verherbach im Kamstal vnd an dem wiler ze
Aspach in der Wislaffen, das im alles wart von hern Bernolt von Vrbach finem vetern, alfo das
der vorgenant Hans von Seldneg getrewer trager fin fol frowen Margret fincr fwefter, des vor-
genanten Jacobes wirtin vnd wer ob der felb Bans von Seldneg abgieng vor finer egenanten
fwefter, fo fol ir min herre einen andern träger geben, der lehcnsgenoz Ift, als dik es not be-
befchiht; vnd wer ob fi abgieng ane libes erben, fo fol min herre hern Liupolt von Seldneg
irem vatcr vnd finen erben die vorgenanten göt vnd lehen [lihen], alfo das Jacob von Vrbach
vnd fin erben die lofung daran han fol vinb zwelf hondert phunt haller; vnd wer das die vor-
genant Margret Jacoben irem elichen man an den zwelf hundert pfunden gebe mit knntfehaft vier-
hundert phunt, fo fol er vnd fin erben die göt nivr vmb aht hundert phnnt lofen vnd nit mer.
vnd alfo hat in min herre des finen hrief geben.
(Bl. 30 b.) Nota, in anno LX nono am herbft, als her Johann Nothaft hofmeifter ftarb,
do enpfiengen fin bruder Stub vnd Peter dis nahgefchriben göte, die her Hans feiig het, des erft
den layenkornzclienden ze Velbach, den er konft vmb Hainrich Zutclman, item einen wingarten
ze Vntern Durnkein, ift vf vicrdhalb morgen, item den hof ze Affalterbach , den man nemt der
Nothaften hof, vnd das korngelt vnd gensgelt ze Scheggingen.
Ich Renhart von Ninnhfinbfifen ritter vergib vnd tön kÖnt etc. für mich vnd min erben,
alz mir der edel min genediger herre graf Eberhart von Wirtenborg für fich vnd fin erben mir
vnd min erben geben hat Hofen die bürg vnd Hofen daz dörflin vnd den hof ze Mulhäfen, der
gen Hofen gehört, vnd darzö alles, das gen Hofen gehört, lüt und göt, ecker, wifen, holte vnd
veld, waffer vnd waid vnd die Vifchentzon vnd alle gewaltfamin. davon fo vergich Ich vnd
bekenne mich an difem brief, daz ich den vorgenanten minen herren von Wirtenberg die ege-
nante bürg vnd dorflin Hofen mit allen rehten vnd zfgehorden alz vorgefchriben ift vfgeben han
in fin hande vnd fi wider ze lehen von im enpfangen han vnd daz alfo von im vnd finen erben
vnd der herfchafft ze Wirtenberg ich vnd min erben ewiklichen ze lehen han vnd enpfahen vnd
ir man darvmb fin füllen nach lehens recht ane alle geuerde. darz? han ich gelobt vnd gelob
an difem brief für mich vnd alle min erben, daz die vorgenante bürg Hofen der vorgenanten
miner herren von Wirtenberg vnd der herfchaft offen hus fin fol ewiklichen wider aller meng-
lichon vnd fi vnd die iron darin vnd darnß lan lullen ze allen ziten vnd zf* allen iren nöten,
wenne fi dez bedörfen gctrewillchen ane alle geuert. vnd dez ze ?rkfinde etc. datum Stögarten
feria quinta poft nativitatem beatc Marie virginis anno domini MCCCLX nono.
Wir graf Eberhart von Wirtenberg vergehen etc., daz wir vnferm lieben diener Ren-
hart von Nifinhnfen ritter die gnad getan haben vnd twen mit difem brief vmb die bürg Hofen,
daz dorflin Hofen vnd den Hof Mulhäfen, der gen Hofen gehört, vnd vmb alle die lüt vnd göt,
winger, ecker, wifen, holte, vcld, wafler, waide, vifchentzen vnd alle gewaltfamin, die gen Hofen
gehorent, vnd daz wir da heten, von vns ze lehen hat vnd im daz gelihen haben und lihen mit
difem briof. alfo wer ob der vorgenant Renhart von Niunhöfen ftiurb vnd abgieng ane elich
fiine, fo füllen vnd wellen wir vnd vnfer erben finen elichen tohtern, ob er die liozzo vnd die
er denne lat, die vorgenant bfirg Hofen mit allen zvgehord, alz vorgefchriben ift, lihen, wenne
fi daz an vns vordrent, alz ob er fune liezze, vnd doch füllen fi vns trager darvber geben, mann
vnd folch lut, die Ichens genozz fint, die ir getrewer tragen fien vnd vns davon tön vnd ge-
bönden fin vnd mit der vorgenanten veftin vnd mit denfelben lehen ze warten alz lehensreht ift
vnd vnfer offen hfia ze fin alz onch diefelb bürg vnfer offen h&a fin foll ewiklichen wider aller
menglichen ane alle generd. dez ze vrknnd etc. datum Stögarten feria qninta poft nativitatem
beate Marie Virginia anno domini MCCCLX nono.
(Bl. 31a.) Nota, Hans von Blumenberg der alt hat von mynera herren zu lehen en-
phangen zwey gfitlin ze Buffenhan, daz ain böwet Mayer Clafen föne von Ottenhofen vnd daz
ander der Ramer vnd geltend XX malter korns allerhand korns eins halben malten vnd
XVI fcb. baller.
Note, Cäote der Maifer, genant der Lofer, hat von minem herren ze lehen enpfangen
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Lehenbuch Graf Eberhard des Greiner» von Wirtemberg.
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ein vierteil eins zehenden ze Riet, wln vnd korn, klain vnd groz, vnd ein hfis in dem kirehof
ze Merklingen vnd zwen eeker vnd ein wis, gelegen in der mark ze Merklingen.
Nota, Hans 8trolin der ifing, burger ze V°lme, hat ze lehen enpfangen die höbe ze
Tietingen im vnd finen brodera V'lrich vnd Petorn in ein gemainfehafft , alz fi ir vater fclig
Peter Strohn vor ze lehen het.
Nota, diz fint die gflte, die Eberhart der alt Bnrgermeifter fclig von Ezzclingen ze lehen
het von der herfchaft ze Wirtenberg vnd die Mcrklin fin fune ietzo von mlnem herren graue
Eberhart enphangen hat in dem iare anno LX nono vor fant Michels tag wol vierzehen tag, dez
erften die vogty ze Tytzisowe vnd den fronhoff vnd kyrehenfatz dafelbcn , item die vifchentzen
ze Pfawenhufen, item vier aymer wingeltz ze Rorek, gant vz dez von Ry Ichach gut. item der
alt Eberhart Burgermai Aer Merklins bruder, hat fy ouch enphangen').
Item Cnntz Hagke von Harthöfen, Hänfen Hagken feiigen Iflnc, hat ze lehen enpfangen
die drw teil an der bürg vnd an dem dorf Harthfifen mit allen rehten vnd zvgehorden.
(Bl. 31b.) Nota Wemher von Kyrchufen hat vflgeben Eberhartz von Kyrchufen feligcn
sune finen teil halben ze Kyrchufen, alz ez fin vater feiig hett, vnd hat daz min berrc gclihen Cuntzen
Ottcn von Kyrchufen.
Nota, alz Brfin von Herten ftein ritter trager gewefen ift Annen Liüpoltz dez Kuchen-
meifters dez inngen elichen wirtin, Uainrich von Wefterfteten feiigen tohter, vber diz nachge-
fchriben güt vnd lehen, daz ift der winzehend vnd kornzehend ze Nideru Durnkein vnd die win-
garten im V»Ibach vnd ze Dftrnkein mit allen zugebornden, alz ez ir vater gehebt hat von minem
herren ze lehen, alfo hat die vorgenant Anne roinen herren von Wirtenberg mit iren offen briefen
gebeten daz er die vorgenant gut vnd lehen von dem egenanten Brfin von Hertenftein vffneme
vnd fy lihe Burebart von Mansperg; daz tet min herrc. darnach bat aber die vorgenant Anne
Kuchenmeifterin minen herren mit iren offen briefen vnd der vorgenant Llupolt Kuchenmcifter ir
elich roane vndertenigen, daz min herre die vorgenanten güt vnd lehen von Burchart von Mans-
perg vfneme vnd fy lihe dem vorgenanten Brunen von Hertenftein vnd finen erben, der diefelben
lehen vnd gut vmb fy gekouft hat vmb DCCC Pfd. haller. daz hat min herre von Bnrchart von
Mansperg vfgenomen von ire bete wegen vnd hat daz alfo gelihen Brunen von Hertenftein ritter
mit allen zugebornden , alz fy Heinrich von Wefterfteten zu lohen het ; vnd bat onch Brün,von
Hertenftein dez einen lehenbrief.
Nota, Gcrlach der Bohtcler, Hänfen dez Bohtelcrs fflne von Wile, hat zu lehen enphangen
den hoff ze Merklingen, der etwenne waz Götzen von Merklingen ritters vnd finer fwefter, der
von Schanbach, vnd waz in denfelben hoff gebort vnd darin ekker, wifen vnd hofreitin.
Nota, Renbart von Stamhein hat zu leben enphangen Gyfingen die bürg vnd daz dorff
an dem Negker vnder Marpach, daz Cuntz von Stamhein, fin bruder feiig, kouft vmb Fridcrich
Sturmfeder, alfo daz der vorgenant Renhart dez vorgenanten Cünrat, fins bruder feligcn, kinden,
Johan, Cfinrat vnd Wolff getrewer trager fin fol, biz daz fy zu iren tagen komen. in anno LXX.
vagenomen dez hofs, den fy kouften vmb Wolfen von Brie, da mainen fy, daz er nit lehen fy.
(Bl. 32 1.) Nota, Reohart von Staroheira hat zu lehen enphangen die borg vnd daz
dorff ze Stamhein halbes im felb mit allen rehten vnd zügehorden vnd dazfi den hoff ze Hegnach,
zwen morgen wingarten ze Velbach vnd einen halben eymer wingeltz ze Wirtenberg im felber
ouch balbz, daz allez lehen von vns ift, vnd daz ander halbteyl der vorgenanten bürg vnd dorff
vnd der andern vorgefchriben gute hat der vorgenant Renhart von Stamhein enphangen fins
bruder Chfinrat von Stamhein fcligen fünn Henslin, Chünrat vnd Wolffen. derfclbcn knaben fol
der vorgenant Renhart getrwer träger fin vber div vorgefchriben gut Ynd lehen, biz diefelben
knaben zu iren tagen koment. datnm feria fecunda ante Jacob! apoftoli anno LXX.
Nota, min herrc hat gelihen Simon dem Vogt von Wcndclftein den hof zu Obern Afch-
bach gelegen vnter dem alten berg bi Nürenbcrg.
Nota, Hans von Horkein von Gemunde hat ze lehen enpfangen ein vierteil an der
bürg ze Horkein mit eckern vnd wifen, waz dam gebort alz es im worden ift von finem ftieff-
vater Simont feligcn von Rot vnd waz er da gelazzen hat.
Nota, min herrc hat gelihen Hänfen dem Marfchalk von Hufen daz dorff Hufen mit
vogtyen, gerihten vnd allen zugebornden..
Nota, Rudolf Tom, ze Riet gefezzen, hat zu lehen enphangen den kyrehenfatz ze Kfchel»
brflnnen vnd den fronhof, darin der kyrehenfatz gebort vnd waz darzu vnd darin gehurt.
Nota, her Johan, Cfinrat vnd Bernolt von Sachfcnhein hant zu leben enphangen ze Swci»
gern daz vierteil by der kyrehen, daz dez alten Golcrs von Nyperg waz.
*) Der letzte Sau von anderer Hand.
138
Schneider
Nota, min herre hat günnet vnd erlaubt Renhart von Starahein, das er die von Stof-
feln, genant Gute, fins bieder Cfinrat von Sramhein feiigen wirtin, bewifet hat tufent pfunt hallcr
irer hainstur vnd morgengab vf Gifingen bürg vnd dorf, daz lehen von vns ift, bis daz fins brfi-
der leligen fune Hans, Cüurat, Wolff daz vmb ir mütcr erledigent vnd lofent vmb tufent
pfunt haller.
iBI. 32b.) Nota, min herre hat gelihen Bentzcn dem Spiegel ze Bütlingen den hof zc
Glems, den fin vator fclig vrab die von Hufen kouft. nota, fo hat Albreht Spiegel, dez vorge-
nanten Bontzen Spiegels brüder den vorgenanten hoff darnach ouoh von vns ze lehen enpfangen.
Nota, min herre hat gelihen Cfinrat Gewin bnrger ze Heilprün den hof ze Horkein vnd
alliw diw güt, die darin vnd darzu geboren, befucht vnd vnbesucht, vnd den halben hof ze
Bockingen vnd waz darzu gehört vnd die wisen am Negker.
Nota, Walther Elrwin, bürger ze Hailprunne hat ze leben enpfangen das ahteil an dem
zfhenden ym Bngkmgen an win vnd an korn.
Nota, min herre graue Eberhart hat günnet Kenhart von Uohenfcheid, das er fin elich
wirtin, Hänfen tohter von Giltlingcn hat bewifet abt hundert pfunt ytel baller irer morgengab
vnd hainftiur vf dis nachgenant güt, daz lehen ift, vnd hat ir Johan von Giltlingen iren vatter
z? einem trager vber dicfelben lehen geben in trewes banden, des erften vf iunkfrawe Yten hof
ze Hohdorf mit aller zvgehord vnd vf XLV morgen ackers gelegen in der rate, das man nomb
in der vndern rüt, ze Hohdorf vnd daz bagkhüs ze Hohdorf vnd den garten dahinder.
Nota, min herre hat gelihen Cöntzen von Talhein, Rüdgers von Talhein ritter feiigen
fön, einen halben hof, lit ze Horkein, vnd zc Ofthein das vierteil an dem kornzehenden vnd zv
zwaien pf erden ackers. daz hat iez enpfangen Cünzlin von Talbein im vnd finen brüdern.
Nota, min herre hat gelihen Albreht vom Nwenhüs zu dem Niwenhfis finen teil vnd
Attespach finen teil.
(Bl. 33 a.) Nota, Peter von Talhein hat zu lehen enphangen Kirchufen daz burgstal
vnd halbs waz er dafelbens hat in der mark, befucht vnd vnbefucht, vnd ift dez Gerhart Strub
von Thalbein fin trager.
Nota, cz kam für minen herren Johan von Nipcrg von Heilprünne, Johan dez Flüren
feiigen fune, vnd gab im vf den forft halben ze Talhein vnd die vifchentzen ze Horkein. daz hat
min herre gelihen Hainrich dem Harfche dem alten ze Heilprfinnen.
Nota, Hans Fiür von Heilprünne hat zu leben enphangeu daz dritteil der vifchentzen
ze Horkeiu, die die Wortzen hant, vnd daz fehsteil dez vorftes zu Talhein.
Nota, fo hat Haintz Fiüre ouch alz vi! da ze Horkein vnd daz dritteil dez zehenden
dafelbenft, ciain vnd groz, vnd hat ez ouch enphangen.
Nota, min herre hat gelihen Rufen Gulen von Gemflnde, Hänfen Gülen feiigen ffine, den
layenzehenden ze Schornbach halben, win vnd korn, vnd die drie morgen wingarten, gelegen
ze Grünbach, heizzent die Bihiet, mit allen rehten, alz fy der vorgenant fin vator ze lehen von
vns gehebt hat
Nota, min herre hat gelihen Walthern von Eberfperg die güt ze Gerhartfteten, daz
ift daz vierteil dez dorfles mit allen rehten vnd zugehornden, daz Diether von Eberfperg Annen
von Wiler, fincr wirtin, verfetzet het vnd Cüntz von Bricheiii ir trager darüber waz vmb ir
raorgengab vnd heimftiüre, daz der vorgenant Walther wider gcloft hat.
(Bl. 33b.) Nota, Heintzlin von Vclfenberg, Diemen feiigen föno, hat minein herren
vfgeben diz nachgcfchribcn güt, daz ift Ernften hof ze Sitingen mit allem dem, daz darzu vnd
darin gebort, vnd daz gütlin, daz man nembt dez Jungen gütlin, daz zu difen ziten böwet Glapf,
die güte, die Vingklin von Sitingen von minem herren ze leben het, vnd waz mor da ift, daz
derfelb Vinglin zc leben het, die leben finen teil Heintzcn von Bern; fo hat Hointz Speit, den
man nembt Jcger (hat) ouch finen teil dcrfelben gfite (ouch) Eglin, den man nembt den .leger
von Cuntzenbcrg. vnd alfo hat min herre denfelbcn zwain die lehen gelihen, Heinrich Bern vnd
Egli dem Jegcr von Cüntzenbcrg.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg verieheu vnd ton kunt offenlich an difem brief
für vns vnd alle vnfer erben vnd nachkomen, daz wir angefchen haben folich flizzig vnd demütig
bot dez abtes vnd dez conuentes dez clofters zc Herrcnalbe vnd ouch vmb folchen fchaden vnd
verluft, alz fy von vnfern wegen genomen hant vnd darvmb durch got vnd vnfer vordem vnd
vnfer vnd vnfer nachkomen feien heiles willen, fo haben wir dem abbet vnd dem conuent ge-
memlich dez clofters ze Herrenalbc, die ietzent fint vnd ewielichen iren nachkomen in dem clofter
die gnade getan vnd tuen in die gnade mit difem brief vmb diz nabgefchriben güte, die von
vns vnd vnfer herfchaft ze lehen gewefen fint vnd die Hedel von Heymertingen vnd ir tohter
Belt bizher gehebt hant, daz wir diefelben güte dem vorgenanten clofter ewiclich geaigeot haben
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Lebenbuch Oraf Eberhard de« Greiners von Wirtemberg.
139
vnd aygen mit difem brief für vns vnd alle vnfer erben vnd naehkomen ewiclich ze haben vnd
ze niezzen zu rehtem aygen, alz ander ire aigen güt; vnd haben daz getar. mit rehter wifTent
vnd alz ez kraft vnd maht hat vnd haben fol. vnd diz fint die gilt, die wir in alfo gealgent
haben vnd in Merklinger mark gelegen fint, dez crften ein hofraiti, die an Gotzeu feiigen kinde
vnd an dez pfarrers hofraiti gelegen ift, item in der zeig gen Wile vier morgen ackere, heizzent
die Weglender vnd fünf morgen ob dem bof vnd fünf morgen hinder der Volmarin züne, vnd
in der zeig gen Malmsheim in dem gründe fnnf morgen, hoizzet der von Schanbach acker, vnd
ouch drithalb mansmat wifen, heizzent der bruel. datum Stugarten in vigilia Mathie apoftoli
anno domini MCCCLXX fecundo.
(BI. 34 a.) Nota, min herre hat gelitten Herman Otter vnd Cüntzen Otter daz holtz, daz
da heizzet daz Hüifeloch in Kyrchufer mark vnd ouch die güt, di fy han gekouft vuib Wernborn,
Eberhartz feiigen fune, ze Kyrchufen gefezzen, lüt vnd güt.
Nota, Bentz Kaib, Beutzen Kayben von der mülin fcligen fikn, hat ze leben enpfangen
im vnd finen brfldern Herman vnd Hainrich dis nachgenant güt, Goldlins güt, Illmanmat wifen,
die baizzent der Ablaz, IV manmat, agkers ain gart, ligend ze Bombaeh bi E, item ein wis, die
haizzet die owe, vnd ein gart vnd ein wis zv dem Nwenhü« an der brÜgken vnd ein wis, lit
bi Stollenbrunne.
Nota, Rüf Gule von Gemünde vnd fin brüder hant mynem herren vfgeben die wingarten
ze Grunbach, heizzen die Bylrieter, vnd hant in gebeten, daz er die lihe Berhtolt Boklin ze
Schorndorf, daz bat min herre getan.
Nota, myn herre hat gelihen Haufen Koten, genant Kyrcherre, einem burger von Vlme
den hof ze Rieden, den der Ebinger buwet, mit allen zugehornden.
Nota, Rüf Gülc von G münde hat verkaufft die zwai teil des halben zehenden ze Schorn-
bach, wins vnd korns, gen Sitzen Heberlin, bürger ze Gmünde, vnd hat die ouch minem herren
vfgeben von fin vnd Uns brüder wegen; vnd hat es min herre gelihen Sitzen Heberlin vnd hat
im des einen brief geben, datum Stügarten dominira ante Oswaldi anno LXX fecundo.
Nota, min herre hat gelihen Hänfen Gülen von Gemünde, Rufen Guten feiigen füne daz
dritteil dez halben layenzehenden wins vnd korns ze Schornbach vnd hat dez einen brief.
Nota, min herre hat gelihen Hänfen Trigcln div güt, div Götz feiig von Merkelingcn ze
leben het, mit namen die hofraiti ze Merkelingen vnd der acker, der daran ftozzet, vnd der
zehend halb ze Winmctzhein vbor die mark, klein vnd grozz.
(BI. 34b.) Nota, min herre hat gelihen Otten dem Roten, Bcrhtold dez Roten feiigen
fünen, burger ze Vlme, daz hus vnd hofraitin ze Vlme, daz gelegen ift an Stephan dez Roten
hus; vnd hat dez ein brief. datum anno LXX fecundo.
Nota, min herre hat gfinnet vnd erloubt Wolfen von Altenftaig, daz er Katherinen
Swelherin, fin elichiw wirtin, gewifet hat vf daz dorn* vnd lute vnd güt ze Binswangen, daz
allez leben von minem herren ift, ire heimstüre, der vier hundert pftint haller ift, vnd hat fi
ouch driw hundert pfunt haller darvf gewifet, die fi ir lebtag allein haben fo), vnd wenne fi
abgat, fo fol man daz vorgenant dorf, lut vnd [güt] widerlofen vmb vier hundert pfunt haller
vnd nit mer; vnd fuln daz ir erben ouch ze lofen geben aliiw iare viertzehen tag vor fant Geo-
rien tag oder viertzehen tag darnach, vnd bat ir min herre darvber ze trager geben iren vet-
tern Virich den Swelher, der fol minem herren dauon tün vnd gebunden fin, alz lehensman finem
lehenherren billich tün fol.
Nota, min herre hat gelihen Hänfen Itaner, fcbultheizzcn ze Spire, ein wingarten an
dem Heiligenbrünne vnd den Langen Wingarten, der by Hedel6ngen lit, vnd den wingarten, den
büwet der Kiwenlpiez.
Nota, min herre hat gelihon Diethern Schulthcizz, genant von wile Müklingen daz dorf
halbs mit aller zugehordo vzge[no]men ein hofs, helft der Munchhoff dafelbft.
Nota, fo hat min herre gelihon dem vorgenanten Diethern Schultheizz von Wile
vnd Hänfen Müsberg in ein gemeinfehaft in bedeu daz zchendlin ze Wuften Glatbach by Vay-
bingen gelegen.
Nota, Reinhart von Stamhein hat kaufft fines brüders Cüntzen von Stambein feiigen
kinden vmb Johan von V'rbach von Bcfckein die gute zc Hütingshcin, die dor von VTbach da
waren vnd leben fint; vnd die hat min herro Kenhart von Stamhein dem cgenannten gelihen,
das er dor knaben trager fol fin.
(BI. 35 a.) Man fol wiflen, das dis narhgefchriben güte lehen fint von der herfchafft
ze Wirtenberg, was teile» die von Liebenftein vnd Gerhart von Gemmingeo vnd Gerhart von
Hobenftein vnd Dieter von Homberg von feiner kinde wegen an dem grozzen zehenden hant
ze Lauffen.
HO
Schneider
Item ein hohl, lit bi Kirchhöfen, heizzet im Hüferloch, ift ouch lehen vnd Cohen es
die drie 0*ttern enphahen von der herfchafft.
Item Cfintzlin Nipperg hat vier malter korngcltes ze Lotten, das wil er nit enphangen
vnd nimbt es der Grawe.
Item Hans der Ruh von Gmunde hat ze lehen I morgen wingarten, bfiwet Cfinrat Ku-
mich ze Grfinbach vnd III vierteil eins morgen, bfiwet der Wiz*.
Item Hans der Bürger von Gmunde bat ze lehen ein gfit ze Kürnegk, daz bfiwet
der Dorß.
Ifem Hainrich der Rfih, bfirger ze Gmunde, hat ze Grfinbach in der mark IV morgen
wingarten, X Ich. hailer geltz vnd XI hunrgeltz, daz ift lehen. die wingarten büwct Cfintz Swaier,
Walther Lennberg, der Wehcl vnd des Waben ohein. fo hat er III morgen in Hegbacher mark
in dem Loch, die bw°et Haintz Kertcr von Grimbach vnd der Kapp von Bfich.
Item Hans Vetzer, bfirger ze Gmund, hat an dem dorf ze Altdorf daz dritteil an allen
rehten, daz ift lehen vnd ein gfit ze Kfirnegk, bfiwet Haintz A'blin, vnd einen winzehendeo ze
Hegkbach, daran hat er die zwaiteil, vnd einen zehenden vfler eckern in Bainftainer veld, in
Bütclspacher vnd in Endrispacher velde, daran hat er onch die zwaiteil, vnd ouch wismaton vnd
hofl'tcten ze Hegkbach vnd ein wftes gfitlin ze Kürnegk, daz alles lehen ift.
Item Mekling, burger ze Gmnnde, hat ouch ze lehen VI morgen wingarten ze Gerhar-
fteten, die vormalz des von Ebcrsperg waren, vnd hat einen halben hof ze Kürnegk, den der
alt Eblin bfiwet.
Item Hans Betz, burger ze Gmunde, hat ouch ein gfitlin ze Kfirnegk, buwet Kfsdgor
Eblin, daz ift ouch lehen.
(BI. 35 b.) Wir graf Eberhart von Wirtenberg vergehen offenlich an difem brief, daz
wir von befundern gnaden vnd vnib Jolchcn getrewen dienft, fo vns vnfer lieber getro wer diener
Eberhart von Obreftcten feiig dick getan hat, folch genad getan haben finen tShtem Nefen, Be-
ningnen, Annen vnd Beten gefweftern vnd clofterfrawen ze Haiigen Crutztal vmb den layen-
zehenden in dem banne ze Sigmaringen, den man nent Brenzkofer zehent, der leben von vnsj
ift vnd den der vorgenant Kberhart felig von vns ze leben geliebt hat bis an finen tod, alfo i
das wir donfelbcn zehenden mit aller zvgehord gelilicn haben vnd verüben mit difem brief den
vorgenanten vier fweftern allen gelicb gemainlich ze haben vnd ze Dießen alle die wil fi lebent;
vnd wennc einw abgat, fo lullen in die andern han alz lang fi lebent, vnd wenne fio alle ab-
gand vnd nit fint, fo ift vns vnd vnfern erben der zehend gar vnd gentzlieh wider heingefallen,
wan der egenant Eberhart felig nit clich fiine gelazzen hat, fo haben wir den vorgenanten finen
tohtern durch got vnd beiändern gnaden dis genad getan vnd haben in darvber zv einem ge-
trewen trager geben iren vettern Petern von Obrefteten, der ir getrewer trager dez vorgenanten
zchenden fin fol ane geuerde vnd vns davon tfin vnd gebfinden fin, als lehcnsman finem lehen-
herren von finem lehen billichen tfin fol ane alle geuerde. vnd dez ze Urkunde geben wir in
difen brief beiigelt, datum dominica ante Jacobi anno domiui MCCCLXX.
Nota, min herre graf Eberbart von Wirtenberg hat geliben Hainrich dem Bern Ernften
hof ze Sitingen vnd das gfitlin, das man nembt dez Jungen gfitlin, mit allen rehten und zvge-
horden, alz es Vincklin von Sitingen vor ze lehen het.
Nota, es hat ze lehen enpfangen Albreht von Maffembacb vom Nwenhfis das Nfrhfis
die bürg halb vnd das dorf Hafclbach mit Inten vnd mit gfiten vnd mit allen zvgehorden, das
zv demselben balbteil gehört.
(Cl. 36 a.) Nota, Ctintz, Hans vnd Herbrand gebruder, Herbrands ffine von Bcfekcin,
hant ze lehen enpfangen XXX malter korngeltes der dricr korn, alz es die zehenden ze Hfitings-
hein vnd ze Ciain Zimmern bi Sahfenhein der bürg ierlich gebent minner oder mer.
Nota, her Cfinrat von Bunburg hat vfgeben difiü nachgefchiibcn gfit, die er von minem
herren zu lehen het, vnd diefelben gute hat min herre gelihen dem cdeln knechte Friderich von
Magenbfich, vnd fint diw gute gelegen ze Hunderfingen , dez erften der hof, da Haintz Diether
vffitzet, dez ift XVIII iuehart ackern und VI mansinat wifen, vnd daz gfit, daz Vtz Kumerlin
hat, der ftük fint XXVIII; item die hoffftat, da der Humcl vffazz; item die hofftat, da Waltz
Truten ffin vffazz, darzu gebort felis ftükc wifen vnd aekers; item Haintzen Schfihlins hoff, dez
ift XXVIII ftük wifen vnd ackere; vnd die hofftat, die Rüdgcrc der Bellcr hat; item die hof-
ftat, die Haintz Diether hat vnd der Köfinun hofftat; item der Malerin hofftat; item die vii'chcntz
an der Tunow gelegen, die Kuff Hügklin vifchat, vnd die garten vnd die hofftat ze Bnnburg, in
dem vorhoff gelegen, vnd alle die hollzcr, die her Cfinrat von Bunbnrg Friderich von Magen buch
ze kouffen hat geben, vzgenomen daz holtz, daz man nembt die wydem, daz ift aygen. datum
Lewenberg anno LXX quarto.
Lehenbach Graf Eberhard des Greiners von Wirtemberg.
141
Nota, min herre graue Eborhart von Wirtenborg hat gfinnet vnd erloubt, daz ciain
Haos von Sachfcnhoin zu Clainen Sachfenhein verkouft hat vz allem dem, daz er da hat, das
oueh lehen von rainetn herren ift, XXX malter roggcngeltz vnd XXX malter haberngeltz vnd
fünf a'tnen wingtilt vnd zehen pfunt hallcr geltz, vnd hat daz ze kouffen geben Cfinrat des
Grawen, l'chrlber, vnd Erhilden finer ellchen wirtin vnd iren erben, daz fi die vorgenanten korn-
gulte, wingülte vnd haller gfilte ewiclich han fuln. vnd hat min herre fin infigel zu ainer get-
ziügnufle an denfelben koufbrief gehenkt, da tum in octaua corporis Chrifti anno LXX quarto.
Man ful willen, do Peter von Oberfteten erftarb, do baten Eberhart von Oberftoten
feiigen tuhtern, die vier clofterfrowen ze Heiligen Crutzatal vmb ein andern trager, Hugen von
Hufen; den hat in min herre gebeu vnd ein brief in aller wife vf den vordem brief datnm
Stügarten die beati Valentin! anno LXX octavo.
(Bl. 36 b.) Nota, Cfinrat der Schenk von Lintburg hat zu lehen enphangen Wetntze
das dorff halbe, lüte vnd göt vnd waz darzu gohort, alz ez sin broder her Albreht feiig ouch
von minem herren cnphieng.
Nota, diu gfit, die Wilhelme von Kyrchhufen, der ze Frankenbach faz, von minem
herren zu lehen het, die ze Kyrchufen gelegen fint, die fint hie naebgefchriben. item ein hus
im vorhoff vnd ain vichus vnd ain fcbiüre vnd XXXIV morgen akkers in ioder zeige ; item fünf
hofftat; item HI morgen wifan vnd etawieviel hallergeltz, hüncrgeltz, gensgeltz vnd korngeltz;
item ain ahtendteil am geriht vnd an der vogty; item ein vierteil an der mnlin.
Nota, ez kam fnr min herren Walther von Ebersperg vnd gab im vf Gerhartfteten daz
dorff finen teil, den er da het an luten vnd an guten, vnd bat lulnen herren, daz er denfelben
finen teil übe herrn Sefriden von Zulnhart ; daz nam min herre vf vnd hat daz hern Sefriden
von Zülnhart alfo gelihen.
Nota, ez kam für minen herren Ottc der Rot von Vlme, Betzen dez Roten feiigen ffin,
mit finen brudern Berhtolt vnd Hänfen der Roten offen briefen vnd gaben minem herren alle
dry vf Ir ftainhus, hofraitin vnd gefezz vberal ze Ulme mit allen zugehornden, daz gelegen ift
an Stephan dez Roten gefezz, vnd baten minen herren, daz er daz felb gefezz lihe Cfinrat dem
Befferer, Vtzen dez Befferera föne, daz hat min herre alfo vfgenomen vnd hat im daz gelihen.
Nota, ez kam für minen herren Johann der Rot von Vlme, Hänfen Roten feiigen
ffin vnd gab im vff viertzehen ymmi kern vnd viertzehen ymmi roggen vnd drithalb pfunt haller-
geltz, die er ze lohen het vz der mulin in dem Loche ze Vlme, die onch lehen von minem
herren ift, vnd bat minen herren, daz er daz vorgenant korngelt vnd hallergelt lihe flainrich
dein Amman von Kyrchberg vnd Hänfen Stoubenhabern, finer tohter man. daz nam min herre
alfo vf vnd hat es dem vorgenanten Hainrich Amman vnd Hänfen Stoubenhabern alfo gelihen.
(Bl. 37 a.) Item Cfintz vnd Wilhelm von Münchingen gebrfider hant ze leben enpfangen
die wingarten an dem Kallenberg vnd die bürg Münchingen vnd die ekker ze Birkach.
Item Albreht vnd nans Schöllang von Kemptun hant enpfangen den kyrehenfatz ze
Kyrehdorf, den fi kouft hant vmb Merken Knetftollcn von Memmingen.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg verieben an diefem brief, daz für vns kam Ger-
lach der Bochtaler von Wile vnd vns vfgab den hoff ze Merklingen, der etwenne waz Götzen
von Merklingen vnd finer fwefter, der von Schambach, der lehen von vns ift vnd den er bisher
von vns ze lehen gebebt hat, vnd bat vns, daz wir denfelben hof lihen dez erbern mannen Eber-
hart Lütran von Ezzelingcu, Cfinrat Rappenherren von Pfortzhein vnd Hänfen Spenlin von Wile
finen fwegern. vnd alfo haben wir den vorgenanten hoff vnd hofraitin mit allen rehten vnd zu-
gehornden, ekkern vnd wifen den vorgenanten Eberharten Lütrao, Cfintzen Rappenherren vnd
Johanfcn Spenlin gelihen vnd verlihcn in den mit dilem brief in ein gemeinfehaft vngeuerllch,
vnd haben daz getan mit worten vnd mit handen, alz fit vnd gewonlich leben fint ze lihen, vnd
waz wir in billich daran lihen fnln; vnd lulnt fi vns dauon tfin vnd gebunden fin, alz lehensman
von irem lehen billich tön fuln ane alle geuerde. vnd dez zc vrkunde etc. datnm die dominica
ante Agnetis anno domini MCCCLXX fexto.
Nota, min herre hat gelihen Haintzcn dem Goten, burger ze Sultz, Egen zehendlin, daz
in der von Sultz banne lit [1376 donnerftag nach obroftentag].
(BL 37 b.) Wir graue Eberhart von Wirtenberg verieben an dl fem brief, daz wir
günnet vnd erloubt haben vnd erlouben mit difem brief dem edeln kneht Hainrich dem Berner
daz er Beten von Owe, fin elich wiitin, gewiflet vnd gewifet hat ire heimftiure vmb zwei hundert
gülden guter vnd geber gülden vf Ernften hof vnd vf dez Jungen gutlin, ze Sitingen gelegen,
die lehen von vns lint; vnd haben der vorgenanten frowen Beten darvber geben zu einem ge-
trewen trager vnfero dienor Hänfen Hochdorf, der vns ouch dauon tfin vnd gebunden fin fol
alz lehensman finem lehenherren billich tun fol.
142
Schneider
Nota, min here hat gelihen Rudger dem iungen Mcnteler ein morgen wingarten am
Zwerenberg.
Nota, ein leben, daz min herre ze Nfirenberg leho dez hertzogen diener, was ainer von
Siggingen.
Wir graue Eberbart von Wirtenberg veriehen an difem brief von der gfit wegen an dem
dorf ze Gerhartfteten vnd an dem hof zo Verherbaeh in dem Ramstale vnd an dem wiler ze
Aspach in der Wifelaffen mit iren zfigehorden, alz fi Jacob von Vrbaeh feiigen helt vnd in worden
waren von hern Bernollen feiigen von Vrbaeh, die illiv lehen von vns fint vnd wir div felben gflt
vnd lehen vormaulz gelihen haben vnferm diener Johans von Seidenegg ritter in trewes hand, trager
ze fin Margareten finer fwefter feiigen, dez vorgenanten Jacobs von Vrbaeh feiigen wirtin, alz der
brief feil, den wir in vor darvmb geben haben, alfo haben wir dem vorgenanten Johans von Seiden-
egg ritter div vorgefchriben gfit vnd lehen gelihen vnd lihen im die mit difem brief mit allen rehten
vnd zägehörden vnd in aller der wife vnd mit allen den gedingdon, alz der brief feit, den wir
in vormaulz vmb div felben gflt vnd lehen geben haben; vnd fol er vns davon tfln vnd gebunden
fln alz lehensman finem lehenherren billich vnd von reht tun fol vnd gebunden ift ze tftnd von
finen lehen ane alle geuerde.
In gelieher wife hat min here hern Liupolten von Seldneg, des vorgenanten hern Jo-
hanfen vater, die vorgenanten gflt vnd lehen gelihen 1 ).
(Bl. 38 a.) Nota, Hans von Riechen, den man nembt Hans Marfchalk hat zu lehen en-
phangen den zehenden ze Siggingen, den kornzehenden, den fln mflter Gyfel von Siggingen bis-
her von Hummeln von Lichtenberg gehebt hat vnd Ludwig von Siggingen ir trager waz. — daz
hat der vorgenant Hans von Riechen vffgeben mit finem offem brief vnd fpricht, daz im die von
Sikingen daran geu allen fien ').
Wir grave Eberhart von Wirtenberg veriehen vnd tfln kflnt, offenlichen mit difem
brief für vns, vnfer erben vnd nachkomen, daz wir den erbern geiftlichen herre n dem abt vnd
dem conuent gemeinlichen dez clofters ze Herrenalbe vnd allen iren nachkomen die genade
getan haben vnd tfien mit difem brief durch gotes willen und durch vnfer vordem vnd vnfer
nachkommen feie heiles willen, daz wir in geaigent haben vnd aygen mit difem brief diz
nachgelchriben ekker vnd wifen, die bizher von vns vnd vnfer herfchaft ze Wirtenberg lehen
gewefen fint vnd die fy gekouft hant vmb Cflntzen den Mayser, den man nembt den Lofer, vnd
vmb Mehtilden von Otlingen fin elichiw wirtin, zfl dem erften in der zeig gen Wile vnder dem
Wilheimer wog gelegen fünf morgen akkers, die man nembt die Bette, vnd in der zeig gen Mal-
mozhein fehs morgen akkers, die da gelegen fint in dem Blandcntal, vnd zwen morgen wifen
die da gelegen fint an der Altach by der obern muH ; der vorgenanten ekker vnd wifen minner
oder mer ift vngeuerlich, vnd die etwenne Richelmes von Merklingen waren, vnd haben alfo
die vorgenanten ekker vnd wifen dem vorgenanten clofter ewiglich geaigent vnd aygen in die
mit difem brief für vns, alle vnfer erben vnd nachkomen ewiclich ze haben vnd ze niezzen zu
rehtem aigen, alz ander ir aigen gfit, vnd haben daz getan mit rehter wifTen vnd alz ez kraft
vnd maht hat vnd haben fol vngenerlich. vnd dez zu einem waren vrkunde vnd einer gantzen
ficherheit geben wir dem vorgenanton abt vnd dem clofter gemeinlichen zu Herrenalbe difen
brief, befigelt mit vnferm anhangenden infigel. daturo Stugarten in Vigilia Petri et Pauli apo-
ftoloram anno domini MCCCLXX fexto.
(Bl. 38 b.) Item min herre hat gelihen dem langen Cflnrat von Snaitberg ein höbe,
lit ze Niuler dem dorf, was des von Haiftershotien, vnd ein höbe, lit ze Stainbnhel.
Nota, Cflnrat der Schenke von Lintburg hat zu lehen enphangen Lorbacb die bürg
halbe, täte vnd gflt vnd waz darzu gehört
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen an difem brief, daz für vns kam vnfer
lieber diener Wilhelme von Oeningen von Rechberg ritter vnd feit vns, daz er die Waibelhnbe
mit allen rehten vnd zugehornden, Inte vnd gfite, alz darzu vnd darin gehört, daz von vns lehen
ift, ze kouffen geben het vnfer lieben irnimen Beten von Tuwingcn, Albrchtcn dez Schenken von
Lintburg feiigen elichen witwe, vmb tnfent gfite r guldin vnd alfo daz er der vorgenanten Srhenkin
vber diefelben gflte vnd lehen getrewer trager fin lulle fin lebtag, vnd bat vns der vorgenant
Wilhelme von Rechberg, daz wir im dez gunnen. alfo haben wir im vnd ouch der vorgenanten
vnfer mümen der Schenkin die genade getan vnd haben ir den vorgenanten Wilhelmen von
Höchberg darvber zfl einem getrewer trager geben die wile er lebt, vnd fol er vns dauon tfln,
warten vnd gebunden fln, alz lehensman finem lehenherren von finem lehen billich t8n fol ane
') Von anderer Hand am Schluß von Bl. 88 a nnd durch ein Zeichen hieher verwiefen.
*) Der lezte Satz von anderer Hand nachgetragen.
Lehenbach Graf Eberhard des Greiners von Wirteinberg.
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Alle geaerde. vnd wer ob die vorgenant vnfer imune iht fchufe von den vorgenanten gäten oder
mit den gäten wem daz wer, das ift vnd ful vnfer guter wille fin alfo, daz fi daz tue gen einem,
der alz gut fy alz der vorgenant Wilhelme von Rechberg, der vns ouch dauon tue, wart vnd
gebunden fy alz der vorgenant Wilhelme von Kechberg vnd als lebensman von finem lehen
billichen tön fol ane alle generde, vnd dez ze vrkunde geben wir in difen brief, befigelt [mit]
vnferm anhangenden infigel. geben ze Krowelshcin an famftag vor Georgii anno doroini
MCCCLXX feptimo.
(Bl. 39 a.) Nota, V'lrich von Honburg hat ze lehen enpfangen Slat das wiler vf Eggen,
rfirt von Tutlingen, vnd hat es mit im enpfangen Hänfen von Uonburg, fines brüder Cönrat
feiigen fune(n) , vnd darzv hern Fridricb von Kandeg feiigen funen Burchart vnd Egli , fint fins
brfider tohter fiine, bis diefelben knaben zv iren tagon koment.
Item her Eberhart von Nlperg ritter hat ze lehen enpfangen ze Swaigern dem dorf
die vogty vnd was er da hat, als es fin vater feiig Renhart von Niperg 'ritter ouch ze lehen
het vnd herbraht. des hat her Eberhart einen brief, datum in vigilia Symonls et Jude anno
LXX feptimo.
Item Oerolt von Gemmingen hat ze lehen enpfangen alle die täte vnd güte, die er vnd
fin gebrfider hant zv dem dorf ze Gemmingen, als fi ir brfider der Swarz Swigger feiig
herbraht hat.
Item her Eberhart von Niperg ritter hat ze lehen empfangen alliv div gut, die Cflnrat
von Niperg feiig, den man nampt vom Stain, ze Swaigern hett ez fy in dem dorflf oder uff dem
felde, an den zenhenden, der ift nit lehen von minem herren.
(Bl. 39 b.) Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen vud tun kunt offenlich an
difem brief, daz vns vufer diencr Swigger von Mindelberg ritter vfgeben hat vnd vfgab mit
finem offen brief Babcnhnfcn die ftat vnd die dorff Wicnred, Kyrchhaslach , Herlatzhouen vnd
Grymatzhouen, die elllu lehen von vns fint, mit täten vnd mit gäten vnd mit allen rchten vnd
zugehornden, inwendig vnd vz wendige, vnd bat vns, daz wir die vorgefchriben güt vnd lehen
Hhen vnferm lieben getrewen Heinrich von Friberg ritter, ze I iphein gefezzen, vnd finem vettern
Heinrich von Friberg ritter von Angelberg, dem iungen, mit allen rehten vnd zugehornden, alz
er diefelben gut vnd lehen bizher von vns ze lehen gehebt het vnd alfo haben wir den vor*
genanten zwaien Hainrichen von Friberg die vorgenant ftat Babcnhufen vnd die dorffer mit
täten vnd mit gäten mit allen rehten vnd zugehört, inwendig vnd vzwendig gelihen vnd verüben
in die mit difem brief mit worten vnd mit handen, alz fit vnd gewonlich lehen fint ze lihen,
vnd waz wir in daran billich lihen fuln vnd ze lihen haben; vnd fulnt fi vns ouch dauon tän
vnd gebunden fin, als lehensman finem lehenherren von finem lehen billich tun fol ane alle geuerde.
vnd dez allez ze vrkunde etc. datum in die beate Marie virginis afuraptione anno domini
MCCCLXX feptimo.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen offenlich an difem brief, daz wir vnferm
lieben dienor Johann von Hochdorf gelihen haben vnd lihen ouch mit difem brief Tieffenbach
die bnrg, tut vnd gut, acker vnd wifen, holtz vnd veldc, befühtz vnd vnbefuhtz, genant oder
vngenant, waz vberal zä der vorgenanten bürg oder daran gehöret, alz daz Rädolff der
Kyfer bizher von vns ze lehen gehebt hat vnd daz bizher inne gehebt hat vnd herbraht hat mit
allen zägehorden, gelihen als fitt vnd gewonlich ift vnd waz wir im billich daran lihen füllen,
vnd fol er vns dauon tän vnd gebunden fin alz lehensman finem lebensherren von finem lehen
billichen tun fol an alle geuerde. vnd dez ze vrknnde geben wir im difen brief, befigelten mit
vnferm anbangenden infigel, der geben ift an dem füntag vor fant Johanstag funwenden anno do-
mini LXX feptimo
(Bl. 40 a.) Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen offenlich vnd täen k8nt aller-
menglich mit difem brief vmb die fatzung, alz vnfer lieber wirt Cänrat der Rot vnd Anna Lang-
mentclin fin elicbiti wirtin, burger ze Vlme vnd ir tager ze rehtem pfände ingefetzet vnd ver-
netzet haben dem erbern manne flanfen dem Ehingcr von Maylan, burger ze Vlme, vnd finen
erben die mulin, die fi ze Vlme in dem Loche ligent haben und di& von vns ze lehen gat, nach
dez pfantbriefs fage, den fi im vnd finen erben darvmb geben vnd gefchriben hant, bekennen
wir an difem brief, daz difrfclb fatzung mit vnferm gunft vnd gutem willen ift befchehen in
aller der wife, alz der pfantbrief feit, den der obgenant Hans der Ehinger darvmb hat, vns vnd
vnfern erben an vnfern rchten ane fchaden vngeuerlich an demselben lehen. dez ze vrkSnde
haben wir vnfer infigel gehenket an difen brief. datum Geppingen in die Laurent! i anno domini
MCCCLXX feptimo.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen offenlich an difem brief, daz wir vnferm
lieben diencr Berhtolt von Stain, Bnrcharten fön vom Stain von Ameke gelihen haben vnd vor-
144
Sohneid e r
lihen ouch mit difem brief difiv nachgefcbribon gut, dio vnfer diener Hans von O'swil f&lig ritter
gehebt vnd gclazzen bat, dez erften Riet die bürg vnd dorf vnd waz darzfi gebort ze Tuntz-
lingen vnd ze Wolfslfigen vnd ze Pfawenhufen, waz er da hett, daz im worden ift von finem
vatter vnd finem brfider faligen, vnd die gät ze O'swil, ze Boppenwiler, zc Affolterbach, ze By-
hingon vnd ze Wyhingen waz er da hett, Kit vnd gflt, akker, wifan vnd wingarten, vnd ze Hor-
hain waz er da hett, wingarten vnd ander gelt, vnd ze Bnnnekein ain halb fuder wingeltes, vnd
waz er hett ze Richenbach an der vifebentzen vnd an anderm gelt, daz er die von vns zu ainem
rehten manleben han fol ; vnd haben im die alliv gelihen mit Worten vnd mit handen, alz fit vnd
gewonllch leben fint ze lihen nach manlehcnsreht, vnd fol er vns davon tön vnd gebunden fin
alz lehensroan llnem lehenherren von finem manleben billich tfin fol an alle geuarde. vnd dez
ze vrkunde geben wir im difen brief, befigelt mit vnferm anhangenden infigel. datum Stfigarten
feria feennda ante epipfoniam domini anno domini MCCCLXX octano.
(Bl. 40 b.) Ich Berhtolt vom Stain, Burcharten ffin vom Stain von Arnekge, veTgich
vnd tfin kunt offenlich an difem brief, wan mir der edel, min gnadiger herre graue Eberhart
von Wirtenberg die gnad getan hat vnd mir von finen gnaden gelihen bat difiv gut, die an dem
vorgefchriben brief gefchriben ftant, die mina fwehers faligen, hern Johan von O'swile waren
vnd ze lehen hett von dem vorgenanten minem herren von Wirtenberg, vnd alfo vergich ich dar
vorgenant Berhtolt vom Stain, daz ich diefelben gut von dem vorgenanten minem gnadigen herren
von Wirtenberg alfo empfangen han zfi ainem rehten manleben vnd anders niht, vnd hat er
ouch fi mir anders niht gelihen denne zfi ainem manlehen vnd nach manlehens reht, vnd han
ouch gelobt vnd dez gefworn ainen ayde zfi den hailigen dem vorgenanten minem herren vnd
finen erben davon ze tfin vnd gebunden fin vnd damit ze warten als lehenaman finem herren
von finem lehen billich tfin fol an alle geuarde. vnd dez zc vrkünde gib ich dem vorgenanten
minem gnadigen herren graue Eberhart von Wirtenberg vnd finen erben difen brief, befigelt mit
minem aygen anhangenden infigel vnd mit dez vorgenanten mins lieben vattera Burchart vom
Stain infigel, hern Burchart von Mannsperg hofmaifter, unfern lieben oheime, daz er durch vnfer
bett willen zfi ainer gez&gnufte fin aygen infigel zv den vnfern gehenket hat an difen brief. ich
der vorgenant Burchart von Mannsperg, hofmaifter ritter, vergich offenlich an difem brief, daz
ich durch flizziger bett willen der vorgenanten miner oheime zfi ainer gezugnüft aller vorge-
fchriben dinge min aygen infigel zfi den iren gehenket han an difea brief. datum Stügarten
feria feeunda proxima ante epipfoniam domini anno domini MCCCLXX octauo.
Wir graue Eborhart von Wirtenberg verichen etc., daz für vns kam Peter von Wiler
vnd gab vns vf Oberflaht daz bürglin mit finer zugehört!, daz von vns lehen ift vnd von vns
bizher ze lehen gebebt hat, vnd bat vns, daz wir daz lihen Walthern von Wiler finem vetern;
vnd alfo haben wir demfelben Walthern von Wiler daz vorgenant burglin Oberflaht mit allen
rehten vnd zfigehorden golihon vnd verlihen im daz mit difem brief mit worten vnd mit handen,
alz fitt vnd gewonlich lehen fint ze lihen, vnd waz wir im billich daran lihen ffiln vnd ze lihen
haben, vnd fol er vns ouch dauon tfin vnd gebunden fin alz lebensman finem lehenherren von
llnem leben billicben tfin fol an alle geuerde. geben ze Schafhufen an der mitwochen nach fant
Gallen tag anno domini HCCC octogefimo primo.
(Bl. 41a.) Daz fint die lehen, darvmb min herre von Wirtenberg mit den von Ezze-
ingen ftozzig waz vnd die vor hertzog Friderich von Bayern verrehtet wurden ze Exzelingen,
daz man die funen vnd tShtern lihen fol, 1879').
dez erften hat min herre gelihen Cüntzlin Uolderman Iiegniloch daz wiler vnd Ritzis-
wilre den walt vnd waz darzu gehört vnd anderhalben morgen wingarten an dem Koppenberg
gelegen, dez ift tragor ze difem male Hanz Herzkern der iunge;
item er hat gelihen Peter Gotzman ailf iuehart akkers zwifchen Bonlanden vnd Sihal-
mingen gelegen, genant zu Ruhen*);
item Hänfen Wortwin fehs iuehart akkers ze Ehtertingen gelegen;
item Hänfen dem iungen ain pfunt hallergeltz vzzer ainer wifen vnd ainem akker ge-
legen ze Ehtertingen an dem fteg obnen an dem bruewel;
item Beutzen dem Maiger von der Ayche zwo mansmat wifen gelegen ze Ehtertingen;
item Hänfen vnd Andrefen den Kymeu aylf iuehart akkers gelegen ze Ehtertingen;
item Elspeten der Kurtzin zehen iuehart akkers gelegen ze Ehtertingen;
item Albreht dem Kettener dez erften fehs iuehart akkers gelegen in der zeigen gen
Bernhufen, zwu iuehart, ligent an der Stainig;
•) Die Zahl erft von S. Ebinger eingetragen.
*) Die drei letzten Worte von anderer Hand.
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Lebenbach Graf Eberhard des Greiners von Wirtemberg.
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item vier iuehart akkers an dem Stritakker;
item vier inchart akkers, liegent ze Katbrun in der zeige gen Lengenuelt;
(Bl. 41b.) item ein inchart akkers, Ii t ze Erlisbrunnen ;
item zwu iuehart, ligent an dem Aicher wege;
item fünf iuehart, ligent an der Obern rutin;
item fünf iuehart akkers, ligent an dem Widibrunncr woge in der zeige ge Blieningen;
item dry inchart an dem Kirchpfat;
item zwen iuehart, ligent an dem lohe, die man nembt die Vzgenden lender;
item dry roaosmat wifen, ligent ze V'tcnbrunnen;
vnd ali'o haben wir graue Eberhart vun Wittenberg die vorgenanten gut, alz fi mit
namen gefehiiben banden vnd benembt fint, den vorgenanten von Ezzelingen, ir ieglichom finen
teil, verllhen Innen vnd tohtern vnd luln vns dauon tun vnd gebunden fin alz lehensman finem
]ehenherrcn von finem leben billich tun fol.
Nota, Hans von Flumbcrg hat ze lehen enpfangen im vnd finen brudern Diethern, Uein-
rich, Eberhart vnd llerman von I'luuibeig ze Bvl'enhein in der Bar gelegen XVIII malter iar-
lirh korngcltz vnd 1 lib. haller, vnd ift man darvmb worden, vnd daz het Hans von Plumbcrg
von Stahlegg ir vetcr vor zc lehen von minem herren (1379 S. Mauriticntag]
Nuta, Marquart von Nidtingen, Uanfen von Nidlingen l'un, hat zu lehen enpfangen von
minem herren dez erften driv tail an dem hurglin ze Ilorkein mit dem kirchenfatz vnd zu
zwain pHftgcn ackers vnd zwölf roansmat wifen, aht hofftet vnd einen garten, vnd hat dez mina
herren brief. datum die dominico ante feftum beati Johannis baptifte anno octogefimo aecundo.
Nota, an dem nächften farofiag nach aller hniligen tag anno LXXX do empfieng cz
Hans von Nidlingen alz voigefchriben ftat vnd XII morgen akger?, mo finer muter fwefter Mar-
gareten von Horkein waren, vnd waz darzügehort vnd ein hoffftat, div Hänfen von Menntzhein
waz, da der alt Würtz vfffitzet.
(Bl. 42 a.) Nota, her Johann von Bödmen der alt hat zu lehen enpfangen von minem
herren von Wirtenberg ainen hoff ze Bödmen im dorff gelegen , vnd heiltet der Biihelhof , vnd
daz lehen rürt von Tüwingen her, vnd hat vf difen tag daz lehen enpfangen ze Tüwingen, an
inentag vor Symonis et Jude anno LXX nono.
Nota, an mentag vor Symonis et Jude hat zc lehen enpfangen Heintz Rofflin vnd Hans
der Härder den hoff ze Malmshein gelegen, den ietzo buwet Abcrlin Stier vnd der Wilde, vnd
hant in beid enpfangen in ain getnainl'chaft anno LXX nono.
Nota, Fritz Hohslitz hat mincin herren bi Funken Speiten vfgeben die wingarten in
dem V°lbach, die man nerut der Altberg, ift vf drithalb morgen minner oder mer,vnd finen teil
an dem holt/, vf der Slihtun, daa man nemt der Hohl'litz holtz; vnd das hat min herre gelihen
Voliuar dem Mager, de» vorgeuanten Hohl'litz tobterraan, vnd hat Volmar des einen brief. datum
fVria quarta ante diem beate Margarete anno domini millefimo CCC oetuagefimo.
Nota, den hof, den Cunrat Gla'iemcr, vnser fehriber, zc Bilftein von vns ze lehen het,
den hat er zc kouffen geben Wilhelm von Wunftein vnd Götzen Akerman; den haben wir den
vorgenanten hof ouch gelihen mit allen rehten vnd zugehorden. datum die dominico ante diem
omnium faoetorura anno domini MCCCLXXX fecundo.
Nota, an dem funtag vor fant Mathci tag anno LXXX tercio do gab Hainrich von
Niperg alliv div gut vff, die er ze lehen von minem herren hett ze Swaigern in dem dorff
vnd vff dem felde alz ez fiu vatter der alt Hainrich och zu leben hett, an finen tail an dem
zenheuden dafelbcs, der it't nil lehen, vnd batt, daz min herre diefelben lehen her Eberhart
von Niperg lihe; vnd ali'o hat im min herre diefelben lehen gelihen.
(Bl. 42 b.) Man fol willen, daz min herre graue Eberbart .von Wirtenberg gelihen hat
Ütten dem Hoten, burger ze Vlm, genant Hütisbcin, daz gut zc Biedern, daz der Ehinger buwet
vnd lehen von der herfchaft ze Wilkenberg ift, vnd daz Hans der Hot, dez alten Heinrich Roten
faligcn fün, von der herfchaft vor ze lehen gehebt haut, vnd dez hat er ainen brief, der ift
geben an dem donerftag vor dem palmtag in anno LXX octauo.
Nota, dazfelb gut haut min herre aber gelihen Hänfen dem Koten, reters dez Roten
laiigen l'fiu, der da ift Hänfen dez Kurtzcn von Gemünd tohter fün, wan fi ze beiderfit nach dem
gut recht fpracheu; der haut ainen brief, der ftat vf den fritag nach dem palmtag anno LXX
octauo.
Man fol wiffen, daz Arnolt Frank, ein edel knechte, mins herren grafe Eberhart von
Wirtenberg gelangen waz biz in daz niunde iare biz vf den fritag nach dez heiligen erütz tag alz
ez erhöhet wart in anno LXX1X. do wart getedingt, daz er den hoff ze Lohern by Hainchein
gelegen, der fin reht aigen waz, vfgeben hat vnd den ewiclich er vnd fin erben von der her-
Württoinb. Viortelj»lir»herto I8fc5. 10
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146
Schneider
fchaft ze Wirtenberg zu leben enphangen vnd ban füln; vnd hat onch gefworn einen gelcrten
ayd zu den heiligen wider die herfchaft ze Wirtenberg nimmer zo fin die wile er lebt weder
mit übe noch mit gütc, vnd bat dez einen brief geben der herfchaft ze Wirtenberg und iren
nachkomen.
Man fol wirten, daz Albreht Kyrcherre, ein burger zo Wile, zu lehen enphangen hat
Yhingen daz wiler, daz da lit zwifchen Wile vnd Mogl'tat, die vogty vnd waz er da bat lutc
vnd göte; vnd hat dez einen brief vnd einen herwider geben anno LXX nono dominica ante Galli.
So hat Virichs füne von Kröwelfowe, den man ietzo nembt Heintzen Holtzing, ouch
ein burger von Wile, zn Ichen enphangen den huf ze Uftolfshein, den ietzo buwet der Rapp vnd
einer, heift Rotlin, mit allen rehten vnd zugeburnden; vnd hat dez einen brief vnd einen her-
wider geben, anno LXX nono dominica ante Galli.
(Bl. 43 a.) Wir graue Eberhart von Wittenberg verienben an difem brief, daz wir dem
edeln knebt Heinrich von Hörningcn , Berhtoltz von Hörniugcn laiigen fön , gelihen haben vnd
lihcn mit difem brief Lotenberg den kirchenfatz mit den widemen mit allen rehten vnd zöge-
hornden, daz darzü vnd darin gehört, vnd haben im daz all'o geüben mit worten vnd mit handen
alz fit vnd gewonlich lehen fint ze üben vnd waz wir im billich daran lihcn luln vnd ze lihen
haben; vnd fol er vns ouch dauon tfin vnd gebunden fin alz lehensman fineui lehunhetTen von
finem lehen billich tfin fol an alle geuerd, dez er vns ouch ietzo gefworn hat vnd ouch allo
von vns enpfangen hat vnd oweclich von vns vnd von vnfern erben vnd von unfer herfchaft ze
Wirtenberg ze lehen han fol. vnd dez ze vrkund geben wir im difen brief befigelt mit vnferm
anhangenden infigel, der geben ilt an dinftag nach fant Jacobs tag anno domini HCCCLXX nono.
Item fo bat min herre graue Eberhart von Wirtenberg ze glicher wife ainen brief von
Heinrich von Hörningen, daz er den vorgenanten kirchenfatz ze lehen enpfangen vnd dez ge-
fworn hat zu den heiligen; vnd an demfclben brief hanget her Ottcn von Hörnitigen, fins vetters,
infigel zu aincr gezugnüft, daz der vorgenant kirchenfatz oweclich von der herfchaft ze Wirten-
berg ze lehen han fol, vnd daz datum an denfelben brief ftat ouch an dinftag nach fant Jacobs
tag anno domini MCCCLXX nono.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen vnd ton kunt oflenlich an difem brief,
daz für vns kam der veft ritter Albreht von Rechberg vnd vns bat, daz wir im lihcn Baben-
huien die ftat mit iren zögehornden, die lehen von vns ift vnd die er kouft hat vmb Swiggern
von Mindelberg, der fi vor ouch von vns ze Ichen gehebt hat; vnd alfo haben wir dem vorge-
nanten Albreht Rechberg die vorgefchriben ftat Babenbufen mit luten, mit gäten, mit allen
nützen, rehten vnd zögehornden gelihen und lihen im mit difem brief zö ainem rehten manleben
vnd haben im daz alfo gelihen mit Worten vnd mit handen, alz lit vnd gewonlich lehen fint ze
lihen vnd waz wir im billich daran ffiln lihen, alz ez herkomeu ift an alle generde; vnd fol er
vns dauon tfin vnd gebunden fin alz lehensman finem lehenherren von finem lehen vnd von
lehens wegen billich tön fol an alle geuerde; vnd dez ze vrkuud ....
(BL 43 b.) Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen an difem brief, daz wir Ve-
riehen von Seldneke, Lupoltz von Seldnek feiigen föne, zu finen rehten vnd hern Hänfen von
Seldnekc feiigen kindon, sins vetern, zö iren rehten zö rehtcra lehen gelihen haben disiu nacb-
gefchriben göt, die erblehcn von vns fint, alz fi ir an fclig Liupolt von Seldneke vnd der
vorgenant hör Hans von Seldnek bisher von vns ze lehen gehebt hant, alz die brief fagend, die
fi darüber von vns hant. vnd fint dis diu göt: alliu die göt vnd reht ze Gerhartftetcn dem dorff,
ze Verherbach dem dorff in dem Kamstal, vnd zö dem wiler ze Aspach in dem Ramstal, alz
ai die von Yrbach an die vorgefchriben von Seldnek vnd diefelben von Seldnek bizher gehebt
vnd braht hant mit aller zögehorung; vnd haben alfu dem vorgenanten V'lrich von Seldnekc
zu finem rehten vnd dez vorgenanten fins vetern feiigen kinden zö iren rehten die vorgefchriben
göt alliu gelihen vnd vcrlihen in mit difem brief mit allen rehten vnd zögehörden mit worten
vnd mit handen, alz fit vnd gewonlich lehen fint ze lihen vnd waz wir in billich daran ze lihen
haben; vnd fol der vorgenant V"lrich von Seldnek der vorgenanten fins vetern kinden getrewer
trager fin, biz fi zö iren tagen koment; vnd fol er vns von den vorgefchriben lehen tfin vnd
gebunden fin alz lehensman finem lehenherren von finem lehen billich tön fol an alle geuerde.
vnd dez ze vrkund fo haben wir vnfor infigel gehenkt an difen brief, der geben ift ze Schorn-
dorf an faniftag nach fant Jacobs tag anno domini MCCCLXX nono.
Nota, Haintz Kircherre, den man nempt Rot, burger zö Wile, hat zö leben enpfangen
den Iaycnzehent vnd den kornzchent ze Simitzhein, den Trütwin Kircherre von Wile, fin vater
fclig, vor von vns het [1380 famftag nach Michaelis]')
') Datum von einer Hand des 1<5. Jahrhunderts eingetragen.
Lehenbach Graf Eberhard des Greiners von "Wirtemberg.
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Nota, l'o bat V «h ich von Crowelsowe, den man nempt Holtzing, burger zo Wile, z8
lehen enpfangen den hof zü Oftolffshein , den ietzo da büwet der Rapp. (1S80 fontags nach
Francisci.)')
Nota, cz bat Haintzman vnd Hanraan gebrüdcr von Efchentz von vns ze lelicn enpfangen
alliu diu gut vnd lohen, die llaneman von Yffental feiig, ir ohem vor von vns zß lehen gehebt hat
Nota, Walther Erlwin von Hall bat vffgebcn daz abtcntail dez zenhendeu ze Doggingen
vnd den hat min herr gelihen Hänfen Kletzen, riain vnd grozz, wan er in vmb in kovft hat.
(Bl. 44a). Nota, min herre hat gelihen Cfmrat dem Schultheizz von Ebingen Widor-
fpons bofe, der ze Veringen dem dorff gelegen ift, daz er getniwer trager fin fol Elfen von
Tontingen, bnrgerin ze Ebingen vnd ir kinde. datum die Üthmari anno LXXX.
Nota, Sytz Hübcrling von Gmund hat vffgeben daz zcnhondli ze Schorndorf, daz man
nempt der Schoppin zcnhemlon, vnd den hat min herre dem Seffeler gelihen, wan er den vmb
in kovft hat; vnd darvmb hat Sytz Hiiberling ze lehen empfangen von minem herren den hofo
den der Golhayer buwet, den man nempt die Fud, der vormalz fin aygen waz.
Dem edeln wolgcborn minem gnedigen herren
graue Eberhart von Wirtenberg.
min fchuldig dienft bevor, edler geniidiger herre, von dez ahteils dez zehenden wegen
ze Hückingen, den ich von iüwera gnaden ze lehen han, fol iüwer gnade wiffen, daz ich den
leiben zehendun Hänfen Sletzen, eiro burger zc Halle, bieter ditz briefs ze kouffen geben han,
vnd hitt iüwer gnade, da/, ir im den zeltenden üben wollent; fo gib ich inwern gnaden den vff
mit difem brief, den ich mit minem eygenen infigel verfigolt han. geben an mUwochcn vor dorn
palintag von mir Walthern Erlwin, burger ze Heilprunne.
Wir graue Eberhart von Wittenberg verleben an diefem brief, daz vns Walthcr Erlwin
burger ze Halle mit finem brief vfgab den ahtenden teil dez zchenden ze Bockingen an win
vnd an korn, dein vnnd grozz, daz lehen vou vns ift vnd bizber von vns zc leben gebebt hat,
vnd bat vns, daz wir daz lihcn Hänfen Sletzen, burger ze Halle; vnd alfo haben wir demfelben
Hänfen Sletzen dcnfelben abtenteil dez zebenden an win, an korn, clein vnd grnzz gelihen vnd
verüben im die mit difem brief mit werten vnd mit handen, alz fit vnd gewonlich lehen fint
ze litten, vnd waz wir im daran billich Hhen fuln, vnd fol er vns dauon tfin vnd gebunden fin alz
Ichensman finem leltonhorren von finem lehen billich tun fol an alle geuerde. vnd dez ze vrkundc.
Nota, Henny Wammat hat ze lehen enpfangen XXXIV morgen ackers gelegen ze Olme 8 )
in dem banne by Mentz jenfit Ryne.
(Bl. 44 bi. Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen vnd tfin kunt mit difem
brief, daz wir gelihen haben dem edeln kneht Hennen Wamolten von Vmbftat die leben, die der
Beker feiig, ain edel kueht, der ze Mentz gefezzen waz, vormals von vns ze leben gehebt hat,
die ze (S)01mc dem dorn* oder anderswa gelegen fint, wie die genant oder gehaizzen fint, vnd
haben im diefclben lehen gelihen mit Worten vnd mit handen, alz litt vnd gewonlich lehen fint
ze üben, vnd waz wir im von rchtz wegen daran billich lihen füllen , vnd fol er vns dauon tün
vnd gebunden fin ze tfin alz lehensman finem lehenherren von finem lehen billich tfin fol ane
alle geuerde. geben ze Vrach an fritag nach fant Michels tag anno LXXX. — Nota, der hat
gelobt ainen gagenbrief geben in dri monaden, vnd fol div lehen ouch gefchriben geben, wa div
gelegen fint vnd wie fi haizzent.
Wir graue Eberhart von Wirtenberg veriehen offenlich an difem brief, alz wir vor-
mals der erbern frowen Eisbeten der Hoderin, Hermans von Sachfenhein von Helfenberg feiigen
elichen busfrowen gxmnet vnd erloubt haben, alz fi der vorgenant Herman von Sachfenhein ir
morgengabe der zwai hundert pfund haller bewifet bat vff dez Lcfchers hof zu Grozzcn-Sachfen-
hein, der von vns lehen ift, biz er oder fin erben vmb fi oder ir erben den vorgenanten hoff
erledigen vnd erlol'en vmb zweihundert pfund guter haller: wann wir nu der vorgenanten
frowen Eisbeten der Hoderin Heinrich den Roder, iren brilder, zu einem getrewen träger geben
heten vnd der tode ift, vnd darvmb fo haben wir der vorgenanten .frowen Elsbcten Roderin
zfi einem getrewen trager geben Hänfen von Sachfenhein, dein Hänfen ffin , der ir getrewer
trager fin fol der vorgenanten leben, alle die wil derlelb hof vmb fi nit erlediget ift; vnd der-
felb Hans von Sachfenhein fol vns ouch von den vorgenanten lehen tun vnd gebunden fin alz
lehensman finem lehenborren von finem lehen billich tün fol ane alle geuerde. vnd dez ze vr-
kvnd ift vnfer infigel gehenkt an diefen brief. 1380 J ).
') Datum von der gleichen Hand des 16. Jahrhunderts wie S. 146 eingetragen.
*) Von fpätcrer Hand falfch zu Solmc geändert, wie Hl. 44 b von Anfang an im Texte.
s ) Die Zahl von einer Hand des 16. Jahrhunderts.
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148
• Schneider
Wir graue Etcvhart von Wirtenberg verieben an difen) brief für vns vnd vnfer ciben,
alz die erbern gelftlichen frowen die abbetiffen und der conent geroainlich dez clofters ze Heiligen
Crützftal gekouft hant den zehenden ze Pflumar vmb Lern Hainrieb von Kifchach feiigen tohter
vnd dez felben zebenden ein ahteil von vns lehen ift vnd Hans vom Stein von Heimshein der
vorgenanten frowen von Friberg trager gewefen ift, wann nu die vorgeuanten clofterfrowen zü
Heiligen Cnitzftal den vorgenanten zehenden ze Pflumar gar mit einander gekouft hant, fo haben
wir durch got vnd durch vnser naebkomen felenhailcs willen vnd denfelben clofterfrowen vnd
iren nachkamen ze eren vud ze nutz dcufelben ahteil dez zehenden, der von vns leben was, ge-
aigent vnd aigen in den mit difera brief mit allen rehten vnd zügehorden ewiclich ze aigen ze
haben vnd ze niezzen gerüweclich ane vnfer vnd menglichs irrünge, ane alle geuerde,
(Bl. 45t.) Wir graue Eberhart von Wirtenberg verieben offenlich an difera brief, daz
wir vnferm lieben getrewen Wernhern Schulthcizzcn, zü difen ziten vnfer vogt ze Rofenuelde,
gelihcn haben vnd verüben mit difem brief difiv nachgefchriben güt, die vus von Heinrich von
Bern feiigen ledig worden fint, die alle ze Sytingen in dem bane gelegen fint, vnd halzzet daz
ein Ernften dez Münchs hofo vnd daz ander dez Jungen gut, mit allen rehten vnd zügehürenden
vnd waz mc da ze Sytingen ift, daz von vns lehen ift; vnd haben alfo die vorgefchriben gät
Wernhern, vnferm vogt, alliv geliben mit allen rehten vnd zügehornden mit worten vnd mit
banden, alz fitt vnd gewonlich lehen fint ze üben vnd waz wir im billich daran lihen füllen;
vnd fol er vns oueb dauon tün vnd gebunden fin alz lehensman linem lehenberren von finem
leben billich tön fol ane alle geuerde. vnd dez ze vrkünde fo geben wir im difen brief be-
figcltcn mit vnferm anhangendem infigel, der geben iit an funtag nach fant Walpürg tag anno
LXXX primo.
Nota, Engelhart von Liebenftein hat ze lehen enpfangen von minera Herren den korn-
zehenden ze Sarwenshein, der her Hainrich Stürmueders feligcn waz, vnd den zehendeu ze
Louffen an win, an körn, vnd hat daz alfo enpfangen im vnd lins brtider fcligen Hänfen von
Liebenftein fftn, einem knaben, heizzet ouch Hans von Liebenftein, in beiden ieglichein z8 finen
rehten. daz lehen ift gellhen an mentag nach dem heiligen piingftag anno octogefimo lecundo,
Nota, min herrc hat gelihen Joban dem Gulcn, einem knaben ze Gcniünde, Hänfen dez
Guten feiigen Hin, daz driteil dez halben layenzehenden ze Schorndorff, wins vnd korns, mit
allen rehten vnd zägehordcu, vud haben im zu eim getrewen trager dartber geben Johan Virov-
bent, burger ze Gemunde, biz der vorgenant knabe zu finen tagen komet; vnd derfelb Hans
Yiravbent fol vns dauon tun alz lehensman finem lchenhcrren von finem lehen billichen tun fol
an geuerde. vnd dez ze vrkund etc. datum Stugartcn feria qninta proxima poft diem beati
Michaelis anno domini LXXXII. — allb fol er minera herren eiu gagenbrief goben, daz er ez
alfo enpfangen habe.
Nota, anno LXXX fecundo an fant Steffens tag zc wihennähten do Ich min herre von
Wirtenberg Trigcln von Gcmmingcn all die lut vnd güt, die Swartz Swigger von Gemmingen
zu dem dorff ze Gemingen hett vnd die Gerolt von Gemingen vnd fin Brüder laiig vormalz ze
lehen gebebt bant.
Nota, min herre hat gelihen Haufen Btirger, Hänfen Bnrgers feligcn fön von Gemünde,
burger zu Gemünde, zwen bof vnd ainen halben hof, gelegen ze Kürnegge, alz die der vorgenant
Hanf Burger, fin vater feiig ouch von vns ze lehen het. datum in vigilia epiphanie anno octo-
gefimo tertio. — alfo fol er minem herren ein gagenbrief geben, daz er ez alfo enpfangen habe.
(Bl 45b.) Nota, min herre graue Eberhart von Wirtenberg bat geliben Hänfen von
Gertringen difiu nachgefchriben güt vnd lehen, die Herman Botdo von Küngfpach dez vor-
genanten Hänfen von Gertringen f weher von vns ze lehen het, wann für vns kam Herman Botd
der vorgenant vnd vns bat, daz wir fy finetn tohterman dem vorgenanten Hänfen von Gor-
tringeu lihen. diz fint difiu güt ze Küngspach: item zehen morgen wifen an dem brüwel ge-
legen vnd daz halbteil an den drien gebraiten dafelbs gelegen, datum Stügarten feria quinta
poft diem beate Katharine virginis anno domini octogefimo fecundo. — alfo fol er minem herren
ein gagenbrief geben, daz er ez alfo ze lehen onpfangeu hab [1382 donerstag nach S.
Kathen nentag].
Nota, min herre graue Eberhart von Wirtenberg hat gelihen zu ainem rehten manlehen
Laurentin dem Gul von Gemünd, burger ze Nordlingcn, daz dritail dez layenzehenden ze Schoren-
bach an win vnd an körn, daz Ruff Gull vnd Hans Gull, fin fun fin vettern vor ze lehen gebebt
hant, vnd hat dez ainen brief von minem herren vnd hat dez minem herren ouch ainen brief
geben, der beider brief datum ftatt vnd feit vff den funtag in der vaften fo man finget re-
minifeere anno domini MCCCLXXX tercio.
Nota, V"lrich von Weftcrftetten, gefezzen ze Wefterftettcn, dez alten Fritzen von Wefter-
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Lehenbuch Graf Eberhard des Qreiners von Wirtemberg.
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fteten feiigen fön, hat zu lehen enpfangen den hof ze Liudoltzbufen vnd waz darin gehört mit allen
finen rehten vnd zögehorden von minem henen graue Eberhart von Wirtenberg, datam feria
quarta poft diera rcaurrcccionis domini anno domini MCCCLXXX tercio.
Nota, min herrc hat gelihcn Götzen Tun von Menshain, der beiffet ouch Götz, die fin
vater ouch ze lehen het daz dritail an dem zehenden in der mark ze Hochdorff vnd ahtzchen
malter korngült vfa finem hoff ze V'ttingen an der Entz vnd daz nüntail an dem zehenden ze
Mcmoltzhein. diz befchach an zinftag vor fant Jacobs tag anno domini MCCCLXXX tercio. —
dez hat min herrc ainen gegenbrief.
Nota, min herre hat gelihen Hänfen von Vrbacb, ciain Bernoltz faligen fun von Vrbacb,
ritters, daz vi er tail an dem dorff ze Gcrhartfteton mit wingfdt vnd mit korngült vnd mit aller
zägehorung, alz daz Wolff falig von Urbach vnd Fritz vnd Anshelm von Yrbach fin fön vor ze
lehen gehebt hant. diz befchach an zinftag vor fant Jacobs tag anno dotnini MCCCLXXX tercio.
Nota, min herre bat gelihen Hänfen von Honburg, Cönrat iTiligen fon von Honbnrg vnd
Haufen von Honburg, Virichs laiigen fün von Honburg zu ainem rehten leben in aiu rcht gc-
mainfehaft Schlat daz dorff vff der Ekc mit allen rehten vnd zugehornden, alz daz ihr vatter
vor ze lehen gehebt hant. daz befchah an fant Laurenten tag anno domini MCCCLXXXIII. —
nota, dez hat min herre ainen gegenbrief.
(Bl. 46a). Item vff vnfer frowen 'tag liehtmeffe- anno LXXX foptimo hat ze lehen
enpfangen Hans Herter der iunger div reht in dem Schainbuch, die Entringen die burk fin tail
von alter her darin gebept dez bat er ainen brief.
Item vff die zit hat Swartz Hans von Giltlingen ze lehen enpfangen div reht in dem
Schainbuch, div Entringen div burk fin tail von alter her darin gehept hat
Item vff die zit hat Haintz von Halfingen ze lehen enpfangen div reht in dem Schain-
buch, die Entringen div burk fin tail von alter her darin gehept hat
Item sc glichcr wife hant Cunrat von Haulfiogen, her Anshelms fun, diefelben reht
ouch enpfangen 1 ).
Nota, vff di zit hant Georin. Marklin vnd Albreht all dry von Halfingen vnd Borchart
vnd Hug von Ehingen enpfangen die reht in dem Scbonbuch (enpfangen) nach dez Schonbuchs
reht, alz daz ir vatter vnd ir vordem vor ze lehen gehebt hant; vnd dez hat ir ieglicher ainen
brief von minem berren graue Eberhart vod haut min herre dez von in ainen widerbrieff von
allen fünften, daz fi daz alfo enpfangen haben [1387 famftag vor dem wiuen fonntag].
Item Vlrich Hergefelle der iung hat ze lehen enpfangen anno LXXX feptimo daz burk-
ftal ze Bnwenburg mit finer zugehorde; vnd daz ift vor nit lehen gewefen vnd ift mins herren
aygen gewefen. vnd hat och enpfangen Wcrnhers faligen hof von Bnwenburg ze Hunderfingen
vnd Brogen hof ze Hunderfingen mit der manfehafft vnd ir zägehorung, als d»z Vlrich Hergefelle
vor zo lehen gehept bat.
Item Cunrat von Honburg, Cunrat feiigen fün von Honburg, hat ze lehen enpfangen
an dem grienen donderftag anno LXXX octano die vogty zu Raithaßlach dem dorff, die fin
vatter feiig vormals och ze lehen gehept hat; vnd hat finen offenn brief darüber geben [1888
am grünen donerftag]
(Bl. 46 b.) Nota, an dem famftag vor Bartholomei empfieng Claus Holtzing von Wyl
die wingarten ze Velbach vnd die wifen ze Merklingen, die Hanns Holtzing fin brflder vormals
zu lehen empfangen hett vnd darvmb fol man im noch brieff geben vnd er widervmb ouch brieff
geben, anno LXXX nono.
Ouch hett der vorgenant Claus Holtzing Yhingen ouch gern zu lehen empfangen von
de« ratz wegen zo Wyl vnd vordert das ze enpfahen; do Verzügen im es die ratgeben bis an
roioen herren ouch vff die zit
Nota, vff die fclbcn zit hat ouch Aulbreht Kircherre zu leben empfangen ainen hof ze
Gartringen fines brfider faligen fön, Hänfen Kircherrcn, Auberlin Kircherren bis der zu finen
tagen kompt; vnd erfart er mer, das fol er ouch lagen; darvmb fol man im brief geben vnd
er widervmb ouch brieff geben, anno LXXX nono.
Ouch hat min herre Horkcin dio bürg, by Hailprunn gelegen, den Tütfhenherren Tüt-
fehes ordens gcaigent.
Märklin Rotter von Eßlingen hat zu lehen empfangen drithalben morgen wingartes in
dem Vlbach gelegen an dem fantweg vnd anderthalben morgen wingartz ze Dürnkein gelegen
by der kirchen vnd baiflet die halde, die vormals ze lehen gehebt hat Hanns vnd Rüdiger
Rotter faligen gebrüder.
') Diefer Abfatz von gleichzeitiger Hand nachgetragen.
100
Schneider
Item Oerhart von Talhein ain edclkneht hat ze lehen empfangen <lhiw gilt zc Kirrhc-
hufen in tragers wife Margretheu von Talhuin, als die iiug von Münchingen iülig vor von vns
ze lehen gehebt hat vnd er die vorgenant Margrethen /in husfrowen dam ff bewifet hett ir hün-
ftiur vnd morgengab.
(Bl. 47 a.) Nota, Hans von Luftnow haut von minem herren graue Eberhart von
Wirtenberg enpfangen den layeuzehonden «e Mellingen; dazfelb lehen rüret von Eberl'perg her-
Item Syfrid von Veningen haut ze lehen enpfangen ze Altspach by Sünshen ainen hoff
vnd etwauil hufer vnd hoffftet.
Item Syfrid von Veningen haut ze lehen enpfangen finen tait an der bürg vnd an dem
zehenden zn Büteken, daz ift ain viertail an der bürg vnd ain fcstail an dem zehenden: vnd
ruret von Vaihingen.
Item Hans von Gemingen haut ze lehen enpfangen die gflt ze (iemingen, die in aner-
ftorben fint von finera vatter vnd von finem brüder fiiligen. drz haut min berrc ainen wider-
bricIT. [1386 feria II. poft feftum omnium fanetorumj.
Item min herre hat gelihen Vlrkh dez llergcfellen laügen dez eitern elichen kinden
vnd tohtern mit namen Nefen, Agathen, Annen vnd Vri'ellen dife nachgefchrihen gflt: item Uaintzen
Haymen güt ze Uunderfingen an der Tünow vnd des Süters gut dafelbs vnd Cuntzen dez Hollers
güt vnd andre guter, alz die ir vatter fälig vor da ze lehen het , vnd hat in zu tragern geben
Jacob den Hergcfellen vnd Aulbreht vom Rain; von denfelben hat och min herre ainen
gagenbrief. daz gefchach an dem nähl'ten zinltag nach dem obroften tag anno domini
MCCCLXXX octauo.
iBi. 47 b.) Item min herre hat gelihen Georien Truhfazzen von Ringingen die vil'ch
entzen vnd vifchlehen vnder Walthufcn in der Tunow gelegen, die vormals von vns zc lehen
het Wolff von Magcnbßch; vnd darvinb hat min herre ainen gagenbrief von Georien TrtihlTuzeti
daz gofehach an dem balligen oftertag anno domini MCCCLXXX octauo, wann Wolf von Magen
buch daz vffgab mit finem offem brief.
Wir grauo Eberhart von Wirtenberg verichen vnd bekennen offenlich an difem brieff
für vns vnd alle vnfer erben, alz wir lang zit biszher daz clofter zu Frowcnalbe gehindert vnd
geirret haben an inn kirchenfatz zu Künigspach, den Ii vor ziten vmb llerman vnd Cunrat Hotten
von Künigspach kouft haben, vnd in in im zenhendtn dafelbs griffen, daz zwifcheti vns vnd
demfclben frowencloftcr zü Albe gerett vnd gelüdingt ift , daz wir vnd vnfer erben fic vnd all
ir nachkomen fürbaz mer vngehindert vnd vngeirret an dem vorgenanten irm kirchenfatz vnd
zenhenden zü Künigspach füllen lallen, wann der fol irm clofter ewiclich mit allen finen nützen
vnd rchten vollgen vnd beliben an all tnfer hindernnß; doch ali'o daz vnfer grauefchaft von
Wirtenberg all zit ainen erbern bclehentcn man, der wappensgnoß fy, von dem vorgenanten
frowcncloltcr haben fol, der in den kirchenfatz vortrage vnd vnfer man davon fy vnd vns swerc
als lehensreht ift vnd als wir dazfelbo lehen vormals gelihen haben; dar. fol nun abc fin vnd fol
vnfer lihen dehein craft daran me han vnd versihen vns darüber alter anfprache vnd alles rehten,
daz wir darzü bisher meynten gehabt han, es wikre denn da* er vns von rehts wegen verfiele
an allo generdc. vnd dez zü vrkünde fo geben wir dem vorgenanten frowenclofter difen brief
mit vnferm anhangenden infigel befigelt, der geben ift an dem ineutag nitchft vor fant Katherinen
tag ilo man zalt von Crifti gebort diützehenhundert iar vnd darnach in dem lyben vnd acht-
zigoften iaro.
(Bl. 48t.) Wir graue Eberhart von Wirtembcrg verienhen vnd tun kunt menglichen
mit difem brieff, das wir vnferm diener Ilenclu von feternenfels, zu difen ziten vnfer vogt in
dem Zabergow, zu ainem rehten manlehen gelihen haben das dorff Zaberfeit halbs vnd den kirchen-
fatz gantz ze Zaberfeit mit allen iren rchten vnd zugehoruugcn als das lehen von vns ift vnd
als das Aulbreht von Güglingen, Aulbreht des Mefners tun, vor von vns ze lehen gebebt hat:
vnd haben im darzü zü ainem rehten manlehen gelihen Bronburg die bürg mit aller zügehornng,
die felb bürg ouch lehen von vns ift, vnd haben die vorgenanten güt vnd den vorgenanten
kirchenfatz vnd die vorgenant burk mit allen nützen, rehten vnd gewonheiten nihtfit vsBgenomen
mit Worten vnd mit banden, als sit vnd gewonlich lehen fint ze lihen vnd was wir im von rehtz
wegen daran lihen füllen, vnd lihen im das mit difem brieff; vnd fol er vns davon tün vnd ge-
bunden fin als lehensman finem lehenherren von finem lehen billichen vnd von rcht tün fol an
all geuerd. vnd dez ze vrkund geben wir im difen briefl beilgelt mit vnferm aigen anhangenden
infigel. datum Stügarten fecunda feria polt inuocauit anno domini MCCCLXXXX. — Nota, des
hat Hertel von .Stcrnenfels minem herren ainen gagenbrieff widervmb geben.
Nota, Claus Aman von Gondelfingen an der Torow von uiinoui herren graue Eberhart
ze Schorndorff vff den mentag nach dem funntag oculi anno LXXXX primo ain viertail an dem
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Lohenbuch Graf Eberhard des 0 reiner» von Wirtemberg.
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zclicndcn zc Nunncn Müdlingen, daz von Nagelt her ruret vnd V'lrich Frim von Gondel fingen
vor uueh ze Ichcn gehebt haut.
Nota, vfF den feilen tag haut Hans Grupp von Gondelfingen ouch zc lchcn enpfangen ouch
ain vicrtail dez felben zehenden, daz ouch von Nagelt ruret vnd Cuntz Hartmann vormals ouch
ze leben gehebt haut, vnd haut cz enpfangen in trager wife, alsso daz er cz trewlichen tragen
fol Margareten der Hartmannin.
(Bl. 48 b.) Nota, an famftag nach fant Bartholomeus tag anno LXXXX haut min herrc
gelihen Hänfen Spenlin, burger zc Wi), den tail an dem hoff ze Mariclingen, der da Götzen von
Merklingen vnd finer fweftor von Sehambach waz vnd den Eberhart I.utran fälig von Eßlingen
nun inngft ze leben gehebt baut. — dez haut min herre ainen widerbrieff.
Item an dem leiben famftag nach Bartholome! anno LXXXX haut min herre gelihen
die wingarten zc Yelbach am Wctzftain gelegen, die dez Snnthcimers wauren, vnd ain wifen
gelegen in der mark ze Märklingen, div dez Erkinger von Merklingen waz; die fint vff den vor-
genanten famftag gelihen Eberhart demSoIr ainen odeln kneht. — dez hat min herre ainen widerbrieff.
Wir graue Eberhart von Wirtemberg verienhen vnd tun kuot menglichen mit difem
brieff, das wir dem veften cdeln knehte Reinharten von Remchingen zfi ainem rehten manlehen
gelihen haben llohenfchaid die bürg vnd Hochdorff daz dorff mit allen rehten, nutzen und zft-
gehorden, als daz lehen von vns ift vnd als daz Reinhart feiig von llohenfchaid vormanls von
vns ze lehen gehebt hat vasgenommen der gut, die Hanns von Uiltlingen vnfer hofmeifter vor
von vns zfi lehen empfangen hat, als die ouch lehen von vns sint nach der brieff sag, die Hanns
von Giltlingen vorgenant darvmb von vns inne hat, vnd haben dem vorgonanten Reinharten
von Remchingen die vorgenant bürg Hohenfchaid vnd Hochdorff daz dorff gelihen mit allen
rehten, nutzen vnd zugehorden, als fitt vnd gewonlich lehen fint ze üben vnd was wir im von
rehtz wegen daran üben stillen, vnd lihen im das mit disem brieff, vnd fol er vnd fin erben die
vorgenant bürg Hohenfchaid vnd Honchdorff daz dorff von vns ze lehen haben vnd vns davon
tun vnd gebunden sin als lehensman einem lehenherren von finen lehen billich vnd von reht
tun fol an all geuerde. vnd dez zc vrkund fo geben wir im difen brieff befigelt mit vnfenn
aigen anhangenden infigel, der geben ift ze Stugarten an dem nchften Aintag vor fant [Catherinen
tag anno etc. LXXXX. — dez hat er ainen widerbrieff geben, daz er daz alfo empfangen hat.
(Bl. 49 a.) Dis fint div gut, die Hanns von Giltlingen vnfer hofmeifter vor von vns zc
lehen empfangen hat, die ouch ze Hochdorff ligent: item des erften frow Yten hoff, gelegen ze
Hochdorff, mit allem dem, daz dartzu vnd darin gehört; item daz gefass, da der alt Rcinhart
feiig von Hohenfchaid otwenn inne faß by dem kirchoff, da yetzo ain hus vnd ain fchiur uff-
ftat; item in der zeig gen Kbcrdringcn hinvss d riffig morgen aggers ; item in der zeig gen Grii-
ningen hinvss übt vnd zwaintzig morgen aggers; item in der zeig gen Hemmingen hinvss übt vnd
zwaintzig morgen aggers: item uff druw l'tök wyfen, die in den vorgefchriben hoff gehörent;
item uft fünff vnd viertzig morgen aggers, gelegen in der rutte, daz man nempt In der vndern
rütte in Hocbdorffer efch; item ein bachhus, darinne all Houchdorffer bachen füllen; item XVII
morgen hollz, daz da lyt zwulchen Wyhingen vnd Houchdorff; item vnd ain gart.
Item Hans Holtzing von Wil haut zc Ichcn enpfangen an fant Johans tag in den wibe-
nahten anno LXXXVII zwen morgen wingartz, ze Velbach gelegen an dem Wetzftain, die dez
Sonthaiuicrs waren, vnd ain wifen ze Maiklingen, die Erkingera von Märklingen waz. — dez
haut min herrc ainen brieff von im.
(Bl. 49 bt) Item Herman Nchft von Oberkcin haut zc lehen enpfangen vff den zinstag
nach dem pfingstag anno LXXXX daz dritail an dem kornzchenden dez Winterkorns zc Klobern
vnd ze Botenhein vnd daz dritail an dem winzehenden vff dem boffaker, daz vormauls Hans Zit-
wan vnd Kflnlin fin tun ze leben gehebt hant. — dez haut min herre ainen brieff von im.
Item Hans von Wunnenftain der elter haut zo lohen enpfangen der Koppin wifen ze
G artringen vor dem kirchoff gelegen vnd den aker, der da haiffet das taffernland, und die taffern
halb, darzu andriv gut, die er von der Scharrin dafelbs ze lehen gehebt haut, die in angeerbt
hant von Hainrich dem Solr. — dez haut min herrc ainen brieff. — fo haut er ainen brieff, dez
datum feit vff an zinstag vor dem palmtag anno LXXXX primo.
So hant er vormauls zn lehen Lenbrunnen, daz ruiret von Vaihingen. — dez hant min
herre ouch ainen brieff.
Item Renhart von Gartringen haut zc lehen enpfangen in tragers wife Hänfen, fincs
brüder fiiligen fun, die gut, die ze Kungspach gelegen fint, mit namen zehen morgen wifen an
dem bruwel gelegen vnd daz halbtail an den dryen gebraiten, daz Hans von Gartringen, fin
brmler f&lig, vor zc Ichcn gehebt baut. — dez hant min herrc ainen widerbrieff von im J1391
donerstag vor letarej.
152
Schneider
(Bl. 50a,) Item Albrcht von Diirmentz haut ze lelion enpfangen an /.inatag vor dem
paluitag anro LXXXX primo den layenzehenden ze Stugartcn, wins, korns vnd howes, als das
hör Dana Nothaft salig vnd Swarte Ferman sälig von Sahfenhcin vor ze lehen gehebt hant,
vnd haut daz enpfangen in tragers wjfc Adelhaidcn der Nothnftin, her Hänfen laligen dez Not-
haften tohter, finer elichen husfrowen. — dez haut min herre ainen brieff von im.
Anno LXXXX primo.
Nota, an mentag nach fant Kathcrinen tag hant ze lehen enpfangen von minetn herren
graue Eberliart von Wirtenberg Beetz V'lin von Winnolffshcin, burger ze Rotenburg, den layen-
zehenden ze Herrenberg, der von grane Cnnrat dem Scharer vnd der herfchaft ze Hcrrenberg
rüret vnd den Clans V'lin von Winnolffshein vor onch von minem herren ze lehen geliebt haut. —
vnd dez haut min herre afnen widerbrieff vnder dez iungen graue Rndolffs von Hohenberg in-
figel. item ouch hat er gefeit, daz derfclb zehend wol cc Hb. haller wert fie.
Nota, man fol wiffen, daz min herre graue Eberhart von Wirtenberg zu ainero rchten
maiilehen gclihen haut Cunrat vom Stain, her Berhtolt faligen fon vom Stain, den man nampt
den Halbritter, fünff morgen wyngarten in dem V^lbach, der zwen morgen gelegen fint an
der ftaig vnd I 1 /» morgen genant Wynintcntz vnd I Vh morgen, haiffent der Schiithaitz, vnd
Uotzen die Berkmarin, ire kind vnd iro gefwiftergit vnd daz dauon kon.en ift, die gen Wilhen
vff den altar gen Wilhen gehorent, alz die her Berhtolt falig, fin vatter, vor von im ze lehen
gebebt haut. — vnd dez haut min herre ainen gegenbrieff von Cunrat vom Stain . vnd daz be-
fchach an fant Stephans tag in den wihenn&hten anno LXXXX primo etc.
(Bl. 50 b.) Item Eberbart von Hattenbach, genant vom Nnwenhuffz, Berhtolt laligen
fon vom Nuwenhuss, hant ze lehen enpfangen vff den doniftag vor oculi anno domini MCCCLXXXX
daz NuwhufTz die bnrg halben vnd Attespach daz dorff halb mit allen zitgchorung, alz daz fin
vatter falig vor ze lehen gehebt haut.
Item min herre haut gclihen vff den famftag vor oculi anno domini MCCCLXXXX
Marklin Knetftul, bnrger ze Bybrach, den kirchenfatz ze Kirchdorff in dem Ylrgow gelegen by
Kelmüntz mit allen zugehorungen, alz daz Albreht ScheMang, burger ze Mcmingen, vor von minem
herren ze lehen gehebt haut.
Die Ziffern bezeichnen die Blätter der Handfchrift. — Die jetzigen Formen der Namen find den
alten beigefetzt und nur bei bedeutenderer Abweichung beider befonders aufgenommen. — Von
den Flurnamen find die allgemein verbreiteten übergangen worden.
Ablacb, hobenzoll. OA. Sigmaringen 10.
Ablaz, F. N. bei Aich 34.
Adersbach f. Altenspach.
Aeblin, Heinz, HUdger 85.
Affalterbach, OA. Marbach. 30b. 40.
Ahelfingen, Alfingen OA. Aalen, — Bete von
14 b. Johann von lb. 14 b.
Aich l. E.
Aichelberg, abg. Burg OA. Kirchh., Grafenv.24.
Aicherncr 10 b.
Aichibach, Aichelbach OA. Backnang 10.
Aidlingen f. Oetlingen.
Ayfteten, Eichftädt, bayr. BA. 14.
Akcrman, Göz 42.
Albe, die fchwäb. Alb 3. 7. IIb.
Albe f. Fraucnalb.
Aldinger, Bertold 4 b.
Alfdorf f. Altdorf.
Alfingen f. Ahelfingen.
Altach (früherer?) Name eine» Bachs im OA.
Lconberg 3H.
Altberg, F.N. bei Uhlbach 42.
Altburg f. Altpür.
Altdorf, Alfdorf OA. Welzheim 12 b. 35.
Altenburg, abg. OA. Cannftatt 1 b. F.N. Hafen-
pfui lb.
Altenspach, Attespach, Adersbach bad. BA.
Sinsheim 1. 32 b. 47. 50 b.
Alper8hofen, Elpcrshofen OA. Gerabronn 24 b.
Altenrieth f. Riet.
Altenfteig, OA. Nagold. — Wolf, von 24. 34 b.
Altheim, OA. Ehingen 1. 11. 29.
Altpilr, Altburg OA. Calw 5 b.
Amclrich, Fritz 2.
Ammann, Claus 48. — Heinrich 19b. 36b. —
Manjuart 7 b.
Ampeller 3b. — Heinrich 15 b.
Andelfingcn, OA. Riedlingen 10 b. — Agnes,
Burkart von 10 b.
Angelberg, bayr. BA. Mindelhcim 39 b.
Ameke, Arnegg OA. Blaubcurcn 40. 40b.
Arnoltzhcin, Ernolsheim cliaß. Cant. Mölsheim
3. 10 b.
Aspach, Oberasbach, bayr. BA. Tiirkheim 17 b. 32.
Aspach, Asperglen 0 A. Schorndorf 30. 37 b. 43 b.
Attespach f. Altenspach.
Aucnftcin f. Oftheim.
Augsburg, bayr. LG. 21 b.
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Lchcnbuch Oraf Eberhard de» Oreiner« von Wirtemborg.
153
Babenbnrg, Bamberg bayr. BA. — Bifchof Lni-
polt von 11.
Babcnhaufen, bayr. BA. lllertiflen 4 b. 21. 39b. 43.
Bach, OA. Uhingen. — Hermann von 10.
Backnang, OA. 18. 19 b.
Bayer 2.
Bayger IIb.
Bakk 20b.
Balghciro, OA. Spaichingen 7 b.
Baltmannsweiler, OA. Schorndorf 2.
Bar, Baar, Hochebene im SW. der Alb 41 b.
Bartcnsnidcr 19 b.
Bartenftein, abg. Bnrg OA. Saulgau. — Hert-
niet von 20. Höger von 18 b.
Batenhein, Botenheim O.A. Brackenheini 20. 27.
49 b.
Banmbnrg f. Bunbnrg.
Bayern, Herzog Friedrich von 41.
Beger, Lud. 2 b.
Beihingen, OA. Ludwigsburg 1 b. 40.
Beilftein, OA. Marbach 5. 10 b. 16 b. 42.
Boinftein, OA. Waiblingen 35.
Beker 44 b.
Beller, Rüdiger 36.
Bollingen, Bollingen OA. Heilbronn 18.
Beni, Henslin, Johann 11 b.
Berg, Burgberg OA. Heidenheim 9 b.
Beringen, Böhringen OA. Rottweil 10.
Beringen, Böhringen OA. Urach 2 b.
Berkveit, Bergfelden OA. Sulz 1 b.
Bern, abg. Burg OA. Rottweil. — Berner 11.
Heinrich, von 33b. 35 b. 37b. 45. Berner-
feld 21.
Bernbach, F.N. bei Bernbach OA. Weinsberg 2 b.
Bornhaufen, OA. Stuttgart 41. — Heinz von
18b. Walgger, von 3.
Bernolt, Keller des Sibot vom Stain 41.
Bertold, Kirchherr zu l'nlingen 20.
Bcfenkcin, Befigheim OA. 34 b. — Craft von
24. Cunz, Hans 3C. Herbrand 24. 36.
BeATe, Johann 10.
Beflerer 4 b. Conrad 3 b. 36 b. Utz 36 b.
Betringen, Ober-Bettringen OA. Omünd lb. 21b.
Bette, F.N. bei Merklingen 38.
Betz, Hans 35.
Betzewilre, Betzenweiler OA. Riedlingen. 19b.
Bentelsbach, OA. Schorndorf 20 b. 35.
Bybrach, Biberach OA. 50 b.
Biderbe, Hermann der 3 b. 21b.
Biefingen f. BUfenhein.
Bietigheim f. Bflteken.
Bildet, F.N. bei Grunbach 18 b. 33. 84.
Binswangen, Bünzwangen OA. Gmünd 24. 34 b.
Birkach, OA. Stuttgart 37.
Blandental, F.N. bei Merklingen 38.
ßlankcnftcin, abg. Burg OA. Mllnfingen. — Al-
brecht von lb. 18b. 29b.
Blau, 1. Nebenfl. der Donau 15.
Bletz, Dieter 7 b.
Blidoltzhein, Pleidelsheim OA. Marbach 28b.
Blienhofen, Blienshofen OA. Ehingen IIb.
Blieningen, Plieningen OA. Stuttgart 2 b. 22 b.
41b.
Blienspach, Heinrich (von Pliensbach OA. Kirch-
hetm?) 19 b.
Blochingcn, Plochingen OA. Eßlingen. — Al-
brecht, Werner von 19 b.
Blumberg, bad. BA. Donauefchingcn. — Dieter,
Eberhard, Heinrich, Hermann von 41 b. Hans
31. 41b.
Bochscler, Cunz 18.
Bochtaler, Gcrlach 31b. 87. Hans 31b.
Böckingen, OA. Heilbronn 2b. 17 b. 23. 27b.
32 b. 43 b. 44.
Bodman, bad. BA. Stockach 42. — Johann
von 42.
Böklin, Bertold 34. Johann 12b.
Bok, Konrad 7 b Eberhard 7 b. 8 b.
Boller, Bertold 7 b. 25b. Cnnz 47. Heinrich 8 b.
25 b.
Bollingen, OA. Blaubcuren. — Hermann vou 14.
Bolt, Boll bobenzoll. OA. dechingeu 21b.
Bombach, abg. Hof OA. Nürtingen 34.
Bonlanden, OA. Stuttgart 41. F.N. zu Ruhen 41.
Bönnigheim f. Bünnckein.
Boppenweiler, Poppenweiler OA. Ludwigsb.40.
Boptzingcr 27.
Bot von Königsbach, Konrad 6b. 8b. 47b.
Hermann 6 b. 8b. 45b. 47 b. Renbot 19 b.
Botenheim f. Batenhein.
Botcnhiifcn, Buttenhaufen OA. Miln/lngen 28 b.
Brackenheini OA. 22b.
Branburg, Bronburch, Bromberg OA. Bracken-
heim 5 b. 9. 28. 48.
Brand, Langen- oder Engelsbrand OA. Neuen-
bürg? 18 b.
Brenner 3.
Brcntzkovcr 13 b. 35 b.
Bretzler 15.
Brichein, vielleicht verfchrieben für Brethcin,
Bretten bad. BA. — Cunz von 33.
Brie, abg. Burg OA. Cannftatt. - Wolf von 31 b.
Brög 46.
Bromberg f. Branburg.
Brün, Brtinlin 7. 18.
Briiner IIb.
Brllfch 14 b.
Brftfehe, Breufch, 1. Nebenfl. des III 3. 10b.
Brüggen, Burchart ze 7 b.
Brunsperg, jetzt Burgftock OA. Waldfcc 5.
Brfiß, Albrecht 23.
ßugk, Hug 15b.
Bilhclhof in Bodman 42.
Bnman 6.
Bunhurg, Buwenburg, Baumbnrg abg. Burg OA.
Riedlingen 36. 46. — Konrad von 20. 22. 36.
Heinz 20. Hiltrut 3 b. Ute 20. Werner 3. 18. 46.
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154
S c Im e i d e r
BUnnckein, Bönnigheim OA. Befigheim 3. 40.
Buoch, OA. Waiblingen 35.
Burgberg f. Berg.
Bllrgcr, Hans 35. 45.
Burgenneifter, Eberhard 21. 31. Merklin 31.
Burladingen, hohenzoll. OA. Hechingen. — Kun
von 15 b. 28 b.
Büfcnhein, BflOenhan, Biefingen bad.BA.Donau-
efcliingen 31. 41b.
Büffingcn, Biffingcu OA. Ludwigsburg 61». 22b.
23 b.
Büteken, Bütikcin, Bietigheim OA. Befigheim
12b. 47. — Konrad von 19.
Bütclfchiezz, Bittelfchieß hohenzoll. OA. Sigma-
ringen 22.
Buttenhaufen f. Botonhufen.
Cleebronn f. Klöbern.
Coftentz, Conftanz bad. BA. 11. 13 b.
Cuntzenberg, Conzenberg abg. Burg OA. Tutt-
lingen 33 b.
Dagmanshart, Thomashardt OA. Schorndorf 2 b.
22 b.
Deizisau f. Titzisowe.
Detingen 8. Dietingen (wofür es wohl ver-
fchrieben).
Dcttlingen f. Tettingen.
Deittfchordeu 46b.
Dieggeraperg, Diegelsbcrg OA. Göppingen 1.
Dietelhovcn, Dietlhofen OA. Riedlingen 10 b 22.
Dietershnfen, Dietershaufen OA. Riedlingen IIb.
Diethcr, Heinz 36.
Dietingen, OA. Blaubeuren 7. IIb. 18. 31.
Dik, Ilenger 2 b. 18 b. l!)b.
Dinkhof zu Uigcndorf 10b.
Donaurieden f. Biedern.
Domftctten, OA. Freudenftadt 11.
Dorfi 35.
Drefcber, Heintz 1.
DUrmentz, Dürrmenz OA. Maulbronn 6. — Al-
brecht von 50. Ocrlach 6. Machtolf 26.
DUrner, Heinrich 1.
DUrnkein, Ober- und Unter-Tflrkheim OA. Cann-
itatt 2. 2 b. 14. 22 b. F.N. Steck 2b. 22 b.
— Ober- 2. 2 b. 3 b. 9. 23. 31 b. 46 b. — Unter-
2. 30b. 31b. F.N. Münchberg 2.
Duttencgk, Gut zu Irslingcn 9 b.
E, Aich, OA. Nürtingen IIb. 20. 28b. 34. 41.
41b. — F.N. Ablaz 34. Strazwis 28b.
Eberdringen, Eberdingen OA. Vaihingen 49.
Eberlin 2.
Ebersberg. abg. Burg OA. Backnang. — llerr-
fchaft 2. 35. 47. — Diethcr von 33. Walther
4 b. 33. 36 b.
Ebingen, UA. Balingen 44.
Echterdingen. OA. Stuttgart 41. — F.N. Aichcr-
weg, Erlisbrunnen. 41b. Katbrün 41. Kirch-
pfat, Obere rüte 41b. Stainig, Stritakker 41.
Utenbrunnen, Uzgcnde lender, Widibrunner-
weg 41b.
Ege 37.
Eggatsweiler f. Gebrafchwilcr.
Egge, Ecke, Thcil des Gebirgszugs Scbeerc 39.
Ehingen, OA. 1. 11.
Ehingen, Vorftadt von Rottenburg a. N. - Bur-
kard von 6. Hans 40. Hug 46.
Ehingcr 13 b. 34. 42 b.
Ehningen f. Oendingen.
Ehrenftein f. Eriftein.
Ellende, H. 3.
Ellrichshaufen f. Erlnchshufcn.
Elpcrshofen f. Alpershofen.
Elrbach, Erbach OA. Ehingen 15.
Elrbach, Erbachhol OA. Waiblingen 1.*
Elrwin, Erlwin, Ytel 27 b. Walther 27 b. 32 b.
43 b. 44.
Elfazzc, El faß 3.
Emeringcn OA. Münfingcn IIb.
Emmingen, OA. Nagold 24 b.
Endersbach, OA. Waiblingen 8. 35.
Eningen, OA. Urach lb. 18.
Eningen, Endinger (von Ehningen OA. Böblingen),
Johann 2b. 3b. 23. Konrad, Ulrich 3b. 23.
Entringen, Hohen- Entringen OA. Herrenberg 46.
Entz, Enz, I. Nebenfl. des Neckars 22.
Entzberg, Enzberg OA. Maulbronn 2~> b. — Adel-
halt von 6 b. Albrecht 6. 6 b. 12. 14 b. 27 b.
Conrad, Friedrich, Reubart 25 b.
Enzweihingen f. Wyhingen.
Epfendorf, OA. Obcrndorl. — Johann von 7b.
Enimannhauscn f. Erkmarhuscn.
Erenbcrg, abg. Burg bei Heinsheim 6. 24 b.
Erenfels, Ehrcnfels OA. Münfingeu 10. 19 b.
Eriftein, Ehrenftein OA. Ulm 4b. 10b. 14. 18.
25. — Sifrit von 10 b F.N. Under Schamrae
18. 25.
Erkmarhulcn, Erdmannhaufen OA. Marbach 2 b.
4 b. 25. 26 b.
Erlisbrunnen, F.N. bei Echterdingen 41b.
Erlnchshufen, Ellrichshaufen OA. Crailsheim.
Sitz von 24 b.
Ernolsheim f. Arnoltzhein.
Ernftenhof zu Scitingen 22 b. 33 b. 35 b. 37 b.
(Ernften des Münchs hof) 45.
Erwin, Ulrich 8.
Kfcheibrunnen , Oelchelbronn OA. Herrenberg
32.
Efchentz, wohl Eschenzweiler elsäß. Kr. Mllhl-
haufen 43 b.
Efteten, Eheftctten OA. MUnfingen 7 b.
' Eutingen f. Uettingen.
Ezzelingen, Eßlingen OA. 3b. 9. Hb. 14. 19b.
20b. 21. 23. 28. 28b. 31. 37. 41. 41b. 46b.
48b. F.N. Ymmenrode IIb.
Ezzendorf, Effendorf OA. Waldfee. — Heinrich,
Hclwig von 7.
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Lehen buch Graf Eberhard des Orciners tun Wirtemberg.
155
Vaihingen an der Enz, OA. 34 b. — Grafl'chaft
4b. 5. 5b. 6. 6b. 9. 11. IIb. 12b. 13. 22.
24. 26 b. 47. 49 b.
Vaihingen OA. Hottweil f. Vögingen.
Vellingen, Vöhingen, abg. Ort OA. Ludwigs-
burg 27.
Velbaeh, Fellbach OA. Cannftatt 2b. 27b. 30b.
82. 46 b. 48 b. 49. F.X. Wctzftcin 48 b. 49.
Velfenbcrg, abg. Burg.OA. Riedlingen. — Diemo
von 23. 33 b. Hcinzlin 33 b.
Velthulen, Feldhaufon hobenzoll. OA. Gammer-
tingen 21.
Venningen, bayr. I.G. Edenkoben. — Johann
von 26 b. Ludwig 7. Sifrid 1. 7. 12 b. 47.
Verherbaeh, Vchrenbach, abg. Ort OA. Schorn-
dorf 30. 37 b. 43 I-.
Veringen, Vehringen hohenzoll. OA. Gammer-
tingen, Stadt 28, Dorf 4 b. 44. - F.N Kel 26.
Veringen, Vöhringcn OA. Sulz 15b. F.N. Mül-
bach 15 b.
Veter, Johann 10 b.
Fetzer, Bertolt 2. Johann 9b. 12b. IIb. 35.
Vils, Fils, rechter Nebcnfl. de« Neckars 24.
Vink, Vinklin 22b. 23. 33b. 35b. Friz 10b. 18b.
Virdenhein, Ftlrdenbeim clfäß. Cant. Truchters-
heim. — Sifril von 3, Werner 10b.
Virobent, Johann 45.
Vifeher 20. Aberlin 15 b.
Vifenhufen, Vicfenhäul'crhof OA. Cannftatt 18b.
Fleii'ehl'chraroni, Flcifchhau, F.N. bei Buchhorn
OA. Oellingen Y 2 b.
Vögingen, Vaihingen OA. Kottweil lb 19 b.
Vügingor, Konrad 16 b.
Vogler, Konrad 2.
Vogt, Konrad 10b. 20. Dietrich 10h. Fritz
10b. Heinrich, Henslin 17 b. Simon 32. Wern-
lin 5 b.
Volmar 7. 33 b.
Voltz 2.
Vorfcht, F.X. im OA. Gaildorf 28.
Frank, Arnold 42b.
Frankenbach, OA. Heilbronn 36 b.
Frauenalb 8 b. 47 b. |
Frau», Eberhard 2!. 29.
Freiberg, abg. Burg OA. Biberach. — von 41b.
Alhrecht 2 b. 23 b. Burchart 23 b. 29. Eglof
23 b. Heinrich 21. 29. 39 b.
Freie Leute lb.
Fridingen , Friedingen abg. B. OA. Riedlingen.
Heinrich von 10 b. Kudolf 10b. 22.
Frie 20.
Frikenhufen, Frickenbaufen OA. Nürtingen 12. 14.
Frim, Ulrich 48.
Fud, früherer Name eines Hofs im OA. Schorn-
dorf? 14.
Fücrer, Hainz 33. Johann 4b. 33..
Füflnger, Cunz 19 b.
Fulgenstadt, OA. Saulgau 30.
Füiban, F N. bei Hunderfiogen 3 b.
Fürdcrer, Johann 20b. 26 b. Sifrid 19 b.
Flirnvclt, Fllrfeld OA. Heilbronn. — Konrad,
von 18.
Furt, F.N. bei Uhlbach 3 b. 19 b. 23.
Gaiuelswank, Gamerfchwang OA. Ehingen IIb.
Gartacb, Kleingartach 0 A. Brackenheim 16 b. 22 b.
Gilrtringen. OA. Hcrrenberg 9. 17. 46 b. 49 b.—
Hans von 45 b. 49 b. Renhart 49 b. Werner 11.
Geboltzhuren (?), Wolpolt von 20b.
Gebrafchwilcr.Gebrehtswilre, Ober-Eggalsweiler
OA. Saulgau 5. 20.
Geifingen f. Gifingen.
Genimingcn, bad. BA. Uppingen 39. 45. 47.
Elfe von 21. Gerhard 35. Gcrolt 39. 45. Hans
47. SwarzSwigger39. 45. Swiggcr 1. Trigcl
45.
Göppingen, Göppingen OA. 1.
Gerhartafteten, Geradftetten OA. Schorndorf 2.
4b. 7. 16. 19b. 21. 30. 33. 35. 36b. 37b.
43 b. 46 b.
Gerhulen, Gerhaufcn OA. Blaubcurcn 20b.
Gerlach 6. 13.
Gerung 11 b.
Gewin, Konrad 2b. 32 b.
Giengen, OA. Heidenheim. — Johann von IIb.
Peter IIb. Trutwin 18b.
Giltlingen, Gültlingen OA. Nagold. — Ernft von
14. 22b. Guinpold 19b Hans 32b. 48b. 49.
Swarz Hans 46.
Gifingen, Geifingen OA. Ludwigsburg 13. 31 b. 32.
Glahemer, Konrad 16. 16 b. 42.
Glapf 22 b. 33 h.
Glems, OA. Urach 32 b.
Gmünd, OA. Ib. 3b. 5 7. 12b. 16b. 18. 21. 32.
33. 34. 35. 42 h. 44. 45. 45 b.
Gnilderbach mit Reichenbach, 1. Neben«, des
Neckars 20 b.
Görtingen, OA. Riedlingen 22.
Göldlin, Konrad IIb. 20. 34.
(Jöler, Bertold 5.
Golgg, Walggcr 13.
Golhayer 44.
Gomeringen, Gomaringen OA. Reutlingen. --
Anl'elm von 3 b.
Gondelfingen, Gundelfingen bayr. BA. Dillingen
48.
Gossolt 20.
Goftenfol f. Koftenfol.
Götz 33 b.
Götzmaun, Peter 41.
Gralok IIb.
Graf, Heinrich 7 b. 21.
Grafenberg, F.N. bei Schorndorf 8.
Graw 28. 35. Konrad, Erhildc 36.
(ireck, Cunz 4 b. Götz 24 b. Goltltein 6. 24b. 28.
Kraft 6.
Grymatzhoven, Greimcltahofen bayr. BA. Iller-
ÜJTen 39 b.
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156
Schneider
Gripp, Hans 48.
Grosholz 4.
Groß, Burchart 10 b. Cunz 30.
Grunbach, OA. Schorndorf lb. 7. 18. 18b. 24. i
33. 34. 35. — F.N. Bilriet 18b. Gundoltx-
berg 7.
Grunbach, Dieter von 10.
GrOningen, Grieningen OA. Riedlingen 16b. 88b. 1
— Anna von 10. Gcrnolt 2. Heinrich 2. 19 b.
Grüningen, Markgröningen OA. Ludwigsbmg
fib. 27. 49.
Grünwettersbach f. Weterspach.
Gropp, Hans 48.
Güglingen, OA. ßrackenheim. — Albrccht von
28. 48.
Gul 16. Heins 18b. Johann 18b. 33. 34. 45. 45h.
Laurent 45 b. Ruf 18 b. 33. 34. 45 b.
Guldinrot, Otto 11.
Gundelfingen, abg. Burg OA. Mflnfingen. —
Johann von 7 b. Swigger 10. 19 b. 23.
Gundoltzberg, F.N. bei Grunbach 7.
Gnt, Cuuz, Eberhart 10. Heinz 87. Johann 4b.
Habspurch, nabsburg, abg. Burg OA. Ried-
lingen 10.
Hafener 20.
Hagem an, Bentz 28 b.
Uagg, Albrecht 10. Bentz 18 b. Cunz 18 b. 31.
Hans 18b. 24 b. 25 b. 31. Hermann 25b.
Haymen, Heinz 47.
Haioortingcn, Heimerdingen OA. Leonberg 5 b.
Haidberg, Heimberg, abg. Burg OA. Weins-
berg. — Huge, von 2 b.
Haintzman 43 b.
Haift«rshofen, Haifterhofcn OA. Ellwangen 38 b.
Halbritter, Conrad vom Stain, gen. 50.
Halfingen, Hailfingen, abg. Burg OA. Rotten-
burg. — Albrecht, Anfelm, Conrad, Georg,
Heinz, Märklin, 46.
Hall, OA. 17 b. 44.
Ilanmann 48b.
Happenbach, OA. Heilbronn 23.
Härder, Bertold, Conrad 9. Hans 42.
Hargarten, abg. Hof bei Sigmaringen (?) 3.
Harrafi 18 b. 19 b.
Harfen, Albrecht 17 b. Heinrieb 23. 38.
Hart, F.N. bei Neckarrems 20 b.
Harthen, Hartheim, abg. Ort OA. Hcrrenbcrg
17. F.N. Letten 17.
Harthufen, Harthauren ÜA. Stuttgart 18 b. 24 b.
25 b. 31. F.N. Sulnbach 24 b.
Hartmann, Cunz, Margarethe 48
Hafelbach, Uaflelbach had. BA. Sinsheim 35 b.
Hafenpful, F.N. bei Altcnburg lb.
Hattingen, Hetlingen, hohenzoll. OA. Garoroer-
tingen 10 b. 21.
Häubacb, Johann 1.
Hebchisawe., Hepfisau OA. Kirchheim. — Ren-
bot von 9 b.
Hcberlin, Sitz 34. 44.
nobfagg, nebfack 0A. Schorndorf 3. 10. 28.
Hedelfingen, OA. Cannstatt 2. 3b. 14. 21. 29b.
34 b. F.N. Heiligbrunne 3 b. 9. 29 b. 34 b.
Kochenberg 2.
Hedingen, hohenzoll. OA. Sigmaringen 20.
Hefingen, Höfingen 0A. Leonberg. — Truch-
fefle von: Anno 29. Bart 3b. 12b. Cunz 12b.
Heinrich 5 b. 26 b. Reinhart 3 b.
Hegbach, Großheppach OA. Waiblingen 12b. 35.
■ Hegbocher, Sifrid 28 b.
Hegglin 19.
Heginloch, Hägenlohe OA. Schorndorf 20b. 41
Hegnach, OA. Waiblingen 2 b. 13 b. 32.
HeidibUhel, Heidenbflhl bad. BA. Triberg? 18 b.
Heilbrunnen, Heilbroon OA. 2b. 4b. 23. 27b.
32 b. 33. 44. 46 b.
Ueiligbrunne, F.N. bei Hedelfingen 8 b. 9. 29 b.
34 b.
I Heiligkrcuztal, OA. Riedlingen 35b. 36. 44b.
| Heylsprugg, Heilsbrllck bayr. BA. Landau 8.
j Heymertingcn, Heimerdingen OA. Leonborg. —
Bete, Hedel von 33 b.
Heinricus, bacularcus 3 b.
, Heinshein, Heimsheim OA. Leonberg 44b.
1 Heinsheim, bad. BA. Mosbach 4b. 6. 24b. 2a
I Heintzolmann 3 b.
i Helfenberg, OA. Marbach 5. 44b.
I Helmftadt, bad. BA. Sinsheim. — Cunz von
6 b. Raben, Wilhelm 20.
Hemmingen, OA. Lconberg 6b. 49. — Dieter
von 6 b.
Hemmling 2b.
Heuip lb.
, Hendelbrunnen, Uändelbronn OA. Rottweil 8 b.
Hepfikein, Höpfigheim OA. Marbach 4 b. 22 b.
Heppach f. Hegbach.
Hergcfelle, Agathe, Agnes, Anne, Jakob 47.
Ulrich 3. 10 b. 46. 47. Urfello 47.
Herlatzhofen, Herrctshofen bayr. BA. Iller-
tifTen 39 b.
Herrenalb, OA. Neuenbürg 4. 33 b. 88.
Herrenberg, OA. 17. 50.
Hertenftein, Hartenftein, abg. Burg hohenzoll.
OA. Sigmaringen. — Brun von lb. 8b. 31b.
Herter, Hans 25. 46.
Uclelin IIb.
Beienbach, abg. Ort wahrfcheinlich OA. Heil-
bronn 24 b.
Hetingen f. Hattingen.
Heudorf f. Hondorf.
Heutingsheim f. Hütingshcin.
Hczz 7.
Hiltlin 20.
Hirshorn, Hirfrhhorn, hcfT. A.G.St. — der vom 1.
Hirslanden, Hirfchlanden OA. Lconberg 12 b.
Hirfow, Hirfau OA. Calw 6.
Hofen, 0A. Caonftatt 30b.
: Hofwart 20. Erkinger 27 b.
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Lehenbuch Graf Eberhard des Greinen von Wirtemberg.
157
Hohdorf, Hochdorf OA. Vaihingen 4 b. 5. 5 b
32 b. 45 b. 48 b. 49.
Hohdorf, Hocbdorf OA. Ehingen. — Hans von
37 b. 39 b.
Hohenberg, abg. Burg OA. Spaichingen. — ltu-
dolf von 50.
Hoheneck, abg. Burg OA. Ludwigsburg. —
Bertold von 29. Conrad Schenk von 26 b.
Hohengeren, Hohengehren OA. Schorndorf 2.
Hohen harts weiler f. Wanhartzweiler.
Hohenheim, OA. Stuttgart 2b. 14. 22b. 29.
Albrecht von 14. Banbaft2b. 22 b. 29. Fritz
14. 22 b. Johann 14.
Hohenfcheid, abg. Burg OA. Vaihingen 4 b. 5. 48 b.
Albrecht von 5. Renhart 2 b. 6. 32 b. 48 b.
49.
Uohenftein, f. Howenftein.
Hohflitz 6 b. Fritz 42.
Holdenhalde, F.N. bei Mlihlhaufen a. d. W. 4.
Holdermann, Conrad 29b. 41. Fritz 9. 29b.
Hans 29 b.
Hölnftain, Höllcnftein, Berg bei Rottweil 7 b.
Holtzing, Claus 46 b. Hans 46 b. Heins 42 b.
Hans 49. Ulrich 43 b.
Uonakker 7.
Honburg, Homburg bad. BA. Stockach. — Con-
rat von 39. 45 b. 46. Hans Ulrich 39. 45 b.
Hondorf, Heudorf OA. Riedlingen 22.
Horgenftaig, F.N. im Oberamt Urach? 2.
Horhain, Horrheim OA. Vaihingen 40.
Horkein, Horkheim OA. Heilbronn 3b. 4b. 15b.
22b. 23. 24. 24b. 28. 28b. 32. 32b. 33. 41 b.
46 b. Hans von 32. Margarete 41 b.
Hornberg, bad. B.A. Triberg. — Dieter von 35.
Hörningen, Ober-Herrlingen OA. Blaubeuren. —
Bertold 18. 25. 43. Cläre 25. Heinrich 25. 43.
Otto 18. 25. 43.
Hornftein, abg. Burg hohenzoll. OA. Sigmarin-
gen. - Conrad von 1. 22. Heinrich 20. 22.
Johann 22. Mantz 19b. 22. Steslin 22.
Horw, Horb OA. 17 b.
Hotz 50.
Howenftein, Hohenftein, abg. Burg OA. Befig-
heim 3 b. ö. 6. 12. 13 b. 28 b. 38. Gerhard
von 35. Werner 26 b. Wolf 3 b.
Hüehlingen, Heuchlingen OA. Aalen 16. 21.
Hdgklin, Ruf 36.
Uumbogen, Volggcr 13.
Humel 36.
Bunderfingen, OA. Riedlingens. 3b. 18. 20. 22.
36. 46. 47. — F.N. Fürban, Staingruben 3.
Hunne 2.
Htiprebtzbrunnen, Haubersbronn, 0A. Schorn-
dorf 9 b.
HCIrbin, Hiirbe r. Nebenfl. der Brenz 9 b. 17 b.
Hufen, Hänfen hohenzoll. OA. Sigmaringen 32.
— Hans der Marfchalk von 32. Hugo von
36. — Vielleicht bielier auch die von Hufen
32b (oder Neckarhaufen 0A. Nürtingen?).
Hufen unter Kalchein, wohl eines der Haufen
im OA. Rottweil 19.
UUI'erloch, F.N. bei Kirchhaufen 34. 35.
Htltingshein, Heutingsheim OA. Ludwigsbnrg 6 b.
24. 34 b. 36.
HUtishein, Ott Rot gen. U. 42b.
Janer 19 b.
Ibeig, abg. Burg 0A. Cannftatt — Heinrich
von 12 b. 19.
Vebenhufen, Jebenbaulcn OA Göppingen lb.
14 b.
Jeger33b. Conrad 20. Eglin33b. Hermann 27 b.
Y dental, fchweiz. Cant. Solothurn 43 b.
Yhingen, Ihingerhof OA. Leonberg 42b 46b.
Illingen, OA. Maulbronn 5b. 26b. — Heinrich
von 18. — F.N. Smitwiefe 26b.
Ylrgow, Illergau (liier r. Nebenfl. der Donau)
50 b.
llsvelt, Ilsfcld OA. Befigheim 1 b. 7. 23.
Ymmenrode, F.N. bei Eßlingen IIb.
Ingersheim, Klein-Ingersheim OA. Befigheim 28b.
Hingen, Jcfingen OA. Kirchheim? — Diether
von 4.
Ysnin, Isny OA. Wangen 1.
Yfoltzhufen, Ifelshaufen OA. Nagold. - Endris
von 5 b.
Ißvclt, wohl verfchrieben fiir llsvelt.
Yte 32 b. 49.
Ytelburn, Eitclborn in NaJTau? — Krifüne 15b.
Jugendorf, Uigendorf OA. Riedlingen 10 b. 22.
Jung 10b. 22 b. 33b. 35 b. 37b. 45.
Jungingen, OA. Ulm 19.
Kaib, Benz IIb. 18b. 34. Heinrich, Hermann 34.
Kayenberg, abg. Hof auf dem Keyenberg OA.
Gaildorf 28.
Kayferspacb, Kaiferbach 0 A. Marbach 23. 24 b.
Kallenberg, F.N. bei Münchingen? 37.
Kaftel, Caftell bayr. BA. Gerolzhofen. — Bur-
chart, Johann von 11.
; Katbrün, F.N. bei Echterdingen 41.
Kathriner IIb.
Keger, Eberhart 8 b.
Kel, F.N. bei Vehringen 28.
Keller, Bete 19 b.
KelmUntz, Kcllmtlnz OA. Biberach 2. 50b.
Keiner, Eberlin 20 b.
Kcmlin, F.N. bei Malmsheim 11.
Kempten, bayr. L.G. 87.
Kerfer, Hainz 28.
Kcrter, Hainz 35.
Kettencr, Albrecht 41.
Kyfer, Rudolf 39 b.
Kym, Andres, Hans 41.
Kirchberg, OA. Marbach 7. 19 b.
Kirchberg, OA. Biberach 36 b.
Kirchdorf, OA. Leutkirch 7b. 37. 50 b.
Kirchhaslach, bayr. BA. Illertiffen 39b.
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158
Schneider
Kiivhhanfcn, OA. Heilbronn 6. 26b. 30. 31b.
83. 34. 35. 36 b. 46 b. — Bernger von 6. 26 b.
Eberhart 6. 13 b. 19b. 30. 31b. 34. Gcrhart
6. 80. Wernhcr 30. 31 b. 34. Wilhelm 6. 26 b.
36 b. F.N. Hüferloch 34. 35.
Kirchhcira, OA. Ob. — .Simon von 20b.
Kirchheim, OA. Befigheim 3 b.
Kirchheim, OA. Ehingen IIb.
Kirchherr, Albrecht 4. 42b. 46b. Bertold 20.
Hans 20. 46b. Heina 43b. Trutwin 43b.
Kirch pfat, F.N. bei Echterdingen 41b.
Kiwenipiez 34b.
Klcbzagel, Burchart 18 b.
Klcin-Glattbach f. Wuftcn-Glatbach.
Kien, Heinrich 5b. 12.
Klingenberg, abg. Burg OA. Brackenheim. —
Herren von 7. Kenbolt 5. 20. Wilhelm 7.
Klöbern, Cleebronn OA. Brackenheim 49b.
Knetftul (fo auch ftatt Knctftuß zu lefen),
Conrad 7 b. Merklin 37. 50 b.
Kochenberg, F.N. bei Hedelfingen 2.
Kochendorf, OA. Nechartulm 4 b. 6. 24 b.
Kocheriteinsfeld f. StainsvelL
Königsbacb f. Küngspaeh.
Kopp 49 b.
Koppenberg, F.N. im OA. Schorndorf 41.
Koftcnfol, abg. Ort OA. Waiblingen 2b. 13b.
Kraft, Lutz 18.
Krafaer, Albreht 2.
Krawenel 20 b.
Kriech 10b. 16 b. 24b.
Kröwclfowe, abg. Burg OA. Loonberg 25b.
Trutwin von 4. Ulrich 4. 42 b. 43 b.
Kuchenmeifter, Anne, Liupolt 31 b.
Kumerlin, Uz 36.
Kümich, Conrad 35.
Küngspach, Königsbach bad. BA. Ourlach 6b.
8 b. 18. 19 b. 27. 45 b. 47 b. 49 b. Diem von
18. 27. Hans 27 (vergl. Bot).
Künlin 49 b.
KUrneggc, (Unter) Kirneck OA. Welzheim lb.
2. 5. 12 b. 18. 35. 45.
Kurz, Anna 21. Ebbet 41. Hans 42b. Walther
5. 18.
Laggendorf, Lackendorf OA. Rottweil 8 b. 10.
25b.
Laidolf, Itel 13
Lamparten. Lombardei 25.
Landau, abg. Burg OA. Riedlingen 20. Grafen
von 7 b. Eberhart 7 b.
Lang 3 b. 34 b.
Langenmantcl, Anna 40. Hans 21 b.
Lanffcn, Stadt und Dorf OA. Befigheim 6. 7.
12 b. 19. 19 b. 20. 20 b. 27. 27 b. 28. 35. 45.
Kmhart von 20 b. Heinrich 18. Johann Wol-
fran 19. Heinrich von Niperg gen. von L. 28.
Lcincck f. Lincgge.
Leinfelden f. Lengenvolt.
Lenbrunnen, Lconbronn OA. Brackenheim 6.
12. 49 b.
I^engcnvclr, Leinfelden OA. Stuttgart 41.
Lennberg, Walter 35,
Leofels 1*. Lewenfols.
Leicher 13, 44 b.
Letten, F.N. bei Hartheim 17.
Lewenfels, Leofels 24 b.
Lidringen, Leidringen OA. Sulz 5 b.
Lieb, Bentz 1 1 b.
Liebenftein, abg. Burg OA. Befigheim. — Herren
von 35. Albrecht 12 b. Conrad 12 b. 19.
Engelhard 45. Johann 12 b. 45.
Lichtenberg, Lichtenberg abg. Burg OA. Mar-
bach. — Herren von 8 b. 4 b. 6 b. 24. 24 b.
28 b. Uumel von 38.
Liohtcnftein, Lichtcnftcin, abg. Burg OA. Rent-
lingen. — Herren von 2. Dietrich 13. 15 b.
28 b. Heinrich 21. Swenger 2.
Limpurg, abg. Burg OA. Hall. — Albreht Schenk
von 36b. 38 b. Bete, Conrad 38b. Hugo 36b.
Lindach, OA. Gmünd 16 b.
Lincgge, Leineck, abg. Burg OA. Welzheim. —
Der Linegger 3. Adelhait von, Johann 3 b.
Linfteten, Leinftetten OA. Sulz. — Hug von 24 b.
Linthalden, abg. Ort OA. CannfL 12 b. 18. 20 b. 25.
Liphein, Leipheim bayr. BA. GUnzburg 39b.
Liupoldt, Rud. 1.
LiutolUhuien, Luizhaufcn OA. Ulm 3. 45b.
Lochmühle zu Ulm 3b. 20b. 21b. 35. 36b. 40.
Lühern, abg. Hof hell". AG. Reinbciin 42b.
Lonfingen, OA. Urach 1 b.
Lorbach, Löhrbach bad. BA. Mosbach 88b.
Lorch, OA. Welzheim 21.
Lofcr 31. 38.
Lotenberg, Lothenberg OA. Göppingen 43.
Löterlin 29.
Loubhufen, abg. Hof hohenzoll. OA. Gammertin-
gen 21.
Luizhaufcn f. Liutoltzhufen.
Lul'tnau, OA. Tübingen. — Fridrich von 5.
Hans 47. Heinrich 5.
Lutran, Eberhart 37. 48 b.
Lutwin 23.
Lutz 7. 18.
Magcnbucb, hohenzoll. OA. Sigmaringen. —
Friedrich von 36. Wilhelm 20. Wolf 20. 47 b.
Magenhehn, OA. Brackenheim 3. Herren von 27 b.
Mager, Cunz 19 b. Johann 14 b. 19 b. Kuno 14 b.
30. Ulrich 19 b. Volmar 42.
Mägerkingen 1". Megrichingen.
Magftadt f. Mogftat.
Maichingcn f. Moehingen.
Mwycr, Maiger 3. Benz 41 Gas 31.
Maylan, Mailand 40.
Mainz f. Mentz.
Maifcr, Cunz 31. 38. Hug 16 b. 20. 22 b. Mcch-
tilde 38. Renhart IIb. Wolf 2b. 20.
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Lohenbuch Graf Eberhard des Greiners von Wirtemberg.
159
Maler 36.
Malmsheim, OA. Leonberg 5b. 6. 9. 11. IIb.
83b. 38. 42. Bart von 9. Trutwin 5 b. F.N.
Ceuilin, Staffel 11. Weglender 11. 33 b.
Manncnhof in Emmingen 24 b.
Mansporg, abg. Burg OA. Kirchheim. — Bnr-
chart von 31 b. 40 b.
Marhtcl, Marchthal OA. Ehingen 11 b.
Markartsklinge, Klinge im OA. Weinsberg (?)
2 b.
Markbrunnen, Markbronn OA. Blaubcnren 7.
18. 20 b.
Marpach, Marbach OA. 31b.
Marfchalk, Hans 38.
Maflenbach, OA. Brackenkeim. — Albrccht von
35b. Berhtold 1. Eberhart 50 b.
Megrichingen, Magerkingen OA. Reutlingen 15b.
28b. Bürklin von 23. 15b. 28b.
Mcimsheim f. Menboltzhein.
Mekling 35.
Meldungen, hohenzoll. OA. Gammertingen 1. Bur-
chart von 1. Cunz 21.
Memmingen, bayr. L.O. 7 b. 37. 50b.
Mcnboltzhein , Malmsheim OA. Brackenheim 7.
9 b. 18. 19 b. 45 b.
Mengen, OA. Saulgau. — Otte von 10.
Menshein, Mönsheim OA. Leonberg. — Götz
von 19 b. 45b. Hans 41b.
Menteler, Rüdger 23. 37 b.
Mentz, Mainz beff. Kr. 44. 44 b.
Mentzenwilcr, Menzenweiler, OA. Saulgau 7.
Merklingen, OA. Leonberg 4. 31. 31b. 33 b. 34.
37. 38. 46 b. 48 b. 49. — Erkcnger von 4. 19 b.
48b. 49. Götz 31 b. 34. 37. 48 b. Richelm 38.
F.N. Bette, Blandental, Wilhcimerwcg 38.
Weglender 11. 33 b.
Merftetten, Mehrftetten OA. Münfingen 14 b. 30.
Mertzkorn, Johann 11 b. 41.
Mesner, Albrecht 5. 48.
Meffingen, Möffingen 0 A. Rottenburg 5. 47. Cnnz
von? 10.
Metterzimmern f. Zimmern.
Metz, Lothringen. — Joban von 8.
Metzingen, OA. Urach lb. 3b. IIb. 15b. 18(?)
20b. - Eberhard von 1 b. Heinrich 18 (?).
Ulrich 18 b. - F.N. Schclke 15b.
Metzler 7.
Michelbach, OA. Brackenheim 6 b. 12. 14 b.
Miedelsbach f. Mütispach.
Mindelberg, bayr. BA. Mindelheim. — Swig-
ger von 21 39 b. 43.
Möchingcn, Maichingen OA. Böblingen 22.
Möglingen f. Mitklingen.
Mogdtat, Magltadt OA. Böblingen 42 b.
Morftein, OA. Gerabronn - Volkart von 24 b.
Mülbach, F.N. bei Vchringeu 15b.
Müklingen, Möglingen OA. Ludwigsburg 34 b.
Mülhalde, F.N. im OA. Gaildorf 28.
MHihnfen, Mühlhaufen OA. Cannftatt 29b. 30b.
Mülhufen, Mühlhaufen bad.BA. Pforxlieim 4. 18b.
F.N. Holenhaldc, Rüdern, Silberberg 4.
Müller, Cunz7. 18 b. Hainz24. Johann 18. 18 b. 24.
Münch, Ernft 10 b. 45. Kuno 3.
Münchberg, F.N. bei Unter-Türkhcim 2.
Münchbruck vor dem obern Thor zu Schorn-
dorf 8.
Münchhof zu Möglingen 34 b.
Münchhof zu Scitingen 10b. 18b. 45.
Münchingen , OA. Lconbcrg 37. Conz von 87.
Hug 46 b. Wernhcr 7. Wilhelm 37.
Mundingen, OA. Ehingen IIb.
Mundolfdhein, Mundelsheim OA. Marbach lb.
23. 24 b.
' Münfingen, OA. 30.
Murr, OA. Marbach 18 b.
Musberg, Hans 34 b. (Von Musberg OA. Stutt-
gart?).
Mufch, Heinz 18.
Mütispach, Miedelsbach OA. Schorndorf lb.
Nagelt, abg. Burg bei Nagold OA St. 24b. 28b.
Herrfchaft 48.
Nahtigal, Kraft 27.
Neckartenzlingen f. Tüntxlingen.
Neckarweihingen f. Wihingcn.
Nchft, Herman 49 b.
Nekcr, Necknrflnß 2b. 7. 14. 20b. 31b. 32b.
Neuenhaus 1*. Niuwonhus.
Neuhaus 1'. Niuwenhus.
Ncuhaufcn f. Niunhulen.
Neuler f. Niulcr.
Nidcrhofen, Niederhofen OA. Brackenheim 16b.
22 b.
Nidlingcn, Neidlingen OA. Kirchheim. — Haas
von, Marquard 41 b. Ulrich 19b. Wernher
29 b.
Nyfter, Hans, Metz IIb.
Nippenburg, OA. Ludwigsburg. — Cunz von
12 b. Fridrich 7. Hans 23.
Nipperg, Neipperg OA. Brackenheim 25b. Con-
rad 35. 39. Eberhard 39. 42 Göler 32. Hein-
rich 28. 42. Johann 4 b. 33. Renhart 1. 39.
Niulcr, Neider OA. Ellwangen 38 b.
Niuneg, Neuneck OA. Freudenftadt. — Johann
von 4 b.
Niunhnfen, Neuhaufen OA. Eßlingen. — Renhart
von 30 b.
Niuwenhus, Nenenhaus OA. Nürtingen 28b. 34.
Niuwenhus, Neuhaus bad. BA. Sinsheim 32b.
35 b. 50 b. Albrcht von 32 b. Berhtold 50 b.
Niwenftaig, F.N. im OA. Urach? 2.
Nördlingcn, bayr. BA. 46b.
Northofen, Nordhofen OA. Biberach 2.
Nothaft, Adelhaid 50. Johann lb. 14b. 21b. 22.
26. 27 b. 30 b. 50. Peter 30 b. Strubc 1 b. 26.
30 b.
Notzingen, OA. Kirchheim 19 b.
Nile 27.
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1(30
Schneider
Nannen-Mädlingcn, Obcr-Mcdlingen bayr. BA.
Dillingen 48.
Nürnberg, bayr. BA. 17 b. 32.
Nufplingcn OA. Spaichingen. — Albreht, Johann
von 13 b.
Ober-Ezzelingen OA. Eßlingen 2 b. 8. 14. 21. 22 b.
Oberflacht, OA. Tuttlingen 40 b.
Oberkein, Obrigheim bad. B.A. Mosbach 49 b.
Obernheiin, OA. Spaichingen. — Albreht von 20.
Johann 5. 30.
Oberftetten , OA. Biberach. — Agnes, Anna,
Benigne, Bete 35 b. Eberhart 13 b. 35 b. 30.
Peter 35 b. 36.
Obrigheim f. Oberkein.
Oferdingen f. Uflerdingen.
Offenheim, Offenau OA. Neckarfultu 1. 20.
Ogoltzhnfen, Oggelshaufen OA. Riedlingen. —
Hug, Utz von 14.
Ohlenberg, Ochfenberg OA. Brackenheira C. 12.
27 b.
Olm, heff. Kr. Mainz 44. 4 Ib.
Öndingen, Ehningen OA. Böblingen Gb.
Oppenweiler, OA. Backnang 21b.
Oftdorf, OA. Balingen 8 b.
Ofterbrunne 22.
Ol'thoim, Auenftein OA. Marbach 5. 32 b.
OftoHshein, Oftelsheim OA. Calw 42 b. 43 b.
Oawile, Oßweil OA. Ludwigsburg 40. BrennmUl
von 5 b. 25. Johann 3. 40. 40 b. Sichling lb.
Volknant 1. Wolf 5 b.
Otlingen, Aidlingen OA. Böblingen — Mechtilde
von 38.
Ötlinger (von Öthlingen OA. Kirchheim?) Con-
rad 7.
Ottnarshein, Ottmarshchn OA. Marbach 12 b.
Ottenhofen, Ottershofen OA. Ravensburg? 81.
Otter 35. Cunz 31b. 84. Herraan 34.
Owe, abg. Burg OA. Rottenburg? Bete von 37b.
Üwcnshein, Untcr-Öwisheiui bad. B.A. Bruch-
fal. — Bernger von 22b.
Owentor zu Rottweil 8.
Ower, Jobann 18 b. 28. Peter 28.
Owingen, Auingen OA. Mün fingen 14 b. 19 b.
Pfalhein, Pfahlheim OA. Ellwangon. — Die von,
Rudolf 7.
Pfaw, Arnolt 15 b.
Pfawenhul'en, Pfauhaufen OA. Eßlingen 3. Gb.
31. 40.
Pfiftcr, Cunz 28.
Pdummern, OA. Riedlingen 20. 44b.
Pforzheim, 'bad. B.A. 4. 18b. 37.
Pleidelsheim f. Blidoltzbcin.
Polan, RUgger 19 b.
Rafenspurg, Ravensburg bad. BA. Eppingen 5.
Rain, Albreht vom 47.
Rainchein, Rcinheini heff. A.G. 42 b.
Rainspach f. Rainspach.
, Raifer, Hainrich 19 b.
Raithaslach, bad. BA. Stockach 46.
Ramer 31.
Rammingen, OA. Ulm 10.
i Ramspach, Nieder- Kainsbach OA. Brackonheim
2 b. 6 b. 12. 14 b. 20. 22 b.
Ramspcrg, Ramsberg OA. Gmünd 2.
. Ramstal, Rems r. N.FI, des Neckars 30. 37 b. 43b.
Ramftein, OA. Oberndorf. — Burchart, Frllge,
Tamme von 11.
Randeck, OA. Kirchheim. — Burchard von 39.
Eberhard 9 b. Egli, Fridrich 39.
Rancr, Hans 34 b.
Rapp 4. 35. 42 b. 43 b.
Rappenau, bad. BA. Sinsheim 6b.
I Rappenhcrr, Conrat 8". Gute 24.
Rechberg, Uohen-Rechberg OA. Gmünd. — Al-
brecht von 8. 43. Conrat 2. 8. IG. Oebhart
8. 16. Heinrich 16. 21. Johann 1 b. 22. Ul-
rich 1Gb. 21. 21b. 22. 26. Wilhelm 16b.
21b. 38 b.
Remchingen, abg. Burg bad. BA. Durlach. —
Reinbart von 48 b.
Remler 19 b.
Remmekciu, Remmigheini, abg. Ort OA. Vaihin-
gen 22 b. 23 b.
Rems, Neckarrems OA. Waiblingen 13b. 20b.
F.N. Hart 20 b.
Rendingen, Renningen OA. Leonberg 5 b.
I Rendinger 10 b.
Rcnhart 1.
Renner 22 b.
Rentz, Bentz 20.
Kichenbach, Reichenbach OA. Göppingen 40.
Richenbach, Rcichenbach, 1. N.FI, des Neckars
20 b.
Richenftcin, Rcichenftein, OA. Münfingen 17 b.
Riechen, Richen bad. B.A. Eppingen. — Hans
von 38.
Ricdem, Donaurieden O.A. Ehingen 13 b. 15.
34. 42 b.
Rieß, Gegend im N.O. der fchw. Alb 20 b.
Riefter, Conrat 13 b.
Riet, Rieth OA. Vaihingen 13. 31. 32. Johann
von 13.
Riet, Altenrieth OA. Nürtingen 40. Peter von
19 b. 20 b.
, Riet, Ruith OA. Stuttgart 25.
; Rietburg, Rippurg bayr. BA. Landau 8. 15 b.
Ricthcin, Riedheim bayr. BA. Gttnxburg. —
Conrat von 10.
I Ryn, Rheinfluß 44.
! Rinderbach, abg. Burg OA. Gmünd. — Claus
von 3. Walther 15.
Ringingen, hohenz. OA. Garamertingcn 1.
Ringingen, OA. Blaubeuren. — Georg Tnich-
feß von 47 b.
Rifch, Haintz, 16 b. 29 b.
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Lehenbuch Graf Eberhard des Greiners von Wirlemberg.
161
Rifchach, Reifchach abg. Burg, hohenzoll. ÜA.
Sigmaringen. — Herren von 31. Burkart 4.
Cimz 24b. Egg 20. 24 b. Heinrich 44 b.
Ritziswilre, Wald bei abg. Ort dlufes Namens
OA. Schorndorf 41.
Rod, Rhodt bayr. BA. Landau 8. 15b.
Rodbach, Rodbachhof OA. Brackenheim 13 b.
20.
Röder, Elsbet, Heinrich 13. 44 b.
Röfflin, Heinz 42.
Rötenbach, Röthenbach OA. Gmünd? 25.
Rötlin 42 b.
Roller 6.
Roraker, Rohracker OA. Cannftatt 24b.
Rorbek, Hainrich 8. Katherine 23.
Rorek, abg. Burg bei Rohracker 31.
RofenfeM, OA. Sulz 5 b. 45 - Benz 7 b.
Koß 18.
Roßwag, OA. Vaihingen 18 b.
Rot, Agnes 3 b. Anne 21b. Burhtold 11. 19.34 b.
36 b. Bctz 36b. Cunrat 3 b. 12 b. 15.19. 21b.
40. Hans 21b. 34. 36 b. 42b. Heinrich 3b.
7b. 11. 13b. 15. 19. 42b. 43b. Ytel 15.
Kyrcherr 15. Otte 11. 13b. 15. 19. 20b. 21 b.
34 b. 36 b. 42 b. Peter 15. 42 b. Stephau 29.
34b. 36 b. Ulrich 20 b. 29.
Rot, abg. Burg OA. Gaildorf. - Fritz von,
Götz 28. Simon 24. 32.
Rot, Roth, 1. Ncbenfl. des Kochers 28.
Rotenftein, bayr. BA. Mcmmingcn. — Heinrich
von 4 b. 21. 1
Rottenburg, OA. 50.
Rotter, Hans 46 b. Mcrklin 9. 20 b. 46b. Rüdi-
ger 46 b.
Rotwil, Rottweil OA. 3. 3 b. 7 b. 8 b. 10. 10 b.
14. 19. 21. 25 b. F.N. Bernerfeld 21.
Ruber 27 b.
RUbgartcn, OA. Tübingen 20 b.
Rud lb.
Küdcrn, F.N. bei Mühlhaufen 4.
Rüdlingen, Riedlingen OA. 20.
Ruf 13 b. 14. 16. 17. 36.
Ruh, Albreht 18. Cunrat 2 Haintz 11. 24. 29.
35. Hans 18. 35. Ortolt 29. Walther 2.
Ruhen zu, F.N. bei Bonlanden 41.
Ruith f. Riet
Rumler 25 b.
Ruprehtzboucn, Ruppertshofen OA. Gaildorf 16 b.
Rüfle, Conrad 19.
RUtlingen, Reutlingen OA. 12. 27 b. 32 b.
Sabfenheim, Burg in Groß-Sachfenbeim OA.
Vaihingen 22. 23 b. 36. Bernold von 22. 22 b.
32. Cunrat 22. 22b. 32. Uerman 6b. 12. i
18. 14 b. 22 b. 28b. 44b. Swaitz Hcrman 50.
Johan 12. 22. 22 b. 32. 36 b. 44 b. — Groß-
Sachfenheiin 13.22. 22 b. 23 b. 44 b. Klein-S.
22. 36. 36 b.
Sarwenshein, Sersheini OA. Vaihingen 26. 45.
Wantemb. Vlertcljabrthefte 1S86.
Saunahein, Seinsheim bayr. BA. Kitzingen —
Ute von 16.
Scharr 49 b.
Schere, Schcer OA. Saulgau 3. Conrad der
Scherer 50.
Schainbuch, Schönbuchwald 20. 46.
Schanbnch, OA. Cannftatt. — Die von 31b
33 b. 37. 48 b.
Schappel, Claus, Cunrat, Heinrich, Johann 10.
Schappcr, Burchart 8 b.
Scharpfenegk , .Scharfeneck bayr. BA. Berg-
zabern. — Johan von 15 b.
Schiggingen, Schöckingen OA. Leonberg 5b. 25.
30 b
Scheine, F.N. zu Metzingen 15b.
Schöllang, Albreht 37. 50 b. Hans 37;
Schellcnberg, OA. Waldfec. — Ulrich von 21.
Schepperer 19 b.
Schienlin 18.
Schilthaitz, F.N. zu Uhlbach 50.
Schiurer 1. Bentz 17 b. Hanman 3.
Schlat auf der Ekke, Schlatt unter Krähen bad.
BA. Engen 39. 45 b.
Schletftat, clfaß. Cant. — Heinrich von, Johan 27.
Schöne, II. 3.
Schöncgk, Schöneck bayr. BA. Hlertiflen 29
Schönraan, Wcrnher 9 b.
Schollenhof in Unter-Sulmetingen 29 b.
Schopp 44. Johan 16. 18b.
Schömbach, OA. Schorndorf 16. 17. 18b. 83,
34. 45 b. F.N. Slmchen 9 b. 17. Strut 17.
Schorndorf, OA. 8. 9 b. 16. 17. 18 b. 84. 44. 45.
F.N. Grauenberg 8.
Schott 3.
Schoubegg, Schaubeck OA. Marbach 18 b. Rüd-
gcr von 18 b.
Schriber, Friderich 16. Heintz 20b.
Sehühlin, Eberlin 2. Hainz 36.
Schlitz, Sifrit IIb. 12.
Schultheiß, Bentz 3. 17. 20. Conrad 20. 44.
Diether 17. 34 b. Haintz 3. Johann 20. Werner
45.
Schurwald f. Slihtun.
Sefler 44. Agnes 18. Cunrat 7. 18.
Seinsheim f. Saunaheim.
Seitingen f. Sitingen.
Seldneg, Seldencck abg. Burg OA. Mergentheim.
— Johan von, Liupolt 30. 37b. 43b. Mar-
gret 30. 37 b. Ulrich 43 b.
Seng, Hcrman IIb.
Senger, Hans 14.
Sersheim f. Sarwensheim.
Sielmingen f. Sihalmingen.
Siggingen, Sickingen bad. BA. Bretten 38. Einer
von 37 b. Gyfel, Ludwig 38.
Sigmaringen, hohenzoll. OA. 3. 13 b. 35 b.
Sigmaringendorf, hohenzoll. OA. Sigmaringen
1. 20.
Sigmarswangen, OA. Sulz 11.
11
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162
Schneider
Sihalmingen, Sielmingen OA. Stuttgart 41.
Silberberg, F.N. bei Mühlhaufcn 4.
Simchen, F.N im OA. Schorndorf 9 b. 17.
Symuntzhein, Simmozheira OA. Calw 4. 5 b. 24.
431).
Sindelfingcn, OA. Böblingen 21.
Singer, Cunz 3 b. Johan 3 b. 14.
Sitingen, Seitingen OA. Tuttlingen 10 b. 18b.
20. 22 b. 27 b. 33 b. 35 b. 37 b. 45.
Sitz, Hcrnian 4 h.
Sletz, Hans 17b. 43b. 44.
Slihtun, Schlichten, jetzt Schurwald 2. 19b.
20 b. 42.
Smidhein, Schmiden OA. Cannftatt 9.
Smitwicfe zu Illingen 26 h.
Snaitbcrg, Schnaitberg OA. Aalen. — Der lange
Conrat von 38 b.
Snödc, abg. Hof OA. Lconherg 27.
Sölr, Eberhart 48 b. Hainrich 6 b. 49 b.
Söhre, F.N. im Oberauit Marbach 18 b.
Sondelfingen, OA. Urach 19 b.
Sopp, der Soppenbach im OA. Riedlingen 18.
Sorg, Ulrich 9 b.
Speit, Funk 42. Haintz 12.
Speit, Spet gen. Jcgcr 27 b. 33 b.
Spenlin, Günther 4. Johan 4. 24. 37. 48b.
Spcrberat'gge, Sperberseck abg. Burg OA. Ur-
ach 2 b. 27. Eberhart von 18 b. Kraft 2 b.
Sifrid 19 b.
Spiegel, Albreht 82 b. Bentz27b. 32 b. Berhtolt
27 b.
Spilberg, Spielbcrg O.A. Brackenheim 5b.
Spiro Speier bayr. L.G. 34 b.
Spul IIb.
Staffel, F.N. bei Malmsheim 11.
Stahlegg, Stallegg bad. BA. Nctil'tadt 41 b.
Staig, Anne, Oswald von 19.
Stain, Bertold von 40. 40 b. 50. Burkart 40.40b.
Conrat 17 b. 19 25 b. 39. 50. Johan 9. 12.
28. 44b. Ludwig 9. 28. Sibot 14. Wallher
17 b.
Stainhühel, Steinenbilhl OA. Ellwangcn 38 b.
Staingruben, F.N. bei Httndcrfingen 3 b.
Stainhfilwcti.Steinhilbenhohenzoll. OA. Cammer-
tingen 13. 15 b. 19 b. 28 b. Gerlach der Stain-
hulwi 21.
Stainig, F.N. bei Echterdingen 41.
Stainsvelt, Kocher-Steinafeld OA. Neckarfulm
28. Cuntz von 16b. 24.
Stammheim, OA. Ludwigsburg 2b. 3. 3b. 32.
von 14. 22b. Conrat von 2b. 13. 81b. 32.
34b. Johan 31b. 32. Ucnhart 2 b. 31b. 32.
34 b. Wolff 31b. 32.
Steheier 11 b.
Stek, F.N. bei (Über?) Tiirkheim 2 b. 22 b.
Stenglin 20 b.
Sternenfels, OA. Maulbronn. — llenel von 48.
Stetten, OA. Cannftatt 12b. 19. 20b. 25.
Stetten, OA. Brackenhcim 6.
Stetten am Kalten Markt, bad. BA. 4.
Stier, Aberlin 42.
Stöffeln, abg. Burg OA. Ttib. - Oute von 32.
Stöker 7. 18b. Conrat 18.
Stollenberg, bad. BA. Offenburg? 4.
Slollenbrunnen, bei Neucnhaus 34.
Straiff 1.
Strazwi?, F.N. bei Aich 28 b.
Strichenberg, Streichenberg bad. BA. Eppingen
6. 12.
Stritackcr, F.N. bei Echterdingen 41.
Ströhn, Johan, Peter IIb. 31. Ulrich 81.
Stroubenhaber, Hans 36 b.
Strut, F.N. bei Schornbach 17.
Stugart, Stuttgart 16. 16b. 21. 21b. 22. 22b.
26. 50.
Stunnfedcr, Burchart 21b. Friderich 13. 21b.
31 b. Heinrich 45.
Stüßlingen, Stenßlingen OA. Ehingen. Alt- 2 b,
23b. 29. Neu- 23b. Herren von 1. Cuntz.
Johan, Rudolf 11.
Sulnbach, F.N. bei Harthaufen 24,b.
Sulmatingen , Nidern- , Inter-Sulmetingon OA.
Biberach 29 b. Ober-, Oerwig von 29 b.
Snlmingen, OA. Laupheim. — Heintz von 10b.
Sulz, OA. Ib. 4b. 7b. 10. 15b. 37
Silnshein, Sinsheim bad. BA. 1. 47.
Sunthein, Sontheim OA. Mflnllngen? — Ulrich
von 25.
Sunthein, Sontheim OA. Heidenheim. Albreht
von 4 b. Walther 2 b.
Sunthcimer 48 b. 49.
Susman 19b. Heinrich lb.
Suter 47.
Swab IIb.
Swaier, Conz 35.
Swaiger», Schwaigern OA. Brackenheini 1. 18.
25b. 32. 39. 42.
Swaighof zu Hundcrfingen 3 b.
Swaikein, Schwaikheim OA. Waiblingen 1.
Swartzwald, Schwarzwald 11.
Swelher, Bcrhtolt 7 Katherino 34 b. Ulrich 7.
9 b. 31b.
Swenhein, Schwanheim bad. BA. Eberbach 3.
Switz 8. 13 b.
Tachenhaufen, OA. Nürtingen. — Herren von
16b. Albreht 10b.
Taler, Johan lb. 5.
Talhein, Thalheim OA. Heilbronu4b 15 b. 26 b.
83. Cuntz von 32b. Cuntz Heginen 28b.
Diether 28b. Gcrhart 6b. 26b. 46b. Ger-
hart Strub 33. Margrethe 46 b. Peter 33.
Rlldgcr 23 b. 32 b. Strub, Wilhalm 26 b.
Tathufen, Datthaufen OA. Ehingen Hb.
Tcgkk, Teck abg. Burg OA. Kirchheim 9 b.
Tegwingen, Tübingen OA. Rottweil 3. 3b.
Tentingcn, Dentingen OA. Riedlingen. — Elfe
von 44.
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Lehonbuch Graf Eberhard d<
■
Tettingen, verfchrieben für Dettlingen hohenz.
OA. Haigerloch. — Peter von 28b.
Thomashardt f. Dagmansbart.
Tiefenbach, abg. Burg OA. Kirchheim 39b.
Tigersheim, Digisheim OA. Balingen. — Kenfrit
von 10.
Tillekhover, lierman 7 b.
Tifchinger, Cuntz 4 b. 10 b. 15. Hans 15.
Titsingen, Ditzingen OA. Leonberg 27.
TiUisowe, Deizisau OA. Eßlingen 18 b. 28. 31.
Tölre 10.
Tottingcr, Benz '20 b.
Trigel, Hans 34.
Trochtelfingen , hohenzoll. OA. Gammertingen
18 b.
Trut, fein Sohn Waltz 36.
Trutwin 4. 5 b.
Tübingen, OA. 4 b. 17 b. 42. Bete von 38b.
Tumnow, abg. Burg OA. Kirchheira. — Eber-
hart von 20 b.
Tunow, Donaufluß 7. 18. 22. 36. 47. 47 b. 48.
Tiintzlingea, Neckartenzlingen OA. Nürtingen
IIb. 19b. 20b. 40.
Turn, Johan 20 b. Rudolf 32.
Tuttlingen, OA. 20. 39.
Ubftat, Ubftadt bad. HA. Bruchfal. - Gerhard
von 19. 27 h.
Überbein 1.
Ufferdingen, Oferdingen OA. Tübingen. — Utz
von 20.
Ufyfenholtz, F N. bei Zell 29 b.
L'igendorf f. Jugendorf.
Ulbach, Uhlbach OA. Cannftatt lb. 2. 2 b. 3 b.
8b. 19. 19b. 20b. 23.31b. 42. 46b. 50. F.N.
Furt 3b. 19b. 23. Schilthaitz, Wynintcntz,
Zwcrhenberg 50.
Ulin, Bon/., Claus 50
I lm, OA. 3b. 4b. 7b. 10b. 11. 12b. 13b. 15.
18. 19. 21b. 29. 31. 34. 34b. 36b. 40. 42b.
Umbftat, Uml'tadt heff. Prov. Starkenburg 44 b.
L uder Schamme, F.N. bei Ehrenftein 18. 25.
l'ngelter, Cunrat 2. 14. 21.
l'ngcriht lb. Hainrich 16b.
Unlcngcn, Unlingen OA. Kiedlingen 20.
Urach, (»A. 2. 3b. 14. 15b.
Urbach, Ober- Urbach OA. Schorndorf. — Her-
ren von 43b. Adelheit 14 b. Anl'elm 45b.
Bernolt lb. 3. 12. 23. 24b. 30. 37b. 45b.
Friz 45 b. Jacob W. 37 b. Johan 6 b. 14 b.
25 b. 31b. 45b. Margarete 37b. Wolf 6. 6 b.
12. 14 b. 45 b.
Crslingen, Irslingen OA. Rottweil 7b. Sb. 9b. 10.
Utenbrunnen, F.N. bei Echterdingen 41b.
C Hingen, Eutingen bad. BA. Pforzheim 45 b.
Utz 9.
Uzgende lender, F.N. bei Echterdingen 41b.
» Greiners von Wirtemberg. 163
Wahfenhein, Waffelnheim elfaß. Cant. 10b.
Waibelhube bei Gmünd (cf. Befchr. d. OA.
Gmünd S. 136 ff.) lb. 16b. 21. 38b.
Waiblingen, OA. 2b. 7. 8. 13b.
Wais, Walther 18 b.
Waldegg, abg. Burg OA. Calw. - Adelheit.
Albrcht von 6. Cunrat Truhfetz 5 b. Ren-
hart von 6.
Walpurg, Waldburg OA. Ravensburg. — Otto
Truhfez von 21. 21 b.
Walthufcn, Waldhaufen OA. Riedlingen 20. 47 b.
Waithufer, Hans, Utz, Waltz Hb.
Waltftrazz, Ulrich an der 25 b.
Wamolt, Watnmat, Henny 44. 44 b.
Wanhartzwiler, Hohenhartswciler OA. Gaild. 28.
Wanner, Heintz 10.
Warntal, Warmthal OA. Riedlingen 10.
Wcglendcr, F.N. bei Merklingen 11. 33 b.
Wehel 35.
Wchingen, OA. Spaichingen. — Heinrich von 10.
Weinried f. Wienred.
Wellin, Rudolf 20.
Welling, Eberlin 27.
Welntzc, Welzheim OA. 36 b.
Weltiswank, Weltenfchwann OA. Calw 5b.
Wcndelshcim, f. Winnolfshcin.
Wendelftein, bnyr. BA. Schwabach 17 b. 32.
Werdenberg, i'chw. Cant. St Gallen. — Eber-
hart von 10.
Wcrnishnfen, abg. Burg OA. Eßlingen. - Adel-
heid von 19. Berhtolt, Bernhard 25. Coni atl9.
Wefcher, Utz 8.
Wcftorftetten, OA. Ulm 45 b. Fritz von 45b.
Hainrich 8 b. 31b. Rud 3. Ulrich 45 b.
Wctcrfpach, Grünwettorfpach bad. B.A. Dur-
lach 5 b.
Wetzftein, F.N. bei Fellbach 48 b. 49.
Widcrfponshof zu Vehringendorf 44.
Widibruuncrweg, F.N. bei Echterdingen 41b.
Wienred, Weinried bayr. BA. Illertiffcn 39b.
Wyhingen, Enzweihingen OA. Vaihingen 49.
Wyhingcn, Neckarweihingen OA. Ludwigsb. 40.
Wiht, fpiiter Weiler genannt, abg. OA. Befig-
heimV 21. 29.
Wikmer, Hainrich 23.
Wil, Weilerl'tadt OA. Leonberg 4. 5 b. 17. 31b.
33 b. 34 b. 37. 38. 42 b. 43 b. 46 b. 48 b. 49.
Cunz, Johan von 25 b.
Wild 42.
Wildenowe, Wildcnau, jetzt mit Kübgarten ver-
einigt, OA. Tübiugcn 20 b. DicVolcn von 20b
Wiler, Weiler ÜA. Weinsberg. — Anne von 33.
Diethcr 28. Johan 22 b. 28. Ortwin 28b.
Peter, Walther 40 b.
Wilheimerweg, F.N. bei Merklingen 38.
Wilbein, Weilheim OA. Kirchheim 50.
Wimpfen, heff. Prov. Starkenburg 17 b.
Wimsheim f. Winmetzhcin.
Wynintentz, F.N. bei Uhlbach 50.
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164 Rottich, Bodenfee. Zufammenkttnfte des Württ. Altertumsvereins.
Winmetzhein, Wimsheim OA. Leonberg 84.
Winolfshein, Wendelsheim OA. Rottenbarg 50.
Wirdeohein f. Virdenbein.
Wirm, Würm r Nebenfl. der Enz 4.
Wirt, Jacob 3. Ulrich 19.
Wirtenberg, abg. Burg OA. Caunftatt 2 b. 32.
Wislaff, r. Nebenfl. der Rems 30. 37 b.
Wyttemdorff, Wittendorf OA. Freudenftadt 17 b.
Wizz 35.
Wolffchlugen, OA. Nürtingen 40.
Wörtwin, Haintz 2, Hans 41.
Wörtz, Würtz 33. 41 b.
Wnnnenftein, abg. Burg OA. Harbach. — Jo-
han 6. 49 b. Wilhelm ö. 24b. 42.
Wttrglingen, abg. OA. Blaubeuren 7. 18.
Wurmlingen, OA. Rottenburg. — Kuno von
13 b. 20. Reinhart 15 b.
Wuflen Glatbach, Klein-Glattbach OA. Vaihin-
gen 34 b.
•
Zaberfeld, OA. Brackenheim 5. 6b. 12. 14b.
27 b. 48.
Zabergau, Gau der Zaber, I. Nebenfl. des Neckars
48.
Zadel, Cuntz 9.
Zatzenhaufen, OA. Cannstatt 18 b.
Zell vnder Aychelberg, OA. Kirchheim 16 b.
29 b. F.N. üffyfenholtz 29 b.
Zimmern, Metterzimmern OA. Befigheim 22. 22 b.
23 b. 24. 36.
Zitwan, Adelheit 27. Johan 27. 49 b.
Zülnhart, abg. Burg OA. Göppingen. — 8ifrid
von 14 b. 86 b.
Ziltolman, Albreht 27 b. Hainrich 27 b. 30 b.
Zützelhufen, abg. Ort OA. Urach 12.
Zützelstal, wohl bei Zfltzelhaufen 2.
Zund, Conrad Hb.
Zwerchenberg, F.N. bei Uhlbach 2. 3 b. 19 b.
23. 37 b.
Zur Gefchichte des Bodenrees.
Rettich, Dr. Heinrich, Die Völker- und Staatsrechtlichen Verhältnifle des Bodenfeos
hiftorifch und juriftifch unterfucht. Tübingen 1884. H. Lanpp.
Der Verfaffer behandelt einen bisher ziemlich vernachläffigten Gegenftand ; auf Grund ein-
gehender Unterfuchungen gelangt er zu dem Ergebnis, daß bis zum Beginn diefus Jahrhunderts ein-
zelne Teile des Bodenfees der ausschließlichen Hoheit einzelner Uferftaaten unterworfen waren,
daß aber nach heutigem Recht der ganze See ausnahmslos unter der ungeteilten Hoheit der fünf
Uferftaaten fleht. Auf die intereffanten juriftifchen Ausführungen kann hier indeß nicht weiter
eingegangen werden; wir erwähnen hier diefe Schrift überhaupt nur deshalb, weil der Verfaffer
zugleich ein umfaffendes authentifches Material mitteilt, auf das er feine Erörterungen Stützt, fo
daß fie damit zugleich eine wichtige Quelle für die Gefchichte des Bodenfees und feiner Ufor
bildet Wer fich fortan über die rechtlichen VcrbXltniffe des fchwäbiSchcn Meeres in Gegenwart
oder Vergangenheit unterrichten will, wird da« Gefliehte in dicfciu Buche finden. Ein Regifter
hätte feine Brauchbarkeit übrigens noch erhöht. A.
Zurnmmenkünfte der Mitglieder und Freunde des Württ. Altertnntsvereins
fowie der Anthropologifchen Gefelirchaft.
Januar 3. Vortrag von Prof. Dr. Bälz aus Tokio Über die Vrtlkerftämmc Japans.
17. Vorträge: von Prof. Dr. H. Fifcher zum 100 jährigen Gedächtnis Jakob Grimms; von Prof.
Dr. nartmann Uber H. v. Schuberts Schrift: Die Unterwerfung der Alamannen unter die Franken.
31. Vorträge von Obermedizinalrat Dr. v. Hölder Uber die Funde in der Bockfteinhöhle im
Loncthal (abgedr. Ausland 1885, Nr. 15); von Prof. Dr. Hart mann über Tübinger Staatsver-
brecher am Anfang des 19. Jahrhunderts (abgedr. Staatsanz. 1885 Bef. Beil. 3).
Februar 14. Vortrag von OberStudienrat Dr. Planck über die Menfchenopfer bei den
Germanen. 28. Vortrag von Dr. W. Lang: Georg Kcraers Briefe aus der franzöfifchen Revolutions-
zeit (Schwäb. Krön. 51).
März 14. Oberlandcsgerichtsrat v. Föhr Stellt feine Grabhiigelfundc von der Alb aus
und erläutert fie. 28. Vortrag von Prof. Dr. Schott über die württembergifchen Geifet in
Straßburg und Metz 1693- -96 (Schwäb. Krön. 76).
April 19. Vortrag von Major Frh. v. Tröltfch über die prähii'toiil'clie Ausstellung
in München.
(Schluß des I. und II. Ilefti.)
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165
Mitteilungen
der Anftalten für vatcrländifche «efcliiehte und Altertumskunde.
Vom K. ftatiftifch-topographifchen Bureau.
Württembergifche Gefchichts- Literatur vom Jahr 1884.
1. Allgemeine Landesgefchichte.
^ Alamannen. H. v. Schubert, die Unterwerfung der AI. unter die Franken. Straßb. Trübner.
Alamannenkönlg Makrian Dahn, Allg. d. Biogr. XX, 125 ff.
Allgau. Banmann, Gefch. dea A. Kempten, Köfel (Fortf.)
Altertümer. Fraas, Der Bockitcin im Lonethal eine neue prahift. Station in Schwaben. Korr.-
Bl. d. Gef. f. Anthr. 2. E. Herzog und v. Kailee, Ausgrabungen zu Kottenburg a. N.
Weftd. Zeitfchr. III. S. 326 ff. L. Mayer. Die mcrowingifchen Funde v. Pfahlbeim bei Ellw.
ebend. S. 228 ff. Miller, Die röm, Begrabnisftatten in Württ. Progr. d. Stuttg. Realgymn.
Auch in bef. Abdr. erfch. (vgl. Hang Weftd. Ztfchr. Korr.Bl. 162). Panlus, Schanzwerke
am Donaulimes Schwab. Krön. 2. Rottweil Weftd. Ztfchr. Korr.Bl. 132.
Benediktiner. Lindner, Die Schriftfteller 0. S. B. im heutigen Königr. Württ, (Fortf.), Stud.
u. Mitt. aus dem Ben.- u. Cil't. Orden V.
Bodenl'ee. H. Rettich, Die Völker- und ftaatsrechtlichen Verh. des Bod. hiftorifch und juriftifch
unterfucht. Tüb., Lanpp.
Dichter. Strackerjan, Die fchwäbifchen Dichter und Ruckert. Progr. der Oldenburger Real-
feh ule.
Donaugegend, obere. A. Birlinger, Reife eiues Karlsruher Profeflbrs vor 100 Jahren. Hcu-
berger Bote 103.
FQrftcnhaus. v. Alberti, Herzog Ludwig Allg. d. Biogr. XIX, 597; H. Ludwig Eugen ebend.
598. H. Bach, Eine Reliquie Herzog Eberhards im Bart. SlApz. Bef. Beil. 9. Boflert,
Eberhard im Bart. Stuttg., Gundert Boflert, H. Ulrich f. Reformation. Magdalena Sibylle,
Herzogin Allg. d. Biogr. XX, 49. Pfiftcr, Einzug der Herzogin Magdalena Sibylla in Stutt-
gart 12. Febr. 1674 Schwab. Krön. 34. Salzmann, Herzog Karl liehe 2 Hohenheim. Schloß-
berger, Württ. Gefandtfchaftcn in den J. 1595, 1604 und 1605. Staatsanz. Bef. Beil. 3 ff.
Schneider, Rede bei der 350j. Feier der Schlacht bei Laaffen Schwab. Krön. 118. Schneider,
F., Herzog Magnus Allg. d. Biogr. XX, 73. Herzog Ferdinand Wilhelm 1659—1701 Zeitfchr.
f. Allg. Gefchichte I. (flehe auch Verfaffung). Wille, Analekten zur Gefch. Oberdeutfchlands
insbefondere Württembergs in den J. 1534 40. Ztfchr. f. d. Gefch. d. Oberrh. XXXVII,
263 ff. Ein Brief der Reichsgräfin Franziska v. Hohenheim StAnz. B. B. 6.
Gefehl echter ältefte. L. Schmid, Die ältefte Gefch. des erlauchten Gefamtlianfes der kön. und
filrftl. Hohenzollern. I. 1. Der Urftamm der Hohenz. und feine Verzweigungen. Tttb., Laupp.
Handel. W. Heyd, Der Verkehr fitddeutfeber Städte mit Genua während des Mittelalters.
Forfch. z. d. Gefch. XXIV, 2.
Hexen. Sauter, Zur Hexenbulle 1484. Die Hexerei mit bef. Berückf. Oberfchwabens. Ulm, Ebner.
Hohenftaufen und Wellen. Mflcke, Ans der Hohenftaufen- und WelfenzciL Kaifer Heinrich VI.,
König Philipp und Otto IV. v. Braunfchweig. Gotha, Perthes.
Jofeph II. Beck, Schwäb. Erinnerungen an K. Jofeph II. v. Öfterreich. Sammler, Beil. z.
Augsb. Abendzeitung 4 ff.
Klöfter, auswärtiger, Beziehungen zu Württ. Salem (Fortf.) v. Weech Ztfchr. f. d. Gefch. d.
Oberrh. XXXVII, 133 ff. Sankt Georgen Roth v. Schreckenftein Uber die Notitia Fundationis
des Kl. St G. ebend. 338 ff.
Konfeffionsverhältniffc. W. Sievers, Über die Abhängigkeit der jetzigen Konfefllons-
verteilung in SUdweftdeutfchland von den früheren Territorialgrenzen. Güttingen, Pepp-
m (liier. (Der verdienftlicben , mit fchöner Karte gefchmilckten Arbeit wäre es fehr zugut
gekommen, wenn der Verfafler auch unfere Oberarotsbefchreibungen und die Stätin-Bach-
fche Karte der Herrfchaftsgebiete von Wlirtt gekannt hÄtte.)
WOrttemb. Viorleljahnhcftc IWJ. 11*
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166
Hartmann
Kriege. Spanifchcr Erbfolgekrieg. Bulletin da comite des travaux hiftoriques et fcientifiques.
Section d'hiftoire et de philologic 1884 Nr. 1 pag. 20-25: Esnault, abbe, Traite conclu
le 5. jnin 1707 entre l'intendant de la province d'Alface et de 1'armee du Rhin au nom
de Louis XIV. et lea deputes du duche de Wurtemberg.
Kunft. Klemm, Entwicklung der Schriftformen in der Steinfchrift von 1000 bis 1600. Chriftl.
Kunftblatt 8. 10.
Mömpelgard. Ch. Roy, L'ecole fran<;aife de Montbeliard. Bull, de la foc. du proteit. fran^.
XXXII; Lea ecoles de campagne dans l'ancien pays de Montb. ebend. XXXIII.
Namen. Weigclin, Einige Familiennamen (Kircheifen, Grüneifen, Butterfack). Korr.BI. f. d.
fiel.- und Bealfcb. XXXI 8. 264 ff.
Obcrl'chw aben. P. Beck, Schwab. Erinnerungen an Kaifer Jofeph II. v. öfterreich. Im Sammler,
Beil. z. Angab. Abendzeitung Nr. 4 ff.
KeformatioD. Boffert, Württemberg und Janffen I. II. (Herzog Ulrich) Halle, Niemeyer. Bollert,
Zwingiis Bezz. zu Wiirtt Schw. Krön. 5. K. Rothenhäusler, Sündhaftigkeit der altwflrtt
Klofterfrauen im Reformationszeitalter. Stutig. Verl. d. deutschen Yolksblatts. Schneider,
Die wiirtt. Kirchenvifitation zur Abfchaffung des Interims. Theol. Stud. aus Wiirtt V, 161 ff. ,
Boffert, Zwei Lieder aus der Zeit des fchmalkaldifehen Kriegs. Scboorrs Arch. f. Litt.
Gefch. S. 211 ff. Die wiirtt. Kircheuvifit. in der 2. Hälfte des 16. Jahrh. ebend. S. 65 ff.
Wagenmann, Stuttgarter Synode und Bekenntnis von 1559. Theol. Realencykl. 2 A. XIV, 793 ff.
Reformierte Gemeinden. K. Klaiber, Urkundl. Gefch. der ref. Gemeinden Cannftatt-Stutt-
gart-Ludwigsbiirg. Stuttg., Steinkopf.
Schwaben. Liudolf, Herzog v. Schw. Stalin, Allg. d. Biogr. XIX, 6 ff. Stammescliarakter etc. :
Crecelius, Jak. Witupheling und die Schwaben Birlingers Alemannia XII, 44 ff. .Schwaben-
lied aus dem 17. Jahrh. ebend. 177 ff.
Staatsrecht. L. Gaupp, Das Staatsrecht des Kttnigr. Wiirtt. Freib. und Tüb., Mohr.
Städte. L. Quidde, Der fchwäbifchrheinifche Städtebund im Jahre 1384 bis zum Abfchluß der
Heidelberger Stallung. Stuttg., Cotta.
Univerfität fiehe 2. Tübingen.
Verfal'f un g. Schneider, Die Karlsbader Befchlüffe und die Württ Verfaffung (gegen Treitfchke).
Allg. Zeitung Beil. 155.
Württemberg. (Gundcrt) Gefchichte v. Wiirtt. Herausg. vom Calwer Verlagsvereiu. 5. Aufl.
Calw und Stuttgart. (Ein fehr zu empfehlend*» , ebenfo fleißiges wie gut gefchriebenes
Büchlein.) Viel Gefchiehtliches auch in: Da» Königreich Württemberg. Herausg. v. d.
K. ftat.-top. Bur. II, 1. Das Volk. Stuttg., Kohlhammer.
2. O r tsgel'chi c h te (einfchließlich G e fchlechtergefchich te).
Aalen. H. Bauer, Gefch. und Befchr. von Aalen, ergänzt und herausg. von J. G Rohm. Aalen,
Sticrlin.
Alpirsbach. Ed. Paulus Über Land und Meer 52.
Altenburg f. Cannftatt
^- Bebenburg (Bömberg). Lupolt v. B. A. D. B. XIX, 640.
Beuren, OA. NUrt Goldfucher 1817 f. Birl. Alem. XII, 162.
Blaubeuren f. Weingarten.
Buchau. J. E. Schüttle, Gefch. von Stadt und Stift Buchau famt dem ftiftilchen Dorfe Kappel.
Waldfec, Licbel.
Cannftatt Gefchiehtliches Schwäb. Krön. 23. 123. Brinzinger, Die Pfarrei Altenburg- Cannftatt.
Hofeies Di0z.Archiv 8. 93 ff. Siehe auch 1. Reformierte Gemeinden.
Crailsheim. Befehreibung des OA. Cr. herausg. v. d. K. ftat. top. Bureau (Paulus, Boffert u. A.)
Stuttg., Kohlhammer.
Egesheim. K. Rothenbäufler, Die Wohlthäter der Pfarrkirche Unf. L. Frauen in E. Selbftverlag.
Ehingen a. D. Beiträge s. Gefch. des ehm. Landkapitels (Fortf.) Hofeies Diöz.Arch. S. 16 ff.
Ehingen a. N. K. Holzherr, Gefch. der Keichsfreiherrn v. E. bei Rottenburg. Stuttg., Kohl-
hammer.
Eßlingen. Frauenkirche: LObke Schwäb. Krön. 60. (Jetzt auch in : Bunte Blätter aus Schwaben.)
Geislingen. Steiff, Analokten zur Gefch. v. G. und Umgebung im 16. Jahrh. 1. Ein „Bädeker*
über die Geislinger Gegend vom J. 1524. 2. Die erften Tübinger Studenten ans dem Geisl.
Bezirk 1477—1527. Beil. zur Geisl. Zeitung 57. 60.
Gmünd. Drcifaltigkeitskapelle Birl. Alem. XII, 161.
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Württembcrgifche Gefchichts-Litteratur 1884.
167
Göppingen. Fr. Pfeiffer, Befchr. u. Gefch. der Stadt Göppingen. Göpp., Herwig.
Großfachfenheirc. Klopferle, Birl. Alem. XII, 161.
Hall. f. 3. Lohkorn.
Herlazhofen. Indulgenzbrief aus Avignon 1343 facfimiliert Ana. d. germ. Kationalmuf. I,
Mitteil. 2 Taf. I.
Herrenalb. Kath. Äbte des Klofters: Hofeies Diöz.Arch. 8. 5. Bauten: Prüfers Arch. f. ki.
Kunft VIII, 8. 9.
Hiltensweiler, Der fei. Arnold von H. und die Arnoldszelle H. Dek. Schneider in Sehr. d.
Bodenf. XIII, 134 ff.
Hirfau. Gifeke, P., Die Hirfchauer während des Inveftiturftreita. Gotha, Perthes. (Vgl. Landen-
berger StA. BB. S. 298 f.) Müller, H., Die Mnfik Wilhelms v. H. Frankfurt. Siehe auch
Weingarten.
Hohenheim unter Herzog Karl. Salzmann Schwöb. Krön. 53.
II oben t wie). Zernin, der H. Vom Fels zum Meer Septbr.
HUrbelsbach, St Lorenzkapeile. Birl. Alem. XII, 168.
Isny. Giefel, Beiträge zur Gefch. v. I. im Zeitalter der Reformation. Hofeies Diöz.Arch. 4.
Lauffen f. 1. FUrftcnbaus.
Löwcnftoin, Graf Albrecht v. A. D. B. XIX, 316.
Lieh tenf lern. Äbtiffinnen v. L. Hofcles Diöz.Arch. S. 6.
Ludwigsburg. Gefch. der katli. Gemeinde Brinzinger ebend. 87 f. 81. Die Standbilder an
der Arfenalkapelle. Ludw. Zeitung 1883, 282. Stockmayer, E , Intcreflante Persönlichkeiten
auf Beftich in L. ebend. 1884, 60 ff. Siehe auch 1. Reformierte Gemeinden.
Marbach. Kautter, Marbach a. K, die Geburtsftadt Schillers. Marb., Gattinger.
Nere sh cim. Sprichwörter und Redensarten aus einer Necr. Handfchr. des 16./17. Jh. Birl. Alem.
XU, 35 ff.
Neuneck. Locher, Regelten der Herren v. N. (Schluß). Mitt d. hohenz. Ver. XVII. ö9 ff.
Nürtingen. Fuchslocher, Der wackere Kroat und der Kroatenhof. Nürt Wochenblatt 112 Beil.
Nußdorf. VOlter, Fr., N. und feine beiden Kirchen. Vaihingen, Dittmar.
Owen. P. Roofchllz, Owen. Seine Gcfchichte und feine Denkwürdigkeiten. Stuttg., Koblhammer,
Pacenhoven — Betznau, OA. Tettnang Dek. Schneider Sehr. d. Bodenf. XIII, 149 ff.
Pfullingen. Flamm, C. E. 0., Feft- und II. Anftaltsbericht der Heil- und Pfleganftalt Pf.
Gedenkblatt aus der Heil- und Pfleganftalt Pf. Von einem Freunde des Haufes.
Ravensburg. Hafner, T., Die evang. Kirche in Rt. nebft einigen Notizen über das Schulwefen,
die Bibliothek und den Humaniftcn Hummelberger. Rav. Selbftverlag.
Reutlingen. Wurfter, P., Matthäus Alber. Einige Züge aus der Rcformationsgelch. Reutlingens
dramatifch bearbeitet
Rottweil. Illuftrierte Kronik der Stadt R. (von P. Uartmann und A.) R. Eller. Glasmaler zu
R. im 15. u. 16. Jahrh. : H. Meyer, Die l'chweizerifche Sitte der Fenfter- und Wappen-
fcbmücknng vom 15.— 17. Jh. Francnfeld Huber. Bach, M., Rottweil und feine Kunftfchätze
Lützows Zeitfchr. f. bild. K. XIX, S. 273 ff.
SchOnthal. Belehr, u. Gefch. des Klofters und Seminars v. G. Bollert, E. Paulus und R. Schmid.
Herausg. v. d. K. ftattop. Bnr. Stuttg., Kohlhammer.
Sei b ranz. Vocheaer, Zur Geich, der Pfarrei S. Hofelea Diöz.Arch. S. 7.
Stuttgart. Brinzinger, Gefch. des Landkapitels, der Hofkapelle, der St. Eberhardskircho ebend.
S. 22 ff. Baugefchichte: Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Feftfchr. z 6. Gen.-
Vcrf. des Verbands deutfeher Archit. und Ing. Vereine. Stuttg., Greiner und Pfeiffer.
Tübingen. Die Neujahrsnacht von M. Bührer 1784. Tüb., Laupp. RUmelin, die Eutftehungs-
gefch. der jetzigen UniverfitäUverfaffnng St.Anz. Bef. Beil. 2. Sjöftröm, A., Namensverzeichnis
der Mitglieder der Burfchenfchaft Germania in T. von 1816 bis 1883. Griefinger, Burfchen-
fchaft von 1816 Schwäb. Krön. 38 ; Tübingifches von 1819-26 ebend. 106. Pfleidcrer, E.,
Zum Wefen der Univ. und ihrer Aufgabe als Uochfchule. Tüb., Laupp. (Gegen Flach,
H., Württ. und die Philologie. Stuttg., Metzler.)
Ulm. Ilgenftein, M., Zur früheften Bucbdruckergefchfchte Ulms: Zentralblatt für Bibliothekwefen
v. Hartwig und Schulz I. Sittengofchichtlichcs von Ulm aus Konrad Dieterich: Birl. Alem.
XII, 31 ff. (vgl. Akaderoifche Blätter I, 5).
Waldburg. Zingelcr, K. Th., Der Werdenberg -Sonnenbcrgfche Streit, Mitt des hohenzoll.
Verein» XVII, 1 ff.
Weingarten. Schneider, E., Übergabe der Klüfter Blaubeuren und Hirfau an die Rcicbsabtei
W. (1647) Briegers Ztfchr. f. Kirchengefch. S. 150 ff.
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Hartmann
Weiße nan. Bus!, C. A., Zur Gefch. des Prämonftr.Kl. and der Kirche. W. Neue Folge. Hofeies
Dißz.Aroh. S. 5 ff.
Wefterftetten. Ditzinger, Beitr. z. Gefch. der Pfarrei W. im Landkapitel Ulm. Hofole«
Diöz.Arch. S. 49 ff.
Zimmern. Franklin, 0., Die freien Herren und Grafen von Z. Beiträge zur Kechtsgefchichte
nach der Zimmrifchen Chronik. Freib. u. Tüb., Mohr.
3. Biographifches.
Abbt, Thomas. Pentzhorn, E., Thomas Abbt Ein Beitr. zu feiner Biogr. Di/T. Berlin, Rofe.
AndreM, Joh. Val. Koch, A., Friedrich Rückert unter dem Banne v. Val. Andreä. Zeitfchr. f.
deutfehe Philo]. XVI, 3. 4.
Auerbach, B. Briefe an feinen Freund Jak. Auerbach. Frankf. Litt. Anft. Julian Schmidt
Deutfehe Rundfrhau X, 12.
Bilflnger, G. B. Wahl, R., Bilfingen Monadologie und präftabilicrte Harmonie in ihrem Verh.
zu Leibnitz und Wolf. Ulricis u. Krohns Zeitfchr. f. Philof. u. philof. Kritik 1.
Binder, Guftav, Rektor. Schwäb. Krön. 39.
Braun, Reinhold, Maler aus Altenfteig. Allg. Zeitung 67 B.
Cleß, Georg, Arzt. Schwäb. Krön. 70. R. Elben im Media. Korr.Blatt S. 155 ff.
Deis, K. A., Kupferftecher. Schwäb. Krön. 310.
Dieter ich, Konrad in Ulm. Birlinger, Akad. Blätter ], 5. Alemannia XI), '21 f. 31 ff. 170 ff.
Dorner, If. Aug. Kleinert, P., Zum Gedächtnis J. A. Ds. Berlin, Dobberke und Schleiermacher.
Nekr. von L Mezger Schw. Krön. 201. Allg. Zeitung 283. Daheim 45 n. f. w.
Eichhorn K. Fr. in Württemberg. Nach Schultes Biographie Schwäb. Krön. 207.
Faber J". Heigerlin.
Finckh, Rob., 0 A.Arzt Urach. Nekr. von Chr. Finckh Jahresh. <L Ver. f. vaterl. Naturk.
XL, 27 ff.
Fifcher, J. G. Breuning, E., in d. Akad. Blätt. I.
Gerlach, Slefan. Bilfinger St.Anz. Bef. Beil. S. 258 f.
Gnauth, Adolf. E. Paulus, Über Land und Meer 11.
Heigerlin, Joh. gen. Faber, Bifchof v. Wien. Horawitz A., Johann II. Sitzungsber. d. Wiener
Akad. CV1I, 83 ff. (auch in bef. Abdr. Wien, Gerold).
Hengheer, Joh. Chriftof, Prälat, Bilfinger, StAnz. B. B. S. 250 f.
Hermann der Lahme v. Aluhaufen. Herrmanni Contracti mufica ed. W. Brambach. Lips.,
Teubner.
Hochftetter, Ferdinand. Schwäb. Krön. 177.
Hoffmann, Chriftof. n. , Mein Weg nach Jerulalem. Erinnerungen aus meinem Leben II.
Jerufalem, Selbftverlag.
Hoff mann. Karl, Buchhändler. Schwäb. Krön. 4. Schulz, Allg. Adreßbuch f. d. deutfehen
Buchhandel 1885 (mit Bild).
Hohenlohe- Ingelfingen, FUrft, 1806. Auszüge aus fiincn Berichten Uber die Immediat Unter-
fnchnngskommiffion. Kriegsgefchichtl. Einzelfehl iften, herausg. v. Gr. Generalltah. II. Berlin,
Mittler und Sohn 1883.
Hölderlin. Köftlin, K., Dichtungen von Fr. H. mit biogr. Einleitung. Tüb., Fues.
Hornftein- Grüningen. Zur Fainiliengefch. MitL des hohenz. Vereins XVII, 55 ff.
Keller, Adelbert. Nekr. v. PranÜ Sitzungsber. d. Münchner Akad. 1883 S. 92 ff. H. Fifcher
im Biogr. Jahrb. für Altertumskunde VI, 41 ff.
Knßrzer, K. v., General. Schwäb. Krön. 114.
Kornbeek, Friedr., Arzt. Schwäb. Krön. 44. Med. Korr.BI. S. 14».
Kübel, Franz Fr. Ph., Präfident. Schwäb. Krön. 13. Württ, Arch. für K. und Kechtsverw.
XXIII, 2.
Lizel, Georg, Philolog. Allg. d. Biogr. XIX, 22.
Locher, Jakob (Philomufus), Humanift Hehle cbend. 59 ff.
Lochercr, Joh. Nep., Theolog. ebend. 63 (liee: WondeJaheim).
Löfflcr, Jakob, Staatsmann, v. Alberti ebend. 105.
Lohen fchiold, ü. C, Prof. in Tübingen. Ebend. 119.
Lohkorn, Peter, Baumeifter. Bach, M., Meiftcr L. in Schw. Hall. Lützows Zeitfchr. f. bild.
K. XX, 2.
Longner, Ignaz, Theolog. Linfonmann A. D. B. XIX, 155.
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Würtlcmbergifelie Gcfclilclits-UUcrutur 1884.
1GÜ
Lottcr, Tobias, Stiftsprediger. Schott, cbcnd. 278.
Lucas, Eduard, Pomolog. Ebend. 342.
End ewig, Joh. Pctcr, Staatsrcchtslehrer. Ebcnd. 379.
Ludwig, Wilb. Fried., Arzt. Kliipfcl ebend. 615.
Lufchka, Hubert, Anatom. Ebend. G. r >3. (Zweimal ift dort Tübingen ftatt Freibnrg zu lefen.)
Lutz, Joh, Baumeifter von Schuffenried 1478 IT. P. Beck ebcnd. 709.
Machtholf, G. Fr., Pfarrer. Ebend. XX, 7.
Mack, General (Ulm). Ebend. 8 ff.
Mack, Ludwig, Bildhauer. Wintterlin ebond. 12.
Magcnau, Rud. Fr. M., Dichter. Martroann ebend. 50.
Mager, K., Pädagog in Stuttgart. Ebend. 57.
Magirus, Johs., Theol. Schott ebend. 60.
Maie I er, Ge. Konr., lat Dichter. H. Fifcher ebend. 100.
Malblanc, Jul. Fr., Jurift Ebend. 129.
Malchus, K. A., wiirtt. Miuilter. Ebend. 135.
Maltitz, Fr. Ap., Dichter, in Stuttgart. Ebend. 150.
Maltitz, Gotth. Aug., Dichter, in Stuttgart. Ebend. 152.
Mancz, Konrad, Buchdrucker in Blaubcnren und Buchhändler in Ulm. Ebend. 164.
Mandelsloh, Friedr. Graf v., Paläontolog. Ebend. 171.
Mannhardt, Joh. Willi., von Kleinheppach, Mennonitenhaupt. Ebend. 200.
Mantel, Johann, Reformator. Haitmann ebend. 250.
March thaler, Barth., Veit, Veit Konrad, in Ulm. Veefenmeyer ebend. 300.
Mark Ii n, Chriftian, Prof. Wintterlin, ebcnd.. 334.
Marner, Dichter laus Ulm? vgl. A.D.B. XX, 300 Manier- Grantuclier in Ulm). Ebcnd. 39G.
Martinas Minorita, Chronift Ebcnd. 482.
Martini, Arztfamilie. P. Beck cbcnd. 499. 503. 507.
Maskowsky, Wilh. Ludw., aus Göppingen, hcftlfcher Kanzler. Ebend. 563.
Mäftlin, Michael, Aftronom. Ebcnd. 575.
Matthiffon, Friedr., Dichter, in Stuttgart. Ebend. 679 ff.
Manch, Joh. Matth., Banmeiftcr. Wintterlin ebend. C84.
Mauch, K. Fr. Ed., Zeichner. Wintterlin ebcnd. 687. (Leider fehlt in der Allg. D. Biogr. der
Afrikarcifende Karl Manch!)
Mau chart, Burkh. Dav., Mediziner. Ebend. 687.
Mauel er, P. F. Th. E. von. Schneider ebend. 687.
Ma ulbertfeh, Ant Franz, Maler. P. Beck ebend. G89.
Manrcr, Franz Jof. Val. Dom., Orientalin. Ebend. 699.
Mehlhofer, Phil. v. Eriskirch. Bollert in Luthardts Ztfchr. f. ki. Wiff. und ki. Leben VIII.
Miirikc, Eduard. Biographifches, Briefe etc. J. Bächtold deutfehe Unndfchau XI, 2.
Nchcr, Bernh, Maler. Pceht, Deutfehe Knnftler des 19. Jahrhrts. 4te Reihe.
Notier, Friedrich. W. Lang Schwab. Krön. 106. IL Fifcher Allg. Zeitung. 121 f. Beil.
Reinhard, K. Friedr. Reinhards Briefe an Ch. de Villers. Ilerausg. v. M. Ifler. Hamburg,
Meißner 1883.
Rcyfcher, A. L. Erinnerungen aus alter und neuer Zeit, Horausgcgebcn von K. V. Riecka.
Frcib. n. Tab., Mohr.
Rhegins, Urbanus {Rieger) v. Langenargen. Theol. Rcalcncykl. 2 A. XIII, 147 ff.
Roos, Magn. Friedr. Ebend. 45 f.
Roth, K. Joh. Friedr. Ebend. 71 f.
Sam, Konrad v. Rottenacker. Boffcrt ebend. 335 ff.'
Schiller. BJichtold, Hin Brief Sc.h'a. an Leonh. Meiftcr Sievers' Akad. Blätter 6. Boxberger,
Zeltgen üffilchc Mitteil, über Sch. N. F. Aus Handfchr. d. Dresdener Bibl. Ebend. Geiger,
L., Zu Schiller. Schnorrs Arch. f. Litu Gefch. XII, 3. Klaiber, J., Sch. auf der Solit>ide
Vom Fels zum Meer Juli. Schlofibcrger, Neuaufgcfiindene Urkunden (Iber Sch. und feine
Familie. Stnttg., Cotta. Spcidel, L., und Wittmann, FI , Bilder aus der Schillcrzoit (Dannocker
Streicher, Znmltceg, Gegel etc.) Berlin und Stnttg., Spemann. Überweg, Fr., Schiller als
Tliftorikcr und Philofoph. Leipzig Reißner. Vetter, F., Schiller und die Granbilndner Schnorrs
Arch. f. Litt. Oefch. XII, 3. Weltrich, Cber die angeblich von Sch. verfaßte Gefchichte
Württembergs Allg. Zeitung 272 B. (Die Sache war durch Stälin Wiirtt. Jahrb. 1859
II, 147 und 18G0 I, 279 liingft erledigt.) I,ang, P., Schiller und Schwaben. Stuttg., Gundert.
Schmid, Chr. Fr. v. BickeUberg. Theol. Realencykl. 2. A. XIII, 60« *
11 v*
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170
Aus dorn Protokoll der fiebenten Beratung des RedaktionB-Ausfchuffcs.
Sehn ecken burger, Matth., v. Thalbeim. Ebend. 602 ff.
Schnepff, Erhard, v. Heilbronn. Ebend. 608 ff.
Schubart. Hauff, G., Hiftorifch-kritifche Ausgabe von Sch'a. Gedichten mit Biographie. Leipz.,
Reclara.
Schwab, .loh. Chriftof (1745— 1821). Schwab. Krön. 131.
Sonnenberg, Andr. v. f. 2. Waldburg.
Spittler, Ludw. Timoth. Theol. Realencykl. XIV, 540 f.
Stark, Ludwig, Komponift Schwab. Krön. 85.
Stäudlin, Karl Friedr. Ebend. 574.
Staudenmaicr, Franz Anton v. Donzdorf. Theol. Realencykl. XIV C4. r ».
Stein hofer, Fr. Chr. v. Owen. Ebend. 639.
Steudel, Joh. Chr. Fr. v. Eßlingen. Ebend. 61)5 ff.
Stiefel, Mich. v. Eßlingen. Ebend. 702 f.
Storr, Gottl. Chrift. v. Stuttg. Ebend. 773 f.
Strauß, D. F. v. Ludwigaburg. Ebend. 775 ff.
Vierordt, K., Profeffor. Nekr. SL-Anz. 280.
Weigle, Karl Wilh., Fabrikant. Gcwerbcblatt S. 425.
Werner, Guftav. Schwab. Krön. 61. P. Wurfter, Guftav Werner. Zum 50 j. Jubil. Rcutl.
Bruderhaus.
Wieland, C. M. Siehe Ofterdingers Bericht .Schwiib. Krön. S. 677 über: II. Bühnkc, Wielands
publiziftifche Tbätigkeit. Oldenb. 1883 ; Vierzehn Gedichte von W. in Herrigs Archiv
LXX, 1.; Vier kritifche Gedichte von J. J. Bodmer. Heilbr. 1883. - Werner, R. M., Aus
Wiclands Jugend. Sicvers' Akad. Blätter 8. 9.
Wieland, Joh. Heinrich (1616—1676.) StAnz. B. B. S. 251 ff.
Wüft, Karl, Oberbürgermeifter. Schwab. Krön. 30.
Zeller, Guftav, Prälldent, Naturforfcher etc. Schwab. Krön. 19.
Aus dem Protokoll der fiebenten Beratung des Redaktions - AusfchuTfes.
Hall, 24. Juni 1885.
1. Der Aufruf an die Redaktionen der Lokalblätter und die G efe Iii ch ta-
freu nde, Tie möchten von den in jenen erfcheinenden landesgefchiclitlichen Artikeln je eine
Nummer an das ftatiftifch-topographifche Bureau und an den betreffenden hiftorilehen Verein
i'chicken (Vjsh. VII. S. 17Ü), war J'o gut wie erfolglos. Es wurde daher befchloffcn: geeignete
Schritte bei dem K. Kultininifteriuiu zu thun, worüber fpäter Mitteilung gemacht werden foll.
2. Vortrag von Archivrat Dr. Stalin über den Plan einer Veröffentlichung
der .lltcrcn wiirttcmbcrglfchcn Gefchichtsqncllen.
Referent erklärt es für wunfehenswert nnd ausführbar, daß znnächft, mit Übergehung
der feriptores antiquiffimi , die Annalen, Chroniken, Biographien, Briefe etc. bis zum Ende dca
Mittelalters (Fei. Fabri und I^adisl. Sunthcim) teils ganz, teils auszugsweife mit den nötigften
Anmerkungen gedruckt würden in einem berechneten Umfang von ca. 500 Seiten der Ausftattting
der Viertcljahrshclte, wozu vielleicht fpiiter mindoi wichtige im Umfang von ca. 160 Seiten und
dio von Bau mann zu edierenden Nekrologien kommen konnten. Referent halt für das zweck-
mäßigfte, dio Fontes im Anichluß an die Vierteljahrshefte mit befonderer Paginicrung in jährlich
ca. 4 Bogen binnen 10 Jahren herauszugeben.
Es wird befchloffcn: a) die Vereine follen veranlaßt werden, Heb über die Sache bis
zum Spätherbit zu äußern ; b) um für die Quellcnfammlung eventuell Raum zn haben und weil der
württembergifche Altertumsverein Luft zeigt, die Arbeit des Herrn von Albert i über die
Siegel der wllrtt Gefchlechter zu veröffentlichen, wird der Befchluß von 1884, diefes
Werk in die Vierteljahrshefte aufzunehmen, aufgehoben.
3. Auf die Bitte des Sil Ich gauer A 1 ter tu m s v ereins um Einräumung eines ent-
fprechenden Teils der Vierteljahrshefte für feine Veröffentlichungen wird die Aufnahme dea Ver-
eins in den Verband uutcr folgenden Bedingungen befchloffcn:
l>er Verein erhält 2 Bogen jährlich zur Verfügung unter den Beftimmtmgen des Statuta
betreffend Honorar, Aufhellung eines eigenen Redakteurs, Vertretung im Ausfcbuß etc.; der
Verein trägt, gleich den übrigen, die Koften der etwa nfltig werdenden Illuftrationen felbit
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171
Ve rein
für
Kunft und Altertum in Ulm und Oberfchwaben.
UlmiTcho Miszellen.
Von C. A. Kornbock.
(Schluß.)
VI. Zur Gefchichte der Samml ungsfch wef lern.
Die Zeit der Ankunft der dem Minoritcnorden angehörenden Sammlungs-
fchweftern wird verfchieden angegeben. Sie kamen von Blaubcuren und erhielten
eiueu Platz zu ihrer Niederlaflung „unterhalb der Mauer der Minderen Brüder zu
Ulm". Ihre erftmalige Erwähnung findet fich in einem Schutzbrief Papft Martina IV.
von 1284 März 28. (U. U. B. S. 176). Infolge des Münfterbaues mußten fie ihre
Wohnung bei den Minderen Brüdern verladen und vertaufehten diefelbe mit einem
Gebäude in der Weberftraße, das He 1386 mit Konfens der Stadt erkauften und das
noch heute die Sammlung heißt.
Laut der älteften bekannten Ordnung der Sammlungsfchweftern vom Jahr
1313 (U. U. B. S. 318) begeben fie fich unter der Meifterin Agnes von Halle in
den Gehorfam, die Mcifterfcbaft und unter die Richtung des Ordens der Minderen
Brüder, welche Ordnung erneuert wurde im Jahr 1344 unter der Meifteriu Guta der
Staigcrin, mit dem Anhang, daß fie die Zahl von 12 Scbweltcrn nicht mehren und
keine unter 12 Jahren aufnehmen wollen, auch daß keine Schweftcr unter 15 Jahren
eine Stimme im Konvent haben folle.
In einer Oidnung von 1415 wird das zur Aufnahme erforderliche Alter auf
10 Jahre beftimmt (Stadtbibl. 6675 S. 33. 38).
Nach der Sitte der damaligen Zeit erhielten die Schwertern von verfebiedenen
Seiten Legate vermacht zum Seelenheil der Stifter, mit der Beftimmung, daß an
gcwifTcn Tagen in einem bezeichneten Klofter, einer Kirche oder an den Gräbern
Mellen, Vigilien und andere Betftundcn gehalten werden follten. Ein weiterer Teil
der Legate diente zur Bcflerung des Mahls der Schweftern und zum Ankauf von
Gütern (in Erfingen, Aflelfingen, Oellingen, Eiufingcn u. f. w.), welche zum Seel-
geräte gezogen u. in befondere Verwaltung genommen wurden (Stadtbibl. 3162, 5).
Im Jahr 1487, nach der Reformation des Barfüßerklofters in Ulm und des
Söflinger Klariffinnenklorters, verließen die Sammlungsfrauen den Minoritenorden,
um fich unter die ftrengere dritte Regel des Franziskus zu begeben. In ihrer
neuen Ordnung bekennen die Schweftern fich zur Aufrichtung ewigen Kerkers und
Gefängnifles nach der Ordensregel, Erwählung eines Beichtvaters oder Vifitators,
Verbleiben bei der Zahl von 12 Konventefeh wertern, Anwcfcnheit eines gelehrten
Laienpricfters bei der Wahl einer Meifterin oder Sch weiter, Einhaltung der Gebets-
zeit und der über das Recht der Vermögensvcrfügung und über dio Bcerbung einer
Schwefter beftehenden Beftiramungen, Erneuerung des Herkommens, daß Meifterin
und Konvent in der Fartcnzeit in der Pfarrkirche zu Ulm beichten und kommunizieren,
auch ihre Opfer und Bannpfennige und fonftige Rechte geben follten; ferner An-
erkennung des Vorbehalts in Betreff der Steuer, des Umgelds u. f. w. von feiten
der Stadt.
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172
Kornbeck
Nachdem infolge der Reformation die Sammlungsfchwcftcru zur evangelifchen
Lehre übergetreten waren and der Konvent fleh in ein Stift für 12 unverheiratete
Töchter aus dem Patriziat und der angefcheuern Bürgerfchaft verwandelt halte,
verwendeten die Fräulein die Einkünfte und Gefälle zum Nachteil des Stifts in
ihren eigenen Nutzen und veranlagten dadurch im Jahr 1681 einen Ratsbefchluß,
welchem zufolge die eine Hälfte der Ertrag nifle den Sammlungsfräulcin zugewiefen,
die andere aber zu den Stiftseinkünften gefchlagen wurde. In der Folge überließ
der Magiftrat den Stiftafräulein wieder da» gefamte Einkommen bis zum Jahre
1704, wo durch den Brand zu Erfingen das Stift in neue Schulden geriet und die
Fräulein eine abermalige Reduzierung ihrer Bezüge erfuhren, welche auf ciu jähr-
liches Deputat an Geld feftgefetzt wurden.
Weder die Scbwcftcrn noch die nachmaligen Stiftsfräulein waren an einen
bleibenden Aufenthalt im Konvent und Stift gebunden , erftcre wenigftens nicht bis
zur Annahme der ftrengeren dritten Regel Francisci im Jahre 1487.
Im Jahr 1809 erfolgte unter der K. baycrifclicn Regierung die Aufhebung
des Sammlungsftift8. Die noch anwefenden Stiftsfräulein erhielten eine Pcufion und
das Recht, ein Ordenskreuz zu tragen.
Das Siegel der Sammlungsfrauen (teilt eine weibliche Figur in Ordens-
kleidung dar, die linke Hand zum Gelöbnis darreichend, die rechte zum Schwur er-
hoben, vor fleh einen Strauch mit drei Paradiesvögeln.
Nachfolgendes Verzeichnis der Sammlungsfcbweftcru bis zur Keformatiou
mit den angefügten Stiftungen ift den Miszcllen der Stadtbibliothek (3161, 4) und
einigen sonftigen Quellen entnommen. Beide machen auf Vollftändigkeit keineu
Anfpruch.
Sammluagsfraiien.
13(15. Adelheid Röthin.
Katharina Röthin.
J313. Agnes von Halle, Meifterin.
1343. Schwerter Mechthild von Blaubeuren.
(Mechthild u. Adelheid, Konventsfrauen,
ftifton 1343 Erdzinfe au einem Jahrtag.)
1344. Guta Staigerin, Meifterin.
1345. Agnea und Adelheid Röthin (ltiften 30 Schil-
ling Zins jährlich zu beftimmten Zwecken).
1847. Katharina Hundfußin.
1359. Agnea Gutt, Konrad Maurolffs, Bürger
zu Ulm, Tochter.
1367. Kunigunde, Luitprands des alten von Hall
Tochter.
1375. Katharina Oehamy, Meifterin.
Katharina Fifcherin.
1877. Gefun Wißmann.
1386 - Anna Heinrich Pfenders, Bürger zu Ulm,
Tochter.
1887. Anna Nießin, war 1416 noch in der Samm-
lung.
1388. Licparga, Peter Lupoid», Bürger zu Ulm,
Tochter.
1389. Agnea Hundfußin, 1422 Meifterin (ver-
fchreibt 45 11, rbeinifeh zu Erkaufung von
Gütern in Erfingen uud 3 Pfd. ncllcr Zins
zu zwei Jahrtagen und zur Beflerung des
Mahls der Schwcftern).
1390. Katharina Sueffin von Ebingen.
1391. Urfula, Herfcbel Kraffts Tochter (ver-
macht 1422 am Freitag vor St. Mar-
greth all ihr Gut, es fei liegend oder
fahrend, eigen oder Lehen, der Meifterin
und dem Konvent in der Sammlung, aus-
genommen ihr Silbergefchirr und Pater-
nolter, das Barbara, Heinrichs von Hör-
ningen Hausfrau, ihrer Schwefter Tochter,
zufallen folle.
Zeugen: Agnes Hund fußin, derzeit Mei-
sterin, und Magdalena Stöcklerin, Kon-
ventafchwefter in der Sammlung.
Sicgler: Hans Ehingcr, Jofen Khingers
fei. Sohn und Jörg Staiger, liichter und
Bürger zu l.'lni. Archiv).
1395. Barbara Heinzin, des Kramers Tochter.
Barbara, Heinrich Filfiugers Tochter (hat
fich an Heinrich Eisvogel den Seckler
verheiratet).
1403. Magdalena, Hans Ströhns Tochter.
Margaretha Benzin von Biberach.
Elifabctha von Burgau.
1399.
1406.
1407.
1108. Margaretha Strohmcyerin.
1409.
1410.
Lucia, Konrads von Afcb, Bürger zu Ulm,
Tochter.
Elifabctha Steimnüllertn (vermacht 6 11.
rheinifch und 8 Schilling Heller zu einem
Jahrtag).
Margaretha v. Giengen (ftiftet 13'/, fl. rh.).
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Zur Uofchichto der Ulmor Sammlungsfchwcftcrn.
173
1422. Margaretha Gützin.
Magdalena Stöcklerin.
1132. Elifabeth Staigerin.
Urfula Röthin.
Barbara Beffererin.
1434. Martha Ehingerin.
1436. Anna Langwaltherin.
1460. Elifabetha Coprellin, alte Meifterin.
1468. Anna Knifftin.
1471. Anna liugin (1478 Meifterin).
1484. Urfula Kräffttn.
1407. Snfanna Ehingerin.
1350.
1358.
13G7.
1407.
141b\
Weitere Ve
Hane Roth, 3 Pfd. 10 Schilling lleller
Zins zur Verabreichung von Oblaten an
die Pfarrkirche, in das Spital, an die
Prediger und die Mindern Brüder.
Heinrich Roth 5 Pfd. 13 Schilling Heller
Zins und zwei Weihnachtshfihncr zu 2
Jahrzeiten.
Ulrich Roth 2 Pfd. Heller Zins.
Haus Langwalther Kramer Erdzinfo.
üardian und Konvent der Mindern Brü-
der 32 fl. und 35 fl.
1107. Juliane Löwin.
Martha Weckerlin.
Amalia Neithartin.
Barbara Röthin.
Cacilia Ehingerin.
1501. Barbara Ehingerin.
Elifabeth Stammlerin.
Magdalena Geßlerin.
Hedwig Krnfftin.
Katharine Kräfftin.
Felicitas Löwin.
rmächtnlHe.
1421. Prior und Konvent der Prediger 10 Schil-
ling Heller Zins jährlich.
1481. Bürgerin oiftcr und Rat der Stadt Ulm
500 fl. Gold mit 625 (I. abgelöft als
Vermächtnis der Frau Urfula Kräfftin,
Moiftcrin in der Sammlung.
1518. Otto Hayd 3 fl. Afterzins.
Chriftian Leichtlin in Erfingen 50 fl.
Hauptgut.
1583. Nikolaus Fifcher in Ay 100 fl. Hauptgut
Peter Weber in Anhofen 50 fl.
Regelten.
1343 April 25. Sifrit Fülhin von Brichfen und Adelheid von Studach, Cunrat von
Studachs Tochter, feine eheliche Wirtin, verkaufen den erbaren geiftlichen Frauen der Meifterin
und der Sammuung der Schwertern von Büren zu Ulm und ihren Nachkommen den Hof zu
Ellingen, den Cunrat der Widcmann da baut und der jährlich gültet zwei Imy Korn, vier lmy
Bocken, zehn Imy Haber, fünf Schilling Heller und ein Schilling Heller für ein Wiiat und ein
Faftnachthuhn, das er ihnen gegeben hat für ein Zinslchcn und daraus jahrlich dem Kloftcr
Kaylheim ein halbes Pfund Wachs geht. Kaufpreis ohne zwei Sechzig Pfund guter und geber Heller.
Siegler die Obigen, Pfaff Ulrich Fülhin von Tuffen, Herr Cunrat FUlhin Ritter, Cunrat
Fülhin den man nennt Marfchalk, Cunrat Schädowin von Hufen, Heinrich von Sulmetingcn und
Cunrat der Vogt von Althain. Siegel großenteils erhalten. Stadtbibl. 6075, 34.
1350 November 24. Die Meifterin und die Samnung gcmeinlich zu den Schweftern von
Büren hei den Barfüßern zu Ulm bekennen, daß fie und ihre Nachkommen jährlich und ewiglich
auf Mittfaften oder eher geben follen zu Unfer Frauen in der Pfarr zu Ulm drei Taufend kleiner
Oblaten und ein Taufend großer Oblaten von dein Seelgerät, das Johanns der Rott, Otten des
Rotten fei. Sohn, an He gefetzt hat. Siegler die Obigen. Stadtbibl. 6675, 37.
1360. Konrad K rafft und Konrad Kelblin fein Stieffohn verkaufen an Hans Krafft und
feine Erben das Steinhaus, Stadel, Garten, Hofraitin und Gefäß hier zu Ulm in der Weberftraße,
das Jakob Wefpachs fclig war, famt der Hufl'tatt zwifchen diefem und des Pfarrers Gefäß, um
800 Pfund guter und geber Heller.
Bürgen : die erbaren Mannen Kraflt am Kornmarkt, Konrad der Roth, Hans der Ehiugcr
von Mailan, Ulrich Krafft, Lulprand Strölin Peter Strölins Sohn und Otto Krafft der Lange,
6 Bürger zn Ulm und alle des Rats. Stadtbib. Ulm Misz. Bd. 2.
1385. Mangold Bifchof zu Conftanz und Abt in der Reichenau beftätigt den Verkauf
des Gefäßes zu Ulm in der Weberftraße, darüber er Lchcnshcrr ift, durch Hans Kraffts fei. Kinder
an die Meifterin und die Sammnung der Schweftern von Büren.
Stadtbibl. Ulm Misz. Bd. 2.
1386. ßürgermeirter und Rat der Stadt Ulm beftätigen ihren Bürgern Lutz und Otto
Krafft, Hans Kraffts fei. Söhnen, den Verkauf des Gefäßes mit Hof, Stadel und Baumgarten in
der Weberftraße an die ehrwürdigen geiftlichen Frauen die Meifterin und die Sammnung der
Schwertern von Büren um 1101) guter und rechtgewogencr Ungarifchcr und Böhmifcher Guldin.
Stadtbibl. Ulm Misz. Bd. 2.
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174
Klomm
Die Familie tirenip v. Freudeiiltein in ihrer ältefleu Entwicklung.
Von Diakonus Klemm in Geislingen.
Quollen: Faber, Württ. Fatnilienftiftungen, Heft 14. AU. = Urkunden des K. Staats-
archivs. Jobann Valentin Andre*, Hcmorialia (Straßburg 1619), Bcfchr. des 2. Brandes der Vaih-
inger Stadtkirche.
Es ift eine dem Forfcher unferer Tage nicht leicht begreifliche Erfcheinung,
wie es kam, daß über die Verwandtfchaftsverhältniffe eines Mannes, wie Dr. Ludwig
Gremp, f 1583, der eine bedeutende Stiftung auf der Univerfität Tübingen machte
und eine eigens verwaltete Bibliothek derfelben hinterließ, nicht erft neuerdings, fon-
dern fchon vor längerer Zeit eine fo große Unficherheit und Verwirrung der Mein-
ungen hat entftehen können, wie fle z. B. in den Angaben bei Faber uns entgegen-
tritt. Der Umftand, daß der Urfprung der Familie auf die Stadt Vaihingen a.E. zurück-
geht, meinen damaligen Wohnfitz, hat mich dazu geführt, diefera Rätfei näher zu treten
und mich mit den älteften Gliedern der Familie eingehender zu befchäftigen. Es legt fich
mir jetzt nach faft 10 Jahre lang gelegentlich fortgefetztem Nachforfchen nahe, das,
was ich gefunden, zufaromenzuftcllen und dem öffentlichen Urteil zu weiterer Erprobung,
Sichtung und Ergänzung zugänglich zu machen. Es foll dies in der kürzeften Form,
die mich in vielen Stücken der Notwendigkeit einer längeren Darlegung der Anfchau-
ung enthebt, in der Form eines mit Erläuterungen verfehenen Stammbaumes, gefchehen.
Zuvor aber fei geftattet, das Merkwürdige, was ich in Beziehung auf die
Entwicklung des Namens, Hangs und Wappens diefer Familie eruiert habe, näher
darzulegen.
Die Familie Gremp bietet uus nämlich dus feiten alfo zu beobachtende Schau-
fpiel, wie ein durchaus bürgerliches Gefchlecht fich allmählich zum Adelsftand empor-
hebt, und gleichzeitig das wohl noch feltener uns fo klar erkennbar werdende Bei-
fpiel, wie entfprechend diefer Rangveränderung das Wappen fich ändert.
Der urfprüngliche Name diefer Vaihinger Familie lautete, und das gegeu
100 Jahre lang, Gremper oder etwa auch Griemper. Es mag dies zu erklären fein
= grempler, daß alfo ein Stammvater der Familie ein Kleinhandel treibender Trödler
gewefen wäre. Oder etwa mag es auch, da grempe niederdeutfeh im 16. Jahrhundert
den Weberkamm bedeutet, = Krämpler, Wollkämmer zu nehmen fein, fo daß wir in
den Grempern die erften Vaihinger Tuchmacher fehen dürften. Diefes rein bürgerliche
Gefchlecht hatte aber fchon, da es uns zum erftenmal urkundlich entgegentritt'),
eine hervorragende Stellung unter feineu Mitbürgern erlangt. Gleich der erfte des-
felben, Heinrich Gremper, tritt vor uns als Schultheiß in Vaihingen 1425, fpäter
immer noch als Richter. Sein Sohn Erhart wenigftens als Schwiegerfohn eines Vogts,
fein Enkel Konrad wieder als Schultheiß. In diefer Periode einer, wenn auch ein-
flußreicheren, doch rein bürgerlichen Stellung haben nun auch die Gremper das in
Deutfchland bei bürgerlichen Familien aus ältefter Zeit her am meiften gewöhnliche
Zeichen im Wappen, eine Hausmarke, und es ift von Interefle wenigftens teilweife
noch zu fehen, wie die verfchiedenen Zweige der Familie fich müffen durch kleine
Variationen diefer Hausmarke unterfchieden haben. Diefelbe ift mir zuerft zur Hand
f.*.«. Fi^b. Fig. e. r lir .d. FiK.c. gekommen , in der Fig. a als Siegel
des lirhart Gremper in 2 Urkunden
von 1489. Etwas modifiziert in der
Form Fig. b lührt fie fein vermut-
licher Sohn Konrad Gremper 1504,
») Wäre der Bm-ger Dythmar Rafor, der 1342 eine Frau Eifa hat, etwa anch fchon
ein Gremper?,
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Die Familie Qrcmp von Freudenftein in ihrer ältefien Entwicklung. 175
ebenfo Dionyfius Gremper 1500 (AU.); und noch etwas fpäter eine Magdalena, Jakob
Sigwarts Hausfrau, auf ihrem Grabftein, fo daß ich eben darum fie als Tochter des
einen der beiden anfehen muß. Auch ein von Jakob Gaßler bewohnte«, zum alten
Komplex der Spitalgebäude gehöriges Ilaus zu Vaihingen bietet fie in diefer Form
Ober feinem Eingang, war alfo wohl des Dionyfius Wohnhaus. Zweifelhaft dagegen ift
leider geblieben, ob der Schild Fig. c auch auf die Familie Gremp zu beziehen oder
aber eines Baumeifters Zeichen ift Derfelbe findet fich im Chorgewölb der St. Peters-
kirche zu Vaihingen, das 1490 gefertigt wurde, und an dem obern Außenrand des
Pulverturmes dafelbft, verbunden mit der Zahl 1492 und mit 2 andern Schilden, deren
einer unkenntlich, der andere in Fig. e wiedergegeben ift Nun ift diefer Schild Fig. e,
der in Vaihingen öfters wiederkehrt (allein am Armenhaus i486, mit dem in Fig. d
abgebildeten Wappen des Vaihingcr Spitals kombiniert an der Ecke eines Haufes aus
dem alten ;Spitnlkomplex und auf dem Schild des früher vor diefem Haus befindlichen
Löwenbrunnens), nach meinen Forfchungen die Hausmarke der Familie Afchmann (AU.
1468). Bezüglich des genannten Pulverturmes aber ift überliefert (Sattler Topo-
graphie S. 250): „die Familien Gremp und Afchmann ließen auf ihre Koften den gan-
zen fteinernen Turm an der Enz aufbauen und ftifteten etliche meffingene Doppelhaken
darauf." Es wird dadurch mir fehr wahrfcheinlich, daß jenen 2. Wappen, Fig. c, die durch
Drehung und andere Kichtung des Hakens unten entstandene modifizierte Hausmarke
eines Gremper fein möchte. Aber bewiefen ift dies nicht, und ich wollte nur für
weitere Forfchung darauf aufmerkfam machen, wie ich dann eben zu diefem Zweck
auch die nahe Verwandtschaft, die zwifchen den Hausmarken Fig. a und b und der
Fig. e unverkennbar befteht, hervorheben will.
Sehe ich recht, fo waren es zwei Umftände, welche mit der Zeit die Familie
Gremper zur Erlangung eines höheren Ranges führten. Zuerft nahe Beziehungen zum
Klofter Maulbronn, in denen wir fchon 1 425 Heinrich Gremper antreffen. Der fpätere
adelige Titel „von Freudenftein", feither (f. Faber) total falfch erklärt, wenn auf ein
Freudenftein bei Ulm oder eines bei Buchsweilcr im Elfaß bezogen, kann gemäß dem
neuauftretenden Wappen einzig auf das Freudenftein im OA. Maulbronn bezogen werden.
Von diefem Ort hatte im Laufe der Zeit Klofter Maulbronn nicht weniger als */•
zulammen erworben (OA.Befchr. S. 226). Es kann nun gar nicht anders fein, als
daß die Gremper irgendwie, durch Kauf oder Schenkung, hier gegen Ende des 15. Jahr-
hunderts bedeutenden Belitz erhalten hatten. Dies veranlaßte fie, das Wappen der
längft, fchon bald nach 1262, ausgestorbenen alten Herren v. Freudenftein anzunehmen.
Das Wappen derfelben ift mit der Beifchrift Freudenftein 2 fach unter den Arkaden-
wappen im Klofter Maulbronn in der nördlichon Reihe derfelben zu fehen. Es befteht
in einem goldenen Schwanenhals im roten Feld (Paulus, Die Cifterz.Abtei Maulbronn,
2. Aufl. S. 63. 64). Nun ift es eine ganz glückliche Fügung, daß auch das ältefte
uns bekannte Exemplar des neuangenommenen Wappens der Gremper fich in der-
felben Kirche an dem nördlichen fteinernen Altarbaldachin, infehriftlich 1501 von Kon-
rad Gremper, Bürger von Vaihingen, geftiftet, vorfindet (Paulus a. a. 0. S. 72). Es
ift lediglich wieder der goldene Schwanenhals im roten Feld. Erft in den fpäteren
Siegeln des Konrad und des Heinrich Gremper von 1516 an findet fich diefem Schwa-
nenhals ein Dreiberg, den er aber nicht berührt, unten beigegeben und jetzt auch als
Kleinod auf dem Helm eine Wiederholung des Schwanenhalfcs, aber hier mit 2 Flü-
geln dazu. Es fcheint mir nach diefen Thatfachen und im Zufammenhalt damit, daß
Konrad felbft noch 1504, der dritte Bruder (?) Dionyfius noch 1506 die alte Hausmarke
führte, wahrfcheinlich, diefe Brüder feien es gewefen, die fich in Freudenftein feft-
fetzten, nicht fchon ihr Vater.
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176
Klomm
An den Namen Konrads knüpft fich aber nun auch der andre oben berührte
Umftand, von dem die Erhöhung der Familie ausging. Ihm glückte es, die Tochter
des am fürftlichen Hof zu Stuttgart fehr angefehenen Dr. Johann Widmann zur Ehe
zu erhalten. Diefem Schwiegervater nach ging es zuerft nach Stuttgart, dann nach
Pforzheim in Beziehungen und Dienfte des badifchen Hofes, und von hier konnte dann
wieder der Sohn Konrads, Onophrius, um 1528 als württembergifcher Kammermeifter
nach Stuttgart ziehen. Im Zusammenhang denn mit diefer Stellung am fürftlichen Hofe
muß es gefchehen fein, daß allmählich der mehr bürgerlich anklingende Name
Gremper (zuerft um 1531 ficher) in den fich befler präfentierenden Gremp verwan-
delte und abfehliff, und daß daran bald fich die Erlangung des adeligen Beifatzes
„von Freudenftein" reihte, begleitet von einiger Änderung des Wappens dahin, daß
der Schwanenhals einen Ring in den Schnabel bekam und, vom bisherigen Kleinod
in den Schild hereingenommen, geflügelt wurde. Manchmal fieht fichs jetzt fo an,
als ob es fich nicht blos um einen Schwanenhals, fondern um einen ganzen fchwimmenden
Schwan handle. Die Zeit diefer letzten Änderung, den Abfchluß der ganzen Entwick-
lung, konnte ich nicht genau feftftellen. Es wird nicht zuviel vor 1550 gefchehen
fein (1547 z. B. auf dem Grabftein des Johann Gremp) 1 )-
Gehen wir nun aber nach diefer überfichtlichen Einleitung, für welche die
näheren Belege nachher mit folgen, über zur Aufftellung unferer Stammtafel. Ihre
vielfach bedeutende Differenz gegen die eine oder die andere der feither bekannten
macht einen ausführlichen Nachweis ihrer einzelnen Aufhellungen unumgänglich not-
wendig. Hoffentlich ergiebt fich daraus für Kundige wenigftens fo viel, daß diefe Auf-
ftellungen der Wahrheit ziemlich näher liegen, als famtlichc bisherigen. Die nur als
wahrscheinlich angenommenen Verwandtfchaftsbeziehungen durch die Darfteilung im
Stammbaum felbft von den fieberen zu fcheiden, ging leider nicht an.
(Siehe die Stammtafel S. 177.)
1. Heinrich I. Gremper, 1425 ftellt Georg v. Enzberg für den Schult-
heiß H. G. zu Vaihingen Vollmacht aus, dem Kloftcr Maulbronn den Kirchcnfatz und
Ve des Zehnten zu Illingen auf offener Straße in feinem Namen aufzugeben. AU.
1451 verkauft Priefter Johannes Trutwin, Cüntzlins feiig Sun, dem Hcnnrichen Gr.,
alten Schultheißen zu derzeit ein Richter zu Vaih., feinem Vetter, feinen Teil zu Rü-
xingen der Stadt (Oberriexingen) AU.
2. Erhart Gremper. Genannt in Urkunden des Klofters Maulbronn
vom 14. Februar und 13. März 1489 als Siegler, als zu Vaihingen feßhaft. Siegel
Fig. a mit der Umfchrift: 8. erhart, griemper. AU. Nach einer Notiz Schmidlins
gedenkt er 1489 feines Schwähers Konrad Küdermann, alten Vogtes und Bürgers zu
Vaihingen. Das erneuerte Stiftungsbuch dafelbft nennt Erhart Gremp unter den Stiftern.
3. Johann Gremper wird 1487 als Konftanzifcher Geiftlicher genannt.
Stälin 3, 749.
4. Heinrich II. Gremper, Stoll, Sammlung aller Magifterpromotionen, Tüb.
175G, bringt S. 2 als Mag. anno 1487 eingefchrieben : Henricus Gr., Vayhingensis.
Einen Vertrag v. 3. Nov. 1524 zwifchen Abt Johann v. Maulbronn und Abcrlin Seeger
zu Wtirnsheim wegen Va Hube dafelbft ficgelt als letzter der 3 Siegler mayfter Hain-
rich Gr. v. Vaih. Siegel: der Schwanenhals über dem Dreiberg; oben als Kleinod
») lf»51 wurde dem Straßburger Zweig der Adel mit dem Prädikat von Freudcnftcin
hefttttigt, 1773 daa Gefehlecht, da« noch in neflen-Naflau binnen Toll, als frcilicrrlirh von Lndwig XV.
anerkannt Das Wappen bildet fuitdem in rot über grünem Dreiberg ein wachfender goldner
Schwan, im Schnabel einen goldnen King mit blauem Stein haltend. Auf dem gekrönten Helm
der wachfonde Schwan mit dem Ring, die Ilclmdccken rot und gold.
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Die Familie Gremp v. Freudenftein in ihrer filteflen Entwicklung.
177
Heinrich I. Gremper*
Schultheiß und Richter in Vaihingen
1425—51
Erhart Oreuiper*
in Vaihingen 1489
ux. N. N. geb.
Kfldermann
Johann Greropcr 1
Oeiftlicher 1487
Heinrirh II. Gremper*
Magiftcr in Vaihingen
1487 t 7. Dez. 1533
Dionyfius I. Gremper*
ROrger in Vaihingen
1506 t 11. -Jan. 1534
nx. Elizabeth 1506
Margareta *
mar. vor 1546
Walter v.
Sternenfels
I
Georg v.
Sterncnfel»*)
kop. 1559
t 1585
Magdalena 10
f Vaihingen
15..
mar. Jakob
Sigwart
Conrad Gremp(er)*
in Vaihingen 1501—16
n. Pforzheim 1524-28
t 15. Mai 1531
ux. Cordula, geb. Wid-
t Pforzheim
16. Okt 1551
Katharina 7
Gremper
t 1526
mar. Reinhart
Mum, Bflrgcr-
meifter in
Weil d. St.
I
Margritt
Mum 1
t Eßlingen
31. Okt 1521
Onophrius I.
Gremp *
Bürger In
Vaihingen
1492-1504
t vor 1547
I
Johann
Gremp •
geb. 1514
f Stuttgart
3. Jan. 1547
Onophrius II.
Grcmp(er)" württ.
Kammermeifter
geb. ca. 1487
iStnttg.4.Jnnil554
ux. Agathe geb.
Beflerer
t Stuttg. 1560
Joachim"
nx. Anna
geb. Nothaft
v. Hohenberg
t Stuttgart
6. Juli 1586
I
Hans Konrad
Gremp
v. Freuden-
ftein *° um
1585
Marie «»
t Rieth 1572
mar. Michael
v. Reifchach
t 1550
I
Hans Michael
v. Rei-
fchach "
t Eberdingen
1593
Dr. Ludwig Gremp
der Stifter"
geb. 1509 t 1583
Dionyfius II.«*
Amtmann in
Buchsweiler
Brigitta '*
t Eßlingen
22. Apr. 15G9
mar.Johannes
Drach,Pflegcr
in Eßlingen
Agathe 17
mar. Johann
Jakob v.
Tegernau
gen. König
t Unterlim-
bnrg 1596
N. N. N. N.«»
mar. Dr. mar. Dr. Bern-
Heinrich Jo- hard Botzhaim
hann v. Mun- Advokat in
dolzheim Straßburg
(Fortf. von S. 176.)
geflügelt wiederholt AU. Sein beim Hinausfchaffen vollends zerftörter Grabftcin in
der Peterskirche zu Vaihingen hatte dasfelbe Wappen (ohne Kleinod and Helm) und
die Infchrift: anno dni 1533 uf den ? tag december starb der ernvest und wohlgelerte
maystcr heinrich gremper dem gott gnedig sein woll amen. Andrcä, der auch ein
lateinifches Denkmal desfelben erwähnt, giebt 7. Dezember 1533 als Todesdatum und
erwähnt ihn unter den aufrichtigften Förderern des 1513 begonnenen Neubaues der
Stadtkirche. Bei dem als Stifter im Vaih. Stiftungsbuch genannten Heinrich Gremp
ift eher an ihn als an 1 zu denken. Die Erwähnung 1504 f. unter 8.
5. Dionyfius I. Gremper. Derfelbe, Borger zu Vaihingen, befteht mit feiner
Frau Elizabeth Mittwoch nach Lichtmeß 1506 von dem Deutfchordensmeifter Hartmann
in Stockheim den halben Teil ihres Widdumshofes zu Vaihingen zu einem ewigen Erbe
AU. Siegel Fig. b. Über fein vermutliches Wohnhaus f. Einleitung oben. Andreä nennt
ihn, f 11. Januar 1534, unter den Förderern des Stadtkirchenbaus aus feiner Familie.
6. Konrad Gremp(er). An dem nördlichen Altarbaldachin in der Klofter-
kirche zu Maulbronn, deffen Altar der hl. Anna geweiht ift, findet fich bei dem Gremp-
WOrttcmb. VlcrtcIJshwheOe l<*J. 12
178
Klemm
fchen und Widmannfchen (ein fpringender Widder; redend) Wappcnfchild die In-
fchrift: Conradus Gremper civis de Vaihingen 1501 (OA.Befchr. Maulbronn Paulus;
Klunzinger). Es follen übrigens nach Klunzinger beide Baldachine von ihm ge-
ftiftet fein. 1504 fiegelt er (AU.) die Urkunde des Bruders Onophrius (f. Nr. 8) mit
der Hausmarke in der Form Fig. b. Nach Sattler, Topograph. Befchreibung S. 301
fitzt 1506 Konrad Gremp bei dein Hofgericht zu Stuttgart. 1514 erwähnt ihn Stein-
hofers Chronik 4, 81 als Schultheiß in Vaihingen. 24. April 1516 macht Conradus
griemper, Bürger zu Vaihingen, famt feiner Hausfrauen Cordula, Herrn Johann Wied-
mann, genannt Möchinger, der Arznei Docktoris, an dem fürftliehen Hof zu Württ.
Phyfici ehelicher Tochter, eine Stiftung an den St. Anna- Altar in dem Kloftcr Maul-
bronn, wozu fie 100 Gulden Hauptguts, zu Mühlhaufen a. £. ans den Allmanden zins-
fällig, geben (AU. Faber. Klunzinger). Der Schwiegervater war hienach der berühmte
zu Maichingen geborene Johann Widmann (vgl. Stalin 3, 774), der einftige Leibarzt Her-
zog Eberhards, der 1506 als Stadtarzt nach Ulm, bald aber als markgräflich badifcher
Leibarzt nach Pforzheim gekommen war. Dort ftiftete er 1522 ein Amt zu fingen auf
den Altar der hl. Dreieinigkeit (Gedenktafel in der Schloßkirche mit dem Widmann-
fchen Wappen und einem Schild mit einem Hahn, der auf feine Frau, aber etwa auch
auf feinen ärztlichen Stand gehen kann) und ftarb 1524. Durch ihn vermitteln fich für
die Gremp neben dem, daß dnreh die Heirat einer andern Tochter mit dem bekann-
ten Kanzler Dr. Gregorius Lamparter Beziehungen zum wfirttembergifchen Hof blieben,
folche zu Pforzheim, und wir treffen in der That in einer Urkunde v. 18. Februar 1524,
betr. den Vertrag eines Amtmanns Dulber mit Klofter Maulbronn, Konrad Gremper,
Bürger zu Pforzheim, als zweiten Siegler (Siegel hier, 1516 und 1528, wie bei Hein-
rich) AU. 25. September 1528 (teilt Konrad Gremper, wohnhaft zu Pforzheim, für
Benedikt Schubmacher einen Lehenbrief um denen Höflin zu Oberriexingen aus. AU.
An der Peterskirchc zu Vaihingen findet fich fein Grabftein mit feinem und feiner
Frau Wappen und der Infchrift: anuo domini MDXXXI (1531) am XV tag des mayen
s'arb der ernvest conrat gremp dein got gnade. In der Schloßkirche zu Pforzheim
ein Grabftein mit dcufelben Wappen und der Infchrift: Anno Domini 1551 uf den
tag octobris starb die edel und dugentsam fraw Cordula grempin geborne widmennin
conrad grempen verlassene. haus)frau. 1537 wird unter den von Markgraf Ernft
übernommenen, auf beiden Landesteilen haftenden Schulden eine Gült von 135 Gulden
an die Grempen erwähnt (Oberrhein. Zeitfchr. 25, 10). Sie wird von Konrad herrühren.
Der Mißftand, daß man das Wappen feiner Frau bisher auf Gaisberg deutete,
hat befonders viel Verwirrung mit angerichtet.
7. In der Eßlinger Frauenkirche flehen zwei Grabfteine an der Wand mit zwei
gleichen Wappcnfchilden , einem mit einer armähnlichen Figur und dem Grempfchen
(Schwanenhals fitzt hier auf dem Dreiberg). Umfchrift:
a) anno domini 15XXVI jar am tag? starb die erber thugedtreich frow ka-
therin gremperin zuo fayngen (= Vaihingen) reinhart mumen (der Name
ift nicht ficher) burgermaifter zuo weill die statt hußfraw gewesen der got
gnedig sy.
b) anno domini 1500 und ain und zwainzigiste jar starb die erber junckfraw
margritt mum (?) an aller haiigen abent der gott genedig sey.
8. Onophrius I. Gremp. 23. April 1504 bewilligt Onoferus Gremper,
Bürger zu Vaihingen, welchem das Klofter Bebenhaufen laut Schuldbriefs von 1492
aus 2000 Gulden Kapital, 90 Gulden Zins l'chuldct, daß es künftig nur noch 80 Gulden
Zins zu zahlen hat. Da derfelbe „aignes Infigel nit hat", bittet er feine Brüder Heinrich
und Konrad Gremper für ihn zusiegeln. Auf dem Spruchband des Siegels, das alleiu
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Die Familio Gremp v. l-'rpuilenftein in ihrer alterten Entwicklung.
179
noch erhalten ift, heißt letzterer Conrat Grempp (A.U.) Nach einem Grab Hein in
der Leonhardskirche zu Stuttgart mit dem Grempfchen Wappen ftarb 3. Jan. 1547 der
ornveft Johann Gremp, weiland Onophrii Grempen Sohn, 34 Jahr alt. Diefer Ono-
phrius möchte etwa eine v. Gaisberg zur Frau gehabt haben, da die verfchiedenen
Stammbäume immer wieder auf eine folche Verbindung verfallen. Leider hat der
Grabftcin nur das Gefchlechtswappen. (Nach Roth 551 inferibiert in Tübingen
27. Februar 1502 Onoferus Gremper ex Vahingen )
9. Nach Fabers Notizen, nur zu einem andern Dionyfius in Beziehung gefetzt.
10. An der Peterskirche in Vaihingen ein befchädigter Grabftein mit der In-
fchrift: anno domini MV — (15..) uff fant ulrichs(tag) ftarb magdalcna gr(emp)crin
jacob figwarts h(u«)fraw dere feie ruwe in de(n) friden amen. Der auf die Frau be-
zügliche Wappenfchild bietet die Hausmarke Fig. b.
11. Onophrius II. Grcmp(er). Am 1. Juli 1528 flegelt bei einer Ver-
abredung zwifchen Württemberg und Baden wegen eines Taufches unter den 2 badifchen
Abgeordneten Onophrius Gremper A.U. Anno 1528 ift nach der Gabelkhoverfchen
Chronik von Stuttgart Onophrij Gremper, Kammermeifters zu Stuttgart, Haus am
Markt im Herbft verbronnen, fo nachgehends die Herberg zum güldnen Adler gewefen
20. Nov. 1531 verkauft Zyr von Hoheneck, ein Einwohner von Stuttgart, l h Morgen
Weingarten im Sonnenberg an den fürftl. Kammermeifter 0. Gremper A.U. Nach
obiger Chronik und nach Crufius ftarb zu Stuttgart 4. Juni 1554 Ehrenvoft Onophrius
Grempp, feines Alters im G7. Jahr, und anno 1550 Frau Agathe Beffererin, feine ehe-
liche Hausfrau, ihres Alters im 60. Jahr. Sie fcheint näher eine Beflerer v. Schnef-
lingen gewefen zu fein.
12. Nach Faber und Crufius, vgl. auch Bucelin.
13. Marie Gremp v. Freudenftein. In der Kirche zu Rieth, OA. Vaihingen,
findet fich ein Epitaph, das Bildnis einer Frau und eines Kindes dnrftellend, mit der
nur teilweife leferlichen Umfchrift: anno domini 1572 auf den — maria von rifchach
geborne — . Von den 4 angebrachten Ahnenwappen fcheint das heraldifch links oben-
ftehende das Grempfche zu fein. Ift fchon hieraus wahrfcheinlich, daß wir die von den
Genealogien (z. B. bei Schilling v. Cannftait) als Gattin des Michael v. Reifchach zu Rieth,
der 1550 ftarb, aufgeführte Maria Gremp v. Freudenftein vor uns haben, fo wird es
noch ficherer und ihre wieder fo verfchieden beftimmte Einreihung in den Grempfchen
Stammbaum zugleich entschieden feftgeftellt durch die Thatfachc, daß auf dem Grab-
ftein des Hans Michael v. Reifchach, \ 29. Nov. 1593, ihres Sohnes, in der Kirche
zu Eberdingen unter den weiblichen Almenwappen die von Gremp und Widmann
obenan ftehen.
14. Dr. Ludwig Gremp. Geboren zu Stuttgart 1509, foll er nach der Stutt-
garter Chronik 1525 zu Tübingen infkribiert s ), hierauf über 13 Jahr zu Ingolftadt
ftudiert haben. Dr. juris. 1537— 44 Profefl'or der Rechte zu Tübingen, Stälin 4, 402,
592. Später Syndikus der Stadt Straßburg, aber doch fortwährend mit der Heimat
und deren Fürftcnhaus (Stälin 4, 592) in Verbindung. Weiteres f. Faber. Nur hatte
er nach Zeller, Merkwürdigkeiten der Univcrfität und Stadt Tübingen S. 445, bloß
Kinder von der erften Frau (Sufanna v. Kuchelberg), keine von der zweiten (Barbara
Münch v. Münchenftein). Sein Todesjahr wird verfchieden angegeben. 1583 fcheint
das richtigftc. Ein Grabftein für ihn (f 2. Mai 1583), feine zweite Gattin (f 1574)
und einen in Padua 1578 verdorbenen Sohn Hans Ludwig foll in der Kirche zu Bru-
math im Elfaß fich finden.
») Georgii, Dienerbuch S. 1<i(i nennt t;V28 Onophrius (Jieiup als Kentkammermoifter.
*t Koth llrk. TM>. f,!W: l.mlvini» Omiiper th- Still garet in infVr. ir.2:>.
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ISO
Leube
15. Dionyfius Gremp ftudiert nach Pfaff Gefch. der Stadt Stuttg. I, 392
in Tübingen 1549. Weiteres f. Faber.
16. f. Faber.
17. Nach Papieren vom f Dekan Hochftetter.
18. 19. f. Faber.
20. Hans Konrad Gremp v. Freudenftein verkauft 1585 um 300 Gul-
den feinen Hof zu Oberriexingen, den Benedikt Schuhmacher inne hat, an Herzog
Ludwig A.U. Ein Beweis für die direkte Vererbung von Nr. 1 her. Weiteres f. Faber
Das Siegel 1585 giebt das Wappen in der fpäteften Geftalt
Ein Graberfund bei Allmendingen.
Mitgeteilt von Dr. Leube in Ulm.
Gegenüber der Station Allmendingen OA. Ehingen erhebt fich gegen Often
der fogenannte Burfchel (Burgftall), auf demfelben find noch Refte einer alten Burg
zu fehen, deren Räume möglicherweife die am Fuße der Anhöhe Begrabenen be-
wohnt hatten.
Im Sommer 1883 wurde unterhalb des Burfchel eine Cementfabrik errichtet^
welche ihr Material aus dem dem weiften Jura X Angehörigen Mergel bezieht; diefelbe
fteht auf Parzelle No. 468.
Bei der Fundation der Gebäude dicfer Fabrik kamen die Arbeiter auf Knochen,
Scherben etc. und wurde Herr Baron von Freyberg von Allmendingen, auf deflen Grund
und Boden die Fabrik jetzt fteht, aufmerkfam gemacht, worauf ich durch die Güte
desfelben die Funde gezeigt und über Form und Lage der Gruben nachfolgende
Angaben erhalten habe.
In einer Tiefe von 1,20 m fanden fich 5 an einander gereihte, in den
Felfen eingehauene 4eckige Gräber von 1,0, 0,60, 0,85, 0,70 und 1,70 m Breite;
diefelben waren mit Steinplatten überdeckt und auf diefen Platten lag Ackerboden
mit vielen Steinen vermifcht.
In dreien diefer Gräber zeigten fich neben Knochen die unten noch näher
befchriebenen Gegenftände. Die Schädel find bis auf einen nicht mehr gut erhalten.
Neben diefen 5 Gräbern fanden fich mehrere muldenförmige Aushöhlungen, je
ca. 0,70 m breit, an der tiefften Stelle 0,65 m, am höchften Punkt 0,50 m unter
der Oberfläche, diele waren ausgefüllt mit Scherben, Knochen, Kohlen, es fand fich
dort auch ein Pferdekiefer. Herr Baron von Freyberg ift der Anficht, daß dies
Rückflände von einem Totenmahl feien.
Weltlich von den genannten Gräbern waren etwas zerftreut noch drei weitere
ähnliche Gräber und im vergangenen Oktober fließen die Arbeiter bei Anlage eines
neuen Ofens füdweftlich von den obigen auf ein neues Grab, das 2 m unter der
Oberfläche und 1,5 m breit war.
Von den weltlicher gelegenen 3 Gräbern war das erfte 0,60, das zweite
1,4 und das dritte 1,2 m breit.
In dem 0,60 m breiten Grab fand fich ein ganz kleiner Schädel mit fehr
dünnen Wandungen, einige Milchzähne, hinter dein Schädel ein kleiner filberner Ring,
vielleicht Haarring, und eine Reihe Perlen f. u.
Es wurden im ganzen 6 Schädel ausgegraben, von welchen nur einer noch einiger-
maßen erhalten ift, derfelbe hat einen gut erhaltenen Unterkiefer mit fchönen Zähnen.
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Ein Gräberfund bei Allmendingen.
181
Die weiter gefundenen Gegenstände follen im nachfolgenden aufgezählt werden:
1 Lanzenfpitze, fchön gearbeitet, 0,43 m lang, 0,03 m breit.
1 Lanzenfpitze von weniger feiner Arbeit, 0,35 m lang und 0,035 m breit.
1 Schwert mit Griff, zweifchneidig , Klinge 0,73 m lang, 0,042 ra breit; Griff
im Licht 0,105 m, mit Stichplatte 0,12 m lang. Das ganze Schwert ift
0,85 m lang. Durch die Stichplatten gehen Nieten.
1 weiteres etwas ftärkeres Schwert mit Griff, ebenfalls zweifchneidig, 0,06 m
breite und 0,56 m lange Klinge.
2 einfehneidige Schwerter (Scramafax) mit ziemlich breitem Rücken; das erfte
ift 0,71 m lang (Klinge 0,59 m, Griff 0,12 m), das zweite ift 0,65 ni
lang, dabei find Griff und Klinge nicht deutlich zu unterfcheiden.
1 Wirtel von Thon, 0,03 m im Durchinefler.
1 Bronzefchnalle, oval, 0,031 m lang.
2 Bronzeplättchen, zufammengenietet, ohne Zweifel von einer Pferderüftung her-
rührend.
1 mit Silber und Gold taufchiertes eifernes Gürtel fchloß, an den 4 Ecken
runde eiferne Nägel, 0,035 in hoch, 0,030 m lang.
1 eiferne Schnalle, ebenfalls mit Gold und Silber taufchiert, mit Anfatz zur
Bcfeftigung an Riemen. Die Schnalle hat einen Durchmefler von 0,044 m
und eine I*ängc von 0,005 m, der Anfatz ift 0,06 m lang.
1 eiferner Schildnabel, nicht befonders gut erhalten.
1 Conglomerat von kleinen eifernen Ringchen, welche einen Durchmefler von
0,0014 in zeigen, ohne Zweifel auch von der Pferderuftung herrührend.
1 Collier mit einer großen Glasperle, blau, gerippt, melonenförmig.
9 Thonperlen, gelb, einige aus mehreren kleinen zufammengefügt.
3 „ blau mit gelben Tupfen.
5 „ rot, ziegel farbig,
5 „ hellgrün.
1 kleine zerbrochene Glasperle, blau, plattgedrückt.
Dazu fand fich ein kleiner hübfeh geformter filberner Schließriug.
1 kleinerer filberner Ring (0,03 m im Licht) aus dem Kindergrab.
1 etwas größerer filberner Ring (0,055 m im Licht).
2 Meffer, Klingen 0,11 und 0,125 m lang, 0,025 m breit.
1 fchwächeres Meffer, 0,125 in lang, 0,015 m breit
Neben vielen groben Scherben aus fchlecht gebranntem Thon fand fich auch
ein kleines Stück Feuer ft ein, der aber nicht bearbeitet, fondern von einem größeren
Stück abgeschlagen erfcheint.
Von den 6 Schädeln ift nur einer noch fo weit erhalten, daß Meßlingen an
demfelben vorgenommen werden könnten, am heften erhalten ift dabei der Unterkiefer
mit einer fehr fchön erhaltenen Zahnreihe, wie fchon oben angegeben.
Die Knochen find fehr fchlecht erhalten, fie find gefammelt, aber noch nicht
zufammengeftellt. Ein verhältnismäßig gut erhaltener Schenkelknochen ift 0,515 m lang.
Carmen (ponfaliciuui von 1694.
Die Bibliothek des Vereins für Kunft und Altertum in Ulm und Obcrfchwaben
verdankt der Güte des Herrn Stadtpfarrers Schwarzmann von Langenau, jetzt in Ulm,
ein intereflantes Dokument, das weiteren Kreifen zugänglich gemacht zu werden
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Knapp, Carmen [ponfalicium von I60i.
verdient. Es ift ein Proklamationfckreiben vom Jahre 1Ü94, das den damaligen Tfairer
von Crcglingen zum Verfaffer hat, einen, wie aus dem Schriftftück hervorgeht, mit
glücklichem Humor begabten und mit einer wohl auch jenerzeit ungewöhnlichen Gewandt-
heit in lateinifcher Verfification ausgerüsteten Herrn. Das Schreiben ift nämlich in
tadellosen lateinifchen Diftichen abgefaßt und felbft die Jahreszahl ift, nach dem Ge-
fchmack der Zeit, in einem verfifizierten „l/Ogogriph" verhüllt, denen nicht ganz einfache
LüTung durch Herrn Pfarrer Schultes, der in der Sitzung vom 5. Dezember 1 884 dein
Verein das Gefchenk überreichte, in völlig befriedigender Weife gegeben wurde. Im
übrigen bedarf das hier mitgeteilte Opus kaum einer Erklärung. Es handelt fleh, wie
man fleht, um ein ältliches Brautpaar, Hiob Renck von Creglingen und Margarete Inderin
von Crainthal, deren ehelicher Verbindung nach dreimaliger Proklamation nichts im
Wege fleht, was der Stadtpfarrer J. S. E. von Creglingen (f. u.) feinem Amtsbruder
Kohn in Freudenbach, dem Mutterort von Crainthal (f. u.) mitteilt. Das Schreiben lautet:
Teftimonium
trinae feliciter peractae
Proclamationis
Jobi Rcnckens, Creglingenfis
Sponfi:
et
Margarethae Löderin, Craiu-
thalenlis, Sponfae.
V' ■
/- «>
Mitto Tibi, Affinis, Frator, Vicineque, nAVEm,
Quae prora et puppi, Per-Itcvcronde! caret
l'ar hominuin fiuiplex, quod Creglingen II» lobns
Henckius annofa et Fi Ha Loedcria
Siot Craiothalenfig fpoufi, (Mirabilis eccu! b
üt fimilem fimili jungit ubique Deua!)
Indixi populo trinis vieibns dlfttncti»,
Qui verbum Domini poreipit hiccc facrtiw.
Serius admonui cunetos Hmulatquc, precentur
Jungendis tlialamo prospera fata novo. 10
Sin alia aut alius dilexerit hunece, vel illain,
Ocyor accedat, poft proeul emaneat.
Nemo fed inventits, de fexu utroque, Mariti
Quin fponfi fiant iropediifle volen?.
Ergo licet per mc, vetuli jiingnntur amanles, 15
Perque tuani dextrain Conjugitim efto ratuin.
Sint votis bonedieta Tuia, benedicta meiaque
Corda duo, capiant gaudia lacta tliorl.
Tandem ubi triga colos Parcarum et ftamina ruiupct,
Introeant fuperi regna beata poli! 20
Tu vero valeas omni cum piolc, Sorore,
Ufque animo, Kolini, federn habiture meo.
Quod fi fata volenl, hymeneja ad fefta voratus
Fora venio, et Bacohi pocla propino Tibi!
Per-Ucv. Dignit. T"
ACtvt/sS. Cicglingae, Dominica a Nuptiis (Sig.) addictissitmiB
Cananaeis nota, Anno fequenti I.ogogripho odi|.c! <i„ zon» «et «nimiu* »nnu«, atfjue
no j a j t) l'nguls fvx Men» linqunl cqnim tibi.
Nonaqnc, <|iiei» i>ercnnl fnrr», Iii« addfto Ugnt,
QaAltuor et conof, «iinog crit'iue tibi.
J. S. E. I«. et S.
Aichelo, Eichel weife.
183
Die Deutung des „Logogriphs" ift folgende: Ödipus, nimm eine goldene Gürtel-
fchnalle («i> = CIO, 1000) und der Pferdehuf lafle dir 6 Tritte (CCCCCC, 600); zu diefen
füge neun Hölzer, an denen die Diebe fterben (.XXXXXXXXX, 90) und vier Zapfen
(IUI, 4) und du wirft das Jahr haben.
Den vollftändigen Namen des unterzeichneten Paftors J. S. E. verdankt Schrei-
ber diefes einer freundlichen Mitteilung der Herren Pfarrer a. D. Griefinger in Ravens-
burg und Stadtpfarrer Teichmann in Creglingen; er lautet Johann Samuel
Ei'enbeck; „et S u wird wohl et foror oder et fui heißen. Crainthal, jetzt Filial
von Creglingen, gehörte frühei zu Freudenbach, wo der Adreffat Job. Konr. Kohn, als
Nachfolger Efenbccks, 1693- 1726 Pfarrer war.
Zu bemerken ift noch, daß dreimal, nämlich bei den Verfen 15, 21, 22 von
der Hand des Vcrfaflcrs Varianten beigefchrieben find; die erfte ift infolge von Befchä-
digung des Papiers uuleferlich, die zweite lautet für omni cum prole— cum proleque
cumque, die dritte für Kohni — Afhnis.
Ulm. H. Knapp.
K i c h e 1 w e i T e.
(Vierteljahrshcftc 1883 S. 141 und 1884 S. 261.)
Die Herleitung des Ausdrucks „eichelweife" fehlen mir auch nach den dankenswerten
Mitteilungen in den Vicrtcljahrshoften 1884 S. 261 noch weiterer Nachforfcbung wert zu fein.
Der rechtliche Begriff des Ausdrucks unterliegt allerdings keinem Zweifel, und wenn
je das Wort „eichelweile" felber noch nicht deutlich genug fprächc, fo pflegen andere Ausdrucke
beigegeben zu fein, welche mit Ausfchluß jeden Zweifels nur das Eine zulaffen, daß ein folches
Teilen gemeint ift, bei welchem das gefamte verfügbare Gut ohne irgend eine Bevorzugung des
einen vor dem andern in völlig gleiche Teile nach der Zahl der Berechtigten auseinandergeht
Eben diefe begleitenden Ausdrücke aber dürften auch auf die fprachlichc Hcrleitung einiges
Licht werfen.
Die in dem Bernftadtcr Dorfbuch von 1G00 bis 1660 niedergelegten Urkunden über
EhevcrlöbnilTe beftimmen, wenn Kinder aus einer vorangegangenen Ehe des einen Teils in die
neue Ehe gebracht werden, gewöhnlich folgendes:
„Erftlichen — wenn die neue Ehe kinderlos bleibt und der Mann ftirbt vor dem
Weibe, fo folle u. f. w.- -
„Anderm — unter derfelben Vorausfctzung, wenn das Weib vor dem Mann ftirbt,
fo l'oll u. f. w."
„Trilttcns Wan Sie Nach dem willen gottes Kinder eins oder mehr mit einander
zeigen vnd haben folen, fo fole es mit don Alten fowohl alß Jungen Kindern: ein Ain-
geworffen gut heißen vnd Sein, vnd Solches Aichelweifi So Manig Mündt, So
Man ig Pfundt geteilt werdeu."
Diefe ganze Ausdrackswcife ftammt ohne Zweifel aus den Gewohnheiten der alten
Realrechtsgemeinde. Das Wort „aichelwcis" nötigt ja, an den Wald zu denken. Aus der
einzelnen Eichel erklärt es (Ich nicht zur Geniige, weil diefe zwar von felbft in 2 gleiche
Teile zerfällt w\e alle zwelfamcnlappigen Frnchtkörner, aber bei jeder .Mehrteilung, namentlich
mit ungeradem Divifor, nicht ohne Mühe in wirklich gleiche Teile zu zerlegen ift. Auch halte
ich unfere Altvordern nicht für folche „Klimmclfpaltcr", daß He den fpezififchen Rechtsausdruck
für gleiche Teilung ganzer Vormögen vor dem möglichen Zorfpaltcn einer einzelnen Eichel in
2, 3, 4 u. f. w. Teile hergenommen hatten.
Anders liegt die Sache, wenn wir uns die Rechtsgewohnheiten der waldbefitzenden
Realgemeinde vergegenwärtigen. Es galt ein verfchiedenes Recht bezüglich des „Unterholzes"
(Gebülch und die nur etwa zu halber Höhe gezogenen Bäume) und dea „Oberholzcs 1 * (die ein-
oder mehrmals im Hieb übergangenen Uochftämme). In Beimcrftetten z. B. bekam vom Unter-
holz jeder Söldner 1 Teil, jeder Bauer 2 Teile; folche Bauern, deren Hof 2 vor Zeiten getrennt
gewefene Höfe in fich vereinigte, bekamen 4 Teile. Vom Oberholz aber crhiolt jeder Söldner
und jedor Bauer gleich viel, und diefes Recht völlig gleicher Teilung wurde ganz bofonders
184
Aichele, Eicholweifo.
bezüglich der Eichen geltend gemacht Überdies wurden die Eichen in den Nutzen der getarnten
Gemeinde als folchcr verwendet, fofern fie dcrfelben bedurfte, ohne Rücklicht auf die Rechte
der Einzelnen. — Das zur Verteilung kommende Holz wurde von allen Beteiligten gemein-
fchaftlich gehauen und aufbereitet Es war ein „aingeworffen gut". Nachdem es dann in mög-
lichft gleiche Portionen abgeteilt und numeriert war nach der Zahl der Rechtsteile, wurde
durch das Los beftimmt, welche Nummern diefem oder jenem zufielen. Die Holzteile hießen im
Ulmifchen „LOs", d. h. „Lofo". Am Unterholz erhielt jeder Bauer 2, beziehungsweife 4 Los teile,
während auf jeden Söldner nur 1 Teil kam. Am Oberholz aber und namentlich an den
Eichen hatte keiner einen Rechtsvorteil, da ging es kurzweg nach der Zahl der Berechtigten:
„So manig Mund, fo manig Pfund". Diefes völlig gleiche Teilen könnte man daher nennen
„eichen weife" teilen, d. h. fo teilen, wie man die Eichen zu teilen pflegt.
So heißt es aber eben nicht, fondern „aichelwehr 1 , und es ift nicht geraten, dem
Wort Gewalt anznthun. Laden wir uns denn von dem Worte leiten, fo giebt uns dasfelbe meines
Erachtens Kunde davon, daß einft wie die Eichen fo auch deren Früchte, als diefe noch einen
geschätzteren Teil der bauerlichen Ökonomie bildeten, gcmcinfchaftlich gewonnen und fodann als
ein „aingeworffen gut" zu völlig gleichen Teilen unter die Berechtigten verteilt zu werden pflegten,
und zwar die Eichen nach dem „Heß", die Eicheln aber naöh dem Gewicht, alfo buchf Üblich
„fo manig Mund, fo manig Pfund".
Das hier befchriebene Verfahren deckt fleh fo vollftändig mit dem befprochenen Rechts-
ausdruck, daß diefer als ein zureichender Beweis für einen folchen einft üblichen Gebrauch folltc
gelten dürfen. Einen urkundlichen Nachweis darüber habe ich allerdings nicht beibringen können,
und nicht einmal eine Erinnerung daran habe ich bei den jetzt Lebenden vorgefunden. Diefes
macht aber die Sache nicht unwahrscheinlich, da ja der Rechtsgebrauch, aus welchem das Wort
entfprang, fchon vor dem Wort vorhanden fein mußte, das Wort aber im 17. Jahrhundert, viel-
leicht fehon früher, in Blüte Aand und Seitdem völlig abgegangen und beim Volk in Vergcffenhcit
geraten ift. DcJTen erinnert man fich indeffen wohl, daß vor nicht vielen Jahren in den Wald-
ungen des Ulmer Spitals denjenigen das Sammeln von Eicheln geftattet war, welche ein jährlich
zu bestimmendes Quantum des Produktes an den Spital ablieferten. Diefe Thatfache, verbunden
mit dem Uroftand, daß einft die Söldner und Bauern auf der Gleichheit, beziehungsweife Un-
gleichheit ihrer Waldrecbte heftig befunden, zwingt faft zu der Annahme, daß auch in den
Gemeindewaldungen in Zeiten, da der Gewinn an Eicheln einen nicht zu verachtenden Teil des
Waldnntzens ausmachte, das Sammeln derfelben nicht jedem für lieh frclftand,* fondorn gemein-
fchaftlich vorgenommen und das Erfammelte in einen Haufen zufammengeworfen und als ein
„aingeworffen gut" zu völlig gleichen Teilen nach dem Gewicht unter die Gemeindegenoffen ver-
teilt wurde: „fo manig Mund, fo manig Pfund".
Die Verhältniszahl, welche den Anteil eines Söldners und den eines Bauern an dem
Ertrag des Gemeindcwalds ausdrückte, war gewiß örtlich verschieden, aber etwas dem Beirocr-
ftettcr Rechtsverhältnis Analoges wird wohl in allen altulmilchen Gemeinden gewefen fein. Als
man nun vor einigon Jahrzehnten darauf kam, auch in den Gemeindewaldungen eine rationelle
Bewirtschaftung mit längeren Nutzungsperioden einzuführen und den bis dahin vorhergehenden
Bufchwald mehr und mehr in einen Hochwald umzuwandeln, da wurde das Unterholz, welches
nach dem Maßftab 1 : 2 und 1 : 1 zu verteilen war, immer weniger und das Oberholz, an welchem
Samtlicho Berechtigte den gleichen Anteil hatten, immer mehr, daB Vorrecht der Bauern vor den
Söldnern wurde von immer geringerem Belang, und die erfteren drangen darauf, daß von dem
Gefamtgemeindewald ein Teil ausgefchieden werde, um fernerhin G e m e i n d e eigentum zu bleiben
und für die öffentlichen Zwecke zu dienen, das Übrige aber nach Maßgabe des jedem Gemeinde-
genoffen von Alters her zu Stehenden größeren oder kleineren Rechtsanspruchs parzelliert und in
reines Privateigentum verwandelt werde. Das „aingeworffen gut' ging bleibend auseinander.
Diefe tiefgreifende Veränderung des alten Waldgcmeinderechts, welche nur eine Seite
jener feit 1848 erfolgten Revolution aller bäuerlichen Verbältnifle darfteilt, ift wohl zwifchen
den Jahren 1850 und 1880 faft in allen Gemeinden, wo die Lage der Dinge eine ähnliche war,
vollzogen worden. Die nächfte Generation wird den vorigen Rechtszuftand nicht mehr wiffon
und Dinge und Worte nicht mehr zu deuten vermögen, welche in derofclben wurzeln. — Möge
es mir gelungen fein, die Quelle des einft fo viel gebrauchten Ausdrucks „aichclweife" anzu-
deuten, ebo fie vollends vergeffen ift!
Bernftadt bei Ulm.
Pfarrer Aiehele.
185
Kol Te flu die ii, befanden) im Bayrifchen und Fränkifcheii.
Vortrag im Ulmer Altertumiiverein von Diak. K I c m m in Reislingen.
„Wenn jemand eine Reife thut, so kann er was erzählen." Und weil mau
ja doch verpflichtet ift, zu tbun, was man kann, fo ift es auch mir Pflicht, etwas
zu erzählen von meiner größeren Reife, die mir im llerbft 18K4 durch die liberale
Vcrwilligung eines Staatsbeitrags ermöglicht worden ift. Weil man aber gerne
folchen erzählt, die Interefle nnd Verftändnis für das Erzählte haben, fo habe icb
am liebften Ihren Kreis gewählt, um da von meinen Studien zu berichten, weil ich
wifl'cn darf, daß Sie noch immer denfclben ein offenes Ohr und reges Interefle ent-
gegengebracht haben. An direkten Beziehungen zu Ulm wird es ohnehin in meinem
Bericht nicht ganz fehlen.
I. Drei Hallcnki rehen aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts
und Nikiaus Efeler als Hauptbaumeifter an deufelben.
Wenn ich von unferem Münfter in Ulm abfehe, weil es in feiner Art kein
Gegcnftück in unferem Lande findet, fo ftehc ich nicht an, die Heiligkreuzkirchc in
Gmünd als die fchönfte nnd in ihrem Innern den bedentendften Eindruck auf den
ßefchaucr machende Kirche unferes Landes, wenigftens unter denen, die ich gefchen
habe, zu bezeichnen. Gewiß ift fic auch fchon bei den Zcitgenoffen ihrer Erbauung
hochgefchätzt gewefen. Hat doch, nachdem 1351 ihr Chorbau durch Meifter Heinrich
Arier begonnen worden war, der Kaifer Karl IV. 1356 fich den Sohn des Meifter»,
Peter von Gmünd, von hier aus als Dombaumcifter nach Prag geholt Gleichwohl
wüßte ich in weiterem Umkreis aus dem ganzen 14. und Anfang des 15. Jahr-
hunderts keine Kirche zn nennen, in welcher eine Nachbildung ihres Grundplans
oder Grundgedankens zu erkennen wäre. Welche Gründe dafür wirkten, ob der Koften-
punkt, der bei dem ausgedehnten Chorbau einer folchen Hallenkirche wefentlich
mitfprechen mußte, den entfebeidenden Ausfcblag gab oder ob andere Vcrbältnifle
mit im Spiel waren, ich wüßte es nicht zu fagen. Dagegen fehen wir nun im
zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts auf einmal rafch nacheinander drei Kirchen
entftchen, bei denen wir, da fie nicht allznfern von Gmünd liegen, eine Einwirkung
des Grundgedankens der Heiligkreuzkirche, nämlich ihres Hallenbaues, werden an-
nehmen dürfen, obwohl beftimmtere urkundliche Anhaltspunkte dafür noch fehlen.
Es ift die Michaelskircbe in Hall, die Georgskirchc in Nördlingen und die gleich-
namige in Dinkelsbühl. Bei den zwei letzteren hat dann freilich auf die eigent-
liche Planbildung, was die Choranlagc betrifft, wohl noch der Vorgang des Cbors
an der Sebalduskirche in Nürnberg, der mit feiuen drei Schiffen 1361—1377 erbaut
ward, eingewirkt; nur die Micbaclskirche in Hall erfcheiut mit ihrem Kapcllcnkranz
um den Chor her als wirkliche Nachbildung der Gmünder Heiligkreuzkirche.
Vergleichen wir zunächft einmal die zwei Georgskirchen, die ihre allcr-
nächfte Verwandtfchaft, fobald man ihr Inneres betritt, aufs entfehiedenfte kund-
geben. Und im Innern und deflen Wirkung liegt die Hauptmarke und Glanzfeite
folcher Hallenkirchen, während im Äußeren die Kirchen der Bafilikaanlagc mit
niedrigeren Seitcnfchiffen fich entfehieden günftiger zu präventieren pflegeD. Da
nimmt uns denn beiderfeits, in Nördlingen wie iu Dinkclsbübl, ein licbterfülltcr
hober und langgedehnter Raum auf, in dem das Auge faft ungehindert nach allen
Richtungen weit umherfchweifen kann. Es find drei Schiffe, die Langhaus und
Chor gleichmäßig durchziehen; in letztcrem ift der Raum des Mittelfchiffs zum ört-
lichen Schluß bin erhöbt und durch Chorftühle auf den beiden Seiten, hinten durch
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K I u m m
den Altar abgcfcbloüen , dagegen treffen danu die ScitCDfcliiffe, in gleicher Flucht
auch den Chor entlang fortlaufend, hinter dem inneren Chorfchluß einen zweiten
bildend, zufammen, fo daß fie zugleich einen Umgang um den inneren Chor ge-
währen. Am auffallendften ift für unfer Auge, das die beftimmte Anzeige des Chor-
anfang« durch einen Triumpf bogen gewohnt ift, das Fehlen eines folchen, fo daß
man er(t an der erwähnten Erhöhung des Bodens den Übergang aus dem Lang-
haus in den Chor bemerkt. Natürlich trägt gerade diefe Eigeufchaft der Hallen-
kirchen, die im Oberteil dem Blick durch die ganze Länge bin kein Hindernis in
den Weg ftellt, zu ihrem imponierenden Eindruck das meiftc bei. Im Wcften allein
ift ein kleines Stück des Raumes durch die Orgelempore verdeckt. In beiden Kirchen
find es 22 fchlanke Stützen, die das in gleicher Höhe den ganzeu Raum über-
deckende Gewölbe tragen. Während aber in Nördlingen diefe Ötützeu ans ganz
einfachen kapitällofen Rundpfeilern beftehen, die vorn mit zwei Runddicnften be-
fetzt find und einen etwas nüchternen Eindruck raachen, ftellen die gleichfalls kapitäl-
lofen, aber achteckigen und mit je vier ftarken Runddienftcn befctzlen Pfeiler in Dinkels-
bühl viel mehr vor. Einen ganz befonderen Vorzug hat fodann Dinkelsbühl in der
Bildung des Chorfcblufles. In Nördlingen fchließt der Chor fowohl innen als außen
mit drei Seiten desfelben Vielecks. Das giebt nun wohl im Miltelfchiff einen fchönen
Durchblick bis ans äußerfte Ende ; aber bei den zwei Seitenfchiffen hat es, verftärkt
durch den Umftand, daß vom Cboranfang an hier die Wand etwas eingerückt, die
Breite ermäßigt ift, die ungünftige Wirkung, daß das Auge beim Durchblick auf
eine fchmale, ziemlich fchiefe Wand- und Fenfterflächc fällt, die infolge der fehiefen
Stellung noch fchmäler erfcheint als fie ift und das Auge dadurch unangenehm be-
rührt. In Diukelsbübl dagegen haben vorweg die Scitcufcliiffe auch im Chor ihre
volle Breite behalten. Sodann ift gegenüber den drei Seiten vom Sechseck, die
den inneren Chor fchließen, hier der äußere Chor mit fechs Seiten vom Zwölf eck ge-
fchloflen und das fo, daß in die Mittelachfe der Kirche im äußeren Chor nicht ein
Fenfter und eine Wand, fondern ein Winkel fällt. Das wirkt dann cinerfeits im
Durchblick durch das Mittelfchiff nicht fo ungünftig, weil die Ecke in der Mitte
durch den Altaraufbau des inneren Chora etwas maskiert ift, uud andcrerleits ift
in dem Durchblick durch die Seitenfchiffe die Schiefe der abfchließenden Flächen
vermindert und das Auge findet einen befriedigenden Abfchlnß. Gerade diefen Vor-
teil feheint der Baumciftcr von Dinkelsbühl an dem Chor der Nürnberger Scbaldus-
kirebe abgefeben zu haben, wo auf fünf Seiten des inneren ChorfchluOes neun folche
am äußeren Chorfchluß kommen, oder an dem Chor der Lorenzkircbe dort, der neun
Jahre vor dem Dinkelsbüblcr (1439) begonnen worden ift und dem fchon 1361 bis
1377 erbauten von St. Sebaldus in diefem Stück ganz gleich ift. Der Dinkels-
bübler Meifter hat aber leine Sclbftändigkeit in dem erwiefen, daß bei ihm die eine
Ecke in die Mittelachfe fällt, was, wenn ich mich recht erinnere, bei den Nürn-
berger Kirchen nicht der Fall ift. Er ift damit vielmehr auf die Spuren des
Peter von Gmünd, der in Böhmen mehrfach folche Arrangements beim Chorumgang
getroffen hat, zurückgekommen. Ich verzichte darauf, das Innere der zwei Georgs-
kirchen auch in Bezug auf Kunftfchätzc, die es birgt, in Vergleich zu bringen. Daß
hier Dinkelsbübl an Altären, Altargemälden und Schnitzarbeiten der beften Meifter
weit reicher ift, ift wohl lieber, während die Bildhauerarbeit an Kanzel und Sakrament-
baus in Nördlingen den Vorzug haben möchte. Wir wenden uns zur äußern Erfcheiuung
der beiden Kirchen. Da hat Nördlingen zunäcbft einen bedeutenden Vorfprung in dem
Umftand, daß es auf der Weftfeite an richtiger Stelle und im Stil der Kirche ge-
baut feinen von 1454— H90 ausgeführten hohen Turm hat, während in Dinkels-
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ltcifefludicn, befonders im Bayrifchcn und Friinkifehcn.
187
bühl der nördlich vom Choraufang vorgesehene Turm, zu, dem laut Infchrift der
Grund 22 Schult tief in die Erde gelegt wurde („der grnnd ift in der erden XXII
fchuch"), nnr bis zu einem erAcn Stockwerk, das als Sakriftei dienen konnte, es
gebracht hat. Es mußte deshalb hier bis heute der von einer älteren Kirche auf
gleicher Stätte herrührende, in romanifchem Übcigangsftil gehaltene Turm als Vor-
lage auf der Weftfeitc beibehalten werden, und die Wirkung diefer Seite ift durch
den Umftand, daß diefer Turm von der Mittelachfe der Kirche ziemlich weit ab
gegen Süden ficht, ftark beeinträchtigt. Einen Auffatz und Abfcbluß in fpätcren
Bauformen haben beide Türme erhalten, der in Dinkelsbühl am Anfang des 16. Jahr-
hunderts, der in Nördlingen wie es feheint 1552. Wenn hierin alfo beide Kirchen
wieder fich gleichsehen, fo wird der zugegebene Vorzug von Nördliugcn doch ziemlich
abgefchwächt durch die Beobachtung, daß der Turm cntfchicdcn unverhältnismäßig
hoch hinaufgeführt ift, fo güuftig dies damr auch für die Rnndfchau von ihm
auf die paradiefifche Ebene des Riefes um Nördlingen her mit ihrer Mafle von
Dörfern wirken mag. Auch die Überführung aus dem Viereck ins Achteck fchien
mir weniger gelungen, wenn lic nicht am Ende überhaupt in ihrer jeteigen Oeftalt
auch erft ein Werk des 16. Jahrhunderts ift. Sehr wenig günftig präfentiert fich
endlich das ganze Langhaus iu Nördlingen. Auf der Südfeite ift feine Flucht durch
den Sakriftciausbau, der dem nördlichen in Dinkclsbühl fo analog liegt, daß man
auf den Gedanken kommen möchte, es fei auch hier ein Turm geplant gewefen,
unterbrochen, fo daß auch die hier noch rein erhaltenen gotifchen Portale nicht
ihre volle Wirkung thun können. Auf der Nordfeite aber, welche für die Nörd-
linger Kirche die eigentliche Schaufelte ift, weil da ein breiter freier Platz anftößt,
find die alten Portale durch Rcuaiflancevorhallen, wie es feheint von 1563, eher
vcrfchlimmbcflcrt, und vorgebaute Kapellen frören auch hier etwas die einheitliche
Wirkung. Dagegen find in Dinkclsbühl Süd- wie Nordfeite in ihren Portalen und
fonft ganz ftilgerecht erhalten. Meinem Urteile nach gebührt daher die Palme
weitaus dem Dinkelsbühler Bau, abgefeheu davon, daß hier eine Rcftauralion durch-
geführt ift, während die Nördliogcr Kirche an manchen Stellen außen nach einer
fnlchen, die bisher erft im Innern erfolgte, ruft.
Um fo befremdlicher wird es uns fein, aus der ßaugefchichte zu hören, daß
eigentlich bei beiden Kirchen derfclbe Mcifter es ift, der in der Hauptfache in Be-
tracht kommt, und wir werden genauer znfehen muffen, um den Unterfchied uns zu
erklären. In Nördlingen nämlich ward der Bau der Georgskirchc zwar 1427 be-
gonnen durch Hans Felber von Ulm unter Beirat des Münfterbaumcifters Hans Kun
und von 1429 — 1438 unter Mitwirkung beider ausgeführt von dem Balicr Konrad
Ilcinzelmann aus Ulm, der, von 1439 — 1458 am Chor der Lorenzkirche in Nürnberg
nach dem Plan von Konrad Roritzer thätig, dort gezeigt hat, daß er Tüchtiges
leiften könne. Aber von 1442 oder wahrscheinlich fehon von 1439 an bis 1461
war Niklaus Efclcr aus Alzey in Hellen Baumeifter. Er hat nicht nur den Chor
foweit zum vorläufigen Abfchluß geführt, daß er 1451 eingeweiht werden konnte,
er muß auch das Langhaus in der Hauptfachc begründet haben, und ebenfo fällt der
Plan zu dem 1454 begonnenen Turm in feine Zeit. Die Vollendung des Turmes
fiel dann allerdings, wie wir fehon gefehen haben, ziemlich fpäter, 1490, und 1495
wurde die Wölbung der Kirche begonnen und 1497 im Chor (infcbriftlich), 1505
im Langhaus (durch Stefan Weyrer) vollendet Derfclbe Niklaus Efclcr aber, der
hier weniger Vollkommenes nach unferem Urteil gefchaffen, ift fo gut wie der einzige,
durch feinen gleichnamigen Sohn wahrfcheinlich nur gegen das Ende des Baues ab-
gclöftc Baumeifter der Dinkelsbühler Kirche. Ihr Bau ward nach der fichercren
1S.S
Klomm
Stehiitifchrift am fiidöftlichen Strebepfeiler des Chores 1448 begonnen, während die
Tafel mit den Bildern der zwei Baumeifter das Jahr 1444 nennt. 1469 war die
Weftfncade fertig, 1492 das Gewölbe des Chors, 1499 auf Matthäi der ganze Kinhcn-
bau abgefchloffcn. Der Mcifter, der diefe fchöne Kirche geplant und jedenfalls zum
größteu Teil ausgeführt hat, kann der Narr, wie er einmal von einem feiner Unter-
meifter in Nördlingcn um 1459 gefcbolten ward, nicht gewefen /ein, der nicht auch
in Nördlingen Befferes hätte leiften können \ ebenfowenig wird der andere Steinmetz
recht gehabt haben, der fagte: die vielmehr feien Narren, die ihn die Kirche bauen
laden. Ich glaube vielmehr, alles erklärt fich neben dem, daß in Dinkelsbühl viel-
leicht mehr Geld da war, beltenB in folgender Weife. In Nördlingen war der Chor,
und an diefer Partie haben wir ja das meifte ausgefetzt, bei Efeler» Eintritt bereits
halb fertig. Die Zahl 1431 am nördlichen Chorportal ift eiu ficherer Beweis, daß
auch hier, wie fpäter in Dinkclsbühl, der Bau mit dem Chor begonnen hatte. In
der Vollendung desfelbcn wie in der Fortführung des Langhaufes war der Meiftcr
an die beftehenden Plane gebunden, der Turm aber ift zu feiner Zeit jedenfalls
nur noch ein Stück weit gebaut, fo daß wir keinerlei Sicherheit haben, ob das,
was nns daran nicht fo gefallen wollte, auf feine Rechnung kommt oder auf die
feiner Nachfolger. Es wird nun aber allerdings auch, nachdem Efeler 1448 Ge-
legenheit bekommen hatte, in Dinkelsbühl ein Werk ganz nach feinem eigenen Kopf
zu fchaffen, das Herz des Meiftcrs bei diefem eigenen Kind mehr gewesen fein als
bei dem angetretenen Pflegekind. Hierin werden wir jenen Äußerungen von Un-
zufriedenheit mit feinen Nördlinger Leitungen ihr Recht zugeftehen mülTen.
Warum ich die zwei Kirchen in Nördliugen und Dinkelsbühl ausführlicher
behandelt habe, wird wohl erft klar, wenn ich mich jetzt der dritten, der Michaels-
kirche in Hall zuwende. Auch fie ift auf der Stelle einer älteren Kirche erbaut.
Wenn aber in Nördlingen nach Vollendung des neuen Chors Langhaus und Turm
der alten Kirche weggebrochen wurde, um dem Neubau Raum zu fchaffen, fo gleicht
die Hallcr Kirche der Dinkelsbühler darin, daß der alte Torrn als weftlichc Vor-
lage zunächft erhalten blieb. Daß auch für ihn mit der Zeit eine Erneuerung im
gotifchen Stil beabfiebtigt war, bezeugen die zu feinen beiden Seiten an den neuen
Treppentürmchen vorgehenden Bindequaderu. Mit der Reformation ift dann ohne
Zweifel die Abficht feines Umbaues zu Grabe getragen worden. Er bekam dafür
1539 — 1540 durch Meifter Thoman uud 1573 durch den Stadtwerkmeiller Jörg Burk-
hardt feinen Renaiffanccabfchluß ; Ausbcffcrungen , die an den Unterteilen fichtbar
find, waren fchon 1535 ausgeführt worden. Möglicherweifc gehören diefe alten
Teile des Hallcr Turmes in ihrem fpätromanifchen Stil noch dem 1156 eingeweihten
Bau an. Wenn aber in Dinkelsbühl der alte Turm fich nicht recht organifch in den
Neubau cinfügeu ließ, hier in Hall paßt er gerade mit feinen gedrungeneren Formen als
Abfchluß der gewaltigen Steintreppe von 54 Stufen, auf der man das Plateau der Kirche
erfteigen muß, aufs hefte und hebt die Wirkung der Weftfeitc, deren Mitto er bildet,
bedeutend. Intercffant ift, daß fein unteres Stockwerk eine nach allen Seiten offeue
Vorballe bildet, in deren Mitte eine vierteilige Säule, mit dem hl. Michael auf einer
Konfole, die fehwere Laft des Turmes mittragen hilft. Es ift dies eiu romanifcher
Vorgang zu dem, was dann die gotifcheu Meifter an unferem Münfter, an der Frauenkirche
in Eßlingen in viel kühnerer Weife, einfacher an der Alexanderkirche in Marbach und
an der äußeren in Waiblingen geplant haben. Der Meifter diefes romanifcheu Baues hat
lieh an dem prachtvollen im Tympanon mit einem Kreuz bezeichneten Hauptportal,
das unter dem Turm in die Kirche hinein führt, fo befcheiden, nur mit Anbringung
feines Namens BERT HO LT auf der linken Portalfeite verewigt, daß feit Jahr-
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Relfcftudien, befonders im Bayrifchen und Fränkifchen.
189
huuderten die Leute hier aus- und eingingen, ohne auch nur diefe Schrift zu be-
achten, und es das glückliche Auge eines fremden Forfchers, des Dr. Ewald
Wernicke in Banzlau, bedurfte, um auf diefe bedeutfamen Scbriftziige aufmerkfam zu
werden. Bei dem gotifeben Neubau der Kirche feblug man in Hall ein anderes
Verfahren ein als in Dinkelsbühl und No'rdlingen. Man ließ, um den Gottesdienft
möglichft lange ungeftört fortführen zu können, den Chor des alten Baues zunächft
ftehen und begann den Neubau auf der Weftfeite, wie eine hier angebrachte In-
fchrift von 1427 angiebt. So wurde dann hier der Chor der fpätefte Bauteil, nach
einer Infcbrift an der Außenwand der gegen Süden binausgebauten Sakriftei 1495
begonnen und nach Chroniknachrichten von einem Meifter Conrad 1525 vollendet.
Da wir uns mit dem Chor nicht weiter befebäftigen wollen und auf die reichen
* Kunftfchätze der Kirche, als anderwärts genügend befchrieben, uns nicht einladen
können, fo fei hier außer dem, daß auch in Hall 22 Rundfaulen das Gewölbe des
ganzen Innern tragen, nur das Eine hervorgehoben, daß das Zeichen auf einem
Schild an dem fchönen Sakramenthaus wohl nicht Bildhauerszeichen ift, wie ich in
meinen Baumeiftern annahm, fondern bei perfönlicber Anfchauung eher als Haus-
marke des Stifters mir wie meinem Begleiter, Maler Bach, erfebienen ift. Sodann
will ich bei dem Interefle für alte Schränke, das in Ihrer Stadt herrfebt, nicht ver-
fehlen zu melden, daß in der infehriftlicb fchon 1507 vollendeten Sakriftei fich
prächtige Wandkarten finden, einer von Eifen von 1508 und fodann ein großartiger,
ca. 4 m breiter und 2 — 3 m hoher in gotifchem Stil mit fchöner Holzschnitzerei
und Schloflerarbeit. Er enthält eine große Reihe von Fächern in mehreren Stock-
werken, um mich fo auszudrücken. Der Schreiner bat an ihm bloß die Zahl 1508
angebracht, fo viel ich finden konnte, dagegen bat der Scblofler die Befchlägftücke
dazu verwendet, um mehrere Infchriften, die man aber an den Fächern einer Reihe ver-
teilt zusammenfuchen muß, anzubringen, fo AN(n)0 — S — DOMINI — N — 1509,
dann wieder IHS (= Jefus) MARIA, dann nochmals MARIA, die Bucbftaben einzeln
auf fünf Schlöffer verteilt. Wie diefer Scblofler S. N. mit vollem Namen hieß,
konnte ich natürlich nicht ermitteln. Für das Langhaus der Kirche bliebe nach
obigem die Zeit von 1427—1495. Auch wenn wir in Anfchlag bringen, daß es
fich um eioen dreifchiffigen Hallenbau, bei dem die Seitenfchifie nur ganz wenig
niedriger als das Mittelfchiff find, handelt, erfebeint uns das als unverhältnismäßig
lange Bauzeit. Überdies ift auch der Umftand, daß der Chor etwas fchief zur Acbfc
des Langhaufcs angebaut ift, der Annahme einer neuen Aufnahme des Baues nach
längerer Unterbrechung günftig, wobei ich mir denken möchte, daß jetzt erft der
neue Meifter auf die Herübernabme des Kapellenkranzes von Gmünd verfiel, zu
diefem breiteren Raum brauchte, als urfprünglich vorgefehen gewefen und auf der
abfallenden Nordfeite vorbanden war, und deshalb den Bau etwas fchief führen
mußte. So fcheint es mir denn zutreffend, daß wir die Zahl 1456 auf dem Meifter-
fchild am weftlicben Gewölbefchlußftein das füdiiehen Seitenfchiffes als Bezeichnung
der Vollendungszeit für das ganze Langbaus betrachten, oder aber, wenn fie je
den Anfang nur der Wölbung angeben follte, die Vollendung nicht mehr als 5—7
Jahre fpäter anfetzen. Ob die Unterbrechung des Baues durch die Fehden der
Reiebsftadt mit dem Herzog von Bayern und mit denen von Rofenberg, die 1460
bis 1469 erwähnt werden, veranlaßt war, oder andere Gründe hatte, läßt fich nicht
fagen. Es fpricht für die Annahme eines Stillftandes im Bauen auch noch die Ant-
wort des Rats an den Steinmetz Peter Haidner zu Heilbronn, der fieb 1487 an-
getragen hatte, weil er höre, wie die Stadt zu ihren Bäucn derzeit Mangel an
Meiftcrn habe. Die Antwort lautet nämlich, fie willen derzeit nichts von befonderen
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190
Klemm
Gehauen, dazu fie Bedarf an Meiftern hätten. Wer aber war nun der Meiftcr des
Langlaufes? Urkundlich ift hierüber gerade aus der Zeit von 1427—1495 außer
dem nachher zu Erwähnenden lediglich nichts bekannt. So bleibt uns nur die
Frage, ob wir das Rätfei des bereits erwähnten Mcifterfchildcs im Südfchiff uicht
etwa auflöfen mögen. Mich nun hat der Umftand, daß ein Hauptbcftandteil in dem
Meifterzeicben hier (f. Fig 1) eine Reißfchiene ist, fofort an das Meifterzeicben er-
innert, das in Dinkelsbübl beim örtlichen Abfcbluß des Chorgewölbes mit der Zahl
1492 und der Beifchrift: Niclaus Efler der alt, Niclas Efler fein fun (f. u.) an-
, i • * > • * • gebracht ift (Fig. 2). Wir finden ferner
[ Wf | (\~~? T i T X T'Nr an ( ' en Kirchen zu Nördlingen (f. Fig.
■14) und Diukelsbühl (Fig. 16—25)
und ebenfo an der Jakobskirche in
Niclaus Efeler bezeugt ift (Fig. 26- 42),
verfchiedeno Zeichen, die folch eine
Keißfchiene in fich fchließen und alfo
wenigftens zum Teil auf Söhne und
Gefellen des Meifters Efeler hindeuten
werden. Ja wir haben fogar ein Siegel
des Hans Efeler, Steinmetzen, der fich
ii »» »« mit feiner Gattin Gertrud, Tochter des
* M , t a n n ii '« *1 UD "
T (7T pf~| T T T [TT] Rothenburg a. T., wo um 1466 nach
V J W ^ N Weißbecker gleichfalls ein Bauen des
V-V Niclaus Efeler bezeugt ift (V'ur. 26~42>.
it i* » *> «« " " "
n p> m m »» ii »»
^ x"l *1 I / 1^ 'l v |> /J Peter Schutz (Schütz) von Mandale (Man-
^N^/VN ^J/ dcl bei Kreuznach), in Mainz 1473 auf-
hält, das in feinem Zeichen dcmfelben
Typus zugehört (Fig. 43, nach gütiger
Mitteilung vou Profcflbr Wagner in Darm-
ftadt und Haus- und Stnatsarchivar Schenk dort) und ich glaube in diefem
Hans einen weiteren Sohn des Meifters Niclaus, der auch einmal einen Efelskopf mit
einem Winkelmaß im Maul als Siegel führt, fchen zu dürfen. Auch kommt das
in Nördlingen nur als Gefellenzeichen auftretende Zeichen (Fig. 12) in Rheinhcflcn
zweimal als Meifterzeicben vor, in Heimersheim 1479 und in Weinheim 1431 (nach
Max Bach). Zum wenigften muflen wir daher in dem Haller Meiftcr einen Ge-
fellen oder Verwandten des Meifters von Nördlingen und Dinkclsbühl erkennen.
Und ein Zufammenhang zwifchen Hall und Nikiaus Efeler ift ja gefchichtlich direkt
bezeugt, indem im April 1439 fich ein Niclaus Barlierer zu Halle an die Francn-
kirche zu Eßlingen meldet, der Rat von Hall im Sept. 1439 den Mcifter Niklas
Steinmetz nach Nördlingen empfiehlt, und diefer wohl darum, weil der Bau keinen
an Ort und Stelle leitenden Meifter hatte, zwifchen Balicr und Mcifter fch wankende
Niklas doch wohl niemand anders ift als der 1442 in Nördlingen tliatfächlich angeftellto
Niclaus Efeler ans Alzey. Ich glaube aber noch weiter geben zu dürfen und an-
nehmen zu follcn, wir haben in Hall geradezu das Meifterzeichen des Nikiaus
Efeler felbft vor uns. Es mag das auf den erften Blick auffallen, wie ich folchc
Annahme wagen kann angefichts des doch anders ausfeilenden und infchriftlicb ihm
mit zugefebriebenen Meiftcrzeicbeus (Fig. 2) in Dinkclsbiih]. Allein ich glaube fagen
zu dürfen, diefes Meifterzeicben ift in feiuem untereu Teil von folch er Form, daß
es zu den fonftigen Steinmetzzeichen gar nicht recht ftimmen will und alfo au fich
felbft den Verdacht einer unrichtigen Wiedergabe erweckt. Und die Möglichkeit
und Wahrfcbeinlicbkeit einer foleben und einer Umformung ans dem Malier Zeichen
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Roifeftudien, befonders im Boyrifchen und Frank ifcben.
19J
läßt Ach nun gerade in Dinkelsbühl handgreiflich darthnn. Nämlich fchon die oben
erwähnte Tafel mit den Bruftbildern der beiden Werkmeifter, die innen an einem
Chorpfeiler hängt, fcbreibt die Namen derfelben feltfamerweife Oeller ftatt Efeler
und giebt fich damit als eine fpäterc etwa um 1G00 angefertigte Übermalung oder
wie Pohlig in feiner Befchreibung der Kirche (Lützows Zeitfchr. f. bild. Kauft 1882,
S. 298 ff.) annimmt, Kopie eines urfprünglichen Gemäldes, deffen Schriftzüge bei
der Erneuerang nicht mehr ganz leferlich waren, zu erkennen. Zugleich kann aber
diefe Unrichtigkeit im Namen ein Beweis fein dafür, daß auch die Namen der
Baumeifter am Gewölb oben fchon damals nicht mehr ficher zu lefen waren, fonft
hätte man wohl die Namen auf der Tafel nach jenen am Gewölbe korrigiert. That-
fächlich hat nun auch hier am Gewölbe oben der Maler bei der neueften Reftau-
ration die alte Schrift nicht mehr ganz erhalten ror fich gehabt, denn entfebieden
ift nur durch ihn aas dem alten und allein richtigen efler ein efser geworden,
wie Stcichele mit Recht die jetzige Infchrift liest. Nun ift aber auch der Meifter-
fchild neben diefer Infchrift, um den es fich für uns bandelt, nur gemalt und re-
ftauriert. Ich denke, es klingt jetzt nicht mehr unwahrfcheinlich, wenn ich an-
nehme: der reftaurierende Maler fand auch von dem alten Zeichen nur noch einen
Teil, die obere Partie gut erhalten. Bei einem andern Teil insbefondere unten,
war er aufs Ergänzen durch Gombination angewiefen, und da konnte es gefchehen,
daß aus dem unteren mit dem oberen gekreuzten Winkelbaken der Bogen unten
wurde, den wir jetzt fehen. So alfo glaube ich eine urfprüngliche Identität der
Zeichen in Hall und in Dinkelsbühl vorausfetzen zu dürfen und es damit recht-
fertigen zu können, wenn ich annehme, daß Meifter Nikiaus von Nördlingen aus in
Hall, wo er fchon früher iu ftellvertretender Weife den Bau geleitet hatte, fpäterbin
die Oberleitung gehabt und das Langhaus in feinen Gewölben 1466 oder nicht viel
fpäter zum Abfchlnß geführt habe. Vielleicht kann einmal ein in diefen Fragen
technifcb mehr verfierter Forfcber durch Verglcicbung insbefondere des Gewölbe-
baucs von Hall nnd Dinkelsbnhl (in Nördlingen find die Gewölbe von anderer Hand)
einen weiteren Beitrag zur Beurteilung nuferer Frage geben. Was die gewöhnlichen
Steinmetzzeichen betrifft, fo wird durch die Vergleichung diefer meino Annahme
nicht befonders unterftützt, indem fich unter 20-30 Haller Zeichen nur etwa drei
finden, die folohen in Nördlingen ähnlich find, aber auch nicht unmöglich gemacht,
indem auch in Dinkelsbühl unter etwa 70 Zeichen nur feebs sind, die foleben in
Nördlingen gleich, und vier die foleben ähnlich find. Zu beachten wäre noch, daß
am Langhaus in Hall wenigftens ein Gefellenzeichen nachgewiefen ift, das die Reiß-
febiene des Efelerzeichcns als wefentlichen Bildungsteil enthält (Fig. 44). Was der
Umftand zu bedeuten hat, daß das Zeichen in Dinkelsbübl fchief im Schilde fteht,
vermag ich nicht ficher zu fagen. Es kommt auch fonft, wenn auch feiten, vor,
z. B. beim Mciftcrzeicben des Straßburger Münfterbaumeifters Joft Dotzingcr aus
Worms und bei einem dem Zeichen Efelers wieder fehr verwandten außen am füd-
lichen Querfchiffarm des Doms zu Halberftadt aus der Zeit von 1440— 1406 (nach
gef. Mitteilung der Architekten Rcdtenbacher und Elis, Fig. 45). Möglicberweife
hat, da beide Efeler das gleiche Zeichen geführt haben müffen, der jüngere wenigftens
durch diefe Verfchiebung der Stellung des Zeichens im Schild fich vom Vater unter-
fehieden. Noch ift ausdrücklich zu bemerken, daß das von Sighart dem Nikiaus
Efeler zugefchriebenc Zeichen, aus zwei aneinander angelehnten rechten Winkeln ge-
bildet, mit demfelbcn zweifelsohne nichts zu fchaffen bat. Wahrscheinlich ift Sig-
hart darauf geführt worden dadurch, daß diefes Zeichen an der Dinkelsbühler Kirche
am Cborftrebepfeilcr auf eben dem Stein, der den Beginn des Baucs meldet, an-
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102
Klemm
gebracht ift. Es kommt aber noch öfters an der Kirche vor und ift alfo ein ge-
wöhnliches Gefellenzeichen, vielleicht Zeichen eines Gcfcllen des Meifters Hans
Stettbeimer in Landshut (f 1432), welcher zwei rechte Winkel in anderer Stellung
im Zeichen führte. Sei es denn der weiteren Forfchung und Beurteilung der Sach-
verständigen überlaffen, zu ermitteln, ob meine Annahme bezüglich des Haller Meifter-
zeichens und des Baumeifters am Langhaus zutrifft. Erfreulich ift mir gewefen, daß
ein Mann wie unfer Herr Landeskonfervator Dr. Paulus, der die fraglichen Kirchen
alle genauer kennt, fieb derfelben fehr geneigt ausgefprochen und daß auch mein
Begleiter in Hall, Maler Max Bach, fich meiner Anficht ganz angcfchloffen bat.
Für etwaige Befucher der Kirche in Dinkelsbtihl füge ich noch au, daß
gleich gegenüber der Weftfeite derfelben eines der fchönften Renaiffancebäufer von
ganz Deutfchland zu fehen ift.
In meinen „Baumeiftern" ift es mir möglich gewefen, bei den Familien der
Enfinger und der Böblinger im 15. und bei der Familie der Vogt in Gmünd im
17. Jahrhundert je drei oder mehr Meiftcrzeichen naebzuweifen , die zeigen, wie
die leibliche Verwandtfchaft in der Gleichheit oder Ähnlichkeit, daß ich fo fage,
in einem Familientypus der Zeichen fich wiederzufpiegeln pflegt. (Bei einer etwaigen
Neuausgabc wird nur das Zeichen des jüngeren Hans Böblinger zu berichtigen, bei
den Vogt ein weiteres anzuführen fein). Eine neue folebe Familiengruppe habe ich
nun in Nördlingen gefnndon, die vom 16. ins 17. Jahrhundert hinübergeht. Wenn
ich dabei nicht über alle Punkte volle Sicherheit geben kann, fo bemerke ich im
Voraus, daß daran der Umftand fchuld ift, daß ich von der einzigen mir als fach-
kundig bekannten Quelle dort, an die ich mich gewendet, eine Antwort bis jetzt
nicht erhalten habe. Es handelt fieb um die Familie der Waldberge r.
' ( *v ) Y i— *"\ milie entgegengetreten, wor-
auf febon früher Herr Be-
zirksbaninfpektor Mayer in Ellwangen mich aufmerkfam zu machen die Güte hatte, dem
ich dann, wie unferem Herrn Landeskonfervator, auch die weiter folgenden Notizen über
das Wirken diefes Waldberger in unferem Lande verdanke. In dem Gang des 1586 ge-
bauten, einen ftattlichen Eindruck machenden Rathaufee zu Bopfiugen hängt eine ftei-
nerne Tafel, die die Erbauung durch Wolfgang Waldberger, „Burger und Werkmeifter
zu Nördlingen", berichtet; darunter fein Zeichen in Fig. 46. Ein beigefetztes F. hatte
aber bisher der Möglichkeit Raum gegeben, daß diefes Zeichen auf einen Bildhauer F.,
der die Tafel gefertigt habe, gehe. So wurde das, daß wir das Zeichen des Meifters
Waldberger vor uns haben und das F. mit fecit aufzulösen fei, erft ganz ficher
durch die weiteren Nachweife in Nördlingen felbft. Hier kommt ganz dasfelbc
Zeichen mit Beigabe des Monogramms W. W. und der Zahl 1597 gemalt am Thor-
gewölbe des Reimlinger Thors vor. Am Löpfinger Thor nur das Monogramm mit
der Zahl 1593, dabei der Kopf des Baumeifters, denfclben in Kriegsrüftung zeigend und
eine Umfchrift, von der ich etwa nur entziffern konnte: „Sper Ift da?" Mit kleiner
Modifikation kehrt Zeichen und Monogramm auf einem Schild (Fig. 47) wieder am
künftlerifch verzierten vom Jahr 1586 datierten Portal des fogen. Klöfterlc. Man
arbeitete gerade an deffen Rcftauration , fo daß ich alles ans nächfter Nähe be-
ll. Meifter- und Bildhauerzeichen und -Namen.
I. Eine ntue Fimiliengruppe von Meifterzeichen.
Noch ehe ich unfere Lan-
desgrenze überfchritt, war
mir ein Zeichen diefer Fa-
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Reifeftudion, befunden im Bayrifchen und Fränkifchen.
193
richtigen konnte. Sichtlich find die 2 Hauptfiguren in Bruftbildern rechts und links,
eindrucksvolle kriegerifehe Geftalten, denen zwei Knappen beigegeben find, die eine
mit einer Sonnenuhr (?) in der Hand, niemand anders als die zwei Baumeifter Wald-
berger, Vater und Sohn. Uufercm Wolfgang, dem eigentlichen Fortifikator Nörd-
lingens, der Seele aller baulichen Unternehmungen, feit er 1578 an des Vaters ftatt
znm Balier über die Maurer angenommen war, war nämlich nach dem trefflichen
Werk von Rektor Mayer (Die Stadt Nördliugcn, ihr Leben und ihre Kunft, 1876 ff.)
in ähnlicher Eigenfchaft fein Vater Cafpar vorangegangen. Die Zahl 1552, die
neben dein gewaltigen Reichsadler mehrfach am äußeren Vorbau der Thore er-
scheint, dürfte an fein Wirken erinnern. Aber was hat denn der Vater für ein
Zeichen gehabt? Mayer erwähnt das Mouogramm C. W. an der Treppe zu der
Herrenempore in der Georgskirche (1571) und am Berger Thor. Es war^mir leider
unmöglich, an (liefen Orten etwas zu finden. Dagegen war mein Begleiter durch
Nördlingen und Dinkelsbübl , Herr Prof. Wagner aus Darmftadt, fo glücklich, an
dem Anfang der Kanzeltreppe in der Kirche ein allem nach eine fpätere Nach-
befTerung anzeigendes Zeichen (Fig 48) zu entdecken, das dem Wolfgang Wald-
bergers fo nahe verwandt ift, daß ich es für das feines Vaters Cafpar halten möchte.
Seltfamerwcife paßt die Bcfchrcibung, die Mayer von dem Handzeichen Wolfgangs
giebt: „ein doppeltes W mit drei Kreuzen", gerade auf das Zeichen Wolfgangs nicht,
viel eher auf das an der Kanzcltrcppe, und ift damit ein neuer Beweis, wie mit
Beschreibungen obne Abbildungen auf dem Gebiet der Stein metzzeicheu einfach gar
nicht gewirtfehaftet werden kann. Intercflant ift nun aber, daß wir außer dem
ficheren Zeichen Wolfgangs und dem vermutlichen feines Vaters Cafpar, auch noch
ein Meifterzcichcn von gleichem Familicntypus finden, das dem einen der drei
Söhne Wolfgangs, dem ihm im Namen gleichen, zukommt. Der Vater war 1G22
geftorbeu. So kann ja das Monogramm WW mit ähnlichem Zeichen (Fig 49) an der
hohen kannelierten Säule, die hinten im Nördlinger Kathaus auffteigt und mit der
Erbauung der Itathaustrcppc im Zufammenhang fteht, unterhalb welcher das Zeichen
mit Schild an einem Fcnffer fich wieder findet, nur auf den Sohn fich beziehen, weil an
der gleichen Säule die Jahrzahl 1G27 unter Wiederholung des Zeichens erfcheint. Übrigens
muß dieler jüngere Wolfgang bei der fehönen und kunftvollcn Treppe noch einen zweiten
Moiftcr neben fich gehabt haben, denen anders geftaltctes Zeichen (Fig. 50) au einem
andern Fenfter des Unterbaus angebracht ift. Merkwürdigerweile ift der Typus der
Waldbcrgerfchcn Zeichen nahe verwandt dem uns bekannten Zeichen des Ulmcr Maurer-
meifters und Bildhauers Haus Schalter, der mir 1557 — 1594 bekannt ift (Baumeifter
Nr. 300) und es findet fich fogar ein dem feinigen fallt durchaus gleiches Bildhauer-
zeichen (Fig. 51) in der Nördlinger Kirche an dem 1596 gefertigten Epitaph für Bürger-
meiftcr Johann Bofch (f 1595) und feine vier Frauen mit der Darfteilung der Taufe
Chrifti. Doch wage ich die Identität des Künftlcrs bei diefem Bildhauer nicht
zweifellos aufzuftcllcn, weil Hans Schaller fonft immer auch fein Monogramm bei-
gefügt hat, was in Nördlingen fehlt, und weil doch bei ihm der rechte, in Nörd-
lingen der linke gefchwungene Kreuzarm höher geführt ift. Übrigens hat wirklich
Schaller in dem nahen Bopfingen die Berlerifche Grabplatte von 1591 gemacht.
Noch weniger vermag ich über eine mögliche direkte Beziehung der Waldberger
Zeichen zu dem Schalters bis jetzt zu fagen. Wäre das von mir vermutete Zeichen
des Cafpar ficher das feine, nicht vielleicht einem andern der drei Enkel zuzufchreiben,
was an fich auch möglich wäre, fo könnte etwa Hans Schaller, der jünger als Cafpar
Waldberger und ein geborener Ulmcr ift, bei diefem Nördlinger Meiftcr in der Lehre
gewefen fein und daher ein dem Waldhcrgerfcheu ähnliches Zeichen bekommen haben.
WQrttemb. Vtcrt«IJ»hr»heftc im. 13
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194 Klemm, Reifeftudien, bef. im Bayrifehen und FrinkifcheD. Sitzungsberichte.
Über den älteren Wolfgang Waldberger führe ich noch an, daß zwei Denk-
mäler anter der Orgelempore in der Nördlinger Kirche fein ßildhauerzeichen tragen,
jedoch beidemal nur in Brucbltücken erhalten. Sodann ift er kraft feines an zwei
Wappentafeln gemalten Zeichens mit Monogramm (das Zeichen in der Form von
Fig. 46) der Bautueiftcr der Friedhofkapelle in Lauchheim, welche 1584-1585
durch Landkommentbur Wolfgang von Schwalbach und Kommenthur Johann von
Hördt in Kapfcnbarg erbaut ward, und cbenfo Erbauer des fogenannten Statthalterei-
gebäudes in Ellwangen 1591 (Wappentafel am Giebel mit Zeichen in gleicher Form).
Vielleicht ließen fich in den Oberämtern Aalen und Nercsheim noch mehr Spuren
von der künftlerifchen Thätigkeit diefes bedeutenden Mannes finden.
2. Das Lilienwappen und Ansbach.
An der fchönen Apoftelthüre der Stuttgarter Stiftskirche finden fich an zwei
Konfolen zwei Wappenfchilde, bekanut unter dem Namen des Sternen wappens und
des Lilienwappens. Für das Sternenwappen habe ich fchon länger die Löfung
gefunden; es ift der Meifterfchild des damaligen fiirAlichcn Baumcifters Albrecht
Georg. Dagegen hatte fich bis jetzt für das Lilienwappcn (drei hcraldifche Lilien,
2 und 1 geftellt) lediglich kein Nachweis dafür fiuden lallen, daß es auch einem
Baumeilter, beziehungsweise Bildhauer zugehören könnte.
Wcnigftcns eine Möglichkeit hicfUr glaube ich jetzt in Ansbach gefunden
zu haben. An dem von 1501 — 1523 durch Martin Echfer, Eudres, zuletzt Jörg
Stelzer mit Unterftützung von Stefan Wcyrcr (f. Otte, Haudb. der kirchl. Kunftarchäol.
5. Aufl. 2, 496) erbauten Chor der Stiftekirche zu St. Gumpert dort, findet fich
gegen Often ein erkerartiger Vorbau, wabrfchcinlich benimmt zum Vorzeigen von
Reliquien des hl. Gumpert, an defien Grabkapcllc unmittelbar der Erker anftößt.
Außen an der Breitfeite der Brüftung diefes Erkers findet fich nun links unten in
ganz unfymmetrifchcr Weife als einziger Schmuck diefes Teils ein Wappenfchild
mit den drei Lilien angebracht in linksfehiefer Stellung, und ich habe wenigstens
aus der ganzen Art der Behandlung den Eindruck bekommen, daß es fehr wahr-
fcheinlich eines Raumeifters Wappenfchild fein möchte. Ausgcfcbloflen aber ift frei-
lich auch die Möglichkeit nicht, daß es ein Stifters wappen wäre; thatfächlich haben
ja manche Familienwappen die drei Lilien im Wappen geführt
Das Sternenwappen habe ich auf älteren Glasgcmälden im Gcrmanifchcn
Mufeum öftere, z. B. mit der Zahl 1597, gefunden, der bald mit geraden, bald mit
gefchwungenen Linien gebildete Sparren wie die drei Sterne weiß auf rotem Schild;
der Träger des Wappens war nirgends genannt (Schluß folgt)
Sitzungsberichte.
Sitzung vom 8. Mai 1885. Als Gefchenkc wurden (ibergeben von Regiernngsbau-
meifter Unfeld ein Kalender von 1790 und ein .Inngingcr Kaufbrief von 1621. Pfarrer Schultee
hält einen Vortrag Aber die Familie der Ehingen Dr. Leubc legt fechs bei der Donau gefundene
Münzen vor.
Sitzung vom 5. Juni 1885. AU ordentliches Mitglied wird aufgenommen Regierungs-
rat Scbickhardt in Ulm. Drehermeifter Goldfchinid Ubergiebt als Gcfcbcnk ein beim hiefigen
Oberamteigebäude ausgegrabenes altes Hufeifen. Regiernngsbanmeifter Unfeld zeigt Anflehten
von Ulm und eine Sammlung von CHchös vor. Vorträge werden gehalten von Diakonus Klemm
Uber Ulmifchc Glockengießer und von Präzeptor Magirus Uber Papyrusrollcn. Stabsauditeur
Abel iibergiebt zur Bibliothek ein Mllnzpatcnt. Hauptmann Geiger berichtet über Miinzfiindc in
Glinzburg und Neu-Ulm.
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195
Hiftorifcher Verein für das Württembergifche Franken.
Beiträge zu den Oberainteherelireilmngen von Hall und Gaildorf.
Von Diakomis Klemm.
*s -
6.
rf
10 "
rr.
I. Hall.
I. Michaelskirche.
Links von dem Weftportal mit prachtvollem Tympanon, das mit den unteren Teilen
des anfchließenden Turmes vielleicht noch dem Bau von 1 156 angehört, der Name BEUTbOLT,
vermutlich der Name des Banmcifters. Eben dort tief eingehalten das Steinmetzzeichen Fig. 1,
von dem fich bei feiner großen Häufigkeit in romanifcher Zeit natürlich nicht entfeheiden läßt,
ob es gerade auf diefen Berthold fich bezieht.
Der Bau des Langhaufes begonnen auf der Wcftfeito 1427, vollendet zufolge de»
Meiftcrzcichcns Fig. 2, das auf dem weftliehftcn Schlußftcin des fildlichen Scitenfchiffcs gemalt
erfcheint, 145(5, oder wohl nicht lange nachher, und zwar fichcr durch einen Mcifter, der mit
dem, damals in Nördiingcn (und zugleich Dinkelsbühl) bauenden Mciftor Niklaus El'eler verwandt
oder deffen Schüler war, möglicherweife und, wie ich in diefon Blättern Seite 1 . . wnhrlchein-
lich zu machen geflieht habe, durch diefen Moiftcr felber. Dorfelbc hatte jedenfalls im Jahr
1430, che er nach Nördlingcn berufen ward, felbft hier gewirkt) die Urkunden nennen ihn dabei
das cincmal Balier, das anderemal Meifter, was fich am heften fo reimen möchte, daß er, ob-
wohl nur Balicr, doch eine meifterähnliche Stellung hatte, weil or die Stelle eines nicht am Ort
felbft den Bau leitenden auswärtigen Obermcifters zu vertreten hatte. Die Kanzel feheint zu-
folge des an ihrem Fuß angebrachten Zeichens Fig. 3, dem völlig gleiche Zeichen bis jetzt wenig-
ftens nur am Chor nachgewiefen find, erft in die Bauperiode diefes zu gehören.
Der Chor begonnen auf der Wcftfeito bei der Sakril'tei 1495 und vollendet 1625 durch
Mcifter Konrad, die Sakriftei felbft fchon 1507. Ein Steinmetzzeichen ähnliches Zeichen mit Schild
an dem Sakramenthaus des Chors (f. Fig. 134 in meinen „Baumciftcrn" S. 132) bin ich jetzt nach
pcrGDnlichcr Anfchauung entfehieden geneigter für eine üausmarke, »Mb für das Wappen des
Stifters zu erklären. Da die betreffende Ferfon jedenfalls eine hervorragende war, ein Schult-
heiß oder dergleichen, fo follte es möglich erscheinen, dasfclbe als Siegel urkundlich nachzu-
weifen und zu erklären.
Keftaurationen an den romanifeben Unterteilen des Turms 1535, wenn nicht erft 1539
bis 1640, durch Mciftor Thoman, der anch am Suhl werk bante und alfo wahrfcheinlich bereits
als Stadtwerkmcifter anzufehen ift.
196
Klemm
Ein Meifter M. S. fcbeint 1572 am oder beim Sakramenthau», ein anderer, um dies hier
gleich anzufchließcn, M. H., 1586 am Gewölbe des füdlichen Seitenfchiffes Nachbcfferungen aus-
geführt zu haben (Baumeifter S. 169).
Von größerer Bedeutung ift das Werk des Georg (Jörg) Burkhard, den wir aus feiner
leider im Todesdatum unleferlich gewordenen Urabfchrift als „gemeiner Stat Werkmeifter" näher
kennen lernen. Zugleich giebt uns der (an der Wand des neuen Kirchhofs aufgestellte) Grabftein
fein Mcifterzeichcn (Fig. 4) an die Hand. Mitteilt desl'elben erfehen wir, daß er fchon 1565 in
Hall wirkte. Denn fein einfaches Zeichen trägt ein Spruchband mit diefer Jahreszahl an einem
Haus in der GelbingerftraOe (unterhalb einer Tafel, welche den Wiederaufbau der Stadt nach
dem Brand von 1681 berichtet; die auf der Tafel genannten 2 Acdilen find nicht wirkliche Ban-
meifter in unferem Sinne, fondern Ratsdeputierte). Meifter Burkhard war es, der 1573 die 2
oberen Stockwerke am Turm der Michaelskirche baute. Von 18 an diefeiu Bauteil gcfammelten
Gefclienzeichen kommen 4 am Kathaus in Rothenburg an der Tauber, das von 1572 an gebaut
ward, 4 aber am Rathaus in Schweinfurt wieder vor, welches nach gütiger Mitteilung von
Herrn Prof. Wagner in Darmftadt 1569 durch den aus Halle in Sacbfen gebürtigen Steinmetz-
roeifter Nikiaus Hofemann erbaut ward. Nach Schweinfurt weift auch weiter in Hall eines der
2 au einer fteinernen Tafel, welche die Keberfchwemmung von 1570 bezeugt, angebrachten
Zeichen. Nach Schweinfurt weilen ferner 2 von 4 Zeichen, welche an dem RcnaüTanccthorportal
zu Hornburg von 1575 erfcheinen, während die 2 andern nach Hall weifen und es alfo wahrfchein-
lieh machen, daß der dortige Stadtwerkmeifter auch den Korahurgcr Bau wird ausgeführt und
geleitet haben. Merkwttrdigerweifc führt uns nun auch das Zeichen Jörg Burkhards felbcr,
wenn wir es in feiner fichtlich ganz eigentümlichen Gestaltung mit andern bekannten in Znfam-
menhang zu bringen trachten, ebenfo auf Schweinfurt. Wir treffen nämlich eben dort am Rat-
haus, während die oben erwähnten Gefellenzeichen ganz anderen Charakters find, auch eines,
welches entfehieden aus dem gleichen Gmndmotiv, wie das Burkhards, abgeleitet ift, f. Fig. 5.
Einmal fo weit aber kommen wir fofort auf das Meiftcrzeichen, das mit der Zahl 1577 an der Decke
oben über der Wendeltreppe des Kathauies in Rothenburg angebracht ift (in Symmetrie mit den
Wappenfchilden der 2 Ratsdeputierten und einem vierten, der jenes Datum über einem gekreuz-
ten Zirkel und rechten Winkel weift) f. Fig. 6. Das Monogramm n H in letzterem Zeichen aber
ift nach den trefflichen Forschungen II. Weiflbeckers über Rothenburg mit Hans Hellwag von
Annaberg aufzulöten. In Annaberg weiter treffen wir (Utte, Kunftarchäol. 5, Aufl. 2, 496) einen
Steinmetzen Jakob Hedwig, nach meinem Dafürhalten den Vater des obigen Hans Hcllwag, und
zwar um 1520 unter dem Meifter Erasmus Jakob von Schweinfurt (1514—20). Damit wären
wir alfo richtig wieder in Schweinfurt angekommen; mit andern Worten, ich glaube die Ver-
wandtfehaft aller diefer Zeichen daraus erklären zu follen, daß fic fämtlich von einem, unB bis
jetzt nicht bekannten Meifterzeichcn des ebeugenannton Erasmus Jakob von Schwcinfnrt in Anna-
berg abzuleiten fein möchten. Ich nehme alfo an, daß auch unfer Jörg Burkhard, wie Hans
Hell wag felber oder etwa deffen Vater, ein .Schüler diefer Schwcinfurter Meiftcrs gewefen ift,
und daß er darum, als er in Hall Meifter wurde, vornehmlich Gcfellen von Schweinfurt fich nach
Hall gezogen hat. Es fei gefiattet, hieran noch die weiteren bekannten Gefellenzeichen gleicher
Sippe zu reihen, in Fig. 7—11 vier vom Rothenburger Rathaus, wo jedenfalls Fig. 7 einem Sohn
des Hans Hellwag zugehören wird, die andern wohl nur Schülern desfelben ; in Fig. 12 eines vom
Portal des Schlofles zu Oßweil 0A. Ludwigsburg, das 1595 Chril'toph von Kaltenthal infehrift-
lich (nach gef. Mitteilung von Herrn Pfarrer Veit) erbaut hat Wir werden wohl bei Ver-
glcichung der Zeichen nicht zweifeln können, daß der Träger des Zeichens Fig. 12 ein Sohn
unferes Meifters Jörg Burkhard gewefen ift, während Fig. 11 leicht einem Gcfellen desfelben
zugehören möchte. Endlich fei noch in Fig. 13 als ebenfalls nahe verwandt das Meifterzeichen
des Matthes Vogel vom Brunnen zu Wertheim 1574 angefügt. Unler Meifter Jörg Burkhard
foll nach Hofiert noch 1588 in den Kirchenbüchern von Hall als Steinmetz erwähnt fein. Wäre
dort nicht vielleicht an feinen Sohn zu denken?
Das Zeichen Fig. 14, durch Beifügung der Zahl 1597 fchon als Zeichen eines Meifters
oder wenigftens Balicrs gekennzeichnet, findet fich an einem Fenfter auf der Nordfeite des
Langhaufos in Verbindung mit den Buchflaben n H und D S, bei deren durch den Stab des
Fcnftcrs getrennten Stellung es zweifelhaft bleibt, ob fie 2 Namen darfteilen oder auf einen
einzigen Mann fich beziehen. Das Zeichen ift dem einen der an der Tafel von 1570 angebrachten
(Fig. 15) nächft verwandt.
2. Katharinenkirche.
Beiträge zu don Oberamtsbefchreibungen too Hall und Gaildorf.
197
Ein« nähere Berichtigung der bekannten Infchrift an Chor der Katharinenkirche ergab,
daß auch die Wiedergabe Cafparts in Band X , 8. 206 der Zeitfchr. für Wiirtt Franken nicht
ganz zutrifft. Es fei deshalb geftattet, fio mit Auflöfung der Abkürzungen nochmals wiederzu-
geben: ANNO . D(omi)NI . M . CCC . LXXVIII . 0{biit| . KATUINA . DE . GERSTETE(n) . DO-
(min)ICA . OCVL! . ET . EODEM . ANNO . F(er)IA . Q(ui)NTA . P(oft) . Ofmn)I(u)M . S(an)C(t)0-
RV(m) . O(biit) . I(o)H(ann)OS . FlLI(us) . El(us) . ET . FEKIA . TERCIA . I>(oft) . EL1ZABET .
O(biit) . l(o)ll(anne)S . MARIT(ua) . EI(us) . CO(m) . PATER . I(o)H(ann)IS.
Eine wichtigere Abweichung von der Lotung Cafparts nach Auflöfung der Abkürzungen
liegt dabei allerdings erft in der letzten Linie vor. Die Infchrift böte hiernach, und Herr Prof.
Haßler hatte die Güte dies nochmals zu konftatieren, nicht et patcr, fondern co(in)patcr. Was
bekämen wir fllr einen Sinn daraus? compater heißt nach gef. Auskunft von Herrn Archivrat
Stalin nur entweder Taufpate, oder amitac vir Manu der Tante väterlichorfeits, oder fodalis,
amicus Oberhaupt. Letzteres könnte hier nicht vorliegen. Im Sinn von amitae vir genommen
hätte die Katharina von Gerftctten den Gatten einer Schweiler des Mannes, von dem ihr Sohn
Johannes ftammte, ihren Gegenfcb wager, in 2. Ehe geheiratet gehabt. Diefe Ehe wird nach
kirchlichem Recht kaum zuläfllg und alfo auch nicht annehmbar fein. Dasfelbo Hindernis aber
ftellt fich heraus, wenn wir das compater als Taufpate nehmen wollten, da jedenfalls auch die
Ehe eines Taufpaten mit der Mutter des Täuflings verboten war. So wird fchließlieh nichts
übrig bleiben, als trotz der vorliegenden Buchftabcn et pater zu lefen und diefe Lefung, für dio
auch der Punkt nach co fpricht, damit zu rechtfertigen, daß die Infchrift Oberhaupt nicht zu
den fein und korrekt gefchriebenen gehört, vgl. johannoa ftatt johannes in der Mitte, daß die
T derfclben der Form des 0 fich fehr annähern und in dem C leicht der mittlere Querftrich,
der es zu einem E umwandelt, vergeflon werden konnte. Es ift nun freilich etwas fchwülftig
und übermäßig förmlich, wenn nach dem Tod der Mutter und des Sohnes noch extra auseinander-
gehalten wird, daß der letztgenannte Jobannes Gatte der erlteren und Vater des letzteren gewefen.
Und dies hätte mir zuerft die Lesart compater empfohlen. Aber es läßt fich auch diefe Weit-
schweifigkeit erklären, wenn recht geßilTentlich konftatiert werden wollte, daß im Jahr 1378 mit
den genannten die ganze Familie ausgeftorben fei. Und dazu würde denn ganz ftimmen, was Caf-
part ausfuhrt, daß wir hier die Grabfchrift der Letzten von den Herren v. Weftheim vor uns
haben, die traditionell 1378 ausgeftorben und Hauptwohlthäter der Katharinenkirche gewefen
feien. Die Beftimmung de Gerftctten kann ja recht wohl einzig auf das Gcfchlccht der Mutter
fleh beziehen, nnd es wäre auch kanm denkbar, daß eine ganze Familie eines von Hall foweit,
wie Gerftctten, OA. lleidenheim, es thatfächlich ift, entfemton Gefchlechtes in Hall ihre Ruhe-
ftättc gefunden hätte.
3. Johanniskirche.
Auch hier findet lieh an einem fpäter eingefetzten Fcnfter ein mit der Jahreszahl 1699
verbundenes Zeichen eines Meifters oder Baliers, Fig. 16.
4. Unterlimpurg, S. Urbanskirche.
Hier bei der Sonnenuhr das Zeichen Fig. 17 mit der Zahl 1749. Die im Übergangs-
ftil erbaute Kirche hat mehrfache Änderungen erlitten. Z. B. zeigt das Weftportal den fpät-
gotifchen Stil um 1500; es ift mit den Wappen von Thierftcin (heraldifch recht«) und Limpurg
bezeichnet; wir haben alfo wohl an Friedrich V., den Gründer des älteren Haufes Limpurg-
Speckfeld-Sonthctm, der die Gräfin Sufanne von Thierftcin zur Frau hatte, f 1474, zu denken
(OABcfchr. Hall S. 177). Dagegen zeigt der fUdliche Ausbau an feiner Decke 4 Konfolen mit
3 Wappen, welche als Ahnen wappen in der Schenkenkapelle zu Hornburg wiederkehren auf dem
prachtvollen und großartigen Grabdenkmal des mit Gräfin Margareta von Hohenberg verheirateten
Georg I., f 1475; diefer Ausbau ift alfo wohl ihm zuzufchreiben. Georg war der Sohn de« obigen
Friedrich.
5. Haller Bildhauer.
Mehr als anderswo finden fich in Hall an den Grabdenkmälern Namen, Monogramme
und Zeichen der Bildhauer angebracht Dicfclben fcheinen, wo nicht ausdrücklich ein anderer
Wohnort bemerkt ift, in der Stadt felbft ihren Wohnfitz gehabt zu haben.
Ein J. R. fertigt das Denkmal des Pfarrers Michael Grätcr, f 1562, und allem nach
auch die 2 andern daneben an der Katharinenkirche außen angebrachten von Gliedern derfelben
Familie, deren Infchriften ein I. W. L. P. L. P. (wohl auch ein Pfarrer) oder ein M. Jakob
Gräter geliefert hat
Den berühmteften der Haller Bildhauer, Sem Schlör, (f. Baumeifter S. 147—149)
finden wir, obwohl viele Denkmäler feine Art an fleh tragen, doch nur an einem urkundlich
19«
Klemm
durch fein bekanntes Zeichen (ein aus Wolken ragender Arm hält einen Zwcifpitzhainmer in der
Hand) mit dem Monogramm S.S. bezeugt, an dem des Stättmeifters Kafpar Feierabend, f 1565,
und feiner 2 Söhnlein, f 1568 und 1565 (bei der Nordweftockc der Michaclskirche). Zu dem in
den Baumeiftern Ober ihn Mitgeteilten mögen hier folgende Ergänzungen gegeben werdeu:
Die frühere Kanzel in der Schloßkapelle zu Stuttgart ift nicht, wie vermutet, ein Werk
unfres Meifters Schlör ; das Stück derfclben , das nicht in dem jetzigen Altar Verwendung
fand und daher außen im Gang bei der für den König refervierten Eingangsthüre angebracht
ift, trägt vielmehr das Monogramm II R (mit Ancinanderlehnung der ßuehftaben) und die
Jahreszahl 1563. Da der frühere Altar gleichzeitig mit der Kanzel gefertigt fein dürfte, fo
nehme ich jetzt an, daß derfelbe, infehriftlich und nach den Zeichen von Schlör verfertigt, das
erfte Werk gewefen fein wird, das derfelbe für das Haus Württemberg zu fertigen bekam. —
Ein neues großes Werk unfres Meifters hat zuerft Hr. Prof. Häßler entdeckt: das Doppclepi-
taph für Friedrich v. Sttirmfcder, f 1555, und feine Gattin Margareta v. Hirnheim, f 1558, an
der Nordwand der Kirche zu Oppenweiler OA. Backnang. Das Zeichen Schlörs befindet fich,
diesmal ohne Monogramm, in der Mitte oben /wifchen den zwei Infchrifttafeln. — Von den 11
Grafenftandbildcrn in der Stiftskirche zu Stuttgart wären nach den Ausführungen von Max Bach
Yierteljh. 1884, 168 f.) die Nummern 1, 4, 5, 6, 10 und 11 nach alten Vorbildern , die übrigen frei
gearbeitet; bei 1, 10 und 11 laflen fich die alten Vorbilder noch nachweifen. — Der als Schüler
Schlörs gcnannteChriftof Eger aus Creglingcn, geb. 1514, tritt uns 1569 als oine Zeit laug
auf Schloß Heiligenberg ihätig entgegen, als ein Diener des Meifters Hans Oertlein, des Stein-
metzels zu Überlingen. Letzter war 1563, wo er das Brüderbuch als Hans Oertlin unterfebriob,
Meifter zu Zell (am Unterfee) gewefen. Er faß aber 1569 zu Überlingen, wie der Baumeifter
Benedikt üertlin oder Oertlein, der neben ihm In Heiligenberg arbeitete. Chriftof Eger hatte
iu Überlingen einen Exzeß „balgons halber» begangen, und Graf Joachim v. FOrftenberg mußte
für ihn 3. Nov. 1569 Fürbitte beim Magiftrat der Stadt einlegen mit der Bitte um leidlichen Ab-
trag, was er that mit dem Bemerken, Eger habe fich bei der Arbeit gefliJTen und wohl gehaltcu
(f. Zeitfchr. f. G. d. Oberrheins 26, 129. Schrift d. Vcr. f. Gefch. d. Bodenf. 1883, 75).
Über Leonhard Kern, 1620—63 in Hall angefeffen, f. Baumeifter S. 186. Alle
meine Bemühungen, in Würzburg oder Nürnberg ein Monogramm oder ein Zeichen naebgewiefen
zu bekommen, das ihm oder den andern Kern ficher zugefchrieben werden könnte, find ver-
geblich geblieben, obwohl ich außer im Dom namentlich in der Franziskanerkirchc von Würz-
burg großartige Grabdenkmäler fah (eines für Heinrich Zobel zu Giebelftat, ■{■ 1580, ein anderes
von 1625), welche mir von dielen Meiftern herzurühren fehienen.
Jakob Bozold (Baumeifter S. 187) hat 2 Denkmäler mit dem fichtlich auf ihn zu
deutenden Monogramm I. B. bezeichuet: das der Sofie, geb. Bitfelder, Gattin 1. eines Gräter,
2. eines Schulter, f 1619, au der Katharinenkirche, und das des Friedrich Hörmann, f 1642, an
der Michaclskirchc. Es fei hier gleich angemerkt, daß der Mitarbeiter Bczolds an dem Denk-
mal des Schenken Albrccbt v. Limpurg in der Stadtkirchc zu Gaildorf nicht Philipp Korb, fon-
dern Philipp Kolb von Öhringen hieß (gef. Mitteilung von Hrn. Oberrentaintmann Hauch in
Gaildorf, vgl. Zeitfchr. f. Franken 5, 284 ff.).
Ein M Horn (M und H aneinandergelehnt in großen Buchftabcn, die andern klein)
ift am Denkmal des Präzeptors Georg Friedrich Wibel, f 1689, an der Urbanskirche zu Unter-
limpurg genannt.
F. J. Fr oy finge r fertigt das Denkmal des Joh. Adam Köhler, f 1709, an der
Katharinenkirche, des alten Stättmeifters Joh. Lorenz Drechsler, f 1725, an der Micbaelskircho ;
und das befebädigte des Chriftof David Stcllwag, geb. 1652, ebendort.
Eberhard Fridcric. Heimb, Architekt. Stuttgardiac designatus fecit, lautet es
auf dem Grabmal des Johann Jakob Hetze), f 1732, auf dem alten Kirchhof. Beigegeben find
(nebeu den Wappen des Verftorbenen) die 3 Zeichen der Fig. 18, von denen wohl a) das eigent-
liche Steinmetzzeichen bildet. Dasfelbe erinnert an Fig. 275 und 276 in meinen Baumeiftern.
Nikolaus Ritter nennt fich am Denkmal des Johann David Bäurlcn, t 1733, an
der Katharinenkirche.
G. D. Lac kern an denen des Johann David Stellwag, Apothekers, f 1734, und des
Johann Balthalar Wibel, f 1762, auf dem neuen Kirchhof, fowie an dem von Johann Michael
Uartuiann, t 1744, an der Michaelskirche.
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts blüht die Bildhauersfainilie Joz. Zuerft J. G.
Jos am Grabmal des Meßncrs Gottfried Köhler, t 1768 (neuer Kirchhof), dann J. C. Joz
an dem des Johann Friedrich Bonhöfer, f 1783 (Micbaelskircho); endlich J. D. Joz an dem
des Forftiueiftcrs Jak. Fricdr. Lud. Kittroann (Rittmann?) t 17Ü7 (alter Kirchhof).
Beiträge zu den Oberamtsbefchreibungen von Hall and Gaildorf.
19U
J. F. Gros am Denkmal des Jof. Karl Peter Bonhöfcr, f 1775 (Michaelskirche).
An dem Denkmal des Propfts Erasmus Nenftetter, genannt Sturmer, f 1594, in
der Kirche zu Korabnrg, ftcht unten: VIVVS. P C MDLXX. Man ift verfuebt, das P C als
Künftlermonogramm zu falTen; es ift aber ja offenbar mit: vivus poni curavit 1570 aufzulöfen.
6. Holzlohnitzer.
Der früher mehrfach als Bildfchnitzer gerühmte Peter Lohkorn ift fchon von Boflcrt
und Max Bach (Ltttzows Knnftchronik 1884) in feine richtige Stellung als Zimmermeifter Peter
Lac kor n, der die Holzarbeit an der Michaelskircho beforgte und 14% den neuen Suhlbrunnen
heiftellte, zurüekgewiefen worden. Dagegen bin ich durch gütige Mitteilung von Hrn. Konrad
SchaufTelo in der Lage, einen Bildfchnitzer, an den man nicht dächte, zu nennen, nämlich : Mel-
chior der alt Scnft verfertigte als ein herrlicher KUnftler zu fchnitzelo mit eigener Hand eine
fchöno (wohl nicht mehr erhaltene) Altartafel in die Kirche zu Untcrmünkheim , wo er wohnte,
um 1512 (Senftifche Familienchronik, im Belitz von Herrn Chur in Hall).
7. Maler.
Diefcn KUnftlcrnamen feien noch angereiht die Maler-Monogramme T S (das S durch
den Stamm des T gcfchlungen) an einem Altar in einer Seitenkapelle des Chors der Michaels-
kircho, wie ich höre, auf einen Maler Thomas Schweikor ') zu deuten, und das des Peter Völker
der noch 1603 vorkommt (der erfto Strich des V bildet zugleich den Gnindftricb des P), mit
der Zahl 1586 an der Decke des fUdlichen Scitenfchiffs dort.
8. Schlofter.
Ein S N 1500 an dem fehönen gothifchen Schrank in der Sakriftei der Michaelskirche.
In der Katharinenkirche am Gitter um den Altar: 1794 J P T und M M T.
II. Gaildorf.
Die Stadtkirche in Gaildorf ift im Langhaus 1518, im Chor 1521 erbaut, und
zwar zufolge des Meiftcrfchildcs am Gewölb des letzteren von dem gleichen Meiftcr, der die
Kirche zu Lindach, OA. Gmünd, erbaute (f. Baumeifter 8. 168, Fig. 234). Es fcheint ein Gmünder
Melftor zu fein, fehwerlich fchon der Meiftcr Nikolaus, der 1565 Kirchenmeiftcr in Gmünd war.
Die Keftauratorcn, welche die Kirche nach dem Brand fo fchön herge (teilt haben,
haben die alte Sitte der Monogramme wieder angenommen und fich mit einem (je vcrfchlungcnen)
C L (Oberbaurat Chriftian Leins), A S (A. Schmcnzcr, Bildhauer) und C M verewigt.
Das Limpurgifchc Schloß in Gaildorf trägt am Hauptportal die Wappen feiner
Erbauer aus dem Jahr 1482, des Schenken Albrecht III. und feiner Gemahlin Elifabet, Gräfin
v. Ottingen. In der Nifche zwifchen dem großen Portal und dem kleineren links hält ein bär-
tiger Mann den Meifterfchild des Baumeifters, f. Fig. 19. Die früher angebrachte Infchrift:
1482 bans unker von Kelh'n ift infolge der neuen Verblendung nicht mehr zu fehen und auf
die Richtigkeit der Lefung zu unterfuchen.
Die Kirche zuMUnfter hat auf der Nordfeite einen alten Turin mit fpätromanifchem
Doppel fenfter, (lammt im übrigen aus der Zeit, welche die Wappen an dem Sakramenthaus im
Chor (Wandnifche mit einer das Veronikabild umfchließcndcn Wimperge) angeben. Es erfcheinen
links die von Montfort und von Ellwangen, rechts die 2 Teile des Schenkenwappens. Ich denke,
es wird ein« Stiftung des Schenken Melchior fein, der als Domherr in Ellwangen 1510 ftarb,
und dcfTen Großmutter Klara Gräfin v. Montfort war. Man vermißt dabei allerdings das Wappen
feiner Mutter, der oben genannten Gräfin v. Ottingen.
Außen an der Kirche findet fich am Denkmal des Wilhelm Gottfried Weiß, t 1691,
das ßildhauerszcichcn Fig. 20 mit der Untcrfchrift : J. F. Krantz. Wir haben damit zugleich
die beftc Erklärung zu dem gleichen Zeichen am Grabmal von Anna Maria, Witwe des Prälaten
Jof. Schlotterbeck , f 1Ö8G, im Chor der Alexanderskirche zu Marbach. Da mehrere Grabdenk-
mäler in Marbach aus jener Zeit ein Bildhauerszeichen haben, von dem das in Fig. 20 abgeleitet
fein kann, fo möchte ich den Sitz des Bildhauers Krantz eher in Marbach als etwa in Hall
vermuten.
•) Es dürfte aber diefc Auflöfung angefichts von Vicrteljh. 2, 291 nicht zutreffen,
da es fich um ein Altargemälde v. 1500 handelt
200
Boffort
Lebensbilder aus Franken.
Von Guftav Boffcrt.
(Fortfetzung.)
(No. 1 IV, 58. No. 2 IV, 289. l
3. Hiob Gaft von Kanzelsau.
Ein Vortrag.
Frühjahr 1522 war's, als ein jnnger Scholar von Ncckarfteinach her zum
Thor Heidelbergs einzog. Leicht war fein Ränzicin, befcheiden fein Rock und mager
der Beutel, aber wohlgefüllt war fein Schulfack, fröhlich fein Sinn, edel fein Herz
und offen fein Auge. Es war ein Künzclsaucr Kind Namens Hiob Gaft, unter den
Scbriftftellern des 16. Jahrhunderts keiner der nnbedcutendften und in feiner amt-
lichen Thätigkeit von feinem fpüteren Landesherrn, dem Markgrafen Georg, ebenfo
gefchätzt, wie in feinem Umgang und feiner litterarifchen Arbeit geachtet von feinem
väterlichen Freunde Johann Brenz. Sein Name wird in Künzelsau fo gut wie unbe-
kannt fein. Was wir bis jetzt über ihn wußten, verdanken wir dem wackeren Wibel
in feiner reichen Schatzkammer , der hohenlohifchen Kirchen- und Reforrontions-
gefebichte •, durch jahrelanges Suchen ift es endlich gelungen, die Lücken im Lebens-
bild diefes Mannes einigermaßen zu ergänzen, obgleich ich zu meinem Bedauern
mehrero feiner Schriften nicht bekommen konnte.
I. Die Heimatjahre.
Daß Hiob Gaft aus Künzelsau ftammt, fagt uns nicht nnr die Erfurter und die
Heidelberger Univerfitätsmatrikel, in welche er als Job Gaft von Künzelsau eingetragen
ift. Er hat hier auch zwei feiner Schriften, die nachher genannt werden, verfaßt und
nennt in der einen (Paraclefis de tolcranda cruce 1526) Küuzelsu fein fpecus natalitius,
wir dürfens vielleicht überfetzen : fein Gcburtsneft. In der andern: De expoftulatione
juftitiae 1525 überfetzt er Künzelsau ins Lateinifcbe mit Bosphorus, was zwar
ein klafllfcher Name ift, aber den Sprachgelehrten als eine etwas freie und ungenaue
Übertragung crfchcincn wird. Allein wer achtete vor 300 Jahren auf deutfehe
Etymologie, und wie viele Studenten werden heutzutage den Namen ihrer Heimat
richtig erklären können? Und vollends dem Namen Künzelsau in feiner fchon vor
300 Jahren gebräuchlichen Ausfprachc Künzclfe ficht mans nicht alsbald an, daß
das nichts anderes ift als die Aue eines kleinen Konz, eines Konrad.
Es lautet nicht gerade dankbar und ehrerbietig, wenn Gaft feine Heimat
eine Höhle oder Neft nennt. Aber auf der einen Seite mochte dicfelbe dem jungen
Mann, der größere Städte gefehen, dann doch etwas ländlich erfebeinen. Sah's ja
noch vor 100 Jahren anders in Künzelsau aus, jeues dem Fremden imponierenden
Korfo's mit feinen Läden und Schaufenftcm kann fich Gaft's Heimat, die fich noch
vor 100 Jahren ein Dorf nannte, erft feit wenigen Jahrzehnten rühmen. Auf der
andern Seite mochte der rcligiöfe Zwiefpalt, in dem fich der junge Eiferer für das
Evangelium damals noch mit feiner Heimat befand, mitwirken, daß er etwas gering-
febätzig von ihr fpricht. Denn mochten auch einzelne Wogenfchläge jener geiftigen
Bewegung, welche anfangs der zwanziger Jahre durch Dentfchland ging, bis nach
Künzelsau fich erftreckt haben, der alte Glaube ftand 1520 — 30 noch feft. In der
ganzen Gegend zeigte die alte Kirche fich nirgends fo in ihrem mittelalterlichen
Glanz wie hier. War doch Künzelsau bis 1487 der kirchliche Mittelpunkt des großen
Landkapitcls Künzelsau- lugcltingen. Die eigentümliche Liturgie wie das Fronleich-
namsfpiel neben einer fchönen Anzahl Abiäffe zeugen von der Lebenskraft, welche
die alte Kirche hier entfaltet hatte.
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Hiob Gaft von Künzolsnu.
201
lntereffant ift, daß Gaft darüber im Zweifel ift, ob er (leb uud feine Lands-
leute ku den Scbwabcn oder zu den Oftfranken rechnen foll, da feine Heimat dem
Grenzgebiet beider angehöre. Es mochte ihn hiebet befonders der Name Schwäbifch-
Hall beftimmen. Der große Untcrfchicd aber zwifchen Künzclsau und einer fchwäbifchen
Stadt wie »Schorndorf oder Waiblingen in Sitte und Sprache war Gaft offenbar da-
mals noch nicht entgegengetreten, fonft wäre er fich klar gewefen, daß Küuzelsau
zu Franken zu rechuen fei.
Uber feine Eltern war bis jetzt nichts zu erheben. Zu feinen Verwandten
gehörte ficher Konrad Gaft, der 1501—27 Kaplan zu S. Wolfgang liier war. Einer
bedeutenden und wohlhabenden Familie entflammte er nicht. Denn er bekannte in
feiner Schrift Expoftulatio juftitiae cum muudo d. h. Befchwerde der Gerechtigkeit
gegen die Welt, daß feine supcllex curta fei d. h. feine Mittel knapp zugetneflen feien.
Da er 1510 die Univerfifät bezog, darf man annehmen, daß er etwa 1500
bis 1502 geboren ift. Sein Tauftag wird der Tag Hiobs der 9. Mai fein. Denn
feinen nicht fehr gewöhnlichen Namen Hiob wird er wohl ähnlich wie Dr. Martin
Luther von dem Heiligen, dem fein Tauftag geweiht war, erhalten haben, und da
nach der Sitte der alten Kirche die Kinder am erften oder zweiten tabenstag ge-
tauft wurden, fo wird fein Geburtstag auf den 8. oder 9. Mai zu fetzen fein.
2. Die Lehrjahre.
Seine erfte Bildung wird Gaft wohl bei dem Schulmeifter Bonifazius Kremer
empfangen haben, wobei der S. Wolfgangskaplan wohl nachhalf. Später dürfte
er auf die Schule nach Hall gekommen fein, denn Hall ftand damals in regem Ver-
kehr mit Künzelsau. Die Haller hatten ja einen guten Teil an Künzclsau mit den
andern Gaucrbcn. Zu den Künzclsauer Märkten kam immer eine ziemliche Anzahl
Hallcr. OA.B. Künzelsau S. 237. Gafts Schriften beweifen, daß er auf den Haller
Schulbänken nicht vergeblich gefeffen. Sein Latein ift korrekt, fein Stil ift zwar
geziert, aber gewandt; man merkt, daß es ihm nur fo aus der Feder fließt. Seine
Schrift Expoftulatio juftitiae cum mundo warf er in etwa 3 Tagen aufs Papier, „auf
die Sanduhr hatte er allerdings nicht gefchej", wahrfcheinlich befaß er auch keine.
Als es fich nun um die Wahl der üniverfitiit für den jungen Mann handelte,
konnte bei der in Künzelsau noch herrfchenden Gciftesrichtung und bei dem vermut-
lichen Einfluß des Kaplans zu S. Wolfgnng Wittenberg mit feinem kühnen Augnftiner
noch nicht in Betracht kommen, wie denn die Franken in jenen Tagen nahezu noch
gar nicht in Wittenberg vertreten waren, während fie fpäter in großen Schaarcn
nach der Lutheruniverfität pilgerten. Auch den nächftgelegcncn Univcrfitäten Tü-
bingen und Heidelberg wandte fich Gaft jetzt nicht zu. Es ift überrafchend, aus
der von l'rofcflor Weißenborn vortrefflich edierten Erfurter Matrikel (Dcutfche Ge-
fcbichtsqnellen Band 8) zu fehen, wie ftark der Zug der ftudicrenden Jagend aus
württemb. Franken in dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts bis zum Jahr 1520
nach Erfurt geht, um dann faft plötzlich aufzuhören '). Vielleicht mochte der Ein-
*) Beiläufig mögen hier die Studenten zu Erfurt, welche Franken entflammen, von 1500
an eine Stelle finden: AdolzhauJ'cn: 1501 Paul Heilingen. — Derlichingcn : 1506 Friedr. v. B. —
Berndshaufon (BcrmalSh.): 1514 Konr. Koch. — Büchenbach: 1506 Johann gen. Ingeltinger. —
Crailsheim : 1502 .loh. Sehcrb. 1506 Cafpar und Wilhelm v. Cr. 1507 Ant Beuerlbach. Ambr.
Preuß. 1518 Leonhard Kolman (Kulm, der Dichter), Steph. Schreiner. 1635 Joh. Cafp. Renz. —
Creglingcn: 1574 Joh. G. Gcrhäufer. — Diebach: 1515 Val. Raffel. 1520 Nie. Willer. — Erlen-
bach: 1503 Andreas Nagel. 1512 Fr. Lantus. — Ettenhausen: 1510 Georg Schenkel. 1514 Val.
Arpcr. 1516 Johan Ziegeler. Mich. Falkenftein. — Geislingen bei llall: 1519 Joh. Szwaeb (Schwab
v. „Gcißlichnen"). — Gochfcn: 1513 Wolf. Mertz (Gocbftein), 1517 Conr. Thuntscbach (v. Gukcs-
202
Boffert
fluß des angcfelienen Georg Eberbach von Rothenburg a. d. Tauber, welcher 1407
Rektor der Univerfität war, mitwirken, jedenfalls war es im zweiten Dezennium des
16ten Jahrhunderts der blühende Humanismus, welehcr die Pranken nach Erfurt lockte.
Unfern Hiob mochte vielleicht jener Johann Gaft von Wimpfen, der 1518
in Erfurt ftudierte und wohl ein Vetter der Künzelsaucr Familie war, nach dem
Norden rufen in jene Hochburg des Humanismus, wo Crotus Rubianns, Eoban Helfe,
Jnftus Jonas dio Gciftcr beherrfchten und die Vertreter der alten Scholaftik ganz
in den Schatten drängten , wo gewaltige Schaaren deutfeher Jugend den überfebäu-
menden Becher der neuen Wiflcnfchaft und Freiheit begierig tranken. An Michaelis
1519 wurde Hiob Gaft mit feinen Laudsleuten Michael Kuner und Joachim Jeck
von Künzelsau immatrikuliert. Von dem benachbarten Kochcrftetteu ftellten fich
1520 Ulrich v. Stetten, der fpätere Pfarrer von Belfenberg, und Adam Beger von
Krautheim ein. So fehlte es an Freunden und Landsleaten nicht. Wohl aber
gebricht es uns noch völlig an Nachrichten über Gaft's Studien in Erfurt, doch
beweifen feine Schriften, daß er nicht uinfonft bei den Humaniften in die Schule
gegangen. Manchmal mochte es ihn bei dem uugemein regen geiftigen Verkehr
zwifchen Wittenberg und Erfurt gelüften, einen Befuch an der Elbe zu wagen und
dem Mann in die Augen zu fchauen, dem die Herzen der deutfehen Jugend cutgegeu
fchlugen. Jedoch die „curta fnpellex" gemattete keine großen Sprünge- Aber ein
Tag feines Erfurter Aufenthalts blieb ihm ihn lebhafter Erinnerung, als er im Früh-
heim?) — Goltbach: 1500 Joh. Haller. — Gundclshcim: 1503 Wolfg. Ficrlc. 1513 Mich, nipper.
151Ü Jod. Minor (von Gundersb). - IJall: 1500 Joh. Polmer, Frans Tryfuß. 1503 Joh. Udalrici,
alias Kupferfchmit. 1504 Andr. Hermann. 1506. Wolfg. Dörfler. Val. Nopel. Arnold Engel. 1509
Mich. Kober. 1511 Tliom. Flore. 1514 Cafp. Mcflener. Wend. Groß. 1515 Laur. Wichs. Dns. Rnp
alias vou Geislingen, wohl der Pfarrer v. Steinkirchen. 1516 Nie Notele. 1518 Joh. Scheider
1519 Joh. Grabenreuter. 1520 Joh. Wolffer. 1580 Phil. Bahamer. 158« Heinrich und Elias Schleußer
(V). 1598 Joh. Kon. Koßnagel. Georg Kon. Lcchncr. 1610 Abrah. Schweicker. — Heilbronn:
1507 Paul Piftoris. 1509 Erhard Snepff. 1515 Wolf Winthcr. 1516 Joh. Berück. 1586 Wend
Hoklcr. — Heuchlingen: 1506 Wilh. Moriz. — Kirchberg: 1519 Peter Sehuiereger. 1520 Adam
Ebcnhen. — Klcinansbach:? 1520 Peter Eck von Onsbach. Kouiburg: 1518 Hdnr. Nohsa. —
Krantheim 1520 Adam Beger. — Kubach: 1503 Magn. Schot. — Kflnzelsau: 1510 Mich. Kuner,
Job Gaft. Joach Jeck f. Obereifishcim. — Langenbutg: 1506 Matthe. Botzeker. — Laudenbach:
1517 Georg Schibeihut. - Leofels U'«benf.): 1517 Georg Dor. — Lowcnftcin : 15(»3 Joh. Lude-
mann. — Markelshcim: 1501 Paul Werner. — Mergentheim: 1500 Georg Biermanu. 1502 Joh.
Mcczler. 1514 Aegid. Hertigk. 1515 Andr. Riitlich. 1519 Paul Fabri. 1534 Frans Hagk. 1537 Phil.
Borthencr. 1549 Laur. Fries can. zu s. Joh. Nov. Monafter. in Würzburg. 1558 Elias Krug. 1611
Joh. Schoder, ein Karthäufcr. — Michclbach (an der Bilz.): 1610 Joh. Ad. Horold. — Möckiuühl:
1511 Georg Ziegeler. 1515 Joh. Keychart. 1550. Fab. Ruchardt. — Naflau ÜN'affach}: 1520 Joh.
Schilling. — Nenenftadt: 1519 Job. Craushar. 1542 Joh. Fueß. — Neuenftein: 1515 Joh. Knauß.
Joh. Ricklink. — Nenfels: 1514 Joh. Beflercr. — Neunkirchen: 1513 Joh. Schuchart. 1519 Laur.
Heufer. — Obcreifisheim : 1506 Peter Piding, 1517 Joach. Jeck (v. Eyflensheiiu). — Öhringen:
1501 Conr. Werhcmann. 1502 Pct Sweglcr. 1503 Wolfg. Bruckenmillncr, Joh. Kreyer. 1504 Wolfg.
Eyfenhiidt. 1510 Joh. Pfaff. 1511 Georg Maull. Steph. Scheffer. Bernhard Sumclliart (I. Tum.),
fpäter Pfarrer in Künzelsau. 1515 Seb. Gremar. 1518 Beued. Filsdorfer (Feyelsd.) : Joh. Syginger.
1519 Chriftoph Gltick. Chriftoph Kern. Joh. Meffing. 1525 Joh. Ifenhot. 1583 Georg Widman. —
Schcftersheim: 1503 Jak. Scheu. — Selbach: (Obcr-Unterföllbach OA. Öhr.): 1T>16 Peter Queck. --
Sontheim: 1502 Georg Molitoris. 1513 Peter Kempff(v. Guntheim. Ob. S ?). — Steinach: 1503 Matth.
Kern.^ — Stcinbach: 1559 Joh. Kolb. — Stockholm: 1500 Alex. Waxmann. 1511 Joh. Erbes. —
Stetten (über oder Nieder): 1507 Kilian Hagel. 1508 Joh. Cefar. — Stetten Schloß: 1520 Ulrich
v. Stetten. — Waldbach: 1503 Chriftoph Weifung. — Weikersheim: 1501 Joh. Yolinger. 1503
Laur. Wenger. Joh. Rcyfer. 1506 Peter Werner. 1507 Conr. Kcmpf. 1514 Veit Keftener, fpätcr
Pfarrer in Milnftcr. Joh. Schuchft. 1515 Leonh. Liberftun (sie). 1516 Pctcr Spcltcr. 1517 Ofwald
Batscr. Hein. Schun. 1518 Hein. Rode. (Wakeshctm). 1634 Joh. Welnbrcnncr 1543 Laur. Scheu. —
? Weißbach: 1514 Nie. Cruffol. - Wicfenbach (Wyff.): 1510 Peter Funke. -
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Hiob Gatt von Künzelsau.
jabr 1522 den Heimweg antrat, lebenslang mochte er fiel) freuen, Luther gefeiten
und gehört zu haben, als ihn die Univerfität Erfurt, den Rektor an der Spitze, auf
der Reife nach Worms aufs großartigfte und ehrenvollfte empfing und Luther am
7. April 1521 über Joh. 20, 19-23 predigte.
Oftern 1522 bezog Gaft die Univerfität Heidelberg. Hier pflegten die
Franken unfercr Gegend damals ihre gelehrte Bildung zu holen. Die Heidelberger
Matrikel nennt nus eine ganze Reihe Heilbronner, Lachmaun und Erhard Schnepf
voran, Haller, Öhringer, Ingelfingcr, Crailsheimer, die etwas früher oder fpäter auf
der Rupertina laudierten. Es find bekannte Namen, wie ein Georg Vogelmanu,
Johann Plank, ein Riehard Küfebler, Job Virnhawer, (amtlich von Hall, Cbriftoph
v. Klein und Alexander Hohenbuch aus Öhringen u. a., welche im Jahr 1521 in-
feribiert wurden.
Wahrfeheini ich gleichzeitig mit Gaft war Philipp Mangolt von Hall auf die
Univcrfitätsordnung beeidigt worden. Ohne Zweifel trat Gaft gleich feinen fränkifchen
Freunden in die Realiften- oder Schwaben-Burfe ein, deren hochverehrter Rektor
Johann Brenz von Weil war, der aber fchon anfangs September nach Hall als
Prediger überfiedcltc , wohin er vom Rat auf die Empfehlung feiner zahlreichen
Freunde aus Hall berufen wurde. Aber die wenigen Monate genügten, zwifchen
dem jungen Studenten und dem in Heidelberg angefehenen Kanonikus und Burfen-
rektor das innige Verhältnis zu begründen, das, von Hochachtung und Liebe getragen,
lebenslang dauerte. Denn immer hören wir Gaft von Brenz als feinem Präzeptor mit
Wärme reden, er widmet ihm eine feiner Schriften, überfetzt mehrere Werke desfclben
und befucht ihn in Hall, während Brenz ihm die Prcdigcrftelle in Kadolzburg verfchafftc.
Die Verhültniflc an der Univerfität Heidelberg verrieten deutlich den Einfluß
der Zeit. Auch hier hatte der Humanismus in feinen beften Trägern einen Sitz gefunden.
Aber der Eiufluß derfelben war durch die gewaltigfte Erfcheinnng jener Zeit über-
boten worden. Im April 1518 hatte Luther feine Disputation in Heidelberg gehalten,
die Vertreter der alten Kircheulehre hatten als Humaniften in urbaner Form opponiert.
Aber die akademifche Jugend war von dem Wittenberger Doktor mit forfgeriflen,
man las feine Schriften, das ganze Studium der Jugend war von dem neuen Geift
erfüllt. Brenz, der Hauptvertreter der neuen Richtung, hatte großen Zulauf in feinen
Vorlcfungen. Brenz war gegangen, aber noch blieb der Ulmcr Martin Frecht. Da-
zu kamen als I/chrcr des Griechifchcn 1523 Simon Grynäus, der fchwäbifchc Bauern-
fohn von Vertagen, und der weftfälifebe Edelmann Hermann vom Bufchc, ein alter
Vorkämpfer des Humanismus mit heißem Blut, als Lehrer des Lateins. Für feine
theologilchc Bildung fcheint fieh Gaft, wie feine Schritten fchließcn lallen, haupt-
fächlich an die Bibel nud die Kirchenväter gehalten zu haben.
Seineu Lebensunterhalt gewann er fich durch Privatunterricht. So war er
eine Zeit lang Lehrer eines jungen adeligen Herrn Marx von Staufleu auf Ehrenfels,
deflen Familie den Hofmeifter in williger Anerkennung feiner Vcrdienfte um den
jungen Herrn oft und freigebig unterftützte. Gaft hatte an ihm einen Zögling,
wie ihn fich jeder Hofmeifter wünfehen möchte. Wohlbegabt und fittenftreng, hatte
er fich allzeit bereit gezeigt, die Lehren feines Hofmeiftcrs zu beherzigen, aber das
ritterliche Blut konnte fich nicht verleugnen. Die Trommel fchlug zum Streite, da
fezte fich der Junker aufs Roß, ließ die Bücher Bücher fein und griff zu Schwert
und Speer. Der junge Künzelsauer Gelehrte fchüttclte darüber den Kopf, er rief
1525 dem kühnen Reitersmann zu, in Wahrheit fei er doch vom Gaul auf den Efel
gekommen und folle nur fo bald als möglich wieder zu den Studien zurückkehren.
(Wer weiß etwas vou den Staufen v. Ehrenfels V)
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204
Boffert
Wie lange Gaft in Heidelberg gcblicbcu, ift nicht bekannt. Wahrscheinlich
hatte er, nachdem er Hefa den Magiftergrad erworben, (Meider Job Anecdota Brentiana
S. 147) nach dem Sommcrfcmcfter 1525 die Univerfität vcrlaflcn und fich nach
Künzclsau begeben.
Als ein Specimen deffen, was Gaft auf der Univerfität gelernt, darf man
feine Schrift: Expoftulatio jaftitiae cum mundo n Belial inftigato bezeichnen. Sie
entftand, während die Wogen nach der Schlacht bei Königshofen noch hoch gingen
und die Fürfteu blutige Hache mit Hilfe des Schwäbifchcn Bundes übten, ihnen allen
voran der Bifchof von Würzburg, in deflen Gebiet damals foviel Blut floß wie in keinem
audern. Auch Künzelsnu und Umgegend bekam feine Strafe. Unter diefen Eindrücken
griff Gaft zur Feder. Seine Schrift ift in Gefprächsform ganz lebendig wie ein
Drama angelegt, ihre Bedeutung liegt in ihrer zcitgcfchichtlichcn Beziehung. Zwei
Zeitfragen finde, die fie ftillfchweigend beantworten will: 1. Warum ift es zum
Baucrukrieg gekommen? Wer ift daran fchuld? 2. Was für Pflichten erwachfen
der Obrigkeit ans ihrem Sieg über die Bauern? Ifts denn mit dem Hängen und
Würgen gefchehen? Erft tritt die Gerechtigkeit auf, um mit der Welt zu rechten
über die berrfchende Ungerechtigkeit. Der Belial, der die Welt mit finnlichen Ge-
nüffen lockt und am Gängelband führt, flicht. Die Welt erfchrickt vor der erhabenen
Erfcheinung der Gerechtigkeit und bittet uro Schonung. Strafend erklärt die Gerechtig-
keit, fie hätte gehofft, bei den Chriften, zumal bei den üeutfehen, eine Statte zu
finden. Aber diefe feien keine ächten Dcutfchcn mehr, da fei keine Treue und Hecht-
fehaffeuheit mehr. Zum Beweis deutet die Gerechtigkeit hin auf die vielen Myriaden
hingefcblachtetcr Bauern. Nun erhält die Welt den Befehl, fich in drei Hänfen zu
teilen, welche nach einander vor die Gerechtigkeit treten muffen, um ihr Urteil zu
hören. Da erfcheint znerft die weltliche Macht, der Kaifcr und die Fürften. Sic
behaupten, im Dicnft der Gerechtigkeit in den Bauernkrieg gezogen zu fein. Die
Gerechtigkeit erwidert, fie hättcu an die Milde gedenken follcu, welche den glimmenden
Docht nicht auslöfcht und das geknickte Kohr nicht zerbricht, und hält ihnen das
Ideal eines Fürfteu nach I'lato nnd der Schrift vor. Mit ungemeiner Schärfe wendet
fich die Gerechtigkeit gegen die Hierarchie, Gaft nennt die Geiftlichcn im Tone
Eberlins von Günzburg befeborene Bilder, ftumme Hunde u. f. w. und wirft ihnen
vor, nur das Ihre, nicht das der Herde zu fuehen, die Schrift nur zu Gunften ihres
genußfüchtigen Wcfens auszulegen, Üppigkeit und Liederlichkeit zu pflegen. In bc-
zug auf den Bauernkrieg ift intcrclfent, wie Gaft der Hierarchie die Abficbt zufchreibt,
mit Hilfe des Bauernkriegs ihre Macht herzuftellen und die Schuld
amAufrnbr deu Dienern des Wortes Gottes zuzufchieben. Nun kommt
das Volk, die tollen Bauernhaufen. Man fpürt, dem Sohn des Volks hat hier das
Mitleid die Feder geführt. Das Volk klagt über feine Laden, befonders über die,
welche ihm der Klerus auferlegt. Sic hatten zu den Waffen gegriffen, um fich
und ihren Nachkommen die evangelifche Freiheit zu gewinnen. Die Gerechtigkeit
ftraft nun das Volk wegen feiner eigenwilligen Sclbfthilfo. Im Unverftand habe
das Volk Gciftliches und Weltliches vermifcht.
Es find keine neuen Gedauken, welche der juugc Publizift zu Tage fördert,
fondera der Nachklang von Brenz Schriften über den Bauernkrieg, das Büchlein
trägt den Stempel der Jugendarbeit an fich, aber es ift mit warmem Herzen, ge-
wandter Darftellung und ziemlicher Kenntnis der Bibel und der Klaffikcr gefchrieben.
Gaft hatte nicht daran gedacht, die Arbeit drucken zu laffen, aber feiue Freunde
nötigten ihm das Manufkript ab.
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Hiob Gaft von Ktlnzolsnu.
205
Hatte er nuu einmal Bekanntfcbaft mit der Druckerfcbwärze gemacht, To
ließ ihn dicfclhe in den nächften Jahren nicht mehr los.
3. Die Wanderjahre.
Nach Beendigung feiner Univerfitätsftudicn begann für Gaft zunächft ein
Wanderleben. Ein feftes Amt mochte er in der Heimat bei feinem entfehieden
reformatorifchen Standpunkt nicht leicht fuchen und finden. Auch gab es für ihn
nach der Weife vieler junger Gelehrten auf Wanderungen durch Deutfchland manches
zu fehen, der Gefichtskrcis erweiterte fich. War das Reifen auch belchwerlicher
als heutzutage, die BcdürfnilTe waren geringer, die Gaftfreundfchaft wurde in ftarkem
Maß geübt, und einige Empfehlungsbriefe in der Tafcbe halfen leicht von einer
Stadt zur andern. Ein kaum gewonnener Freund gab neue Briefe an andere mit.
So zog denn Gaft von feinem „Bospliorus" aus, nachdem er mit feiner erften
Schrift lieh eben einen Namen gemacht hatte. Er wandte fich nach Oberdeutfcbland.
Nur eine Stadt ift uns bekannt, in welcher er damals weilte; es war Straßburg,
wo er im Anfang des Jahres 1526 ein gaftliches Unterkommen bei dem hochan-
gefehenen und einflußreichen üomdechanten Graf Sigmund von Hohenlohe fand.
War fchon der Umgang mit dem cdeln, ftattlichen, hochgebildeten Herrn von feiner
Lebensart und großer Welterfahruug, wie von kräftiger religiöfer Überzeugung, an-
regend und bildend, fchaute der in engen bürgerlichen Verbältniflen und unter etwas
derbem Studententon in Heidelberg nufgewachfene Jüngling zum erften mal hier
ein Haus, in welchem ein in Italien gebildeter Edelmann den Ton angab, fo war
noch mehr das ganze Leben in Straßburg, wo eiu Capito, ein Bucer und Zell neben
einander ftanden, wo in Capito« Haufe damals eine ganze franzöfifche Kolonie von
tüchtigen Männern wie Farel, Faber Stapulenfis und Gerhard KoulTcl fich zu-
fammengefunden , eine neue Welt für Gaft. Was ihm die altehrwürdige Stadt mit
ihrem reichentwickelten Kulturleben, ihrem Miitifter und andern Sehenswürdigkeiten
bot, läßt fich nachempfinden. Taufend Eindrücke begleiteten ihn, als er im Früh-
jahr 1526 heimkehrte, wo er den Abftand zwifuhen daheim und draußen, zwifchen
der faft ländlichen Stille und dem bewegten Treiben einer Großftadt um fo kräftiger
zu fühlen bekam, als er einige Zeit fich krank fühlte.
Die unfreiwillige Muße benützte er, um einen ungenannten kränklichen Freund
durch eine Schrift „Ermunterung zum Tragen des Kreuzes" zu tröften, welche dann
im April zu Straßburg gedruckt wurde. Es weht ein warmer Ton durch die kleine
Schrift (28 Blätter). Neben tüchtiger Bibelkenntuis und kräftiger Polemik , welche
durch die ganze damalige Litteratur in beiden Lagern fich durchzieht, verrät fich
auch Bekanntfchaft mit den Kirchenvätern. Gaft citiert Chryfoltomus und Lactantius.
Im Anfang des folgenden Jahres findet fich Gaft bei Johann Brenz, ') deflen
Geift und Wirksamkeit aufs neue den gewaltigften Eindruck auf Gaft machte, fo
daß er als feinen Beruf betrachtete, Brenz Uteologifche Anfchauung und feine Schriften
zu verbreiten. Jenes that er in feinem Brief an feinen Freund Jobann Stiglcr')
über den Abendmablsftrcit 1527. Bei feinem Aufenthalt in Hall hatte Gaft auf Brenz
Pult ein Manufkript gefunden, das Brenz bereits für den Papierkorb beftimtut hatte.
Es war der „Katfchlag und Gut bedünken über die 12 Artikel der Bauern".
Pfalzgraf Ludwig hatte nämlich nach dem Bauernkrieg Brenz als „einen in der
•) Ära 1. März lf>27 grüßt Brenz die Kraiehgauor Theologen von Hiob Gaft. Am
15. März datiert <;,ift leine Schrift de adtniniftranda pie re publica au» Hall.
') Diele Sc hrift konnte ich leider nicht bekommen. Wer ift Johann Stigler, doch wohl
kaum der fpätere Jenaer I'rofeflbr .Johann Stigel?
200
Boffort
Schrift wohl erfahrenen und gelehrten, dem Frieden und der Gerechtigkeit geneigten
Mann, der in den Artikeln von den Bauern als Schiedsmann genaunt fei", zu einer
Beratung ühcr die ßancrnartikel nach Heidelberg eingeladen. Brenz erfchien zwar
nicht perfiinlich, aber er fandte dem Pfalzgrnfcn ein ausführliches Gutachten, in
welchem er die 12 Artikel befprach und aus den Forderungen der Bauern das wirk-
lich Berechtigte und künftig für die Obrigkeit zu Beachtende herauszuschälen fachte.
In feiner Znfchrift vom Montag nach Pßngftcn, 5. Juni, 1525 ftellte Brenz die be-
achtenswerte Behauptung auf: Überall, wo die Obrigkeit nach dem Wort
Gottes regiert habe, foi das Land im Frieden gefeffen 1 ). In diefer
Schrift fand Gaft wertvolle Winke für die Obrigkeiten , die weitere Verbreitung ver-
dienten, und darum gab er fie mit einer Widmung an Graf Sigmund von Hohenlohe,
vielleicht unter deffeu Vermittlung, zu Straßburg in lateinifeber Sprache mit dem Titel
„De adminiftranda pie re publica" in den Druck.
Ebcnfo überließ Brenz Gaft fein deutsches Manufkript einer Auslegung des
Predigers, welche nun Gaft im Sommer 1527 ins Lateinifche überfetzte. Dio Vor-
rede zu diefer Arbeit, welche Setzer in Hagenau druckte, ift aus Hanau vom
13. November 1527 datiert und läßt uns einen Blick in das Leben Gafts tbun. Er
klagt dort über feine Heimat, welche ihre Landeskinder verfchmähe und ihre Propheten
gering achte. Ja die Anhänger der Reformation werden dort mit mancherlei Plagen,
mit dem Strick, oder Schwert, Feuer und Waffer verfolgt Deshalb hatte er fich
nach Heften gewandt und widmete nun dem Landgrafen Philipp feine Überfetzung
des Predigers.
Aber auch hier war feines Bleibens nicht. Wahrfchcinlich fab er fich in
feinen Hoffnungen auf Aufteilung in Helfen getäufcht, der Anhänger des ftreng-
lutherifch gerichteten Brenz mochte dem Landgrafen oine zu ausgeprägte konfeffionelle
Farbe haben. So ergriff er denn noch einmal den Wanderftab. Er wandte fich
zum Verleger feiner Arbeit, Johann Setzer, nach Hagenau. Mochte er's auch eine
„monftrosa sors", ein widriges Gefell ick, nennen, das ihn dorthin verfchlug, er
fand bei Setzer eine gaftliche Aufnahme und eine angemeffene Bcfchäftigung. Setzer,
ein Schwabe aus Lauchheim, ftand mit feiner Druckerei ganz im Dicnft der neuen
Richtung, zu deren Verbreitung durch Bücher er ungemein beitrug Er war ein
gebildeter und unternehmender Mann, der ganz in die Fußftapfcn feines Vorgängers
Thomas Anshelm trat. Setzer wußte unfern Hiob trefflich als Korrektor zu verwenden.
Aber er ließ ihn auch einen Blick in feinen Schatz von alten Manufkriptcn thun.
Da fand Gaft denn zu feiner Cberrafchung und Freude, deren Größe jeder Bücher-
wurm nachempfinden kann, einen alten Kodex, dem die Motten übel mitgcfpiclt
hatten; der Titel und Name des Autors war weggefreflen. Aber Gaft erkannte in
dem Manufkript die Schrift des Pafchafius Radbertus über das Abendmahl aus dem
Jahr 831. Man muß den hitzigen Kampf der Geifter, der damals von der Elbe bis
zum Zürcher See, von Hall bis Straßburg die mächtigftcu Wogen aufwarf und eine
Unterredung nach der andern veranlaßte, bcrückfichtigeii , um zu verftchen, welch
wertvollen Fund Gaft machte, als er (liefe erfte zufammenfaflende Abhandlung über
die Abcndmahlslebre mit einem reichen litterarifcheu Apparat von Ausfprüchen der
Kirchenväter Ambrofius, Auguftin, Hieronymus n. f. w. 1528 herausgeben konnte.
Den ftreitenden Theologen der Gegenwart ftellte Gaft den Abt von Corvey gegen-
über, der die Lehre der Kirchenväter fclbftändig in ein Syftcm zu verarbeiten ge-
facht hatte. Mag es ihm immerhin auf Rechnung der Autoreneitclkeit oder der
») Hartmann und Jäger, Brenz I. 85.
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Hiob Gaft von KtinzoUau.
207
Affenliebe zu den Kindern der eigenen Mufle zu fetzen fein, wenn Gaft feine Schrift
dem Speer des Achilles vergleicht, anheftreitbar hatte er der damaligen Theologie
einen Dienft gclciftct, und Brenz, dem er die Schrift widmete, wird feine Freude
daran gehabt haben.
4. Di« Amtsjahre.
Jetzt folltc für Gaft die Wanderfchaft ein Ende finden. Sein Gönner und
väterlicher Freund Brenz hatte ihn an den Markgrafen Georg von Brnndenbnrg-Ans-
bach, den treuen, mutigen Bekenner des Evangeliums zu Augsburg, bei dem Brenz fehr
viel galt, warm empfohlen. Diefer berief ihn noch im Jahr 1528 als Pfarrer nach
Kadolzburg unweit Fürth. Es war dies ein befondercr Vertrauenspoften Denn
Kadolzburg (Burg eines Chadoloh) war eine bedeutende Burg, auf welcher die Mark-
grafen von alter Zeit her gerne einkehrten, und zugleich der Mittelpunkt eines Amts,
das ein adeliger Amtmann mit einem Kaftner verwaltete. Überdies hatte der alte
Glaube hier und in der Umgegend noch viele Anhänger. Wenige Kilometer nord-
weftlich lag das Stift Langeuzenn, deffen Propft Conrad Langer, einft hochgeehrter
Rat der Markgrafen, fich gewaltig gegen die Reformation ftemmte. Derfelbe hatte
trotz feines Alters noch einen Vcrfuch zur Verteidigung der alten Ccremonien, be-
fonders des Cölibats, der Ohrenbeichte und der Aufbewahrung der Hoftie im Sakraments-
häu8lcin gemacht. (Drei Artikel chriftliche Lehr und Wefcn betreffend.) Das waren
die Vcrhältnifl'e, welche Gaft in Kadolzburg autraf. An neuen Aufgaben für den
jungen Mann fehlte es nicht, aber er wußte fich auch bald großes Vertrauen zu
erwerben.
Kaum hatte er fieb eingelebt, fo gab ihm der Markgraf den Auftrag, dio
Schrift des Propftes von Langeuzenn zu widerlegen. Im November 1528 gab Gaft
bereits feine „Gründliche Antwort" in den Druck. Als man das Bedürfnis fühlte,
zur Befeftignng der neuen Kirehenordnung durch die ganze Markgraffchaft Superatten-
denten aufzuteilen, und dazu die tücbtigften und zuverläQIgftcn Pfarrer des Landes
ohne Unterfchicd des Ranges, hier Pfarrer, dort Frfihmefler oder Kaplane, neben
den gelehrten Doktoren und Predigern tu den Städten einfache Landgeiftliche, dem
Markgrafen vorfchlug, wurde Hiob Gaft felbftverftändlich zum Superattendenten
für das Amt Kadolzburg berufen.
In Kadolzburg felbft hatte Gaft erft dem Evangelium die Stätte zu bereiten.
Befonders machte ihm der Frühmefler zu fchaffen.
Wohl war demfclbcn vom Kanzler befohlen worden, als er mit dem Mark-
grafen kürzlich in Kadolzburg gewefen, fich an die Vifitationsartikel zu halten und
dem Pfarrer beim Gottesdienft an die Hand zu gehen, aber trotzdem hielt er die
Melle weiter and predigte wider das Evangelium. Er und der neue Propft von
Zenn führten verächtliche Reden gegen die neue Ordnung und befonders gegen den
Kanzler, dem fie Eigenmächtigkeit vorwarfen, als habe er ohne Befehl de« Mark
grafen gehandelt. Die Altgläubigen mochten fich in Kadolzburg uud Umgegend
um fo ficherer glauben, als der letzte Amtmann Sigmund von Heßberg, den der
Kaifcr zum Kriegsrat für deu Türkenkrieg ernannt hatte, vor feinem Abzug fich
noch von dem alten Sparncckcr hatte Mefle lefen laflen und beim Mangel eines
Priefters vom Abt Schopper in Heilsbronn fich einen folchen erbeten hatte, von diefem
aber keinen bekommen konnte, da er keinen tüchtigen Mann zur Verfügung hatto
>) Ganz falfch ift es, wenn Michael Walther in feinem Kadolzburgifehen Denkmal
bei Einweihung der neuen Pfarrkirche, Onolzbaeh 1751 (mir gütigft durch II. Pf. Dietzel in
Kadolzburg mitgeteilt) behauptet, Gaft fei FrllhmclTer deB Pfarrers Veit v. Sparneck (1490—1518)
gewefen. 8. 84.
208
Boffort
and einen ungefchickten nicht fchicken wollte. Muck, Kl. Heilsbronn 1, 335, 347.
Sein Nachfolger Sigmund von Zedwitz war fchon als Amtmann in Windsbach im
Verdacht altgläubiger Neigungen geftanden. Deshalb wurde der Kaftner 1529 be-
auftragt, über die Wahrheit der gegen den Frühmeffer erhobenen Bcfchuldigungeu
zu berichten. Der Kaftner fibergab die Sache an Hiob Galt, welcher nun eingehend
den FriihmelTer mit feiner altgläubigen Richtung und fein Thun und Treiben fchildertc.
Erft am vergangenen Sonntag hatte ein Pricfter aus Eichftädt Meflb gehalten. Der
neue junge Propft von Zenn hatte mit den altgläubigen Prieftern heimlich ein Kapitel
in Zenn gehalten, wobei der Frühmeffer von Kadolzburg als heimlich verordneter
Dechant das Sakrament trug. Das Frühraeßhaus bildete einen Mittelpunkt, wo alle
Anhänger der alten Kirche verkehrten und trotzig gegen Gaft und die Vertreter
des Evangeliums auftraten. Unter dem Volk, das den Gegcnfatz zwifchen dem
Pfarrer und Frühmeffer, zwifchen der evangelifchen Predigt nnd der katholifchen
Meffe dentllich wahrnahm, entftand viel Uneinigkeit, fo daß Gaft klagen mußte:
Alles Predigen hilft nicht viel. (Akten des Kreiearchivs Nürnberg.)
Über die Wirkung diefes Berichts fehlt es derzeit noch au Nachrichten,
aber es wird kein Zweifel fein , daß dem Frühmeffer der Abfchied gegeben wurde.
Jedenfalls ftand vou 1533 au ein evangelifcher Frühuiefler Sigmund Höfelein unferem
Gaft zur Seite. Walther, Kadolzburgifcbes Deukmal S. 45.
Auch unter dem Schulkreuz hat Gaft, wie es fcheint, feinen Teil zu leiden
gehabt, wenn man die Sprache der Kirchonmatrikeln, welche der Schulineiftcr führte,
recht verfteht. Dcrfclbe Heinrich Peyffer von Baruth (Baircuth) ueuut zwar den
Frühmeffer Sigmund Höfclcin feinen guädigen Kaplan, aber beim Pfarrherru vergißt
er das fonlt ftrengübliche Ehrenprädikat und muß erft „den ehrwürdigen Herrn"
offenbar auf höhere Remedur hineinflickeu.
Auf freundlichen Verkehr mit der Gemeinde weifen die Patenfchafteu , die
bald Gaft bald feine Frau übernimmt.
Als Superattendcnt hatte Gaft es bewirkt , daß der Kapitelsfitz von Zenn
nach Kadolzburg verlegt wurde. Er bemühte fieb, dem Kapitel auch fein jährliches
Einkommen von 22 fl. zu retten und fo der Synode, welche an die Stelle der Kapitcls-
verlammlung trat, Mittel zur Uuterftützuug von Mitgliedern zu erhalten. Da der
Kaftner fich nicht dazu hergeben wollte, die Einkünfte des Kapitels einzuziehen
und zu verrechnen, weil er mit feinem Kaftncramt genug zn thun habe, waudte fich
Gaft an den Kanzler Vogler, mit dem er wahrfcheinlich von Anfang an in Be-
ziehungen getreten war. Am Dienftag nach Quafiniodogcniti den 9. April 1532
fchicktc er ihm ein Ofterlamm und fchrieb ihm wegen des Kapitels Einkünften
(Akten des Kr. Arch. Nürnbg.). In dcrafelben Jahr widmete er ihm feine deutfcho
Übcrfetzung von Brenz Auslegung des Evangeliums Johaunis (d. d. 12. Oktober).
Im Jahr 1534 fah Gaft den frommen Markgrafen Georg nach feiner Rückkehr ans
Schlefien mit feiner jungen Gemahlin Emilie längere Zeit in Kadolzburg weilen.
Im Januar hielt Markgraf Georg den Landtag dafelbft, um die Finanzen der Mark-
graffchaft zu ordnen, und ließ fich dort das Ohmgcld, eine Getränkcftcuer, ver-
willigen. Aber noch im Sommer weilte Markgraf Georg in Kadolzburg. Muck, Kl.
Heilsbronn 1,382 ff. Wir dürfen als fichcr einen innigen Verkehr zwifchen dem
Schloß und dem Pfarrhofe annehmen.
Den Verkehr mit Johann Brenz fetzte Gaft von Kadolzburg fort. Leider
fehlte bis jetzt der Briefwcchfcl beider Männer noch vollftändig, aber aus einem
Brief von Brenz aus dem Jahr 1535 feheu wir deutlich, daß Meifter Job feinem väter-
lichen Freund fortwährend über das Evangelium in der Markgraffchaft Brandcnburg-
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Hiob Gaft von KGnzelaau.
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Ansbach und fein Ergeben zu berichten pflegte. Preflel, Anecd. ßrentiana S. 147.
Die alte Hochachtung gegen Brenz fpricht aus Gafts Vorrede zu der dentfehen Über-
fetzung von feines Meifters Auslegung des Evangeliums Johannes.
Er klagt hier über die überhandnehmende fchlecbte Litteratur. Die ganze
Welt ift mit giftigen, gottlufen, verführerifchen Lafter- und Ketzerbüchern überfebiittet,
daß gar nicht von Nöten, daß mittelmäßig versündige Leute oder gar rufende und
tolle Geifter , deren jetzt alle Liiuder voll find , ihre Bücher an den Tag geben.
Derartige Litteratur habe mehr Annelimer, „ Verwunderer" und Liebhaber als die guten
cbriftlieben Bücher. Dcun obwohl nun der Verltand und die Erklärung der heiligen
Schrift frei fleht, fo verdunkelt uns unfere felbfteigene, alles Haffes würdige Un-
achtfamkeit und Verinefleuheit diefelben, weil wir folchen teuren Schatz nicht mehr
achten, fondern in den Wind fchlagen und uns toller Weife bedünken laflen, wir
wiflen alles und feien fclbft fchon Mcifter, dürfen nicht mehr Schüler nnd unter
eines Andern Rute und Meifterfchaft fein. Gaft hat die Auslegung des Evangeliums
des Johannes, „des vornehmften Evaugcliftcn ," der infonderheit vor den andern
deu Reichtum der Guade Chrifti uuferes lieben Herrn und Heilands meifterlich und
mit allen feinen Farben auf das eigentlichfte und gründlichfte abmalet, vorgenommen
und den einfältigen, niclit fonderlich hochgelehrten Prieftern, fo hin und ber find,
auch dem gemeinen kleinen Chriftcnhäuflein , fo nach Gerechtigkeit und Erkenntnis
der Wahrheit ernftlich hungert uud dürftet, zu Nutz in deutfebe Sprache gebracht.
An der Arbeit eines Ühcrfctzers febäme er fich nicht. Bei den alten gelehrten,
hocherfahrenen und vernünftigen Leuten unter Heiden und Cbriften habe man dafür
gehalten, daß die Herausgeber oder Überfetzer guter heilfamer Schriften ebenfo
Nutzen fchaffen, als die fo aus eigener Kunft und Arbeit dergleichen Bücher für
fich zurichten. Die Welt fei voller guter heilfamer Bücher, wie die Auslegung des
Johannes feines lieben Herrn und Bruders Brenz eines fei, da folltc man fich nicht
unterftehen, nach dem hochberühmten Homero noch lliaden zu fehreiben. Er widmete
die Übersetzung, wie oben gefagt, dem Kanzler Vogler als feinem lieben Herrn und
Patron aus guter Meinung, daß ers günftig aufnehme und ihn bei feinen Afterrednern
fchützen helfe und fage, fie füllten etwas helleres machen.
Ein, wie mir feheint, nicht gedrucktes Gutachten von Hiob Gaft über Konzile
und bifchüflichc Jurisdiktion befitzt das Kreisarchiv Nürnberg (Rcligionsakten, Band
VI* fol. 193—220.) Im Jahr 1540 ließ er 2 paränetifche Schriften drucken:
1. Eine Troftpredigt und chriftlich trewe Vermabuung an alle herzhafte
Liebhaber und Bekenner Jefu Chrifti, fo jetzt von Papiftcn Verfolgung und Ausrottung
getrewet wird. 16 Bl. (Mir noch unbekannt.)
2. Der 46. Pfalm anßgelegt und für die einfeltigen fromeu Chrifteu in ein
Troftpredig vnd chriftlicbe trewe Vermanung auff die ytzige letzte vnd geferliche
zeyt wider alle Verfolger vnd feinde des Evangelions Jefu Chrifti vnd Verfechter des
vnchriftlichen pepftifchen Glaubens gcftellet vnd nicht allein aus beiliger göttlicher
Schrifft, foudern auch mit etlichen der bewerben alltcn Lerer fonderlich außeilcfen
fprücben gründtlich beweret Durch Hiobem Gaft. 1540. Nürnberg bei Job. Petreius.
39 Blätter. Ein fchöncs Zeugnis der evangelifchen Überzeugung, des proteftantifcheu
Eifers und der Gclehrfamkeit Gaft's, der das Büchlein dem Abt Friedrich Piftorius
zu S. Ägidieu in Nürnberg als „einem fonderlichen Liebhaber und Förderer des
Evangeliums" widmete.
Es feheint die letzte Schrift zu fein, die Gaft in den Druck gab. Denn
nur noch wenige Jahre follten ihm hienieden befchieden fein, und (liefe Jahre feheinen
für ihn Leidensjahre gewefen zu fein. Seine Pflegerin war leine Gattin Dorothee,
WOrltemb. Vleiie.j»hr«hono 1*5. 14
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Fifoher
mit der er jedenfalls fchon 1533 verehlicht war. Von feinen Kindern meldet das
von Galt angelegte Taufbuch, — er hatte 1533 das Hochzeitebnch, 1534 das Tauf-
buch und das leider verloren gegangene Totenbuch angefangen, — daß am Freitag
nach S. Johannes 1534, 26. Juni, ein Söhnlein Namens Sebaftian getauft wurde, das
frühe geftorben fein muß, denn 1538 Montag nach Herren Faftnacht 9. März wurde
ein zweiter Sohn Sebaftian getauft. Der Taufpate beider war der ehrwürdige Herr
Sebaftian, der Komfchreiber zu Heilsbronn, d. h. Sebaftian Wagner, der tiicbtigfte
unter den letzten MÖnehcu in Klofter Heilsbronn und 1540— 43 Abt des Klofters.
(Siebe fein Lebensbild bei Muck, Kl. Hcilsbronn 1, S. 397 ff.) Kin Töcbterlein
Elizabeth wurde 153G am Sonntag nach Peter und Paul getauft, deflen Taufpatin die
edle und ehrbare Jungfrau Elifabeth von Emersbofcn war. Leider fehlen uns noch
weitere Nachrichten über fein Familienleben. Geftorben ift Gaft 1544, jedenfalls
nach Quafimodogeniti. (Das Ehebucb hat ain Mittwoch nach Quafimod. 1544 noch
einen Eintrag gewöhnlicher Form. Das Taufbuch ift 1543 44 nicht geführt.) Ein
ftark abgetretener Grabftcin in der Kirche zu Kadolzhurg läßt fich bis jetzt fchwer
für die Feftftclluug feines Todestages benützen, da deflen Infchrift noch nicht ficher
entziffert ift. Seine Witwe verehlichte fich am 3. März 1545 mit dem damaligen
Diakonus zu S. Sebald in Nürnberg Leonhard Pfaler, der fpäter Schaffer geworden.
Wir fchließen unfer Lebensbild mit der fchönen Charakterificrung Gafts durch
Johann Brenz, der ihn in feiuem Schreiben an die Prediger im Kraichgau 1527
„amoenissim i ingenii homo, literis et pietatc clarus" (einen fehr fchön
begabten, ebenfo frommen wie um die Wiflenfchaft verdienten Mnun) nennt.
Urkunden zur Gefell lohte des Streites zwllchen Horrfohaft und Stadt Welnsberg.
19. Conrads Verzicht auf die Stadt Weinsberg 29. Nov. 1428.
Wir Conratd liere zu Winfperg des heiligen Komifchen richs erbkamerer bekennen
vnd tun kunt offembar mit dißem brieffe fllr vns vnd alle vnßro erben vnd nachkomen allen den,
die ine fchent oder horent lefen. Als wir vff die erfamen wifen burgermeifter, rat vnd burger,
gemeinlich der ftad zu Winfpcrg erkobert, erlanget vnd erworben haben, das der allcrdurch-
luchtigft furlte vnd herre, herr Sigmund, romifcher konig, zu allen zytten merer des richs vnd
zn Vngern zu Behem kunig, vnfer gnedigftcr herre, vns diefelhcn burger vnd ftad zu Winfperg
ergeben, zugefüget vnd zu Ichen verluhen hat, wie dann dauon feiner königlichen gnaden brieffe
vnder finer maieftat ingcfigel vßwyfet vnd daroff vns die hochwurdigen vnd bochgebornen
furften vnd herren, des heiligen romifchen richs knrfilrften, vnßere gnedigen liben herren, foliche
gäbe gifft vnd lehen verlihtinge verwilget vnd beftetigt haben nach begrifTnnge irer befiegeltcn
brieffe vns darüber gegeben, off loliches wir foferre erfolget haben, das wir die egenanten bur-
gern zu Winfperg, die mann es geflechte vnd vber vierezehen iar alt fin, off dem lantgeriechte
des herezogtums zu Francken zu achte vnd daroff für des egenanten vnßers allcrgnedigften
hern des Romifchcn etc. koniges vnd des heiligen ryehs hofgeriecht zu achte vnd aberachte
getan vnd bracht vnd off das an bebftlichem geiftlichem geriechte zu Korne gen ine furgenomen
vnd gefucht haben foferre, das etliche orteyl da gangen fin, wie dann das alleR Zugängen ift, fich
verbandelt oder namen hat; des hant der erwirdige in got vatcr vnd herre, her Conrat crez-
bifchoff zu Mencze vnd der hochgeborn fnrftc, herr Ludwig pfalczgraff by Rino etc. mit bywefen
des erwirdigen in got vatters, hern Otten erezbifchoffs zu Triere vnd des hochgeborn furften,
hern Friderichs marggrauen zu Brandenburg frunden vnd reten vns vnd die vorgenanten burger
Ans dem fttrftl. Hohenlohi fchon geuteinfehaftlichen Hansarchiv mitgeteilt
von f Dekan Fi f eher in Oehringen.
(Fortfetzung.)
Weioaborger Urkunden.
211
der ftad zu Winfperg vnd auch die von Ulam vnd ander fwobefche ftedte, die mit ine in cyming
Jlnt, oft' einem gütlichen dag, den wir off datutn dißs zu Heidelberg geleil't han, gütlich vnd
freuntlich mit einander vbertragen vnd vereynet, alfo das vns die vorgenanten fwebefchen
ftetde ein genant fumme geltes geben follen, darumb fie vns auch iren fchultbrieffe gegeben
vnd ein gennngen getan haben, darumb wir auch off die vorgonant ftad Winfperg verezyhen
follen, alß das die fürbaß z» ewigen zytten by dem hcilign rouu'fchen ryche vnd andern rich-
fteten verüben follen. Vnd alfo vnd darumb fo haben wir Conrat her zu Winfperg mit wol-
vorbedat-htem mlltc, gutem willen vnd rate vnßcr frnnde, den vorgenanten bürgern von Winfperg
foliche Verlihuagsbrieffe, die vns der vorgenant vußer allergnedigfter lierre, der roinifchc konig
vber die vorgenanten burger vnd ftad zu Winfperg vnd auch vnßer vorgerurten herren der
kurflirften beftetigunfbrieffe darüber vnd auch dazu folicho achte vnd abcraclitc brieffe, die wir
an dem lantgericcht des herzogtums zu Francken vnd auch an des obgenanten vnfers aller-
gnedigften heren de« romi lohen kttnigs hofcgerieclit erfolget vnd erlanget hatten, gcnczlichcn
vbergeben vnd zu iren banden geantwort; darzu als wir an bebftlichem geiftlichem gcrichtc zu
Rome gein der vorgenanten ftat Winfperg furgenomen hatten, das fol auch ganeze crafftlois vnd
abe fin. Vnd wir verzyhen auch off alle foliche vorgenant vnßers allergncdigftcn lierrn des
romifchen konigs gäbe, giffte, Ichen, verlihung, bcwilligungo, orlanckte achte vnd aberachte vnd
auch erkoberte geiftliche vnd wcrnllicho rechte vnd brieffe vnd alles das, das dauon klimmen
iit vnd gefolget hat oder mochte, vnd nemelichen off die eigenfehafft erbfehafft vnd lehcnfchafft
der vorgenanten ftat Winfperg vnd wollen, das diefelbcn burgern vnd ftat zu Winfperg furbaß
zu ewigen zytten by dem helligen romifchen rychc vnd den vorgenanten rirhfteten verüben folle.
Vnd wir vnd alle vnßer erben vnd nachkoincn noch nyeraands von unfern wegen follen vnd
wollen auch furbaß zu ewigen zytten darnmbe nilmer anfprach oder forderungn gehaben oder
getiin an die obgenanten ftat Winfperg vnd die burger derfclben ftat, die iczunt fint oder her-
nach fin werdent, mit gerieehte geiftlichem oder wernthlichem oder fuft mit eigener gewalt vnd
one gerieehte oder mit dheinen andern fachen verezogen oder funden, wie man die mit neme-
liehen worten erdencken oder genennen mochte ane alle geuerde, doch mit bcheltnüßc vns, vnfern
erben vnd nachkamen vnßers rechten, gerieehte, geleide, zolle, ftücr, i*ente, gutern, nuez vnd feile
die wir in ftad vnd marcke zu Winfperg haben, als das auch beruret ift in dem richtungsbrieffe,
den die obgenanten vnßer gnedigen herren, herre Conrat erezbifchoff zu Mencze vnd herre
Ludwig pfalzgrauc by Rino mit bywefen des erwirdigen hern Ottcti Erczbifehoffs zu Triere
vnd dos hochgebornen furltcn herrn Friderichs marggrauen zu Brandenburg fründen vnd reten
zwilfchen vns yedwederfyte bedeidingt vnd gemacht vnd wir beide partyen mit ine auch ver-
fiegelt haben ; auch fol der richtungsbrieffe, der vor zyten zwiifchen vnferm liben herrn vnd vatter
hern Engelhart von Winfperg fcllgcn vnd den vorgenanten fwebefchen Itedtcn gemacht worden
ift, in finen crefften verüben in aller der maße, alz in dem iezgenanten richtungsbrieff verfchrybn
vnd verfiegclt ift. Wer es auch, das einiche brieffe in kiinfftigen zyten von vns, vnfern erben
oder nachkumen funden oder furgeezogen wurden off lehcnfchafft oder eigenfehafft der ftat
Winfperg fprechende oder rurende, von wem die gegeben waren, dio follen auch tod, crafftlois
vnd vntogüchc fin vnd büben zu ewigen zytten vnd vns vnfern erben oder nachkomen dheinen nuezc
oder frummen vnd den obgenanten burgern vnd ftat zu Winfperg oder iren nachkomen keinen
fchaden, komer oder vnftaden bringen in dheinc wyfe, dan wir die auch itzunt alle vernichten
vnd genczlichen toden geinwertiglichen in crafft dieß brieffs, alle argeüftc vud geuerde in allen
vnd iglichen ftllckon, puneten und artickcln genczlichen vßgefcheiden. Vnd wir Conratd herre
zu Winfperg obgenant verfprechen, gereden vnd geloben mit guten truwen vnd rechter warheit
alles, das hienor gefchribn ftet, getrliwenüchen wäre, veftc vnd fietde zu halten vnd auch dar-
wiodder nit zu fliehen oder zu tiinde durch vns felbs oder yemand anders in dheine wyfe onc
alle geuerde, vnd haben des alles zu orkunde vnd veftom gczugnllße vnßer eigen ingcligel für
vns vnd alle vnßer erben vnd nachkumen mit rechtem wiffen an dießen brieff gehangen. Vnd
zu merer geziigniße fo han wir gebeten die veften Ludwigen von Sickingen vnd Steffan von
Lilczenbrunn, vnßer liben getruwen, das fie ire ingefigele vmb vnfer bete willen vmb fiirtcr
zugnüfle an dißen brieffe by vnßcr ingcfiegcl han gehangen, des auch wir die obgenanten Lud-
wig vnd Steffan alfo bekenen, das wir vmb bete willen des obgenanten hern Conrals hern zu
Winfperg unßers gnedigen herrn vnfer iglicher fin eigen ingefigel by fin ingellgel zu geziigniße
aller vorgefchribn dinge doch vns onc fchaden verglichen han gehangen an dießen brieff, der
geben ift vff fand Andreas de? heiligen zwölffbofen abent in dem iarc, als man zalte nach Crifti
gebnrte vierezchen hundert vnd darnach in dem acht vnd zweinezigften iarc.
(Eigenhändige Bemerkung Conrads: ,No. In follicbcr maße han ich den fteten einen
brieff vbergeben. 14 )
4
212 Fi fch er, Weinsbergor Urkunden.
21. Der Reichstädt» Ankündigung wegen Zahlung des erlten Ziels an der Vergleicaslumme über
Conrads Aniprüche an die Stadt Weinsberg. 22. Jan. 1429. Ulm.
Dem edeln hern Cunratn, hern zu Weinfperg, des heiligen Komi l ehn richs erbkamrer.
Vnfern dienft voran, edler herre. Nach verladen, verfchriben fachen laßen wir euch wiffen, das
wir euch der tufent guldn vfT vnfer lieben frawen tage lichtmeße znneh.le nach vnfers fchuld-
brieffs Tage zu Gundelßhcim bczalln wolln vngouerlich. Das verkünden wir euch, euch darnach
willen zu riebtn. Gehn zu Vlme infiegel uff famßtage vor fant paulstage connerfionis , anno dni.
M° CCCC» XXIX«.
Gemein rychsftcte der vereynungen in Swaben vnd an dem
Bodenfew vnd die mit in von der gofehichte wegn zu Sunß-
hein vnd an der vorgofehriebnn fchuld beb äfft find.
22. Enttchuldigungsfohreiben der verbündeten Stidte an Conrad wegen nicht eingehaltener Zahlung
des eilten Ziels an der Vergleicbslumme. 30. Jan. 1429.
Coppia als die von Vlme meinem hern gefchribn habn, ee in der vorgefchriebn brieff von
finen wegen worde ift
Vnfcr willig« dinft voran edler herre. Wir hotten vns genczlichcn daran gerichtet,
nach dem vns enpfolhen gewefen ift von vnfern freundn, den darzu behafften ftettn, bezallang
der zehentufent guldn vff vnfer liebn frawon tag lichtmeße zu nehfte zu Gundelßhcim zu tunde,
nach dem vch danne von denfelbn vnfern freunden den ftetten zugefchriebn ift; fo ift vns
begegenet, das vns erft ycz ein fchrifft vor dem allcrdurchleuchtigiftin fnrftn vnd hern, dem
Koroifchen etc. konge, vnferm gncdigftn hern komen, daran er den egenanten vnfern freundn,
den ftettn vnd vns fchribt, das ir ouwer botfehafft bey im gehabt habend, in zu vnderrichtn,
was vnd wye wir euch vor der richtung wegen zwufchen euwer vnd anch vnfer frunde, der
ftette vnd auch vnfer begriffen richtn vnd tun füllen, von folcher euwer botfehafft wegen fin
konglich gnade vns gebeut, folch bezallungc nit zu tunde, f ander für fin kunglichc gnadn zu
fenden, in maße vnd danne fincr kunglichn gnadn fchrifft begriffet Seydtenmolln vnd nfl folchs
vff euwer Werbung, als vnfer hrc der kong fchreibet, Zugängen ift vnd zuget, fo geburt vns wol
folchs an vnfer freunde, die ftette zu bringen, ee das wir yhzit anders dar zu tunde, wy wol
folch gelt der bezalung vßgeuertigt vnd vnderwegen ift, vnd alß wolln auch wir folch fache
an die egenanten vnfer frunde der ftette furderlich vnd vngeverlich bringen vnd furo nach dem
der obgenant vnfer frunde der ftette mynung fin wirdet, gefarn auch zu antwortn vnn folcher
fchrifft vnd bezallung wegn vngcneilich. Gebn vff J'untag vor vnfer liebn frauwen tag licht-
meße, anno dni. H • CCCC- XXIX«. Burgcrmci ftcr vnd rattc zu Vlme.
23. Mahnlohreiben Conrads an die verbündeten Städte wegen nicht geleilteter Zahlung des erlten
Ziels der Vergleichsfumme. 7. Febr. 1429.
Coppia als mein here von Weinfperg gemein rcichftettn von der bezalunge wegn gc-
fchriebn bat
Unfern dinft zuvor erfame weife gute freunde. Als leezt zu Heidelberg ein richtung
zwifchen vns vnd vch bedetingt vnd gemacht ift, vnd das ir vns ein fumme gelts gebn vnd be-
zalleu follent vff zytt vnd zyll, die felbn erfton bezalung ir vns nehft gefchrieben haben, ir wol-
lend vns die tun zu Gundelßheiu vff den nchften vnfer Heben frawen tag lichtmeße, derfelbn
bezalung wir alß von euch gewart habn nach ußwcyffung folcher brieff vnd auch gefchrifft, die
ir vns getan habend, folch bezalung vns aber von euch nit befchchen ift, das vns doch fremde
nyrabt. Alfo bieten vnd begern wir noch heut bey tage an euch, das ir vns darumb ein vnuer-
zogen bezallunge vnd vfirichtutig des gelts tnnd, dan befchehe des nit, fo wurde großer fehade
dar vff gen, fo verftund ir wol, das ir nach ußwyfuuge der felbn brieff den fchnldig werend zu
entrichtn vnd getrowen euch, wol ir vberhebend euch fchadens vnd vns müe vnd arbeit, fo
wolln wir deftergern tun, was wir wiffen, das vch lieb ift, vnd laflent vns des bieruff euwer ver-
fehriebn antwort wider wiffen. Gebn vff den montag nach dem fontag eftomihi anno dni M •
CCCO XXIX°. Conrat herre zu Weinfperg des heilign
Homifobn reich« erbkamercr.
Den erfamen weifen gemein reichftettn der vereynung in Swaben vnd
an dem Bodenfee vnd den die mit inne in der richtung vnd fchuldbrieffen
gein vns begrieffen vnd verfchriebn find, unfern guten freunden.
(Fortfetzung folgt )
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Siilchgauer Altertumsverein.
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Di« Eiterte Geich lebte de» erl«ucbteii Ge(»mthanrc8 der Königlichen and FOrrtllehen
Hohenzollern von Prof. Dr. L. Schmid. Tübingen. Laupp. 1884.
Es ift eine erfreuliche und bedeutungsvolle Erfcheinung auf dem Gebiete der
Geschichtsschreibung, daß fie in unfern Tagen nicht bloß in weiteren Rahmen ihre Auf-
gabe zu erfüllen beftrebt ift, fondern neben dem großen Ganzen die Einzeige Schichte
von Familien, Städten, Stiften, Klöftern etc. in den Bereich ihrer Forfcbung zieht
Zu den hervorragenden Detailforfchern gehört unfl reitig Prof. Dr. Schmid in Tübingen,
denen raftlofem Fleiße und geübtem Scharfblicke wir eine Reihe intereffanter Schrif-
ten auf dem Gebiete der Suezialgefcbichtsfchreibuug verdanken. Demfelben ift vom
Fürften Karl Anton von Hohenzollern der Auftrag geworden, die Gefchichte feines
Haufes zu fchreiben. Sic füll zwei Bände bilden, von denen jeder in 3 Teile zerfällt.
Der 1. Band enthält die älttfte Gefchichte des Gefamthaufes der königlichen und
fürstlichen llohenzollern bis ca. 1225; von diefem Bande liegt uns der 1. Teil vor, der
die Unterteilungen über den Urftamm der Hohenzollcrn und feine Verzweigungen bietet.
Wie kaum ein zweiter ift Schmid im Hände, diefe fchwierige, beim vielfachen
Mangel an Urkunden dunkle Aufgabe zu löfen. Im 1. Abfchnitt des vorliegenden
Teiles bekommen wir eine erschöpfende Zufammenftellung der G raff chatten und des
Befitzftandes vom Gefnmthaufe Zolleru, woran fleh die Aufführung der Gaue reiht,
in denen fie gelegen waren. Seine Hauptaufgabe löft der Verfaffcr im 3. Abfchnitt,
in welchem er mit viel Umficht und Aufwand von Gelehrfamkeit den Nachweis zu
liefern beftrebt ift, daß die Burkardinger, jenes mächtige und weitverzweigte Gefchlecht,
das ebenlb in Rätien wie Alemannien begütert war, der Urftamm der Hohenzollern ift.
Näherhin wird uns in Gräfin Himmeltrut von Ortenberg (t 1061) die nachweisbar
ältefte Ahnfrau der Hohenzollern vorgeführt. Hunfried, Herzog von Rätien und lftrien,
fei der ältefte Urahn der Hohenzollern, denen Nachkommen wegen des in der Familie
herrschenden Namens Burkardinger genannt werden. In weiteren Bildern wird nun
die Thätigkeit der verfchiedenen Burkarde teils in Rätien, teils in Alemannien gefchildert,
ihre Beziehungen zu Kaifer und Reich, ihr mächtiger Einfluß auf die damalige Zeit.
Für weitere Kreife mag es wohl von großem Interefle fein, daß der Verfafler die hiftori-
fche Biographie der vielbekannten Hadwig, Herzogs Burkhard II. von Alemannien Gemah-
lin, giebt. Der 5. Abfchnitt zeigt uns die weiteren Verzweigungen der Burkardinger
Linie in den Grafen von Nellenburg und will nachweifen, daß der Thurgau-Graf Lan-
dold der Ahnherr der nachmaligen Herzoge von Zähringen ift, während d eilen Gemahlin
Bertha von Büren (Wäschenbeuren) aus dem Gefchlechte der Hohenstaufen Stammt
Zum Schlufle folgt ein Verzeichnis der Quellen, litterarifche Notizen und Bemerkungen,
die einen Blick thun laden in die Sorgfalt und den Fleiß, womit der VerfafTer feiner
Aufgabe gerecht zu werden beftrebt war. Eine Karte giebt uns eine treffliche Über-
sicht über die Gefamtgraf Schaft des Haufcs Hohenzollern.
Nicht bloß für das hohe Haus der Hohenzollern, Sondern auch für die ganze
Gefchichtswiffenfchaft liefert der Verfaffcr in feinem intereflanten Buche Sehr wichtige
Beiträge, die in manches Dunkel jener Tage Licht verbreiten. Es ift ein weiter reicher
Stoff, der in bunten Bildern Stillen Gottesfriedens oder lärmenden Waffengetümmels
vor dem Auge des Lefers Sich entrollt. Mit Sichtlicher Wärme Sucht der Verfafler
feinen Stoff zu beleben und mit gefchicktem Räfonnement feine Deduktionen zu ziehen,
die freilich da und dort auf Widerfpruch Stoßen werden. Wenn uns auch wiederholt
Schleppende Konstruktionen, harter Satzbau, häufige Wiederholungen, kleinere Unrichtig-
keiten in Sachlichen Benennungen begegnen, fo vermögen fie doch nicht dem verdienft-
vollen Werke Eintrag zu thun. Rottenburg, im Mai 1885. A. B.
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Württeinbergifcher Altertumsverein.
Aktenstücke zur Gcrchichtc der Herrrchnft des Schwäbilclien Bundes in
Württemberg und zur Jugendgerichte Herzog Chriftophs.
Mitgeteilt von Arnold Buffon in Innsbruck.
Ein Zufall brachte mir bei Nachforfchung nach andeteu Dingen, die ich
im vorigen Jahre auf dem hiefigen Statthaltereiarehiv aufteilte, ein paar Aktenftücke
unter die Hand, deren Mitteilung den Freunden württembergifcher Gcfchichte viel-
leicht nicht unwillkommen fein dürfte.
Das erftc der hier gegebenen Aktenftücke ift die Rechnungslage Wilhelms
von Reichenbach über feine Amtsführung, fpeziell die Gcldgcbahrung, während der
Zeit, da er als öftcrreichifchcr Kommiflar auf dem Schloß Tübingen fungiert hatte —
von der Einnahme Tübingens bis zum 7. März 1520. Wilhelm von Keichenbach,
bekanntlich fpäter Hofmeifter des jungen Herzog Cliriftoph , zeigt fich in diefer
gewiflenhaft und genau geführten Rechnung als den wackeren Mann, als welchen
man ihn anderweitig kennt 1 ). Befondcrcs lntcrelTe gewinnt feine Abrechnung durch
manche in derfclben enthaltene Angabe, was von den zu Tübingen erbeuteten Klein-
odien des württembergifchen Hanfes durch die Sieger verwendet worden ift. In
diefer Beziehung ift auch das zweite der hier zu publizierenden Aktenftücke von
Interefle, das bei Reichenbachs Abgang von Tübingen aufgenommene Inventar der
vorhandenen Kleinodien und Silbergefchirre. Vergleicht man dasfelbe mit dem vou
Aretiu edierten*) wohl unmittelbar nach Einnahme Tübingens aufgenommenen, fo zeigt
fich ein ganz bedeutender Abgang, und fleht man, daß der württembergifche Haus-
febatz von den Siegern ganz gehörig in Kontribution gefetzt worden ift. Das hier
mitzuteilende Inventar, das die einzelnen Stücke vielfach genauer befebreibr, als es
das von Arctin herausgegebene thut, könnte unter Umftändcn auch für den Kuuft-
hiftoriker von Bedeutung fein, da vielleicht das eine oder das andere Stück — und
es möchte manch herrliches Werk der Goldfeh raiedekuuft darunter gewefen fein —
durch den Wcchfel der Zeiten fich bis auf den beutigen Tag erhalten habeu könnte.
Durch das dritte Aktcnftück kanu ich eine kleine Ergänzung zu einer Publi-
kation Paul Friedrich Stalins bieten. Derfelbe veröffentlichte 3 ) aus einem Kopial-
buch des hiefigen Statthaltcrciarchivs „Staat und Unterhaltung Herzog Chriftophs
von Wirtcmbcrg". Das Konzept diefcs Aktenftücks, drei Blätter Folio, und die
Originalreinfchrift mit der eigenhändigen Unterfchrift König Ferdinands, Rabcuhnupts
und Waldenburgs, zwei Blätter Folio, linden fich im hiefigen Statthaltereiarchiv Peft-
archiv I Nro. 230. Die von Stalin edierte Kopie ftiuimt mit dem Original genau
überein. Ebenda findet fich weiter die hier fub III mitgcthciltc Aufzeichnung, die
ich als Ergänzung zu jener Publikation abdrucken lafle.
») Vgl. Kuglcr, Fl erzog Chriftoph I, 10. P. Kr. Stalin, Beiträge zur .lugcndgcfchichto
des Herzogs Chriftoph von Württemberg, in den Württ. Jahrbüchern Jahrg. 1870 S. 471.
*) Beiträge zur Gcfchichte und Literatur IV, 497 aus einer gleichzeitigen handfehrift-
lichcn Kollektion zu Tegcrnfcc.
3 ) a. a. 0. 484 Beil. 1.
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Buffon, Zur Gofchichte dos Schwäbifchen Bundes und Herzog Chriftophs. 215
I.
Vermerkt mein Wylhclmb von Heichenpach etc. Undericbt und Raytuug der Zeyt ich
von dcß Ilauß Oeftcreichs wegen zu Tybingen auf dem Gefchloß bey den fürftlichcn
Kindern Statthalter gewefen bin.
Das Schloß Tybingen ift zu den Oftern freylich dos erften tag May Anno Domini etc.
XVHII. zn Handon Rom. und Hifpanifcher Kayfor und Kl. Mt. vnd fr. Mt. Bruder Ertzherzog
Ferdinand etc. auch Hertzog Wylhelm von Bayrn etc. als Furminder Herzog Criftofs und Frewli
Anna etc. Hertzog Ulrichs von Wyrtenberg furftlicher kinder mit Innventierung aller Klainater
Sylber Gefchirr Hab und Gutt cingenomen, darauf ich von Hern Gorgen von Freintfperg und
Hern Hänfen von Rott baid Ritter, als ro. kay. Mt. Ratt erfordert vnd in Kamen des Hauß
Ocftercichs neben Ulrichen von Bapenhaym Marfchalk etc. als von Bayrn wegen dahin zu Statt-
haltern verordnet worden da ich biß auf Montag nach Remimsccro ift der VII. Tag Marcii An-
no etc. XX. gowefen.
Und crftlich haben die obgcmelten kayfertiehen fampt Hertzog Wylhelmen von Payrn
Rütte den Mintzmaifter fo Hertzog Ulrich im Schloß Tybingen zu mintzen gehabt, ettlich Marek
Silber vol hinauß zu mintzen verordnet und folich Gelt was und wieviel er gemintzt Haifter
Wendl Ochfenpacb, der fy zu ainem Burckvogt angenomen zu cnlachen bcvolchen vnd das zu
Underhaltung deß Schloß und Befoldung der L.Knecht anßzugebcn, die er vor Hern Baftian Schil-
ling, der naebdem berierter von Bapenheim auch Stephann von Schmiren abgefordert worden fein,
als von Bayrn wegen mein Mitftatthalter zu Tybingen gowefen verait und diefeiben Reytung zu
des Sehillings Händen geantwortet
Mit dem Myntzmaiftcr ift nit gerait worden auß der Urfach das er feiner Krankheit
halber an Francofen Schaden lieh zu artzneyen ain Zeit lang umb zogen vnd als er widerum
kommen ift Hertzog Ulrich widerum im Land gewefen deßhalben er von Studtgarten gecn Augs-
burg gewichen darumb ich fein Raytung und Abfturz wie hernach fteet dem Herrn Siben-
bergen etc. Uberantwnrt, der bat mit im abgerait laut feiner Bekantnus.
Bey dißer Poft hab ich weder eingenommen noch außgeben.
Am andern haben Ro. kay. Mt CommilTarl ain Inftruction auf Herrn Hans Jacoben
von Landaw und mich getitelt, das wir zwen von des Hauß Oftereichs und dan zwen von Bayern
wegen die klainater, Sylbergefchir Klalder und anders da« in den verfecretirten Gewelben ge-
ftanden widerumb von Newem inventiren föllen, daruff berierte Schilling und Dietrich Speet
von Bayern wegen und als der von I.andaw nit hat komen mflgen, ift an feiner Statt Sebaftian
Rambaft zu mir verordnet worden auf folichs wir IUI famentlich folches inventiert und ain
Inventarium den Hern Coiniftarieu zugel'chickt und den andern haben die obgcmeltc baierifchen
Ratt bey iren Hannden behalten.
Am dritten als kain Silber mer zu mintzen davon die Knecht zu underhalten gewefen
haben die Hern Comraiftaren laut berierter Inftruction bevolchen, das Bruch Sylber, fo im Schloß
in dem ainen Gewelb gewefen, ungeverlirh bei 1, und XXX March 1 ) geen Augspurg zu fchicken
und zu verkauften und davon die fürftlichen Kinder und unß andre zu underhalten etc. haben
wir dasfelbig nit in der Statt wegen mugen laffen, in Anfechen das Hertzog Ulrichs wldernm
ins I.and zogen , und die feiner Partey aus dem Schloß KundfchafTt gehabt wie man über die
Gewelb gieng, dadurch das (Sefchray in der Statt entstanden man wülte das Gut alles weck-
fieren, deßhalben fy die Porten hellingen bewachten, dadurch wir mit großer Müc folich Pruch
Sylber mit Plcyfehwerc abgewegt und das Dietrich Speetcn überantwortet haben das felbig
zu Augspurg zu verkauften.
Sulich Sylber hat Dietrich Speet durch Baftion Einhart Vogt zu Hohen Neifen zu Ulm
lallen verfetzon umb 1„ 1, L Gulden Inhalt des Hern Schatzmaifters und Bürgeruiaiftcrs I>angen-
mantels beyliegend Myfive, und ain Tayl des (Jelds als er unß auf unser vyl faltig Krfuchcn an-
zeigt bat zu Underhaltung Hohen Neifen gepraucht und ettlichs hatt er geen Tybingen zu be-
rierta Schilling und Burgvogts Händen gelchUckt die haben das zu Bezallung der Knecht und
der fürftlichen Kinder Notdurft außgeben als fich auß Iren Raytungen befindt.
Bey dißer Polt hab ich auch weder eingenommen noch außgeben.
Nachmal bat Hertzog Wylhelm von Baicrn ettlich Geld dargeben zu nandon Hern
Baftion Schilling, der es in fein Empfang genommen und dies außgeben batt, als (Ich in feiner
Raytnng auch belinden wiort.
') In dem von Aretin a a. 0. publizierten Inventar S. 502 find die auf das vorgefun-
dene „Münzkorn" bezüglichen Stellen fichtlich fchrecklich corrumpiert.
21«
Buffon
Dartimb hat er in Namen berierts Hertzogcn von Payern von den Cleinaten aiii guldins
Klain.it empfangen, wie hernach bald gefchrieben ftect.
Bey difer Poft hab ich aneb weder eingenomen noch außgeben.
Verner haben wier lant borierter Inftruction der Hertzogin von Wirlenbcrg ire Leib
Klayder geben inhalt irer Quittung.
Wir haben auch inhalt der Inftruction fovil von der von Heitlingen auch anderer Par-
teyen Gietter die Ilertzog Ulrich in Erobrung Keytlingcn von dannen gecn Tybingen gefiert,
und da gefunden worden, denfelben Parteyen laut irer Qnittung Uberantwurt.
Auff gedachter kayl*. Mt. Comiffaricm und Hertzog Wilhelms Bevclch auch der Pundts Stend
Anlangen und Boger uns durch Uilprandon Kitzfcher und Peter Noß anzaigt, diu fy dcßhalben
zu unß mit CredenUeu und Bevelchen gefehickt , haben wicr fampt dem Kitzfcher und Noß un-
geverlich fiir VII„ Gulden von Hertzog Criftofs Kleinaten genomen und die nach Laut aines
fondem Inventari verpetfehafft den Fundes Stenden durch mich gegen ainer Obligacion, die in
Jaresfrift widerum zu ledigen uberantwurt, die dan die Punds Stend hinder die von Ulm erlegt
haben. Soliche Obligacion haben der Schilling und ich hinder Hern Gorgen von Frcindsperg
zu getreuer Hand Innhalt feiner Recognicion erlegt.
Von folchen Klainaten haben die kayferlichen Rätt, fo zu Ulm damals bey den Funds
Stenden gewefun, mir bevolchen, etliche Klainat, die dann gefchSczt und taxiert worden, zu Not-
turfft unfer Underhaltung zu Tybingen zu verkauften, die ich verkauft! und mit dem Gelt, wie
hernach in meinem Einnemen und Ausgeben verbanden wirt, gehandelt hab.
Am Neinden fo haben die Pundts Stend in Auffnemung Tybingen auß dem Gofchloß
gefiert ungevarlich bey VI oder VIII großer Stück als Quartaunen, Scharpfmetzen , Singerin
und Notfchlangcn, fampt ettlichen eyffin Kuglen, Zügen und andern: fo darzu gehört, davon wayft
Her Georg von Freindsperg und annder dye dabey gewefen*).
Solich Gefchitz haben die Hern Comiflaricn laut des Ieften Artickels in berierter In-
ftruction begriffen bey den Pundts Stenden laden folicitieren ; fo hab ich die Hern Comiflaricn
zu Augspurg Anno etc. XX auch daran und was darnach von Gefchütz, Kuglen und Pulver geben
worden, auch vermant, was fy darauff aber gehandlet ift mir verborgen.
Der Herr von Sybenbergen , Herr Hans Kenner und Doctor Lamparter fampt andern,
fein freilig II Marcii gecn tybingen komen , und auf die Erlaß und Quitbricf der Fundes Stend
auch in fonder von Hertzog Wylhelm Schloß nnd Statt fampt Hertzog Criftofcn etc. zu Hän-
den Ro. kayf. Mt angenomen und fein der ftlrftlichcn Kinder Klainater, Sylbergofchir , varende
Hab und Güter geordnet als hernach fteet:
Erftlich haben der Herr von Sibenbergen fampt den andern Comiflaricn an Statt Kay.
Mt. und feiner Mt. Bruder als Furminder Hertzog Ciiftofs fampt der Hertzogin von Wyrtenbcrg
bcmelter ftirftlicher Kinder Muetter , und Hertzog Wylhelms verordnete Rütte fürgenomen die
Klainater, Sylbcr Gefchir und ander Hab und Güter, fo zu Tybingen gewefen nach Laut des
vorgemachten Inventari zu befuchen nnd dazu verordnet Hern Gangolf von nochcngerolzeck,
Hern Gorgen von Frcintsperg, Horn Simon von Pfirt, Hern Baftion Schilling, Dietrich Spelten
und Petter Stoffen, die alfo folichs on allo Clag und Mcngel befunden.
Davon haben fy erftlich der bemelten Hertzogin geben das Frewli Anna ir tochter
und darzu all Hertzog Ulrichs Klaider und andere varende Hab außerhalb der Klainater und
Sylbcrgefchirr und des fo der Her von Sibenbergen zu Tibingcn wie hernach ftect behalten, bat
die Hertzogin gecn Urach unt anderer Ort irer Gelegenhait nach fieren laßen.
Sy haben auch von den Klainaten und Sylbergofchir dem bemelten Schilling an Statt
Hertzog Wylhelm fllr das Gelt, fo fein F. G. wie oben Aeet zu Unterhaltung des Gefchloß zu
II enden berierts Schillings dar geben ain gülden Klainat wie ain Galea oder Schiff! gemacht
mit edel Geftainen und Berlin«) zu einem Pfand gegen berierts Schillings Bekanntnuß zugeftclt.
Item fo ift dem Hern von Sibenbergen fllr IUI'' Gulden, fo er zu Unterhaltung des
Gefchloß mir zu Augspurg zu Händen gegen meine Bekantnns geantwurt, etlich filber Kantl
und Eß Silber gegen feiner Recognicion auch pfandweiß für folich IUI' Gulden geben worden.
Soliche IUI' Gulden verait ich als hernach ftect in meinem Einnemen und Außgeben.
Item fo fein Hertzog Criftof etc., davon auch ettlichc Stuck geben und lauter auff-
gefchriben, die mir dann zu feiner Gnaden Gcprauch zu haben von der bemelten kayf. Mt.
Comroiffaren bevolchen worden.
«) Aretins Inventar a. a. o. S. 501 verzeichnet nur l'ummarifch als vorhanden: ,vil
Gefchücz" und „ccccCcntn Pulver."
5 ) Das Kleinod erfcheint in Aretins Inventar a. a. 0. S. 498 als »1 gülden Schiff mit
Stain und Ferteln'.
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Zur Gefcliichtc des Schw&bifchen Bundes und Hersog Chriftophs. 217
Solich drey Bekantnuß des Schillings, des Hern von Sybonborgcn imd was Hertzog
Criftofcn von dem Sylbergefchir das nach Laut unfors erften InvenUriP) zu Tybingcn gewefen,
geben und wie vorfteet davon genommen, ift fampt dem Principal Inventari in die Truchen,
darin das SHbergcfchir, su Ulm gelegt und verpetfehafft worden.
Die andern Klainater und 8ylbergefcbir haben die vyl gedachten Herrn an Stell der
Purtninder in Truchen eingefchlagen und yedes Fnrminders verordnet Katt ain Inventari su fein
Händen genomen, und nachmalen folich Truchen und Sylbergefchir inhalt beyligends gleich laut-
ende luventari bemeltcn von Gcrolzeck, dem von Frcindsperg und mir bevolchen, die geen
Ulm zn fieren und hinter fy su erlegen, das wier alfo gethan.
Solich der von Ulm Bckantnus nmb die Truchen durch unß verpetfehafft, hat der Herr
von Gcrolzeck bey feinen Händen behalten. Darnach von der varenden Hab als GcfchQU
PQchfen Pulver Salbetter Schwcbl Blei Bctgwand Wein Meli Traid und ander Haußratt, was
dan im Schloß und in der Stat auf dem Caften gewefen, hat der Her von Sibcnbcrgcn zu
Uannden kay. ML im Schloß behalten.
Auff das die Hern an Statt kay. Mt. meiner Verwaltung und Handlung on allen Ab-
gang wol zufriden gewefen, und mich als ainfaltigcn Hofmaifter darauf gedachtem Hertzog Cri-
ftoflfen etc. zugeordnet und fein Gnaden mir fampt andern geeu Ynsprugg zu fieren bcvolchen
auch wie ich mich zu Tybingen gehalten und warum fy mich feiner F. G. zugeben, haben fy den
Herren vom Regiment dafelbft zugefchriben.
Bey den obgemelten Underrichtungcn und Poften allen hab ich mein» Einncmcns und
Kmpfangs zu veralten als hernach volgt*):
Erftlich die guldin Kleinater, fu mir von den Kay f. Kütten, dy bey den Punds Stenden,
wie in der VIII. Poft obfteet, gewefen feyn, laut irer Bekantnus von Stuck zu Stück aufge-
fchriben und in ainer Suma pro I^II 0 LXXXVI Gulden 1 Ort gefchiftzt und mir darumb zu vor-
kauften bevolchen worden, dio hab ich under zwyrn verkaufft; erftlicb alle biß an ain Guldins
Klainat umb 1 M XI Gulden und III Ort, und als ich damaln das ain Gulden Klainat nit flattlich
kundt verkauften und vermaint unß würd fünft mit Gelt geholfen, das aber nit gefchächen, fo
hab ich nachmaln das urah IIFVI Gulden verkaufft das znfaroen tbutt. 1"I1PXVII Gulden in Ort.
Auch hab ich von denfelben Klainaten behalten die nachvulgenden Stain und Berlin,
nämlich ainen grofen gefchnilten Granaten, item vier gelöchert Saphir und ain Tafel Saphir, item
vier gelechcrt Balaß, item ain Amantift tafel, item ain Jacinten tafel, item ain Grifolitus und
sechzechen großer Berlin fomit . . XXV1H StUch edl Geftain unnd Berlin.
Darzu von obgemulter Suma Auffwechfel auf VII1P' und VI Gulden in Gold auf yeden
Gulden ain halben Patzen und dan auf da» \r auf yeden Gulden III Krz. tliut zufamen der Auf-
wccbfel XXXI (iulden LH Kreitzer.
Alf» hab ich foliche Klainater über das fy mir gefchiitzt und su verkauften erlaubt
worden umb LXIIII Gulden und III Kr. hocher und tbeurer verkaufft und darzu auch gewunnen
die obgemelten Edclgcftaine alle.
Latus Empfang 1 )
Verer hab ich von Ro. Kayf. Ms. Obcriften Statthaltern durch Hern Maximilian von
Bergen') am XII. tag Januarii Anno etc. XX empfangen in Mintz
Suma per se Ulk Gulden
Suma des Empfangs an Gelt I M VIPXLV1I1I Gulden XXXVII Kr.
Empfang des Tuchs.
Es ift ain zngepundes Pallete Thuch im Schluß geftanden, davon Maifter Petter Hert-
zog Ulrichs Hoffchncidcr ain Rcft des Kauffgelts im zu Letalen oder das Thuch zu geben begert
hatt, deflhalben die Statthalter zu Studtgarten unß ettlich mal gefchriben, darumb das nit ge-
öffnet noch invenlieit worden, biß uns Hertzog Wylhclin laut beyligends Brifs bevolchen als
confiacirt Dietrich Speeten zu antworten, haben wir vermaint es gehör nit Dietrichen, fondern
Hertzog Criftof zu, haben das darauf geöffnet, uns mit Dietrich Speeten vertragen und davon
') Des von Arctin edierten! *) Im Original folgen anderthalb Seiten Folio unbefchrieben.
*) Es folgt im Original neue Seite. *) So fteht hier itatt der fonft immer gebrauchten Schreibung
Sybenbergen. Es ift der befanden in den Verhandlungen vor der Wahl Karls V. erfolgreich
thÄtige Max van Scovcnbergcn.
Empfang zu Tybingen Anno etc Dccimo nono.
218 Buffon
ettltche Thnch geben und das ander zu Beklaidung Herzog Criftofs Gelinde gepraucht und dar-
nach das übrig hab ich zu meinen Händen im Namen Hertzog Criftofs empfangen und widerum
ausgeben alles laut beyligends Regifters.
Verer hab ich von Ulrichen Boßweyler Mintzmaifter enpfangen fein Haytung des, fo
er von Einnemung Tybingen gemyntzt hat und dabey etlich AbftUrtz in ainen liderin Seckl ver-
petfchafTt, die hab ich dem Hern von Sibcnbergen als er von Kay. Ms. wegen das Gefchloß Tyb-
ingen eingenomen alfo verpetfehafft fampt der Raytung Überantwort laut beriertes von Siben-
bergen Bekantnns 1 ).
Ausgab eodem Anno X Villi.
Ich hab weder eingenomen noch ausgeben dan fovil hernach fteet, fonder bat das
anfencklich der erft Burgvogt Maifter Wcndl Ochfenpach auch der Rcmi, Spcyfer und Keller,
getban und nachmalen der Schilling und tn lefcht der new Burgvogt Lcntzo Ulrichen haben
das verait.
Als ich von Tybingen Galli geen Ulm geritten und die Klainater den Punds Stenden
überantwurt hab ich verzeert XVII Gulden XXXIX Kr.
Item dazumal zu des Gefchloß Gcprauch Gewirkt kauft inhalt de» Rottengatter«
Schreiben pro XII Gulden nnd III Ort.
Item als unß in unfern Notten die von Reytlingen geliehen haben zu Underbaltung der
Knecht II1 C Gulden laut unfer baider Schuldbrief mit Her Baftian« Hand gefchriben, die er zu
Bczalung der Knecht enpfangen, hab ich unnfern Schuldbrief widerum geleft und in geben
IIP Gulden.
Item dem Speyfcr umb Schmalz geben XVI Gulden Rh. in Gold thut der Aufwechfel
XXXII Kr. facit alles XVI Gulden XXXII Kr.
Item dem Bnrgvogt lA-ntz Ulrichen geben zu Undcrhaltung des Gefchloß und auf Be-
foldung der Knecht VI Gulden in Gold thut der Aufwechfel XII Kreitzer facit VI Gulden XII Kr.
Ausgab Anno XV1HI.
Item Herrn Baftian zu Undcrhaltung der Knecht und des Gefchloß XXI Octobcr geben
Inhalt feiner Bckantnuß IUI'* in myntz und L Gulden in Gold, thut mit dem Aufwechfel
UIP'LI Gulden XL Kr.
Item aber dem Burgvogt I^cntz Ulrichen zu Underhaltung des Gefchloß und Knecht
Bczalung geben Sontag nach Katharina IrXX Gulden.
Aber dem Burgvogt geben am Sarabstag nach Anndro Wirtenbcrgcr Mintz . . XIIII Gulden
Item außgeben Inhalt Wendel ftains des Hauß Knecht Certitikaten . . Villi Batzen.
Aber dem Burgvogt Lcntz Ulrichen auf Nicolai geben L Gulden
Auf mein Befoldung nach Inhalt beyligender lnftruction Bevclch auch des fchrifltlichcn
Abfchieds von den Herrn Coroißaren zu Augspurg außgangen hab ich zu aintzigen zu meiner
groß Notturft genommen IP* Gulden.
Als mich Dietrich Spcet von der Hcrtzogin zu Wirtenberg wegen die filrftlichcn Kinder
belengend zu im geen Reytlingen bel'chrieben Uber Nacht verzert XV Kreitzer-}.
Ausgab. Item aber dem Lentze Burgvogt zu Underhaltung der Knecht und des Ge-
fchloß geben Inhalt vierer feiner Bckantnuß PXL üulden.
Als ich am XVII tag Decembris geen Ulm der gülden Klainat zu verkauften und furter
zu den obriften Statthaltern geen Augspurg geritten bin Geld aufzubringen und ettlich Befehwerden
zu erledigen, hab ich verzert und außgeben laut bciligends Regifters LXXVI Gulden XL1I Kr.
Item Baftian Bambaft der ain Zeit als llertzog Ulrich widerum ins Land zogen bey
uns gelegen , nach der Herrn Comißarien mintlichen Bevelcb zu feiner Abfertigung geben laut
feiner Bckantnuß am Mittcchen poft Hilarl XX VIII Gulden.
Aber Lentzi Burgvogt geben am Montag poft Scbaftiani 1° Gulden
Mer dcmfelbeu Burgvogt XX Januarii geben LXXXX Gulden L Kr.
Des Stattfchreibers zu Ulm Kind, das er mir Ic Gulden in Gold die ich im gelaßen zu
Mintz verwechfelt hat gefchenckt II Patzen*).
Ausgab. Item aber dem Buickvogt Lentzi zu Underhaltung am XXVII tag Febniarii
geben LX Gulden
Item aber zu Bezalung ettlicher Knecht, Wächter, Pocken, Koller etc. geben im meinen
Abfchid am VI tag Marcii LXXVII Gulden.
') Im Original folgt eine leere Seite.
*) Es beginnt im Original eine neuo Seite.
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Zur Qcfchichtc dos Schwäbifchon Bundes und Herzog Chriftophe.
21<)
Zu voller Bezahlung meiner Dienft zu Tibingen begor ich über allen Empfang noch
11° Gulden.
Verner hab ich die obgcmelten XXVI III Stück Edlgeftain und Berlin, die ich auß den
Klainatcn, fo ich zu Ulm wie obfteet, verkauft und in Empfang genomen hab dem Hern von
Sybenbergen gegen feiner Bekantnuß.in Einncmung Tybingen überantwurt fampl des Mintzmaiftcra
AbftUrtzcn als obftet.
II.
a) Die Klainoter unnd Silbergefchir vergullt, unnd unvergullt, To zu t(i wiegen im Sloß
geweß fein, wie hernach volgt, infentiert unnd innhalt des Vortrages zwifchen Ro-
mifchcr und llifpanifchcr ko. Ms. etc. unnd Ilertzog Willialmen von Bayern von wegen
Uertzog Cristoffcn von Wirttcmbcrg etc. auffgericht. Hern Ganngoifen Hern zu
Gerolzseckcn, Herrn Jörgen von Freundtsperg unnd Herrn Wilhalmen von Rcichen-
pach uberantwort, die ferer gen Ulm zu fuoren und dal'elblt verwaren zu laßen.
Ertlichen fo ligen in der Truchcn mit A be-
zeichnet:
Neunundvierzigfch vergulltcr Schcyren 1 ).
Item ain fchßne filberin Monnftranntz.
Item ain fchöncr eingefaßter Schach von Cri-
ftallen unnd Zittrin fampt den Stainen, alles
in vergullt Silber aingefaßt
Item ain Barrillen Glaß auf einem Felfcu mit
einem Ritter Sanndt Jflrgcn und einem Dcckl
darauff ain Pellikan mit ertlichen Berlcn.
Zum andern in ainer Trucheu mit B bezeichnet:
Item vier Flafcben, groß mit Wirttemberg Wap-
pen
n vier filberin Kanntlen
. mer zwo vergullt Kanntlen mit Wirttem-
berg Wappen
„ mer zwo filberin Kannten darauf Sloß fein
„ mer vierundachzig filberin I'ccher
n mer vier vergullt groß glatt Herren Pechcr
„ mer zwengroß vergullt außgeftochen I'echer
n mer ein hocher vergullter Pecher mit Sandl
Veytt au ff dem Degkhl.
, mer zwen gleich vergullt groß Pcchcr Mar-
gran üpffl auf der Degkh.
„ mer aber zwen groß Herron Pcchcr auff
der Degkhcn mit Knöpft*!.
„ mer ein vergullter großer pecher mit er-
bebtem Laubwerkh, ein Sloß auff dem
Degkhl.
„ mer ain hochcr Silber Pechcr wegkhlweiß
vergullt auff dem Degkhl ain Fenndrich,
» mer vier Köpff, zwen vergullt und zwen
mit gülden Kleidungen, mit iren Dcgkhlcn,
ilarunder der ein zwyfach,
„ mer ein großer filberin verdetfkhter glat-
ter Pecher mit Wirttemberg Wappen,
i, mer fyben vergullt mittl Herren Pecber
verdeckht
„ mer ein filberin verdeckten geraifften |
Pecher
„ mer ein filberin Pechcr mit vergällten Eßten
Item mer fechs großer unnd ein kleiner vergullt
Ritter Pecher on Degkhl
„ mer zway wclfchc verdeckte vergulltc Poc-
chcrl
„ mer ain Kroyßl mit einem vergulten Degkhl
, mer ain Fläfchlin zum fmekennten Waßer';
filberin
„ mer ein vergullte Credenntz mit einem
Zederpam,
„ mer vier vergullt Crcdcnnzn zu Confect zu
praiichn
„ mer ein filberin Salzfaß mit einem Fueterall
„ mer ein zwifach filberin unnd vergullt groß
Waßerpeckcn darinn zway Wirttemberg-
ifcho Wappen
„ mer ain vergullte große Schalen mit ainem
Adler
„ mer ain verdeckten gefmelzten Pecher mit
aincra Jaspis oder Kabzidan auff die wel-
fehen Art
„ mer ain gefaßt zwyfach vergullt ftraußenAy
„ mer ain Ilertzog Swertt
„ mer ain Sebel
„ mer ain Silberin Leichter
„ mer ain groß Saltzfaß mit Natterzungen
hat ain Bcwrl das Saltzfaß auf dem Ruckhen
„ mer ain vergullt Saltzfaß mit einem Ein-
geliurn darauff Natterzungcu Korollcn und
Stainen
„ mer ain Saltzfaß mit einem Eingeburn da-
rauff ain vergulter Falckh
„ mer ain vergullt» Saltzfaß, pergweife.
m mer ein gefmelzer vergullter verdeckter
Pecher mit Heiligen
„ mer Korrcllen Zinken mit einem vergulltco
Efflin
„ mer ain vergullts Pccherlio iu Plumen Weiß
„ mer ain vergullt Saltzfaß mit einem Kor-
rcllen Zinken unnd Netterzungen unnd Plettcr
„ mer ain vergullt Salzfaß mit einem Pam da-
ran Natterzungen unnd zway Kerbl 1
Actum TU w in gen im Sloß den funfften tag March etc. im zwainztigiften.
Max van Seevenbergon. Jo Renner. Sebaftian Schilling Ritter.
l ) Becher, Pokale.
a ) Riechwaffcr.
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220 Buffon, Zur Gefchichte des Schwäbifchon Bundes und Herzog Chriftophs.
b) Vermerkt das Silbergefchir fo zu teglichem Gcpraucb dem jungen Hern Hertzog Cri-
ftoffeln von Wirtembcrg von dem inventierten Silbergefchir gegeben ift.
Zwo große filbern Flafchcn mit Wirtembcrg- |
ifchen Wappen in gleicher Größen
Zwo hoch filbern Kandlcn mit vorgulten Clai-
dungen
Vier 1 ) glat hoch verdekht vergult Pecher im
Luckh Wirtcmbergifch Wappen
Zwei claine verdekhte vergulte Pechcr hat die
Hertzogin das ain filr das jung Frcwlin be-
halten
Sechtzchengemaln filbern Tifchpecher und acht')
vergult Pecher
Ain filbern Hecht Saltzfaß
Zehen groß Eß-Silber
zwo filbern vergult Schewren mit Wappen»)
Ain filbern Flefchlin*)
Vier claine Hl bor in Saltzcn Schußciin*)
Sechs ") filberin Schalen mit dem Wappen Müm-
pclgart
Zwei filbeme Waßer oder Handpeken mit vor-
gulter Claidung pairlfch und ofterreichifche
Wappen
Ain vergalt Gewürz plat
Achtzchen filbercn Lcflcl, darunter aindlirT Lcffl
vergult')
Innsbruckcr Statthaltereiarchiv, Abteilung Peftarchiv l. No. 160.
1
Hertzog von Wirtembcrg Unnderh
Per fönen:
Furft. I
Edlknaben II»)
Herr Hofmaifter mit fambt feiner
Hausfrawen auch Junkfer
und knecht felb VII
Caplan 8 ), Schuclmaifter unnd
Silberverwarer I
Tafelknecht 1
Stalkuecht 1
Koch I
Kucbcnpueb I
Einkauffer, Keller und Verraiter ... ]
Summa XXII Perfon
Befoldung:
Herr Hofmaifter begert . . ll c Gnlden Rh")
Caplan und Schuclmaifter ... XV Gulden
Tafelknecht VIII Gulden
Stallknecht Vlli Gulden
Koch XVI Gulden
Einkaoffer, Keller und Verraiter XX Gulden
Summarum der Sold: IFLXVII Gulden
Claydungen:
Furft.
Seidein Rockh. als ain Winter und ain Sumer
Rockh. und der ain Samatein. der annder
Tamaft oder Atlas.
II.
altung nach Antzaigen Hofmaifters.
i Edlknaben Kl ay düng:
Jedem zway Klaider unnd vier par Hofen, zway
Warnas auch drew He metter und XX Par
Schuech.
Ift Alles angclchlagcn mit fambt VI Guldin Opfer-
gelt in dreien ain Jar facit LX Gulden.
Hofmcifters Klaidung:
Ime auf fein Perfon ain Kerrock fteet zu F. Dt
Zway Wappen Köck leain feydenis nnnd wullenis.
Zway Warnas von Seydein und zway parchateine.
Vier oder funff par Hofen
Zwai Panet ain feidenis und ain wullenis
Hemedter unnd Leylach
Befchuechtmg.
Rauch Gfull ain erlicha unnd ain teglichs
Das Alles ift angcfchlagon mit fambt 4 Gul-
din Eorgelt") IP Gulden
Seyner drey Knecht Klaidung find angeschlagen
auf XXXVI Gulden
Caplan:
Für ain Rockh oder Klaidung angcfchlagen
X Gulden.
Claydung:
Tafelknechts
Stallknechts
Einkauffer und Kellers
facit
ir jedem XII Gulden
XXXVI Gulden
') In dem von Aretin a. a. 0. mitgeteilten Verzeichnis find nur zwei aufgeführt
») «) «) ») Fehlen bei Aretin.
*) Bei Aretin bloß zwei.
*) Bei Aretin bloß fieben. Man folHe vermuten, daß Wilhelm von Reichenbach
in Bezug auf das Silber die Intereflen des jungen Herzog Chriftoph verfochten, wie er es in
andern Dingen nach feiner Abrechnung getban bat, und ihm eine reichere Dotierung erwirkt habe.
*) Es itand urfprUnglich iii, dann ift der erfte Einfer durchftrichen.
•) Daneben fteht lin-s: nnam vestem hiemalcm etc. pro estivali 4 fl.
*•) Die Summe reduziert fich, da nachträglich von den urfprünglich angefetzton drei Edel-
knaben einer gestrichen wurde, anf 16 Perfonen.
") Im Original ift aus Verfehen gefchrieben II Gulden Rh.
'*) Dazu iil nachtraglich links die Bemerkung zugelügt: „Er fol antzaigen der Camer
was der Furft extraordinari bedarff das fol man ihm geben."
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v. Breitfehwert, Aus den Papieren eines Karlsfcb Diera.
221
Koch Klaydung VI Gulden Rh.
Kuchenpueben Claidung, Bofchuechang nnnd
annders X Gulden
Extraordinarie ..... XXXII Gulden 1 )
Behulzung drey 8tuben, Hertt . XXX Gnlden
Auff fechs Pfordt, jede« ain Jar für Fuetterung
unnd annder Notdurft! XXX Guldin
facit ItLXXX Gulden.
Liferung auf XVII Perfon je ain perfon ain
Wochen ain Guldin angcfchlagen wie dann
anndern im Dienft zu Ynnßprugg gegeben
wierdot tuet alles ain jar Villi')
Sold i
I Claidung )
) Liferung (
i Fuetterung i
f Behulzung l
Extraordinär!
um
XVIKLXVH
Gulden Ith.
Hofmaifters Befoldung halb Jnndenkb zn fein,
was man im deßhalb geben welle, nachdem
er hundert Guldin DienfCgelt von der Camer
hat, unnd vielleicht hie vom Hofrat auch
Befoldung haben wierdot etc.
So hat er von der Camer jerlich Dienftgelt auf
Widerrueffen darumb er auf die Regierung
warten fol 1° Gulden
Von der Vogtey Horb als man acht mög er
haben in abfenti jerlich . . . l c Gulden,
fo begeert er vom Hofmaifterambt als ob-
fteet jerlich •) cc Gulden.
Sol man im darzu vom Ilofratdiennft auch geben
das Lifergeld auf vier Pherdt als anndern
Herrn oder ainen Sold das waift man auf
der Camer nit.
Innsbrucker Statthaltereiarchiv,
Abteilung Peftarchiv 1 No. 290.
') Diefe Poft ift nachträglich geftrichen wohl infolgo des Anm. 6 vermerkten Zufatsea.
*j So ftatt Villi 0 — auf welchen Betrag die remitierenden 884 Gulden Liefergeld ab-
gerundet find.
') Daneben fteht bemerkt: Fiant II 0 fl. pro falario tanquam confiliariua et magifter
curie etiam pro veftibuB fuis.
Yon der Karlsfchule.
1. Aus den Papieren eines Karlsfehulers.
Mitgeteilt von t A. v. Rreitfchwert, LandgerichtafekretÄr a. D.
Der am 7. Auguft 18-11 geftorbene Staatsrat a. D. Ludwig Cbriftian vonBreit-
fe Ii wert, der, einer der älteften Zöglinge der vormaligen hohen Karlsfchule, unter fünf Regenten
Württembergs im Öffentlichen Dienfte, zuletzt unter König Wilhelm als Kollegialdircktor und
Staatsrat wirkte, hinterließ unter feinen Aufzeichnungen die nachfolgenden auf feinen Aufenthalt
in der Karlsfchule bezüglichen Notizen').
Tn dem Mißjahr 1770 war auf dem Schloßgut zu Ehningen bei Böblingen
der Ertrag nur ein Drittheil einer gewöhnlichen Ernte. Die Gedichte, welche mein
lieher Vater in diefer Zeit der Noth verfaßte, zeugen von feinen Sorgen, aber auch
von feinem feften Vertrauen auf Gott.
Diefcs cbriftlicbe Vertrauen wurde gerechtfertigt: denn der Lenker der
Herzen der Regenten bewog Herzog Karl, die Sorgen meines lieben Vaters durch
die Aufnahme feiner beiden Söhne in die militärifebe Pflanzfchule, wo wir nicht
nur Unterricht und Kolt, fondern auch Kleidung und Weißzeug unentgeltlich erhielten,
zu erleichtern. Der 29. Mai des Jahrs 1771 war der folgenreiche Tag, an welchem
ich und mein Bruder in diefe Bildungsauftalt eintraten. Als wir kaum auf der
Solitudo angekommen, erfchien der Herzog zu Pferd vor dem Wirtshaus. Nachdem
mein Vater vor ihn getreten war und er einige Worte mit ihm gewecbfelt hatte,
führte er uns in unfre künftige Wohnung. So gingen wir in aller Schnelle aus
deu Händen unfres Vaters in die väterlichen Hände Karls über. Welche plötzliche
und wichtige Veränderung!
») Obwohl diefelben wenig Neues bieten, dürfte die Unmittelbarkeit der nicht eben
häufigen perfOnlichen Erinnerungen aus der Jugendzeit unferer Großväter den Abdruck an diefer
Stelle rechtfertigen. Red. *
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222
t. Broitfchwort
Die Schilderang der Eigentümlichkeiten diefer Anftalt, in der ich meine
Jagend vom 13. bis zatn 22. Jahr zubrachte, gehört am To gewiffer zur Befcbreibung
meines Lebens, als He einen wefentlichen Einfluß auf den Charakter der Zöglinge hatte.
Der einflußreichfte Uniftand war, daß Herzog Karl diefc feine Schöpfung
in per fönliche Auf ficht nahm und derfclben tagliche Aufmerkfamkeit raltlos
widmete, daß er feine Söhne, wie er uns nannte, mit einer Milde und Sorgfalt erzog,
die von keinem leiblichen Vater übertroffen werden konnte, womit er die Herzen
aller an fich zog. Seine Gnade war die größte Belohnung, fein Lob der ftärkftc
Antrieb zum Fleiß und Wohlverhalten, feine Verwcife die größte Strafe. Am Ende
jedes Monats las er die Zeuguifle der Vorgefetzten und Lehrer im Speifefaal vor
Hofleuten und Fremden unter Acußcrungen feines Wohlgefallens und Mißfallens
öffentlich ab. Kein Vorgefetzter oder Lehrer durfte einen Zögling ftrafen, fie durften
blos fogenannte Billets geben. Diefe auf ein Oktavblatt gefchriebene Anzeige der
Verfehlung mußte der Zögling dem Herzog, wenn er vor dem Speifen durch die
Reiben ging, überreichen. Der Herzog faltete es in Form eiuer Evantaillc, gab
es dem Nachbar, der es dem Augefchuldigten ins Knopfloch flecken mußte, und
fprach die Strafe aus, gewöhnlich: „er cariert!" Dicfem zufolge mußte der Geltrafte
beim Nachteilen vor feinem Couvert ftehen. Ich erhielt uur einmal ein Billet, weil
ich die Predigt nicht aufgefchrieben hatte. Ich hatte vergelten, ein BIciftift zu mir
zu ftecken, war jedoch nur um fo aufmerkfamer. Die Difpofition war: „Die Hoff-
nung beflerer Zeiten — Wann kommen fie? Sie warten auf beflere Leute. — Wo find
fie?" Da« half aber nichts, ich mußte earieren. Einmal bekam ich von höchfter Hand
einen Backenftreicb , weil ich nicht die ordnungsmäßige Zahl Knöpfe zugeknöpft
hatte. Den andern Tag deutete der Herzog wieder auf die Knöpfe. Ob ich fie
gleich forgfältig abgezählt hatte, fah ich doch hinab, worauf der Herzog mich gnädig
auf die Nafe fchlug. Er fuchte alfo die Sache durch einen Schere wieder gut zu
machen.
Um allen fremden Einfluß abzufchneiden, durften nur Eltern und Brüder
uns befueben. Kein lediges Frauenzimmer wurde eingeladen. Aus gleichem Grund
fand keine Vakanzreife, ja kein Urlaub nach Haus auch im dringendften Fall llatt.
Den 17. März 1772 ftarb mein lieber Vater und im Jahr 1777 meine gute
Großmutter. Beide wünfehten auf ihrem Sterbebette ihren Louis noch einmal zu fehen,
aber vergebens. Als der Herzog meine Betrübnis über den Tod meines Vaters fah,
fagte er: „gebe er fich zufrieden, ich will fein Vater fein". Er hielt Wort.
Zu diefer klöfterlichen Einrichtung gehörte ferner, daß wir kein Geld führen
durften und daß wir alle Briefe, die wir fchrieben oder empfingen, vorzeigen mußten.
Ein weiterer Grundfatz war, daß kein Zögling nur einen Augenblick allein fein folltc.
In jedem Scblaffaal von 50 Zöglingen hatten Offiziere und Auffehcr ihre Bettftatt.
Eine fchöne Anordnung fand auf den Spaziergängen ftatt. Der Herzog ernannte
nämlich aus den Zöglingen jeden Tag einige zu Führern für jeden Saal. Dies war
eine Auszeichnung. Den Kameraden ftund frei, unter welche Führer fie fich be-
geben wollten. Wir durften jeden beliebigen Weg einfchlagen, nur nicht Stuttgart
betreten. Einmal hatte ich mehrere Stuttgarter unter meinem Panier. Diefe rillen
aus, als fio in die Nähe der Stadt kamen und fprangen um die Stadtmauern herum.
Es blieb mir nur die Wahl, mitzufpringen oder jedem ein Billet zu geben. Jch
that Erfteres.
Herzog Karl vervollkommnete fein Lieblings-Werk ohne Unterlaß. Im Jahr
1772 kamen zu den Lehrern hinzu: 1. für Mathematik und Kriegswiffenfchaft: KÖfch,
Conducteur im Geniecorps-, 2. Jahn, Profeffor in der lateinifchen Sprache und Geo-
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Aue den Papieren eines Karls fchüler».
grapbie; 3. Abel, Profeflbr der Philofopliie, welcher die Moral mit Wärme vortrug;
er war mir befanden gewogen oud blieb lebenslänglich ein warmer Freund von
mir; bekanntlich wurde er fpätcr Profeflbr in Tubingen und zuletzt Prälat ; 4. Schott,
Profeflbr der Gefchicbtc, welche er mit Lebhaftigkeit vortrug. Er wurde erfter
Bibliothekar an der öffentlichen Bibliothek. Im Jahr 1773 erhielt das Inftitnt den
Namen Militärakademie. Alles Aeußerliche wurde auf einen verftändigeren Fuß gefetzt
und Lehrftühle für alle Fakultäten, die theologifche auagenommen, errichtet
Eine weitere Auszeichnung war das bei Hof fpeifen. Diejenigen, welchen
diefc Gnade zu Theil wurde, aßen in dem Zimmer, in welchem der Herzog Nacht-
tafel hielt, jedoch an einem befonderen Tifch. Wir mußten Uber einen wiflenfehaft-
lichen Satz fprechen. „Breitfeh wert", fagte der Herzog, „ich behaupte" . . (des Satzes
erinnere ich mich nicht mehr, wohl aber, daß ich ihn nicht für richtig hielt) „ver-
theidige er raeine Meinung!" Ich mußte nun die Einwürfe meiner Tifchgenoflen
möglichft bekämpfen. Es traf fiel), daß ich an demfelben Tug, an welchem Rieger
wieder begnadigt und zur Tafel gezogen wurde, bei Hof fpeifen durfte. Er war
fehr heiter und lachto fo laut, daß der Saal widerhallte. Beim Nachhaufegchen
fagte er zu mir, er habe mit meinem Vater die Kechtswiflenfchafl fludiert.
Alles war darauf berechuet, durch Aufregung des Ehrgefühls zum Fleiß
und guten Sitteu anzufpornen, wodurch bei manchen ein unbändiger Ehrgeiz erzeugt
wurde, die zu Befriedigung diefer Leidenfchaft als Jünglinge und Männer moralifche
Grundfätze auf die Seite fetzten.
Die klöfterliche Abgefehloflenheit von der Außenwelt ließ nur den Umgang
der Zöglinge unter fieb übrig. Diefer war daher um fo inniger. Es wurden Freund-
fchaftsbündnifl'e auf lebenslang gefchloffen. Alle Akademiften fahen fich auch nach
ihrem Austritt als Brüder an. Weitere gute Frucht bievon war allgemeine Bildung
in Kenntniflen und Sitteu. Der Kameralift unterhielt fich mit dem Juriften, Mediziner
und Künftler, der Schwabe mit den Ausländern.
Herzog Karl wollte jeden einzelnen Zögling nach feiner Individualität kennen
lernen. Jn diefer Abficht befahl er 1772, daß jeder Zögling an ihn fehreiben follc,
welche Wiflcnfchaft er am meiften liebe und welchen Beruf er zu ergreifen wünfehe.
Im folgenden Jahr, 1773, wurde den Vorgefetzten und Lehrern befohlen,
die Zögliugc nach vorgefchriebenen Punkten zu fcbildern. Im Dezember 1774
forderte der Herzog den Offizieren und Lehrern eine ausführliche Schilderung der
jedem untergeordneten Zöglinge ab. Auch mußten die konfirmierten Akademiften jeder
feine Kameraden, welche mit ihm (ich in dem nämlichen Schlaffaal befanden, (alfo
50) und fich felbft nach folgenden vorgefchriebenen Punkten fchildern : die Gefinnung
gegen Gott, gegen den Herzog, gegen die Vorgefetzten und gegen die Kameraden;
wie jeder mit fich felbft und feinem Schickfal zufrieden fei; wie Gaben und Fleiß
befehaffen, was eines jeden Haupteigenfchaft und Neigung fei. Diefc Schilderungen
find aufbewahrt und ich hatte kürzlich (1833) Gelegenheit, fie einzufehen x ). Von mir
urtheilte Profeflbr Jahn, Lehrer der lateinifchen und griechifchen Sprache, ich fei
ein zu abgeänderten Wiflenfchaften gefchaffener Kopf, hätte aber wenig Gefehick
zu den Sprachen, ein ungetreues Gedächtnis, außer wo mir der Verftand zu Hilfe
komme, große Lembegierdc, Kleinmütigkeit, Eingczogenheit, Ernfthaftigkeit. Der
zweite vorgefetzte Offizier Lieutenant Zech „nahm" (nach feinem Ausdruck) mich und
von der Lühe „zufammen". Auch viele Kameraden fcbilderten von der Lühe und
mich zumal und auf gleiche Weife wie Zech.
') Vgl. Schloßberger, Archivalifche Nachlefe aar Schillerlitteratur 1877 S. 1 ff.
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v. Breitfehwert
Mein erfiter vorgefetzter Offizier Major Alberti war mir nicht ganz hold und
ieh meinerseits konnte kein Vertrauen zu ihm fallen. Einft bclaufchte er mich bei
Nacht, als ich meinen Kameraden eine Anekdote von ihm in fpöttifchem Ton erzählte-
Bald nachher zeigte er meinen Kameraden, welche ungefchickten Bewegungen ich
beim Tanzen mache, in meiner Abwefenheit. Seine Schilderung meiuer Perfon lautete
alfo: ,Von der Properte ift er kein fo großer Liebhaber als vom Studieren. Die
Steife feines Körpers hindert ihn von einer guten Art fich darzuftellen und feine
natürliche Langfamkeit hält ihn an feli neiler Befolgung der Befehle ab. Was ihm
an Manieren im Umgang abgeht, wird durch Redlichkeit uud Dienftbefliffenheit
erfetzt. Seinem großmüthigen Erhalter ift er mit aufrichtig dankbarem Herzen zu-
getban. Er wird gewiß in der ihm angewiefenen künftigen Beftimmung fehr brauch-
bar werden."
Anfänglich waren alle Kavaliers- und Offiziers-Suhne für das Militär beftimmt.
Ich mußte die Excrcitien mit dem Gewehr durchmachen. Der Conducteur im Garde-
Corps Röfch, welcher gegenwärtig (1835) als penfionirter Oberft noch im Leben
ift, war unfer Lehrer in der Kriegskunft. (Röfch ift am 24. Oktober 1742 geboren,
alfo jetzt 93 Jahre alt.) Jch hatte keine Freude am Figuren- und Feftungen-Zeichnen
und war daher in der Lokation gewöhnlich der Letzte. Röfch diktierte jedoch auch
die Natur und Eigenfcbaften der Figuren in ein befonderes Heft. Diefes war für mich
anziehender. Als nun Röfch fpäter nach der Theorie ftatt nach den Zeichnungen
examinierte, war ich zu feinem Erftaunen der Befte und ich erhielt den Preis der
Geometrie, Ich behauptete fortwährend in der Mathematik den erften Platz, welches
mir die Gnade des Herzogs erwarb.
Die Koft war gut, aber einfach. Wir mußten uns früh zu Bett legen, aber
auch früh aufftehen. Jeder mußte fleh felbft bedienen; denn 50 batten nur einen
Bedienten. Den Sommer über wurde häufig gebadet.
Noch war weder im Vaterland noch im übrigen Deutfchland eine Gelegen-
heit vorhanden, wo fich der Kameralift zu feinem künftigen Beruf vorbereiten konnte-
Herzog Karl, welcher fich in fo mancher Hinfleht durch Beförderung der Aufklärung
auszeichnete, füllte auch diefe Lücke aus, indem er unter dem 27. Dezember 1773
befchloß, der in die Militärakademie aufgenommenen Jugend zu ihrem künftigen
Glück (wie die Worte lauteten) eine neue Bahn dadurch zu eröffnen, daß fich
Verfcbiedene zu dem Kameralwefen gefchickt machen und dadurch zu den augefehen-
ften Stellen gelangen und das Camerale in den beftraöglicheu Flor erheben follen.
Als der Herzog an diefem Tage wie gewöhnlich vor dem Speifen in den Rangier-
faal trat, befahl er, daß diejenigen, welche Luft zu diefer Wiffenfchaft hätten, heraus
treten follen. Leider war im Studienplan für Kameraliften der Unterricht in der
lateinifchen Sprache weggelaffen. Daher meiftens folche vortraten, welche fich vor
diefer Sprache und vor dem Lernen überhaupt feheuten. Diefes bewog den Herzog,
durch die Reihen zu gehen und weitere Rekruten für diefes Fach zu werben. In
der Regel durfte jeder Zögling feinen Beruf felbft wählen. Oberft Seoger mußte
nun dem Herzog bei jedem einzelnen anzeigen, wozu er fich beftimmt habe. Bei
mir hieß es: „Jurift". — „Diefer taugte zu einem Kameraliften u , Tagte der Herzog,
„er ift fo ein Grübler. Ja, will er?" „Ihr Durchlaucht lallen mich erziehen und
wiffen am beften wozu ich tauge," war meine Antwort. „Nun, fo notiren Sic ihn",
Tagte der Herzog zum Intendanten. Somit war ich zum Kameraliften geftcmpelt
und meinem Lebensgang eine neue Richtung gegeben.
Meine Lehrer in den Kamcralwiffenfchaften waren Hofrath Stahl, Senior
des Rcntkammer-Kollegiums, und Hofrath Autcnrieth, damals Regiftrator bei der
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Aus den Papieren eines KarUfchnleiw.
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Regiernng. Ilofrat Hocliftetter trug das von ihm gefchaffene Kameralrecht vor.
Ein Mann von tiefem Vcrftand und vortrefflichem mnralifchem Charakter, den ich als
Lehrer und Freund bis in feinen leider! allzufrühen Tod verehrte. Er war der
Syndikus der Reichsftndt Frankfurt und zuletzt Konfuleut der württembergifchen
Landfchaft. Staatsrath von Heyd trug das Natnrrecht vor. Naturgcfehichte, Pbyfik
nnd Chemie hörten wir Kameraliften mit den Medizinern bei dem jedesmaligen
Akademiearzt, zuerft Leibmedicus Kcuß, hernach Hofmedicus Storr. Die Botanik
lehrte der Vorftetier des botanifcheu Gartens Martini.
Den Unterricht in der Religion erteilte der jedesmalige Akademieprediger:
Harttmann, Dann, Cleß, Müller. Die Profcflbrcn mußten ihren Unterricht in die
Feder diktieren, was zeitraubend war. In der franzöfifeben Sprache hatte ich Unter-
richt bei dem nachherigen Konfiftorialrath Bär und dem Schaufpieler Uriot. Im
Zeiebnungsfaa] führten die berühmten Männer Guibal und Müller die Aufficht. End-
lich erhielten wir auch Unterricht im Reiten, Fechten und Tanzen.
Theologie ausgenommen wurde hier alles gelehrt, was für den menfehlichen
Geift wiffenswert und für Brauchbarkeit im künftigen Leben erforderlich war.
Auch über alle Zweige der fchönen Künftc verbreitete fich der Unterricht. Endlich
zeichnete fich diefes Inftitut durch Duldfnmkeit aus. Jünglinge von allen chriftlichen
Glaubensbekenntniflfen lebten hier in fröhlicher Eintracht beifammen. »
Der 14. Dezember des Jahrs 1770 war der Stiftungstag des Inftituts, welcher
jährlich glänzend gefeiert wurde. Vierzehn Tage vor dem 14. Dezember begannen
die öffentlichen Prüfungen. In der Regel waren nicht unfere Lehrer, fondern
Profefforcn der Univerfität Tübingen und des Stuttgarter Gymnafiums unfere Exami-
natoren. Sie prüften in Gegenwart des Herzogs und eines zahlreichen Publikums.
Am Jahrestag gefchah die Austeilung derPreife, welche für die Kavaliers-
und Offiziers-Söhnc in goldenen, für die Eleven in filbernen Medaillen beftunden.
Ich erhielt in den acht Jahren von 1772 bis 1779 zwanzig Preifc, in der Kamerai-
wilTcnfchaft und deren Hilfswiffenfchaften zwölf, in der Mathematik vier. Wer in
einem Jahr vier Preife errang, erhielt den akademifchen Orden, welcher auf einen
höheren Grad der Anftcllung Anfpruch gab. Auch logierten die Chevaliers in einem
befonderen Saal und fpeiften an einem eigenen Tifch, ftanden auch unter keinem
Unteroffizier mehr. Major von der Lühe, ein Onkel meines Freundes und ein auf-
geklärter, humaner Mann, war ihr Vorgefetzter. Im Jahr 1777 halte ich das Glück
vier Preife zu gewinnen und in die Gemeinschaft der Chevaliers aufgenommen zu
werden. In der Mathematik hatte ich von Normann und von Mandelslohe, welche
bekanntlich zu Miniftern emporftiegen, zu Rivalen. Ich muflte mit Normann um
den Preis würfeln und verlor. Ich wurde durch Ernennung zum Hofjunker entfehädigt.
Zur Aufheiterung veranlaßte der Herzog eine Disputation zwifchen den zwei
Bonmotiften Stahl und Ploucquet, wobei ich als Refpondcns das Stichblatt wurde.
Ploucquet hatte von irgend einem Kameraliften die ncucfte Erfindung in der Land-
wirtfehaft, nämlich die eine« Pflugs mit dem eine Sämafchine verbunden war, er-
fahren, und frug mich, welches die neuefte iu England erfundene landwirtfehaftliche
Mafchine fei? — Stahl, welcher diefes fo wenig wußte als ich, fagte mir ins Ohr:
„fragen Sie ihn, welche Lichter brennen am liingften? die Wachs- oder die Un-
fchlittlicbter V und wenn er fagt, die Wachslichter, fo fagen Sic nein, beide brennen
kürzer." — Ich nahm Anftand, diefes vor dem Publikum zu fagen nnd fchwieg.
Jedermann mußte nun denken, ich könne nicht einmal nachfagen, was mir der Praefes
cinblafe. Ploucquet, der ungeduldig auf eine Antwort gewartet hatte, fagte endlich:
„ich fehc fchon, Sie wifl'en's nicht, ich will es Ihnen fagen." Die Stahiifehcu Sätze
Wflrtlvinb. Vicrt<jlj»lir»licflc IHW 15
22Ö
t. Breltfobwert, Aub den Papieren eines Karlsfchulers.
bandelten von der Färberei. Ploacquet widerfpracb einem jeden und als ich
Beweis verlangte, fagte er: er habe feinen Vetter, den Schöniärber Ploucquet gefragt,
der müfle es am bellten wiflfen.
Als im Jahr 1775 Herzog Karl endlich den Bürgern von Stuttgart entfprach
und wiederum in Stuttgart refidierte, nahm er feine Söhne mit (Ich, und zwar in die
Nebengebäude des Schloffes, welche noch gegenwärtig im geineinen Leben die
Akademie heißen.
Es fleht in nofrer heitern Stadt ein Haus
Verbrüdert ift's mit nnfrem Fürftenfchloß;
Bevölkert war's aus allem dentfehen Land,
Der Wiffenfchaft geweiht von jenem Karl,
Den manches weiße Baupt noch Vater nennt.
Am 18. November marfchierten wir von der Solitude nach Stuttgart und
zogen, den Herzog an unfrer Spitze, der uns zu Pferd entgegenkam, in die Stadt
ein. Wir trafen hier geräumige Säle, es wurde uns ein Garten zur Anpflanzung
eingeräumt, aber dies war mir kein Erfaz für das Landleben. Statt daß auf der
Solitude uns nicht allein der Luftgarten, fondern auch die ganze fchöne Gegend
zum Ludwandeln offen ftand, mußten wir nun täglich auf der Cannftatter Chauflce fpa-
zieren geben, weil man nur auf diefe gelangen konnte, ohne durch die Stadt zu gehen.
Im Jahr 1777 veranlaßte der fich verbreitende Ruhm der Militär-Akademie
den Kaifer Jofcph II., folche in Augcnfchein zu nehmen. Er erfchien unter dem
Namen eine« Grafen von Falkenftein. Ueberdies febickte er über die Zeit der
Prüfungen den Grafen Kinsky, der dcnfelbcn ihre ganze Daner über ununter-
brochen beiwohnte, auch unerwartet in die Lebrfäle und Schlaffäle kam. Denn er
hatte den Auftrag, dem Kaifer ausführlichen Bericht über diefes Inftitut zu erftatten.
Nach geendeten Prüfungen befuchte er die Vorlefungen, befprach fich mit den I-ehrern
über die Methode und ließ fich von ihnen einen fchriftlichen Auflatz darüber geben.
Am 27. Dezember kam er Morgens 6 Uhr zu unferem Auffteben und blieb über
das Ankleiden und Frühftück.— Diefes war ein Triumph des Herzogs gegen die-
jenigen, welche feine Bemühung tadelten oder erfchwerten.
Er drückte feine Freude darüber in der Bede aus, welche er an diefem
Jahrestage hielt. Da an demfelben die erften Akademiften ausrangiert (ängeftellt)
wurden, fo ermahnte er fie, ihre Zeit gut anzuwenden, ihre Pflicht zu erfüllen und
auf dem Wege der Tugend zu wandeln. Merkwürdig find folgende Schlußworte:
„Wenn ihr dereinft Karls Afcbe ehren, wenn ihr dereinft ihn als den Grund
eures Glücks anfehen wollt — ach! ich hoffe es von euch allen, fo machet euch
auch würdig Karls, der euch liebt, Karls, der aus euch Säulen des künftigen Staats
machen will."
Nicht weniger merkwürdig ift die Rede des Profeflbrs Abel: „Mein Blick
erweitert fich, kühn hebe ich mich in die Tage der Zukunft empor: cinft nach
langen fernen Jahren wird diefes Feuer, diefe glühende Begier nach Weisheit, die
Karl in Ihnen geweckt, noch in Ihren Adern brennen und Sie werden es zu ruhm-
vollem Bei worte des tugendfamen Jünglings machen, Karls- Schüler genannt zu
werden. Er war's, der diefe Jagend gepflanzt, Karl, unfer Vater. So wirds aus
Ihrer aller Munde auf feinem Grabe widerhallen."
Diefe prophetifchen Worte gingen an Karls Säcularfefte (1828) in fchöue
Erfüllung.
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Aua Prof. Jak. Fried. Abels handfchriftlichen Erinnerungen. 227
2. Aus Profeffor Jakob Friedrich Abels handfchriftlichen
Erinnerungen 1788 ff.
Mitgeteilt von Stadtpfarrer Abel iu Gmünd.
Ich war bereits 16 Jahre (feit 1772) an der Karlsfcbule angeftellt, als Meiners
in Güttingen mir fchrieb, daß ich einen Ruf als Profeffor der Philofophie erhalten
folle, nur wünfehe man, daß, ehe nach London an den König berichtet werde, ich
mich beftimmt erkläre, ob ich die Stelle annehmen wolle. Nach langem Kampf
überwog der erbebende Gedanke, auf einen Platz geftellt zu werden, auf dem ich
mich felbft noch vervollkommnen und für andere mehr wirken zu können hoffte,
und ich erklärte dem Herzoge durch den Intendanten (v. Seeger), daß ich entfchloffen
fei, den Huf anzunehmen. Nicht gewillt, mich zu entladen, befahl er dem Konfi-
ftorium, zu berichten, ob nicht jeder Stipendiat durch die von ihm geleiftete Obli-
gation verbunden fei, dem Vaterland feine Dienfte zu widmen und ich alfo nach
Recht und Gefetz zurückgehalten werden könne. Das Konfiftorium erklärte, daß
allerdings der Stipendiat fchuldig fei, dem Vaterland zu dienen, daß ihm aber die
Vorteile, welche ihm ein Ruf ins Ausland gewähren würde, möglichft erfetzt wer-
den muffen. Darauf verfprach mir der Herzog einen folchen Erfatz und ich erklärte
mich bereit, die angebotene Stelle auszufcblagcn. Diefe Erklärung nahm er fo gut
auf, daß er an den Geheimen Rath einen Befehl ergehen ließ, worin er meine
Vaterlandsliebe lobte und Vorfchläge über einen zureichenden Erfatz begehrte. Auch
ließ er mir foglcich das Oberbibliothekariat nach dem Tode des Hofratbs Vifcher
anbieten. Allein fo angenehm mir diefes gewefen wäre, fo konnte ich doch nicht
annehmen, ohne den Bibliothekaren Peterfen, Reichenbach und Lebret zu fchadeu.
Diefe Antwort gab ich dem Herzog, worauf er mir durch den Iutendanten befahl,
den Adreßkalender in die Hand zu nehmen und mir eine angemeffene Stelle auszu-
gehen, bei der ich die Profcffur an der Akademie behalten könnte. Namentlich
war vom Rektorat des Gymnafiums und einer Konfiftorialratsftelle die Rede. Aber
ich hätte den Profefforcn, von deucn bisher ftets der ältefte das Rektorat erhielt,
Unrecht gethan und für das Konfiftorium ließ die Verfaflung nur eine beftimmte,
jetzt fchon vorhandene Anzahl von thcologifchen Räthen zu. Ich feblug daher auch
diefe Stellen, fo lieb fie mir gewefen wären, aus.
Indeffcn ereignete fich ein Fall, der auf einmal alle Schwierigkeiten zu
heben feinen. Profeflor Ploucquet in Tübingen wurde von einem Schlagfluß betroffen
und ich aufgefordert, an feine Stelle zu treten. Ich bat, daß, wenn Seine Durchlaucht
fich der Sache annehmen wollte, dabei die Konftitution der Univerfität nicht ver-
letzt werden möge. Der Herzog ließ fich dies gefallen, und ich erhielt unter Aus-
drücken, durch welche die Verfaflung unverletzt blieb, eine Exfpektanz. Allein nun
entftand eine andere Schwierigkeit. Der Herzog erklärte, er entlaffe mich nicht
früher als nach Ploucqucts Tod. Die Univerfität verlangte, daß ich fogleich ein-
treten follte, es ward aufs neue abgefchlagen. Glücklichcrwcife fand fich ein Erfatz.
Repetent Flatt kam eben von Reifen und wünfehte als Extraordinarius angeftellt
zu werden. Ich ging zu feinem Vater (Hofprediger und Konfiftorialrath) , den ich
kannte und fehätzte. Diefer, ein ftreng nach feinen ftrengen Grundfätzen handeln-
der Mann, erklärte mir, daß er nie für einen feiner Söhne um irgend ein Amt ge-
beten habe noch bitten werde. Nun ging ich zu allen Geheimenräthen und ver-
ficherte, daß ich nur, wenn Flatt als Extraordinarius der Philofophie nach Tübingen
komme, in Stuttgart bleiben könne, und trug eben diefes auch dem Herzog felbft vor.
So wurde Flatt Profeffor und erhielt foglcich einen Beifall, der ihn zu einem der
nützlichften Männer machte.
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Aus Prof. Jak. Fried. Abel» hnndfchriftlichcn Erinnerungen.
Nun fetzte ich rahig meine Arbeit in Stattgart fort. Der Herzog über-
häufte mich mit Gnade. Das Rektorat ward mir nach jedem Jahr wieder beftätigt,
fo daß es da« Anfehen hatte, ich fei zum bleibenden Prorektor beftimmt („Rektor"
war der Herzog felbft). Auch mußte ich nach jedem Examen, wofern der Herzog
nicht felbft eine Rede hielt, mich zu einer folchen bereit halten.
Es kam ein neuer Zwilchenfall. Mein Schwager Schmid (Karl Wilh. Fricdr.
Schmid, f als Syndikus in Frankfurt 1821) wünfehte eine Stelle als ProfefJTor
(der Rechte) in Tübingen zu erhalten. Ich mifebte mich gar nicht ein. Dcflenun-
geachtet fchicktc der Herzog feinen Vertrauten den Obrift Wolfskeel zu mir und
ließ mir fagen, daß er meinen Schwager zum ProfclTor machen wolle, aber dagegen
erwarte, daß mein Schwiegervater, ein reicher Mann (Stadtfchrciber Schmid in
Schorndorf), ihm dafür einen Rekruten ftelle. Ich antwortete, da Wolfskeel mich
nicht traf, dem Intendanten: diefes Begehren fei fo viel als ein Dienftvcrkauf und
alfo gegen die Verladung, ich müfle beklagen, daß der Herzog in 18 Jahren mich
nicht fo kennen gelernt habe, daß er einen folchen Auftrag mir geben könne. Die-
fes wollte ich auch an Wolfskeel für den Herzog fehreiben. Allein Regierungsrat
Weckhcrlin und mein Bruder (Konradin Abel , der bekannte Diplomat, f als hanfe-
atifcher Gefand ter in Paris 1823) waren der Meinung, daß ich jedenfalls, che ich
fchreibe, meinen Schwiegervater benachrichtigen müfle. Ich eilte noch in felbiger
Nacht nach Schorndorf und legte jenem mit meinem Schwager den Kall auf folche
Weife vor, daß er fogleich erklärte, er werde auch nicht einen Kreuzer bezahlen,
weil es gegen die Verfaflung wäre. Gleich nach meiner Zuriickkunft fchrich ich
dann an Wolfskeel, daß mein Schwiegervater diefe Äußerung gethan uud daß ich
hoffe, der Herzog werde darin die Gefinnungen eines rcchtfchaffencn Mannes und
Bürgers erkennen. Zugleich ging ich in die Landfchaft, zeigte den Fall meinem
Bruder als Landfchafts-Konfulentcn an nnd erklärte ihm, daß, da gegen diefca
landesverderbliche Dicnftkaufen keine Zeugen aufgcftellt werden können, ich nun
als Zeuge aufzutreten für Pflicht halte. Mein Bruder billigte meinen Eifer, fetzte
aber hinzu, daß die Landfchaft gegenwärtig einen andern Fall in Händen habe, der
fie in Stand fetze, ohne mich den Beweis zu fuhren, ich würde alfo, ohne daß etwas
mehr dadurch gewonnen würde, einen meinen Vcrhültniflcn nicht angemeflenen
Schritt thun, der um fo auffallender fein müßte, da ich doch dem Herzog perfönlich
vielen Dank fcbuldig fei.
Nun wurde keine weitere Anforderung gemacht, Wolfskeel fehrieb mir fo-
gar, der Herzog fei mit meiner Äußerung zufrieden, und mein Schwager wurde Pro-
feffbr. Auch nachher konnte ich am Herzog, den ich als Prorektor öfters l'prach,
keine Veränderung merken. Allein nun kam auf einmal die Nachricht von Plouc-
quets Tod und ich mußte alfo dem Vertrag gemäß um deffen Stelle bitten. Der
Herzog gab erft lange keine Antwort. Es feinen, daß er nicht mit fich einig werden
könne, ob er feiner guten, wahrhaft zu guten Meinung von mir, oder dem durch die
letzte Begebenheit erregten Unwillen folgen folle. Endlich gab er mir die Erlaubnis,
die Stelle anzunehmen, aber ich müfle bis nach vollbrachtem Examen bleiben und die
gewöhnliche Rede halten, dürfe jedoch in diefer durchaus nichts von meinem Abfchied
erwähnen. Ich folgte diefem Befehl, außer daß ich in der Abfchiedsrcde das Ab-
treten vom Rektorat hen fitzte, um zu fagen , was mein Herz bewegte und was die
ganze vcrfammclte Menge, befouders aber meine bisherigen Zuhörer erwarteten.
Der ganze Hof war gegenwärtig, von der Stadt und Kanzlei war eine große Menge
herbeigeftrömt. Diefer Anblick begeifterte mich noch mehr, ich hielt eine Rede,
welche eine ftarke Bewegung in vielen Gemütern hervorbrachte. Der Herzog felbft
F i f c h e r , Ilechinger Latein.
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äußerte gar keinen Unwillen, fondern zeigte Heb vielmehr bin zum Tage meines
Abfchieds von ihm äußerft gnädig und Tagte, dnß er mich auch jetzt noch als zur
Akademie gehörig betrachte und daß ich daher auch von der Bibliothek wie vor-
her Gebrauch machen könne. Diefe Gnade hörte auch nachher nicht auf, oft kam
er nach Tübingen und faft jedesmal ließ er mich rufen, erzählte mir was in der
Akademie vorgegangen, von meinen ehemaligen Schülern, meinen Freunden, von
den (katbolifchen) Hofpredigern und intereffierte fieh fo fchr für mich, daß, als ich
nach feiner Meinung nicht bald genug das Rektorat der Univerfität erhielt, er mich
aufforderte, die nöthigeu Schritte zu tbun, da er fclbft keinen Eingriff in das Wahl-
recht des Senats thun dürfe. Als Werkmeifter (kath. Hofprediger feit 1784) bei
mir faft zwei Monate krank lag, fchicktc er einen Kaplan zu mir, um meiner Frau
und mir für die feinem Hofprediger erwiefene Liebe und Sorgfalt zu danken, und
als ich den Genefenen mich Stuttgart begleitete, ließ er mich fogleich rufen; allein
leider war ich fchon abgereift und der Herzog ftarb nach vier Wochen . . .
(Vergeblich fucht man im Folgenden nach einer Äußerung über die Berufung
von Abels Lieblingsfchüler Schiller auf eine Tübinger Profeflur. Das Wenige, was
in den vorausgehenden Abfchnitten über Schiller fich findet — wie Abel diefem
vom Sonncnwirtle, dem „Verbrecher aus verlorener Ehre", erzählt, dem jungen
Dichter auch materiell aus der Not geholfen habe, daß der Name des Räubers Raz-
mann einem unbeliebten AuffichUioffizier in der Karlsfchule entnommen war — ift
1874 in der Kronik des Sebwäbifchen Merkurs mitgeteilt worden. Vergl. übrigens
jetzt auch Weltricb, Friedrich Schiller I, befonders S. 256.)
Hechinger Latein.
Von Hermann Fifcher.
Die Erzählungen vom Hcchingcr Latein find bisher mehr als luftige Anekdoten
weiter erzählt, denn auf ihre hiftorifche Treue und ihren fprachgefchichtlicbcn Wert
geprüft worden. Wenn ich diefes beides nachzuholen unternehme, fo muß die Unler-
fuchuug der hiftorifchen Glaubwürdigkeit und des genetifchen Verhältnifles der ver-
febiedeucn Erzählungen notwendig in erfter Linie flehen. Neue Quellen habe ich
freilich keine gefunden, vielmehr find alle im nachgehenden benutzten Stellen bei
Scbnurrer, Lehrer der hebräifchen Littcratur, S. 10 f., und bei Heyd, Mclancbtbon
und Tübingen, S. 20 f., fchon citiert. Aber beide haben fieh auf die Sache nicht
näher eingelaffen, ebenfo wenig ihre Nachfolger; auch diejenigen, welche Kritik an
den vorhandenen Berichten zu üben unternahmen , haben keine geordnete Quellen-
kritik für nötig gefunden.
Die älteftc Notiz über das Hechinger Idstein findet fich in Melanchthons
Brief an J. Rungius vom 1. Febr. 15T>0 (Corpus reformatoritm 9, 1034 f.). Diefer
Brief ift von Morhof im Polybiftor, S. 314 der Ausgabe von 1732, benutzt worden;
Morhof hat Melanchthons Erzählung faft wörtlich abgedruckt, und es lohnt fich
nicht, feine Varianten anzugeben, mit Ausnahme feiner Schlußbemerkung, die ich
Melanchthons Text, der hier zunächft folgt, als Anmerkung beigeben will.
Melanchthou erzählt:
Mifit Wirtcbergicus noftro clectori formulam ßreutianam Ilepi izW/.z-^xi,
quae, ut fic dicam, eft Hechingenfe latinum, quod unde fit uominatum, audiviffe te
in noftris fermonibus exiftimo. Sed, fi non meminifti, biftoriam recitabo, quia vox
eft fapientis viri cancellarii Wirtenbergici, Gregorii Lampardi. In conventu Conftan-
230
Fifcher
tiensi com Galliens legatus coram Maxaemiliano orationetn haboret luculentam, dixit
Philippus, filius Maxaemiliani , ad ducem Saxoniae Fridericum: Priderice, hic vir
eft eloqaens, nec tantum propter genas orationis, fed etiam propter fedatos geftas
mihi placuit. Laudat et oratorem et judicium adolescentis Philippi Fridericus. Poftea
com deliberarot Maxaemilianas cum prineipibus de refponsione, petunt prineipes,
at Maxaemilianas fna voce refpondeat. Sed eo reeufante prodit comes Zollerenlis,
qui tone affiduus aulicus erat Maxaemiliani, et horridiffimo fono fuevico inquit:
Domine legate, vos debetis iterum venire poft carnis privium. Difplicent fonns &
ftentorea vox Philippo, qui ad Fridericnm inquit: qualo eft hoc latinum? Facete
Fridericus derivat a fe reprehenfionem. Ego, inquit, non fumo mihi boc Judicium,
cum non dm fcbolafticus, Ted bic doctor (adftabat enini Lampardus) et doctus eft et
coroitis conterraneus, bunc interrogate. Ita interrogatus Lampardus, ut erat ingenio-
niTimus, vos prineipes, inquit, feitote, latinum Hccbingcnfe efle. Ubi, inquit Philippus,
difeitur? Oppidum eft, inquit Lampardus, Suevicum hujus comitis Hechingen, ubi
lineae telae horridiflimae texuntur. Ibi et hoc comitis latinum textnm eft. Abiit id
dictum in proverbium de infulfis feriptis 1 ).
Auf die nämliche Gefchichte fpielt Melanchthon zwei Tage fpätcr an in dem
Brief an G. Cracovius (Corp. ref. 9, 1036):
Legi decretum abbatum Wirtebergenfium nec poseum, quäle fit, venuftius
fignificare, quam fi dicam effe Hecbingcnfe latinum, cum oppidum Hechingen in
vicinia illorum abbatum fitum fit Exiftimo autem te faepe audiviüo ex me recitatam
hiftoriam a duce Friderico de Hecbingenfi latino.
Es fragt fieb, was unter dem conventus Conftantienfis zu verftehen fei. So
ohne jeden weitern Zufatz, obne irgend ein quidam oder dgl., wie der Ausdruck
dafteht, ift man am meiften verfucht, an den Reichstag zu Konftanz i. J. 1507 zu
denken. Auf diefem war Friedrich der Weife anwefend. Aber damals war Philipp
fchon tot. Andererfeits hat Maximilian I.fcbon 1499 eine Verfammlung des Scbwäbifchen
Bundes zu Konftanz veranftaltet, und damals lebte fein Sohn noch. Aber follte
Friedrich bei diefer gewefen fein? Ich finde darüber nicht«. Auf dem Reichstag
von 1507 war nach Eifelein's Gefchichte von Konftanz, S. 108, ein Graf Jof. Friedr.
von Zollern anwefend, unter welchem ficher falfcben Namen nur Eitel Friedrich II.
zu verftehen fein kann; ebenderfclbc kann aber auch 1499 zugegen gewefen fein.
Der Reichstag von 1507 wurde am 27. April eröffnet, wozu die Aufforderung, „poft
carnis privium w wieder zu kommen, nicht ftimmt — es müßte denn diefer Ausdruck
fprich wörtlich gewefen fein — , denn die Faftnacht fällt ja unter allen Uraftändcn
weit früher; dagegen wurde die Verfammlung von 1499 am 20. Januar eröffnet
(S. Hegewifch, Maximilian I. S. 205), und in jenem Jahr fiel die Faftnachtwoche
in die Mitte Februars. Ein franzöfifcher Gefandter kanu bei beiden Vcrfammlungen
anwefend gewefen fein. Ich wage alfo nichts zu entscheiden; zum Glück liegt auch
nicht viel daran.
Was ift es nun, was Gregor Lamparter (es verfteht fich von folbft, daß
kein anderer mit dem Lampardus gemeint ift) als „Flechinger Latein u bezeichnete?
Schwerlich die fcblechte Latinität des „carnis privium", das ja als terminus teebnicus
l ) Diefer Schlußfatz lautet bei Morhof: Abiit ex illo tempore hoc in proverbium, et
Hegingenfe latinum pro barbaro et foloeco fcrmone latino ufurpatum eft, ac faepe in aliis epiftolis
hoc joco otitnr Philippus." Diefes .faepe" vermag ich nicht zu kontrolieren. Eine Briefftelle
führe ich oben im Text fofort an. 8onft aber die 9—10 Bände von Melanchthon» Briefen durch-
zufnehen, dafür ift die Sache doch nicht bedeutend genug. In dem Regifter zu Melanchthons
Briefen, Corp. ref. 10, ift für Hecbingen To latinum nur der obige Brief angeführt.
Hechinger Latein.
231
fehr unverfänglich war, fondern der „horridiffimus fonus Suevicus." Und wenn wir
unfere heutige fchwübifche Ausfprache des Latein, wie fie auf dem Lande noch
vielfach geübt wird, betrachten: die fchd für ft, f für v, ä für o, en und on für in
und un und dgl. mehr, fo können wir uns wohl ein Lautbild jenes „horridiffimus fonus"
machen, das vielleicht hernach durch anderswoher geholte Einzelheiten noch mehr
ins Detail ausgeführt werden kann.
Ob freilich das Hechinger Latein feinen Namen erft der witzigen Bemerkung
Lamparters verdankt, oder diefer damit nur an eine fehon übliche Benennung ange-
knüpft hat, — wer will das ausmachen? —
Melanchthon erzählt aber auch noch eine zweite Gefchicbte, die mit der
vorigen nichts zu thun bat
In feiner Rede über Reucblin (Declamationes, T. 3, S. 301 der Ausg. von
1559; Corpus ref. 11, 1003) fagt er, daß Reuchlin nach Tübingen gegangen fei
wegen der recentis academiae et aulae celebritas. Dann heißt es:
Ac ul in aulam citius vocarotur, occafio haec fuit. Princeps optimus Eberardus
eo tempore Romam proficisci decreverat, quo cum fenes Nauclerum, Petrum Arlunenlem
et Gabriel em duceret, bi monuerunt, ut adjungeretur ipfis Capnio, qui et exteras
nationes antea vidiffet et ufum haberet latine dicendi et feribendi et fonum pronun-
ciationis minus horridum. Haec initia fucrunt Capnioni militiae anlicae. Fuit enim
prineipi admodum grata ipfius induftria Romae, quia animadvertit libentius audiri
Capnionis orationem a fummis viris, quam aliorum, qui retinebant patrium fonum.
Ganz ähnlich erzählt Joh. Manlius, Locorum communium collectanea, T. 3,
8, 97 f. (1563):
Bonae pronunciationis ntilitas.
Dux Eberbardus Wirtenbergenfis fecum Romae habebat confiliarium, doctum
virum, fed in pronunciatione faltera rudern ; qui cum ex mandato prineipis orationem
haberet ad pontificem et cardinales, ita pronunciabat, ut neque a pontifice neque a
cardinalibus intclligeretur. Pontifex igitur et cardinales petebant, ut alteri princeps
hoc munus dicendi commendaret. Cum itaque idem dux fimul fecum addnxiffet
adolcscentem Capnionem, huic mandavit munus dicendi, qui habebat fnavem pronun-
eiationem, ita ut ab omnibus intelligeretur. Ea de caufa Capnio duci Eberbardo
femper fuit carus et valde dilectus. Qnare adfuefaciendi funt adolescentes a primis
annis ad bonam et fuavem pronunciationem.
Beide Erzählungen fagen nicht genau, aber doch ungefähr dasfelbe: daß
Reucblin dem Grafen Eberhard i. B. auf der Romreife von 1482 durch feine reinere
Ausfprache des Latein von Nutzen gewefeu fei. Daß er eben dazu raitgeuommen
worden, läßt fich mit der andern Notiz, daß er in Rom für einen andern, fchlechter
redenden eingetreten fei , wohl vereinigen. Jedenfalls hat Melanchthons Erzählung
Anfprucb, als erfte Quelle zu gelten, und Manlius, deffen loci communes ja zum
großen Theil ex lectionibus Pb. Melanchthonis flammen, hat feine Anekdote wohl
nirgends anders her als von Melanchthon. Eine indirekte Beftätigung der Angabe
des Manlius werde ich weiter unten geben.
Die Gefchichte von dem febwäbifchen Rathe, deffen fcbwäbelndcs Latein
von Reucblin durch ein helleres erfetzt worden fei, finden wir aber auch noch in
zwei fpäteren Quellen, und zwar beidemal in einer vorher nicht vorhandenen Ver-
bindung mit dem Namen des Hechinger Lateins.
Philipp Camerarius, Operae horarum fubcifivarum (1609),S. 269, fagt: Melanch-
thon, lumen illud Germaniae, recitare folitus fuit hiftoriam de legatis Wirtenbcrgicis
ad pontificem romanum miffis. Etfi enim ii viri docti, eloquentes et magna autoritate
232
Fifcher
praeftantes effent, tauen eorum pronanciationcm et pcrorationem tarn eraflam et
ingratam anribus pontificis et cardinalium fuifle, nt indignabundus illos absque
refponfione dimififfet, rc infecta, nifi Capoio vclnti intcrprcs fuaviorc elocutione
illorum erroreni correxiflet atqtie delicatioribus aurihns pontificis fatisfeciflet. Hos
plateanismos Melauchtbon Hecbingenfc latinum, cum cffet hilarior, iu familiari colloqaio
fabridcndo appellare folebat.
Als Erläuterung zu dicfcr Stelle muß icb beifügen, daß Camerarius kurz
zuvor die Definition giebt: Plateanismus, quando crafTius et voce plusquam virili
nitiraur, ut pro montes „moantes," fontes „foantes"; wobei ich dahin geftellt lafle,
ob damit ein Doppellaut oder nur ein zwifcheu a und o fehwebendes a bezeichnet
fein foll, — die Worte fprechen fall eher für das letztere
An fich wäre des Camerarius Erzählung nicht unmöglich ; es hat aber der
Bericht Melanchthons nebft dem des Manlius nach den Grnndfätzen hiftorifcher Kritik
das Vorrecht. Melanchthon konnte die Gefchichte noch aus directer Quelle haben,
Camerarius kaum mehr, denn er war erft 1537 geboren. Auch ift diefcs und jenes,
was des letzteren Bericht verdächtig macht. Die legati Wirtenbergici flammen wohl
nur aus ungenauer Kenntnis; denn obwohl Heuchlin auch wieder 1490 in württem-
bergilchem Auftrag in Italien war, fo ift doch die conerete Angabe Melanchthons
vorzuziehen. Die „viri docti etc. tarnen etc." dürften faft aus des Manlius „doctum
virum, fed in pronunciationc faltem rudern" herftaromen.
Endlich die ausführlichfte von allen Erzählungen, zugleich die fpätefte 1 );
die des Cafpar Bucher in feinem „Mcrcurius" (1615), S. 75 f.:
Accidit avorum noftrorum memoria, ut a pontifice romano ad illuftrißlmum
ducem Württembergcnfcm Eberhardum, beatiffimae memoriac, legati itali mittcrentur;
ubi tum interpretis munere fungens doctor Hcchingerus, qui hoc fuo cognominc trito
apud uos proverbio, Hechingenfc Latinum, originem dedit; curiae Württem-
bergicae tum temporis cancellarius, craflae illi parumque fuavi, qua tum communiter
Württembergici utebantur, pronunciationi aJTuetns: cetera non indoctus nec impolitus.
18 cum illuftrifllmi nomine modo dictis legatis prisco illo, plebejo et agrefti fermone
ac fono refponderet: Ceilfiffimus et Eilluftreiffimus naofter Prahueips
cinteilleixit, fieque coeptam refpoufionem continuare pergeret, Itali hanc iutcr-
rumpentes: Profccto, inquiunt, huue hominem non pofTumus intelligere. Principi, nc
fine refponfo legatos dimitteret, mox de alio qnodam latinac linguae perito viro
perquirenti apparitores ftipatoresque, qui aftahant, Renchlinum Capnionem, ftudiofum
Tubiugenfem, adeffe dicunt, doctoris Hechingeri faraulum, qui probe linguam latiuam
callcret aptcque pronunciaret. Accerfi mox prineeps jubet famulum, cumque inter-
rogat, num in praefenti negotio interpretis munere perfungi queat? Ille fe Deo heue
juvante tentaturum pollicetur. Cancellarii itaque tum vicem agens Keuchlinus orationem
latinam eleganti admoduro pronunciationc condecoratara oruatamque in illuArifllmo
fplcndidifllmoque prineipum ac nobilium conseffu tum habuit ; tanto nobilitatis applaufu,
ut non aulicis tantum, fed et ipfis Italis admirationi effet, qui principe audicute dixeraut:
Certe hic famulus debebat effe doctor et doctor famulus.
Nach diefer Vcrfion ift das Ereignis, weil es hier am farbenreichften ge-
fchildert ift, von den Neueren meift erzählt worden. In Wirklichkeit aber ift fie
die un brauchbare von allen. Nicht bloß, weil fie die fpätefte ift. Sie enthält
fachliche Unmöglichkeiten. Einen Kanzler Hechiuger hat es, wie Ichon andere bc-
i) Geiger, Reuchlin, S. '22, giebt Ho freilich aJa die Alterte an; er muß lieh nicht fehr
genau mit der Sache abgegeben haben.
Hechinger Latein.
233
merkt liabeu (J. Lamey, Reuehlin, 8. 89, Anm. 19) niclit gegeben, und Reuehlin
war, ak er zum er Ilten mal nacb Tübingen kam, längCt nicht mehr Student
Die Genefis diefer Erzählung liegt auf der Hand. Krft erzählt Melanchthou,
Reuehlin fei wegeu feiner beflern Ausfprache des Latein nach Rom gefehickt worden.
Dann fagt Maulius, er fei dort um dcrfelben willen an die Stelle eines andern
Schwaben, eines Rats, getreten. Das ift mit dem obigen vereinbar und, wie wir
fehen werden, wohl gleichfalls hiftorifch. Camcrarius redet von mehreren Gefandteu ;
auch fein He rieht ift, obwohl kritifch verdächtig, nicht unmöglich. Zugleich erinnert
er fich , daß Melanchthon (wie wir faben , von einer ganz andern Gelegenheit her)
ein folches Schwäbifch-Latcin, wie es jeuer Rat oder jene Räte gefprochen, „Hechinger
Latein" genannt habe; er fagt aber nicht, daß diefes von jener Gefchichte feinen
Namen habe. Das thut erft Bucher. Bei ihm taucht ein Dr. Hechinger auf, von
dem die Gefchichte herftammen foll '). Weil er aber nicht weiß, wie Reuehlin nach
Tübingen gekommen ift, fo macht er ihu zum Studenten, zum Famulus jenes mythifchen
Dr. Hechinger, und läßt die Gefchichte am wtirttenihergifeben Hofe vor Ach gehen.
So entftehen Mythen und — Anekdoten! Ob nun allerdings die Genefis der
Anekdote, die wir in ihrer ausgebildeten Form bei Bücher finden, fo zu denken ift,
daß Camcrarius direkt aus Manlius und Bücher direkt aus Camcrarius fchöpftc oder
ob die fpäteren Verfionen fich auf allmählich umgebildete mündliche Tradition ftützen?
einen ftrikten Beweis wird man für keines von beiden führen können.
Das Refultat der Unterfuchung wäre alfo: Die Gefchichte vom Hechinger
Latein und die von Reuehlin opp. den andern württembergifchen Räten find von
Haus aus ganz verfehieden und erft fpäter zufammengebracht worden. Beide haben
Anfprucb auf hiftorifche Wahrheit, aber die letztere hat einen fic h er en nur in der
Fällung Melanchthous und der des Manlius, in der allbekannten Buchers gar keinen.
Was nun mit dem fchönen Beifpiel von Schwabenlatein, das Bucher anführt?
Ift es aus der Luft gegriffen? Wenn die ganze Gefchichte, fo wie er fic erzählt,
ohne hiftorifchen Wert ift, fo fiud es natürlich auch die betreffenden Worte. Es fragt
fich aber, ob die in ihnen gekennzeichnete fehwäbifehc Lateiu-Ausfprachc nicht doch
Anfpruch habe, als hiftorifch angefehen zu werden. Und das ift wirklich der Fall. Eiu
wenig übertrieben hat zwar Bücher fichcrlich; fchon deshalb weil man, wie ich nachher
zu erweifeu fuche, zu feiner Zeit nicht mehr fo gefprochen hat. Das zweite und
dritte ei z. B. in cinteilleixit kann man fich kaum als möglich vorftcllcn-, fie zu
fprechen wäre ja viel zu unbequem. Auch die ei in Ceilsiffimns und praineeips
möchte ich anzweifeln; warum, davon nachher. J. Klaiber (in feinem fchönen Vor-
trag über Reuehlin, Literarifche Beilage des Staatganzeigers, 1880, S. 117) meint
nun überhaupt in jener Ausfprache nichts befouderes finden zu dürfen: „Wenn man
jene Worte nur nicht eben nach dem ftrengen Wortlaut der Buchftaben, fondern im
Anklang an die bekannten gröberen Formen des fcliwäbifclicn Idioms ausfpriebt, fo
weicheu (ie weuigftens nicht allzuweit von dem Latein ab, welches wir noch heute
mitunter von Schülern aus einzelne» Landesteilen zu hören bekommen." Er wird
alfo etwa lefen wollen: CälsilTimus et ällurträffimus näfter praincäps äntälläxit; man
braucht in der That nicht weit zu gehen, um noeb jetzt ungefähr fo ausfprechen
zu hören.
Aber die Diphthongen bei Bucher, weuigftens das ao in naofter, ai in prain-
eeips und die ei in eillustreiffimus und zu Anfang von einteilest, find wirklich
') NB. nicht „ein Hechinger", wie die Neuem Tagen; es heißt „Hoeningen«" , nicht
„Hechingenfis."
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234
Fifoher
als Diphthongen anzufeben. Es gab eine Zeit, wo man in Schwaben das Latein
To fprach.
Braflicanns fagt in den Inftitutioncs grammaticae (1510), fol. 1 verfo:
Has [seil, litteras, alle Bucbftaben nämlich] quisque praeeeptor adolescentes
faoß, qnos inftituendos suseeperit, apte proferre doceat, quo fuum cuique litteraram
sonum tribuant, ne has more diphthongorum pronuncient, nc dicant naos pro nos,
deies pro dies, qnei pro qui et cetera id genus plurima, qnae non sunt hominis
Htterati, verum omnium barbariffimi et ad ftivam potius quam litterarum ftudia
multo aptiflimi.
Diefe Ermahnung wiederholt Braflicanns in den fpäteren Ausgaben wört-
lich; man bat alfo um 1510 und noch gegen 1520 in Schwaben wenigftens teil-
weifc ao für o und ei, d. b. di, für i gefprochen. Denn es liegt nach dem Wort-
laut klar vor Augen, daß Brafllcanus unter „diphthongi" echte Doppellaute und
nicht Zwifchenlaute zwifchen a uud o, e und i verftehen muß; anders hätte fein
Satz keinen Sinn 1 ).
Was aus Brafllcanus für den Anfang des 16. Jahrhunderts hervorgeht, läßt
fleh auch für das Ende das 15. nachweifen.
Jakob Wimpfeling Tagt in den Anmerkungen zu feinem 1495 erfchienenen
Carmen heroicum an Eberhard im Bart, Blatt bij verfo:
Utinam et vos Suevicae pueritiae et juventutis praeeeptores eradicetis ab-
furdam illam et ineptam vocalium pronuntiationem, quarum fonus in omnibns aliis
etiam litteris coneurrit, tum in prineipio ut in fcmivocalibns et liquidis, tum in iine
ut in mutis, ne de cetero ipfas vocales tanquam diphthongos pueri more ba-
lantum exprimant neve adulti ex patria fua in Italiara Romamque pro-
fecti, cum inter exteros vel familiariter vel ut oratores loquuntur,
ludibrio fint fibi ipfi, patriae, praeeeptoribus et univerfae Germaniae. Audicntes
enim Itali et ceteri tarn barbaram Suevorum pronuntiationem inter-
rogare folent: Putantnc hi homines fefe lingunm loqui latinam?
Diefer Paffus fpiclt zugleich ganz deutlich auf die Gefchichte von Keucblin
und den andern Schwaben an und zwar nach der Fällung des Manlius, womit diefe
(s. o.) nachträglich noch beflätigt wäre. Jak. Wimpfeling wird uns nunmehr als der
ältefte Gewährsmann dafür gelten dürfen ; nur konnte fein Satz, da er keine Namen
enthält, nicht gleich oben angeführt werden.
Wenn man alfo will, kann man annehmen, daß die diphtbongifche Aus-
fpracbe der lateinifchen Vocale fchon 1482 Sitte gewefen fei; obwohl fich das aus
Wimpfeliog nicht mit abfoluter Sicherheit fchließcn läßt. Auch der borridus fonus
des Grafen von Zollern kann nunmehr mit in diefer Richtung verftanden werden.
Aber wober flammte diefe greuliche Ausfprachc? Jetzt wird es doch keinem
Schwaben mehr einfallen, fo zu reden. Wohl aber konnte man vor und nach 1500 fehr
einfach dazu kommen. Jene Ausfprachc zeigt an, daß damals ein Widerftreit zwifchen der
Schreibung des Deutfchen und feiner Ausfprachc in Schwaben vorhanden gewefen ifL
Was wir jetzt im Schwäbischen oi, au fprechen, das lautet im Mittelhoch-
deutfehen (wie noch jetzt im Süd- und Weftalemannifcbcn) t und ü. Von Bayern
und Oofterreich her ift feit dem (13. und) 14. Jahrhundert die Diphthongierung
') In feinem Abfchnitt De diphlhongia nennt Br. auch je und ob Diphthongen; indem
er aber Tagt: „Ex hie duae fnnt plenae vocis, s. au et eu, reliquae semiplenae, dicendo enim a?
et cd fol um onus fonus feilicut e auditur* , zeigt er indirekt aufs dcutlir.hftc, daß in der obigen
Stelle bloß wirkliche Doppcllaute gemeint fein können. Aach durch die Ligatur tc und os, die
Br. verwendet, unterfcheidet er ganz richtig.
Hechinger Latein.
235
weiter nach Werten and Nordwesten vorgedrungen and hat allmählich das mittel-
deutfehe Gebiet und von dem alcmanniSchen Lande das nördlich vom Bodenfee und
öftlicli von der Höhe des Schwarzwalds gelegene, alfo alles was wir jetzt „fchwäbifch"
nennen, für fich erobert. Das Vordringen diefer Diphthonge läßt fich an den ver-
fchiedenen Urkunden und anderen Schriftstücken desfelben Ortes verfolgen; für
Schwaben ift es, wenn auch nur in den größten und gröbften Zögen, von Baumann
in dem vortrefflichen Artikel über Schwaben und Alemannen (Forschungen zur
deutfehen Gefchichte 16, 269—272) verfolgt worden. Was fpeziell das altwürttem-
bergifche Gebiet betrifft, fo baben mir eigene Nachforschungen gezeigt 1 ), daß hier
(ich gehe bauptfächlich von der Sprache der herzoglichen Kanzlei aus) die neuen
Diphthonge zuerft um die Mitte des 15. Jahrhunderts auftauchen, doch erSt ganz
vereinzelt Dokumente, welche noch ganz ohne diefelben find, kommen vor bis
gegen 1500; folche, welche diefelben confequent durchgeführt haben, erfcheinen feit
1501. Diejenigen Quellen, welche alte einfache Längen und neue Diphthongen unter
einander gebrauchen, bilden weitaus die Mehrzahl; und da finden wir feit den 80er
Jahren des 15. Jahrhunderts (bis wohin die Neuerung nur fehr fporadifch auftritt)
bis in die 50er des 16. ein immer wachfendes Überhandnehmen des Neuen; nach
1560 werden die alten Vokale (außer in uf, nß, — lin, wo fie fich wie in ein paar
andern Wörtern noch lange, ja noch bis in den heutigen Dialekt herein erhalten
haben) wohl nirgends mehr zu finden fein.
Über das Verhältnis diefer Erfcheinung zu dem gefprochenen Dialekt kann
man verfchiedener Meinung (ein.
Eine früher fehr gewöhnliche Anficht war die: daß die neuen Diphthongen
aus der öfterreichifchen Hof- und Kanzleifprache allmählich in die andern Kanzlei-
sprachen und aus diefen in die Dialekte der einzelnen Länder eingedrungen feien.
Diefe Anficht fetzt eine Macht der Schriftfprache über den Dialekt voraus, die die-
selbe heutzutage nirgends hat und früher wohl noch weniger haben konnte. Auch
zeigen die verschiedenen Kanzleisprachen, fo auch die Schwäbische, nach der Ein-
führung jener Diphthongen noch fo entschiedenen Konnex mit den heimatlichen Mund-
arten, daß dadurch jene Anficht als baltlos erwiefen wird.
Die entgegengesetzte Anficht, welche ich für die einzig richtige halte und
gleich nachher durch die Erfcheinung, von der diefe Unterluchung ausgeht, aufs
neue erweifen werde, ift dicSe: die neuen Diphthongen drangen aus Bayern und
Österreich in die Nachbar-Dialekte vor und aus dieSen in die Kanzleisprache der
einzelnen Länder.
Ift dem So, So fiud zwei Möglichkeiten : entweder nimmt die Kanzleisprache
die Neuerung Schnell ans dem Dialekt auS, oder Sic giebt ihr crSt allmählich Kaum.
Das find relative Begriffe, und beides kann nebeneinander wahr Sein. Sehr Schnell
zwar kann die AuSnabme nicht erfolgen , weil fie jedenfalls auch im Dialekt nicht
plötzlich vor fich geht und erft, wenn lie in diefen» ein großes Territorium erobert
hat, auch nach Schriftlicher Fixierung verlangen wird. Sie kann aber relativ fchnell
oder relativ langfam erfolgen, da das von dem Gefchmack des einzelnen Schweibers
abhängt; alte Leute z. B. werden noch länger Sort i, u, 8 geschrieben haben, während
jugendliche Neuerer Schon lange ei, au, eu Schrieben. So zeigt fichs denn auch in
den Dokumenten, wo man aus demSelben Jahre ganz und gar verschiedenen USus
nachweisen kann.
l ) Ich behalte mir vor, diefe ganze Sache in extenfo und im Zusammenhang auf Grand
zahlreicher Dokumente fpiiter einmal zu behandeln.
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230
Schneider
Daß aber eine Zeit war, wo fchon allgemein ei (alfo wolil auch au) ge-
fprochen, aber noch durchaus oder doch ganz überwiegend i gefchrieben wurde, da»
zeigt uufer Schwübifeh-Latein. Ks muß fchon um 1490 (vielleicht, f. o. , fchon
um 1480) im Seh wäbifchen allgemein ei gefprochen worden fein.
Denn jene Ausfpraehe „deics" ift nur denkbar, weuu in der Muttcrfpraehe
i gefchrieben und ei gefprochen wurde; alsdann ergab fich diefelhc durch Analogie-
fcbluß von felbft- Zu einer Zeit, wo noch i gefprochen wurde, wäre fie ja ganz
unmöglich gewefen, und ebenfo wieder, nachdem allgemein ei gefchrieben wurde.
Alfo muß fie (foweit unfere Quellen bis jetzt reichen) nach 1450 entftauden fein
und vor 1550 (denn fchon um 1550 ift die Neuerung in der württ. Kanzleifprachc
fall ausnahmslos durchgedrungen) wieder aufgehört haben. Was der Hohn der Hu-
maniltcn nicht zu (laude brachte, das mußte zu ftande kommen, fobald die einzige
Veranlagung zu jenem Solöcismus weggefalleu war
Was das naos für nös betrifft, fo gibt dasfelbc zu keinem Schluffe Grund.
Denn jeues ao für ö ift noch jetzt febwäbifeb; ich glaube, daß es zu gleicher Zeit
mit den ei ftatt 1 und dgl. aufgekommen lein wird, kann das aber bis jetzt noch
nicht erweifeu. Im Lateinifchcn wird die fe Diphthongierung wohl fchncll gefchwun
den fein, fobald kein anderer einfach gefchriebener Vokal mehr als Diphthong ge
fproeben wurde.
Es wird nunmehr zum Schluß auch erhellen, warum ich in dem Bcifpich
Buchers diejenigen ci für verdächtig erklärt habe, welche nicht für i, fondern für c
ftehen; denn für fie bietet das iSehwäbifehe gar keinen Anlaß, auch führt BralTica-
nus nichts derart auf.
Das ai ftatt ci in praineeps erklärt fich durch den Nafal , wie noch jetzt
neben laicht für mhd. Itht nicht wot (für wtn) fleht , fondern woe, als ob es ohne
Nafal ac, nicht oi, lauten würde.
') Eb darf uns nicht irren, daß neben offenen, alfo nach (U-titfcliem Gebrauch langen
Silben wie in «lies», qui, «lie ci ■ Ausfpraehe de» lateinifcheii i auch in gcfchloffenen , alfo kurzen,
wie ill-, -ift", -inc, vorgekommen fein loll, während im Dcutfchen nicht i, fondern blos S zu ei
wurde. Jenes il't eben eine falfche Analogiebildung, wie lie an einer toten Sprache doppelt leicht
geübt werden konnte. Sagt ja doch auch der ungebildete Schweizer, deffen Mundart noch i bat,
wenn er hochdeutfeh reden will, ftatt ficher „leicher* und ä, aus derfelben fallchen Analogie.
Mlszellcn zur wUrttembergifcheii Uerchichte während Ulrichs Vertreibung.
Von Archivfekretär Dr. Schneider.
1519 ff. Bei der erften Eroberung Württembergs hat Peter Seheer, fich gute Verehrung
zu verfchaffen, in vielerlei Weife gedient und fonderlich in Bewerbung Kränzen von Sickiiigen
auf und ab mit eigenen Koftcn mit merklichen Sorgen und Gefährlichkeit Leibs und Lebens fich
bemüht, fo daß Sickingen bekannt, (laß er und fein Kriegsvolk, wenn folche feine fleißige Be-
werbung nicht gewefen, nicht allein in des Bundes Hilf nicht gekommen, fondern viele dcsfclben,
auch andre, fo feinethalben anheimil'ch geblieben, zum Herzog von Wirtemberg gezogen wären.
Er felbft hat daneben 8 gerüftetc Pferde gehabt. Darum haben die Bundesräte bei Lebergabe
des lindes gebeten, ihn mit Stcrncnfels zu verfetten, worauf ihm Statthalter und Hegenten zu
Stuttgart diefes Schloß amtsweife mit 100 Ii. jährlichen Haarguts verfchrieben. Später hat der
Kaifer einige Flecken und 2000 fl. darauf gefchlagen. Als aber nach der Betätigung des Tübinger
Vertrags, da das Land unzertcilt bleiben l'ollte, ihm das Schloß vorenthalten wurde, bezahlte
die Landlchaft auf den Befehl des Kaifers, Peter Seheer abzufinden, ihm 200 fl. Damit war
diefer nicht zufrieden und wirklich gab der Kaifer am 23. Juni 1521 dem Regiment die Weifung,
dorn Seheer die Burg lammt Dörflern Sternent'els nebft Teilen zu KUrnbach und Leonbronn
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Miszellon zur württembcrgifehen Gefchichte während Ulrichs Vertreibung. 237
mit ihren Nutzungen, die nicht Uber 200 fl. werth, zuzuweifen, bin alles mit 2000 fl. abgelöst,
lnzwifchen wurde Schcer namentlich gegen Frankreich gebraucht und kam nicht zu feinem Be-
fitze, fi> dalS ein neuer kaiferlieher Erlall vom 2. März 1522 dem Erzherzog Ferdinand, wie dem
großen und kleinen Ausfchuß der Landfchaft befahl, ihn jetzt denfclben einnehmen zu lalTen. —
Dcmfelbcn l'ctcr Seheer, der fpäter zu Haufen am Thann faß, verlieh 1532 König Ferdinand das
Schlüßlein zu Pfullingen mit Fifchwaflcr und Garten fammt der Pfründe, die Kafpar liemp in
das Schloß geftiftet, gegen Bezahlung von 700 fl. an die württembergifche Kammer, von denen
er ihm fofort 400 fl. nachließ. Die Stuttgarter Kanzlei weigerte fich jedoch den Lchenbrief aus-
znftellen, bis die vollen 700 fl. bezahlt feien (Innsbrucker Archiv, Ambrafer Akten).
1519 AT. Michel Ott von Echterdingen (vgl. Stalin IV, 1G2, 181, 27b) hat nach Kalfer
Maximilians Tod auf Begehr des Regiment« zu Innsbruck dem Schwäbifchcn Bund als Feldzeug-
meifter gedient und das Land Württemberg helfen gewinnen. Ott war feit 1503 öftreichifcher
Feldzengraeifter, feit 1516 zugleich Zeughausverwaltcr in Innsbruck. Während er das Schloß
Tübingen befchoß, ftand der franzöfifche Botfehafter, der zu Maximilians Beifetzung abgefchickt
worden war, mit etlichen Edelleutcn aus Straßburg verkleidet hinter ihm in der Schanze und
bekam von ihm einen io gfinftigen Eindruck, daß er ihm 6000 Kronen baar und jährliche
1 U00 Kronen famiut Monatsbefoldung im Feld bot, denn der Frauzofe meinte ficher, fein Herr
werde zum deutfehen König gewählt. Ott aber wollte lieber bei Oeftreich bleiben, obwohl ihm
fein Gehalt fehr fpärlich bezahlt wurde', und rüftetc und regierte die Artillerie in den vorder-
öftrcichifchcn Landen. Auf den Zügen K. Karls krank geworden, fuchte er im Wildbad auf dem
Schwarzwald Heilung, mußte aber immer wieder in 1 » Feld, fo mit Jorg Truchfeß gegen die Bauern.
1530 riiftet er wieder in Württemberg wegen der Praktiken Herzog Ulrichs und follte durch
Vermittlung des Jörg Truchfeß iu Kirchhcim u. T. ein Haus mit Garten erblich erhalten; doch
die Landfchaft ließ fich zur Schenkung nicht herbei. Mißmutig ging er nach Innsbruck, wo
fein Bruder Hans Hauszeugmeifter geworden war. Hier traf ihn im Januar 1531 der Befehl, in Würt-
temberg zu bleiben, da Ulrich drohe. Er bittet, da er zu Ichwach fei, Innsbruck nicht verlaUen zu
mflffen. Hier ftarb er im folgenden Jahre. Seine Witwe Eß Maria, geb. von Stein, erhielt ein
Leibgeding von 100 fl. (Ambrafer Akten).
1521. Herzog Ulrich erwirbt den Twicl, während Hans Heinrich von Klingenberg feinen
Lehensrevers von Oeftreich zurückzubekommen focht, nachdem fich 1520 mit letzterem angeknüpfte
Verkaufsverhandlungen zcrfchlagen. Hans Heinrich hatte 1511 die Oeffnung der ihm gehörigen
Hälfte von Twicl und feinen Dienft mit 4 gerttfteten Pferden dem Herzog Ulrich gegen 200 fl.
verfchrieben, während AI brecht von Kiingenbcrg die andre Hälfte Oeftreich als Lehen auftrug.
1517 folltcu lieh beide vereinigen, daß Oeftreich das Oetfnungsrccht allein habe; doch mußte
Hans Heinrich die Oeffnung feiner Hälfte Württemberg vorbehalten, wenn er fich gleich 1518
auch zu Oeftreichs Dienft verfchrieb. Als diefes Hans Heinrichs Forderungen nicht erfüllte,
neigte er fich Ulrich zu. Zur Strafe wurde am 25. Septb. 1521 die Acht über ihn ausgefprochen
(Innsbrucker Archiv, an königl. Majeftät).
1522. September 22. Ferdinand an das Regiment zu Innsbruck: es ift gröslicb zu
beforgen, daß viel heimlicher gefchwinder Praktiken vorhanden, die vielleicht uns, unfern Landen
und Leuten und fonderlich dem Fürftentum Württemberg zu Nachtheil und Schaden reichen
möchten. Dicwcil aber derfelben heimlichen Schiftungen durch gute vertrauliche K undfehaften
viel vermieden werden könnten, find Kundfehafter an die Grenze von Schweiz und Mömpelgart
zu fchicken. Die Ortflocken gegen die Grenze find zu verproviantieren (Innsbrucker Archiv, von
und an fiirftl. Durchlaucht).
1527. April 4 J. Ferdinand an das Regiment zu Innsbruck: Kaifer Karl hat, als er das
Frtrftentum Württemberg noch in den Häuden gehabt, daa Kammergut desfelben eine Zeitlang
zu Händen einer chrfamen Landfchaft geftellt der Meinung, daß fic dasfclbc mit Fleiß handeln
und davon die Schulden und Gülten, derhalben Land und Landfchaft verfchrieben ift, defto ftatt-
ücher bezahlen follten, laut der Verträge, die auch wir anfangs der Regierung konfirmiert Wir
haben das Recht, zur Abrechnung Kommiflare zu fchicken. Am 28. April ftcht eine Abrechnung
bevor; das Regiment fnll etliche Perfoncn nach Stuttgart fenden (Von königl. Majeftät).
1528. Dezember 28. Regierung zu Enfisheim an die zu Stuttgart: Vcrfchiedenc Knechte
wurden aufgegriffen, die dem König von Frankreich gedient, darunter Peter Löffler von Wann-
bronn. Dicfcr lagt aus: er habe müflen wegen Wildbretfchießcns weichen und habe fich dann
zu Weil aufgehalten. Als Herzog Ulrich mit den Schweizern gekommen , fei er ihm zugelaufen
und in das Schloß Ilerrenberg gelegt worden. Wie diefes aufgegeben, fei er mit Ulrich aus dem
Land gezogen und habe fich etliche Zeit zu Reutlingen unterhalten. Als dio Bauern fich bei
Sindeltitigen verfammelt, fei er von Reutlingen aus zu ihnen; da habe er det, Edelmann Fuchs-
238 Schneider, Miszellen zur württ. Gefchichte während Ulrichs Vertreibung.
fteiner getroffen, der gofagt, Ulrich habe ihn zu den Bauern gefchickt, er folle ihm behilflich
fein. Das habe er gethan und deshalb mit dem Fähnrich von Stuttgart viele Reden gehabt;
der habe aber wollen von keinem Herrn wiffen, fondern frei fein. Nach 3 Tagen feien die
Bauern gefchlagen gewefen. Seither habe er fich zu Twiel, Mömpelgart, Reichenweiher aufge-
halten bis zu des Landgrafen von Helfen Kriegshandlung [Pack'fche Händel]. Da fei er nach
Straßburg zu Graf Jörg von Wirtembcrg gekommen, der ihm befohlen, er folle dem Landgrafen
zuziehen, da werde er Herzog Ulrich finden, der werde ihm wohl Platz fehaffen. Nach Beendigung
des Landgrafenkriegs fei er wieder gen Straßburg gekommen; da habe ihn der von Hohenlohe,
fo ein Domherr ift, angenommen, den Franzofen zu dienen, mit denen er bis gen Alezandria
gekommen fei. Als hier feine 3 Monate ausgewefen, fei er zurückgekehrt. — Um diefelbe Zeit
fagt ein andrer gefangener Knecht aus, daß Peter von Güglingen, ein Hauptmann, der vormals
bei den Franzofen gelegen fei, auf dem Schwarzwald Knechte werbe (Ambrafer Akten).
1531. Febrnar 16. Ferdinand an das Regiment zu Innsbruck : wir haben Württemberg
den Erblanden inkorporiert, denn durch etliche Unterthanen begeben fleh täglich viel ungeschickte
Reden, als ob uns folch Land nicht zuftehe, die vordem Lande und Herrfchaften fich auch des-
felben nicht annehmen, daraus gefolgt, daß unfern und unfres FUrftenthums Württemberg Wider-
wärtigen Unterfchlauf und FUrfchub gefchehen (Von der königl. Majeftüt).
1534 März und April. Ferdinand erläßt wiederholte Befehle nach Innsbruck, 20 BQchfen
nach Württemberg zu fchicken; doch nirgends find fie entbehrlich. 400 gerüftete Pferde follen
verfchrieben werden; aber fie find nicht aufzutreiben. 2000 Knechto find von Tirol bewilligt;
ihre Werbung verzögert fich, bis es zu fpät ift (Von der königl. Majeftät).
1534. April 33. Ferdinand an das Regiment zu Innsbruck : Heücn ift gerüftet Zudem
häufen fich die Wiedertäufer an vielen Orten zufammen und haben etlichen Orten Angriff gethan,
fo daß zu beforgen, daß mit des Landgrafen Vornehmen dei Schwall fo groß werde, daß unwider-
bringlicher Abfall erfolgt Ans den vorderöftreichifchen Landen find viele Knechte nach Straß-
burg gezogen (Von der königl. Majeftät).
1584. Mai 2. Ferdinand an das Regiment zu Innsbruck : Philipp von Hcffcn rückt heran.
In Tirol [wo alles voll Wiedertäufer fteckt] ift Achtung zu geben, daß nicht ein Aufruhr des
gemeinen Mannes entfteht. — Mai IL: die Ortfchlöfler und Flecken Tirols find gut zu befetzen
(Von der königl. Majeftät).
1634. Mai 27. Regiment zu Innsbiuck an Ferdinand: die Landfchaft zu Bregenz hat großen
Unwillen, daß die Herzogin von Württemberg und die Ihren dort fich aufhalten [man fürchtet,
den Feind herbeizuziehen], (An königl. Majeftät). — Mai 29. Ferdinand an das Regiment: weil
die Herzogin von Württemberg uud die Ihren, fo in diefem Wefcn gen Bregenz ankommen, nichts
anderes als ihren Pfennig dafelbft zu verzehren begehren, fo ift unfer Befehl, daß ihr dem Vogt
Eitel Egg von Reifchach den Befcheid gebt, daß er die Herzogin, desgleichen Dietrich Spät
mit Weib und Kindern und den Staufor allda ihrer Gelegenheit noch bleiben laffe und von
nnfretwegen der Herzogin und ihnen alle gebührliche Ehre und Willen erzeige und beweife.
Dietrich Spät ift auf 12. Juni vor kaiferlicke Kommiffäre nach Weiflenhom zu befcheiden. —
Juni 13.: die Herzogin zu Bregenz ift zu pcrfiiadieren, daß fie an fichereren Ort ziehe. — Juni 30.:
Dietrich Spät ift für etliche Tage zu Innsbruck. — Juli 25.: Herzogin Sabine, die in Bregenz nie
in's Schloß gelaffen wurde, will nach Neuburg in der Herrfchaft Feldkirch; das ift aber zu ge-
fährlich (Ambrafer Akten).
1534 Mai 30. Regiment zu Innsbruck an Ferdinand : Männiglich hat von diefen böfen Prak-
tiken vorher gefungen und gefagt, fo daß nicht zu wiffen, wem zu trauen. Philipp und Ulrich haben
fich bei vielen Reichsftädten und dem gemeinen Mann mit Ausbreitung und Handhabung der
verführerifchen Sekten viel Anhang gemacht und der gemeine Pöbel hat an ihrer Handlung
ein Wohlgefallen (An königl. Majeftät).
Für die allgemeine Beurteilung der vorderöftreichifchen Politik Ferdinands bieten
die Innsbrucker Akten zahlreiche Belege, daß dtefer fclbft in politifchen und kirchlichen Fragen die
ftrengften Maßregeln ergreifen wollte, daß aber das Regiment zu Innsbruck, die oberfto Behörde
auch für Württemberg, fei es in richtiger Erkenntnis der Thatfachen, fei es aus Schwäche oder
Neigung, die Durchführbarkeit derfelbcn leugnete und Ferdinands Befehle teils mißachtete, teils
in abgefch Wächtern Maße ausführte. Dies ließ fich der König ruhig gefallen.
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Die neaeften Forfchungen am rät liehen Limes.
Von Dr. E. Paulus.
Mit hoher Genehmigung des K. Knltminifteriums und auf Koften des K< Konfervatoriums
vaterländifcher Alterthümer unterzog ich im Herbft 1884 und noch umfaffender im Frühjahr 1885
den rätifchen Limes, die sog. Teufelsmauer, einer genauen Unterfucbung, dabei bereitwilligft
unterftützt vom K. Bezirksbauamt Ellwangen. Die Ergebnifle waren neu und ilberrafchend und
haben den Schleier, der noch über diefem Teil der römifchen Grenzwehr lag, zerriflen. Es
gingen nämlich Uber den rätifchen Limes die Anflehten der Gelehrten bis dahin weit auseinander.
Die wllrttembergifchen Forfcher, die von Werten herkamen, erklärten den rätifchen Limes für
eine gemörtelte Straße und auch ich huldigte diefer Anficht, die einen guten Sinn gab. Die
bayrifchen Forfcher, von Oftcn herkommend, beftanden darauf, der rätifche Limes fei eine
Mauer, gaben aber nirgends genaue Auskunft Uber feine Dimenfionen und feine Bauart, fo daß
auch A. v. Cohaufen in feinem vortrefflichen , die ganze römifohe Grenzwehr umfaffenden
Werk „Der römifche Grenzwall in Deutfchland, Wiesbaden 1884*, Ober den rätifchen Limes
keine genauere Auskunft zu geben weil!. Er erklärte ihn, meift den Unterfuchungen des Pfarrers
Mayer folgend, im Bayrifchen für einen Steindamm von ca. 10 Fuß Breite und 3 — 3'/t Fuß Höhe
und berechnet die urfprüngliche Hoho auf 2,50 m oder 8Vi Fuß. Mayer will keinen Mörtel
gefunden haben , was Cohaufen beftreitet. Im Wllrttembergifchen fieht der letztere den Limes
gleichfalls fllr eine Straße an. Nachdem ich nun die Teufelsmauer an 5 verfchiedenen Stellen
im Oberamt Ellwangen im ganzen in einer Länge von 500 m oder 1750 Fuß bloßlegen ließ, ent-
hüllte fich diefelbc in ihrer richtigen Geftalt Überall zeigte fio (ich alseine Mauer, einen ftarken
Meter oder 87* römifcho Fuß dick, mit keinem oder nur fehwachem Fundament aufgeführt, aus
gegen außen wohl zugerichteten 1—2 lland hohen und 1—2 Fuß langen Liaskalkfteinplatten, die
fatt in Mörtel gefetzt waren; an beiden Seiten zeigte die Mauer ein fauberes Haupt und an
der Innenfeitc in der Entfernung von 34—36 römifchen Fuß rechtwinklich vorfpringendc Sporn-
pfeiler, die 3V« Fuß dick und ebenfo tief und mit der Mauer im Verbände aufgeführt Und.
Diefe Spornpfeiler fiud , alB der zerftörbarfte Teil des Werkes, nur an den heften Stellen noch
erhalten, fonft durch Anfätze oder Stein fchuttmaflen angedeutet, befonders wo die Tcufelamauer
fpäter eine Ackergrenze bildete, wurden fie wegen des Ackerbaues entfernt
Die Mauer mag kaum dreimal fo hoch als dick gewelen fein, alfo 10 Fuß hoeh, rechnen
wir hiesu noch eine 2 Fuß dicke Bruftwehr von 4'/>— 5 Fuß Höhe, fo betrug die Gefamthöhe
der Mauer rund 15 Fuß, was fchon einen ftattlichen Anblick bot. Die Spornpfeiler, welche
fenk recht anfteigen, hatten neben der Verftärkung der Mauer ohne Zweifel den Zweck, die
Balken eines hölzernen Laufganges zu tragen, dem eine Breite von 5 Fuß zukam. Auf ihm
fchritten die Schildwachen auf und ab und ea bot derfelbe bei feindlichen Angriffen eine be-
herrfchende Höhe. Da die Mauer zu fchmal war, um darauf zu gehen, fo muß ein folcher
Laufgang an ihrer Rück feite angebracht gewefen fein, man hätte fonft nicht Ober fie hinaus-
fehen können. Heute noch ift fie an den heften Stellen 6 Fuß hoch und hat an ihrer Rückfeite
auch keine Spur eines Erdwalles.
Nach den Beobachtungen der bayrifchen Forfcher Mayer und Oblenfchlager lief 15
Schritte vor der Teufelsmauer eine Paliffadenreihe , von der noch ein feichter Graben Zeugnis
gab. Sowohl nach den Angaben der römifebeu Schriftftcller , als auch nach dem jetzt noch
^ang und gäben Namen Pfahl, wie heute noch die Bauern den rätifchen Limes heißen, ift dies
mit Sicherheit anzunehmen und war auch nötig, um die ohne Fundament und aus kleineren
Steinen aufgeführte Mauer vor fchnellor Überrumpelung und Befchädigung zu fchütxen. Die
Mauer läuft in langen geraden Strecken und wo immer möglich ganz genau auf den Waffer-
fcheiden hin, auf den orhabenften Punkten mit Türmen befetzt, in den Thalübergängen mit
Burftcln, Erdwerken. Diefe Türme find mit der Teufelsmauer im Verband anfgemauert, ein
Beweis, daß fie gleichzeitig find, und ftehen mit ihrer Vorderfeite auf der Mauer. Zwei diefer
Türme wurden bloßgelegt. Der eine ftand bei Schwabsberg auf der Höhe rechta der Jagft bei
den fog. Mäuerlesbüfchen und wurde fchon von Herzog, „Vcrmeflung des römifchen Grenzwalls,
Stuttgart 1880- 1 , als ein folcher bezeichnet. Es gelang mir, denfelben noch beinahe ganz aufzu-
decken. Der viereckige Turm fieht in der Teufelsmauer und bildet eine Ecke derfelben. Von
ihm aus zog die Mauer oftwärts gegen Haiftcrhoicn und auf der andern Seite eine kleine Strecke
weit füdwärts, um dann in fUdwcftlicber Richtung Uber die Jagft zu fetzen. Somit bildete hier
dio Mauer einen rechten Winkel, in deffen Scheitel der Turm fteht; diefe Wendung ift bedingt
durch das Thälchen des Auerbaches, das vor dem Limes hinzieht nnd gerade hier gegen den
Turm eine kleine Bucht füdwärts vorfchiebt Beide Anlätze der Teufelsmauer am Turm find
noch erhalten und ließ fich der oftwärta ziehende Strang noch Ober 100 Meter bloßlegen. Der
Turm felbft, von dem nur die Nordfeite zerftört war, hatte die bedeutende Seitenlänge von 45
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Paulus, Die neueften Forfchungcn am rfitilchen Limos.
römifchen Fuß, feine Manerdicke wechfelt zwifchen 8 und 4 Fuß, indem in feinem Innern recht-
eckige Niichen ausgefpart lind. An der Südfeite, der römifchen Seite, fand fich der 9 Fiiß
breite, durch 2 mächtige Thorankerfteine ausgezeichnete Eingang, eigentlich Einfahrt Das
Gemäuer befteht aus Liaskalkfteinplatten und war an der SUdfeite mit fehönbehauenen Tuff-
fteinen (Süßwaflerkalk), die vom Trauf der Alb herübergebracht werden mußten, verkleidet
Diofe Seite zeigt Eckverftärkungen, Pilafter, und dazwifchen in den größeren Feldern das bei
den Römern beliebte Netzwerk, was alles einen hübfehen Eindruck gemacht haben muß. Auch
Refte roter Mörtel Verkleidung fanden fich noch, und im Grunde des Turms zerbrochene Ge-
fälle und Arm-, Fuß- und Gewandftückc einer etwa fußhohen weiblichen Bronzcflgur. Die noch
7 Fuß hohe SUdfeite des Turmes wurde vollftändig vom Schutt befreit geladen und iteht jetzt
da als ein bei uns fo feltenes Denkmal römifcher Baukunfr. Auf den Feldern ludlich vom Turme
finden fich Hanerfteine und Siegclerdefchcrben zerftreut; es ift möglich, daß hier einige römifche
Gebäude ftanden. Nimmt man zur Höbe des Turmes das anderthalbfache feiner Seitonlänge, fo
ergiebt fich fchon die fehr anfehnliche I*änge von 70 Fuß. Auch auf der linken Thalhöhe der
Jagft, wo Herzog auch einen folchen vermutete, gelang es den Turm aufzufinden. Wegen des
dicht darauf ftchenden Waldes konnte er nicht ganz bloß gelegt werden, er mißt außen 18 römifche
Fuß im Geviert, fitzt mit der Vorderfeite auf der Toufelsmauer, ift aus Liaskalk- und aus Lias-
fandftein aufgemauert und hatte außen einen ftarken Mörtelbewurf.
Mit diefen Türmen, die auf den beherrfchenden Höhen ftehen, wechfeln, wie oben
gel'agt, mehr in den Niederungen Erdwerke, fog. Burftel, ab und es zeigt fich, wie ich fchon
in den Viertcljahrsheften für Landcsgcfchichte, Jahrgang 1884, S. 42 ff. dargethan habe, daß
in der Entfernung von ca. 1 röm. Meile (5000 röm. Fuß) ein folcher Turm oder Burftel an der
Teufelsmauer ftand; außerdem lagen, kaum eine Viertelftunde rückwärts, in der Entfernung von
ca. 4 römifchen Meilen fefte Lager oder Kartelle. Noch wohlerhalten find folche bei Onatsfeld,
Buch, Haiheim, Bergheim, Weiltingcn im Bayerifchcn u. f. f. Von diefen ift das bei Buch ein
wirkliches gemauertes Kaftell, die etwa 4 Fuß dicken Umfaltungsmauern liogon noch unter dorn
Boden. Buchner („Reifen auf der Teufelsmauer, Regensburg 1821") fah fie noch aufrecht ftehen
und die beiden Ellwanger Forfcher, Prof. Dr. Kurtz und Oberamtspfleger Steinhardt, fanden im
Herbft 1884 in demfelben neben römifchem Mauerwerk und römifchen Scherben etc. ein Kiftchcn
mit über 500 eifernen Pfeilen, von verfchiedenen, mitunter zierlichen Formen. Hinter dem Ka-
ftell find noch zahlreiche Spuren bürgerlicher Anfiedelung. Ferner habe ich gleichfalls in den
Vierteljahrsheften 1884 auf die zahlreichen, vor und hinter der Teufelsmauer ftchenden,
römifchen Verfchanzungen hingewiefen. Dielelben gehen bis 2 Stunden vor den Limes, es wurden
manche fchon von den früheren Ellwanger Forfchern Buzorini und Freudenreich in den Württemb.
Jahrbüchern, Jahrgang 1823, aufgezählt, von den fpäteren Forfchern aber wenig beachtet
Meine neueften Nachgrabungen an diefen Schanzen hatten immer dasfelbo Ergebnis. Es zeigte
fich nirgends eine Spur einer Mauer oder die Spur mittelalterlichen Schuttes, fondern nur fehr
fpärlichc Scherbenrefte, meift vom römifchen Kochgcfchirr. Hicvon find natürlich ausgenommen
die wenigen, auf denen fpäter Burgen ftanden, wie Schwabsberg, Rinderburg, Röthlen, Roten-
bach. Diefe find mit mittelalterlichem Schutt ganz bedeckt, haben aber ganz dieselben Formen
wie die mauerlofen Werke und find deshalb gleichfalls als römifch anzufchen. Daß diefe Burftel
und Lager u. f. w. römifch find, dafür fpricht außer den Funden ihre nach mittelalterlichen
Begriffen viel zu wenig gcfehlltztc Lage, die Schmalheit ihrer Gräben und, wie oben bemerkt,
das gänzliche Fehlen von Mauerwerk, Ziegel, Mörtel- und Steinbrockenfchutt, was jede noch fo
geringe mittelalterliche Anlage hinterläßt. Für altgcrmanifche Aulagen find fie viel zu klein und
zu elegant gebaut an neuere Befcftigungen ift vollends gar nicht zu denken ; zudem liegen viele
diefer Werke hart an der Teufelsmauer. Die vor der Linie rnUITen als fefte Haltpunkte für die
Feldwachen (Vorpoftendienft) betrachtet werden, die hinter der Linie hatten teils ähnlichen Zweck,
teils, da fie oft eng bei einander liegen, den Zweck der Sperrung, der Verteidigung der nach
der Donau führenden römifchen Heerftraßcn. So /teilt fich das Ganze dar als ein großartiges,
weitverzweigtes Allarmicrungsfyftcm, das die operierende Feldarmee fortwährend über den Stand
und die Bewegungen des Feindes aufklärte und der Armee zugleich in kurzen Entfernungen von
einander fefte Rückhalte und gefiederte Deckungen bot. Manche, befonders die größeren mit
Erdwall umgebenen Lager ftanden wohl in friedlichen Tagen leer und füllten fich erft in ftürmileher
Zeit Ausführlicheres wird die im Druck befindliche Ober.imtsbcfchrcibung von Ellwangen
bringen, doch wird es noch mancher Jahre bedürfen, bis eiu ganz klares und rundes Bild diefes
Grenzwehrfyftcms der Römer gewonnen fein wird, niezu werden namentlich auch die ein-
gehenden Unterteilungen beitragen, die zur Zeit Prof. Ohlenfchlager an dem bayerifchen Teil
des rätifchen Limes anftcllt (Vergl. jetzt auch Kaileo in der Allg. Zeitung 1885 , 221 f. Heil.).
(«cMnS <lc« III. Uclt*.)
J4L
Ve rei u
für
Kunft und Altertum in Ulm und Oberfchwaben.
Reifeftudien, befonders im Bayrlfchon und Fränkifchen.
Vortrag im Ulmer Altertumsverein vod Di.tkonua Klemm in Geislingen.
II. Mcifter- und Bildhauerzeichen und -Namen.
2. Das Lilienwappen und Ansbach.
(Schiaß.)
In dem Chor der Ansbacher Stiftskirche war es mir von Interefle, außer
den zeichenlofen Denkmälern der Schwanen ritler (nur an dem Ärmel des Ritters
Georg Zebitz f 1515 scheint ein Zeichen vorzuliegen) den Totenfchild eines Grafen
Ludwig von Helfendem (f 149G) zu finden. Noch intereffauter aber war es, den
Oberbau der Weftfafladc diefer Kirche (das Langhaus ift wieder 1735 ganz im
pompöfen Jefuitcnftil umgeftaltet) vor Augeu zu bekommen. Dicfelbc zeigt einen
ftattlicbeu von zwei kleineren und niederen Seitentilrmen flankierten Hauptturm.
Während nun aber der Unterbau nur teilweifo auch verzopft, im übrigen den fpät-
gotifchen Stil weift, der der Grundlegung der zwei Seiteutürme in den Jahren
1483 und 1493 entfpricht, finden wir obeu jenen eigentümlichen Übergang der
Gotik in die Renaiflanee zum Ausdruck gebracht, von welchem der Turm der
Kilianskirche iu Ueilbroun das inftruktivfte Beifpiel ift. Alle drei Türme haben
über dem Achteck fpitze durchbrochene Stciuhclmc, wie fic der Gotik eigen, aber
die ganze Ausführung und Ausfüllung der Grundform ift iu Keuaiüanceformen ge-
halten, das Maßwerk im Renaiflanceftil , ftatt der Knollen und Fialen erfcheiuen
Köpfe u. dgl. Dabei ift der Hauptturm 1594—1597, fichtlich iu einem der früheren
Geftalt analogen Stil neu aufgeführt und zwar durch den von Ulm gebürtigen, 1583
bis 1588 und dann wieder 1Ü05— 1613 als Ratsbaumeifter hier thätigen Gideon
Bacher. Merkwürdig nun, daß das große, drciflügcligc, an die Stiftskirche fich an-
fcbließende LandgerichtKgebäude, offenbar ein Umbau der alten Stillsgebäude nach
dem Lauf des alten Kreuzgange, mit je zwei reichverzierten Giebeln auf der Oft- und
Wertfeite und drei folchen auf der Nordfeite, ganz Ulmifchcn ßcuuiüaneeftil hat, Um-
rahmung der Doppelfenfter mit nachgeahmten Boffen uud fehwarze Sgraffitoarbeit.
Denfelben Stil erkannte Herr Prof. Wagner, dem ich hierin folgen darf, auch au
einem anderen Renaiffaucehaus , das der Südfeite der Kirche gegenüberliegt. Es
fcheint alfo der Ulmcr Meifter noch mehr iu Ausbach gewirkt zu haben als bisher
bekannt war.
Haben wir fo bauliche Beziehungen zu Ulm in Ansbach gefuuden, fo find nicht
weniger folche zu Ludwigsburg vorhanden in dem großen, 1713 erbauten Schlöffe
der einftigen Markgrafen. Kein Wunder, es wurde nach dem Brande von 1709 auf-
geführt durch Leopold Ketti, der dann 1717 in Ludwigsburg eintrat. Überhaupt
aber macht die ganze Stadt Ansbach mit ihren breiten und wenig belebten Straßen,
mit dem Schloßgarten u. dgl. einen auffallend an unfer Ludwigsburg erinnernden
Eindruck. Nach Pfaff, Gefch. Württ. 2, 455 ift auch das 1720—1744 erbaute
Würzburger Schloß ein Werk «liefes Ketti. Dagegen wird dasfelbe fonft (Baumeifter
S. 197) dem Johann Balthafar Neumauu zugefebrieben.
WQrtlemb. VlertelJ»lirthefte 1,95. 10
242
Klomm
3. Sonnig» Meilttr und Bildhauer.
Fig. 52 bietet ein höcbft intereflantes Baumeiftcrzeichen , von dem ich an-
nehmen möchte, daß es noch mehr zu finden fein muß, da es einem fichtlich ganz
ii » n m. •* bedeutenden Meifter der Renaiflance
angehört Es findet Heb in Bam-
berg an dem Erker eines in allen
Teilen (Portal, Wendeltreppe u. a.)
febr fchön ftilifierten Baues gleich
neben dem Dom ; nach Bädecker das
Stück eines älteren bifeböflichen Pa-
laftes, die alte Hofhaltung genannt,
früher Sitz der Babenberger Grafen
Als Träger des Erkers erfcheint da
eine männliche Geftalt, in der Rech-
ten den Klüpfel des Bildhauers hal-
tend, die Linke ruht auf dem Schild
mit dem Zeichen. Nach Bädecker da-
tiert der Bau von 1571; ich habe
indes das am Portal angebrachte
Wappen in der Michaelskirche 1 ) als
Wappen des Bifchofs Wigand von
Redwitz, der 1550 ftarb, wieder ge-
funden und hielte daher aacb eine
frühere Zeit des Baues für möglich.
Das Zeichen felbft findet fleh in fad
genau entfprechender Geftalt am Chor der Michaelskirche von Hall (alfo gegen 1525)
als Gefellcnzeicben.
Fig. 53 und 54 zufommen bilden das Meifterzeichen des Hauptmeilters von
dem berühmten, fchönen Rathaus zu Rothenburg a. T., das neuerdings durch die
(auch von mir gefehene) Aufführung des wunderbar ergreifenden Feftfpiels: „Der
Meiftertrunk" noch bekannter geworden ift. Das Monogramm dabei ift nach den
befonders dankenswerten, weil durchaus auf urkundliche Forfchungen gefttitzten
Veröffentlichungen von Heinrich Weißbecker mit Hans Hellwag aufzulöfen. So hieß
nämlich mit feinem vollen Namen der bisher nur als Hans von Annaberg bekannte
Steinmetzmeifter, der 1573 au Stelle des 1572 den Bau beginnenden, aber von
Nürnberg zurückverlangten Nürnberger Stadtmcifters Wolf Löfcher aus Plauen in
den Bau eintrat gegen Wocheulohn von 2 l .a Thaler. Das Zeichen iß an der Ge-
wölbedecke des prächtigen Trcppentnrms fymmetrifch verteilt angebracht neben den
Hausmarken der zwei Ratsbaumeifter (d. h. zur Auffleht über die Bauten vom Rat
Deputierten) Leonhard Schaibling und Michel Schwarz. Der Bau ward hiernach in
diefem Teil 1577 zum Abfchluß gebracht; er koftete im ganzen 19197 Gulden.
In obigem Hans Hcllwag wird man einen Sohn des an den Emporen der Annen-
kirche in Annaberg um 1518 arbeitenden Steinmetzen Jacob Hcllwig erkennen dürfen.
Der Meifter hat auch fein ßruftbild an dem von 1574 datierten fchönen Erker des
Rathaufes als Träger unten angebracht.
An dcmfelben Rathaus in Rothenburg findet fleh das Zeichen Fig. 55 mit
•) Der von Bädocker fchon vor 20 Jahren als äußerft zudringlich charakterinerte
Mcßoer an diefer Kirche Ift trotz Bädecker noch heute ebenfo.
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Reifcftudicn, befanden im Bayrifchen und Fränkifcben.
243
der Zahl 1591 und zwar als Bildhauerszeichen an den fteinernen Schranken im
Saal. Daß diefer Bildbauer L. W. zugleich ein bedeutender ßaumciflcr war, dürfte
daraus hervorgeben, daß wir (ein Zeichen (allein oder mit Monogramm dabei) wieder
finden: am Thor bei der kurzen Steige mit 1587, am äußeren Thürlein mit 1589, am
Eingang ins Gymnafium 1590, am Bereiter 1591, hier aber ftets in der wohl eigent-
lich richtigen Form Fig. 56. Ale Gefeile hatte der Meifter am Spital, am Eingang
zur Haupttreppe des Rathaufes und au deffen Altaue gearbeitet, früher, vor 1563,
am Stuttgarter Schloß. Als Bildhauer war er 1573 in Schönthal thätig (vgl. meine
Baumeifter S. 162). Daß fein Monogramm nicht mit Leo Wolf aufgelöft werden
darf, ift durch die Unterteilungen Weifibeckers noch lieberer geworden, als ich es
in den Nachträgen zu den Baumeiftcrn andeuten konnte. Verwandte Zeichen find:
das am Spitalbau fich findende Fig. 58 und das am Kamin des Gymuafiums mit
der Zahl 1591 vorkommende Bildbauerzeichen Fig. 58; dem Zeichen des Hans
Hellwag verwandt, wahrfcheinlich von ihm abgeleitet find die Gefellenzeichen am
Ratbaus Fig. 59 , 60 und 61. Das letzte zumal dürfte einem Sohn Hellwags
angeboren.
Vermutlich ein Sohn des ebengeuannteu L W ift der L W, der fich (Fig. 62)
am Kapitäl der Säule des Seelbrunnens auf dem Kapellcnplatz mit der Zahl 1626
verewigt bat.
Fig. 63 wird als Zeichen und Monogramm des Baumeifters Cafpar Füchslin
zu betrachten fein, welcher infehriftlich 1681 die Arkaden des Rathauses vorgebaut
bat. Sie ift der Säule des Schwarzadlerbruuneus entnommen.
Ein Bildbauer H. B. ift am Denkmal der Urfula Margareta Geyer von
Giebelftat, geb. Marfchalkin von Ebnet, f 1601, in der Franziskanerkirche genannt.
Fig. 64 ift das nicht ganz fiebere Bildbauerzeichen an einer Wappentafel
von 1629 beim Eingang in den Johanniterhof, gewidmet dem Komthur Johann
Konrad von Rofenbach. Fig. 65, ebenfalls nicht ganz ficher konftatiert, kommt am
änßerften Thorbogen beim Spitaltbor mit der Zahl 1586 vor. Diefer S. W. gehört
nach dem Zeichen einer andern Familie an, als der obige L. W.
In Erfurt fand ich im Dom an einem Doppelepitaph ohne Namen aus der
Zeit von vor 1600 zweimal das ßildhaucrmonogramm H F (die Buchftaben an-
einandergelebnt). Den Schild an einem fpätgotifeben Portal hart neben dem Chor
der Michaelskirche (Fig. 66), wo in der Nähe eine Infchrift die Stiftung der Marien-
kapcllc durch Johannes, Bifchof von Sidon, 1500 feiert, bin ich geneigt, eher für
eine Hausmarke als für ein Meifterzeichen anzufeilen.
Diefem fpätgotifchen Schild feien drei Bildhauerzeichen aus fpätgotifcher
Zeit zur Seite geftcllt: in Fig. 67 eines aus dem Dom zu Bamberg, etwas unten
links am Denkmal des ßifchofs Antonius von Rotenban, + 1459, in Fig. 68 eines
aus dem Dom zu Meißen, unten in der Mitte am Denkmal des Bifcbofs Johann
von Weißenbach, f 1487, und eines aus Klofter .Heilsbronn in Fig. 69, fich
findend unten am Denkmal eines Ritters von Ellrichshaufen, f 1482.
In Ansbach in der Stiftskirche fand ich nur zwei unliebere Bildbauer-
zeichen, Fig. 70 am Denkmal des Hans von Haldemaunftetten, f 1502, und Fig. 71
das febon erwähnte am Denkmal des Ritters Georg Zebitz, f 1515.
In der Sammlung der Grabdenkmäler des Germ. Mufeums in Nürnberg
fcheint nur eines ein Bildhauerzeichen zu tragen, das de« Gymnafialrektors M. Bar-
tholomäus Walther aus Pirna, f 1590, an dem unten U K (aneinander gelehnt)
erfebeint.
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Klemm
Aus Bamberg wäre noch von dem Denkmal des Bifchofs Veit von Salz-
burg in der Michaelskirchc die Unterfchrift des Bildbauers HM. S. B. F. mit Zabl
1659 zu nennen.
In Würzburg habe ich, vielfach allerdings durch die Gottesdienfte an
eingehenden Studien gehindert, bei der koloflalen Menge von Denkmälern im Dom
und fonft doch nur drei Xotanda in diefer Beziehung davon getragen: den Namen
Dominicus Meyen oben auf der Gedenktafel des Georgius von Lichtenftein, f 1566,
den ich nur als Käme des Bildhauers fallen kaun, uud die in Fig. 72 und 73
wiedergegebenen Monogramme der zwei Bildbauer T K und P D, erfteres an einem
Denkmal in frühem Renaiflauceftil, letzteres am Denkmal eines Paul Fuchs, f 1540.
Ihren Standort haben alle diefe drei Denkmäler im Kreuzgang des Doms. P D
dürfte dem Peter Dell zugebören, der, aus Würzburg gebürtig, 1501 bei Dill Riemen-
febneider in der Lehre war.
Auch der Schild, Fig. 74, der fich zu Meißen an dem Erker der Münze
mit der Zabl 1533 findet, kann wohl nur eiuen Bildhauer C. W. bedeuten. An eine
Verwandtfchaft mit unferem Tübinger Bildbauer Jakob Woller aus Gmünd werden
wir aber, wenn auch das Zeichen ähnlich ift (f. Baumciftcr Nro. 265 Fig. 188)
nicht dabei denken können. Klüpfel und Meißel find die natürlichen oft wieder-
kehrenden Embleme des Bildhauers.
Indem ich das, was über Hall und Gaildorf hier zu bringen wäre, einem
anderen Ort vorbehalte, fehlicßen wir unfere Übcrfchau mit den Zeichen unteres
vatcrländifcbcn Bopfingen. Hier find zunächft an dem kleinen und einfachen,
auf der Sudfeite der Blafiiiskirehe eingemauerten Ölbcrg liuks und rechts die zwei
Bildhauerzeichen Fig. 75 und 76 zu verzeichnen, dann der merkwürdige Meiltcrfcbild
(Fig. 77) eines T S an der fiidlichen, 1558 unter den Kirchenpflegern Cafpar Welfch
und Sixtus Chrift erbauten Cborpforte, weiter das Mciftermonogramm II A mit der
Zahl 1599 an dem Eingang zu einem unter den Heiligenpflegern Hans Chrift und
Martin Bofcber erbauten Treppeutürmchen auf der Nordfcitc; endlieh noch das
Zeichen (Fig. 78) eines Bildhauers L S an dem Deukmal eines Georg Steiulein,
f 1G37, in dem Gottesackcrkircbleiu. Dagegen ift das von der OA.Befchreibuog
Nercshcim (S. 216) erwähnte Meifterzeicben am Sockel des feinen Sakramcnthaufca
in der Stadtkirchc kein Meifterzeicben, weil nicht auf einem Schild angebracht, am
wenigften das Zeichen des Hans Böhlinger, der urkundlich 1510 diefe Arbeit ge-
fertigt hat, fonderu einfach das Gefellcnzeichen eiues unbekannten Steinmetzen
(Fig. 70), als folches am heften noch dadurch erwiefen, daß es neben eiues audern
Gelellen Zeichen weiter oben wiederkehrt. Auch ohue diefes Meifterzeichcn aber
bleibt der Eindruck, wenn wir den paar mühfam eroberten Zeichen aus Bayern und
Sachfen nur wieder diefe Bopfinger gcgenüberftellen, der: es gilt insbefondere auch
auf dem Gebiet der Steinmetzzeichen von unferem Land: Hie gut Württem-
berg allweg!
III. Erzgieße r.
Gelegentlich des Suchens nach Bildbauerszeichen und -namen find mir auch
mehrere Namen von Erzgießern in die Hand gekommen, die hier kurz mitangeführt
werden mögen.
In Klofter Heilsbronn meldet an dem prachtvollen Grabmal des Markgrafen
Joachim Ernft von Brandenburg, f 1025 (eine Tnraba von fchwarzem Marmor mit
Einlagen von Alabafter; die Geftalt des Vcrftorbenen in Lebensgröße darauf liegend,
Reifeftudicn, befondors im Bayrifehen und Kränklichen.
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in Erz gegolten zu Culmbach 1630), eine Inlehrift auf einer Erztafcl von einer
Rcftauration, welcbc Joh. Georg Romftcck zu Nürnberg 1712 ausgeführt habe.
Aus Nürnberg felbfl fei P. L. an dem von 1557 datierten zierlichen Brunnen
im Ratbaushofe als Monogramm des Meifters I'ankraz Laben wolff, von dem
auch das bekannte Gänfemiinncben flammt, angemerkt.
Im Genua nifchen Mufeum dort fand ich auf dem Abdruck einer fein gra-
vierten Mctallplntte, die der Anna, Gemahlin des Kurfiirften Auguft von Sachfen,
t 1. Oktober 1585, im Dome zu Freiberg gewidmet ift, ein doppeltes Monogramm:
unten E. B., auf der linken Seite HR (die Buchftaben aber hier ancinandergclehnt).
Es läßt fich diefe doppelte Bezeichnung wohl nur fo verftchen, daß das eine Mono-
gramm den Zeichner oder Modelleur, das andre den ausführenden Küultler, in diefem
Fall alfo den Erzgießer nennt. Mir war befonders das zweite von InterelTe, weil
ich kurz vorher im alten Schloß zu Stuttgart dasfelbc Mouogramm mit der Zahl 1563
an einem zu der ein Aigen Kanzel in der Schloßkapelle gehörigen, reich verzierten
Stück als Bildhauerszeicben entdeckt hatte. Ich glaube auch, daß in Freiberg eher
das HR auf den Erfinder geht, der alfo wohl ein Bildhauer gewefen fein möchte.
Dabei ift mir in den Sinn gekommen, daß in Wertheim ein Bildhauer Hans Rodlcin
ans Würzburg das Denkmal für Graf Ludwig von Stolberg, f 1574, aus Windsheimer
Alabafter gefertigt hat (Wertheimer Zeitung 1872, 218). Allein eine Anfrage bei
Hrn. Architekt Gurlitt in Dresden hat ergeben, daß in Sachfen um die fragliche
Zeit gar manche Künftler vorkommen, deren Namen zu dem HR paßten, fo daß bis
jetzt nichts irgendwie Sicheres aufgcftellt werden kann '). Jedenfalls aber wird man
die Annahme (in der befchr. Darfteilung d. alt. Bau- u. Kunftdenkm. d. Königr.
Sachfen 3, 55 f.), wonach HR das Zeichen der Gießersfamilic Hilliger wäre, ohne
direkten Nachweis hiefür nicht wohl gelten lauen können, weil ciue Bildung des
Monogramms aus dem Anfangs- und Endbuchftabcu für jene Zeit nicht gewöhnlich
ift und die Hilliger ihre Monogramme auf Glocken nach der gewöhnlichen Art zu
bilden pfiegten (Otte, Glockenkunde S. 21U).
In Bamberg fand ich in der Begräbniskapelle der Domherren nördlich vom
Dom eine Erztafcl für Johann Philipp von Scckcudorff, die 1573 von einem S. R.
in Vorchheim gegolten ift; ebenfo eine zweite. An einer andern von 1614 nennt
fich unten als Gießer Jacob Wifinman V. N. (wohl — von Nürnberg). In Hall
ift die Erztafel für Johann Cafpar Sanwald, f 1734, durch Joh. Jak. Schmidt
in Nürnberg verfertigt.
Nur ein einzigesnial ift mir an einer Er/.plalte ein Zeichen aufgefallen,
das ich mir einzig als Gießerszeichen deuten konnte, an der des Martinus de Kezc,
f 1507, im Dom zu Würzburg. Es fei geftattet, demfelben (Fig. 80) hier (in Fig. 81)
ein zweites aus dem MUnftcr in Ulm zur Seite zu ftellen, das fich an einem Grab-
denkmal von rotem Marmor für Bärbel Remin, Cunrat Rotteu Hausfrau, f 1467,
unten an der ehernen Schrifttafcl findet. Meine Sammlung von Gießcrszeicben ift
dann aber damit auch fchon zu Ende. Solche von Glockengießern bietet Ottes
Glockenkunde.
IV. Längsrillen und Rundmarken.
Wer fich unlere Kirchen aus älterer Zeit genauer anficht, ftößt da und dort
insbesondere am Sockel auf die eigentümliche Erfchcinung, daß, manchmal nur an
«) Der HR in Stuttgart arbeitete vielleicht neben Sem Schlör in Hall, wo 1662 ein J. R.
als Bildhauer bezeugt ift.
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Klemm
einer Stelle, oft aber auf weitere Ausdehnung hin, länglichte Einfcbnitte von ganz
verfchiedener Größe neben einander in die Steine gegraben find, alle darin (Ich
gleichend, daß die Einfcbnitte gegen die Mitte hin tiefer und breiter werden, gegen
oben und unten allmählich verlaufen. Es find dies die fogenannten Längsrillen.
Seltener finden fich daneben oder allein die fogenannten Ruodmarken, ganz runde,
wie künftlich ausgedrehte, Vertiefungen, etwa von der Grüße der Grübchen, welche
die Kinder zum Spielen mit den Stiefelabfätzen zu bilden pflegen. Da ich auch in
diefer Beziehung auf meiner Reife weiteres Material gefunden und mich fonft noch nie
näher über diefc Dingo ausgefproeben habe, will ich hier ausführlicher darauf eingehen.
Die Rillen find mir felbft zuerft an der Kirche in Kuchen, OA. Geislingen,
aufgefallen, hier an dem erften Waflcrfchlag des füdöftlichcn Strebepfeilers auftretend,
vielleicht auch am Iiauptportal. Zahlreicher find lie am Sockel der Stadtkirche in
Schorndorf auf der Südfeite. Weiter fand ich fie in Hall an der Turmhalle der
Michael8kircbe. Am zahlreichfteu fcheineu fie an der Stadtkirche in Bopfingen vor-
zukommen, an dem Weftportal, dann auf der Südfeite des Chors und wieder an dem
nördlich flehenden Turm, hier mehr klein und breit. Es find mir aber von Herrn
Dr. Betz, Vorftand des hiftorifchen Vereins in Heilbronn, noch weitere Orte ihres
Vorkommens genannt worden: die Kilianskirche dort, die Martinskirche in Lauffen,
Rottweil, Lindach bei Gmünd, Eßlingen. Ferner die frühronianifche Martinskirche in
Plieningen. Die allerfeltfauiftc Eifcheinung diefer Art aber ift mir die gewefen, daß
in Beruftadt, OA. Ulm, an einem außen auf der Südfeite der Kirche aufrecht ftehenden
Grabftein eines hermann von 1484 fich nicht nur im iiinern Feld kürzere Rillen finden,
fondern auf den beiden Seiten folchc der ganzen Länge des Steins nach, die Infchrift
durchfehneidend, fich herunterziehen. Ahnlich ift in Niederlützingen nach Mitteilung
Herrn Bazings ein altes Kreuz voller Hillen und ein aus der Kirche dort ftammender
Römerltein in den Worten Jovi optimo von einer Rille quer durchzogen. Auswärts
fand ich einige an Fenftcrn der Karthaufe zu Nürnberg.
Rundmarken oder Näpfchen hat Herr Dr. Betz ebenfalls von der Kilians-
kirebe verzeichnet, wo fie fich mit den Rillen mannigfaltig mifchen. Mir felbft find
bis jetzt nur an einem alten Grabftein, der bei der Marienkirche in Owen, OA.
Kirchbeim, außen auf dem Bodeu liegt, folche aufgefallen.
Was ift nun über diefe eigenen Erfchcinungen zu fagen? Ich will von den
wenig beobachteten Rundmarken nicht weiter reden. Aber hinfichtlich der Längs-
rillen ift es meine entfehiedene Überzeugung: Sie können nicht anders entftanden
fein nach ihrem Ausfeilen, als durch ein viele 100- oder lOOOmal wiederholtes
Durchziehen fchneidender Werkzeuge, und zwar müflen diefe Inftrumente zumeift
eine fich ausbuchtende Form gehabt haben, wie Säbel, Hellebarden u. dergl. Die
Rillen find auch überall fo angebracht, daß fie von einem auf dem Boden Stehenden
bequem erreicht werden konnten. Nun kann ich mir nicht denken, daß man die
Kirchenftcine nur in Ermanglung andrer Wctzfteine zu folcheu benätzt habe; einen
öffentlichen Charakter aber kann diefes Wetzen und Schärfen von Inftrumenten am
heiligen Ort auch nicht gehabt haben, fonft müßte man doch auch Überlieferungen
darüber haben. Alfo komme ich hinfichtlich der Längsrillen und konfequent auch
beziehentlich der Rundmarken zu dem gleichen Refultat, wie die bereits zitierte
Befcbr. der Bau- und Kunftdcnkmälcr Sachfcns (2, 12 f.): diefelben müflen aber-
gläubifchen Urfprungs fein und als folcher Art wohl Fortfetsungen altheidnifcher
Kultusgebräuche. Ob dabei die Rundmarken fpeziell als Fortfctzung des präbiftori-
fchen Gebrauchs der Einreibung von Schalen (Näpfchen)-Steinen angefehen werden
können und etwa als in Stein gegrabene Opfer, Votive und Gebete zu fallen wären,
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Reifeftudien, befondera im Bayrifohen und Fränkifchen.
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darüber möchte ich mich nicht äußern. Bei den Längsrillen aber febeint mir der
Gedanke nahe zu liegen, daß die betreffende Waffe durch Schärfen an geweihter
Stätte eine gefeite werdeo, dem Träger befondre Kraft and befördern Schutz ver-
leihen follte. Damit, daß die Sache eine zauherifche Bedeutung hatte, ift das
Schweigen der Überlieferung darüber am beften erklärt Denn fo etwas mußte ja
geheim und unberufen gefcheben. In Stuttgart follen um den Anfang unfres Jahr-
hunderts fpanifche Soldaten an der Stiftskirche ihre Waffen gewetzt haben 1 ).
V. Befondere Beobachtungen an den Grabdenkmälern
im Germanifchen Mufeum.
Kaum dürfte eine andre Sammlung im Germanifchen Mufeum bereits fo fehr
einer relativen Vollftändigkeit nahe gebracht fein, wie die der Grabdenkmäler. So
mögen Beobachtungen, die man an ihr macht, immerhin einige Wabrfcheinüchkeit
allgemeinerer Giltigkcit für fich haben, jedenfalls aber eine bequeme Handhabe
bieten, um nun andre Einzelwahrnehmungen eher beurteilen, richtig einreihen und
ergänzen zu können. Ich will daher verfuchen, folche befondere Beobachtungen, die
fich mir nahe legten, hier zufammcnzuftcllen, von einer Seite derfelben, der Ent-
wicklung der Formen der Steinfchrift, hier abfehend, weil ich diefe anderwärts bc-
fonders zu behandeln gedenke.
Auf einen Beobachter, der aus einem Lande kommt, deffen mittelalterliche
Kulturdenkmale kaum über das Jahr 1000 zurückgehen, macht es jedenfalls einen
befondera Eindruck, wenn er hier gleich im erften Kreuzgangsßügel, anschließend
an einige noch römifche Arbeiten, Erzeugniffe fpezififch deutfeher Kunft in mero-
wingifchen Grabdenkmälern des 7. bis 9. Jahrhunderts aus den alten Kulturfitzen
am Rhein in ziemlich reicher Anzahl zufammengebraebt fleht. Es laffen fich dem
aus unfrem Land höcbftens die zwei fog. Götzenbilder aus der Stuttgarter Sammlung
zur Seite (teilen, deren Abgüffe bei den romanifchen Skulpturen untergebracht find.
Mir wollte fich dabei, wie früher fchon Andern, der Gedanke aufdrängen, ob das eine
nicht vielmehr das Bild eines Priefters fein follte; das andre macht einen etwas
weiblichen Eindruck. (Vgl. Das Königreich Württemberg 1882, I, 188.)
Einfach und roh ift die Arbeit an jenen alten Grabdenkmälern. Sic bieten
teils nur eine kurze Infchrift, teils noch eine Andeutung des chriftlichen Charakters
der Verdorbenen durch Beigabc des Monogramms C'hrifti (einmal noch durch A und
ö vermehrt) oder des Kreuzes (das einmal die Infchrift trägt: faneta crux nos falva),
teils auch noch beftimmter in zwei Tauben, die dem Monogramm beigegeben find,
oder einer Taube und einem Pfau (wenn ich recht gefehen habe), eine Andeutung
der chriftlichen Hoffnung, wie ich annehme. Ein paar find auch nur mit dem Kreuz
und kreuzartigen Ornamenten verziert. Befonders feltfam ficht ein noch unerklärter
Stein mit lauter runenartigen Zeichen aus. Auf einem Stein des 8. — 9. Jahrhunderts
aus Mainz ift das Kreuz in (einen vier Winkeln begleitet von jenen rofettenartigen
Strablenkrcifen, wie man fie dann in der romanifchen Zeit auch bei uns findet, z. B.
an dem leider dem Abbruch beftimmten Kirchlein zu Simmersfeld, OA. Nagold,
deffen intereffantere Beftandteile hoffentlich der Nachwelt erhalten bleiben. Zwei
fehr alte Grabplatten haben trapezförmige Geftalt, indem fie untcu bedeutend fchmäler
find als oben. Die eine ift mit einem Kreuz, das auf eigentümlichem Fuße ruht,
•) Vergl. auch Zeitfchr. d. Hilt Gefch. f. d. Prov. Pofen I, 1. 1885 S. 118 ff., wo der
Nachweis verfocht wird, daß die Näpfchen von dem Feuerbohrer herrühren, mit welchem die
Kuhlen com Verbrennen des Weihrauch* entzündet wurden, die Rillen vom Wiederzufpltzen des
Bobrftlils. Red.
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Klemm
verziert, die nndere mit Ornamenten, die au bandartiges Befcbläg erinnern. Allem
nach gehören diefe Platten zu der in Köln in S. Maria auf dem Kapitol gefundenen
Reihe folchcr, welche Ottc I, 33G f. befchriehen ift.
Eine künftlerifch bedcatendere Leiftung bietet erft die Grabplatte des heil.
Bernward, Bifchofs zu Hildesheim 093 — 1022. Hier enden die Kreuzarme in Me-
daillons mit den Bildern der Evangeliften, während in der Mitte ein folches mit dem
Agnus Dei angebracht ift. Die fehöue Infcbrift lautet:
I'ars hominis bernwardu» cram. nunc premor in ifto
Sarcofago diro, vilis et ecce cinis,
Pro dolor, ofticii culmen quia non hene geffi.
Sit pia pax aniinai (llc!), vob et amen canite.
(Ottc I, 437 ftimiut nicht ganz.)
Den hohen geiftlichen und weltlichen Würdenträgern, die nun vom 11. Jahr-
hundert an in langer Reihe fich folgen, reiht fich als erfter, der mehr in die Reihen
der gewöhnlichen Sterblichen zu gehören feheint, ein Otto Semofcr (Grabftein des
12. Jahrhunderts ans Freifing) an. Seine Grabfeh rift lautet:
Hoc tumnlo virtutis lioino jaeet otto. Quiescunt
Oda foli gremio, fpirihitua (fic!) in doniino.
Eine neue Form, die gravierter Mcflingplattcn, fclieint in dem Grabdenkmal
für Graf Heinrich von Lüchow, f 1273, aus der Klofterkirche in Diesdorf, zuerft
vorzukommen. ') An ihr fand ich zugleich zum erftenmal einen Wappcnfchild dem
Vcrftorbcuen beigegeben. Ein folchcr wiederholt fich fofort am Denkmal des Minne-
rängers Ulrich v. Lichtenftein, f 1275, aus Frauenburg bei Unzmarkt, das daneben
die erfte deutfehe Infchrift bietet, nämlich: hie leit Ulrich difcs honfes rehtter erbe.
1283 folgt ein ifraclilifcher Grabftein aus Rcgcnsburg.
Im 14. Jahrhundert kommt zum erftenmal Abfchrägung der Raudfläche au
den Grabfteincu vor, z. B. an dem de« Bifchofs Wolfgang zu Regensburg, und dann
im Zufammenhang damit die Anbringung der Infchrift auf diefer fehragen Fläche,
z. B. am Denkmal Herzog Heinrichs des Frommen v. Bayern und an dem des Peter
v. Afpelt, Erzbifchofs von Mainz (130G — 20). Bei diefem letzteren, wie bei dem
feines Nachfolgers, Erzbifchof Matthias v. Bucheck, f 1328, ift mir übrigens zweifel-
haft geworden, ob fie je gleich nach dem Tod errichtet find und nicht vielmehr
nach Stil und Schriftform erft in die Mitte des Jahrhunderts gehören.
Eigentlich gotifches Traubenlaub in reicherer Form habe ich zuerft auf dem
Grabftein der h. Aurelia aus dem 14. Jahrhundert bemerkt, während Anfänge des-
felben in einfacherer Gcftalt l'chon am Denkmal des Kaifers Rudolf v. Habsburg,
f 1291, fich finden. Letzteres ift, wie der Katalog angiebt und die Photographic
einer Kopie aus dem 15. Jahrhundert beweift, feinerzeit nicht ganz richtig reftauriert
worden, indem es jetzt z. B. auf dem BruftlVhild einen doppelköpfigen Adler hat,
ftatt des einköpfigen.
Das erfte Vorkommen eines Hclmkleinods mit nur ganz kurzen Binden war
auf dem Denkmal eines v. Ottingen von 1337 zu notieren.
Die Schilde, die immer bisher die Dreiecksform haben, außer der breiten
Tartfche bei Otto v. Pienzenau, y 1371, zeigen zuerft bei Dietrich v. Gemmingen,
f 1414, die halbrunde fpnnifcho Form. Eine Vorbiegung der einen Spitze an der-
felben weift erftmals das Grabmal des Ulrich v. Rcchberg, f 1458, ans Donzdorf.
Wir fchlicßcn diefe Bemerkungen damit, daß dem Baumcifter Matthäus En-
finger, j 1463, dem Mufikcr Konrad Paumami, f 1473, dem Büchfenmeifter Martin
>) Bei Ottc I, 338 fchon 1281.
Reifeftudien, bcfondcrs im Fayrifchcn und Frankifchen.
Merz, f 1501, ficli doch endlich um 1500 auch der Grahftcin eines Bauern, in rotem
Marmor ausgeführt, anfchließt. Er il't dem Andre Kellerlöcher und feiner Hausfrau
Apollonia zu Milbertshofen gewidmet, zeigt Darftellungeu aus dem bäuerlichen
Leben und bietet auch als Wappen eine echt bürgerliche Hausmarke.
VI. Chriftns als Fifch.
Im Chriftl. Kunftblatt habe ich feiuerzeit (1880, S. 99. 189) zwei Beifpicle
aus uufrem Land dafür angeführt, wie fich die altchriftlichc Darltellung Chrifti in
der Geftalt eines Fifches bis weit ins Mittelalter herunter erhalten hat, das eine
vom Portal der Stadtkirche in Niedernhall ans dem 11. Jahrhundert, das andre an
den vielleicht erft aus dem 15. Jahrhundert ftaramenden Chorftühlen in der Kon-
ftanzer Kirche zu Ditzingen, OA. Leonberg. Auf meiner Keife find mir zwei weitere
Beifpiele aufgeftoßen.
DaB eine in Krfurt, und zwar an dem fudlich an den Dom angefchloüenen
Kreuzgang, näher an dem älteften örtlichen Teil desfclben, delfen Bau im Über-
gangsftil an das Mmlbronner Paradies mich erinnerte. Diefer ganze öftlichc Teil
ift als eine Doppelhallc behandelt mit einer Kapelle in der Mitte, fo daß derfelbe
als ehemaliger Kapitelfaal anzufehen fein wird. Von diefem Saal öffnet fich dann
ein fpitzbogiger Aufgang in den freien Mitfelrnuuj. Uber diefem etwas links ift
nun auf einem langen Stein ein großer Fifch ausgehauen angebracht, der Länge
nach wie fchwimmend. Es macht diefcs einzige Ornament einen etwas fteifen und
für unfer Gefühl befremdenden Eindruck; es kann aber wohl kein Zweifel fein, daß
hiemit ebenfo dem Bau die chrifilichc Bcftimmung foll auf die Stirn geprägt fein,
wie anderwärts durch das Kreuz oder Kruzifix in einem Bogenfelde.
Intereffanter ift das andere (fchon von Hrn. Prälat v. Merz a. a. O. S. 92
erwähute) Beifpiel an der 8. Urbanskirche in Unterlimpurg bei Hall. Die
Kirche hat den urfprünglichen Charakter eines Baues im Übergangsftil des 13. Jahr-
hunderts vornehmlich noch in dem dreifeitigen , alfo bereits in gotifcher Weife
fcldießenden Chore bewahrt. Hier außen auf der Fcnfterbank des örtlichen Chor-
fenfters tritt uns wieder der Fifch entgegen, nur diesmal den Kopf gegen links ge-
kehrt. Diefe Darftellung ift aber dann hier nicht die einzige. Es entfpricht ihr an
der gleichen Stelle, arn füdlichen Chorfenfter die Anbringung eines Löwen. Wahr-
fcheinlich war eine dritte ähnliche Darftellung am nördlichen Fenfter, dsis jetzt durch
Anbringung einer Thürc zur Orgel verändert und verunftaltet ift. Was hat wohl
hier der Löwe neben dem Fifch, für den wir ja eine Deutung nicht mehr erft nötig
haben, zu bedeuten? Ich habe bereits anderwärts darauf aufmerkfam gemacht, daß
in folchi n Tiergeftalten außen an Kirchen unter Umftänden die Wappentiere des
Vogts, des Patrons u. dcrgl. zu erkennen fein möchten, fo in dem Löwen über dem
Oftfenfter der Kloftcrkirche in Rechentshofen das Wappentier der Grafen v. Vaihingen,
der Mitftifter und Schulzvögte des Klofters, fo in den Löwen auf der Fcnfterbank
und über dem Oftfenfter der berühmten Waldericbskapclle in Murrhardt das Wappen-
tier der Grafen v. Löwcnftein, die bis 1277 die Sehirmvogfei des Klofters innc
hatten. Die Kirche in Untcrlimpurg nun war bis 1283 Filial der Kirche in Stcin-
bach, deren Patronat bis dahin dem Kloftcr Comburg gehörte. Hienaeh könnte der
fragliche Löwe etwa das Wappen des Klofters Comburg vorftcllcn, welches wenigftens
fpäter einen Löwenkopf mit einem Sparren im Rachen, das einftige Wappen der
Grafen v. Comburg oder Rothenburg a. T., führte; oder etwa auch das Wappen der
Hohcnftaufen , welche als Nachfolger diefer Grafen 1150— 123G Schirmvögte des
Klofters waren. Es läßt fich aber auch noch au eine andere Deutung denken. Der
250
Kriegftötter
Löwe köunte auch als Symbol der gottfeindlichen, von Chriftus überwundenen Mächte
hier in Zufammcnftcllung mit dem Fifeh, dem Symbol Chrifti, angebracht fein. Wir
erhielten damit in andrer Form denfelben Gedanken, den die Chorftühlc zu Ditzingen
vorführen, wo Chriftus vom Flimmel herab als Fifcb feiner als Taube dargeftellten
Gemeinde, die von einem mächtigen Raubvogel angefallen und gepackt ift, zu Hilfe
eilt. Eine Entfeheidung darüber, welche Deutung zutreffe, müßte fich wohl aus der
Darfteilung des dritten Fenftere ergeben; diefe ift aber, wie gefagt, nicht erhalten.
Die Palatlalkapelle zum hell. Kreuz und zum „Hoflierrn" in Ulm.
Mitgeteilt von Stadtpfarrer Kriegftötter in Munderkingen.
In dem dritten Quartalheft vorigen Jahrs findet fich ein fehr anfprechender
Auffatz über Ulmilche Straßen und Hüufer 1 ). In denselben kommt der Verfaffer
auch auf die Mühlen zu fprechen, und unter ihnen zumal auf die Ilaaksmühle. Diefe
ftand im Lehenverhältnifl'e zu der Palatialkapelle zum heil. Kreuze und dem r Hofherrn u .
Über den letzteren Auffchlüfl'e zu erhalten, wäre dem VerfalTer erwünfeht *). Diefen
Auffchluß bezweckt die gegenwärtige Mitteilung zu geben.
Wir finden fchon in fehr alten Zeiten auf Burgeu und Schlöffern Kapellen,
das waren die Burg- oder Schloßkapellen, welche fich in fpäterer Zeit in größerem
Umfange an den Refidenzen der FürlTten zu Hofkirchen ausgeftalteten. Die Fürften
ließen diefe Kapellen teils zu ihrer eigenen Privatandacht, wenn fie irgendwo verweilten,
teils für die religiöfen Bcdürfniffe der chriftlichen Einwohnerichaft ihrer Domänen bauen.
Jede diefer Kapellen hatte einen Altar, der mit allen Bedürfnifi'en zur Feier des Gottes-
dienftes verleben war. Altar und Kapelle wurden vorher vom Bifchof geweiht, auch
ein Kaplan zur Beforgung des Gottesdieni'tes aufgeteilt.
Auch auf der Pfalz in Ulm finden wir eine folchc Kapelle, die Pfalzkapelle,
welche innerhalb des ziemlich ebenen Hofraums füdlioh von der Burg ftand. Auch
diefe Kapelle hatte wie ihren Altar, fo auch ihren Kaplan. Die Weihe eines Altare,
einer Kapelle oder Kirche gefchieht durch den Bifchof oder feinen Stellvertreter. Sie
können entweder zur Ehre dcß dreieinigen Gottes oder des heil. Kreuzes, oder auch
eines oder mehrerer Heiligen geweiht fein. Wenn das erftere der Fall ift, dann wird
immer wenigftens noch ein Heiliger beigezogen, unter deffen Schutz Kapelle oder Kirche
geftellt wird. Ganz fo wie bisher gefagt, wurde es auch mit der Pfalzkapelle in Ulm
gehalten. Als Altar und Kapelle fertig geftellt waren, wurden fie durch den Bifchof
geweiht, und zwar der Altar unter der Anrufung mehrerer Heiligen, nämlich: „der heil.
Jungfrau Maria, der heil. Anna, des heil. Sergius und des heil. Bifchofs Zeno 1- . Hier-
über giebt Hermann der Lahme Nachricht, welcher in Reichenau lebte und hievon
genaue KunJc haben konnte. Es ift gefagt, daß im Altare der Kapelle ein Zettel, mit
Glas überzogen , gefunden worden fei , auf welchem gefchrieben ftand, daß der Altar
jenen Heiligen geweiht worden ').
Um diefes zu verftehen, muß man wiffen, daß der Bifchof, der einen Altar,
Kapelle oder Kirche weiht, nach der Weihe derfelben einen Schein ausftellt, auf Perga-
ment gefchrieben, von der Größe einer Hand. Auf denselben fteht fein Name und
') Seite 201-206.
') ebenda Seite 203.
*) lliftoric der heil. Rümifchcn Iteiclisfreien Stadt Ulm von ihrer Erbauung bis auf den
Religionsfrieden 1555 von David Stölzlin Ildfcbr. S. 60.
Die Palatialkapelle zum heil. Kreuz und zum „Hofherrn" in Ulm.
251
feine Würde, Tag und Jahr der vollzogenen Weihe, wie auch die Namen der Heiligen,
welche bei der Weihe angerufen wurden. Damit fich diefe Schrift defto beffer und
länger erhalte, wird fic mit dem bifchöflichen Siegel verfehen in ein Glas cingefchloffen.
Diefe» Glas wird in eine kleine viereckige Öffnung des Altars eingefetzt und zugemauert.
Diefe Öffnung wird das Grab genannt und erinnert an die Sitte der alten Kiche, welche
über den Gräbern der Märtyrer die heil. Gebeimnifle feierte.
Die Kapelle felbft wurde in der Ehre des heil. Kreuzes und des Hofherrn ge-
weiht. Kreuzkapellen finden fich in unferm Lande : in Friedrichshafen, Horb, Ravens-
burg, Wolfegg, Wurmlingen, Wurzach.
Im Jahre 1275 erfcheint die Kreuzkapelle, die St. Egidiuskapelle mit der Pfarr-
kirche in dem liber deciraationis ')• Das ift die nach eidlichen Faffionen für den Kreuz-
zug an den Papft abzugebende Zchntfteucr. Der Abt von Reichenau hat diefelbe für
Ulm entrichtet.
In fpäterer Zeit finden wir keine Nachricht mehr über die Kreuzkapelle,
und es ift nicht zu entfeheiden, ob fie früher fchon fchadhaft geworden, oder bei
der Zerftörung Ulms vernichtet worden fei. Dagegen finden wir jetzt fogar eine heil.
Kreuzkirche; diefelbe ftand auf dem Weinhofe, wo jetzt das Schwörhaus ift. Sie
wurde 1315 erbaut, 1482 vergrößert, und hatte einen fehr hohen Turm, Lug ins
Land genannt. Seit der Reformation wurde fie nicht mehr gebraucht, und 1610 ganz
abgebrochen.
Bei diefer Gelegenheit foll überhaupt bemerkt werden, daß die Stadt Ulm ehe-
dem eine große Anzahl von Kapellen in und außer der Stadt befaß, welche aber im
Laufe der Zeit abgekommen find. Nicht weniger erfreute fie fich mehrerer großen
und anfehnlichen Kirchen *). Von diefen ift vor allen und mit Auszeichnung das herrliche
Münder zu nennen, welches in unferen Tagen feiner äußern Vollendung freudig ent-
gegen geht. Der Profeffor Kreufer 3 ) in Köln, ein feiner Kenner der altdcutfchen Bau-
kunft, fagte einmal: „die Ulmer und Nürnberger haben ihre Prachtkirchen (jene das
Marienmünfter, und diefe die St. Sebalds- und Lorenzkirche) in Hoffnung auf einen
bifchöflichen Sitz gebaut." Ob dem fo ift, weiß ich nicht, aber das weiß ich und fage
es, daß das Ulmer Münfter, wenn es außen und innen vollendet, für jeden Bifchof eine
durchaus würdige Domkirche abgegeben hätte.
Die heil. Kreuzkapelle ift, wie fchon ihr Name fagt, zur Ehre des heil. Kreuzes
geweiht, aber nicht nur das, fondern auch zur Ehre des Hof her rn. Wer diefer Hof-
herr fei, ift damit nicht ausgefprochen , aber da er mit der Hofkapelle fo innig ver-
bunden genannt wird, fo ift er ohne Zweifel derjenige Heilige, welchem die Kapelle
zugleich geweiht wurde. Es ift und muß ein Heiliger fein, denn die Ehre als Patron
einer Kapelle oder Kirche bezeichnet zu werden, wird keinem, auch nicht dem höchft-
geftellten Menfchen, der noch in diefer Welt lebt, von der Kirche zu teil. Er wird
als Hofherr bezeichnet, denn als foleber ift er Mitglied des bimmlifchen Hofes, wo der
dreieinige Gott in Mitte feiner feiig vollendeten Kinder und Diener das ganze Weltall
leitet und regiert. Die Heiligen find die Diener Gottes, feine Hofherrn, die ihm dienft-
bar find, feine feiige Anfchauung genießen und foviel an ihnen ift deffen Ratfchlüfle
vollziehen.
Nach mittelalterlicher Anfchauung giebt es einen bimmlifchen Hofftaat, wie
der Kaifer und der Papft ihn befitzen, und welche, der eine im Staat, der andere in
der Kirche einträchtig wirkend, als Nachbilder des himmlifchen Hofes erfcheinen.
') Freiburger Diözefanarchiv I. Bd. S. 94.
*) Dieterich, 8. 34—49 ; 05-61. Verb. d. Vereins, Neue Reihe, I. S. V. und 29.
') war im Jahre 1842 auf der PhNologenverJaromlung in Ulm.
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252 Kr iogf tötter, Die ralalialknpello «um heil. Kreuz und zum „Hofherm* 1 in Ulm.
So ifl es gekommen, daß Gott der Vater als Kaifer abgebildet erfcheint, mit
Krone, Mantel und Scepter, und ni ht nur das, fondern felbft auch als Papft mit der
Tiare und Mantel. So ift er in Ehingen über dem Eingang in die alte Spitalkirche
als Papft abgebildet, wie er da fitzt und das Kreuzbild feines Sohnes vor fich haltend
dem Anblick bietet.
Zu dem himmlifchen Hofe gehören vor allem die neun Klaffen oder Chöre der
Engel '), nämlich Engel, Erzengel, Fürftentümer, Mächte, Kräfte, Herrfchaften, Throne,
Cherubim und Seraphim. Nach (liefen die verfchiedenen Klaffen der Heiligen, wie fie
in der Litanei aufgeführt find, welche von ihnen den Namen „Allerheiligenlitanei" hat.
Es find diefes die Chöre der feiigen Geifter, die heil. Patriarchen und Propheten,
die Apoftel und Evangeliften , die Jünger des Herrn, die heil. Märtyrer, die Bifchöfe
und Bekenner, die Kirchenlehrer, die Stifter der großen Orden, die Priefier und Leviten,
die Mönche und Einfiedler. die heil. Jungfrauen und Witwen.
Der verewigte ProfelVor Hirfcher in Freiburg hat vor Jahren öffentliche Vor-
träge über die großen rcligiöfen Fragen der Gegenwart gehalten, und unter andern
auch über den himmlifchen Hof fich ausgefprochen. Er hat die Sache, felbftredend,
ideal gehalten und den Gedanken lehr anfprechend und annehmbar ausgeführt.
In den Meßbüchern von den Jahren lti07, 1759, 18G3, 1882 findet fich
eine Anzahl Kupferftichc, welche je den Meßformularien höherer Fefte beigegeben find,
und die gefchichtliche Grundlage derfelben andeuten. So ein Bild ift auch dem Formular
der Meffe am Fefte Allerheiligen beigegeben, und auf denselben der himmlifche Hof
auf Grundlage der geheimen Offenbarung des beil. Johannes dargeftellt.
So hat der Maler Linnemann s ) im reftaurierten Kaiferdome zu Frankfurt die
Idee des himmlifchen Hofes prachtvoll dargeftellt, und in dem neu hergeftellten jüngften
Gericht in dem Münfter zu Ulm 3 ) fchen wir in der oberften Partie ebenfalls den
himmlifchen Hof, hier in der Umgebung des Weltenrichters, wie in dem Dom zu Frank-
furt, aber fonft ganz ähnlich gehalten den anderweitigen Darftellungen des ge-
nannten Hofes.
Endlich finden wir in manchen Stiftungsbriefen, daß die Stifter in erfter Reihe
ausfprechen, wie fie ihre Stiftung zu Lob und Ehre des ganzen himmlifchen Hofes,
wohl auch des himmlifchen Heeres, machen.
Es erübrigt nur noch die Frage zu beantworten, wer diefer Hofherr der Pfalz--
kapeile zum heil. Kreuz gewefen, und wie er geheißen. Diefe Frage beantwortet uns
in erfter Reihe Hennann der Lahme von Reichenau, denn er bei ichtet in feiner Chronik,
daß Bifchof Walter von Verona, ein Deutfcher, die Reliquien des heil. Zeno, Bifcbofs
und Märtyrers, in die Pfalz zu Ulm gefchickt habe, des Bifchofs, der durch mancher-
lei Wunder ausgezeichnet gewefen fei*). Diefe Angabe wird auch von andern noch
beftätigt.
An den erften Hennann fchließt fich ein zweiter an, nämlich Hermann, zuge-
nannt Aedituus oder Januenfis in feiner Chronik*), und befpricht die Sache ausführlicher.
Ein weiterer Zeuge der Sache ift Konrad von Lichtenau, Abt im Prämon-
ftratcnferklofter Ursberg in der Diöcefe Augsburg in Baiern gelegen. Diefer fchreibt
in feiner Chronik zum Jahr 1052, die Reliquien Zenos feien von Walter, dem Bifchof
von Verona, nach Ulm gebracht worden.
') Ephefer 1, 21. Colofftr 1. 16.
*) Iliftor. pol. Bliitter Bd. 24, lieft 7 S. 505. 18S4.
») Münfterbl.'itter 1885 S. 104 und 105.
4 ) Chron. Hcrraanni, cd. Uflermann. S. 127.
•) Florcs temportira.
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Kriegftötter, Mitteilungen aus Munderkingen.
253
Weiter fagt er: Zeno, ein glorreicher Bekenner, fei nach Ulm oberhalb der
Donau gelegen, zur Kirche des heil. Kreuzes übertragen worden, welchen zur genannten
Stadt Werner der Bifchof von Verona, von Nation ein Schwabe, übertragen habe 1 ).
Ferner redet ein gewifler Ughellus in feinem Werke: „das heil. Italien" von diefer
Übertragung der Reliquien St. Zenos nach Ulm 2 ).
Endlich find es die fogenannten Bolandiften, welche in ihrem großen Werke,
„die Gefchichte der Heiligen", wozu fie in der ganzen Welt aus Bibliotheken und
Archiven Beiträge gel'ammelt haben, von St. Zeno ausführlichen Bericht erftatten, indem
fie alles ihn betreffende zufammeugeftellt haben 1 ).
') Chronicon Urspergen fe S. 166.
s ) Ughellus, ltalia Sacra Tom. V S. 74.
*) Acta Sanctorum, Aprilis. Tom. II S. 69-78.
Mitteilungen aus Munderkingen.
Von Stadtpfarrer Kriegftötter.
Abbildung der hintern Burg auf dem Bu(tei').
Nebft der Kirche befanden fich auf dem Scheitel des Du (Ten zwei Bargen. Die eine
der Burgen hieß die vordere Burg, und die andere Burg, die (Ich an den Hömerturra anlehnte,
wurde die hintere Burg genannt. Die vordere Burg ftnnd neben der Kirche und gehörte dem
Kloftcr St Gallen, fpater dem Klofter Reichenau zu. Die hintere Burg hieß Suevia, Schwaben,
und war der Sitz der alten Dynaften vom Bullen. Sic hatte ihren Namen wohl daher, daß fie
die Uber Oberfchwaben verbreitete Herrfcliaft des adeligen Gefchlcchts bezeichnete, delTcn Urltamm
von hier ausging. Diefelbo lehnte fich an einen großen mächtigen Turm an und unter ihr befand
fich ein vier Jauchert großer Raumgarten. IHefe Burgen gingen im Sturme der Zeit zu Grunde.
Die Vorderburg fcheint l'chon im Jahre 1483 in Verfall gewefen zu fein, denn im
Jahre 1516 wurden ihre Ruinen zum Bau der Kirche auf dem BufTen verwendet. Auch die
hintere Burg fand ihren Untergang.
Wiederholt hatte dem alten Rergfchloflc durch Württemberg Verderben gedroht, und
zwar das crftcmal im Jahre 1244 als Graf Eberhard die Schelklingcr wegen Ehingen bekriegte.
Sodann das zweitemal im Jahre 13r>8, wo Graf Eberhard den Bußen eroberte und dem Grafen
von Hohenberg entriß Das drittemal (16:13) wurde die Burg durch Schweden und Württeraberger
wirklieb zerfrört, da diefelbc bis auf die Grundmauern ausgebrannt wurde.
Büdlich ift noch zu fagen, daß durch die Liberalität des Fürften von Thum und Taxis
die Turmruine gedeckt, zugänglich gemacht und mit einein GelaQo verfchen wurde, von welchem
aus die herrlich fte Fernficht geboten ift.
In der (iottesackcrkapelle zu Munderkingen findet (ich eine hölzerne Tafel, auf welcher
die Veranlagung zur Stiftung der Kapelle abgebildet ilt, und ebenda lieht man auf dem Hinter-
grunde die Hinterburg auf dem BulTen. Diefelbc hat Mauern und 4 runde Eckttinne. In der
Mitte ragt ein gekrönter Turin hoch empor und das Hauptgebäude hat 4 Erkertllrmchen an
den Ecken.
Beftrafung gefallener Brautleute.
In dem Ehcbucho der Stadtpfarrei Munderkingen Gndet fich unter dem 10. Oktober 1678
nachgehender Eintrag:
Im Jahre 1677 erging von der Regierung in Iunsbruck zum Schrecken der nicht ehren-
voll zur Ehe Abreitenden Brautleute folgender Befehl, der auch von der Kanzel verkündet
werden mußte.
Die neuen Brautleute füllen von dem Stadtknecht in die Kirche eingeführt werden, und
zwar der Bräutigam mit einem Strauß aus Stroh auf dem Hute und mit aus Stroh gefertigtem
Schwerte zur Seite. Die Braut aber foll einen Strohkranz auf dem Kopfe tragen und mit Stroh
ziifaromengedrcbte Haupthaare (Strohzöpfe). In der Kirche follcn fie wiederholt um den Altar
»J Vergl. jetzt auch die anfpreohende Schrift von Dr. Buck: Auf dem Bußen. Stuttg.
Gundcrt 1886. Red.
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Kriegftötter, Mitteilungen aus Munderkingcn.
su Opfer gehen. Die Jungfrauen follen vor der Braut einherzlehcn; und die Jünglinge dem
Bräutigam folgen.
Wirklich fchen wir auch bald nach diefer Anordnung am 16. Oktober 1678 ein Braut-
paar in folchem Aufzuge zur Trauung kommen, dem fpfltcr noch einige folgten.
Diefer Schmach konnten aber die Vermöglichen entgehen, wenn fie der Kirchenfabrik und
dem Stadtammann je 5 Gulden bezahlten. Jene harte Beftimmung hatten alfo nur die Armen
zu fühlen, was nm fo ungerechter war.
Die Geiftlichen wehrten fich entfehieden gegen diefe Beftimmung, die nur zum Spek-
takel führte und der Würde des Ehefakramcntcs in hohem Grade fchädlich war. Nur da«
fetzten Tie durch, daß die Begleitung der Brautleute unterblieb. Die kirchliche Strafe von einem
Pfund Wachs wurde festgehalten, waB altherkömmlich war.
Die Regierung aber gab durchaus nicht nach und befand auf ihrer Vorfchrift, die
noch lange in Geltung blieb. Das fchen wir daraus, daß noch in der Gottcsdienftordnung vom
Jahre 1751 gefagt ift: Der Pfarrer Toll dafür forgen, daß die Brautleute, welche gefallen find,
der Fabrik die kirchliche Strafe von einem Pfund Wachs entrichten, aber er foll nicht zulaffen,
daß fie mit einem Schwerte aus Stroh und ähnlichem Kranze zum Altare kommen, weil es der
WUrdo des Ehefakramentes wldcrftreile.
Beteiligung der Leichname von Selbftmordern.
Eine ganz eigentümliche Erfcheinung abergläubifcher Anficht begegnet uns in älterer
Zeit. Diefelbe geht dahin, daß der Ort, an welchem ein Selbftmörder begraben fei, durch Hoch-
gewitter leide, und die Zerftörung der Ernte zu fürchten fei. Um diefem Hißgefchick zu ent-
gehen, fand man es geraten, die Leiche eines Selbftmörders nicht zu beerdigen, fondern in ein
Faß zu legen, es zu verfchließen und in einen nahen Fluß zu werfen 1 ).
Beifpiele diefer Art finden wir auch hier. Ein erlies unter dem 8. Auguft 1715.
An diefem Tage nämlich fanden die Angehörigen die Leiche einer Frau, die fich im
Keller erhängt hatte.
Die Sache kam vor den Magiftrat, und es wurde lange beraten, ob die Leicho beerdigt
werden folle oder nicht. Da man fich nicht einigen konnte, fo wurde die Sache an die Zunft-
meifter zur Mitteilung an die übrigen Bürger gebracht
Nun wurde befchloflen, daß die Leiche von dem Scharfrichter in ein Faß eingefchlolTen
und in die vorüberfließende Donau geworfen werden folle, was denn auch gefchehen ift
Zweiter Fall. Am 2. Februar 1749 wurde ein junger Menfch von 16 Jahren zu oberft
auf der Bühne des Eremitenhaufea bei der Frauenbergkapelle erhängt gefunden.
Da die Kapelle auf Algershofer Markung gelegen ift und der gemeinfeba ftlichen Juris-
diktion des Klofters Marchthal und der Stadt Munderkingcn unterftand, fo wurde auf dem Rat-
haufe zu Munderkingen gemeinfam beraten, was in der Sache zu thun fei.
Es wurde dem Jungen das Zeugnis gegeben, da« er allezeit brav gewefen und folcher
That nicht für fähig gehalten werden konnte und daß es fcheine, er fei von fremder Hand
gemordet worden.
Der Pfarrer wollte ihn auch auf dem Gottesacker beerdigen. Doch die Furcht vor
übler Nachrede bei der Umgebung gewann die Oberhand und es follte der Leichnam weder
auf dem Gottesacker noch auf freiem Felde, noch auch im Walde ftill begraben werden, fondern
es wurde befchloflen, die Leiche in ein Faß zu fchlagen und der Donau zu überliefern.
Doch dazu fand fich weder in Munderkingen noch in Algershofen irgend jemand. Es
wurde daher der Scharfrichter damit beauftragt, das Faß mit der Leiche unterhalb der Donau-
brücke an einem bequemen Orte ins Waffer zu werfen. Das Faß zum genannten Zwecke lieferte
ein Küfer, aber er verwahrte fich gegen alle und jede fchele Anficht feiner Zunftgenoffen.
Nebft dem Faffe wurde auch der bei diefem Gefchäfte gebrauchte Küferhandwerkszeug nicht
mehr zurückgenommen. 8o geftaltete fich die Ausgabe bei diefem Verfahren, welche in gleicher
Hälfte von Marchthal und Munderkingen getragen wurde, in der Weife, daß die Wächter für
das Wachen bei der Leiche durch 24 Stunden hin 3 fl. 10 kr. erhielten, dem Küfer für Faß und
Handwerkszeug 3 fl. 30 kr. und endlich dem Scharfrichter für feine Verrichtung 15 fl. zu
teil wurde.
') Anm. d. R, Vergl. das im Jahrgang 1883 S. 189—140 mitgeteilte Urteil, wonach
die Afche einer zum Feuertod verurteilten Übelthäterin in ein fließend Waffer geworfen wurde.
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Die Ehinger in Ulm.
Vortrag Ton A. Schnltes, Pfarrer a. D., gehalten im Ulmer Altertmnavereio.
Die Gcfchiclite der Anfänge unfcrcr Gcfclilcchtcr, oder, wie man fie fpäter
nannte, Patrizier liegt im Dunkel. Dies gilt auch von der Familie der Ebinger in
Ulm. Nur Icheint das ficher, daß die Khinger nicht zu denen gehören, welche als
cives nobile», als Minifterialcn, Beamte und Lebensleute des Königs in der Umgebung
der königlichen Pfalz, villa regia, curtis regia, wohl meid um den Hof der Pfalz
herum, den heutigen Weinliof, ihre Wohnfitzc hatten, wie die Stammler, Rackilino,
Rothe, Welfer, Kraft, Havcner, Strölin, auch nicht zu den Rittcrfamilien, welche,
ihre Burgen draußen verladend, in den fich bildenden Städten mehr Sicherheit
und die Vorteile des Zulammcnlebens , namentlich mit SiandesgenofTen , fliehten,
fondern die Ehinger gelangten wohl, wie die Fugger, die Bismarck, die Iierman
n. a., auf dem Weg des Geschäftsbetriebs und des Handels zu Reichtum und Anfehen,
zur Beteiligung an der Regierung des Gcmeinwefeus, zur Aufnahme in die Bürger-
ftube oder Bürgerzech, d. i. in die Gefellfchaft der Gefchlcchter oder Patrizier
(früher in der Steingaffe D. 119, von 1581 an auf dem jetzigen Mufeum). Sie
wurden wohl auch vom Kaifer für rittermüßige Leute erklärt und ermächtigt, ein
meift von ihnen felbft vorgefchlagcnes Wappen zu führen, aber zur Aufnahme in
die Gefchlechter- oder Burgerftube war diefes nicht notwendig und gefchah meift
erft in fpäteren Zeiten. Wer nun in jenen Zeiten reich wurde, kaufte keine
Staate papiere , fondern Grund und Boden, Höfe, Gefälle, Gcrcchtfamc, ja ganze
Herrschaften. Daß die Ehinger, oder doch ein Teil derfelben, in den Zeiten des
13. und 14. Jahrhunderts Gewerbe und Handel trieben, ift gewiß. So hieß ein
Ehinger der von Mailand und es gab eine Linie „Mailand", weil diefe Ehinger
Tuch und Leinwand hauptfächlich nach Mailand fchickten, es gab auch eine Gaffe,
die Mailand hieß, weil diefer Ehinger darin fein Haus hatte, die Hirfchgaffe auf
der Nordfeite. Ein anderer E. hieß der Öftreiehcr, weil er im 14. Jahrhundert
einen Großhandel mit Tuch, Barchent, Kürfchnerwaren und Wein nach Bayern,
Ofterreich, Ungarn, Wallachei und Türkei trieb, wobei vielleicht die Wafferltraße der
Donau benützt wurde, aber von hier bis Lauingcu nur mit Flößen, erft von 1570
an mit Schiffen. Sic erhielten dagegen aus Ungarn Oehfcnhäute, aus Steiermark
Eifen und Stahl, aus Bayern Salz. Der oben genannte Ehinger von Mailand er-
scheint 1378 als Ritter. Der Kaifer Karl IV. hatte ihn „rittermäflig" erklärt. Diefer
Kaifer foll zuerft „Adelsbriefe" ausgestellt haben.
Das möchte im Auge zu behalten fein bei der älteften der Urkundeu, in
welchen uns der Name der Ehinger begegnet. Das Archiv in Stuttgart hat eine
Urkunde aus dem Klofter Bebenhaufen, betreffend den Rudolfus Gwaerlich, der
fein Haus, domus et arca cum omuibus attinentiis, an das Klofter Bebenhaufen ver-
kaufte. An diefer Stelle ift jetzt das Haus des Kaufmanns Freiherrn von Weiden
und das der Befferer'fchen Stiftung gehörige Schuhhaus (Stadtbibliothek). Die
Urkunde ift von 1292. Das Klofter ließ alsbald einen großen Keller graben, über
den etwa 162 Jahre fpäter die Rembold ihre Kapelle bauten, das „Schmalzbäufle",
fo genannt, weil der Rat in deu Zeiten des 30 jährigen Kriegs hier Schmalz um
einen mäßigen Preis verkaufte, da oft längere Zeit keines mehr in die Stadt kam.
Die Bebcnhaufcr Mönche, die viele Gefalle au Wein hatten, trieben von hier aus
einen einträglichen Weiuhandel, befouders iu die Klofter in Bayern und Ober-
fchwaben. Als Zeugen bei diefem Hauskauf find nun genannt: Ulricus Strölin,
capitaneua, Sibboto, faber, Wernerus dictus Crieche (Familie Gregg), Hainricua
256
SchulteB
Ehinger, pannifex 1 ) (Tuchmacher), Otto de Ehingen, panieifor (Tuebfelmeider, Gewand-
fchncider), Henricus Schwabold, carnifex (Metzger, nach dem mittelalterl. Latein),
Cuno Väterlin, futor, Pfafteubofer, textor, Eber, eonditor, Trifcbcr, fartor, in vulgari
dicti Zunftmeifter. Es wird nun behauptet, daß wenigfteus die Ehinger nicht wirk-
liche Tuchmacher und Schneider gewefen fein können, fondern wenigftens diefe
beiden feien Zunftmeifter der Tuchmacher und Schneider gewefen, was manchmal
auch den Gefcblcebtern Angehörige gewefen feien. Allein der Wortlaut der Urkunde
und die Zufammenftellung mit den andern Zeugen laßt diefes nicht recht zu, und
wenn die Vorfahren der Grafen Fugger, der Bismarcke, der Hermau, Freiherrn von
Wain, Leiuwandweber und Händler in Augsburg, Gcwandfchneider in Stendal,
Loderer (Tuchmacher) in Memmingen gewefen find , fo können wohl auch die
Vorfahren der Ehinger nicht bloß Zunftmeifter der Tuchmacher, londern zugleich
Fabrikanten, die wohl eine größere Zahl von Meiftern befchäftigten , gewefen fein,
denn Gewandfehneider hießen die, welche mit langen Waren und Kleidern handelten.
Zwifchen den Ehiugeru in Ulm, die ihren Namen ohne Zweifel von dem benachbarten
Ehingen an der Donau hatten und den Herren von Ehingen, deren Burg bei
Niedernau ftaud, fand keine Vcrwandtfchaft ftatt (f. lfelin Lexikon) 3 ). Indeß läßt fich
auch annehmen, daß es in alter Zeit zweierlei Ehinger gegeben habe, folche, die
den Zünften angehörten und folche, die nicht, wie es auch in Ulm zweierlei „Rot u
gab. Dio Ehinger erwarben fchon 1367 Groß- und Kleiukötz im Günzthal, zur
Markgraffchaft Burgau gehörig, mit einer Burg, 1445 Oberhaufen bei Weißenhoru,
1461 Pfaffenhofen, 1490 die fchöne, reichsuumittelbare , durch ihre Waldungen
wertvolle Ilerrfchaft Balzheim a. d. liier mit Sinningen, dann Güter und Höfe in
Grimmclfingen, Lehr, Einfingen, Finningen, OlTenhaulen, wo fie ein Schloß bauten,
Bermaringen . Themmenhaufen. Diefe Augaben , wie auch mehrere der folgenden
find Weyermanns Nachrichten von Gelehrten und anderen merkwürdigen Perfonen
aus Ulm, Ulm 1798 und 1S29. 2 B. entnommen.
Johannes Ehinger, genannt Ha b vaft (Haltfcfc), Bürgcrmcifter, leitete die
Verteidigung der Stadt bei der fruchtlofen Belagerung durch Kaifer Karl IV. 1376.
Im folgenden Jahre wird er bei der Gruudfteiiilcgmig des Müufters genannt. In
demfclben Jahr erhielt ein anderer Hans Ehinger, genannt von Mailand, die Loch-
mühle, die ein württembergifuhes Leben "war. von Konrad Kot als Unterpfand. In
dem im neueften Heft unlVrer Virteljahrsfchrift von An-hivfekretär Schneider ver-
öffentlichten Lehenbuch des Grafen Eberhard des Groiners heißt es S. 143: „Wir
Graf Eberhard bezeugen mit diefem Brief, daß unfer lieber wirt Cunrat der Rot
und Ana Langmcntelin fin eliche Wirtin, burger zc Linie und ir tager 3 ) zu rechten
Pfand eingefetzt und verfetzt haben dem erbern Manne, Hänfen dem Ehinger von
Muylan, Burger ze Ulme, die Miilin , die fie zu Ulm in dem Loche liegent haben
und die von uns zu leben gat u. f. w. Göppingen die Laurcutii 1377. Eberhart
heißt den Rot feineu Wirt, weil er hei demfclben zu logieren pflegte, da fein Amt
als Reichs- und Schirmvogt (advocatus) von Ulm ihn zuweilen vcranlaflcn mochte,
nach Ulm zu kommen (zu den Hof- und Gerichtstagen). Sattler, Gefchichte von
Würtemberg Gr. 2 S. 149 und 238 erwähnt einen zweimaligen Aufenthalt des Grafen in
Ulm. Hans Ehinger von Mailand war durch feinen Handel nach Mailand ein reicher
Mann geworden, fo daß ein Rot aus fu altem edlen Gefcblechtc bei ihm Geld entlehnte.
V) Anin. (1. Red. Dan Viva. Urk. Buch S. 203. hat übrigens pantfex, was Brodbäcker wäre.
*) Vergl. auch Holzherr, Gcfch. der Keiehsfreib. v. EM. Stuttg. Kohlbamraer 1881 S. 4.
') foll heißen: trager d. i. curator, Pfleger, Bürge. Kranen und Kinder mußten beim
Lebenverhältni« einen „träger* haben.
Die Ehinger in Ulm.
257
Hartmann Ehinger, Bürgermeifter , legte 1399 den erften Fundamentftcin
zu dem neu zu erbauenden, aus den Wengen d. i. den ßlauinfeln in die Stadt ver-
legten Auguftinerkloftcr conventus Sti Michaelis in Infula, wie aus dem Bilde ober-
halb des Eingangs in die Wengenkirche zu erfelicn il't. Der nämliche Hartmaun E.
war 1415 mit Johannes Stocker, dem Mün Tierpfleger , Job. Beflerer, Hans Strölin
und Chriftof Pfefferkorn auf der Kirchenverfammlung in Kouftanz, nicht um mitzu-
tagen, fondern um beim Kaifer die Betätigung des Ankaufs der Herrfchaft Hclfcn-
ftein einzuholen. Sie fahen aber bei diefer Gelegenheit viel Merkwürdiges, z. ß.
die Verbrennung eines Ketzers, des bühmifebeu Profeflbrs und Priefters Job. Huß
am 6. Juli 1415, der auf feiner Reife nach Kouftanz hier in der Krone, dem ange-
fehenften und faft einzigen beffern Gafthof in der damaligen Zeit, übernachtet hatte,
wie anch Kaifer Sigmund auf feiner Keife nach Konftanz hier im Franziskaner-
klofter, nachmals Gymnafium, abftieg. Der gleiche flartmann E. war auch mit
Walther Ebinger auf der andern großen Kirchenverfammlung des 15. Jahrhunderts
in Bafel 1441, um den Ankauf der Güter des Klofters Reichenau und die Be-
febwerden diefes Klofters über die Stadl Ulm zu bereinigen. Zu gleicher Zeit war
ein anderer Hans Wnlther Ehinger Städtehauptmann und zeHTtörte in Vereini-
gung mit denen von Memmingen Hall, Rothenburg a. d. Tauber, die Raubncftcr
Keufcls an der Kupfer und Maienfels 1441. Aber diefer Walther E. kam um, als
dio Städter in der Blicnshalde bei Eßlingen vom Grafen Ulrich von Württemberg
überfallen wurden am 3. November 1449. Diefer Hans Walther Ehinger hatte
einige Jahre vorher mit einem Konrad E. den Kaifer Sigismund gebeten, in ihr
Wappen einen roten „Swancnhals" als Helmzicr fetzen zu dürfen. Der Kaifer ge-
nehmigte diefes in einem im Original uns vorliegenden Wappenbrief (Eigentum von
Kaufmann Kornbeck), der mit eiuer fchönen Abbildung des Wappens verfebeu ift 1 ).
Ein Sigmund Ehinger war J4G4— G8 Propft des Auguftincrklofters zu den
Wengen, ein pracbtliebender Mann. Walther E. kaufte 1490 von Lutz Kraft die
Herrfchaft Balzhcim. Er beiratete die Tochter diefes Kraft und kam dadurch in
den Befiz des ehemaligen Reicbcnauer Hofs (des jetzigen Feftungsgouvernemcnta),
der fortan das Ehinger Haus genannt wird. Die E. hatten aber auch noch andere
Häufer. Sein Sohn, auch Walter E., geftorben 1519, heiratete die Veronika Fugger,
Tochter des Grafen Ulrich Fugger von Weißenhorn. Mein r ad E. erfcheint im
Jahr 1527 als Hauptmann bei den Truppen des Kaifers, die unter Georg Frunds-
berg nach Italien zogen und in Verbindung mit den Spaniern, welche unter dem
zum Kaifer übergegangenen Karl von Bourbon, dem fog. Connetable, ftanden, Rom
erftürmten und plünderten.
In den Wirren, welche die Reformation hervorrief, fehloßen fich erft fpäter
mehrere der Ehinger der lutherifchen Lehre, die in der Bürgerfchaft Ulms fo fefte
Wurzel gefaßt hatte, an, aber einige blieben bis zum Erlöfchcn der Familie der
') In «tiefem heißt es am Schluß: Wir haben angefehen ihr flißig betho (bitte) und auch
londerlich betrachtet foliche redlichkeit, biderbkeit und vernuoftc, dio die egen (ehe genannten) hang
walter und Cunrad die Ehinger genannt an in hant (an ihnen haben) und auch treue und willige
Dienl'tc, die Sy uns und dem reich oft und dicke (viel) williglich und unverdroflenlich getan hant
Und haben darum mit wohlbedachtem und gutem Rat die egen (che genannten) kunrad und
walter mit allen iren Vettern nnd erben manucsgel'ehlecht l'olcho beflerung zu zierung ircr
Wapen gnediglich gegeben wiflenlich in kraft diefes briefa und fetzen und wollen, daß fie und
alle ire erben als Iii tter mäßige lüte zu recht fitzen, urteil fprechen und folcher freiheit und
gnad gebrauchen und die yzt genannten wapen und kleynat auch fllrbaß an allen Knden und
Ritterlichen gefebäften zu fchimpf nnd ernft fliren, haben, gebrauchen und genießen fallen. Feld-
kireb 1431 am St Gallen tag.
WOrllemb. Vlert«lJ»br*hen. 1885. 17
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258
Schulte»
alten Kirche treu, fo namentlich Ulrich Ehiuger, welcher von 1506 bis 8ß lebte
und der Gaftfreund Kaifers Karl V. war. Seine Fraa war eine Rehlingen, aus dem
alten Rittergefchlecht der Heitlingen von Scherneck, von dem fich einige Glieder in
Augsburg niedergelaflen hatten. Bei feiner fünfmaligen Anwcfenhcit in Ulm nahm
diefer Kaifer nirgends anders fein Quartier, als bei diefem Ulrich, und des Kaifers
Kanzler Granvella (der Sohn), fpäter Bifchof von Arras und Kardinal, muß diefem
Ulrich fehr befreundet gewefen fein, denn er unterzeichnet einen Brief mit: quafi
frater tuus. Karl wohnte in Ulrichs Haufe 1543, als er zum Behuf der Huldigung
hier war, dann zum zweitenmal 1547 im fchmalkaldifchcn Krieg, im März, alfo
noch vor der Schlacht von Mhhlberg, aber nachdem fich die proteftantifchen Stände
im Süden ihm bereits unterworfen hatten. Er blieb damals 37 Tage lang, da ihm
fein Arzt einen längeren Aufenthalt in Ulm wegen feiner gefunden Luft empfohlen
hatte (Ranke). Er ließ damalB auch eine „Bruck" in das Haus des Hauptmanns
Lay (Low), jetzt Haus von Kaufmann Schuhes, fpäter auch einem Ehiuger gehörig,
binübermacben, da hier wahrfchcinlich Granvella wohnte. In dem Ehiuger Haus
leiftetc auch Herzog Ulrich von Württemberg wegen feiner Beteiligung am fchmal-
kaldifchcn Krieg Abbitte. Den Knicfall durfte fein Kanzler Keßler für den gicht-
leidcnden Herzog thun. Gleich darauf fuhr der Kaifer ab, Sachfen zu, in einer
Kutfcbe (neue Erfindung), da er auch an der Gicht litt. Bei diefem Aufenthalt kam
der Kaifer nicht in das Afünftcr, das ihm wegen des lutherifchen Gottesdienftes zu-
wider war, fondern nur in die ganz nahe liegende, leer ftehende Dominikanerkirche
(jetzt Dreifaltigkeitskirche), in welcher er fich von dem Auguftiuermönch Hofmeifter
aus Kolmar, dem gefeierten Prediger (Viertelj. Hefte 1879, 1) 3 bis 4 mal wöcheut-
lich predigen ließ 1 ). Aber feine Spanier tummelten im Münfter ihre Roffe und feboßen
ihre Bücbfen ab, daß die hohen Gewölbe erdröhnten.
Zum drittenmal kam Karl nach Ulm am 14. Auguft 1543 gleich nach dem
Reichstag in Augsburg, wo er die proteftantifchen Stände geuötigt hatte, den Reichs-
tagslchluß, den man das Augsbnrger Interim nennt, zu unterzeichnen. Er hielt
fich acht Tage im Haus des Ulrich Ehinger auf, aber nicht unthätig. Er ver-
änderte den Rat und gab der Ariftokratie ein bedeutendes Ucbergewicht, wohl
wiflend, daß die Reformation ihre Grundlage nicht in den koufervativen Patriziern,
fondern in den liberal , ja zum Teil radikal gerichteten Plebejern (Wiedertäufer,
Bauernkrieg) habe. So hatte er es auch in Augsburg gemacht. 1» eigener Perfon
führte er das Interim im Münfter ein, indem er in feierlichem Zug in dasfelbe ritt
und mit feinem Gefolge das Abendmahl unter beiderlei Geftalt, wie es das Interim
zuließ, aus der Hand des Kanzlers Granvella (des jiingern), der Prieftcr und Bifchof
von Arras, fpäter Kardiual war, empfing, nachdem diefer vorher zwei Altäre ge-
weiht und eine Melle gclcfcn hatte. Als fie heimritten, ftand der gefangene Kur
fürft von Sacbfen am Fenftcr feines Quartiers*) beim Ratbaus. Da neigten fich, wie
') Alle die Vorkominnifle bei dem mehrmaligen Aufenthalt Karls in Ulm fchildert aus-
führlich und in anziehender Weife ein Augenzeuge, der Schuhmacher Scbaftian Fifciicr in feiner
Chronik. Diele wurde leider unferer Stadtbibliothek entzogen, indem fie und andere wertvolle
Manufkripte die Bayern bei ihrem Abzug 1810, nach damaliger napoleonilchcr Sitte, mitnahmen.
Auszüge daraus finden fich in der Chronik von Ulm von A. Schuhes Ulm 1881, und in den
Verhandlungen des Ulmcr Altert.- Vereins von 1870. Neue Reihe Heft 2. S. 1—10.
*) Er hatte fein Quartier im f. g. alten Münz Ii an 8. Das war das Haus A. 318, welches
vor einigen Jahren, um das dortige Gewinkel zu befeitigen, abgebrochen wurde. In jener
Zeit war im unteren Teil des Haufes der Ratskeller oder Herrenkeller, wo die vom Rat fich
leiblich erquicken konnten. Die oberen Lokale dienten zur Beherbergung von Gäften des Rats.
In unfern Zeiten war unten die Stadtpflege, oben die Wohnung des Gerichtsnotars. Das Uaus
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Die Eliinger in Ulm.
259
Sebaft. Fifcher fehreibt, alle grüßend gegen deu Knrfürftcn uud diefer neigte auch.
Aber der Kaifer neigte nit mit dem Kopf, fondern fall ihn mit heiterm Geficht au,
als ob er ihn anlachen wollte. Er gab ihm auch kein Urzcichen (Regrüßungs-
zeichen ?).
Auch das gefchah in diefer inhaltsreichen Woche des dritten Befuchs in
Ulm, daß der Kaifer die fünf lutherifehcn Prediger vorladen und ihnen durch den
Biirgcrmeifter Kraft eröffnen ließ, daß fic das Interim zu unterfchreiben haben. Sie
proteftierten und verlangten ihre Entladung. Aber das genügte dem Kaifer nicht,
er fab in ihrer Weigerung eine Auflehnung gegen ein Reiehsgcfetz. Auf den Nach-
mittag mußten fie vor dem Kanzler Granvclla erfrheinen, der diesmal, nicht ferne
dem Kaifer, in des Jörg lieflerer Haus hinter der Sammluug (die drei, fämtlich ein-
ftockigen Häufer, die auch eine Hausnummer haben A. 284, mit großem Garten
gehörten damals zufammen, fpätcr kaufte das Haus Württemberg für feine Gefandt-
fchaft beim Kreistag und es hieß der Würltemberger Hof, nicht zu verwechfeln mit
der jetzigen Brauerei diefes Namens). Da die Prediger auf ihrer Weigerung be-
harrten, fo wurden fie gefangen genommen, gefeflelt und abgeführt, die Hafengaffe
hinauf, an der Mehlwag (1880 abgebrochen) vorüber, hinab bei Giengers Haus
(Hirfcbgaffe), dann die Wengengaffe hinauf uud daun links durch das kleine Gäßlin
(jetzt Lumpengäßle) bis zum neuen Bollwerk hinter den Keltern. Das war am
16. Aug. abends 5 Uhr. Sie hießen: Kredit (fpätei Stiftsephorns in Tübingen),
Spieß, Rauber, Fieß, Bonaventura Stelzer. Sie hatten lieben Monate lang ein hartes
Gefängnis in Kirchbcim u. Teck zu erdulden. Am 27. Februar des folgenden Jahrs
war bei Ulrich Ehinger am Herdbruckerthorc der Sohn des Kaifers, Philipp, der nach-
malige König von Spanien, zu Gaft, dem zu Ehren die Fifcher auf der Donau
ftechen mußten, wofür ihnen zwei Gulden aus der Stadtknfle gewährt wurden. Zum
vierten mal kam Karl hier an am 2. Juli 1550. Er hatte wieder auf einem Wagen,
wohlbewacht von wclfcncn Hackenfchützen , den gefangenen Kurfürften bei fieb.
Diefer erhielt fein Quartier iu der Krone. Der Kaifer aber und fein Sohn ritten in
das Haus des Ulrich Ehinger. Am 4. Juli ritten fic zum Frauenthor hinaus, Giengen
zu, weil der Kaifer feinem Sohn die Orte zeigen wollte, wo er und das Reich d. b.
der fchmalkaldifche Hund im Oktober und November 1546 ihre Lager gehabt haben.
Den Kurfürften führte man auf feinem Wagen direkt nach Augsburg.
Zum fünftenraal war der Kaifer hier nach dem für ihn unglücklich ab-
gelaufenen Markgrafen- oder Fürftenkrieg. Als er am 2. September eiuritt, fah er
übel krank aus und war fehr ftill. Er war, wie immer, in fchwarzen Sammt ge-
kleidet. So ift er auch auf dem Bild dargcftellt, das fich noch heute im Ehinger
Haus, in welchem er auch diesmal wohnte, befindet. Er zeigte fich fehr gnädig,
waren doch die Ulmcr im letzten Krieg auf feiner Seite geblieben uud hatten trotz
heftiger Befchießung befonders am Oftcrlonutag uud Montag 1552 den Fürften nicht
die Thore geöffnet, namentlich deshalb nicht, weil der Kurfürft Moriz eiu Bündnis
mit dem König von Frankreich gefchloffen hatte, denn Frankreich, fo erklärte
die im Hof des Zeughaufcs veifamtnelte Biirgerfchaft, habe in all weg treulos an
Dcutfchland gehandelt. Der Kaifer fchenkte dem Ulmer Landvolk, das durch die
Fürften fo große Dranglaie erlitten, 1200 Kronen, jedem Armen in der Stadt
12 Kreuzer. Die Kinder im Waifenbaus erhielten eiu Bad und ein Elfen. Am
5. September brach der Kaifer auf nach Metz. Faft alle Handwerksgefellen in Ulm
fahrte den Namen »die Vcftc", daher die Gaffe noch heute Veftgafle heißt Später wurde der
Name „Hcrrenkeller" auf den vom Rat eingetaufchten Wiblinger Klol'terhof übertragen, wo eine
Mdtifche Brauerei errichtet wurde, die längft Privateigentum ift, daher die „Herrenkellergaffe".
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8ohulte8
ließen fich zu (liefern Zug anwerben. Die Belagerung von Metz mußte nach großen
Verlaften im Januar 1553 aufgehoben werden.
Unfer Ulrich E., der bei der fog. Ratsänderung von 1548 vom Kaifer zu
einem der beiden Ratsältcrn oder Statthalter, duumviri heißen fie z. B. auf den
Epitaphien im Münfter, ernannt worden war, lebte noch bis 1586. Als der Hat
1569 die Barfüßerkirche den Katholiken entzog, verklagte er den Hat bei dem Bi-
fchof von Konftanz. Die Sache verhielt fich fo. Das Iuterim heißt man den Augs-
burger Rcichstaxsabfchied vom Mai 1548, welcher vorfchreibt, wie es in Religions-
fachen bis zur Entfcheidung einer allgemeinen Kirchenverfammlung (diefe war be-
reits verfammelt, concilium tridentinum, kam aber erft 1562 zum Abfchluß) gehalten
werden folle. Dein Kaifer, das kann man ihm nicht beft reiten, lag die Beendigung
des kirchlichen Zwiefpalts, der Konfufion, wie es in der Einleitung zum Reicbstags-
befchluß heißt, fehr am Herzen. Er wußte beffer, als der Papft, der gar nicht da-
mit zufrieden war, daß der Kaifer fich fo ius kirchliche Gebiet einmifche, daß man
den Deutfchen Zugefiändniffe machen muffe, wenn es nicht zum dauernden Bruch
mit Rom und der alteu Kirche kommen folle. Er ließ von einigen proteftantifchen
und katholifchen Theologen ein, wie er meinte, vermittelndes Glaubensbekenntnis
verfallen und auf dem Reichstag in Augsburg vom 15. Sept. 1547 bis 15. Mai 1548
fetzte er es durch — Augsburg war auf allen Seiten von dem fiegreichen Heer des
Kaifers umgeben — daß diefes Bekenntnis, das Interim genannt, zum Reicbsgefetz
gemacht und als folches proklamiert wurde. Jedermann hat gehört von dem Interim,
das den Schalk hat hinter ihm, aber gefehen haben es wohl nur wenige. Man
würde es auch vergeblich unter diefem Titel in den Bibliotheken fuchen. Vielmehr
lautet derfelbe: Der Rom. kaiferlichen Majeftät Erklärung, wie es der Religion halber
bis zu Austrag des gemeinen concilii (in Trieut) gehalten werden foll, auf dem
Reichstag zu Augsburg am 15. Mai 1548 publiziert und von gemeinen Ständen
angenommen. Der vor mir liegende fchöne Abdruck ift von 1548, gedruckt in Mainz
durch Ivo Schöffer. Diefes Glaubensbekenntnis handelt auf 73 Foliofeiten ausführlich
von dem Mcnfchen vor dem Fall und nach dem Fall, von der Erlöfung, Rechtferti-
gung, von den guten Werken, von der Kirche, von dem oberften Bifchof, von den
fieben Sakramenten u. f. w.
Die Zugeftändniffe, die den Proteftuntcn gemacht werden, find unbedeutend
und nur febeinbar. Nur ad interim wurde zugeftanden 1. der Kelch im Abendmahl
und 2. die Ehe der Geiftlichcn ') , aber verlangt wurde die Wiedereinführung der
Melle, der meiften Gebräuche und die Anerkennung des Bifchofs in Rom, als Ober-
haupts der Kirche, unentbehrlich, um Spaltungen zu verhüten. Das Interim wurde
nicht in ganz Dcutfchland durchgeführt, fonderu faft nur im Süden, wo der Kaifer
und feine Spanier gefürchtet wurden, befonders iu Augsburg, Ulm, im Herzogtum
Württemberg, wo es viel Unheil anrichtete. Doch wurde man auch hier durch das
Auftreten des Kurfürften Moriz bald wieder davon befreit. Schon an Weihnachten
1552, nachdem im September der Kaifer den Vertrag zu Paffau hatte abfcbließen
') Ueber die Ehe der Geiftlichcn fagt das Interim: Es wäre zu wünfehen, daß der
clerici vil gefunden würden, die, wie fie one weiber fein, auch warhaftige Kcufcheit hielten,
jedoch , dieweil irer jetzt vil find, die die Kirrhenftmter verwalten und an vil Orten Weiber ge-
nommen haben, die fie nit von ihnen laden Wüllen, lo l'oll hierüber dca gemeinen Concilii Befcheid
erwartet werden, dieweil dorn die Veränderung auff dißmal ohne fchwerc Zerrüttung nit gefchehen
mag. Doch kann man nicht läugneu , wiewohl der Ehcl'tand für fich felbft ehrlich ift nach der
Schrift, daß doch der, To keyn Eheweib nimpt und warhaftige keufchheit helt, beffer thu nach
derfelben Schi ift.
Die Ehingor in Ulm.
261
muffen, wurde in Ulm wieder unter großer Freude da» Abendmahl in deutfeher
Sprache obne die Zeremonien des Interims gehalten, von da an bat man die Kinder
wieder deutfeh getauft, die Ehen deutfeh eingefegnet. Die interimiftifchen Gcift-
Iichen wurden entlaffen und folebe angcftellt, die das Iuterim nicht unterfcb rieben
hatten. Im Münfter fand nun etwa zwei Jahre ein fimultaner Gottesdienft ftatt; die
Lutheraner hatten täglich ihre beftimmte Zeit, denn damals und bis zum Anfang
diefes Jahrhunderts wurde im Münfter täglich gepredigt, und die wenigen Katho-
liken hatten ihre beftimmte Zeit. Aber fchon 1554 wurde diefeu die Barfüßerkirche
angewiefen, wo ein Paar zurückgebliebene Franziskaner die Gottesdicnfte verfahen.
Das dauerte bis 1569. Da befchloß der Rat, die wenigen vorhandenen Katholiken an
die Wengenkirche, die von den Auguftincrn im Wengenklofter verfehen wurde, zu
verweifen. Dagegen nun proteftierte Ulrich Ehinger, derfelbe, der fo oft den Kaifer
Karl beherbergt hatte, und bot dem Rat an, daß er auf feine Koften für die Bar-
füßerkirche 2 bis 3 Priefter bcfolden wolle. Der Rat aber antwortete: das Patro-
natsreebt in biefiger gemeiner Stadt ftehc keinem privato zu. Ulrich E. verklagte
nun den Rat beim Bifchof in Konftanz, aber ohne Erfolg. Derfelbe Ulrich E. war
übrigens Patronatsberr in Großkötz. Er hatte als dortiger Lehensiuhaber 1540 eine
Pfründe dafelbft geftiftet, die dann vom Bifchof von Augsburg zur Pfarrei er-
hoben wurde.
Den Hans Ehinger, einen Bruder des vielgenannten Ulrich, der auch,
wie diefer,-bei der alten Kirche blieb, ernannte Karl bei der Ratsänderung Yon
1548 zum Hcrrfehaftspfleger, ein wichtiges Amt, die Verwaltung des großen Ulmer
Gebiets mit feinen etwa 70 Gemeinden, grüßer als das irgend einer Reichstädt
(vielleicht mit Ausnahme von Nürnberg). Er war 1555 im Auftrag der Stadt auf
dem Reichstag zu Augsburg, auf welchem der Vertrag von Paffau beftätigt wurde
und der definitive Religionsfricdc zu ftande kam. Er ftarb 1583 und ift mit feiner
Frau begraben in dem zur Herrfchaft Balzheim gehörigen Sinningen, in der Kapelle,
die üc dort geftiftet haben. Sinningen war gemifebt und ift jetzt ganz katbolifch,
während Balzheim Iutherifcb ift. Die Ehinger fchloßeu (Ich 1552 der Bitte an,
welche die Gcfchlechter von Ulm (Baldinger, Bellerer, Gefllcr, Günzburger, Kraft,
Lieber, Low, Neithart, Roth, Rehm, Schad, Schcrmaier, Stammler, Stroblc, Umgelter)
an den Kaifer richteten, ihnen einen Adelsbrief zu verleihen. Der Kaifer verlieh
ihnen einen folchen, gegeben zu Diedenhofen 29. Oktober 1552 während der un-
glücklichen Belagerung von Metz. Ein Hans Chriftof E. , Iutherifcb, kam 1571
in den Rat, wnrde 1586 Bürgermeifter und ftarb 1606. Er war bei der Bürger-
fchaft fchr beliebt und fehrieb eine Chronik, die bis 1604 geht. Wo fie aber hin-
gekommen, ift mir nicht bekannt Hans Abraham E., Sohn des vorigen, auch
Iutherifcb, kam in den Rat 1602, war Bürgermeifter 1626, ftarb 1648. Nach feinem
Tod am 11. März 1649 wurde er Schulden halber am Rathaus angcfcblagen. Wohl
erklärlich, da in den Zeiten des dreißigjährigen Kriegs auch die Patrizier übel daran
waren, die Gefälle oft Jahre lang nicht eingingen und Hunger und Peft das Land-
volk faft aufgerieben hatte, während es in der wohlverwahrten Stadt doch ganz
anders war. Karl E. wurde 1628 in den Rat aufgenommen. Die Bürgerfchaft
proteftierte dagegen, weil er katbolifch war, allein die kriegerifchen Zeiten begün-
ftigten die Wahl, die nicht durch die Bürgcrfchaft gefchah, fondern durch Koop-
tation der 21 im Rat fitzenden Patrizier. Diefer Karl E. , den man das ßaurenbüble
nannte, ftarb 1647 und wurde in Söflingen begraben. Nach ihm ift kein Katholik
mehr in den Rat gewählt worden. Wir finden auch einige Ehingeriunen im
Sammlungsftift, das, urfprünglich ein Klofter der Franziskanerinnen oder Schwertern
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262 Schul tos
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von Beuren, gleich im Jalir 1525 vom Hat reformiert worden war und die Beftim-
murig eines Stifts für unverheiratete Fräuleiu ans den Patrizier- oder anderu ange-
fehenen Familien erhalten hatte. Sie mußten lutherifch fein. Eine Margareta
Ehiogcrin war vor 1652 Konventnalin in der Sammlung, (rat in diefem Jahr aas
und heiratete den Heinrich Befferer, Vogt in Albeck. Sibylla E., Sammlunga-
fräulcin, heiratete den Gerfon Bitteric von Lindau. Eleonore E. war Mciftcrin in
der Sammlung von 1663 — 72.
Im Münftcr befinden fieli mehrere Wappen der Eliinger (Toten fchilde)
über der Thüre zunächft dem Nordturm. Auf dem Schild find zwei gekreuzte
Heureffen 1 ). Zu beiden Seiten des Helms je ein aufrechtftehender Heurcffen, dar-
auf ein fchwarzer Bufch. lieber den Helm ragt ein roter Schwanenhals herein, f.
oben. Die alten Wappen aus der Zeit vor 1431 haben diefc-n nicht, z. B. das in
Stein gehauene in der Vorhalle der ßrautthüre des Münftcrs, fowie das über dem
Portal der Wengeukirclie.
In dem traurigen Jahrhundert des großen Kriegs gingen die Vermögeus-
verhältniffe der E. mehr und mehr zurück. 1627 verkauften Walter und Albrecht
Eliinger die Hälfte von Kleinkötz, welches nicht Lehen, fondern Eigentum war,
nebft der Burg an deu Bifehof Heinrich zu Augsburg. 1674 verkaufte Karl Adam E.
das von der Familie erbaute Schloß in Offcnhaufcn an die Stadt Ulm für
1800 fl. Diefc verkaufte es an einen Privaten und es ift fchon lange ein befuchter
Vergoügungsplatz. Merkwürdigerweifc nahm Max Emanuel, der Kurfürfl von Bayern,
als er den fpanifehen Erbfolgekricg mit einem Handftreich auf das fefte Ulm er-
öffnet und mehr durch abgefeimte Lift als Gewalt fich dcsfelhen bemächtigt hatte,
am 11. Sept. 1702 fein Quartier nicht in dem wohlgebauten, frei gelegeneu Schloß
von Offenhaufen, fondern in einem Bauernhaus, dem früheren Wcinwirtbshaus „zum
Baurengurten", auf der Oftfeitc des Ocrtchens, Pfuhl zu gelegen, jetzt dem Bauer
Stetter gehörend; wie diefes ausdrücklieb das damals erfchienene Buch: „Das hart-
gedruckte, aber nicht unterdrückte Schwaben. Freiburg 1704 11 bemerkt. Nach eini-
gen Monaten, als die Bayern in der Befetzung der Stadt vou ihren fcblimmen Bun-
desgenoffen, den Franzofen, abgelöst wurden im Juli 1703, nahm der Befehlshaber
der 5000 Mann ftarken franzöfifcheu Garnifon, General Blainville, im Ehingcr-
haus am Herdbruckcrtlior feine Wohnung und blieb hier bis Juli 1704, das ganze
böfe Jahr hindurch, das den alten Ulmern unvergeßlich blieb und deflen Gedächtnis
durch einen jährlichen Büß- und Fafttag, dem aber auch eiu Dank- und Freadentag
für die endliche Errettung folgte, erhalten wurde, bis die Stadt an Bayern kam.
Als der Marfchall Tallard mit feiner Armee in Wiblingen ankam, am 30. Juli
1704, ritt er alsbald mit einer glänzenden Suite nach Ulm, fpeifte im Ehingerhaus
und befichtigte die Feftungswcrke. Am andern Tag zog die Armee, der fich auch
Blainville mit einem Teil der Befatzung nngefchloflen halte, über die Brücke bei
Oberkirchberg nach Weißenhorn und nach Augsburg. Gegen 1000 Wagen, auch Kut-
fchen mit Frauenzimmern, folgten der Armee. In Ulm hieß es: um euren Kaifer ift
es gefchehen, auch um eure Religion und um euer Münfter. Man fagte : wenn die
vereinigten Franzofen und Bayern fiegreieh bleiben, müffe alles wieder kntholifch
werden. Nun folgte die Schlacht bei Höchftädt am 13. Anguft. Schou am andern
Tag kamen Trümmer der franzöfifchen Armee in völliger Auflöfung am Gänsthor
an. Blainville wurde in einer Säufte mit ganz verbundenem Kopf ins Ehingerhaus
•) ein Werkzeug, deffen fich in unforer Genend die Bauern zum Heransziehen des Heus
au» dem Hciibarrcn bedienen.
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Die Ehingor in Ulm.
263
getragen und ftarb liier bald darauf an feinen Wunden. Er wurde von feinen
eigenen Pferden, die er hier geladen hatte, ins Wengerklofter geführt und in einer
Gruft beigefetzt
Die Söhne von dem oben genannten Hans Cliriftof E., der 1006 ftarb, Hans
Abraham und Hans E. hatten nach feinem Tode die Hcrrfchaft Balzheim unter fleh
geteilt. Der erftcre erhielt das obere Schloß, der andere das untere, das aber auch
in Oberba Ixheim fieh befindet. Die Nachkommen des letzteren verkauften 1724
ihren Anteil an Oefterreieh und diefes verkaufte ihn an den Freiherrn Palm zu
Mühlhaufen, welcher fpäter auch noch andere Teile der Hcrrfchaft erwarb. Andere
Teile gingen durch Heirat uud Vererbung au weitere Glieder des Ulmcr Patriziats
über, fo daß jetzt der Freiherr von Palm etwa die Hälfte befitzt. Dns übrige gehört
der Ehingerfchen Deszendenz, einer größern Anzahl von Familien, die zum chcmali
gen Ulmer Patriziat gehören oder mit dcmfclben verwandt find. Der letzte Ehingcr,
Franz Johann Anton (kath.) ftarb hier 1743. Die Leheu fielen meift an Oefter-
reieh, da fic meift in die Markgraffchaft Burgau gehörten. Die Hälfte von Klein-
kötz, welches nicht Leheu, fonderu Eigentum war, kam im Weg des Konkurfes gegen
die Hiuterlaffenfchaft 1749 an das benachbarte Kloftcr Wettenhaufen um 21000 fl.
(Über die andere Hälfte f. o. 1627). Söhne hatte er nicht. Seine Tochter war ver-
heiratet mit dem Kön. Kaifcrlichcn Miniftcrrefidcntcn beim fchwäbifchen Kreistag,
v. Ramfchwag. Die Ramfchwng blieben im Belitz des Ehiugerhaufes bis zum Jahr
1786, wo fie es an Matth. Schallcr für 7500 fl. verkauften, der den ftattlicben,
fchön gelegenen Gafthof „zum fchwarzen Ochfen" daraus machte. Diefer wurde
1842 von dem Nachfolger Schallers, Kidcrlen, an den Deutfchen Bund verkauft und
hieß nun „der Fcftungsbauhof, in dem der Erbauer der Feftung General v. Priltwitz
feine Wohnung und feine Kanzleien hatte. Jetzt ift das Haus der Sitz des Gouver-
neurs der Feftung eines neuen, feft geeinigten Deutfchen Reichs deutfeher Nation.
Fürwahr eine erfreuende Wandlung. Möge das Haus bleiben, was es ift, bis in die
feruften Zeiten!
') Von (liefern Marquis Blainville fagt Joli. Matthäus Faulhaber (zu jener Zeit Helfer
in Altheim, dann Pfarrer in Bermaringen, dann Prof. der Mathematik iu Stuttgart, ftarb datclbft
1735; er hiuterlicß eine umfangreiche Ultnifcho Kirchen- und Rciormationsgcfchichte, Manufkriptj:
.für Blainville wurde die Khingcrfchc Kapelle bei der Dreifalt.- Kirche zum Mcflelcfen eingeräumt,
damit er diefelbc in der Nähe befuchen ktlnoc" und an einer andern Stelle: „unferer Frauen
Kapelle beim Predigcrkloftcr (fpäter Dreifalt. - Kirche) wuidc von den Ehingcrn gebaut 1332
und fteht noch heut zutag". Sie blieb alfo bei der großen Kapcllendcmolierung von 1531 und 32,
welche gleich nach den rtuforination*predigten anfing, die Oekolampad, Bucer und Blaurcr in
Ulm und auf dem Land hielten, verfchont. Später, nach dem Abfterbcn der Ehingcr, foll fie
zur Vergrößerung der Sakriftei der Kirche verwendet worden fein.
Fifche ziehen von Ungarn nach Ulm.
Mitgeteilt von Stadtpfarrer Kriegl'tötter in Munderkingen ans Chron. Urspcrg. S. 304.
Im Jahr 1437 als Sigismund das Land Schwaben durchzog und nach Ulm
kam, Hebe da kamen am felben Tage eine Art von Fifchen in großer reicher Zahl
aus dem Gebiet des Königreichs Ungarn. Die Fifche wurden gefangen und dem
Kaifcr vor die Augen gebracht. Die Fifcher erkannten nicht, was das für Fifche
vären, der Kaifer aber fah dielelben nicht ohne große Verwunderung an und fagte:
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204
Sitzungsberichte.
„das find die des Königreichs Ungarn wahre Königsverehrer gewefeu, die uns ent-
gegen gekommen. Sie find uns fcharenweife entgegen gezogen und wollen uns in
unfer Reich heimbefordern und uns ankünden. Laßt uns nun gehen, um unfer Land
wieder zu fehen!" Der König kehrte zurück und die Fifche verfchwanden wieder.
Der König aber ftarb auf der Heimreife in der Stadt Znaym.
Sitzungsberichte.
Sitzungsbericht vom 4. Sept. 1885. Als ordentliche Mitglieder wurden aufge-
nommen: Pfarrer Eippcr in Wippingen, Kameralamtsbuchhalter Dorn in Geislingen. Folgende
Gefchenke werden vorgelegt: von Geh.Kat Frcih. Otto Thumb von Neuburg in Stuttgart Exc.
die Gcfchichto der freiherrl. Familie Thumb von Neuburg, von Stadtpfarrer Kriegftötter in
Munderkingen die l'tcnographii'chen Berichte über die Verhandlungen der Frankfurter National-
verfammlung, von Dr. Karl Trautmann in München die Schrift Englil'che Komödianten in Ulm, von
Dr. Karl Ehrle in Isny die Schrift Das deutl'che Patrizierhaus, von Dr. Leubc ein Stück von
einem Plafond, von Kegierungsbauraeil'ter Unleld eine Tabaksdofe. Vorgezeigt wird von Anti-
quar Kerlcr ein kaiferl. Dekret gegen die Buchdrucker von 1528. ProfelTor Dr. Neftle halt
einen Vortrag zur filterten Buchdruckcrgefchichte von Ulm.
Sitzung vom 2. Oktober 1885. Als ordentliche Mitglieder werden aufgenommen:
Stadtvikar Schöninger in Ulm, Rechtsanwalt Hetzel dafclbl't. Antiquar Kcrler Ubergiebt als
Gefchenk eine photographifche Kopie eines Portrait« des l'lmilchen Dichters Job. Martin Miller,
geb. 1750, gel't. 1814. Rcgierungsbaumeifter Unfeld legt Aufnahmen von Ulm vor. Vorträge
werden gehalten von Pfarrer Schuttes Uber das Rothe Buch und vom Vorl'tatid Uber die Sage
vom Ulmer Spatzen.
Sitzung vom 6. November 1885. Gefchenke werden vorgelegt von Herrn Klemm:
Briefe von Vandamme, Bcrnadotte etc., von einem Ungenannten drei Denkmünzen, von Ober
fOrfter Schlipf in Geislingen zwei an der Burg BUhringcn bei Ueberkingen gefundene Wirtel,
von Koinmerzienrat I.Ödel eine Utmifche llochzeitsordnung von 1606. Auf eine Aufforderung
de» Redaktionsausl'chufles wird befcbloflen, die Bereitwilligkeit des Vereins zur Unterftützung der
geplanten Herausgabe der älteren Quellen der würtr. Gefchichte zu erklären. Premierlieutenant
Miller hält einen Vortrag über den Untergang der Hohcnftaufen und Diakonus Klemm fpricht
über Ulrich von Enllngen.
Sitzung vom 4. Dezember 188.0. Gefchenke find eingelaufen und werden vorge-
legt von ProfelTor Dr. Miller in Stuttgart feine Schriften über das untere Argenthal und Uber
das röm. Straßennetz in Oberfehwaben, von Fräulein Sufctta von Beflercr ein Gebetbuch von
1678. Es wird befchlofTen, du» vom Verein kflrzlieh erworbene Münfterzinsbuch von 1409 um
den Ankaufspreis an das Münfterarchiv abzutreten. ProfelTor Dr. Ofterdinger hält einen Vor-
trag über eine Reihe von Altertümern Obcrfchwabens, und der Vorftand befpricht den Inhalt
des genannten Zinsbuchs. Stabsauditeur Abel zeigt zwei Münzen vor.
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266
Hil'torifcher Verein für das Württembergilche Frauken.
Urkunden nnd Notizen zur Gefehichte dos Hanres Hohenlohe.
Von G. Koffert.
Ko. 1 zeigt Kraft I, Landrichter io Franken, in angcfcbener Vertraucnsftellung
und berichtigt den Hohcnlohifchen Stammbaum dahin, daß Poppo nicht der zweite,
fondern der erftgeborne Sohn Krafts ift.
No. 2 und 3, welche S. Durchlaucht Fürft Friedrich Karl mir noch während
feiner Leidenszeit zur Verwendung übergeben hat, werfen ciu Licht auf die Gefchichte
Krafts IV, des Rats K. Wenzels-, von dem Handel mit dem Potcndorfer und dem
Befilz in Dörnbach war bis jetzt, foviel ich fehen kann, nichts bekannt, Fifchcr er-
wähnt nichts davon. Das in beiden Urkunden bezeugte Verhältnis zu Herzog Albrecht
von Öfterreich verdient weitere Naehforfchung.
No. 4 und 5 entflammen dem kaiserlichen Archiv in Straßburg (F. 2G01
13 Produkte. Akten des kaifcrl. Fifkals gegen Gr. Sigmund von Hohenlohe) und
waren S. Durchlaucht Fürft Friedrich Karl zur Einficht mitgeteilt. In feinem Auftrag
habe ich die folgenden Auszüge gemacht. Aus den Akten ergiebt fich, daß Gr.
Sigmund am 15. Dezember 1529 in die Acht erklärt worden war, aus der er nach
Fifchcr 1, 125 am 6. Mai 1530 befreit wurde. Nach den Akten aber gingen die
Prozeßvcrhandlungeu noch im November und Dezember 1530 weiter.
No. 6 entflammt einem fchönen Äliflale, gedruckt durch Renatus Beck in Straß-
burg 1520, das wahifcbeinlich von dem Pfarrer Bei nhart Tummelhardt in Gailenkirchcn,
wohl 1542, erworben wurde; dasfelbe befindet fich jetzt im fürftlichen Archiv in
Waldenburg und enthält auf dem Vorfetzblatt Aufzeichnungen über die Grafen von
Hohenlohe um 1550 und dann kleinere chronikarlige Notizen im Kalendarium, die
einiges Intercflc bieten.
No. 7 entflammt dem Archiv in Waldenburg und giebt Nachricht über den
Empfang Maximilians II in Ühringeu 1570.
I. Kraft von Hohenlohe verbürgt (ich beim Verkauf der Burg Lindenfels durch die Markgrafen von
Baden an den Pfaligrafen Ludwig.
Ohringen 1277. April 29.
Ego Kraffto de Hoenloh prefenti feripto profiteor et proteftor, quod, cum illuftris
dominus meus Ludcwicus comes palatinua Reni dux Havarie a uiarchionibiis de Baden, videlicet
Ilermanno, ltndolffb et Heflonc, caftrum Lyndenfels cum Alis attineneiis pro duobus milibus
marcarum et trecentis raarcis puri argenti comparaverit et idem caftrum mee fidei tarn a pre-
diclo domino mco quam a prefatis marehionibus usqiic ad folutionis terniinos fit commiffum, qui
utiqtie termini folutionis erunt, quod nunc inftanti octava penteeoftea ultra ccuturo feptuaginta
tres marcas et decem folidos hall, et ipfi« hoc tempore pcrfoltitas quadringente viginti feptem
marce minus decem fol. hall, et in fefto bcati Martini mille trecente marce argenti in Wympina,
fi eandetn procurationem tenuero, fin autem in Ore(n)gawe, eisdem integraliter perfolventur,
refidua parte videlicet quadringentis marris in obligatis pignoribus defalcata, qiiandocunque pre-
dicta omnia fraude et dolo et omni malicia exelufis completa fuerint in terminis antedictis, ficut
in privilegio fuper hoc mihi et a domino mco et a marehionibus tradito Iticidius continetur,
caftrum predietnm cum fuis pertineneiis domino meo vel hcredibus fuis affignabo folutc et libere
perpetuo poffidendum, de quo etiam fidem vice facramenti preftiti corporalem. Inclufum eft
etiam tractui antedicto, quod quandocunque infra fel'tum beati Martini memoratus dominus meus
vel fui heredes, fi ipfum medio tempore, quod abfit, decedere contigerit, mille trecentas marcas,
ficut fuperius pretactum eft, vel cqiiinalentiam hall, videlicet tres libras hall, minus quinque folid.
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2G6
Boffcrt
pro tma marca argctiti mihi jucft-nte uno predictornm uiarchionum vi! Oltonc de Ebirftein avo
ipforuin, Rollino Tel Drofchlino vel aliis nnnciis prcfatorum marchionum, qui ipforum patentes
literas habuerit, vel mihi ablentibus omnibus fupradiclis, Ii intcrefl« noluerint vcl non potueriut,
perfoluerit per fc vel nuncioa fuos, exinnc predictum cal'lrmn cum Alis pcrtineuciis eidem domino
mco vel fuis hcredibus fine contrndictiono et dilationc qualibet teneor affignare. Item fi predictl
marchiones infra predictum (eftum Martini pro fc et omnibus, quos eadem caufa contingit, doinino
meo fepedicto vel fuis heredibus gwarandiam, que vulgariter gwerfchafft vocatur, fecundum ius
et confuetudinem terre non fecerint, pretacto domino mco Castrum predictum afllgnabo et pe-
cuniam perfoltiendam ab codem domino meo in raeam, ilcut pretetifji, reeipiam poteftatem con-
fervaturus candem, donec, quidquid de gwarandia promilTum Jen ordinatum eft, a prcdielis marchi-
onibus totaliter compleatur. Si vero pretactus dominus mens dux ea, que pro expreflla terminis
de folvenda pecunia lunt predicta, ucglexcrit nee non curavciit adimplerc, caftrniu antedictum
marchionibuB reftituam liberum et foliitum. Profitcor etiam proteftando publice, quod, si ante
folutionis terniinoa, quod abfit, mo decedere contigerit ex hac viU, Boppo filius mens primo-
genitUB vel alter filiorum mcorum, fi eundem decedere fiiniliter contigerit, llermannns et Con-
radus I.elchones, Conradus de Xjdenawe et Gernodus de Partenauwc ad complenda fideliter
predicta omnia tenebuntur et de hoc iuramctitmn predicti qnatuor militcs preftiterunt. In pre-
dictorum itaque omnium tefiimonium fepefato domino meo prefentera Uterain dedi figilli mei
munimine roboratam. Datum Orengew anno domini M.CO LXXVII. III. Kai. Maij,
Kgl. öfftl. Bibliothek. Pfälzer Copialbuch. Cod. hift. fol. 395, Blatt 73 a u. b.
2. Heinrich von Potenderf, der Kraft von Hohenlohe gefangen genommen, vertiSgt (ich mit
Herzog Albrecht von Öl'erreich. Wien 13S8, Oktober 25.
Ich Heinreich der Potendoi (Ter vergich für mich vnd mein erben vnd für all mein
freund vnd diener vnib den handel vnd vanknuü, fo ich an de* Iterren von Mailan erbern reteu
vnd botten vnd an hern Kräften von Ilolienlorh vnd an im dynern vnd auch an irr hab
getan vnd begangen hab, daz ich mich daruml) mit dem dur'eutigcn hochgeboren furften ineiuciu
gnedigen herren herezog Albrechten ze Öfterreich etc. alfo hab verriebt vnd mit im vberain
chömen pin, in folieher mazz, daz ich noch mein erben noch dhein mein freund noch diener
zu dem felbcn meinem herren von Öfterreich noch zu graf Johannl'en vom Vorichtenftain noch
zu iren erben noch zu iren landen, lenten vnd gutem von difer lach wegen nyiueriiicr kain
anfprach, vordrung vnd veintfehaft haben noch fachen wil, weder haimlich noch offenlichen, in
dhainem weg, an all geuerde, vnd gelob das bei meinen trewen an aidea ftat genczlich ftöt
ze halten vnd von der fach wegen dawider nymer ze tun noch fchaffen getan werden ; vnd han
darumb zu vrehunt der warhait difer lach mein aigens anhaogiuulcs inllgel gehenkt an den
brief vnd han gebetten Jörigen den PotendorfTer meinen vettern, daz er fein iuilgel ze zeug an
den brief gehenkt hat, im vnd feinen erben an fchaden, Geben ze Wicnn an funtag vor fand
Syroons und fand Judas tag, nach Krifti geburd dreurzehen hundert iar, darnach in dem acht
vnd achezgiften lar.
Orig. Perg. im k. k. Haus- Hof- und Staatsarchiv zu Wien. Zwei hängende Siegel.
3. Kraft von Hohenlohe vermacht Herzog Albrecht von Oefterreich feinen Belitz in Dornbach und
Silbergefchirr In Wien zur Erwerbung eines Seelgerätes und lein goldenes Kreuz zum Andenken.
J390, Juni 10.
Ich Kraft von Ilolienlorh beeilen n, utfeuleich mit dein brief, daz ich mit gesuntem
leib czu den ezeiten, do ich es wol getnn inocht, dycuiüticleichen vnd Icwtcrleichen durch got
vnd von meines armen dienfts wegen geboten han den hochgeborn furften herezog Albrecht cze
O'flcrreich etc. meinen genedigen herren vnd han y'm eingeben mit chraft dez briefs allcz daz,
daz ich han cze Dornpat-h chleyn vnd groß niehtz außgenonicn vnd auch allez daz, daz ich han
pey dem Czyncken purgor cze Wienn' vnd befunderleichen czwey pecken vnd czwey gieOvas
fylbrein vnd vbergult, alfo mit der befcheidenheit , wer daz fach daz ich von tods wegen ab-
gieng, c ich wider jn dife lantid chotn, fo mag und fol der hochgeporn Ifirft allcz daz, daz ich
gelaßen han, als vorgefchriben ftet, durch got geben durch meiner armen fei willen jn chlofter
vnd andern armen lewten, wo fein gnad hin wil vnd in allerpelt dunckt, als ich dez feinn
furftleichen gnaden getraw vnd gelrawt han; vnd wo er ez alfo hin geit vnd verfchalt, do fol
dhein mein prüder noch mein tochtcr noch dhein mein frewnd noch nieman von mein'n wegen
nach meinem tod dhein vordrung noch anfprach haben weder mit gciüleichen noch weltleichen
rechten ; wo daz gefchech, daz fol weder chraft noch macht haben, wann- ich mich fein willic-
leiehen mit gefunden! leib Icwtcrleit hen verezigen hab flu- mich, mein erben vnd all mein nach-
Urkunden und Notizen zur Gefell ich to des Kaufes Hohenlohe.
207
kommen. Befundcrleirh fo fehaff ich dem hochgeporn fnrften herzog Albrccht cze Ofterrcich etc.
mein eytclguldein chrewtz, daz icli lian eze Dornpach, daz er daz haben l'ol jn meiner gedecht-
nfiß, wann* er mir geben vnd gutleich hat getan , dez ich leider vmb fein gnad nicht verdient
han. Mit vrfigelt mit meinem anbangendem jnfigel. Geben am freytag vor fand Elpcthen tag
nach Crifti gcptird drewczchcnhundcrt jar vnd jn dem nownezigften jarc.
Originalpergament mit dem 8iegel Krafta wie Höh. Archiv S. 134 Nr. 39. K. K. geh.
Haus- Hof- und Staatsarchiv Wien. (Familienarchiv).
4. Vorladung Graf Sigismunds von Hohenlohe an das Reichskammergericht.
Speier, 1628 Oktober 1.
Wir Karl der Fünfte von gots gnaden erweiter römilcher Kaifer, zu allen Zeiten
Hehrer des Reichs in Germanien, nifpanien etc. entbieten dem edcln und des Reichs Getreuen
Sigmunden Grafen zu Hohenlohe unfer Gnad und alles Gutes. Wie wo) wir hievor durch ein
nnfer offen außgangen und verkundt kaifvrlich Edikt und Mandat bei fchweren Pcnen darin
beftimmt cmftlich gebotten haben, das Niemand aus unfern und des Reichs Untcrthonen, Ange-
hörigen und Verwandte dem König von Frankreich, Venedigern oder derfelben Anhängern
unfern Widerwärtigen zu Roß oder zu Fuß zuziehen, fich bcftellen oder prauchen lauen folt,
fo hat doch itzund unferem kaiferlichen Kammergericht der erfam gelcrt unfer Kammer Procurator
und Fiskal und des Reichs lieber getreuer Caspar Mart, der Rechten Doctor, fttrpr&cht, wie du
dich nit defto minder von dem gedachten König von Frankreich beftellen laflen, auch ihm do-
ranf als ein Hauptmann mit etwa vil Knecht zugezogen und dich zu fein Hilf wider uns begeben
haben, auch noch heutigen Tages darin und dardurch zu obbefiiramtc Pöo des ausgangen unferes
kaif. Mandats gefallen fein folleft und darauf um diefe Ladung und andere notdürftige Hilf des
Rechts gegen dir angerufen. Wan nu eine folche Ladung erkannt worden ift, darum fo heifchen
und laden wir dich von röroifchcr kaif. Macht, hieniit gebietende, daß du auf den 24ften Tag,
der uächfte, nachdem dir diefer unfer kaif. Brief flberantwort oder verkflnt worden und ob
derfolbig tag nicht ein Gerichtstag fein winde, den nächften Gerichtstag darnach felbft oder
durch deinen vollmächtigen Anwalt an gedachtem nnferem Kammergericht erfcheineft. Wann
du kflmcft und erfcheineft als dann alfo oder nit, fo wtlrde nichts dclto ... im Recht gehandolt
procediert, wie fich das nach feiner Ordnung gepilrt. Darnach wiJTe dich zu richten. Geben
in unfer und des Reichs Stadt Spcicr am 1. Tag des Mon. October nach Chrifti unters Herrn
Geburt 15 c und im 28te« unferes Reichs des Wim. im 10 ton und der andern aller im 13 ton.
Ad mandatum iinper. Ambrofius Dietrich D. Verwalter (?) Paloß Siebolt Jndices.
Diefe Ladung übergab d?r gefchwornc llotc Wolf Appel am 8ten October Herrn
Johann Wender, Vikar des Domftifts Straßburg, als Kaplan des abweleudcn Grafen Sigmund
und Gewalthaber in der Domdechanci. Sigmund ftcllie fich nicht, der Proceß gieng feinen lang-
famen Gang, am 15. Jan. 1529 erfolgte eine zweite Ladung nach Speicr binnen 27 Tagen, welche
am letzten Mai Herrn Hans Bitten, Vikar am Münfter, verkündigt wurde. Da der Fiskal in
Speier keine Dokumente oder fonft fiebere Anhaltspunkte fflr feine Anklage hatte, fondern nur
»ein gemein Gerücht und Lenmunt", veranlagte er ein Zeugenverhör des Domkapitels.
5. Die Auslagen des Domkapitels zu Straßburg Ober Sigmunds Aufenthalt in Frankreich.
1. Georg, Herzog zu Brannfchwcig und Lüneburg, Scholaftikus, 36—37 Jahro alt, fagt aus,
er habe keine Schrift gefeiten, daß Gr. Sigmund von Hohenlohe vom König von Frankreich beftcllt
fei, aber es fei ein gemein Lenmunt zu Straßburg. Auch habe Wolf Steinfurt in Beifein vieler
gefagt, daß er als Leutenant Gr. Sigmund vom König von Frankreich wider den Kaifer beigegeben
fei. Ebenfo fei es ein gemein Gefchrei im Land, daß Gr. Sigmund als Hauptmann Knechte im
Elfaß und darum in der Gegend gegen die kaif. M. angenommen. Grat Sigmnnds Maier zu Bifch-
heim, welcher der Dechanei Gut baut, habe gefagt, Wolf Steinfurt fei unwillig auf Gr. Sigmund
gewefen, weil derfelbe das Geld fahrl.lffig ausgegeben. Hätte er rechtzeitig gehandelt, fo hätte
er, Wolf Steinfurt, die Knechte, welche zu der Zeit im Land zu Helfen vcrloffen und geurlaubt
worden, welche Jörg von Menkwitz (Minkw.) Franz von Sickingen zufuhren wollte, dem König
von Frankreich geworben.
2. Bernhard, Graf von Ebcrftcin, Domherr und Kämmerer des Stifts, 33 Jahre alt, Ift
Graf Sigmund nicht verwandt, aber Sigmunds Bruder Jörg hat feiner Mutter Scbweftcrtochter
zur Ehe gehabt. Er hat lagen hören, daß Graf Sigmund in Frankreich gewefen, Knecht mit
fich geführt und vom König von Frankreich beföhlet werde.
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Boffort
3. Otto Graf v. Solms, Domherr, 26 Jahre alt, weiß alles nur vom gemeinen Mann
und kann nur angeben, daß Gr. Sigmund Geld vom König empfangen, nach Frankreich gezogen
fein fall, aber weiß nicht zu welchem Dienft.
4. Rudolf, Harkgraf v. Baden, Portner des Stifts, 50 Jahre alt, gibt an, es fei ein ge-
mein Gefchrei zu Strafiburg, Köln und Mainz gewefen, daß Graf Sigmund dem König von
Frankreich zugezogen, und daß er Knechte angenommen. Rudolf will in Schlefien von Bifchof
Balthafar von Hildesheim gehört haben, wie er Graf Sigmnnd darüber zur Rede gefetzt, aber
er habe es nicht geftehen wollen. Gr. Sigmund fei vom Kapitel ausgefchlolTen worden, habe
Refutation begehrt, es fei ihm aber geantwortet worden, er folle fich gegen kaiferl. Majeftit nnd
das Capitel purgieren. Dann werde ihm begegnen, was gut fei.
5. Reinhard, Graf von Hanau, Domherr und Cuftor des mehreren Stifts, 46 Jahre alt,
ift Graf Sigmund verwandt, weiß aber nicht, in welchem Grad. Er weiß nichts von einer Be-
ftellung, es fei eben ein gemeines Gefchrei, daß Sigmund dem König von Frankreich Knechte
zugeführt habe, doch habe er von etlichen Kriegsknechten fagen hören, daß fie Graf Sigmnnd
in Frankreich bei den Knechten gefehen haben, aber was er da gehandelt, ob er dem König
wider kaiferl. Majeftät Hilfe geleiftet, wiffe er nicht. Sigmund fei Übrigens zweimal in Frank-
reich gewefen, doch wifle er nicht, ob es vor oder nach dem Mandat gefchehen.
6. Otto, Grat v. Henneberg, Domherr, 26 Jahre alt, Sigmunds Getippter und naber
Freund, weiß nicht, in welchem Grad er mit ihm verwandt fei, hat nichts Neues beizubringen.
Mit diefem Ze'igenanafagcn war nicht viel anzufangen. Uebcrdies ließ Sigmund durch
feinen Anwalt Dr. Fr. Reiffteck erklären, mehrere der Zeugen, befonders Georg v. Braunfchweig
und Rudolf von Baden, feien ihm feind, haben ihm nachgetrachtet und hätten ihn gerne von all
dem Seinen geftoßen. Weiter wurde gegen den Wert diefer ZeuguiJTc geltend gemacht, daß
Franz von Sickingen und Minkwitz hereingezogen werde, was doch fchon 1523 gefchehen, da
Minkwitz von Trier, Helfen und Pfalz erlegt worden. Gegen den Bifchof v. Büdesheim hatte
Gr. Sigmund ficher nicht geläugnet, da er, ein junger, freimütiger Herr, den Bifchof nicht zu
fürchten habe. Sigmund fei allerdings in Frankreich gewefen, aber nicht in des Königs Dienft,
fondern des Königs Mutter als Sigmunds Getippte habe ihn dorthin berufen. Endlich fei gar
nicht bewiefen, daß Sigmund das Mandat erhalten, alfo gegen dasl'elbe gehandelt.
6. Notizen des Pfarrers Wolfgang Cuniculus von Geilenkirchen 1549—1556, zur Gefchichte der
Grafen von Hohenlohe und der Graflchaft. Anno 1542.
Was fich in Heben Jahren in der Graffchaft Hohenlohe habe zugetragen der Regier-
ung halben.
Erftlich ift die Graffchaft Hohenlohe von dreien Herren regiert worden, als Albrecht,
Jörg und Wolfgang. Hernach ift Herr Wolfgang, Graf von Hohenlohe, geftorben (f 1546). So
habens die zwecn Brüder Albrecht und Jörg ererbet und regiert. Nach diefem ift das Land von
dreien jungen Herren zerteilt und regiert worden, nämlich Cafiroir, Eberhard und Jörg. Dem
L. (Ludwig) Cafimir ift Newenfteiu als dem eltelten worden, Eberhard als dem mittleren Walden-
burg, Herrn Jörgen Schillingsfürft als dem jiingl'tcn. Indem ift Herr Jörg, Graf von Hohenlohe,
zu Anfpach an der Peftilenz geftorben (r 1554), der liegt zu Waldenburg begraben im Herrn
guter Hoffnung. D. G. G. S. Hernach ift das Land wieder in zween Stück kommen und haben
die zwecn Herrn L. Cafimir und Eberhard das Land und alle Herrlichkeit, Walter, Wald, I-and
und Leut von Neuem geteilt und nit laffen bleiben, wie's die bei den alten Herren oben gemclt
gehalten haben. Steht nun die Regierung diefes Landes in diefer Herren Hand, fo lang Gott
will. Der Herr verleihe ihnen Gnade, daß fie wohl und einhelliglich mögen regieren. Dies
bat fich in kurzen Jahren begeben. Anno 1554.
Homo de midiere natns brevi vivens tempore repletur mnltis miseriis (Hiob 14, 1).
Anno doraini 1556 ift den ganzen Winter kein Schnee gefallen, auch nit gefroren bis
uff den Tag Sebaftiani (2U. Jan.), ift ein gar hoher Schnee gefallen und große Kalte gekommen
und gelegen bis nfT den 12. Februar.
Anno 1649 den 28. Januar bin ich Wolfgang Cuniculus gen Gailenkirchen kommen.
Anno dorn. 1556 hat der wolgeborne Herr, Herr Ludwig Cafimir, Graf von Hohenlohe mein
gnädiger Herr mir Wolfgang Knie die Pfarr Gailenkirchen mein Credenz (?) verfehrieben nach
Laut, Brief und Sigill und dargegen han ich meine Revers gegeben, daruf hat Michel Senft nof-
meifter in Newenftein geflegelt, quod felix et fauatitm sit. Bin znvor 7 Jahr su Gailenkirchen
gewefen vor der Befüllung und im 1549 Jahr dahinkommen.
Anno domini 1542 5. Febr. bin ich Wolfgang Cuniculus zu heim kommen, quod felix
et faustum sit (sc. von der UnivcrfitÄt).
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Urkunden und Notizen zur Gefchichte des Haufes Hohenlohe.
269
Anno domini 15Ü4 ift am Faftnachttag ein großer Schnee gefallen, gelegen bis Ottern
alfo daß Mcnfch und Viih im Schnee fein verdorben.
Anno 1566 den letzten Februarii ift ein Comet von Mittag erfchienen mit einem langen
feurigen Strom, welcher fein Gang hatt gegen Mitternacht, und ift gleich dem Ffahenfchwsnz,
welcher lein Gang nit hatte wie andro Stern, ift ungefehrlich drei Wochen gefehen worden;
was fein Deutung und Wirkung fein, weiß allein Gott, der uns unfer Leben uff Beflerung friften
und uns gnedig fein will. Amen.
Anno domini 1556 1. Marz find die Störk beide kommen.
Anno domini 1552 (I. 1551) uff Montag nach Jtidica ilt der wolgeborne Herr Herr
Jörg Grave zu Hohenlohe verfchiedin, dem G. G. fei. Amen.
Anno domini 1556 5. März da hat es getundert.
Anno domini 1. Mai 155:1 ftarb der ehrwürdig Herr Herr Hans Hoffmann, Chorherr
zu Oehringcn am Stift, der ein Pfarrherr zu Gailenkirchen il't gewefen 36 Jahr im Alter von
73 Jahren. D. G. G. fein wolle. Hat mir 2 Pfründweck vermacht zum Teftament.
Anno 1556 17. Mai zeitige Kirfchen.
Anno 1552 am Tag Bernliardi ift der wolgeborne Herr Herr Albrerht Grave von Horn
verfchieden. D. G. G. (nicht Alb. v. Hohenlohe).
Anno 1556 20. Mai Il't Jörg Küthe, ein gar alter Mann, bei 100 Jahr geftorben. Gott
genade ihm.
Anno domini 1556 haben die wolgebornen Herrn von Hobentohe alle Pfarrherren
gen Oehringcn beschrieben und ihnen angezeigt, eine neue Reformation zu machen, das Meßopfer
abrogiert, uhi miilli adfucrunt. Das ift den 25. Mai gefchehen.
1556 uff Urbani hat der Wein allhie zu Gailenkirchen geblüht.
Anno 1554 ift am 1. Juni der Wein erfroren.
Anno 1555 24. Juni ift mein Vater von Waldenburg nach Forchtcnberg zogen wegen
fchwercr Krankheit der Waflerfucht.
Anno 1554 29. Juni hab ich ein Streitkalpe anf dem Hackmefler gefunden. (Was ift das?)
Anno 1554 10. Auguft ftarb Mathis Heffncr, ein alter Päpftler, ohne das Nachtroal.
Gott fei ihm gnädig.
Den 19. Auguft 1552 (1551) ist der wohlgeborne Herr Albrecht Graf von Hohenlohe
verfchieden.
Anno 1555 den 23. Auguft ftarb Wolfgang Kien'j, in die 25 Jahren gewefen Schul-
meinfter zu Newenftcin, in dem 71. Jahr feines Altera, dem Gott gnadig und barmherzig fein
wolle, mein herzallerliebfter Vater.
Anno 1540 dürrer Sommer, guter, füßer Wein.
Anno 1551 bin ich Wolfgang Kienlin in fchwerer tätlicher Krankheit gelegen, 8 Wochen
hab ich nits gehert und zum letzten hab ich kein laut megen leiden. Aber Gott hat väterlich
an mir gehandelt uf Montag nach Set. Mariä (14. Sept.).
Anno 1551 in vigilia Michaelis großer Schnee, der viel Schaden thut.
1555 5. Oct. hat es getundert, geplitzt und gekiefelt.
Anno 1555 18. October wird eine zeilige Erdbeere in der Wittighaufer Klinge gefunden.
1555 24. üct. hat man zu Gailenkirchen anfahen zu lefen, fpäter Herbft, alles erfroren.
Anno 1542 Nov. ift Herr Hans (sc. FIorTmann) gen Oehringen zogen und ßernhart ihm
nachkommen und 6 Jahr zu G. geblieben (wohl Bernhart Tuinelhardt, der fpätcre Pf. in Künzelzau).
Anno 1509 8. Dec. ift Seifcrle Kraft verfchieden, der ein Pfarrherr zu Gailenkirchen
war. (Pf. feit 1486).
Anno 1553 19. Dec. ift mein Vater gen Waldenburg kommen und Schulmeifter worden,
ift zuvor 23 Jahr zu Newenftcin gewefen, feines Alters 66 Jahre.
7t Schreibe» der Gräfin Anna von Solms und ihrer Söhne Albrecht und Wolfgang von Hohenlohe
an Agatha, Gräfin von Tübingen, Witwe Eberhards von Hohenlohe, betreffend dm Befuch K. Maxi-
milians II. in Oehringen. Neuenftein 1570, Juni 13.
Was wir nur an lieba und gut» vermögen, zuvor, wolgeborne, freundliche, liebe Schweiler
nnd Bafe. E. L. können wir in Eil freundlichen nit verhalten, daß wir die Ro. Kaif. Majeftat,
unfern allergnedigften Herren, zu Hall unterthäniglt empfangen und gebeten, allhie zu Uber-
nachten, aber Ihre Majeftat dasfclbig mit Fürwendung allem ungelcgenheit verweigert und fich
l ) Nach Wibel heißt der Pfarrer Kien, er fcheint fich aber auch Knie, Knielin, daher
Cnniculus zu fehreiben.
270
Fifchcr
dahin erklärt, das fie zu Oringew übernacht bleiben wollen. Diewcil wir denn berichtet, daß
biebevor in dergleichen Fällen, weiland die wolgeborticn unfero freundliche liebe Voreltern die
Kaifer mit Wilpret, Fifch, Kröpfen, Wein und Hähern verehren und folchea von aller Gravcn
wegen befchehen, fomit wir unfers theils entfchloffcn, Ihre Majcftat mit zweien Hirfchen, fo gut
wir die bekommen mögen, wie denn auch mit Filchen und Krebfen, was wir bei der Hand,
fanit 2 Wägen mit naber und ein Fuder guten Wein», fodann Ihren Majeftat Hofmeiftcr, den
Herrn Traußmann, auch m't etlichem Wein und Habern unterthäuigft und freundlich zu verehren.
Ob nun F. L. dergleichen Verordnung anftellcn und die Kaif. Majeftat ebenmäßig alfo verehren
lallen wollen, wie uns das in alleweg für raihinm anficht, das thun wir zu E. L. Bedenken freund-
lich heimftellen, uff folchen Fall aber bitten wir, die Aufteilung zu thun, damit folches alles
morgen nach Mittag ungefährlich um ein Uhr gewißlich allda fei und folche Verehrung famentlich
mit einander befchehen mögen, und hielten wir dartür, das der Wein unferes theils von hinnen
muß und dann E. L. von Pfedelbach hinein ließen führen, der Haber aber von dem Stift genomen
werden mochte, dafür man hernach das gcbürlUh Geld zu erlegen, oder wie man (teffen mit
einander vergleichen thtit. Was nun E. L. gefinnet, das wollen fie uns bei zeigern dis den
nechften berichten. Thun damit diefelhig in den Schutz des almechtigen befehlend.
Datum, Xeuenftein, 13. Juni 1570.
(Originalpapier auf dem Archiv in Waldenburg.)
Anna, Gräfin von Hohenlohe, geb. v. Solms,
Albrecht und Wolfgang v. Hohenlohe
Herrn zu Langcnburg, Gebr.
Urkunden zur Gefihichte des Streites zwifeheii llerrfehnft nnd Stadt Weinsberg.
Aus dem fikftl. Hohenlohifchen gemeinfchaftlichcn Hausarchiv mitgeteilt
von f Dekan Fifchcr in Ochringcn.
(Fortfetzung.)
24. Schreiben Konrads an die verbündeten Städte wegen Zahlung der Vergleicbslumme.
13. Februar 1429. Gutenberg ').
Vnfern fruntlichn dinl't zuuor erfaiue werfen guten frunde. Als ir vns yecznnd
gefchrieben habt, ir hettend euch genczlichn darzu geiicht, noch dem vnd euch cnpfolhn geweft
ift von euwem freunden den fteten, die bezalungn der zchen tufent guldn vff vnfer liebe frawen
tag lichtincffe zu ncheft zu Gundclßhcin zu tunde, nach dem vnd vns von den felbn euwern
frunden den ftetn zu gefchriebn fey; fo fey euch begegend yeez ein fchrifft von den aller-
durchleuchtigiften fürften vnd hern, dem Komilchen kong, vnferm gnedigften hern komen, daran
erden genanten euwein frunden den ftettn vnd auch euch fchribe, wy wir ein botfehafft bey
im gehabt folln habn in zu vnderrichtn folcher richtunge vnd begriffung zwufchen vns vnd
euch etc. vnd von folcher vnfer botfehafft wegen fin kunglich gnade euch gebewt, folche
bezalungen nit zu tune vnd euch gebure ein folichcs an euwer frunde die ftette zu
bringen, vnd als ir fürbaß fchribend, das ir an die felbn euwern freunde die ftette bringen
wollet, vnd was ir vnd euwer mynungo fin werde, gefaren vnd zu antwurten etc., als
dann euwer brieff mit meer wortc begriffen vnd inheltet, des felbn euwers brieffs dat
heltt vff den funtag vor vnfer frauwen tag lichtmeffe vnd ift vn3 doch erft hewt vff
dat diß brieffs wordn. Licbn freunde, es ift wol wäre, wir habn bey einen vnfern boten
vnferm allcrgnedigiften hern dein Komifchen etc. kungo gefchriebn, das wir mit euch gericht fin,
vnd wye vnfer fache vff die zeyt goftalt warn, vnd wir meinen, das wir das billiche getan habn
vnd darinne yemands verkürzt oder vnbillichs getan haben, das vns gekreicken möge an der
richtung, fo vnfer gnedigen hern, die kurfürften und ir frunde zwufchen vns vnd euch getan
habn vnd die brieff der richtung vnd bezalung, fo wir von euch vnd euwern freundn den ftettn
befigelt inne habn, da durch nit gofwecht folln werdn; dan wy dem allem fey, fo bietn vnd
begern wir noch hewt betagc an euch vnd euwer frunde, das ir vns folcher bezalunge tun
wollend in der maße, als wyr euch yeez hynuor zu nchft gefchriebn habn, fo wolln wir deftcr-
gernen tun was wir wißen das euch liep ift. Dan wu das nit gefchehe, fo wierde fchad dar-
vff geen, den ir dan nach vßwyßungc euwer brieff fchuldig wem zu entrichtn, das vns dan
') Am Neckar bei Wimpfen.
Weinsberger Urkunden.
271
euwernthalb ye nit liep werc, das ir furter zu fchadcn konien foltcn. Euwer verfchriebn Ant-
wort laßcnd vns wyder wiffen, darnach wir vns gerichtn mögen. Gebn zu Gutenberg vff aller
man fafnarht anno dni M" CC'CC" vieefimo nono.
Conrat herre zu YVcinfperg des heilign
Itoinifchn reich» erbkaromerer.
Don erfamen weyfn den burgermeiftern vnd rate zu Vlme, vnfern
guten freunde.
25. König Sigmunds Ladung an Konrad, vor ihm zu ericheinen und lieh wegen der Thal zu Sinsheim
zu verantworten. 10. Auguft 1429. l'reßburg.
Wir Sigmund, von gute* gnaden Houiifcher kunig, zu allen tzeiten roerer des rcichs
vnd zu Hungern, zu llchcim, Dalmalien, Croatien etc. kunig, entbieten dem edeln Conratten, herren
zu Winfperg, vnfenn vnd des rieh» crhkamc.rmcifter vnd lieben getruen vnfer gnad vnd alles
gut. Edler vnd lieber getruer, von folicher gefrhirbte wegen, die du mit deinen heifern an ettweuil
kauffleutten uß vnfern vnd des heiligen r schs ftetten begangen haft, dadurch wir vnd das heilig
rieh vaft gefmehet, die roeffe zu Franckfort nidetgelegt vnd vil vnfuics gefcheen vnd ontfproßen
ift, haben wir dir vormals gefehriben, daz du alle folche leutt vnd gut zu ftunden ledig follteft
laßen vnd darnach, als du vber folioh vnfer fehrift mit denfelbcn ftetten ein richtung angiengel't,
dorynn dir von in ein ftim gelts werden folte, fchriben wir dir aber, daz du folichs gelts nicht
von in n einen foltel't, da« du aber alle*, als wir verneinen, vbergangen vnd vnfers gebotes nicht
geachtet haft, vnd wann wir die fache ye nicht meinen ligen zu laßen, durch folichs vngelimps
willen, der an vns vnd dem liehe fo gröblich befeheen ift; dorumb fo fetzen wir dir tag, laden,
heifchen vnd vordem dich vnd gebieten dir ouch von Komifcher kuniglicher macht crnftlich vnd
vefticlich mit difetn brieffc vnd als lieb dir fey vnfer vnd des richs fwnre vugnade zu vermeiden,
daz du tifl' fant Gallen tag neehftkiinffiig vor vns in vnferm knngHchcn hoffe, wo wir dann tzu
dcrfelben tziit fein werden, geftueft dich folicher großer gefchieht zuuerantworten. Ouch ver-
bieten wir dir ernftlich, daz du des gelts, dorumb du dich mit deu ftetten gerichtet haft, mit
nickte nemelt, noch fy dorumb roaneft noch tnanen laßeft, als du vns dann atlhie geret vnd ver-
fprochen haft, vnd tue dorynne nicht anders, wann fo du komeft, fo mögen die fach zu gutem
ende konien, wer alter fache, daz du nicht gevemeft vnd dirh folichs gelts annemen wolteft,
fo folt du wiffen, daz wir die fache für vns treiben wollen, daz dir zu fwer fein wirdet, vnd
ob fach were, daz du folicher ladttng in tätlichen weg vßgeen oder ander entfchuldigung nit zu
komen vollziehen wolteft, fo ermanen wir dich des eides , den du vns zu vnßr gcfclfehafft des
wurms 1 ) getan halt, vnd aller ander eyde, der du vns von ainpt rates, vnd manfehafft wegen
ptiiehtig bitt, daz du uff den egen' fant Gallen tag ye für vns komeft, vnd dich doran nicht
hindern laßeft, wann, wo du des nicht entetft, fo verfteeft du wol, wohin das in vnßer egen*
gcfelfchaffl reichen wurde. Dörnach will dich zu lichten. Geben zu Prefpurg nach crifts geburt
virtzebenhundert iar vnd darnach in dem newn vnd zwentzigften tarc, an fant Lauren tzentag,
verfigclt mit vnfrm kiiniglichn aufgedrngktem iiifigel, vnfer riebe des Hungrifchen etc. in dem
XLUI., des Komifchen in dem XIX. vnd des Dehemifchen im tzehendn iaren.
Ad mandatum dni regis
Oafpar Sligkx.
26. Vorllellung Konrads an König Sigmund wegen des mit den Städten abgelchlotfenen Vergleichs.
8. Oktober 1429.
Allerdurchluclitigfter konig, mein underteuige , f< huldige dinfte euwern königlichen
gnaden mit willen alle zyt bereyt. Gnediger lieber herre. Als euwer königliche gnade den
hochgebornen grauen llennan graue zu Ziele, euwer gnaden fwcher, meinen lieben heren, mir
habt laßen fagen, das ich follichen richtnngsbrieff, l'o zwifehen mir vnd den ftetten gefchehn ift,
vnd auch den fchuldbrieff, den ich von ine han, zu euwern königlichen gnaden banden geben
vnd die fachen gancz zu denfelbcn euwern gnaden flellen folle, das fy euwer königlichen gnade
meynunge, vnd dywyle ich aber fpreche, das ich des nit mäht enhabe, daz ich rytten verfuchen
vnd ußtragen wolle, als lerre ich möge, ohe ich das alfo nßgetragn vnd die brieue zu meinen
banden bringen könne, vnd daz icli dann alfo mit follichen bricuen zu euwern königlichen gnaden
komen folte, alfo erhübe ich mich herheiiu zu rytten vnd ich käme alfo gein Wyckerßhcim vff
faraßtag vor vnfer liebn frauwn tag der jungen, den man nennet zu latin nativ', wan ich vff dem
') Das fihringer Archiv in feiner Abteilung Weinsberger Archiv enthält noch Schubl.
Q. n. 16 die Artikel der Gefellfehaft zum Lindwurm, deren Mitglied Conrad war. Die Red.
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272
Fifcber
wegc fo fafte krangk warde, alfo daz ich nit wolc geryttcn noch gefaren mohte, als ich tili
eyder von mcre kranckcyt, die fyderhere mich darzu auch angefallen hat, gar nyrgend komen
eninage vnd ich han das au ettllchc myn frundc vnd gefeilen hroht, fo ich dan der raeynft zn
mir bringen vnd gehabn mohte, dyo nicynen, nachdem die richtunge zugangen vnd befchchen
fy, dy wollen fich niht mechtigen one (He andern, die in den fachen auch begriffen find, Jollich
brieue zu »hergeben vnd meynen, es gehöre ine auch von cren wegen niht zu tünde hinder
den andern, wy wolc fy cuwern königlichen gnaden gerne zu willen wern, wo fie es verant-
worten mohten vnd die erc niht beruret, vnd ich kanc des niht mäht alfo gehaben zu tunde.
Yud vmb den fchuldbrieff, gnediger lieber here, euwer königliche gnadn die fol wyflen, das follich
dryffig tilßcnd guldin, darvmb ich den fchuldbrieff von den ftetten han, das follich gelt mir
geburet vnd werden fol für mein erbe vnd gerechtikeyt der ftatt Winfperg, das ich darvmb
vnd auch /olliche brieue, die ich darvmbe erworhn vnd erlangt han von cuwern königlichen
gnaden des heiligen richa hoffegericht, meinen gnedigen hren, den kurfürften vnd andern geift-
lichen vnd werntlichen heimlichen vnd offenlichen gerichten, darvmb ubergeben vnd ligen laßen
han got dem horn zu lobe, euwern königlichen gnaden zu eren vnd der gemeinen kriftenheyt zn
nOcze, den enkane noch mago ich zumale nicht ubergeben noch ledig gemachen, die werden
dan vor von mir beczalte nach irer fchuldbrieff ußweyfungc vnd innhaltunge, dy fy darvmb
haben, wan des gelte« mere ift das von dem gelte bezalet fol werden, dy dan mir ir bar gelt
alfo gelyhen haben, wan der dryffig tufend guldin fin, als das in der warheyt leyder an ime
felber wäre vnd offenbare ift vnd foltc ich darvmb fierben oder rüraig 1 ) werden, fo vermage
ich follich fchuldbrieff one das gelt niht geledigen. So enkane ich auch der fünft nit vß noch
vffbringen, als euwer königliche gnade vnd ineyngliche wo) verfteen mage, das ein follich gelt
einem filrftcu in vnßcrn landen, der es von ime felber nicht hette, vflzubringen fwer genugk
wurde, er müfte dnnnach fin flöße, lande vnd lute darvmb verfezen vnd vcrkllmem. So mago
auch euwere königliche gnade vnd meynglichn, wer das hörnt weyß vnd vernympt, wol verfteen,
folte ich mein erbe vnd gerechtigkeyt vnd auch meinen großen koften vnd fchaden, den ich
daruff geleyt, vnd des genomen mangeln vnd ubergeben ban vnd folte mir darfiir nicht werden,
als beteydingt ift vnd mir mein erbe vnd gerechtikeyt, daz ich erworben, erlangt vnd crvolget
han, wol lieber wer dan ein folliche fumc geltes, wann es doch ein dein gelt ift gegen dem zu
achten, das ich darvmb übergeben han, als das euwer königliche gnade vnd ineyngliche wol
verfteen mage, vnd mich hette auch an recht wol benuget, eer es zu der richtunge käme vnd
ich erböte mich auch des zu recht vnd tlßtragk zu komen für euwer königliche gnade rnd mein
gnedigen hcren die kurfürften, wolte aber yemand bedüncken das ich follich geböte darvmb
tetde, das euwer königliche vnd ire gnade langfame zufamon kernen, fo wolle ich es zu recht
vnd yßtragk komen für euwere königliche gnade alleync vnd euwer gnaden vnd des heiligen
riebs liofigericht, von dem follich -fache vnd ervolgunge auch hcrkoinen warend, do daz nit gefin
mohte vnd do mein gnedigen hcren, die kurfürften vnd die iren von iren wegen fo treffenlichen
an mich komen vnd mich fo fafic vnd fo heffticlichen ermanten vnd böten von enwer könig-
lichen gnaden vnd ire felbs wegen, das ich diu fachen richten ließe, allo fahe ich vnd han in
den fachen genczlichcn angefehen got den hern vnd euwer königliche gnade, die criftenheyt vnd
mein gnedigen hcren der kurfürften ernftliche begerunge vnd ich lyclTe die fachen alfo richten
mit meinem großen fchaden vnd ubergebunge meines erbes gerechtikeyt vnd großen koften vnd
fchades, den ich daruff gelegt habe Gnediger lieber hcre, mir ift auch nehft euwer königlichen
gnaden fiirgebot durch des edlen hern Krkingerß*) heren zu Swarzenbcrg etc. dycner geantwurt
worden, daz ich mich vff i'antd Gallen tag fchierft kunfftig perfonlich in euwern königlichen hoff
für euwer königliche gnade ftellen fülle, das fclbe fiirgebot auch vnder andern Worten inne
haltend ift, wy ich über euwer königliche gnade gefchriffte vnd geböte ein richtunge mit den
richftetten angefangen habe, bite ich euwer königliche gnade zu willen, das mir vor follicher
richtunge kein euwer gnaden ichrifft noch verböte von der fachen nye zukomen noch geant-
wurt worden ift, fo folte mich euwer königliche gnade als enwern willigen, vnterdenigen dyener
in den fachen gehorfamlichen funden haben. Gnediger lieber hcre, alfo bite ich euwer könig-
liche gnade, anzufeilen meiu getreu wc willige dinlie, die ich euwern königlichen gnaden offt
getan han vnd hinfür williclichen vnd gctrewlichen gern tön fol vnd wil, vnd das doch auch
noch bißhere von cuwern koniglichn gnaden nye gehöret ift worden, das euwer königliche gnade
keinen menfehen, der da gnade an euwer königliche gnade demiiticlichen filchen vnd bitend
geweft ift, nye verfaget habt, was wolt mich dann euwer königliche gnade zyhen vnd cngelten
') Das Land räumen müffen. Landriiumig, des Landes verwiefen cf. Scliraeller.
*) von Saunsheim.
Weinsberger Urkunden.
laßen vnd von mir bcgcrend, daz ich doch in keinen wegk nicht vermago zuwege bringen vnd
folte ich darvtnb fterben vnd vertryben werden, dannach To mttfte ick dann trewlofe vnd er-
lofe werden, wan ich folliche fchnlde nit zu bezalcn hetto noch vermoht zu bezalen one follich
dryffig tußend gnldin, mir were dan mein erbe vnd gerechtikeyt, das ich darvrab ubergeben
han, zu meinen banden beliben vnd daz ich daz inne hette nach folliche brieue lute vnd vß-
weyffunge, die ich dan darvmb erworben, erlangt vnd eruolget vnd darvrab ubergeben han als
dan vorgefchriben ftet. Das alles wolle euwer koniglichn gnade anfehen vnd gnediclichen be-
dencken vnd zn herezen nemen, wan ich doch ein gancz vnzweyfenlich getrauwn zu euwern
königlichen gnaden han, das enwer gnade mein großes verderben vnd erelofewerdcn nit gerne
höret noch fehe, daz fol vnd wil ich vnderteniglichen vnd mit ganzen treuwn vmb diefelbe
euwer königliche gnade williclichen verdinen vnd ich bite hiervff vnderteniclichn mit demütigem
fliße euwer gnedige verfchribn antwurt. Allergnedigfter here, fo Ift mich auch zu follichor
kranckbeyt, dye mich zu Prcfpurg bey onwern königlichen gnade aoftyeße, folliche fwero kranck-
heyt meines leybes vnd golyder angefallen, das ich zuroalo nyrgend gegeen gefteen gerytten
oder gefaren kane noch mage in dehein wyfe, als das leyder ktlntlichen vnd wyffenlichen ift,
anders ich were zu euwer königlichen gnaden als zu meinem rechten vnd gnedigften herea
billichen vnd gerne in ganzer gehorßamkeyt komen. Ilervmb fo bite ich euwer königliche gnade
dinglichen mit demütigem fliße, mir das zu difera mole nit ungnediclichen zuuermercken; die*
felbc euwer königliche gnade gebyete zu mir alle zyt als zu euweren willigen gehorfamen
dyener. Geben vff den nehften faroßtag vor fand dionyfius tag anno dni M-g CCCO XXIX ••
Conrat her zu Weinfperg ete.
27. Konig Sigmund« Gebot an alle Reichsftlnde, Konraden in leiner Sache gegen die Städte
keinen Beiltand zu leflten. Preßburg. 23. Dez. 1429.
Wir Sigmund von gotes genaden Romifcher kunig zu allen Zeiten merer des Reichs
vnd zu Hungern, zu Bcheim, Dalmacien, Croacien etc. künig, entbieten allen vnd iglichen flirrten,
geiftlichen, vnd werntlichen, grauen, fryen herreu, rittorn, knechten, burgermeiftern , reten vnd
gemeinden aller vnd iglicher ftet, merckt vnd dorffern vnd fuft allen anderen vnfern vnd des beiigen
reichs undertanen, vnd getruen der myt diefem brieff ermanet wirdet, vnfer gnad vnd alles gute,
Wir tzweyfeln nicht euch fy woll willentlich, wann es nu vberall landknndlich ift von der vnbillichen
vnredelichen gel'chicht , wegen als der von Wynfperg an vnfern vnd des heiigen reichs fteten
vnd yhren getruen bürgeren vnd kouffleuten begangen, vnd fy in gutem gleit vnd vngewarnter
Ding vffgehoben bot, vnd wie darnach vber vnfer fchriben, das wir demfelben von Winfperg
taten, er myt den fteten eyne richtung getroffen vnd angangen hat, on vnßere gnnft willen vnd
wißen dorzu dich vnfer ftet dnreh ire gefangene burgor, als wir hören genotet vnd bracht, wurden
folich richtung vftnnchmen, vnd wie wir auch dornach nach iren vnd vns folich gefehlcht vofl
zu hertzen gyeng vnd noch geet, denfelben von Winfperg zu eynem vnd darnach zum andern-
mall für vns lueden in aller eide der er vns von rates lehenfchafft amptes vnd gefelfchafft wegen
pflichtig ift ermanten vnd in vederweiften vns in den fachen nach gelimpfen zn volgen, wann
wir hofften wir wollen die fachen zu gutem ende gebracht haben, des er vns aber nyet volgen
wolte, vnd ouch der andern vnfere ladung nit nachquamc funder fich darynno vngehoirfame
beweifte, vnd als wir dann das gelt des fich die egenanten vnfer ftet dem vorgenanten von
Winfperg zu geben verfchriben haben, bey denfelben fteten verboten, verhafftet vnd ouch dem
ohgenanten von Wynfperg etwa dick gefchriben vnd geboten haben, vnd funderlich in vnfern
latbrieuen das er (Ich folichs gelig nit anemen folte, als lang biß die fach mit recht vßgetragen
wurde. Alfo ift vns fürkoraen wie derfelbe von Winfperg vber folich vnfer verbieten vnd ver-
hoffen, daBlelb gelt von vnßern fteten zu vordem vnderfte vnd fich ouch bewerbe myt leuten
vnd hilffc, ob fy vnfer gebott hielten vnd folich gelt zu geben vergehen wurden ; das er fy dann
meynet zn bekriegen, das vns doch zumall vnbillich vnd fremde nyraet nach dem vnd lieh woll
getzimet hat, das er doch ein vßtrag des rechten da myt erpeitet hat. Nu hoben wir vnfern vnd
des reichs kurftlrften, flirften vnd herren alhie darvmb rates gefragt, die vns geraten haben das
wir den fachen alfo myt recht naebgaen follen, das wir auch alfo zu tun vnd gen dem vor-
genanten von Winfperg zu volfuren .meynen myt rechte vnd als lieh das geburet vnd haben
ouch dasfelb gelt aber von nuwca daruff verboten ; dorvmb begeren wir von euch allen vnd
euwer Iglichen, ermanen euch vnd gebieten euch von Roraifchcr kunigllcher macht erntzlich vnd
veftichlich myt diefem brieff, wer fach, das der vorgen' von Winfperg des rechten nit meynt
vfzuwarten, funder villicht vnderftund dasfelb verboten gelt von vnßern fteten zu vordem, oder
fy darvmb zu bekriegen, das ir im dann kein hilff fiewr noch fürderung dorynne tut weder vns
vnd vnfer gebott, funder durch vnßern willen den egen' vnfern fteten helffei vnd lUrderlich fyt
WarUemb. Vtorteljabr^hefte 1885. 18
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274
Fifeher
wann fy das von euch begeren werden, da myt fy vnfer gebott defterbaß gehalten mögen vnd
tut darynne nit anders, doran tut «wer iglicher vns vnd dem reiche funderlich dinfte vnd wol-
geuallen, wann wer dawider tat dadurch groißlich in vnfer vnd des reichs fwere vngnad. Geben
an Prefpnrg am frytag vor dem heiligen wiehnacht tag, vnfir reiche des hungerlfchen etc. in dem
plUj des Romifchen in dem etc. vnd des Bohemifchen in dem zehenden iareo.
Ad mandatum dei regia
Kafpar Nigk.
28. Konrade Schreiben an die Reioheflände in derielbea Sache 7. Man 1430.
Allen fllrften, geiftlichn vnd werntlichn, grauen, fryen hren, ritter vnd knechte, bnrger-
meiftern, retn vnd allen gemeinden den diefer brieff fflrkomet, enbietn wir Conrat here zu Winfperg
des heilign romifchn reichserbkamrer vnfer vndertenig, willig fruntlich dinft vnd gru». Hoch-
wirdigen, erwirdigen, durcbluchtlgen, hochgebornen, wolgebornen, edeln, geftrengen, veftn, erbern,
erfamen vnd wyfen. Wir tun uch zu wilTen das vns ein abfehrifft eines briffs gefant ift wordn
ala etlich von des reichs ftetn einen briff von dem allerdurchluchtigfte furften vnd hern her
Sigmund Romifchen zu Ungern vnd zu Behem etc. konig vnferm gnedign hern erworben, vnd
den dem edeln ho Jacob Trucbüeße zu Walpnrg des reich landvogt zu Swabn bracht folln habn,
das er den von vns vnd vber vns verkünden folle, folch abfehrifft vns gefant als don derfelbe
vorgemelte briff ften fol, die hebet fich alfo an : Wir Sigmund etc.
(Folgt die vollftändige EinrQkung des Gebotsbriefs).
Alfo bieten wir allermenglich zu wiffen, den difer briff fiirkompt, als vnfers bern des
konigs gnade von voredlicher anbringung vnd vuderwyfung als wir nit zwyfeln vnderwyfet fy
worden folchen flnen gnadn briff als die vorgefchribn abfehrifft innheltet gegeben hat vnd da-
rinne dan fie gnade fchreib, wie das wiffenlich vnd lantdkundig fie folle, das wir des reiche
ftete ir burger vnd kaufflute in gutem geleite vnd vngewarnter Dinge vffgehabn fnlln haben etc.,
alfo ift wol willentlichen vnd offenbar, wie vnd in welcher maße wir der fache vrhab von finea
kunglichen gnaden vnfn gnedign hren den kurfflrften das erfte vnd darnach an fin kungltchn
gnadn vnd des heilign reiche hoffgericht vnd des herzogt ums zu Franken lantgericht erworbn,
erlanget vnd zu tage gehandelt habn, vnd das weder von des reichs fteten noch fuft nyroand
anders dehein geleit weder an vns noch an vnfer amptlute nie gefordert ift, noch gegeben ift
worden, vnd ift auch lantkundig vnd offenbar, das wir vor der gefchicht lanzeit vnd des malles
SunOhein mit vogtie, gerlchtn, zolin vnd geleite inne gehabt habn, vnd auch noch alfo inhabn,
vnd als fin kunglicb gnade auch fchreibt, das wir vber fin er gnadn fchribn vnd verbitn, mit den
ftetn ein richtung getroffen, vnd angegangen fie an finer gnaden gunft willen vnd wiffen etc.,
alfo battn wir vnfer erber treffenlichn botfehafft von der fache wegen zu finen kunglicbn gnadn
getan vnd das vns weder von finen kunglichn gnadn noch den vnfern, die wir alfo zu finen
gnaden gefant hatden vor der richtung nie gefchrifft noch botfehafft werde, und wir Verzügen
die richtung etwie langzeit, das wir alles in hoffnung waren, vns folt von finen gnaden botfehafft
komen fin, wan wir vns gern nach finen gnaden in den fachen gericht vnd gebaltn hettn, als
wol offenbar ift, das wir in finer gnaden dinft vnd willn feit der Zeit, das wir zu Jinen gnaden
komen lln, vns geflißen haben zu baltn, zu dinen nach finen wiltn, fo wir dan ymer beft konntn
oder mochtn, vnd do vns in fo langer Zeit nit botfehafft käme, vnd do wir fo höh vnd fo tieff
von vnfn gnedign hern den kurfttrften vnd iren retn von iren wegen von der kriftenheyt vnd
vnfers hern des kungs gnadn wegen gebetden vnd ermant wurden, die fachen laßen zu richtn,
do verfolgte wir der richtung alfo, vnd meintn funder gen fin kunglichn gnaden damit Dank
verdienet zu haben, vnd befnnder die wiln vnfer gnedign hern die kurforftn, die des heiligen
reichs nehfte vnd oberften gelider fin die richtung getan vnd gemacht habn, die wiln fin kunglicb
gnade nit zu dazfehen landen was, vnd die richtung die ift auch alfo gefchehen zu der Zeit mit
vnfer beyder partie wiffen und willen vnd Ire gnade die haben die auch mit vns beyden partien
verfigelt, die eins Iblche vnd großem nach vnfm verften billicben macht haben follen, vnd wir
wuften zu den zeiten nit das es wider fin kunglicb gnade fin folt, wir woltn es anders vngern
getan haben. Nu haben wir die richtung gelobt, vnd vns von beyden partien gar höh ver-
fchriben, die alfo zu halten vnd dem nach zu gen als dan der richtungsbriff innhelt das wir
billich haltn vnd auch hatte, wolln als ferre vns übe vnd gut gereiche mag. Vnd als fin kunglicb
gnade auch fchreib, das wir die ftete durch ir gefangen burger als fie gnade horn genott vnd
bracht haben zu folcher richtung etc., alfo ift offenbar vnd wiffenlichcn das wir folch gefangen
weder inn türme, noch in plocher nie gelegten, funder den gütlichen tetden vnd das wir auch
diefelben vnd das gute, das wir zu SUnßhein vffgehalten hetden darvmb ußgaben das die fache
su tagen vnd zuuerhorung kome vnd das wir auch vor der richtung vor vnfn gnedige hern den
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Weinabergor Urkunden.
275
knrfllrften vnd andere etc. Die vff dorn tag zu Heidelberg waren, das reht gaben vnuerdioget
für Tie kunglich gnade vnd vnfem gnedigen hern die kurfttrften, oder ob yemand bedencken wolt
das wir das darvmb tetden durch Icngeruug vnd verzibens wüln fo woltn wir in folcher maße
für fin kunglieh gnade allein vnd finer gnaden hoffgericht zu recht komen das menglichen wol
wiffen vnd vcrften mag woltn wir nach gut gestanden /in vnd die ftete getrungen haben fo hattn
wir das vffgehaltn , gute behaltn vnd die gefangen gofcheit die vns doch vaft meer gegeben
hattn, dan die dryßigtufend gülden vnd die ftete dan noch darzu dar durch meer getrungen habn,
dan oft hettn wir nit angefehen die kriftenheit vnfers hern des kungs gnade vnd vnfer hern der
kurfurftn gnade hohe vnd tieff ermanung als dan vorgefchribn ftet, das wir genzlichen, alfo an-
fallen vnd ließen die richtung durchgen. Alfo wart beteydingt das vns die ftete foleh gelt für
vnfer recht vetterlich erbe vnd auch für die gerechtikeyt fowir geworben vnd erfolget hattn
vffer vnfer handen vnd darvmb vbergeben muften vnd ubergeben haben, das vns doch vil über
were gewefen vnd auch noch wore follich vnfer vetterlich erbe vnd das wir von vnferm vor-
genantcn gnedigen hern dem kunJg vnd knrfllrften vnd auch mit vrteil vnd mit recht erlangt
erfolget vnd erworben hattn, wan die dryffigtufend gülden, daran doch menglich wol verften
mag wie die fachen an in felbs fin, vnd wie wir die fachen gehandelt han etc. Vnd als fin
kunglich gnade auch fchreibt, das vns Tin gnade zu einen, vnd darnach zu dem andern male für
lin gnade geladn vns aller eide die wir finen gnaden von rates lehenfchaflt amptes vnd gefelfchafft
wegen p flichtig fein ermanet vnd vns vnderweyfet in den fachn nach glimpff zu folgen, fo hofft
fie gnade die fachn zu guten ende bracht habn, des wir finen gnaden nit volgen wolten, vnd
wir der andern finer gnaden ladung nit nachkomen folln fin funder vns vngehorfamklich darinne
beweyfet etc.* Alfo mag menglich wol verften nach dem die richtung zngangen vnd gefohehen
ift, mit vnfer beyder partie wiffen vnd willn vnd mit frier willkurn vnbezwungenliche die gelobt
vnd vns verfebribn habn die zu haltn, das wir dem billich nachgangen fin vnd geen, wan folch
fache großer vnd kleiner offt in dem reich geruht fin worden in abweßen eines Romifchen
keißers oder kungs, folten die iren gangk nit haben vnd darvmb abgen vnd nit krefftig fin, fo
were doch das vorher nie gehört wordn vnd were wol verfehen, liehen das wenig richtung in
dem reich beliben mochte, funder viel verats allen duezfehen, landen Dauon entften mocht vnd
das wir von folcher eide wegen als fin gnade fchreibt nicht fchuldig fin oder vns gebirte zu
brechen die richtung funder dem billichen nachgen als wir gelobt vnd vns verfebribn habn vnd
das wir auch daran gar nichz damit wider vnfer eide getan haben das wir vffer der richtung
nit gen vnd das wir finen kunglicben gnade den richtongs vnd den fchuldbriff nit ußer der haut
ubergebn woltn als dann Tin gnade das zu bund on vns muten vnd bogern was vnd wir auch
alßbalde finen gnadn fogen ließen das wir in der richtung nit allein, funder vnfer heren vnd
frunde die vns in den fachen geraten vnd beholffen weren geweft begriffen weren, vnd das der
merteil durch fin gnadn gebott vnd fchrifft vns geholffen beiden, darzu fo mochtn wir den fchuld-
briff vnfer figel vnd briff die wir vnfern fchuldenern für vnfer fchuld inngegebn hettn on das
gelt vnd on iren willen nicht ubergebn vnd wolt fin gnade vns gönnen heim zu reitn vnd vns
in den fachen erfaren laßen, fo woltn wir finen gnaden ein antwort darvmb wiffen laßen. Alfo
gunnt vns fin gnade anheim zu reitn vnd da wir vns alß erfuren, da gabn wir finer gnaden ein
befchriben antwort vnd fchickten auch desfelben briffs abfehrifft vnfn gnedigen hern den kurfürftn
andern fOrftn, vnd auch fuft vnfern guten Fronden die by finen kunglicben gnadn yeez zu Prefpurg
geweft fin, vff das das man doch weft vnd erkennen mocht die gelegenbeit der fachen vnd wan
wir vns gen finen gnaden alfo erbiete weren, vnd wir fchickten auch vnfer erber botfehafft mit
ganzer voller macht gen Prefpurg vns in dem rechten zuuerantwortn wan wir von kranckheit
wegen vnfers libes felber nicht hin abkomen mochten als das alles vffenbar vnd wäre ift vnd
auch mit der wahrheyt wol erwyfen mögen, wie wol wir von des felbe furgebotes wegen als
das ftund vnd vns geantwort worde nit fchuldig weren geweft zu antworten, fo wolten wir vns
doch geborfamklich bewyfen vnd finden laßen als ein getruwer williger diner gen finem berren.
Vnd auch als fin kungliche gnade fchribt wie er vns etwydick gefebribn vnd gebetn habe folch
gelt nit zu seinen als lang bis das mit recht vßgetragen wurde etc. vnd wie finen gnaden für-
komen fey das wir folch gelt von den fteten fordern vnd vns bewerben vmb hilff vnd meynen
fie zu bekriegen wu fie vns nit bezaln etc., alfo ift offenbar vnd wiffenlichen das wir vnfers hern
des kungs gnaden nit lenger verfprochen haben das gelt nit zu fordern noch darvmb zu manen
dan bis vff fant Martins tag nehft vergangen das wir auch alfo getan vnd gehaltn haben , wie
wol es vns vaft fwer verdurplich vnd vnbekemlich wafe vnd ift vns auch feit der Zeyt kcinerley
verbott von finen kunglichen gnaden dauon nyn gefebehen ; doch das wir aber gern fwigen vnd
vngemant ließen fo wolten die nit fwygen den wir fchuldig fin, die vnfer vnd der ftete briff vnd
figel in irer gewalt habn die wir von dannen nicht bringen mögen noeb können on das gelt das
27f>
Fifcher
menglich wol verften mag. So habn wir auch nyc nyeman gebetn vns zn bclffen die ftete in
bekrigen büßen (sie) vnfcrti briffen, i'o begeren wir auch vßer vnfer richtnngs vnd fchuldbriffen
die wir von der fteten habn nicht zu gen, fiimlcrlich die getruwlich za haltn vnd den auch nach-
zngen vnd vns vngern in keine fachn rechtloße findn woltn laßen, wn wir vns des verftflnden.
Nu mag doch ein iglicher vernunfllig raenfehe wol verften folten wir vnfer recht vetterlich erbe
vnd auch gerechtikeit als wir darvtnb vnd darüber erworben, erlanget vnd erfolget hettn uber-
geben habn vnd des mangeln vnd folt vns dafür nit werdn als dann berett beteydingt vnd gar
hoch verfchribn ift, das es doch ein vngehort vnd vnmuglich fach were vnd wir zwiffeln gar nit
hett man vnfers hern des kungs gnade der fache die warheit vnd den rechten grünt berichtet,
fin kunglich gnade die hette folchen briff nit gegeben über vns. Darvmb Co bitn wir uch alle
vnd iglich befunder dinftlich vnd fleißiglieh, folchs in der warheit von vns zu wiflen als wir
vorgefchribn habn laßen, nit zu ftraffen vnfers heru des kungs gnade funder die, die finen gnaden
das alfo anbrocht vnd den briff vnmnglichn alfo erworben, vnd den dem vorgenanten hern Jacob
Truchfeßen geantwort habn, vnd das ir vns alfo daruff verantworten wollend, wu ir das rede
boret vnd nit allein vns iu den lachen anfehent, funder ein iglicher fleh felbs, dan was vns hüte
were, das mochte hernach einen andern auch gcfchchcn vnd zu handen gen, vnd das ir daran
fin heißen vnd rato, vnfers hern des kungs gnade diu Tilidin für vns zu bitn finen zorn vnd fin
vngenado gen vns abzulaßen vnd abzuwenden, wan wir alle vnfer tage vnßer ganz gut getrwen
yc vnd ye in den vnd andere fachn zu finen gnaden gehabt vnd gefent haben vnd daa.ir auch
die ftete vnderwyfen woltc das fie vns tun haltn vnd vollenfuren, als fic fich gen vns mit guten
truwen vnd rechter warheit verfchribn vnd das figel vnd briff von in habn vnd die hochwiidign
durchluchtigen furften vnd hern hern Conrats des heiligen ftuls zu Meinz ergbifchoff etc. vnd
herzog in Beyrn vnßer gnedige libe herren mit inne verfigett habn, da gar clare inne gefchribn
ftet vnd begriffen Ift was ein teil dem andern tun hattn vnd vollen, furen fole; vnd vmb alle
die die das alß tun vmb den oder die wollen wir es willigliche vnd fruntlichn verdien vnd ver-
Ichnlden. Gehn vnder vnferm uffgedrucktem infigel uff dinftag nach dem funtag invocauit anno
dni m-CCCC- trieefimo.
29. Vorftellung Konrads an Kftnig Sigmund wegen des mit den Städten abgelchlollenen Vergleichs.
13. Marz 1430.
Allcrdurchluchtigefter kunig, min vndertenig fchuldig dinft uwern kunglichn gnadn mit
willn zu allen zeitn bereit. Gnediger lieber herre. Ich bit uwer kunglich gnade zu wiflen wie das
mir ein äbfehrifft eins briffs gefant ift worden als uwer gnade dem edeln Im Jacoben Truchfcßc zu Wal-
purg uwer gnaden lantvogt zu Swabcn by der ftete erber boten gefant vnd damit gefchriben den vber
mich zu verkünden, nu halt ich uwer kunglich gnade fo frume vnd fo gerecht, das uwer gnade vber
mich noch fnft niemand anders keinen folchen brief nit fchriben noch verkünden hieße noch ließe,
were das an uwer kunglich gnade nit bracht vnd eins folchen vnderwyfet worden. Nu zwieuel ich
gar nit an uwern kunglichn gnaden, das uwer gnade von den die das alfo vninuglichen getan haben,
ein wolgefallen von in fy wie wol uwer kunglioli gnade einen iglichen muß reden vnd für bringen
laßen, als dan ym oder inne zu fynne ift, vnd vff das fo hon ich mynen briff gefant an alle die ende,
do mich beducht da uwer gnaden briff alfo über mich gelefen vnd verkundt moht werden, darinne
ich mich verantwort nach myncr notdorfft als ich dann nit zwyfel uwer kunglich gnade verfte wol
das mir das ein große notdorfft ift, nit gegen uwern gnaden noch diefelben uwer gnade in keinen
wegk damit zu ftraffen oder zu widerwertikeit, funder ziiuerften vnd zu mercken, das mir vngutlichen
gefchicht von dem oder den, die ein folch von mir doch vnbillichen an uwer kunglich gnade
gebrocht vnd gemacht habn, vnd ich fendc auch hiemit nwern kunglichen gnaden ein abfehrifft
desfelbn myns briffa als ich gefchribn han vnd mich darinne verantworte. Vnd ich bitte diefelbn
uwer kunglieh gnade vnderteniglichen mit demütigem Heiße mir das zu gute vnd nit zu argk zu
merken, funder uwer kunglichn gnaden vngenade von mir zu kern vnd fich gnediglichn gen mir
bewyfen vnd alfo anfehen, vnd gnediglichn bedencken wollent mein große lang willig vnd nuczliche
dinfte die ich uwern kunglichn gnaden williglichn getan, vnd auch weder lip noch gute dariune
gefpart han, dan ich durch folch uwer vngnade die mir gegen uwern gnaden gemacht ift worden,
vnd wirdet doch vnbillichen von den befteD flößen vnd gutem an den nuzungen die ich gehabt
han komen bin, alfo das ich nu leider mecr gar wenig mee behalten han, darvmb ich dan auch
volle kumen muße wil mir anders uwer gnade nit gnedig fin, do durch doch uwer gnade vnd
das heilige reiche einen willig vnd getruwen Diener vertrieben vnd verliefen wirdet, als fich das
in der warheit erfinden fol in künffiigcn zeitn, dan cer ich erlaße vnd truwlaße fie vnd werden
wolt fo wer mir doch vil über ich rlimet alles das myn oder das ich tod wer. So han ich doch
das vmb vwer kunglich gnaden perfone nie verdienet noch verfchult, weder mit worte noch mit
Weinsberger Urkunden.
277
werken vnd auch vngern vcrfchulden wolte wu ich mich du» verftundc, wan ich doch vorher
nie gehört han, das uwer gnade keinen menfehn das To große ye wider uwer gnade getetde,
gnade verfagt habent der das demutlicbn an uwer gnade fliehen vnd bittend ift gewefen, wolle
dan uwer gnade das an mir vßlaßen gen das hett ich dueb ye nit verdienet noch ver/chult, das
getrnw ich ye uwern kunglichen gnade nit, dan folte ich ye darvmb vertribn vnd landrumig werden,
To vermocht ich die fchultbriff on das gelt als ich mynen fchuldigcrn fchuldig bin, die der ftete
vnd niyn briff in irer gewalt haben, nit herußbringen noch gclcdigen on das gelt, als das uwer
kunglich gnade vnd menglichn wol verften mag, vnd To ich fchon rumig vnd vertriben wurde
dannoch betten die ftete irer briff vnd figcl nit wider, Co wer auch die fchuld damit nit betzalt,
wollen fie denn frume lute heiffen vnd fin fo geburt inne doch das hauptgute vnd fchadn zu
bezaln, vnd wer ich fchon tod, fo wurde die fchnlde meer vnd treffenlicher gefordert dan von
mir. Mein allergncdigifter here, das wol uwer gnade alles wißlichn vnd gnediglichn anfehen vnd
bedencken, des bin ich dinftlich vnd demutlicbn durch gotes vnd myner dinft willen uwer kunglich
gnade fleißlichn bittend, vnd es verlanffc fich dan noch anders fo fol uwer kunglich gnade myn
ganz macht babn zu allem gleichem vnd billichen rechten gen den fteten als fich das geburt
Geben am montag nehft nach fant gregorien tag anno etc. XXX
30. Mahnungslohreiben Konrads an die Slidte wegen Vertragserfüllung. 1. Aug. 1430.
Bnrgermeifter vnd rete der ftetde Coftentz, Angspnrg, Vlroe, Eßlingen vnd die andern
die deane fich grin vns Conrat here zu Winßperg des heiligen Romifchen reichs erbkamerer in
dem richtunges- vnd fchuldebrieff 'verfchriebn haben vnd begriffen fin. Als wir Conratt yeez
genant vch zum dickern male gefchriebn habn in der gemeinde darzu auch infunderheitt (Ich allen
die danc die fache der bezalunge anrüret gutlichen gebetten auch hoch hermanet vns die bec-
zalunge der drißig tufent gldn zil tilndc nach außwifünge des richtungs vnd des fchuldbrieffs, vnd
haben darzu gebetten vnd gefchriebn vnßr gnedigen herren die kurfiiiften andere fürften geift-
lichc vnd werntliche, grauen, herren ritter, knechte vnd auch ftetde euch zu biten vnd zu vnder-
wifen vnd folliches außzurichten zu tünde. Vnd wie wol wir das glltlichn vnd frllntlichn erfucht
vnd gefordert habn auch haben laßen forderen erfuchen vnd bieten vnd darzu euch gefchriebn
vnd anch zu dem hochften hermanet haben als hoch als wir euch Owe fromkeit vnd guten glaubens
wegen hermanen folten kontn oder mochtn, fo hat vns das doch bießher noch nit mögen h elften
das vns follichc bcczalunge nach außwifünge vnfer brieffe gedihen vnd gefchehen mogn, vnd
habent doch inne vnßr rechte vetterlich erbe gerechtickeitt vnd anders das wir in der richtunge
vbergeben habeu vnd auch vbergeben mUften vnd wollent vns doch nit bezaln vnd dafür geben
als beteydingt vnd die brieff die wir darvmb von euch habn inne halten, daran menclichen wol
verfteen inagn wie vnrechte vnd vngiltlichen vns von euch gefchehen ift vnd gefchicht Vnd ir
habent vns yeezunt einen brieff gefchriebn mit fiel Worten begriffen des datum fteet vff fant
Peters vnd fant Pauls der zweyer heiligen zwolff botten tag, zu dem erften als ir fchribent wie
wir vns in vnßren fchrifften viel gliinpffs fehepfen vnd euch vnglimpff machen wollen, vnd rtlret
fiirter wo munt gegen munde vnd antwert g< gen antwert gefchehe, das man dane ane allen zwifel
wol inercken vnd verfteen würde, wer vnder vns vud euch den merften glimpff hetL Wir wolten
fafte gerne das menclich wefte vnd auch befiinder üwr gemeinde vnßr beyder glimpffe vnd
vngelimpff in den fachen, fo hofften wir vnd zweyfelten gar niebtz, das kein bidermann anders
herkennen oder bedilnken folt, wanne das ir vns uwr brieffe vnd figel, dye wir von euch habn
billichen gehalten bettend vnd noch hicltcnd one inirag, sIb ir euch das dane zu tünde gar hoch
gein vns verfchrieben habent. Ir fchriebent vns auch, ir fyt wol in doncke was in der richtunge
begriffen, oder berett fie vnd wir bedorffen der fachen als vor der drißig tufend gldn, wegen
darynn in follichr maß nicht zyhen, wanne die richtünge brieffe an dem ende lüter befagen vff
den fchuldebrieff etc. Vns ift liep, das ir bekent, das die richtungsbrieff vff den fchuldebrieff
wyßt, dabie menclich wol verftet vnd verfteen mag, dyc wile die brieff vff einander wifen vnd
fagen, das danne die brieff clerlichen anßwifen vud inne halten, das ir euch vff uwr gut trQwe
vnd recht warheitt gein vns verfchrieben habt zu halten vnd die bezalungn czu tünpe vff czyle
vnd zyt als der richtungs vnd der fchuldebrieffe inno haldcn die zylc danne vergangen fint, das
ir vns danne an beyden brieffen vnrecht vnd vngütlicben getan habent vnd noch tiiend, das vns
die nit follenczogcn vnd gehalten fint worden vnd noch werden , als die dane innehaltend vnd
das der gebruch an euch vnd nit on vns ift, wie wol ir doch fchriebent ir habent die richtunge
gehalten vnd wir follen fehen wie wir fie gehalten haben. Auch rüret ir fürter in Uwerm brieffe,
er hoffte, das das uwr fchuldebrieff nindert befage, das ir euch vff uwr gute trQwe vnd rechte
warheitt verfchriebe habt zu beczalen, hoffen wir, habt ir die brieffe rechte gelefen vnd als ir
doch felber fchribt vnd anch bekenet in euwerm brieffe vns gefant, das die brieffe vff einander
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Fifcher, Weinaberger Urkunden.
wyfen, ir folte das clerlicb darinne fDnden habn, das es darinne ftct vnd das wir darinne rechte
gefchribn habn. Als ir auch darnach berfiret von der drißig tflfend gldn, wegen das ir euch
genczlich darczu bettend gerichte die bezalonge an tflnde vnd nach vnßr bottfcbaft gefant tu
vnßrm gnedigfteu herren dem Romifchen etc. konig vnd da die felbe fache vnd zyle anders ver-
kündiget haben, danne der fchnldebrieff befagt vnd die fchOlde He vnßr vnd flwr nit, das ir vns
nit betzalt habt vnd gee zQ von vnßrm fcbriebe vnd vnßr bottfcbaft etc. als ir danno davon in
flwerm brieff mit fiel fchrifften berilret etc. vnd euch dadurch fiel glimpffs meynent zfi zOzyhen;
alfo fol fich in der warheit herfinden, das wir vnßrs herrendes konigs gnade weder gefchriebn
noch anbotn haben von keine anders zyles wegen, wann es an im felber ift vnd das fich auch
in dert herfinden fol, das wir wieder die richtfinge oder den fchnldebrieff ycht gefchriebn oder
getan haben, das vna daran hindern folle danne als fiel als ir Och felber IQrnempt euch feibiß
einen glimpff damit zn fchepfen, das wir doch hoffen, das es euch an euwerm glimpff keynen
ftaden bringen folle funder vnglimpff bringen, als das menclich wol verfteen mag, danne hettend
ir vns beczalt nach vßwifnnge der brieffc, dye wir von euch haben vnd als ir vns das danne in
flwr miffiun auch zOgefchriebn hettend des wir anch alfo warten waren, nach dem ir vns zflgc-
fcbriebn hettend, wir hatten euch auch quitaotz gegebn als fich darvrob gebürt bette vnd ift nye
kein gebrtlchn an vns gewefen in rynichen fachen als fich das clarn vnd ifiter herfinden fol vnd
anch menclich wol verfteen mag, das ir vmbwege fachet vnd vns dadurch die beczalnnge ver-
czyhet vnd euch ein foliche dein gUtt liebr, laßt fie danne euwr truwe warheitt, figcl vnd brieffe,
dye wir von euch haben zu halten. Ir fchriebend vns auch wie ir keinem uwern botten nie ent-
pfohlen habent, ichtz in die richtDgn zQ tragen, als die danne byn dem obgenanten vnßren gne-
digca beern dem konige geweft fie, vnd wie die uwern dahin gefant iich auch Tagen, das fie
das nicht getan haben vnd das fich das in warheit numer erfinden möge; hoffen wir was wir
gefchriebn haben, das wir darinne warn vnd rechte gefchriebn haben, als das clerlichen wol
vßfOndig fol werden, wo das zufprflcben kompt vnd wir waren folliches hochmütigen fchribens,
dye gerechtigkeit vnd die warheitt zu ftraffen, billichen von eOch vertragen, jedoch fo mfißen
wir das zu dem andern vnrechtn lyden, das ir vns tut als lange, biß ir euch eins beßern bedenckt
Auch als ir vns fchribt, das ir nicht wiflent, das wir euch vnßr erbe indert vbergebn haben
vnd haben wir eynige brieff in der richtunge vbergeben, das fie in der richtunge alß verlaßen
vnd gerett worden; es ift war, wir haben die brieffe vnd vnßr gerechtigkeit vbergeben mit
willekfler doch mit folüchcm vnderfcbeytt, das vns der aflßfprflch vnd die brieffe, die wir von
euch haben gehalten vnd follenfflrt follen werden nach lute vnd fage dcrfelben brieffe, des ir
auch von frier willekfler ingegangen fint vnd euch des verfchribn habt zfl tüode, vnd ift auch
vnßr meynungn noch nye gewefen vnd noch nit ift das wir vnßr erbe gerechtigkeit vnd anders
etc. vbergebn folten vnd aüch dabie verczyhen, das ir vns Qwr brieffe vnd figel, fo wir von
eflch haben nit halten folt. Auch als ir fchribt von der brieffe wegen, dye dem edeln hern, Jacob
Truchfeßen, geantwurt fint furter zu verkünden, das das durch euch nit gefcbehen fie vnd es
folte mflgelich fin, das es ee von vns dan von euch mochte zugangen fin etc. Es mag menclich
verften vnd mercken, das wir vngern felbs brieffe erwerben wolten oder auch herweiben laßen,
dye wieder vns waren vnd euch bliben folliche vnglimpfflich wort billichen vber, danne menclicben
wol verfteet, das ir vns vngfltlichen daran tfltt, danne fich wol wiffentlich herfinden fol von wem
dem Truchfeßen die brieff geantwurt vnd was im damit zu tön gefchriebn vnd von wem im
entpfohlen ift, was er damit tun folle. Vnd nemt euch alfo mancberley wege fBer euch gelinipff
zfl fchepfen vnd dadurch die beczahlunge zfi verczyhen vnd nit zu halten die brieffe, dye wir
von euch haben vnd eflch fie verbotten, vns nit czfl bcczaln etc. laßend vnd verfteend die brieffe
rechte, die wir von euch haben, fo verfteet ir vnd menclich wol, das ir der aller kein» für euch
nemen foltent woltet ir anders uwern brieffen nachgeen, als ir euch danne gein vns zu tflnde
verfchribn habt, vnd das euch folliche Qwr ffirnemen mer vnglsnipff9 bracht danne glimpffs, danne
in dem allem wol zu verfteen vnd zu merken ift, was ir fünft gern tfit, da slaOent ir euch
verbieten, was ir aber nit gern tflt da laßent ir euch vngeborfamelich finden, als das vns vnd
mer lenten wol wiffentlich ift me danne an einem ftfleke, danne wie dem allem fie wir bieten,
fordern, begeren vnd ermanen (ich mit dießem brieffe, fo wir aller höhet follen können oder
mögen, das ir noch anfehen wollet als ir fleh vff uwr güte, truwe vnd rechte warheitt gein vns
verfchriebn habt, als wir danne das brieffe vnd figel von euch haben vnd vns noch in kflrczo
vßrichtflnge vnd beczalnnge tünde nach außwifUnge des richtunge vnd des ichuldbrieffs, dye wir
von euch darüber haben vnd darinne nit meer frembder vmbwege fliehen wollent, als ir danne
bießber getan habent, danne wo ir vns das lenger verczygt, fo wolten wir nit laßen, wir wolten
das fflrter noch mer allen criftlicben konigen, fflrften, beide geiftlich vnd werntlich vnd darezfl
grauen herren, ritter vnd knebten vnd auch den ftetden fcbrleben, clagen vnd fagen, wo wir
Verwaltungsbericht d. Hift. Vereins f. d. w. Franken 1884/85.
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können oder mögen, das ir vns üwt brieffe vnd flgel, trflwe vnd warheit nit halten wolt an
follicber elage vnd ob darczU getan würde nach innehaltdunge Uwr brieffe, die wir von euch
haben , To mögend doch ir felber vnd menclichcn wol verfteen wer das horte vnd vereimpt, das
die fehulde uwr vnd nit vnßr ift, wanne wir He viel liebr vberhaben wern wo ir vns anders
halten tün vud follenfüren wollet, nach dem ir euch gein vns zu tflnde verfcbriebn habt.
Vwr verfchriebn antwert laßt vns wieder wiffen bye dieGem boten oder in den nechften drien
wochen nach dato dieß brieffos gein GUttenberg, ob ir vns beczalen halten tUu vnd follenfüren
wollet, des wir alß brieff vnd /Igel von euch haben, darnach wir vns vnßr gonner, frUnde vnd
die, dye fachen mit vns antreffende vns wiffen mögen zu richten. Geben vnder vnßrm vffge-
grückteo infigel an dinftag ad vnicnla Petri anno dni millimo quadringentefimo tricefimo.
Wieder können wir von einer erfreulichen Zunahme der Zahl der Mitglieder des
Vereins berichten, indem diefelbe von 510 auf 545 geftiegen ift, ein Beweis, daß das Intereffe
am Verein fich nicht nur auf der feitherigen Höhe hält, fondern in immer weitere Kreife drängt
Leider haben wir durch den Tod manches gefchätzte Mitglied verloren; vor allem ift
zn nennen unfer Ehrenpräfldent, Se. Durchlaucht Fflrft Dr. Friedrich Karl zu Hohenlohe-Walden-
burg (liehe Vierteljahrshefte VII, 304); ferner Präzeptor Eifele, Major v. Fleifchmann, Land-
gerichtsrat Höring, Buchhändler Staib in Hall, Pfarrer Klein in Michelfeld, Pfarrer Troll in
Michelbach a. B., einer der wenigen, welche feit der Gründung des Vereins demfelben angehörten ;
Ephorns Dr. Mezger von Scböntbal, Rektor Dr. Allgayer in Kocherthflrn.
In der Gefchäf tsleitung ift die einzige Aenderung eingetreten, daß die Anwaltfchaft
Mergentheim , welche Herr Stadtpfarrer Huzel abgab , von Herrn Urogeldskommiffär Kanffmann
in Mergentheim Übernommen wurde.
Die Sitzung des Redaktionsa usfebuffes der Vierteljahrabefte fand am 24. Juni
in Hall ftatt: an derfelben nahmen von unferem Verein teil die Herren Boffert, Ganpp, Gößler
Häßler, üeber die dafelbft gefaßten BefchlQffe fiehe oben 8. 170.
Die Jahresverfammlung wurde am 11. September in Mergentheim abgehalten und
war trotz des abfeheulichen, regnerifchen und ftünnifchen Wetters fehr zahlreich befucht. Unter
dem Vorfitz von Profeffor Haßler, der zuerft ein knrzes Bild von dem Leben im Verein gab,
wurde der Vorfchlag des Redaktionsausfchuffes betreffend die Herausgabe der Fontes rerum
wflrttembergicarum in den Vierteljahrsheften faft einftimmig angenommen; dann hielt Herr Ober-
amtmann Münft von Backnang einen Vortrag Uber die Beziehungen Mergentheims zum Deutfeh-
orden, ihm folgte Herr Pfarrer Hartmann von Naffau mit fränkifchen Sprichwörtern, Redensarten
und Bauernregeln, und den BcfchluO machte Herr Pfarrer Boffert mit einem Vortrag Uber die
Nürnberger vor Haltenbergftetten. So intereffant der erfte und letzte Vortrag war durch die
Beziehung auf die Feftftadt, durch gründliche Fachkenntnis , durch eingehende Quellenforfchung,
fo erntete doch der zweite Vortrag, der auch dem Laien am verftändlichften war, durch feine
originelle, humoriftifche Behandlung den reichften Beifall. Als Ort der nächften Jahresverfammlung
wurde Hall genannt. — Das gemein fame Mittagsmahl im Gafihof zum Hirfch nahm den gewöhnlichen
Verlauf: nach demfelben wurden unter kundiger und liebenswürdiger Führung der Mergentheimer
Herren die Sehenswürdigkeiten im Rathaus, Schloß und den Kirchen befiebtigt; den Befchluß
machte eine gefellige Unterhaltung in der Bierbrauerei von Degen, bei welcher noch mancher
Toaft und manches Lied eine Menge Teilnehmer bis in dio fpflte Nacht beifammenhielt.
In den Monatsverfammlungenin Hall fprachen an 7 Abenden die Herren: Regierunga-
baumeifter Bcger Uber Gefcbichte und architektonifche Bedeutung des Heidelberger Schlöffet,
Prof. Dr. Fehleifen Über Magiller Bernhard Dieterlin, einen poetifchen Weinsberger Helfer aus
dem 17. Jahrhundert, und fpätcr Uber die <Forfcbungen von Direktor Haug in Mannheim ond
Profeffor Mommfen in Berlin den Limes betreffend, Prof. Gaupp zweimal Uber deutfehe Perfonen-
namen, Oberpräzeptor Geßler Uber eine Mofelreife mit Beziehung auf Aufonins und Venantius,
Stadtpfarrer Gußmann von Sindringen Uber feine Forschungen am Limes bei Sindringen, Lehrer
Hähnlein Uber das Erziehungswefen und die Elementarfchulen des Altertums, Prof. Haßler Ober
eine auf den Bauernkrieg fich beziehende Infchrift am Neuen Bau in Hall , Dekan Schwarzkopf
Uber die altgermanifche Julfeier in ihrer Beziehung zum Weihnacbtafeft , Reallehrer Weiffenbach
Uber die reichsunmittelbaren Gebiete des febwäbifeben und fränkifchen K reifes im 18. Jahrhundert
nach Homanns AÜaa.
(Schluß folgt.)
Bericht über das Vereinsjahr 1884/85.
280 Verwaltungsbericht d. Hift. Veroins f. d. w. Franken 1884/85.
In der letzten Honatsverfaromlung im Mai d. J. wurde der AuBfchtiß des Lokal-
vereint neu gewählt: in denfelben kamen außer den fchon auf der Kfinzelsauer Verfammlung
gewählten Herren Haßler als Vorftand, Gaupp als Sekretär und Bibliothekar und Fahr als Kaffier
folgende 9 Mitglieder: Konditor Scbauffele, Reallehrer Weiffenbach, Prof. Bernhard, Stadtfchult-
heiß Wunderlich, Fabrikant Schnitzer, Prof. Dr. Fehleifen, Staatsanwalt Schäfer, Oberreallehrer
Eberle und Oberamtmann Huzel; als Erfatzmänner : Prof. Reik und Schreiner Hohbacb.
An der Auf ficht Ober die Sammlungen des Vereins, welche wieder an den Sonntagen
den Sommer Ober dem Publikum geöffnet waren, beteiligten (Ich die Herren Bernhard, Eberle,
Fahr, Fehleifen, Oanpp, Hafner, Haßler, Kolb, Reik, Ruff, Schauffele, Weiffenbach.
Im Anfchluß an den Vortrag von Herrn Stadtpfarrer Gußmann wurde am Pfingftmontag,
den 25. Mai, zur Berichtigung des römifchen Grenzwalls bei Sindringen von einer ftattlichen
Anzahl von Haller und Oehringer Mitgliedern des Vereins ein Ausflug gemacht. Erregte fchon
das wohl erhaltene Stück des Grenzwalles zwiichen Weftembach und Pfahlbach allgemeine Be-
wunderung, fo flieg das lnterefle noch bei dem Anblick der von Herrn Gufimann aufgedeckten
römifchen Wacbtilrme, des in Form eines S den Bergabhang bis zum Korher fich hinabziehenden
Walles und der Schanze am Kocher. Ob die aus Steinen begehende Flußbarre eine wirkliche
Furt oder ein bloßes Wehr gewefen, erlaubte das trübe Waller nicht zu erkennen. Nach dem
MittagelTen, das durch launige Toafte und Gedichte gewürzt war, wurden in dem nahen Jagft-
haufen die dortigen Schätze (Götz von Berlichingcns eiferno Hand, Bronzen und Hypokauften)
berichtigt und nach kurzer Raft in Sindringen der Rückweg eingcfchlagen und eine ebenfo ver-
gnügte als belehrende und anregende Tour beendigt.
Der Verein ftellte dem verdien It vollen Forfchen des Herrn Stadtpfarrers Gußmann feine
pekuniären Mittel zur Verfügung, die derfelbo aber nicht rtark in Anfpruch nahm, da ihm indeffon
der Staat feine ünterftützung gewährte. Uebcr die Rel'ultate feiner Forfchungen fiehe die
befondere Beilage des württeiubergifchen Staatsanzeigers 1885 Nr. 8 und einen Auffatz im näehften
Jahrgang der Vierteljahrshcftc. Seine bisherigen Funde übergab Herr Gußmann der Vereine-
fammlung, in welcher fie als „Sindringer Funde" vereinigt bleiben werden.
Die im letzten Jahresbericht erwähnte Hoffnung auf einen Staatsbeitrag ift in Er-
füllung gegangen; denn durch ein Schreiben Sr. Excellenz des Herrn Kultminifters Dr. v. Sarwey
vom 6. Juni d. J. wurde dem Verein mitgeteilt, daß „in dem Etat des Kultdcpartements pro
1885/87 unter Kap. 96 Tit. 14 für unfern Verein ein Staatsbeitrag von 400 Jt jährlich aufgenommen
worden fei, welcher die ftändifche Genehmigung erhalten habe". Auch ift anfangs Oktober d. J.
der erfte Jahresbeitrag mit 400 ausbezahlt worden. Für diefe Verwilligung fei auch an diefer
Stelle der ehrerbietige Dank deB Vereins hiemit ausgefprochen. — Diefer Staatsbeitrag in Ver-
bindung mit etwa 400 Jt ErfparniAcn, welche bei der durch die Herren Reallehrer Weiffenbach
und Profeflor Bernhard zu Anfang April 1885 geprüften Abrechnung des Vereins fich ergaben,
ermöglichte es uns, an die Herausgabe von Numer II der Neuen Folge von Württem-
bergifch Franken zu geben; und wirklich find die erften Exemplare derfelben, enthaltend
„Die Stiftskirche zu Ochringen von Boger" Ende Novembers verfendet worden. Diefer Nummer II
ift auch eine Ueberficht des Standes unferes Vereins im Oktober 1885 beigegeben. Wohl reichen
die Mittel diefea Jahres nicht ganz für die Koften des durch die Illuftrationen etwas teuer
gewordenen Werkes. Aber im näehften Jahre werden wir ohne allen Zweifel diefelben be-
zahlt haben.
Für unfere Bibliothek war der Raum im log. Pulverturm feit geraumer Zeit zu
knapp geworden, da hauptfächlich durch die Schriften der Taufchvcreine jedes Jahr ein bedeutender
Zuwachs an Büchern ftattfindet. Daher haben die Gemeindebehörden in Hall auf unfere Bitte
einen Raum im alten Gymnafium befonders zur Unterbringung der Schriften des Taufcbverkehrs
zur Verfügung geftellt, wofür auch hier der ergebenfte Dank des Vereins ausgefprochen wird.
Was die Forfchung der Herren Gcil'tlichen in ihren Kirchenbüchern betrifft, fo find
zwar von fämtlichen Diöcefanvereinen und Kapiteln unferes Vereinsgebiets die Refultate ihrer
Befprechungen uns zugefchickt worden, aber es fcheinen diefe Refultate zur Förderung der
Gefchichte Frankens nicht allzuviel beitragen zu können.
Durch Kauf haben wir erworben: eine Hellebarde, eine alte Goldwage, Formen zu
Ofenkacheln ; eine ziemliche Anzahl Münzen , darunter 5 württembergifche , 4 hohenlohifche,
1 Deutfchordens-Münze, 2 Haller Münzen, auch eine Anzahl Brakteaten und Halbbrakteaten von
dem Fund in Oehringen; an Büchern: Mommfons rötnifche Gefchichte Bd. V., Egelhaafs Kefor-
mationsgefchichte, Steins Gefchichte von Franken Bd. 1., Sebaftian Münfters Kosmographie von 1598,
des Haller Dichters Hetiß Werke, Gräters Idunna und Hermode 1812-1816, Kellers Vicus
Aurelii u. a.
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Sehneidor, Herren von Heiraberg, OA. Weinsborg.
281
Von Gefc henken find zu erwähnen: außer dein reichen Beitrag Sr. Majeftät des
Königs, den Beiträgen unferer Gönner und der Amtsverlammlungen eine große Anzahl von Schriften,
welche die mit uns im Schriftenaustaufch flehenden Vereine und Inftitute uns zugefandt haben.
Hicfür fprechen wir unfern wärmflen Dank aus.
Neu eingetreten in den Taufchverkehr mit ans find: der Verein für Gefchichte der Mark.
Brandenburg, der Verein fllr Gefchichte und Landeskunde der Provinz Polen, der Verein für
Gefchichte und Al'ertumskundc Wcftfalens in Münftcr und der Verein fllr Chemnitzer Gefchichte
in Chemnitz.
Weiter danken wir den Herren Kaufmann Chnr in Hall fllr eine Doktor- und Apotheker*
Ordnung von 1706, fowie für Glenks Abhandlung von Abhaltung des wilden Waflers von dem
Salzbronnen 1778, Gerichtsnotar Dinkclacker in Hall für eine Flaller Siedensurkunde von 1192,
Sattler Dürr in Hall für ein Zunftbuch der Buchbinder von 1714—93, Freiherrn von Ebcrftein
in Berlin fllr 8 Exemplare feiner .Urkundlichen Nachträge Aber das reichsritterliche Gefchleoht
Eberftein, öte Folge 1885, Profeilor Dr. Fehleilen für ein Stück Lava aus dem Verfuv und ein
roenfehlichea Kieferftück aus den Katakomben von Rom, Wirt Frenz in Brachbach für einen
bemalten irdenen Krug, Werkmeifter Flurer in Schrozberg für einen feltfam geformten Stein,
Pfarrer Glöklcn in Gnaden thal für i Fliefe mit zweierlei Muftcrn, Direktor Hang in Mannheim
für feine Schrift »Der römifche Grenzwall" 18ö5, für feine Kecenfion von Cohaufens Bnch .Der
röraifebe Grenzwall in Deutfchland" und für eine Sammlung von Vorträgen im Mannheimer
Altertnmsverein 1885, Oekonom Mich. Heinzehnann in Herbfthaufcn für eine eiferne Pferdetrenfe,
Kaufmann Osk. Flezel in Hall für ein eiferncs Schloß, Forftmeilter Freiherrn von Hügel in Hall
für ein Fafchinenmeflcr von Wolfenbrück, Hauemcifter Lauth und Schlofler Leonhard in Ball für
einen Brandpfeil und Gefüflrel'ie , welche am Spital in Hall gefunden wurden, PrÄceptor Kuhn
in Stuttgart für 2 fteinerne Gewichte, f Partikulier G. Seckel in Hall für 2 religiöfe Bücher, Sr.
Excellens Oberfthofmeifter Freiherrn Thumb von Neuburg für die „Thumbifche Chronik" von
Boger, Fabrikant Wälde in Steinbach für 4 Lichtpaufen von Abbildungen der Kämpfe der Franzofen
in Tonkin, Kaufmann Wolff in Hall für eine kleine Siegelfammlung. Haßler.
Herren von Heimberg, OA. Weinsberg.
1336 Dez. 27. trägt Ulrich von Heinberg all fein Gut dem Grafen Ulrich
von Wirtemberg zu Lehen auf. (Urk. <L d. Marpach, St Johannis Evang. 1337;
Sieg, fehlt).
1344 Juli 14. empfängt Hugo von Hainiberg von dem Grafen Eberhard und
Ulrich einen Wald in der Bernbach, einen in der Msirkartsklingen und einen in der
Fleifchfchramme (Lehenbuch v. 1344 ff.)
Dies find die einzigen Spuren eines Lehenverhältnifles von Herrn von Heim-
berg zu Wirtemberg. Ohne Zweifel ift Hugo der Lehensnachfolger Ulrichs ; die Lehen
liegen in einer Gegend, in der die von Heimberg auch fonft begütert find. Bernbach
ift der Name eines Waldes bei Bernbach OA. Weinsberg, Fleifchfchramme ift wohl
der jetzige Wald Fleifchhau bei Buchhorn OA. Oehringen und Markartsklinge wird
eine der vielen Klingen der Gegend fein. Ift diefe Deutung richtig, fo ift fie ein
neuer Beleg für die Verweifttug der Herren von Heimberg nach der Burg Heimberg
bei Unter-Heimbach OA. Weinsberg (cf. Württ. f ranken 7, 173 ff. 8, 394 ff.).
Stuttgart. E. Schneider.
282
Württembergifcher Altertumsverein in Stuttgart.
Die Kirchenheiligen Württembergs bis 1250.
Eine Skine von Guftav Boffert
Seit Jahren fammle ich die Namen der Kirchenheiligen Württembergs, da fich
mir die Erkenntnis aufdrängte, daß diefe Namen für die ältefte kirchliche Gefchichte
Württembergs, für die Rcconftruction der urfprünglichen Parochien und damit großen-
teils auch für die Feftflellung der Centen und Gaue, wie für die Miflionsgofchichte
eine ähnliche Bedeutung haben möchten, wie die Steinmetzzeichen für die Gefchichte
der Baukunft. Meine Sammlung ift noch recht unvollständig , da mir nur die Ober-
amtsbefchreibungen. das ürkundenbuch und der Codex Laureshamenfis zu Gebot ftanden.
In den OberamtBbefchreibungen find die Heiligen der Kirchen fehr ungleich behandelt.
.Während die neueren neben einigen älteren fich von den andern vorteilhaft unterfcheiden,
indem fie diefen Punkt forgfaltig behandeln, lallen die Siteren, felbft die fchöne Befcbreib-
ung des OA. Rottweils, einen Öfters da im Stich, wo es gar keine Schwierigkeit hatte,
den Namen der Kirchenheiligen zu konftatieren , nämlich bei katholifchen Kirchen.
So wären z. B. meine Liften für die Bezirke Biberach, Ehingen etc. weiße Blätter geblieben,
wenn nicht Neher in feinem Perfonalkatalog der Diözefe Rottenburg die Heiligen gäbe,
aber leider nur nach dem neueften Stand. In der Oberamtsbefchreibung Rottweil fucht
man den Heiligen der Pfarrkirche von Dunningen mit ihrem einfügen großen Pfarr-
fprengel, nur aus den Glocken läßt fich allenfalls fchließen, daß fie St. Martin geweiht
war. Bei den evangelifchen Kirchen, für welche die Heiligen feit 350 Jahren bedeutungs-
los geworden find, ließe es fich erklären, wenn uns die Namen der Kirchenheiligen ver-
loren gegangen wären. Aber es giebt Bezirke, in denen fich diefelben faft ausnahmslos
erhalten haben, und andere, durch ganz Altwürttemberg zerftreut, wo die gedruckten
Quellen bis jetzt vollftändig fchweigen, fo die OA. Befchr. Tübingen. Eine Anfrage im
Evangelifchen Kirchenblatt an meine Kollegen, die ich gebeten, mir wenigstens die
Heiligen von einem Dutzend der älteften Kirchen feftzuflellen, hat mir von einem
Drittel derfelben erfreuliche Antworten gebracht, die fie größtenteils aus alten Akten
gewonnen, fo Brenz, Dürrwangen OA. Balingen, Fleinheim ; die andern fchwiegen, was
ich als Zeichen erfolglofen Suchens deuten will. Für die Tübinger Gegend habe ich
Freund Cafpart für viele Bemühung in diefer Sache zu danken, für das Oberamt Gail-
dorf Herrn Kameralverwalter Stumpf, der aus einem Lagerbuch die Namen von einem
halben Dutzend wichtiger Kirchenheiligen wie Efchach, Eutendorf, Fichtenberg erhob.
Die bisherigen Forfchungen haben mir bewiefen, daß auch für die evangelifchen Pfarr-
kirchen die Hoffnung nicht aufzugeben ift, die Lücken ziemlich vollftändig zu ergänzen.
Zu meiner großen Freude bieten die erften Lieferungen des dritten Bandes der Landes-
befchreibung fehr viel. Aber noch fehlen uns z. B. die Namen der Konftanzer und
Speirer Kirche in Ditzingen, die ficher Charakter iftifch find.
Wenn ich nun trotz der Unvollftändigkeit meines Materials mit der Veröffent-
lichung der nachfolgenden kleinen Skizze nicht zurückhalte, fo thue ich es in der Hoff-
nung, für die letzten Lieferungen der Landesbefchreibung eine kleine Unterftützung zu
bieten, damit eine möglichfte Vollständigkeit und Sicherheit erreicht wird. Denn die
Lückenhaftigkeit unferer bisherigen Kenntnis der Heiligen hat ihren erften Grund darin,
daß man in weiteren Kreifen nicht ahnte, wie diefe alten Heiligen für die Gefchichte
Boffert, Dio Kircbenbeiligen Württembergs bis 1250.
283
noch eine Bedeutung haben könnten. Aber wer hat daran bei den vor 30 Jahren noch
fall gänzlich unbeachteten Steinmetzzeichen gedacht? Der zweite Grund ift, daß man
häufig vergeblich, weil nicht am rechten Orte, fuchte und fich mit den Akten der Pfarr-
regiftraturen begnügte. Aber es giebt in den meiften Gemeinden noch alte Heiligenrech»
nungen, auf den Kanzleien alte Lagerbücher und Aktenfammlungen der Ortsherrfchaften.
Ähnliches findet fich bei den Standesherrn und Rittergutsbefitzern. So bin ich der
feften Überzeugung, daß da, wo der Pfarrherr von Dürrwangen für feine alte Kirchen
feinen St Peter gefunden, nämlich in den Akten der Heiligenvogtel Balingen, auch die
der übrigen Amtsorte jener alten Vogtei fich finden lauen. Es gilt auch hier: Wer
fucht, der findet. Kur muß vor einem Irrweg gewarnt werden. Manche Kirche hat
nicht nur einen Heiligen für die Kirche, fondern auch für die Nebenaltäre, welche ihre
befonderen Stiftungen hatten. Diefe verfcbiedenen Heiligen find fehr fcharf aus-
einanderzuhalten. Für die ältere Gefchichte Württembergs ift es zunächft notwendig,
die Heiligen der Kirchen zu ermitteln, die der Altäre und Nebenkapellen kommen
erft in zweiter Linie in Betracht.
Ich Helle zunächft die Heiligen der mir bekannten älteften Kirchen des Landes
zufammen, die Jahreszahl giebt an, wann die Kirche zuerft meines Willens urkundlich
erfcheint Die Heiligen gebe ich nach den oben genannten Quellen, foweit fie nicht
in den Urkunden fich finden. In der Anmerkung habe ich die älteften Kirchen, deren
Heilige noch nicht bekannt find, zufammengefaßt.
La offen 741—47 Martin. Heilbronn 741—47 Michael. Stö.ckenburg 741—47
Martin. Ellwangen 764 Sulpicius nnd Servilianus (noch nicht Veit). Trailfingen 770
ÄDdreas. Seeburg 770 Maria. Bildechingen 772 Maria. Hephinga (kaum Höfingen
OA. Leonberg, da es mitten unter Orten der Hattenhontare nnd des Barichingagans fleht, fondern
eher Erpfingen Cod. Laur. 8274) 775 Maria. (? vgl. Königr. Württemberg III. 858). Meimsheim
(Cod. Laur. 3496) 775 Martin. Illingen 775 kaum Ignatius, eher Cyriacus. Altfteußlingen
77G Martin. K ir chbierl ingen 776 Martin. Eine unbekannte Michaelskirche in der Nähe der
beiden letztgenannten Orte, vielleicht Neub arg 776. Horbrechtingen 777 Veranus. Eß-
lingen 777 Vitalis, fp&ter Dionyfins. Eutingen oder richtiger Ergensingen (f. anten) 780
Nazarius, oder vollftändiger Bafilides, Quirinus, Nabor und Nazarius. Dunningen 786 Martin.
Lauterbach OA. Oberndorf 786 Michael. Runig enburg d.h. Michelsberg OA. Bracken-
heim 786 Michael. Baumerlenbach-Wächlingen (f. unten) 787 Salvator und Maria. Ober-
roth OA. Gaildorf 788 Bonifatius. Zazen häufen 789 Nazarius. Zell OA. Riedlingen 790
Gallus. Ufhofen-Leutkirch 797 Martin. Bieringen OA. Künz. 800 Kilian (kaum urfprfinglich).
Seekirch und Buffen je 805 Maria. Freudenbach 807 Blafius. Mühlhaufen OA. Herren-
berg abg., nicht OA. Geislingen, 812 Quintin. Schwarzenbach OA. Wangen 815 Felix und
Regula. Saulgau 819 Johannes d. T. Buchau 819 Cornelius und Cyprian. Afperg 819
2 Bafiliken, davon eine: Martin. Bollingen, jetzt Bollinger Hof OA. Heilbronn, 823 Peter und
Paul. Dieterskirch 826 Urfula und GenofTen. Dürrmenz 836 Andreas. Kifllegg, Rapo-
ücella, Cella Lantperti 824. 849 S. Martin (W. U. 4, 826), jetzt Gallus und Ulrich. Schönebarg
OA. Laupheim 837 Gallus. Friedingen 850 Martin. Wurmlingen OA. Tuttlingen 861 Gallus.
Wiefenfteig 861 Cyriacus. Wefterheim 861 Stephan. Thalheim OA. Rottenburg 873
Pancratius und Cyriacus. Faurndau 875 Maria. Brenz 875 Gallus. Urlau OA. Leutkirch
879 Martin. Dußlingen 888 Peter. Nufpl ingen OA. Spaichingen 889 Katharina, kaum ur-
fpriinglich, daher in der Urkunde OA.B. Spaichingen S. 350 eher das badifche Nufplingen ge-
meint ift. Oberftetton OA. Gerabronn ca. 900 Bonifatius. Oberndorf 912 Remigius.
Laupheim 925 Peter und Paul. Heifterkirch 925 Johannes d. T. Kirchheim u. T. 960
Martin. Kirchdorf OA. Leutkirch 972 Blafius. Gingen OA. Geislingen 984 Quirinus, Bafili-
des (nicht Bafllius}, Nabor nnd wabrfcheinlich auch Nazarius. Marchthal 998 Michael. Oehr-
ingen 1020 Peter und Paul. S chotzlngen 1023 Ulrich. Mochenthal 1052 Nikolaus. Kent-
heim 1075 Candidus. Tigerfeld (Mon. Germ. 10, 98) ca. 1079 Stephanus. Altenburg OA.
Tübingen 1065—79 (Mon. Germ. 10, 98) Nikolaus. Komburg 1081 Nikolaus. Hirfau 1091 Peter,
und Paul Großaltdorf OA. Hall 1091 Bartholomäus. Weilheim OA. Kirchheim 1095 Peter.
Weilheim OA. Tübingen vor 1098 Mari», Jofeph, Katharina. Wiblingen 1098 Martin. Bläfl-
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Boffert
berg OA. Tübingen vor 1098 Blaflus. Kirchheim a. N. 100!) Alexander. Dettingen OA.
Urach ca. 1100 Pancratius nnd Hippolytus. Motzingen ca. 1100 Martin. Reinftotten 1100
Urban. Laubach OA. Biberach 1100 Michael. Thannheim OA. Leutkiroh 1100 Martin.
Roth OA. Lcutkirch 1100 Verena. Kohlberg 1102 Nikolaus, Michael, Benedikt. Lorch 1102
Maria und Peter. Griefingcu 1111 Leodegar. Siggen OA. Wangen Uli Sebaftian, kaum
urfprflnglich. Adclraansfolden 1113 Nikolaus. Neuler 1113 Benedikt. Backnang 1116
Pancratius Nellingen OA. Eßlingen 1120 Blafins. Neukirch 0A. Rottweil 1120 Peter nnd
Paul. Backnang, Lcutkirche 1122 Michael. Neck arwei't heim 1122 Nikolaus. Großgar-
tach 1122 Laurentius. Anhäufen an der Brenz 1125 Martin. Dettingen OA. Heidenheim
1125 Peter. Urfpring OA. Blaubeuren Ueorg. Buchhorn 1130 1. Andreas, 2. Pantaleon
Sechfclbach OA. Mergentheim 1136 Stephanus. Dürrwangen OA. Balingen 1141 Peter,
Huldftetten 1141 geweiht Nikolaus. Schopfloch bei Bezgenrieth 1142 Laurentius. Ravens-
burg 1143 St. Michaelskapclle. Berg OA. Ravensburg 1143 Nikolaus. A 1 1 d o r f bei Weingarten
1143 Martin. Eriskirch 1143 Maria. Hoßkirch 1143 Peter. Bcrgatreute 1143 Philipp
und Jakob. Fulgenftadt 1143 Ulrich. Langenau 1143 Martin. Otlingen 1143 Martin
Ohmenheim 1144 Elifabetb, ficher nicht urfprünglich. Löchgau 1147 S. Peter? Kocher-
ftein 1149 Martin. Kiinzelsau 1149 Johannes d. T. Aus dem Codes Hirfatis gehören in die
Zeit von 1090— 1150: Stamm heim OA. Calw Martin. Maichingen Laurentius. Gruibingen
Martin. Ehningen OA. Böblingen Maria. Mötzingen Moriz. Bönnigheim Cyriacus.
Ramsbach abg. Dionyfius. Nußdorf Martin. Hcffigheim Martin. Eltingen Michael.
Weiffach Ulrich. Gebcrsheim Sylvefter. — Frankcnbofen U52 Georg. Bergheim
O.A. Leutk. 1152 Konrad. Schneidheim 1153 Peter und Paul. Steinbach OA. Hall 115«
Johannes d. J. Hall 1156 heil. Kreuz und Michael. Mittel buch OA. Bib. 1157 Pancratius.
Orfenhaufen 1157 Maria. Plochingen 1157 Hlal'ins. Seifl'en 1159 Nikolaus. Blaubeuren
1159 Johannes d. T. Laichingen 1159 Alban. Harthaufen OA. Ulm 1160 Florian. Gun-
ni n gen OA.Tuttl. 1163 Georg. Seitingen 1163 Maria. Mergenthcim 1169Maria. Stimptach
1170 Veit. Wachingen 1171 Cosmas und Damian. Gailenhofen- Gornhofen 1171 Walburg
ob alt?). Gögglingen 1173 Martin und Briccius. Bronnen 1173 Blalius. Uttenweilcr
1173 Simon und Judas. Heudorf 1173 Peter und Paul. Hegenlohe 1173 Kreuz. Goldbach
OA. Crailsh. 1178 Mauricius. Stetten ob Rottw. 1179 Leodegar. Ingoidingen U7C Georg.
Eheftetten- Ebingen 1179 Stephan. Schwenningen 1179 untere Kirche Vincenz. Mühl-
häufen OA. Tuttl. 1179 Georg. Welzheim 1181 Gallus. Waldice 1181 Peter. Adelborg
1181 Maria und Ulrich. Weil im Schönbuch 1188 Martin. Rohrdorf OA. Wangen 1189
Germanus und Vedaftus, jetzt Remigius und Cyriacus. Isny 1189 Nicolaus. Berkheim OA.
Eßlingen 1190 Michael. Unterkirch berg 1194 Martin. Kapelle bei Ravensburg 1197
Chrlftina. Horrheim 1200 Clemens. Drackcn ftein 1207 Michael. Erb ft c t tt n 1208 Stephan.
Wurmlingen OA. Rottb. 1213 Briccius. Sülchen 1213 Johannes d. T. Uerbertshofen
OA. Ebingen 1220 Benedikt. U I m Kapelle 122 . Ägidius. Wurmberg 1221 Peter? Hollen-
b ach 1223 Stephan. Pfrungen 1226 Seiaftian, kaum urfprünglich. Derdingeu 122. Katharina.
Hobenftaufen 1228 Jakob. Lothcnberg 1228 Peter. Kbersbacli 1228 Veit Hein-
ingen 1228 Michael. Krtingen 1228 Georg. Ncckarfulin 1230 Dionyfius. Gemmrigheim
1281 Johann. LcndJ'iedel 1231 Pankratius, fünft Stephan. Kirchen OA. Ehingen 1231 Martin.
MUnfter OA. Mergenthcim 1282 Allerheiligen. Steinenberg 1234 Peter. Oberurbach
1234 Afra. Steinheim a. d. Murr 1235 Veit. Balmcrtshofen 123G Anna, nicht urfprünglich.
Hall 1236 Kapelle zu S. Jakob. I p t i n g c n 1237 Margareta, noheb ach 1238 Jakob. Orlach
1238 Kilian oder Bartholomäus. Michelbach a. d.U. 1238 Bonifatius. Rengershaufen 1238
Leonhard. Herfigheim 1239 Martin. Vaihingen 1289 Kapelle zur Maria. Afch 1241 Maria.
Weil im Dorf 1243 Oswald. Eberftadt 1247 Lucas. W Q ften r o t h 1247 Kilian. Kirchberg
OA. Marbach 1247 Bonifatius. Oberftenfeld 1247 Gallus oder Blalius. Kleinkoinburg 1248
Agidius (aber gegründet 110 .) Reinsberg 1248 Kreuz. Erlach 1248 Kreuz. Cregliugen
1248 Peter. Thüngenthal 1248 Maria.
Anm. Willmandingen 775. WaUlach OA. Frcudenftadt 779. Mühlbaufen 779. Münfingen
804. Hochdorf OA. Vaihingen 812. Möckmühl 815. Mundingen 854. Gronau 858. Diefenbach OA
Maulbronn 1023. Wachbach 1045. Döffingen 1075. Oferdingen, Derendingen vor 1098. Eningen
1100. Remroingshcim Uli. Poppcnweiler 1122. Weiler OA. Brackenheim 1122. I pflamör 1110 bis
1127 geweiht. Ried OA. Ravensburg 1143. Aus dem Cod. Hirs. Deckenpfronn, Feuerbach, Gült-
ftein, Murr, Thailfingen OA. Herrenberg, Ditzingen, Schafhaufen , Liebenzoll. Nattenbuoch OA.
Miinlingen abg. 1152. Moowciler OA. Wangen 1152. Elfingcn OA. Maulbronn 1153. Kohlltettcn
1161. Offenhaufen 1161. Ammern 1171. Ruith 1171. Schäftersbeim 1172. Füramoos, Edol-
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Die Kirchenhoiligon Württembergs bis 1250.
285
benren, Weil OA. Eßlingen 1173. Leidringon 1179. Echterdingen 1185. Oberwälden 1187.
Wimsheim 1194. Gnnslol'en 1207. Steinheim ». Aalbnch 1209. VefperwcÜer 1211. Feldftetten
1226. Sindringen 1230. Heldenfingen 1231. Flein 1233. Sersheim 1239. Lienzingen 1239 ^Pfarr-
kircho, nicht U. L. Fr.). Kkinfachfenhdm 1245. Siegelhaaren 1246. Steinkirchen 1218.
Nun feien mir noch einige Bemerkungen geftattet.
1 . Vorftehendes Verzeichnis entspricht nicht ganz feinem Zweck, da die Zahlen
nur angeben, wann die Kirchen urkundlich erfcheinen, aber nicht, wann fie gegründet
find. Die meiften derfelben find viel älter, z. B. Reinsberg und Tbüngenthal gehören
ins Jahr 1025. Sehr zu bedauern ift, daß wir für folche feltene Heilige wie Felix
und Adauctus in Fleifchwangen , Felix und Regula in Zogenweiler, Zeno in Aisbann
OA. Spaich. nicht urkundliche Daten ihrer Entftehung haben. Ift einmal die Sammlung
der Kirchenheiligen abgefchloffen, dann wäre ein zweites Verzeichnis nach den Heiligen
zu machen, um zu zeigen, wie die einzelnen Heiligen über das Land verteilt find, woraus
fich Schlüfle über die MilTionierung des Landes und den Befitz der gei fluchen Körper-
fchaften wie St. Gallen, Lorfch, Fulda im Land machen laffen.
2. Die ältelten Kirchen find in tiberwiegender Mehrzahl St. Martin geweiht,
vgl. befonders die Urkunde W. U. I, 101, 190. Das weift entfehieden auf die That-
fache, daß der größte Teil Württembergs in Nord und Süd von Glaubensboten des
fränkifchen Reichs zum Chriftentum gebracht wurde.
Auf fränkifche Glaubensboten weifen auch die Kirchen der h. Remigius, Quintin
und Vedaftus.
Wir dürfen annehmen, daß die Millionäre die von ihnen gegründeten Kirchen
den Heiligen ihrer Heimat oder ihres Stammklofters weihten. Das wird auch bei den
Dionyfiuskirchen teilweife der Fall fein, während die Dionyfiuskirche in Eßlingen ihren
Namen nach dem Klofter St. Denys, dem fie gehörte, bekam. W. U. 1,18. Es wäre
nun fcftzuftellen, wo in Frankreich die Verehrung der heil. Remigius, Quintin und
Vedaftus am meiften heimifch war. Ich erinnere an die Stadt St. Quentiu und das
Klofter St Vaaft.
3. Die fehr häufigen Michaelskirchen der alten Zeit, die an die Stelle alt»
deutfeher Kultusftätten traten, beweifen, wie zahlreich diefe letzteren waren.
4. Neben Maria find es in der alten Zeit in zweiter Linie vorzüglich die Apoftel
Petrus und Paulus, fowie Andreas und Jakobus und der Protomartyr Stephanus, die
man zu Schutzheiligen wählte; feltener und fpäter kommen auch die Apoftel Bartholo-
mäus, Simon und Judas, Philippus und Jacobus vor. Die biblifche Tradition war offen-
bar in den alterten Zeiten noch von überwiegendem Einfluß.
5. Die Kirchen zu Johannes dem Täufer find meift alte Taufkirchen
und verdienen darum befonderc Beachtung, da fie leicht die Mittelpunkte der fpäteren
Landkapitel wurden. Vgl. Vierteljahrsh. 4, 283.
0. St. Peter tritt in der älteften Zeit immer mit Paulus auf. Es werden
darum alle St. Peterskirchen urfprflnglich Petrus und Paulus zu Patronen haben. Diefe
Vermutung hat fich z. B. in Rorgenrteig (Geislingen) völlig beftätigt. Man kannte
dort nur St. Peter als Heiligen, bei näherer Nachforfchung auf meine Veranlaffung
fand Kleimm, daß auch St. Paulus dazu gehörte. Je fremder Paulus dem Mittelalter
wurde, je mehr die römifche Papfttradition fich auf Petrus gründete, um fo begreiflicher
ift das Zurücktreten des Paulus. Wenn die Wahl der Kirchenheiligen nie eine zufällige
ift, fondern auf beftimmten Gründen ruht, fo muß auch das Auftreten von Petras und
Paulus an Kirchen, die als politifche Mittelpunkte Bedeutung hatten, wie Laupheim
für den Rammagau und Öhringen für den Ohrngau, feine Gründe haben, die einei
weiteren Erforfchung würdig wären.
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Boffert
7. Auffallend ift, daß außer Maria in der älteflen Zeit nahezu keine weibliche
Heilige auftritt. Die hl. Elifabeth in Ohmenheim, wie die hl. Anna in Balmertshofen
(und St Sebaftian in Pfrungen) können nicht die utfprünglichen Heiligen fein. Denn
die hl. Elifabeth wurde erft 1235 kanonifiert und die Kirche in Ohmenheiro beftand
fchon vor 1144. Die Verehrung der heil. Anna bekam erft im 15. Jahrhundert Be-
deutung, nahm aber fo ftark Überhand, daß fie felbft die ihrer Tochter Maria zu ver-
drängen drohte. Im ganzen wird fleh Tagen laßen, daß Pfarrkirchen, deren Exiftenz
fchon vor 1250 feftfteht und die heutzutage St. Anna, Agatha, Elifabeth, Ottilia (ja
wohl auch Margareta) oder Sebaftian, Wendel etc. geweiht find, ihre Heiligen gewechselt
haben müffen. Der Wechfel der Heiligen ift keine ungewöhnliche Erfcheinung. Die
Michaelskirche in Heilbronn ift zur Kilianskirche geworden, die alte Pfarrkirche zum
hl. Stephanus in Lendfiedel, einer der Urpfarreien des Maulachgaus, hatte, folange fie
dem Pancratiusftift in Backnang gehörte, Pancratius zum Schutzberrn W. U. 4, 91.
Die Gründe diefer Erfcheinung liegen nahe genug, f. No. 11. Aber auch in Schönaich
muß ein folcher Wechfel ftattgefunden haben, wenn nicht der Heilige der Kirche mit
dem einer Nebenkapelle verwechfelt worden ift Nach der OA. Befch. Böblingen S. 203
ift der Heilige Laurentius, während 1300 noch der hl. Martin Schirmherr der Kirche
war, Zeitfchr. für den Oberrh. 16, 127. Auch in Bieringen OA. Künz. wird um 800
St. Kilian noch nicht als der Heilige gelten, da die Kilianskirchen erft fpäteren Datums
find. In der alten Pfarrkirche zu Wefternhaufen mußte St. Martin fich erft 1684 nach
einem großen Sterben durch Sebaftian verdrängen laßen. In Ebcrsthal OA. Künz. ift
erft neuerdings Rochus an St. Leonhards Stelle getreten.
8. Das Aufkommen von einzelnen Kirchenheiligen hängt mit eigentümlichen
Zeiterfcheinungen und Geiftesftrömungen innerhalb der Kirche zufammen. So wird
die Verehrung des hl. Nicolaus in der Zeit der waebfenden Cluniacenfifchen Richtung
und der hildebrandifchen Kämpfe durch die päpftlichgcfinnten Klöfter verbreitet Vgl.
Zwiefalten und Komburg und die Patronatskirchen diefer Klöfter. Es wäre wohl der
Mühe wert feftzuftellen, wie der hl. Nicolaus zu der Ehre kommt der Typus des itreit-
baren Mönchtums zu werden. Nicolaus, „der Volksbefieger", könnte der kurze Aus-
druck für die Popularität fein, der fich die Hildebrandiner rühmten.
9. Vermutungsweife möchte ich das Aufkommen der Bartholomäuskirchen
gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Verbindung fetzen mit den Bärtlingen, den fratres
conversi, wie fie zuerft Abt Wilhelm in Hirfau aufnahm. Die Bartholomäuskirche in
Großaltdorf OA. Hall, gegründet um 1085, geweiht von B. Adelbero, könnte die Stiftung
eines folchen Bärtlings in Komburg fein. Das Mittelalter liebte ja folche Beziehungen
zwifchen den fremden Heiligen und der deutfehen Sprache. So hilft St Zeno gegen
Zahnweh, St. Valentin gegen Fallfucht.
10. Die Pantaleons Verehrung fcheint erft im 12. Jahrhundert Freunde ge-
wonnen zu haben , wie ich das auch in Würzburger Urkunden beobachtet habe.
Vgl. Archiv für Unterfranken B. 27, S. 305. Dagegen dürfte St. Ägidius in Deutfch-
land zu der Zeit fich eingebürgert haben, als der Cluniacenfer-Geift die ftrenger ge-
richteten Gemüter Frankreichs und Deutfchlands mit einander verband und deutfehe
Herren in frauzöfifche Klöfter traten und umgekehrt franzöfifche Hildebrandiner in
Deutfchland wirkten. Ein Fingerzeig mag fein, daß Burkhard, der Enkel Kunos von
Lechsgemünd und Mathildens von Achalm, der Neffe des Utrechter Bifchofs Burkhard
(1099—1112), um die Wende des 11. Jahrhunderts eine Pilgerfahrt nach St. Gilles bei
Marfeille unternahm. Mon. Germ. 10, 106. Diefe Thatfache beweift, daß der Ruf
des hl. Ägidius fich damals in Schwaben verbreitete.
11. Daß die Miffionare Kilian, Gallus, Fridolin etc. nicht Kirchen nach
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Die Kirohenheiligen Württembergs bis 1250.
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ihrem Namen gründeten, fondem ihre neugeftifteten Kirchen irgend einem damals ge-
bräuchlichen Heiligen weihten, liegt auf der Hand. Die Gallus-, Kilians- und Bonifatius-
kircben find nicht Tauf- oder Miffionskirchen diefer alten Sendboten. Das
Kiliansmünfter in Würzburg, in dem Kilian begraben ift, war urfprünglich eine Jefus-
oder Salvatorkirche.
12. Die Heiligen von Kirchen wie Gallus, Kilian, Bonifatius weifen nicht auf
Stiftung jener Heiligen, fondern auf den Befitz von KlÖftern und Stiftern zu
St Gallus, St. Kilian, St. Bonifatius.
Recht klar tritt das zu Tage in Heilbronn, wo die Kirche 741—47
St. Michael geweiht war, aber zur Kilianskirche wurde, nachdem Würzburg den Kirch-
fatz erhalten hatte. Die Kirche in Oberftetten, wo Kl. Fulda frühe fchon durch einen
Marcuart Befitz erhielt, der damals die Kirche eben erft gebaut hatte, ift zum klaren
Beweis des fuldifchen Befitzes dem hl. Bonifatius geweiht. Die Kapelle zu Brenz
war gewiß, als fie K. Ludwig feinem Diakonus Luitbrand überließ, fchon einem Heiligen
geweiht, aber als fie Luitbrand zwifchen 888 und 895 mit Erlaubnis K. Arnulfs an
St Gallen abtrat, mußte fie den hl. Gallus zum Schutzherrn annehmen. Jenes Sconin-
perac 837 W. U. 4, 324 f. fcheint mir aus dem oben angegebenen Grund Schönebürg
OA. Laupheim mit feiner Galluskirche zu lein. Daß die Kirche in Schömberg
OA. Rottweil, die St. Peter und Paul geweiht war, je St. Gallen gehört hätte, ift mir
höchft zweifelhaft, da St. Gallen den Kirchen feines Befitzes den Stempel feines Eigen-
tumsrechts mit den Namen feiner Heiligen Gallus und Ottmar fo regelmäßig aufprägte
wie keine andere geiftliche Herrfchaft.
Diefe Sitte der Klöfter und Stifter, ihren Kirchen die Namen ihrer befondern
Heiligen beizulegen, fo daß die Klofterunterthanen unter dem Schutz desfelben Heiligen
f tan den wie ihre Herren, kann ein wichtiges Hilfsmittel werden, um die Befitzverhältnifle
der einzelnen Klöfter und Stifter genauer als bisher kennen zu lernen. So werden
die Kirchen der hl. Felix und Regula zu Schwarzenbach (815) und Zogenweiler
dem Münfter des hl. Felix und Regula in Zürich gehört haben. Fragt man, wie das
Miinfter in Zürich zu folchem Befitz gekommen fein mag, fo werden wir alsbald auf
alten Zufammenhang der Zürichgaugrafen mit den Linz- und Argengaugrafen geführt
Die Dionyfiuskirche in Eßlingen weift urkundlich ficher nach St. Denys, überfchaut
man aber die nicht unbeträchtliche Zahl von Dionyfiuskircken im mittleren Württemberg,
fo liegt die Vermutung nahe, daß der Befitz des Klofters St. Denys in diefer Gegend
bedeutender war, als fich heutzutage urkundlich ficher feftftellen läßt Die Kirche
zu Zazenhaufen gehörte dem Klöfter Lorfch und war dem Heiligen diefes Klofters
Nazarius geweiht. Dasfelbe war der Fall mit der Kirche auf „Eutinger Mark", nämlich
mit der Kirche in Ergenzingen. Nun aber hat die Kirche zu Ergenzingen nicht
bloß Nazarius zum Patron, fondern auch Bafilides, Quirinus (Cyrinus) und Nabor. Offen-
bar gehörten diefe 4 Heiligen zufammen, wenn auch öfters nur der eine oder andere
genannt ift. Nun empfehle ich die weiteren Kirchen, bei denen diefe Heiligen, fo viel
ich bis jetzt fehen kann, vorkommen, als Gingen OA. Geislingen, Effingen, öffin-
gen, Deizisau, Schorndorf, Ohrnberg, zu weiterer Forfchung. Bei Schorndorf
wird allerdings nur ein Altar diefer Heiligen mitfamt Celfus genannt, während die
Kirche Maria geweiht gewefen fein foll. Ich glaube aber, daß die fpäter ganz ver-
fchollenen 4 Heiligen urfprünglich die Heiligen der Kirche waren, aber bei einem Neu-
bau durch Maria verdrängt wurden. Bei Ohrnberg ift der Lorfcher Einfluß ficher,
hatte doch Lorfch in Wächlingen, das heutzutage auf Ohrnberger Markung abgegangen
ift, und in dem nahen Baumerlenbach Befitz. Sollte Öffingen jenes Hephinga fein
Cod. Laur. No. 3274? Wir hätten dann anzunehmen, daß dort Maria durch Bafilides,
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Boffert
Quirinus, Nabor und Nazarius verdrängt wurden, alfo die umgekehrte Erfcheinung wie
in Schorndorf. Nur fcheint mir die Nennung Hephingas unter lauter fem gelegenen
Orten nicht zu paffen. Die Frage wäre entfchieden, wenn die Kirche zu Erpfingen
Maria geweiht wäre. Faft möchte ich vermuten, daß Nabern vom hl. Nabor feinen
Namen hat wie St. Avold bei Metz (Ad S. Naborem cf. Ad S. Candidum = Kentheim).
Um den oben geltend gemachten Grundfatz, daß die Namen der Heiligen Kenn-
zeichen des Befitzea der Klöfter und Stifter find , ausgiebig für die Landesgefchichte
verwerten zu können, mußte man das Reich der Heiligen, befonders die der älteften
und wichtigften Stifter und Klöfter, in welchen diefelben verehrt wurden, genauer
kennen als dies bei mir der Fall ift So feien z. B. Cyriacus (nicht der Wiefenfteiger),
Pancratius und Hippolytus, Gordianus und Epimachus zu näherer Berückfichtigung
empfohlen.
13. Da die mittelalterliche Anfchauung vom Verhältnis des Schutzheiligen
zu der ihm geweihten Kirche eine fehr lebendige ift, indem fie eine perfönliche
Beziehung und ein Wirken des Heiligen in feiner Kirche vorausfetzt, fö find die Titel,
wie fie heutzutage immer gebräuchlicher werden, und über deren Beziehung zu der
nach ihnen benannten Kirche das konkrete Denken der mittelalterlichen Chriften fich
eben fo wenig eine klare Vorftellung machen konnte, als ein heutiger Nichtkalholik,
in den älteften Kirchen undenkbar, wie Afcenfio Mariae, Conceptio immaculata etc.
Mit Ausnahme des hl. Kreuzes, bei dem man aber wohl den Crucifixus im Sinn hatte,
find mir nur heilige Perfonen bekannt, denen man in der alten Zeit Kirchen weihte.
14. Filiale mit neugegründeten Kirchen behalten gerne die Heiligen der
Mutterkirche, an deren Verehrung man fich gewöhnt hatte, bei. So bekam Neckargar-
tach von feiner alten Mutterkirche, die fpäter zur Tochterkirche berabfank, die Heiligen
Peter und Paul. Die Filialkirche von St. Peter zu Reutlingen, die Kirche zu Deger-
fch lacht OA. Tübingen, hat ihren St Peter ficher von ihrer Mutterkirche. Dagegen
gilt das nicht für Botenheim und Kleebronn, für welche die Landesbefchreibung
als gemeinfamen Heiligen Raphael angiebt, was nur für Kleebronn richtig ift. Denn
der Heilige von Botenheim ift nach der Zeitfchrift für den Oberrhein 4, 312 Maria.
Die nach ziemlich glaubwürdigen Chroniknachrichten 1025 gegründete Pfarrkirche zu
Reinsberg mit ihrem immer noch anfehnlichen Pfarrfprengel war eine Kirche zum
hl. Kreuz, aber zu welcher Kirche mag diefe Gemeinde früher gehört haben? Es liegt
nahe genug, an Erl ach zu denken, das auch eine Kreuzkirchc hat. Die 1258 erbaute
Bonifatiuskirche in Pfützingen wird wohl damals noch zum Pfarrfprengel der Bonifatius-
kirche in Oberftetten, der Mutterkirche des ganzen Vorbachthales, gehört haben.
Mit dem oben feftgeftellten Grundfatz fcheint ein nicht zu verachtendes Hilfsmittel
gewonnen zu fein, um die älteften Pfarrfprengel feftftellen zu können.
15. Ein weiteres Hilfsmittel für diefen Zweck ergiebt fich aus der Erkenntnis,
daß Johannes der Täufer, St. Martin, St. Michael, St. Peter und Paul etc. die älteften
Heiligen find, daß St. Margaretha, Laurentius, Bartholomäus etc. einer jüngeren Schichte
angehören. Es wird fich zunächft darum handeln, feftzuftellen , welche Kirche der
liegend einem jener älteften Heiligen geweiht war, dann das Alter der Heiligen der
nächftgelegenen Kirchen zu prüfen. Die Probe laßt fich bei den anerkannt alten Pfarr-
fprengeln von Stöckenburg und Weftheim OA. Hall, Michelbach an der Heide OA. Gera-
bronn leicht machen. Ich wähle aber ein anderes Beifpiel. Die Pfarrkirche von Orlach
erfcheint 1238, fie war nach der OA. Belehr. Hall St. Kilian geweiht, was aber nur
für die Zeit richtig fein kann, da die Herrn von Crailsheim die Kirche dort von
Würzburg zu Lehen trugen, der frühere Heilige war nach Aufzeichnungen der Haller
Dekanatsregiftratur Bartholomäus. Die Bartholomäuskirchen in Franken fcheinen mir
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Die Kirchenheiligen Württembergs bis 1250.
289
dem Ende des 11. Jahrhunderts anzugehören. Nun ift der Pfarrbezirk Orlach mit
feinem früheren Filial Altcnberg ein langgeftreckter fchraaler Streifen. Ein Blick auf
die Karte zeigt, daß diefer Streifen urfprünglich mit dem Pfnrrbezirk Braunsbach
zusammengehörte. Braunsbach hat eine alte Bonifatiuskirche. Für die Zufammcnge-
hörigkeit von Braunsbach und Orlach fpricht aber weiter, daß beide urfprünglich Lim-
purg gehörten, alfo von den Herrn von Bielriet herkamen. Nun war aber auch die
kleine Pfarrei Jungholzhaufen mit der Laurentiuskirche limpurgifch. Alfo wird der
urfprünglichc Pfarrbezirk von Braunsbach Orlach mit Altenberg und Jungholzhaufen
umfaßt haben.
16. Die alteften Pfarrkirchen gelten für die ganze Gemeindemark und werden
öfters nach dem Hauptort der Mark genannt, während fie in einem andern Ort der
Mark ftanden. Dafür 2 Beifpicle. Ein Maorlach fchenkte dem Klofter Lorfch 794
eine bafilica zu St. Salvator und Maria in Wachalincgheimer marca im Kochergau
(Cod. Laur. 3460.) Das ift aber nur eine Beftätigung der Schenkung feiner Schwerter
Hiltisnot, welche 787 die Kirche zu Baumerlenbach, welche Salvator und Maria geweiht
war, an das Klofter Lorfch gefchenkt hatte (Cod. Laur. ed. Torney 1, 30.) Die Kirche
in der Wiichlinger Mark ilt alfo die in Baumerlenbach. Im Jahr 780 erhielt da«
Klofter Lorfch Befitz in Udinger marca juxta bafilicam S. Nazarii (Cod. Laur. 3230).
Man hielt diefe Bafilika für die Kirche von Eutingen, die aber St. Stephan geweiht
ift In Wahrheit irt die Kirche zu Ergenzingen gemeint, welche wirklich Bafilides,
Quirinus, Nabor und Nazarius geweiht ift. Auch belehrt uns die OA.Befchr. Rottenburg
S. 166, daß noch fpäter wenigftens ein Teil von Ergenzingen nach Eutingen pfarrte.
Wir dürfen alfo annehmen, daß Klofter Lorfch feiner Nazariuskirche nur das Pfarrrecht
für den ihm damals gefchenkten Teil von Ergenzingen erwarb, der ganze Ort aber
urfprünglich mit Eutingen nicht nur eine Pfarrei, fondern auch eine Markgenoflenfchaft
bildete. Denn die Ergenzinger Nazariuskirche lag in Udinger marca.
17. Zur fieberen Beftimmung von mehrfach vorkommenden Orts-
namen oder wenig bekannten Orten find die Kirchenheiligen wertvoll. Wie
fchwer ift es z. B., Plochingen OA. Eßlingen und Blochingen OA. Saulgau ohne weiteres
aus einander zu halten, wenn die Urkunde felbft keinen Anhaltspunkt giebt! Ift aber
der Kirchenheilige genannt, dann ift die richtige Beftimmung fehr erleichtert. Denn
Plochingen hatte St. Blafius, wohl einen Zeugen des Befitzes von St. Blafien (cf. Nel-
lingen), Blochingen aber Pelagius zum Heiligen. W. U. 4, 334 ift die Vermutung
Baumanns in feinen Gaugraffchaften S. 38 aeeeptiert, daß Lutteraun ein fpäterer
Name für Bapoti cella fei, das heutige Kißlegg. Nun hatte Lutteraun einen Altar
des hl. Bonifatius. Man wird dabei nicht an einen Nebenaltar zu denken haben, das
fetzt fchon mehr entwickelte Kirchenfyfteme und eine größere Kirche voraus. Nun
aber war 868 der Heilige zu Rapoti cella St Martin W. U. 4, 326. Alfo dürfte die
Identität von Rapoti cella und Lutteraun doch fehr fraglich fein, und man wird fich
zur Feftftellung von Lutteraun unter den ohnehin fehr fpärlich gefäeten Bonifatiuskirchen
in der Nähe des Bodenfees urozufehen haben.
Die vorftehenden Bemerkungen machen nicht den Anfpruch, eine weitgehende,
noch umfallende Studien erfordernde Unterfuchung jetzt fchon zum Abfchluß mit ge-
ficherten Refultaten zu bringen. Sie wollen nur zu weiterer Forfchung und zu un
parteiifcher Prüfung der aufgestellten Grundfätze anregen. Eines dürfte ohne weiteres
allgemeine Zuftimmung finden, daß nämlich den Heiligen für die I/andesgefchichte
eine größere Bedeutung zukommt, als ihnen bisher zuerkannt wurde.
Wflrtl'mK Vierteljahriliertr 1><S5.
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Chronikalifche Aufzeichnungen des Franzisknner-ConTentualen Johannes
Schmidt von Elmendingen hei Pforzheim (1349-1402)').
Mitgeteilt von Dr. II. Haupt, Bibliothekar der Cniverfität Gießen.
L
Nota. Anno domin i 1340 in menfe Aprili fuernnt Iudei interfecti et eodem anno in
uicnfe Mai venerunt flagellatores. anno domini 1350 fuit magna pcftilencia et nomine» iverunt
Romam propter annutn iubileum. item anno domini 13C6 in vigylia affuinpcionis Marie comes
Eberhardns de Wirtenberg cum elvitatibus linperialibus obfedit caftrum, quod vocatiir Kberftein
et receflfit indc in vigilya exaltacionis fanete cruris invane (de!) et inutiliter.
item anno domini 1372* predietns de Wittenberg interfeeit eivitates imperiales fu-
periores aput AI tbcin. item anno domini 1377" feria qulnta infra octavani pentheeoftes fuernnt
nobiles comitis Eberhardi predicti de Wirtenberg in Kiitliogeu interfecti f. k. .Tunii 12". item
anno doinini 1388° in die faneti Bartlotnei fuernnt circa Wilara eivitatenfes imperiales interfecti
a predicto comite Ebcrhardo de Wirtenberg et ducc Hcydelbergenfe. Itcro anno domini 1378
ineepit feisma ccclefiaftica fub Urbano qninto (fic!) et demente quinto (fic!) et duravit usque
ad annum 1417 in confilio Conftancienfe, qnod ineepit anno 1414 prima die Novcmbris et duravit
usqnc ad quartum annum, ut patet, et tunc fuit unio et electus concorditcr Martinus quintus III
Idus Novcmbris, feilicet in die Martini, item anno domini 1431 ineepit concilio (lic!) Bafiliensy
(fic!) fub Eugenio paba quarto*). Item 1444» dux de O'fterich pereuffit Swiezenfes ante Bafileam
et delfinn* cum fuo malcdictis (fic) exercitus (fic) venerunt (fic) adiuverunt dneem de Oftrie.
Almaj'ege venerunt cum Delfino do Francia, qui fuit filius regis de Francia.
item anno 1453 da gewaut der faeydinifch keyfer von der Dürgy Conftantinopel mit
verretcry. item 1460° da kriegt der pfalczgrafe mit dem ftift von Mencz und It-t den ftift nider
gar friedlichen f> grafen, ein von Ronnenberg, 2 von Naflbv, 1 von Linigen, 1 von YflTcnburg
und me den 100 und 30 ritter und knecht dy gefangen wurden nnd der herrc von Mcncz, der
antran gar, kum darvon und gar vil edler und nnedeler dy da erfchlagcn wurden rieh und arm,
das got erbarm, item 1460° da kriegt der horre von Wnrczburg, der liyes her Hans von
Grunbach uud der bifchofe von Babenberge und herezog Ludwig von Bayern mit her Albrocht
von Brandenburg und wider den herzog Wilhalm von Safen und wider den graf Ulrich, herrc
zu Wirtenberg und widern bifchof von Eyftetten und der pfalczgrafe wider den herren von
Wirteuberg, die deten einander buch grollen fchaden an lüten nnd an dem gut. der herre mar-
grafe Karalus zu Baden hyel fride und reyt darzu all all (fic) dag darzwufchen und bat die daz
fy frid mit einander machten und hylten. zu den ziten waz ein herrc von Yfenburg byfchof
zu Mencz, der afo (fic) fwarlichen niderlag gen dem pfalczgrafcn by Ryne und herezog in Bayern-
Aus cod. I, 100 der Minoriten-Bibliothek zu Würzburg (cod. chart. s. XV 4" unpaginiert).
II.
item anno domini 1462 circa foftum fanete Margarete virginis der pfalcz (!) bi Rine
und hertzog In Beyern fyeng den bifchof von Metz, genant her Jörg margrafe zu Baden nnd
finen bruder her Karalus herre zu Baden und her Ulrichen herre zu Wirtenberg und vil grafen,
fiycn ritter und knechte, dy da wurden gefangen und erfchlagen. her Ulrich von Hclfcnfteiu
ward erfchlagen. da ift nit ferro von Heydelbcrg gefchehen.
Aus cod. III, 43 der Minoriten-Bibliothek zu Würzburg (cod. chart 2° f. XV. unpaginiert).
anno domini 1443 21 a die Octobris videlicet in fefto faneti Hylarionis abbatis intra-
vernnt fratres de obfervancia convontura rforezenenfem in tempore illo fucrunt illi
fratros ibi in conventn: gardianus Nicolaus Federhafen, vieegardianus Johannes Dinglin de
Wila ipfe fuit picdictus, tercius frater Eogethardus Graft do Nuwenl'tat, magifter noviciorum
frater Johannes Fabry»), frater Jodocus Ruft", frater Heinricus Beyer, frater Johannes Fyel 4 ),
') Vergl. Birlingers Alemannia Jahrg. XIII, 18S5, Heft 2 S. 148 ff., wo von mir andere
chronikalifche Notizen des Johannes Schund aus der »litte deB 15. Jahrhundert« mitgeteilt
worden find.
») Es folgt in der Hs. der Bericht über den Übergang des Minoritcn - Conventnalcn-
Kloftcrs zu Tübingen an die Obfervanren, den wir unten aus einer anderen Hs. in etwas voll-
l'tändigerer Form wiedergeben.
*) In Ms. I, 100 der Würzburger Minoritcnbibliothek , das die obige Notiz in faft voll-
ftiindig iibereinftimmendem Wortlaut enthält , heißt der Pforzhcimcr Novizenmeifter Johannes
Fabry de Elmadingen.
*) In Ms. I., 100 mit dem Beifazc: de Durlncu (fic!).
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Orabftcin zu Heimsheim. Zufammenkünfte.
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colaren frater Johannes Fridinger vcl fartor 1 ), fratcr Sebaftianus, novicii Erhardus Margkftein,
Nicolans de Setdingen, illi fratres ornnes exiverunt de conventn, quando venernnt fratres de
obfervantes, (fic !) exceptus frater Johannes Fyel, qui remanfit cnm obfervantes, qui prius eciam
fnit de obfervantes.
nota. 1446 intravernnt fratrea de obfervantes conventnm Tfiwingenfem feria 5- ante
eftura faneti Benedict! abbatis. lettor frator Jodocus Schnei de cuftodia lacy (nach: lacy find
die Worte „ fratcr Johannes Horwer gardianns" dnrchftrichen), frater Lienhardua Widman de
VVifcnhom vieegardianus viccgardianus,(fic !) frater Johannes Lapicida qui remanfit cum fratribus
obfervancia, frater Johannes Dcrrcr, fratcr Henricns Federhafen de Pforczcn , frater Johannes
Friedinger vel Schnider de Pforczen, fratcr Rüdigerus de Sulcz Scolaris, frater Johannes Horwer
et remanfit, qui fuit gardiauus.
Ans cod. I, 95 der Minoritcn-Bibliolhek zu Wttrzbnrg (cod. chart. f. XV. 4»B1. 104 b.)
') In Ms. I, 100: Johannes Schnider vcl Fridinger.
Auffindung eine» Grabfteins aus dem Jahr 1318 in der Stadtkirche zu
Heiinsheim, OA. Leonberg.
Vor dein Altar der Stadtkirche zu Heirosheim wurde im Sommer 1884 nntcr dem
Bretterboden eine große Grabplatte mit folgender Umfchrift in altgotifehen Majuskeln und
mit dem Wappenfehilde der Stein aufgefunden. Derielbe ift jetzt an der Weftwand der Kirche
nufgel'tellt.
t ANNO . DOM INI . M . f . C . C. XVIII . FERIA. SKCVNDA . IN . DIEBVS .
ROGACIONVM . CIO. Mai) ÜB11T . VDOI.KAMVS . MILES . IVNIOR . NM . (Nomine) STEIN.
Panlns.
Znfanimenki'mfte der Mitglieder nnd Frennde des Württ. Altertnmsvereins
und der Anthropologifch.cn Gcfellfchaft.
1885 Juni 7. Ausflug nach Kirchhcim am Neckar zu dem von Profeflbr
L. Mayer ausgegrabenen römifchen Oebüfte und nach Lauften.
November 7. Vortrag von Oberftlieutenant a. D. v. Kaifer: Kritifche
Wanderungen auf Romcrfpurcn zwifchen Rhein, Main und Wefer.
November 21. Vortrag von Dr. jur. Adam am ftändifchen Archiv über
Johann Jakob Mofer als Landfcbaftskonfulent.
Dezember 5. Besprechung über Bronzezeit etc.
Dezember 10. Vortrag von Archivfekretär Dr. Schneider über das fehwii-
bifche Urkundenwefen des dreizehnten Jahrhunderts.
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292
Sülchgauer Altertumsverein.
Der Hohenberger Obervogt. 0. Mor im Bauernkrieg.
Von Guftav Boffert.
Das nachstehende Schriftflück dürfte einen willkommenen Beitrag zur Gefchichte
des Bauernkriegs in Württemberg geben. Liegt die Gefchichte der HerrSchaft Hohen-
berg im Jahrhundert der größten geiftigcn Bewegung der Neuzeit , im Sechzehnten,
faft ganz im Dunkel, fo bcfonders auch die Gefchichte diefer Herrfchaft während des
Bauernkriegs. Die Oberamtsbefchreibungen willen von den im folgenden berührten
Ereignillen wenig oder nichts, da das Staatsarchiv in Stuttgart wol keine Quellen dafür
bot. Aus dem Folgenden gewinnen wir einige neue Nachrichten über die Marschroute
Herzog Ulrichs beim Vernich 1525 fein Land wiederzugewinnen, welche die aus der
Korrefpoudenz Ulrich Arzt fieb ergebenden Anhaltspunkte erganzen. Herzog Ulrich
fuchte offenbar den nächsten Weg über Gosheim nach Balingen einzufchlagen ftatt des
Umwegs über Rottweil.
Die Stimmung der Bevölkerung der Herrfchaft Hohenberg tritt nun klarer
hervor. Ift auch der Bericht Konrad Mor's darauf berechnet, durch düftere Ausmalung
der Lage der Dinge feine eigenen Verdienfte um fo mehr hervorzuheben, was er über
die Neigung der Bauerfchaft, fich der Bewegung anzuschließen, lagt, wird Glauben
verdienen. Wenn die öfterreichifche Regierung nach dem Bauernkrieg die Haltung
von Rottenburg und Horb in dem Krieg belobt, fo kommt diefe Haltung mehr auf
Rechnung der Zeitereignifle als auf Rechnung der Stimmung der Bevölkerung. Der
Kürfchner Sebaftian Lotzcr von Memmingen, der Gevatter Chriftoph Schappelers,
nach meiner Anficht der Verfafler der Bauernartikel und dann Feldfchreiber des Baltringer
Bauernhaufens, ftand in Verkehr mit feiner Vaterftadt Horb, wo Karfthans nach feiner
Vertreibung aus Straßburg zuerft das neue Evangelium gepredigt und von wo er fich
nach Balingen gewendet hatte. In Rottenburg hatte Eberlin von Günzburg bei einem
Bcfucb in Andreas Wendelfteins Haus gepredigt und ihm war Andreas Keller, ein
junger feuriger Bürgersfohn, der Spätere Pfarrer in Wildberg, gefolgt. Näheres über
diefe Verhältnifle foll eine befondere Studie über Rottenburg und die Herrfchaft Hohen-
berg in der Reformationszeit geben.
Aus dem nachfolgenden Bericht aber ergiebt lieh, daß Mor zunächft in der
obern Herrfchaft Hohenberg, alfo in der Gegend um Spaichingen, die Neigung, den
Bauernhaufen fich anzuschließen, zu bekämpfen hatte und er auch für die Gegend von
Rottenburg und Horb Anfteckung durch das Beifpiel fürchtete. An Zündftoff fehlte
es weder hier noch dort.
Die Ereignifle in Aldingen und Troffingen find, Soviel ich beim Mangel an
zureichender Litteratur beurteilen kann, noch unbekannt. Leider giebt Mor keine Zeit
an, aber es ift deutlich, daß die Erzählung der Bauernbewegung in den April und
Anfang Mai fällt. Am 2. Mai lag der Truchfeß Georg in Oftdorf (Korrespondenz
de« Ulrich Arzt Nr. 330).
Der Hegauer Bauernhaufen, der fich in die Baar gezogen, Stand unter Hans
Helbling von Memmingen, den wir auch in der eben genannten Korrespondenz des
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Boffert, Der Hohenberger Obervogt C. Mor im Bauernkrieg.
293
Ulrich Arzt wieder finden Nr. HO. Er war offenbar zur militärifchen Leitung des
Hegauer Haufens als altgedienter Soldat geworben worden.
Konrad Mor, ein überaus eifriger Diener der vorderöfterreichifchen Regierung,
der bis zu feinem Tod unermüdlich bedacht war, die Gcrechtfame feiner Herrfchaft
zu wahren und felbft vor Schritten nie zurückfehreckte, welche den Stempel der über-
eilten Gewalt an fich trugen, wohnte 1525 zu Wehingen, einige Jahre fpäter in der
verladenen Beguinenklaufe zu Egisheim, auf welche aber das Klofter Rorhalden An-
fprüche erhob. Nach .langen Verhandlungen mußte er die Klaufe räumen und fetzte
fich nun in das Haus der nichtbefetzten Pfründe in Ratshaufen, worüber er in Streit
mit der Gemeinde kam. Waren fonft die Obervogteien in den Händen des alten
ritterlichen Adels, fo war Mor ein Bürgerlicher. Aber feine Stellung, in der er fich
ganz als Emporkömmling hielt, brachte ihm viele Widerwärtigkeiten. Es fcheint,
daß der oberlte Beamte der obern und untern Herrfchaft Hohenberg, der Landes-
hauptmann, der Graf von Zollern, ihn gerne befeitigt gefehen hätte, da der Dienft-
eifer Mors ihm unbequem war, denn feine eigene Amtsverwaltung war eine überaus
gemütliche, deren Hauptgrundlatze waren: 1. „Es langt fe noch" und 2. Man braucht
in Innsbruck nicht alles zu willen.
Langjährige ProzelTe (Anklagen wegen mangelhafter Rechnungsführung etc.)
werden uuter des Grafen Konnivenz von den Spaichingern und den benachbarten
Gemeinden der obern Herrfchaft Hohenberg gegen Mor geführt, aber demfelben gelaug
es, fich vor der Regierung in Innsbruck glänzend zu rechtfertigen und fich das Vertrauen
derfelben bis an fein Ende zu erhalten.
Das nachfolgende Schriftftück erklärt fich aus der Abficht Mors, feine Stellung
als Obervogt dauernd zu befeftigen. Die Regierung in Innsbruck belohnte Mors Vcr-
dienfte zwar nicht mit Geld uud Belitz, aber hielt ihn gegen alle Anfeindungen aufrecht.
Auf Mors Bericht ftand nicht umfonft gefchrieben : Man wills ingedenck fin.
Eigenhändiger Bericht Mors über feine Thätigkeit im Bauernkrieg 1525.
22. Juli (Wehingen).
Wolgebornnen, cdlenn, ftrenngen, hochgelerten, veft, genedigen vnnd gebüttigen
herren, e. g. fein mein ganntz vnndertenig pflichtig vnnd willig diennft altzeil zuuorau.
Genedigen herren e. g. wolle mir folich mein Ichreiben nit auß aignem räum") annemen,
fonder der notturfft nach, wie ich e. g. mit der Zeit felbs perfonulich berichten will,
alls mich f. d. zu ainem obcruogt der obernn herrfchafft Hohennberg auß genäden
angenomen vnnd zu geftelt, deßhalb alls ich in das ampt bin komen, hab ich vil irtung
vnnd fpenn gefunden vnnd aber die, fouer mir müglich geweft ift , abgeftelt vnnd zu
gutem bracht. In dem ift hertzog Virich von Wirtennberg komen, hab ich vermählt,
fein zug im Spaichingerthal für zu komen 1 ), aber Jülichs hat nit mügen fein, doch
die fchörr Ä ) auff dem berg, die leiben dörffer oder flecken genannt behalten vnnd fy
vor nächtail vnnd Ichaden behüt, doch mit großer mü vnnd arwait, dann fy haben
oft't lieh vnderftanden die ftaig vnnd ftyg von Goßhain 3 ) heruff deß geliehen by Hochenn-
berg heruff zeziechen, aber innen folichs vorgehalten, mit lieb vnnd layd, wie vor
gemelt ilt, äch dienen von Schönberg 4 ) aiu züfatz 5 ) darbey gefebickt, vnd zwü necht
vnd dry tag wenig ab dem roß komen, vnd darnach hat mich her Jorig Thruchfaß
oberfter veldhauptman des löblichen puuds zu Schwauben im antzug hertzog Virichs
zü Wirtenberg witer zu ainem prophanntmaifter wollen bruchen vnd haben, das dann
ich ächgethan hab, alls ain gehoi famer, doch fo hat fich in kurtzertzeit zutragen, das
14 ff.j Siebe die Anmerkungen am Schluß des Artikels.
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294
Boffort
die auffrürigeu paurn die obern hcrfchattt Hobennberg angelunngt vnnd auffgeuordert,
alls dann die andern d6rffer ringwys vm die herrfchafft Hobennberg zu den auffrürigen
purn gefallen warend, dcßbalben To hab icb das propfanntmaifterampt auff geben vnnd
wider in die herrfchafft müßen, des dann mir zu großem nacbtail vnnd fchaden ge-
dient hat, aber ich hab minen genedigften hemn in dem auipt der maußen erfchoßen,
wa ich nit fo großen vleys vnnd dapfferkait ankört hett, fo wer dife ober herrfebafft
nit ain mal, fonder zway oder dry mal müßen fallen, dann fy babea fo großen anu-
orderung von purn gebapt, vnd fonder von denn neebften nachpurn, dartzü hab icb
iich etlich meitmacher *) in der obern herfebafft, die ach gern weren gefallen, vnd der
maußen ain auffrür vnd widerwartigkait in der berrfchaft ze machennt, das ich hab
fchier tag vnd naebt müßen riten, vnd ir vngepttriieh fürnemen vnd fcltzami practica
fürzükomen vnd abzüftellen, das ich dan ainßtails mit guten Worten vnd mit tro-
worten abgeftelt hab, deßhalb ich fy ermant, fy föllen anfenchon, das ich zu Wfickiugen ^
alls in ainem dorfflin fitz, vnd Hb vnd gut zu inn fetzen, vnd nit von inn wichen
wolle, weder in lieb noch in layd, vnd ach fünft mit andern vil ermanuungen, wie fich,
dan das zürn handel zu thün gepürt, dann ich fo in ainer großen gefärlichait alda
bin geweßen vnd geßßen, das fy mir nit ain mall, fonder offt vnd dick anbotten
haben , mich in dem büß zu tod zefchlachen vnd zu uerbrennen , aber ich hab mich
an die aufffätzigen purn nichts gehört 7 ') auß nachuolgender urfach, dann fo ich gewichen
wäre, fo betten die r&dlinfürcr vnnd meitmacher in der obern herrfchafft ir vngepürlich
fürnemen defter bas mügen ftatt thun vnd fo ir practica ain lürgang hete gehapt, fo were
hierumb all ftett vnd dörffer gefallen benanutlich Mülhain 7 ), Duttlingen, Schönnberg.
Binßdorff *), Rofenveld *), Balingen vnnd Ebingen, vnd auch zu belbrgen Rotenburg vnnd
bottfehafft nit wol cuiphangen vnnd die herrfchafft damit getröft, die handlung were
nit, wie fy die herrfchafft antzaigten , alfo grufemlich . vnnd der herrfchafft die fach
fürgeben, wie fy dann an ir felbs geweft ift, danu ich hab mein kuntfehafft tlarncbenut
gut inngehapt, vnnd wa ich mich derroauuen nit fo faft geübt hette, fo hett ir practiek
ain fürganng genomen, in dem hab ich die herrfebafft wider zusamen befchriben laußen
vnnd fy ermannt vnd getröft das beft zethüend, vnd nit vom huß Öfterrich zefallen.
wie fich dann ire vordem am huß Öfterrich allweg wol gehalten hetten, wann der
loblich pund des lannds zü Schwaben zugen daher der hoffnung, das wir fürter zu guten
friden komen würden, in dem haben zween redlin fürcr mich vnd die obern herr-
fchafftleüt gegen ain ander w&llen verhetzen, vnd mich gegen der herfchafftlütcn ver-
unglympft, ob ir practica defter bas ain fürgang haben mochte, dann fy haben gefennchen"),
das fy fünft nichts haben mügen fchaffen, daruff ich mich gegen der herrfchafft ver-
anntwurt hab, vnnd fy zürn vleyfigeften getröft, vnnd ermannt, das ettlich da fint
gefeßen, das inen das waßer über die backen abgeloffen ift, das fy mein trüwcn vleys
vnnd vnfchuld bekenndt habent, auff das fo ift ain redlinfürcr auffgeltanden vnnd
antwurt geben, die herrfchafft laus fich an minor anwürtung wol benügen, on befelh
der herrfchafft, da hab ich ime äch antwurt geben, wie fich dann gepürt. vnnd doch
allweg gedult müßen haben, do haben fy zwen vfier der herrfchafft außgefchoßen vnnd
die nußgefchickt, zü erfarn, wa der pund läge, da hab ich gelagt zü dem ainen, ich
wöll inn ain fchrifft oder glaytsbrieff geben, fo die püudifchen au fy kamen, das fye
fy nit belaidigten, vrfach das fy ain abuorderungbrkff der auffrürigeu purn by inn
gehabt, do hab ich den obgemelten zwayen, die außgefchickt scint worden, äch ain
brieff geben wollen, wie gemelt ift, das fy on nacbtail mochten daruou komen, fo es
fich dermaußen begebe, da haben aber ettlich vßer der herrfchafft fölichs abgeschlagen,
vnd den brieff nit wollen haben, wie ich dann e. g. mit der zit der vnnd ander
henndel wil berichten, doch ift innen in der felbigen fart ettlich gelt genomen worden,
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Der Hohenberger Obervogt C. Mor im Bauernkrieg.
295
vnud fye gefanngen, deßhalb ir beger an mich, mein genedigiller herr Tolle in föllichs
betzallen, das bab ich mit mine mrät abgeflagen, vnd gefagt, warumb fy kain glaits-
brieff von mir genomen haben, vnd die füllents betzallen, die innen die brieff ab-
geschlagen haben. Am andern tag darnach, alls der pund durch die herfchafft. ge-
zogen ift, da hat fich der pundt zu Öftdorff ") gelegert, da fint die hegowifchen vnnd
fchwartzwuldifchen auffrürigen purn, als ich dann mein kuntfehafft gut hän gehapt,
das fy den nechften auff Spaichingen wölten zü ziechen, da bin ich gen Spaichingen
vnnd in ander flecken geritten vnnd fy auff Schörtzingen 3 ) züzezicchenn gemannt,
vnud alls ich von Spaichingen komen bin, da fint die purn glich da felbft ingcfallen,
vnnd ich mit fampt dienen von Spaichingen vnnd Dennckingen Sch6rtzingen zu getzogen,
gelegen vnnder Ilohennberg oder allernechft by Schönberg vnnd darnebennt die andern
flecken, wie oblut, ermannt, Schörtzingcn zü ze ziechen, inn dem hab ich ain rechten
kundtfehaffter vnnd redlinfürcr der auffrürigen purn funden, der gefanngen vnnd den
nechften dem oberften veldhauptman, her Jörigen Truchfftßen mit fampt dem gefangnen,
zu geritten, in ain dorff by Balingen gelegen genannt Oftdorff, doch inn minen ab-
wetten dem hauptman der obernherfehafft Ilohennberg beuolhen, fouer die herrfchafft-
leüt vor zü (amen komen, inen antzüzaigen, das mein ernftlich bitt vnd beger fey,
das fy Schönnberg zu ziechen wollen, fo wöll ich fo tag fo nacht by inn fein, vnnd
was wir darnach witer rätig werden, vnnd ich von ampts wegen fchuldig bin zethünd,
mit inen deßhalb zchanndlen, aber wä fölichs auß bitt nit gefchach, fo man ichs by
iren pflichten, in mins genedigiften hernn ftett vnnd raauren gen Schönnberg, wie
vor gemelt ill, zü ze ziechen, wie fy dann billich fchuldig fint zü thünd, aber ainer
oder zwen meittmacher, fint hin in ge(!) Rottwyl gerenndt vnnd die anntwürt von
dem hauptman der herrfchaft nit wollen warten, darmit gemacht, das ettlich ach imen
nach fint zogen vnnd der hauptmann vnd venderich das beft gethän vnnd mir alls
oberuogt gehorfam gewest vnnd äch ander mit in gen Schönnberg getzogen, da bin
ich mit den gefanngnen zwifchen zwölften Ynnd ain vr in der nacht mit ettlichen zü
gegebnen pferten, die mir her Jörig Truchfüß zu gegeben hat, gen Schönnberg komen,
Horw, fouer wenn die ober herrfchafft were gefallen, des dann fich ettlich ftett daruff
veranntwurt haben vnnd iren mittuerwannten fölichs antzaigt haben urfach halb, das
fich die ober herrfchnft allb enthalt vnnd kain mur, noch kain rettung vm fich hab,
warumb fy dann wollen fallen vnd haben gütt rauren vm fich vnd mit andern Worten,
wie fich dan gepürt.
Hienäch volgt der coft, fo auff die herfchafft geloffen ift. Erftlich als hertzog
Virich im anzug geweft ift, da hab ich die flecken vnnd dörffer, wie vorgemelt ift,
gemannt gen Gußhain, damit am felbigen ort mer vneoften verhüt würde. Zum andern
alls Hans Helbling ") der auffrürigen paurn hauptman geweit ilt, vnnd gen Troßingen ')
mit ainer klainen antzal folks ift komen vnnd eruordert Spaichingen vnd Türbhain ')
i'chrifftlich, vnd alls mir fölichs kundt gethan ift worden, da hab ich mich erhept vnnd
ylcntz hinüber gen Spaichingen geritten vnd alda gewartet vnnd kuiultfchafft auß-
gefchickt, wä fy ir leger hin wollten fchlachcn, alfo ift mir morgen früe bottfehafft
komen, das fy zu Troüingen vnnd Aldingen 3 ) lägen, aufs wyteft ain halb mil von
Spaichingen, vnnd alls mir die bottfehafft ift komen, da bin ich den nechften uff
Aldingen zü geritten vnnd zuuor verordnet, das die herfchafft 10 ) zü Dennckingen 3 )
züfamen komen fölt mit gewer vnnd harnafch, alls ftarck fy weren, dan ich min kundt-
fchafft gut ob den auffrürigen purn gehapt hän vnnd fo uil erkunniget vnnd erfaren,
ach des willig geweft, mit der dätt gegen in zü hanndien, vnnd alls die ober herrfchafft
züfamen komen ift, do hab ich an ettlich begert, was fy rätteu, dann das fy mein
meynung, in der nacht auff zü feint, fy überfallen vnnd mit der dätt gegen in zehandlen
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Boffort
vimd mitt in zefchlachcn, alfo hab ich kain verwilligung by der herfchafft funden,
fonder an ettlichen , die nit gern wider die auffrürigen pnrn geweft fint , daruff hab
ich die wacht befetzt, vnd bis auff mittnacht auff der wacht geritten vnd die forg
aufl* mir gelegen , deß geliehen am morgen ain ftund vor tag die fcharwacht felbs
gehalten, vnnd die wacht befetzt nach notturfft, deß geliehen die auffrürigen purn
fampt irem hauptinan von Troßingen gewichen, deßhalb der purn hauptman in forgen
geftannden ift, daß ich fampt der herrrchafft fy überfülen, wie dan min anfchlag vnnd
anmütung geweft ift, dann ich acht ongezwifelt min türnemen IV hin kundt thün worden,
da hab ich aber ain anuorderung an die herrfchafft gethän, das man f&llte hauptleut,
venderich vnnd ander topelfüldner verordnen vnd den hauptman vnd venderich pflicht
thün, urfach halb, so die vind vnns begewältigen oder an vnns ziechen wolten als
wir an fye; das wir allsdann veifaft weren in ain widerftannd ze thimd, wie billich
ift, fo haben aber ettlich meytmacher in der herrfchafft, wie ich daun e. g. in aiuer
befondern fchrifft mit der zitt berichten wttrd, vnnd alls nun mich die iiauptleüt, ven-
derich vnud ander topelföldncr haben laußen verordnen vnnd befetzcii. vnnd mich dem
venderich das fennlin auff das hochft laußen beuelhen, wie fich dann das zu thün
gepürt, vnd darnach begert, fy leiten vnder das vennlin fchweren, wie fich daun
gezympt, alda haben aber ettlich gefeilen ain müterey vnder den herrfchafftleüteu
gemacht, die dann vilicht nit gern wider die auffrürigen purn gehanndelt haben vnnd
sy fölten nit schweren, aber nichts defter weniger fo ift das nier worden, das man
vnder das fennlin fchweren fölt, aber durch ettlich lehnen ift das mer abgetban
worden, mag e. g. wol ermeßen, ob es auß gütcr maynung befchennchen fey oder nit,
in dem ift mir kuntfehafft komen, wie das die purn von dannen getzogen feyen, da
hab ich die herrfchafft widerumb haym laußen ziechen, vnnd doch ain ausfehutz der
herrfchafft dafelbft zu Dennckingen behalten, was fich zü trieg, das wir defter ftatt-
licher möchten hanndien, da hat fich zü tragen, das ich zwifchen diennen von Rott-
wyl vnnd Vilingen müßen hanndien, vnnd die herrfchafft gar laußen haym ziechen,
inn dem ift der purn hauptinan für Balingen n ) getzogen mit dem hauffeu auf VII
oder VHP' ftark vnnd aber die herrfchafft Hohennberg auftgeuordert , da hab ich
aber ain bottfehafft von der herrfchafft zü denn auffrürigen purn für Balingen gefchickt,
irs förnemens abzüften ermannt, nüt andern der gleich worten, zürn hanndel dienende,
vnnd als mir dife bottfehafft komen, vnnd vnder innen ain redlin furer geweft, vnd
die bottfehafft erfchrockennlich anzaigt, deshalb ich geurfacht im fin Werbung vnd
nit lang an der Rüb geweft, in dem ift mir kundt getban worden, wie das ettlich
vßer der herrfchafft da fyen, vnnd die herrfchafftleüt ermannt, fich zü denu auff-
rürigen purn zefallen, wie e. g. ach mit der zit verneinen wirt, vnd an dem fich nit
gefettigen laußen, fonder ain von Wellenndingen *) hin in gen Rottwyl gefchickt, vnnd
darnach äch felbs perfoulich hin inn ganugen, vnnd gern die herrfchafft zü abfall ge-
bracht hett, auch zürn lettften die purn vermunen, auff Wurmlingen zü zeziehen by
vier oder V ftarck, vnnd derfelbig fich dermaußen morcken laußen, denen von Spaich-
ingeu, Türbhain vnnd anndern flecken ir vich zenemen, deßhalb ich die herrfchafft,
ach Balingen vnnd Ebingen, deß geliehen ach Roßenucld ermannt, die ich dann hab
vermaint mir hilftiieh vnnd beyftenndig zefint, mir zü zeziechennt, des dann fy ganntz
gütt willig geweft mit JI C ftarck, da habennt fich die purn auft Wurmlingen zü ge-
laußen, vnnd alls fy veruomen, das ich auff geweit, da fint fy wider dem Hegow zü
zogeu, vnnd deshalben aiuichen fchaden gethän, das ich dann gemainer herrfchafft
kain fchuld gyb, fonder ettlichen. Sftlichs hab ich e. g. nit auß aignem räum 14 ),
fonder aus notturfft im bellen nit wollen verhalten vnnd mich mit der zit auff zü er-
heben, felbft perfonnlich zü e. g. zü uerfügen vnnd hin in riten, fülichs vnnd andere
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Der Hohenberger Obervogt C. Mor im Bauernkrieg.
297
e. g. anziizaigen der notturfl't nach, wie fich gepürt. Damit ich mich e. g. in aller
undertenigkait beleihen thnn, datum vtf Marie Magthalene '*) an* etc. XV vnnd im
XXV"» Cünrat Mor difer zit oberuogt der obern herrfchafft Hohenuberg.
A d reße :
Den wolgcbornnen etllenn gcltrenngcn hochgclerten vnd veliten Herren N. Statthalter
vnml Witten des ho Afra (s der oberoTterricliifclien lannd zu Innapragg meinen gnedigen henen.
Dabei von Kanzleihand: 8. Augurti a.° 25. Conrad Mor obervogt der obernherfchaft
Hohenberg. Man wills ingedenck Xin.
Statthalterei-Arcbiv Innsbruck, Pcftarchiv II. 517. Original, Papier, das aufgedruckte
Siegel teilweife abgefallen.
A nmerkungen.
*) Am 26. Februar 1525 fehreibt Mor an den Obervogt zu Halingen, daß Herzog Ulrich
au dieletn Tag in Wurmlingen und Spaichingen fein Nachtquartier halten und nach Balingen
ziehen wolle. Vogt, Korrel'pondcnz des Ulrich Arzt Nr. 73. Die Schcrr cfr. Bauin.mo, Gau-
graffchaften S. 145. ») OA. Spaichingcn. 4 ) OA. Rottwcil. ") Beiatzung mit Hilfstruppen.
*) Meuterer, Aufwiegler. ') OA. Tuttlingen. I. gekürt. •) OA Sulz. ») Am 7. März wird
Hans Helbling von Memmingen, ein Knecht d. h. ein Landsknecht, von Hans Benkler und den
Räten des Hcgaiicr Haufens in die chriftliche Bruderfchaft aufgenommen. Korrefpondenz des
Ulrich Arzt Nr. HO. ">) Die Uuteithanen der Hcrrfchafi. Il ) OA.-B. Bai. S. 233. ") Gefehen
Mor J'chreibt auch gel'chenchen = gel'chehen. li ) OA. Balingen. Der Truchfcß war am 2. Mai
in Oftdorf. ") Ruhm. »») 22. Juli.
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XI e g- i i't e r.*)
Aalen, ÜA. 124.
Allmendingen gQ, ISO f. (Gräber-
App 23.
St. 108. 110. III. Hifi.
fund bei A.)
Appel 232.
Abbt, Th. H&
Allmcrspan 03.
AreUn 214. 215. 213. 21L 220.
Abel, Jak. Fricdr. 223. 223
Alpcrshofcn: Elpershofen.
Argcngaugrafen 287.
222 ff.
Alpirsbach 44. 1 CM.
Argenthal
Konradin 228.
Aisbann 285.
Arier lfiö.
Stab^auditcnr 124. 23L
Altach 112.
Ameke: Arnegg LLL LLL
Stadtpfr. 222.
Altberg, F. N. 145.
Arnoltzlieim f. Ernoltzheim.
Ablach 12L 132.
Altburg L1B.
Arnulf, Kg. 2SL
Ablaz 132. 152.
Altdorf 123. 140. 284.
Arper 2ÜL
Aeblin 140. 102
Allenberg 232.
Arras 253.
Absbeig, Hans Thomas, v. 85.
Altenburg (Cannftattl 113. 108.
Arzt 292. 221.
22. 101.
( Tubingen) 233.
Afch 122. 234.
Achalm 53.
F. N. 115.
Afchhaufen, Hansjflrg v. 85.104,
Grafen v. M. 283.
Altenspach LLL 133. 130. 152.
Afchmann, Familie 175.
Adelberg 282.
Altenftadt 50. 5L
Aspach = Asperglen LilL LLL
Adelmannsfelden 284.
Altenfteig, v. 132. 132.
143,
Adersbach f. Altenspach.
Altertümer in W. 135.
Afpach — Oberasbach IV.
Adler fifi. 02.
Althcim Iii. 122. 135. 202. 220.
Afpelt, v. 248.
Adolf v. Naffau, K. 53.
Altorf ÜL
Afperg 23. 283.
Adorno lß.
Altpur = Altburg.
A Oellingen 171.
Affolterbach 133. LLL
Altltcußlingen 115. 13L 103. 232.
Altfalk 92,
Agnes v. Halle liL 112.
Altwurttcmbcrg 232.
Attespach f. Altenspach.
Ahcltingcn, v. Iii. 1 !.">. LLL
Amann v. Amannscgg 23.
Auenftein IIB. 138.
Aich LLL 1-jH 13.1 ist). 144. 145.
Autarishagcn £12.
Auerbach, Berth. 133.
Aichelberg, Grafen v. 132.
Amelrich Hfl.
Auerbach, der Ü32.
Aicbele 183 f.
Ammann, Claus 150.
Aucrswald v. 12. 22.
Aicherner 12L
neinr. 128. LLL
Augsburg 32. 103. 110. LLL LLL
Aichibach (Aichelbach) 1*21.
Marquart 113.
100. 202. 213. 213. 213. 253.
Aidlingen, v. 142. f. auch Ot-
Ammermüller 3. 12.
253. 252. 23Ü. 23L 232. 222.
lingen.
Ammern 2&L
Ailingen 124. 12S.
Akermann 145
Ainorbach 101
Aulun, Aulu — Aalen.
Alamannen* Ah-in-ininm l U'ö.2IH.
Ampeller 113. 125.
Autcnrieth iL 5.
Alb UJL 112. 122. 240.
Amrichshaufcn 103.
llofrat 22L
Albe f. Fratienalb.
Andelfingcn 12L 122.
St. Avold 238.
Albcck 232.
v. 12L 122.
Ayfteten d. L Eichltädt.
Alberti, v. 135. 133. 120. 224.
Andre«, J. V. 133, LLL 112.
Albrecht, Georg 104.
Andrce 5L
Baai 145. 222.
Aldingen 202. 203.
Angelberg 143.
Babcnbnrg f. Bamberg.
AI dinger 1 17.
Anhalt, Furft v. 03.
Babenberger Grafen 242.
Alfdorf f. Altdorf.
Anhauten '284.
Habenhau fen (Bayern) 142. 123.
Allingen: Abclf.
Annaberg 1 OK.
143. LLL
Algcrshofen 234.
Ansbach 121. 24L 213. 233.
Bach, IL 133.
Allgäu 135.
Ansgariua 12.
M. 132. 108. 132. 100. 122.
Allgaycr VIII. 222.
Anshclm 20(>.
123. 122.
*) Bearbeitet von A. KogclbrcchU
Rrgiftcr.
Bach ÜA. Illingen, v. 121.
Hachcr 21L
Bechlingen, die Heizen S.Kezze»,
v. Ö£L 88.
Bücbtold 162.
Backnang, ÜA. 12. 8L SSL L2SL
12a.
St. 02. 281 286.
Die Heflbncn v. 88.
Bädcckcr 212.
Baden 22. 2I>» 3L 31 179.
Markgrafen v. 82, KL &£L 103.
2G6 f. 268. 220.
Bager 213.
Bakk 123.
Bai bar h 100.
Baldingcr 21
Familie 261
Balgheim 112.
Balingen 2S3. 222. 221. 226. 221
Balmcrtshofcn '281. 286.
Baltmannsweiler 115.
Baltringcn 222.
Bälz 161
Balzhcim (HerrJ'ch.) 256, 25L
261 203.
Bälzinger IL
Bambaft 215. 218.
Bamberg 122. 212. 212. 244.245.
220.
Bangold 6,
Banner 21
Bapenhaym f. l'appenheim.
Bär 225.
Bartcnfnider 128.
Bartenflein (Saulgau ),v. 12L128.
Barthelmes WO.
Bartenau Bg. 10L
Bafel 220.
Batenhein : Botenheim.
BaUcr 202.
Bauer, G. 1112.
H. 8L 86. 88. lfiü.
Bauernkrieg in Wtlrttemb. 202 fl.
Bauinann 185. 120. 230. 2fc2. 22L
Baumburg, Bunburg, Buwcn-
burg, abg. Bg. 110. L42.
v. 116. 126. 128. Liü. 110. 112.
Bautnerlenbach 282. 289.
•Wächlingen 282.
Baur, L 2. 10. IL
M. L
Bäurlcn 128.
Bayer LL5.
Bayern 6. 2L 3L 33. 185 ff. 215.
220, 231 235. 232. 255. 262.
Herzoge v. 83. LLL 1S2. 215.
216. 211. 212. 211 ff. 218. .
aiä. 2&L
Bayern, Knrfilrft v. 262.
Bayern, die 262.
Bayger 122.
Bazing 216.
Bebenburg, v. 22. IM.
Bebenhaufen 51 56. ITH. 255.
Becher l!i
Becht HL
Beck, H 28.
I'. Ift5. ltifi. 161).
Ken. 265.
Beckerath 13. 12. 20.
Beda 18. 12.
Beger, A. 202.
L. 115.
Beihingen 1 Ifi. 144.
Beilftcin LLL L2L 125. 115.
Gr. v. 8L
ßeimerftetten 183. 181.
Beinrtcin 110.
Hocker 147.
Heller 140,
Bellingen d. L Bollingen L2L
Bemmelberg, Konr. v. 52.
Benedict VIII.
Benediktiner (in Vf.) ML
Beni 153.
Bcnkler 22L
Bcntz 28.
Bera iifi.
Belg (JA. Ravensburg 28L
Berg f. Burgberg
Berg, v. IL 101
Bergatreute 28L
Bergfeldcn llfi.
Bergheim 21L 281
Beringen f. Böhringen.
Berkheim 234.
Berkveit: Bergfelden.
Berler 123.
Berlichingen, v. IUI 2fiü.
Götz. v. 280»
Berlin 2iL 2L 30. 33.
Berlin, Luk. IL
Bermaringen 2">'i . 2 M .
Bern, abg. Burg 122.
v. 122. 138. 110. LLL L48.
Horn, St. 66.
Bernadolte 261
Bernbach, F. N. 115. 281
Bernhard 2*0.
Bernhaufen 144.
Bcrnolt 111
Bcrnftadt, v. IL 20. 183. 2ÜL
Bcrnus 2.
Berfick 202.
Bcrtholt 188. 125.
Bertolt 128.
Befeler 13.
Befenkein v. 132. LÜL
d. L Befighehn l.'üt.
Befold 8L
Beffe 12L
Beflcrcr LLL
Farn. LI 261
Bcrnh. fiL
Conr. IL llfi. LLL
Eitel Kberh. 2L
Hamann TL
Hans ÜL IL 78,
Heinr. 18. 262.
Johann 202. 257,
Jörg IL
Scbaft. 52.
Vir. (Uta) IL LLL
Befferer, Sufetta, v. 2iiL
Beffererin, Agathe 112.
Barbara 17H.
Margaret 6L
Befferin IL
Bct ringen = Ober Bcttringcii
115. 130.
Bctto F. N. L43,
Hi tz 14a 21ß
Betzewilro d. L Betzenweiler 12H.
Beoerlbach 20L
Benren 56. 12. lfilL 17.121 3. «ig.
Beutclsbach 122. HO.
Herren v. 56.
Beyer 220.
Bczold 128.
Bezzenberger iL
Hiberacb, 0A. 282.
St. 110. 111. (Byhrach) 152.
T.iberfeld 23. 05. 26.
Bideibc, Herrn, der, 111L 130.
Biedermann 25.
Biel, Gabr. 23L
Bielriet, v. 282.
Hieringen 283. 288.
Bieringen, v. 22»
Biermann, Cliunr. LL
Gc. 202.
Hans 28.
Itiefingen 137. LLL
Bietigheim 123. 1ML
v. L2L
Bildechingeu 2ÜL
Bilfingcr LÜH.
Bilriet F. N. 12L 138. LLL
Binder, Vll. 168.
IL 28.
Hinsdorf 221
Hinswangen („Bünzwangen*)
132. 132.
i Birkach HL
i Birkenfeld, Fttrft v. 26.
Birlinger 165. 186. 1*37. ltiS.290.
300
Regifter.
Bifcliliciin 'M7
Bifchoff, Jak. 28.
Seb. IL
Bismark, Familie 255. 25t>.
Bil'chofslieim 90.
Bilfingen US. 130, 13L
Bitt 2§L
Bittelfchieß 130.
Bitterle 202,
Bitterlin, TL
Bitzer VIII.
Blainville 202. 2fi3.
Blandental, F. N. 142.
Blankenftein, v. 12L 135.
Bläfiberg 283. 281
8t. Biallen 280.
Blau, Fl. 124.
Blaubeuren 22. 102. Hl. 122. 284.
Blaurcr 203.
Bletz 142.
Blidoltzbein: Pleidelsheim.
Blienhofcn — Blienshofen 122.
Blieningcn: Plieningen.
Bliensbalde 251.
Blienspacb, v, 12H.
Bluchingen : Plochingen.
Blochingen OA. Saulgau ^Hfl
Blum 10.
Blumberg, v. 13G. 145.
Böblingen, OA. 280.
Böblinger, Fam. 122.
Hans fil 122. 244.
Bochfeler 122.
Boehtaler, G. 132. HL
iL 14L
Böckingen Iii. 12JL 13L 134.
138. 14L
Budcnfce 104. 105. 242. 235. 289.
Bodman 145.
v. Iii
Bodmer 12k
Buger 280. 281
Böhm II
Böhringen 121.
Boiffcree 19»
Buk, E. HiL 120. K. 112.
Böklin, B. 132.
J. 123.
Bolandiften 253.
Boller, Bert. 142. 133.
Cunz 1HL
Heinr. 120. 132.
Llr. 28.
Bollingen, Uunu. v. 124.
Bollingen, j. Bollingerhof '283.
Bolt VI. 32. i
Bombach, abg. 132.
Bonhöfcr, J. Fr. 128.
K. Pot. 129.
Bonhoffer, Prof. 101 Ii.
Bonlandcn 144
Bönnigheim LliL 144. 281
ßopfingen 108. LUL Iii 122. 123.
244. 240.
Boppcnwciler = Poppenweiler.
Boptzinger 134.
Borthener 202.
Bofch, F. 123.
Pfaff 28.
Bofchcr 244.
Koffert 53, öl ff. ÜO ff. 105. 100.
1£L 402. 120. 129. 200 ff.
205 ff 212. 282 ff. 222 ff.
Bot v. Königsbach, Cuntz (Kon-
i ad i LL4 12LL 150.
Hermann 148. 120. 148, 150.
Kenbot 128.
Botenheim 128. 134. 151 288.
Botenhufen = Buttenhaufen.
Böttinger 12.
Botzcker 202.
Boxberg 22. 22.
v. 85. 100.
Boxbergcr 102.
Brachbach 9_L 93- 10Ü.
Brackenheim 131.
Branburg f. Bromberg.
Brand (Dorf) 122.
Brandenburg 281
Markgrafen v. 58. 108. 210.
211 244. 220,
-Ansbach, Markgr. Georg 97 f.
2ÜL 208.
Markgraffchaft 202.
Brassicanns 234. 230.
Braun 108.
Braunsbach 84. 22. 282.
Braunfch weite- Lüneburg , Her-
zog v. 202. 208.
ßregenz 238.
Breisgau 82.
Breitfehwert, A. v. 224 ff.
ludw. Chriftian 221 ff.
Bremen 25. 35.
Brenner IUI
Brcntzkoven IV. 12JL 140.
Brenz, Dorf 282. 283. 2ÜL
Brenz, Johann 200. 203. 204.
'.MM 9i>7 , 20H 209. 210.
Brettaeh UüL
Brettheim Hill LLL
BrcUlcr 124.
Breuberg, Hh. v. 80. jü
Breuning
Breulch 110. 12L
Brichein, v. 138.
Brie, v. 131.
Brinzinger ififi. 102.
Biog 140.
Bromberg (OA. Brackenheim i
148. 12Ä 134. 150.
Bronburch, das vorige.
Bronnen 284.
Bruckenmiilner 202.
Brüggen 119-
Brumath 122.
Brün, Briinlin 142. 120.
Brllner 122.
Branfperg 117.
Brunwart 28.
BrUfch 124.
Brüfche f. Breulch.
Brnfi 13L
Bubenorbifi 22.
Bucelin 120.
Bucer 204. 203
Buch 28. 240.
Buchau 100. 283.
IL v. ia.
Buchcck v. 248.
Bücher 232. 233. 230.
Buchhorn 018. 110. 111 284.
Buchler, Hans, Heinr., Willi. 18.
Buchuer 240.
Bugk 125.
Buhamcr 202.
Bühler, Freih. v. 80.
Bühlcr = Amt, das Ol 02.
Bahrer, M. 10L
Bühringen 204.
Buman 118.
Bun 12.
Bunburg f. Baitmburg.
BUnnckhoiti d. L Bönnigheim.
Buoch 140.
Büren f. Beuren.
Burgau 12. 250. 203.
v. 122.
Burgberg (Heidenheim) 12L
Bürger 140. 148.
ßnrgermeifter, Ebcrli. 422. 131.
Mcrklin 132.
Burkhard, Joh. Ge. IDL
Jörg 188. 120.
Burkardinger, die 243.
Burladingen v. 125. 135.
Burlcswagcn 22.
Bnfcbe, Herrn. 203.
Bu fehler, Rieh. 203.
Sophie 198»
Bufl 108.
Buffen 253. 282.
Dynaften vom B. 253.
Hinterburg auf dem B. 253.
Vordersburg auf d. B. 253.
Büdingen: Bi Hingen.
Büffinger 28.
Kegifter.
301
Buffon 211 ff.
Dagmanshart (j. Thomashardt)
Dinkelacker 281.
Biitcken, Butikein = Bietigheim.
llfi. 13t.
Dinkelsbdhl ÖL 108. 110. 18, r >.
Butterfack 166.
Dabimann Iii 13. 2L 35.
188. 18L m 120. ff.
Büttelfchiczz: Bittelfchieß.
Dahn 135,
Dinkhof 12L
Buttenhaufen 135.
Dänemark 01 .
Ditzingen 134. 245. 250» 2S2. 284
Buxheim 12.
Dann 225.
Ditzinger 108.
Bnzorini 240.
Dapp 12.
Döffingen 284.
Darmftadt jL 22. 93. 29,
Dollinger L
Camerarins 231. 232.
Dafypodius 45.
üolraetfch VI.
Camphau fen 12.
Dattbaufen 122.
Dommcr
Cann/tatt lfifi.
Deckenpfronn 2ÜL
Donau 108. 133. 240. 254.
Capito 204.
Deffner 8.
Donaurieden f. u. Riedern.
Capnio f. Rcuehlin.
Degcnfcld Q.
Donzdorf 24S.
Carmen Sponfaliciuro LSI ff.
v. 7_L
Dor 202.
Cäfar, J. 202.
Dcgemau, v. 22.
Dorn 204.
Cafpart 21 ff 12L 282.
Degcrfchlacht 288.
Dorffer 202.
Chemnitz 28L
Dei8 198.
Dßrmenz f. Dürrmenz.
Chrift 9.
Deizisau 12L 134. 131. 281.
Dornbach 205. 2«G 20L
Hans 244.
Dell 244.
Dorner ir.K
Sixtus 244.
Denis 43.
Dornftetten 122.
ChUnlin 28.
Denkendorf 84.
Dorß 140.
Chunrat v. Afchc 28.
Dennckingen d. L Denkingen
Dörzbach 101.
v. Hafperg 28.
295. 296.
Dotzinger 191.
Chur 122. 281.
St. Denys 200. 28L
Drackenftein 284.
Claus v. Afche TL
Derdingen 284.
Drefcher 114.
Claus, Goldfchm. 23. Derendingen 284.
Drofchlinus 200.
Ploolirnnri 111 '^KH
v U L 1)1 1 ■ M . — nrv
n.-... Ott!
i/errer £ii i .
Duckwitz 10. 24. 21h. 35.
Clemens V. 2 l 10.
Dettingen O.A. Hcidenhcim 2B4.
Dulbcr 128.
Cleß, 101 225.
Dettingen O.A. Urach äfi. 284.
Duncker 13,
Cleverfnlzbaeh V.
Dettlingen, v. 23. 103.
Dunningcn 3ftt> 283.
Clofen v. 9.
Deutfchland L 8. 13. IL 20. 23.
Dünzbach 28. 22.
Chuniacenfer 289.
24. 25. 20. 2L 28. 2SL 343-.
Dürbheim 295. 290.
Coblenz f. ti. K.
3L 32, 33. 34. 33. 30. 42.
Diirmentz = Dürrmenz.
Cohaufcn v. 222. 281,
jQ. 1QL 114. 192. 200. 205.
Dürner ILL
Cöln u. K.
224. 252. 2fi£L 280.
DQrnkein = TQrkheiro.
Cornberg d. L Combnrg 24. 95.
Deutfehorden 222.
Dürr 281.
11)1 m infi 107 **» 9R3 2Rfi.
Deutfchordensberren 149.
Dürrmenz 9L 118. 283,
Grafen v. 242.
Dichter (Wurttcmbergifche) 108.
v. IIS. 133: 132,
Conrad, Baum.: K.
Diedenhofen 201.
Dürrwangen 2b2. 283, 284.
Conftantinopel 290.
Diefenbach 284.
Dußlingen 2S3.
Conftauz, (Coftenz); KJ
Dieggersperg =-=
Dnttenegk 12L
Coprellin 113.
Diegelsberg 1 14.
Dnvernoy 2. 0.
Conzenberg, ^Tuttlingen), abg.
Dicnftmann 28.
Bg. 13B.
Diepold 28.
E = Aich f. d.
Crailsheim, OA. lßfL
Diesdorf 248.
Ebenhan 202.
St. 2L 98.
DieOenhofen IM, 110. 111,
Eber 2~)(>.
Herren v. 99. 201 288.
Dietelhofen 121. 130.
Eberbach 202.
Crainthal 181
Dieter, Hans; Heinr. 78.
Eberdingen 1 M - 170
Craushar 2ü2.
Dieterich liiL 108.
Eberle 280.
Creeelius 106.
Dieterlin 212.
Eberlin v. Oflnzbnrg 292.
Creglingen 182. 284.
Dietershaufen 122
Eberabach 284.
Crotus 2122.
Dieterskirch 283.
Ebersberg 47.
Crowel (Kröll) 28.
Diether 140.
Hprr«n v 87.88. 117. 138. 141.
Cmffel 202.
1 Dietingen 112. 122. 12L 132.
Herrfcbaft 115. 140. 150.
Crufius 8L 129.
Dietrich 43. 25L
Khnrnhnrg — - Jngfthorg, v. 87. 88.
Calmbach 245.
Dietrich, Ambros 202.
EherfUdt 284,
Cuniculns 288.
1 Dietzel 20L
Eberfteiü, v. 200. 262. 28L 290.
Cunrat, Vogt 113.
Dik 115. 12L 128.
Freiherr v. (in Berlin) 281.
Cuntzenherg f. <». Conzenberg.
Dinglin 290.
Ehersthal 280.
302
Kepifter.
Eberl VIII.
Eben 12.
Ebingen HL 2SÜ. 290.
Ebinger 114.
Echfer 12L
Echterdingen L 144. 14*».
Eck 202.
Edelbenren 285.
Edelfingen liUL
Edenheu (Ter IL
Ege li-L
Egelhaaf 280.
Egelin TS.
Eger 2L
Eger, Chph. 128.
Egesheim IM.
Egge HL
Eggenthal 7JL
Egino 50.
Egishcim 993-
Eglof 12.
Ehekirch IL
Eheftcttcn H2. 2SL
Ehingen a. D., OA. 282.
St.llL12£10lL252.253.25fi.
Ehingen, v. 50. OL 05* 20. IIS»
143. 14». 166. 25G.
Ehingcr 123. 139. 14f>.
Familie 13 (in Ulm) 255 ff.
A(u)lbrecbt 28. 202.
Franz Job. Anton 203.
nainr. 200.
Hans 15, TL 14L 172, HL
235. 20L 263.
gen. v. Mailand 143. 2, r >f>. 200.
Hans Abrab. 261. 263.
Hans Chrf. 20L 203.
Hans Walter 2äL
Hartm. 15. 18. 25L
Heinr. OL
Jobs. gen. Habveft 256.
Joh. Rud. IL
Karl 20L
Karl Adam 202.
Konrad 2*>7
Meinradt 2."»7.
Otto 250 (de Ehingen).
Peter 2IL
Sigm. 2*>7.
Ulr. 258. 252, 200. 261.
Walter 18. 25L 202.
Wilb. TL
Ehingerin, Barb. 123.
CUcil., Martha H3.
Eleonore 2j>L
Margaretha 202.
Slbylla 262,
Suf. IIS.
Ehningen 112. 22L 2SL
Ehrenfels 12L 128.
Ehrenl'tein HL 12L 12L 12G,
v. 12L
Ehrlc 20L
Eiebclweife 1£3 f.
285. Eichhorn 108.
Eicbftädt 12L 208. 220.
Eilhart ALL
Ein fingen 171. 250.
Eippcr 264.
Eifele 219.
Eifclein 230.
Eifenmengcr 22.
Elben 108.
Elchingen IS.
Elfingen 28L
Elis 13L
Eilende 110.
Ellerbach, v. 18.
Ellingen HL
Ellrichshauren, v. 13L 243,
Ellwangen, OA. 232.
St. 2L 25. 22. 107, 124. 122.
283.
Elpcrshofen 136.
Elrbach = Erbach 12L
Elrbach = Erbachhof 1 14.
Elfaß(zze) HO. 2GL
Eltingen 28L
Emeringon 122.
Emerkingen, v. 18.
Erocrshofcn, v. 210.
Emhart 215.
Emmingen 132.
Emininger VIII.
Empte v. 18.
Enderli 22.
Endersbach 113. 112. 140.
Endinger, Eninger, Joh. 115.
117. 131.
Konr. HL 13L
Ulr. HL 13L
Engel IL 202.
Engelberg 5L
Engelbert v. Köln 83
I Engelhardt 3L
| Engelin 10.
Eningen 115. 123. 284.
Enfinger, Farn. 122.
Matth. 00. 248.
Ulr. 00. 204.
Enfishcim 237.
Enslingen ÜL
Enßlin 102.
Entringen = Hohen-Entringen
149.
Enz 13LL
Enzberg 133.
v. 118. 122. 124. 13L 13L HO.
Enzweihingen f. Wyhingen.
Epfendorf, v. H2.
Eratb 0.
Erbes 202.
Erbftetten 28L
Erdmannhaufen f. Erkmar-
hufen.
Erenberg, ab». HS. 132.
Ercnfcls f. o. Ehrcnfels.
Erfurt 2L 200. 2ÜL 202. 203.
243. 242.
Ergenzingen 283. 2SL 282.
Erhardt 12.
Eriskirch 28L
Eriftein, d. L Ehrenftein.
Erkmarhufen, j. Erdmannhatiren
HO, HL 13L 13L
Erlacli 2ttL 2*8.
Erlisbrunncn, F. N. 145.
Erlnchhufcn — Ellriehshanfen.
Erlwin (auch Elrwin gefohr.),
Walter 13L 13L 138.
VU1 13L
Ernolsheiui 1 HS. 121.
Ernftcnhor 13L 188. 140. 141,
Erolzheim v. 18.
Erpfingen 2SS.
Ei fingen HL HL
Eningen 284.
Erwin 112.
Efchach 282.
Efchelhrunnen — Öfehclbronn.
Efchentz 117.
Efeler, Hans 120.
Niklans d. Ä. 185. 1SL 188.
190. 12L 125.
d. J. 18L 120. 12L
Efcnbcck 183.
Esnault 100.
Effcndorf (Ezzend) v. 119,
Edingen 2*L
Eßlingen (auch „Ezzelingen" ge-
rchrieben) 108. HO. HL 112,
HO. 120. 122. 12L12& 129,
13L 13L 135. 137. 14L
145. 149. 151. 166. 178.
188. 120. 240. 25L 22L
283. 285. 28L
Eftctten — Eheftctten.
Eugen IV. P. 220.
Eutendorf 282.
Eutingen 283, 282.
Eutingen (Bad.) 149,
Eyfenhudt 202.
Faber, Andr. 13,
Faber, Fried. Ferd., H4 ff
r. Heigcrlin.
Tic gifter.
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Fflrftenberg, Gr. v. 198.
Herrn. 1C4. IM. lߣL 222 ff.
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Fnfinger(in) 7JL 122.
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Gabor, Bt'tlilen 91.
Gerhaufen 129.
Gößler 279.
Gagern, v. 15. 18. 22. 26. 28. 35.
Gerhäufer 201.
Goffolt 78. 128.
Gaildorf, ÜA. 149. 282.
G erlach 118. 123.
(itotha 3n.
st. iiro.
Stefan 168.
Gottichalk v III.
Gaienhofen 284.
(>erold( z'meck, Herr v. 217. _u9.
Götz 139.
(■ailenkircliLn 265. 268. 261».
vergl. Hohen-
Gfftzin 173.
daisberg, v. 1(9.
Gerftetten 19*.
Götzmann 144.
Galt 1.
v. 197.
Grabenrenter 202.
Gall v. Galletmcm i2.
Gerung <8. 122.
Gräberfund f. Allmendingen.
Gall v., Luitfr. /2.
Gervinus 10.
Graf 119. 128.
St. Gallen 44. 2o3. 28;>. 287.
Gerchiehts-Uttcratur, >> (irttcm-
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Gralok 122.
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Granvella 228.
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Geßler V. 78.
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Gratcr (Litterat) 2:>9.
131.
Fain. 261.
Gräter, Jak. 197. (M.)
Garti infren 120. 12b. 14:». 151,
Geßler, überpräzeptor 2<f».
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v. 114. 122. 148. l. r >l.
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Gewin 115. 138.
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GfrOrer l.>.
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Kr. 118. 132. 134.
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Gienger, Fam. 73. M. il.
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Güglingen, v. 134. ISO.
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Ouin, v. 73.
Gul, II. 127.
J. 127. 13«. 139. 148.
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R. 127. 138. 139. 148.
Guldinrot 122.
Guhliugcn, v. 117. 128. 121. 138.
149. 150. 151. 238.
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Gundelfingen (OA. Münfingen).
v. 119. 121. 128. 131.
Gundelfingen (i. Hävern) 151.
Gundellingerin 72.
Gundclsheim 109. III. 212. 270.
GundoHzbcrg, F. N. 119.
Gunningen 284.
Giinzcnhaufcn 90.
Gflnzburg 77.
Günzburger, Fam. 261.
Gurlitt 245.
(•ußbain: Gusheim.
Gnßmann 279. 28'».
Guftav Adolf 94.
Gut, C.-A. 121.
H. 141.
J. 117.
Gutcn(m)bcrg 111. 270. 271. 279.
Gntcnzell 78. 60.
Guth VIII.
Gutmännerin 72.
Gwaerlieli 255.
Gwerlieh 78.
Habsbnrg (gclehr. Hahspnrch),
abg. B. 121.
Iladwig 213.
Hafencr 128.
Hafner 280.
F. Iti7.
Hagel 202.
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Ilngemann 135.
Hagen 94.
Hagenau 2<K>.
Iliigenlolie 129. 144.
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B. 127.
C. 127. 137.
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Herrn. 133.
Hagk 202.
HShnlein 279.
Haid 71.
Hans 77.
llcinr. 77.
Haidner 189.
Hailprunnen I'. Heilbronn.
Hainertingen f. Heimerdingen.
Ilainiberg f. Heiinberg.
Haintzinann 147.
Hainzel 72.
Haifter(s)hofen 142. 239.
Halber ftadt 191.
Haldemannltctten, v. 243.
Halingen (Hailfingen\ v. 149.
Halheim 240.
Hali, OA. 195 ff. 288.
81. 88. 89. 91. 93. 94. 95. 90.
97. 98. 99. 100. 101. 102.
126 147.185.188.189.190.191.
192. 195 ff. 201. 293. 205.
24?. 245.246. 257. 269.279.
280. 281. 284.
Halle 94.
Haller, J. 202.
Werknicifter 9.
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Hammer 91.
Hanau, Gr. v. 2tJ8.
Handel, der, (in Württemb.) 165.
Händclbronn 120.
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Hanfelmann 86.
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Härder, B. — C. 120.
H. 145.
Hargarten, abg. 116.
Harraß 127.
Harfch 126.
Hart, F. N. 129.
Harthaufen OA. Stuttgart 127.
132. 133. 137.
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Hartheim (Harten^, abg.
Hartmann 120
C. 151.
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Prof. 164. 166 ff. 169.
Margar. 151. P. 167.
Hartpronncr 80.
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Haßberg, (v.) 77.
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Häßler 13. 6>5. 74.
Prof. 197. 197. 279. 280. 281.
Hattingen, Hetlingen 121. 129.
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Hayd 78. 173.
Haymen 150.
Hcbchil'awc = Hepfiaatt.
Ilcbcrlin 139. 147.
Hebfagg: Hebfack 116. 121.131.
Ileeliingen 230.
Hecliinger 232. 233.
Heehinger Latein 229 ff.
Hecht 103.
Heck icher 20. 22.
lledclhngcn 115. 116. 124. 129.
135. 139.
Medingen 128.
Ilcfclc 6.
Heffner 269.
Hegau 292. 295. 296. 297.
Ilegbach = Großheppach 123.
149.
Hegbecher 135.
Hegoolohe 281.
Hegewifch 230.
Hegglin 127.
Heginloch - - Ilägenlohe.
Hegneeh 116. 123. 137..
Hehle 168.
Heidelberg 1. 6. 91. 106. 200.
201. 203. 204. 206. 211.
212. 275. 279. 290.
neidenbilhl („Heidibilhcl") 127.
Heigerlin, gen. Faber 168.
Heilbronn (aurh Heilbrtinnen" »
8*. 92. 93. 95. 96. 108. 110.
III. 115. 117. 131. 134. 138.
147. 149. 189. 241. 24«. 283.
286. 287.
Heiligbninnc F. X. 116. 120.
135. 139.
Heiligcnbcrg 198.
Hciligkreuzthal 140. 141. 148.
Heilingen 201.
Heilsbronn 208. 210. 243. 244.
HeiUbrück („Heylsprugg") 120.
Heimb 198.
Heirobarh 98.
20
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306
Regifter.
Heimberg, Burg 2SL
Hermann, „Aedituu»" 252.
Hochdorf, OA. Vaihingen 112.
Herren v. 115. 281.
Andr. 202.
118. 138. 143- 15L 23L
Heiiuerdingen 118. 13fi
d. Lahme 168. 250. 252.
Höchft 24.
Heimerdinger VIII.
aus München 25.
Höchftädt 262.
Heimersheim 1 f >0,
Hermanus 5L
Uochftetter 168. 180. 225.
Heimsheim 143. 23L
Hcrolt 28. 82.
Hofele 166. UiL
Heiningen 28 t.
Herrenalb LLL13fi.li2.lilL
HOfelein 208.
Heinrich VI. d. K. 83.
Herrcnberg, OA. IL 12.
Hofemann 132.
VII. d. K. 81 ff.
St. 23. 120. 152. 23L
Hofen 136.
Heinricns HiL
Hertenftein (Hartenftein) , v.
Hofer v. Lobenftein VHI.
Hcinshcim (Bad.) 11L LLiL 132.
115. 120. 137.
Huffmann, Chriftoph VIII. 2. 2.
ISA
Hcrter 132. IM. 132.
5. 6. L IL 12. 168.
Heintzelmann UiL
Hertigk 202.
Hans 269.
Heinselmann (Baumeifter) 187.
Herwartftein 52.
Karl 168.
(Ökonom) 28L
Herwig HÜ.
L. VIII.
Heinzin 122.
Herzog 165. 232. 240.
Höfingen, Trucbfeffe v. LUL 118.
Hcifterkirch 283.
Hefclin 122,
123. 134. 135.
Helbling 222. 225. 22L
neßberg, v. 2QL
Hofmcifter 258.
Heldenfingen 285.
Heffe 202.
Hofwart 122.
Helfenberg UfL 14L
Heffcn 6. 238. 268.
E. 134.
Helfcnftcin 53 ff.
Landgr. Philipp v. 2L 206. 238.
Hohbach 280.
Grafen v. 56. &L Z2. 24L 220.
Ueffenthal 23. 25. 26.
Hohebach 284.
Herren v. 56.
Heffigbeim 2SL,
Hohenberg, OA. Hall 2L 26.
Herrfch. 2ÖL
Heffonen, die 88 (Backnang,
OA. Spaichingnn 223. 225.
Hellwag 126. 242. 213,
Sülchen).
Grafen v. 162, 12L 253.
Dellwig 126. 212.
Hetenbacb, abg. 132.
Herrfchaft 222 ff.
Uelmishofen (Hellmannshofen)
Hetzel 128.
Hohenbuch 203,
2L
(Rechtsanwalt) 264.
Hoheneck, v. 133. 135. 112.
Helmftadt, r. IIS. 123.
Heuchlingen 125. 122.
Hohengehren Uft,
Helmftädter 94,
Heudorf 130. 284.
nohengeroldseck, v. 2liL
Hemmingen 119. IM.
Heufer 202. '
f. anch Geroldscck.
Hemmling 116.
Heutingsheim 113. 132. 132. 140.
Hohenheim 116. 124, 13L 135.
Hemp IIS.
Hexen (in Württ) 165.
167.
Hcmfcn VII.
Hegel 222.
v. 116. 124. 13L 125.
Hendelbrunnen f. Händelbronn.
Heyd, Staatsrat 225.
Hohenlohe 6. 22.
Hengheer 122.
W. 165.
v. 10L 265 ff. (Haus).
Henneberg, Grafen v. 268. 221L
Heygold, IL, P. 1ÜL
Grafen 2L SIL 121 ff. im 2QL
Hentges 12.
Hezel 28L
222. 232. 225 ff.
Hepfikein f. Höpfigheim.
Hezz na.
GrafJ'cbatt 268 f.
Hephinga 283. 2fiL 282.
Hickes 46. 42. 48. 42
Herren 81 ff.
Depp IL
Uildebrand 2L
•Ingelfingen, Fürft 168.
Hepfisan 120.
Hildebrandiner 286.
-Pfedelbach, Gr. v. 26,
Heraldi fche Forfchungen 63 ff.
Hildosheim 243. 262.
•Waldenburg, Fllrft Friedrich
Herberftcin, v. 12.
Hilliger, Familie 245.
Karl zu 265. 223.
Herbertahofen 284.
Hils 8. 10.
•Weikershcim, v. 101.
Herbishofen Iß,
Hiltenburg 52.
Hohcnmemmingen 80
Herbrechtingen 283,
Hiltensweiler 167.
Hohenneuffen 215.
Herdegen 12.
Hiltisnot 282.
Dohenfcheid, abg. B. LLL 15L
Herder, v. IL
Hiltlin 128.
v. Llfi. L1L 138» 16L
flergefellc, Agathe; Agnes;
Hipper 202,
Hohenftaufen, Berg 56.
Anne; Jakob IRQ.
Hirlcbach 3L 32.
Dorf 284.
Ulr. HB. 12L 142. IM.
Uirnheim, v. 128.
Gefchlecht 165. 213. 242. 264.
Urfolle 150.
Hirfau 118. 16L 283. 286.
Hohenftein, abg. B. LLL 118.
Heringen 22.
Hirfcher 252.
122. 123. 135. lff.
Herlatzhovcn , Herretshofen
Hirfchhorn, vom 114.
v. 112. 133. 133.
(Bayr.) 143.
Hirfchlanden 123.
Hohentwiel 16L 23L 238.
Herlazhofen 162.
Hochdanz VIII.
Hohenurach 66.
Hermann K>4.
Hochdorf, OA. Ehingen, v. 14L
Hohcnzollern (Gefchlecht) 165.
Familie 222. 222. vgl. Wain.
142.
213. 23i). 234. 233.
Hohenzollern, Für/t Karl Anton
v. 213.
Hohlenftein iüL
Hohflitz IIS. UIl
Hoklcr 202.
Holdenhalde, F. N. 1TL
Holder, v. l&L
IJolderbufeh äl ff.
Hölderlin 108.
Holdcrmann, Conr. 135. Iii.
Fr. 120. 135.
il 135.
Hollenbach 84. 82. 284.
Höllenftcln 112.
Holtzing, Claus US.
Hans 112. 15L
Heintz lifi.
Ulr. 112.
Holzheim 22.
Holzherr 84. S5. IM.
Homann 219.
Homburg, v. 143. 112,
Honakker IIS.
Honburg = Homburg.
Hondorf f. Heudorf.
Honhardt 93. 99.
Höpfigheim 11L im
Horawitz 1hfl.
Horb, OA. 12.
St 9, 12. 126. 22L 25L 232.
Hördt, v. 124.
Horgenftaig Uft-
Horhain = Horrheim.
Höring 229.
Horkein (m) = Horkheim HC.
117. 125. 13L 122, 134. 135.
132. 13S. 115. 112.
v. 131. 115.
Horland 104.
Hörmann 123,
Horn, Gr. v. 202.
Lieutenant 95.
m. 12a.
Homberg, v. 139.
Hornberger VIII.
Hörningen (j. Ober-Herrlingen), |
v. 121. 132. lifi.
Hornftcin, v. 114. 128. 130.
Hornftein-Grllningen lfifi.
Homung 58.
Horold 2Q2.
Horrheim LLL 2SL
Horw f. Horb.
Horwcr 29L
Hoßkirch 224,
Hotz 152.
Howenftein f. Hohenftein.
Hrabanns Maurus 12. 43.
Regifter.
Hübfeh Ui
Hüddingen f. Heuchlingen.
Hng, C TL
IL Li
Hügel, Frhr. v. IV. 28L
Hugin 113.
HUgklin 110.
Huldftetten 28L
Hüllmann 15.
Hültz ÜG.
Humbogen 121
Hnmol 140.
Hnmmelsweiler 99.
Hunderfingon 112,120. 128. 130.
110. 112. m
Hund(t)fnß 12.
Hnndfußin, Aga. 172.
Kathar. 112,
Marg. 79.
Hundt 25,
Hanne 115.
Huprechtzbrunncn (j. Haubers-
bronn) 12L
Hllrbe („Hürbin*) 12L 12JL
Hürbclsbach 167.
Hufen f. Haufen.
Hufen, v. 138 (vgl. 157).
Hufen unter Kalchein 121 (vgl.
157.
Hüferloch, F. N. 139. 140.
Hnfl 252.
Hütingshein = Heutingsheim.
Hatten, Hans v. 92,
Hutz 22.
Huzel 222. 280.
Jacob 82.
Jäger 16, 206.
Jagesberg f. Jagftbcrg.
Jagft 84. 91 282. 24Ü.
Jagftberg 82. 88. 28. 102. 104. 1
105. 106.
Herren v. 8fi ff.
Jagfthaufen 280.
Jahn 222. 223.
Jakob, Erasm. 120.
Fr. 28.
Janer 128.
Janp 2,
Iberg, v. 123. 128.
Jebenbaufen 115. 124.
Jeck 202.
Jeger 13M.
C. 123.
e. im
IL 131.
Jettenburg 9.
Ihingen (.Yhingen"), Ihingerhof
HS. H2.
307
Ildefons 44.
Ilgenftein 102.
Illergau 152.
Illingen lifi. 133. lliL 2R2,
Ilsf(v)eld(t) 115. LÜL 13L
Ilshofen (auch „Utzhofen") 2L
92, 23. Sä.
, Ingclfingen 102. 102. 108.
j Ingelfinger (Johann gen. J.) 901
Ingersheim , Klein • Ingersheim
135,
Ingoidingen 83. 284.
Ingolftadt 112.
i Innocenz IV., P. 85.
j Innsbruck 214. 212, 220. 22L
232. 253. 223, 222.
Johann, Erzherzog 15. 17. IB.
12. 20. 82. 33. 34,
Jonas 202,
: Jordan 9.
1 Jofeph IL d. K. 105. 226,
] Joz, Bildhauerfamilie 128.
J. C; J. D.; J. 0. 19.S.
Iptingen 284.
Irflingen 112. 120. 12L
Ifelin 250.
Ifenburg, Gr. v. 99. 22lL
Ifenhof 202.
| Hingen v. 114.
j Isler 102.
Isny 108. 110. 111 114. 167.
" 2&1
Ifoltzhnfen (Ifelshaufen), v. US.
Italien 232. 252.
luftein, v. Ifi. 30.
Jagendorf, j. Uigendorf 12L 130.
Jung 12L 13L 138. 110. 141.
148.
Jungingen 122.
Jungolzhanfen 289,
Juftingen, Bg. 85.
v. (Anfelm) 83. 85.
Kadolzburg 203. 20L 208. 210.
Kaib, B. 122. 122. 132.
Heinr., Herrn. 132.
Kaibin 28.
Kaiferbach („Kaifersbach") 13L
139.
Kaifersheim (.Kaisheim") 78,
22, 113.
Kälbling 28.
v. Kallee 105. 240.
Kallenberg 84. HL
Kallenholz 84.
Kaltenthal, (Chrph.) v. 2. 128.
Kapf 22.
Kapff 12.
Karg C, F., P. TL
308
Repifter.
Karl, Connetable 2IiL
Karl IV. dr. K. 185. 255. 250.
V. . „ 23L 258. 25E.
280. 2ÜL iiiTL
Karl, ülr. 28.
Karlsruho LH iltL
Karlsfchule 221 ff.
Karfthans 222.
KÄßbohrer 7g,
Kaftel, v. IV. 122.
Katbrtln, F. N. 145.
Kathriner 122.
Katzbeck, v. 22. 23.
Kaufbeuren HE1HL11L
Kauffmann 221.
Kautter 102.
Kauzer 13.
Kayenberg, abg. IM.
Kefferlocher, Andre; Apollonia
212.
Keger 120.
Kel, F. V. 131.
Kclblin 128.
Kellcnbach, v. 58.
Keller, Adelb. 168. '
Andr. 232.
B. 12a.
0. 280.
KellmUnz Iii 152.
Keiner 122.
Kemble 14.
Kcml, F. N. 122.
Kempf, K. 202.
P. 202.
Kempten IS. liifi. Hü. U-L HL
Kenthcim 283. 288.
Keiler 50. 5L 52. 204.
Kern 104. H. VIII.
Ch.rpb. 202.
Leoni). 128.
Matth. 202.
Kcrfer 131.
Kcrtcr 140.
Keftncr 202.
Kettcncr 144.
Kezc, de 245.
Kiderlcn 283.
Kien 202.
f. CuniculuH.
Kienlin 202.
Kieß L IL
Kilchberg 05. 00.
Kinds vetter 22.
Kinsky
Kirchberg, O.A. Biberach U1
a. d. Jagft, Amt OL
St. 28. 2L 28. 22.
OA. Marbach 112. 120. 28L
Grätin v. 28.
Kirchbierlingen 288.
Kirchdorf HS. HL 152. 288.
Kircheiren 1 Kt»
Kirchen, OA. Ehingen '^S4-
Kirchcnhcilige 282 ff
Kirchhaslach 14:!.
Kirchhanfen 108. 132. 130. 132. 1
138. 133. 14L 150.
v. U8. 123. 128. 183. 180.
182. 180. 14L
Kirchheim u. T. 120, 28L 283.
v. 120.
OA. Bcfigheim 112. 281.
OA. Ehingen 122.
Kirchherr, A. 112. 148. 142.
B. 128.
Hans 128. 142.
Heinz Hü.
Trutwin IM,
Kirchhoff 28.
Kirchpfat, F. N. 115.
Kißlegg 283. 282.
Kittmann 128.
Kitzfcher 210.
Kiwenfpicz 132.
Klaibcr, .1, 102. 238.
K. IOC
Klebzagcl 197.
Kleefattel VIII.
Klein (Pfr.) 212.
v. 203.
Kteincrt 108.
Kleiukomburg 281.
Kleinkotz 250. 202. 203.
Kleinfachfcnheini 130. HL 285.
Klemm 32. 44. 45. 10. 4L 48.
42. 50 ff. 53 ff. 01 ff. 80.
100. 121 ff. 185 ff. 121.
125 ff. 241 ff. 201.
Kien 118. 122,
Klingenberg, Herren v. 112. 112.
122. 232.
Klöbern: Cleebronn.
Klunzinger 128.
Klilpfel 1 ff. 102.
Knapp 182 f.
Knanß 202.
Knetftal, C. 112.
M. HL 152.
Knie, f. Cunieulns.
Knoll 12.
Knopf 77.
Knörzcr, v. 108.
Kober, J.; — M. 202.
Koblenz IL 18.
Kobolt 28.
Koch, A. 108.
IL 28.
K. 2üL
Rothenberg 1 1 5.
Kochendorf 112. 118. 132,
Kocher 84. 280.
Kocherftcin 284.
Kochcrftetten 102. lüfi.
Kohlbeig 284.
Kohlftetten 284.
Kuhn 182. 183.
Kolb 280.
Kolb, Phil. 128.
Kolbcnholz 84.
Kolbonen, die 84.
Kolman 20L
Köln IS. 12. 248. 208.
Doinbanfeft H ff.
Komrnerell, Bierbrauer 4.5. l£L
IL
Goldarheitcr L H
Konfeffionsverhältniffe in Wb.
105.
König 45.
Königsbach 110, ljO, HL 128.
HL 148. IM 15L
v. HL 134.
Königsbrunn 22.
Königshofen 24. 22. 204.
Konrad, Bauincifter 182. 125.
IV. dr. Kg. 82.
von Aich 172.
Konftanz 22. lilü. HÜ. Iii III
230. 25L 200. 20L 222. 290.
Kopp 1:*»t
Koppenberg 144
Kornbeek, C. A. 00 ff. Iii ff.
Fried r. 108.
Kostenfol, abg. 115. 123.
Köftlin 108.
KratTt, Familie IQ. 12. 255. 20L
Cunz Ii.
Gilg 25.
Hans 28.
Hans Jakob 62.
Heinrich IL
Herrn. 22.
IUI. 28.
Konr. 7.6. 123.
Lutz 25. IL 12L 113. 25L
Otto 12. 113.
Peter 25. 20.
ülr. 113.
Krafft-Dellmcnfingen, B. v. 22.
Krafft von Gamcrfehwang 28.
Kräfte am Kornmarkt |i. Ulml
113.
Krafftin Anna; — Hedwig; —
Katharinc 173.
l'rfula 122. 113.
Kraft, Bürgermcifter
Ffr. 262.
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Labenwolff 245.
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Liliencron 39. 40. 4L 42. 48.
Ltfterlin 1S5.
Mailan, Herr v. 266.
44. 47. 48.
Lothenberg 146. 284. Mailand (auch „Maylan" gefchr.)
Liijegren 39. *i. «o. 40. *i. *.».
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Mainz 22. 94. IUI. 1Ü2. 103. 104.
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Linnemann 252.
Luitbrand 287.
Mandelslob, Graf v. 169.
l.imcnmann 100.
Luitprand 172.
Mandelslohe, v. 225.
Liruieien i. J.einueuan.
Lupoid 172.
Mangolt 203.
i.intnaiuen, aug. i«o. izv. loi.
Lufchka 169.
Manlius 231. 232. 233. 234.
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Luftnau, t. 118. 150.
Manohardt 169.
i'ipnein j. i.eipneiio.
Luther 201. 208. Mannheim 2. 281.
Lutran 141. 151. Mansfeld, Gr. v., 91. 92.
Liudolf, Herzog v. Schwaben
100.
Lutteraun 289.
Mansperg, v. 137. 144.
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i.iupoii 114.
Lutwin 131.
Mantel 169.
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Lutz, Job. 169.
Manz 80.
11fi 110.
Lutzin, Frau 119. 126.
Maorlach 289.
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Marbach 137. 167. 188. 199.
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Marchthnl 122. 254. 283.
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Machtholf 169.
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Mack VIII. 169.
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Magdeburg 94.
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Margaretha von Giengen 172.
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Magenbucb, v. 128. 140. 150.
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Magenheim 51. 116.
Mariazell 51.
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Markartsklinge 175. 281.
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Mager C. 128.
Markbronn 119. 127. 129.
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J. 124. 128.
Märklin 169.
i.oiienirniom ido.
K. 124. 136.
Manier 169.
ijUiiem ^iieu.yi Hog. 140.
ü. 128.
Marquart v. Opfingen 78.
L<onKorn iw>.
V. 145.
Marfchalk 142.
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Mager (Padagog) 169.
Mart 267.
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Mägcrkingen 123. 125. 135.
v. Martens 93.
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v. 125. 135.
Martin IV. 171. V. 290.
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Magirus, Jobs. 169.
Martini, Arztfamilie 169.
Lorch 129 2A4
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Präz. 80. 194.
Martini, Botaniker 225.
Lorenzenzimmern 97.
Magftadt 146.
Martinus Minorita 169.
Lorfch 285. 287. 289.
Maichingen 130. 284.
Maskowsky 169.
Lofcb 87 ff., 50. 51. 52.
Maicler 169.
Masqui 72.
Löfchor 242.
Maienfels 257.
MalTenbach, v. VIII. 114. 140.
Lofer 186. 142.
Maiger 144.
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MÄftlln 160.
Mathy Ii 2L 32, 35.
Matthäus von Endogen iüL
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Matthiflbn 162.
Matzenbach 28.
Manch, .loh. Matth. L62.
K. Fr. Eduard, 52. 68. 162.
Oberrentamtmann 198.
Mauchart 169.
Maucler, v. LG2.
Maulachgau 286.
Maulbertfch 162.
Maulbronn 115. 126. L72J IIB.
212.
OA. 125. 178.
Maull 202.
Maurer, Fei. Heinr. lfii»
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Maurolff 122.
Max Emanuel (v. Bayern) 262.
Maximilian L d. Kr. 2fi.23D.22L
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Hans 28.
Ludw. 165.
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Prof. IL
Rektor 133.
Mechtild v. Blaubeuren 122.
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Mehrftetten L2L 136.
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112. 283.
Meiners 222.
Meißen 213. 211.
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Melanchthon 222. 230. 2:n. 232
233.
Melchingen LLL
v. 111. 122.
Meramingen LOS. 110. L13- LLL
152. 256. 24L
Menboltzheiin = Meimsheim.
Mencze = Mainz.
Mengen, v. 12L
Menges 22.
Menkwitz f. Minkw.
Mentelcr 131. 112.
Mentz = Mainz
Mcnzenweiler 111), '
Menzingcn 22.
Mergenthal 33.
Mergentheim 8L.8fi.8L 25. LU8.
102. HL 223. 28L
Merklingen LLL LLL 132. LLL
142. 14». 151.
v. LLL 128. IüL 132. HL 15L
Mertz 2QL
Mertzkorn 122. LLL
Merz, M. 212.
Merz, v. (Prälat) 212.
Mesner LLL 150.
Meffener 202.
Meiling 202.
Metz L IL 252. 260. 2liL 220.
v., 125.
Metzer 92.
Metzingen 115. LUL 122. 125.
126. 122. 281.
v. 115. 126. 12L
Metzler 112.
Mevirtcn 13. 13.
Meyen 2LL
Meyer U',7,
Mezger VIII. L68. 223.
Michel v. Brünn 22.
Michel, Jof. 25. 23.
Michelbach 108. Iis. 122. 12L
284. 2SS.
Michelfeld 9L 23. 25. üiL
Michelheide 22.
Micbelsberg 283.
Micbelfen 51» 52,
Miedelbach 15.
Milbertshofen 212.
Miller, Job. Martin (Dichter) 2fiL
{Premierlieutenant) 80. 261.
(Prof.) 165. 261.
Mindelberg, v. 130. 113. Hfi.
Minkwitz, v. 26L 268.
Minor 202.
Minfinger 90.
Mittelbach 28,
Mittelbuch 28L
Mittermaier HL
Mochenthal 233,
Möchingen f. Maichingeu.
Möckmühl 28L
Möglingen 133.
Mogftat i. Magltadt.
Muhl, Moriz 3. 10. IL 13. 32. .
Robert 13. LL 20. 2L 25. 32.
Mommfen 27JL 2811
Mömpolgani LüiL 220. 23L 238.
Mö(e)nsheim, v. 128. L4JL LliL
Montfort, t. 139.
Moosweiler 2fiL
Mor 222 ff.
Morhot 229. 230.
Mörike lfiiL
Moriz 202.
Morffein 2L
v. 2L 132.
Mofer, 2L 92. OL 23.
Joh. Jak. VII.
Moffe 29.
Mö(e) (fingen 118. 150.
v. 12L
Motzingen 28L
Muck 21Ä 210.
Mücke 165.
Mühlberg 258.
Mübler, H. — R. 28,
Müblhaufen („Mülhufon").
(OA. Cannftatt) 135. 133.
A. E. 128.
OA. Herrenborg, abg. 'ML
OA. Tuttlingen 28L
(i. Baden) LLL 12L
MQhlheim 22L 29L
Mitklingen f. Möglingen.
Mulbach, F. N. 125.
Mahlhain f. Mühlheim.
Mulfingen 22. 102. LÜH.
MQIhaldc, F. N. 135.
Möllenhoff 32. 10. IL 13. IL
Müller, Akademieprediger 225.
Amtmann Lüü.
Bernh. 103.
Cunz 119. 127.
Hans 92,
IL 13L
Heinr. 10.
Heinz 132.
Jak. 28.
Joh. 126. 12L L32»
KUnftler 225,
Münch, E. L2L 118. — K. LliL
Münch v. Münchenftein 179,
MUnchbcrg 115.
Münchingen 12, HL
v. 112. HL 150.
Munderkingen 253 f.
Mundor 102.
Mundingen 12L 28L
Mundolfshein — Mundelsheim 1 15.
131. 132.
Munggin-Rötin 28.
MUnkheim 9L 22. 93.
Münfingen, OA. 12.
8t. 136. 28L
Münft 212.
MOnfter, OA. Gaildorf 199.
OA. Metgcntheiin 28L
(i. Weftfalen) 23L
MUnfier, Sebaftian 28U.
Münz LÜL
Murcr 23.
Murr, Dorf 12L 28L
Fl. 82,
Perfonen-Name 76.
Murrhardt 212.
312
Rcgiftcr.
Murfchel IL 13.
Musberg 132.
M ii Ich 122.
Miltspach= Miedelsbach HR.
N'abern 288.
Naer, G. 77^ — IL 28; — P. IL
Nagel 201.
Nägele, Prof. SIL
Schloffcrro. 12.
Nägclin IS,
Nagetsberg 122. 10L U£l ILöL
Nagold („Nagelt"), Burg 122.
125.
Herrfchaft 12L
OA. 12.
Nahtigal 131
Namen f. Familiennamen.
Naflau iL
Grafen v. 222.
Nattenbuueh 281.
Nauclcrus 931.
Neckar 9L 115. 112. 12L 122.
137, laß.
Neckargartach 283.
Neckarfulm 28L
Neckarweihingen f. Wyhingeti.
Neckarweftheim 22L
Neher 129, 28?.
Nchl't 12L
Neiden fei s 9L
Neidhardt VIII.
Neidlingcn („Nidlingen").
v. 12iL LÜL lü
Neifen, (Heinrich) v. h2. 83. 85.
83. £9«
Neippcrg („Nipperg*) Ii».
v. 1_LL HL 121 \ZL 13iL
ha. nr>.
Neithart, Familie 05. 22L
Hans 12. IL
Heinr. 25.
Ulr. fiL
Wilh. IL
Ncithartin 173.
Neuenbürg, Grafen v. 212.
Nellingen 221
Neresheim, OA. IM. 2M.
St. 12L
Neffelbach 92.
Neftle 30. 221
Neuburg (Hcrrfch. Feldkirch)
222,
Nenbnrg 238.
Neuenhaus f. unter Niuwenhus.
Neuenftadt 1ÜU.
Neucnltcin 95. 98. 99. 125. 228.
'2M. 220.
Grafen v. 02. 9a.
Neufel* 2äL
Neuhaiis C Niuwetthus.
Neuhaufen, v. 130.
Neuler 112. 2&L
Neumann 241.
Neukirch 281
Neunock 167.
Herren v. 05. 1 17. 1ü7.
Nennh«ffer 101
Neuftctter 190.
Neu Steußlingcn 1.H1.
Ni(g)ck 2LL
Nicohua 22L
Nidcrn-Sulmetingen i Unter-Sul-
metingen) IHR S. Sulmc-
tingen.
Niederhofen 125. 131
Niedernau 25t>.
Niedernhall 102. 212.
Niedcrfteinach 25.
Niederftutzingen 212.
Niggel 25.
Nippenburg, v. LUL 122. 13L
Nitifch HL 82. 81
Niuler : Neuler.
Niuneg : Neuneck.
Niunhnfen : Neuhaufen.
Niuwcnhus —
Neuenhaus, OA. Nürtingen 135.
122. und
Neuhaus L Baden 1BB.L41L 152.
v. 138. 152.
Niwcnftaig, F. N. 115.
Nohff 212.
Nopel 202.
Nord(t)hofeu 115.
Nördlingen 108. Uli. HL 112.
185. 186. lfiL 188. 182. 12$L
tili 122. 122. IM. 125.
Noimann 225.
Noß 21iL
Notcle 222.
Nothaft, A. 152. — J. 115. 121
130. 132. 12L IM. 152. —
P. 132. - Str. 115. 122J2S.
Notier 122.
Notzingen 122.
NOc 131
Nunnen- Mädlingcn j. Ober—
Medlingcn. L Baiein, 150.
Nürnberg GL 82. 122. 12L 125.
IM. 1&L 198. 20». 94L>. 243.
215. 246. 212 ff. 221 26L
Nürnberger, die 27fl.
Nflrtingen 12L
Nufplingen 283.
v. 123.
Nußdorf 12L 281
Nüßliu 22. IL
Nydenawe, de 26K.
Nyfler, H. — M. 122.
Oherbalzheim 263.
Ober-Eß(zz*)lingeu 116. 121L 12L
122. 131.
Oberflacht HL
Obei hauten gfti».
Oberkein=Obrigheim (bad.) löl,
Oberkirchberg 222.
Oberndorf, Amt 8.
SL 10. 283.
Obernheim.
v. 11L 128. 122.
Oberrixingen 170. 128. 180.
Oberroth 283.
Oberfehwaben 3L 83. 122. HL
241. 252. 255. 22L
Oberlbniheim 21
Obcrftenfeld 28L
Oberfteltcn 283. 28L 288.
v. 123 HO. HL
Obcriirbach 2M.
Oberwaiden 285.
Ochfenbcrg Utk 122. IM.
Ochfcnhaufen 28. 80.
Ochlenpach 215. 212.
Odenwald OL
Oferdingen 28L
(„Ufferdingen") v. 128.
Offenburg 8. 22.
Offenhaufen 250. 262. 281
Offenheim lj- Offenau) 111.128.
Öffingcn 282.
Ofterdinger 110. 281
Opoltzliufeu : Oggelshattfcn.
v. 121
Ochamy 122.
Ohlenfchlagor 232. 212.
Ohmenheim 281 282.
Oehringen, OA. 12.
St. 12. 92. 265, 202. 229. 222.
271. 2SfL 222. 285.
Ohrnbcrg 23L
Ohrngau 285.
Ockolampad 222.
Oellingen 12L 281.
Olm (hefi.) HL
Onatsfeld 210.
Oendingcn : Ehningen.
Onforg. Hartm. 25. — Horm. 28.
Oepfingen Z8.
Oppenheim M.
Oppenweiler 130. 122.
Opfer 13.
Oranien, v. 2L
Orendelfall 100.
Orengaw(ew) f. Oehringen.
Orlach 93. 281. 288. 28LL
OrfenJumfen 231
Ortenberg, Gräfin v. •IVA.
Oertlcin, Ken. 123.
Hans 128.
Uefchelbronn 137.
Uffa 23. Ol IM
Oßwald 25.
Oßweil 144. 120.
v. 114. 115. 116. 11«. 183. 14-1.
Oltdorf 121L 2U?, 223. 297.
Ofterbniiinc 130.
Österreich' 22. 23, 21 2L 23.
23. 30. iü 33. 30. 22. 213.
220. 231 235. 23L 253.
233. 221
Herz. v. 233. 233. ML 230.
Oftheim j. Aucnl'tein 118. 138.
Oftotfshein — Oftelsheiiu 143.
LLL
Oawile f. Oßweil.
Otfricil 43.
Otlingen, v. Ii2(vgl. Aidlingen).
Ötlinger 113.
Ott, Fam. 23.
Hans 22.
Konr. 2h.
Michel 232.
Otto 196. 215. 248.
Ottcnliüfen 131i (vgl. 160|.
Ottenwälder 90,
Otter 140.
C. 132. 133
O. 131L
Otterbach 23,
Otlingen, Gr. v. LL HW, 248.
Ottmarsheim 123.
Ow, v. 33.
Owe, v. 141 (vgl. 1GU).
Owen 10L 24t>.
Owenaheiin (Unter - Ö wisheim),.
v. 131
Ower, J. 12L 134.
1». 134.
Owingeu f, Ailingen.
Oxcnstirn 23,
Ozcnrodo 8iL
Pacenhoven Betznau 13L
Pack 238.
Palm, v., Freih. 233.
Pappenbeim, v. IL >j L*s
Parllmonius 32.
Partenawe, de 233.
Paffau 280. 231
Paulus 178.
Ed. 133. 133. 132. 108. Iii
192. 239. 240.
Paumann 248.
Pauingarten, v. IL
Kogiftor.
Peclit 133.
Pfaff ISO. 24L
Job. 202.
Pfaffenhofcr 238.
Pfahlbach 230.
Pfahler 13.
Pfahlhcim, v. 112.
Pfaler 211).
Pfalz 34. 233.
Pfulzgrafen 20. 2L liiü. iliL LLL
205. 2lU 211 233. 220.
Pfanncr 12.
Pfaw 123.
Pfawenhufcn — Pfauhaufen 1 UL
IIS. 13L LLL
Pfedclbach 220.
Pfefferkorn 13. 257.
Pfeifer 2.
Pfeiffer 13L
Pfender 122.
Pfirt, v. 243.
Pfiftcr 185.
C. 134.
Plizer Ü. 2. 10. 12.
Pflaumer 33.
Pfleiderer 131.
Pflugfelden V.
Pflttin 23.
Pflummern 123. 143.
Pforzheim 142. 12L 141 123.
178. 290.
Pfrungen 234. 2M
l'fullendorf 103. 110. 114.
Pfullingen 13L 23L
Ptlltzingeu 238.
Philipp (v. Spanien), Erzher*.
230. 253.
(f. auch Herten ; Pfal*).
Pienzenau, v. 243.
Piftoris 202.
Piftorius 203.
Planck 134.
Plank 203.
Pleidelsheim 133.
Pleonungethal, (.trafen im 33.
Plefing 202.
Plochingen 234. 283.
v. 123.
Ploucquet 225. 220. 22L
Pohlig 121
Polan 128.
Polner 202.
Poppenwcilor 2h4.
Pofcn 281.
Potendoif v. 233. 233.
Prag 3L 24. 135.
Prantl 133.
Preßburg 211 213. 214. 213.
Prcffel 213L
313
Prcffel, Fried r. 24.
Prenfl 201
Preußen 12. 20. 23. 24. 23. 22
30. 3L 32. 33. 31 36, 33.
v., König Friedrich Wilhelm
IV. 13. 11 ff 21 33. 31
Prittwitz, v. 231
Probft 80.
Prüfer 13L
queck 202.
Quentin, St 233.
Quidde 133.
Kabenhaupt 211.
Kackgiline, diu (Familie) 233.
Radbcrtus 203.
Kadlof 42, 44. 43. 48.
Radolfszel) 108. 110. LLL
Rain, vom 150.
Kaincliein = Keiuheim (Heil.)
1 l.\
Kainspach f. Kainsbach.
Raifer, IL 128.
S. 18.
Raithaslach {Bad.) 142.
Kam f. Rchin.
Kamer 133.
Rammagau 283.
Reik 230.
Rammingen 121
Ramsbach, abg. 284.
Ramfchwag, v. 233.
Ramsb(pjach (Nieder- K.) 143.
118. 122. 121 123. 131
Kamsb(p)erg 115.
Kamftal f. Kernst.
Ramftein, v 122.
Handeck, v. L2Ü 141
Kaner 132.
Ranke 258.
Rapoti cella 232.
Kapp HL 140. 143. 142.
Moriz 2.
Rappenau 118.
Rapponherr, C. 141.
G. 132.
Hafor 124.
Raffel 2ül
Ration 213.
Ratshaufen 233.
Rauber 233.
Rauch 18,
Ravensburg 23. 103. Ulf Iii
131 25L 284.
(Bad.) HL
Kavcnftein, in 77,
314
Kegifter.
Razmann 222,
Rechberg, v. VIII. IL 20. 115-
120.125.126, 129., 130. 133.
. 142, 146, 243.
Rechentshofen 249.
Redtenbacher 12L
Redwitz 242.
Reformation (in Württ.) ißfi.
Reformierte Gemeinden (in
WUrtt) lfiß.
Regensburg 5L 31 213.
Rehlingen v. Scherneck, Ritter
253.
Rehlinger IL
Rehm 7L 78. 26L
Reichart IL
Reichenau HL 250. 25L 253.
Reichenbach (Fl.) 123.
(OA. Göppingen) LLL
v. 214. 21iL 22<1
Reicbenbach (Bibliothekar) 222.
Reichenberg 82.
Reichenflein 123.
Reichenweiher 2I1Ü
Reiffteck 2 8.
Reihing IL
Rein, v. ÜL
Reinhard 132.
Reinheim 143.
Reinsberg 9g, 234. 235. 233.
Reinftetten 23L
Reifchach, v. 11L 128. 132. 13L
148, Hü. 233.
Reitzenftein, v. VIII.
Rcmbcrtus 42,
Rcmbold, Farn. 255.
Remchingen (abg. in Badeu), v.
142.
Remi 218.
Rcmin 245.
Hemingsbeim 23L
Remler 123.
Rcmmckein — Remuiighcim,
abg. 130. 13L
Remp 23L
Rems (Neckarrems) 123. 129
Remsthal 133. 142. 143.
Renck 132.
Rendingen f. Renningen.
Rendinger 121.
Rengershaufen 234.
Renhart 114.
Renner 131
IL 213.
J. 213.
Renningen 118.
Rentz 128.
Renz, Farn. 13.
Hans 23. TL 28.
Renz, Job. Cafp. 2üL
—in 112.
Retti 24L
Rettich 134. 135.
Reuchlin 23L 232. 233. 234.
Rcuß 22i
Reutlingen, OA. 12,
St. 12, 5L 138. 110. 1LL 122.
134. 138. 13L ailL 21& 231
233. 230.
Revelio 22.
Reychart 2Q2x
Reylcher 2, 3. 5. 3. L 10. IL
169.
Rhcgius 133.
Rhein 32. 142. 242.
Rheinwald 13.
Richen (Bad.), v. 142.
Richonbach : Reichenbach.
Riohenftein : Reicheoftein.
Richtenberg, Herren v. 33.
Richter VIII. 80.
Ricküng 202.
Rieckc 139.
Ried 2ÖL
Riedel 2.
Riodern (Donaurieden) 123. 124.
1311 143.
Riedlingen 12ü.
Rieger 223.
f. auch Rhegius.
Riemenfehneider 244.
Ricneck, Graf v. Bö.
Rieß 129,
Rieffer 25.
Riefter 123.
Riet = Altenrieth, OA. Niir
tingen 144-
v. 128. 12il
Riet = Rieth, OA. Vaihingen
123. 131 123.
v. 123.
Riet = Ruith.
Rietburg Rippurg, L Bayern
120. 125.
Rietheiin IL
Riethein = Ried heim, L Bayern,
v. 12L
Kinderbach (abg. Burg).
v. U3. 124.
Rinderbach (Uwrf) IS.
Rindcrbachthal 54.
Rinderburg 240.
Ringingen (OA. Blaubeuren).
v. ISO.
(in Hohenzollern) 114.
Rifeh 125. 135.
ltifcha?h, Ryl'chach f. Reifchach.
Ritter, Dr. L
Ritter, H, 21 28.
Nick. 138.
Ritziswilre, abg. 144. (vgl. 16LJ
Rod = Rhodt, L Bayern 120.
125.
Rodbach (j.Rodbachhof 123. 123.
Rode 202.
Roder Elsb. 123. 141
Heinr. 123, 141
Rödinger 1 3. 3. 10. 12. 13.
Rodlein 245.
Röfflin 145.
Roggen bürg 28.
Rohden 8L 82. 83. 84. 85. 88.
Gottfr. 138.
Röhler 193.
Rohracker 132,
Rohrdorf 2üL
Roller 1ÜL
Rollinus 233.
Rom 23L m 23£ 251 230
2SL 230.
Römer 2. 4. 3. 3. 10. 13. 33.
Romig, J. 34.
M. 32.
Rom f (eck 245.
Roos 133.
Roofchttz 131
Rorbcgk, Heinr. 113. llfl.
Kathar. 12L
Rorek, abg. Bg. 131
Rorhalden 232.
Roritzer 131
Röfch 222. 224.
Rufenbach, Job. Konr. v. 243.
Rofenberg, Herren v. 38.22. 132.
Rofenfeld US. 148. 22L 2SS,
Rofcnfeld, Benz 113.
Rofcngarten 20,
Roß 12L
Roßnagel 202,
Roßwag 121
Roßweiler 213,
Rot, Agnes 116.
Anne 130.
Bcrthold 122. 121 131L 14L
Betz 14L
Cunrat 116, 123. 124. 12L.
123. 256,
Dietmar 13.
Hans «iL ISO. 133. 141 . 145. 123,
Uans Herrn. 13.
.lörg 21
Kirchherr 124.
Mangolt 51
Marg. 22
Mich. 28.
Otlo 23. 122. 123. 124. 121
123. 130. 139, 14L Un.
Kegifter.
315
Rot, Peter 12L 145.
Stephan 13. 125. 133. HL
Ulr. 23. 123, 123. 123.
Willi. HL IL
Ytel 124,
Kot (abg. Bg.)
v. ÜLL L3L 1S7-
Kotenbach '240.
Rotenbach 132.
Kotenburg IL 93. 04. OL Hl£L
11£L HL 130. lflfL 242. 252.
Grafen v. 243.
Rotenhan v. 243.
Rotcnftein (bayr.j
v. Iii 13LL
Roth, Fl. 134.
Roth, OA. Leutkirch Sä&L
Rothe, die (Fam.) 25Ö. 23L
Roth, IL IL
J. IL
Karl Joh. Fr. 102.
Prof. 1?'J.
Roth von Schreckendem lttft-
Anna 80.
Hans Kafp. IL
Heinr. 30.
Wilh. IL
Rothenberg ätL
Kotbenhäußler 133.
Röthin, Adclh. 112.
Agn s 172.
Barb. 123.
Kathar. 112.
Urf. 12a.
Rothlen 240.
Rotlin 143.
Rott 113.
Hans v. 213.
Rottenburg, Diözele 232.
ÜA. IL
St. L 3. IL 132. 222. 231
Rottengatter 213.
Familie 13.
Rottcr, IL 143.
R. L41L
M. 120. 123. 143.
Hüttingen, v. 84.
Rottfchmid 32. 33. 13.
Rotwil(o) d. L Rottweil OA. 282.
St. LÜH 11LL LLL LÜL LUL
123. 12LLLL LLL 122. 123.
l^i lül. 241L 232. 232. 233. 233.
Rouffel 234.
Roy l&L
Ruber 134.
Rübgarten 123.
Rnchardt 202.
Rüchardt 34.
Ruck 33.
Rud 115.
Rild 13.
Rüdem F. X. HL
Rüdigerus, Frater 23L
Rüdlingcn: Riedlingen.
Rudolf L, dr. Kg. 57_ 241L
Rueff VIII. SO.
Ructcr 23.
Ruf 114. 123. 12L 123. 123. 143.
Ruff 2*3.
Jod. 23U.
Utili, Albr. LiÜL
Cunr. IIa.
Haintz 122. 132. 133. 143.
Hans 123. 143.
Otolt 133.
Walther 115.
Ruhen zu F. N. 144.
Ruith < vergl. unter Riet} 123.
132. 132. 122. 2M.
Rumelm 12, 15. 20. 22. 3L 32.
33. 132.
Rümelin-Ehingcr IL
Rumler 133.
Runen 31 ff.
Runigenbtug (j.Michelsbcr>;)263.
Rup 232.
Ruprechtzhouen ~ Rupprcchts-
hofen 123.
RuU 23
Rliffe 12Ü.
Ruthe 233.
Riltlich 232.
Rütlingcn f. Reutlingen.
RUxingcn (Oberriexingen) HO.
Rziha 3L 33. 42. 43. 32.
Sachfen 23.34. 244. 243. 243. 233.
Herz. v. 203.
Kurfürften v. 230. 243. 233.
233. 2uU
Sachlen-Lauenburg, Franz Albr.
v. 3L 33.
Sachfenflur 30. 33.
Sachfenheim 130. 13L LkL
v. US. 122. LLL LLL 130. 135.
13L 14L 132.
Lauch Gruß- und Klemlachfcn-
heim.
Salem, Kl. 33. !<»:'>
Salmansweiler 23.
Salniun 20.
Salzburg 244.
Salzmann 16FS 1K7
Salzmann, W. 23.
Sam 133.
Sandolt 22.
Sanwald 245.
SarwenahcitnJ.Sersheim 133.148.
Sarwey, v. V. '230.
Sattler LLL ITA IIS. 233,
Saulgau 233.
Saunshein (— Seinsheim in
Bayern).
v. 123. 212.
Sauter 135.
Schad IL
Familie 23L
Schede win 123.
Schäfer 233.
Schaffhanfen 133. 110. HL
Schafhaufen 234.
Schäfteraheim 234.
Schaibling 242.
Schainbuch f. Schöubuch.
Schaller, Hans 133.
Schaller, Matth. 233.
Schanbach, v. 13L m LLL LLL
Schappel, Claus ; Conr. ; Ueinr. ;
Joh. 12L
Schappelcr 202.
Schapper 120.
Schar(p)fcncck, v. 125.
Scharr 15L
Schanbeck 127.
v. 12L
Schauffelc 132, 2äO
Scheckingen, auch Scheggingen
f. Schöckingen.
Schecr 0A. Saulgau 113.
Scheer, Peter 233. 23L
Scheffach 33.
Scheffer 232.
Schefferlin 3L
Scheider 202,
Scheine, F. N. 123.
Sehelklingen, v. 233.
Sehellang, A. LLL 152.
IL LLL
Schellcnberg, v. 130.
Schenk 133.
Schenkel 2QL
Schepperer 12S.
Scherb 2üL
Schere: Scheer.
Schcrcr 132.
Schermaier, Familie 23L
Sehen-, die 203. 232.
Schertlin IL
Scheu, lLi J. ; L. 202.
Scheuing 23.
Schibeihut 202,
Schickhardt 10L
Schicnlin 123.
Schilherr Iß,
Schiller 133. 223.
Schilling von Cannftatt 113.
Job. 202,
316
Rc-gifier.
Schilling, Sebastian 9.lh.9A* 211.
21Ö. 212.
Schillingsfilrft 233.
Schiltlialtz, F. N. 132.
Schiuror Iii.
H. 123.
IL 116.
Schlatt auf der Ekke (Schlatt
unter Krähen i Baden t 143. 14»
Schlayer L
Schleicher, Chunr. TL
Dan. 17.
Familie 13.
Schienen 233
Schletlftadt, v. IM,
Schleuier, E. ; IL 2ü±
Schlick 2ZL
Schlipf 2SL
Schlöffcl 22.
Schlftr 12L 128. 213.
Schloßberger lfiä. lliJL 223,
Schloß bergen n 22.
Schlotterbeck 199.
Schmalfelden 2L
Schmeller 212.
Schmerach Sä. 22,
Schmeregcr 202.
Schmerling 13. 12. 211 22 23 29,
Schmid, Chr. Fr. UilL
Karl Willi. Fr. 223.
I. . lfiä. 213.
Prälat Ii.
IL (Ephorus) 167.
R. (Ingenieur) fifi,
Schorndorfer Stadtfchreiber
■Ii-,
\ i k a r UlL
Schniidelfeld, v. 83.
Schmiden 120.
Schmidtin 17ti.
Schmidt, J. lfifi.
Johs. (Franziskaner-Convcn-
tuale) 220. f.
.T. J. 21Ü.
U IL
Schmiren, Stephan, v. 215.
Schnaitberg, v. 142.
Schilf ckenburger 17o.
Schneider lfiä.
Archivfekretür 82 f. 113 ff.
lfiö. lfifi. 23fi ff. 2IilL
Dekan 167.
K. lfiö. lfifi. lfiL 2SL
Schneider (.Schinder'), .loh. '291.
Schneidheim 284.
Schnei 22L
Schncpff 12Ö. 232.
Schnetzenhaufen 33.
Schnider (Schneider) 2ÜL
Schnitzer iL 12. 2m.
Schnorr VIII.
Schnurrer 222,
Schöckingen IIS. 133. 13G.
Schoder, Joh 202.
Regicrungsrat 12. 13.
Schöffer 23Ü.
Scholl VIII.
Schömberg 23L 223. 2M. 22Ü.
Schönberg L Schömberg.
Schönaich 2öfi,
Schönberger IL 2L
Schön!) uch 149
Schondra 12.
Schöne Uli.
Scliöncbflrg 283. 2SL
Schöneck(gk) (bayr. VMt.
fSchönbuth 22.
Schöninger 2fi4
Schönmann 12L
Schünthal 2L lfiL 213.
Schopfloch 23L
Schopp 12. 123. 12L
Schopper 207.
Schoppin 147.
Schor(e)nbach 123. L23 1*7, 133,
132. Iii
Schorndorf 2L 112. 12L 123.
123. 127, 132. 11L 113. 22L
223. 213. 23L 288.
SchörUingen 223.
Schot 2D2.
Schötlin öL
Schölt LUL
Schott, Alb. 12.
Konr. 2L
Prof, an der Karlsl'chule, 223.
Theodor, Dr. 164, 169.
Schüttle lfifi.
Schoubegg: Schaubeck.
Schräder 3.
Schreiner 201.
Schriber, Fr. lüES
LL 122.
Schnbanach, in l£L
Schubart Hü.
Schubert 1 Gf>.
Schuchart 222.
Schnchft 222.
Schühlin, E. 213,
IL 140.
Schumacher 17H. 180.
Schulrufcr 12.
Schulte» 138. 182. IM. 2Ö3 ff
•264.
Schulte», H. llfi. lt3L 123.
C. 123. 147.
D. 12S. 132.
IL 113.
Schuttes, L 123.
K. üä.
W. lifi.
Schulz lfifi.
Schtlpf 22.
Schlipf, v. 82. 83. 8L
Schtipf-Klingenberg,
Schenken, v. ÖL
Schütz 122,
Gertrud 12U.
Schittzingcn 233.
Schwab, Joh. 2UL
Joh. Chrph. HU.
Schwaben lfifi. 212. 23L 233.
2fi3. 274, 213. 2ßfi.
SchwJtbifcher Bund 204. 211 ff-
232, 2JL 223. 2iLL
Schwabeneck, v. 83.
Schwabold, Henr. 233.
Schwabsberg 232. 21Ü.
Schwaigern JLLL 12ti. l',Y\. 1ÄL
U3. 14:V
Schwaikheim 33. 114.
Schwalbach, (Wolgang) v. 12L
Schwanheim (bad.) im.
Schwarz VIII. 78, 212.
Schwanteubach 233. 23L
Schwarzenberg 272.
Schwärzin 13.
Schwarzkopf 279.
Schwarzmann 1S1
Schwarzwald 122. 233. 238, 223.
Schweden 233.
Schweglur L
Schweicker 232,
Schweickhardt L IL
Sckwdcker 199.
Sehweinfurt 19t>.
Schweiz 23L
Schweizer, die 22Ü.
Schwenningen 284.
Scliwcnzer IV.
Schwiegrift 13.
Schwind Iii
Scouinperac '2S7.
Sebal'iianu», Frater 22L
Scchfelbach 23L
Seckel 23L
Seckendorf!', Joh. Phil., v. 213.
Seeburg 233,
Seeger, A. 1 <(»■
Kltlrtler) L
v. (Oberl't, 22L 22L
Seekirch 283.
Seenuß 12,
Seevenbergen, Max von 215.
213. 21L 213. 212.
Scflcr UL
Sigm. 12G,
Rogifter.
31 7
Scfler, Cunr. 119. 126.
Seihranz 167.
Scifriz VIII.
Sciffcn 284.
Seitingen 121. 127. 128. 131. 134.
138. 140. 141. 148. 284.
Seldcneck (.Scldnc(«)k-) v. 136.
142. 146.
Seldingcn 291.
Semoler 248.
Senfr, L. K. 10S.
Mclch. 199.
Mich. 268.
Seng 122.
Senger 121.
Sersheim 133. 118. 28».
Setzer 206.
Seuffer 59 ff.
Seyfferheld 91. 9».
Sibboto 255.
Sibenbergen (. Seevenbergen.
Sickingen (bad.) 142.
v. 142. 211.
Sickingen, Franz v. 236. 267. 268.
Sidon 243.
Siebmacher 65.
Siebult 267.
Siegclhanfen 285.
Sielmingen 144.
Sievers 165.
Siggen 284.
Sighart 191.
Sigraaringen 116. 123. 140.
Sigmaringendorf 114. 128,
Sh/marswangcn 122.
Sigmund, dr. Kg. 109. 110. 112.
210. 257. 263. 264. 271. 273.
274. 275.
Sigwart 175. 179.
Sihalmingen : Sielmingen.
Silberberg 117.
Simenon, F. N. 12!. 126.
Simmersfeld 247.
Simmozlieim („Simozliein*) 117.
118. 132. 146.
Sindclfingen 1*9. 237.
Sindringen 108. 279. 280. 285.
Singer, C. 116.
.1. 116. 124.
Sinkingen, Stauffer, v. 66.
Sinningen 256. 261.
Sinsheim ( bad.) 108. 109. 114.
150. 271. 274.
Sjöftröm 167.
Sitingcn: Seitingcn.
Sitz 117.
Sixt 80.
Sletz 126. 147.
Sligk : Schlick.
Slihtnn (Schürten) j. Schur-
wald 105. 128. 1*9. 145.
Smidhein: Schmiden.
Snaitberg : Schnaitberg.
SncpfF: Schncpff.
Snöde, abg. 134.
Söflingen 78 171. 261.
Solitnde 221. 226.
Solm, Gr. v. 268. 2»',9 f. (Gräfin).
Sflhr, K. 161.
II. 119. 151.
Sölie, F. X. 127.
Sondelfingen 128.
Sonnenberg, (Andrea*) v. 170.
Sontheim, v. 116. 117.
Sopp (= der Soppcnbach) 126.
Sorg 121.
Spaichingcn, ÜA. 283.
St, 292. 293. 295. 296. 297.
Spalt 77.
Spangenfteitf, v. 72.
Spanler 257. 25H.
Spaninck, v. 72.
Spat 91).
Spiid (auch Spect) 215. 217.
218. 238.
Speidel 139.
Spcicr 86. J89. 267.
Speit, F. 14».
II. 122
f. auch Spct.
Spelter 202.
Spengler, B. 77.
I). 75.
II. 78.
Spenlin, G. 117.
J. 117. 182. 141. 151.
Sperberseck („Spcrbersegge" )
ab. Bg. 115. 184.
v. 115. 127. 128.
Sperreuter 94. 95.
Spet (einmal Speit) 134. 138.
Spiegel, Albr. 138.
Bentz 131. 138.
Berht. 134.
Heinr. 77.
Spielberg 118.
Spieß, Dcutfchurdenskanzler 86.
Prediger 259.
Spinola 91.
Spiro = Speier.
Spittler 170.
Spitzenberg, Rerg u. Burg 56. 59-
Herren v. 56.
Spul 122.
Staatsrecht (Wurücmher-
gifches) 166.
Städte (Wilrltembcrgi/che) 166.
Staffel, F. X. 122.
Stahl 224. 225.
Stahlegg (Stallcg i. Baden) 145.
Staib 279.
Staig v. A; 0. 128.
Staiger 172.
Staigerin, E. 173.
G. 171. 172.
Sta(eiin 71. 72.
Stain vom (von) 71. 120. 122.
124. 126. 127. 133. 134. 143.
148. 152.
Stainbühel = Steinenbtlhl 142.
Stainhiilwcn - Steinhilben.
Stainhulcvi, tierlach der 129.
Stainig, F. X. 144.
Stainsvelt = Steinsfeld.
Stalin, Chr. Fr. 63. 58. 67. 68.
81. 83. 85. 86. 89. 169. 178.
179. 237.
I'. 81. 166. 170. 197. 214.
Stammhaufer 77.
Stammheim, OA. Calw, 284.
OA. Liidwigsburg 116. 137.
v. 116. 123. 124. 131. 137. 138
Stammler, Familie 255. 261.
.1. 77.
U. 76.
Stammlerin 173.
Stark 170.
Standenmaier 170.
StÄudlin 170.
Stauffen auf Ehrenfcls. v. 203.
Stauffenbcrg, Schenk v. 72.
Stcckenreitor 94.
Steheier 122.
Steichele 191.
Steiermark 255.
Steiff 166.
Stein 280.
Affcffor 11.
V. 291.
v. 237.
Steinau-Steinrück, Herren v. 99.
Steinbach 91. 94. 96. 249. 284.
Steinenberg 284.
Steinenbühl 142.
Steinfurt 267.
Steinhardt 240.
Steinheil V. 104.
Steinheim a. Aalbnch 285.
Steinheim a. d. Murr 284.
Steinhilben (Hohenzollern) 123.
125. 128. 135.
Steinhofcr 170. 178.
Steinkirchen 285.
Steinlein 244.
Steinmüllerin 172.
Steinruck v. 99.
Stelnsfeldl Kochcrfteinsfeld) 184.
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318
Rpgifter.
.Steinsfeld, v. 122. 132.
Siek, F. N. LM. 13L
Stellwag, Chrph. Dav. 123.
Job. Dav. 123.
Stelzer 124. 222.
Stempfle VIII.
Stendal 222.
Stenglin 122.
Stcrnenfels, Burg u, Dorf 232
v. 152.
Stetten L Baden HL
OA. Brackenheim IIS.
im Rcmsthal 123. 128. 12iL 122
ob Kottweil 28L
Herren von 1ÜL 122. 123. 12L
108. 109. 202
Stettheitner 122.
Steudel UÜ.
Stenßlingen f. Alt- und Ncn-
ftcußlingen.
v. 112. 122.
Stiefel 112.
Stigler 202.
Stimpfach 284.
Stfthenhaber, Familie Ii.
LTL
I». 12. IL
Stöckenburg 222. 288.
Stocker 12.
Stockheim III.
Stöcklcrin 112.
Stockmayer IL
E. 16L
Stöffeln, v. 122.
Stökker 112, 122. 12L
Stolberg, Graf v. 142,
Stoll 112.
Stollenberg 117,
Stollenbrnnnen 13-'
SUilzlin 222.
Stophel 24.
Storr, Gottl. Chrn. Iii
Storr (Hofmcdicu«) 222.
Stoß 216.
Stotzingcn iL
Freiherr v. 12.
Stotzingcr 12.
Strackerjan 122.
Srraiff 114.
Strälcr 75.
Straßburg 2L 02. 12. 12L 201
222. 22L 228. 202. 2fiL 222.
292.
Straffer 7J.
Strauß, D. Fr. 112.
Hann 22. 28 ff.
Straußenkrieg 22 ff.
Strazoris, F. N. 122.
Streichenberg (Bad.) 112. 122.
Stretelnhof SL
Strichenberg J*. o. Streichenberg.
Stritacker, F. N. H2.
Ströhle, Familie 22L
Strohmaycrin 112.
Strölau IL
Strülerin 12.
Strfllin, Familie 28. 222.
Ebcrh. IS.
Hann Iß. 121. lüL
.loh. 122.
I.uitp. 1 t:?.
Luip. im
IMer ia 122. LäL — L'lr. 222.
Frau 22.
Magdalena 172.
Stroubenhaber 14L
Strut, F. N. 122.
Strtivc 2L
Stugart fllr Stuttgart.
Stumpf 282.
Sturmfeder, v. 123. 13a 12L
149. 122.
Stflrtzcl 72.
Stflfli ffe)lingcn — Stcußlingen.
.Stuttgart V. ff. L L 2 L 2. 2. 12.
IL 22. &2. BL 112. 125, 122.
LALL 133. 122. 12L 112. 112.
112. 12L 122. 212. 21L 222.
222. 222 227,228. 222. 232.
2^222.242,212.2^222=
263. 222.
StOtzer 22
Sucffin 17JL
Snevia, Burg 223 (C Buffen.)
Sillchen 28L
die Heffonen v. 8g:
SMchgan Hü. 232.
Sulmatingen f. da» f.
Sulmetingen 173.
v. 122.
f. auch Nidem-Sulmattingcn.
Sulmingen, v. 122.
Sulnbach, F. N. 122.
Sulz 112. HL 112. 12L 122, 14L
Sunielltart 2U2.
S(ln*(ß)hein = Sinsheim.
Suntheim Z2.
Suntheim, Ladisl. 170.
Suntheiiner 151.
Sunthein, 7.^132 (vgl. 162).
.Sunthein : Sontheim.
Susman 122. - H. 115,
Sutcr mh
Swab 112.
Swaigern : Schwaigern
Swaikein : Schwaikheim.
Swcglcr 202.
Swelker, B. HS.
Swciker, K. 13Ü
U. 112. 12L 132.
Swenhein : Schwanheim.
Switz(z) 112. 12S.
Syginger 202.
Symuntzhcin : Simmozheim.
Szwaeb (Schwab) 2nl.
Tafchenhau„n"fen
v. 12L 122.
Tacitus 42. 4L
Tafel LÜH
Taler Iii LLL
Talhein: Thal heim.
Tallard 262.
Tannenburg 24. 22.
Tathnfen : Datthaufen.
Tauber 8L
Teck 122.
Tegwingcn— Tabingen HfL
Teichmann 183.
Tentingen (Dentingen).
v. 147.
Teffin, v. 1QL
Tettingen (vgl.. 163).
v. 132.
Tettnang 12.
Tenfclsmaner 222. 240.
Teuffenbaeh. Frhr. v. 12.
Textor 104,
Thailfingcn 28L
Thalheim HL 12L 123. 138.
2H3.
v. m 12L m 122. 128, 120.
Thannheim 284
Thccn IL
Theramenhaufen 2"i>j.
Thierberg, v. 8L
Thicrftcin, v. 12L
Thoman 182. 122.
Thomashardt 112. 12L (Da*-
raanshart).
Thumb v. Neuburg, Familie 264.
Freih. v., Oberhofm. 28L
Otto 224.
Thiingcnthal 23, 284. 222.
Thuntzebach 2ÜL
Thnrgau, Graf im 213.
Thum, Graf 2L
Thum und Taxis, Fiirft von 2f>3.
Tiefcnhach, abg. Bg. 183.
Tigcrfcld 283.
Tigersheim (Digishcim).
v. 12L
Tillekhovcr H2.
Tilly 2L 22. 23. 128.
Tirol 228.
Til'chingcr, O. HL 12L 12L
iL 12L
Rogifter.
319
Tifchinger, P. 7JL TL
Titzingen : Ditzingen.
Titziso we : Deizisau.
Tonkin 28L
Tölre 121.
Tottinger 121L
Trächfel 66.
Trailfingcn 283.
Traußmann 210.
Trautinann 264.
Traut wein 7JL
Dan. SS,
Trient 360.
Trier 109. 210. 211. 2ß8.
Trigel 132.
Trifchcr 256.
Trithcmins 48.
Trochtetfingen (Hohenz.) 12L
Troll 223.
Tröltfch, Frhr. v. 16L
Trofch 20.
Troffingcn 222. 225. 226.
Truchfeß, Dav. 33.
Jörg 23L
Trumpp VIII.
Trut 140.
Trutwin 11L IIB- 116.
Tryfuß 2Ö2,
Tübingen, OA. LL 282.
Schloß 2LL 215. 212. 21L
218. 213. 231.
Stadt V. VII. L 1 i. L i
10. IL 12. 23. 22. 3L 35.
30. 112. 126. 14A162.12L
122. 180. 2UL 211. 215. 210.
212. 218. 210. 225. 226. 222.
228. 229. 23L 233.230.220.
291.
v. 82. 142. 169.
Tummelhardt 222. 262.
Tumnow (!'. 1631.
v. 122.
Tunow : Donau.
Tuntzlingen (Neckartenzlingen)
122. 128. 121L LLL
Tflrbhain f. Dürbheim.
Tßrkei 255. 230.
Turn, J. 129. —
K. 121.
Tuttenheimer TL
Tuttlingen 128. 113. 231
Twiel f. Hohcntwicl.
Überbein 114.
Uebcrlingcn LUE. Uli LLL 128.
Ueberweg 169.
UebrigBhaufen OL 33. 100.
Ubftadt (bad.) v. 122. 13L
Udalrici 202.
Udinger, Marca 283 (Eutingcr-
Mark).
Uffenheim, v. 82.
Ufferdingen : Oferdingen.
Ufhofen- I.entkirch 283.
Ufyfenholtz, F. N. 132.
Ughellus 253.
Uhland 2. 2. 4 5. 6. S, ö_ 10.
IL 23.
Uhlbach L15. 116. 120. 122. 122.
132. 145. lüL 122.
Uigendorf 12L Läü.
L'ler 18.
Clin 152.
Ulm & 32. 52. 53 ff. 22. 60.
ZI ff. 108. 110. LLL HO.
112. 112. 12L 122. 123. 12L
122. 12Ö. 135. 132. 133. ÜL
143. 142. 102. 121 ff. 128.
18L 185. 18S. 21L 212. 215.
216.2LL 218, 212. 24L 245.
2, r )0 ff. 2f)5. 250. 252. 258.
253.200. 2ßL 202. 203. 20L
210 212. 28L
Ulrich v. Anfingen 60.
Umbftat, d. L Umftadt, (i. Heffen)
141
Umgelter, Familie 261.
Under Schamine F. N. 120. 132.
Ungarn 255. 203 f.
Ungelter, Bl. TL —
Omr. 115. 12L 128. -
IL 22- -
P. 22. -
R. 28. —
U. 22. -
W. 5L
Ungoriht 115. — •
IL 125.
Unlengen = Unlingen 128.
Unield 80.
Regierungsbanmcift. 194. 2tM.
Unterkirchberg 2äl
Unterlimpurg 22. 122. 108. 242-
Untormtinkheim 133.
Upflamör 2SL
Urach, OA. Li
St. 115. 110. 12L 125. 211L
GrafeD v. 50. 82. (Egino) 83.
82.
Urbach (Ober-Urbach),
v. 115. 110. 118. 122. 12L
1 Hl 132. 133. 130. 132. 142.
140. 142.
Urban V., P. 220.
Uriot 225.
Urlan 283.
Ursberg 28. 252. 253.
Ürslingen f. Irslingen.
Urfpring, OA. Blaubeuren 284.
OA. Ulm 28.
v. 56.
Ußweilcr 94. 25.
Utenbrunnen, F. N. 1*. r i.
Utrecht 280.
Uttenhofen 96,
Littenweiler 2S4.
Uttingen : Eutingen.
Uta 120.
Uzendcnlender, F. N. 14."».
Vaaft St. 285.
Vaihingen a. d. Enz 5L 132.
174. 1 7i>. 176. 122. HS. 28L
Graf ITA £LL
Graffchaft 112. 118. 120. 122.
123. m 132. (f. 1551- 133.
150. 15L
OA. Rottweil 115. 128.
Vandaminc 264.
Varnbüler 6.
Vaterlin 256.
Vcefenmeycr 52. 160.
Vellingen, Vellingen, abg. 1B4.
Vehrungen f. unter Veringen.
Veit 126.
207.
Vellbach f. Fellbach.
Vellberg 21 25. 20.
v. 2L 28.
Vcllenberg (abg. Bg.)
v. 13L 1S8.
Veithufen : Feldhaufen.
Venedig 262.
Venningen (bayr.)
v. 114. 112. 123. 124. 150.
Verfaffung (die Wflrttetnber-
gifche) LGO.
Verherbach, Vehrenbach, abg.
Ort 136. 142. 142.
Veringen =
L Vehringen (Hohenzollern)
Dorf LLL 142.
Stadt 13L
2. Vöhringen 125.
Verona 252. 253.
Vefperweiier 28") .
Vefnv 28L
Veter 12L
Vetter 160.
Votier 28.
Vierordt 120.
Vifflin 20.
Vilenbächin 28.
Villingcn 222.
Vin(g)cklin 138. LLL
Vinke 13L
Fritz 12L L2L
320
Hogiftcr.
Violetti, Andr.: Ant.; M.; N. 12.
Virdenhoin f. Fllrdenheim.
Virnhawer 203.
Virnsbcrg, v. 82. 53.
Virobent IIS.
Vifcher 123.
A. 125.
(Fr.) 3. L 5. iL IL 12. 13.
(Hofrat) 221
Vifenhnfen (Vicfenhänferhof)
121
Vochezer IßT.
Vogel, Matth. IM.
Midi. 1111.
Vogclroann 2L£L
Vftgingon: Vaihingen, OA. Hott-
weil
Vöginger 125.
Vogler 115.
Kanzler 2QÖ. 222.
Vojtt 12. 2ÖL
Batimeiftcrfamilie 1?>'2
1>. 121
F. 121.
Heinr. 120.
Henslin 120.
S. 121
W. 118.
Vöhlerin 12.
Vöhlin 7JL
Vflhringen 125.
Voit 22.
Volk 102.
Völker 122.
Volmar 112.
Volmarin 1IÜL
Völter 101
Volts Uü,
Volz 2. a. 5. fi. 2. IL
Vorbachthal 288.
Vorchheitn °*f>-
Vorichtenftcin, Gr. v. 200.
Vorfcht, F. N. 124.
Waehalincgheira: Wieblingen.
Wachbach 281.
Wachingen 281.
WHehingen: Wchingcn.
Wachlingen, abg. 2ft~
Wflchlinger Mark 282.
WHckcrlin, B. IS.
Wackeraliofen 2L
Wagentnann lfifi.
Wagner, Martin 2L
ProfeflTor 120. 191 120. 21L
Sebaftian 21Ü.
Wahl 108.
Wahfenhein — Waffelnhcira L
Elf. 121.
Waibelhubc lliV 12«. 121». 142
Waiblingen LLl 112. 123. 188.
2ÜL
Wain, Freiberrn v. 25G.
Wais 12L
Waiz 13.
Waldach 284.
Waldbaur 12.
Waldbergcr , Baumeifterfauiilic
Cafpar 192,
Wolfgang 122. 123. 124.
Wolfgang (I. j. 123.
Waldbnrg, Truchfeß v. 132.
274. 215. 213. 222. 223.
22a. 221
■Zeil, v. VIII. 22.
Waldeck(cgg), v. LL8.
Wälde 28L
Waldenburg 81 20. 28. 211.
205. 208. 202. 270.
Grafen v. 13.
Waldhaul'en 128, 152.
Waldkappel 28.
Waldmannshofcn SL
Waldfec 281
Wallachei 255
Walpurg: Waldburg.
Walther, B. 213. M. 221 22S.
Walthnfcn : Waldhatifen.
Waithufer, IL — U. 122.
Waltftrazz, Ulr. an der 133
Wamiuat U7
Waraolt 111
Wangen 128. LUL LLL
Wanhartzwilcr, j. Hohenharts-
weiler 134.
Wanncr 12L
Warmthal 12L
Warntal: da* vor.
WMfchcrfchlftßehen 50.
Waffcibnrg 18.
Waxmann 202.
Weber 13.
Wccklierlin, Andrea» 51
Martha 123.
Regierungsrat 228.
Weech 105.
Weeguiann VII.
Weglender, F. N. 122. 132.
Wehe! 110.
Wehingen 223. 221.
v. 12L
Wciffenbach 212. 280.
Weiglc HO.
Weikcrsheim 84. Uli 21L
v. 124.
Weil, OA. Eßlingen 285.
im Scliünbuch 2-3 1
Weilimdorf 281
Weildcrftadt 128. LUL LLL III.
llfi. 120. 131 139. LH 112
llfi. LH 112. i51 23L
v. 133.
Weiler, OA. Bockenheim 281.
OA Geislingen 54. 51
OA. Weiusberg 131 131 135.
v. 138. 111
Weilheim. OA. Kirchheim 152
283.
OA. Tübingen 283.
Weiltingen 21a
Weinbrenner ÜOL
Weingarten 101
Wcinheim 122.
Weiuried (bayr.) 113.
Weinsherg, OA 12.
St. 12. 128 ff. 212 ff . 212 ff .
Herren v. lüfi ff. 21Q ff.
210 ff
Weinuberger Thal 22. 23.
Weiß, Dan. 11 II 122.
Weiffach 2M,
Weißbecker 120. 120. 242 213.
Weißenau 108.
Weiffenhorn 23S. 202.
Prof. 201
Weiffenbach, v. 213.
Wtißenftcin, v. 51
Weifung 222.
Weizfäcker 32.
Welcker 32.
Weiden, Frh. v. 12. 255.
Weifen 105.
Wcllenndingen 22a
Wellin 128.
Welling 131
Welntze: Welzheim.
Wellch 24£
Weifer 11 255.
Welte VIII.
Wcltcnfchwann 1 18.
Weltiswank: das vor.
Weltrich 102. 222.
Welz, Frh. v. 12. IL
Welzheim HL 281
Wendelsheim 152.
Wendelftain 218.
Wcndelftein, Andr. 222.
(bayr.) 130. 131
Wender 201
Wenger 222.
Wenzel, Kg. 205.
Werdenberg (Schweiz), v. 121
Werfer VIII.
Wcrhcmann 9t r2
Werkmeifter 222.
Weiner, G. 17u.
Regifter.
321
Werner, Paul 202.
Wildenaa(nowe) 122.
Wörtzen, die 138.
Peter 2Ü2,
die Volen v. W. 122.
Wumphin: Wimpfen.
K. M. HD.
Wilderrouth VIII. 8.
Wunderlich 5. 6.
Werneras, dietns Grieche 255
Wilheimerweg, F. N. 142.
Wunderlich, Stadtfchulth. 280.
(vgl. Grcgg).
Wilhein : Weilheim.
Wunnenftein, v. 118, 132. 145«
Wernher 25.
Wilhelm, Gegenkönig 85.
IM.
Wernicke lflSL
Wilhelm, Kaifer V.
WUrglingen, abg. 112. 12L
Wernishufen (abg. Bg.), v - 128.
Wilbelmsbund 56.
Wurm IL 12. LL 25. 32. 35.
132. 123.
Wille 165.
Würm HL
Wertheim 215.
Willer 2QL
Wurmberg 284.
Grafen v. SS.
Willmandingen 284.
Wurmlingen OA. Kottenburg.
Wefcher 1ÜL
Wimmer 38. 40 45» 4L
25L 2&L
Wefendonck 22.
Wimpfeling 234.
OA. Tnttlingen 281L
Wefpach 123.
Wimpfen 82. 108 HO. HL 126.
v. 123. 125. 122. 226. 22L
Wcftcrnach 28. 100.
265,
Wurfter lfiL 120.
Wefternbach 280.
Wimsheim 132. 285.
WUrth 2. 10, HL
Wefternhaufen 288.
Windifchgräz, Freiherr v. 7_L
Württemberg 12. 13. 22. 23. 24.
Wefterftctten 18. 148. 168»
Windsheim 108. 110. LLL 245.
2L 20. 3L 100. 188. 178,
v. 52. IL IS. 116. 120. 13L
Windßkein : das vor.
179. 214. 212.22Q.23JL 237.
14«
Wimmetzhein j. Wimsheim.
238. 282» 24L 24L 253. 26t).
Weftfalen 28L
Winnenden 88,
28L 282 ff. 222.
Weftbeim ÜL 288.
v. 82. 88,
Fllrftenhaus von W. 165 198,
Herren von 197.
Winolfshein, j. Wendelftein f.
22L 252»
Werterheim 283.
diefes.
Grafen :
Weterfpach (Grünwettersbach
Winterftetten, v. 83,
Eberhard der Erlauchte
in Baden) 118.
Wiuther 202.
253.
Wettenhanfen 18. 2£L
Wintterlin 169.
Eberhard II., der Greiner
Wetzftein 15L
Wippcrmann IQ,
113 ff. 253. 256. 28L 220.
Weyermann 62. 22, 12. 258.
Wirdenheln : Fiirdenbeim.
Eberhard IV. 112.
Weyrer 1SL IM.
Wirt, J. 116, — ü. 12L
Eberhard V., im Bart 231
Wibel 200. 28L
Wirtemberg, Wirtenberg, Burg
232.234. (f. auch Herzoge).
G. Fr. 128,
56. 116. 137.
Jörg 238,
J. B. IM.
Hans IS»
Ulrich L SL
Wiblingen IS, 30. 262. 2öiL
Wifinmann 245.
Ulrich III. 2SL
Wiblingshaul'er SIL
Wi8(9e)laff 136. 142.
Ulrich IV. 281.
Wichs 202,
Wismar 95t
Ulrich V. 112» HL 11». »17.
Wiek TL
Wißmann 172.
25L 290,
Widenmann IL 20. 25.
Wittenberg 2ÖL 202.
Herzoge :
Widibrunnerweg, F. N 145.
Wittgenstein, v. 18. ü
Alexander V.
Widmann, Ger. 202»
Wittighaufcr Klinge 262.
Chriftoph 58. 214 ff.
L. 22L
Wittmann 162.
Eberhard L 165. 178.
Wiedmann 126. 128.
Witzleben 28,
Eberhard III. 28.
Wieland, G. 80.
Wizz 140.
Ferdinand Wilhelm 165.
G. M. Hü.
Wolf IL
Friedrieh Julius 22.
IL IL
Wolf, Leo 243,
Johann Friedrich 22. 96.
J. fl. 120.
Wolfegg 25L
Karl Eugen 165. UiL 22L
Wien 26. 30. 268. 26L
Wolfenbrück 2äL
222 ff.
Wienred f. Weinried.
Wolff VII. VIII. 2ßL
Ludwig 165. ISO.
Wiefenfteig 283.
Wolffer 202»
Ludwig Eugen 165.
Wießenburg: Weißenburg.
Wolf-8 B s"chlngen 144.
Magnus 135»
Wießmayer 94.
Wolffelden 88.
Ulrich ÖL 165» 166. 215. 216.
Wieft 13.
Herren v. 88.
21L 218. 236 ff. 258. 222.
Wiht 122, 135 (vgl. 163)
Wolfskeel 223.
223. 295. 29L
Wißmer 13L
Woller 244.
Herzoginnen :
Wil (Weil):Weilderftadt.
Wöllwart IL
Anna Sabina v. Holftein-
„Wila" m
Wolpertshaufen 2L 23.
Sondersburg 12.
Wild Hü.
Worms 203.
Franziska von Hohenheim
Wildbad 281.
Wörtwln, Haintz 115.
ieri.
Wildberg 292,
Hans 144.
Magdalenc Sibylle 165.
WOrttemb. Viortoljabrahefte 1888.
21
322
Regifter.
Württemberg, Herzoginnen:
8abine v. Bayern 213. 213,
22£L 233.
Könige:
Karl V. VI. VII. 2M.
Wilhelm 22L
Königin Olga V. VI. VII.
Prinzen: 22. Auguft V.
PrinzefTinnen:
Anna 12.
Anna („das Frewli Anna",
Tochter iL Ulrichs) 213.
21fi. 221L
Eine in Ulm 1633 verfchie-
dene Prinzelfin 12.
Würtz 143.
Warzach 2M.
Wttrzburg 80. ÜL ÜiL 102. im.
104. 107 Utft 1<>8 204. 24_L
244 atfi 28B gg7, am. aai
23L
Wüft 120.
Wuften-Glattbach, jetzt Klein-
Glattbach 123.
WUftenroth 284.
Wyckerßheim : Wcikerah.
Wyhingen
L Enzweihingen IM.
2. Neckarweihingen LLL
Wyle : Weil der Stadt.
Wympina (Wimpfen) 265.
Wynintentz, F. N. 152»
Wyttemdorb : Wittenadorf.
Yebenhufen : Jebenhaufen.
Yffenthal (Schweiz) 142.
Yhingen f. unter J.
Ylrgow f. Illergau.
Ymmenrode, F. N. 122.
Yohcl ZS.
Yolinger 202.
Yopp 2S.
Yfclin 22.
Yofepp 22.
Yl'nin: Iany.
Yfoltzhufen: Jfelshaufen.
Yte 138. 151.
Ytolbarn, v. 123 (vgl. 157]
Zaberfeld 117. 118. 122. 124.
134. 150.
ZabergSu 160.
Zach 22. 13.
Zadel 120.
Zeihringen, Herzoge v. 218.
Za(t)zenhanfen 12L 233. 282.
Zebitz 21L 243.
Zech 223.
Zedwitz 2Qft
Zeil, Graf zu 22. 21L
Zell, OA. Kirchheim 123. 133.
OA. Riedlingen 283.
am Unterfee 138.
Perfonenname 204.
Zeller 122.
Gnftav VIII. 120.
Zenn 2DSL
Zeno 262. 233.
Zernin 162.
Ziegelbronn 93.
Ziegeler, Ge. 202,
Job. 20L
Ziele f. Zeil.
Zimmermann 13.
Zimmern (Metterzimmern) 130.
131. 132. 140.
Freie Herren u. Grafen v. 168.
Zingeler 167.
Zitwan. A. IM. .1. 131 IM.
Zitz 22.
Znaym 2M.
Zobel 196.
Zogen weiler 2SÖ. 23L
Zollern f. Hohenzollem.
Zottiahoven 22.
Zöpprite VIU.
Zülnhart 124. 14L
Zund 120.
Zürich 282.
-Gaugrafen 28L
Zfltelmann, A. 134.
H. 134. 133.
| Ztttzelhufen, abg. 122.
| Zützelftal 113 (vgl. 164),
! Zwerchenberg 115. IUI 12&
IM. 142,
Zwiefalten 236.
Zymerlin 18.
Zynck (gefchr. Czynck) 266.
Zyr 129.
WfllfflMlIllISOI IMHIIE
NEUE FOLGE.
II.
DIE
STIFTSKIRCHE ZU ÖHRINGEN
VON
ERNST BOCfHH,
RECTOR n. D.
VORM. KCRSTL. H' HIF.NH >H. HAL SARCHIVAR.
BEILAGE
VOM
HISTORISCHEN VEREIN FÜR DAS WÜRTTEMBERGISCHE
FRANKEN
ZU DEN
WÜRTTEMBERGISCHEN VIERTELJAHRSHEFTEN
rt'B
LANDESGESCHICHTE.
s-
SCHW. HALL.
DRÜCK VON E. SCHWEND.
1885.
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Die
Stiftskirche in Öhringen
in Verbindung mit dem
Chorherrnstift und der Herrschaft.
—
Erster Abschnitt: Seite t— 40. Ortsgeschichte. — Kirchen- und Kollegiat-
stifter. — Stiftungsbrief von 1037. — Obleibüeher. — Familie der
Stifter. — Übergang an das Haus Hohenlohe.
Zweiter Abschnitt: S. 40—50. Das Chorherrnstift bis zur Reformation.
Dritter Abschnitt : S. 60 — 57. Die alte (erste) Kirche, Kapellen u. Stiftungen.
Vierter Abschnitt: S. 57 — (il. Bau der neuen Kirche.
Fünfter Abschnitt: S. 61—70. Beschreibung der Kirche.
Sechster Abschnitt: S. 70—80. Die kirchlichen Denkmale aus alter Zeit.
Siebenter Abschnitt: S. 80—88. Die Grabdenkmale der Stifter.
Achter Abschnitt: S. 88 — 93. Das Erbbegräbnis des Hauses Hohenlohe.
Neunter Abschnitt: S. 93—99. Grabdenkmale von Mitgliedern des Hauses
Hohenlohe und anderen.
Illustrationen.
Nr. 1. Siegel des Bischofs Gebhard von Regensburg .... Seite 8.
Nr. 2. Schlussformel des Siftungsbriefs r it.
Nr. 3. Aus dem Öhringer Stifts -Obleibuch (Zeichnung von Maler
Loosen, Zinkiizung von A. Schulers Knpferdruckerei in
Stuttgart) zu „ 51.
Nr. 4. Ans dem Waldenburger Brodseelbuch (Wie Nr. 3) . zu „ 51.
Nr. 5. Ans dem Waldenburger Brodseelbnch (Wie Nr. 3.) . zu „ 51.
Nr. o. Inschrift zur Grundsteinlegung am Neubau der Kirche
von 1454 ... • „ 58.
Nr. 7. Meisterzeichen des Baumeisters (Zeichnung v. Prof. Beyer) „ f>0.
Nr. 8. Grundriss der Kirche (Zinkäznng von Schuler) . . zu „ 62.
Nr. 9. Inschrift auf der Tumba des Bischofs Gebhard (von Prof.
Beyer) „ 82.
Tafel 1. Sarkophag der Gräfin Adelheid (Zeichnung von Prof.
Beyer, Photogravure von Schuler) zu „ 80.
Tafel II. Hochaltar (Photographie von Auhnann in Hall, Photo-
gravure von Schuler) zu „ 75.
Tafel III. Denkmal des Grafen Philipp von Hohenlohe -Neuenstein
(Photogravure von Schuler) zu „ 94.
Tafel IV. Denkmal des Grafen Georg Friedrich T. von Hohenlohe-
Waldenhnrg (Photogravure von Schuler) zu . 96.
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Quellen & Hilfsmittel.
Die Cr künden der Hohenlohischcu Archive in Öhringen.
Gedruckte Vorarbeiten:
Die Stiftskirche zu Öhringen, Geschichte und Beschreibung von Joseph
AI brecht. Öhriugen 1837, eine Schrift, welcher ein Manuscript von 1579 „Mo-
uuuienta und fürnehmbste Antiquiteten der Stifftkirehen zu Oringenn durch Carolum
Baieruin, Seholae (hing, praec", sodann: Kurze bist. Beschreibung der Öhringer
Stiftskirche und derselben Monuineuteu von ihrer ersten Fundation au etc., verfasst
1732 von Hofrat Hanselmann, zu Grunde liegen. (Albrecht selbst dachte daran,
seine ihm in mehrfacher Hinsicht unbefriedigend scheinende Schrift umzuarbeiten, was
er aber nicht mehr zur Ausführung brachte).
Dass die Werke über Hohen]. Geschichte von Hanselm an n, Wibel etc.
benützt wurden, bedarf kaum der Erwähnung.
Von neue n W e r k e n über Hohenl. Geschichte wurden benützt : A. Fische r,
Geschichte des Hauses Hohenlohe I— III. 1806—71; Archiv für Hohenl. Ge-
schichte I, II, 1857—70; Zeitschrift für Württ. Franken; Württemb.
Vierteljahishefte etc.
Allgemeine Geschicht e: Die Werke von Stalin, Giesebrecht ,
Stengel, Schlosser, Luden, Gfrörer, Eichhorn, Staats- und Rechtsge-
schichte; sodann als Specialitiiten aus Pertz, Mouum. German iae: Hermannus
Contractu*, Wippo, Lambertus Hersfeld, Vita Burchardi, Vita G.xlehardi. Ann.
Hildenh., Anon. Haser. Ann. Altah, Zwiefalt.
Die Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich II. von Hirsch,
unter Konrad III. v<m BressUu. unter Heinrich III. von Steindorff.
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Älteste Nachrichten über den Ort und die Gegend.
Die Stadt Öhringen (als solche wird die frühere villa zuerst in ihrem
Weisthum von 1253 bezeichnet) hat eine lange Vergangenheit hinter sich und,
was sehr auffällig ist, weder der Umfang der Stadt noch die Zahl der Einwohner
haben sich, soweit Kennzeichen oder Nachrichten aus früheren Zeiten zu Gebote
sind, beträchtlich verändert.
Während des Mittelalters fällt die Geschichte der Stadt und ihres Weich-
bildes mit der des Kollegiatstiftes zusammen : somit wird die Geschichte des Stiftes
von 1037 bis in das 16. Jahrhundert auch alles für die Geschichte der Stadt
Wesentliche enthalten.
Fflr die älteste Geschichte des Ortes gibt es keine anderen Zeugnisse als
die römischen Denksteine, welche man seit anderthalb Jahrhunderten gefunden und
in Stuttgart und Neuenstein aufbewahrt hat. Die datierten Inschriften gehen bis
1G9 nach Chr. zurück und von da bis 237.
Aus dem Jahre 1(59 stammt ein Votivstein: K(alendis) Sep(tembribus) Pris(co)
et Ap(ollinare) cos. Das Jahr 222 ist angegeben auf einem Votivstein für den
Kaiser Alexander Severus, endlich das Jahr 232 wird angezeigt an dem Sockel
einer Minervenstatue für die Vicani Aurel. Lnpo et Maximo cos. Hier ist also
der Name der Niederlassung als vicus Aurelii oder Aureliauus überliefert. Das
letzte datierte Denkmal nicht blos am Ort, sondern überhaupt in dem Landesteil
ist ein von Kaiser Maximinus und seinem Sohne : "Maximums X Trib. Pot. III." er-
richteter Denkstein, ohne Zweifel während der Anwesenheit beider an dem Platze.
237 p. Chr. Von dieser Zeit bis zum .Fahr 1037 liegt der Ort vollständig im Dunkel.
Der Augenschein bei den Ausgrabungen, bei Gelegenheit des Eisenbahnbaues, zeigte,
dass viele Gebäude durch Feuer zerstört worden sind ; ob dies aber schon bei dem
ersten Einfall der Alamannen, c. 270, geschehen ist oder später, im 4. Jahrhundert,
hlsst sich nicht erraten. Die Sachlage im Ganzen war ungefähr folgende:
Seit dem Anfang des zweiten Jahrhunderts war ein römischer Militärposten
auf dem Boden der jetzigen Stadt Öhringen, eine kleine Strecke westlich vom
Limes; hier lagen im zweiten und dritten Jahrhundert Abteilungen der Legio VIII,
dann der Legio XXII, eine Cohors Helvetiorum und Britones Caledonii, und es
scheint, dass der vicus in einem Jahi hundert des Friedens zu einiger Blüte kam.
Dieser ruhige Zustand nahm nach der Mitte des dritten Jahrhunderts ein Ende.
Schon unter Karakalla 212-217 (sagt Hanke III, 375, Weltgesch.) erhob sich an
den deutschen Grenzen eine neue weitaussehende Völkerbewegung ; längs des Limes
verwandelten sich die Überreste der kriegerischen Völkerschaften , deren Tacitus
gedenkt, Chatten, Usipeter, 'feuchterer, in eine einzige grosse Völkerverbindung,
die unter dem Namen Alamannen erscheint. Von da an waren die Alamauueii
Meister, die bei ihrem Einbruch den vicns ganz oder teilweise durch Feuer zer-
stört haben mögen. Diese Alamannen bestanden ans einzelnen Gefolgschalten aus
einwärts gelegenen suevischen Volksstämmen , welche die übrig gebliebenen Ein-
wohner dieser römischen Vorlande zur Dienstbarkeit zwangen. Unter Kaiser Probus
wurden die römischen Grenzplätze teilweise wieder hergestellt; es war aber nicht
1
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'2
von Dauer und führte nicht zur Vertreibung, wenn auch zur Unterwerfung der
Alamannen; zu Julians Zeiteu, 357—61, führte der Krieg mit den Alamannen die
Römer wieder in die Gegenden zwischen Neckar und Main, bis an die alten
römischen Linien, wo Alamannen und Burgunder an einander grenzten.
Der verdienstvolle Loeal- Historiker Hansselmann könnte vielleicht Recht ge-
habt haben, wenn er den Ort, an den Julian kam (35*1), regio cui Capellatü vel
Palas nomen est ubi terminales lapides Alamannorum et Burgundionuin eonflnia
distinguebant , in dem Orte Kappel bei Öhringen, an welchem der Limes direct
vorbeiführt, finden wollte. Die germanischen Gräber, die man in jene Zeit zu ver-
legen hat, finden sich hauptsachlich östlich vom Limes auf dem Hermersberg etc.
Der Keldzug Valentinians brachte die Römer zum letztenmale in das Land. Tin
Jahre :168, schreibt Ranke Weltgesch. IV, 143, unternahm Valentinian, nachdem
er die Erbfolge gesichert, einen Angriffskrieg gegen die Alamannen mit gallischen,
illyrischen, italischen Streitkräften. Gratian begleitete seinen Vater, doch blieb er
in «lein entscheidenden Feldzug in Solieinium zurück. Nie war Valentinian tapferer
und kecker erschienen ; die Alamannen wurden in ihrem eigenen Gebiet« bezwungen.
Die Sachlage wurde aber dadurch nicht verändert.
Das Jahr 496 verschaffte durch den Sieg Chlodwigs den Franken die Ober-
hoheit über die Alamannen und Tribut von denselben, die zum Teil neue Sitze in
Rhätien suchen und einen Teil des Bodens an die Franken abtreten mussten, und
wahrscheinlich alles Land, das später unter dem Bistum Würzburg stand, verloren.
Das Christentum fand, nachdem St. Kilian noch 680 seinen Missionseifer
im Frankenland mit dem Tode besiegelt hatte, im 8. Jahrhundert allenthalben Ein-
gang; doch fand der Angelsachse Winfried (Bonifatius) noch im Anfang des 8. Jahr-
hunderts neben wenig unterrichteten Christen auch Heiden. Am Ende des Jahr-
hunderts werden Kirchen und klösterliche Niederlassungen in unserer Gegend Ost-
frankens angeführt. So wird 788 in (Baum) Erlenbach genannt monasteriiun quod
(die Äbtissin Hiltisnoot) a novo aedificavit in propria alode sua in |«go Brethaehgovve
et in Wachelincheimere marcha et in Magelingun marcha in loco nuncupato Alirin-
bach, id est basilicam constnictam in honorem St. Salvatoris et St. Mariae und 795
in pago Coehengovve in Wachalincgheimer marca am Einliuss der Ohrn in den
Kocher (wo noch die Wächlingsgärten bei Ohrnberg davon zeugen) war ebenfalls
eine Kirche. 779 (regnante Karolo rege gloriosissimo Francorum) kommt vor:
Uulfinga und 789 die Wulvincheimer marcha. Dort auf Wulfingen bei Forchten-
berg, wo noch der Wülfinger Bach Kunde gibt, war später der Sitz der Kocher-
gaugrafen. Um dieselbe Zeit mag auch die frühere Kirche in Öhringen gebaut
worden sein. Wenigstens war 1037 eine ecclesia parochiana in der villa Oringovve,
die zwar nicht genannt wird „in pago Chochengovve", aber doch sehr wahrschein-
lich dahin gehört, wobei man immerhin einen Untergan Brettachgovve, vielleicht
auch Oringovve annehmen mag, von dem die Stadt den Namen erhalten hatte.
Zur Zeit, in der der Ort mit seiner Kirche genannt wird, ist die Gaubezeichnung
im Verschwinden begriffen, und es findet die Bezeichnung nach dem Wohnort des
Grafen statt, wie z. B. 1042 in eomitatu Heinrici comitis ad Wolfingen.
Die Pfarrkirche.
Im Jahr 1037 wurde die ecclesia parochiana in der villa Oringovve in
eine ecclesia collegiata umgewandelt.
Zur Erläuterung des Nachfolgenden muss einiges über damalige Kirchen
vorausgeschickt werden. Ursprünglich hiessen nur die grösseren Kirchen, bei denen
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eine zahlreichere Geistlichkeit unter dem Vorstand eines Archipresbyters sich be- :
fand, Parochieen, später wurde auch den Presbytern kleinerer Titel die Ausspen-
dung der Sacramente (soweit diese nicht dem Bischof vorbehalten war) gestattet
und damit der BegrifT Parochie erweitert. Dem Pfarrer lag die Administration des
Gottesdienstes d. h. die Messe ob, ausserdem Taufe, Beichte und Absolution. Ver-
schieden davon sind die Privatkirchen , Kapellen , Oratorien. Die Kalhedral- :
kirche für Ostfranken war Würzburg. Die Pfarrkirche in Öhringen hatten Bischof
Gebhard von Regensburg und seine Mutter von dem Grafen Hermann geerbt.
Dies ist so zu verstehen: ein Vorfahr dieses Grafen, von dem der Familienbesitz zu-
nächst herrührte, hatte die Kirche fundiert und die Vogtei darüber sich und seiner
Familie vorbehalten; er hatte die dos ecclesiae gestiftet und dadurch wurde er
ihr Patron. Die Patrone behandelten die Kirchen mit allen dazu gehörenden
Gütern als ihr Eigenthum, das sie verwalteten und dessen Einkünfte sie nach Will-
kür verwendeten. Dagegen hatten sie die Erhaltung der Kirchengebäude und den
Unterhalt des Geistlichen zu besorgen: de eeclesiis quae ab ingenuis hominibus
construentur licet eas tradere vendere tantuminodo ut Ecclesia non destruatur.
(Capit. Francof. ad 794 Cap. 52.) [Nach Eichhorn.]
Die Kollegiatstifter.
Es ist bekannt, dass die Chorherrn stifte dem Bischof Chrodegang von Metz i
ihren Ursprung verdanken, der um 7Ü0 seiuen Klerus zu einer Lebensweise nach
einer von ihm gegebenen Vorschrift bewog, die zwar eine Nachahmung «1er Bene-
dictinerregel war, aber nicht wie das Leben der Mönche vita religiosa, sondern
vita canonica genannt wurde. Die Kleriker, die diesem Vereine angehörten, sollten
in einem Hause beisammen wohnen und in Allem wie die Mönche leben, von
denen sie überhaupt nichts als der ihnen gestattete Besitz eigener Güter unter-
schied. Sie sollten sich täglich versammeln und einen Abschnitt der h. Schrift oder
der Regel (Capitulum) lesen hören, wodurch ihre Vereinigung zu irgend einem Ge-
schäfte die Benennung „Kapitel" erhielt, besonders aber sollten sie den Chordienst
wie die Mönche halten, der, als eine ihnen besonders obliegende Verpflichtung, zu
einem wesentlichen Bestandteile der vita canonica wurde, und daher ihren Kirchen-
dienst bildete, neben welchem ein anderes Kirchenamt nur etwas Zufälliges war.
Chorherrn und Canonici wurden daher gleichbedeutende Ausdrücke. Diese Ein-
richtung fand allgemeinen Beifall; jedoch sollte die Erbauung eines gemeinsamen
Wohnhauses (claustium, monasterium) und die Einführung eines gemeinsamen Lebens
nur da geschehen, wo die Güter einer Kirche auch hinreichend wären, den dazu
nötigen Aufwand zu bestreiten. So waren bis zum Ende des 9. Jahrhunderts
nicht blos alle bischöflichen Kirchen Hothstifter geworden und für den Unterhalt
ihrer Domherrn (canonici cathedrales) gesorgt; fortwährend wurden auch andere
Kirchen in Stiftskirchen (ecclesiae collegiatae) verwandelt. Bei der Gründung eines j
Stiftes hieng es von der Willkür des Fuudators ab, ob er das Institut unter den
Schutz des Königs stellen, dem Bischoi übergeben oder sich selbst, resp. seineu
Erben, die Vugtei vorbehalten wollte, d. h. die Vertretung einer Kirche in welt-
lichen Angelegenheiten (advocatia), wozu auch die Ausübung der Gerichtsbarkeit
über die Hintersassen der Kirche gehörte. Die vita canonica bei den Dom- und
Kollegiatkirchen wurde im Laufe des zehnten bis zwölften Jahrhunderts aufgehoben.
Zuerst wurde das Zusammenwohnen im Stift, dann auch der gemeinsame Haushalt
aufgehoben und die gesamten Güter und Einkünfte in soviele Theile, als Canonici
waren geteilt, und jedem einzeln als Praebenda zur Nutzung und Verwaltung Übei -
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lassen; schon zu Aufaug des 12. Jahrhunderts entzogen sich die Kanoniker sogar
grösstenteils dem Chordienst, der ihnen als Stiftsgeistlichen oblag, und Hessen ihn
durch Vicarien besorgen. Seitdem gab es also Canonici ohne vita canonica, und
nur die Kapiteleinrichtung blieb, d. h. die Stiftsgeistlichen bildeten ein Kollegium
und behielten die während des canonischen Lebens erworbenen Rechte bei, sie be-
setzten die erledigten Plätze durch eigene freie Wahl, ihre Dignitarien erhielten eine
disziplinare Jurisdiction über die Capitularen. Es waren dies in erster Linie der
praepositus (Propst) zur Besorgung der öconomischen Angelegenheiten und der
decanus zur Aufsicht über die Beobachtung der Disziplin.
Über die frühesten Verhältnisse in Öhringen, bei und zunächst nach der
Gründung a. 1037 ist nichts überliefert ; man ist auf Schlüsse angewiesen. Es
wird demzufolge eine Streitfrage bleiben, ob die congregatio Kanonicorum, die
Bischof Gebhard stiftete, auf ein klösterliches Zusammenleben, ein convivium, ange-
legt gewesen sei, was an manchen Orten seit dem Ende des 11. Jahrhunderts im
Gegensatz gegen die laxere Regel wieder zur Geltung kam, oder nicht; da die
Stiftlingsurkunde nichts Näheres aussagt, so ist es auch möglich, dass über die
Modalitäten der Einrichtung tür den Anfang kein bestimmter Plan vorlag.
Über die Zehnten, welche bei dem Öhringer Stift sehr ins Gewicht fielen,
ist zu bemerken, dass im Jahr 5ü7 auf der Synode von Tours die Bischöfe zum ersten-
mal die Gläubigen ermahnten, den Zehnten an die Geistlichkeit zu entrichten, aber
erst 778 gelang es ihnen, eine allgemeine Zehntverordnung auch von Seiten des
Staates auszuwirken, was dann später als mandatum Dei bezeichnet wurde. Diese
Abgabe, von der niemand, selbst nicht der König, frei sein sollte, sollte sich —
nach der Ansicht der Kirche — nicht bloss auf den zehnten Teil aller eigentlichen
Früchte aus dem Laieneigentum (Realzehnten) , sondern auch auf den zehnten Teil
alles Erwerbes {Personalzehnten) erstrecken. Dies gelang aber nicht. Der Zehnte
jedes Kirchspiels sollte der Parochialkirche zu Gute kommen, oder dem Bischof ent-
richtet werden. Neben diesen decimae ecclesiasticae gab es übrigens auch noch
decimae seculares, somit nonae et decimae.
Doch wird man annehmen müssen, dass die zur Besetzung des Stiftes her-
beigezogenen Kleriker anfänglich zusammenlebten, schon aus dem Grunde, weil in
ältester Zeit nirgends von Höfen (euriae) die Rede ist, welche dem Stifte in der
villa Öhringen zugefallen wären. Dagegen fehlte es sicherlich nicht an einem
Herrenhofe, der dem neuen Institut von den Stiftern eingeräumt werden konnte,
wenn man sich darunter auch gerade keine Burg zu denken hat, Wenn IVO Jahre
nach der Stiftung Graf Heinrich „auctor praebendarum" genannt wird , so wird
dies soviel heissen, dass die Abteilung des Xtiftnngsvermögens in einzelne Prä
benden durch diesen Herren vollzogen worden sei, wozu er dann selbst noch einen
Beitrag leistete.
In Öhringen selbst hatte das Stift ausser dem sehr beträchtlichen Zehnten
nur G Huben erhalten, II dotales et IV non dotales. Bis zur Stiftung hatte das
Bistum WOrzburg *l» des Zehntens zu beziehen gehabt, wählend '.'s der Parochie
zustand. Nach ältester Einrichtung wurden die Einkünfte einer^Parochialkirche in
3 gleiche Portionen geteilt, die eine für den Klerus der Kirche, eine zweite für
die fabrica ecclesiae und die dritte für den Bischof, oder auch in 4 Teile, wobei
der vierte Teil den Armen zufallen sollte.
H. Bauer, der sich (in der Zeitschrift für württ. Franken) mit der Frage
beschäftigt hat, spricht sich für ein ursprüngliches convivium der Stiftskleriker aus;
ebenso spricht Bresslan (Jahrb. des d. Reichs) von einem Kloster, in dem Adelheid
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in Öhringen gelebt haben soll. Der Ausdruck „monastermm" wird in dem ersten
Jahrhundert in dein Stifte öfters gebraucht, doch ist dieser Ausdruck nicht ent-
scheidend. A. Fischer (Höh. Archiv II., 1870) ist gegen die Annahme, dass um
das erste Drittel des 11. Jahrhunderts schon die strengere Regel mit convivinm
in Öhringen zu finden gewesen wäre, und beruft sich neben andern Gründen darauf,
dass weder Urkunde noch Tradition von einem Zusammenleben der Chorherrn
sprechen. Im 13. Jahrhundert, wo ein Zusammenleben urkundlich nicht mehr statt
fand, heisst das Stift übrigens ein Kloster.
Der Stiftungsbrief von 1037.
Zu den Urkunden des XI. Jahrhunderts, die zum Glück für die Pmvinzial-
Geschichte sowohl erhalten, als auch von der Kritik unangefochten geblieben sind,
gehört, der Ohringer Stiftungsbrief (sh. das Weitere unten). In dem Wfirtt. Ur-
kundenbuch I Nr. CCXXI1. ist er abgedruckt. Früher wurde er von Mayer, Lünig,
Ötter und in eiuein Facsimile von Hausselmann zum Druck gebracht. Kr lautet:
In nomine sancte et individue triui-
tatis. Notum sit oinnibus tarn futuri
quam presentis temporis Christi tidelibus
quod ego Gebehardus, dei gratia Ratis-
ponensis episcopus , matris mee Adel-
heidis justis petitionibus votisque piis
et divina respiratione coneeptis annuens
desideriis, in ecclesia prius parrochiaua
in villa Oringovve quam ego et ipsa
jure propinquitatis a pie memorie Sige-
frido et Eberhardo atque Hermanno
comitibns qui novissimam inibi presto-
lantur tubam cum aliis eormu possessio-
nibus hereditavimus congregationem Ka-
non icor um institui et ad subsidia eorum
deputatis prediis et facultatibus ipsius
ecclesie qtiibus vel primitus coustrncta
fuerat vel jam dicti couiites cognati mei
eam locui»letaverant hec ex matris mee
prediis et meis superaddens: qnatuor
videlicet villas que sunt Orenburc Phal-
bach Kichehe Ernsbach cum aliis snb-
scriptis allodiis libera et legitiina dona-
tione contradidi cum omnibus scilicet
appenditiis hoc est mancipiis utriusque
sexus areis edinciis agris campis pratis
spacuis silvis venationibus terris cultis
et incultis aquis aquarumque decursibus
molis molendinis piscatiouibus exitibus
reditibus viis inviis quesitis et inqui-
rendis omnique utilitate que inde pro-
venire poterit eo etiam ordine nt sicut
ego et parentes mei liberam inde pote-
statein babuimus sie etiam predicti Ka-
Im Namen der heiligen und unteilbaren
Dreieinigkeit. Kund sei allen Christus-
gläubigen der zukünftigen sowohl als der
gegenwärtigen Zeit, dass ich, Gebehard
von Gottes Gnaden Regensburgischer Bi-
schof, im Einvernehmen mit den geziemen-
den Bitten meiner Mutter Adelheid, ihren
gottseligen Gelübden und ihren unter gött-
licher Eingebung gehegten sehnsüchtigen
Wünschen, in. der vormaligen Pfarrkirche
in der villa Öhringen, die wir, ich und
sie, durch verwandtschaftliches Erbrecht
von den Grafen Siegfried und Eberhard und
Hermann, seligen Andenkens, die darinnen
des Rufes zur Auferstehung gewärtig sind,
mit anderen ihrer Besitzungen geerbt haben,
eine Kongregation von Kanonikern einge-
richtet habe und zu den, zu dem Unter-
halt derselben angewiesenen Gütern und
Einkünften der Kirche, mit denen sie teils
anfänglich gegründet , teils von den ge-
dachten Grafen, meinen Verwandten, aus-
gestattet worden war, ans meiner Mutter
und meinem eigenen Grundbesitz Folgen-
des hinzugefügt habe : uemlich die 4 villae,
welche heissen : Ohrnberg, Pfalbach, Eich-
ach, Krnsbach mit andereu nachgenannten
Allodien habe ich in freiwilliger und recht-
mässiger Schenkung hingegeben, mit allem,
was dazu gehört, das heisst, den Leib-
eigenen beiderlei Geschlechts, den Hof-
stätten, Gebäuden, Ackern, Feldern, Wie-
sen, Weiden, Wäldern, Jagden, gebautem
und ungebautem Land, Gewässern und
Wasserläufen, Mühlen jeder Art, Fische-
reien, Ein- und Ausgängen, Wegen und
Stegen, mit allem, was gefunden ist oder
gefunden werden mag, mit allem Ertrag,
der daher rüliren könnte und zwar in der
Ordnung, dass gleichwie ich und meine
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nonici liberani habeant potestatem te-
nendi tradendi commutandi precariandi
vel quidqnid eis pro utilitate ecclesie
placuerit faciendi.
Concambiiim etiam quod predictns
romes Hermanntis fecit cum venerabili
Meinhard» Wirziburgensi episcopo con-
sensu totius cleri et faniilie St. Kyliani
dans ei pro dualms partibus decime saepe
dicte Oringovvensis ecclesie que prede-
cessorum suorum et ipsius eatenus juri
resserat, terciam partem Semper liabente
parrochiano, dimidiam villaui Bocchingin
cum vinea ibidem sita et duabus hubis
in Sulcibach et aliis duabus hubis in
Heiligbrunen et XV mancipiis utriusque
sexus ut in perpetuum ratum sit et fir-
mum auctoritate mea corrobnravi ad-
monens prepositum loci et Kanonicos ut
ex ipsa decima Wirziburgensibus et
eomm legatis solitum servitium solven-
dum meminerint.
Burchardum vero comitcm de Kom-
burg predicto loco advocatnm designavi
atque ut strenuus et studiosus credite
sibi potestatis execntor existeret scilicet
in adversis ecclesiam defensando propug-
nando rebelies inhibendo murum se ex
adverso opponendo in prosperis vero
blandiendo fovendo subveniendo clericis
serenum sese ingerendo atque ut ipsos
vel res eorum sive colonos nulla petitione
vel exactione, importunitate vel hospi-
tandi molestia gravaret — hac inquam
de causa concessi ei et successoribiis
suis in beneficium dimidiam villam Halle
cum onmibus appenditiis suis et in villa
Oringovve decem talenta illius monete.
Qui si, quod absit, insolens effectus ecclesie
Invasor esse ceperit et huic beneficentie
nostie provisioni hostiliter contraierit
ab episcopo Ratisponensi mox collate
dignitatis munere privetur et alius qui
dignus sit Kanonicis eligentibus ab eodem
episcopo cum predicto beneficio ejus po-
testate vel lionore insignitus fungatur.
Hec sunt antem loca in quibus predia
vel a me vel a prefatis ingenuis viris
Eltern darinnen freie Gewalt hatten, eben-
so die gedachten Kanoniker freie Gewalt
halten sollen, zu behalten und herzugeben,
zu vertauschen und zu verleihen, oder über-
haupt alles zu thun, was ihnen zum Besten
der Kirche dienlich scheinen möchte.
Ferner habe ich den Tausch, damit er für
alle Zeiten giltig und fest sei, vermöge
meiner Machtvollkommenheit bestätigt,
welchen der obengenannte Graf Hermann
mit dem ehrwürdigen Würzburger Bischof
Mainhard getroffen hat, unter Zustimmung
der ganzen (Geistlichkeit und der Dienst-
leute St. Kilians, indem er ihm flu- zwei
Drittel des Zehntens der oftgenantiten
Öhringer Kirche, der bis dahin in seiner
Vorfahren und seinem Rechtsbesitz gestan-
den war, während der Pfarrer immer ein
Drittel besessen hatte, die Hälfte des Ortes
(villa) Böchingen mit einem daselbst lie-
genden Weinberg und 2 Huben in Sulz-
bach und zwei anderen Huben in Heil-
bronn und 15 leibeigenen beiderlei Ge-
schlechts gab — , dabei habe ich den Propst
der Stätte und die Kanoniker aufmerksam
gemacht, dass sie von diesem Zehnten den
Würzburgern und ihren Verordneten den
herkömmlichen Abtrag zu geben nicht ver-
gessen sollen.
Ich habe auch den Grafen Burkard von
Komburg zum Schirmvogt Ihr die obenge-
nannte Stätte bestellt und damit er ein
tüchtiger und eifriger Vollzieher der ihm
anvertrauten Gewalt werde, nämlich, dass
er die Kirche bei Angriffen verteidige,
für sie kämpfe, die Widerspenstigen zu-
rückdränge und sich wie eine Jlaner ent-
gegenstelle, bei friedlichen Verhältnissen
aber raten helfe, unterstütze und den
Geistlichen freundlich zur Seite stehe und
sie selbst und ihr Eigentum und ihre
hörigen Leute durch keine Ansprüche oder
Anforderungen, grobe Belästigungen oder
die Last der Beherbergung beschwere —
tun desset wegen, sage ich, habe ich ihm und
seinen Nachfolgern als Lehen gewährt den
halben Ort (villa) Hall mit allem Zubehör
und in der villa Öhringen zehn Pfund
Häller (illius monete). Sollte dieser, was
nicht zu hoffen, übermütig werden und
der Kirche feindlich gegenflbertreten und
gegen diese Vorsorge unseres Wohlwollens
sich stellen, so soll er von dem Regens-
burger Bischof seines eben übertragenen
Amtes und seiner Würde entkleidet wer-
den und ein anderer Würdiger, nach der
Wahl der Kanoniker, soll von demselben
Bischof mit dem oben erwähnten Lehen
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sepe dicte ecclesie tradita et huic Ka-
nonice a me deputata sita sunt:
in Oringovve II dotalea hübe et IV non
dotales. diniidietas ville qne dicitur Bre-
tesfeld. Granzesheim totuin. Burchardes-
wisentotum. Ellenhovendimidium. Wi-
lare diiuidium, in Snabbach II höbe,
in Erlebach parrrochia et IX hohe, in
duabns villi» qne ambo dicuntur Bre-
zingin duo höbe et dimidia. in Selebach
III höbe, in Bergeheim dimidia hoba,
in Halle inferiori I hoba et duo aree,
in superiori autein V aree, in Gründen
I hoba, in Phadelbach et Mazzalterbach
et Ettebach et Seiebach et Halle in-
feriori in Iiis qninque locis XXX höbe,
Hohenstegen, Ruggarteshusen ex toto
in dnobns locis, qui dicuntur Western-
bach IV höbe, in Sinderingen, qualia
Ezzo habuit in vineis et agris; decima
aiitem omniuni villarum iu silva que
Orinwalt dicitur constitutanuu et adhuc
constituendaruni.
Timens veru, ne divinum servitiutu in eo
loco penitus cessaret siKunonika illahere-
dum meoruni juri perveniret, ecclesiam
ipsam cum omnibus ad se pertinentibus
ad altare St. Petri apud Regenesburg
in proprium tradidi ea conditione qua-
tenus episcopus locum ipsum cum om-
nibus rebus suis ab omni infestatione
defendat et res ejnsdem ecclesie ad
nullos alios usus quam ad ntilitatem
clerirorum ibidem servientium venire
permittat nee ipse inde quidquam juris
aut servitii exigat aut alicui in bene-
ficinm tribuat exceptis qnod prepositum
a saniori parte ipsius congregationis elcc-
tum ei investire liceat.
Hu jus rei testes sunt:
Boppo comes de Heninberc.
Hugo comes de (,'regineeka.
Adelbertns comes de Kalewa.
Boppo comes de Lonffen.
Eberhanlns comes de Ingeresheim.
Burchardus comes de Kamburc.
De miuisterialibus etiam St. Petri
et Kyliani : Algerus. Adelhardus. Hart-
vigus. Rnpertus. Gumpoldns. Gote-
scalcus. Vdalricus. Buggo. Hawardus.
Wernherus. Adelbertus. Cunradus. Si-
belehnt werden und die Gewalt und Würde
des Amtes bekleiden.
Folgeude sind die Orte, au welchen die
Güter gelegeu sind, die teils von mir, teils
von den genannten edlen Herren der oft
erwähnten Kirche geschenkt und derselben
von mir zu kanonischen Diensten über-
wiesen worden sind:
In Öhringen: 2 Dotal=Huben (ursprüng-
liches Pfarr Widern) und 4 Nichtdotal-
Hubeu; die halbe villa Bretzfeld, Grant-
schen ganz, Burchardeswiesen ganz, halb
Ellenhofen, halb Weiler, in Schwabbach
2 Huben, in (Baum) Erlenbach die Pfarrei
und 9 Huben, in den beiden Orten Bretz- f
ingen 2Va Huben, in Söllbach 3 Huben,
in Bergheim •/« Hube, in Xiedernhall 1
Hube und 2 Hofstätten, in Oberhall 5
Hofstätten, in Gründen 1 Hube, in Pfedel- -
bacb, Massholderbach, Eppach, Söllbach
und Niedernhall , an diesen 5 Orten 30 / y
Huben, Hohenstegen, Ruggartshausen ganz,
in den beiden Westernbach 4 Huben, in v
Sindringen die Weinberge und Acker, die
Ezzo hatte; der Zehnten aller Orte in
dem „Ohrnwald", derer die schon gebildet
sind und derer, die erst gebildet werden .
mögen. ' • "
In der Besorgniss aber, der Gottesdienst, /■ , ,
an dieser Stätte möchte gänzlich aufhören,
wenn diese Kanonikeranstalt unter die r
Rechtsgewalt meiner Erben käme, habe
ich die Kirche selbst, mit allem, was da-
zu gehört, dem St. Petersstift in Regens-
bnrg zu eigen gegeben, unter der Beding-
ung, dass der Bischof den Ort mit allem
seinem Eigentum gegen jeden Angriff
verteidige und nicht gestatte, dass das
Vermögen dieser Kirche zu irgend welchen
anderen Zwecken als zum Frommen der >
daselbst Gott dienenden Geistlichen ver-
wendet werde, und dass er selbst auf kein
Vorrecht oder Dienstleistung Anspruch
mache oder Jemand zu Lehen gebe, mit
der eiuzigen Ausnahme, dass ihm zustellt,
den von der Mehrzahl der Kongregation
gewählten Propst zu investieren.
Zeugen sind:
Boppo, Graf von Henneberg.
Hugo, Graf von Kräheneck.
Adalbert, Graf von Kalw.
Boppo, Graf von Laufen.
Eberhard, Graf von Ingersheim.
Burkard, Graf von Komburg.
Von den Dienstleuten der Bistuümcr
Regensburg und Würzburg (20) und viele
andere Geistliche und Laien.
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gehardus. Heroldus. Billungus. Kadel-
hnhus. Siegefrhlus. Dietmarus. Sige.
Balde\viims et alii inulti Olericorum et
Laicorum.
Si qnis autem, quod absit, hoc »ostre
coustitutiouis Privilegium infringere
temptaverit, iram dei oinnipotentis
incurrat et etenie damhationi subjaceat.
Ut autem hec rata et inconvulsa per-
maneaut, presentem kartam scribi et
sigilli nostri impressione insigniri cura-
vimns.
Data Wirziburc XVI/' KI. Sept. Anno
dominice incarnationisMXXXVII indict.
V. anno vero imperii domini Cnoradi im-
peratoris XI 1° qtü et filii ejus ex quo
rei factus est XII" est.
Wenn aber jemand, was nicht geschehen
möge, dieses Privilegium unserer Konsti-
tution ausser Kraft zu setzen, sich unter-
fangen würde, den möge der Zorn des
Allmächtigen Gottes treffen und er möge
der ewigen Verdammnis anheimfallen.
Damit aber dieses fest begründet und
unerschüttert verbleibe, haben wir die vor-
liegende Urkunde schreiben und durch den
Abdruck nuseres Siegels kennzeichnen
lassen.
Gegeben zu Würzburg am 17. August
im Jahre der Menschwerdung Unseres
Herrn 1037, Zinszahl V., im zwölften Jahre
des Kaiserthums des Herrn Cuonrad des
Kaisers, welches zugleich das zwölfte ist, seit
sein Sohn zum König gemacht worden ist.
Bezüglich der Schlussformel ist zu bemerken, dass Konrad zum Kaiser ge-
krönt wurde am 2(5. März 1027; von da bis zum 17. August 1037 sind verflossen
10 Jahre 4 Monate und 22 Tage, also ist es das 11. Jahr des imperiums.
Konrad'sSohn Heinrich wurde designirter König im April 1020, von da an
gerechnet ist es das 12. Jahr; als König gekrönt wurde er 14. April 1028, also
war es das 10. Jahr seines Königthums de jure.
Bresslau spricht von der Urkunde als gegeben am 16. August; das württ.
Urkundenbuch hat richtiger den 17.
Wenn in Beziehung auf die Regierungszeit Konrads II. als König eine
Urkunde vom !). Aug. 1033 im Württ. Urkundenbuch I z. B. sagt: regni VIII und
imperantis VII, so sollte man für den 17. August 1037 erwarten regni XIU und
imperantis XI.
Der Stiftungsbrief be-
steht in einem Pergament-
blatt 0,88 m lang und 0,5 m
breit , mit dem an einem
Lederst reifen hängenden run-
den Siegel (in braunem
Wachs) des Bischofs Gebhard
von Regensburg (s. Abb.)
Diese Urkunde wird im ge-
meinschaftlichen Fürstlich
Hohenlohe'schen Hausarchiv
(in dem westlichen Turm
der Stiftskirche) aufbewahrt
Das k. Württ. Urkun-
denbuch, in welchem I 263
der Stiftungsbrief abgedruckt
ist, macht zu dem Siegel die
Bemerkung: Die Unter-
_j>chrift in auffallend unge-
wöhnlicher
Nro. I.
Gebhard von Regensburg.
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»tf<;
A <p „ « •
Nru. 2. Schlussformel des Stiftungsbriefs.
JGRatiA Dei GEBE-
1 /* . HABDVS RATISPO-
^ I U 7 r ^ NENS1S EPiscopnS.
J I 4 ' L I \ , Das Datum ist XVJ.
TO SMirjUbUrC^^lU OCt)T< Kalend*. Septembris
(1. h. 17. Aug. 10:<7.
(s. Abb. 1 und 2).
Der Inhalt besagt :
Bischof Gebhard
von Regensbmg, dem
Wunsche und den Ge-
lübden seiner Mutter
entsprechend, hat in
der von seinen Verwandten mit anderen Besitzungen ererbten Pfarrkirche in der
villa Oringovve den Chordienst (Chorherreninstitut) gestiftet. Zu dem schon vor-
handenen Kirchengut, das teils von dem ursprünglichen Fundationsgut der Kirche,
teils von Schenkungen der 3 Grafen, denen die Gegend gehörte, herrührte, fügte
er aus seinem und seiner Mutter Grundbesitz noch 4 Orte, mit allem, was dazu
gehörte, hinzu. Diese 4 Orte liegen nördlich von der Stadt Öhringen, 1—2 Meilen
entfeint, theils am Kocher, theils auf den Höhen des linken Kocherufers. Die
villa Oringovve selbst gehörte nicht dazu , wold aber der Zehnten daselbst , den
Graf Hermann an Bischof Mainhard von Würzburg eingetauscht halte. Die übrigen
Orte, mit denen die Kirche schon früher oder das Stift jetzt bewidemt wurde, liegen
vorzugsweise in den jetzigen warft. Oberämtern Öhringen und Weinsberg, einige
in den Oberämtern Gaildorf, Hall, Küuzelsau, im Kocher- und Neckargan und, wenn
man Untergaue annimmt, im Ohm- nnd Brettachgan (wie Bresslau Jahrb. d. D.
Reichs) es bezeichnet. Ausser den 4 Dörfern des jetzigen Oberamts Oehringen,
Ohrnberg am Zusainmenfluss von Kocher und Ohrn, Ernsbach weiter oben am
Kocher, Pfahlbach und Eich ach auf der Hochebene, in der Nähe des Limes
sind es Huben (Hnoba, Höva ein Feldmans von verschiedener Grösse in verschie-
denen Gegenden, iu welche das gebaute Land getheilt war, mit den Gerechtsamen
an der gemeinen Feldmark) an den Orten Öhringen (6 Huben), Baumerlen-
bach, Massholderbach, Eppach, Söllbach, Pfedelbach, Westernbach,
Ruggarts hausen, Hoheustegen (Stegmühle), B e r g e h e i in (bei Untergleichen
oder bei Orendelsall), Gründen (nach Zeitschrift 1878 S. 75 wäre dieser Ort bei
Braunsbach, OA. Künzelsan, gelegen gewesen), Sindringen: alle OA. Öhringen.
Im jetzigen Weinsberger Oberamtsbezirk liegen: Bretzfeld, Grantscheu, Bur-
chardeswiesen (früher Markung zwischen Grantschen und Ellnhofen), Ellnhofen,
Weiler, Schwabbach (wobei das Vorkommen von mehreren Halbtheilen auffällt).
Sodaun kommen noch Hofstätten und Güter in der jetzigen Oberamtsstadt Hall,
in Niedern hall (OA. Künzelsau) und in den beiden Brezingen, OA. Gaildorf.
Der Ort Böckingen, der gegen den Kirchenzehnten in Oehringen ausgetauscht
wurde, ist offenbar Alt-Böckingen, zwischen Heilbroun nnd Weinsberg, wie er
denn auch neben Heilbronn und Sulzbach (OA. Weinsberg) genannt wird. Dieses
Alt-Böckingen am rechten Neckarufer zwischen Heilbronn und Weinsberg gehörte
zum Bistum Würzburg, während der jetzige Ort Böckingen am linken Neckarnfer
zum Bistum Worms gehörte.
Der „Orinwalt", in welchem der Zehnte von allen Orten , die schon vor-
handen sind oder erst gegründet werden, dem Stifte geschenkt wird, bezeichnete
4 >■■■■:.
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früher einen grösseren Strich Land, als man nach der jetzigen Ausdehnung von
Gebirge und Wald vermuthen sollte. Nicht hlos das Waldgebirg, das, im Westen
von dein Ohrnflusse begrenzt, sich mit dem Wolfersberg am weitesten nach Westen,
mit Waldenburg nach Norden erstreckt, wird, soweit es früher Hohenlohisches Gebiet
war, dazu gerechnet, sondern auch noch ein beträchtlicher Teil der Hochebene mit
Kupferzell, Eschenthal etc. wurde so benannt, noch 1507. „Auweiler auf dem Orn-
wald" (Ehweiler bei Eschenthal). Hanselmann (1557) sagt darüber: Dieser Ohr-
wald nimmt heutzutage seinen Anfang ohnferu dem Ursprung der Ohr bei Mai-
bach und Wizmannsweiler und erstreckt sich der Länge nach über dritthalb Stun-
den bis Heyelbach, seiner Breite nach IV» bis 2 Stunden (also das Gebirge nur,
soweit es hohenloliisch war).
Das Bisthum Regensburg belehnte 1411 Hohenlohe mit dem halben Theil
aller verschwiegenen Lehen auf dem Ohrnwald und im Ohrngau, was in diesem
Fall das Flussthal ist, auch das Reich hatte 1347 leibeigene im Ohrnwald und
am Kocher, die Karl IV. an Kraft von Hohenlohe vergabte.
Die gräflichen Zeugen des Stiftungsbriefs sind theils dem Namen nach
sonst bekannt, theils gehören sie bekannten Familien an, deren Namen von ihren
Burgen oder Gerichtsstätten genommen ist. Nur der Graf Hugo de Creginecka
widerstand lange allen Deutungsversuehen ; man hielt das Wort für corrumpiert statt
t'ravinegga (Grafeneck) und dachte an Grafeneck, OA. Münsingen, und an ein
Mitglied der Tübinger Familie (Hugo de Gravinegga 1027). Gegen diese Deutung
hat nach dem Vorgang Giesebrechts Bossert (Württ. V.-Jahrsh. V 1882 S. 286)
Widerspruch erhoben und den Hugo de Oegineeka des Stiftungsbriefs nach Krähen-
eck bei Weissensteiu , bad. Amts Pforzheim (so auch P. Stälin in der neuen Be-
arbeitung) versetzt. Der letzte der Zeugen Burkhard, Graf von Komburg, hat als
beneticium für die Vogtei über das Stift die dimidia villa Halle erhalten, cum om-
nibus appenditiis et in villa Oringovve decem taleuta illius monete. Ks unterliegt
wohl keinem Zweifel mehr, dass nuter der villa Halle die spätere Reichsstadt
(Schwäbisch) Hall in Franken und mit der „illa nioneta 8 die Münze von Hall „die
Häller" geineint sind. Das Obleibuch des Stiftes, das sich die Geschichte zurecht-
legt, wie es ihm gerade passend erscheint, will darunter Niedernhall verstehen,
ohne Zweifel, weil ihm die zn seiner Zeit sehr bedeutende Reichsstadt Hall zu einer
solchen Vergabung einer halben villa nicht zu passen schien. „Darum so hat", heisst
es darin, „der vorgenant Herrn Gebhart Byschoff von Regensbnrg demselben Graffen
von Comburg seinen erben vnd nachkumen zu lone geben vnd beschieden daz Dorne.
Nyederen Halle, halbes, mit seinen Zugehorungen vnd zehen Pfunt Heller vff dem
Dorffe Oringew järlich vffzuhebcn.* Dass unter der Münze „Haller Münze" und
nicht Öhringer verstanden ist, ist grammatikalisch vorzuzieheu, auch spricht die
eben angezogene Stelle aus dem Obleibnch dafür, nicht minder die geschichtliche
Entwicklung. Dass Hall seine Münze vor Öhringen hatte, scheint sich aus der
grösseren Bedeutung, die der Ort, später wenigstens, gegenüber von Öhringen
zeigt, zu ergeben, wenn auch 1037 beide Orte noch villae waren. Hall hatte
seine Grafenburg in der Nähe, Öhringen nichts dergleichen. Im Jahr 1253 ist
allerdings in dem Weisthum der Stadt von einer Münzstätte in Öhringen die
Rede: „Der Voit sol auch haben alleine die Juden und die Münze und sol sezzen
zwelf munzere, die heizzent husgenozzen," und dass dieses Münzrecht schon einige
Zeit ausgeübt wurde, ergiebt sich aus demselben Weisthum, welches von „vnse'
2) Die gräflichen Zeugen der Urkunde.
,.;.,.LiÄi*gitized by Google
ir
Heller" spricht. Die ältesten Hohenlohischen Pfennige gehen bis 1382 zurück; an
vorhohenlohischen Pfennigen ist keiner aufgefunden worden.
Angaben des Ohlei buchen.
Das Anniversarienbuch (1428—54 nach Fischer geschrieben, da es noch
zur Zeit der alten Kirche geschrieben ist, andererseits («inen Eintrag hat. von 1 428)
erwähnt den Stiftungsbrief nicht direkt, sondern beruft sich auf „alte Hriefe, Bücher
und Kundschaften", und sagt in der Einleitung, die frühere Pfarrkirche in Dringen sei
von dem erlauchten Herrn Grafen Hermann und der durchlauchtigsten Frau Königin
Adelheid, die in zweiter Ehe dessen rechtmässige Gemahn war, mit ihren Söhnen
dem Regensburger Bischof Gebhard und den Grafen Sigfrid und Eberhard nach
canonischer Vorschrift conventmässig eingerichtet worden. Diese, gegenüber dem
Stiftungsbrief, der doch auch für die Chorherren vorhanden war, unrichtige Angabe
beruht .schwerlich auf einer tendentiösen Absicht, es ist eher zu vermuten, dass
sich nach und nach ans missverstandenen Urkunden oder vorhandenen Denkmalen
eine Tradition gebildet habe, durch die man den Stiftuugsbrief ergänzen wollte.
Einige Verschiedenheiten kommen im Obleibuch gegenüber dem Stiftungs-
brief bezüglich des ursprünglichen Besitzstandes vor. Während der Stiftungsbrief
von 15 Leibeigenen (maneipia ntriusqne sexus) spricht, die bei dem Tausche mit
Wttrzburg daran gegeben wurden, macht das Dbleibuch daraus „50 eygiue Menschen,
Frauwen und Mann; aus der Hälfte von Ellnhofen macht es Ellhoifen gantze und
fügt hinzu : zu Knbach zwei Huben gilten Dreyssig Schillinge hellergelt . . . vnd vier
vasnechthüner mit ireu rechten. Bei Baumerlenbach setzt das Obleibuch hinzu:
Allen zehenden grossen und kleinen". Sodann werden namentlich die Stiftsgüter in
Pfedelbach dahin erweitert „vn das Dorffe Pfedelbach, daz etwa» Stauegast besezzen
hat vnd alle die Gute die Erkonprecht inne gehabt hat vnd alle die Gute, die
Benno von Massolterbach hat, und die Gute zu Ettbach die Anshelm zu Lehen
hat vnd die Gute zu Selbach die Lynsa gehabt hat . . .
Darzu haben sie dem Stitfte gegeben diese hernach geschriebene eygin
Leite, die ire Goteslehen sin gewest vnd nun furbaz ewiglich dem Stiffte dyneu
vnd gewarten sollen mit namen Di et hart vn sin Husfrauwe vu sin sune Lyt-
holt Adelber, Wunhilt, Rychilt, Altrich, Willebnrg, Cusela vn sin
sune Tanburg, Glindholt, Friederat, Adelbrecht vn sin Husfrauwe Le ha,
Tya, Diso, Lustant, Aineza, Geza, Imma, Frech Facca vnd sin sune,
Hu z man vnd sin Husfrauwe vnd ire sune, Regia vnd sin Sune. Der armen
lüde sint me denn drühundert. In dem Plenario mit namen geschrieben mit iren
Kinden, die darf man hie nit schrieben mit namen. Wann das Stifft kenen eygin
Menschen me Jne hat. Dann vnser gnedige Herrschaft von Hohenloch hat sie
by kurtzen Jare dem Stifft abgewechselt vnd dafür geben den Drietteil des zehen-
den zu Bretzfelt grossen vnd kleynen vnd daz Hoffelin gelegen zu windischeubach.
Daz etwan Ynsers Herren von Wynsperg waz vnd gilte jerlich Siben malter früchte.
Und . . . (Hier hört der Eintrag auf, ohne zu vollenden, Platz ist für 4 Linien leer
gelassen.) - Diese Zusätze zn dem Stiftungsbrief gründen sich offenbar auf ältere
Urkunden und schon der Namen wegen, die wohl bis nahe an die Zeit der Stiftung
zurückgehen, bieten sie Interesse.
Ausserdem gibt das Obleibuch als Nachtrag noch Näheres über das Eigen-
tum des Stifts an. Den Kornzehnten, den kleinen und den Weinzehnten»
in Pfedelbach, an welchen die Herren von Heyneberg, Pfedelbach, Michelvelt
mit einem Dritteil beteiligt gewesen waren, sowie an dem „Hunberg"
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(Ohringer Markung) und ferner eine Beschreibung der Stifts- und Probstei-Zehnten
auf Öhringer Markung vom Jalire 1428, woraus ersichtlich ist, dass ausser Stift
und Probstei auch die Herren von Berlichingen einen Anteil hatten.
Zu wyssen — ferner — daz aller kleyn Zehnten zu Dringen vnd in den
Mulen darum!) gelegen vnd in den Muleu zu Moreche (Mörig) der ist Aller des
Stiftes zu eygin. Weiter wei den aufgeführt als dem Stifte gehörig (wobei man an
die im Stiftungsbriefe verliehene decimatio omnitim villaium in silva Orinwalt
constitutarum et ad huc lonstituendarum denken mag): folgende Orte:
Die Pfarrkirche zu Krlbach (Baum- Erlen barh) vnd alle zehende da-
selbst, grosser und kleyner, ist des Stiflftes eygin . . Zu Orenburg ebenso (Ohru-
berg). Aber die Herren lassen den Pfarrer (au beiden Orten) den kleyn zehenden
Innemen. Zu Kücknitz Imsen (bei Ohmberg). Zu Baum garten bei Eichach
(1357 waren es 3 Lehen). Zu Pfedelbach ganz. Zu Eiche ch (Eichach) ganz.
Höningen (unbekannt) ganz. Hohensall, Ryblingen ganz. Diefensall *».
Giesshiibel ganz (in der Sali gelegen). Lutzmannadorf (unbekannt). Metz-
lensdorf (Metzdorf). Meinhar tsall. Entenberg (Ulrichsberg?). Ober-
Ettbach. Pfaffenwyler. Hohenstegen (bei Westernach). Westernach.
Obern und lindern Masselterbach Ober- und Unter -Massholderbach. Hosten-
bach (Klumpenhof bei Neuenstein). Emetzenhof (Eminertshof). Luphers-
berg (einst bei Mkhelbach). Altegabeln (ein Zehntdistrict bei Michelbach,
jetzt Wald; Herr Gabele 1253.) Manholz (Onholz). Strithag (Streithag).
Zum Trosenberg (bei Streithag und Fronfalls 147(5). Zu Lukenershof (unbe-
kannt). Zn Teten wyler. Zu Huseler (der Häuslerzehnteu bei Kappel wird
später genannt). Oberselbach. Steynbach in dem walde (Obersteinbach).
Tnmmelhard vnd Salach. Der Hoffe zu Wyndischenbach. Buchorn.
Fronfalz. Gyselhard. An denn wehen (bei Renzen). Obern Orn. Vffdem
Beckinger (ein Hof bei Harsperg). Zu Michelnbach. Zu Waidenberg *'»
gross und klein. Rieten s /a (bei Kupferzell). Ne wen felis (Neufels). Fuss-
bach. Neureut. Hof in der Sali (ist einer der Sallorte). Schellen her g
(bei Neureut). Zu dem Einhuse */• (Einweilcr bei Eschenthal). Waltershirs-
pach (entweder Klein- oder Lescheu - Hirschbach.) Grossenhirschbach.
Eckar tzwyler. Neuenstein. Hohenbuch. Untern-Selbacb,. Tan vnd
Loche (Tannen und Lohe bei Obereppach). Cappeln. Tretel (unbekannt).-*
Hessel brunn (Hesselbronn bei Westernach). Steynbach zu der Kirche, Unter-
Steinbach. Winspach (Weinsbach). Schwarze n ho ff (Schwarzenweiler). Un-
t e r e 1 1 b a c h (Untereppach). Kesselsal (Kesselfeld, wo das Stift Zehuten liatte).
Bretzfeld. Renzen. Beuerbach (Baierbach).
Die 3 Grafen vor der Stiftung.
Es ist weder iu dem Stiftungsbriefe, noch in einer anderen Urkunde auge-
geben, wie die in dem Stiftungsbriefe genannten 3 Grafen Siegfrid, Eberhard,
Hermann mit Bischof Gebhard und seiner Mutter Adelheid verwandt waren. Sie
werden als „cognati" bezeichnet und die Beerbung derselben durch Adelheid und
Gebhard war vor der Stiftung erfolgt, jure propinquitatis. Wie die 3 Herren unter
sich zusammenhängen, ist ebensowenig zu finden. Die Reihenfolge derselben ist
„a pie memorie Sigefrido et Eberhardo atque Hermanno coinitibus". Ob durch das
„atqne" sprachlich ein Gegensatz gegen die 2 durch „et" verbundenen Namen be-
absichtigt ist, lässt sich nicht mit Sicherheit behaupten; in der Sache selbst ei-
giebt sich, wie der Stiftungsbrief zeigt, ein Unterschied, sofern der Letzte, Graf
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Hermann, es allein war, der mit dem Bischof Mainhard von Würzburg eine« Tausch
traf, sei es, dass er die andern schon beerbt hatte, sei es, dass die Güter, über
die er in und bei Heilbronn verfügte, ihm persönlich schon vorher gehört hatten.
Nach Bresslan (Jahrb. des deutschen Reichs unter Konrad II., S. 340, Excurs 1)
lehren die Worte der Stiftungsnrkunde:
a) dass die sämtlichen Güter der 3 Grafen auf Adelheid und ihren
Sohn Gebhard übergegangen siud (also cum aliis eorum possessionibus in dem Sinn
von „mit allen ihren Besitzungen, eingeschlossen die Kirche").
Da Konrad II. an der Erbschaft nicht beteiligt ist, so kann die Verwandt-
schaft, auf welcher dieselbe beruht, nur durch Adelheids zweite Ehe begründet sein.
b) dass die Grafen in der Kirche von Öhringen bestattet sind, ihre Hei-
mat also in der Umgegend desselben zu suchen ist.
Weiter folgert Bresslau : Bei dem Verhältnis der Adelheid zu den 3 Grafen
kann es sich nicht um ganz entfernte Verwandtschaft handeln, da sonst wahrschein-
lich noch andere Erben beteiligt sein würden; die Genealogie Hansselmanns ist
überall unmöglich. (
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass unsere 3 Grafen in der Urkunde (d.d.
Iii. Juli 1027, Württ. Urkb. II 259), worin Kaiser Konrad II. dem Bischof Mein-
hard von Würzburg und seiner Kirche eine Schenkung macht, mit geineint sind.
Die Schenkung betrifft einen Forst „silvam sitam in pago Murrechgovve in comitatu
Heinrici et Ruotkeri . . consen.su et conlandatione provincialium Heinrici comitis
Ruotkeri et alterius Henrici Hermann i Chuonradi Eberhardi Heinrici et fratris
ejus Poppouis Gunther ti Sigeboldi Sigefridi et Ezzonis. Es hat den Anschein,
als seien die 2 erstgenannten weder unter sich, noch gegenüber von Siegfried als
Brüder zu betrachten. Es waren aber Zweige eiues Stamms. Ob der, 1033 9. Aug.
als Zeuge bei Kaiser Konrad anwesende Eberhard der hieher bezügliche ist, wer
weiss es; es hat auch kein Interesse. Wichtiger wäre es wegen des Zusammen-
hangs mit anderen Verhältnissen, wenn der Graf E.(berhard), von welchem Bossert
(württ. Vierteljahrsh. IV 1881) aus einem Briefe des Dekans Wigo von Feucht-
bangen eine Notiz bringt, unser Graf Eberhard wäre. Der gen. Brief Wigos ist
nemlich an einen Grafen E. gerichtet , dessen Ahnen dem Kloster Feuchtwangen
einen Anteil an einer Salzquelle „partem fontis vivida scaturrigine salem scatur-
rientis* geschenkt hatten. Wigo ersucht den Grafen E. den Schutz über die Rechte
des Klosters zu übernehmen. Zu einer Constatierung der Identität dieses E. mit
Graf Eberhard reicht die Notiz nicht ans.
Gräfin Adelheid.
Diese Gräfin, die Mitstifterin des Chorherrnstiftes in Deuringen, wird in
den meisten Zeit-Annalen erwähnt. Sie stammte aus dem (Elsässischen) Hans der
Grafen von Egisheim. Die Burg Egisheim lag im elsässischen Nordgau, zwischen
Colmar und Rufach; eine zweite Burg, Dagsburg, auf den Vogesen unweit, der
Saarquellen, wurde an Hugo II. von Egisheim erheiratet (Gfrörer, Pabst Gregor VII.,
1, 351) und war Namen gebend. Diese Adelheid, erzählt der Cappelan Konrads II ,
Wippo, war eine Schwester der Grafen Gerhard und Adalbert und stammte aus
dem Blut der alten Trojanerkönige, die unter dem seligen Remigius, dem Bekenner,
das Joch des Glaubens auf sich nahmen. Der Ausdruck „Trojanerkönige" bezieht
sich nach Gfrörer I, 253, auf die Stannnsage der Franken, dass ihre Vorfahren aus
Troja, d. h. aus den Gegenden des nördlichen Kleinasiens eingewandert seien;
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unter den Trojanerkönigen hat man also Chlodwig den Frankenkönig und sein Haus
zu verstehen.
Im elsässischen Nordgau lebte Graf Eberhard I von Egisheim, der nach
Gfrörer vor 96f> gestorben ist. Dieser könnte zur Not als Vater der Adelheid und
ihrer zwei Brüder, Gerhard und Adalbert, angesehen werden, obwohl es kaum wahr-
scheinlich ist, dass sie sämtlich vor 966 geboren sind (Adalbert starb 1037, Adel-
heid nach 1037). Man kann aber auch den Sohu Eberhards, Graf Hugo T. von
Egisheim, Graf im Nordgau, als Vater der 3 Geschwister ansehen. Dieser starb
980. Einige Schwierigkeit macht es, dass Adelheid neben ihren Brüdern bezeichnet
wird (Pertz Monum. XI, 258) als Adelheida ex nobilissima gente Liutharingorum,
während Graf* Hugo dem Elsass angehörte. Gfrörer hat diese Schwierigkeit zu
lösen versucht; es kann hier auf seine Kombinationen nicht eingegangen werden;
nur soviel soll noch erwähnt werden, dass Hugo II. Graf von Egisheim, ein Sohn
Hugos I., eine Tochter hatte, die an den Grafen Adalbert I. von Kalw (s. Öhringer
Stiftungsbrief) verheiratet war, und 3 Söhne: Gerhard, Bruno (später als Pabst
Leo IX.) und Hugo III., daher heisst Adalbert II. von Kalw filius sororis papae
und Bruno und sein Vater Hugo heissen bei Wibert, ersterer consanguineus, letz-
terer coiisobrinns Konrads II., des Sohnes der Adelheid.
Man hat anch den Herzog Ernst II. von Schwaben in die Verwandtschaft
der Egisheiiner Familie einreihen wollen, indem man ihm eine Gemahlin aus diesem
Geschlechte zuschrieb. Dies ist unrichtig. Dagegen ist historisch richtig, dass
nach Wippo im Sommer 102(1 Herzog Ernst, der Stiefsohn Konrads IL, Herzogs
Ernst L und der Gisela Sohn, eine grosse Zahl junger Dienstleute an sich zog,
mit ihnen in das Elsass einbrach und die Burgen des Grafen Hugo von Egisheim
oder Dagsburg, eines nahen Anverwandten von Konrad IL, brach. Ernestus . .
Alsatiam provinciam vastavit et castra Hugoiiis comitis qui erat consanguineus im-
peratoris destrtixit. Dies deutet zunächst auf durchaus feindliche Stellung des
Hauses Egisheim zu Herzog Ernst, von dem noch unten die Rede sein wird.
Adelheid war in erster Ehe mit dem Grafen Heinrich von Franken (s. unten)
verheiratet, sie mag in Worms und auf Limburg gelebt haben; sie selbst hatte
wohl als Morgengabe von ihrem ersten Gemahl die villa Lockweiler im Bietgau
bei Trier erhalten, die ihr bis zu ihrem Tode verblieb und dann an ihren Neffen,
Kaiser Heinrich III., zurückfiel. Am 7. September 104G erhielt durch Urkunde
Heinrichs III. die Kirche zu Speier die villa Lockweiler im Bietgau „quam ex avia
nostra domna videlicet Adelheit jure hereditario suscepimus".
Aus ihrer zweiten Ehe wissen wir nichts, als was der Öhringer Stiftungs-
brief von 1037 sagt, oder vielmehr, was wir daraus schliessen. Das Öhringer
Obleibuch erzählt in seiner deutschen Einleitung (aus der Mitte des 15. Jahrb.): „Zu
wissen dass die Edle Durchlauchtige Frauwe Kimvgin Adelheyd dieses Stifftes eine
Stiffterin heisst vnd ist. Vnd wer si von Geburt sy gewesst von Vater vnd Mutter,
daz finden wir nit eyginlich beschriben. Denn si vnd ire Kind haben daz in rechter
Demiitigkeit gelassen, daz sie ir Gesieht nit genannt haben . . Denn wir finden,
dass es gar eine alte graftschaft vnd herrschafft gewesst ist vnd der Ornwald gantz
vnd gar ir eygin vnd vatterlich erbe waz . . .
Es ist ersichtlich, dass man damals von der Herkunft der Stifterin nichts
Bestimmtes wusste, und deshalb auf solche Ausreden verfiel.
Ob es unsere Gräfin Adelheid war, die das Stift in Spalt gründete, ist nach
den bisherigen Resultaten der Forschung wenigstens sehr zweifelhaft.
Wibel (Hohenl. Kirchengeschichte) bringt ein Schreiben der Chorberru von
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Öhringen an die Kanoniker von St. Emmeran in Spalt, <1. d. 1502, worin diese
Gründung behauptet wird „a Senioribus nostri Collegii uudivimus vos habere fra-
ternitatem nobiscum maxime ea de causa qnod nna fuisset fundatrix vestrae ecclesiae
et nostrae". Dies lautet sehr unbestimmt von Seiten der Öhringer Chorherrn; die
Antwort von Spalt ist nicht bekannt. Was über diese Frage in der Bavaria
(III S. 1282) steht, ist nicht geeignet, Klarheit hineinzubringen. Ob aber hier
nicht eine Verwechslung mit einer andern gleichzeitigen Gräfin Adelheid vorge-
kommen ist? Steindorff (Jahrbücher des deutschen Reichs unter Heinrich III., 194,
Anm. 2) bringt ein Regest, betreffend die Schenkung Kaiser Heinrichs III. für
einen Ministerialen Bardo, d. 20. Nov. 1043, „tale praediiun quäle domna Adelheit
ejusque fllius Gebehardns comes in nostruin l egale jus atqne dominium überall manu
transfudemnt in villa Wermeischa, Hagina, Furchenrint in pago Nortgovve et in
comitatu Heinrici comitis. Es ist nicht wahrscheinlich, das» unter diesen Personen
die 2 gleichnamigen des Öbringer Stiftungsbriefs verstanden seien. Man könnte
mit Sicherheit erwarten, dass Gebhard nicht als Graf, sondern als Bischof und beide
zusammen als Verwandte des Kaisers bezeichnet worden wären, wie denn Kaiser
Heinrich III. in einem Ähnlichen Falle Adelheid als avia bezeichnet, und Gebhard
als patruus.
Auffallend ist nur, dass bei Gundechar (Pertz VIT) in zwei Einträgen, aber
ohne Jahreszahl, zu lesen ist: Non. Mart. Adelhaid obiit und unmittelbar darauf
Kai. Apr. Gebehardus episcopus Ratisb. obiit und nicht lange darnach steht: Kai.
Febr. comes Gebeardus obiit qui dedit Winposcunga. Damit ist wohl der in dem
obigen Regest aufgeführte comes Gebehardus gemeint.
Auf einen grösseren Zusammenhang zwischen (»bringen und Spalt weist
aber doch auch die Urkunde von 1272, in welcher Bischof Leo von Regensburg
den Burggrafen von Nürnberg mit s u der civitas Oringovn belehnt, während er
ihm zugleich den Markt Spalt und die Kirche daselbst verleiht.
Nach dem Stift s-Obleibuch wurde das Anniversarium Adelheids am 19. Mai
gefeiert, und das Gebhards am 10. Juni.
Graf Heinrich von Franken.
Dass Graf Heinrich von Franken, aus dem jüngeren Woriuscr Haus, Ge-
mahl der Gräfin Adelheid war, ist zur Evidenz festgestellt. Er war der Sohn
Graf Ottos von Rheinfranken, der die Grafschaft in Speier, Worms, Nahegau be-
sass und 978 zum Herzog in Kärnthen ernannt wurde, dabei aber das Komitat
in Speier, Eisenz und auch im Kraichgau beibehielt. Seine Familienverhältnisse
erhellen ans der Stiftungsurknnde von 987 für Kloster Gravenhausen im Speirer
Hochstift, wo es heisst : Ich von Gottes (inaden Herzog Otto habe zu meinem eigenen
und meiner Eltern Seelenheile unter Beirath meiner Gemahlin Juditha und mit Ein-
willigung meiner 3 Söhne Heinrich, Bruno, Kuno die Errichtung des Klosters
beschlossen. (Gfrörer, Gregor VII., I, 250.)
Damals war der vierte Sohn, Wilhelm, der spätere Bischof von Strass-
bnrg, noch in der Wiege oder gar nicht geboren; Bruno bestieg als Gregor V.
Petri Stuhl.
In einer Urkunde am 28. Sept. 989 für Kloster Lorsch, in Gegenwart des
Königs Otto III. werden als Intervenienten aufgeführt neben andern Herr Otto,
sowie seine Söhne Heinrich und Konrad.
Der nach Necr. Fuld. a. 989 gestorbene Herzog Heinrich ist nicht identisch
mit unserem Grafen Heiniich. Denn dieser, der auch nie Herzog genannt wird,
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starb am 28. März nach Necrol. Weissenb. : V Kai Aprilis (obiit) Henricus pater
imperatoris. Dies kann aber nicht der 28. März 989 sein. Denn zum 28. Sept.
989 heisst es von Cod. Steynv. §. XXI, 398 „ad verba domini Ottonis et filiorum
Heinrici et Cuonradi". Nach Breslau ist Graf Heinrich c. 1000 gestorben, wenig-
stens wird er in diesem Jahr an einer Stelle, wo er genannt werden könnte oder
sollte, nicht mehr erwähnt, sofern es für dieses Jahr in der vita Barchardi heisst :
„Otto dux ftliusqne Conradus habebant munitionem* (in Worms). Als gestorben wird
Graf Heinrich mit Bestimmtheit erst erwähnt in einer Urkunde seines Sohnes Kaiser
Konrads II. (Worms, 30. Jan. 1034), in dem nicht mehr vorhandenen Wormser
Necrolog „per amorem Dei et sempitemam memoriam nostri ac dilectae nostrae
conjugis Gislae imperatricis ac fllii nostri Heinrici regis filiae quoqne nostrae Bea-
tricis immo etiam pro remedio parentum nostrorum defunctornm atavi nostri ducis
Ohuonradi avie nostre scilicet Judithae patris nostri beate meniorie Heinrici patrui
nostri dacis Chuonradi ejus(iue conjugis digne memorie Mahtildis sororis etiam nostre
Judith e nt ad altare in eadem ecclesia in qua corpora praedicta requiescunt pro
animabus illorum missa singulis diebus celebretur et idem lumine Semper illuminetiir,
patris etiam nostri Heinrici dies anniversarius vigiliis et elemosynis missarumque
sollemnibus annuatim in memoriam revocetur fratribus quoque ibidem Deo et sancto
Petro servientibus servitium quod illorum est consuetudiuis in eodem die tribuatur.
Dazu wurde das Gut Affaldersbach in der Wetterau gestiftet. Der St. Petersdom
in Worms war die alte Ahnengruft des Salischen Hauses (Bresslau II, 101). Hier
ist also auch eine Tochter der Adelheid, Judith, erwähnt. Gfrörer (Gregor VII.
I, 25 fg.) weiss über Adelheid und ihr Geschlecht, sowie über den Grafen Heinrich,
ihren Gemahl, noch allerlei zu erzählen, was in den Annalen jener Zeit nicht steht,
z. B. Herzog Ernst. I. von Schwaben, der erste Gemahl der Gisela, der Gemahlin
Kaiser Konrads LI., des Sohnes der Adelheid, sei durch Adelheids Bruder, Graf
Adalbert, auf der Jagd aus Versehen getötet worden; Adelheid habe sich von ihrem
Gemahle, Graf Heinrich, getrennt und habe einen anderen Mann, den Vater Bischofs
Gebhard, gewählt und anderes dergl. Als sichere geschichtliche Thatsache ist nur
folgendes anzusehen: Graf Heinrich kommt in Urkunden vor bis 983; er war der
Gemahl der Adelheid, Gräfin von Egisheim, der Vater Konrads II. nnd der Judith,
starb am 28. März, und war 1034 ohne Zweifel schon seit längerer Zeit tot, und
seine Witwe längst wieder verheiratet uud in unsere Gegend übergesiedelt.
Konrad II., der Gräfin Adelheid Sohn.
Über das Geburtsjahr Konrads liegen keine sicheren Angaben vor, und
wir sind auf Conjecturen angewiesen. Giesebrecht sagt einmal in seiner Kaiserge-
schichte, Knnrad II. sei 1024 etwa 40 Jahre alt gewesen; in diesem Fall müsste
er c. 984 geboren sein und für die Geburtszeit seiner Mutter würde sich die Zeit
etwas nach 9(15 als wahrscheinlich ergeben, wie wir auch als möglich angenommen
haben. An einer anderen Stelle aber S. 335 sagt Giesebrecht: Konrad starb am
4. Junii 1039, er hat sein Leben auf etwa (10 Jahre gebracht ; dann wäre er 979—80
geboren (was zu früh erscheint). Nach Bresslau (Jahrb. etc.) kann weder das eine,
noch das andere richtig sein , denn der Grossvater, Otto von Kärnthen, kann frühe-
stens 948 geboren sein, da sein Vater Herzog Konrad im Jahre 947 Luitgart, Kaiser
Ottos I. Tochter, heiratete. Somit kann auch Ottos Sohn, Heinrich, nicht wohl
vor 907—08 geboren sein, folglich auch dessen Sohn Konrad nicht viel früher als
987—88, die kürzesten TVrmine vorausgesetzt. Man wird also mit Bresslau als
Geburtsjahr Konrads etwa 990 annehmen müssen. Ans seiner Knabenzeit erzählt
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die Ijebensbeschreibung des Bischofs Burkhard vod Worms (10O0—1025) folgendes:
Herzog Otto und sein Sohn Konrad hatten in Worms eine Burg (munitionem) ; in
dieser fanden alle die, welche sich an dem Bischof und dem Stiftsgut vergriffen,
Schute und Unterschiauf. Der Bischof hat aber sein Lebenlang Abschen gegen
die Beschützer der Ränber gefühlt, so auch gegen dieses Haus, mit Ausnahme eines
jungen Sprossen desselben, der von seinen Angehöligen zurückgesetzt wurde, weil
er ihre Gesinnungen nicht teilte „nno juvene excepto quem parentes eeteriqne
cngnati quia pacificus erat respuerunt" .
Wir müssen annehmen, dass die Zeit nach 1000, aber vor 1002 (s. unten),
hier gemeint ist, da Bischof Burkhard von 1000—1025 auf dem Stuhle von Worms sass.
Der Grossvater Otto war seit 990 wieder als Herzog in Kärnthen, wahrend er in
der Zwischenzeit auf seinen fränkischen Gütern gewesen sein mag z. B. 983, 987.
Er hatte wohl den grösseren Teil seiner Rechte in Worms bei seiner ersten Be-
lehnung mit Kärnthen aufgeben müssen, denn durch Schenkung von 979 (Roehmer
regest. 548), von Seiten des Kaisers Otto IL, kam das bisher dem Herzog Otto
ungehörige Dritteil des Banns und Zolls zu Worms an den Wormser Bischof Hil-
debrand. Darin ist, wohl der Grund der Misshelligkeiten zwischen dem herzog-
lichen Hause von Worms und dem Bischof zu suchen. Worms war sehr herunter-
gekommen, wie die vita Burchardi erzählt. Wilde Tiere, namentlich Rudel von
Wölfen, brachen in die Mauern ein, noch schlimmer aber als sie wüteten Räuber.
Das feste. Schloss in der Stadt aber hatten Otto und sein Sohn Konrad, der nach
ihm Kärnthen bekam (1M4). Diesem nach lebte Graf Heini ich nicht mehr, obwohl
der Ausdruck „parentes ceterique eognati" die beiden Eltern einzuschliessen
scheint. Auf den Grossvater Otto es mit Bresslau zu beziehen, fällt, dadurch etwas
schwer, weil er abwesend war. Bresslau bezieht den Ausdruck „parentes" deshalb
auf den Grossvater, weil er davon ausgeht, der Vater Heinrich habe nicht mehr
gelebt, und sein Sohn Konrad müsse wohl auf den Grossvater erbittert gewesen
sein, da er in der Stiftung von 1084 zu Seelmessen für seine verstorbenen Ver-
wandten des Grossvaters nicht gedenke, während Giesebrecht den Oheim Konrad
als denjenigen bezeichnet, der gegen den jungen Konrad feindselig sich verhalten
habe. Dieser ist aber in der obigen Stiftungsurkunde ausgezeichnet. Als Beleg
dafür, dass der Grossvater Otto dem Enkel Konrad nicht, wohlgesinnt gewesen sei,
führt Bresslau an, dass der Grossvater das Herzogtum Kärnthen nicht dem Sohne
seines erstgeborenen, sondern dem zweiten Sohne übergeben habe, auch die Graf-
schaften im Worms- und Speiergau, und die meisten Allodien. Denn wenn es auch
übertrieben sein mag, was (nach G frörer 6, 201) Herzog Wilhelm von Aquitanien
1025 an den Bischof von Vercelli schreibt: „Der neue König der Deutschen, Kon-
rad II., sei so arm, dass er niemand etwas Erkleckliches zu schenken vermöge",
so nennt doch auch Sigebert von Gemblours Konrad 11. „einen Herrn von treff-
licher Freiheit, weil er nie durch Annahme von Lehen jemands Vasall geworden
sei"; dagegen sagt Wippo das Richtige, wenn er ihn schildert „obgleich an Ge-
burt, Tugend und All od hinter keinem zurückstehend, habe er doch vergleichsweise
vom Reiche nur wenig Lehen und wenig Macht". Die Zeit, in welcher die Feind-
schaft zwischen dem Bischof und den Verwandten Konrads sich äusserte, mnss
zwischen 1000 und 1002 fallen; denn Octobcr 1002 tauschte König Heinrich II.
alles, was das Haus Ottos von Kärnthen innerhalb der Stadt Worms besass, für
sein Eigengut Bruchsal ein und trat es an Bischof Burkhard auf ewige Zeiten ab,
und an dem Tag, da der Bischof den Besitz übernahm, Hess er die Burg des Her-
zogs (jene munitio) innerhalb der Stadt Worms uiederreissen und an ihrer Stelle
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eine Kirche bauen. „Aula ducis Domini doraus est jam praeelua Christi 8 .
Aus dem Bisherigen geht mit Wahrscheinlichkeit hervor, dass nach 1000 Graf
Heinrich, Gemahl der Adelheid, nicht mehr unter den Lebenden war. Dartiber,
wo sich Adelheid nach seinem Tode aufhielt, erfahren wir nichts. Es ist zu ver-
muten, dass sie sich zwischen 1000 und 1008 wieder verheiratet hat mit einem
„Grafen des Ohrn- oder Brettachgaus" sagt Bresslau. Die Mutter, sagt derselbe
Autor, sei dem Sohne Konrad entfremdet gewesen. Sie erscheine nie als Intervenien-
tin bei den Urkunden Konrads (bei denen seine Gemahlin Gisela öfters genannt
weide), niemals erscheine sie bei Hofe, sondern sie lebte (später) in Öhringen in
dem von ihr gestifteten Kloster (dies letztere ist pure Vermutung); das Einzige,
was sie mit Koni-ad in Verbindung brachte, waren die ihr von demselben geschenkten
Reliquien (s. später).
Dass Konrad seine Erziehung nicht von der Mutter erhielt, lehrt uns die
vita Burchardi: Hunc (nämlich den jungen Konrad) vir venerabilis (Burkhard) ad
se vocatum Dei timorem pariter et amorem docuit et quasi adoptivum nntrivit et
quia stabilitatem animi in eo intellexit prae ceteris multum illum dilexit. Wo sich
Konrad im Jünglingsalter aufhielt, ist nicht ausdrücklich erwähnt, er selbst be-
zeichnet Limburg im Speiergau als seinen „locus haereditarius". Das Herzogtum
Franken oder von Worms, wie es gewöhnlich um diese Zeit genannt wird, war
kein wirkliches Herzogtum , deswegen hiessen diejenigen , die den Titel führten,
gewöhnlich Wormser Herzoge. Chuono Wormaciensis dux Francorum (Wippo), auch
Chuono dux Wormaciensis; das Herzogtum beschränkte sich auf das Hausgut.
Als Herzog Konrad von Kärnthen, Bruder Graf Heinrichs, 1012 starb,
wurde sein Sohn Konrad der Jüngere, der dem bestehenden Rechtsgebranch nach
seinem Vater in dem Herzogtum Kärnthen hätte folgen sollen (er war noch ein
Knabe), des väterlichen Lehens beraubt; deshalb musste ihm ein Teil der rhein-
f'ränkischen Güter, die sein Vetter Konrad (IT.) bis dahin innegehabt hatte, ange-
wiesen werden. Dies führte zu Streitigkeiten mit dem Kaiser (Heinrich II.) und
dem Bischof von Worms, 1014. Im Jahre 1017 zog Konrad, Heinrichs Sohn, (nach
Thietniar von Merseburg) gegen den Hei-zog Gozelo von Lothringen nnd in dem
Treffen, das Gozelo wider den (trafen Gerhard, Konrads mütterlichen Oheim, ge-
wann, wurde auf des Letzteren Seite Konrad (Kuno) verwundet. Hermann von
Reichenau erzählt zu 1037: Herzog Gozelo von Brabant besiegte in einer Fehl-
schicht den Grafen Gerhard, mütterlichen Oheim des nachmaligen Kaisers Konrad II. . •
Dieser Kampf fand jenseits des Rheines statt. Zwei Jahre später, 1019, führten
die beiden Vettern, Koiirad, Krieg gegen Herzog Adalbert von Kärnthen and be-
siegten ihn bei Ulm. Dies führte zu einem Bruch mit dem Kaiser ; aber 1022 nahm
Konrad wieder an dem Römerzuge Heinrichs II. teil und blieb mit ihm bis zu
dessen Tod, 13. Juli 1024, in gutem Einvernehmen. Nach einer Zwischenregierung
von 57 Tagen wurde Konrad, Heinrichs und der Adelheid Sohn, in Kamb zum
König gewählt, 8. Sept. 1024.
Konrad II. war eine stattliche Erscheinung „gloriosus in persona pulcher
sua sub Corona". Auf Siegelbildern trägt er einen starken bis auf die Brust herab-
wallenden Bart. Da sein Sohn Heinrich III. als nigro aspectu oder niger barba
nigritante, „der Schwarze", bezeichnet wird und andererseits wieder als Ebenbild
des Vaters gerühmt wird, so muss auch Konrad von dunkler Färbung gewesen sein.
Er war hochgewachsen und körperlich wohlgebildet, in Wissenschaften aber gänz-
lich ungebildet „per omnia literarum inscius atque idiota". Im Jahre 1016, im
Alter von 25 - 26 Jahren, hatte er Gisela, die schöne, hochstrebende und geistvolle
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Witwe Herzog Emsts von Schwaben und zwar gegen das kanonische Recht ge-
heiratet. Sie wurde am 21. September im Dome zu Köln gekrönt, während seine
Krönung zum deutschen König am 8. September in Mainz vorgenommen worden
war. Die Kaiserkrönung in Rom durch Papst Johann XIX fand am Osterfeste,
26. März 1027, in St. Peter in Rom statt. Konrad regierte 15 Jahre. Im Spät-
herbst 1038 kam der Kaiser durch Ostfrankeu ; vielleicht hat er dort seine Mutter
Adelheid gesehen, die wenigstens im August 1037 ganz sicher und wahrscheinlich
noch länger lebte. Pfingsten feierte der Kaiser in Utrecht, wo er 4. Juni 1039
starb. Seine Gemahlin Gisela und sein Sohn Heinrich waren bei ihm „imperatrici
et filio regi Heinrico post fida monita valedicens ex hac vita migravit". Der ein-
balsamierte Leichnam wurde über Köln, Mainz und Worms nach Speier gebracht,
unter dem Geleite der Witwe, des Sohnes und der Fürsten ; dort in der von Konrad
erbauten Domkirche wurde er beigesetzt. Die Mutter wird nicht erwähnt. Auf
ihn folgte sein einziger Sohn Heinrich, geb. 28. Oktober 1017, der seinen Namen
nach seinem väterlichen Grossvater , dem Gemahl der Adelheid , erhalten hatte.
Ei- war schon 1026 als König designiert worden, am 14. April 1028 wurde er
als solcher in Aachen gekrönt. So lange er konnte war er dem Sohne seiner
Grossmutter Adelheid stets wohlgeneigt und nahm auch die harten Massregeln , die
er gegen ihn treffen musste, bald wieder zurück, wie wir in der Lebensbeschreibung
Gebhards sehen werden.
Der zweite Gemahl der Gräfin Adelheid, Bischof Gebhard» Vater.
Dass die Gräfin Adelheid eine zweite Ehe eingegangen haben muss, und
dass aus dieser Ehe Bischof Gebhard stammte , ergiebt sich sowohl ans dem Zu-
sammenhang der geschichtlichen Daten, als auch aus der Angabe Hermanns von
Reichenau, welcher zu 1036 berichtet : „Gebelmrdus Counradi imperatoris ex matre
Adalheide frater". Aber auch ohne diese nicht anders zu deutende Phrase mUssten
schon die Besitzungen, über welche Adelheid und Gebhard urkundlich vertilgen,
dafür zeugeu; denn diese können weder von Adelheid selbst, noch von dem
Wormsischen Hause herrühren, sonst wären sie auch wieder dahin zurückgefallen. Es
ist wahr, von einem zweiten Gemahl der Adelheid spricht kein Annalist; daraus
können wir aber höchstens schliessen, dass der Mann im öffentlichen Leben wenig
Bedeutung hatte und auch keine Schenkungen an Klöster machte. Ohnedies ergiebt
sich aus der uns bekannten Geschichte Gebhards die hohe Wahrscheinlichkeit, dass
sein Vater schon damals gestorben war, als der Sohn in die Klosterschule nach
Würzburg kam, ca. 1020. Jedenfalls fiel Heirat und Tod dieses zweiten Gemahls,
als weiteste Grenze, in die 25 ersten Jahre des 11. Jahrhunderts. Auffallend er-
scheint es immerhin, dass dieser Herr in dem Stiftungsbriefe nicht namentlich und
ehrenvoll erwähnt ist, dass gar keine Erinnerung an ihn in dem Stifte geblieben
ist, was wir nur so erklären können, dass ihm Ohringen nicht gehörte, wie ja auch
aus dem Stiftungsbrief hervorgeht, dass in erster Linie Graf Hermann und die 2
anderen Grafen die „cognati" zu der villa und Kirche von Öhringen Beziehungen
hatten. Ganz vergessen ist dieser zweite Gemahl der Adelheid in dein Stiftungs-
briefe doch nicht. Denn die 4 Dörfer, welche Gebliard zu dem Stiftswidem schenkt,
„ex matris mee prediis et meis", ans seinem und seiner Mutter früherem Besitz,
verleiht er mit denselben Rechten, die seine Eltern darin hatten „sicut ego et
parentes mei liberam inde potestatem habuimus", wobei zu bemerken ist, dass
parentes und cognati hier unterschieden werden, diese Güter also notwendig von
seinem Vater herrühren müssen. Als Heimat des zweiten Gemahls der Adelheid
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ist die untere Kocher- und Brettachgegend anzusehen; manches weist auch nach
Weinsberg, wie wir sehen werden. Das Obleibuch des Stiftes, das, obwohl es sieh
auf alte Dokumente beruft, doch nur die Tradition des 15. Jahrhunderts wieder-
gibt, sagt in der Einleitung, dass 1037 unter Kaiser Konrad, der ursprünglich ein
Schwabenherzog gewesen sein soll, in dessen 12. Regierungsjahr und in dem 12.
seines schon in der Wiege zum römischen König gewählten Sohnes Heinrich, die
frühere Pfarrkirche von Öhringen von dem erlauchtesten Herren Grafen Hermann
und der durchlauchtigsten Frau Königin Adelheid mit ihren fromm ergebenen
Söhnen Gebhard, Bischof von Regensburg, und den Grafen Siegfried und Eberhard
zu einem Chorherrnstift eingerichtet worden ist, wozu noch die Angabe kommt,
Konrad sei der zwölfte dieses Namens und sein Sohn Heinrich III. der 10. Heinrich
gewesen. Diese Angaben des Obleibuchs, welche, wofern man nicht, wie H. Bauer,
zwei Grafen Hermann, den Vater und den cognatus, annehmen will, von dem Stif-
tungsbriefe selbst widerlegt werden, machte Hansselmann zur Grundlage seiner
genealogischen Arbeiten. Sein Stammbaum ist :
Otto, Herzog von Kärnthen,
nx. Judith,
Heinrich, Graf in Franken. Konrad, Herzog in Kärnthen.
1. Gemahl der Adelheid.
Kon r ad IT., Kaiser. Hermann, Graf,
| 2. Gemahl der Adelheid.
I I
Heinrich III., Kaiser. Gebhard, Siegfried, Eberhard
und Hildegard.
Hans Hohenlohe.
Diese Ableitung ist weder historisch beweisbar, noch überhaupt zulässig,
weil Adelheid nicht den Bruderssohn ihres verstorbenen ersten Gemahls heiraten
konnte und weil die Grafen Siegfried und Eberhard, wenn ihre Erbschaft an Adel-
heid und Gebhard fiel, keine. Kinder hinterlassen haben können.
Die neueren Forscher, Stalin, Fromm, H. Bauer, G. Bossert u. A., haben
den Vater Gebhaids, sowie die 3 Grafen des Stiftungsbriefes in verschiedene Fa-
milien unseres Teils von Ostfranken einzureihen gesucht. Die Zeitschrift für Wärt.
Franken enthalt 1850 einen Aufsatz von Fromm; sodann 1853 H. Bauer: die Gau-
grafen Ostfrankens ; 186*3 die Grafen von Öhringen und Weinsberg ; 18G7 die Grafen
von Laufen; 1809 die Grafen von Kalw und Löwenstein. Bossert in den württ.
Vierteljahrsheften 1882 hat die ältesten Herren von Weinsberg behandelt. Stalin,
Chr. Fried., hat in seiner wirt. Geschichte 1841 in Gebhard und seinen Verwandten
einen Zweig des Koniburg-Rotenburgischen Grafenhauses gefunden und auch P. Fr.
Stalin hat in der neuen (1882) Ausgabe des Stälin'schen trefflichen Werkes diese
Ansicht festgehalten. Dass Bischof Gebhard der Sippschaft der Grafen von Kom-
burg angehöre, dafür spreche der Umstand, dass Bischof Gebhard den Grafen Burk-
hard von Kumburg zum Stiftsvogt designiert habe, eine Zuwendung, die man vor-
zugsweise Verwandten zu gewähren pflegte und ausserdem der weitere, dass er
ihm die dimidia villa Halle verlieh, deren andere Hälfte dem Komburger Geschlecht
vielleicht schon vorher gehört habe. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass F amilien-
beziehungen in dieser Richtung stattfanden ; mit Bestimmtheit kann man aber nicht
darauf bestehen. H. Bauer hat die Grafen von Kalw anfänglich als nahe Ver-
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wandte Gebhards bezeichnet; mm scheint diese Verwandtschaft lediglich auf Ver-
schwägerung zu beruhen, sofern ein Graf von Kalw, wobl der Adalbert des Stif-
tungsbriefs von 1037, eine Gräfin von Egisheim zur Gemahlin hatte und zwar eine
Schwester Bruno'«, späteren Leo's IX. Einen Fingerzeig gibt die Verwandtschaft
Bischofs Gebhard von Regensburg mit dem Bischof gleichen Namens von Eichstädt,
späteren Papst Vittor II.; der Regensburger nennt ihn dem Kaiser gegenüber
Juniorem quendam coguatum". Die Gleichheit des Namens dieser 2 Vettern
weist auf einen gemeinsamen Ahnherrn hin; man kann dies von väterlicher oder
mütterlicher Seite versuchen. Von dem Eichstädter Gebhard ist fiberliefert, hic
patre Hartviggo, matre vero Beliza oriundns extitit et etiam legalem ut ipse im-
j>erator fatebatur prosapiam ex parte attigit Anon. Haser C. 42.
In Beziehung auf diese prosapia regalis des Eichstädter Bisehofs, von wel-
cher der Mönch von Herrieden spricht, macht G frörer VI, 685 folgende eigen-
tümliche Bemerkungen. Er fragt: Wer war dieser Gebhard? Antwort: Derselbe,
der unmittelbar nach Leos IX. Tod Petri Stuhl als kaiserlicher Papst unter dem
Namen Victor II. bestieg. Von Haus aus gehörte er dem schwäbischen Stamme
an, natioue Aleinannus, er heisst aber auch natione Noricus (s. oben nach An.
Haser, (\ 34, Pertz VII, 263). Seine geistliche Bildung scheint er in Regensburg
erhalten zu haben, weil der gleichnamige Bischof von Regensburg als sein mäch-
tiger Gönner erscheint. Die Erhebung des Schwaben zeigt, nach Gfrörer, einen
Systemwechsel in Besetzuug der Bistümer von seiten Heinrichs III. Heinrich wollte
keine von hochgeborenen Reichsfürsten empfohlenen Bischöfe mehr — ja, er wollte
überhaupt keine Söhne grosser Familien auf bischöfliche Stühle befördern, soudera
lieber Leute niederen Standes- Zwar- scheint dieser Vermutung das Zeugnis des
Mönchs von Herrieden zu widersprechen (s. oben), welcher behauptet, der Bischof
von Eichstädt habe einem Geschlechte angehört, das laut dem eigenen Eingeständ-
nis Heinrichs mit dem kaiserlichen verwandt gewesen sei. Allein der Mönch nimmt
diese seine Aussage selbst zurück; denn einmal giebt er zu, dass der Eichstädter
Bischof sich über das Vorgeben seiner hohen Sippschaft lustig machte, fürs zweite
weiss der Chronist nur den leeren Namen der Eltern Gebehards zu nennen , ohne
dass er es wagte, irgend einen Titel beizufügen. „Gebhard ist in Schwaben ge-
boren, sein Vater, der hiess Hartwig, seine Mutter aber trug den Namen Beliza."
Wahrlich, wäre Hartwig ein Graf oder auch nur ein Grafensohn, oder wäre Beliza
eine Grälin oder Grafentochter gewesen, so würde der Mönch nicht davon schwei-
gen, sondern in die Posaune stossen . . . Darum weil Heinrich III. es mit Ple-
bejern zu versuchen gedachte, hat er 1042 den Schwaben (Gebhard) und noclj, viele
andere aus den niederen Schichten der Gesellschaft Hervorgegangene, auf erledigte
Stühle befördert. So weif Gfrörer.
Dass Gfrörer hier wie überall stark übertreibt, ergiebt der Wortlaut der
Bemerkung Gebhards bezüglich der prosapia regalis: Quam tarnen arrogantiam ut
erat facetissimus suaviter ille declinabat dicens se quidem claris sat ortum paren-
tibus sed nequaquam ad haue dignitatem pertinentibus . . .
Wenn, wie zu vermuten ist, die Verwandtschaft der beiden Gebhard von
der väterlichen Seite des Regensburger herrührte, so konnte er mit Recht die pro-
sapia regalis bei Seite lassen, aber die clari sat parentes deuten doch gewiss auf
höheren Stand.
Wäre der Eichstädter mit dem Regensburger über das Haus Egisheim
verwandt gewesen, dann hätte er die prosapia regalis nicht abzuweisen nötig ge-
habt. Man wird daher nicht wohl beistimmen können, wenn H. Bauer, G. Bessert
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die Beliza, des Eichstädters Mutter, zu einer Schwester oder Nichte der Egisheiuierin
Adelheid machen wollen. Dagegen mag Bresslau I, 342, Recht haben, wenn er
der Ansicht ist, dass der Bischof von Eichstädt zu den väterlichen Verwandten
des Regensburgers gehörte, was der Beisatz zu der prosapia regalis, nämlich ex
parte, anzudeuten scheine. Der Vater Hartwig wird von Bruschius im 16. Jahrb.,
auch von Neueren, für einen Grafen von Kalw ausgegeben. Betinnann (Portz 171)
sagt", er sei „comes de Calw ad fluvium Nagold". Worauf diese Angabe beruht,
ist nicht gesagt; die Namen Hartwig und Beliza weisen nicht in das Kalwer Hans.
Dass Gebhard von Eichstädt ein geborner „comes de Tollnstain et Hirsperg" ge-
wesen sei, sagt eine Randbemerkung bei Gundechar lib. pontif. Dies könnte aber
(nach Bethmann) eine Verwechslung mit Bischof Gebhard II. von Eichstädt,
1125—49, sein, der ein Graf von Hirschberg war. Nach Riezler, Forschungen, VIII,
534, wäre es aber zulässig, dass Gebhard I und n der Familie der Grafen von
Cregling und Dollenstain, später Hirschberg, dem hervorragendsten Geschlecht des
Eichstädter Sprengeis, dessen Gebiet sich vom Nordgau bis ins Sualafeld nach
Schwaben hinein erstreckte, angehört hätten. Ohnedies seien die Namen Hartwig
und Gebhard in der Familie der Grafen von Hirschberg traditionell, was allerdings
von Bedeutung wäre.
Jedenfalls waren die beiden Gebhard verwandt und ihre Namensgleichheit
deutet auf einen gemeinsamen Ahnherrn, und zwar von Seiten de« Regensburgers
durch seinen Vater, von Seiten des Eichstädters kann die Verwand tschaft von
väterlicher oder mütterlicher Seite herrühren.
Wenn man mit H. Bauer , Bresslau u. A. annimmt, dass Bischof Gebhard
von Regensburg aus einer Familie von Ohrn- und Brettachgaugrafeu herstammt,
was die Bezeichnung der Stiftungsdörfer, als von seinen Eltern herrührend, wahr-
scheinlich macht, so kann man den Versuch machen, mit H. Bauer 3 Jahrhunderte
rückwärts den Faden der Abstammung anzuknüpfen, indem man auf den Suabule-
dus und seine Söhne Maoilach und Anto und deren Schwester Hiltisnoot zurück-
geht, welche im 8. Jahrhundert das Frauenkloster (Baum-) Erleubach, 5 U Meilen
von Öhringen, gründete. Die Urkunde (Württ. Urkundenbuch IV, Nachtrag, S. 318)
lautet: Ego Hiltisnoot deo sacrata ftlia Suabuledi quondam . . . monasterium quod
modo a novo aedificaviiiius . . in pago Brettachgovve . . similiter et in Cochengovve . .
Lorsch. 787, Junii 7, wobei beiläufig zu bemerken ist, dass beide Gaue gleich-
wertig neben eiuander stehen. Man kann aber auch die Angabe über die Reginlind
von Weinsberg, auf die zuerst J. Caspert (Zeitschr. für württ. Franken 1873) und nach
ihm ausführlicher G.Bossert (Württ.Vierteljahrsh. 1882 V, letzt, aus Bresslau) aufmerk-
sam gemacht haben, herbeiziehen. Diese Reginlind oder Regila von Weinsberg war
die Mutter des Bischofs Adalbero von Würzbnrg, 1045-85, und Gemahlin Graf
Arnolds von Lambach an der Traun. In der Lebensbeschreibung des Bischofs Adal-
bero von Würzburg steht (Gfrörer I, 421): Auf dem Schlosse Lambach an der
Traun . . hauste ein Graf Arnold , der mit der hochgeborenen Frau Regila aus
fränkischem Stamme mehrere Kinder zeugte, worunter Adalbero und Godfried und
eine Tochter (Mechtild). Auch die vita metrica Adalb. (ein späteres Produkt) sagt:
mater RegiUa potenti Francigenum fuit Weinsberg de gente creata. Wir er-
fahren über diese Reginlind, dass sie ihrem Gemahl dem Grafen Arnold (der 1035
hochbetagt war, Gfrörer I. 421), Güter in Franken in die Ehe brachte ; sie wurde
bei einer Güterscheukung Konrads II. an ihren Gemahl besonders berücksichtigt,
was Bresslau veranlasst, auch an besondere Familienbeziehungen der Reginlind zu
Kaiser Konrad II. zu denken, und wodurch Bossert gar zu dem Schlüsse kommt,
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der allbekannte Gemahl der Adelheid, Gebhards Vater, könnte uns demselben Hanse
(von Weinsberg), wie Reginlind selbst, stammen, ja sogar, er könnte der Bruder
dieser Reginlind und zwar der 1023 und 1027 vorkommende Heinrich von Laufen,
Bruder Poppos sein und die Herren von Weinsberg seien eiu Zweig der Grafen
von Laufen. Gfrörer erzählt (nach Pertz Xn, 133), durch Urkunde von 1056 habe
Adalbero das von Arnold von Lambach auf seinem Stammsitz errichtete Kloster
mit Gütern ausgestattet, unter anderem im Main'schen Franken mit deu Orten:
Geroldshofen und Ansbach, die wohl dem Würzburger Bischof von Seiten seiner
Mutter zugefallen waren, die ein späterer Zeuge aus dem grällichen Hause von
Weinsberg im heutigen Württemberg ableitet. Die beideu Stalin (Christ. Friedr.
in Württ Gesch. 1841 und Panl Friedr. in Gesch. Württ. 1882) erklären den mons
viui für Weinberg bei Lambach, lehnen somit obige Deutung ab.
Wenn die Reginlind von Weinsberg zur Auffindung von Gebhards Vater
nicht viel Hilfe bietet, weil sie selbst ihrer Abstammung nach problematisch ist
und noch mehr ilire angeblichen Angehörigen, so können wir doch nicht ausser
Acht lassen, dass Geschichte sowohl als Tradition auf die Gegend von Weinsberg
und auf den Ort selbst, als Wohnsitz der Eltern Gebhard's, weisen.
Einmal sind die dem Öliringer Stifte geschenkten Güter besonders zahlreich
in der Umgebung von Weinsberg: Ellnhofen, Weiler, Burcbards wisen,
Gran sehen, Schwabbach, Brezfeld genannt; auch muss der Bergkege), an
dessen Fusse Weinsberg liegt, schon in frühester Zeit zur Erbauung eiues Burg-
sitzes eingeladen haben, und ein Jahrhundert nach Gebhard ist ja Weinsberg eine
feste Burg, während andererseits in Öhringen und Umgegend eine günstige Localität
zu einer Burg so wenig als Nachrichten, Sagen oder Ruinen einer solchen sich finden.
Auch weiss die Stiftslegende nichts von einer Burg in Öhringen, wohl aber von
einer solchen in Weinsberg zu erzählen. Im Obleibuch heisst es: Wir finden also
von ire (Adelheid) daz si zu Wynsperg vif der bürge die ire waz mit dem Huse
gesezzen ist, biz si deu StifFte zu Orengew gebuwet hat vnd hat ain klein Huseliu
in dem Dorffe zu Orengew darin si ire wonynge hat. Nach dem Eingang sieht
es aus, wie wenn etwas Schriftliches dein Schreiber vor Augen gewesen wäre,
jedenfalls hat diese Tradition einen gewissen Wert, da sie sich auf etwas Locales
bezieht, wenn auch die historischen Kenntnisse der Chorherrn noch so nn vollständig
sein mögen.
Bischof Gebhard von Regensburg.
Wo Gebhard, der später Bischof von Regensbnrg wurde , geboren wurde,
wissen wir nicht; zn vermuten ist, dass es auf einem der Burgsitze zwischen Hall
und Heilbronn war in „der Ohrn- und Brettach" -Gegend, die teils zum Kocher-,
teils zum Neckargau gehört haben mag, wenn der Brettachgau nicht als für sich
bestehender Gau anzusehen ist. Hier waren seine Eltern, hier seine Verwandten,
von der väterlichen Seite her, begütert.
Als Knabe war er in die Würzburger Domschule gebracht worden, um sich
zu seinem späteren Eintritt m den Klerus vorzubereiten. Wir können, ohne be-
fürchten zu müssen, einen wesentlichen Irrtum zu begehen, annehmen, Gebhard sei
zwischen 1007 -10 geboren; so mag er denn in der Zeit von 1017—20 in die
Domschule gebracht worden sein. Von Würzburg war er noch im Knabenalter
entflohen, wohl deshalb, weil er keine Neigung zu geistlichen Werken fühlte, und
hatte sich zu ritterlichem Gewerbe hingewandt. (Pertz XI, 154. 19 a.) Vita Gode-
hardi prior . . „Gebehardus qui in puericia a monasterio Werzibnrgeusi profugit . . u
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Wir müsse» zur Erläuterung von Gebhard's Schicksalen mit der Synode von Frank-
furt, 1027, beginnen. Konig Konrad IL, der Halbbruder Gebhard's, hatte auf
Frühjahr 102G das Reichsheer zum Römerzuge aufgeboten, im März 1027 hatte er
die Krönung zum Kaiser erreicht und kehrte nach derselben über Regensburg,
Augsburg, Ulm, Basel nach Franken heim. Im September 1027 wohute er in Frank-
furt einer Reichsversammhmg bei, die, weil vorzugsweise geistliche Angelegenheiten
verhandelt wurden, als Nationaleonzil bezeichnet werden kann. (Bresslan.)
Die Verhandlungen begannen am 23. September in der Demikirche unter
dem Vorsitz des Kaisers, der an der West seHe des Chors auf erhöhtem Throne sass;
zu seinen Füssen sass der Herzog Adalbero von Kärnthen, der des Kaisers Schwert
trug; ihm gegenüber auf den Stufen des Hochaltars sass der Vorsitzende, der Erz-
bischof von Mainz, ihm zur Rechten und Linken nach dem Dienstalter die Suffragane
seines Erzsprengeis, Strassburg, Augsburg, Hamberg, Paderborn, Venleu, Würzbiug,
Hildesheim, Halberstadt, Worms. Zur Rechten des Kaisers sass der Erzbischof von
Köln mit seinen Sutl'raganen von Minden, Münster, Utrecht; zur Linken der Erz-
bischof von Magdeburg mit Zeitz, Merseburg, Brandenburg, Meissen; auf der Süd-
seite des Chors noch 4 Bischöfe, und diesen gegenüber die Äbte von Fulda, Hers-
feld, Lorsch u. a.
In der Mitte waren Sitze für die kaiserlichen Ka plane und Kleriker im
Gefolge, hinter diesen die anwesendeu Geistlichen. Mit dem Gesang von Psalmen
und Hymnen wurde begonnen, daran schloss sich die biblische Lection und die Vor-
lesung geeigneter Kapitel aus den päpstlichen Deeretalen, sodann nahm Aribo von
Mainz die Synode unter den Schirm seines Banners. Am ersten Tage kam vor
eine Reih« kirchlicher Disziplinarfälle von Personen höheren und niederen Standes,
danu die berufene Eheangelegenheit des Grafen Otto von llammerstein und seiner
treuen Gattin Irmingard, eine Sache, die man auf Wunsch des Kaisers fallen liess.
Jetzt kam die Angelegenheit seines Halbbruders Gebhard zur Sprache: inibi etiam
imperatoris f'rater nomine Gebehardus qui iu puericia a monasterio Werziburgensi
profugit tonsuram cum habitu clericali jam armiger juvenis sinodo cogente reeipit
Vita Godehardi prior (s. oben); ebenso sagen die Aunal. Hildenh. maj. Gebehardus
juvenis f'rater imperatoris ibidem aruia deponens cleiicaleni tonsuram invitus aeeipit.
Die Sache scheint so zu liegen: Gebhard war wohl in früher Kuabeuzeit,
sei es auf Wunsch seiner Mutter Adelheid, die eine kirchlich gesinnte Frau war,
wie ihre Öhringer Stiftung beweist, sei es auf Anregung seines Halbbruders Konrad
dein geistlichen Stande gewidmet worden. Im Voraus glauben wir daraus schliessen
zu dürfen, dass sein Vater, der doch wohl seinen einzigen Sohn und Erben hätte
in Schutz nehmen mögen und können, nicht mehr am Leben war. An und für sich
war das Vergehen, das Gebhard sich hatte zu Schulden kommen lassen, indem er
aus der Domschule davon lief, nicht so gross, dass man nötig gehabt hätte,
den Handel von einer Synode aburteilen zu lassen; indem der Kaiser mit seinem
Halbbruder auf diesem Wege verfuhr, wollte er offenbar der Sache eine gewisse
Feierlichkeit geben, seinen Ernst zeigen und doch zugleich die Urheberschaft for-
mell von sich abwälzen. Gebhard heisst „juvenis", daraus Iässt sich auf sein Alter
kein bestimmter Schluss ziehen; er scheint aber noch nicht in dem Alter gewesen
zu sein, wo er frei über sich hätte disponieren können. Nach Eichhorn „Deutsche
Staats- und Rechtsgeschichte , IL, G22," trat der Zeitpunkt, von dem an eine
Person die Fälligkeit erlangt hatte, ihr Vermögen unabhängig zu verwalten und
sich in allen Angelegenheiten selbst zu vertreten, eiu mit 21, nach Particularrecht
und überhaupt nach fränkischem Recht mit 18 Jahren; wir vermuten, Gebhard
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hatte diesen Zeitpunkt noch nicht erreicht. War der Vater Gebhard's damals
(1027) tot, so hatte sein Halbbruder Konrad, als ältester ebenbürtiger Seh wertmage,
die gesetzliche Vormundschaft; die Mutter hätte nichts für ihn thun können, auch
weun sie hätte wollen , weil sie selbst vor Gericht durch einen Vormund vertreten
werden mnsste. Der Kaiser hätte sogar, um seinen Willen durchzusetzen, im Fall
der Minderjährigkeit die Synode gar nicht gebraucht.
Ein kirchliches Disziplinarverfahren und vollends mit solcher Feierlichkeit
war, wie schon bemerkt, kaum zulässig gegenüber einer Person, die als Knabe der
Klosterschule entlaufen war. Ohne Zweifel hatte die Mutter den Knaben feierlich
und förmlich durch ein Gelübde der Kirche geweiht, und der Kaiser, der Einfluss
genug gehabt hätte, um seinen Halbbruder loszumachen, that das Gegenteil. Er
hatte seine Gründe. Eigennutz war es nicht; denn abgesehen davon, dass das
Streben nach Besitz nicht in dem Character des Kaisers lag, der selber Lehen
verschmähte als „vir egregiae libertatis qttippe qui nunquam se submiserat alieujus
servituti', so hätte er die Güter seines Halbbruders doch nicht bekommen. Folglich
handelte er aus anderen Motiven. Über seine Familienpolitik spricht sich Giese-
brecht Kaisergeschichte, II 288, folgendermassen ans: Dornenvoll war der Pfad,
den Konrad 11. einzuschlagen für nötig fand, um die königliche Gewalt gegen die
Ansprüche seiner eigenen Verwandten zu schützen. Schon unter den Ottoneu war
die Sitte gewesen, jüngere Söhne oder unäehte Sprossen des königlichen Hauses um
des Keichsinteresses willen dem geistlichen Stande zu widmen ; auch die kaiserlichen
Töchter mussten sich meist dem Klosterleben bequemen.
Auf demselben Wege schritt Heinrich II. mit noch grösserer (Vmsequenz
fort : Kr bestimmte nicht nur seine Schwestern, den Schleier zu nehmen, auch seinen
einzigen Bruder Bruno, sobald er sich gegen ihn erhob, zwang er, dem weltlichen
Leben zu entsagen.
Auch hierin folgte ihm Konrad IL, soweit sein Familieninteresse es zuliess.
Um den Thron seines Sohnes zu sichern, zwang er fast alle männlichen Sprossen
seines Geschlechtes, die Tonsur zu nehmen. Wir wissen, wie sein Halbbruder
Gebhard, sein Vetter Bruno das .Schwert mit dem Brevier vertauschen mussten,
ebenso mnsste ein später geborener Sohn des Herzogs Otto von Kärutheti, Wilhelm,
der einzige Oheim des Kaisers väterlicher Seite, Kleriker werden. Sie alle wurden
zu einträglichen Bistümern befördert, Wilhelm erhielt Strassburg 1029, Bruno Würz-
burg 10'My Gebhard llegensburg lOMi, aber einen geistlichen Wandel scheinen sie
niemals geführt zu haben, wenigstens blieb Gebhard immer die Neigung zu Wnffen-
lärm und weltlichen Händeln. Dennoch hatte der Kaiser soviel erreicht , dass bei
seinem Tode niemand aus seinem Hause ritterliche Waffen trug, als sein Nachfolger
und der kinderlose Konrad von Kärnthen.
In dieser Allgemeinheit möchte Giesebrechts Urteil nicht zu vertreten sein.
Der Hauptgrund, aus welchem die Sachsen und Salier zu Gunsten ihrer Verwand-
ten Bistümer austeilten, sie also schon vorher dem Klerus bestimmten, war der,
dass damals die Kaiser viel freiere Disposition über Bistümer hatten, als über
Herzogtümer und Grafschaften, und auch für einen zu weltlichen Gesinnungen hin-
neigenden Herrn bot ein Bistum Gelegenheit genug zur Entfaltung von Macht,
Luxus und Herrschsucht. So ineinte es wohl auch Konrad gut mit seinem Halb-
bruder, wenn er ihn in den Klerus drängte , um ihm nach 0 Jahren eines der an-
gesehensten Bistümer zu verschaffen , wobei er sich wahrscheinlich besser befaud,
als wenn er in der villa Öhringen oder Weinsberg über seine Hintersassen nach
Hofrecht regiert hätte.
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Dass der junge Gebhard vielleicht, auch gegen seinen Bruder meutert«,
soll ebensowenig vertreten als geleugnet werden. Man hat ihn mit dem Aufstand
Herzog Emsts und des jüngeren Konrad in Beziehung zu setzen gesucht. Der
Verlauf der bezüglichen Ereignisse ist folgender: Es mag Herzog Ernst II. von
Schwaben, dessen Mutter Gisela Konrad II. 1016 trotz des kirchlichen Widerspruchs
geheiratet hatte, durch die Eheverbindung seiner Mutter gekränkt und durch die
Politik seines Stiefvaters, betreffend Burgund, gereizt worden sein. Zuerst waren
es, 1024, die Lothringer, weltliche und geistliche Herrn, die Opposition machteu,
dann, 1025 an Ostern, brach das Zerwürfuis des Königs mit seinem Vetter, Herzog
Konrad von Worms, aus; im Sommer desselben Jahres bereiteten Herzog Emst,
mit ihm Graf Weif III., einen Aufstand vor. Um Weihnachten 1025 unterwarfen
sich die Lothringer , und im Februar 1026 wurde in Augsburg Herzog Ernst auf
inständige Bitten seiner Mutter Gisela und des kleinen Heinrich begnadigt; er
musste im Februar die Romfahrt mitmachen, bei der ein anderer Verwandter des
Kaisers, der Sohn des Grafen Hugo von Egisheim, Bruno, Kleriker von Tool, die
Mannen des Hochstifts führte. Herzog Ernst wurde in Gnaden zurückgeschickt,
um in seinem Herzogtum, wo Graf Weif die Ruhe störte und Augsburg, die Stadt
des abwesenden Bischofs, plünderte, die Ruhe und Ordnung wieder herzustellen, und
der Kaiser verlieh ihm sogar die Abtei Kempten. Herzog Ernst wurde trotzdem
ungetreu, er schloss sich an die Empörung Welfs an, fiel in das Elsass eiu und
zerstörte die Burgen Graf Hugos von Egisheim, der ein Verwandter und Anhänger
des Kaisers war. Der Kaiser kam, 1027, von seiner Krönung iu Rom nach Bayern,
wo er sogleich Vorkehrungen gegen die Empörung Graf Welfs traf; Ende Juni
war er in Regensburg, im Juli in Augsburg, iu der zweiten Hälfte dieses Monats
kam er nach Ulm, wo in einer Reichsversammlung das Urteil über Ernst von
Schwaben und seine Genossen gefällt werden sollte. Herzog Emst und Graf Weif
waren auf die Vorladung in Ulm erschienen, und Beide mussten sich dem Kaiser
auf Gnade und Ungnade ergeben. Dem Herzog Emst wurde sein Herzogtum Ale-
mannieu abgesprochen, er selbst kam in Verwahrsam. Weif und die anderen Ge-
nossen der Widerspenstigkeit, die sich in ihren Burgen zu wehren suchten, wurden
mit Gewalt unterworfen. Der Kaiser selbst ging im August nach Zürich, von da
über Basel rheinabwärts nach Worms, wo damals sein Vetter Konrad Verzeihung,
aber unter Opfern gefunden haben wird. Von dort ging der Kaiser zu der oben
geschilderten Synode nach Frankfurt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der mit
seiuer Familie überworfene, ohne Zweifel unstet herumschweifende Gebhard auf irgend
eine Art mit den Aufständischen in Berührung kam, wie denn Giesebrecht au
einen Zusammenhang des Schicksals des jungen Gebhard mit dem seines Verwand-
ten von Worms oder der anderen Aufständischen denkt. Allein, wenn es auch
naheliegend ist, den missvergnügteu Stiefbruder des Kaisers auf Seite der Rebellen
zu suchen, so lässt sich, wie Bresslau mit Recht sagt , ebeu nichts beweisen, und
notwendig erscheint die Annahme nicht, um Konrads Zustimmung zu dem gegen
seinen Bruder geübten Zwang zu erklären. Konrad sorgte vortrefflich für seine
Zukunft, ; denn das bedeutende Bistum Regensbnrg hatte er dem Kaiser allein, nicht
seinen Verdiensten innerhalb der Kirche, zu verdanken.
Wo man den wiedergewonnenen Kleriker unterbrachte, ist nicht genau zu
ermitteln; nach Wibel, Hohenl. Kirchengeschichte, ist Gebhard 1029 Kanomker in
Augsburg gewesen (ohne Nennung der Quelle); nach Riedt Cod. diplom. Episcop.
Ratisb. könnte er Kanonikus in Regensbnrg gewesen sein. Dort finden sich ohne
genaue Zeitangabe (1036 —60) Briefe: Epistolae religiosorum viiornm St. Eccl.
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Ratisb. missae ad Presbyterum Martinum thesaiirarium St. Ambrosii Mediolani
custodem pro officio Ambrosino obtincudo Dort heisst es: Gebehardus et
Paalus, Canouici Ratisb., Jtaliara peragravenmt ut Ambrosii operum reliquias
colligerent.
Aus der Regierungszeit Konrads II. erfahren wir mir, dass er seinem Halb-
bruder Gebhard 1036 das Bistum Regeusburg „eine der einhussreichsten Prälaturen
in Oberdeutschland" verschaffte. Als Gebhard IL, Bischof von Regensbnrg, starb,
wurde Gebhard III., der Bruder des Kaisers von der Mutter Adelheid her, als
Bischof eingesetzt, sagt Hermann von Reichenau zu 1036; Gebehardus episc. Ratisb.
obiit, succedit frater iinperatoris Ann. Altah. Arnold von St. Emmeran sagt von
ihm : Gebehardus frater imperatoris valde preminens et nobilitate generis vel fastigio
pontificalis honoris. Wahrend der Regierung Konrads II. erfahren wir nichts mehr
von ihm; er scheint ihn ebensowenig als seine Mutter in seine Nähe gezogen zu
haben. Dagegen leuchtet sein Stern hell iu der Regierungszeit seines Neffen,
Heinrichs III.
Am 8. November 1042 war Bischof Gebhard bei seinem Neffen, König
Heinrich III., als Iutervenient in Niwenburg (Neuburg a. d. Donau). In demselben
Jahre zeigt er sich als einfhissreichen Mann bei Hof, der seine Stellung auszunützen
wusste. Steindorff, Jahrb. des deutschen Reichs unter Heinrich III., I. 171, sagt:
Der König hörte vor allem auf den Rat seines Oheims, des Bischofs von Regens-
burg, und wenig fehlte, so würde er durch einen dringenden durch einen Appell
an ihre Verwandtschaft unterstützten Wunsch desselben den Regensburger Dom-
probst Konrad (nach dem Tode Bischofs Gezman) zum Bischof in Eichstädt einge-
setzt haben, hätte er nicht rechtzeitig in Erfahrung gebracht, dass Konrad der
Sohn eines Priesters sei. Als solcher war er dem König anstössig, so dass er trotz
der grossen Entrüstung seines Oheims sich entschieden weigerte, Konrad zum
Bischof von Eichstädt zu machen. Der Vorgang wird erzählt von dem Mönch von
Herrieden (Anonymus Haserensis), bei Pertz VII, und muss dort im Original nach-
gelesen werden, da er sehr hübsch erzählt ist, wovon einiges hier Platz finden
mag: Gebehardus episc. Ratisp. regis patruns postulare coepit ut sitae cognationis
gratia Chuonrado archipreprosito suo daretur (neinlich episcopatus Eichstetteiisis) . .
Der Kaiser gewähl te die Bitte, und der Archipresbyter war so sicher, dass er all-
seitig Gratulationen annahm. Allein der Kaiser nahm seiu Versprechen wieder
zurück, „quod ille presbyteri filius esset*. Dies wurmte dem Bischof von Regeus-
burg „patruus ejus in tan tum coepit indignari ut diceret, non propter praedictam
excusationem sed magis propter sui despectionem hoc sibi denegari . . . Darauf
suchte ihn der Kaiser, sein Neffe, zu beschwichtigen: ut sciatis nie nihil ergo vos
nisi quod bonnm est, moliri, Offerte mihi qnemcunque idoneum ex vestratibus hoc
tautum excepto . . . Auf dieses schlug der Regensburger Bischof den Vetter vor:
habeo hie mecum juniorem quendam cognatnm meum cui si praefatum episcopatum
dederitis, devotissimum me Semper in omnibus habebitis. Darauf erwiderte der
Kaiser : Facite illum ad nos venire . . Der junge Mann kam , und der Kaiser
raeinte: Valde minor est et ad hanc dignitatem vix idoneus satis . .
In einer Versammlung von Bischöfen fehlte es anfänglich nicht au ab-
ratenden Stimmen , bis Erzbischof Bardo von Mainz nachdrücklich für den Kandi-
daten eintrat: „Bardo tandem ad imperatorem ait: Domine bene potestis hanc
sibi dare potestatem quia aliquando sibi dabitis majorem. Mit dieser Prophezeiung
auf die spätere Papstwahl ist dieser artigen Mönchsgeschichte der Stempel aufge-
drückt . . So kam der Vetter zu seinem Bistum Eichstädt, und von da an bedurfte
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er keiner Protection mehr; er wusste sich selbst bis auf die höchste Stufe geist-
licher Macht zu schwingen. Denn er war, wie die Chronik von Monte Cassino
sagt: vir prudentissimus et rerum secularium peritisshnus et regis consiliarius.
Leo IX., der Egisheimer Vetter Gebhard'» (Bruno), starb 19. April 1054 und nach-
dem er gestorben war, versammelte sieh die römische Gemeinde und wählte Ge-
sandte an den Kaiser, um ihn zu bitten, so wie Knechte ihren Herrn bitten, die
römische Kirche mit einem neuen Papst zu versorgen. An der Spitze der Gesandt-
schaft stand Hildebrand (Gregor VII) und der Papst, den sie haben wollten, war
der Eichstädter Bischof Gebhard „nächst dem Kaiser der mächtigste, schlaueste,
reichste Mann im ganzen Lande", und Gebhard wurde Papst als Victor II. Doch
kehren wir zu unserem Gebhard zurück, und in das 4te Jahrzehnt des Ilten Jahr-
hunderts, in die Periode der Ungarischen Grenzkriege. „Seit Otto I. bis auf Hein-
rich IV., also über 100 Jahre, herrschte im Grenzgebiet gegen Ungarn entweder
offener Krieg, oder wenigstens ein dem Kriege ähnlicher Zustaud". König Heinrich
III. hatte, von 103!) 43, in mehreren Feldzügen gegen die Ungarn wenig ausgerichtet.
Im October 1043 war der König in Regensburg, wo am 1. Oct. sein Oheim Gebhard
Fürsprecher für eine Landschenkung bei dem König war. Am 5. Juli 1044 schlug
der König mit einem Heer von Böhmen und Baiern, mit denen Gebhard ins Feld
zog, den Ungarkönig Aha an der Raab und setzte Peter auf den Thron. Heinrich
selbst giug nach Regeusburg, wo er eine Siegesfeier hielt. 11. Mai 1045 war der
König, der einer Einladung König Peter's nach Ungarn folgte, wieder in Regens-
burg. Im September 1046 trat Heinrich III. seine Rom fahrt an; die beiden Geb-
hard begleiteten ihn, und nahmen auch an der Synode von Paris, 25. Oct., teil.
Bischof Suidger von Bamberg, der neue Papst Clemens II. , vollzog die Krönung
zum römischen Kaiser am 25. Dezember.
Im Mai 1047 war der Kaiser wieder in Augsburg, an Pfingsten in Speier,
wo er den Grafen Weif III. zum Herzog von Kärnthen erhob. 1048 war der
Kaiser in Regeusburg, wo die beiden Bischöfe Gebhard um ihu waren ; im November,
auf einer Reichsversammlung in Worms, wurde der Bischof Bruno von Toni zum
Papst bestimmt; 1049 kam der Kaiser nach Regeusburg, wo er am 2. Febr. das
Herzogtum Bayern an den Luxemburger Konrad verlieh; am 12. Februar wurde
Bruno in Rom als Papst Leo IX. inthronisiert.
1050 begannen von Bayern aus Bewegungen gegen Ungarn, ohne dass
die Initiative dazu von dem Kaisei ausgegangen wäre; an der Spitze der Bewe-
gung stand (Steindorff, Jahrb. d. deutschen Reichs, II, 109) Bischof Gebhard von
Regensburg. Einen stark weltlichen Zug, sagt Steindorff, zeigt sein Verhalten als
Bisehof. Mit seinem Neffen, dem Kaiser, auch durch häufigen persönlichen Verkehr,
eng verbunden, und im Reichsdienste vor anderen thätig, war er dauernd nur zu
befriedigen durch den Kinlluss, den er so gewann, und diese Autorität bei Hofe zu
behaupten, wo möglich zu steigern, war ein Streben, welches er unablässig und
leidenschaftlich verfolgte. Der König behandelte seinen Oheim mit grosser Schonung,
einer Entzweiung mit ihm ging er offenbar geflissentlich aus dem Wege und er
bewies, dass es ihm darum zu thun war, mit seinem Oheim in Frieden und Freund-
schaft zu leben. 1050, wohl in Regeusburg, verlieh er ihm die Abtei Kempten,
die Kaiser Konrad II. vor 20 Jahren seinem Stiefsohn Ernst verliehen hatte, ohne
diesen dadurch beschwichtigen zu können. Von jetzt an fand Gebhard auch aus-
reichenden Spielraum für seine Thatenlnst in Feindseligkeiten gegen König Andreas
von Ungarn. Noch im Winter 1049- 50 rückte er mit den Baiern über die Grenze
nach Ungarn und plünderte das Land aus. Jpsa hyeme cum episcopus Ratis-
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ponensis Gebehardus in Pannouiarum terminis moraretur cedentibns Vngariis fines
eorum ingrediens praedas inde abduxit. Herim. Aug. C'hron. Kaum war er aber
abgezogen, so brach ein starkes ungarisches Heer in die österreichische Neuniark
ein, sengend und brennend, und die Einwohner in die Gefangenschaft fortschleppend.
Wahrscheinlich zerstörten damals die Ungarn das wieder aufgebaute Hainburg
(Heinienburg).
Der Kaiser berief wegen dieser Vorfälle die bairischen Grossen an seinen
Hof nach Nürnberg (Mitte Juli). Man beschloss, Hainburg wieder herzustellen.
Mit. dem kriegerischen Vorgehen wurden Herzog Konrad, Markgraf Adalbert und
mehrere Bischöfe, namentlich Bischof Gebhard von Regensburg beauftragt. Mitte
September begann der Neubau von Hainburg. Aber auch die Ungarn kamen mit
einem gewaltigen Heere. Die Bayern wiesen den ersten Angriff, Sept. 22, und alle
anderen zurück und .jagten die Ungarn aus dem Lande. Gebehardus Rat. ep. cum
Connrado dnce Bajoariae . . Heimenburg reaedifieavit et magnam Ungariorum copiam . .
prosternunt . . et persequuntur . . cunctis Ungariorum agminibus divinitus immisso
terrore terga vertentibus . . (Herim. Aug.) 1051, im August, rückte der Kaiser
wieder gegen die Ungarn vor, und zwar in zwei Abteilungen. Die kleinere Ab-
teilung unl er Bischof Gebhard, Herzog Wef von Kärnthen und Herzog Bratislav
von Böhmen, zog im Norden der Donau ins Ungarland und erreichte ihren Zweck,
im nordwestlichen Ungarn Verheerungen anzurichten, ohne dass sie auf Widerstand
gestossen wäre. Das Hauptheer dagegen, unter dem Kaiser, das südlich von der
Donau marschieren sollte, musste durch Kärnthen, wegen Überschwemmungen, ziehen.
Die Feinde zogen sich zurück, Hessen aber eine Wüste hinter sich, und der Kaiser
musste, ohne den Feind in der Nähe getroffen zu haben, umkehren. Nun suchten
die Ungarn ihm den Rückzug abzuschneiden, und erst nach hartem Kampf kam
der Kaisei- wieder auf deutschen Boden , während das Nordheer schon früher zu-
rückgekehrt war. Der Feldzug war misslungen. König Andreas war zum Frieden
geneigt, traf auch mit dem Markgrafen Adalbert von Österreich ein Separatab-
kommen. Im November war Heinrich IIT. in Regensburg; im Mai 1052 in Strass-
fuirg , wo einer der beiden Gebhard bei ihm war. Im Juli war er wieder in
Regensburg, wo er Vorbereitungen zu einem neuen Feldzug traf. Ks galt der
Belagerung von Pressburg. Die Belagerung dauerte schon 2 Monate, als die Ein-
mischung des Papstes Leo IX. der Sache eine neue Wendung gab. Auf Andringen
des Papstes hob der Kaiser die Belagerung auf, während König Andreas die dem
Papste gemachten Zusicherungen nicht erfüllte. Der Feldzug war wieder resnltatlos.
Kaiser und Papst gingen mit einander nach Regensburg, wo sie Bisehof
Gebhard zur Seite hatten. Während nun für das Jahr 1053 ein neuer Feldzug
gegen Ungarn in Aussicht stand, entstanden in Bayern Unruhen infolge einer Ent-
zweiung des Herzogs Konrad von Bayern mit Bischof Gebhard von Regensburg: Dis-
cordia inter Gebehardum praesidem et Counradum Bajoariae dneem mota et agitata.
Herim. Aug. Chuono dux Bajoarius et praesul Radisponensis Gebehardus ea
tempestate (Weihnachten 1052) gravissiinas inter se inimicitias contraxere. Ann.
Altah. Der Grund war teils ein allgemeiner, teils ein spezieller. Das Volk klagte
über mangelhafte Rechtspflege und der Bischof darüber, dass der Herzog Parkstein,
eine bischöfliche Burg (Oberpfalz), überfallen und verbrannt habe. Der Kaiser lud
beide Parteien auf Ostern, 11. April, vor, und zwar nach Merseburg. Konrad,
Herzog von Bayern, und Bischof Gebhard erschienen beide. Die Fürsten fanden Kon-
rad dessen, was ihm der Bischof zur Last legte, schuldig und verurteilten ihn zur Ab-
setzung: cum imperator Mersiburch pascha celebraret, illuc evoeavit utrumque ad
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conloquium generale pariterque complures regni totius principes quorum judicio
(lux praeraemoratus ducatu est depositus. Ann. Altah. Konrad aber begab sich
nach Bayern, um den Kampf zu beginnen und sammelte Kriegsmänner . . intestina
molitus est conimovere bella . . quapropter brevi plures iniquitatis suae socios
adquisivit . . Hermann von Reichenau schildert die allgemeine Stimmung im
Reich als dem Kaiser sehr ungunstig: quo tempore regni tarn primores quam
inferiores contra imperatorem magis magisque mussitantes jara dudum eum ab in-
choatae justiciae, pacis, pietatLs, divini timoris via . . . paulatim ad quaestum et in-
curiam quaiidam deficere . . causabantur. Da Konrad offenen Aufruhr erhoben hatte,
auch durch Kärnthen zog, um mit den Ungarn in Verbindung zu treten, wurde er
nach Tribnr vorgeladen (1053) und, da er nicht erschien, wurde er in contumaciam
verurteilt und verlor seine Besitzungen in Kärnthen. Zugleich war sein Haupt-
feind, Bischof Gebhard, sehr thätig gegen ihn, und er war es, der den Gesandten
aus Ungarn, die wegen des Friedens nach Tribur kamen, dort Eingang verschaffte
und einen befriedigenden Ausgleich herbeiführte. Allein König Andreas, der mit
dem abgesetzten Herzog in Verbindung getreten war, verwarf die Abmachungen,
griff zu den Waffen, und Konrad rückte mit den Ungarn in Kärnthen ein und er-
oberte Hengstburg. Dagegen machte der Kaiser seinen unmündigen Sohn Heinrich
zum Herzog von Bayern; mit seiner Leitung wurde der staatskluge Bischof von
Eichstädt betraut, der denn auch mit Strenge die Ruhe in Bayern wiederherstellte.
Der Krieg mit den Ungarn dauerte fort. Im Jahre 1055 wurde ein Reichstag in
Regensburg gehalten, auf welchem Bischof Gebhard von Eichstädt (Papst Leo IX.
.war am 19. April 1054 in Rom gestorben) zum Papste designiert wurde. Conse-
criert wurde er in Rom am 13. April 1055. So hatte der Bischof Gebhard von
Regensburg zwei seiner Vetter, die dem Kaiser durch Verwandtschaft weit nicht
so nahe standen, wie er selbst, auf St. Petri Stuhl erheben sehen, und obwohl diese
beide, in Anbetracht der schwierigen und gefährlichen Lage, in der das Papsttum
und der Papst persönlich sich damals befanden, sich lange geweigert hatten, dem
Rufe zu folgen, so könnte es uns doch nicht wundem, wenn der Regensburger sich
von dein Kaiser zurückgesetzt gefühlt haben mochte. Doch war er mit Herzog
Weif von Bayern 1055 bei dem Kaiser «auf der Heerfahrt nach Italien.
Am 27. Mai 1055 treffen wir ihn als Intervenienten bei dem Kaiser in
Florenz, wo um die Plingstzeit eine Generalsynode von 120 Bischöfen abgehalten
wurde. Bald aber, noch im Laufe des Sommers, erbaten sich Gebhaid und Weif
vom Kaiser die Erlaubnis, nach Hause zurückzukehren, weil ihre Vasallen sich gegen
den Kaiser, ohne ihr Wissen, empört haben. Berth. Chr. Zwiefalt. erzählt: Gebe-
hardus Katisponensis episcopus et Welfus dux licentiam repatriandi ab Italia im-
petraverunt militesque eorum illis ut aiunt ignorantibus contra imperatorem con-
juraveruut. Nach Gfrörer VI, 7G2, wäre dem Chronisten der Ausdruck „Ulis ut
ajunt ignorantibus 44 nicht Ernst. Aus Achtung vor der Wahrheit gestehe der
Kleriker Berthold die Verschwörung ein. Aber da ihm dies doch etwas gewagt
scheine, nehme er das Gerücht in seine Darstellung auf, beide hätten nichts von
«lern gewusst, was ihre Vasallen im Schilde führen. Die Altaicher Jahrbücher er-
zählen : „Während der Kaiser in Italien verweilte, verschworen sich einige Fürsten
des Reichs, die dem Kaiser sehr nahe zu stehen schienen, nämlich sein Oheim
Gebhard, der Regensburgcr Bischof und Weif, der Herzog von Kärnthen,
und mehrere Andere im Geheimen mit den offenen Feiuden des Kaisers. Sie
versuchten dem gottseligen Kaiser das Leben und die Krone zu rauben und Chuono,
der zu den Ungarn geflohen war, an seine Stelle zu setzen und da, wie gesagt,
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die vertrautesten Genossen des Kaisers an dieser Verschwörung teilnahmen, so
hätte das Verbrechen vollendet werden können, wenn nicht Gott diesen Plan, wie
ein Spinngewebe, zerrissen hatte: denn gegen Gott hilft kein Dichten und Trachten".
Die göttlichen Fügungen, von denen der Mönch spricht, bestanden aber darin, dass
Weif im November totkrank wurde und, von Reue ergriffen, um die Verzeihung des
Kaisers zu erlangen, öffentlich ein umfassendes Geständnis ablegte. Er bedachte
den Kaiser in seinem letzten Willen reichlich und starb am 13. Novbr. auf seiner
Burg Bodman am Bodensee (in castro ßotamo) und wurde in St. Martin zu Altorf
bestattet. Nicht lange darauf, 15. Dezbr., starb (Annal. Altah.) Konrad, der ehe-
malige Herzog von Bayern, plötzlich in der Verbannung d. h. in Ungarn. Die
Chronik von Braunweiler (Fertz IX, 398) erzählt in nicht glaubwürdiger Weise,
Kaiser Heinrich hatte den abgesetzten Bayerherzog durch seinen Mnndkocb ver-
giften lassen, aber nachher dem Verräter seinen Lohn nicht bezahlt.
Diesen klerikalen Verleumdungen fügt Gförer noch eine weitere, ebenso
leichtfertige hinzu, wenn er sagt, „wahrscheinlich ging es Weif ebenso". Und doch
war der Kaiser, der dies angeblich veranstaltete, in Italien: am 11. Novbr. 1055
noch in Verona, am 20. Novbr. in Brixen, am lü. Dezbr., wie es scheint, auf der
Rückkehr von Regensburg, in Neuburg an der Donau. In Bayern war der Hoch-
venatsprozess gegen Bischof Gebhard und die bayerischen grossen Herrn, die
unter Anklage gestellt worden waren, eingeleitet worden. Einer derselben, Richwin,
wurde zum Tod verurteilt und seine Güter eingezogen. Bischof Gebhard leugnet«
die Mitschuld, er wurde aber überwiesen und zu Gefängnishaft verurteilt. Die
Berichte stimmen überein: Imperatore ab Italia leverso Gebehardus Ratisp. episc.
reus majestatis arguitur et in custodiam deputatur. Ann. Angust ad 1055. ; ferner :
Gebehardus Rat. ep. ab imperatore de c/mjuratione contra se facta victus priinum
in castro Ulfilingino «lein Stofola per aliquod tempus sub custodia tenetur. Berth.
Ann.; weiter: Et quoniam imperator de Italia jam fuerat reversus ad commeatum
evocatus episcopus. Cum ergo primum infitiaretur postremo manifest is signis est
victus custodiae mnncipatur. Chron. Wirzili.; sodann Gebehardus Rat. ep. magni
imperatoris Heinrici patrnus hostis occulte pessimus deprehensus victus atque custo-
diae mancipatus sed misericorditer tractatus exilio remittitur. Ann. Altah.; endlich
Prefatus Couno Gebehardum quondam ep. Ratisp. cujus mentio in qtiibusdam chro-
nicis agitur regno rebellantem captum ab Heinrico tertio imperatore sibi cominis-
sum apud Wulvelingin aliquamdiu in custodia habnit et postea regi reconciliatum
honorifice ad proprium remisit . . Berthold Zwif. Chron. Die Zeitgenossen stimmen
also über die Schuld Gebhards überein. Die neueren Schriftsteller fassen diese
Berichte je nach ihrer Tendenz auf. Schlosser — Kriegk (Bd. VI) sagt: Der Kaiser
behandelte den Erzbischof Gebhard von Regensburg, der sich verräterischer Um-
triebe schuldig gemacht hatte, wie einen Knecht, obwold derselbe als Bruder seines
Vaters sein nächster Anverwandter war. Giesebrecht sagt: Man erkennt nicht,
was diesen Bischof zu einem so abscheulichen Unternehmen trieb; besonders aber
scheint unbefriedigte Herrschsucht ihn getrieben zu haben , er hatte bis jetzt in
der Regierung Bayerns nichts gewonnen. Luden betrachtet Gebhard als geheimen
Pfleger der Verschwörung. Wir sind geneigt, aus dem Verlauf der Sache den
Schluss zu ziehen, dass von einer eigentlichen Mitschuld Gebhards an einem Plane
zur Ermordung des Kaisers nicht die Rede sein kann, denn gewiss hätte ihm sonst
Heinrich III. nicht so schnell verziehen; dass er aber durch sein Verhalten den
Machinationen seiner Feinde Spielraum gegeben hatte, soll nicht in Abrede ge-
zogen werden.
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Bischof Gebhard wurde in Wulfingen in Haft gesetzt. Diese Burg lag
in der Nähe von Winterthnr (die Ruine liegt am Tössthal), sie gehörte dem Grafen
von Achalm. Nach Gfrörer hätte der Kaiser seinen Oheim in Schwaben, nicht in
Bayern, verwahrt, offenbar weil in Bayern wilde Gäluung herrschte. Graf Kuno
von Achalm, dem Gebhard übergeben wurde, war ein Sohn Graf Rudolphs und der
Gräfin Adelheid von Wülflingen oder Mömpelgard. Von da wurde Gebhard nach
Stoffeln gebracht.
Darunter verstanden die meisten Historiker die Burg Hohenstoffeln im
Hegau. Allein diese Burg gehörte nie den Grafen von Achahn. Dagegen lag in
der Nähe der Achalm und vor Reutlingen eine Burg auf dem Stoffelberg bei
Gönningen. Um das Jahr 1100 treten freie Herren von Stoffeln auf, die das
Urach'sche Wappen führen (Riezler, Fürsten berg'sches Urkundenbuch). Nach der
Ansicht von J. Caspart (ungedruckt) soll die Burg Stofola nicht auf dem Stöffel-
berg zu suchen sein, sondern in der Altenburg zwischen Ohmenhausen und Bronn-
weiler, also ganz in der Nähe.
Begleiten wir den Kaiser nach diesem Strafakt gegen seinen Oheim. Von
Regensburg begab sich Heinrich III. über Ulm nach Zürich, wo er Weihnachten
(1055) feierte. Von da ging er über Strassburg und Mainz nach Koblenz , dann
nach Paderborn (Ostern, 7. April 1050); im Mai nach Goslar, dann nach Ivois zn
einer Zusammenkunft mit König Heini ich I. von Frankreich. Über Trier (30. Juni
1050) kehrte er nach Worms heim (3. Juli). Imperator vero Wangionem rediit,
quo etiam papa nuper Italia digressus occurrit nbi de statu regni plnrima disponit ;
Gebehardo episcopo antea jam custodia relaxato gratiam suam reddit, Chuononem
nepotem snum poenitentem pro rebellione snscepit et sie singulos domum redire.
perinisit. Ann. Altah.
In Goslar traf der Kaiser wieder mit dem Papste Victor II. zusammen
und feierte mit ihm das Fest von Maria-Geburt. Knde September erkrankte er in
Bin g Bodfeld im Harz, wohin er zur Jagd mit dem Papst gegangen war, und bald
war er hoffnungslos „medicis des|>erantibus ingraveseente infirmitate." Mit dem Papst
und allen ihn umgebenden Grossen ordnete er die Nachfolge seines Sohnes Heinrich :
Henricus impei ator . . ab omnibus quibus potuit veniam petens . . . cunetis qui con-
tra eum culpas damnabiles fecerunt relaxans . . filium suum Heinricum regem eon-
stituit. Chron. Wirzib. Weiter wird erzälilt: Praesentes erant quasi ad officium
tanti funeris ex industria vocati Romanns pontifex, Aquilejensis patriarcha, p a t r n d s
i in p e r a t o r i s R a t i s b. e p i s c o p u s, item innumerabilis tarn laici quam ecclesiastici
ordinis dignitates. Lamb. Hersfeld. Heinrich III. starb am 5. Oktober, cum . . .
in extremis suis ipsum apostolicum sibi utique benignissimum totque venerabiles
episcopos aliosque sacerdotes praesentes habuerit. Anon. Haser.
Seine letzte Ruhestätte fand er teils in Goslar, teils in Speier „jam in ex-
tremis (Heinricus) secum deliberavit qnia corde semper fnerit Goslarie ut viscera
sna inibi reconderentur, petiit, reli(nuim antem corpus locaretur Spire, cujus «»xtitit
fnndator. Annal. Palid. a. 1055.
Gebhard war also schon vorher begnadigt worden und als Bischof nach
Regensburg zurückgekehrt; er erlitt durch seine Verurteilung keinen bleibenden
Schaden, als dass er vermutlich einige Besitzungen, die er dem Kloster St. Kromeran
entrissen hatte, wieder herausgab. Dagegen hielt er an seinen Herrscheransprüchen
an die Abtei fest ; es fruchtete nichts, dass die Mönche Urkunden vorlegten, welche
ihre Rechte beweisen sollten, noch, dass der Kaiser das Kloster in die Reihe, der
Königsklöster aufnahm. Denn der Abschluss der Sache zog sich in die Länge und
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darüber starb Heinrich III., „inter tot benefieia novuiu qnoddam scehis addidimus,
credentes scilicet absque labore ali(|iio sublimia posse mereri sperantesque magis
iu humano quam in divino auxilio, repente spes nostra cecidit. Nam priusquam
illa .... consummarentur benefieia, a . . Civsarc, defnnctus est , tantaque episcopi
persecutio exinde super uos esse coepit, qualis nunquam antea f'uit. Üthloni üb. vis.
Dieser Mönch Othloh (Othlonins), an St. Emuierau in Regensburg, 1032 -G2, giebt
in seinem liber Visionum (Pertz Momun. Germ. XL, S. 383 etc.) dem Hasse, den
die Klostergeistlichkeit von RegensLurg gegen Bischof Gebhard II I. hegte, von dem
sie sich beeinträchtigt und verfolgt glaubte, einen sehr lebhaften Ausdruck. Die
Überschrift, der Visio XI ist: Visio eujusdam mendici de Heinrico tertio caesare
(et) Gebehardo episcopo Ratisponensi. Der Inhalt ist : Quidain mendicus in Ratis-
pona erat cottidie sedens vel in ecclesia vel ante portas S. Emmeram. Hic ante
pancos menses quam imperator Heinricus tet tins obiisset in visionc plura vidit. Der
Inhalt dieser Visionen ist gegen die Bedrücker der Kirche, namentlich gegen
Bischof Gebhard gerichtet : . . vidisse se dixit (der Bettler), arborein quandain molis
magnae quae ab imo usque ad summam frondium arefacta est per medium. Quac
cum videret, a suo inquisitus est conduetore, sciretne quem significaret. Hin autem
respondente : Nescio, Ista inquit arbor Gebehardum episcopum significat. Ille enim
sicut arbor haec jam diu ex parte aruit. Quia vero post pancos annos ad inte-
grum aresecre debet, securi divina abscissus morietur. Hujus itaque visionis veritatem
eitatns episcopus ejusdem et Caesaris ohitus probavit. Nam cum int er illud pasch a
et pentecosten (sc. anni), quo in subsequenti autumno Caesar tertio nonas Octobris
ol)iit, visio haec facta fuerit et deinde paulo post duobus annis episcopus super-
vixerit, vere provisns est utriusqne obitus. Man muss solchen Erzählungen ihr
Mönehslatein lassen, wenn man sie in der Bedeutung für ihre Zeit erkennen will.
Da auch Papst Victor II. plötzlich, 28. Juni 1057, zu Arez/o starb , sowie Bischof
Gebhard 10(50, so mag dieses Zusammentreffen zu allerlei Träumen und Ahnungen
Veranlassung gegeben haben.
Dass Bischof Gebhard ein durchaus weltlich gesinnter Mann war, ganz
verschieden von einem Leo IX. und andern seiner geistlichen Brüder, ist aus dem
Bisherigen wohl zu ersehen; dass er, erfüllt von Ehrgeiz, seinem Neffen, dem Kaiser,
mit weitgebenden Ansprüchen gegenüber trat, während er unter der Regierung
seines Halbbruders, Konrad IL, dessen unbeugsamen Ernst er kennen gelernt hatte,
sich geschmiegt hatte, kann nicht in Abrede gestellt werden. Dass er aber soweit
gegangen sei, als ihm nachgesagt wurde, dass er dem Kaiser nach dem Leben ge-
trachtet habe, ist nicht wohl glaublich. Er sowohl als Herzog Weif gehörten zu
den Unbefriedigten, die vielleicht böse Reden führten und infolge davon in eine
Klasse mit offenbaren Kebellen gestellt wurden ; aber man kann nicht glauben, dass
es beiden wirklich bitterer Ernst gewesen wäre, den Kaiser zu ermorden. Denn
Herzog Weif war im Herzen dem Kaiser wohlgesinnt, wie die Folge zeigt; er be-
kannte seine schlimmen Gedanken und bedachte aus Reue den Kaiser reichlich.
Und auch Gebhaid wäre wohl schwerlich so schnell begnadigt und wieder in die
Nähe des Kaisers gezogen worden, wenn er wirklich daran gedacht hätte, den
Kaiser ans der Welt zu schaffen. Dies ist kaum denkbar, und auch Heinrich III.
war nicht der Mann, der ein solches Verbrechen verziehen und vergessen hätte.
Nach dem Tode Heinrichs III. erfährt man von dem Regensburger Bischof
nichts mehr. Das Reich erbte der 5jährige Heinrich IV., aber die Staatsgewalt
und die Entscheidung der öffentlichen Angelegenheiten blieb in den Händen der
Kaiserin Agnes, sagt Lambert. Daneben war Erzbjschof Hanno von Köln als
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„tutor regiu et filii", als Reichsverweser und Vormünder, von Kaiser Heinrich IIL
bestellt worden. Die Kaiserin schenkte ihr Vertrauen in erster Linie dem Bischof
Heinrich von Augsburg. Die Weihnachten 1056 feierten der junge König Heinrich IV.
und der Papst Victor IL, der erst um die Fastenzeit 1057 die Rückreise nach
Italien antrat, in Regensburg, wo ein Reichstag gehalten wurde. Jedenfalls ist
aus dem Stillschweigen, das die Chronisten über den Regensburger Bischof Gebhard
beobachten, zu schliessen, dass seine Rolle bei Hofe ausgespielt war, dass es also
das persönliche Verhältnis zu Heinrich III. gewesen war, das seinen Einfluss
während dessen Regierungszeit begründet hatte. Gebhard starb im Jahr 1060:
Kai. April. Gebehardus episcopus Ratisbon. obiit (Gundachar). Über seine Grab-
stätte s. später.
Nach Gebhard (1060).
Wir wissen aus dem Stiftungsbrief sowohl, als aus dem Obleibuch des
Stiftes, welches die Besitzungen waren, die das Stift bei seiner Gründung erhalten
hatte. Es mögen später noch andere Güter (durch Belehnung von Regensburg)
hinzugekommen sein, nicht minder durch Schenkungen von Hohen und Niederen.
Der Hauptbestand ist doch auf die ursprüngliche Gebhard'sche Vergabung znrüek-
zuführeu. Über die weltlichen Herren der Gegend sind wir gegen 2 Jahrhunderte
im Dunkel. Aus den späteren Verhältnissen müssen wir aber schliessen, dass ein
beträchtlicher Teil des Besitzes und der Rechte Gebhards in jener Gegend der
Ohm und Brettach an das Hochstift. Regensburg kam; dies sind namentlich die
Bezirke, die Ohrngau und Ohrnwald genannt werden, d. h. das Flussthal der Ohm,
die Waldenbnrger Berge und die Hochebene gegen den Kocher, also das Gebiet
nordöstlich, östlich und südöstlich von Oehringen.
Über den Umfang giebt das Obleibuch einige Auskunft (s. oben): „Als nn
Waldenburg das Schlosse mit allen seinen Zugehörungen vnd der gantze Omwalde
mit allem das darinn gelegen ist nystz vssgenommen . . vff die durchluchtigen
edlen Frau wen kunygin Adelheiten vnd vff iren sun . . zu rechtem erbe vnd eygin
geerbet vnd gefallen waz . . . damit auch das dorffe Orengew vnd die Pfarrkirche
daselbst ire frey eygin waz . .* Das Hochstift verlieh seine Güter an Edle und
Unedle. Es sind aber nur Lehenbriefe aus späterer Zeit bekannt: Ein Regens-
burger Lehenbrief von 1391 besagt, dass Bischof Johannes verliehen habe an Herrn
Ulrich und Gotfried von Hohenlohe „für Söhne und Töchter die Veste und Stadt
genannt Waldenburg, Stadt und Veste Neuenstein, und die Stadt Öhringen, die von
unserem Gotteshause rechte Lehen sind". Dazu wird, 1411, noch angeführt „der
halbe Teil aller verschwiegenen Lehen auf dem Ohrnwald und dem Ohrngau . . auch
des Hochstifts Mannschaften zu verleihen*. Dieses Lehensverhältnis dauerte, so
lange es die Umstände erlaubten, fort. Der Ursprung desselben ist nicht sicher,
geht aber bis über die Mitte des 13ten Jahrhunderts hinauf.
Diese Regensburger Lehen grenzten an die Besitzungen des schon frühe
(Anfang 12. .Jahrhunderts) ausgestorbenen Hauses der Grafen von Komburg-Roten-
burg, deren Güter und Rechte an das Reich zurückfielen, was davon nicht an Kloster
Koniburg vergabt wurde. Darüber urkundet Kaiser Karl IV. 1347, indem er an
Kraft III. zu Nürnberg verlieh „alle die eygen gebäre (Bauern), die uns vnd daz
Reich angehorent, die sitzen vnd gesezzen sind auf dem Ornwalde vnd au dein
Kochen vnd mit namen alle die gebüre, die Eberhard von Rosenberg vogt zn Dürne
von des Reichs wegen inne gehabt."
Weniger befriedigend sind unsere Kenntnisse von den Besitzverhältnissen
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westlich von Öhringen gegen Weinsberg zu. Wenn Gebhard, abgesehen von den
grossen Vergabungen an das Stift Öhringen, in dieser Gegend Herrenrechte besass,
so fielen sie wenigstens nicht an Regensbutg.
Stellen wir zusammen, was wir von Herrschaften aus dem 11. und 12. Jahr-
hundert zwischen Hall und Heilbronn wissen , so waren es in der Haller Gegend
bis 1180 die Grafen von Komburg, welche die Grafschaft inne hatten. Nach dem
ersten Ohringer Stiftsvogt, Burkard, 1037, sind es neben einem Grafen Richard
nur noch 4 Brüder, Söhne Burkhards oder Richards: Burcbardus et frater ejus
Rnggerus et Heinricns com. de Rotenburg et Emehardus episcopns Wirziburgensis
(Stillin etc.). Graf Heinrich, mit dem, 1108, das Hans der Grafen von Komburg
erlosch, wird genannt : advocatus ecclesiarnm Herbipolensis, Combnrgensis, Orengovve.
Im Stifts-Obleibuch wird dieser com es Heinricus bezeichnet als „auetor i>raeben-
darnm nostrarum qui eonstituit 10 solid. Hall in Seiebach inferiori et 10 solidos de
martinalibus de bonis in Kubach. Dieser Graf, der Stiftsvogt, mnss in grossem
Ansehen bei den Stiftsherm gestanden sein, denn sein Jahrestag wurde am 11. Juli
im Anschluss an den Jahrestag Gebhards, 10. Jnli, gefeiert; also winde er als
zweiter Stifter angesehen.
Von Weinsberg hätten wir, wenn die Reginlind von Weinsberg auf unser
Weinsberg zurückzuführen wäre, Kunde aus derselben Zeit oder vielmehr aus früherer
als die ist, in welche die Stiftung des Öhringer Chorherrninstituts fällt. Die Regin-
lind von Weinsberg hatte (1024) mehrere Söhne, und wenn die „altissima muuitio
qune dicitur latine Möns Vini" hieher gehören würde, was Stiilin nicht zugiebt und
auch P. F. Stälin entschieden in Abrede zieht, so wäre auch der lateinische Name
Weinsberg schon gegeben. Nach der Oberamtsbeschreibung von Weinsberg käme
der Name 1130 zum erstenmale vor. Gesetzt , die Rechte Gebhards hätten sich
auch über Weinsberg erstreckt, so könnte man annehmen, dieser Teil seiner Be-
sitzungen wäre an die verschwägerten und befreundeten Grafen von Kalw gefallen
und man hätte die haeredes, von denen Gebhard im Stiftungsbrief spricht „si Ka-
nonica illa haeredum meoram juri perveniret* hier zu suchen, wo nicht, müsste man
vermuten, diese Besitzung sei als heimgefallenes Reichslehen an die Grafen von Kalw
gefallen. Wie dein sei, Graf Gotfried von Kalw (1075-1130) soll dem Gemahl seiner
Tochter Uta, Herzog Weif VI., Anrechte auf Weinsberg hinterlassen haben, während
König Konrad III. die Herrschaft für das Reich in Anspruch nahm und durch den
Kampf bei Weinsberg, 1140, auch gewann.
Hohenstaufenzeit.
Kaiser Heinrich V. hatte die durch das Aussterben der Grafen von Kom-
burg-Rotenbnrg heimgefallenen Reichslehen und Vogteien seinem Schwestersohn
Konrad von Staufen (als König Konrad III.) verliehen. Dazu gehört auch die
Grafschaft im Kochergau „comitatus Coggeugove quem ante nostram in regnum sub-
limationem nos ipsi habuimus" nrkundet Konrad III., sowie auch die Stiftsvogtei
Öhringen und die damit verbundenen Rechte, die der König ohne Zweifel durch
Vögte verwalten liess. Die Lehen im Ohrnwald waren an Ministerialen des Hoch-
stifts verliehen, namentlich die Herrn von Nenenstein und Berlicliingen, die belehnt
waren mit „den Bauernmannleheii auf dem Ohrnwald und an anderen Enden". In
Weinsberg finden wir als Reichsministerialen seit 11 06 die Engelhard und Konrad,
die auch in Öhringen nnd seiner Umgebung Rechte und Güter hatten. Wir wissen
aber nicht, wer mit der Vogtei selbst belehnt war, vielleicht die Burggrafen von
Nürnberg, wie man aus einer späteren Urkunde von 1272 Febr. 7 schliessen muss,
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wo es keisst: Leo epise. Ratisp. infeudat nobileni virnm burcravium de Nureuberch
de fendis que et ipse et progenitores sui a Ratisponensi . . ecclesia hactenus
tenuerunt. Sunt ista fcudn . . tres partes civitatis Orengavv . . Dies könnte sich
auf das Schultheis>enamt beziehen, woran später die Herren von Weinsberg noch
hatten.
In der Umgegend, gerade an einem Örle, der auch im Stiftungsbriefe ge-
nannt, ist, in Sindringen, 2 Stunden von Öhringen, am Kocher, waren 1140-50 die
Grafen von Kalw resp. von Löwenstein begütert: Adalbertus comes de Lewenstein
dedit (an Kloster Hirsau) sex litibas in Sindlingen et unnm molendinum . . Adal-
bertus eomcs lilius ejus dedit sex hubas in eodem loci) ((Jod. Hirsaug.). Her Calw-
Löwenstein'sehe Besitz von Sindrigen und andern Orten war dann im XI f. Jahr-
hundert in den Händen der Herren von Weinsberg.
Über die Beziehungen des Hochstifts Regensburg zum Stifte in seiner
Eigenschaft als Oberlehensherr der Gegend, gieht nachfolgende Urkunde Auskunft :
Anno inille-dmn centesimo L1III regnante rege Friderieo He.ynricus dei gratia
sancte Ratisponensis ecclesie minister humilis . . . Vdalrico decano Horengovensis
ecclesie ejusque fralribus . . 1154 also schrieb Bischof Heinrich von Regensbnrg
an Heran und Kapitel des Stifts Öhringen und versprach denselben, dass, wenn
ein Ministeriale des Hochstifts in kleinerer oder grossere)- Entfernung vom Stift
Öhringen sterben oder auf seine Regensburger Lehen resignieren würde, diese dem
Stift Öhringen zufallen sollten, sofern sie demselben contigua vel vicina vel ron-
provinrialia seien.
Eine zweite Urkunde von 1157 besagt : Anno MC'LVII bis praesentibus
prineipibus F. duce adhuc inerini ipso quoque adversario nostro Gerhardo . . und
zwar in Gegenwart von F. advoeatns nosfer in curia reguli tunc apnd Babenberc
habita in conspeetn F. imperatoris . . Gemeint ist Kaiser Friedrich I. und dux F.
ist Herzog Friederirh von Rotenburg; Gerhard ist Graf Gerhard von Rerehtheim
(im Gullachgau) und F. advoeatns noster gilt für Friederich von Bielrieth (1155— 9K).
Einige zinspflichtige Leute des Stiftes, Hedwig mit ihren Söhnen Walther, Herold,
Heinrich, und ihren Töchtern Hedwig, Hildegard, Walbnrg waren einst (vor mehr
als 1<H) Jahren) von der Gräfin Adelheid, der Mitstifterin , gefreit worden gegen
eine jährliche Abgabe von 3 Denaren oder ein Äquivalent an Wachs an das St.
Petersstift in Öhringen abzuliefern, in summa festivitate monasterii nostri, und 1
Denar an St. Pelri Kettenfeier. Die Familie und ihre Nachkommen waren weg-
gezogen, und Graf Gerhard machte nun diese Zinsleute und ihre Leistung dem
Stifte streitig; dagegen klagten die Chorherren, dass diese Leute ihnen abgewendet
worden seien „quos quid am diabolico instinetn teineraria invasione sibi vindieare
volentes nobis alienare temptaverunt . .* Na h Konrad Hl. (1137-52 König),
unter dem die ost fränkischen Besitzungen mit dem Reiche vereinigt gewesen waren,
kamen sie an seinen Sohn Friedlich von Rotenburg und Weinsberg, 1190; später
flel der Besitz wieder an die ältere Linie der Hohenstaufen und blieb es von da an
bis zum Untergang der Hohenstaufen, wie es scheint, mit dem Herzogtum Schwa-
ben vereinigt. Während dieser Zeit suchten die Hohenstaufen , die schon über
Wimpfen, Heilbronn, Weinsberg, Hall geboten, ihre Herrschaft «auch über
das dazwischen liegende bisehöflieh-Regensbnrgsche (»bringen auszudehnen. Am
22. Dezember 1213 hielt der römische König Friedrich IL einen Tag in Eger,
auf welchem unter anderem auch nachfolgendes vorgenommen wurde : Da die Regens,
burger Kirche 2 Orte als Eigentum besitzt (villas qnasdam proprias), Noerdelingen
und Orengew, die dem Reiche wohl anstehen würden, „usibus imperii commodas' 4
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•.•«V>:
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und »hi »lein Reich hinwiederum 2 Klöster in Regensbnrg zugehören, neinlich Ober-
ilm! Niedermtinster , so wird nutet- Berücksichtigung von allerlei Verhältnissen,
namentlich aber „considcrato praeripue eommodo imperii", nach Anhörung der
Fürsten und der Kanzlei „curie nostre" ein Vertragsentwurf mit Bischof Konrad
vou Regensburg vorgelegt. Der Bischof soll und will „civitutein Nierdeliiigen et
vülam Orngov cum praepositma ejusdem loci (Stiftspropsfei) et advoeatia utrius-
que (Stifts- und Stadtvogtei) cum omni jure proprietatis* dein Reich ahtreten un I
soll dafür die Nonnenklöster Ober- und Niedermlinster erhalten. Dazu geben die
Fürsten ihre Einwilligung: consensus ducis Zaeringensis ad concambium inferioris
et superioris monasterii pro villis Noerdling et Orngau. Auch Herzog Leopold von
Ostreich war Zeuge (Kindt Cod. dipl. epise. Ratisb.). Aus dem Tauschgeschäft
wurde aber nichts. Am 1"). Mai 12 IG in curia solempni Herhipoli erschienen per-
sönlich die Äbtissin Tvta von Niedermiinster und der l'roeurator der Äbtissin von
Obermfinster und klagten vor dem König, den Fürsten und Baronen über schwere
Benachteiligung und behaupteten, der Tausch sei nngiltig , weil kein principatus
ohne Einwilligung des princeps und seiner Ministerialen veräussert werden dürfe.
Dies wurde auch für die Zukunft per seutentiam principum et Mibsecuti<tnem tarn
nobilium quam baronum . . . anerkannt mit den Worten „quod non liceat ulli
Romanorum legi . . principatmu aliquem a regno nlienare. So blieb Öhringen,
statt Reichsstadt zu werden, bischöflich regensburgische Landstadt.
♦
Auftreten des Hauses Hohenlohe.
Das Haus Hohenlohe hat seinen Namen von einer Hing und Dorf, 2 Stunden
von Udenheim in Bayern (Franken), in der Nähe von salischem, damals (im 12. .laln h.)
hoheiistaufischem Besitz. Die Glieder des Hauses waren freie edle Herreu. Als
Ahnherr ist Heinrich (seit. 115(5) nachgewiesen, der sich früher vo i Weikershehi,
dann von Hohenlohe schreibt. Mm findet ein Mitgliel des Haxses, Albert, im
Kreuzzuge Kaiser Friedrichs I.; Heinrich II., sein Bruder, der Stammvater, zwischen
1209— 12H), hatte 5 Söhne, von denen 3 in den Deutschordell traten, während zwei
davon, Gotfried und Konrad, als treue Anhänger der Hohenstaufen und der
weltlichen Macht gegenüber päpstlicher Herrschsucht, einen berühmten Namen er-
worben haben. Gotfried von Hohenlohe und Konrad von Brauueck, Grafen der
Romagna und letzterer auch Graf von Molise, sind in der Zeit Friedrichs IL, in
jener Zeit des Verrats uud Abfalls, leuchtende Vorbilder ghibelliuischer Treue.
Damm rühmte auch Konrad IV. Gotfried vou Hohenloh als „dilectus familiarh
«•t fidelis", der ihm von den Kuabenjahren an als väterlicher Freund zur Seite ge-
standen sei „tanquam alumpnus persone mcstre a teneris aunis atfuit. et Semper aderil".
In der für Konrad IV. so unheilvollen Schlacht bei Frankfurt am 5. Aug. 12 Ki halte
Gotfried von Hohenlohe seine Mannschaft und viele Habe verloren. Über die Ent-
schädigung, die er dafür erhielt , sowie über seine frühere Entschädigung für die
von König Heinrich gegen ihn ausgeübten Rächende, geben die Urkunden genügend
Aufschhiss ; dagegen schweigen sie über Gotfrieds Erwerbung von Öhringen, Wahlen-
burg etc., kurz des ganzen bischöflich Regensburg'sche.i Ldienskomplexes, die gegen
12V) stattgehabt haben muss. 1252 Kai. Maj. Datum et actum apud Langenbere
stellte Gotfried einen Lehensbrief a ls Über die cm in St/etelu'iof prope Nnensteio,
welche Agnes und Arnold von Thierberg mit GotfrieJi als des Lehensherrn Cou-
sens an das Kloster Gnadenthal geschenkt hatten. Von 1253, mense Martii, datiert
die wichtige deutsche Urkunde, nach welcher Gotfried von Hohenlohe mit Engel-
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hard und Konrad von Weinsberg unter Mitwirkung von 11 von beiden Teilen er-
nannten ritterlicben Schiedsleuten über die beiderseitigen Rechte in Öhringen einen
Vertrag abgeschlossen hat. Die Vogt«i über Stadt und Stift gehört Gotfried von
Hohenlohe, das Schultheissenamt gehört halb Gotfried-, die andere Hälfte den Ge-
brüdern von Weinsberg (schon 1230 am 5). Junii urkundet Conrad von Weinsberg
in Öhringen [Württ. Urkb.]|. Es ist auffallend, doch wohl aber nur ein Zufall,
dass Über die erste Verleihung des Regensbnrger Stiftslehens keine Urkunde vor-
liegt. Über die Zeit und die Veranlassung der Verleihung mag eine Hypothese
statthaft sein: Es war an Weihnachten 1250, und Gotfried von Hohenlohe war mit
anderen Fürsten und Herrn bei König Konrad IV. in Regensburg, als Bischof
<i;_-*~~. ^"tA.lbert von Regensburg im Einverständnis mit einigen Mönchen von St. Emmeran
jj^oi^l einen Mordanschlag auf das Leben des Königs machte. Dieser Anschlag wurde
^r^v-^zwar durch die aufopfernde Treue des Ritters Friedrich von Evensheim vereitelt ,
H~* doch mögen der Bischof und das Kapitel dadurch in eine Zwangslage versetzt wor-
den sein, der Gotfried von Hohenlohe seine Einsetzung in das Regensbnrger Leheu
zu verdanken gehabt haben wird.
Man mag dabei sich erinnern, dass schon früher der Versuch gemacht worden
war , die Regensburger Lehenschaften um Öhringen dein Reiche zu gewinnen.
Wenn Gotfried selbst 1253 nur die Vogtei über Stadt und Stift, das halbe Schult-
heissenamt, die Münze und die Juden als sein Recht declariert, so finden wir
nicht lange nach seinem Tod seinen zweiten Sohn Kraft I. im Besitz der Vestcn
Waldenburg, Nenenstein u. A., so wie im Besitz der sämtlichen Rechte in Öhringen,
aber, wie es scheint, die letzteren nicht ohne Widerspruch Regensburgs.
Stadt und Stift blieben unverkürzt unter Hohenlohischer Herrschaft bis zum
Anfang des HHen Jahrhunderts.
Eine Burg war, soweit man aus dem Mangel au Urkunden und von Ruinen
schliessen kann, nie, weder in der Stadt noch in deren Umgebung. Der Vogt kam
laut Weisthum von 1253 jährlich 3mal mit 32 Rittern zum Vogteigericht „Wil der
Voit herbergen in der Stat, so sol er tun an welchen Enden er wil oti der stat
schaden". Die Stadt, die erst im spätesten 17. Jahrhundert Residenz wurde, war
befestigt; 1328 urkundet Kraft II. „durch alle unsere Vesten, zu Waldenburg ,
zu Oreugaw, zu Jngelvingen, zu Forchtenberg, zu Sindringen". Es
waren natürlich herrschaftliche Gebäude in der Stadt, aber keine Burg als ständiger
Wohnsitz. In dem Vergleich von 1455 zwischen Graf Kraft IV. und Graf Albrecht
werden aufgeführt: das Steinhaus, das neue Zwerchhaus zwischen den Steinkeme-
uaten und dem alten Haus, die Hofstatt dazwischen, das Althaus bis zum Thürnlein
Brunnen, Keller, die neue Steinkemenaten und die Kapelle darinn (Wibel III, 74).
Ebenso 14G6: Acta sunt haec in Opido Orcngevv et ibidem in domo comitatus
dictorum sc. Domini Craftouis et domini Alberti, doininorum de Hohennloe in com-
modo superiori circa Stubellam superiorem. 1488 wird dasselbe Gebäude ein Schloss
genannt. Das jetzige Oberamtsgebäude ist ein Rest desselben. Bei Teilungen,
wie z. B. bei der obigen von 1455, blieben die Stadt und ihre Marknng samt den
damit verbundenen Rechten gemeinsam. Da es herkömmlich war, dass von meh-
reren Söhnen eines Vaters nur 2 regieren sollten, gab es öfters eine Doppelregie-
rung; z. B. 1476 bei der Teilung zwischen Krafts V. Söhnen, Kraft VI. und Got-
fried, bekam der erstere die Hälfte der Stadt, während der Oheim Albrecht II.
die andere Hälfte schon besass. Von Krafts VI. Söhnen Hessen Albrecht HI. und
Georg I. bei der Teilung der Grafschaft die Stadt Öhringen geraeinsam mit dem
Statut, dass alle wichtigen Urkunden im gemeinsamen Hausarchiv in der Stifts-
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kirche niedergelegt werden sollen. Albrecht starb unverheiratet (Aug. 10., 1551)
und von Georgs II. Söhnen wurde beschlossen, Öhringen, Archiv, Kellerei, Obrig-
keit sollen gemeinschaftlich bleiben. Während des dreissigjührigen Kriegs war
Öhringen geineinsame Stadt für G Herren, 3 von der Neuensteiner und 3 von der
Waldeuburger Hauptlinie, und als einer von den ersteren, Graf Georg Friedlich,
in die kaiserliche. Acht gefallen war und seine Grafschaft Weikersheini dem Deutsch-
meister, wenigstens in Exspectanz verliehen wurde, machte dieser auch Ansprüche
auf das Öhringer Sechstel Georg Friedrichs. Dabei war aber auch der Bischof
von Rcgeusburg als Oberlehensherr beteiligt. Die Grafen gaben dem Magistrat
von Öhringen auf, er solle, wenn die Huldigung von dem Deutschmeister verlangt
werde, den dagegen vorliegenden Protest des Bischofs von Regensburg vorzeigen.
Der Deutschmeister erklärte 1()H7, daran kehre er sich nicht, und die Stadt müsse
ihm am 30. Mai 1637 huldigen. Da die. Stadt sich weigerte, erschien ein kaiser-
liches Mandat und am 30. Sept. erschienen die deutschordenschen Kommissäre, um
die Huldigung entgegenzunehmen. Wiederum berief sich der Magistrat darauf,
dass er ohne des Bischofs vou Regeusbnrg und der Grafen von Hohenlohe Befehl
nichts thun könne, und die Huldigung unterblieb.
Im sog. Fürther Recess 1671 trat Langenburg an Neuenstein ab seinen
Mitanteil ( 5 .'u der Hälfte der Stadt Öhringen und der Güter und Rechte daselbst).
Im Jahre 1677 erhielt Johann Friedrich I. zu seinem Landesanteil die
halbe Stadt Öhringen (während die andere Hälfte der Linie Waldenburg gehörte)
mit dem Schloss, das 1610—16 als Wittumshaus gebaut worden war, und das nun
Johann Friedrich I. zur Residenz bestimmte, was es vou da an geblieben ist. Hier
residierte auch Johann Friedrich IL Dessen Sohn und Nachfolger, Ludwig Friedrich
Karl, der das Sommerpalais in der Vorstadt bewohnte, wo er auch starb , erwarb
durch Kaufvertrag vom 12. Junii 1782 die bisher in der Gemeinschaft mit der
Waldenburg'schen Hauptlinie besesseue Stadt Öhringen von den zur Hälfte betei-
ligten Häusern Bartenstein und Schillingsfürst für sich uud seine Krben. Die Ge-
meinschaft des Besitzes mit doppelter Verwaltung, unter 2 Herren beider Linien
Jahr lür Jahr wechselnd, durch besonders bestellte Administrationsräte geführt,
hatte Misstände, Streitigkeiten, Prozesse verursacht. Zum Verkauf musste die Zu-
stimmung sämtlicher Agnaten und die Genehmigung des Hochstifts Regensburg,
von welchem Öhringen ein Lehen war, gegeben werden. Das bisherige Walden-
burg'sche Regierungsgebäude, das sog. Steinhaus , »sowie alle Rechte an dem Stift
und Hospital kamen nun an die Linie Hohenlohe -Neuenstein gegen einen Kauf-
schilling von 235 000 fl., von denen Schillingsfürst 75000, Bartenstein 160000 tl.
erhielten. Damit gingen auch alle Rechte an dem Stift und Hospital au das Haus
Öhringen - Neuenstein über, unter Vorbehalt von Stifts-Stipendien und Hospital-
pfrüuden seitens der Verkäufer.
Durch den Tod des letzten Fürsten von Hohenlohe -Neuenstein -Öhringen
27. Juli 1805 kam die Stadt und das Fürstentum an den Fürsten Friedrich Ludwig
vou Hohenlohe - Ingelfiugen ; durch die Rheinbundsakt e aber vom 12. Jnlii 1806
wurde die Mediatisierung zu Gunsten Württembergs proklamiert und durch Dekret
des Königs von Württemberg vom 10. August wurde den Fürsten von Hohenlohe
notifiziert, dass das Land mit Ausnahme von Kirchberg und Schillingsfürst mit
voller Souveränetät an Württemberg gefallen sei, und am 13. September 1806 be-
rief der französische Brigadegeneral Lecamns die Abgeordneten der hohenloh.
Linien zur Übergabe und Übernahme der Souveränetät nach Öhringen. Dieser
Akt ging unbehindert vor sich.
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Das Stift iu Öhringen wurde IHK) von Württemberg incameriert und ist
es bis uuf heutigen Tag.
Chorherrnstift. Organisation.
Das Öhringer Stift war Eigentum des St. Petersstiftes in Regensbug, d. h.
dem Bischof von Regensburg wurde die Stiftung Übergeben, um sie zu schirmen
und zu erhalten und dafür zu sorgen, dass die Einkünfte des Stiftes zu den Zwecken
der Stiftung verwendet werden. Ausser der Investitur des von dem Kapitel zu
erwählenden Propstes werden ihm aber keinerlei Befugnisse eingeräumt „excepto
qnod praepositum a saniere parte ipsius eongregationis electmn ei investire lieeat*
sagt der Stiftungsbrief. Der pars sanier ist = pars major. Das Investiturrecht des
Bischofs von Regensburg wird nach 1 154 nicht mehr errwähnt ; in dem genannten
Jahre nennt Bischof Heinrich von Kegensburg den Propst von Öhringen seinen
„fidelis", wodurch das Lehensverhältnis bezeichnet wird. Wenn der Theorie nach
die Wahl des Propstes durch die Majorität des Konvents erfolgen sollte, so war
dies in der Praxis kaum der Fall; wenigstens ist 1307 von Verpflichtungen die
Rede, die der Propst bei seiner Amtsbcwerbung übernommen haben könnte „sive
per eiert ionein sive per provisionein sive quovis alio modo ipsani preposituram
fuerit adeptus", ohne dass des Investiturrechts des Bischofs von Regensburg Er-
wähnung geschieht.
Dem Namen nach sind von 1154—1517 IG Pröpste bekannt; ihre Namen
finden sich bei Wibel, Stälin, auch in der Zeitschrift für Württ. Frauken und an
andern Orten. Es sind folgende in ihrer chronologischen Ordnung; wobei zu bemerken
ist, dass von 1037 — 1154 kein Name genannt wird und auch in der späteren Zeit
Lücken vorkommen.
Gotefridns 1154. Fridericns de Prucke 1207. 1213. Albertus 1240.
4H. — Fridericus de Truhendt'ngeii 1274. 78. Andreas de Gundelfingen 1290. 1299.
Reitzo 1303. 1307. Conradus de Nidecke 1315. Friederieus de Schrozberg 1330.
Rudolfus de Weitheim 1338. Godfridus de Nidecke 1349. — Johannes Hofwart
1390. Albertus de Hohenlohe 1408 (Graf Albrecht I. von Hohenlohe, der später
Dispens erhielt). Georgias de I^oewenstein 141 (i. Friederieus de Redwitz
146(i. 1509. Domiuicus de la Porta. Ludwig von Hohenlohe 1515. Andreas Bühl
1515-17.
Der vorletzte in dieser Reihe, Graf Ludwig von Hohenlohe, Sohn Kraft's VI.,
geb. 148(i f 1530, Domherr iu Mainz, Speier, Strassburg, behauptete, dass ihm die
Stelle vermöge des Patronntsrechts seines Hauses gebühre. Ein Teil des t'apitels
trat für ihn ein und er stellte die Chorherrn Heinrich HotVinann und Job Eiseiihut
zu seinen Procuratoren auf, ergriff Besitz und appellierte gegenüber von Andreas
Bühl an Papst Leo X. (Bühl hatte seit 1515 die Propstei im Besitz. Später
verzichtete er.)
Es sind Lücken in diesem Verzeichnis, die sich zum Teil so erklären lassen,
dass man die Propstei, so lange es anging, unbesetzt Hess, wohl deshalb, weil die
Nutzniessung der Propsteigüter dann an die Kirche fiel. In dem Anniversarienbiu h
kommen die Pröpste höchst selten als Stifter vor: der Propst mussto nämlich schon
vor seinem Amtsantritt für seinen eventuellen Jahrestag 30 Pfund Heller erlegen
oder auf das erste Jahres-Einkommen verzichten. Der Betrag sollte zu Erwer-
bungen verwendet werden, deren Einkünfte allen Chorhcrrn zu Gute kamen und
je an dem Jahrestag des betr. Propstes ausgeteilt wurden.
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Mit Fridericus de Redwiz (iml.) haben die Pröpste über 100 Jahre lang
ihre Residenz ausserhalb Öhringens gehabt, wie die Rulle des Papstes Julius II.
vou 1509 konstatiert „ex eo quod dilectus filius Fredericus de Redwiz modernus
dictae ecclesiae praepositus quam alii qui ante eum immcdiate ipsius ecclesiae prae-
positi fuerunt per centum annus et supra jam effluxos in ecclesia praedicta perso-
nalem suam residentiam nun fecerunt . In dein Jurament nach 150!) muss der
Propst geloben, dem Dekan und Kapitel die Administration des Stiftes vollständig
zu Überlassen . . juro et promitto quud duminos decanum et capitulum in cnra, re-
gimine, administratiune et defensione dictae ecclesiae non impediam. Der Propst
sollte sich somit aller Einwirkungen auf die inneren Angelegenheiten des Stiftes
enthalten. Damit erklärt sich die Rulle des Papstes Julius II. vom VII. Kai. Jul.
MDIX einverstanden „quod cnra regime» administratio non ad ipsum praepositnm
innnediate sed ad decanum et capitulum spectarent", während anerkannt wird, dass
ex illius praepositurae fundacione die „cnra regimen administratio et defeusio bonorum
et jurium ecclesiae in temporalibus" Aufgabe des Propstes war.
Das jurameutum praepositi nach 1509 spricht nichts mehr davon, dass der
Propst fidelis sei der Regensburger Küche, sondern dem Stifte „quod fidelis ero
ecclesiae praedictae (in opido Oringaw).
So war die Propstei zu eiuer Sinecur geworden, deren Einkünfte aber mehr
und mehr beschränkt wurden. Womöglich sollte der Propst aus einer angesehenen,
einftnssreichen Familie gewählt werden , da er die Aufgabe hatte, die Interessen
des Stiftes „per se siiosquu consanguineos et amicos" zu fördern.
Die Güter und Einkünfte der Propstei waren von denen des Stiftes sepa-
riert und müssen eine eigene Verwaltung gehabt haben; noch heisst ein Häuser-
komplex in der Stadt Öhringen, der einen ziemlich geräumigen Hof umschliesst,
der Propsthof. Man hat dabei an Ökonomiegebäude, nicht an eine etwaige Residenz
zu denken. Wann die Propsteigüter von den Stiftsgütern ausgeschieden wurden,
lässt sich nicht bestimmen; jedenfalls geschah es vor 1307. Die Einkünfte der
Propstei bestanden in etwa '.3 an sämtlichen Zehnten der Kirche; sie wurden 1509
dem Stiftsvermögen wieder einverleibt. In der Rulle von 1509 werden omnes
et singuli fructus reditus et proventus praepositurae auf 120 H. „secundmu
communem existimarionem" geschätzt; von diesen 120 II. werden dem Propste für
die Zukunft 50 fl. vorbehalten, den Rest sollen Dekan und Kapitel unter sich ver-
teilen, damit sie bequemer und anständiger leben können. Der Propst, der sich
diese Beschränkung gefallen Hess, war Friedrich von Redwitz, ein sehr alter Herr,
der in Ramberg wohnte.
Der Dekan.
Die Namen der Dekane sind wohl mit wenigen Unterbrechungen aufbe-
wahrt. Sie sind Vdalricits decanus Hoiengoeusis ecclesie 1154 (Wttrtt. IFrk.-buch)?
Heinricus decanus de Oringuvve 1214; Sigfridus decanus in Oringovve 1225, er
heisst 1230 quondam decauus; Conradus 1237; Hermannus 1270; Rezzo 1289—99;
Ulricus de Oren; Engelhardus 1307; Conradus 1339; Heinricus de Xagelsberg
1339-44; Dietericus de Pfedelbach 1345—53; Engelhard Resso 1359; Fridericus
freiresigniert; Wernherus de Cassel 1366; Johannes Hohenloch 13S2; (Ann»)
MCCCLXXXI obiit dominus Johannes Hohenloch, decanus hu jus (hing. eccl. [Sejitbr.|
Fürst F. K. von Hohenlohe-Waldenburg zweifelte übrigens an der Stammesange-
gehörigkeit dieser Persönlichkeit); Conradus de Liekartshausen 1402; Gotfriedus
de Laimbach 1404; Johannes Gemminger 1416 -36; Nicolaus Sigginger 1444-48;
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Albertus Kellner 1475; Conradus Sachs 1478; Matthaeus (Hose) Haas 1499; Os-
waldus Bazer 1505; Wolfgang Hofmaun 151(>-2'i; Johannes Lutz 1534.
Die Chorherren.
Vorausgesetzt winde, dass nur ein elericus idoneus eine Präbendc erhalten
könne, d. h. ein solcher, der die niederen Weihen erhalten hatte. Man unterschied
Canonici majores und minores oder juniores. Die Letzteren hatten fürs erste keine
Pfründe. Schon aus dem 12. Jahrhundert sind Namen von Ohlinger Chorherr« be-
o
kaniit. Heroldns parrochianus. Damno custos. Ekkebertus cellerarins. Udalricns
portarius. Artalbertns. Dietbertus. Suiboddo 1157 (Württ, Urkb. II, 10<>); sodann
Magister Eberhardiis de Oringoutie 1197 (ebend. I, 108). Aus «lern 13. Jahrhundert:
: y 4 ]i a e ho de Oringovv e WÖr (ebend. III, 175). Burkardus de Sindelfingen Canonicus.
Conradus cognomento Furca (aus dem ritterlichen Geschlecht der Gabel von Gabel-
stein, bei Michelbach, OA. Ohringen). Otto plebanus. Heinricus de Nuwenstein.
Simon. Marqnardus de Clepsheim. Eberhardus de Ghebenhagen. Dieterus de Tale-
heim. Godefridus de Rode. Gotfried de Rötha custos. eccl. St. Petri in Orengov
vermacht den Nonnen in Gnadenthal ein praedium in Bnerbach (Bauerbach, Baier-
bach?) und dim. jug. vineti in Heidenclingen 1251 (in ßauerbach sind keine Wein-
berge, wohl aber in Baierbach). [Württ. Urkb. IV.] 1251. Huetzo. Kimo junior
Canonici de Oringovve (ebend. III, 339). Albertus de Hohenstein 1250. Lyon,
13. Februar 1250. Papst Innoncenz TV. beauftragt den Abt von St. Stephan n. A.
in Würzbnrg mit der Untersuchung des Streites vom Abt und Konvent zu Odeuheim
und dem Ohringer Kanoniker Albert von Hohenstein wegen unrechtmässiger Besitz-
ergreifung der Kirche in G rossgart ach (3 Urkunden zus.) Württ. Urkdbuch IV.
(Nachtrag). Heinrich aiu Canouik. von Oringovv (Sohn Warmunds von Neiperg)
1295. Ulmisches Urkundenbuch S. 222. In den älteren Zeiten sind es viele Mit-
glieder ritterlicher Geschlechter aus der Grafschaft Hohenlohe und der Nachbar-
schaft, die man in den Urkunden findet : Berlichingen, Belsenberg, Breteheiin, Bar-
tenstein, Bächlingen, Bachenstein, Cappeler von Oedheim, Clepsheim, Emershofen,
Ellrichshausen, Gabelstein, Gossheini, Gebsadel, Gebeiihagen, Heyngen, Hefingen,
Hauensteiu, Helmbiund, Hochdorf, Heineuberg, Krailsheini, Langenburg, Lickarts-
hausen, Michelfeld, Meyenberg, Münkheim, Xeuenstein, Neypperg, Nagelsberg, Pfe-
delbach, Rötha, Riet, Scheffau, Scheftersheim, Thalheim, Tindelhach, Weikersheim,
Weiler, Wolmershausen u. A. Später werden diese Namen von ritterbürtigen Fa-
milien selteuer. Als bürgerliche Namen der älteren Stadt kommen in dem Oblei-
buch vor : Deyprot, Kobelrock (so hiess eine Gasse in der Stadt), Krobeyss, Oren-
gevver, Wolreffer (so heisst eine Flur der Markung), Walknn, Glichener, Rusche,
Holche, Rephun, Lecher, Hellinger, Marpach. Patrizierfamilien des 15. Jahrhun-
derts waren die Eisenhut, Gemminger, Neyperger, Sigginger, Gockenschnabel,
Mettelbach u. a.
Znhl der Chorherrn.
In einer Urkunde von 1344, also 300 Jahre nach der Stiftung („de nomiua-
tiouibus ad canonicatus" heisst das Statut) wird berichtet, dass neben dem Dekan,
Heinricus de Nagelsberg, nur 5 Canonici praebendati et capitulares im Stift waren :
Nomina nostrorum Canonicorum praebendatoruiu et Capitularium seu fratrum de
Capitulo vocein ibidem habentium sunt : Theodorieus de Pfedelbach, custos. Gernodus
de Nuvvenstein, Conradus de Wykersheim. Wypertus de Nagelsberg. Heinricus
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de I'fedelbach. Das* damals nur diese 5 stimmberechtigte», präbendierten Chor-
herr» da waren, ergiebt sich auch ans dem Weitere»: et uou püues canonici pril-
bendati et capitulares . . numerandi in ordine praesente.
Ein Jahrhundert später 1453 spricht sich eine Bulle des Papstes Nicolaus
dahin aus: in qua (ecclesia) per viginti quatuor Canouicos et decein Capellanos
collegiali cum decentia ibi institutos divinus cultus noctnrnus pariter et diurnus ce-
lebri cum devocione peragitur. Unbestimmter drückt sich im Jahr 1457 der Sam-
melbrief von Seiten der Grafen , des Kapitels und des Stadtmagistrats aus „auch
in derselben Kirch gütlicher Dinst mit singen und lesen, nacht und tag, von den
Personen derselben Stifft In merklicher Zale loblich vnd ordenlich bisshero be-
gangen ist . . .
Und in demselben Jahr sagt die Bulle des Papstes Calixtus III. „quorum
viginti quatuor (nemlich Kanoniker) et Capellani ejusdem ecclesiae quorum duodecim
fore noscuntur."
Ebenso sagt 1509 Papst Julius II. VII. Cal. Jul. MDIX, quod licet in
dicta ecclesia inter illius praelaturas una praepositura quae principalis et unns de-
canatus qui non tarnen principalis inibi dignitatis ac viginti quatuor cauonicatus
et totidem praebendae ab antiquo instituti fuerint . .
1510 werden (nach einem der letzten Einträge in das Obleibuch) in einem
Kapitelbeschluss wiederum nur 8 präbendierte Chorherrn genannt, nemlich Oswal-
dus Batzer, Decanus. David Eisenhut, senior. Heinricns Hoffmann. Job Eysen-
hut. Seba-stianus Martini de Aich. Wernerus Werntzheuser. Johannes Gocken-
schnabel. Hieronymus Krantz, omnes canonici capitulares capitulum ecclesie nostre
facientes et reputantes. Yennutlich Avaren die sogenaunten jungen Chorherrn, die
eine kleinere Präbende hatten, nicht kapitelfähig.
Die Namen der Chorherren, wie sie in dem Kurienverzcichnis des Oblei-
buchs (aus noch späterer Zeit) vorkommen, sind : Oswaldus Batzer, Decanus. David
Eysenhut, custos et post eum Johannes Gockenschnabel. Heiuricns Hoffmann,
post Wolfgangus Hank, modo Albertus Cleyu. Johannes Boxberger. Job Eysen-
hut, modo Sartor Melchior. Christopherus Kenibach. Heuricus Boxberger, nmic
Christophorus Boxberger, modo Doctor Egidius Stembler (dieser war hohenloh. Rat);
Sebastiauus Martini de Aich. Nicolaus Kattoff; modo Philippus Burk (der letzte
Stiftspfaffe). Wernerus Wernzhänser, nunc Johannes Friderici, modo doctor Egidius
Stembler. Stephanus Molitoris. Hier sind, wie es scheint; auch andere Namen als
solche von Chorherni als Inhaber der curiae aufgeführt. Die Amtstracht der Chor-
herra ist auf den Bildern des Obleibriel'es zu sehen, blaue oder schwarze Sutane,
weisses Oberkleid, braune Kapuze mit Fransen ; bei Prozessionen die uiitra ex vario,
bunte Mütze.
Funktionen der Kanoniker.
Es werden genannt Dekan, Custos, Senior und Subsenior, Thesaurarius,
Bursarius, Cellerarius, Portarius; später ein Präsenzmeister. Dazu für die Scholaren
ein Rektor oder Scholasticus.
Der Dekan, Dechant, war die erste Person im Kapitel ; bei dem Chordienst
soll er als der erste und letzte anwesend sein, sich bei seiner Amtsführung streng
an das liber directorius, welches stets auf dem Pulte im Chor liegen solle, halten;
im Falle der Resignation solle er sein Amt nur an das Kapitel zurückgeben, in
Straffällen gegen Kanoniker dem Kapitel die Strafbestimmung überlassen und, so-
fern es sich um andere Personen handelt und seine Bestimmungen dünkteu dem
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Kapitel zu hart, sich nach diesem richten, auch jedermann „de gremio ecelesie
causam cum eo habente" vor dem Kapitel zu Recht stehen. Der Dekan bezog
ueben der gewöhnlichen Priibende eines Kanonikers noch besondere Einkünfte. Da-
gegen war er verpflichtet, ein Dienstpferd zn halten „Item qnod habeie et teuere
volo unum eqnum validum propriis expensis decenter pastum in negociis ecclesiae
semper paratum . . et si negotium capituli et meum coinciderit ambobus eqno in-
digentibus negocium ecclesiae debet praeferri." Bei seinem Amtsantritt musste er
schwören, seinen Aufenthalt in Ohringen zu nehmen, Aufsicht über den Chordienst
zu führen, die Statuten zu beobachten, keinerlei Neuerungen einzuführen, weder
innerhalb noch ausserhalb des Chores und in keiner Art vor den Chorherrn etwas
voraus haben zu wollen. Rügen gegen die letzteren sollte er nur in der mildesten
Form aussprechen dürfen als „fraternalis ammonitio" ; ja, er musste sogar schwören :
„quod obediens ero . . dominis nieis capitularibus aut capitata uon obstante quod
sim caput."
Nach dem Dekan war der custos der bedeutendste Mann im Stift, und
wenn er sich eine bunte Mütze (mitra ex vario) anschaffen mochte, so durfte er
bei Prozessionen gleich nach dem Dekan einherschreiten. Der Supercellerarius, ein
Chorherr, hatte einen Küfer, cellerarius, der keiu Chorherr war, unter sich. So
oft ein Fass angestochen wurde, bekam jeder Chorherr extra 4 mensuras. Die
Pfarrei der Stadtgemeinde stand nicht unter dem Stift, sondern unter dem
Patronat der Grafen von Hohenlohe; 1502 wurde sie dem Stifte incorporiert und
der Pfarrer sollte nun schwören „quod et ipse fidelis esse velit ipsi ecclesiae col-
legiatae in Olingen nee non et altari ipsius parochiae". Der rector scholarium oder
Scholasticus wurde später durch einen Schulmeister ersetzt, der den Chor zu regie-
reu, zu reynen und zu versehen hatte, mit den Schülern der Stadt bei Prozessio-
nen zu singen und diese Schüler zu unterrichten hatte. Er musste bacealaureus theol.
sein, erhielt die Pfründe eines jungen Chorherrn, dazu 3 11. jährlich vom Salve
singen, alle Donnerstage b" j von der Engelmess corporis Christi uud vom Pfarrei-
jährlich eiu Paar Hosen und 3 Imbisse, durfte aber verheiratet sein. Die Vikarien
hatten an den Altären ihrer Vikarie den Kult zu versehen und von den Einkünften
dieser Altäre ihren Unterhalt, wozu Haus, Weinberg, Garten gehörten.
Über die curiae der Chorherrn findet sich im Obleibuch gegen das Ende
eine Art Statistik. Diese curiae sind alten Ursprungs, vielleicht bis nahe an die
Gründungszeit zurückzuführen. Sie werden 1253 schon aufgeführt, wenn es heisst,
über der „Chorherrn höve" habe nicht der Schultheis*, sondern der Vogt allein
die Jurisdiction. Aus der späteren Zeit, z. B. ans dem Statut von 1457, ist zu er-
sehen, dass diese curiae als Eigentum der Kirche gelten, welche sie als Lehen an
die dazu berechtigten Kleriker verlieh, wobei, wie es bei Lehcnsfthergängen Sitte
war, der Neubelehute dem Vorfahren oder seinen Erben den Lehenswert zu be-
zahlen hatte; dadurch wurden sie zeitweises Eigentum des luhabers. Der frühere
Besitzer oder sein Testamentsvollstrecker hatten, nachdem die curia (vendita seu
Iegata fuerit) durch Vertrag auf einen anderen, dazu berechtigten clericus idoneus
übergegangen war, zuerst vor Dekan und Kapitel zu resignieren; derjenige, auf
den sie gekommen ist, cui per dominos decanum et capitulum de eadem provisnm
fuerit , hat ein Paar Kapaunen zu liefern pro inscriptione ad regulam et jueundo
introitu. Kam der Verkauf nicht zustande, so fiel die curia der Kirche anheiui;
entstanden wegen des Preises Streitigkeiten, so leiteten Dekan und Kapitel ein
Schätzungsverfahren ein. Auf den Kurien ruhte eine jährliche Abgabe, die an den
supercellerarius zuzahlen war, in verschiedenem Betrag von 7 1 '*, 10' 2, 15, 18, 21,
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27, 45, 52 Denare. In deni Obleibuch sind 11 cnriae angeführt: 1) Curia Orun-
burg. 2) Curia Custodiae. 3) Curia zvm Hohensteg. 4) Curia prope mumm.
5) Curia qnae contigua est donmi vicariae omnium Sanctorum. 6) Curia prope
nssarimn. 7) Curia ex opposito domns vicariae omnium Sanctorum. 8) Curia
prope fontein ex opposito liorreae nostrae novae. 9) Curia contigua praecedenti.
10) Curia atialis ex opposito curie nostre scolastice. 11) Curia zum alten dechant.
Dass alle diese curiae in der Nähe der Stiftskirche lagen, sagt das Ge-
dicht über dieselbe im Obleibuch „eircnnujuaqne sitae sunt curtes canonicorum."
Mit Sicherheit lassen sich in jetzt noch steheudeu Häusern nur einige er-
erkennen, z. B. die curia zum Hohensteg, Nr. 3, das Haus zeigt das Klein'sche
Wappen, modo Albertus Kleyn wird als Besitzer genannt , und der hohe Steeg ist
auch noch da. Über 2 Kurien auf dem Marktplatz giebt ein Schreiben des Grafen
Albrecht, d. d. Langenburg 1530, an seinen Bruder Graf Georg Auskunft: „Tch
habe Dir vergangene Weilen lassen anzeigen, dass mich für gut ansehe, wie solches
auch in pillichem beschieltet, dass der geistlichen Priester Posesshäuser zu Oringew
vif dem Markt geendert . . vnd von dem Markt verordnet werden . . . dagegen ein
zimlidi Wirttschaft vf den Platz, da Job Eisenhnt vnd Konrad Brewninger gewonet,
gehawet werde . . vnd die bayde Hofstatt darzu für gelegen erwogen . . etc.*
Nun wohnte nach dem Obleibuch dieser Job Kisenhut in curia quae con-
tigua est domui vicariae omnium sanctorum. Also war sowohl diese curia als
auch die curia atialis ex opposito domns omnium sanctorum anf dem Marktplatz,
wo ausserdem noch eine dritte war, sei es die curia Grimburg oder die zum alten
Dechant (Nr. 103).
Auf der anderen Seite, östlich vom Chor, lag die curia custodiae, nemlich
hinter der orypta neben dem Hause, das Johannes Neyperger 1449 für die St,
Mirhaeliskapelle stiftet« 1 . Die curia scholastica und die curia atialis ex opposito vi-
cariae nostrae scholasticae sind in der Schulgasse zu suchen. Nicht weit davon
wird auch die. curia prope immun gewesen sein.
Wahl der Chorherren.
Die Aufnahme von tanglichen Klerikern in «las Kapitel fand derart statt,
dass (nach dem Statut von 1344) 4 Wochen nach dem Eintritt einer Vacatur das
Wahlrecht alternierend vom Bischof von Würzburg, mündlich oder schriftlich, nach
ihm vom Dekan und so der Reihe nach von den Chorherrn nach ihrem Rang im
Kapitel ausgeübt wurde, also keine Wahl durch Stimmenmehrheit. Damals waren
nur 5 wahlberechtigte Kanoniker. Wenn ein Auswärtiger, sei es König, Bischof,
Fürst das Kapitel zur Annahme eines Klerikers drängt (impulsare), so ist. dem
Wahlherrn, an dem die Reihe war, sein Wahlrecht für den nächsten Fall zu re-
servieren.
Jeder aufzunehmende Kleriker (1457) bezahlt einen Eintritt von 18 fl.;
ausserdem musste die Stelle 2 Jahre unbesetzt bleiben, wobei die Einkünfte eines
Jahres zu Seelenmessen für den Verstorbenen ad fabricam ecclesiae verwendet
werden sollten. Jeder Kandidat musste vor seiner Wahl 1 Jahr ununterbrochen in
Öhringen gewohnt haben.
Advokatie des Hauses Hohenlohe.
Die Vogtei legte zunächst den Inhabern nur Pflichten auf, nemlich Schirm und
Schutz dem Stifte zu leisten. Ein Recht, Stellen zu besetzen, Kanonikate zu ver-
geben, war damit nicht verbunden mit Ausnahme des Patronatrechls zu der Pfarr-
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4ß
stelle in Öhringen, die älter war als das Stift ; dagegen rausste sich von selbst ein
Einflnss auf das Stift aus dieser Stellung ergeben. Deshalb führen die Statuten von
1404 unter denen, auf deren Veranlassung die Aufnahme in das Stift mit Verleihung
einer Pfründe erfolgen kann, auf, neben dem römischen Köuig „alii principes et
praecipue nostri ordinarii und weiter wird dies noch präzisiert durch die Angabe,
dass eine Aufnahme in eine Pfründe geschehen könne „ad instantiain dominorum
nostrorum Baronum de Hohenloch". Auf Intercession der Grafen konnte eiu seiner
Pfründe entsetzter Chorherr restituiert werden, es sollten auch (1871) die Stifts-
personen in Festsetzung ihrer Testamente und Seelgeräte von den weltlichen Beamten
„nach pfeffentlicher Freiheit gefordert und beschützt werden", und noch 1517 wurden
2 Personen in Öhringen enthauptet, weil sie den Stiftspersonen Feindesbriefe zu-
geschickt hatten. Dennoch ist vom Anfang des 16. Jahrhunderts deutlich ersichtlich,
wie die zu ihrer Ausbildung gelangende Territorialherrschaft die früheren Be-
ziehungen veränderte. Ein Kapitelbeschluss von 1516 wendet sich sichtlich gegen
die Eingriffe der Herrschaft iu die Stiftsverwaltung „cum personae et bona ecclesiae . .
a nonnullis nostris et dictae ecclesiae nostrae aemulis et inimicis illorumque fau-
toribus et adhaerentibus pertnrbentur et distrahantur , jnra et libertates nostrae
occupentur . . im capitulo nostro peremptorio conclusimus . . wird beschlossen , man
wolle sich .an den Bischof von Würzbnrg und an alle diejenigen, welche dem Stifte
bei dem apostolischen Stuhle oder der kaiserlichen Majestät hilfreich sein können,
wenden und, weil anzunehmen sei, dass ihre Deputierten, die ihnen in diesen
Sachen Dienste leisten, ohne eigene grosse Gefahr dies nicht thun können (indig-
nationem et disgraciam adversariorum effugere nequibunt) so solle ein jeder in
diese Lage kommender präbeudierter Chorherr, wenn er für sich besorgt zu sein
Grund habe (metum justum qui etiam in constantem virum cadere potest), seine
volle Prübende, mit Ausnahme der täglichen Austeilungen, die aus den Anniversarien
fliessen, wo er auch sei, ungestört gemessen unter Voraussetzung der approbatio
per generale capitulum majoris ecclessiae herbipolensis (Unterschrift und Siegel des
Notars Johannes Buel mit der Devise: nec auro violanda fides).
Von freundlichen und feindlichen Beziehungen der Grafen von Hohenlohe
zu dem Stifte ist Manches überliefert: 1270 machte Graf Kraft I. dem Stift pro
damnis et injuriis Schenkungen; 1307 verlieh derselbe dem Stifte das Patronats-
recht in Belsenberg, 1370 machte Graf Kraft III. die Güter des Stiftes zu Öhringen
steuerfrei. Dagegen mussten die Grafen auch gegen die Unordnungen im Stift
und im Wandel der Stiftsherrn streng auftreten, gegen Spielen, Zechen, Raufen,
wobei aber Graf Kraft VI. 1490 bemerkt, er suche nicht das Stift zu beleidigen
oder etwas Unziemliches auszuüben , sondern allein die Notdurfft — Da . . Pfaffen
und Laven, die in seinen Zwingen und Bannen begriffen, ihme also verwandt seien,
dass er nichts Ungutes von ihnen zu gewarten haben sollte . . es werde von
Dekan und Capitel angebracht, als sollte er die Meinung haben, den Stifft sich
unterwürftig zu machen, er habe aber nur gedacht, die Gerechtigkeit, die seine
Altvordern am Stifft in Übung gehabt, nach seinem Vermögen zu handhaben . .
Von Schenkungen an das Stift werden in dem Obleibuch aufgeführt eine
von Kraft II. f 5344 und Gemahlin, Kraft III. f 1371 und Gemahlin, Ulrich t 1407
und Konrad, Kanonikus (in Würzburg?). Später erscheinen mit Schenkungen Graf
Albrecht mit Gemahlin 1418 resp. 1444 und 1447 Georg Bischof von Passau und
Kraft VI. mit Gemahlin 1498.
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Verpflichtungen der Chorherrn. Einkommen.
Wenn in früheren Zeiten die jüngeren Söhne ritterlicher Familien oder
solche Mitglieder derselben, welche mehr Neigung zur Beschaulichkeit als zum
Fechten hatten, in das Chorherrnstift treten, so ist es in der 2. Hälfte des XV.
Jahrhunderts anders geworden. Die religiöse Begeisterung war erloschen, die Ein-
künfte der Stifter unzureichend geworden. Die Chorherrn sanken in der Achtung
der Welt. Mnssten sie bei ihrem Eintritte schwören, dass sie von honesti paren-
tes abstammen, so mussten sie nach der Wahl schwüren, dass sie die. Geheimnisse
der Kirche und des Kapitels sorgfältig bewahren werden. Es wurde überhaupt
streng darauf gesehen, dass alles 'Thun und Reden der geistlichen Herren den
Laien möglichst verborgen bleibe „vitu clericornm ac eorum conversacio debet esse
secreta . . Semper laici clericis infesti existunt". Für Streitfälle mit Nicht-Klerikem
hatten sie ihren Syndicus, der Mitglied des Kapitels sein konnte oder auch ein
advocatns ecclesie salariatus war.
Die Chorherrn hatten ans den Einkünften des Stiftes ein Einkommen an
Geld, welches Wibel auf 60 fl. (ob für den Geldwert seiner Zeit ?) berechnet nebst
einem Bezug an Früchten. Ausserdem war das unständige Einkommen, das in täg-
lichen oder sonst wiederkehrenden Austeilungen bestand, sehr beträchtlich. Es gab
Anteil an den Gefällen von Handlohn und Sterbfall, an Gilt-Hühnern bei verschie-
densten Gelegenheiten, es gab Lämmer, Spanferkel, Erbsen, Bohnen, Linsen, Zwie-
bel, Stroh, Lein und Weinausteilnngen z. B. bei der Martinivesper für jeden An-
wesenden duas mensuras vini et duas umas vini. Das Stift hatte auch gewisse
Herrenrechte: so z. B. zur Zeit „als Herr Konrad Sachs Präsenzmeister war, 1475,
wurden des Stifts Gerechtigkeiten in Ernspach (einem der 4 Dörfer der ursprüng-
lichen Stiftung) renoviert: „Da ist in des bescheidenen Hans Maler, Schultheissen
Haus, erschienen der ersam geistlich her her Konrad Sachs und fordert, dass nach
alter Gewohnheit solche Herrlichkeit und Freiheit des Stifts verkündigt werde:
zum Ersten, die würdigen Herrn, Dechant und Chorherrn, sollen kommen acht Tag
lang vor St. Martinstag oder darnach vf welchen Tag sie wollen ihre 3 Herrn und
1 Knecht und 1 Koch, die sollen haben einen Habich und 2 Winde und einen Vogel-
hund vnd was die verzeren zweimal dos nachts vnd des morgens, das sol der hove
zu Ober-Ernspach gelten . .*
Stiftsstatnten. (abgedruckt bei Wibel und Fischer.)
Statntum super forma juramenti praepositi eccles. Oring. 1307. Statutum
de triginta diebns quibus praebenda vacans familiae defuneti datur, 1332. Statutum
de nominationibus ad canonicatus, 1344. Literae super jurainento custodis, 1385.
(erneuert 1424.) Statuta de residentia Vicariorum, 1400. Statuta confirmata, 1404
(daz das mit unserem Rede und gutem Willen gescheen und Zugängen ist nnd wir
wollen auch die vorgenannt Herren und den Stillte doby behalten und handhaben on
Geverde" , bekräftigt Graf Ulrich von Hohenlohe. Revocatio articuli quod custos
etc., 1424. Statutum de triginta diebns etc., 1444. Statuta reformata, 1457. Er-
neuertes Statut über Stiftspersonen, die weltliche Personen bei Streitfällen zu Hilfe
nehmen, 1462. Kapitelbeschluss von 1507 über die Rangverhältnisse der Chorherrn.
Kapitelbesehluss von 1516, den Pfründengenuss Abwesender betr. Präsentationen
bei Vakaturen, 1510. Juranentum decani. Juramentum plebani. Juramentum
plebanorum ruralinm. Juramentum praepositi (nach 1500). Päpstliche Bullen : von
Papst Nikolaus 1453 bis Julius II. 150!».
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Zur Reformation.
Bekanntlich sind es 2 Momente, welche am Anfang des XVT. Jahrb. die
Tieformation in der halben Art, wie sie zum Austrag kam, herbeiführten, die Verderb-
nis der Kirche und des Klerus und das Streben nach Erweiterung ihrer Macht, von
Seiten der Tenitorialherrn. Ebensosehr als finanziell war das Stift Öhringen am
Ende des XV. Jahrhunderts auch moralisch verkommen. Noch ca. 70 Jahre vorher
war das Stift in der Lage gewesen, von Abt und Konvent zu Udenheim (1444)
desselben Güter und Gülten in Rapaeh um 620* 11. zu kaufen.
Im Jahr 1514 mussten Dekan und Kapitel die Erklärung geben, dass sie
vielleicht aus einer göttlichen Verhängung ihre Dörfer Aichach, Pfalbach, Erns-
bach zu veräussern genötigt sein werden, wie auch geschah. Hohenlohe kam in
den Besitz. Gegen den unsittlichen Lebenswandel der Chorherrn erliess Graf Kraft VI.
Strafbestimmungen, gegen das Spielen, Raufen, Lärmen etc. In einem Schreiben
nach Würzburg 1490 beklagt sich der Graf, dass der Gottesdienst vernachlässigt,
die Jahrestag« seiner Vorfahren nicht nach Gebühr gehalten, dass Vicarien unbe-
setzt gelassen werden. Kr verbietet , dass die Stiftspersonen abends nach 8 Uhr
ohne Laterne auf den Strassen laufen, dass sie zu Tänzen in offene Wirtshäuser
gehen. (Irrungen und Gebrechen so Grave Crafft von Hohenloe hat gegen den
Stillt zu Olingen, dem Bischof von Würzburg klagend vorgebracht.) Der eigent-
liche Hebel zu Reformen wurde an der Pfarrstelle des Stifts angesetzt. Die
Pfarrei, die schon vor der Gründung des Chorherrnstifts bestanden hatte, stand
unter dem Patronat des Grafen. 1506 wurde die Errichtung der Stiftsprädicatur
als gemeinsame Angelegenheit der Herrschaft und des Stiftes betrieben. Der neue
Prädieant soll zum wenigsten baccalaureus therdogiae formatus und doch kein religiös
sein, auch darf kein publicus concubinarius angenommen werden. Er solle alle Feier-
tage predigen, alle Donnerstage die Engelmess versehen und dafür erhalten 20 fl.
von der Pfarrei, 24 fl. Nutzungen und eine Hofstatt und sein Rang soll sein nach
Chorherrn und Vicarii. Dieser Eingriff in die Stiftsgerechtsame scheint aber doch
dem Stifte nicht genehm gewesen zu sein, denn die päpstliche Bulle von 1509 spricht
von inaequitationes, incursiones, jurinm usurpationes, und ein Kapitelbeschluss von
1516 klagt über Beschädigung und Gefährdung von Personen und Gütern durch
solche Leute, die pro tuitione et defensione des Stiftes zu sorgen hätten, gleich-
wohl aber aemuli et inimici ecclesiae seien. Nun traten auch die Grafen Albrecht
und Georg schärfer gegen die Chorherru auf, und was diese bis jetzt abgewendet
hatten, mussten sie nunmehr thun, nämlich schwören, fidelem fore clarissimae cel-
situdini dominornm comitum advocatorum eorumque hcredibus totiqne comitatni
hoünlofinsi. Unterdessen war 1510 ein Stiftsprädicant angestellt worden nun 75 fl.,
15 Klaj'ter Holz, 1 Fuder Wein und einer Behausung, dazu ein Schulmeister (1526)
den Chor zu regieren, bei Prozessionen zu singen, die wächsernen Tafeln zu führen
und die Sehlde zu versehen etc.
Es scheint aber, diese neue Einrichtung oder die Träger derselben ent-
sprachen den Erwartungen nicht. Deshalb übergaben 1544 Schultheis*, Burger-
meister und Rat von Öhringen eine Bittschrift an die 2 Grafen, welche lautet:
„nachdem wir hie zu (h ingen in er der Kirchen so gantz übel versorgt und ver-
sehen, dass wir glauben in 40 Meil wegs keine solche Comune also erbärmlich ver-
säumet wird denn wir mit Predigern und Pfarrherm also beladen, dass lnänniglieh
ob ihrer gottlosen Lehr und ärgerlichen Leben ein Grewcl und abschewen hat die
auch zu Zeiten den Predigtstuhl leer lassen, dadurch das gemeine Volk also gottlos
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und grob würd, dass es schier nicht mehr zu zürnen ist und wie das Vieh ohne alle
geistliche Unterweisung und Sacrament verscheiden." Deshalb bitten sie um
evangelische Predigt und Lehre und Reichung des Sacraments des Altars, wie es
am Anfang der Christenheit gereicht wurde. Infolge davon wurde 1544 der evange-
lische Theologe Caspar Hnberinus ans Augsburg berufen und die Prädicatnr vom
Stifte ganz getrennt uud dem Inhaber ICH) fl. Prädieaturgefälle und ein Canonieat
zugesichert.
Aufhebung des Chorherrnstiftes.
Von jetzt an wurden die Pfründen im gewöhnlichen Betrag von 35 (I. Gehl,
0 Malter Korn, 5 Malter Dinkel, 3 Malter Haber, 1 Fuder Wein, manchmal zu
Geld verwandelt, von den Grafen an geistliche und weltliche Diener verliehen;
schon 1549 hatten die Grafen durch ihren Rat mit dem gewesenen Stiftsyndiens
Rechnungsabhör vornehmen lassen. Mit den Stiftsherrn, die seit 1545 keinen
Dekan mehr erwählt hatten, wurde abgehandelt ; sie blieben ihr Lebenlang im Ge-
nuss ihrer Wohnung und Präbende. 1581 wurde auch über die Kirchenparamente
verfügt.
Am 23. April 1544 hatte Huberinus die erste Predigt gehalten, 1553 starb er.
Zur Restituieruug des Stiftes wurde 1630—31 ein Versuch gemacht.
Nach dem Restitittions-Edict vom C. März 1629 sollten auch solche Klöster
und Stifter an die katholische Kirche zurückgestellt werden, die einem Reichsstand
unterworfen gewesen waren. Im fränkischen Kreise waren als kaiserliche Com-
missäre verordnet : Der Bischof von Bamberg, der Abt von Eberach, Graf Pappen-
heim, Kaspar von Thann und Reichshofrat Anton Popp. Diese forderten, 20. Sept.
1629, die Heransgabe des Stifts samt Pfarrei und Prübenden. Die Grafen von
Hohenlohe führten den Beweis, dass zur Zeit des Passatier Vertrags das Stift
schon reformiert, resp. secularisiert war und die Stiftsherrn nur aus Billigkeits-
gründen die Mittel zu ihrem Lebensunterhalt bekommen haben. Am 9. März 1630
verwarf die Kommission alle Einreden, und am 20. März 1631 kam obengenannter
Popp, dem die Grafen vergebens nach Schönthal entgegengeritten waren, mit den
Vertretern seiner Kollegen mit 5 Kutschen und 15 Pferden vor das Thor Öhringens.
Allein er fand es verschlossen und verwahrt, und weil man ihn nicht einliess,
musste er unverrichteter Dinge wieder abziehen. Trotz verschiedener scharfer
Reskripte (das letzte vom 23. Februar 1631), worin die Restitution an den Bischof
von Würaburg befohlen wurde, blieb das Stift reformiert und ging seinem Ende
entgegen.
Aus dem Jahr 1641 findet sich die Notiz: „sein von solcher Zeit an alle
Canonicate vffgehoben und cassirt worden".
1671 wurde in einem Vertrag zwischen Hoheulohe-Neuenstein und Langen-
burg bestimmt, dass das Stift ohndissol viert bleiben und dass die Einkünfte allein
ad pias cansas verwendet werden sollen.
Die Rechnung, welche bei dem Versuch der Restitution vorgelegt wurde,
ist die von 1610 — 11; nach dieser bezog (unter Weglassnng der Bruchteile) das
Stift an beständigen Zinsen und Gülten an Geld 104 fl , sodann 860 Hühner, 49
* " * — - . »■
Gänse, Käse, Wachs, Unschlitt, Ol, Flachs und 195 Malter Korn, 17 Malter Keruen,
334 Diukel, 185 Haber, 1 Fuder 2 Eimer Wein. Ausgeliehenes Kapital 17000 fl.
Vom grossen Zehnten jährlich Geld 648 fl., gemischte Frucht 348 Malter, Korn 12,
Dinkel 152, Haber 415; ausserdem noch Eigengüter, Waldungen und Unterthanen.
(Zeitschrift für WürtL Frauken. 1873.)
4
50
Die Akten des von Württemberg incamerierten Stiftes bieten für die Ge-
schichte des KolIegiatstift.es keine Ausbeute; die Lagerbücher sind aus späterer
Zeit, das älteste von 1000. In einem Memorial des Stiftasyndicus Ulrich Zobel von
1011 ist gesagt: es seien viele Stiftsnrkunden verloren gegangen. Als die letzten
Stiftspfatten , .Jörg Gockenschnabel und Philipp * Burk , welcher letztere in hohen-
lohische Dienste getreten war, gestorben waren, seien alte Dokumente und Lager-
biicher, die sie in Hitnden gehabt, weder den Erben abgefordert, noch von diesen
abgeliefert worden. Die Papiere wurden von ihnen an Handelsleute verkauft; auch
sagte ein älterer Stiftsgegenschreiber aus, Stiftsbücher von Pergament seien in
Frankfurt a. M. dem Pfunde nach verkauft worden.
Die alte Kirche.
Eine Beschreibung, sowie auch mehrere Abbildungen der alteu Kirche (bis
gegen die Mitte des XV. Jahrhunderts) liefern die Obleibücher des Stiftes. Das
Wort „Ohlei" wird aus dem Lateinischen „offerre, oblatio* abgeleitet, d. h. Opfer-
darbringung für die Priester oder geistlichen Stiftungen. Doch wird auch (Sanders
Wörterbuch) auf e-jXoyta hingewiesen. Nach Ducange, Glossarium, ist Ohlaya = ad-
ministrntio seu mensa rerum ecclesiae nomine oblationis coticessarnm . . Derartige
Bücher heissen auch Anniversarien oder Seelbücher, Nekrologien. Das eine davon
ist das Obleibuch des Stiftes, das andere das des gemeinen Brodes, panis com-
munis . Das erstere wird in dem Öhringer Archiv, das andere im Schloss Wal-
denburg aufbewahrt.
Das Stiftsobleibuch enthält auf Pergament, schön geschrieben und mit ge-
malten Initialen ausgeschmückt, den Kirchenkalender, die Feierlichkeiten an den
Jahrestagen der Personen, welche das Stift mit Schenkungen bedacht haben, ver-
schiedene Urkunden zum Eingang und Schluss und 5 Bilder, die mehr archäologisch,
als künstlerisch wichtig sind. Die verschiedenen Einträge weisen daranf hin, dass
sie vor dein Kirchenbau gemacht wurden, also vor 1454, während anderes dafür
spricht, dass die Einträge nicht vor 1428 gemacht wurden, „vnd daz ist hernuwert
und beschrieben Da man zalt nach Christi Geburte vierzehenhundert acht und
zwanzig Jaer . . Spätere Zusätze weisen auf den Anfang des 10. Jahrhunderts.
Das andere Obleibuch giebt neben einigen Statuten und Urkunden die Anniver-
sarien der Stifter zum „gemeinen Brod" (panis communis) und die Art ^ler Ver-
teilung desselben, nebst dem Kalender. Die Handschrift des ebenfalls schön ge-
schriebenen Pergamentfolianten ist dieselbe wie im vorhergehenden Buch; es
enthält 7 Bilder, von denen das erste, die Kreuzigung, dem fünften Bilde in dem
Stiftsobleibuch sehr ähnlich ist; die anderen sind verschieden.
Das Stifts-Obleibuch beginnt : Exordium ac fnndamentum ecclesie collegiate
Sancti Tetri in Oringew Herbipolensis dioecesis, sita „in dem Orenwalt" weiter:
notandum est quod in villa Oringew . . fuit ecclesia parochialis dotata cum certis
suis deciinis, reditibns et obvencionibus .. ad laudem et gloriam omnipotentis Dei
sueipie gloriosissime genitricis Marie virginis et totius celestis Iheriarchie ac prae-
eipue ad honorem beatorum Petri et Pauli apostolorum ipsius Ecclesie patronorum . .
Die Bilder haben erklärenden Text, der historisch nicht zu verwenden ist, wie z. B.
der Text zum ersten Blatt, das oben die „Königin" Adelheid und ihren Sohn, Kaiser
Konrad II., sowie unten die Krönung des kleinen Heinrichs III. durch 0 Chnr-
fürsten, wiedergiebt. (Böhmen vaeat.)
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Von den Stitt'tern, die den Stitifte zu Orengew gestifftet hau, daz findet man
liier eygenlich geserieben vnd gemalet.
Es wird nun erzählt: wer die Stifterin, die Königin Adelheid, von Geburt
gewesen, werde nicht beschrieben, weil sie aus Demut ihr Geschlecht selbst nicht
genannt habe; jedoch stehe „in nnsern alten Brienen, Büchern vnd Kuntschaft"
sie habe einen Herzog von Schwaben zum Gemahl gehabt; aus dieser Ehe einen
Sohn Konrad (den XII. aus Misverständnis des 12. Jahres seiner Regierung [Stif-
tnngsbriefj und den ersten König aus Schwabenland) und weil er so wohl regieret,
so haben die Chiirfürsten seinen Sohn Heinrich zum römischen König erwählt.
Das zweite Bild zeigt als Stifterin die Adelheidis regina und ihren angeb-
lichen Gemahl Hermann; unten Bischof Gebhard und die 2 Grafen Siegfried und
Eberhard. Der Text erzählt : Der Kaiser Konrad sei mit seinem Sohne in die
welschen Lande gezogen und habe seine Mutter allein zurückgelassen. Darum habe
sie den Grafen Hermann zur Ehe genommen und mit ihm habe sie 3 Söhne ge-
wonnen, Gebhard, Siegfrid, Eberhard, deren Geschlecht auch aus Demut nicht ge-
nannt worden sei. Graf Hermann habe das Stift gegründet, und seine 2 Söhne,
Siegfried und Eberhard, haben nach seinem Tode Schenkungen dazu gemacht und
alle 3 seien in dem Sarge vor der Pfarre ordentlich begraben, Adelheid und Geb-
hard haben dann das Stift besetzt und bewidemt.
Das dritte Bild zeigt (she. Abbildung Nr. 3) den Bischof Gebhard und den
Grafen Burkhard von Hornburg, der dem ersteren schwört, zwischen ihnen die alte
Kirche; im unteren Bilde ist Gräfin Adelheid zu sehen, welche die Krone zu Boden
gelegt hat und vor St. Petrus, der in päpstlichem Ornat mit einem mächtigen
Schlüssel und einem Kreuze ihr gegenüber ist, Hebend steht. Der Text sagt: Als
der Stillt gentzlich gebuwet, gefryet vnd folbracht war — hat Herr Gebhart By-
schotr zn Regensburg bedacht, dass er dem Stillte fast entsessen wäre. Deshalb
habe er den Grafen Burkhard zu Hornburg zum Vogte beschieden, ihn und seine
Nachkommen, nnd . . . habe ihm zum Lohne gegeben das Dorf Nyedernhall etc.
Das vierte Bild ist ganz aus der Phantasie geschöpft ; es zeigt die mit
einer Ringmaner umgebene Stiftskirche mit der Löwenthiire und Adelheid in Non-
nentracht mit dem Rosenkranz darauf losschreitend; im unteren Bild 2 Löwen, die
Adelheids 2 junge Söhne zerfleischen. Der Text ist ebenso mythisch wie das Bild,
nur das ist interessant, dass es von Adelheid heisst „daz sie zu Wynsperg vff der
bürgt; sass bis sie den Stifft zu Orengew gebuwet vnd hatte ein kleyn hnselin Inn
dem Dorfle zu Orengew" . . .
Das fünfte Bild zeigt oben die Kreuzigung mit Maria und Petrus rechts,
Johannes und Paulus links, unten ist ein Chorherr oder der Dekan, auf eine Schrift
deutend, mit dem Anfang des Evang. St. Johannis ; junge Chorherrn oder Scholaren
berühren dieselbe mit den Schwörfiugern.
Das Brodseelbuch giebt keinen Text. Das erste Bild zeigt die Kreuzigung
ungefähr wie oben (she. Abbildung Nr. 4), das zweite Adelheid und Gebhard mit
der alten Stiftskirche (romanischen Styls), zu Füssen der Stifterin die Krone und
Wappenschild mit S. P. Q. R. (senatus populusque romanus); zu Füssen Gebhards
der Schild mit 2 gekreuzten Schlüsseln.
Das dritte Bild zeigt Dekan nnd Kapitel nebst dem magister panis com-
munis.
Das 4. und 5. Bild stellen Hohenlohische Herren dar. Das 4. (she. Abb.
Nr. ö), oben Graf Kraft „den Ältesten" (II.) und seine „Gemahlin Adelheid von
Wirtemberg; das unteie Kraft den Älteren (III.) und seine Gemahlin Anna von
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Leuchtenberg, dazwischen die Kirche. Die Wappen oben sind dieselben, wie sie
auch an dein Holzschnitzwerk (she. daselbst) angebracht sind, wo sie sich aber auf
andere Personen beziehen. Das fünfte Bild zeigt den Grafen Albrerht I. und seine
Gemahlin Elisabeth von Hanau, oben und unten Kraft V. („den Jüngeren") nebst
Gemahlin Margaretha von Ötingen (also bis 1472).
Das sechste Bild stellt dar, wie 2 Stiftsherren vor Dekan und Kapitel auf
das Evangelium (Anfang Evang. Matthai) schwören . . „dass dieses Seelbuch gerecht
sy vnd dass mit Geverden nyht darein geschryben sy."
Das siebente Bild zeigt die Brodmeister und Urkundspersonen, welche die
langlichten Brodlaibe, die ausgeteilt wurden, beschauen und wagen. Die Stiftsper-
sonen sind immer in ihrer Amtstracht.
Die alte Kirche und ihre Stiftungen. — Sie ist beschrieben in
dem Gedichte des Obleibuchs, verschieden eraal abgebildet ebendaselbst, aber weder
aus der einen, noch aus der anderen Darstellung lässt sich über den Stil etwas
Bestimmtes ermitteln, ausser dass sie Rundbögen zeigt. Sie war in Kreuzform ge-
baut und hatte an der Westseite zwei durch einen bedeckten Gang verbundene
Türme. An den Chor waten Kapellen angebaut. Über ihr Alter ist nichts über-
liefert; es ist aber zu vermuten, dass es die älteste Kirche im Orte war. Genannt
wird sie nicht vor 1037, wie manche andere Kirchen der Nachbarschaft. Das latein.
Gedicht lautet in seiner Hauptstelle in Übersetzung:
Siehe den heiligen Tempel, den Kunst und Glauben erbauet,
Dass des Kreuzes Exempel an selbigem werde geschanet,
Welches in Vierecks-Formen ausrichtet die sittlichen Normen.
Jeglicher der 4 Teile hat gute Patronen zum Heile:
Vorn mag Petrus uns winken, Georius drüben zur Linken,
Martin rechts in dem Grunde, die Absis ist für Kunigunde,
Wo die Kapelle zu enge für der Wallfahrenden Menge.
Schaut nach der anderen Ecke, wo unter gewölbeter Decke
St. Nikolaus Halle einlädt mit dröhnendem Schalle.
Hohe ! auch du bist da, Jungfrau und Mutter Maria,
Fördernd gottseliges Streben, verheissend das ewige Leben.
Sollst in der Crypta von Säulen, der Stütze des Baues, verweilen!
Stephanns ruft in der Mitte das Volk zu Gesang und Bitte.
Gleichwie die Kirche 2 Beine, so hat sie 2 Hörner von Steine,
Mahnend, dass wir im Leben nach oben trachten und streben,
Wenn wir die Welt durchwandern, den einen Fuss nach dem andern,
Wild das Gemtith erglühen von zwiefachem Wunsch und Bemühen
Gott und die Menschen zu lieben, das lasset uns täglich üben etc. etc.
Am Schlnss nennt sich der Dichter:
Gnädiger Vater erbarme Dich meiner, Johannes mit Namen,
Nimm mich in Deine Arme, Du Himmlischer, Heiliger. Amen!
Die Kirchweih der den Aposteln Petrus und Paulus geweihteu Kirche, zu
denen 1453 noch St. Stephanns als Genosse gefügt wird, war am Sonntag vor Jo-
hannes Baptista „proxima dominica ante festum Johannis Baptiste singulis annis
est dedicacio hnjus ecclesie Sanctorum Petri et Pauli apostolorum patronoruin ejus."
Die früheste Nennung eines Altars in der Kirche ist von 1343. In diesem Jahre
stiftete und dotierte Krafft H von Hohenlohe einen neuen Altar „in honorem stmi
corporis et sanguinis domini nostri Jesu Christi, St. Marci Evang. et beate Ka-
therine virgiuis". Die Stiftungsurkunde lautet: „Wir Crafft von Hoenloch der elter
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Nr. 3. Aus dem Öhringer Stifts-Obleibuch.
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Nr. 4. Aua dem Waldenburger Brodseelbuch.
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Nr. 5. Aus dem Waldenburger Brodseelbuch.
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mit gunst vnseres Sones Krafft v. H. und des Techands nnd Kapitels und des
Pfarrers des Stiftes zu Oringew verjehen , dass wir haben angefangen eine Früh-
messe zu machen ewiclichen . . . vff den newen Altar ... . zu der vorgenannten
messe sol der mesencr läuten frue so der tag anget vnd sol die Messe zehent ge-
sprochen werden durch got vnd der luetc willen die Gnade haben die Messe zu
hören". Dazu stiftete Graf KratFt 10 Pfd. Heller, ruhend auf Gürten in Öhringen
„vnd vnser Haus beim Kirchhof, da der von Hochtorf selig etwa inne war" (einer
dieses Namens wird als Chorherr aufgeführt). 11150 stiftete Heinrich von Heyngen
ein Gilt für den Marienaltar in der Gruft, wie auch 1351 die Rede ist von einer
Geldgilt zu der ewigen Mess, die angefangen ist in dem Münster zu Oringew in
der Gruft, vf vnser Frawen Altar, wozu auch Petrissa von Orn 1358 einen Heller-
zins von ihrem Haus in Öhringen stiftete. Eine Messe stifteten ferner auch 18. Dez.
1370: „Wir Crafft von Hohenlohe der Elter (III) und Frau Anna seine eliche Wirtin
mit Krafften und Goetzen vnseren lieben Seinen haben dem barmherzigen Gott vnserer
lieben Frau St. Marien, siner mutter vnd allem himmlischen Heer zu Lob vnd Ehren,
auch zu vnserein, vnser Vorfahren vnd Nachkommen Seelenheil, auch um etwan Konrads
von Gozsheim, Chorherrn zu Orengew vnd aller anderen glaubigen Seelen willen, ge-
stiftet eine ewige Messe in der Kapelle, die wir von newem gebawt haben, einhalben
an der Kirche der Chorherrn daselbst zu Orengew. Die dazu gestifteten Güter,
die von aller Steuer, Bete, Schätzung, Dienst, Herberge, Wachtung, Bannwin und
allen Beschwerungen gefreit sein sollten, sind : ein Hof zu Trynsbach (gültet nach
dem Mass zu Lobenhausen) zwei Höfe zu Onolzheim, ein Hof zu Nyderuhall, und
ein Lehen zu Schurheim (Ingelfinger Mass).
1371 wurden 2 neue Kapellen geweiht, die eine ad sinistram manum versus
meridiem in fine occidentali in honorem Margarethe, undeeim millium virginum et
Egydii confessoria, dies geschah proxima dominica ante Margarethe; die zweite,
welche an proxima dominica ante Magdalene geweiht wurde, war ad dextram ma-
num versus meridiem in fine occidentali in honorem Marie Magdalene, Erasmi et de-
cem millium martyrum (eine Stiftung Öhringer Bürger).
In diese Zeit füllt auch eine Stiftung für die Chorherrn, die unter dem
Namen „Das gemeine Brod", „panis communis", überliefert ist.
Über diese Stiftung sagt das Brodseelbuch nachfolgendes: Wir, Wernher
von Kassel, Dechant vud das Capitel gemeynlich des Stiftes Saut Peters in Orengew . . sind
bey einander besammet gewesst vnd haben bedacht vnd angesehen, daz vnser Gotes
gäbe so gar kleyn sin vnd on Fürsicht igkeit eines gemeinen Almuses. Darumb
haben wir vff disen hütigen tag angefangen ein gemeyns Almusen, daz man nennet
das gemeyn brot. Darzu hat der wolgeboru Edel her her Crafft von Hohenloch
vnser gnediger her vnd die wohlgeboren vnser gnedige frawe frauwe Anna von Luhtem-
berg irer gnaden hiltfe vnd stuwer geben . . hundert phunt heller , vnd für Conrat
von Sachsenflur dreissig phunt heller, Beringer von Pfedelbach CXIV Malter Dünkels
jerliche gülte, Reinbott von Hochdorff (s. oben) Kanonikus zweihundert phunt heller,
Hans Rephun ein Burger zu Orengew vnd Elsa Wernlerin sine eliche Husfrauwe vier
malter Dünkels jerlich vff den hof zu Westernbach, Dechant, Kapitel vnd Chorherrn
44 malter Dünkel auf 4 Höfe zu Ellnhofen, Ornberg, Obersellbach uud Laupach
(bei Beutingen). Darzu haben wir vns selber auch angriffen vnd Wir Wernher von
Kassel haben geben zehen phunt heller vnd jeder Chorherr zehen phunt etc. Dar-
nach bestetigen wir, daz wir furbey ewyglich dem alinecht igen Got vnd der edelnKunigin
Marien siner liben muter, Sant Petern vnd Sant Paul, Unser Hnsshrn, allen heiligen vnd
allen hyemelischen hrr zu lobe vnd zu Eren vnd auch durch heyles vnd nutzes willen
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aller der Selen, die in diseiu Selbuch geschrieben Stent mit nanien kuuyngin Adel-
heyden vnser stiffterinn vnd aller irer altforderu, kynder vnd nachkommen des
vorgenanten edlen hrn her Kraffts von Hohenloch des eitern , frauweu Annen von
Luhtemberg siner gemahelen, franweu Irmelgart von nassaw . . (Imigard, Tochter
Krafft's II vermalt: 1) mit Burggraf Konrad von Nürnberg, 2) mit Graf Gerlach
von Nassau), die zu disem Almusen gestuwert haben vnd gemeyulich vnser gnedigeu
Herrschaft von Hohenloch der toten und der lebendigen, die ihre jaerzeit darin bestelt
vnd ire Almnsen daran geben hau, es sy vil oder wenig . . Alle Wucheu dry stuut
vigely vnd selmesse singen und die jaerzeit begen ....
Es wurde bestimmt, dass man aus den gestifteten Früchten Brod backen
und 'S mal in der Woche, am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, es an die Chor-
herm und Vicarii austeilen solle, sowie auch an den plebanus, der vorher eine
Messe zu lesen hat. Jeder Dekan, Chorherr, Vikarius hat bei Antritt seiner Pfründe
oder beim ersten Brodempfang einen gewissen Betrag an Geld und Frucht einzu-
schiessen. Wer eine Jahreszeit dazu stiftet, wird im Kreuzgang begraben. Zur
Verwaltung ist neben dem Präsenzmeister ein magister panis communis berufen.
Die Lade (dabei noch eine geheime Lade), worin der mit dem Siegel Kraffts III
und dem des Stifts versehene Brief aufbewahrt wurde, ist in der nördlichen Seiteu-
kapelle noch zu finden.
Die Gegenleistung der Chorherrn für die regelmässigen Brodspenden, zu
deren Ausführung ein besonderer Bäcker angestellt war, bestand in den Seelen-
messen für die Stifter, die am Montag, Mittwoch und Freitag gehalten wurden.
Der Pfarrer hatte dieselben am Sonntag vorher vou der Kanzel zu verkündigen.
Der jährliche Getreideertrag aus den Stiftungen betrug 160 Malter an Roggen,
Dinkel und Haber, wobei bemerkt ist, dass eine jährliche Gilt von 1 Malter Dinkel
um 10 fl. abgelöst werden konnte. Dazu kamen noch einige Zehntanteile in
Tiefensall, Westernbach, Büttelbronn, fei ner Hühner, Käse, einige Fischwasser, jähr-
liche Gilten 70-80 Pfund Heller wert und einige nicht unbeträchtliche Vermächt-
nisse an Geld (600 Pfund Heller und 166 11.). Von den Anniversarien-Einträgen in
das Seelbuch führt Fischer besonders einen an am 9. August: hodie peragitur an-
niversarium domini Conradi, caplani de Oedheim (Kappler von Oedheim), custodis
hujus ecclesiae oui constituit perpetuo uuam piscinain sitam in Möglingen quae sin-
gulis septimanis solvat unum servitium piscium in valore . . Et eadem die canonici
et vicarii debent simul prandere et nulluin alium anniversarium ista die est pera-
gendum . .
Im Jahre 1444 am 21. Dez. kaufte das Stift Öhringen für das„gemeine Brod 8 von
Abt und Konvent des Klosters Odenheim bei Bruchsal um 62011. alle ihre Güter und Gülten
zu Rappach, Schwabbach, Wislensdorf, Dimbach, Brezfeld, Schep-
pach und Affaltrach (OA. Weinsberg). Da es Streit mit den Pflichtigen gab,
fand, am 30. März 1446, eine Verhandlung in Rappach statt zwischen dein Kon-
vent von Odenheim und dem Öhringer Stift. Das Stift hatte seineu Vikar und Brod-
meister Johann Nyperger nach Odenheim geschickt , um mit Hilfe des Kouvents
daselbst seine erkauften Rechtsansprüche in Rappach zur Geltung zu bringen. Von
Seiten des Öhringer Stiftes werden der Dekan, Nikiaus Sickinger, neben Nyperger
genannt, der Chorherr Gottfried Schyring, und die Schöffen Heinrich Messner und
Ulrich Torwart (letztere Familie lieferte 2 Chorherren, 1456 Stephan und 1480
Christoph Torwart.) Allein das Stift kam doch nicht in Frieden mit der Gemeinde
Rappach, und 1516 gab es wieder eine Verhandlung, wobei „der würdig Herr Konrad
Kleymaun, Amtmann und Brotmeister des gemeinen Brods in Öhringen, als Kläger
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gegen die ßauern wegen Beeinträchtigung der .Stiftsrechte auftrat. Dabei funk-
tionierte als Schiedsrichter unter anderen der später im Bauernkrieg als Anzettler ge-
nannte Albrecht Eisenhut, Ratsherr in Öhringen und Gastwirt zum Rüssle (Württ.
Viertelj. 1879, 1880 von Pfarrer Caspart).
Es ist nicht zu verkennen, dass im 15. Jahrhundert der religiöse Eifer,
der früher kirchliche Stiftungen veranlasst hatte, nach und nach erkaltete, wenn
auch einzelne noch eine Ausnahme machen. In dieser Beziehung ist nachfolgendes
anzufüliren: Im Jahre 1423 wurde in der Nähe der Stiftskirche eine Kapelle zu
Ehren des Erzengels St. Michael erbaut und am 17. Oktober eingeweiht, wie der
Vikarins des Bischofs von Würzburg urkundet: consecravimus cappellam novam
sitain in Cimiterio Orengewen in loco vulgariter „Kerntal" nuncupato ubi ossa mor-
tuorum recondita existunt in honore St. Michahelis archangeli, omnium angelorum
et omnium fidelium animarum. St. Michael ist der Erzengel, der das Schwert der
Allmacht und Gerechtigkeit führt, er ist der Besieger des Teufels, den er mit der
Lanze durchbohrt und in den Abgrund stürzt. Desshalb ist er Patron der Kirch-
höfe, denn er schützt die Seelen unmittelbar nach dem Tode nach der Vorstellung,
die im Brief Jndae 9 ausgedrückt ist: Michael der Erzengel, da er mit dem Teufel
zankt und mit ihm redete über den Leichnam Mose etc.*) Am 17. Februar 1423
wurden auch die beiden Altäre der Kapelle geweiht, der eine für St. Jakobus, St.
Sebastianus et virgo Juliana, der andere für St. Vitus, St. Dorothea, St. üttilia,
und 1451 erteilte der päpstliche Legat Nikolaus einen Ablass für alle, welche an
gewissen Festen in capella Scti Michahelis Archangeli sita in eimeterio Sanctorum
Petri et Pauli Oringew den Gottesdienst besuchen würden. Der Stifter dieser
Michaelskapelle war der Stiftsdekan Johannes Gemmynger. Sein und seiner Eltern
Jahrestag wurde am 23. Juni gefeiert, et eadem nocte cum processione visitanda
sunt ossa defunetorum in loco vulgariter dicto „Kerntal" ubi modo exstrneta est
capella St. Michahelis archangeli, wozu das Obleibuch noch hinzufügt: ubi ipse
(Gemmynger) elegit sepulturam aute altare St. Jacobi apostoli.
Über die St. Michaelskapelle wird weiter folgendes beurkundet: 1460 Do-
minica qua cantatur in Ecclesia „Oculi mei" quae fuit deeima sexta dies mensis
Martis wurde eine Urkunde ausgestellt von Dekan uud Kapitel : Nos Albertus Keller
Decanus totumque Capitulum bekennen, dass Johannes Gemminger quondam decanus
eccl. colleg. St. Petri et Pauli Apost. in Orengevv, nachdem er gesehen habe, wie
auf dem Kirchhofe daselbst, wo viele Leichname und Gebeine „in loco vulgariter
Kerntal nnneupato" liegen, unziemlicherweise Schweine, Hunde und andere Tiere
sich herumtreiben , die Reste der Verstorbenen verunreinigen , wegschleppen , an-
fressen, eine Kapelle habe bauen lassen, die viel gekostet habe (satis preciosum)
zu Ehren der Seelen aller Gläubigen, die dort begraben liegen und darin einen
Altar zu Ehren St. Michaels des Erzengels, des Wächters aller gläubigen Seelen,
St. Jakobus, St. Sebastianus und St. Julianns, und zwar diesen sub testudine, einen
anderen zu Ehren St. Veits und seiner Märtyrergenosseu St. Dorothea und St. Odilia
und einen dritten, oben gelegen wie der zweite, zu Ehren von St. Jakobus und
St. Bartholomäus mit Kerzen, die Tag und Nacht brennen, und daselbst vor dem
uuteren Altar habe Johannes Gemminger seine eigene Grabstätte gewählt.
Die Kapell« hatte ihren eigenen Plleger, als welcher 1449 Johannes Neyperger
genannt wird, „der ersatne geistliche Her, Pfleger des Kerntal vff dem Kirchhoti'
*) Nach dem apocryphen-Duch avaÄTjw; Mwusew? wird des Streit*« guter und l>öser Engel über
den Körper des Moses und seine Aufnahme in den Himmel gedacht.
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bei dem Stitft zu Orengew gelegen", der mit seiner Schwester Anna Stoferiu an-
sehnliche Güterstiftungen für die Kapelle machte: et ego Joh. Nyperger Vicarius
beate Mario virginis in ecclesia prefata (Öhringen) , habe gestiftet mit Schwestern
und Schwägern, die ihre Ruhestätte ebenfalls hier erwählt haben, folgendes: ein
neues Haus in Öhringen hinter der Crypta, neben dem Hause der Custodia, einen
Garten bei .dem güldenen Bronnen, 2 Morgen bei dem Wydlein in Masselterbacher
Margk, 2 Morgen im Scherers Grund am Verherberger Weg, einen Garten zwischen
den Graben, einen Garten in der Heungassen, eine Grasweyde auf dem Geyersberg
am Hussinsewe, nebst anderen Waiden und Gilten, dazu 2 Horabücher, für Sommer
und Winter, von der Hand des Dekan Gemmynger, ebenso noch 14 Malter iu der
Scheuer auf dem Schnlhof und 140 fl.
Wenn auch der Ort, wo die St. Michaeliskapelle im Kernthal (Kärenthal
von caro, carnarium = ossarium, Beinhaus) sich nicht genau bestimmen lässt, so
ist doch die Zeit, in der sie entfernt wurde, bekannt.
In einem Recessbuch der Waldenburger Linie (Bl. 67) ist eine Verhand-
lung zwischen Neuensteiii- und Waldenburgschen Räten, d. d. 22. Dec. 1580, auf-
gezeichnet, worin es heisst : Sanct Anna-Kirchen zu Öringen. Ist für rathsam, guth
und billich angesehen, solche Kirchen zu erweittern vff der man die Abverstorbenen
Menschen zur erden bestettigt, und den gutherzigen Christen, die sich dabei finden
lassen und mit denen Leichen gehen, Leichenpredigten darinnen geschehen mögen. Zu
solchem Bauw soll man die stein an den beeden alten Kirchlin zu Öringen, zum
heiligen Creutz und beim Kernterheusslin, nemmen, denn die Herrschaft, von Stiffts
zu Öringen wegen, die Drittheil und die von Öringen die zwey Theil an dem Baw-
wesen erstatten.
Es war also noch eine zweite Kapelle da, „zum heiligen Kreuz", über deren
Lage nichts Näheres bekannt ist.
1418 stiftete Graf Albrecht I und sein Bruder Georg, Bischof von Passau,
einen neuen Altar zu Ehren von St. Hieronymus und St. Erasmus, den Bischof
Georg bei seiner Rückkehr vom Konstanzer Konzil selbst einweihte.
1447 Nachdem Gräfin Elisabeth, geborene von Hanau, Witwe Graf
Albrechts L, einen Ornat von rotem Saramt gestiftet hatte, verschrieben sich Niclaus
Sigginger, Dechant und das Kapitel, dass sie „das gantz Ornament mit Namen
Alben, Chorrock, Casell mit einem pcrlin Kreuz, Manipell, ümbral und sust alle Zuge-
hörung nicht mehr im Jahr gebrauchen wollen als vff den heiligen österlichen Dagk
vnd vff vnserer lieben Frawen Dagk wnrzweyhe (Himmelfahrt), es wer dann daz vnser
gnedige Herrschaft sich selbs oder ir kinder In ehelichen Sachen vermehelten vnd
Riren Kirchgangk zu Oringanw halten wolten . . Wir gereden auch die schilt vff den
Ornamenten Hohenloch vnd Hanauen verwoppet nicht zu verendern. (Alba, ein
langes weisses Hemd mit langen engen Ärmeln. Casel(l) casula das eigentliche
Messgewand aus schwerem Seidestoff, ein weiter ärmelloser Mantel, der nur eine
Öffnung für den Kopf hatte. Manipel(l), manipulns, ein Nastuch ursprünglich, später
ein breites Band von der Farbe des Messgewandes über den linken Vorderarm ge-
hängt. Umbral, umbraculum, Baldachin, Tabernakel.)
Dieselbe Gräfin stiftete 1464 100 fl. zu 2 Kerzen zu einer Messe auf dem
oberen Choraltar, wogegen Dekan und Kapitel sich verschreiben, ihr täglich einen
Weck, so wie man sie zur Pfründt backen lässt, zu reichen, 1475 verschreiben sich
dieselben gegen die Gräfin, dass sie das von Ihrer Gnaden in die Kirche gestiftete
köstliche braune Messgewand, mit einem Perleukranz, nebst 2 braunen Ministran-
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teiiröckon mit Alba und Stola nur viermal des .Talus an Pfingsten, Christtag, Maria-
Verkündigung und Himmelfahrt tragen wollen.
Dr. Johannes Gemminger, Canonicus et custos, stiftete 1464 einen Altar,
der da geweyt vnd geert sol werden in der Ehr der heiligsten und fruchtbarsten
St. Annen, des h. Laurentius, des h. Augustinus, der h. Monica und des b. Castor.
Dieser Altar soll gesetzt werden „In der newen knifft als man durch die. Kirche
in die krufft get vff der Seiten, da die liberei stet an das neohst Fenster das neben
Vnserer liben Frauwen Altar stet der genant wird Herr Johann Neypergers Altar,
dazu ein Messbuch, ein bergamenen Buch item ein köstlicher Kelch, daruff gesmekt
sind in gleicher Form und Nähe die Worte da gluriam deo 1. 4. 6. 1. (s. Glasge-
gemälde). Nach Wibel, der sich auf ein altes Manuscript beruft, waren 12 Altäre
in der Kirche: 1) St. Marci Ev. 2) St. Nicolai. 3) St. Mariae. 4) St. Mariae
in Crypta. 5) St. Margarethae. 6) St. Mariae Magdalene in Capella nova (genannt
im Himmelreich). 7) St. Hieronyrai et Erasmi. 8) St. Michaelis Archangeli. 9) St.
Martini. 10) St. Wenceslai et St. Catharinau 11) St. Annae in Crypta. 12) Om-
nium Sanctorum.
Kirchhof. — Um dieselbe Zeit, 1437, waren die Stiftsherrn in Öhringen
wegen ihres Kirchhofes in Gewissensscrupel geraten, weshalb sie sich an den Kar-
dinallegaten Julian mit einer Eiugabe wandten, der nun nachfolgendes urkundete :
Julianus miseracione divina tit. Sancte Sabine romane ecclesie Presbiter Cardi-
nalis . . . Dekan und Kapitel der Kirche St. Peters und Pauls in Öhringen haben
ihm Botschaft zukommen lassen, des Inhalts : die Stätte, die man cimiterium nenne,
sei früher sehr gross gewesen und habe einen bedeutenden Teil der Stadt gebildet;
dort haben sich aber Handel und Wandel eingedrängt, Verkäufer von Vieh, Holz etc.
treiben daselbst (wie heute noch) ihr Wesen. Dekan und Kapitel haben dies für
unziemlich erachtet und den eigentlichen Begräbnisplatz durch eine Mauer von der
Region des Verkehrs abgegrenzt, und so werde zwar der Handel nunmehr ausser-
halb der Mauer betrieben, aber cum adhuc in parte praefati loci muro extranea
contiuuo hujusmodi exerceantur negociaciones et commercia et propterea partem
ipsam plerumque seminis aut sanguinis effusione pollui contingat . . Da der Platz
ausserhalb verunreinigt werde, so haben, nach den Mitteilungen von Dekan und
Kapitel, etliche naseweise Leute (nonnulli curiosi) behaupten wollen, auch der Platz
innerhalb der Mauer könnte durch das, was ausserhalb getrieben werde, entweiht
werden, und diese Bemerkungen haben bei Dekan und Kapitel Scrupel erregt.
Deswegen erklärte der Kardinal, d. d. 10. Nov. 1437, von Basel aus, es finde keine
Entweihung statt und es bedürfe keiner Reinigung.
Bau der neuen Kirche.
Mit dem 26. Februar 1451 treten die Vorbereitungen zum Umbau der
alten Stiftskirche, die, wenn sie die erste war, etwa 6 — 700 Jahre gestanden hätte,
ans Licht, zunächst in Gewährung von Ablass, wodurch die Mittel zum Bau herbei-
geschafft werden sollten. Das älteste Zeugnis dafür ist vom 26. Februar 1451;
unter diesem Datum verhiess der päpstliche Legat in Deutschland, Kardinal Nico-
laus, einen Ablass auf 100 Tage allen denjenigen, welche an gewissen Festen die
Messe im Stifte besuchen und milde Beiträge zum Bau geben oder Steine und Holz
herbeiführen würden ; dazu fügte Bischof Gottfried von Würzburg einen Ablass auf
40 Tage; am 16. April 1452, 3 römische Kardinäle einen Ablass auf 300 Tage
und Papst Nicolaus, 1453, einen solchen auf 7 Jahre. Aus diesem letzteren ist er-
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sichtlich, dass die „ecclesia Sunctorum Petri et Pauli ac Stephani in Orengew
Herbi|M>l. dioc." durch einen Blitzstrahl, durch Stürme und andere unheilvolle Dinge
dein Einsturz nahe gebracht und einer Ausbesserung buch bedürftig war.
Herzog Albrecht von Ostreich, der am päpstlichen Hofe für die Gewährung
dieses Ablasses thätig gewesen war , schickte iu demselben Jahre Reliquien , weil
er gehört habe, dass „die himmlische Fürstin, die Mutter Gottes, unser liebe Frau,
grosse Wuuderzeichen thu zu Olingen bey der Stifft vnd hinter der Kruö't da-
selbst" . . . Nach diesen Vorbereitungen wurde am Sonntag Lätare 1454 (31. März)
der erste Stein gelegt. Gegen diese bestimmte Zeitangabe wurde (vou H. Bauer,
Zeitschrift etc.) geltend gemacht: es könne sich dies blos auf den Chor, an dem
der Stein mit der Inschrift sich befindet (she. Abbildung Nr. 0), beziehen, die
Nro. 6: Grundsteinlegung am Neubau der Kirche 1454.
Crypta müsse schon früher fertig gewesen sein, weil die Ablasse aus den Jahren
51, 52, 53 seien, weil die erste Baurechnung schon vom Oktober 1453 stamme,
weil 1457 schon 3 neue 'Altäre in der Crypta aufgestellt gewesen seien, somit
werde die Crypta von 1450 -54, der Chor von 1454 1464 erbaut worden sein.
Es ist gegenüber der bestimmten Angabe auf dem Stein nicht der Mühe wert, diese
Frage weiter zu erörtern. Mit der Crypta musste jedenfalls begonnen werden.
Wenn Krypten auch dem gothischen Baustile fremd waren, so war eine
solche au diesem Orte nicht zu umgehen. Hier war die Grabstätte der Gräfin
Adelheid, der Mitstifterin, oder wie das Obleibuch sagt: „Der Frawen künigin
Adelheit", auf der Wuuderzeichen vor sich gingen und „der es erzelt, ist es inne wor-
den von etwie vil andechtigen Frawen die in iren nöten und in krangcheit vnd besun-
ders in kyndesbanden die vorgenante Frawen kunygin Adelheiden andechtlich haben
angerutft vnd by Ireni Sarge iu der Crufft flisslich gebett haben daz sie herloset
siu von iren noten gesund worden von irer Krangheit vnd den Schwangeren Frau-
wen got einen frölichen anblick bescheret hat um bete vnd verdyns willen der
obengenannten andechtigen vnd demütigen Frauwen küuygin Adelheyden" .
Die erste Rechnung wurde 1453, feria secunda post Galli, abgelegt durch
den Kruftherr Johannes Nyperger. „Hiebei sein gegenwertig gewest Hr. nyclaus
Dechant, Hr. Seifrit Hugk, Hr. Ulrich Gemyng, Cuutz kuch vnd Hans Gockensnabel
jetz Bawmeist' vns' lieben Frawn." So hiessen nämlich die Mitglieder des Stifts
nebst denen des Gerichts und der Gemeinde, welche die administrative und finan-
zielle Aufsicht bei dem Bau führten. Kruftherr hiess der Chorherr, der den Kult
in der Krypta besorgte und die Einkünfte verwaltete. Der Dechant Nyclaus ist
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Nicolaus Sigginger. Im Jahre 1457 scheint der ursprüngliche Plan, Crypta und
(•hur neu zu hauen, der Vollendung nahe gewesen zu sein. Am Dienstag nach St.
Antonientag 1547 erliessen die Grafen Kraft und Albrecht, Dekan und Kapitel und
Schultheiss und Gericht einen Sammelbrief, mit dessen Verbreitung der Chorherr
Weigand Stirner beauftragt wurde, des Inhalts, dass „die Kirch und altwohlher-
komen Stifft an manchen Iren enden vnd sonderlich an dem glockeuthum der von
den weter geslageu vnd grosslichen beschediget also dass man des nyderfallx teg-
lichs In grossen sorgen wartend ist . . So haben wir eynhel liglichen vnd mit wol-
bedachtem mute vnd rat einen grossen vnd köstlichen Buwe fUrgeuommen vnd an-
gefangen einen neuweil thnrn zu buwen der dann ytzunder In guter hübe vffge-
bracht vnd besonder die Statt hinter der knifft wo ... mit einer neuwen knifft
vnd kore vnd die alten krufft vnd kore damit treffenlichen zu erweyten. Derselbe
buwe auch in ebener guter Höhe vber den grünt bracht ist dar Inne auch drey
neuwer Altar fürgenomen vnd volbracht .... so bitte man mit besonderer Erluub-
nis des Bischofs vou Würzburg . . dein Abgesandten des Stiffts . . dem ersamen
Herrn Weygandt Stirner Chorherrn, Beistand zu thun ... Es seie auch, fährt das
Schreiben fort, über solich Almusen In Zunemen vnd wider vszzugeben au dem buwe
from erber person von priestern vnd burgern gesetzt vnd geordnet damit solich
Almnseu . . . wol vnd loblichen angelegt sol werden . . Des zur Urkund, so haben
wir Crafft vnd Albrecht vnser iglicher sin eigen Insigel, Wir Dechant etc vnser
Dechaney vnd Capitels Insigel vnd wir Schultheis etc. obgeuaunt der Stadt Insigel
lassen henken etc.
Der Turm, von dessen Neubau die Rede ist, ist der Sttdturm.
In demselben Jahr fiel der defekte Turm ein, beschädigte (conquassavit)
das Schiff, so dass, wie der Ablassbiief des Papstes Calixtus III. von 1457 an-
giebt, nichts übrig blieb als ein vollständiger Neubau. Bis dahin war nur die Rede
von den Einnahmen und Ausgaben des „Bawesz vnser lieben Frawen", d. h. Crypta
und Chor, von da an heisst es: „des bawes vnser lieben Frawen sanet Peters
und Pauls.
Die Ablassbulle des Papstes sagt : „in ecclesift collegiata St. Petri et Pauli
ubi sacratissima virgo Dei genitrix lniraculorum assiduitate corruscat . ." möge
man beisteuern „ad fabricam eedesie cujus campanile nnper cecidit et cadendo unam
partem ipsius ecclesie quasi penitus conqiiassavit reliquis ipsius ecclesie strueturis
et edifieiis ruinam minantibus .
Dabei wird bemerkt, das Gebäude sei sehr alt gewesen „nimia vetustate
consumpta", so dass man vermuten muss, trotz der gegenteiligen Ansicht von H.
Bauer, welcher die alte Kirche als die zweite aus dem XDTL Jahrhundert annimmt,
es sei die alte Pfarrkirche vou 1037 bis dahin noch gestandeu.
Da Chor und Crypta 1457 zum Gottesdienst benützt werden konnten, so
ist dieser nie unterbrochen gewesen.
Der Bau dauerte ein halbes Jahrhundert; das Schiff war 1494 vollendet;
der Abschluss des ganzen Baus fand aber erst 1501 statt und mit den Annexen
noch später. Wer die Baumeister von anfang an waren, die Crypta nnd Chor, die
besten Teile des Ganzen, entwarfen und ausführten, ist nicht bekannt, der Zeit
nach schwerlich diejenigen, welche 1491 als Baumeister genannt werden. In diesrim
Jahre verpflichtet sich Graf Kraft V. von Hohenlohe, diejenigen hundert Gulden,
die sein Oheim Graf Albrecht IL (f 1490) um Gottes nnd seiner Seele Heil willen
gestiftet habe, den beiden Steinmetzen Meister Hansen von Aurach und seinem
Mitgesellen Meister Bernhard zu bezahlen. „Wir Crafft von Hoheuloe ete. bekennen
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offenlichen mit dein brieve als der Wohlgebornen vnser lieber Vetter loblicher Ge-
dechtnuss Albrecht, Grave von Hobenloe vnd zu Ziegenbayn, In seinem letzten
Willen gesetzet vnd geordnet bat das wir sollen geben hundert Gulden Renitch
vmb Gottes vnd seiner sele heyls willen vnd so wir aber bedracbt haben das die
kirchen vnseres Stiffts zu Oringewe zu bawen nottörfftig sei haben Wir fürgenom-
men dieselben hundert guldin an dem gemelten bawe zu ordnen und zu- geben, doch
mit der mass das dieselben hundert guldin Nyemandts anders sollen zugewandt
oder gegeben werden dann Maister Hansen von Aurach vnd Maister Bernnharteu
seinem mitgesellen beyde steinmetzer, die den gemelten baw zu machen bestanden
han . . . Des zur Urkunde so han wir Unser Insiegel zu Ruck vff diesen briev tun
drucken der geben ist zu Newenstein vif sant Dorotheentag nach crist gepurt viert-
zehnhundert vnd in dem ein vnd newntzigisten jare.
Über diese beiden Baumeister, Hans von Aurach und Bernhard, hat Klemm
in den Wttrtt. Vierteljahrshefteu 1879 S. 290 und 1882 S. 125 und im Nachtrag
S. 201 Mitteilungen gemacht.
Hans von Aurach oder nach Heideloff (Bauhütten etc. S. 33) Hans von
Oringen war 1480—1520 Mitglied der Bauhütte in Nürnberg. (Bei dem Namen
Aurach denkt Klemm [1879] an Urach, in dem späteren Aufsatz von 1882 an Aurach
bei Würzburg.) Den Mitgesellen Bernhard erklärt Klemm für Bernhard Sporer,
welcher in Wimpfen am Berg an der im Langbaus neugebauten Stadtkirche als
Hauptbaumeister (nach Lorent) 1491—1520 thätig war, der nach einer Inschrift
unten an einem Strebepfeiler und nach dem Zeichen oben 1492 den ersten Stein legte,
1510 die Säulen, 1512 das Gewölbe begann und 1520 zum letztenmale in Quittungen
vorkommt. Derselbe NameBernardus
Sporer opifex erscheint an einer In-
schrift der Kirche von Schwaigern.
DasMeisterzeicben inSchwaigern soll
dasselbe sein wie in Öhringen (Fig.99
bei Klemm) (she. die Abbild. Nr. 7);
während inWimpfen eiu ganz anderes
(Fig. 100) sein soll, welches letztere
nach Lorent sich auch unter den
Quittungen des Sporer in Wimpfen
findet. Dies wird übrigens in dem
Nachtrag S. 201 korrigiert, wo-
nach auf den Quittungen in Wim-
pfen das Siegel 1518 und 1520
mit b. s. das Meisterzeichen (Fig.
99) wie in Öhriugen gebe. Wenn
dem so ist, so wäre das Zeichen
in Öhringen das des Bernhard Nr. 7. Meisterzeichen des Hans von Aurach
Sporer. oder Bernhard Sporer.
Aus dem Nntizenbuch über die Einnahmen und Ausgaben, das leider weder
vollständig noch detailliert ist, teilt Albrecht einiges Interessante mit, woraus zu
sehen ist, wer dabei zugegen war, z. B. 1499, Vnd sind diese beyde Rechnung ge-
scheen In bej wesen vnnser gnedigen Hern, Hrn Craft'ts vnd Hi n Albrechts Grauen
von Hohennloe : Im ganzen sind in dem Register vom 18. Okt. 1453 bis 5. Febr. 1499,
wobei aber für etwas über 8 Jahre vom 16. Okt. 1480 bis 22. Febr. 1489 die Zahlen
fehlen und ebenso 1492, mit Weglassung der Schillinge und Pfennige 6931 fl. Geld
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Gl
und 762 fl. Gold (4 4 11. 12 kr.) verrechnet. Man wird somit, wenn man annimmt,
in den fehlenden Jahren sei ebenfalls ein entsprechender Betrag ausgegeben worden,
auf circa 10 bis 12000 fl. Ausgaben kommen. Die Einnahmen flössen in erster
Linie aus dem Opferstock in der Crypta, was von 1482 an spezifiziert ist , z. Ii.
in diesem Jahre 63 fl., 1486 108 fl., 1498 105Vx fl. Es wurden auch Stiftungen zum Bau
gemacht, wie z. B. der Stiftsdekan Konrad von Lickartshausen (t 1402) 100 Pfd. ad
fabricam ecclesie vermacht hatte. Peter Eyspreeht von Münster setzte in seinem
Testamente d. d. 26. Okt. 1453 fest, dass ein Teil des Erträgnisses des dem Stifte
vermachten halben Dorfs Rappach an den „baw unser liben Frauwen" verwendet
werden solle. Dieser Peter Eyspreeht mit seiner Ehefrau Elsa wird 1469 bone
memorie genannt, war also damals tot. Ausser den 100 fl. des Grafen Albrecht werden
50 fl. von den Brüdern Gottfried, Friedlich und Kraft von H. erwähnt, in Voll-
streckung des letzten Willens ihres Vaters. Das Stift entlehnte 1490 zu dem Bau
100 fl. in Heilbronn. Dass an den Annexen noch länger fortgebaut wurde, zeigt
ein Aktenstück, d. d. 4. Juni 1506, bezüglich einer Wohnung flu- den Stiftsprädi-
kanten, dass „diese Wonung nach Vssgange vnd Vollbringung vnser liben Frawen
baw, der etzund vor Augen ist, von dem gemeyuen Almusen des baws sol gebawet
werden".
Die Baukasse besorgten 1453 Johannes Neyperger, Kruftherr; 1454 Ulrich
Gemmynger; 1453 Seifried Hawgk; 1456—64 Joh. Neyperger; 1464—71 Hans
Raminger; 1471—86 der Chorherr Petrus von Kappel und Hans Prügel; 1486—93
der Chorherr Konrad Fabri; 1493—99 David Eisenhut, custos; 1499—1504 der
Dekan Matthias Hose.
Zu diesem Behufe entlehnten Oswaldus Batzer, Decanus, und das Kapitel
„zu des Stifftes Nutzen und Frommeu, nemlich den Baw in vnserem Stifft weiter
zu erstrecken" von ihren Mitchorherrn, Vicarii, gemeinem Brod und Präsenz, 240 fl.
und versprachen dafUr 12 fl. Zins auf den Gross- und Kleinzehnten zu Massalter-
bach. Dass die angefangenen Bauten nicht alle vollendet wurden, sieht man jetzt
noch an dem unvollendeten Bogen im sog. Stiftshof. An dem äusseren Thor, das in
diesen Hof, der den Eingang zu stattlichen Kellern bildet, führt, ist eine Platte
mit der Inschrift: Oswaldus Batzer. Decanus. Adrainistravit. und der Jahrszahl
MCCCCCVI (1506). Die Lehrzimmer über den Kreuzgängen wurden erst 1612 ein-
gerichtet, der Saal (Auditorium) ist eine Stiftung des 18. Jahrhunderts. Dass übrigens
früher schon über den Krenzgängen auch einzelne Säle waren, z. B. ein Kapitelsaal,
macht die Wendeltreppe, die von oben in die Kirche fühl t, wahrscheinlich und die
Notiz in loco capitulari peremptorio modo solito.
Die Wände, wodurch zur Reformationszeit der für den Kultus der Chor-
herrn reservierte Teil, der Chor, von dem Schiffe abgeschieden war, wurden erst
1581 entfernt. In diesem Jahr erhielt der Stiftssyndikus den Befehl, dass er solle die
Mauern im Chor vff beiden Seiten gegen die Staffeln herab hinwegthun und dagegen
der Herrschaft monumenta mit eysernen Gittern verwahren, die Orgel an einen
anderen bequemeren Ort transferieren (es ist leicht zu sehen, wo sie stand) und
dagegen Staffeln, so breit der Chor ist, legen lassen, auf welche alle Kinder sitzen
können, dadurch der Schulmeister spazieren gehe und damit das schwätzen abge-
schafft werde.
Beschreibung der Kirche.
Äusseres. — Das Äussere der Kirche zeigt im Chor, Südturm und
Schiff den spätgotischen Styl in einer Einfachheit, wie er sich von einem Bau, der
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iu die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts fallt, bei de» bescheideneu Mitteln eines
auf seine ursprüngliche Dotation beschränkten Chorhernistiftes und einer gräflichen
Landstadt, erwarten lässt. Die Veränderungen, die im Laufe der Zeit an einzel-
nen Fenstern vorgenommen wurden, namentlich an der Südseite des Querschiffes,
sind leicht zu erkennen. Der Südturm ist in gutem Style gehalten und zeigt bei
dem Übergang in das Achteck einige Eigentümlichkeiten. Dagegen macht der
späteste Teil, der Westtuim, der durchaus im Viereck sich erhebt, mit seinem
Umgang, mit Geländer und der oben eingerichteten Wohnung für den städtischen
Musikkapellmeister einen unharmonischen Eindruck. Die Umgebung ist für das
Gesamtbild nicht vorteilhaft. Durch ein angebautes Haus, sowie auch durch die
über den Kreuzgängen errichteten Gelasse, ist die Nordseite verdeckt. Die Süd-
seite, welche frei steht, wird durch _das in nächster Nähe befindliche höhere Schloss-
gebände zurückgedrückt und der Chor auf der Üstseite ist durch das abschüssige
Terrain und die durch Häuser eingeengten schmalen Wege, den Treppen- Aufgang
und anderes unvorteilhaft beeinflusst. Es gehört somit ein genaueres Eingehen
auf die Einzelheiten dazu, um das gebührende Interesse für dieses Denkmal des
15. Jahrhunderts zu gewinnen.
Die Höhe des Westtünnen, der in seinen gewölbten Räumen die Hohen-
lohischen Archive, im ersten Gewölbe das gemeinschaftliche Hohenlohische Haus-
archiv mit seinen für die Geschichte des Hauses und Stiftes wichtigen Urkunden,
wie den Stiftungsbrief von 1037, mit den Dokumenten der Hohen Müschen Klöster,
den Gräflich Weinsbergischen Familienurkunden; im zweiten das Neueustein'sche
sog. Linien-Archiv birgt , ist in den Württ. Jahrb. für 1880 wie folgt angegeben :
Eidfläche (1,15 m unter der Aussenkante der Portalschwelle) 229,46 m
Oberer Rand des Altangeländers 262,82 m
Knopf 285,62 m
somit Höhe des Turmes 56,16 m
Der östliche Turm soll nach Albrecht 1,6 m niedriger sein, also 54,56 m.
Die Vermutung, dass, um die Symmetrie herzustellen, auch auf der Nord-
seite des Chors ein Turm, wie auf der Südseite, beabsichtigt gewesen sei, ist
nicht annehmbar, da die Mauern der Kapelle, die den Unterstock dieses Turmes
hätten bilden sollen, für diese Anlage viel zu schwach erscheinen.
Inneres. — (3he. Grundriss, Abb. Nr. 8.) Die Eingangshalle unter dem
westlichen Turm hat 4 m Seite in Länge und Breite. Die Länge der ganzen
Kirche (im Licht) ist 53 m, also beinahe wie die Höhe der Türme , wovon auf das
Hauptschiff 34 m, den Chor 19 m kommen, wobei das Altarhaus 9,5 m hat. Die
Breite des Schiffes von Wand zu Wand ist 23,3 m am Eingang, 24 m am Anfang
des Querschiffes, wobei das Mittelschiff, das seine gleiche Breite beibehält, 9 m
hat, während die 2 Seitenschiffe gleich am Anfang verschiedene Breite haben, näm-
lich das linke von der Mitte der Säule bis an die Wand 6,7 und das rechte 7,6,
eine Breite, die bei beiden zunimmt bis zu 7 und 8 m. Zwischen den einspringen-
den Pfeilern entstehen Nischen (Kapellen) von einer Tiefe von 1,9 m.
Der Chor liegt um 2,12 m höher als das Schiff (wegen der Crypta) ; er
hat eine Breite von 9,6 in, die Dicke der Mauern ist an den Türinen 1,7—8 m;
im übrigen 1 m. Zwei Säulenreihen tragen das reiche Gewölbe; 4 Paare von
Westen an gezählt sind achtseitig, die zwei letzten gegen den Chor hin sind Pfei-
ler mit kreuzartigem Grundriss, die Rippen sind aus Sandstein, die dazwischen
liegenden Fugen aus Backsteinen, die mit einem Gipsgnss überzogen sind. Auf der
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Südseite des Schiffes sind 5 hohe gotische Fenster, auf der Nordseite, auf der
2 Thüreu aus den Kreuzgängen in die Kirche führen, bloss 3. In dem Altarhaus (Quer-
haus) ist ein grosses, stilwidriges Fenster, offenbar aus späterer Zeit, um Licht zu
gewinnen, in dieser Art verändert. An das Quersckiff stosst gegen Norden eine Ka-
pelle, welche wegen eines dort befindlichen, kaum noch sichtbaren Wandgemäldes
schon in früher Zeit den Namen „die Hölle 44 erhalten hat, einen Namen, den man
erst in unseren Tagen infolge des Zutagekommens der Überreste dieser Wand-
malerei zu deuten wusste (früher nannte man den Ort „Höhle"); diese Kapelle
ist 15 in lang, 8,5 breit , sie hat 3 Fenster nach Osten und 2 gegen den Kreuz-
gang in spätester Gotik. Zu beiden Seiten d<js Chors gegen Süd und Nord ist je
eine Kapelle, in welche man vom Chor durch Thülen gelangt. Die nördliche hat
auch einen Ausgang nach Aussen. Die südliche hat 5,3 auf 5,4 m, die nördliche
5,5 auf 5,7 m in Länge nnd Breite.
Die südliche, jetzige Sacristei, hat 2 hohe gotische Fenster, 1 gegen Süden
und 1 gegen Osten; die nördliche, gegenwärtig ohne Bestimmung, war ehedem zur
Austeilung des „panis communis" bestimmt, wie die Inschrift an einem Wand-
schrank ausweist: REPOSITÜRA. CO IS. PANIS. 1. 5. 1.0. Auch befindet sich
in der Wand eine verborgene Lade, wohl zur Aufbewahrung von Dokumenten be-
stimmt. An diese Kapelle lehnt sich der Vorbau für den Ölberg.
An die Nordseite des Schiffes stossen die kürzeren Arme des parallel mit
dem Schiffe gebauten Kreuzgangs. Diese Querarme sind 13,5 m lang, der Haupt-
gang 30 m. Sie haben zusammen gegen den inneren Raum 14 hohe Fenster. Der
innere Raum, noch bis in das vorige Jahrhundert zn einzelnen Begräbnissen be-
nutzt., hatte 11,7 auf 13,3 m Dimensionen, die Breite der Kreuzgänge ist 3,5 m.
Die Höhe des Mittelschiffes ist über 12 m, die des rechten Seitenschiffs 9,8 ;
des linken 10,1; die des Altarhauses in der Mitte 1-1,3, rechts und links 12,8.
Der Chor, der 2,12 höher liegt als das Schiff, hat eine Höhe von etwas mehr als 12 m.
In einer älteren schriftlichen Mitteilung spricht sich t Prof. Hassler in Ulm
über das Gewölbe folgendermassen aus: Einen Raum von ca. 80' (Mittel- und Seiten-
schiffe) mit einem einzigen Gewölbe zu überspannen, ist an sich kaum und bei so
schwachen Widerlagern gar nicht auszuführen. Der Baumeister hat aber den
Effekt eines solchen Gewölbes doch erreicht, indem er die Gewölbe der Seiten-
schiffe der Kirche, welche eine Hallenkirche ist, um ein Mässiges niedriger legte:
35 : 42 <L h. 5 : 6 und in demselben Verhältnis die Gewölbe der Kapellenräume
zwischen den in die Kirche hineingezogenen Strebepfeilern niedriger als die der
Seitenschiffe. Es wird dadurch der Eindruck hervorgebracht, als überspanne ein
einziges kolossales Gewölbe, von den Kapellen räumen aufsteigend, durch die Seiten-
schiffe hindurch bis zum Scheitel des schönen Sterngewölbes des letzteren die. ganze
80' breite Kirche. Man kann sich davon am besten überzeugen, wenn man den
Standpunkt unten an der Ecke rechts bei den an den Chor führenden Stufen oder
links noch auf dem sogenannten Läutboden also durch den Chor von oben be-
trachtend wählt. Es erscheinen auf diese Weise von unten oder von einer ge-
wissen Höhe gesehen sämtliche 3 resp. 5 Gewölbe als ein Einziges, nämlich das
zweite als eine Fortsetzung des ersten und das dritte als eine Fortsetzung des
zweiten, man mag vom Gewölbescheitel ausgehen oder vom Standpunkt der Ge-
wölbegurten.
Zudem Grundrisse: a) ist die Turnte Bischof Gebhards, b) das Kpilaphinm Graf Ludwig
Kasimirs, r) das Epitaphium Graf Kbcrhards von Hohenlohe* Waldenburg, d) das Kpitaphiuin Graf
Georg Friedrichs I. von Ilolienl -Waldenburg, e) Monument des Grnfen l'hilipp von Hohenl. N'euen-
stein. f) Holzschniljswerk in der Hölle, g) St. Margarethen-Altar.
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Die Krypta. — Rechts am Haupteingang in den Chor führen vom süd-
lichen Arme des Querschiffes 10 Stufen in die Säulencrypta unter dem Chor, welche
12,6 m lang, 9 m breit und in der Mitte 3,7 m hoch ist. Sie besteht aus 2 Ka-
pellen, der Hauptkapelle, Marienkapelle, welche durch 2 Reihen von je 4 Säulen
in 3 Schiffe gegliedert ist, mit 5 gotischen Fenstern, von denen eines, gegen Nor-
den gekehrtes, der daselbst zwischen der 2. und 3. Säule eingerichteten Grab-
stätte wegen zugemauert ist ; auch die anderen Fenster haben, wenigstens zum teil,
Veränderungen erlitten. Zwischen den beiden letzten Säulen (gegen Osten) des
Mittelschiffes dieser Krypta stand einst der Altar „beate Marie in Crypta". Oben
am Schlussstein des Gewölbes ist das Brustbild der h. Mutter mit dem Kinde. Einst
war auch ein wunderthätiges Bild der h. Maria in der Nähe des Altars, wenn es
nicht etwa dieses ist. Der Altar wird 1501 genannt „altare beati Marie virginis
in Crypta ecclesie Collegiate Sanctorum Petri et Pauli apostolorum oppidi Oringen."
Auf diesen Altar „den Mittelaltar in Unserem Stiffte in der Grufft" stiftete „der
ersam geistlich Herre" Alexander Sigginger im Jahre 1500 eine Messe vor „Unserer
lieben Frauen", wozu Kardinal Rainmndus einen Ablass von 100 Tagen schenkte.
Aus der Krypta gelangt man zur Linken in eine niedrige Seitenkapelle,
4,8 m lang, 4,58 m breit uud 3,5 m hoch, mit einem Fenster nach Osten. Diese
Kapelle scheint der älteste Teil, der jetzigen Kirche wenigstens. Da in den ersten
Dokumenten über den Kirchenbau von 1453 von einer Erweiterung der Gruft die
Rede ist, so könnte vielleicht ein Teil der alten Krypta erhalten worden sein. Die
Untersuchung der Grabplatten auf dem Fussboden der Kapelle ist wegen der Menge der
darin aufgestellten Särge unthunlich, die einzige Grabplatte, die zugänglich war,
zeigte das Datum 1487 ; daran war ein Kreuz und in den Ecken die 4 Evaugelisten und
das Kisenhut'sche Wappen zu erkennen. Die alte Krypta war auch eine Säulen-
krytpa. Ob die ältere Angabe, dass die Kapelle der h. Anna geweiht gewesen
sei, richtig sei, wird von Albrecht bezweifelt; denn der von dem Chorherrn Dr.
Johannes Gemminger 1464 gestiftete Altar „In der Ere der heiligsten und frucht-
barsten Frawen St. Annen gestiftet* sollte gesetzt werden „In die Newen krufft
an das nechst Fenster das neben vnser liben Frawen Altar stet" also in die Haupt-
krypta. Dazu stellte Bischof Adolf von Mainz am 1. Mai 1465 eine Urkunde ans,
worin von dem Altar „in cripta dicte ecclesie ad laudera et gloriam beatissime
Anne matris ejus Virginis Marie* die Rede ist, wozu dieser Bischof einen Ablass
von 40 Tagen gewährt, was auch der Bischof Johannes von Würzburg mit 40 tliut.
Erst im Jahre 1702 wurde diese Seitenkapelle zu einem Begräbnis für das Hans
Hohenlohe eingerichtet. Ein Rescript, d. d. 8. Dezember 1702, lautet: „Demnach
heute in der Nacht die höchst betrübte Zeitung eingelaufen, dass Ihro etc. Herr
Graf Johann Ernst ebenfalls (wie sein Vater) das Zeitliche gesegnet und dahero
die Nothdurfft erfordert, dass wegen der Crufft ein endliches gemacht werde, so
haben Ihro etc. Herr Graf Karl Ludwig sich resolviret, das auf der linken Hand
befindliche Gewölbe, wo allerhand Todtengerippe nnd alt Holzwerk lieget, aus-
räumen, zu einer Crufft zurichten und des Herrn Vatters, Frau Mutter, Herrn Bru-
ders und jung verstorbenen Schwester erblichene Körper dahin beisetzen zu lassen."
(Johann Friedrich I., f 1702, sein Sohn Johann Ernst in demselben Jahr, Karl
Ludwig, f 1756, war der älteste Sohn.)
Skulpturen und Inschriften im Innern der Kirche. — a) reli-
giösen Inhalts. An den Säulen sind vielfach Skulpturen und Sprüche, leider
zum grössten Teil übertüncht.
An der ersten Säide, rechts, ist das Brustbild Bileams und die Schrift:
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Oft
Balaa und unter dem Bild: orietur Stella ex Jacob. 4 Mos. 24, 17. — Die zweite
Säule, rechts, zeigt das Brustbild Salomos und darüber: „Que est illa que
vadit quasi aurora exsnrgens. Cantic. VI, 9. — Die dritte Säule zeigt ein männ-
liches Brustbild mit der Schrift: petr . . .p'sona p'ecclia R. saloi(?); unten:
illa est benedicta inter filias hierusale'. — Vierte Säule: Maria mit dem Jesus-
kind. — Die erste Säule, links, zeigt ein männliches Brustbild mit der Schrift:
Panem de coelo praestitisti eis. — Die zweite Säule hat die Schrift, Moyses Exo-
dus XVI, 15; unten: hic est panis de celo dat. — Die dritte Säule: Elias de . . ;
unter dem Brustbild: Ecce panis angelorum. — Die vierte hat: Panem celi dedit
eis. (Ps. LXXVIII) 24. (nach Albrecht, da nur wenig jetzt noch sichtbar ist.) —
Rechts und links haben die Säulen an den Kapitellen Engelsköpfe.
Es fehlt auch nicht an den Groteskköpfen gotischer Kirchen, so finden sie
sich auch hier als Träger an den Gewölbebögen, an den Bögen hinter der Orgel
sind 2 Frazengesichter , ein lachendes und ein weinendes Riesengesicht, das die
Zähne iletscht, mit Schweins-Ohren, ein anderes an dem Bogen der Säule in der
Nähe der Kanzel mit einer Narrenkappe.
Im linken Flügel des Querschittes in der Ecke, wo die Gewölbebögen ent-
springen, ist ein wohlgeformtes, männliches Gesicht , wohl Porträt. An der Säule
neben der Kanzel ist ein Totenkopf.
b) Historische Denkzeichen am Gewölbe. — Am Gewölbe der Vierung
über dem (unteren) Kreuz-Altar ist das Hohenlohische Wappen mit der Unterschritt:
1^: (ßcotfl Jrteberiri). B: Eraffl. ^: Philipp (£rnft. 03: uon B : unb
^. ju lann. OJebuübcre. T§: Eubrnia (Eberharb. T$: pjjilipp $einrid;. B: 03cora
Juebcriri). 03. u. 1£. J$. \u Eananibucn. und über den Helmen die Jahreszahl
1011, unter dem Schilde: renonirf 1747. (3 Neuensteiner, Söhne Wolfgangs, und
3 Waldenburger, Söhne Georg Friedrich' s I.) — Die Brustbilder der Apostel Petrus
und Paulus. — Das hohen]. Wapi>en Kraft's VI. — In einer runden Öffnung 3 Engel
mit einem Bande mit der Umschrift: Rcnouivt Mnno MDCCXLVII (von Bildhauer
Langgas). — Das Grafen-Wappen Württembergs, angehörig der Gräfin Helene von
Württemberg, Tochter Ulrich's V., Gemahlin Kraft's VI. — In einem von Engeln gehal-
tenen Schilde: 2 gekreuzte Schlüssel, das Stiftswappen. — Eine Rosette. — Der h. Geist
als schwarze Taube. — Bei der Orgel, die zwischen den 2 ersten Säulen des Mittel-
schiffs an tler Westseite angebracht ist, ein Wappen : ein blauer und roter rechter
Querbalken in goldenem Schild. Das Meisterzeichen des Baumeisters (she. oben
Seite «0). — An der Orgel das Hohenlohische Wappen aus dem XVIII. Jahrhun-
dert : Lvdovicus Friderirus Carolus Princeps ab Hohenlohe Comes de Gleichen
acquisita die XU. Junii MDCCLXXXII semissa Waldenburgic. solus civitatis Orin-
gensis dominus. — Im Chor über dem Altar am Gewölbe das gräfliche Wappen
von Hohenlohe: (öruc Jllbrcdjt 1400 (Todesjahr). — Das Brustbild der h. Jung-
frau mit dem Jesuskinde in Strahlen. — Der h. Geist, schwebend unter Strahlen,
erst 1740 von Bildhauer Lauggas. — Die Brustbilder St. Peters und St. Pauls.
Bilder an der Decke der Seitenge wölbe. — Die Seitenschiffe geben
allenthalben Zeugnis von dem Kultus vor der Reformation durch die Bilder an den
Schlnsssteineu der Gewölbe, zugleich durch die Wappen der Familien, von denen
der eine oder der andere der Heiligen in den Nischen der Seitenschiffe vorzugs-
weise verehrt wurde. Durch Vergleichung der Urkunde von 141)4, welche „Geor-
gins Episcopns Nicopolitanus theo], pi of. Rev. Dom. Rudolffi Episcopi herbipol. Vi-
carius in pontiflcalibns generalis", über die Consecration der Kirche und ihrer Altäre
ausstellte, lässt sich der frühere Zustand dieser Teile der Kirche aus dem noch
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vorhandenen leicht vor Angen stellen. Am 5. Mai begann die Einweihung „cujus
partem in lougitudine Choro ipsius contiguam die lune quinta Maij cum decem altari-
bns reconsecravimus. Altaria autem sunt haec: summum Altare in cripta videlicet
in medio situm . . in honorem gloriosissime dei genetricis virginis Marie etc.*
Nun begann der Umzug im Seitenschiffe links vom Chor aus gerechnet ;
Pi inunn altare in honorem Sancte Kunigundis regine etc. Dies ist, wie das Brust-
bild der h. Knnigunde am Schlnssstein des Gewölbes zeigt, der Altar, der in dem
südlichen Seitenschiffe zwischen der 4. und 5. Säule (von Westen gezahlt) aufge-
stellt war.
Die h. Kunigunde trägt die Krone, einen roten Mantel, blaues Unter-
gewand. Was sie in der Hand trägt, ist nicht zu erkennen. Ihr gewöhnliches
Emblem ist eine Kirche oder eine Pflugschar. In der Nische selbst ist ein Wappen,
ein rotgoldener Flnss in einem durch Querbalken geteilten Schild. (Mettelbach.)
Secundum Altare in Honorem St. Katherine virginis.
Im Gewölbeschlussstein ist die h. Catharina mit Kreuz, Rad und Schwert.
In der Nische sind 3 Wappen: Das Eichhorn, Wappen der bekannten, auch in
Preussen ansässigen Familie Eichhorn; ein gekrönter Löwe in schwarzem Feld;
ein Hock auf 3 Bergspilzen in grünem Feld (Hoxberger), sodann noch einmal St.
Catharina mit ihren Emblemen.
Tritium Altare: In honorem St. Hieronymi: Der h. Hieronymus in rotem
Mantel mit dem Kardinalshut, auch in der Nische.
Quartuin Altäre: in honorem St. Barbare. Am Schlussstein St. Barbara
mit dem Turm neben ihr, in der Nische ein Engel mit dem Wappen der Eiseuhut,
nochmals St. Barbara und 3 Schilde, golden in schwarzem Feld, ein Stern in der Mitte.
Quintum Altare in honorem St. Marie Magdalene. Die h. Magdalena in
rotem Mantel mit blauem Untergewand, in der Hand ein Salbengefäss; in der
Nische; St. Sebastian nackt an einen Baum gebunden, sodann noch einmal St. Mag-
dalena und ein Wappen, 4 schwarze Balken in weissem Feld.
Tertio die consecrata sunt quatuor Altaria: Priinum Altare (vom Eingang
links) in honorem St. Margarethe virginis. Am Gewölbe die h. Margaretha mit
Krone und Kreuz (oder wohl St. Helena). — Es folgt eine Nische, die keinen Altar
hatte wegen der Thfire, doch ist am Gewölbe das Schweisstueh Christi und in der
Nische ein Wappen mit 3 Schrägbalken und Helmzier.
Secundum Altare in honorem St. Martini: der h. Martin mit seinem Mantel,
am Gewölbe das Eichhornsche Wappen; das Wappen mit Flnss und Stern. — Die
übrigen sind übertüncht.
Ausstattnng (Kanzel. Altar. Orgel). — In erster Linie kommt in
Betracht die Kanzel. Dieselbe hatte ihren ursprünglichen Platz an der 4. Säule
des Mittelschiffs, rechts vom Eingang. Der Träger derselben in ihrer, soweit be-
kannt ist, ältesten Form, ist noch vorhanden und wird vorläufig in der Crypta
aufbewahrt. Es ist eine steinerne Figur, vorstellend einen knieenden sehr natura-
listisch aufgefassten Bauersmann, der an einer Schnur ein Hufeisen auf dem Rücken
trägt und einen Weck in der Brusttasche.
Wibel sagt, diese Figur stelle den Bauersmann vor, der den grossen Stifn,
aus dem die Kanzel verfertigt worden, herbeigeschleppt habe. Diese Deutung ist
nicht sehr wahrscheinlich; denn wozu dann das Hufeisen? Es muss doch wohl eine
symbolische Bedeutung dahinter stecken. Ein Bauüberschlag, d. d. 18. August 1750,
spricht sich so aus : Es soll auch die Figur, vorstellend einen Baurensimpel, weiss,
und zwar in schöner Bleiweissfarbe , angestrichen werden; Hut, Hufeisen und
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sonstige Sachen, als alle Säumen seines Kleides, teils massiv, teils einen starken
Finger breit verguldet werden. Diese Kanzel wurde 1785 durch eine neue ersetzt,
die zwischen Chor und Schiff in Rococogeschmack von dem Hofbildhauer Johann
Michael Mayer zu Kirehberg gefertigt wurde. Dieselbe musste im Jahre 1860
der jetzigen, in gotischem Styl aus Holz geschnitzten, weichen, die an den fünften
Pfeiler gelehnt ist. Die Arbeit ist von Meister Leonhard in Hall. Arn Palmsonn-
tag 1860 wurde sie eingeweiht. Sie scheint keine lange Dauer zu versprechen.
Der Altar im Chor hat ausser dem Sockel nichts Bemerkenswertes, ebensowenig der
untere Altar und Taufstein von 1860. Aus der neuesten Zeit ist auch das Chor-
gestühl für die Fürstliche Herrschaft im Chor. Von schöner Arbeit sind die gotischen
Pfarrstühle, die in dem Querbau stehen.
Die Orgel. — In früherer Zeit stand eine Orgel in dem kleinen Ge-
wölbe an der linken Seite des Chors. Im Jahr 1616 — 18 wurde eine neue Orgel
von Stephan Cona in Nürnberg tür 780 fl. erkauft. Die jetzige Orgel auf der Em-
pore an der westlichen Schmalseite wurde 1781—82 von dem Orgelbauer J. Chr.
Wiegleben in Wilhermsdorf bei Nürnberg in Öhringen gebaut und am 4. Mai 1782
eingeweiht. Die Bildhauerarbeit (der Orgel) ist von dem Hofhildhauer Jos. Ritter,
das fürstliche Wappen und Namenszug von dem Bildhauer Christoph Sommer von
Künzelsan. Die Orgel kostete 2047 fl. 39 Kr., 6 Malter 4 Simri Kernen, 11 Malter
Dinkel, 4 Sri Haber, 4 Fuder 12 Eymer G 1 ,'« Maas Wein (Hohcnl.).
Die Veränderungen im Innern. — Da der evangelische Kult andere
Bedingungen an die Kirche stellt, als vor der Reformation üblich gewesen waren,
so mussten schon dadurch die Kirchen in ihrem Innern sich unförmliche Verände-
rungen gefallen lassen, wobei dann der jeweilige Zeitgeschmack noch sein Möglich-
stes that, um den ursprünglichen Charakter zu verwischen. So geschah es auch
hier, namentlich 1750. Darüber ist nachfolgendes zu lesen:
„Es soll ein neuer Kanzcldeckel gemacht werden, darauf der Salvator innndi gestellt werden
solle, dessen Leib mit Leibfarb nach dem lieben gemalt wurde, der Schein auf dem Haupte vergoldet,
das Gewind(?) auf Silber roth lasuriert, die Schlange, auf die er tritt, nach dem Leben gemalt, die in
der Hand haltende Siegesfahn weiss mit rothem Kreuz, die Stange rotb weiss (Hautfarben), die
Knöpfe des Kreuzes massiv verguldet, ebenso wie die Flamme auf der Kuppel. Den „5 Kimlgen*.
die auf dem Gesimse des Deckels sitzen sollen, nach dem Lehen nemlich das Nackende gemalt, Haar
und Fitigel massiv verguldet, die sfgna, welche dieselben führen, in Gold und Silber gpsetzt, die Ge-
wandc mit diversen I.asurfarl«n beinalt werden; die f» Bogen auf dem Deckel und das I^tubwerk ver-
goldet und mit durchbrochener Farbe Lapis Lazuli-Art mit goldenen Adern marmoriret, endlich der
heilige Geist inwendig im Kanzcldeckel soll in Gold und Silber gefasst und unter dem goldenen Splen-
deur in einer gemalten Glorie repriksentirt werden."
Dieses Alles wird um 325 fl. zu liefern versprochen nebst Frucht und Wein
von einem löblichen Stift nach Discretion. Conclusum : Maler Flüemann erhielt 275 fl.,
1 Malter Korn, 2 Malter Dinkel, 6 Eymer Wein.
Damals wurde die ganze Kirche „in Ölfarbe gesetzt*. Der obere Altar,
die steinernen Monumente im Chor, alles 3mal mit Ölfarbe dauerhaft weiss ange-
strichen, die inscriptiones vergoldet, die eisernen Crembser mit schwarzer Ölfarbe
angestrichen, das Laubwerk vergoldet, die Kirchenstühle mit Wasserfarbe weiss
gemalt, die Säulen marmoriert, die Fratzengesichter vergoldet, Altar und Taufstein
mit Ölfarben gemalt, alles Übrige teils mit Öl teils mit Wasserfarben schön und
sauber behandelt , namentlich anch die 3 schwebenden Kindger mit einem fliegen-
den Zettel versehen und mit lebendigem Kolorit in Ölfarbe gemalt. Dafür waren
verlangt 750 fl. Geld, 3 Malter Korn, 6 Malter Dinkel, 16 Eymer Wein. Ausserdem
wurden die Kirchenstühle bemalt nemlich : der herrschaftl. Neuenstein'sche Kirchen-
stuhl, der der hochgräflichen Frau Wittib, der Stand der Hotbedienten, die Emporen der
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es
Waldenburg'schcn und Neuenstehrschen Räte und Bedienten, die Stühle der Herren
des Rats, die beiden Burger -Emporen, der Adrainistrationsstuhl, der darüber be-
findliche Stand der Neuenstein'schen Herren Kavaliere. Alles geschab, der Künstler
bekam aber nur 650 fl., 2 Malter Korn, 4 Malter Dinkel und 12 Eimer Wein ans
Stiftsmitteln. Die eisernen Gitter im Chor waren 1747 von dem Hofschlosser Jo-
hann Popp in Öhringen gemacht worden um 399 11.
Man hat in neuerer Zeit manches Unangemessene wieder entfernt, so z. B.
die herrschaftliche Empore und den bedeckten Gang in das Schloss. Wenn nun
auch noch anderes nachfolgen wird , eine radikale Umänderung wird bei dem Wesen
des Protestantismus, das für die Predigt die Anwesenheit einer möglichst grossen
Zahl von Zuhörern in Anspruch nimmt , wobei zugleich bei der längeren Dauer
des Gottesdienstes für die Bequemlichkeit der Zuhörer gesorgt weiden muss, nicht
thunlich sein.
Veränderungen an den Thürmen. — Der sog. Blasturm wurde
1014 — 15 mit Schiefer gedeckt, worüber die Rechnung vorliegt: Ausgeben Gellt
vff den Plassturra verwendet, welcher mit Schifterstein gedeckt worden Summa
1701 fl. 13 kr., Vit Pfg., 10 Malter Korn, 15 Eimer Wein (ä 24 Maass) und sind
2 Eymer Wein dem Schifferdecker und seinen Gesellen gehen worden, als sie den
Knopf uffgesetzt.
Auch die Kirchturmknöpfe haben ihre Geschichte (habent sua fata). Anno
1769 den 13. Septbr. wurden sie repariert. Damals herrschte infolge von Wetter-
schlägen Teuerung; es kostete 1 Simri Kernen 1 11. 18 xr., Korn 50 xr., Haber
18 xr., 1 Maas Wein 9—24 xr. Es stand ein Komet am Himmel, ebenso 1819,
als die Knöpfe repariert und vergoldet worden, ist wiederum ein Komet erschienen.
Damals am 13. August 1819 kostete 1 Simri Kernen 1 fl., Korn 40 s /* xr., Gerste
34 xr., Butter 18 xr., 1 Maas Wein 16-32 xr., während 1817 1 Simri Kernen 8 fl.,
Korn 6 fl., Gerste 5 fl , 1 Simri Kartoffel 2 fl. 30 xr, 1 Pfd. Ochsenfleisch 14 xr,
Kalbfleisch 10 xr., 1 Pfd. Butter 48 xr. und 1 Maas Elfer 2 fl. gekostet hatten.
Zum letztenmal wurden die Knöpfe ihres Inhalts entleert, als am 8. März 1862
ein heftiger Sturm den einen herabwarf und seinen Inhalt herumstreute. Die
Wetterfahne des Läuttnrmes hat 2 kreuzweise gelegte Schlüssel und die Jahres-
zahl 1773, die Wetterfahne des Läutturmes hat 1 Schlüssel mit darüber gelegtem
Stab und 1619. Das eiserne Geländer auf dem Blasturm wurde 1727 von dein
Hofschlosser Johann Popp gefertigt. Es hat die Inschrift: a) Johann Popp, Hof-
schlosser me fecit. b) Auno MDCCXXVII ist diese eiserne Galerie gemacht worden.
Stifts-Verwalter war Herr Johann Ludwig Wagner, Stiftsgegenschreiber Johann
Michael Appin.
Eine namhafte Beschädigung dieses Turmes wird von 1627 überliefert.
Auf demselben ist eine Schlaguhr und 2 kleinere Feuerglocken zum Anschlagen.
Glocken. — Der Läutturm hat in der Glockenstube 3 Glocken. Die grösste
und älteste hängt in der Mitte, sie trägt in 2 Reihen gotischer Schrift folgende
Inschrift :
t O . rex . gloric . christe . veni . nobis . cum . pace .
me . resonante . pia . po|>uli . memor . esto . maria .
Johannes . lucas . tnarcus .
t matheus . o . patroni . petre et paule . pro . nobis . orate . anno . domini .
M°a:CC°XVI° . Sifridus . nie . l'ccit . alleluia.
Maria mit dem Jesuskind, Christus am Kreuze mit Maria und Magdalena,
und ein Kranz sind daran zu sehen.
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Diese Glocke von 1416 stammt somit aus der alten Kirche.
Die mittlere Glocke hat die 4reihigc Inschrift: Anno 1627 . ist . in Ohringen
gemeiuschafftl . administration . durch genannte . herren . diese . glocken . zu giessen .
befohlen . worden . crafft . grave . von hohenloe . herr . zu . Langenburg . und .
Cranichfeld . obrister . und . ritter . Ludwig . eberhard . grave von hohenloe . und .
herr . zu . Langenburg.
templa . patent . stat . praeco . sonat . campana . quid . olim .
ultori . dices . . . qui . sacra . spernis . homo .
jacob eger und friederich Schmierer. Verfasser des Distichons ist
Stiftsprediger Phil. Hartmann.
Die kleine Glocke hat die gotische Inschrift: Hilf, s . petrus . maria .
amen . anno . dni . MCCCCXXVIll (also auch aus der alten Kirche).
Kirchengeräte. — Es hangen 3 Kronleuchter von Messing in der
Kirche, 1 im Chor, 2 im Schilf. Auf den» im Schiff, zunächst dem Chor, steht auf
einem Schilde : Gott zu Ehre. Wegen glücklicher Reise Herrn Friederich Kräften
und Herrn Johann Ernsten Grafen von Hohenlohe stiftete diesen Leuchter Georg
Hanselmann, Ephorus, Anno 1690 den 5. Januar.
Der im westlichen Teil des Schiffes ist ohne Inschrift; er hilngt Uber dem
Grabgewölbe Graf Philipps von Hohenlohe.
Der Kronleuchter im ('bor hat die Inschrift: L. G. Klein. J. C. Klein. 1755.
Unter den Abendmahlskelchen zieht ein grosser, silberner, vergoldeter Kelch
durch seine schöue ltenaissancearbeit die Augen auf sich. Er ist am Fuss und an
der Schale mit reicher Ornamentik und Gravierung ausgestattet. Die auf Silber-
plättchen am Fusse angebrachten Wappenschilde geben nebst den Gravierungen
genügend über seine Entstehung Aufschluss. Die Anordnung der bildlichen Dar-
stellungen auf dem Fusse ist folgende: 1) mit der Jahreszahl 1519, Adam und Eva
im Paradiese. 2) Die h. Helena mit Krone und Kreuz, mit ihr eine männliche
Figur mit Holzkreuz. 3) Das> Wappen der Herrn von Sickingen: die 5 Kugeln oder,
wie Hanselmauu meint, 5 weisse Pfennige. 4) Ein Heiliger mit Krone, daneben
ein Knabe. Hierauf das Wappen der Familie Sigginger: zwei gekreuzte Baumäste
und der Name H. S. (Hans Sigginger war Keller 1525). 5) Ein Mann mit einem
Hund, der an ihm hinaufspringt und eine zweite männliche Figur mit einem Beil
(St. Matthaeus?). 6) Wappen der Familie Gockenschnabel, ein Kranich mit zurück-
geworfenem Hals. Um den unteren Teil des Kelches zieht sich ein durchbrochener
Fries mit reicher Ornamentik und Gravierungen phantastischer Figuren mit Pflan-
zenrnnken.
Die Vergleichung der Wappen und, wie wir glauben, auch der heiligen
Figuren, beweist, dass der Kelch für deu jetzt noch in der Kirche in einer Nische
aufgestellten Altar, die Stiftung der Familien Sigginger-Gockenschnabel, bestimmt
war.
Dass das silberne Plättchen mit dem .Namen und Wappeu des Hans Sig-
ginger erst später an den Kelch angelötet winde, ergiebt sich aus der etwas un-
passenden Anbringung desselben, wodurch auch Gravierungen an dem Kelch be-
deckt worden sind. Somit ist der Kelch offeubar ursprünglich ein Weibgeschenk
des Junkers Kaspar von Sickingen und seiner Ehefrau Margarethe Gockenschnabel.
Wann und mit welchem Recht Wappen und Namenszug des Hans Sigginger (offen-
bar aus einem bürgerlich gewordenen Zweig der Ritterfamilie Sickinger her-
stammend) auf den Kelch gekommen, ist unbekannt.
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Ein kleinerer Kelch scheint ebenfalls noch aus der Zeit vor der Reforma-
tion zu stammen; ebenso, wenigstens aus älterer Zeit 2 Tatenen.
Der dritte Kelch ist späteren Urspungs; die 2 silbernen Kanneu sind von
1595 und 1625; die letztere hat auf dem Fusse das Wappen des Stiftssyndiens
Schreiber, laut Umschrift.
Noch werden 2 grössere hölzerne Cruziflxe in guter Arbeit aufbewahrt.
Kirchliche Denkmale aus alter und mittlerer Zeit (vor der Reformation).
1) Die Löwenthüre. 2) Die gemalten Fenster. 3) Das Holz-
skulpturwerk. 4) Der alte Altar. 5) Der Ölberg. 6) Verschiedene
Bild w e r k e.
1) Die LüwenthUre. — Auf den Bildern der alten Kirche im Obleibuch,
also aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, sieht man 2 steinerne Löwen, in liegender
Haltung in eiuer gewissen Höhe zu beiden Seiten einer gegen Süden gehenden
Thüre am Schilt' der Kirche. Diese Figuren, die übrigens wegen ihrer Beigabe
nicht ganz sicher zu erklären sind, suchte die alte Stiftssage so abenteuerlich als
möglich zu deuten. Sie erzählt : die Gräfin Adelheid, die auf ihrer Burg in Weitis-
berg gewohnt und nur ein kleines Hans iu dem Dorfe üringew besessen habe, habe
„vff einen Süntag nach der Froufasten gen Orengew gen wollen zu der kirchen . . .,
zu stundt kam ein bot zu ire vnd seyt eine loose märe wie daz zween Leu wen uss
dem Wald und Wustenungen kumen vnd ire zween jünge Süne zerryssen vnd hcr-
todt haben . . Vnd zu stuudt hiess sie daz byzeichen mit grossen steyn hauwen
für die Kirchturen, duz man nennet daz leewentürlen zu einer ewyge Gedächtnysse . .*
Diese ganze Et^ählung hat zunächst die Tendenz, die Frömmigkeit der Grätin
Adelheid hervorzuheben. Zuerst hat sie eine Sünde begangen, weil sie zu lange
,gesümet (neinlich in die Kirche zu gehen), bisz man das Amt ganz folbracht hat."
Als sie aber endlich kam uud die Botschaft, betreffend ihre Söhne, vernahm, da
antwurtet sie demuticlich wie daz si vil leydiger wer, daz si daz Weyhwasser als
vft' hut versumet denn vmb her Kinder tod .... Dass die ganze Legende von deu
Löwen und deu Söhnen der Adelheid nur den alten Löwen-Figuren ihren Ursprung
verdankt, ist kaum zu bezweifeln. Nur machen die Beigaben bei den Löwen einige
Schwierigkeit. Nach den Abbildungen waren die steinernen Löweu mit ganzem
Leibe zu Seiten der Thüre angebracht, während sie jetzt nur mit halbem Leibe aus
den Mauern heraustreten. In dem Manuskripte über die Stiftskirche von 1579 sagt
der Schulrector Bayer: Item am Leuwenthürle (gegen Mittag, sagt eine Anmerkung
von anderer Hand) , oben wie man hineingeht , stehen vff beyd seytten in den
Mauern halbe Leuwen (oder Iieoparden, wie oben) eingemauert. Halt der gross
(zur rechten, wie oben) ein Menschkoplf, der and' ein Ochsenkopf oder von ein Wid-
der in den clauen, deutet das hohenlohische Wap. Diese Erklärung, die auch von
Anderen nachgesprochen wurde, ist durchaus nicht zulässig. Die hohenlohischeu
Leoparden, z. B. die, welche an dem Stadtthorturm in Öhringen (abgebrochen
1836) im Wappen waren — vielleicht noch aus dem 13. Jahrhundert — sind ganz
anders gehalten, zwar auch nicht gleich gross, denn der Leopard am unteren Teil
des Schildes ist der Natur der Sache nach kleiner; diese sind ersichtlich heraldische
Tiere.
Mit dem Zugeständnis, dass wir die bei den Löwen liegenden Beigaben
nicht speziell zu erklären wissen, können wir nicht umhin, die Löwen an der Stifts-
kirche in Ohringen ebenso zu deuten, wie ähnliche Figuren an den Kirchen
gewöhnlich gedeutet werden. Menzel, Symbolik I 36, sagt darüber: Der Löwe ist
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Sinnbild der Stärke und des Königtums, weil er als König der Tiere gilt: daher
ist er Symbol Christi selbst. So bedeutet der Löwe, der sehr oft am Eingang
alter Kirchen augebracht ist, dereu Macht in Christo. Man findet zuweilen den
Löwen, der ein Lamm oder einen nackten kleinen Menschen oder beides zugleich
vor sich hat — dies bedeutet wohl die Macht der Kirche, welche die Unschuld
beschützt. Sodann steht bei demselben Schriftsteller S. 40: die an Kirchen vor-
kommenden Löwenrachen sind von verschiedener Bedeutung: Menschenköpfe im
Rachen haltend bedeuten sie ohne Zweifel den Teufel, den die Kirche bändigt, oder
nur warnend den Sündern vorhält. Welche von diesen verschiedenen Auffassungen
gewählt werden mag, so viel wird anzunehmen sein, dass eine derselben zu Grund
liegt und dass eine lokale Beziehung abzulehnen seiu wird. Wollte man annehmen,
die Sage sei früher dagewesen und die Löwen erst derselben nachgebildet worden,
so müsste man, da die Sage schwerlich alt ist, auch den Löwen eine spätere Ent-
stehung zuschreiben, wogegen der Augenschein zu streiten scheint, sowie auch die
Nachrichten über dieselben. Wir halten darum an der symbolischen Deutung fest:
Der Löwe ist Jesajas 21, 8, der Wächter Gottes, „ich stehe auf der Warte und
stelle mich auf meine Hut alle Nacht", rief der Löwe.
2) Glas gern aide. — Noch vor einem starken Jahrhundert sollen mehrere
Fenster des Chors mit Glasgemälden geschmückt gewesen seiu. Allein das Jahr-
hundert der Aufklärung fand keinen Geschmack mehr an diesen Zeugen mittelalter-
licher Empfindung in religiösen Dingen. Gerade wie man früher in der Periode
mystischer Vorstellungen das geheimnisvolle Dunkel liebte, so verlangte man einige
Jahrhunderte nachher Licht in den Kirchen. Darauf beruht ein Bericht, der d. d.
17. August 1785, au die fürstliche Kanzlei gerichtet wurde: „Da das Glas zur
Fertigung neuer Fenster bei der Stiftsverwaltung bereits vorrätig liegt — wenig-
stens noch in diesem Spätjahr das durch die alte Malerei verdunkelte mittlere
Fenster aus neuem und grösserem Glas verfertigt werden muss, um der Kirche
diejenige Hellung wieder zu verschaffen, die etwa durch die neue Kanzel wieder
verloren werden könnte, so sollen . . .* Man wird auch nicht in Abrede ziehen
mögen, dass, wenn einmal die ganze Kirche „in Ör gesetzt war, was 1750 ge-
schah, die mit Farben gemalten Fenster nicht mehr stimmten. So kamen denn die
Malereien von mehreren Fenstern fort, wohin, ist nicht bekannt, und es blieben
nur die Bilder in 2 Fenstern , 1 gegen Süden , 1 gegen Norden. Dies hatte Be-
stand bis 1859. In diesem Jahr wurden die Glasgemälde aus den 2 Fenstern her-
ausgenommen und in dem mittleren zusammengestellt. Da aber das mittlere Fenster
vierteilig ist, während die 4 anderen Chorfenster dreiteilig sind, so musste der
frühere Zusammenhang unterbrochen werden, was nunmehr sowohl bezüglich der
dargestellten Gegenstände, als auch wegen der verschiedenen Grösse der Glas-
platten einigermassen störend ist. Es ist aus dem noch Vorhandenen wohl zu er-
sehen, dass der Mittelpunkt dieser Darstellungen die h. Maria gewesen ist, die so-
wohl als menschliche Mutter in Freude und Leid, als auch als Himmelskönigin,
sich zeigt. Die Farbe ihrer Gewandung ist blau, dies ist die Farbe des Himmels,
und rot, dies ist die Morgenröte, die mit ilu- angebrochen ist. Das Ave, womit
die h. Jungfrau begrüsst .wird , ist nicht bloss das Wortspiel mit der umgekehrten
Eva, sondern es hat den Sinn, dass, wie Eva ihren Anteil hatte an dem Sündeu-
fall, so Maria an dem Werke der Erlösung, dort die Schlange und hier die Taube.
Maria trägt den blauen oder roten Mantel der Liebe, sie ist mater gratiae, aber
aoch regina angelorum; daher häufig von Engeln begleitet. Als Mutter hat sie
ihre 7 Freuden, ihre 7 Schmerzen; erstere als Mutter mit dem Kinde und letztere
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als trauernde Mutter mit der Leiche des Sohnes auf dem Schosse, sog. pieta, da
ist ihr Mantel weiss, die Trauerfarbe der mater dolorosa. Maria hat 5 Bilder,
zwei hat das Christkind, das eiuemal mit dem Apfel, den ihm Maria reicht ; dies ist
die Beziehung auf den Sündenfall, von dessen Folgen uns Christus befreit hat; das
anderemal mit dem Täubchen, was sich beziehen kann auf den h. Geist, der bei der
Taufe Jesu als Taube erschien oder auf Maria selbst, „die Taube sonder Galle*.
Engel treten in 5 Bildern auf; sie sind die göttlichen Boten, daher mit Flügeln,
in weissem Unterkleid und Mantel, denn sie wohnen im Licht. Der Engel mit dem
Lilienstengel, der als Symbol der jungfräulichen Reinheit der Maria dargebracht
wird, ist auf den Bildein der Verkündigung der Engel Gabriel. Die Engel sind
dargestellt als schöne reine Jünglinge ohne sinnlichen Reiz; sie haben oft Flügel
mit Pfauenfedern, um die vielen Augen der Cherubim anzudeuteu. So bietet diese
mittelalterliche christliche Symbolik ebensoviele Gegensätze als Anklänge an die
heidnische, während unsere moderne Anschauung, welche das Lehramt Christi an
die Spitze stellt, nur schwach vertreten ist; von den Aposteln ist nur Johannes
da, der zu Christus am Kreuz gewöhnlich gestellt wird.
Es ist von Interesse, die frühere Zusammenstellung der Bilder in 2 Seiten-
fenstern mit der jetzigen im vierteiligen Mittelfenster zu vergleichen (sh. Tab. I und II
S. 73). Die 24 Bilder sind jetzt iu 4 Reihen, jede mit 6 Bildern, geordnet, wäh-
rend es früher iu den 2 dreiteiligen Fenstern je 3 Reihen, also zusammen 6 senk-
rechte Reihen mit je 4 Bildern waren. Von den früheren, noch von Albrecht be-
scliriebenen Bildern fehlen nur die 2 oberen Schlussbilder : Gott Vater. Die Felder
haben im Durchschnitt ,0,8 m auf 0,34 Höhe und Breite. Die jetzige Anordnung ist:
I. Horizontale Reihe von unten: 1) Das Innere einer Kirche; in der
Mitte steht eine Säule, die ein Kreuzgewölbe trägt, im Hintergrund 2 Fenster von
grünem Glas ; unten ein Wappen in silbernem Feld, ein roter Baumast mit 3 Blät-
tern auf jeder Seite und ein Band mit der Inschrift : da gloriiim . . (den Rest deo suche
man anderswo) vergl. oben den Kelch. — 2) Ein Mann iu geistlicher Tracht, auf
den Knieen, in einem Buche lesend, unten ein Wappen, eine schwarze Rosette mit
4 kleinen gelben Kugeln, mit schwarzen Ringen, darunter ein Band, worauf ge-
schrieben steht : Johnes Nyberg. — 3) Die h. Elisabeth (von Ungarn) in rotem
Mantel und violettem Unterkleid. Mit der rechten Hand reicht sie einem vor ihr
knieenden Bettler ein Brot, wie sie auch ein solches üi der Linken hält. An den
Seiten sind Säulen, auf der rechts steht Petrus, links Paulus mit einem Schwerte.
~- 4) Eine Frau, die vor einem Betpult kniet, in schwarzem Mautel, ein pater
noster in den gefalteten Händen.
II. Reihe. — 5) Ein Mann der Kirche mit Bischofsmütze uud dem Bi-
schofsstab auf der rechten Schulter. Bei der jetzigen Anordnung ist sein Blick,
der auf Maria früher gerichtet war, gegenstandslos. Ein Zettel, der sich von der
Mitte nach Oben herumseid ingt, enthält die Worte: O mater Dei myserere mei. —
6) Ein Engel auf den Knieen; in der rechten Hand hält er einen Lilienstengel
und einen Zettel mit auc (ave). Der Engel, Gabriel, deutet mit dem Zeigefinger auf
Maria. — 7) Diese (Maria) mit gesenkten Augen, die linke Hand auf der Brust, in
der Rechten ein Buch, horcht der Rede des Engels. Der h. Geist schwebt über
ihr. Sie trägt ein blaues Unterkleid, gelben Gürtel, roten Mantel. Sie scheint
soeben von einem weiss gedeckten Tischchen aufgestanden zu sein , auf dem ein ge-
schlossenes Buch liegt, wie gewöhnlich auf den Bildern der Verkündigung. —
8) St. Johannes, die Hände in einander gelegt, ein lockiger Kopf mit Heiligenschein,
grünes Kleid, roter Mantel.
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Tab. I. Frühere A n o r d n u n g.
Am nördlichen Fenster. Am sutllichen Fenster.
21.
Bischof.
Bad. und
Stifltrier.
Wappen.
22.
2 Engel. Wap-
nen votiHolil.,
Leuchtenlierg,
Wirt, Zollern.
24.
RiUer.
badisch, Kpon-
hciin. Wappen.
13.
Kugel.
Ii).
Maria
mit dem
I/cirhnatn
Jesu.
16.
Kugel.
17.
Bischof,
bad. Wappen.
14.
Trauernde
Maria.
2().
Geistlicher,
had. Wappen.
8.
Johannes.
15.
Jesus
am Kreuz.
\i\
1U.
Maria
mit dem Kind
uud Tau beben
is. •
Kugel.
4.
Beterin
(Anna Xey-
perger).
Maria
mit dum Kind
und Apfel.
2.
J. Neyperger,
Geistlicher.
9.
Engel
mit lycuchter.
12.
Engel
mit tauchter.
1.
Kirche
da gloriam.
3.
Die
h. Elisabeth.
11.
Geistlicher.
— deo
ffeli.x inaler
ave qua niiin-
dns solvitur.
G.
Knieender
Hischof.
0 tnater dei
inyserere niei.
7.
Maria
mit dem Buch.
6.
Are.
Knieender
Engel mit dem
Lilien Stengel.
Die Zahlen weisen auf die der jetzigen Anordnung.
Tab. II. Jetzige Anordnung.
21.
Bischof,
bad. und trierisch
Wappen
22.
2 Engel und Wapi>en
von Hoben)., Wirtem-
berg, 1 Luchtenberg,
Zollern.
23.
Maria
mit dem Kiud
und Apfel.
Ritter,
bad. und Sponheim.
Wappen.
17.
Bischof,
bad. Wappen.
18.
Engel.
19.
Maria
mit dem Leichnam.
20.
Geistlicher,
bad. Wappen.
13
Engel.
14.
Trauernde Maria.
15.
Jesus am Kreuz.
16.
Engel.
9.
Kugel
mil Leuchter.
10.
Maria
mit dem Kinde
und Taubrhen.
11.
. . deo. Geistlicher.
(Tel ix mater ave
qua mtindus solvitur.
12.
Engel mit Leuchter.
5.
Knieender Bischof.
O matcr Dei
myserere mei.
C.
Engel
mit dem
Lilicnsteiigel.
Ave.
7.
Der h. Geist.
Maria
mit dem Buch.
8.
St. Johannes.
1.
Kirche mit Kreuz-
Gewölbe. Wappen.
Da gloriam . .
2.
Geistlicher.
Johannes Neyperger.
3.
Die h. Elisabeth.
4.
Beterin
(Anna Neyperger).
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III. Reihe. — 9) Ein Engel, roter Mantel, grünes Futter, weisses Unter-
kleid, goldgelockte Haare, Flügel aus Pfauenfedern, unter gotischer Verdachung
einen Leuchter mit brennender Kerze haltend. 10) Die h. Mutter unter reicher Ver-
dachung, das Jesuskind auf dem Arm, das mit eiuetn Taubchen in den Händen spielt,
während die h. Mutter ihm eine Feder vorhält, die es anlächelt. Maria hat eiue
Krone und Sternenglorie. Blauer Mantel, violettes Unterkleid. 1 1) Ein Mann der
Kirche, die Hände gefaltet, weisser Mantel, violette Mütze, deo (zu da gloriam
gehörig). Auf einem Zettel über ihm steht „Jf JTclix mafct qua mu'bug aoloit' auc".
12) Engel, blauer Mantel, violettes Futter, im übrigen wie 9.
IV. Reihe. — 13) Engel, mit roten Mügeln, betend, in weissem Kleid.
14) Die trauernde Maria, mit Heiligenschein, in weissem Mantel. 15) Jesus am
Kreuze. 16) Engel wie 13.
V. Reihe. — 17) Unter gotischer Bedachung ein Bischof, betend, mit
Bischofsmütze und Stab, violetter Mantel, weisses Unterkleid. Unten das Wappen
des Hauses Baden, ein schiefliegender roter Balken in goldenem Feld. Zu beiden
Seiten je eine Säule mit Heiligenstatue. 18) Engel, auf den Knien, die Hände über
den Kopf haltend. 10) Mater dolorosa mit dem Leichnam des Sohnes auf dem
Schooss. 20) Maim der Kirche, badisches Wappen wie 17.
VI. Reihe. — 21) Bischof auf den Knien, unter ihm sein Wappen, neinlich
4 Felder: I und IV der rote Schrägbalken in goldenem Feld, II und III rotes
Kreuz in silbernem Feld (Stift trierisches Wappen). 22) Ein von 2 Engeln gehaltener
Wappenschild mit 4 Feldern: I. Hohenlohe, 2 Leoparden, schwarz in Silber; II. Leuch-
tenberg, blaue Binde in silbernem Schild; 111. die wirtembergischeu Hirschhörner.
IV. quadriert 1 und 4 schwarz, 2 und 3 Silber (Grafen von Zollern). 23) Die h.
Maria mit Strahlen, blauer Mantel, rotes Unterkleid. Sie trägt das Jesuskind auf
dem Arme und reicht ihm einen Apfel. 24) Ein knieender Ritter in Rüstung, bar-
haupt , in beiden Häuden eine rote Mütze, über ihm sein Wappen in 4 Feldern:
1 und IV badisch, II und III Spouheimisch, eiu silbernes, rotgewürfeltes Feld, seit
1437 in das badische Wappen aufgenommen.
Historisches vou den Glasgemälden. — In 2 ist der Stiftsvikar,
Johannes Nyperger (Neyperger, Nyberg), abgebildet und in dem dazu gehörigen 4
seine Schwester Anna Stoferin. Von ihm war schon die Rede (1449—65); 1477
waren beide tot. Das Wappen der Nyperger hängt an einer Urkunde d. d. 7. April
1439, Oringew: ich Johannes Cunczeri von Nyperg ein pfaff, Wirczpurger bistumbs,
von keyserlicher Gewalt ein offener schriber; an einein Notariatsinstrument, dessen
Beglaubigung von ihm geschrieben ist, hängt ein Wappen, ein innerer Kreis mit
4 Berührnngskreisen ; auf jedem der 4 sind 7 schwarze Kugeln.
In 11 ist deo der Schluss von da gloriam in Nr. 1. Dazwischen war früher
die h. Elisabeth. Wegen des Wahlspruchs „da gloriam Deo" scheint der Geistliche
in 11 der Chorherr Dr. Johannes Gemminger zu sein, da auf dem von diesem 1461
gestifteten Abendmahlskelch diese Legende stand. Somit wäre der rote Baumast
in silbernein Feld sein Wappen (Gemma?) Die badischen Wappen haben ihre Er-
klärung durch Albrecht und den Fürsten F. K. von Hohenlohe Waldenburg, Dr. etc.
gefunden. Sie beruht auf folgendem Schema:
Jacob I, Markgraf von Baden, t 1453.
Johann, Georg, Marcus, Carl,
Erzbischof von Trier, Bischof von Metz, Domherr, Markgraf,
t 1503 (21). f 1484 (17). f 1478 (20) t 1475 (24).
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T
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Diese 4 Brüder haben ihr Wappen gestiftet in 17, 20, 21, 24, wo 3 geistliche
und ein weltlicher Herr erscheinen.
Wann und bei welcher Gelegenheit diese Wappen in die Stiftskirche kamen,
ist unentschieden. Die Gemahlin Graf Kraft's IV war eine Grafin von Sponheim,
allein sie starb schon 1381, also ein Jahrhundert vor den bezüglichen Mitgliedern
des Hauses Baden, deren Wappen zu sehen sind. Ein Sohn Kraft'» V, Georg, war
Domherr in Trier, f 1470. Allein auch damit ist das Rätsel, wie die badisch-trieriseh-
sponheimischen Wappen in die Stiftskirche von Öhringen kamen, nicht gelöst.
Das andere Geviertwappen lässt sich gut nachweisen:
Kraft II, Gemahlin: Adelheid Ulrich v. Leuchtenberg Anna von Zollern
f 1344 Gräfin von Wirtemberg f 1330 (Nürnberg)
t 1342
. . ! ^
Kraft III und Gemahlin: Anna von Leuchteuberg
t 1371. f 1390.
Aus der Kapelle, die Kraft III und seine Gemahlin in der Stiftskirche gebaut hatten
und worin sie 1370 eine Messe stifteten, werden wohl diese Wappen stammen.
Uberhaupt sind sämtliche Glasgemälde aus der alten Stiftskirche über-
kommen, wo nicht etwa die von Neyperger und Gemminger für die neue Kirche
gestiftet wurden.
3) Hochaltar (Holzskulpturwerk.) [Siehe die Abbildung Tafel II.| - Bis
vor wenigen Jahren war iu dem westlichen Kreuzgang ein Kasten aufgestellt, 3,9 m
hoch, 3,4 m breit und 0,71 tief, der eine Gruppe von Holzskulptur in sich barg,
die als wertvolles Kunstdenktnal kirchlichen Inhalts aus dein XV. Jahrhundert be-
trachtet wird. Da das Kunstwerk wenig bekannt, auch nicht recht zugänglich war,
war es, obwohl von den Kunstfreunden besichtigt und da und dort beschrieben, bis
zur Müuchcner Ausstellung, zu der es eingeschickt wurde, ziemlich im Verborgenen
gebliebeu. Seither ist es restauriert und auch mit allerlei Nebendingen ausgestattet
worden, sodann bekam es auch nach längeren Verhandlungen eine definitive Stelle
in der Seitenkapelle „die Hölle", die nur etwas zu niedrig ist für die Bedachung
und vielleicht auch etwas zu eng und düster. Die Auswahl des Platzes fand durch
die Betrachtung, dass derartige Darstellungen evangelisch-protestantischen Kirchen
fremd bleiben sollten, ihre Beschränkung.
Jede der 5 Holzstatuen hat ihre Nische mit einer Bedachung von zier-
lichster Holzschnitzarbeit , über 1 m hoch, in reizender Verflechtung, die den Ge-
schmack und die Geschicklichkeit des Künstlers bewundern lässt. Nach Albrecht
wäre das Holz, aus dem das Werk geschnitzt ist, Cedernholz, womit seine gute
Erhaltung motiviert wird; übrigens hat doch die Restauration gezeigt, dass die
Zeit nicht spurlos daran vorübergegangen ist.
Sämtliche Figuren sind in annähernder Ijebensgrösse : iu der Mitte der
Gruppe auf etwas erhöhtem Standpunkt steht die h. Maria. Das Gesicht ist der
am wenigsten gelungene Teil, dagegen sind Haar und Gewandung sehr sorgfältig
gearbeitet; die h. Mutter trägt auf den Armen das Jesuskind, dessen Kopf mit
einem Strahlenkranz geschmückt ist. Zu den Füssen hat die h. Maria den Mond
als Halbmond mit einem Gesicht, nach Offenb. Job. 12, 6, wo zu lesen ist: „und es
erscheint ein gross Zeichen am Himmel, ein Weib mit der Sonne bekleidet und der
Mond unter ihren Füssen und auf ihrem Haupte eine Krone von 12 Sternen". Der
Mond zu den Füssen Marias wird als Sinnbild des überwundenen Heidentums auf-
gefasst, daher später auch auf die Türken bezogen (wie auch bei Albrecht). Es
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ist aber wohl nicht daran zu denken. Maria ist hier die Himmelskönigin, der das
Heidentum zu Füssen liegt und der die Säulen des Christentums zur Seite stehen.
Die 4 Figuren, je 2 auf jeder Seite der h. Jungfrau, haben grösseren künstlerischen
Wert als diese. Links von Maria steht eine Figur in päpstlichem Ornat mit der
dreifachen Krone auf dem Haupte, in der Rechten einen Schlüssel nebst einem auf-
geschlagenen Buch haltend, in der Linken den Stab mit doppeltem Kreuz. Die
Figur hat ein scharfgeschnittenes Gesicht, krauses Haar und Bart. Die Statue zur
Rechten stellt sich etwas milder dar, mit ihrem ernsten Antlitz und wallendem Bart
steht sie sinnend da; was sie früher in der Hand trug, lässt sich nicht erraten.
Beide Figuren bilden einen starken Gegensatz von Aktivität und Meditation, von
Aus-sich-heraustreten und In-sich-zurückkehren.
Von den 2 Eckfiguren ist die linke sehr fein ausgeführt. Sie ist im Ornat
eines Kardiuals, das Gesicht ist bartlos, sehr individualisiert, mit einem gewissen
schmerzlichen Ausdruck der Physiognomie. Die Technik an den Händen , an dem
Hut mit seiner künstlich geflochtenen Schuur, die unterhalb der Brust zusammen-
geknüpft ist, die Gewandung, alles ist vortrefflich ausgeführt. Ein junger Löwe
hüpft an dem Heiligen hinauf, der ihn mit der Hand liebkost. Die vierte Figur,
die Ecktigur rechts, ist die eines Jünglings mit langen wallenden Haaren, in vor-
nehmer Gewandung, mit einer Mütze, die an die Fürstentracht streift. Die ganze
Figur zeigt Milde im Antlitz, Zartheit im Körperbau und in dem Äusseren eine
gewisse Gesuchtheit , die aus dem kirchlichen in das Weltleben weist. Die Figur
soll früher ein Stäbchen in der Hand gehabt haben; allein wenn es auch so ist, so
fragt es sich , ob dies nicht das Produkt einer früheren Restauration ist , wie ja
auch die letzte Restauration zeigt, dass man nach Gutdünken Einzelnes hinzufügt.
Diese 4 Figuren wurden früher allgemein als die 4 Kirchenväter des Abend-
lands aufgeführt; die Papstfigur war Gregor L, der Grosse, die Figur zur anderen
Seite Marias war St. Augustinus; die Figur mit dem Löwen verriet sich von selbst
als das, was sie sein soll, St. Hieronymus, endlich die jngendlicho Figur sollte St.
Ambrosius sein. Das Nähere über diese Auffassung giebt Albrecht S. 51 aus einer
Schrift von C. Jäger, die Urzeit, Marburg 1826. lu dieser Darstellung finden sich
(nach Albrecht citiert) bedauerliche Missgriffe. Das Jesuskind soll eine Dornen-
krone tragen, statt der Strahlenkrone. Die h. Maria soll auf einen männlichen Kopf
treten (das Gesicht im Monde), der einem Türken angehört haben soll; Gregor I.
ist mit Gregor VII. verwechselt, dessen gute und schlechte Eigenschaften in dem
Gesichte ausgedrückt sein sollen und der gar die Pseudoisidorischen Dekretalen in
der Hand habe; endlich von der vierten Figur, dem vermeintlichen St. Ambrosius
heisst es, sie zeige einen gutmütigen und stilleu Mann.
Gegeu diese, namentlich an Ort und Stelle vertretene Ansicht trat H. Bauer
in der Zeitschrift, 1860, S. 278, mit Entschiedenheit auf. Er sagt: für die An-
nahme, es seien die 4 abendländischen Kirchenväter: Gregor, Hieronymus, Ambrosius,
Augustinus seien keine andere Gründe vorhanden, als die, dass ein Papst und St.
Hieronymus unzweifelhaft da seien. Von den anderen 2 Gliedern der Hierarchie
neben Papst und Kardinal, neuilich Erzbischof und Bischof, sei nichts zu sehen.
Übrigens ist H. Bauer mit Recht der Ansicht, mau müsse in der St. Peter- uud
Paulskirche in Öhringen, au den ersten Papst (der Tradition) St. Petrus denken,
den Träger der Himmelsschlüssel und Verfasser 2 neutestamentlieher Briefe. Hiero-
nymus sei unverkennbar da, der Heilige, zur Linken von Maria, mit seiner tonsura
Pauli, dem langen starken Bart, der Öffnung der Hand, in der man einen Schwert-
griff vermuten müsse, erinnere mit Notwendigkeit an den zweiten Hauptheiligen der
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Stiftskirche, St. Paulus, ja, es sei gewissermaßen a priori notwendig, St. Peter und
Paul liier zu suchen. Mit dem vierten Heiligen weiss H. Bauer nicht zurecht zu
kommen, er denkt an St. Stephanus, Erasmus, kommt auf den Wurzburger Bistums-
heiligen Kilian und bleibt zuletzt dabei, in diesem Provinzialheiligen den vierten
gefunden zu haben. Jedenfalls ist es ein Verdienst H. Bauers, die 2 Kirchenpatrone
St. Peter und Paul wieder in ihre Rechte eingesetzt zu haben, und es handelt sich
nur noch darum, Beweise für diese Hypothese beizubringen, die innere und äussere
sein können. In erster Beziehung kann wohl Uber die Identität von St. Hierony-
mus kein Zweifel sein. Die Kardinalstracht, der junge Löwe, dem er in der Wüste,
wo er als Einsiedler lebte, einen Dorn ans dem Fnsse zog, und der ihm von da
an folgte, wie ein Hund, verraten ihu zu deutlich. Ausserdem hatte er seinen Kult
in der Stiftskirche. Nicht ebenso einfach ist der Beweis fllr die Papstfigur. Dass
St. Peter die Schlüssel des Himmelreichs gewöhnlich in der Hand trägt, ist sicher,
dasselbe gilt aber für alle seine Nachfolger. Das Buch bedeutet den Kirchenlehrer,
besonders aber Gregor I. Die Tiara mit den 3 Kronen bedeutet den Papst überhaupt,
und für St. Petrus ist diese Darstellung sogar die seltenere. Dagegen passt die
Figur nach ihren Gesichtszügen ganz für die Darstellung Petri, des Apostelfürsteu,
des leidenschaftlichen Jüngers, «lern ein kurzer, krauser Bart gewöhnlich geliehen
wird und eine kräftige Gestalt, mit zurückgehaltenem Groll in den Gesichtszügen
(weshalb man ja auch Gregor VII. darin erkennen wollte). Muss man sich für
St. Petrus entscheiden , so wird man auch den anderen Kirchenpatron im Voraus
in der zweiten Figur suchen; es könnte dem Äussern nach aber auch St. Augustinus
sein, obwohl schon Vieles für St. Paulus spricht, die tonsnra, der lange herab-
wallende Bart, die Gesichtszüge, die Möglichkeit, dass er ein Schwert in der Hand
hatte und arideres. Über die vierte Figur ist soviel einmal gewiss, dass sie nicht
St. Ambrosius sein kann. Wie sollte der energische Krzbischof von Mailand, der
den Kaiser Theodoras (figürlich) geisselte , in dieser jugendlichen , sentimental
dreinschauenden Figur dargestellt sein? Ebensowenig hat man also Anhaltspunkte
für St. Stephanus, Erasmus, Kilian. Es wird darum geraten sein, nach Urkunden
sich umzusehen, wobei man im Voraus davon wird ausgehen dürfen, dass der vor-
liegende Altar Hauptaltar war, (Hier wenigstens dazu bestimmt war. Die Urkun-
den über den Hochaltar im Chor gehen bis 1357, wo die Praebenda in majori
Altari . . in honore gloriosissime Virginis Marie beatorum Petri et Pauli aposto-
lorum, beate Ottilie virginis et omnium sanctonim genannt ist. NacJi dem Kirchen-
ban ist wiederum der Altare ninjus situm in Ecclesia Collegiata Sanctonim Petri et
Pauli apostolorum oppidi Oiingew in dem Indulgenzbrief des Kardinals Raimund
von Gurk, 1501, genannt: cupient.es igitur nt altare majus ecclesiae Coli . . ad
quod sicut aeeepimus Dilecti nostri in Xpo . Decanus et Capitnlum eccl. prefat. sin-
gularem gerunt devotionis atfectum. congruis freqnentetur honoribus . . ac in suis
strueturis . . reimretur . . omnibus qui Altare praedictum in Singnlis Sanctorum
Petri et Pauli ap. etc.. frequentaverint Centum dies relaxamus . . . (5. Febr. 1501.)
Es wären also zunächst die h. Maria und die 2 Apostel als Patrone des
Altars nachgewiesen. Da an dem Altar die hölzernen Wappenschilde von Hohen-
lohe und Wirtemberg aufgehängt sind, so müssten, wenn diese Wappenschilde zu-
gleich Person und Zeit des Stifters angeben sollen, darunter Kraft VI. von Hohen-
lohe, der 1475 — 1503 regierte und seine Gemahlin Helena von Wirtemberg, 1476
bis 1500, als Urheber der Stiftung gelten. Es finden sich aber in den vielen Ur-
kunden, die sich aus Graf Kraft's VI. Regierungszeit erhalten haben, soweit bis-
her bekannt, nichts auf die Stiftung dieses Hochaltars Bezügliches, während anderes,
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z. B. eine Verschreibung Dekans und Kapitels für eiue Stiftung desselben Grafen
von 1503 vorliegt.
Dagegen ist unter den Urkunden l>ei Wibel TTI, 165 folgendes zu lesen:
Copie eines pergamentenen Zettels, so vor 100 Jaliren im grösseren Altar der
Stiftskirche zu Ohringen bei dessen Abhebung gefunden wurde. Die Kopie lautet:
A. 14(57, Als man zält nach Christi geburt tausent vierhundert sechzig und sieben
Jar am Abend Simonis und Jude ist dieser Altar in der Ere Petri vnd Pauli Haupt-
herrn dieser Kirch Sanct Veit martyrern S. Quintin martyrern vnd Sanct Hiero-
nymus geweyhet worden vnd Alle die . . . kommen in diss Gotteshauss auf einen
jeden der gemelten tag für disen Altar vmb Ablass irer Sünden machen sich theil-
halftig achtzig tag Ablass töttlicher Sünden und ein Jar lasslicher vnd fünf Care-
nen darzu gegeben . . Diese Urkunde, die Wibel gelesen haben muss, und die viel-
leicht noch im Archiv zu finden sein wird, giebt jedenfalls sicheren Aufschluss über
den vierten Heiligen des Hochaltars. Dieser ist ganz entschieden St. Vitus, ein in
den südfränkischen (hohenlohischen) Gegenden vielgerühmter Heiliger. Die Figur
selbst giebt dafür ebensosehr Zeugnis als die schriftliche Urkunde. St. Vitus, sagt
Menzel, ist Prototyp der frommen Jünglinge im ersten verführbaren Alter. Sohn
eines roben, heidnischen Vaters, wurde er vom heiligen Modestus zum Christentum
bekehrt und widerstand seitdem jeder Versuchung und jeder Marter, durch die man
ihn von dem neuen Glauben abwenden wollte. Ein kleines Gefass mit Klammen,
die hin und wieder für Blumen angesehen worden sind, ist Attribut des h. Vitus,
weil er in einen Kessel mit brennendem Pech geworfen wurde. S. Vitus hat stets
fürstliche Abzeichen, dies ist auch hier das Entscheidende. Somit wären die 4
Figuren als St. Petrus, Paulus, Hieronymus, Vitus konstatiert. Dagegen bleibt man
Uber den Stifter im Unklaren.
Der Altar wurde geweiht 14(57. Damals regierten in der Grafschaft Graf
Kraft V. und sein Bruder Albrecht IL, die Öhringen gemeinschaftlich hatten. Die
Wappenschilde Graf Krafts VI. und Gemahlin können sich also nicht wohl auf die
Stiftung beziehen, man miisste denn annehmen, der Altar von 1467 sei unter
Kraft VI. erneuert worden. Der Altar wurde, wie Wibel sagt, 100 Jahre vor
seiner Zeit entfernt. Dies würde etwa in die Mitte des 17. Jahrhunderts fallen.
Urkundlich wurden 1581, sodann später 1620- 21 einige Altäre weggeräumt; um
die letztere Zeit scheint, also auch unser Hochaltar weggeräumt und in dem Kreuz-
gang geborgen worden zu sein, wodurch er denn glücklich erhalten blieb.
4) Steinerner Altar im linken Seitenschiff. - Ausser diesem Hoch-
altar hat sich einer von den Altären in den Nischen der Seitenschiffe an seiner ur-
sprünglichen Stelle erhalten, offenbar weil er für die Bedürfnisse der evangelischen
Gemeinde an seinem Platze am wenigsten störend war. Er steht in der ersten
Nische des linken Seitenschiffs (von Westen aus) an den einspringenden Pfeiler an-
gelehnt, und hat eine nicht unbeträchtliche Höhe. Der Altar ist von Sandstein und
wohl erhalten. Unter einer reichen gotischen Verdachung sind in 3 Nischen 3 Heilige
iu verjüugter Grösse aufgestellt. In der Mitte steht St. Margaretha, kenntlich an der
dämonischen Gestalt zu ihren Füssen, dem Teufel als Drachen, der sie einst zwar
verschlang, aber dabei, da sie das Kreuzeszeichen machte, zerplatzte, so dass sie iu-
takt wieder heraustrat. Sie ist gekrönt als Märtyrerin ; der Drache deutet darauf
hin, dass sie die Tochter eines heidnischen Priesters war, die sich aber nicht von
dem (Jötzen-Teufel bestricken Hess. Zu ihrer Rechten steht eine weibliche Figur,
die ein Richtscheit hält — es ist die h. Helena, die sonst ein Kreuz führt. Zur
Linken von St. Margaretha ist St. Matthaeus, baarhaupt mit kraussem Bart ; in der
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rechten Hand hält er ein Buch, sein Evangelium, in der Linken eine Hellebarte
(das Beil ist abgebrochen), auf seine Ermordung deutend.
Unter der Mittelfigur sind 2 Wappen ausgehauen ; das eine, in einem Schilde
5 Kugeln, anf dem Helm ein verzierter Schwanenhals, das Wappen der Edlen
von Sickingen. Das andere Wappen, das noch öfters in der Kirche wiederkehrt,
im Schilde ein vorwärts schreitender Kranich mit zurückgeworfenem Hals, auf dem
Helm wiederkehrend mit aufgehobenem Flügel, ist das Wappen der Öhringer Fa-
milie Gockenschnabel. Das Wappen ist auch an der Schmalseite des Altars und
über dem Altar am Gewölbe der Kirche.
Der Altar ist eine Stiftung Kaspars von Sickingen, „der erbare veste
Junker*. Er war Diener des Grafen Kraft VI., 1491, seine Ehefrau war Marga-
retha Gockensnabelin.
Die Herren von Sickingen sind auch hier die bekannte Familie, die wenig-
stens dem Wappen nach eine andere war, als die ortseinheimisebe Familie Sigginger.
Letzterer gehören in Öhringen an Nicolaus, 1454 Stiftsdekan, Alexander, Johann,
1552, Siegmund etc. Die Gockenschnabel waren eine angesehene, begüterte Fa-
milie in der Stadt (15. und 16. Jahrhundert). Eine Urkunde von 1488 Montag nach
Sauet Sebastianstag sagt „vnd sind dieszs die Besitzer derselben Manleben mit Namen
zu Dringen, Caspars von Sickingen Hausfrawen Margaretha Gockensnabelin lehen".
Hans Gockenschnabel 1453—73 Bürger, des Gerichts, Schultheis« etc., Bernhard 1488
Schultheiss, Hans 1491 Amtmann, Hermann des Rats 1504, Johann Stiftssenior
1543.
An dem Altar sind 2 Stein metzzeichen , etwas verschieden von einander.
(Ehemaliges) Wandgemälde. — Die Spuren des Wandgemäldes, das
einst die Nordwand „der Hölle" deckte und der Kapelle ihren Namen gab, kamen
gelegentlich der Versetzung des Hochaltars an diesen Ort vor einigen Jahren zu
Tage. Das Bild mag aus dem Schlüsse des XV. oder Anfang des XVI. Jahrhun-
derts stammen. Es ist die gewöhnliche Darstellung nach Offenbarung Joh. 20, 13.
„Und das Meer gab alle seine Toten heraus und die Erde die ihrigen." Soviel
noch zu sehen ist, bildet den Mittelpunkt Christus auf der Weltkugel und ihm zur
Rechten und Linken Engel, die mit Posaunenschall die Toten erwecken. Zur
Rechten Christi Maria, zur Linken Johannes der Täufer, sodann wiederum rechts
Petrus mit den Seligen, links der Höllenofen mit Teufeln und den Verdammten.
5) Öl her g. — An der Nordseite der Kirche ist ein Vorhau mit einem jetzt,
bedeutend verstümmelten Ölherg angebaut. Aber ungeachtet die Figuren sehr
Schaden gelitten haben, wäre das Werk immer noch der Beachtung würdig, wenn
die Figuren nicht durch eine Gipskruste bis zur Unkenntlichkeit entstellt wären ;
sie sind nun durch einen Lattenzaun vor weiteren Beschädigungen einigermassen ge-
sichert, aber damit auch der Beschaunng, die unter vorliegenden Umständen frei-
lich kaum stattfinden wird, entzogen.
In dem Garten von Gethsemane, d. h. in einem stark umzäunten Gehöfte,
durch dessen Flechtwerk ein Dämon heraussieht, kniet Jesus im Gebet. Nicht weit
von ihm liegt Petrus im Schlafe versunken da, im Vordergrunde die beiden Söhne
Zebedäi, ebenfalls schlafend. Judas ist schon eingetreten und hinter ihm eine grosse
Schar mit Schwertern und Stangen, mit den Hohepriestern und Ältesten des Volks.
Ev. Matth. 26, 47.
6) Sonstiges. — An dem westlichen Eingang stehen über dem Portal unter
Baldachinen die lebensgrossen Steinfiguren von St. Peter und St. Paul, den Patronen
der Kirche.
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An dem Vorbau des Ölbergs ist aussen die etwa 1 m hohe Figur eines
Heiligen ober Bischofs (Gebhard?), an der Wand sitzend, angebracht.
Auch hat, wohl von der alten Kirche stammend, an der Anssenwand der
nördlichen Kapelle ein eingemauerter Porträtkopf mit einem Beiwerk romanischer
Skulptur, vielleicht von einem alten Fries herrührend, wohl seiuer Seltsamkeit
wegen, einen Platz gefunden.
Grabdenkmale der Stifter.
Sarkophag der Gräfin Adelheid. (Siehe die Abbildung Tafel I.) —
Das wichtigste Denkmal der Kirche, wenn man die Bedeutung der Persönlichkeit
berücksichtigt, der es gesetzt ist, die Zeit, der es seinen Ursprung verdankt und
den kunsthistorischen Wert, den es repräsentiert, ist der in der Krypta von jeher
aufgestellte Sarkophag der Grätin Adelheid. Leider ist die Aufstellung des Kunst-
werks der Betrachtung nicht günstig, da die Stelle der Krypta, wo es sich befindet,
von den Fenstern zu wenig Licht erhält, wie denn auch ersichtlich ist, dass ur-
sprünglich Beleuchtung durch Wachskerzen beabsichtigt war. Es ist keinem Zweifel
unterworfen, dass die Gräfin Adelheid, die Mitstifterin des Chordienste* an der
Kirche, in derselben ihre letzte Ruhestätte fand, aber ebenso gewiss ist, dass der
Sarkophag, in dem ihre Gebeine aufbewahrt sind, nicht mehr der erste und älteste ist.
Die schon erwähnte Urkunde von 1157, also vielleicht 115— 120 Jahre
nach dem Tode der Gräfin ausgestellt, bezeugt, dass sie hier begraben ist mit den
Worten : „domina nostra regia Adelheidis cujus sepulcrum et corpus apud nos est*.
Auch in dem Obleibuch des Stifts wird ihrer Grabstätte gedacht. Am 19. Mai in
die Potentianae virginis wurde ihr Anniversar gefeiert, „in crypta nbi ipsa est
sepulta 44 ; an diesem Tage wurden Stiftungsgelder verteilt, X solid. Hall, in Seiebach
inferiori et 10 solidi de bonis in Kubach (dies ist die Stiftung des Grafen Heinrich
von Hornburg), wovon die Kanoniker, Vikare und Landpfarrer (plebani rurales) und
andere plebani advenae ihren Anteil bekamen, damit sie um so' eifriger singen,
lesen, beten mögen (magis devote cantando, legendo, orando).
Die Tumbe (s. die Abbildung) ist aus .Sandsteinplatten , mit einer Deck-
platte zusammengesetzt. Die an der Basis auf beiden Langseiten befindlichen halb-
runden, steinernen Vorsprünge an dem Sockel der tnmba, mit einem eisernen Stift
versehen, dienten augenscheinlich zum Aufstecken von Wachskerzen, die oben durch
einen verzierten, noch vorhandenen Ring festgehalten werden. Dass aber dio tumba,
die wir vor Augen haben, nicht die ursprüngliche ist, in welche die Gebeine der
Gräfin Adelheid nach ihrem Tode vor der Mitte des 11. .Jahrhunderts kamen, ist
auf ihr selbst zu lesen. A. MCCXXXXIIII. ids Febr. recondita sunt hie ossa do-
mine nostre Adilheidis. D. h. am 13. Februar 1241 wurden die (früher in einem
anderen Sarge bestatteten) Gebeine der Gräfin Adelheid in diese tumba versetzt
(recondita). Den andern Teil der Aufschrift bilden 2 Hexameter:
Hnjus fundatrix templi jacet hic tumu- Adelheid, welche die Kirche gestiftet
lata mit reichlichen Gaben,
Conradi regis genetrix Adilheyda vo- Mutter des Königs Koni ad, liegt in der
cata. Tumba begraben.
Die Tumba ist, wie ihr spätromanischer Stil klar und deutlich ausweist, aus der
Mitte des XIII. Jahrhunderts, wie auch die Inschrift sagt; dio Buchstaben sind
gotische Majuskeln. Der Sarkophag war im Mittelalter das Ziel von Wallfahrten,
namentlich von Frauen, die am Grabe «1er „Königin" Adelheid um Hilfe in Kindes-
nöten und in Krankheiten flehten und Erhörung fanden. Die Tumba hat einige Be-
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Schädigungen in der oberen Ecke der einen Schmalseite erlitten, eine Beschädigung,
die für den Gesamteindruck des Kunstwerks von keiner Bedeutung, aber doch zu
bedauern ist. Wahrscheinlich geschah dies 1579, als der Sarkophag auf Befehl der da-
maligen Autoritäten geöffnet wurde, ob «lies zum ersten und letztenmal war, wissen
wir nicht; jedenfalls sollte eine wiederholte Öffnung vermieden werden, da sie ohne
Wert wäre. Albrecht Wilhelm Heber, hohenloh. Rat etc., berichtet, er habe Befehl
erhalten, dass er zu ehester Gelegenheit von Waldenburg gen Oringew sich ver-
fügen, der Adelheyden und andrer dero löblichen Voreltern alte Särge öffnen lassen
und darein nach alten Documenta, so gemeynlich auf Pley oder Kupfer gestochen
und in den Begräbnissen vor Alters gelegt wurden, fleyssiges Nachsuchens pflegen
soll. Heber hatte mit Recht allerlei Bedenken gegen diesen Auftrag. Allein die
Särge (d. h. wohl die 3 steinernen Tumben) wurden dennoch am 22. Septbr. 1579
geöffnet. Über das Resultat hat sich keiu Aktenstück gefunden ; es wird aber auch
in den Tumben nichts gefunden worden sein. (Archiv- Akten )
Von allen Denkmalen der Kirche verdient diese Adelheids-Tumba am meisten
die Aufmerksamkeit der Kunst- und Altertumsfreunde; die getreue Abbildung ist von
der Hand des Herrn Dombaumeister Beyer in Ulm.
Die Tuniba Bischofs Gebhard (she. die Abb. Nr. 9). — An der süd-
lichen Wand des Chors ist eine tumbu (die bis 1717 in der Mitte des Chors gestanden
haben soll) aufgestellt, welche nach der Tradition die Gebeine des Bischofs enthält.
Die tumba selbst ist eine schmucklose Kiste aus Sandstein, 1,68 m lang,
0,8 m breit, 0,56 hoch, mit einem Steindeckel mit Rand. Auf dem dadurch ge-
bildeten, rechteckigen Raum stehen Inschriften, oben: Jacet hic proles genitoris und
unten : hic genitor prolis , was als Hexameter*) „hic genitor prolis jacet hic proles
genitoris" gelesen werden kann. In der Mitte steht : Hic jacent ossa olim suffossa
hujus in eedesie locis ut reliqnie. Die Schrift ist nach altrömischem Typus, ein-
zelne Buchstaben aber zeigen Annäherung an gotische Majuskelschrift. Es fragt
sich nun, ob überhaupt Bischof Gebhard sein Begräbnis in der Stiftskirche in
Ohringen gefunden hat und sodann weiter, wenn dies bejaht wird, ob die tumba,
die wir noch haben, die ursprüngliche und älteste ist, oder aus welcher Zeit sie
rührt, endlich, was die Inschriften Tür eine Bedeutung haben. Über den Begräb-
nisort Gebhards ist in den Annalen, welche von ihm erzählen, nichts gesagt ; Nach-
forschungen darüber, die im vorigen Jahrhundert im Interesse der Geschichte von
seiten der hohenlohischen Kanzlei vermittelst Anfragen in Regensburg angestellt
wurden, haben, wie es scheint, zu keinem Resultate geführt; die Aufrage ist wohl
iin Concept vorhanden, aber die Antwort nicht, auch findet sich keine Aufklärung
darüber bei Wibel und Hanselmann. (Archiv-Akten.)
Die älteste Nachricht über die Grabstätte Gebhards giebt das Obleibnch
des Stiftes, welches zum 10. Juli die Notiz bringt : hodie peragitur in Choro nostro
anniversarium speciale reverendissimi in Christo domini Gebhardi quondam episcopi
Ratisponensis fundatoris principalis hujus eedesie qui fuit filius Regine Adelheidis
fundatrieis nostre et ipse multa bona de suo patriuiouio eedesie condonavit . . . hic
cum audiret matrem suam praefatam sepulturam ejus in isto loco parare et velle
expectarc novissimam tubam ad resurgendum ipse etiamelegit hic sepulturam
suam et sepultus est iu tumba in Choro nostro.
Ob diese, ans der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Angabe auf
damals vorhandenen Dokumenten oder auf der Tradition beruhte, wisseu wir nicht;
soviel ist aber gewiss, dass schon damals im Chor der alten Stiftskirche eine tumba
* Hier des Gescbledite» Erzeuger und dort das Geschlecht des Erzeuger».
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war, welche dafür angesehen wurde, dass in ihr die Gebeine Gebhards bestattet
seien. An sich ist es sehr glaubwürdig, dass Gebhard an dem Orte seiner Stiftung
zur Seite seiner Mutter begraben zu werden wünschte, und da die Angaben des
Obleibuchs sehr bestimmt lauten, so ist kein Zweifel darüber, dass man vor mehr
als 400 Jahren davon fest überzeugt war, dass die Grabstätte Gebhards in der
Stiftskirche sich befinde
Auch entspricht es den Ge-
wohnheiten damaliger Zeit
vollständig, wenn Gebharp
verordnete, dass sein Leich-
nam an den Ort seiner
Stiftung gebracht werde
und umsomehr, als er mit
dem Regensburger Klerus,
wie wir gesehen haben,
nicht im besten Einverneh-
men stand. Die Rätsel
beginnen erst mit den In-
schriften der tumba. Welche
Bedeutung haben die Aus-
drücke genitor prolis und
proles genitoris ? Dass sich
diese mysteriösen Aus-
drücke nicht wohl auf den
Bischof von Regensburg be-
ziehen können, davon wird
man überzeugt sein müssen.
Es wäre doch gegen alles
Herkommen und allen An-
stand gewesen, den ehr-
würdigen Bischof, Ver-
wandten des salischen
Königshauses , als proles
genitoris auf die Nachwelt
zu bringen, wenn es nicht
etwa eine eigene letzt-
willige, aber nicht erklär-
bare Verfügung des Bi-
schofs selbst war.
Es ist nicht wohl mög-
lich, diese Inschrift als die
ursprüngliche anzunehmen,
aus derZeit, in der Gebhard
begraben wurde, 1000;
denn erstlich musste man
Mi
Nr. 9. Tumba des Bischofs Gebhard.
damals seinen Vater wohl kennen nach Namen, Stand etc., und wie mag man zweitens
nur denken, dass man im Chorherrnstifte in Öhringen den Gründer des Stiftes,
Bruder des Kaisers Konrad IL, mit einem solchen Ausdruck proles schlechtweg
bezeichnet hätte. Wir können auch gar nicht glauben, dass sein Vater in der
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Stiftskirche begraben war. Es hätte dies doch in der Stiftungsurknnde ebensowenig
Ubergangen werden können, als es bezüglich der 3 Grafen übergangen wurde
„qui novissimam inibi prestolantur tubam". Wenn die Gebhards-tnmba selbst aus
ältester Zeit stammen sollte, ihre Inschriften sind nicht so alt, und der genitor
prolis und die proles genitoris beziehen sich wahrscheinlich nicht auf Gebhard und
seinen Vater.
Nun soll nach Wibel, Kirchen-Geschichte T, 15, auf der inneren Seite des
Deckels eine Inschrift stehen, die aber Wibel selbst nicht gelesen hat, denn er be-
ruft sich auf ein altes Manuscript. Die Schrift soll lauten :
Jacet hie egrrgiiiK praesul GcWianl, Pater (-jus
Hermann translati Conies inrlulus amUt bcati
Haue prius ccelcsiam funclavcrunt uterqiie.
Die ersteu Zeilen der Inschrift geben mit einer einzigen Umstellung
2 Hexameter, vielleicht auch die lezte. Also: hier sind in der tumba begraben
Bischof Gebhard und sein Vater Hermann, welche beide als Stifter der Kirche
d. h. des Chorherrnhauses bezeichnet werden; ihre Gebeine sind (wohl aus einer
anderen tumba am Ort) in die vorliegende versetzt worden. Bischof Gebhard hatte
das Stift gegründet und Graf Hermann hatte die schon vorhandene Kirche mit dem
Zehnten in Öhringen dotiert, also ist das fnndaverunt nur mit gewissen Einschrän-
kungen wahr. Das Obleibnch, dessen Auffassung die vorgebliche innere Schrift
wiedergiebt, sagt: Hermann, der rechtmässige Gemahl der Adelheid in zweiter
Ehe, „in secundis nuptiis maritus legitimus 14 , sei mit seineu Söhnen (nämlich mit
Ausschluss Gebhards) Eberhard und Siegfrid begrabeu in einer tumba am Eingang
der Kirche (in tumba ante parochiam) und Gebhaid im Chor „in Choro nostro".
So wird es auch bis zum Kirchenbau gewesen sein, von der Mitte des 11. Jahr-
hunderts an. Nun kamen die Gebeine Hermanns, dessen Anniversar am 7. Jnnii,
am Tag Paulini, war, aus der tumba ante parochiam ubi cum Ullis suis inibi consepultis
expectat novissimam tubam ad resnrgendum (was die Auffassung z. Z. des Obleibuchs
bezüglich der Verwandtschaft der 3 Grafen war) in die tumba im Chor, wo auch Geb-
hard begraben war. Diese tumba kann aber damals noch nicht die Inschrift mit dem
genitor und proles gehabt haben (denn der vermeintliche genitor kam ja erst hin) oder
wenn sie schon auf der tumba stand, kann sie sich nicht auf Gebhard und seinen
angeblichen Vater bezogen haben. Wir sind der Ansicht, dass ebenso wie die ur-
sprünglichen tnmbae der 3 Grafen , auch diejenige Gebhards bei dem Neubau in
Abgang kam und dass die Übertragung der Reste Gebhards in seine jetzige tumba,
die vielleicht noch aus alterer Zeit vorhanden war, stattfand. Zur weiteren Auf-
klärung kann die Schrift in der Mitte der Aussenseite des steinerneu Deckels dienen :
hic jacent ossa olim suffossa hujus in eedesie locis nt reliquie. Die tumba ist also
ein Reliquienbehftlter. Uber die Reliquien, um die es sich handelt, haben wir ganz
sichere Kundschaft. In dem gemeinschaftlichen Hohenlohischen Hausarchive liegt
eine Urkunde, angeblich von 1020, mit einer Beglaubigungsurkunde von 1415. Das
Württ, Urkundeubuch I. sagt darüber : „Die Quelle ist eine Abschrift auf Perga-
ment, Datum per copiam. Zuerst kommt die Beglaubigung, dann die Abschrift der
cedula, damit ist durch einen Faden ein Pergamentplättchen verbunden, worin die
Urkunde der Stifterin enthalten ist mit Schriftzügen höchstens des 12, Jahrhunderts."
Die Beglaubigung hat folgenden Inhalt: Nos Johannes Decanus totumque capitiüum
eedesie collegiate Sancti Petri in Ürengovve Herbipolensis dyocesis notum faci-
mns . . . quod nos nuper diligenti studio ac devocionis causa circumspicientes ac
manibns nostris tractantes et de novo collocantes nec non omantes preciosissimas
reliqnias in prefata nostra eedesia reconditas inter alia nostra reperimus cedulam . .
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D. anno domioi M°CCCCXV° in feste Sancti Petri ad vincnla Tvnc etiam nostre
reliquie omnibus visibiliter sunt ostense. Die cedula aber lautet: Ego Adelheid
quondam hoc monasterium edifieavi istas reliquias lue et quas nbique terrarum con-
gregare potui in secretissinüs hujus loci ediheiis collocavi. Timni eniin posterorum
perfidiam ut si a impiis altaria et capse frangerentur iste saltem hie. servarentur .
Has qnoque rex Coustantinopol . ülio meo Cuonrado imperatori dono transmisit et im-
perator cum cognosceret sepulcruiu nieum hie parari et velle nie oxpectare diem
judicii has ipsas mihi misit reliquias ut sanetorum patrocinia perpetualiter sentirem
qnorum reliquias mecuui fideliter collocatas hic conservarein . Anno doinin . iuearna-
tionis milesimo vicesimo. Also: Dekan und Kapitel von Öhringen beglaubigen,
dass sie bei den in der Kirche aufbewahrten Reliquien eineu Zettel gefunden haben,
worin Adelheid sagt, sie habe bei dein Bau des moiutsteriuiu in Öhringen Reliquien
niedergelegt, unter anderem solche, die sie von ihrem Sohne Konrad II. zugeschickt
erhalten habe, nachdem er erfahren habe, dass sie in der Kirche ihre Grabstätte
erwählt habe, und die Konrad II. selbst von dem Kaiser von Konstantinopel be-
kommen habe. Bresslau II, 274 sagt: „Das beigefügte Jahr 1020 ist natürlich irrig,
da die Aufzeichnung erst nach Konrads Kaiserkrönung (1027) entstanden sein kann.
An ihrer Ächtheit zu zweifeln, ist aber keine Veranlassung, die Reliquien werden
wahrscheinlich 1028 geschickt worden sein. Es war nämlich schon 1027 Bischof
Werner von Strassburg mit Graf Manegold von Dillingen und anderen nach Kon-
stantinopel geschickt worden, um eine der Töchter von Konstantin IX. für Heinrich III.
zu werben. Dieser war damals 10 Jahre alt."
Das Nähere davon ist: Die 2 Töchter Konstantins, Zoe und Theodora,
waren schon in sehr reifem Alter, die erstere 47 Jahre alt, die zweite jfmger; die
Gesandten kamen 1028 nach Konstantinopcl ; Graf Mangfdd erhielt vom Kaiser
Konstantin IX. eine kostbare Reliquie ; die Verhandlungen blieben im Stocken, Bi-
schof Werner starb am 28. Oktober 1028; noch vor ihm, am 12. Oktober, war
Konstantin IX. gestorben, nachdem er, schon auf dem Totenbette, seine Tochter Zoe
an Romanos Argyros, der seiu Nachfolger wurde, verheiratet hatte. Dieser bot
dem deutschen Gesandten Manegold die Hand einer seiner Schwestern für den deut-
schen Königssohn an, und bei dieser Gelegenheit wird er dem Kaiser die Reliquien
geschickt haben. Der Kaiser ging übrigens auf die Vorschläge , die ihm Mangold
1028 überbrachte, nicht ein. Die Reliquien schenkte er aber seiner Mutter, das
einzige Geschenk an sie, von dem wir wissen. Die Reliquien, die wohl bei der
Reformation des Stifts beseitigt wurden (wenigstens weiss man jetzt nichts mehr
von ihrem Vorhandensein) waren: De ligno domini. De lapide de quo dominus as-
cendit in coelum, de virga qua flagellatus est dominus, sodann Reliquien von St Jo-
hannes Baptista, Andreas, Jakobus, Stephanns, Georgius, Pancrazius, Alexander
et soror, de sepulcro Lazari, St. Martini confessoris. Auf diese und andere Reli-
quien mag die Aufschrift auf der Tumbu Bezug haben. Da die Reliquien 1415
noch an verschiedenen Orten in der Kirche aufbewahrt, wurden, so können sie erst
c. 40 Jahre nachher beim Bau der Kirche in diese Tumba gebracht worden sein, und da
die Schrift bei den „ossa olim suffossa" ganz dieselbe ist, wie bei dein genitor und der
proles, so ist also auch diese Bezeichnung aus dein 15. Jahrhundert, und ihr Inhalt
ist unter die Apocrypha zu zählen. Die proles ist wohl weder auf Gebhard, noch
auf seine 2 angeblichen Brüder zu beziehen, die ja ihre besonderen Grabdenkmäler
hatten, sondern auf etwas Sagenhaftes, auf die Legende von den 2 Kindern der
Adelheid, die von 2 Löwen zerrissen wurden, eine Legende, die ihren Ursprung
den Löwen an der Kirchenthüre verdankt, Somit dürfte die Bezeichnung als proles
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von Gebhard genommen werden, aber damit ist auch sein Denkmal hintallig ge-
worden. Auch Wibel, Kirchengesch. T. IV, 6, scheint einer solchen Auffassung zu
huldigen, denn er sagt: Bei der Eröffnung dieses steinernen Sarges fand man vor
einiger Zeit nebst denen grösseren Gebeinen auch Kindergebeine. Es mögen aber
andere urteilen , ob hieraus zu schliessen , dass wenigstens etwas sei an der Er-
zählung in dem alten Stifts-Necrologio von 2 Kindern der Adelheid, welche in ihrer
Abwesenheit zu Öhringen von wilden Tieren zerrissen worden. Davon ein Denkmal
in dem sogenannten Löwentürlin der dasigen Stiftskirche annoeh zu sehen, darauf
jenes sich mit den Worten bezieht „vnd zu stund Hess sie das Byzeichen mit grossem
stein hauen für die Kirchtüre etc.
Eine andere bezüglich der sogenanuten Gebhardstumba günstigere Ansicht
hat H. Bauer in der Zeitschrift des historischen Vereins 18<K>, S. 270—2 und 1873,
mit Erweiterungen, ausgesprochen. Seine Behauptungen sind: 1) Bischof Gebhard
war beigesetzt im Chor, Gräfin Adelheid in der crypta, die 3 Grafen an dem Ein-
gang (ante parochiam). Dies ist zuzugeben. 2) Die kleine unscheinbare Tumba
Gebhards im Chor samt ihren Inschriften gehört einer sehr alten Zeit an. Dass
Bischof Gebhard hier begraben lag, ist sicher und so müsse seines Vaters Gebein
hier mit dem seinigen beigesetzt worden sein zu einer Zeit, wo man diesen genitor
noch unterschied von einem der 3 Grafen ante parochiam, nemlich von Graf Her-
mann. 3) Wäre eine Hypothese denkbar : Wenn Gebhards Vater auch Hermann hiess,
so konnte dieser Hermannus pater Gebhardi in späterer Zeit leicht verwechselt
(d. h. identifiziert) werden mit dem Grafen Hermannus, dem primns et principalis
fundntor hujus ecclesiae, nnd so wurde nach und nach die Ansicht herrschend von
dem Ehepaar Hermann und Adelheid und den 3 Söhnen Gebhard, Siegfried, Eber-
hard. Dieser Auffassung widersprach aber der Umstand, dass Gebhard und sein
Vater d. h. proles und genitor im Chore, Hermann aber ante parochiam lagen.
Beim Neubau der Kirche machte man diesem handgreiflichen Widerspruch ein Ende,
indem bloss noch die Grafen Eberhard und Siegfried ihre Grabstätte in einer Tnmba
am Westpoital der Kirche erhielten und Graf Hermann jetzt gedacht wurde als
mitbestattet in der kleinen Tumba im Chor, die nun auch die Inschrift erhalten
habe: Jacet hie egregius praesul Gebhard pater ejus Hermann translati.
Fassen wir alles Bisherige zusammen, so kommen wir zu dem Schluss:
Da um die Mitte des 15. Jahrhunderts von Augenzeugen ausgesagt wird, Gebhard
sei in einer Tumba im Chore der Stiftskirche begraben, so haben wir schlechter-
dings keine Veranlassung, an dieser Thatsache zu zweifeln. Seine Gebeine, die
des Grafen Hermann, den man für seinen Vater hielt, und die Keliqnien, welche
der Kaiser Konrad seiner Mutter geschenkt hatte, wurden in den steinernen Be-
hälter, der mehrere Abteilungen hat , gebracht; auch glaubte man oder wollte
glauben machen, man habe die Gebeine der von Löwen zerrissenen Grafenkiuder
darin aufbewahrt. Der Vater Gebhards aber ist in der Stiftskirche nicht begraben
worden, denn 1037 lebte er nicht mehr, wie man aus dem Stiftungsbrief folgern
mnss nnd ebensowenig ist er in der Parochialkirche schon begraben gewesen, denn
es hätte notwendig erwähnt werden müssen. Die zweideutige Inschrift der tumba
ist ein Produkt des Wunsches einerseits, die Gebeine des Vaters Gebhards auch zu
besitzen, andererseits der Unwissenheit, in der sich die damalige Zeit , wie die
jetzige, bezüglich dieses Vaters befand. Wo aber dieser gestorben uud bestattet
ist, werden wir schwerlich jemals erfahren, wenn wir nicht etwa vorher erfahren,
wer er gewesen ist.
Die Doppelt umbe in der Krypta. — Diese tumba, die griisste der
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3 alten Steiutumben, bietet insofern weniger Schwierigkeit, als die turoba Gebhards,
weil die äusseren Kennzeichen die Zeit ihrer Entstehung unzweifelhaft verraten,
mögen die Inschriften sagen, was sie wollen. Diese 2,2 m lange und 1,7 m breite
Kiste ans Sandstein hat 2 Steinplatten als Deckel. Die Seitenwände siud archi-
tektonisch verziert (vrgl. H. Bauer, Zeitschr. V, S. 274), mit sich schneidenden
Halbkreisen und die dadurch gebildeten spitzbogigen Abschnitte sind wieder mit
durch Nasen gebrochenen Spitzbogen ausgefüllt; es ist dies eine spätgotische Dekora-
tionsweise. An zwei der 4 Ecken auf der einen Langseite sind je ein Engel, an
den zwei andern je ein Ritter im Platteuharnisch angebracht. Die Behandlung der
Rüstung etc. weist auf das Ende des 15. Jahrhunderts oder auf noch etwas spätere
Zeit. Die Schrift ist nicht mehr gotisch, sondern nach der späteren römischen
Schreibweise. Auch das hohenlohische Wappen auf der einen Langseite, mit sehr
in die Länge gezogenen Leoparden, deutet auf die oben augegebene Zeit. Die eine der
Platten trägt die Inschrift : A. MCCXXXVI IUI IDS AVGVSTAS . TRANSLATA .
SUNT . OSSA . COM1TVM . E. et S. — sodann mit denselben Buchstaben die 2 ge-
reimten Hexameter, die auch iu dem Gedicht des Obleibuchs stehen:
Gemianus fidus Comes est junetus Sigefridus
Ad bona non tardo J dum viveret 1 hic Eberhardo.
\ juneto simul j (Variante im Obleibnch.)
Diese Schrift steht teils auf dem Rand, teils in dem inneren Raum der
einen Deckplatte. Die Inschrift sagt: in diese tumba seien die Gebeine der (vor
1037 schon gestorbenen und in der Stiftskirche bestatteten) Grafen Eberhard und
Siegfrid im Jahre 123G gebracht worden. Dass beide Grafeu in der alten Pfarr-
kirche bestattet waren, sagt schon der Stiftungsbrief von 1037; au welchem Orte
ihre tumbae in der alten Kirche standen, sagt das Obleibuch. Von Siegfrid, dessen
Jahrestag am 11. September, am Tage Prothi und Jacinthi, war, sagt es: et se-
pultus est iu tumba ante parochiam" und ebenso von Eberhard, dessen Anniversar
am 9. Oktober, am Tage Dionysii, gefeiert wurde „et sepultus est in epitaphio ante
parochiam". Die beiderseitigen Denkmale standen also vor der Kirche. Die
Zahl 123(5 wird nun wohl so zu deuten sein, dass, wie auf dem Sarkophag der
Grätin Adelheid 1245 stand, so ursprünglich auf der tumba der 2 Grafen, 123(i,
eine Zahl , die mit der Inschrift auf die tumba von A. 1500 herübergetiommen
wurde. Es ist anzunehmen, dass die früheren Tumben entweder beim Einstur« der
Kirche oder erst beim Neubau zu Grunde gingen, während der Sarkophag der
Adelheid in crypta erhalten blieb, die frühere Inschrift für die 2 Grafen oder wenig-
stens die Jahreszahl behielt mau bei.
Die Inschrift auf der anderen Deckelplatte lautet :
SVNT . HIC . OSSA . SITA . CLÄRE . STIRP1S . ROMVLEE . GENERO-
SORVM . COMITYM . ALTA . FLAMMA . OUTE . STEMMATE . QVI . SVO . ALE-
MANNIAM . LATE . PERORNANT . (OM1T ES . ROMAN IE . ROMANIOLEQVE .
FVERE .
Dies will heissen, wenn man den panegyrischen Schmuck bei Seite lässt:
Hier seien die Gebeine von solchen Grafeu von Hohenlohe beigesetzt, die zugleich
Grafen von Romagna waren. Die clara stirps Romulea, d. h. der Ursprung aus
Römergeschleiht, beruht zunächt auf der falschen Übersetzung von hohe Lohe mit
alta flamma, was wiederum auf die römische gens Flamiuia hinweisen soll, im
Geschmacke der Genealogen des XVI. Jahrhunderts. Was die Bezeichnung „comites
Romanie Romaniolerpie" betrifft, so sind die beiden Nameu gleichbedeutend; die
historische Grundlage ist richtig, sofern die Ahnherrn des Hauses Hohenlohe, die
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Gebrüder Gottfried von Hohenlohe und Konrad von Branneck, von Kaiser Friedl ich II.
mit der Grafschaft Romagua belehnt wurden, wie denn auch von 1230 an Conradns
de Oenloe comes Romaniole, 1235 Gottifredns de Hohello comes Romauiole und
123G Gotfridns et Conradns de Hohenloch comites Romaniole genannt werden.
Diese Bezeichnung hörte mit dem Aufgeben oder dem Verluste der Grafenrechte
in diesem Teile Italiens von seiten der Bruder von Hohenlohe auf, hat sich aber noch
in dem Stempel von Silber erhalten, (im fürstlich hohen!. Besitz) mit der Legende :
GOTEFRID'.DE: HOHENLOCH: COMES: ROMANIOLE und einem gegen Rechts
sprengenden geharnischten Ritter, mit der Rechten die Fahne haltend, an der
Linken den dreieckigen Schild mit den beiden Leoparden.
Die Thatsache, dass zu einer gewissen Zeit die Herren von Hohenlohe den
Grafentitel von Roniagua führten, musste also schon in ältesten Zeiten als bekannt
vorliegen. Das Lehenbuch des Grafen Kraft VI., de a. 1490, sagt: Dieweyle die
Gravschaft Hoenloe von Anfangk christenlichen Glaubens in hoheu Würden des
Römergeschlecht (gestanden ist) vnd Grafen zu Romania und Romaniola gewesen
sind als das durch Römischer Kayser Urkundt vnd Briev vnd Sigill mag nachge-
wiesen werden." Hat also die Inschrift der tnmba eine gesicherte historische
Grundlage, so geben ihr doch Hanselmann und Wibel eine unrichtige Deutung.
Hanselmann sagt (S. 336): So ist es denn keine so unglaubliche Sache, was eine
allgemeine Tradition uns von denen, bis auf den heutigen Tag noch ersichtlichen
Gebeinen lehren will, dass es nämlich die Gebeine der Nachkömmlinge des Grafen
Siegfrid seien, welche Graf Gottfrid bei seiner Retraite aus Italieo mit in Deutsch-
land geführet und allhier bei seinen Voreltern beigesetzt habe." Dies ist aller-
dings eine unglaubliche Sache; die Grafen Siegfrid und Eberhard haben keinen Zu-
sammenhang mit dem Hause der Herren von Hohenlohe, wenn man gleich schon
vor Hanselmann dies glaubte, wie z. B. ein älteres Aktenstück davon spricht:
beyder weylandt iu Italien verstorbenen Herreu Graf Siegfrids und Graf Eberhards
Gebeine seien hier verwahrlicht. Hauselmanu in seinem Manuskript über die Stifts-
kirche, de 1732, sagt: Dass die 2 Särge der Grafen von Hohenlohe (nemlich der
Grafeu von Romagna), deren Gebeine aus Italien anno 1180 gebracht worden seien,
mit denen der 2 fränkischen Grafen, Eberhard und Siegfrid, so zusammengestellt
seien, beweise, dass man geglaubt habe, sie seieu von einer und derselben Familie
und dies inuss dann Hanselmann wieder zum Beweise dienen, dass die Grafen von
Hohenlohe aus dem Geschlechte der Herzoge von Franken seien, eine jener ten-
denziösen genealogischen Hypothesen, wie sie im 17. und 18. Jahrhundert so be-
liebt waren. Die Herren selbst wussten es besser, wie ans der Urkunde Krufts II,
de a. 1343 (Wibel II, 164) hervorgeht : Wir Kraflt von Hohenloch der elter und
Krafft sin sun von Hohenloch der jung verjehen, dass (die Chorherrn) . . vnser Beedeu
vnd frawen Adelheide seligen vnseres des vorgenanten Crafftes des eidern etwann
eliche Husfrawen . . jaerzit wollen began zwierunt in dem jare glicherwise als sie
began der herrschaft jaergezit die den Stift gestifTt haben (Donnerstag nach Licht-
uiess 1343).
Der erste, von dem wir eine Beschreibung der Stiftskirche nach dem
Kirchenbau haben (Mscr. des fürstlichen Archivs d. d. 15. Mai 1579), Carolus
Bayerus, Praec. Cl. I. Oring, Faidonomarcha, wie er sich nennt, ein Poet und Freund
von Nicodemus Frischlin, dessen „Hochzeit Herzog Ludwigs (1575) von ihm in
deutsche Vers oder Reimen transferiret", spricht sich über die Doppeltumba
folgendermassen ans: „Unden in der Kirch vff dem grossen Sark bey dem Tauf-
steyn, der erst steyn mit den eysernen Ringen am Rand herum (es folgt nun die
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Inschrift). Nota. Es liegt nichts unter diesem steyn. Ich acht ihn nur für ein con-
ditorium ossium, die nüt der zeyt darein mochten kbomen, denn diess Grah andert-
halb manns dieff."
Diese Meinung, die C. Bayer vor 300 Jahren hatte, teilen wir vollkommen.
Nach dem Kirchenhau musste auch für die zu Grunde gegangenen alten Grabdenk-
male ein Ersatz geschaffen werden. Der Bau hatte gegen 50 Jahre gedauert: in
dieser Zeit mögen die alten tumbae der ältesten Grafen, ebenso die Denkmale auf
den Gräbern der älteren Herren von Hohenlohe, die wenigstens zum Teil ante
parochiam an den äusseren Kirchenwänden gestanden hatten , vollends zu Grunde
gegangen sein. Man schaffte auf die billigste Art Rat , indem man ein Collect! v-
Grab mit grossem Deukstein in der Kirche anlegte und die oben angeführten In-
schriften erfand. Es läge auch nicht ausser dem Bereich der Möglichkeit, dass die
Gebeine Gottfrieds von Hohenlohe, des Grafen von Romagna (she. unten), einstmals
hieher versetzt worden wären; er war der erste Stiftsvogt aus diesem Hause.
Albrecht sagt, die Doppelturaba sei früher unten beim Haupt-Eingang auf-
gestellt gewesen, später in die Nähe der alten Kanzel (an dem Ort, wo jetzt wieder
die Kanzel steht) versetzt worden, 1731 sei sie in die sogen. Hölle (Seitengewölbe)
versetzt worden; im Jahre 1859 kam sie in die Krypta (vergl oben).
Hohenlohische Grabstätten.
I. Einleitung. — In dem ersten Abschnitt ist erzählt worden, wann und
durch wen die Vogtei über die Stadt und das Stift Öhringen an das Haus Hohen-
lohe gekommen ist, sowie auch, dass diese Übertragung gegen die Mitte des XIII-
Jahrhunderts statt gefunden hat. Man kann also auch nicht wohl erwarten, dass
das Haus Hohenlohe damals und auch wohl noch geraume Zeit nachher seine Grab-
lege in der Stiftskirche eingerichtet hätte ; die frühesten Grablegen werden vielmehr
da zu suchen sein, wo die älteste Heimat des Geschlechtes lag, in dem Grafschafts-
bezirk von Mergentheim, wo die Burgen des Hauses, Weikersheiiu, Brauneck, Hohen-
lohe liegen. In jener Gegend stifteten auch die Brüder Gotfried von Hohenlohe
uud Konrad von Brauneck, 1232, das Cisterzienser Nonnenkloster Frauenthal an
der Steinach, östlich von Mergentheim. Ob aber diese Stifter dort begraben wur-
den und wo ihre Vorgänger Heinrich I., f 115b", Albert f 121 (>, Heinrich II.,
t vor 1219, ruhen, ist nicht überliefert, Albrecht (Hohen!. Archiv II S. 375) sagt:
Au vielen Orten zerstreut findet sich eine grosse Anzahl hohenlohischer Grabdenk-
male, welche teils durch ihr Alter und ihre historische Bedeutung, teils durch ihre
künstlerische Ausführung oder durch sonstige bemerkenswerte Momente eiuen vor-
zugsweisen Anspruch darauf haben , gesammelt und beschrieben zu werden , wozu
er selbst, S. 375—84, einen schätzenswerten Beitrag giebt. Wibel (Hohenl. Kirchen-
geschichte IV, 37) führt als Hohenlohische Begräbnisstätten in alten Zeiten auf:
Öhringen , Schäftersheiin , Gnadcnthal , Möckmühl , Schönthal , Passau , Udenheim,
Krailsheim, Steinheim; als Braunecksche : Frauenthal, Frauen-Aurach, Heilsbrouu,
Rotenburg a. d. T.; und aus neueren Zeiten: Öhringen, Neuenstein, Waldenburg,
Weikersheim, Langenburg, Ingelfingen, Künzelsau, Schilliiigsfürst, Ohrdruf u. a.
Er hätte auch Mergentheim nennen köuuen, wo die Deutsch-Ordens-Glieder des
Hauses ihre Ruhestätte fanden. In der Schlosskirche (der Deutsch-Ordens-Kapelle)
ruhen Andreas von Hohenlohe, f 25. Okt. 1269, der 1219 in den Deutsch-Orden
trat, sein Bruder Heinrich, Hochmeister, t 1249, und wahrscheinlich auch Friedrich,
der dritte der Brüder, die den Deutsch- Orden reich begabten. Fischer, Hohenl.
Gesch. I, 41, sagt, es seien noch andere 5 Genossen des Hauses Hohenlohe und
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Brauneck daselbst begraben. Gral legen waren: in der Prämonstratenser Frauen-
kloster-Kirche Schäftersheim, das im 13. Jahrbnndert unter Ilobenl. Schirm-
vogtei kam, ferner im Kloster Gnadenthal (vom 14. bis IG. Jahrb.), im Kloster
Frauenthal, einer hohenl. Stiftung, wo (nach Wibel) im 14. Jahrb. 6 Herren aus
dem Hause begraben waren, deren Grabdenkmale erst im 18. Jabrh. durch das
Vorgeben eines Würzbnrgischen Amtmanns beseitigt worden sein sollen, im Kloster
Schönthal, im Kloster Steinheim a. d. M., im Kloster Blaubeuren, im
Kloster Engelzell, im grauen Kloster in Berlin (vgl. Württ. Vierteljahrshefte
1883, I), in den Domkirchen von Würz bürg und im Kapitelhaus daselbst, Bam-
berg, Marburg, in der Kirche des Franciskanerklosters in Rotenburg a. d. T.,
in der Ritterkapelle in Heilsbronn, in der Stiftskirebe von Möckniühl, in der
St. Stephanskirche in Passan u. a. 0.
II. Die Stiftskirche von Öhringen als Erbbegräbnis des
Hauses Hohenlohe. — Erst mit dem Anfang des XVI. Jahrhunderts liegen
sichere Nachrichten und Denkmale Hohenlobischer Beisetzungen in der Stiftskirche
in Öhringen vor. Dass aber schon früher, schon von der Mitte des XIV. Jahr-
hunderts an, die Stiftskirche Erbbegräbnis des Hauses war, lässt sich nicht be-
zweifeln. Zwar lässt sich aus der Angabe des Schulrektors K. Bayer in seinem
Manuskript über die Stiftskirche, d. d. 15. Mai 1579, nichts Bestimmtes scbliessen,
wenn es heisst: oben im Chor der Kirche, wo die Schild und Helm hängen, seien
folgende Namen eingeschrieben:
Herr Crafft von Hocnloe d'Elter 1347 (Kraft II., f 1344). — Herr ('rafft
d' Jünger 1370 (Kraft III., f 1371). - Herr Gottfried (Gottfried III., f 1413). -
Herr Friderich (f 1397). — Herr Ulrich 1407 (f 1407). - Herr Hans 1412 (t 1412).
— Herr Jorg, Bischof zu Passauw 1428 (f 1423). Herr Albrecht 1429 (f 1429).
— Herr Jorg (f 1470). — Herr Crafft von Hoenloe vnd Ziegenhayn vnd Nidda
qui obiit pritlie Kai. Apr. 1472 (f 1472). — Herr Friederieb von Hoenloe vnd
Ziegenhayn 1472 (f 1473).
Die Schilde und Helme wurden in der Kirche aufgebäugt zum Andenken
an den Verstorbenen, mochte sein Körper auch anderswo ruhen — doch wird von
einigen der Genannten mit höchster Wahrscheinlichkeit nachgewiesen werden können,
dass sie in der alten Stiftskirche begraben waren.
Es sind hier nur Glieder der Linie, die auf Gottfried von Hohenlohe zurück-
führt, der gegen die Mitte des XIII. Jahrhunderts die Vogtei über Stadt und Stift
Ohringen an sich . brachte, zu suchen. Gottfried selbst nebst Gemahlin, sowie auch
sein Sohn und Erbe in dieser Herrschaft, Kraft I., sind vermutlich hier nicht be-
graben, da das Stift und seine Kirche diesen ersten Schirmherren wohl noch etwas
fremd war. Dagegen ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass die Häupter dieser
Linie von Kraft U. an in der- alten Stiftskirche beigesetzt wurden. Zur Orientie-
rung dient das genealogische Schema auf der nächsten Seite.
Von Kraft IL, t 3. Mai 1344, sagt das Obleibuch: A. D. MCCCXLIHl iu
die inventionis crucis obiit nobilis et generosus dominus Craffto de Hoheuloch senior
qui legavit . . . Seine Gemahlin war Gräfin Adelheid von Wirtemberg, die in Gnaden-
thal ruht. Anno Milleno CCCXL 0 id Sept. obiit dna Adelheid de Hohenloch filia
magnifici comitis de Wirtenberc.
Auch Graf Kraft HL (der jüngere) ist im Stifts - Nekrolog aufgeführt:
A. D. MCCCLXX in die St. Othmari (16. Nov.) obiit nobilis et generosus dominus
Craffto Baro de Hoenlocb qui . . . Eine Urkunde bezeugt : Wir Kraft von Hohenloch
der elter und Kraft sin sun von Hohenloch der Junge verjehen . . dass (das Stift)
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Öhringen als Erbbegräbnis.
Heinrich I., 1156—82*
Heinrich II., 1192-1209*
Gottfried, f 1251/55.*
Kraft I.' f 1323. (?)
Kraft IL, t 1344.
Kraft III., t 1371.
Albrocht L. t 1429.
I
Kraft V, f 1472.
Kraft VL, t 1503, ux. Helena, (iräfin von Wirtenberg, f 15O0.
Georg L, f 1551*, ux. I. Praxedes, Gr. von Sulz, f 1521.
IL Helena, Gr. von Wahlburg, f 1507.
(Xciicnstcin.) (Waldenburg.)
(I) Ludwig Casimir, t 156«, (") Eberhard, t 1570,
ux. Anna vou Solms, f 1&»4- ux. Agatlie, Gr. v. Tübingen, t 1009.
\v7iigang,* Philipp, Friderich, Georg Friderich I , t 1G00,
f 1010. t 1000- t 1WM). ux. Dorothea Keuss v. Plauen, f 1031.
ux. Magdaleue ux. Maria ux. Mise
v. Nassau, v. Oranieu. v. Itraunschweig, (Pfedelbach )
t 1033. t 1021. Ludwig Kbcrhard, f 1050,
Kraft, t 1041,
ux. Doroth., Gr. v. Krliach, f 1043.
ux. Pialzgrätin Sophia, f 1070. Frid. Kraft, f DW1, Hiskias, f 1CS5.
ux. Floriane Ernestine ux. Dor. Klis. v. Hoh.-
(öhringen) v. Wirtembcrg, f 1072. Waldenburg, t 171 1.
Job. Friderich L, f 17<»2, I
ux. Luise Aniocnc v. Schlesw.-Holstein, Ludwig Gottfried, f 1720,
f na**,, ux. Louise Chart, v. Hoheul.-
Job. Frid. IL, t 1705, Joh. Krnst, f 1702,
ux. Dor. Soph. ux. Kleon. Jul. v. Hohcnl.-
v. Hessen, t 1723. Langcnb., f 1750.
Ludwig Frid. Carl, f 184)5.
ux. Car. v. Sachscu-HilUburgh., t 1799.
I
Carl Ludwig Friderich, f 1755
(als Kind).
Langenburg, f 1747.
*) Die mit * bezeichneten Mitglieder sind nicht daselbst begraben, sondern nur wegeu der
Stammesfolgc hier aufgeführt.
vnser Beeder vnd frauwen Adelheid seligen vnseres des vorgenannten Kraftes des
Eltern etwann eliche Husfrawen . . . Jargezit wolle begen . . . (Donnerstag nach
Lichtraess 1343). — Seine Gemahlin war Anna, Landgräfin von Leuchtenberg,
f 1390.
Beide, sowie Kraft LT., werden ohne Zweifel in der Stiftskirche begraben
worden sein. Denn Dekan und Kapitel des Stiftes versprechen 1371: „noch me ist
zu wissen daz wir die obgenannten Dechan Capitell vnd gemeynlich Korherrn und
Vicarieu für vns vnd alle vusere nachkommen . . . ttberein worden sin mit dem
egenanuten vnserem gnedigen Herrn Crafften von Hoenloch dem Eltern vnd vnserer
gnedigen Frauwen Frauwe Annen vom Luhtenberg seiner Gemahelen von iren vnd
ire Herrschafft wegen also zu aller anderen begangknysse vnd gedechtnyesse die
wir der Herrschafft von Hoenloch sust in dem Jaer schuldig sin zu tun . . dazu
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Holten vnd wollen wir vnd vnser nachkomcn fürbaß ewiglieh . . . aller Simtag zu
naht oiit der Process vnd mit dem crutzo über der Herr schafft Grap gen . .
Der Sohn Kraft's III., Ulrich, t 6- Dezbr. 1407, ist in dem Obleibuch auf-
gefülirt: A. D. MCCCC septimo obiit generosus Dominus Ulricus Baro de Hohen-
buch. Er ist vermutlich in der Stiftskirche begraben; sowie auch seiu Bruder
Albrecht I., f 16. .Tunii 1429, unzweifelhaft hier liegt.
Kraft V., Albrecht's I. Sohn, ist in der Stiftsküche bestattet worden. Auf
einem Denkstein in der Schlosskirche zu Waldenburg , der aus der mit der alten
Burg verschwundenen Kapelle herrührt, ist nachfolgendes zu lesen: Anno dni.
m CCCCLXXjj am . letz-|ten . . tage . des . Mertzen . ist . gestorbe . der . wolge-
borne . her Crafft . grave . von hohen loe . vnd.| zv . Ziegenheyn vnd . die. selben,
nacht . vnbegrabe in . dieser . capein . gestände . des . gemahel . was fraw .j Mar-
garete . grefin . von | Otiugen vud von ir gemacht . diese . capein . Seine ihm nur
wenige Wochen im Tod vorangegangene Gemahlin, Margaretha, geborene Gräfin
von Otlingen, wurde in Gnadenthal beigesetzt. Ein ähnlicher Denkstein wie der
ihres Gemahls befindet sich in der Schlosskirche in Waldenburg. Anno dni .
MCCCCLXXII am XXIIII tag des hornungo ist gestorbe . die . wohlgeborne . frawe .
maigaret , greffin j von Otinge grave Crafts | von hohcnloe etc. gemahel vnd . die-
selbe . nacht vnbegrabe . in dieser . capein . gestände . vnd von . ir . gemacht dise .
capeln .
Ihr Grabstein in der Klosterkirche zu Gnadenthal hat die Umschrift:
Anno dni mCCCCLXXII . . obiit . generosa . dna . Margaretha comitissa de | Ottingen
conthoralis mag | uifici comitis . Craftonis de . hohenloe . cjs . ana . requiescat .
in f pace .
Grabdenkmale im Schiff. — Von diesen 12 Grabplatten führt C. Bayer
7 in seiner Beschreibung von 1579 an : Er sagt : Epitaphia der Herren von Hoenloe
vff der Erden In der Kirch bei der Kanzel so in Mess gegossen sind: 1) Als. man.
zalt. uach. Xpi. gepurt | XVc vnd III jähr vf. den. andern, tag. des Monats Augusti
ist gestorben der Wolgeboren Her Her Crafft Grave von Hohenloh. dem got gnad
d. hie. begbe. leit. Wap in Mess. Jst eine Fahnen an der Saul. — 2) Die hochge-
born Frawe Fraw Helena geborne vo | Würtemberg : Graveue Ci atfts von Hohenlohe, etc.
Eeliche gemahel starb am | XIX tage des Monats Februarjj nach Cristi : geburt
MCCCCC und im Vj Jare die hie begraben ligt. Der gott gnade. Amen. Wap in
mess. — Ii) Anno dm. 1521 vff den 14. | tag Aprilis ist verschiede [ die wolgeborne
Fraw. Fraw. Braxedis. geborne j Grevin. von. Stilcz. die des wol | gebom her. her.
Jorgen, grave von Hohenlo. gmahel. gwessen. Der Sele. g. g. A. Schild und Helm
in mess. gegossen. — 4) Anno domini M. D. LXVII den UI Aprilis starb | die
wolgeborn Fraw Fraw Helena des hei : Rö : Reichs Erbtruchsessin Freifraw | zu
Waithburg die was ein ehelich gemahl des | wolgebornen Herrn Herrn Jeorgen Graven
von Hohenlohe der Seelen got gn. Wap in mess. — 5) Im Jahr nach Christi Ge-
burt 1568 den 24. Augusti ent | schlief in Christo der Wolgeborne Herr Herr Lud-
wig Casimirus Grave von | Hohenloe vnd Herr zu Langenburg welches Leichnam |
ruhend nuter diesem Stein, der Herr Christus erwecke ihn zu ewigem Leben. Amen.
Wapp iu mess. — 6) Auuo Domini MDLXX auf den V | Marci starb der Wolgeborn
Herr Herr Jeorg | Grave zu Tibingen vnd | Herr zu Liechteneckh dess Seelen got genad.
— 7) Anno Domini MDLXX auf den Villi Mar [ tius starb der wolgeborn Herr.
Herr. Eberhart Grave von Hohenlohe vnd Herr zu Lan | genburg des Seelen got
genedig und barmherzig sein. A. (Diese beiden starben an den Folgen der
Verletzungen bei der unglücklichen Fasnacht in Waldenburg.) — 8) Anno Domini 1590
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den 12. Aprilis zwischen Ein vnd 2 Vinn ' gegen Tag ist der wolgeborne Herr Herr
Friederich Grave von Hohenloe etc. vnd Herr zv Langen | bürg von dem Alhnechtigen
aus diesem Jammerthal , abgefordert dessen Allmacht seinen Gnaden ein frühliche
Yrstend verleihen woelle. Amen. — 9) Anno Doraini 1594 den 9. Mai morgens
zwischen 5 und 6 Uhrn Stürbe die Wulgeborne Fraw Fraw Anna Grävin von
Hohenlohe etc. und Frau zu Langenburg etc. | geborne Grävin zu Solms Fraw zu
Münzenberg und | Sonnenwald Wittib Ihres Alters im 72. Jahre, deren Seelen der
Allmächtig ein fröhliche Auferstehung verleihen würd. — 10) Anno Domini MDXCVII
auf den 29. Juli Morgens frue nach | 4 Uhrn ist das Wolgeborne Fravlin Fravlin
Dorothe Sophia geborne Grevin von Hohenlohe vnd Fravlin j zv Langenburg des
auch Wolgebornen Herrn Herrn , Friederichs Graven von Hohenlohe und Herrn zu
Langenburg wol und christseliger gedechtnis und der Durchleuchtigen Hochgeborne
Fürstin und Frave Fraven Elisabeth, geborne Herzogin zu Brannschweig und
Lunenburg Grevin von Hohenloe und Frave zu Langenburg Wittib einige geliebte
Tochter zu Geil J endorff in Christo seliclich entschlaffen, als sie gelebt hat 8 Jahr
5 Monat und 20 Tag. der G. gn. — 11) Anno Domiui 1(509 Mittwochs ( den 28. Juni
starb die Wohlgeborne Fraw Fraw Agata Gravi J von Hohenloe geborne Graevin
zu Tübingen, Wittwe, deren Seelen Gott gnedig sey. — 12) Im Jahr 1021 den
17. Juli ist die Durch | leuchtige Hochgeborne Fvrstin uud Fraw Fraw Elisabeth
geborne Herzogin [ zu Braunschweig und Lüneburg Gravine vo Hohenlohe Fraw zu
Langenburg Wittibe in dem Herren seliglich entschlaffen.
Neben Ohringen wurde vom IG. Jahrhundert Neuenstein das Erbbegräbnis
der regierenden Linie. In Neuenstein ruhen Giaf Albrei ht II f 1490, Graf Georg I
1551, Graf Albrecht III, Graf K rafft« VI Sohn t 19. Aug. 1551 ; ferner Graf Kraft,
gestorben zu llegenshnrg 11. Sept. 1041 und neben ihm seine Gemahlin Sophie fG.Nov.
1G7G und deren Söhne Krafft Magnus f 1G70; Wolfgang Julius f 1G98 und seine
erste Gemahlin Sophia Eleonore von Holstein Ploen f22. Januar 1GS9, endlich Graf
Philipp Maximilian Johann f 22. März 1G58.
In AValdenburg in der Kirche sind begraben: Graf Wolfgang Friderich
f 1G58, seine Gemahlin Eva Christina von Hohenlohe- Ijaugenbnrg f 1G81 und 5
ihrer Kinder; Graf Philipp Heinrich f 1G44 und Gemahlin Dorothea Walpurgis von
Hohenlohe Neuenstein f 1G5G und 7 seiner Kinder; Graf Philipp Gottfried t 1 ( >79
und Gemahlin Anna Christina von Limburg f 1G85 und einige ihrer Kinder.
Mit dem ältesten Sohne des Grafen Kraft, Johann Friderich I, wurde
Öhringen Residenz und die Stiftskirche wiederum Grablege. Damals wurde die
Seitenkapelle der Crypta zum Erbbegräbnis des in ("»Illingen residierenden Hauses
eingerichtet, während die Mitglieder der Linien Waldenburg uud Pfedelhach in der
(jetzt unzugänglichen) Gruft uuter der Crypta ruhen. Die letzteren sind: Ludwig
Eberhaid, f 1G50, Friderich Kraft, f 1G81, und seine Gemahlin Floriana Ernesta,
Herzogin von Wirtenberg, f 5. Dezember 1G72, Hiskias, t G. Febr. 1G85, und
seine Gemahlin Elisabeth von Hohenlohe-Waldenburg, f 29. Nov. 1711; Ludwig
Gottfried, f 18. Sept. 1728, und seine Gemahlin Luise Charlotte von Hohenlohe-
Langenburg, f 25. August 1747 (she. Tabelle).
Durch Erlass, d. d. 12. Junii 1782, entsagte man Hochfürstl. Waiden -
burg'schcr Seite aller Disposition über das herrschaftliche Erbbegräbnis in Öhringen;
dagegen ist Linie Neueustein gehalten, die sog. Waldenburger Grutt in statu quo
zu erhalten.
Graf Johann Friderich I. starb am 17. Oktober 1702 im Alter von 85
Jahren und wurde am 19. Dez. in der Stiftskirche beigesetzt, während sein Leichnam
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die ganze Zeit, an 2 Monate, in einem Zimmer den Schlosses aufgebahrt gewesen
war. Während dieser Zeit kam die Nachricht, sein Sohn Johann Ernst, Ober.st-
lieutenant im fränkischen Kürassierregiment unter Markgraf Ludwig von Baden,
sei uu seinen Wunden gestorben. Der Sohn wurde am 18. Dezbr., der Vater am
Ii), desselben Monats mit grossem Gepränge bestattet. Das Freudenpferd, das
neben dem Wappen- und Trauerpferd im Zuge war, wurde von seinem geharnischten
Reiter, dem von Baldwin, vor den Altar geritten und blieb daselbst während der
ganzen Ceremonie. 80 Geistliche geleiteten den Zug in die Kirche. Ausser Johann
Ernst ruhen 5 in jungen Jahren gestorbene Töchter Johann Friderichs I. iu dieser
Kapelle. Weiter ist in diesem engen Raum bestattet : Johann Friedrich IE., ge-
storben 24. August 1705, im Alter von 82 Jahren, seine Gemahlin Dorothea Sophia,
Landgräfin von Hessen-Darmstadt, f 7. Junii 1723, und ausser einem früh ver-
storbenen Kinde seiue Tochter Sophie Frid. Maximiliane, t 30. Mai 1781.
Der Sohn uud Nachfolger Johann Friedrichs II., Ludwig Friedrich Karl,
der letzte der Neuensteiner-Ohringer Linie, hat in der Krypta selbst seine Grab-
stätte gefunden. In derselben wurde an der Nordseite zwischen 2 Säulen und einem
dadurch verbauten Fenster, nicht zum Frommen der Architektur der Krypta, eine
besondere Grabstätte eingebaut , in welcher der Fürst Ludwig Friedrich Karl,
t 27. Juli 1805, seine Gemahlin Sophie Amalie Karoline, Herzogin von Sachsen-
Hildbnrghansen, f 1!). Juni 179!), und ihr einziges Kind, der am 20. April 1754 ge-
borene und am 28. Februar 1755 gestorbene Prinz Karl Ludwig Friedrich bestattet
sind. Auch die Verwandten des Paares, Herzog Friedrich Wilhelm Eugen von
Sachsen-Hildbnrghausen, f l 7!, « r >» und seine Gemahlin, Christiane Sophie Karoline,
t 17{)0, ruhen iu der Neben-Kapelle der Krypta. In dieser selbst sind noch einige
Grabplatten von minderer Bedeutung. Anno 1025 den 11. Oct ist das Hochwol-
geborene Fräulein Agathe Dorothea, Gräfin von Hohenlohe etc., selig entschlafen
ihres Alters 30 Jahre 10 Monate 3 Wochen 3 Tage. — Sic war eine Tochter des
Grafen Georg Friedrich I. von Waldenburg. — Ferner die Grabplatte des Grafen
Georg Ernst, f 5. Januar 1020 als Kind, Sohn des Grafen Ludwig Eberhard von
Pfedelbach. Hier befindet sich auch das Denkmal eines jungen Grafen von Erbach,
f 1C09; die Figur eines liegenden Knaben in der Tracht seiner Zeit.
Die Hohenlohischen Grab-Monumente im Chor. Sonstige Grabdenkmale.
1) Monument Graf Ludwig KasimiFs von Hohenl.-Neuenstein und seiner
Gemahlin Gräfin Anna von Solms. — Er ist geboren in Öhringen, 12. Jan. 1517,
eifriger Anhänger der Reformation, er war auf dem Reichstag zu Speier 1544, zu
Augsburg 1551, Senior des Hauses von 1551 an, empfing als solcher die Reichs-
lehen 1558 und 1504, kaiserlicher Rat (Maximilians II.), Erbauer des Schlosses zu
Neuenstein. Seine Vermählung mit Anna, Gräfin von Solms-Thulbach fand statt zn
Römhild 1540. Das Denkmal Beider wurde nach Lebzeiten der Gräfin von dein
Bildhauer Johann von Trarbach (Drorbach), f 18. Novbr. 1580, ausgeführt. Mit
diesem Künstler, Johann von Trarbach, Schultheis.* und Bildhauer zu Altensymmern,
wurde, d. d. 7. Oktbr. 1508, ein Akkord abgeschlossen, der also lautet: Zwischen
den Wolgeborenen Herren Herr Albrecht und Herr Wolfgang, Graven von Hohenloe
und Herren zu Langenburg etc. und dem erbaren Johann von Trarbach . . . Und
nemlich so soll er Weylandt des Wolgebornen Herrn Herrn Ludwigs Casimirs
Graven von Hohenloe und Herrn von Langenburg etc. Ihrer Gnaden freundlich ge-
liebten Herrn und Vaters wolseligen Gedechtnuss, monumentum Jnn der Kirch zn
Oeringen an das Orth wie Im getzeigt gehörig Jnn seinem selbsteigenen Costen
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von einem reinen Stein genenet der Andernacher stein, wie er denselben in der
Nähe bei sich, und dessgleichen er zu Weilandt des Wolgeborenen Horn Eber-
hardts (Jraven von Erbach Monument gebraucht, verfertigen vngeferlichen derge-
stalt das solch monument zum wenigsten in der Höhe Achtzehn sehne und in der
Breite zehn schue lang sein und wie es sonsten die notturfft auch gelegenheit des
angetzeigten Platz ervordert, gemacht werde, Sonderlichen aber soll Söllich Monu-
ment oben uf haben die Uferst ehung Christi darunter vielgedachts meiues gd. Heini
Grafen Ludwig Casimirs und s. Gndn. freundlichen lieben Gemahel der auch Wol-
geboren Frawen Frawen Anna Grävin von Solms Samt beeder irer Gnaden acht
Anen Wappen mit schilt und heim, hernacher, darunter die bildtnus der h. Dreifaltig-
keit unter derselbigen die bildnus unseres einigen erlösers und seligmachers Jesu
Christi an einem Cruzitix und darunter ein landtschaft, volgends dazwischen auf
der linken Seiten wolvermeltet meiner gn. Frawen aber vff der rechten Wolge-
dachts Graf Ludwig Casünirs Abcontrefejnng und Bildnusscn Inn ein küris nach
grosse Her Gnd. Proportion ledig nnd kniendt sitzen vnd darfür das helmlin und
Uber demselben besundre Tafel unden und oben daran gottheilige trostsprftche und
andere Grabscluiften verfertigt Alles und jedes mit etlichen columnis und anderen
ziei lit hen und künstlichen und artliclien und bessten bild und laubwerk zum Aller-
si Ininsten verfertigen. Solches auch mit dem schwarzen schiferstein und Inn ander«
wege mit färben beschehenem vertrösten nach verfertigen und bereidten uf form
und gestalt, als wenn es ein schwarzer mermelstein und roter Alabaster wäre,
allermassen wie solches die zugestellte und verfertigte Visirung verners mit sich
bringt, dass auch solches Allcss zum bessten vleissigsten saubersten und der-
massenen gemacht als einen beharrlichen bestands gehaben möge, Alsdann gedach-
ter Johann von Drorbach desshalben werhaft zu leisten, verspruchnuss geben. ..
Das Denkmal wurde 1570 aufgestellt, so zwar, dass von Farben nur eine/^
verwendet wurde : hellgrau. / »■*»•' . J ^
Die beiden Figuren, der Graf und die Gräfin, sind knieend in Lebensgrösse
dargestellt, der Graf in der Rüstung, die Grätin im Trauermantel, beide mit ge-
falteten Händen nach dem Cruzitix schauend. Vor dem Grafen der Helm, in der
Nähe ein Totenkopf. Im Hintergrund eine Landschaft, über welcher Gott der
Schöpfer und der h. Geist in Wolken mit Engeln schweben. Darüber ein Rund-
bogen, der auf 2 korinthischen Säulen ruht. Oben sind die beiderseitigen Wappen
und die der Almen und zum Abschluss die Auferstehung Christi angebracht.
An de r Leiste dos Sockels des Monuments steht unter der Statue des
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4
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, LtU t f -
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Tod den Anteil Neuenstein erhalten hatte, dem Prinzen Wilhelm von Oranien eine
Schar selbstgeworbener deutscher Reiter zu, und blieb von da an mehr als 80 Jahre
in den Niederlanden. Bald wurde er Lieutenant-General über Holland, Seeland etc. ;
1587 resp. 1590 als solcher bestätigt. 1583 warb er um die Hand von Wilhelm's
Tochter, Maria, aus erster Ehe mit Gräfin Anna von Egmont-Büren, wozu Wilhelm
selbst noch die Zustimmung gab; aber erst den 7. Februar 1595 konnte die Ver-
mählung stattfinden. 1597 führte er seine Gemahlin in seiner Väter Schloss Neuen=
stein; er ging 1598 wieder in die Niederlande, kehrte aber 1604 wieder in die
Heimat zurück und starb am G. März 1606 in Isselstein in Niederland.
Sein Testament, d. d. 18. Febr. 1606, trifft über sein Grabmonument nach-
folgende Bestimmungen: Nachdem wir auch in alten Historien gelesen, dass alle
Ehrliche Leute, die in Lebzeiten nach Ehr und Reputation getrachtet , gerne mit
Epitaphien nach ihrem Tode bezeichnet seyn ; So wollen wir hiemit gebetten, freund-
lich ersucht und Ermahnet, wie auch nichts Wenigers, ernstlich befohlen und letzten
Willen hiemit geottcnbart haben, offt wohlernandten Unseren freundlichen lieben
Brudter, Graf Wolfgang von Hohenloe und Hochgedachte Unsere freundliche
liebe Gemaliu, wie auch Wohlernanten Unseren freundlichen lieben Vettern und
Brüdern, Graf Johann und Graf Georg von Nassau , zugleich auch nicht weniger
Unseren Sohn, Philipps Ernsten, da.ss Uns ein ehrlich Epitaphium, so lieb einem
Jeden seine Ehr ist und dabei der Titel, da wir gedinet, auch dabei neben etliche
Historien und Schriften, so wir in diesen Niedtlandten gethan, gestellet und in
den Stein gehauen und sogut als möglich gemacht, auch dabei hochgedachte unsere
geliebte Gemahlin mit Unserer und Ihrer Liebden Wappen verfertigt werde und ob-
gleich schon vorgedacht Unsere Gemahlin Alldaw und in Unserer Grafschaft nicht
begraben zu werden begehrt, wollen wir doch, dass es also, nmb zu sehen wer
Unsere Gemahlin gewesen, zugerichtet werde, So wir denn auch nicht gerne woll-
ten, dass Uns und Unserer Gemahlin die Hunde auf den Kopf pissen also wollen
wir auch und begeren, dass ein Grabstein von anderthalb Ellen hoch über der Erden
verfertigt darauf wir mit Unserer Gemahlin, auch Unserem Bildniss und Länge ge-
hauen dessgleichen Unser Beider Namen und Titel und was sieb sonsten daran
schicken mag, wie auch unter dem Stein ein klein Gewölb darinn Unser Beider
Leichnam gestellt werden kann, gemacht werde.
Zu diesem Zwecke bestimmte der Graf, damit die Grafschaft nicht Schaden
leide, 4025 Reichsthaler aus seinem Allodial-Vermögen. Dieser letzte Wille wurde
gewissenhaft und mit Glück vollzogen. In voller Kriegsrüstnng, den Kommandostab
in der Rechten, ein Schwert unter dem linken mit der Feldbinde geschmückten Ann
steht der Graf vor uns, daneben seine Gemahlin in der reichen Tracht damaliger Zeit,
woran wir eine ausgebildete Technik zu bewundern haben. Am Sockel stehen 6 ge-
harnischte Krieger in römischer Kriegstracht und vorn liegt der Hund des Grafen.
Am Sockel ist zu lesen: Monmnentum
llonori et Memoria^
MIILIITI ( omitis ab Hohen
lohe Ordimim Confooderat.
Bdgii Siimmi Militiac Pracfecti
et
MAKIAK Conjugis ejus
Guilielmi Principis
Aurausion . Filiac
Sacrum .
Ao.
1GOG:
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Uber den beiden über lebensgroßen Statuen sind die Wappen von Hohen-
lohe und Oranien von Genien gehalten. Darunter folgt ein Hoch-Relief und auf
2 Pilastern an den Seiten je 2. zusammen 5, in Alabaster. Sie enthalten Scenen
aus der kriegerischen Laufbahn des Grafen. Oben die Schlacht bei Hardenberg,
18. Junii 1580 (eine Niederlage gegen den spanischen Landsknechtführer Martin
Schenk); rechts oben die Wegnahme der Schanze Engelen 1587, unten die Be-
lagerung von Gertrudenburg 1593 in Verbindung mit Moriz von Oranien, gegen
den Grafen von Mansfeld ; links oben die Belagerung vom Boinlerwerth, Dez. 1585,
gegen den Grafen von Mansfeld, unten der Entsatz von Grave, 1586, .oder die
Eroberung, 1602. Der Name des Künstlers ist unbekannt. Jfot+t4C föt
Erinnerungen an Graf Philipp, Kunstwerke, sind in der Fürstlichen Kunst-
uiid Altertumsammlung im Schlosse Neuenstein in dem Saale, den Philipp seiner
Zeit mit Stuccaturarbeiten (die entfernt werden mussten, um die Restauration im
ursprünglichen Stile durchzuführen) hatte ausschmücken lassen.
3) Denkmal des Grafen Eberhard von Hohenlohe-Waldenburg und seiner
Gemahlin im Chor. ■ Graf Eberhard, geb. 11. Oktober 1535, hatte bei den Lande<-
teilnngen von 1552 -5, Waldenburg und Schillingsfürst nebst der Hälfte von Stadt
und Stift Öhringen erhalten. Er residierte in Waldenburg, einem alten Bnrgsitz,
der von seinem Vater Georg erneuert worden war und in dem von ihm im Renais-
sancestil umgebauten Schlosse Pfedelbaeh. Seine Gemahlin (er vermählte sich 1554)
war Gräfin Agathe von Tübingen - Lichteneck. Graf Eberhard verlor sein Leben
auf tragische Art. Am Abend des 7. Februar 1570 war festliche Karnevals-
gesellschaft auf Sehlusa Waldenburg : Die Damen als Engel in weissen Kleidern
mit Flügeln und Kronen, die Herren als Teufel in Werg und Pech vermumm»,
führten mit einander einen Faschingstanz auf. Die Papierkrone einer der Damen
fing Feuer , das ihren Tänzer und sodann Andere ergriff. Viele Gäste wurden ' x
schwer verletzt. Graf Georg von Tübingen starb an den Brandwunden am 5. März ;
Graf Eberhard , der die Finger verbrannt hatte, so dass sie amputiert werden
mussten, am 13. März. * /
Das Grabdenkmal, das.kftnstlerjsch_wenig Bedeutung hat,* wurde 1573-4
errichtet von seiner Gemalin, die 160!) starb und ebenfalls in Öhringen beigesetzt
ist. Neben dem in voller Rüstung vor dem Kruzifix knieenden Grafen, vor welchem
der geschlossene Helm steht, kniet die Gräfin im Trauermantel, im Hintergründe
die Kinder: „vier Herren und drei Fränle*. Der Bogen, über dem Gott Vater
herabsieht, ruht auf 2 Säulen, vor denselben stehen allegorische Figuren, ebenso
auf dem Gesims, dann kommen die Wappen. Unten ist der Tod mit seinen Attri-
buten, hinter ihm ein Sarg, auf dem eine Eule sitzt. Das Ganze sieht schon recht ,
zopfig aus. / ^£vA A+~~cy*Ht~ ! fybrfytyi nM4Ä.^v «A-
4) Auf dieses Grabdenkmal folgt das schöne Monument des Sohnes von Eber-
hard, Georg Friderich I von Waldenburg, auf dem auch seine Gemahlin Dorothea jlH**
Renss von Plauen (die aber in Öhringen nicht beigesetzt ist) zu sehen ist. (S. Ab- ^
bildung Taf. TV.) Das Denkmal des Sohnes ist künstlerisch weit bedeutender als -
das des Vaters. Das grätliche Paar, lebensgiosse Figuren von Alabaster, bemalt c
wie die übrigen Teile des Monuments, ist vor dem Kruzifix knieend dargestellt, der - 7 'J"-r-
Graf in der Rüstung, die Gräfin im Mantel, hinter den Eltern ihre 6 Kinder, drei ,
Söhne und 3 Töchter. Oben unter einem Bogen ist Gott Vater und der h. Geist >. (.
in Wolken, umgeben von Engeln; ganz oben die Statuette der Justitia. Vier ^
viereckige Säulen tragen das Gesims, an denselben sind die Ahnen- Wappen angebracht, r '
in Nischen stehen die Statuetten der Fides und Caritas. Auf 2 von Löwen ge- j/^.r
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trageneu Rundsäulen sind die Wappen von Hohenlohe und Reuss. An dem Sockel
stehen auf vergoldeten Tafeln mit schwarzer Schrift die Personalien. Zwischen
den Inschriften ist ein viereckiger Schild mit Monogramm, den verschlungenen
Buchstaben MVS und IHP.
5) Der Kenotaph in der Krypta. In dieser ist ein Monument aufgestellt,
von dem man weder weiss , wen es darstellen soll , noch auch , wann oder zu
welchem Zweck es in der Krypta aufgestellt worden ist. Auf einer Steinplatte,
welche von 4 Löwen getragen wird, liegt eine lebensgrosse Figur, alles aus Einem
Stein, in ritterlicher Tracht aus später Zeit, mit gefalteten Händen, der Kopf auf
einem Kissen ruhend. Unten rechts liegt der Helm, links der Degen von zier-
licher Art und die Handschuhe. Das ganz fein entworfene und ausgeführte Denk-
mal weist auf Ende des XVI. oder Anfang des XVÜ. Jahrhunderts.
An dem Kunstwerk selbst ist nichts zu finden, das über den Urheber oder
den Gegenstand oder Zeit und Ort Auskunft gäbe. Man ist somit lediglich auf
Konjekturen angewiesen. Vor allem ist einleuchtend, dass man es nur mit einem
Deszendenten von Ludwig Kasimir oder Eberhard zu thun hat. Von diesen beiden
selbst, deren Gesichtszüge (iberliefert sind, kann es keiner sein. Graf Ludwig
Kasimir hatte 4 Söhne. Der älteste, Albrecht, f 1575, an den man denken
möchte, hat sein von Meister Schlör aus Hall angefertigtes Denkmal in der Stifts-
kirche iii Stuttgart: eine lebensgrosse Gestalt in voller Rüstung auf einem von 4
knieenden Geharnischten getrageneu Katafalk mit gefalteten Händen ruhend; sein
Alter, 32 Jahre, winde mit dem vermutlichen Alter des Ritters in der Krypta in
Öhringen zusammenstimmen. Der zweite Bruder, Wolfgang, wurde JG4 Jahre
alt und ist in Weikersheim begraben. Der dritte, Philipp, wurde 56 Jahre alt
und an ihn ist nicht zu denken. Der vierte, Friderich, f 151)0, im Alter von
37 Jahren, ist in der Stiftskirche begraben und hat ausser einer schönen Grab-
platte von Bronze im Schiß" der Stiftskirche kein Monument. Der Sohn Graf Eber-
hards, Georg Friderich I., geb. 15fi2, t lb'OO, also 38 Jahre alt geworden, hat
sein eigenes Monument (4) im Chor. Nun sind die Gesichtszüge der knieenden
Figur Georg Friderichs im Chor denen der auf der Platte liegenden Figur in der
Krypta auffallend ähnlich; auch die Rüstung und der sonstige Schmuck stimmen
überein, nur mit dem Unterschied, dass die knieende Statue Georg Fridrichs im
Chor eine Kette mit einer Schaumünze trägt, die liegende Figur in der Gruft eine
Kette ohne Münze. Es wäre möglich, dass das Monument in der Gruft die Stelle
anzeigen würde, unter welcher Georg Friderich begraben ist; denn es liegen zwei
Reihen Grabgewölbe unter der Krypta, deren Zugang seit 1820 vermauert ist.
Wenn Hanselmann sagt: „man halte es insgemein nur vor ein Zeichen, dass an
diesem Ort das Hochgräfliche Begräbniss sey", so wird mau dies nicht annehmen
können; denn eine allegorische Figur ist die Gestalt mit ihrer Individualisierung
durchaus nicht, sondern es liegt ganz bestimmt ein Porträt vor, ohne dass wir aber
in der Lage sind, genau zu bestimmen, wer dargestellt ist.
G) Wenig Kuustwert bietet das Denkmal Graf Ludwig Gottfrieds von
Hohenl.-Pfedel bach im Chor. Dieser Herr, der letzte Graf evangel. Konfession
aus der Waldenburger Hauptlinie „raiui confess. August, ultimns" (so steht auf einem
Band am Arme des Toten an seinem Denkmal) war eifriger Protestant und für die
Erhaltung der evang.-lutherischen Religionsübung bei seinen Unterthanen, gegen-
über seinen katholischen Erbnachfolgern, sehr bedacht. Seine Gemahlin, Charlotte
von Hohenl.-Langenburg, t 1747, und seine Schwester Hessen ihm 1730 dieses
Denkmal setzen. Die Bildhauer Philipp Jakob und Georg Christoph Sommer von
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Künzelsau waren die Verfertiger. Bossert (Vierteljabrshefte II, 1881) erwähnt
diese Künstlerfamilie von Künzelsau, die seit 1666 vorkommt; einen Georg Christoph
kennt er aber nicht, sondern einen Bruder des Phil. Jakob mit Namen Johann
Friederich. Oben an dem Denkmal ist ein Phönix, der aus Flammen emporsteigt
(seit dem XVII. Jahrhundert erscheint dieser Helmschmuck „der Phönix" aus Flam-
men aufsteigend) darunter das gemalte Brustbild des Grafen von dem Hofmaler
Stellwag aus Öhringen. Rechts und links folgt allerlei allegorisch zopfiges Beiwerk :
die Zeit, als Greis mit Flügeln, Sense und Sanduhr ; ein Engel mit einem Lorbeer-
kranz uud eine lange Inschrift, verfasst von dem Hofprediger Phil. Jakob Breyer
von Ingelfingen, aus welcher folgendes hervorzuheben sein möchte : Ludov. Godofre-
dus ex parentibus Hiskia und .Dorothea Charlotta . . . conjugium cum Luisa Char-
lotta . . initum Concors quidem at proh dolor sine ulla prole morte solutum . . .;
vidua et soror unica pietate pares sed hac in domo Hob . Lang . Ingelfingen mater
foecnnda . . . hoc struxere monumentum. Solatium ex Hiob XIX, 24—27 : nempe
latet in cineribus ex igne fidei spes vitae. Durch den Wappenschild geht quer ein
Riss und zur Erklärung steht unter demselben: Viator pie qui rigas cineres sacros
lacrimis tuis, Iapidem hunc vi summa discissum mirari desine, cum tot corda sint
scissa.
Dieser Gedanke ist auch in deutschen Reimen wiederholt: Ein marmor-
fester Stein bricht mit der Zeit entzwei, So fällt ein hohes Haus von Sturm und
Wind zu Boden. Graf Ludwig Gottfried stirbt, er bleibt zwar ohnverdorbeu. Ach,
aber sein Geschlecht ist mit ihm abgestorben. Zuletzt folgt noch, nicht ganz mit
Unrecht, eine Entschuldigung : Non pro meritis August i, sed Augustia loci structum.
7) Seit 1800 ist ein Denkmal in den Chor der Stiftskirche versetzt an das
mittlere Chorfenster hinter dem Altar, wo früher der Christus am Kreuz angebracht
war (der noch aufbewahrt wird), nämlich 2 Brustbilder in Relief von carrarischem
Marmor mit einer Einfassung von schlesischem, vorstellend den letzten Fürsten aus
der Öhringer Linie, Ludwig Friedrich Karl und seine Gemahlin, Sophia Amalia
Karolina von Sachsen-Hildburghausen. Das Denkmal wurde zur Feier der goldenen
Hochzeit des Paars (die Vermäldung hatte am 28. Januar 1749 stattgefunden) von
dem zur Erbfolge durch Testament bestimmten Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen,
Friedrich Ludwig, gestiftet; es war aus der Werkstätte Schadows in Berlin her-
vorgegangen. Im Jahre 1830 wurde es an der östlichen Wand des Chors der
Stiftskirche angebracht; es war ursprünglich nicht für die Kirche bestimmt.
Es trägt die Schrift:
L . F . KARL FVRST
VON. HOHENLOHE
NEU ENSTEIN OEHRINGEN.
S.A. KAROLINE
VON SACHSEN
HILDBURGHAUSEN .
den 28. Januari 1799.
Unten auf der Marmortafel steht:
DER GLÜCKLICHEN EHE
AN DEM FESTLICHEN TAGE
DER GOLDENEN HOCHZEIT
WEIHET DIES DENKMAL
DER MIT VATERLIEBE GEPFLEGTE
FR. LUDWIG FÜRST VON
HOHENLOHE INGELFINGEN
IM JAHRE MDCCXCIX.
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Weitere Denkmale. — Es sind teils in der Seitenkapelle, genannt die Hölle,
teils im Schiffe der Kirche verschiedene Grabsteine oder Denkmale von Privat-
personen; ein Teil derselben wurde entfernt und die Steine wurden in einem der
Kreuzgänge aufbewahrt. Bemerkenswert sind nachfolgende: An der westlichen
Wand „der Hölle" steht das Denkmal des hohenloh. Kanzlers Bemegger, der sich
auch durch seine Stiftungen für das Gymnasiuni resp. für Universitätstudierende sein
Andenken zu erhalten wusste.
Monumentum Alberti Friderici de Bernegger
(f 26. Nov. 1752 in Nürnberg 70 Jahre 5 Monate 12 Tage alt)
posuit uxor Catharina Elisabeth de Reck.
Die geflügelte Zeit mit Hammer und Meissel deutet auf den Schild mit der
Inschrift (s. oben), eine andere Figur weisst auf den Namenszug Fr., daneben steht
ein Vogel (Berniekel von Bernida - Seegans für Bernegger). Auf der anderen
Seite eine weibliche Figur, .Jnstitia mit Schwert und Wage, an diese gelehnt eine
zweite mit einem Stempel in der Hand, ein Schaf zu ihren Füssen. Glien ein Engel,
der das Wappen hält. Die Dedication lautet : Dominns Albertus Fi idericus de Ber-
negger S. R. I. Ord. immed. in Franconia e«pies, Dvna*ta in Vestenbergsreuth,
S. Caes. Maj. Caroli VI. a Consiliis, Princ . Seren. Hoheiü. < onsiliai -ins iutimns
Praeses Consistorii Praepos . Clientelae . . . duplici t'onnubio felis.. Marito ..ptimo
posuit.. CATHARINA NATA DE RECK.
An derselben Wand sind noch 2 Denksteine: für den Kanzler Mycillns,
t 16. Sept. 10<>0, mit Brustbild und Wappen (Hahnenköpfe), und für Balthasar
v. Klein, Keller zu Oringew, f 1509, dabei das Kleinsehe Wappen. Dieser Balthasar
v. Klein war nach Wibel 152.1 von Kaiser Karl V. als unehlich geboren für legitim
erklärt worden.
Von den Grabplatten im Schilf sind die meisten unleserlich (mit Ausnahme
der hohenlohe schen, die bedeckt sind). Eine derselben zeigt das Grab de> Anhiater
Eucharius Seefried an, f DUO. Wibel sagt von ihm: er apostasierte vor -einem Ende,
weshalben es wegen seiner Beerdigung Bewegungen gesetzt. Grabplatte eines von
Berga, Imchgräfliehen Hofmeisters. Erinnerungstafel au D. Laur . Tan Ober-
superintendent, t 1742.
Von den Steinen im Krenzgang ist bemerkenswert derjenige, welcher den
Tod des Bürgermeisters Georg Hermann anzeigt, der 1034 von Soldaten ermordet
wurde; ferner sind Grabsteine, da für Mitglieder der Familien Rhezer, Diei'old,
Kvöll (Krallen im Wappen), Ragwiz. Hagwerner; von Chorherrn, deren Denksteine
einen Kelch zeigen, wie der von Keller., alle aus dem 10. und 17. Jahrhundert.
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Stand des historischen Vereins für das württ. Franken
im Oktober 1885.
Oer höh« Prettkter: Seine Majestät König Karl.
Ehrenmitglieder: die Herren
von Berlichingen, Graf Friedrich, in Karlsruhe.
Ca spart, Pfarrer in Dnsslingen.
von Kberstein, Freiherr I.. F., in Berlin.
Ehemann. Rektor des üymnasiumB in Ravensburg.
von Fürstenberg, Fürst Karl Kgon, in Donaueschingen.
Dr. Hart mann, Professor, Mitglied des stat.-topogr. Bureaus in Stuttgart.
Haug, Direktor des Gymnasiums iu Mannheim.
Dr. Ritter von Hofler, Professor in Prag.
Holder, Professor in Rott weil.
Fürst Johannes zu Hohenlohc-Rartenatein.
Fürst Albert zu H.-Jagstberg.
Fürst Hermann zu H.-Langcnburg.
Fürst Hugo zu H. -Öhringen, Herzog von Ujest.
Fürst Clodwig zu H.-Schillingsfilrst, Statthalter für die Reichslande Elsass- Lothringen.
Fürst Nicolaus zu H.-Waldeuburg.
Erbprinz Christian Kraft zu H.-Öhringen.
Dr. Kau ff mann, Archivrat in Werthheim.
Dr. v. Rümelin, Staatsrat, Kanzler der Universität Tübingen.
Ständiger Vorort des Vereins ist Hall.
Das regelmässige Organ des Vereins sind seit 1879 die ..Wtlrttembergischen Viertel-
jahrshefte für Lar.deegeacnichte", in Verbindung mit mehreren Vereinen des Landes heraus-
gegeben vom K. statistisch-topographischen Bureau in Stuttgart.
QQ3oixä.f-fcsf"iilir@r des Vereins.
Vereinsvorstand: Professor Hassler in Hall, zugleich Mitglied des Redaktionsausschusses für
die Württ. Vierteljahren, für Landesgesch. und Verwalter der Münzsammlung.
V icevorstand : Rektor a. D. Boger, früher in Öhringen, jetzt in Stuttgart.
Redakteur: Pfarrer Bnssert in Rachlingen, OA. Gcrabronn.
Drittett Mitglied de« Redaktiousausschusses: Dekan Gössler in Neuenstadt a, K.
Ersatzmann zum Redaktionsausschnss: Genieinderat G. Schnitzer in Hall, zugleich Vicevor-
stand des lx>calvereins.
Schriftführer und Bibliothekar: Prof. Gau pp in Hall, zugl. ErsaUmann zum Redaktinnsausschuss-
Kassier nnd Versender der Zeitschrift: Schullehrer Fahr in Hall.
Verwalter der historischen Vereinsaaramlung: Gemeinderat C. Schauffeie mit Staatsanwalt
Schaf er iu Hall.
Verwalter der natargeschichtlichen Sammlung: Professor Bernhard mit Reallehrer Wei ff cd-
bach in Hall.
Anwälte für die Oberämter:
Rechtsanwalt Krauss in Crailsheim.
Forstmeister Majer in Gaildorf.
Freiherr von Rod er in Langenburg.
Stadtschultheiss Wunderlich in Hall.
Professor Bonh offer in Kunzelsau,
Ephorus Schmid in Schonthal.
Umgeldskommissar Kauffmann in Mergentheim,
Kantor Abelein in (Teglingen.
Stadt: Kaufmann Sambeth in Ncckarsulm.
Bezirk: Dekan Gossler in Neucnstadt a. K.
PriUceptor Fischer in Öhringen.
| Pfarrer Schmitt in Mainhardt.
| in Weinsberg.
1. Crailsheim:
8. Gaildorf:
3. Gerabronn:
4. Hall:
5. Kunzelsau :
C. Mergentheim :
7. Ncckarsulm:
H. Öhringen:
9. Wcinsherg:
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Der weitere Auaachuus bestellt aus sämtlichen Geschäftsführern der entere aus den
Ausfchiii&nntgh'eieru i tfcs ;Ha^cr i^lverai*: diqs »sind diejenigen \ p«scpitft£filhref, die wreq^d^fc
in Hall haben und noch folgende Haller Herrn:
0 !>err$aHrt^rer($ h er 1 IQ, r ; ; ;
Professor 1 >r. F e h I e i s e n ,
Schreinermeister H o h b a c Ii,
Oheramtmann Huze 1.
Gönner dos Vereins mit ausserordentlichen Beiträgen;
&e. aicHSt her liinig fUrl.
Ihre Durchlauchten die Fürsten: .
Her in a n n 211 Hnhenlohe-Langeuburg.
FI 11 g o zu Hobenlohe-Oliringeu.
Johannes zu Iloheulohe-Bartensteiii.
Die Hern« Grafen:
Heinrich um Adel mann von Adelmannsfelden in Hohenstadt bei Aalen, Königl.
Kaninievhcrr.
Rudolf v o i) A -1 e l in a n n von Adelmannsfelden auf scnloss Adelmannsfelden hei Kll-
wangen, Kgl. Kamineriunker.
I- r i e d r i c h v 011 B e r 1 i c Ii 1 n 4; e n.
Kurt von P u c k 1 e r - L i 111 b n r g in < »bersouthotm.
Rudolf von Zeppelin in Asckl.auseii.
Die Freihemi :
H. Capler v, «Ulli eint, geu. Bant«, in Cannstatt.
A. v. Crailsheim auf Homberg hei Kirchlicrg.
L, v. S t e 1 1 e n - ß 11 c h e 11 (• a c 1», gi^Hsborzogl. Kamourheir u. Leuratiousrat ui Karlsruh«,
it. v. Stetten auf Scbloss Metten, Major a. 1). ,,,,
\V. v. Stetten Auf .Srhloi» Meuten, wurttemb. H\>er*l a. 1». uml rittKrschaftlicher I.and-
ta^abyrordneter in I.it.l<vi»shurg, Myliu^tr. 3.
Die Aiiitskorporatioiien
Crailsheim
V e c k a r * u l 111
. <i a i I d 0 r f. O e r n b r <\ u n. Hall. K un t. e Vs a c. Mcrj e n t Ii e i in.
11 • "bring e 11 , W .-in* her «.
A. Ans den Oberäiiitern des YereiiiSKebiet«.
Bekh. Dekan in Crailsheim.
B 1 e /, i 11 g e i" . Apotheker,
G a 111 b s, < »heramtmami
K r a n s s, Rechtsanwalt.
M a i c h c 1 . Ingenieur.
Mezgur, Prazeptor.
Miller, Amtsrichter.
Riedel. Gerif htsmrtar.
R 0 s s I e r. 'OlieramtM-ichter.
Sachs, Stadtschultheiss.
Da der, Reallehrer in Gaildorf
Rlezinger. Apotheker.
Puhl, Apotheker.
Gmelin, Dr., Oberamtsarzt.
H a a f , Ol>eramtsprleger.
H e l b 1 i n g , Post?erwalter.
Kleinknecht, Mailtsrhultheiss.
M a j e r , Forstmeister.
M a u c h , Oberrentamtmann.
v. Pückler-Limpurg, Adolf, Graf.
R e u s s , Revieramtsassisteut.
Schmieg, Oberamtsrichter.
SJc h m i 1 1 , Oberförster.
Schvend, II., Buehdruckcreibcsiucr.
Stumpf, Käme ral Verwalter.
Vogt, Amtmann.
1) Oberamt Crailsheim.
,s ( > (ig|! [• i Aini-aiivvak.
A in in 011. PfarpT in Maria-Cappel
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.r.h J. ifl
H f i 1 1 e r . Plan«r in WIMens-teiii • ; ' ; ' '
De u-ii er, Pihrror in WehTir.iröhausen. . - - I
Denzel, Planer in Trien>haph.
> c b i 1 1 e u h e l m . L'rivatjer in Uonhardt, ,
Burleswageu.
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v. Sode n, Graf, in
Volz. Pfarrer in Houhardt:
Z i e g l e r. Pfarrer in Alieninhnster.
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1 ■ ,■/<■?
2) Oberamt Gaildorl.
\V eid ner. Ohoramtmann.
Werner, Fojstverw alter
Wolf. Kaufmann.
Z i 111 in e r 111 a 11 n . Gerichtsuotar.
Ackermann. Schultheis* in Horlachen
B i h 1 111 a i e r . Pfarrer iu Gschwend.
Holz wart, Schullchrer in Gschwend.
Immen Jorler. Pfarrer in Ohorsoutheim.
K e e r 1 , Pfarrer in Fichteuborg.
Kniier, Oberförster in Gschwend.
Kopp, SchulthcJss in Gschwend.
P f i z e n in a i e r, Schultheis in Sulzbach a. K.
Sc hm id. Pfarrer in Sulzbach a. K.
Stoll heimer, Apotheker in Gschwend.
Vogtherr. ÜchuUehrer in Ficbtenberg.
Werkmann. Revierforster in Sulzbach a. K.
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• 3) Oberamt
Amnion, Pfarrer iu Michelbach a. H.
D i h 1 , Pfarrer in Gaggstadt.
Bossen, Pfarrer iu Bechlingen.
B u r k I i n , Pfarrer in Roth a. See.
C u n r a d i , Privatier in KirchVrg.
Datlinger, Schultheiss in Schrozberg.
D o r n f e 1 d . Pfarrer in Ruppertshofen.
Essig. Pfarrer in Oberstetten.
Fischer, Pfarrer in Reubach.
Fr aas. Pfarrer in Flausen a. Bach.
Gantz, Revierforster in Schrozbcrg.
Kaut, Oberamtswundarzt iu Gerabronn.
4)
Ade, Rechtsanwalt.
A u b e r I e n , Pfarrer iu Hassfelden.
Aulmtnu, Photograph.
B a p s t . Dav., Kaufmann.
Baur, Fabrikant
Bauer, Oberamtsgeometer.
Bauer II, Schullehrer.
Baum an n, Kanzleirat.
v. Beck, Prälat.
B e g e r, Regierungsbaumeiater.
Börner, Ol*raintsbaumci»ter.
B e r g e r, Schullehrer.
Bernhard, Professor.
B 1 e z i n g e r , Apotheker.
Bosch, Kaufmann.
B o h ni , Prazeutor.
Bockeler, ßahnhofinspcktor.
Braun, Pfarrer in Oberfischach.
Braun, Huchhändler.
Bregenzer, Landrichter.
Bucher, Dr., erster Staatsanwalt
C'hur, Kaufmann.
C 1 a ii * u i z e r , jun., Kaufmann.
Cloas. Bankdirektor.
Deeg, Kaufmann.
Dinkelacker, Geriebtanour.
Dürr, Dr., prakt. Arzt, sen.
Dflrr, Dr., prakt. Arzt, jun.
E b c r I e , Olierreallehrer.
E 1 s n e r , Pr&zeptor.
E r h a r d t , Diakonus.
E r h a r d t, Stras.sent>auiu!»]K;ktor.
+ E i a e I e, Prazeptor.
Fach, Oberreal lehrer.
Fahr, Schullehrer.
F e h I e i s e n , Dr., Professor.
F i n c k h , Kaufmann.
t v. Fleisch mann, Major a. D.
Fortenbach, LatKigerichtsrat.
Fr&ach, Schullehrer m Eckartshauaen.
Franz. Geometer.
Frech, Kaufmann
Funk, Bahnmeister.
0 a u p p, Professor.
German, Buchhändler.
Gerok, Stadtjifarrer.
Gewerbeverein.
Geyer, I<andrkhter.
G log gier, Hilfs-Staatsanwalt
Gräber, Kaufmann.
Gross, Fr., Kaufmann.
Groaa, Louia, Eisenhandler.
Groaa, Controleur
Gymnasium.
Hahn lein, Lehrer.
H a f fner, Maler.
Halm, Pfarrer in Groasaltdorf.
Hasenmajer, Backer.
GerabrosR.
Heim, Stadtschultheiss in Kirchberg.
Dr. Jäger, Oberamtsarzt in Langenburg.
L chkucliner, Stadtpfarrcr in Niederstetten.
L e n k n e r . Stadtpfarrer in Gerabronn.
Maier, Oberaiutmann in Gerabronn.
Mehring, Pfarrer in Herreuthierbach.
Meyer. I*farrer in Dünshach.
M u n t s c b , Domänenrat in Bartenstein.
M u t s c h I e r , DomAnenasscssor in Langenburg.
Preuner. Pfarrer in Sclirozberg.
Redaktion d. ,Vaterlandsfrds.' in Gerabronn,
v. Rod er, Frhr., Dom -Direktor in Langenburg.
Haspel, üoldarbeiter.
Haspel, Pfarrer in , Reinsberg.
H a s s 1 e r , Professor.
II ettinger, Maler.
Heubach, Rektor a. d. Realanstalt.
Hiller, Partik ulier.
Hiller, Apotheker.
Hirschmann, Rechtsanwalt.
Hoch stetter, Stadtpfarrer.
Höchstetter, Ratachreiber.
H ö r 1 i n. Kaufmann.
II o Ii b a c h , Schreiner.
H o 1 c h , Werkmeister.
H o 1 c h , Postmeister.
Hospitalverwaltung.
v. Hügel, Forstmeister.
H u z e 1 , Oberamtmann.
J e i 1 1 e r, Oberjustizrat.
J e 1 1 e r , Landgerichtsdirektor.
J o p p , Referendar.
Kaufmann. Fabrikant
K e i n a t h , Prazeptor.
Kindel, Kaufmann.
Klaiber, Ratschreiber.
Kol b. Stadtbaumeiater.
K o 1 b , Professor.
Kuhn, Pfarrer in Enslingen.
K r a u a s . Porstverwalter.
Kraut, Rektor am Gymnasium.
Kruinrey, Oberamtspfleger.
Kümmerlen, Conditor.
Langhammer, Kaufmann.
Längst, Professor.
Leiensetter, Kaufmann.
L e i t z , Pfarrer in Gailenkirchen.
Leonhard, Frd., Schreiner.
L 0 h r I , Dr., prakt. Arzt.
Ludwig, Dr., Professor.
Lutz, Professdr.
Maute, Kaufmann.
Mailänder. Rektor der höh. Töchterschule.
M e g n i n , Professor a. D.
Mieg, Pfarrer, in Rieden.
Muitum.
Müller, Saliitenkassier.
Nieder, Landrichter.
Ott, Kaufmann.
Pabst, jun., Conditor.
Pfeilaticker, Dr., prakt Arzt.
Pflöger, Baurat a. D.
Prinz, Forstauusassistent
Picot, Kaufmahn.
Picot, Apotheker.
Reik, Professor.
Rem hold, Rechtsanwalt
Renner, Conditor.
Renner, Maller in Unterscheffach.
Renz, Laodgerichtarat.
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Reu ss, Kanzleirat am Landgericht
Reu äs, Schultheis» iu Bibersfeld.
Kindt, Inspektor.
Robert, Kaufmann.
R u f f , Inspektor.
Sattele, Kaufmann.
Schäfer, Staatsauwalt,
Schauffeie, Conditor, Gemeiuderat.
Schneider, Werkmeister.
Schnitzer. O., Gemeinderat.
S c h ü s s 1 e r , Flaschuernieistcr.
Schwarz, Rechtsanwalt.
S c h w a r z k o p f. Dekan.
S c h w e n d , Buchdruckereibesitzer.
Schwend, Pfarrer iu Gclbingcn.
S e e g e r , Baurat.
Scugel, Dr., Professor.
S c y b o t h . seu., Buchbinder.
Seifer held, Geuealogist.
S e i f e r h c 1 (I . Ökonom.
Stadt pflege Hall.
Staib, Gerichtsnotar a. I).
S t a i g c r, (.'ollalwrator.
v. S t e i u , Landgerichtspräsideut.
Steiner, Kaufmann.
v. Stetteu, Freifrau.
Strubel, Kaufmann.
Stützner, Kaufmann.
Tafel, Rechtsanwalt.
W a a s e r , Rechtsanwalt.
Wacker z. Ritter.
Wald c, Fabrikant in Steinbach.
Walter. Spital» erwalter.
Weidner, Pfarrer in Tbüngeuthal.
W e i f f e ii b u c b , Rcallehrer.
W e t /. e r, Reallelirer.
W i n d h o 1 z , Pfarrer in Steinbach.
W o I f , Landrichter.
Wullen, Hr., Dekan a. D.
Wunderlich, Madtschultheiss.
Wunder, Repetent.
5) Oberamt Künzelsau.
A 1 b r e c Ii t , Stadtpfarrer.
Bauer, Postbote.
B e c k h , Ucktor.
Bockheler, Dekan.
Bohl, Friseur.
Bonhof f er, Professor.
B r e i t i n g c r , Kupferschmied.
Breuninger, Goldarbeitcr.
Breyer, Maler.
Büxenstein, Kaufmann.
Dr. Kran k.
Carl Frank, jun.
Friedrich, Privatier.
G 1 o c k 1 e r, Postmeister.
K 1 e i u k ii e c b t , Reallehrer.
L i n d n e r , G locken wirt.
L i ii d n e r , Kaufmann.
Münder. Kaufmann.
X e u n h o f f e r , ol*ranitskassier.
K e u s s , Oberamtsprlrgcr.
S c h a d . Amtsanwalt.
Schlu in berger, Kollaborator.
Schm id, Oberlehrer.
Schmidt, Apotheker a. D.
S e v b o 1 d , Apotheker
Wfiltbcr, Gerichtsnotar.
6) Oberamt
Cnnradi, Gerichlsnotar
Frank, Hauptmann
Grüniuger, Oberförster
Hcigeliu, Forstmeister
II») ring, Dr. Ilofrat.
II u z e 1. Stadtpfarrer
K a u ff m a n u. l'mgeldskomm.
Merz, Stadtschultheiss
Michelberge r. Major
S p r a u d 1 , Reg.-Rat
S t ü t z I e . Dr., prakt. Arzt
V o r 1 a u f e r , \\ erkmeister
Weber, Kamerai Verwalter
M u s e u m s g e s e l 1 s c h a f t *
Landkapitel Mergentheim.
Bürner, Verwaltungsaktuar
L a u k Ii u f f , Orgelbauer
Kaufmann, Werkmeister
Kuhn, Dekan . m ™ etkersheim.
Schauwecker, Notar i
Züru, Diakonus
in Mergentheim.
W alter, OA.-Wegnieister.
Wcrthcimcr, Kaufmann.
Z i e g I e r , Kaufmann.
Berlin gor. Rabbiner in Bnumsbacb.
Bon hoffer, Pfarrer in Bclsenberg.
Braun, Kaufmann in Niedernhall.
Dr. K k e n t e r, in Braunsbach.
Faust. Stadtpfarror iu Ingclflngen.
II a c Ii t e 1 , Pfarrer, Dorreuzinimeru.
Kümmerer, Sebultlieiss iu Zottishofeu.
Kugler, Okratntsnotar in Ingelfingen.
Kniihänser, Pfarrer in Kberst hal.
Oster tag, Pfarrer in Braunsbach.
Schwarz, Pfarrer in XagelsWrg.
Unger, Pfarrer in Ettenbausen.
W c i t b r e c h t , Pfarrer in Regenbach.
E i s e n m e n « e r . Kam.-Verw. in Schönthal.
Ernst, Pfarrer iu Wc>ternliau.scn.
F e u e r 1 e , Pfarrer in Sindeldorf.
Hart in a n n , Pfarrer iu Hohebach.
Dr. K r a ii s s, in Dorzbach.
Rathgeb, Pfarrer in Marlach.
Rettich, PfaiTer in Messbach.
Schmid, KplioruB in Schonthal.
Speth v., Baron, Rcv.-Forster in Schonthal.
Wergenthelm.
A b e 1 e i n , Cantor in (.'reglingen.
Ludwig, Dr., prakt. Arzt in (Teglingen.
Pflüger, Kaufmann in „
Sigel, Helfer in „
Blind. Dr., Pfarrer in Adolzhausen.
Feuchter. Pfarrer in Edcltiugen.
Spei er, Pfarrer in Klporsheim.
Riegel, Pfarrer in Laudenbach.
H a r t in a ii ti II, Pfarrer iu Nassau.
Zell er. Plarrer in Niederstetten.
J. G. Weiss. Rentamtmann in Adelsheim,
llartmaim I, Pfarrer in Neunkirchen.
Fechter, lfarrer in Schaftersheim.
Hang, Pfarrer in Wacbbach.
Kern, Pfarrer in Stuppach.
Eberbacb, Pfarrer in Vorbacbüirumeru.
Müller, Pfarrvtrwesor in Schmerbach.
Graf, Pfarrer in Münster.
Lay er, Pfarrer in Neubronn.
Nörr, Schulleb rer in Munster.
Schüle, Pfarrer iu Rinderfeld.
7) Oberarat Neckarsulra
a) Stadt:
Mancher, Stadtpfarrer.
Rodert, Jos . Uhrmacher.
S a in b e t h . Louis, Kaufmann.
b) Bezirk:
Baumeister, Stadtpfarrer in Widdern.
Berlic hingen, Melanie v.. Freifrau, in Jagst -
hausen.
Bürger, Pfarrer in Kochersteinsfeld.
Find eisen, Dr. med., in Xeuensladt
(inasler, I »ekan in Neueiistadt.
(irassle. Kaufmann in Siglinden,
(»reise, Dr., Stadtarzt in M<>ckmühl.
llopfel, Pfarrer in Duttenberg.
II o t f tn a n ii. Stadtschuhhciss in Widdern.
Kieser, Pfarrer in Gochsen.
K i 1 1 i n g e r, Frhr. v., Forstmeister in Xenenstadt.
Magen au. Dr. in Gundelsheim.
Mayer, Stadtpfarrer in Mockmühl.
Mettler, Diakonus in Mockmuhl.
Osianüor. Pfarrer in Kopendorf.
Haie hie. Dr., Salinenarzt in Kocheudorf.
Ra ii so ii berger. Schultheis» in Jagsthau&en.
Schick Ii a r d t. Kameralverwalt in Neuenstadt.
Wiltmer. Schulthe i»s in Siglinden.
Zimmer in a n n , Pfarrer in .lagsthansen.
Bacmcister. Stadtpfarrcr
Barth. Rektor, Dr.
Bartentiach. Stadtbaumstr.
B a u m a n n , Buchdruckereib.
B » 1 1 / , Regierungsrat
B u r h I e r, Professor
F. i d e n b e n z . Stiftsprediger
Fischer, Präzeptor
G o p p e 1 1. 01»erreallehrer
G r ii n d g e i g e r, < »berlehrer
H a u b e r, Reallehrer
Lutz, OA .-Baumeister
Maisch, Dr.
M a n g o I d t , Hauptkafsier
Reinhardt. Kaufmann
Riedel, Buchhalter!», d. fürst)
Domänenkanzlei
R i e d 1 i n g , Kaufmann
Stephan, Forstmeister.
S ü s s k i ii d , Diakonus
Fleischhauer, O. •Amtmann
Marlin, O- Amtsrichter
II ö n e 8 , Helfer
K e r n e r, Hofrat
K o f f l e r, Amtmann
L" wenst ei n, Dr., Amtsrichter.
Maurer, Dr., O. -Amtsarzt l
Schnitzer. Stiftungspllegcr I
Seufferheld. Ntadtschultheiss |
Wagner. O.-Aiiitshauineister
in Öhringen.
8) Oberamt Öhringen
W a g ii e r, Collaborator j
\V a n d e 1 , Turnlehrer [ in Öhringen.
Wolff. OA.-Wegmeister J
Balz, Stadlpfarrer in Neuensteiri.
Bürger. Pfarrer in Knpferzell.
Bühler, Pfarrer in l.aiigenl>eutingcn.
Ehemann, Pfarrer in Pfedrlbach.
G e r o k , Posthalter in Sindringen.
G m e I i n . Diakonus in Waldenburg.
Goller. Stadtpfarrer in Waldenburg.
G ii ss mann. Stadtpfarrer in Sindringen.
Haas, Revierforster in Pff delbacli.
Hart mann. Pfarrer in Kschelliach.
Kern, Dr, med., in Knpferzell.
Kurz, GiUsIms. auf dem Schafhof Kupferzell.
Ludwig. Gutsbesitzer. Trautenhof.
Nee her. Reiilaintmann in Pfedelbach.
Schauffeie. Stadtsrbultheiss in Kupferzell.
Schirm. Stadtsclmltbeiss in Sindringen.
I V ott er. Domanendirektor in Waldenburg.
9) Qberaat Welntberi
Lutz, Pfarrer in Lehrensteinsfeld.
B e t z , Rittergutsbesitzer in Eschenau.
Druck, Pfarrer in Ebersbach.
F r i z , I'farrer in Grab.
K. Krau ss, Pfarrer in Eschenau.
M u r t h ii m . Pfarrer in Neulautern.
Rüben kämm. Sehullehrer in Kschenau.
Schmitt, Pfarrer in Mainbardt.
S c b u 1 f o n d A f f a 1 1 r a c h.
Ströle. Pfarrer in Geisselhardl.
in Weinsberg.
B. Aus dem übrigen Württemberg.
1) Stuttgart
B o g e r , Rektor a. D.
v. B ö 1 1 z , Ober- Post rat
v. Bühl er. Geh. Hof rat
v. Daniel, Regicmngsdir., 0. -Amtmann a. D.
Eberlc, Revisor b. K. Steuerkollegium.
Gebhard, Regierungsbaumeister.
Gross, H.. t^ehrer an der Kunstschule.
v. Gültlingen. Frhr.. Ldg -Rat.
Harlin, Olieramtsrichter.
Hartman ii. Sekretär b. K. Stcuerkollegium.
v. Hayn, Freiherr. Hofmarschall a D.
2)
A b e r 1 e , Reallehrer.
B e t z , Dr. med.
B r u c k m a n n , P.
C o 1 1 i n , Gerichtsnotar.
Drautz, Carl.
Dürr. Professor, Dr.
Gfrörer, Dr.
H e y d . Notariatskandidat.
Hintrager, Dr., Rechtsanwalt.
v. Klumpp, Dr, Direktor.
Krieg, Sehullehrer.
Lauxmann, Stadtpfarrer.
v. Merz, Dr., Prälat.
Redaktion des S t aa ts a n z e i ge rs.
Reinhardt. Gymnasialprofessor.
Schwab, Auditcur.
U x k u 1 1, Graf, Exz., Hofjagermeister.
v. W r e d e , Obertinanzrat.
II a a c k h , Kaufmann.
Maring, Buchhändler.
Henninger, I.
Henninger, II.
H e r 1 1 e r, Umgeldskommissar.
Kober, Apotheker.
Link, '
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Mcurer, Regierunpsrat. Reibet. Carl, lommcrzienrat.
M a i c r , < .»«rrealb'lirer. | Schüttle, Postsekrctar.
v. Rai ff eisen. Prälat Stärk, Stadtpfnrrer.
v. Kau cli. Fricdrie Ii.
Abel, Stadtptarrer in Gmund.
Ii au er, Stadtptarrer in <;i-o>s>achsenheim.
R a u ni nun. R< -gierungsrai in Ludwigshurg.
Ebing er. Prot! -sor in K»lingen-
v. Ellrichshausen. Freiherr, in Assumstadt.
F r o in in a Ii ii . o.-AiatM'K'liiur in Calw.
G e b Ii a r d. I!« ^L. riinpsli;imfn i>j. r in Fllwangen
(in/., Stadl planer in Plieningen.
0 unser, Planer in Mnhlliausen a d Enz.
Haago. Professor in J-N^lin^' ii
3) An ander» Orten Württembergs.
Moser, Pfarrer in Ebliaiisen
Müller, Pfarrer in Poppenweiler.
Müller, Oberamtsgeometcr in Neuenbürg.
Minist. Ohcraintmauu in Racknang.
Pczold. Stadtpfarrer in Friedricbshafen.
Pia ff, erster Staatsanwalt in Flui.
Kau, Stadtjifarrer in Heilstem
Reinbardt. Pfarrer in Wittliugen. Krach.
Richter. Stadtptfegrr in Ktlwangen.
Riedel, Pfarrer in Kirciiiierg bei Klui.
Hen /ler. «»konom in Nonlheim. S c b in e t z e r. Hauptmann in Tübingen.
II r. 1 . . 1 ickan in Welzheim. 8 c Ii in oller, Dekan in Derendingen (Tubing ).
Hönes. Plann in > >l>erri. xin^eK v. S ec k e n d o r f- (i u t c u d. Frhr., A- Richter
v. Holz. Max, I niliirr in Alfdorf in Ellwangen.
K a pf f. Amtsrichter in Li - tt, 1 ►i-r^ Sixt, Dr., Professor in Kim.
Kapfi. Praz<-pt(ir in Philimni n .Steinbeil, Hutteiivcrwalter in Friedrichsthal.
K 1 a i b e r, Pfarrer in H:r«»u. Stock tu aye r. Rektor der höh. Töchterschule
Krockciilt i ■ •! <■ r. Prot- >M>r in l.ndw igshurg. in Ludwigsburg.
Lehne mann. Am:sanw;<l; in O.'ppiiigcn. v. Wal Ihr nun. Freiherr, Kriegsrat a. 1». in
Lenze, Planer in ^ f «Ii ->l U1 n<_'cik. Cannstatt.
Magen au. P-.arrcr in lh<rri:ei!ii Wauner, Ingenieur in Kim.
Mayer, Rn i auiiisj ■ ■ k t ' • i m Ellwaugeu. W c i s s, Dr.. Rentamtmann in Adelmannsfelden.
Mezger. Dekan in LuLus^burg. 1 Werner. Dr. med., in Markgroningen.
v. Ausserhalb Württembergs.
A r n o 1 d is e 1. e ttuehhandlung in Dresden. H a n s e 1 ni a n n , Iteallehrer in Rannen.
v. (i e in in i n p, e ii , Pleii'kiiaril . Frhr.. (l.-IJof- v. L i> f f c 1 h o 1 z - K o 1 1* e r g, Frhr. z. Waller-
marschall. 1 xz,. in Karlsruhe. stein (Nallingen).
Giani. Pfarrer in l.r.tting n. Postamt Albbnick. Müller, < >!>«?iT erster in Geros! ach a. d. Murg.
Gott schick. -Siliueiikassi-r in Wimpfen. 1 St oll, Fug.. Ruchhändl. i. Freiburg, i. Hreisg.
Vereine und Institute,
mit welchen der historische Verein für das württembergische Franken
in Verbindung und Schriftenaustausch stellt.
A. Deutsches Reich.
a»
Verein tnr die (i. .-eliiebie des Bodcnsccs und seiner Kmgebung in Friedrichshafen.
Gewerbe verein Ii' il Ii "im.
tlistorisi her Verein llcilbronn.
Wurttembergisrber Altertuiusverein in Stuttgart.
K. Haus- und Staatsarchiv in Stuttgart.
Polytechnische Schule in Stuttgart.
K statistisch-topographisches Rureau zu Stuttgart.
Verein fiir Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwalten.
b) Baden.
Verein für Geschichte. Altertums- und Volkskunde im Rreisgau zu Freiburg.
Konservatorium der Altertumssammluiigen für das Grosslierzogtum Raden zu Karlsruhe.
e) Bayern.
Historischer Verein für Oberfranken zu Hamberg.
Historischer Verein für Oberfrauken zu Bayreuth.
Historischer Verein für Mittelfraukeu zu Ansbach.
Germanisches Museum zu Nürnberg.
Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
Historischer Verein für Fnterfrauken und Aschaffenburg zu Würzburg.
Polytechnischer Centraiverein zu Wurzburg.
Historischer Verein von und für Obcrhaycrn zu München.
Historischer Verein für Niederbayern zu Landshut.
Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg zu Stadtamhof.
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7
Historischer Verein der Pfalz zu Spok-r.
Historischer Kreisvertin für Schwaben und Xeuburg in Augsburg.
Neubnrger Collektanecnldatt, Iiistor. Filialvereiu.
Kgl. Bayerische Akademie der Wissenschaften zu Munclien.
d) Hansestädte.
Verein für Lübeck'sche Gescliichte und Altertumskunde.
Verein für Hauiburgiscke Geschichte.
c) Hassen.
Historischer Verein für das Grossherzogtum H's*en zu Darnistadt.
Oberhessischcr Verein für Lokalgeschichte /u Giessen.
f) Mecklenburg.
Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde in Schwerin.
g) Preussen
Berlin: K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Verwaltnngsausschuss des Üesanmereins der deutschen Geviiithts- und Altertunisvcrcinc zu
Berlin
Herold, Verein für Heraldik, Sjdiragistik und Genealogie zu Berlin.
Frankfurt: Verein für Geschichte und Altertumskunde zu Frankfurt.
Hannover: Fniversitätshihliuthek zu GuMmgcn.
Historischer Ven-in für Xiedcrsaehsen zu Hannover.
Altertums' und Geschichtsvenin in Lunehui'B-
Verein für Geschichts- und Altertumskunde der H'-r/ogtüiiior Bremen und Verden und des
Landes Hudeln zu Stade.
Hessen: Ven-in für Hessische Geschichte und Landeskunde zu Kassel.
Lahnsteiner Altertumsverein in Ohcrlahnstein (Ülicnusl.
H o h e u z o 1 1 e r u : Verein lur (ieschichte und Altertmii>kumlo in Hohenznllern-Signiaringen.
Mark B r a n d i u b u r g: Altiuarkischer Verein zu Nüzw'-dci.
Verein für (ieschichte der Mark Brandenburg in Berlin.
Nassau: Verein lur Xassauiscbe Altcrtuiuskuude zu Wiesbaden.
Xassauiseher Verein für Naturkunde.
1' omni er n: Kügisch-romiiiern'sche Abteilung der Gesellschaft für Pommerischo Geschichte und Alter-
tumskunde zu Greifswalde.
Gesellschaft für Pouimerische Geschichte und Altertumskunde zu Stettin.
1* ose i). Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen.
Preussen: Historischer Verein für Ermlaud zu Braunsberg.
Altpreussische Monatsschrift zu Königsberg,
Uheinlunde: Verein von Altcrtumsfreunden im Bhcinlamle zu Bonn.
Bergischer Geschichtsverciii.
Historischer Verein für den Xiederrhein zu K du.
Sachsen: K. Akademie gemeinniitziger Wissenschaften zu Erfurt.
Harzverein für (ieschichte und Altertumskunde zu Wernigerode,
Schlesien: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz.
Verein für (ieschichte und Altertum Schesien» zu Breslau.
Schleswig-Holstein: Schleswig-Holstein-LauenlmrgVbc Gesellschaft für die Samiiilung und Er-
haltung vaterländischer Altertümer zu Kiel.
Schleswig-Holstein-Lauenburg'sciie Gesellschaft für vaterlandische Geschichte zu Kiel.
Westfalen: Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens in Munster.
In Sachsen
Verein für Chemnitzer Geschichte in Chemnitz.
Freiberger Altertuiusvercin.
Vereiu für die Geschichte Leipzigs.
Museum für Völkerkunde zu (.einzig.
Geschieht«- und Altertumsverein zu l^eisnig im Kgr. Sachsen.
Vereiu für Geschichte der Stadt Meisseu.
i, Thiringische Länder.
Geschichts- und Altertumsforscheude Gesellschaft des Ostcrlandes zu Alteuburg.
Hcuncbergischcr altcrtuinsforschender Verein.
Voigtlandischer altertumsforschender Verein zu Hohenleuben (Beuss-Greiz) mit dem
Geschichtsverein zu Schlciz.
Verein für thüringische Geschichte und Altertumskunde in Jena.
Verein für Geschichts- und Altertumskunde zu Kahla.
B. Österreich.
K. K. Akademie der Wissenschaften zu Wien.
K. K. Centraikommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudeukmale zu Wien.
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-8
Mitteilungen der K. K. geographischen Gesellschaft in Wien.
Verein für Landeskunde von Niederosterreich in Wien.
Museum Francisco-Oaroliimra zu Linz.
Geschichtsvcrein für Karuthen zu Klagenfurt.
Fcrdinandeum fur Tyrol und VorarlUerg zu Innsbruck.
Vorarlberger Museumsverein zu Bregenz.
Iiistorische Sektion für Mahren und Österr.-Schlesien in Brünn.
Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen zu Prag.
Nordbohmischer Excursionskliih in Bohmisch-Loipa.
Verein für Siebenbürgische Landeskunde in Ilermannstadt.
Gewerbeschule in Bistriz.
Historischer Verein für Steiermark zu Graz.
C. Schweiz.
Historischer Verein für Kanton Thurgau zu Frauenfeld.
Historische Gesellschaft des Kantons Aargau zu Aarau.
Historische Gesellschaft zu Hasel.
Historischer Verein des Kantons Bern.
Historisch-antiquarischer Verein des Kantons Schaffhausen.
Historischer Verein der fünf Orte: Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden und Zug.
Antiquarische Gesellschaft zu Zürich.
Historischer Verein zu St Gallen.
Historischer Verein in Glums.
Gesellschaft für vaterländische Altertümer in Zürich.
Allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz zu Zürich.
D. Niederlande.
Maauchapij der Xederlandsche Letterkunde zu Leiden.
E. Deutsche Ostseeprovinzen Rasslands.
Gelehrte esthnischc Gesellschaft zu Dorpat.
Gciellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlauds zu Riga.
F. Schweden.
Antiquarisk Tidskrift för Swerige.
G. Nordamerika.
Smitbsonian Institution zu Washington.
Beiträge für den uns eingeräumten Teil der Viertel jahrsheftc bitten wir einzusenden an
Pfarrer Bossert in Bächlingen bei Langeuburg.
Anzeigen über Ein- und Austritt ersuchen wir zu richten an die betreffenden Anwälte und
Ton diesen an den Kassier und Versender Schullehrer Fahr in Hall; Einzahlungen an denselben.
Sonstige Mitteilungen und Zusendungen an den Vorstand Professor H a s s 1 e r in Hall.
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